A Night At The Opera von CptJH (- oder: was so alles aus Langeweile und schwachsinnigen Ideen in einem Zirkel entsteht [8 Kapitel; tbc]) ================================================================================ Kapitel 5: Vierter Auftritt --------------------------- VIERTER AUFTRITT- Erstes Bild. (Die Gefährten finden sich nach einer diesmal etwas sanfteren Landung bald in einer weitläufigen, verschneiten Landschaft wieder - Die russische Taiga. Jahrhunderte alte Nadelwälder grenzen an die meterhohe, geschlossene Schneefläche, kalter Sonnenschein fallet über den eisblauen Himmel, von fern hört man die Rufe vorbeiziehender Wildgänse- ein Juwel unberührter Natur. Ein kalter Wind weht vorbei und lasset die Fünf erschaudern.) Kurogane. Mokona. Fye. Shaolan. Sakura. SHAOLAN: Nun denn, Mokona! Spürest du schon eine Feder? MOKONA: Leider, muss ich sagen, nein. SAKURA: So frage ich mich, wo kann sie sein? Hoffen wir, dass wir sie bald finden. FYE: Sicher werden wir! Doch sollten wir auch Ausschau halten, nach Menschen oder einem Unterschlüpf - Nachts werden wir sonst wohl hier draußen erfrieren. KUROGANE: Noch sieht es hier reichlich unbewohnt aus! MOKONA: Recht hast du, Schwarzer! So sollten wir uns rasch ein Lager suchen Egal, was es sei, Hauptsache trocken, warm und gemütlich. FYE: Wohlwahr; nach einer Mahlzeit Können wir auch am nächsten Tage Ausschau halten. Der Himmel dünket mir sehr trüb; es werdet bald dunkel. SHAOLAN: Woher ward dir dieses bewusst, Fye-San? FYE: (lächelnd) Aus einem Lande, in dem es stets zu schneien pflegt Komme ich, mein lieber Shaolan. Jahre der Erfahrung lehren mich. Auch plagt mich des Winters Kälte nicht so sehr wie euch. KUROGANE: (mit gerunzelter Stirne in die Ferne schauend) Sehet ihr, was ich sehe? In der Ferne, dünket mir, erscheinet eine Art Silhouette mitten im Schnee- Ja, ein größeres Gebäude muss es sein-- MOKONA: Ausgezeichnet! Vielleicht vermögen uns die Leute dorten Ratschlag, ein Bett und eine Mahlzeit zu verehren? (So machen sich die Gefährten auf den Weg. Doch schon bald ist es dunkel, sodass man kaum die Hand vor Augen sieht. Der Mond beleuchtet allerdings gespenstig den Schnee, der des Mondes Licht leicht reflektiert. Kurogane geht inzwischen voran, den anderen den Schnee aus dem Weg räumend, Fye, munter schwatzend, hinterdrein, gefolgt von Sakura, die schon mehr und mehr müde ins taumeln gerät und von Shaolan gestützt wird. Der Atem aller steiget inzwischen gut sichtbar als Wölkchen vor ihnen auf, weil es erbittert kalt geworden ist.) FYE: Ach wie schön, so ein Spaziergang! KUROGANE: Redest du schon wieder wirr! Kalt ist's und dieser verdammte Schnee! FYE: Kalt, wahrlich. Doch der Schnee ist doch wunderschön! Wie er so leuchtet im Mondenschein! KUROGANE: Hah! Anders denken würdest du, wenn du ihn beiseite räumen müsstest! FYE: (lachend) Nur gut, dass du die Aufgabe als Schneepflug übernehmest! (er tätschelt dem Ninja den Rücken) KUROGANE: Bah, als ob ich es freiwillig täte! FYE: (fröhlich) Nun zanke doch nicht herum wie ein altes Weib! Richte den Blick auf die gute Seite der Dinge! Wenn wir bei diesem großen Haus angekommen, Erwartet uns alsbaldigst Wärme, Bett, Brot und Gesellschaft! KUROGANE: (grollend) Und wenn man uns ebenjenes verweigert? MOKONA: I wo, mit unserem Charme gelagen wir doch ohne zu zaud'ren Über jede Hauses Schwelle, nicht wahr? SHAOLAN: Ob dies' Land ein Herz im Busen wähnet Welches reisenden Fremdlingen wohlgesonnen Wissen wir nicht; (sich besorgten Blickes an seine Prinzessin wendend) Befindest du dich wohl? So sprich! SAKURA: (mehr schlecht als recht durch den Schnee stolpernd, schwach) Sorge du dich nicht um mich, Ich versuche mein Bestes, zu-- (plötzlich verdrehet das Mädchen die Augen und sinket ohne ein weiteres Wort in tiefsten Schlafe.) FYE: (wohlgemut) Hyuuu~! So muss man ihr denn zugute halten Dass sie in jener Gefechtsstunde im Wasserpalaste Den Mut einer kleinen Heldin bewahrte! So soll sie nun ruhen. KUROGANE: (brummend, eine Hand gegen den auf sie einstürmenden Schnees an sein Antlitz legend) Zum Teufel! Könnet Ihr jenes Gebäude noch erblicken? MOKONA: (indem sie auf Kuroganes Kopfe springt) Ja, immer nur schnurgerade geradeaus! Lichter seh ich da vorne, schwach, aber da! (Die Gefährten halten kurz inne, damit Shaolan Sakura wieder auf die Arme nehmen kann.) FYE: Sollte nicht doch Kuro-ne sie tragen? Erschöpft siehest du aus, Shaolan! SHAOLAN: Nicht doch, es geht. Mühet sich Kurogane-san doch schon durch den hohen Schnee. FYE: Na fein. (er tippt Kurogane an) Na komm, nun geh! KUROGANE: (murrend) Du könntest auch mal etwas tun! FYE: Ach, tue ich's denn nicht? KUROGANE: (mittlerweil' am Ende seiner Nerven angelanget) Ach, rutsch mir doch den Buckel runter! FYE: (grinsend) Ob dies deiner Gesundheit zuträglich wäre? Wohl kaum, schwarzer Sozius, nicht wahr? KUROGANE: So unterlasse doch um des Teufels willen dein Geschnattere! (mit zusammengekniffenen Augen in das wilde Schneegestöber vor sich starrend) Malefizverflucht! Die Lichter, wo sind sie hin? War es etwa nur eine Illusion? MOKONA: (sich in Kuroganes Haar festklammernd) Kann ich doch ganz deutlich den Umriss eines Hauses sehn! FYE: Was heißet da Haus- sogar ein Schloss scheint es mir zu sein! Hyuu~! Ein gewalt'ges Schloss erhebet sich vor unseren Augen! SHAOLAN: Schnellen Schrittes dorten hingeeilt! (die Gefährten nehmen alsbald ihre Beine in die Hand und wühlen sich wilden Sinnes durch jen' eiskalte Schneemassen; doch als sie jenem schwarzen Umriss nahe genug kommen, sind sie mehr als enttäuscht.) KUROGANE: (am Rande des Wahnsinns) WAS?!! Wie wird mir? Beim Satan, wie wird mir? Zum Höllenhund, zum verfluchten, nochmal! Nun sind wir durch den Schnee gekrochen gleich fünf elenden Maden Wegen-- wegen einem Platze von Bruchruinen?! FYE: (milde verwundert) Weh! Schwärzli behält Recht! Sehet nur- was uns vorhin als Schloss aus der Ferne erschienen Sind kaum mehr die Gerippe von dem, was einem gemeinhin als Schloss bekannt! (die Gefährten, von Scheitel bis zu den Zehen mit leuchtend weißem Schnee bepudert, starren nunmehr unter bedeutsamen Blicken auf die Ruinen eines alten, einstmaligen Schlosses, die sich nun vor ihnen erstrecken.) MOKONA: Und auch Lichter sind hier keine - ob ich mich getäuscht habe? SHAOLAN: Aber das Dach, es scheint mir noch erhalten - und außerdem kann ich Sakura kaum noch einen Schritt mehr weiter tragen. FYE: Ich denk, es ist ein wenig kalt hier, doch vor Schnee und Wind geschützt! Und wenn wir alle dicht zusammenrücken - dann wird es sogar warm! KUROGANE: Denk da nicht mal dran! MOKONA: Schaun wir doch einfach mal, ob sich dieser Ort zum Rasten eignet! SHAOLAN: Dann lasst uns anfangen... bald sind meine Kräfte komplett aufgebraucht. MOKONA: Armer Shaolan.... Eigentlich könnte Kurogane Sakura doch einmal tragen! KUROGANE: Ich denk nicht dran... und jetzt lasst uns gehen! FYE: (unter ernstem Blick) Haltet ein für einen Moment! So wartet doch! (die Gefährten sich verwundert zu dem Magier umdrehend.) SHAOLAN: Was ist dir, Fye-San? Sollten wir nicht zusehen, auf dass uns warm werde? In höchster Sorge schwebet mein Busen bang Um der Prinzessin fragilen Zustand! FYE: (ahnungsvoll grinsend) Sagt an, spüret ihr denn nicht Was ich spüre? Wird euch nicht jenes feine Kribbeln im Nacken gewahr Welches leise flüstert "Gefahr! Gefahr!" ? KUROGANE: (knurrend) Sollte dies eine deiner verrückten Marotten sein, Magier, ich warne dich-- MOKONA: (plötzlich einfallend, die Äuglein weit aufgerissen) Recht hast du, Fye! Zu spüren vermag ich es auch! Fast ist es mir, als finge mein banges Odem Zarteste Schwingungen einer Feder auf! ... Irgendetwas... war hier. Und das unlängst. (ein angespanntes Schweigen vergehet.) SHAOLAN: Nun - beweget die Feder sich? MOKONA: Nein - sie verharrt! SHAOLAN: Nun denn, dann kann es wohl bis Morgen warten. FYE: Shaolan, du musst wirklich erschöpt sein, sonst könntest du es kaum erwarten! KUROGANE: Sinnlos ist es eh. Seht, wie sich der Schneesturm immer weiter aufwirbelt. Dort draußen würden wir uns bloß verirren. MOKONA: Vorsichtig sollten wir trotz allem sein! Wird mir doch gewahr, dass der finstere, vulgäre Schleier Einer unbekannten Kraft über unseren Köpfen schwebet; Alsbald verblassend, doch immer noch wahrnehmbar. FYE: (sich umwendend und wachsamen Blicks die Ruinen betrachtend) Auch wirket jenes alte Schloss nicht verfallen auf mich- Eher dünket mir, dass es gewaltsam niedergerissen ward! (nach einer Weile der Stille auf den Boden deutend) So vermute ich denn, dass ebenjenes Phänomen vielleicht Auch mit diesen gewalt'gen Fußtritten im kalten Boden Eine Art Verwandtschaft hegen könnte? (Kurogane, Mokona und Shaolan ob diesen Worten wild herumfahrend. Bald wird ihnen offenbar, dass Fye Wahres sprach: Mitten in des verfallenen Schlosses Mitte, auch um seine Ruinen herum, befinden sich allenorts riesige Fußabtritte im Erdreich, jeder gut mehrere Meter breit und lang; deutlich sind noch die Spuren von genau drei langen Krallen erkennbar. Maden und Würmer um die Ränder der Spuren umherkriechend, als würde just jenen ein verdorbener Hauch von Fäulnis anhaften.) KUROGANE: (sichtlich angewidert) Bah! Wie abstößig dies mir dünket! SHAOLAN: Siehet sie wie die eines Huhns aus! KUROGANE: Dann muss es aber wirklich groß sein. Niemals stammet dies von einem Huhn. FYE: Das käme mir auch merkwürdig vor - doch warum hälst du es für so unmöglich? KUROGANE: Weil Hühner von solch Hünengestalt nicht auf diesem Erdenrunde wandeln! Basta aus! Außerdem, wieso sollte ein ordinäres Huhn irgend' Grund haben In wilder Verworfenheit ein Schloss niederzutrampeln? Viel Verstand hegen Hühner zwar nicht im Gedankenfach Doch so verstockt und verblödigt ist keines von ihnen. SHAOLAN: (nachdenklichen Blicks) Meine Kompagnons- hört- Was mir noch auffallet, ist jen' Gedanke Wo die einstigen Bewohner dieses Schlosses nun sein könnten? MOKONA: (stockend) Vielleicht ward dies' Schloss schon Länger in unbewohntem Habitus? FYE: (listig) Oder diese armen Leutchen mussten gar Vor einer riesigen Henne ins Blaue hineinfliehen! KUROGANE: (nüchtern) Oder sie sind bereits tot Und der Teufel holte sie justament- wen kümmert es? MOKONA: Mich friert es und auch Sakura wird kalt sein - was stehen wir hier noch und gehen nicht rein? Diskutieren können wir drinnen auch noch! SHAOLAN: Recht hast du Mokona. Gehen wir rein. (entschlossen, aber vorsichtig die Ruine betretend) FYE: Shaolan, nein! Mich suchet immer noch dies ungute Gefühl heim. KUROGANE: Dann bleib doch hier draußen stehn. (er folget dem Jungen) FYE: Ah - das ist noch mehr zum Fürchten, da komm ich lieber mit. (zögerlich folget der Magier nun Kurogane in das schwarze Innere der Schlossruine hinein, sprich: zu den wenigen Flecken, an denen das einstige Dach des Schlosses noch bestehet. Der Eingang verschlucket die fünf Gefährten wie ein schwarzer Schlund. Innenwärts scheinet es alles andere als bequem zu sein; es ziehet ein grimmiger Winterswind durch alle Risse und Löcher des Bauwerks hindurch, es ist bitterkalt, und es lieget ein widerlicher Dunst in der Luft.) KUROGANE: Bah! Wie ist dieses widerwärtig! Noch mehr solcher Freuden, und ich schlage mein Lager sobald Im grimm'gen Schneegestöber auf! FYE: (jenen grausigen Dunst durch die Nase ziehend; alarmiert aufmerkend) Mir dünket-- mir dünket, dies ist- SHAOLAN: (tonlos) Dieses ist- der Dunst der Toten Der uns hier dumpf stöhnend empfanget. MOKONA: (entsetzt) Tote, saget ihr? FYE: (blass werdend) Jawohl- und dorten Haben wir auch schon den ersten, meine Lieben. (unter diesen Worten zeiget der Magier an die rückwärtige Wand; in dem spärlichen Mondlichte, das hereinfallet, erkennen die Gefährten jedoch einige Überreste menschlicher, bereits verblichener Gebeine, die dort verloren umherliegen. Erschrockene Reaktion der Sozien.) SHAOLAN: (höchst alarmiert) Menschenknochen sind's! KUROGANE: Werden uns wohl kaum noch etwas tun! FYE: Wie kaltherzig du doch bist! (er schaudert) KUROGANE: Sie sind tot! Was soll man da denn noch für sie tun? Außerdem ists wohl schon länger her... MOKONA: Brr... trotzdem - es ist gruselig. (Eine seltsame Stille tritt nunmehr ein. Alles, was man wahrnehmet, ist der eisig pfeifende Wind von heraußen; alles schweiget, bis sich der Magier plötzlich in Bewegung setzet und langsam wie in Schlafwandel auf die vom Mondlicht beschienenen Gebeine zugehet.) FYE: (starren Blicks) Ich-- frage mich... Wie lange sie hier wohl- schon liegen mögen? So ausgezehrt. Abgenagt. Der Totenschädel, wie er grinst-- (sich mit freundlichem Blick an die Gefährten wendend) Fast, als würde er lächeln-- geht es ihm jetzt gut? Hat er es jetzt besser, meine Freunde, was denkt ihr? Er lächelt doch-- SHAOLAN: (stutzend) Was-- was ist dir, Fye-San? FYE: (wackelig kichernd) Was soll mir sein, Shaolan? Es ist ja nur so lustig-- Dünket mir doch, dass ein Toter eigentlich leiden muss, nicht? KUROGANE: Was redest du da wieder? Mir scheint, dir bekommt dieser Ort nicht gut. FYE: Ach was... wohl befinde ich mich! KUROGANE: Für mich sieht das aber anders aus. (Plötzlich löset sich ein wenig von dem Schnee, der an Wänden und Decke haftet und bringt auch die Gebeine in Bewegung.) FYE: (erschrocken einen Satz zur Seite machend, die Augen entsetzt aufgerissen.) SHAOLAN: Fye-san, was ist dir auf einmal - so anders bist du grad. FYE: (nicht auf Shaolans Worte eingehend) Ist-- ist es nicht möglich, heraußen zu schlafen? Schnee und Kälte, leicht lässt sich all dieses ertragen-- Ich- ich mag nur nicht wirklich- MOKONA: (sorgsam) Neben einem Toten schlafen? Meinst du ebenjenes, Fye? FYE: (erleichtert; sich nach und nach vor den abgewetzten Gebeinen zurückziehend) Ja-- ja! Genau justament dieses! Ich schätze keinen Toten als Herzensfreund, Und- und eben deswegen, und desgleichen, ihr wisst gewiss Was ich euch sagen will, nicht? KUROGANE: (Fye misstrauisch beäugend) SHAOLAN: Vorstellen kann ich es mir durchaus, Fye-San. Gott sei Dank weiß unsere Prinzessin noch nichts davon! Auch ihr widerfähre keine ruhige Minute, dünket mir! KUROGANE: Vielleicht findet sich ein Raum, der frei von Gebeinen ist und dessen Wände und Decke noch nicht eingestürzt. Wartet hier, ich sehe schnell nach. FYE: Und lässt uns hier alleine stehen?! Auf gar keinen Fall! KUROGANE: Dann folget mir nach. FYE: Keinen Schritt weiter geh ich hinein. KUROGANE: Wenn du dich nicht entscheiden kannst, dann lass es sein. SHAOLAN: ... Draußen scheint es mir doch kälter als hier und gibt es eine Möglichkeit, das einer der Räume noch intakt, dann sollten wir hier verweilen. FYE: Aber - Aber... KUROGANE: (ungeduldig) Zum Teufel auch! Es wird dich schon niemand fressen! Sind wir doch alle hier, der Feind erstürbe zuerst! SHAOLAN: So sollten wir denn abwechselnd Wache halten Auf dass wir uns vergewiss'ren, dass wir keine willigen Opfer Für einen gesichtslosen Feind seien. FYE: (schnell einfallend) Hör, Shaolan! Keine Sorgen brauchet ihr euch alle um die Wache zu bereiten: Gerne wache ich für euch draußen! Egal wie viele Stunden es sind Oder sein mögen! Kalte, lange Nächte bin ich bestens gewohnt Und habe zudem noch jene Nixenseel', die mich liebend bewahre Vor Kummer und des Winters Grimm. KUROGANE: Kompletter Irrsinn ist's! Entweder erfrieren oder einschlafen würdest du! Es bleibet denn beim Schichtenwechsel, Und draußen wachet niemand, verstanden- Reichet es doch, die Tür des Raumes im Aug' zu behalten. Und Ende der Diskussion! (daraufhin weitergehend) SHAOLAN: Ich denke auch ,dass dies genügt. Draußen ist's schwer, die andern rechtzeitig zu warnen. FYE: (zögerlich hinterhertappend) ... Trotzdem wird und wird es mir nicht lieb. (sich schnellen Schrittes gleich neben Kurogane begebend) KUROGANE: (gereizt) Bleibe mir bloß vom Fell! Mir scheint, du wähnest keinen Funken Männerstolz im Leibe-- FYE: (immer noch etwas blass um die Nase) Du denkest, dass Furcht mit Männerstolze etwas am Hute hat? KUROGANE: (brummend) Dreimal verflucht, schweig still... Beruhigte es dich denn endlich Wenn ich sagte, dass ich jedem Angreifer Das Mark zum Kopfe hinausdresche? FYE: (verhalten grinsend) Im Ansatz, wohlwahr. Das wird eine schöne Nacht. MOKONA: (nervös) Ach? SHAOLAN: (tief in Gedanken) Jen' Frage Die ich mir immer noch gedanklich stelle Ist just jene, warum sogar die Gebeine Solch' zerstümmelten Eindruck machten? KUROGANE: (abfällig) Frage doch das Riesenhuhn! Das gäbe eine deliziöse Brühe. Beim Karpatenhund! FYE: Reden wir nicht mehr darüber - suchen wir lieber; einen Raum, in dem es etwas wärmer ist... (zu sich sprechend) ... Auch wenn es mir lieber wär, wir fänden ihn nicht... KUROGANE: Was murmelst du da vor dich hin? FYE: Ach nichts! Fragte ich mich nur, ob wir diese Suppe mit dem Riesenhuhn alleine essen könnten! (grinsend, allerdings nicht so sicher wie sonst) MOKONA: Ein reinliches Huhn schien es mir nicht gewesen zu sein; Fröhlich tummeln sich Maden, Kakerlaken und Würmer allhier! Zweifele ich allmählich daran, ob solch Brühe überhaupt genießbar wäre! (ein allgemeines Schweigen tritt ein, da die Kälte jedem der Gefährten wahrlich zu schaffen macht. Nach einer Weile werden sie fündig; der Blick des Zuschauers fallet nun auf eine noch überdachte Nische, die im Windschatten des grimm'gen Winterfrostes liegt und in Mondlicht gebadet ist. Auch ist sie frei von Fußabtritten und Maden; nur ein einziger Totenschädel lieget dort umher, den Kurogane allerdings, sich eines derben Fußtrittes bedienend, in die weißen Weiten hinausbefördert.) FYE: (erleichtert) Hier ließe es sich aushalten- Meinet ihr nicht auch? Wie schön der Mond heute scheinet! SHAOLAN: (nickend) Wohlan. So lasset uns denn für heute dies' als Lagerplatze wählen. FYE: Und wenn ich ich die Idee von vorhin wieder aufgreifen darf- Rücken wir doch lieber zusammen, auf dass es wärmer wird! SHAOLAN: Recht hast du Fye, zittern wir doch alle schon vor Kälte. MOKONA: (etwas wohlgemuter nun) Ei, wie wird das kuschelig! Alle beisammen! KUROGANE: (knurrig) Mir dünket allmählich Dass die Kälte euren Verstand unlängst entfleuchen ließ-- SHAOLAN: Ist es doch der einzig vernünftige Weg. Lasset uns denn jene Ecke dorten als Zuflucht wählen Jeder breite seinen Mantel aus und entfache sein Seelenlicht- So dürfte es gehen. (Die Gefährten drängen sich notgedrungen im Windschatten der Winterskälte zusammen und nutzen ihre Umhänge schlicht als Decke; ein wenig wirken sie wie fünf arktische Pinguine zur Brutzeit. Es wird alsbald still; alles, was man noch wahrnehmet, ist das unerbittliche Heulen des Windes und das unterdrückte Zähneklappern der Gefährten.) FYE: (subito) Und morgen? SHAOLAN: Morgen sollten wir eiligst zusehen An Kunde über dieses Land und einen warmen Lagerplatze zu kommen. KUROGANE: Sicher wissen die Leute hier bescheid Über jen' bizarres Riesenhuhn, wenn es denn ein Huhn sei-- Zum Teufel, rücke mir nicht zu nah auf! Ersticke ich ja beinahe! FYE: (jammernd) Friert es mich aber, Kuro-Pyon! KUROGANE: Ach, rutsch mir doch den Buckel hinunter. SHAOLAN: (beschwichtigend) Schlafenszeit nun! Gute Nacht! (Es dauert länger, bis die Gefährten in den Schlaf gefallen sind - doch bald schlafen zumindest Shaolan und Mokona. Fye rücket wieder näher zu Kurogane hin.) KUROGANE: Ich sagte dir anitzo, nicht so nah, verdammt nochmal! FYE: Du klapperst ebenso mit den Zähnen wie ich! Da können wir beide Wärme sehr wohl gebrauchen. Und so bekommt man sie nunmal! KUROGANE: Mein Zähneklappern bildest du dir ein, Wirrkopf! Und jetzt schlaf, bei allen tausend heulenden und jaulenden Höllenhunden! FYE: Ja aber, Schwarzrock-- KUROGANE: SCHLAF!! FYE: (quengelnd) Hoh! Jetzt schmolle ich! KUROGANE: Wenn du das schlafend tust, so reicht mir das. Gute Nacht! (sich knurrend auf die andere Seite wälzend und Fye damit den Rücken zudrehend. Ein langes Schweigen vergehet.) FYE: (bettelnd) So dürfte ich mich denn, mein lieber Sozius, Ein wenig an deinen Rücken lehnen? Ist er doch so warm! (vom Ninja ertönet nichts weiter als ein halblautes Brummen.) FYE: (fröhlich) Ach, wie ich dir danke! (da der Ninja nichts mehr von sich gibt, schmiegt sich Fye an ihn heran) FYE: Ah...so dünket es mir sogleich besser... (wieder zu sich murmelnd) Und vertreibt es auch so, die Schatten der Nacht und das Grauen, was mich überfiel. Und, ach! Das Mondlicht, es scheint mich zu rufen, Zu sich, in seine kalte Umarmung. Doch ist mir menschliche Wärme um so vieles lieber... (seinen Kopf fester gegen Kuroganes Schulterblätter drückend) Weh, weh, will mir's Herze doch schon wieder schwer werden. So sollte ich denn besser innehalten, An jene Toten zu denken, an jene karst'gen Gebeine Und in der Wärme ruhen Welche mir nun vergönnt. (schließlich gelinget es dem Magier, seine Augen zu schließen und sich zu entspannen. Langsam greifet der Schlaf mit weichen Fingern nach ihm und lasset ihn entschwinden. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) (als die Szenerie wieder hell wird, ist das erste, was dem Zuschauer offenbar ward, ein heftig aus dem Schlaf hochfahrender Fye, der sich einem Reflex folgend sofort aufrecht hinsetzet und wilden Blicks ins Leere starret, am ganzen Leibe zitternd und schweißgebadet; sobald er merket, dass er nur träumte, und dass um ihn herum der Schneesturm bereits zum Stillstande gekommen ist, atmet er unter gequälter Miene aus und beruhiget sich alsbald wieder.) Fye. FYE: (immer noch schwer atmend, hastig zu sich sprechend) Ich bin wach, ich bin wach-- Es ist nichts passiert- nur ein Traum-- (seinen Blick hektisch zu Shaolan, Mokona und Sakura, dann bald zu Kuroganes schlafender Gestalt schweifen lassend; seine Worte schweren Herzens wiederholend) Nur ein Traum... (Stille.) Aber - Gott sei Dank, niemanden erweckte ich ungnäd'gen Sinns aus dem Schlafe. (er steht vorsichtig auf, um nicht Kurogane zu wecken, geht hinüber zum Fenster - zumindest, was davon übrig ist- und schauet zum Monde herauf, der voll und klar über dem Walde steht. Zutiefst bekümmert und mit traurigem Blicke.) Erinnert mich all dies doch an früher! Warum kann ich nicht vergessen, was einst geschah? - ARIE DES FYE - (" Zwielicht und Schatten") (Am Himmel teilen sich die Wolken. Fye sich in einem leichten, ziellosen Rhytmus zum vollen Scheine des Mondes hinbewegend, um von ihm umhüllt zu werden; es herrschet nun eine zutiefst sanfte, herzzerreißende Stille. Leises Einsetzen des Orchesters. Die ganze Szenerie ist nunmehr in silbernes Mondlicht getaucht.) FYE: (leis) Es weilte einst ein junger Mann In schneeumschwebten firnenlos' Weiten Sein Herz ward' verlorn, es schwand hinweg über endlose Zeiten Zart erfroren sein junges Odem, ohne Schmerz zu bereiten Sanfte Ozeane waren seiner Augen milder Blick Doch nie mehr kehrt sein Herz zurück. Erfroren ists, Daraufhin zerbrochen, Durch Eiseskälte einst, Und verlorenes Vertrauen, Welches sich wohl niemals mehr wird neu erbauen. Und ob dieser traurigen Vergangenheit, Lieget auch die Zukunft, In Zwielicht und Schatten. Ach - wird die Wärme und festes Vertrauen, Jemals wiederkommen, Gleich dem Morgengrauen? Keinen Schmerz nunmehr er spürt Wenn des Messers Schneide er berührt Oder eine zart erfror'ne Hand zum Feuer führt Wie tot ist nur ein solches Herz Wenn es leise eine Träne weint vor Schmerz? Leise wird es weinen, leise ermatten Verloren auf ewig in Zwielicht und Schatten Leis' verblutet es, gebissen von einer unsichtbaren Schlange Hoffet es denn vergeblich, dass eines Tages ihn jemand empfange Mit weit geöffneten Armen und strahlenden Augs'? So fern scheint es ihm wie der Nacht des Morgens ersten Taus Und selbst ein bittersüßer Atemzug Von vergebener Hoffnung auf Zärtlichkeit scheint ihm genug. Heilen wird es wohl nicht mehr, Doch - ach, vielleicht darob gesplittert Trotzdem noch zusammenhält? Wills doch nur Wieder ein wenig Wärme erfahren, Nach all der Eiseskälte die herrschte Und es schließlich brach! So hofft es auch fürhin wie in all den Jahren Auf zwei Arme, die es vor dem Fall bewahren Auf eine sanfte Stimme, einen milden Blick Die ihm bringen verlorene Kraft und Wärme zurück Auf dass es wieder eins werde. Nur ein einziger Augenblick der Geborgenheit. Zu löschen diese Tränen, die zu fließen hatten In Winterskälte, in Dunkelheit In Zwielicht und Schatten. (Ein leises Geräusch lasset Fye aufmerken; er hält nunmehr in seinem Gesang inne und fahret herum, als er Schritte hinter sich hört. Es ist Kurogane, der aufgewacht ist, da er gemerkt hatte, dass Fye nicht mehr am Lagerplatze weilte.) Fye: (ein wackliges Lächeln auf sein Gesicht zaubernd) Kuro-ne, sag, kannst du etwa auch nicht schlafen? KUROGANE: Wie soll dies denn möglich sein, wenn du hier stehst und durch die Gegend plärrst? FYE: Ich plärre nicht – ich betrachte lediglich den Mond. KUROGANE: ...und heulst ihn dabei an wie ein einsamer Wolf? Erzähle doch nichts, wurde es mir doch deutlichst gewahr! - DUETTINO DES FYE UND DES KUROGANE – Fye. Kurogane. (Fye, abermals in sanfte Melancholie zurückverfallend, in wiegenden Bewegungen im gespenstischen Glanz des Mondlichtes wandelnd; Kurogane, weit weniger inspiriert, sehet ihm unter zweifelnden Blicken dabei zu.) FYE: Der Mond ruhet sanft in tiefster Nacht Umschwebt von der Wolken Schleier sacht Zart lockt mich des Schnees unirdisch' Glanz Mild umfanget der Nachtwind meinen Körper ganz. Zeuget es nicht von Respekt, wenn man auf Reisen Solch' Schönheit mit einem Lied will Ehre erweisen? KUROGANE: (einstimmend) Lied? Magier, konnte ich dich doch nur klagen sehen. Mir schien, du wolltest gleich dem Monde untergehen Denn wie er, so sanft und kalt ist auch dein Antlitz; Schütze mir nicht zu singen vor, ist es doch nur ein Witz. FYE: Wenn es ein Witz wär, Würd ich Lachen, So, schau her! Zu scherzen beliebe ich nicht, Hast du es doch schon rausgekriegt. KUROGANE: Was soll dann das Theater? Sag doch einfach, Was dies alles soll? Führst dich auf als wärst du voll, Nur das Ende ohne Kater. FYE: (stockend, die Augen niederschlagend) Kurogane-- mein lieber Weggefährte- (abbrechend) Ach weh, wünschte ich, ich besäße ebenso diese Härte Die mich erstarken lasset und grimmig macht Und vergessen lässt die Schrecken dieser einsamen Mondesnacht- Der Totenschädel, wie kalt und verschmitzt Er mich angegrinst-- KUROGANE: (geringschätz'gen Tones) Dein Blick, er ist irr. Auch redest du wirr. Froher wäre ich, wenn du klaren Wein mir einschenktest Denn seh ich doch: das, an dem du dich einst erhängtest War für kurze Zeit wieder da. Doch sprichst du nicht Tust so unnötig stolz und kennst keinen Menschen nicht. Und willst du dir eben diesen Weg wählen So musst du mir auch nichts erzählen. FYE: So willst du es denn Wirklich hören, vor was ich davon renn', Immerzu, die ganze Zeit? Meine doch ein wenig unerfreulich' Vergangenheit - ... Ach was, nein, breite ich doch lieber Den Mantel des Schweigens darüber. Gehet es nur mich etwas an. KUROGANE: Nun denn, so tue dieses sodann. Geht es mich auch nicht das Geringste an. Auch wenn du auf Maskenspiel vertraust in größten Stücken- Lass dir gesagt sein, ich vermag dahinter zu blicken. Du tötetest. Und genauso tötete auch ich. Darüber zu reden ist keiner von uns erpicht Doch die Zeit rückwärts schrauben können wir nicht. (Fyes verwunderte Mimik beobachtend. Kurze Stille.) FYE: (leis, mehr zu sich selbst) ... Doch hielte ich sie jetzt gern an, und sei's nur für eine Stund'... KUROGANE: Was murmelst du dort wieder herum? FYE: (fast flüsternd) Nichts von Wichtigkeit. War's doch nur eine Nichtigkeit. (Stille.) Gefallet dir denn der Mond, wie er am Himmel schwebt? KUROGANE: Nicht unbedingt, ich bin kein Poet. FYE: Denkst du? Vielleicht durchaus - Auf deine Art und Weise. Vielleicht eine deiner innren Stimmen, Zart und leise! Vielleicht flüstert sie dir grad, Das der Mond da oben, Wie er dort thront, Doch nicht ganz so unansehnlich ist! KUROGANE: Davon hab ich nichts Verlauten lassen. Nur interessier ich mich nicht Unbedingt dafür. FYE: Bist du dir auch sicher darob? KUROGANE: Und ob. Vor Grimm würd' es mich alsbald verzehren Müsste ich hier hocken und den Mond anplärren! FYE: Sodann, reichet dir das Anschauen nicht? KUROGANE: Wie gesagt, ich bin nicht darauf erpicht. Lieber ruhte ich heute Nacht noch irgendwann Auf dass ich morgen aufrecht stehen kann. (Fye mit gerunzelter Stirne musternd) Auch hätte es wohl einen besseren Zwecke Wenn du dich nun auch begäbest zur Lagerstätte; Beim Gedanken, morgen deine erforene Leich' vorzufinden Wird's mir grün im Leib. FYE: Ach? Wie würdest du solches Grünwerden begründen? Sorgest du dich gar um meinen Verbleib? KUROGANE: (brummig) Ob solchen hirnrissen Fragen Würde sogar ein Heiliger verzagen. Hörte ich dies doch auch sagen, Letztens in der Nixenpolis. "Und nicht nur, weil du gehörst zu uns'rem Gespann Sorge ich mich um deine Person dann und wann!", Waren deine Worte! FYE: Erstaunlich, dass du sie noch weißt, Und sie rezitierst an diesem Orte! Doch, ist dies bloß ein reines Zitat, Oder das, was du wirklich gern gesagt? (Stille) KUROGANE: (verärgert) Mir dünket, ein elender Schwätzer bist du. (Stille.) Aber bevor ich nie mehr kehre zur Ruh' Gehe ich jetzt vermaledeit nochmal unter die Decke. Und du verkriechst dich nicht weiter hier wie in einem Verstecke Und folgst mir jetzt nach ohne deinen ganzen Verdruss Auf dass meine letzten Nerven ich nicht verschwenden muss. Auf, marsch! Jetzt sofort! FYE: Aber mir gefallet dieser Ort! KUROGANE: (barsch) Keine Widerrede mehr! (als sich der Magier immer noch nicht rühret, packt ihn der Ninja kurzerhand am Mantel und schleifet ihn hinter sich her wie ein lästiges Postpaket. Verbissen will er ihn Richtung Lagerstätte zerren, doch merket er, dass Fye bald freiwillig mitlaufet und lasset von ihm ab. Nach ein'ger Weil hält ihn der Mager jedoch von hinten zurück.) FYE: (stockend) Kurogane-- ich dank dir sehr... KUROGANE: (stehen bleibend) Was? (ein langes Schweigen vergehet- Bis Kurogane plötzlich gewahr wird, dass sich Fye von hinten langsam mit dem Kopfe voran an seinen Rücken sinken lasset, scheu und zögerlich wie ein verschrecktes Kind. Überrumpelt spüret er, wie sich des Magiers Finger in seinen schwarzen Umhang graben.) FYE: (leise in Kuroganes Mantel hineinsprechend) Graute es mir doch sehr vor dem Schlosse hier, Doch jetzt, bei dir, Schwindet meine Angst und ich bin nicht mehr gar so bang. Hoff ich doch, wir könnten so verweilen, Einen Moment lang. So warm bist du, Finde ich bei dir zur Ruh. KUROGANE: Was gibst du da von dir? FYE: (unter geschlossenen Augen) Nichts... bleibe einfach so. KUROGANE: (brummend) Du bist seltsam. (Ein langes Schweigen vergehet, in dem sich Fye nunmehr weiterhin an des Ninjas Rücken festhält, und Kurogane auf irgendeinen unbestimmten Punkte im Himmelszelt starret, anscheinend peinlichst darauf bedacht, nicht in Wutgeschrei zu verfallen. Schließlich sich wieder in Bewegung setzend.) KUROGANE: So, jetzt ist's genug. Glotze um Gotteswillen nicht so! FYE: (fast vorneüber fallend) Ah, das war fies, Wo du doch Sylfae Nächtelang in deinen Armen Liegen ließt! KUROGANE: (herumfahrend) Nonsens! Dem war nicht so! War es nur eine halbe Und dazu bedeutungslos! FYE: Ei, da werden meine Augen groß! Da gibst du es also zu, Hab ich wohl mit meiner Vermutung, Mitten ins Schwarze getroffen! KUROGANE: (stutzend) So hast du bloß ins Blaue geschossen? FYE: Sagte ich das nicht? Hast du dich also, unwissentlich verraten, So ist's wahr? KUROGANE: Ja! Doch nicht so wie du denkst! FYE: (fröhlich) Hyuuuu~ ! KUROGANE: Gleich schwellet mir die Ader! Ins Bett, aber sofort! Los! Marsch! FYE: Unterwegs, unterwegs... (die beiden Gefährten, auf Lautlosigkeit bedacht, zurück zur Lagerstätte wandelnd, um alsbald unter ihre Mäntel zurück zu schlüpfen, im Versuch, die sibirische Kälte abzuwehren. Fye den Kopf an Kuroganes Rücken lehnend.) KUROGANE: (gereizt, Fye von sich schiebend) Was, schon wieder?! Nun reichet es mir aber! FYE: Es ist, wie's ist: warm zu halten gilt's den Korpus nun. KUROGANE: ... Steck es dir an den Hut Und gib nun endlich Ruh'. Kein Mucks mehr, beim Teufel auch, Oder ich vergesse mich baldigst! Gute Nacht! FYE: Gute Nacht! (sodann auch Stille haltend um den Ninja nicht doch noch zu erzürnen. Schon bald liegt eine friedlich Stille über den Gefährten. Der Mond scheinet ruhig über dem samtblauen Himmelszelt und tauchet alles in silbriges, weiches Halblicht. Die Szenerie verdunkelt sich. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT - Zweites Bild Shaolan. Sakura. Mokona. Kurogane. Fye. (Langsam strecket die Sonne ihre Strahlen über die Weiten des Landes aus. Davon bekommen die Gefährten nichts mit und schrecken erst auf, als das gleichmäßig gehende Geräusch stampfender Hufe einer großen Anzahl Tiere und Rufen von Leuten sie wecket.) MOKONA: (zerzaust) Was spielet sich hier ab? Wie wird mir? Huh, wie kalt, trotz Sonnenschein! KUROGANE: (sich das schmerzende Kreuz reibend) Dreimal könnt' in Flüchen ich mich ergehen Über solch eine vermaledeit schlechte Nacht! FYE: Nun beruhige dich! SAKURA: (aufmerkend) Sehet her, meine Freunde! Dorten kommen uns Leute entgegen! Vielleicht sind es ja Einheimische jener schneedurchwehten Gestade? SHAOLAN: (entschlossen) Herausstellen wird es sich, ob sie Freunde oder Feinde sind! (an ihrem Lagerplatze verharrend, beobachten die fünf Gefährten nunmehr, wie die beiden Leute, die allen Anscheins nach noch sehr jung sind, fürhin schreiten und sich unter Zeichen der Neugier nähern. Ein Mädchen und ein junger Mann sind's; das Mädchen von blondem, streng geflocht'nem Zopfe, molligen Proportionen und mit einem wollenen Kopftuch sowie einem Pelzmantel bekleidet; der junge Mann an ihrer Seite mit hellrotem Haar und kaum erkennbarem Kinnbart, auch mit einem Pelzmantel gegen die Winterskälte geschützt. Anuschka und Alexej heißen sie.) Alexej. Anuschka. Fye. Shaolan. Kurogane. Mokona. Sakura. -WECHSELGESANG- ANUSCHKA: Ei! Mein Alexej, sieh dir dieses an! ALEXEJ: (belustigt) Ein ungewöhnlicher Fund, mein lieber Mann! Sagt an, meine lieben Fremdlinge, was suchet Ihr hier? Höchst ungewöhnlich dünket Eure Kleidung mir- Sagt, kommet Ihr vielleicht aus fernem Lande? KUROGANE: Das sieht jeder, der bei klarem Verstande. FYE: Na, Na, Kuro-ne! Nicht gleich wieder so unhöflich und ruppig! Nun denn, sollten wir doch erst Unsere Namen nennen, wie es sich gehört. Dorten, Sakura, Shaolan und Mokona, Und Kurogane, gerufen Kuro-na! KUROGANE: Ach, vermaledeit nochmal... FYE: Mich ruft man Fye de Flourite, Doch reicht auch Fye! ANUSCHKA: Sieh an, Fremde mit Manieren! So werden wir zwei uns denn auch nicht zieren Unsere Namen zu nennen: ich bin Anuschka Und mein rotbeschopfter Begleiter da Ist mein Verlobter Alexej! FYE: (fröhlich) Angenehm, angenehm! Konnten wir euch nämlich schon aus der Ferne seh'n- Saget an, sind dies dort drüben eure Rinder? ALEXEJ: So ist es, doch manchmal benehmen sie sich eher wie Kinder- Vor allem, wenn unser Weg uns entlangführt an diesem Orte Über den sowieso kein lebendig' Odem verliert ein gutes Worte! SHAOLAN: (alarmiert) Heißt dies, dass es nicht gut um diesen Platze steht? Oh, ich fleh Euch an, Alexej! Erzählt! ANUSCHKA: (beschwichtigend) Na, na! Nicht so eilig! Mittagsmahl gibt es bei uns nämlich zeitig Und ebenfalls dünket mir, dass euch nichts Verworfenes im Busen schwebt; So hoffen mein Schatz und ich, dass ihr euch erhebt Und uns folgt zu unseres Hauses Schwell'! (Sakura über den Kopf streichelnd) Halb erfroren seid ihr! Also macht schnell! FYE: Hyuu! Auf der Stell'! Noch so eine grausige Nacht, Will ich nicht noch hier verbringen, Auch - wenn es doch nicht so schlimm war Wie gedacht! (Kurogane auf die Schulter klopfend, welches nur durch einen entnervten Blick erwidert werdet) SHAOLAN: Recht vielen Dank! Kommen wir gern mit euch - Kalt ist's wirklich Außerdem - einges wollen wir in Erfahrung bringen. SAKURA: Richtig, wo wähnen wir uns hier? ALEXEJ: (überrascht) Das wisset ihr nicht? In der sibirischen Taiga weilet ihr nun, mein liebes Kind! Und zudem ist's nun auch Winterszeit. Wahrlich nicht geeignet für eine Nacht im Freien! ANUSCHKA: Wäret ihr nur ein wenig weitermarschiert So hättet ihr vielleicht noch unser Heimatdorf erblickt. Aber, weh! Wie es stürmte und schneite gestern nacht! Die ganze Zeit lag Väterchen Mischa wach. Es ziehe ihm so durch alle Knochen, klage er- (die braune Leitkuh der Herde an den Hörnern fassend, die sich sofort hastigen Schrittes von der Ruine wegbeweget) Komm, komm, meine liebe Braune! Hetze nicht so! Führ uns heim! SAKURA: (Anuschka bei der Hand nehmend) Sag an, wie heißet sie denn? ANUSCHKA: (lachend) Die gute braune Maya. Kommt! Mütterchen Sarojova hat heute für die Familie gekocht! SHAOLAN: (einfallend) Aber nun erzählet doch! Wieso meiden eure Rinder diesen Ort gar so sehr? ALEXEJ: (mit geheimnisvoller Stimme) Er ist verflucht, so saget man! Ein unbekanntes Phänomen fiel einst hier ein Und stahl diesem Schlosse seine stolze Natur! ANUSCHKA: Ach, was erzählst du nur! Märchen sind's, das Schloss Ward einfach nur verlassen. KUROGANE: Und die vielen Toten dort? ANUSCHKA: Eine Krankheit raffte sie dahin, Doch der Sagen und Geschichten wegen, Kommt auch niemand mehr zu den Ruinen hin. FYE: Und wer entsann sich diesen Fakten, Anuschka? ANUSCHKA: Unser Dorfältester selber war's Der diesen Sachverhalt hier festgestellt. Dies erkläret auch den Hauch der Fäulnis Der jenen verrotteten Mauern anhaftet bei Tag und Nacht. Doch nun genug von solchen Schauergeschichten. Noch etwas länger an diesem Orte, und die Kühe verlieren den Verstand-- ALEXEJ: Recht hast du, Anuschka mein! Auf geht's heim! (der braunen Leitkuh einen Schlag auf die Kehrseite versetzend) Hoh, Braune! Und hüh, immer feste zumarschiert! (mit einem gemächlichen Brummen setzet sich die Leitkuh in Bewegung, worauf die anderen Rinder brav dem Zuge der Gefährten und ihrer beiden neuen Bekannten folgen.) SHAOLAN: Aber nun im Ernste, Alexej! Ereignete sich Seltsames in letzter Zeit hier in der Taiga? Gebet es gar jemanden, der kundig der Vorkommnisse sich wähne? ALEXEJ: (lachend) Unermüdlich, wie? Nun mache dir keinen Kopf, Bursche; Bei Tische wollen wir darüber reden. SHAOLAN: Es ist wichtig, doch Werde ich mich eben solang gedulden noch! (So ziehet der Tross eine ganze Weile munter über dies und jenes plaudernd, über die stille Schneedecke, bis sie das Dorf erreichen) ANUSCHKA: Wohlan, da sind wir! FYE: Was für ein hübsches Dörfchen! ALEXEJ: Nicht wahr? Und auch die Leutchen die hier wohnen Müsset ihr kennen lernen! SHAOLAN: Aber gerne... sagt, werden wir gut empfangen werden? ANUSCHKA: Wieso solltet ihr nicht? Wartet es ab, die Leute sind nett! SHAOLAN: Wohl dünket mir dieses. Ich freue mich, sie kennenzulernen! FYE: Dann hinab ins Dorf! (vor den Gefährten erstrecket sich nunmehr eine Ansammlung von etwa zwanzig niedlichen Häuschen, in den verschneiten Hang eines Hügels im Windschatten geduckt; Rauch schwebet über den verrußten Schornsteinen, spielende Kinder laufen umher, alte Leute sitzen dick vermummt vor ihren Häusern, um einen Schwatz zu halten, man höret Pferdegewieher, Lachen, das Blöken von Schafen und noch viele andere dörfliche Geräusche desgleichen; Anuschka ob der Freude, endlich wieder nach Haus' zu kommen, einen munteren Gesang anstimmend.) -DUETTINO DER ANUSCHKA UND DES ALEXEJ- ("Geh heim, meine Kuh") ANUSCHKA: Meine liebe Kuh, geh nach Hause, Meine liebe Braune, geh nach Hause! Ach du, Ljuli - mein Wacholder locket mich gar sehre Im Garten ist die Beere, meine Himbeere. ALEXEJ: Wie gern ich doch meine liebe Kuh habe und wie ich ihr Brennnesseln schneide als Gabe! Ach du, Ljuli - mein Wacholder locket mich gar sehre Im Garten ist die Beere, meine Himbeere. ANUSCHKA: Friss nach Herzenslust, meine liebe Kuh, Iss dich satt, meine liebe Braune! Damit du satt wirst, meine liebe Kuh, Damit du Sahne gibst, meine liebe Braune! Ach du, Ljuli - mein Wacholder locket mich gar sehre Im Garten ist die Beere, meine Himbeere. (den Gesang der beiden jungen Leute vernehmend, und vor allem die unbekannten fünf Gefährten erblickend, schauen alle Leute interessiert auf.) BEIDE: (während sie durch das Dorfe lustwandeln) Tý poidi, maya karovushka, damoi, tý poidi, maya buryonushka, damoi! Akh, tilili, kalinka maya, f sadu yagoda malinka maya. Uzh kak yal mayu karovushku lublyu, uzh kak yal to yey krapivushki nazhnu! Akh, tilili, kalinka maya, f sadu yagoda malinka maya. (Die Dorfbewohner stimmen mehr und mehr ein) Kushai f volyushku, karovushka maya, yesh tý dosýta, buryonushka maya! Akh, tilili, kalinka maya, f sadu yagoda malinka maya. Shtob sýta býla, karovushka maya, stobý slivotshek, buryonushka, dala! Akh, tilili, kalinka maya, f sadu yagoda malinka maya. FYE: Wir kennen auch einige hübsche Lieder! Nicht wahr, Mokona? (dem Pelzball zuzwinkernd) MOKONA: Ah, recht hast du! FYE+MOKONA: (in vollstem Einverständnis anstimmend) -DUETTINO DES FYE UND DER MOKONA- ("Das Hündchenlied") Süßes großes Hündchen, wackel deinen Schwanz! Süßes großes Hündchen, tanz den Dackeltanz! Süßes großes Hündchen, bell und jaul hübsch fein! Süßes großes Hündchen, schläfst mir ja schier ein! Sei doch keines Streites Schmied! Sing mit uns das Hündchen-Lied! KUROGANE: (erbost) Schweiget still, sofort! Welch Nonsens! ANUSCHKA: (erstaunt) Beliebt es dir nicht zu singen, Großer schwarzgewand'ter Krieger? KUROGANE: Ein leidliches Thema, drum genug davon. FYE: (lachend) Und fanget in seiner Gegenwart Bloß nicht vom Tanzen zu reden an-- KUROGANE: Halt den Schnabel, bei allen Teufeln und Dämonen! ALEXEJ: (belustigt) Mir dünket, eine illustre Runde seid ihr- (zu Anuschka sprechend) Anuschka, schnell! Treibe die Rinder rasch in den Stall Einstweilen suchen die fünfe hier und ich Mütterchen Sarojova Auf dass sie rasch den Tisch decke! ANUSCHKA: Aber ja. Ihr werdet sehen, meine Lieben Bei uns brauchet ihr weder ob Hunger noch ob Kälte zu zitt'ren. (das Mädchen abermals die Leitkuh am Horne fassend und den Zug der Rinder rasch in Richtung der großen Ställe am Ende des Dorfes führend.) FYE: (leutselig) Ach!, wie wunderbar Mir das ländlich' umschwebte Leben doch lebenswert dünket! KUROGANE: (stöhnend) Du mit deiner elenden Schwärmerei-- FYE (zu Kurogane sprechend) : Lass mich doch fröhlich sein, wenn ich dies will! Nicht jeder kann so deprimiert sein wie du, nicht? KUROGANE: Ich bin nicht deprimiert! Mir scheint nur, als wärest du immer glücklich! SHAOLAN: So lasset eure Zankerei, werte Freunde! Kommet mit! (Bald stehen sie vor einem gemütlich anheimelnen Häuschen, mit kleinen Blumenkästchen davor, die allerdings abgedeckt waren. Dahinter ein kleiner Garten, der aber unter einer Schneeschicht begraben war - nur noch der Zaun, der aus dem Schnee herausstak, ließ vermuten wo er endete. Rauch steiget auch aus diesem Schornstein auf und es ist alles warm beleuchtet.) ALEXEJ: So, Nun wären wir da! Nur herein in die gute Stube! Sicher werden wir schon von Mütterchen erwartet! SHAOLAN: (höflich) Sehr bangt mein Herze darum Dass wir weder störend noch hinderlich seien, Alexej-- ALEXEJ: (lachend) Ach, wo denn, Bursch! Einer der ganz alten Schule scheinst du mir zu sein! Nun aber schnell herein, Mag Mütterchen Sarojova doch den kalten Luftzug nicht! Auch sehe von herinnen ich Lichterschein; So wird Väterchen Mischa wohl wieder beim Kamine sein. Hopp, hinein mit euch! (Mit weit ausladenden Bewegungen scheuchet der beflissene junge Russe die fünf Gefährten in die angenehm beheizte Stube. Sie finden sich in einer Art kleinem, heimeligen Wohnzimmer wieder; ein großer Kamin stehet am Ende des Raumes, mehrere alt wirkende Ohrenbackensessel und ein abgeschabter Diwan stehen im Raume, ebenso wie ein Tischchen und eine Kochnische. In ebenjener Kochnische stehet das kleine, mollige Mütterchen Sarojova, in einem warmen Kittel steckend und offenbar schon seit längerem mit Kochen beschäftigt; am Kamin sitzet das bärtige Väterchen Mischa, eingehüllt in eine Wolldecke und mit groben Pantoffeln an den Füßen.) Mischa. Sarojova. Alexej. Shaolan. Kurogane. Fye. Sakura. Mokona. ALEXEJ: (das Mütterchen scherzhaft auf die Schulter klopfend) Hej, Mütterchen! Daheim sind wir wieder, meine liebe Anuschka und ich Und sieh, sogar Gäste haben wir mitgebracht! SAROJOVA: (auffahrend) Um Himmels willen-- Alexej, du bist's- Närrischer Fuchs du, erschrecke mich doch nicht immer so! Listiger Bube mein! (Alexej in die Wange zwickend, was dieser lachend geschehen lasset) MISCHA: (vom Kamin herüberrufend) Sieh an, Gäste habt deine Anuschka und du uns heimgebracht? ALEXEJ: So ist es! Reisende von weit her! Und noch dazu eine recht lustige Truppe. Doch - sicher gibt es auch für sie noch genug Suppe? SAROJOVA: Wo denkst du hin? Damit kommen wir ohne zu klagen dreimal durch den Winter. (auf die riesigen Töpfe am Herd deutend, in denen bereits ein lustig' Süppchen köchelt.) ALEXEJ: Mütterchen, was soll ich sagen? Eine Meisterköchin bist, die beste überhaupt, die sich finden lasset! (sich zu den Gefährten umdrehend) So steht nicht rum wie angewachsen! So leget ab und setzet euch nieder! FYE: (vergnügt) Aber aber, Alexej! Dünkte es denn nicht von äußerst verworf'nem Sinne Stellten wir uns nicht zunächst anständig vor? (sich an Mischa und Sarojova wendend) Jedenfalls sehr erfreut wähnen wir fünfe uns Gäste in solch heimeligem Häuschen zu sein! SHAOLAN: (beflissen) Und sehr hoffen wir Euch keine Unannehmlichkeiten zu bescheren. Shaolan ist mein Name. Dies' Mädchen werdet Sakura gerufen; Fye ist jener große Blondling hier, Und dies' Krieger in der Ecke dorten-- FYE: (einfallend) --diesem reichet es, Wenn Ihr ihn einfach Kuro-Ne benennet! KUROGANE: (knurrend) Wann wirst du das je lassen... MISCHA: (seine Brillengläser putzend) Und- und dies' Schneeball mit Hasenöhrchen? Was bist du, Bürschchen, eine Katze? Oder ein Kaninchen? MOKONA: (stolz) Mokona mein Name! Und Mokona ist Mokona! MISCHA: Mokona, nun gut! Ulkig bist du ja! Mischa ist mein Name und meine liebe Frau Sorojova. Nun denn- Alexej und Anuschka kennt ihr ja bereits! SOROJOVA: Und außerdem ist es uns alten Leutchen sogar sehr recht, wenn wieder Leben kommet in dieses Haus! MISCHA: Alexej, mach schon, bewege dich, Und hol deine Anuschka rein- ANUSCHKA: (schnell mit zwei Katzen auf dem Arm hereingeeilt kommend) Schon da, Väterchen! Hat's doch unsere beiden jüngsten hier vor Kälte fast zerrissen! FYE: (entzückt) Zwei Kätzchen, ei! SAKURA: (ebenso begeistert) Wie possierlich! SAROJOVA: (mühsam die riesigen Töpfe auf den Tisch wuchtend) Angerichtet ist es nun, Kinder! Setzet euch hin, nehmet Platz; für heute Wollen wir nicht länger an Kälte und Dunkelheit denken. MISCHA: (einer Katze über den Kopf streichelnd) Nun mühe dich doch nicht so, gute Frau. Haben wir doch reichlich Zeit. FYE: Wie schwer diese Töpfe mir dünken! Schwarzrock, so leihe Mütterchen Sarojova doch Deine helfende Hand! KUROGANE: (entgeistert) Vermess'ner Tagedieb! Bin ich ein Dienstmädchen? (sich widerwillig besinnend) Bei allen Teufeln und Dämonen... los, gebt schon her. SAROJOVA: (bewundernd) Mei! Mein Lieber! Ein Besitzer von erstaunlichen Kräften seid Ihr! FYE: Ja, nicht wahr? (strahlend, als wäre es just sein eigener Verdienst) KUROGANE: Hah, helfen könntest du auch mal, anstatt dort herum zustehen und nur Unsinn von dir zu geben! SOROJOVA: Ach, wo, den Rest schaff ich auch allein! (geschäftig umherwuselnd, den Tisch fertig zu richten) MISCHA: (sich ächzend vom Kamin erhebend) Und wo stecket dein Racker von einem kleinen Bruder schon wieder, Anuschka mein- ärgert er schon wieder die Hunde? ANUSCHKA: Mein kleiner Nieltje bringet die Ziegen noch in den Stall. Nun quäle dich doch nicht so, Väterchen-- (rasch aufstehend, um Väterchen Mischa zum Tische zu helfen) SAROJOVA: Jetzt aber zu Tische! Ist die Suppe doch gerade richtig! (auf des Mütterchens Wunsch lassen sich nunmehr alle an dem Tisch nieder und versorgen sich mit Teller und Besteck; Sarojova jedem eine reichliche Portion schöpfend. Shaolan sich an Alexej wendend.) SHAOLAN: Höre, Alexej- auch wenn's nun unpassend ist- Doch versprachst du uns ein Wort der Erklärung Sobald wir bei euch eingekehrt! ALEXEJ: Nun denn! Ich sehe, deine Geduld ist am Ende! Doch sag, was willst du wissen und wofür? SHAOLAN: (diesmal nicht so sehr um eine Ausrede verlegen) Nun, wir sind eine Schreibertruppe auf Wanderschaft! Und sammeln Sagen und Legenden. (Fye unterdrückt ein Lachen und Kurogane ziehet ein Gesicht als hätte man ihn gar gegen das Schienbein getreten.) Und so, erzähle uns: Gebet es hier Mysteriöses und Geheimes? SAROJOVA: (interessiert) Eine Truppe von Schreiberlingen? Ei, wie ungewöhnlich! Doch was meinet ihr darob? ALEXEJ: Nicht ohne Grund fragen sie, Mütterchen- Nächtigten unsere fünfe hier doch letztens am alten Schlosse! (für wenige Momente ein gelähmtes Schweigen eintretend, bis Mischa wieder bedächtig zu sprechen beginnet) MISCHA: Weh, weh! An jenen alten, vermoderten Ruinen Musstet ihr eure letzte Nacht verbringen? Mit Verlaub- mein Beileid. Wahrlich kein angenehmer Ort. SHAOLAN: (hastig) Ebendieses meine ich! Drum verlangt's mich gar sehr zu wissen Ob sich irgend' Mysteriöses abgespielet in diesen Gefilden In der vergangenen Zeit. SAROJOVA: (nachdenklich über seinen Schnauzer streichend) Lustige Fragen stellest du, mein lieber Junge- Lass mich überlegen... Eigentlich nicht, dass wir alle wüssten. Ein friedlicher Ort ist dies, unbefleckt Von den Spuren irgendeiner bösen Kraft oder desgleichen. An Hexerei oder gar solche Dinge glaubet hier keiner. ALEXEJ: (belustigt) Nun, Väterchen- Einmal ganz vom verrückten Ivan Yordanoff abgesehen, nicht? SAROJOVA: (ungeduldig) Ach, lasst mir bloß euer Getratsche Über jenen alten Wirrkopf- weiß er doch kaum etwas Rechtes mehr... FYE: (neugierig) Wer ist jener verrückte Ivan Yordanoff? MISCHA: Ein Dorftrottel, weiter nichts, mein lieber Fye. Doch sage an, Shaolan: was stieß euch in diesem Schlosse zu Dass ihr so empfindlich nachfraget? SHAOLAN: Eigentlich nichts - schliefen wir recht gut! Nur wunderten wir uns über den Zerfall und die Toten dort. Zwar haben wir darauf schon Antwort erhalten, Doch wüssten wir recht gern noch mehr darüber. FYE: Sollten wir vielleicht doch alsbaldigst ein Wörtchen mit diesem Ivan reden? Wo ist er anzutreffen? SAROJOVA: (kopfschüttelnd) Mein lieber Fye- Ein Säufer und Tagedieb ist er, dieser Ivan, Und ständig schwätzet er von Dingen, an die kein Mensch glaubet. Haarsträubend' Märchen, über die selbst Kinder lachen. Ich wünschte, dieser Narr würde endlich damit aufhören. Glaubet mir, so ein Treffen trüge keine sehenswerte Frucht. KUROGANE: (abschätzig) Wie kommt das? Hat er gar den Kopf verloren? MISCHA: So könnte man es benennen; Ein tapf'rer und anerkannter Jäger war unser Ivan einst Und brachte uns Felle und Fleisch in Zeiten der Not. Wahrlich, ein tugendhafter Mann von ed'lem Busen und Odem! Kurz vor seiner Vermählung stand er vor jener Schicksalsnacht Die sein Leben in solch verderbte Wirren stieß. SAKURA: (zaghaft) Verderbte Wirren? MOKONA: Schicksalsnacht? ANUSCHKA: Alles Humbug, liebe Freunde, glaubet mir! SHAOLAN: Oh, ich bitt' euch, erzählet es uns trotzdem! ALEXEJ: Nun- man erzählet sich, dass unser Väterchen Ivan Einst bei Mondenschein zu jagen aufbrach Es hieß, Eisfuchsfelle wolle er heimbringen für die Mädchen. Doch ohne jene Felle kehrte er zurück Zerkratzt und zerfleddert, mehr hinkend als rennend Und die Augen aufgerissen in Todesfurcht. SHAOLAN: Todesfurcht? Ein Unfall vielleicht? Was sagte er? SAROJOVA: Nicht viel- zitterte, wimmerte und stammelte er doch nur Von einem Haus, einem großen, garstigen Haus Das auch noch sich zu bewegen imstand'. Mehr konnten wir ihm nicht entlocken Und seitdem pfleget er nur noch bei einem Glase Wodka Vor sich hin zu orakeln, der arme Schuft. MOKONA: Ein Haus, das sich zu bewegen imstand' ? ALEXEJ: Richtig, genau dies. Doch sicher War er bloß auf den Kopf gefallen! Doch seit diesem Tage, fing er an zu trinken, und das nicht zu knapp. Merkwürdig ist er geworden, um es höflich zu sagen. SHAOLAN: Und - ihr seit sicher, das dies' Haus nicht doch existiert? FYE: Viel Ungewöhnliches haben wir auf unser Reise kennengelernt! SAROJOVA: Nein nein, dessen bin ich mir vollstens sicher. Wenn dies' Haus ein Schloss niederzureißen imstande wäre, So wäre unser wehrloses Dörfchen eine nur allzu leichte Beute! Alles nur Firlefanz, wie ich bereits sagte. Der arme Ivan. Auf dass er sich eines Tages erhole! Vermutlich begegnete er lediglich einem Wolf. FYE: Und wo treffet man unseren lustigen Wirrkopf an? ALEXEJ: Für gewöhnlich im hiesigen Dorflokal. Der Bydlo Rosso. Dort hocket er Tag für Tag und Abend für Abend, der bedauernswerte Wicht Und trinket sich gar den Verstande aus dem Kopf. Ihr heget doch etwa nicht ernsthaft im Sinne, Ihm einen Besuch abzustatten? SHAOLAN: Man wird baldigst sehen. Noch ist es Tag, nicht wahr? Obwohl die Sonne bereits hinnieden. So sollten wir denn heute noch jenen Jäger aufsuchen. Sicher wär's zumindest ein einz'ger Anhaltspunkt Auf unserer Jagd nach Mysterien. FYE: (fröhlich) Hyuu~! Und dazu noch in einer Kneipe! Das wird gewiss ein Abend voll der Lustbarkeit! KUROGANE: (auffahrend) Dass es klar ist! Keinen Finger rühret ihr an den Alkohol! FYE: (schmollend) Ach wie, aber du darfst? KUROGANE: Zu vertragen vermag ich's weit besser als ihr! MOKONA: Ah, ah, ah! Denke an das letzte Mal! (er lacht) KUROGANE: Pah! SHAOLAN: (einlenkend) So würde ich denn vorbringen Dass wir uns zunächst einen Überblick der Lage verschaffen geschwind Und des Abends alsdann jenen Ivan aufstöbern werden. SAROJOVA: Meine Anuschka und ich werden sodann Eure Betten bereiten und Platz für alles schaffen, Auf dass ihr es bei uns wirtlicher haben mögt Als in jenem verfallenem alten Schloss! SHAOLAN: (hastig) Machet euch bitte keine unnöt'gen Mühen- Ebensogut heraußen schlafen können wir-- ALEXEJ: (lachend) Heraußen? Du bist mir lustig, Bursch! Nun liebdienere doch nicht so, es ist völlig rechtens. Väterchen, du setzest dich nunmehr wieder schön an den Kamin; Und nach unseren Pferden muss ich auch noch seh'n. Kurzum, jeder hat nun etwas zu tun. SHAOLAN: Nun gut. Doch - wir wollen uns revanchieren. Wenn wir helfen können, dann sagt's! ANUSCHKA: Werden wir, sicherlich! Doch seid ihr doch Gäste hier. SAKURA: Trotzdem, machen wir doch gern uns nütze! SAROJOVA: (gutmütig) Machet euch nur keine Sorgen darob; Etwas findet sich immer hier in unserem Dorfe. Den unermüdlichen kleinen Nieltje zu hüten, beispielsweise Wenn er gerade nicht dabei, den Hunden die Ohren lang zu ziehen Doch ist er ein lustiger Bengel: ihr werdet ihn schon leiden mögen. SHAOLAN: (erleichtert) Eine Freude wird es uns sein! KUROGANE: (knurrend) Wenn ebendieser Rotzlöffel Es waget, sich an meine Hosenbeine zu hängen, bringe ich ihn-- FYE: (einfallend) --gern zu Bette, ist es das, was du sagen wolltest, Kuro-Ta? MOKONA: So nutzen wir denn unsere Stunde der Ruh Um Kraft und Wissen uns zu sammeln. MISCHA: Einige alte Bücher stauben noch in unseren Schränken Wenn sie euch eine Hilfe seien: gerne gebe ich sie euch. SHAOLAN: Oh, wie ich Euch dank', Väterchen! SAROJOVA: (die mittlerweile leeren Töpfe vom Tische räumend) So, aufgehoben ist die Tafel nun. Ich hoffe, es beliebte! FYE: (fröhlich) Gar sehr, mein liebes Mütterchen! SAROJOVA: (Fye die blonden Haare zausend) Das höret man gern. Alexej, Anuschka, auf, worauf wartet ihr? Zurück an die Arbeit! ANUSCHKA: Aber ja, Mütterchen! (Sakura bei der Hand nehmend) Komm, magst du unsere Gänse sehen? Der Ganter Martin ist ganz ein kecker. SAKURA: (fröhlich) Jawohl! Sehr gerne! (Die Tischrunde sich nach und nach auflösend.) ALEXEJ: Dann sehen wir mal, wo der gewitzte Bruder meiner Anuschka stecket und was die Pferde so tun. FYE: (begeistert) Und nun denn, gehen wir doch den lieben Nieltje suchen! Nun komm, Kuro-nyan! KUROGANE: Wie käm ich dazu, ich denk nicht dran! FYE: Nun hab dich nicht so. Kuro-rin und ich suchen den kleinen Kerl, derweil kannst du ja nach den Pferden sehn! ALEXEJ: Wie lieb von euch, danke sehr. Shaolan, borge mir doch deine helfend' Hand. SHAOLAN: Aber ja, oh bitte! (beide sich zu der Pferde Stall begebend) KUROGANE: Was entscheidest du einfach über meinen Kopf hinweg? FYE: Dacht ich mir, du find'st ihn sicher schnell! KUROGANE: (gereizt) Was entsinnest du hier?! Ich hasse Kinder! Blökendes, rotzgenetztes, unerfahrenes Lumpenpack! Soll's der Teufel holen! FYE: (wohlgemut) Welch bitterböse Worte du hier sprechest! Doch gewöhntest du dich auch ohne ein Zucken An unsere Sakura-Chan und Shaolan! KUROGANE: Sind's auch keine Plärrhälse ohne ein Viertelsgramm Verstand im Hirne! FYE: (strahlend) Fyuu~! Welch Lob, Herr Schwarzrock! KUROGANE: (missmutig grollend) Bah, Humbug auch... Wieso wandeln wir auch erst des heut'gen Abends Gen dieser verteufelten Kneipe, jenen Saufkopf zu finden? FYE: Weil er wohl erst dann dort sein wird. Am Abend trinkt sich's doch am besten. KUROGANE: Hah, redest du, als würdest du es wissen! FYE: (lächelnd) Das, mein Lieber, ist der Lauf der Welt. KUROGANE: (erbost) Was hat dieses nun damit zu tun? FYE: Einiges- leider viel zuviel. (Kurogane erneut anlächelnd) Wie du guckst, Kuro-Pon! (Ein verwirrtes Schweigen vonseiten des Ninjas vergehet- Doch plötzlich wird ebendiese Stille unterbrochen, und das von einem Huhn, das lauthals gackernd über den Hof rennet, offenbar auf der Flucht vor irgendetwas; dieses wird nun auch sichtbar: ein kleines, wuseliges, braunbeschopftes Etwas, das wie ein Kometenblitz dahergesauset kommt, allem Anscheins nach auf der Jagd nach dem Huhn. Seine wilde Jagd wird ebenfalls gestoppt, und dies, indem er geradewegs in Kurogane hineinrennet. Es ist Nieltje, der kleine Bruder der Anuschka.) Nieltje. Fye. Kurogane. KUROGANE: (aufbrüllend) HOH! Vorsicht, wenn dir dein Leben am Herze liegt! NIELTJE: (zu dem Ninja heraufschielend) Ei, wir haben Gäste wie es scheint! (fröhlich grinsend) Aber jetzt ist mir das Huhn entkommen! Väterchen Mischa wird erbost sein. KUROGANE: Was interessiert mich das Huhn? Pass du lieber auf, wohin du rennst! FYE: Hyuu~! (amüsiert) Und vor allem in wen! Und das Huhn bekommen wir auch noch eingefangen, nicht wahr? NIELTJE: Sicher! (den Kopf in den Nacken legend, um Fye ins Angesichte blicken zu vermögen) Hej! Dein Haar gefällt mir aber! Solches hat sonst nur mein molliges Schwesterchen Anuschka! FYE: (lachend) Ei, ei, noch so ein kleines Bengelchen Und schon imstand', fremden Gästen zu schmeicheln! Du musst dann Nieltje sein, nehm' ich doch an? NIELTJE: (strahlend) Richtig nehmest du an, Blonder! Das hat dir die Anuschka gepetzt, nicht? Hoh, die pieks ich in die Seite, dass sie quiekt! Doch saget schon, wie heißet ihr? Meinen Namen kennt ihr ja! FYE: Sehr lang und schnörkelreich Schreibet sich mein voller Name, drum wird Fye genügen! (grinsend auf Kurogane deutend) Und dieser schwarze Finsterling bevorzugt's, Kuro-Nya gerufen zu werden! KUROGANE: (schnauzend) Vermaledeit und dreimal kreuzkruzifix!! Lasse das, zum Teufel auch! NIELTJE: Kuro-Nya? Das dünket mir ja, als ob er ein Kätzchen sei! Dann nenne ich dich nun einfach mein kohlrabenschwarzes Brüderchen, Gefallet dir das nicht? (des Ninjas heftige Zeichen der Wut belustigt beobachtend) FYE: (auflachend) Kohlrabenschwarzes Brüderchen? KUROGANE: Was fällt dir ein?! Wag es nicht mich so zu nennen! Kurogane heiß ich und nicht anders! FYE: Heda, sei doch nicht so empfindlich! NIELTJE: Außerdem ist der Name viel zu lang! KUROGANE: Recht viel kürzer als dein Vorschlag soeben, will ich meinen! (beleidigt brummend) NIELTJE: Aber nur nicht schmollen, Herr Schwarz! Dich pieks ich in die Seite, dass du quiekst! FYE: (lachend) Quieken wird er vermutlich nicht Nur ein herzhafter Brüller aus eines Kriegers Munde-- KUROGANE: Nun ist es mir aber satisfiert hier! Bange um Gnade! FYE: Hyuu~, aufgepasst nun, Nieltje mein, Gar was Lustiges kriegst du nun zu seh'n! (ohne eine weitere Sekunde der Verzögerung beginnet der Ninja nun eine wilde Verfolgungsjagd quer durch den Hof, dem der kleine Nieltje nur allzu gern beiwohnt.) NIELTJE: (kichernd) Hoh, hoh! Der schreit aber! FYE: (Kurogane über die Schulter zurufend) Schneller, Kuro-Chan, schneller, wollen wir doch ein wenig Spaß! KUROGANE: (mittlerweile völlig außer sich) IN DER PFANNE BRATE ICH DICH!! -TERZETT DES KUROGANE, DES FYE UND DES NIELTJE- FYE: Braten, lass mich raten Erst wenn du mich hast? NIELTJE: Ich frag mich ob du es schaffst? KUROGANE: Hah! Bleib gefälligst stehn, du! Dann werd ich dir den Hals umdrehn, Und werden sehn, Wer dann lacht! FYE: Die Hühner sind's doch selbst, die immerdar lachen! Ei, Kuro-Rin, was sagst du auch für Sachen! Ach, ach, was renne ich gejagt von dir doch gerne! Rennen könnten wir sowieso bis in alle Ferne! NIELTJE: Komme mir schon vor Wie von einem Stier gejagt! Doch vorne am Tor Ist's zuletzt der Stier selbst, der verzagt Ruft ihn die gute Magd doch wieder heim. Kohlrabenschwarzes Brüderchen, schaue doch nicht so drein! FYE: Hyuu~, hyuu~, ein schwarzer Stier, wie signifikant! KUROGANE: Mittlerweil' verlorest du wohl jedweden Verstand! Dich krieg ich dran, ohne weit'ren Firlefanz- NIELTJE: Lieber wäre mir nun ein Kosakentanz! Rumm-widi-widi-bumm, Immer feste im Kreis herum, Und immer mit Juchhe auf die Schenkel gehauen! Kriegt das doch jeder Blödhansel hin, du wirst mal schauen! Rumm-widi-widi-bumm, Und das Mühlrad, das lief um, Und der Müllscher nahm sich eine Braut, Die hat gar wonnig und nett ausgeschaut, Mal war sie fröhlich, dann wieder bang Ach, wenn sie mir doch nur einmal küsste die Wang'! KUROGANE: Was soll dieser Schwachsinn alle Nase lang? (es inzwischen aufgegeben habend, Fye nachzujagen. Dieser tappet dann auch breit grinsend herbei, allerdings darauf bedacht, nicht unbedingt in des Ninjas Reichweite zu kommen.) NIELTJE: (lachend) Aber anscheinend lassest du dich immer darauf ein! FYE: Tja, er fällt eben jedes mal erneut darauf rein! Es leben die Sticheleien! NIELTJE: Ob ihm des Müllschers Braut Gar die letzten Sinne geraubt? FYE: (kichernd) Auf das Thema Frauen Ist er nicht gut zu sprechen, du wirst schauen! KUROGANE: STERBT!!! (und abermals brechet eine zweite Jagd los. Immer rundherum gehet sie, rundherum im ganzen Hofe, welcher vom Gelächter und Geschrei der beiden Gejagten gar widerhallet. Der Blick schwenket noch für einen Moment hoch zu den kleinen Fensterchen des Häuschens, dessen Wände den Hof umgeben, und man sehet nunmehr Sakura am Fenster stehen. Die Szenerie verdunkelt sich.) (Das Szenario erhellet sich wieder. Nun finden sich die Zuschauer im Zimmer der Sakura wieder; frisch gemacht sind die Betten nun und alle Dinge aufs Beste verstaut, doch unsere Prinzessin machet ein nachdenkliches Gesicht, während sie zum Fenster hinausblicket und die wilde Jagd der drei neuen Freunde beobachtet.) SAKURA (seufzend) Ach, wieso fühle ich mich so alleine? Wieso spüre ich so eine Leere in meinem Herzen? Wieso kann ich mich nicht an dem Fröhlichsein der anderen beteiligen? Wenn ich doch nur Antwort wüsst.... (die Tür öffnet sich; Shaloan tritt herfür) SHAOLAN: Ach Prinzessin, hier seid Ihr! Wa schaut ihr denn so betrübt nach draußen? SAKURA: (sich zu Shaolan umwendend) Nichts weiter! (lächelnd) Dacht ich doch nur gerade, wie schön diese Pause ist Und dass die anderen ihren Spaß haben. (sie erblickt die Bücher die Shaolan auf dem Arm traget) Ah, du bist fündig geworden? SHAOLAN: Allerdings! Väterchen Mischa hat mich nicht eher gehen lassen, obdass ich mich zufrieden wähnte. (eine kurze Stille entstehet; Sakura für einen Moment wirkend, als wolle sie etwas sagen, doch schlaget sie nur in einem Anflug des Kummers die Augen nieder. Shaolan dies bemerkend.) SHAOLAN: (verwundert) Was ist Euch, Prinzessin? Befindet Ihr Euch nicht wohl? Kann ich irgend' Sache verrichten, Euch behilflich zu sein? (Stille.) SAKURA: (stockend, gequält) Shaolan- höre-- Der Tatsache, dass mein Herz noch nicht völlig wieder erwacht, Bin ich mir bewusst. Doch spüre ich klar und einwandfrei Das Gefühl, das herinnen herrschet- Und das leis' zu meines Odems Sitze flüstert, dass- dass-- (bekümmert zum Boden blickend) So sage doch, ich bitte dich! Kann ich nicht irgendetwas tun? Ich mag und kann nicht mehr sehen Wie du dich des Nachts und des Tags abquälest, Und das alles nur um meinetwillen! (Der Knabe seine Prinzessin verwirrt musternd, welche darob nur in einem süßen Hauch von mädchenhafter Besorgnis die Augenbrauen zusammenziehet. Stille. Leise Intonierung von Streichermusik.) -DUETTINO DES SHAOLAN UND DER SAKURA- SHAOLAN: Was saget Ihr hier nur? Tu ich es doch mit Freud' ! SAKURA: Bist du dir sicher denn, Dass du dies dann nicht bereust? SHAOLAN: Wieso sollte ich, bin Ich doch aus freien Stücken auf dieser Reise. Habe mich dafür entschieden, dir auf diese Weise Alle Federn deiner zurückzutragen. SAKURA: Nun - darf ich fragen: Warum? Warum genau? SHAOLAN: (lächelnd) Weil mir dein Wohl am Herze liegt! So bin ich auch stets zuversichtlich auf uns'ren Sieg Worüber sorgest du dich nur so, Prinzessin? SAKURA: (leis') Dass möglicherweis' gar ich es bin Die dir höchste Freud mitsammen tiefstem Schmerz ins Odem press'; Und wenn ich meine Stärke mit der Deinigen mess', Ach, weh! Wie schwach und nutzlos ich euch allen bin. Sakura- eine Helena, eine verblendet' Dodelprinzessin. Wie gern zög' ich an deiner Seite in den Kampf, egal, wie lang er geht! Doch nicht einmal weiß ich, wie man ein Schwert zu halten versteht! (einen sehr methusalen Tone anschlagend) Und gar sehr frieret mir der Schmerz ins Herze hinein Dir, du unglücksel'ger Oidipus, nicht behilflich zu sein! SHAOLAN: Gräm dich nicht so! Helfen tust du uns sehr wohl! Gibst du uns doch Unterstützung Und den Anstoß weiterzumachen! Auf dass du kannst wieder über alte Erinnerung lachen! SAKURA: Aber wie, Shaolan, sage nur- wie? SHAOLAN: Kämpfe sind ein gutes Beispiel allhie'. Tobet die Schlacht, lieget stets sanft und still Der Hauch deines Gedenkens über mir, lenket mich gar zum Ziel. Und torkele ich ins unbekannte, winddurchwehte Weite So fühlet mein Geist stets den Dein'gen an seiner Seite. Mir wäre, als stünde ich auf einem Berg und blicke ins Ferne; Doch kalt ward mir nie, spür' ich doch deine Wärme. SAKURA: (indes sie errötend den Kopf senket) Ach, Shaolan! Wären dies' wunderbare Worte doch nur wahr! Erlöst aus meinen Sorgen wähnte ich mich für immerdar! SHAOLAN: Was für Sorgen? SAKURA: Ach, jeden Morgen Wache ich auf und denk' Dass ich dich von früher her kenn... Doch erinnern kann ich mich nicht... Ist es gar möglich, dass ich einst dir Eine unlösbar feste Freundin war? Sage es mir! (ob diesen Worten scheinet plötzlich eine unsichtbare Kraft die junge Prinzessin in ihrem Sang innehalten zu lassen und mit lautlosem Donnerschall von den Füßen zu reißen; ein glühend' Blitz jäh um ihren Leib aufflammend, stechend hell und in den Augen beißend; bald sinket die mit einem Schlage völlig entkräftete Prinzessin gen Boden in sich zusammen.) SHAOLAN: (in höchster Besorgnis auffahrend) Jesus Maria! Prinzessin Sakura! (sich hektisch hinknieend und das wie gelähmt daliegende Mädel auf die Arme nehmend) So sage doch was, Sakura, ich bitt' dich schön! Sakura, bitte! (da die Prinzessin kaum reagieret, wird dem Knaben alsbald das Herze schwer; unglücklich vor sich hinmurmelnd.) ... Weh dir, unglücksel'ges Menschenkind du, weh dir-- Weh all deinen geliebten Menschen- weh, weh, weh... Und alles nur, weil sie mich nicht In ihren Erinnerungen finden kann-- Weh... (der Knabe legte sie sachte auf einem der Betten ab und decket sie zu. Sich bald wieder aus seinem Schmerz besinnend.) Doch soll mich all dieser Schmerz auch nicht abhalten. Mögen sich all ihre Erinnerungen alsbald wieder entfalten! Auch wenn ich in alljenen keine Präsenz mehr zeigen werde; Beschützen werd' ich sie vor allem Übel auf der Erde. (der Knabe lasset sich auf das Bett neben seiner Prinzessin nieder und fasset sie besorgten Sinnes an der Schulter, um neben ihr zu wachen, bis dass der Abend komme. Sanftes Verebben des Streicherklanges. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT - Drittes Bild (Als sich die Szenerie wieder erhellet, ist es nunmehr Abend. Ein kalt glänzender Mond stehet über dem sternbesprenkelten Himmel, ein eisiger Wind feget durch die verschneiten Gassen des sibirischen Dörfchens und wirbelt den Rauch aus den Kaminen auf. Die Gefährten auf dem Weg zum "Bydlo Rosso", um jenen Jäger Ivan ausfindig zu machen. Die Kneipe lieget abgeschieden am Ende des Dörfchens und sieht wenig vertrauenserweckend aus- alte Flinten und Pistolen hängen an der gesamten Vorderwand, der knöcherne, rot bemalte Schädel eines Ochsen, welcher dem Lokal wohl seinen Namen gebet, über der Tür- das Dach ist mit Stroh gedeckt, fest und mittellang, das Barschild an der Tür quietscht im Abendwind. Lärm, Gläserklirren und Musik dringet durch die verglasten Fensterchen nach heraußen.) Kurogane. Mokona. Fye. Shaolan. Sakura. FYE: Hyuu! Was für eine Spelunke! Seiest du sicher, dass du mit hinein willst, Sakura-chan? SAKURA: (auf drollige Weise entschlossen) Aber ja, Fye-San! Solang die Personen dort herinnen nicht ihre Köpfe unter den Armen tragen, Oder fünf Augen ihnen in den Schädeln stecken, So wähn' aus ganzem Herzen ich mich bereit! MOKONA: (fröhlich) Wohlwahr, das ist unsere Sakura! FYE: (wohlgemut) Sicher gibt es dort gar köstliche Sachen Die ein durstiger Mund in sich aufzusaugen weiß! KUROGANE: (drohend) Rührest du auch nur einen Tropfen an, So versich're ich dir, wirst DU derjenige sein, Der seinen Kopf alsbald nach Hause traget! FYE: Hyuu~, vielleicht ist dann mein Hals gar erfreut darob Nicht mehr gar so viel Gewicht heimtragen zu müssen? KUROGANE: Gewicht? Bei deinem Hohlkopf? SHAOLAN: (verlegen) Meine Kumpane-- So lasset uns doch frisch, fromm, fröhlich und frei In jenes Lokal eintreten, ganz ohne Streiterei. FYE: (sich leutsel'gen Blicks bei Sakura und Kurogane unterhakend) Ganz meine Rede, Shaolan! Und jetzt, auf auf! Hinein mit uns! (Die Gefährten betreten betreten das Lokal und müssen sich erst einmal an das schumm'rige, plötzliche Dämmerlicht, das dort herrschet, gewöhnen. Gespräche, Gelächter und das Klackern von Würfeln und Spielkarten erfüllt den Raum. Aus der hinteren Ecke tönet Musik, da ein klappriger alter Donkosake dorten am Piano sitzet und ein harsch klingendes Liedchen vor sich hinklimpert; an der Wand gegenüber befindet sich die Theke, hinter der ein recht gelangweilt aussehender Wirt Gläser poliert. Auch hier hängen alte Militärswaffen, vergilbte Bilder und Jagdtrophäen an den Wänden. Gäste sind zahlreich anwesend, zwielichte Gestalten wie es scheint.) SHAOLAN: Nun denn... frage ich mich, welcher von denen dieser Ivan ist? MOKONA: Rechtes sprichst du, sehen doch die älteren Männlein Sich relativ ähnlich untereinander! Schnauzbärte, Pelzmäntel und Wodka, wohin ich auch blick'- FYE: (keck) Ach wo denn- ganz leicht findet man derartig's heraus! (plötzlich erhebet der Magier aufs Auffälligste die Stimme, indem er einfach wahllos mitten in den Raum hineinbrüllt.) OI! Gute Leut', meine edlen Dorfbewohner, Wenn's recht ist, nur eine einz'ge dumme Frage Gilt's zu stellen, gestellt von einem arglosen Buchautoren; Wähnet sich ein Jäger unter Euch, Ivan Yordanoff mit Namen? Gar dringlich wünschet meine Begleitungstruppe und ich Ihn zu sprechen! (wie mit einem Hammerschlage ist es plötzlich totenstill in dem Lokal. Alle Anwesenden, sogar der Wirt, sofort herumfahrend und den Blick argwöhnisch auf die fünf Gefährten richtend. Auch die Musik vom alten Klavier in der Ecke verstummet subito.) FYE: Seht ihr? So einfach ist's! KUROGANE: (unterdrückt zischend) Strohkopp, hirnverbrannter Schwammschädel du! Ist man mit dir unterwegs, lauert der Ärger an allen Ecken- (der Wirt, der nun seine Stimme erhebet, unterbrechet den Disput.) WIRT: (misstrauisch) Aus welchen Gründen Interessiert Ihr Fremdlinge Euch gar so sehr für uns'ren Ivan? Sprecht, oder ich lass Euch rauswerfen! SHAOLAN: Verzeiht die Störung. Doch schreiben wir gerade ein Buch. Über Mythen und Sagen. Sagte man uns, Herr Ivan könnte eine Menge darüber erzählen. FYE: Wohlan, wo wähnet sich also guter Mann? (an der Bar drehet sich ein untersetztes, schnauzbärtiges Männlein mit Fellmütze und glasigem Blick um, das ebenso misstrauisch herüberschaut.) IVAN: Ich bin Ivan. Was wollt ihr Schreibertruppe denn? SHAOLAN: Unterrichtet wurden wir unlängst Von gar geheimnisvollen Dingen, die Euch widerfuhren. So machten wir uns denn raschen Schrittes auf den Weg, Zu finden Euch, in leidenschaftlichster Hoffnung Dass Ihr Euch bereit wähnet, uns jen' Dinge zu offenbaren! Gern hören wir uns alles an, Und wenn ein Gefallen vonnöten, verrichten wir ihn gern. IVAN: ... (über diese Worte nachdenkend die Stirn runzelnd) Die geheimnisvollen Dinge, die ich erlebte? Just nach Jenen verlanget es Euch, Schreiberlinge? Nach nicht mehr und nicht weniger? KUROGANE: (gereizt) Ja, just jenes! Also packe gefälligst endlich aus, Alter! IVAN: (verärgert) Alter?! FYE: (laut auflachend, Kurogane mit einem Arm nach hinten drängend) Ach ach ach, Väterchen! Hören brauchet Ihr nicht auf meinen ungehobelten Diener, Entsinnet er sich doch öfter solch dummem Zeuge! KUROGANE: (in heftigstem Ingrimm) Diener--?!! SHAOLAN: (flüsternd) Kurogane-San, ich bitt' dich schön! (wieder zu Ivan sprechend) Väterchen Yordanoff, wir alle fünfe bitten Euch inständigst drum! IVAN: (grübelnd) Man wird sehen, Ihr Fremdlinge. Lasset uns für's Erste an den Tisch da hinten hin. (während sich die Stimmung im Lokal langsam wieder entspannet und die Gäste zu ihrem Tranke und Gesprächen zurückkehren, führet sie der untersetzte, bärtige Jäger zu einem der hintersten Tische der ganzen Kneipe.) SHAOLAN: Stellen wir uns doch erst einmal vor, wie es sich gehört. Mein Name ist Shaolan. IVAN: (ihn unterbrechend) Und ein Knirps wie du schreibt ein Buch? SHAOLAN: Nein, ich bin bloß der Assistent. FYE: Ich bin der Autor. Fye De Flourite ist mein Name. Dies ist meine Tochter, Sakura. Und wie gesagt, mein Diener Kuro-Tan! KUROGANE: (schweigend dahergrollend) Hmpf... IVAN: Nun, meinen Namen kennt ihr ja bereits. Doch - wieso wollt ihr gerade von mir etwas wissen? FYE: (wohlgemut) Wie unser wack'rer Shaolan schon erwähnte: Auf einer Jagd nach Mysterien befinden wir uns schon lange Zeit, In ew'ger Huldigung ans geschriebene Wort, Denn letztlich ist doch nur dieses die reine Wahrheit. Und von einer hiesigen Familie ward uns unterrichtet, dass Ihr, mein lieber Ivan, Sozusagen ein Kenner von derartig' Phänomenen seid. IVAN: (geistesabwesend die Nase hochziehend) Hmh. Jaja doch. Stimmet es ja auch. Ach, ich glaube hier drin zieht's. Es frieret mich. (sich enger in seinen abgeschabten Mantel einmummelnd) Ich glaube, mit einem guten Gläschen wär's mir etwas wärmer. Und meine Zunge ginge ebenfalls erheblich leichter. SHAOLAN: (sofort verstehend) Wenn's Euch danach verlangt So sollet Ihr es denn auch haben. Geizig sind wir nicht. FYE: (freudig) Hyuu~, eine fantastische Idee! (gen der Bar rufend) Hej, Herr Wirt! Bringe Er uns sechs Glas von Seinem Besten! WIRT: Schon recht. IVAN: (stutzig) Sechs? Sehe ich doch nur fünf hier, Und zwei davon sowieso nur halbe Portionen! MOKONA: (aus Fyes Mantel kriechend) Hoh, mein Guter! Nur nicht so vorschnell! Ich bin auch noch da! IVAN: (den weißen Pelzball musternd) Beim Henker, was ist denn das für ein halbwüchsiges Kaninchen? MOKONA: (entrüstet) Ich bin Mokona! IVAN: Was auch immer. (zur Bar brüllend) Wird's denn bald, Wirt! WIRT: Rege dich ab, Alterchen. Haben wir doch Zeit. (zum Klavier rufend) Hoi, Petruschka! Spiel uns was! Sonst erfriert's uns ja vor Stille hier drin! PETRUSCHKA: Ja doch, Wirtchen, immer mit der Ruhe. (die Leute in dem Lokal wenden sich sogleich um, als der alte, ausgezehrte Petruschka am Klavier ein schneidiges Lied zu spielen beginnt, und viele erkennen die beliebte Melodie alsbald wieder. Das Licht fallet nunmehr auf den vorderen Teil der Kneipe.) -DUETTINO DES PETRUSCHKA UND DES WIRTS- ("Schurkenpack") PETRUSCHKA: (mit knurriger Stimme singend) Einst war da mal ein junges Mädchen Ach, das gefiel mir gar so schrecklich gut. Das kam aus einem fernen Kosakenstädtchen Ach, und was hatte sie für einen kräft'gen Zug. Die wilde Olga aus Kasachstan war ihr Name, Täglich verspeiste sie zehn Kisten Fisch Und phänomenal unfein war die Dame, Soff sie doch täglich zehn Kerle unter den Tisch. WIRT: (einfallend) Fässerweise trank sie, egal was Und war alles, nur nicht zart und rein Groß genug war für sie kein Fass Schaute sie nach jedem Besäufnis noch recht munter drein! Ein fürchterlicher Kerl nahm sie einst zur Frau, Und ach, machten sie zu zweit doch jeden Gutbürger zur Sau Und zogen gröhlend durch die Städte- die Korken, sie knallten! Und zogen jeden Spieler ab- die Säufer, wie sie lallten. ALLE 2: Garst'ge Teufelchen waren ihre Kinder Und dreckige Satansviecher ihre schwarzen Rinder Vor lauter Saufen faulten ihnen die Zähne im Mund, Doch feierten sie jeden Tag und jede Stund' Ein Paar Aasgeier warn's, die zänkischsten Raben Die sich je am Altare zusammengefunden haben! Und verdorben waren sie vom Hemde bis zum Reisesack Zwei vom übelsten Schurkenpack. PETRUSCHKA: Der alte Teufel merkte schnell: Ei, als Dämonen bräuchte ich die zwei für meine Höll'! So riss er denn froh und munter Einen nach dem and'ren vom Schurkenpack zu sich hinunter. Den schlimmen Bräutigam erwischte es als ersten, Er soff unwissend von faulem Nass Die Pest gab ihm das Letzte, und die Olga ihm ein Grab. WIRT: Doch machte das Saufen ihr keinen rechten Spaß nunmehr, Drum warf sie sich gleich hinterher Und flattern die zwei nun im wilden Teufelstanz Durch den Hades, mit Rabenflügeln und Echsenschwanz. ALLE 2: Garst'ge Teufelchen waren ihre Kinder Und dreckige Satansviecher ihre schwarzen Rinder Vor lauter Saufen faulten ihnen die Zähne im Mund, Doch feierten sie jeden Tag und jede Stund' Ein Paar Aasgeier warn's, die zänkischsten Raben Die sich je am Altare zusammengefunden haben! Und verdorben waren sie vom Hemde bis zum Reisesack Zwei vom übelsten Schurkenpack. (sobald das Lied beendigt ist, die Gäste wild applaudierend, da dies einst ihrer gerngehörtesten Lieder sei. Petruschka ob der ganzen Anstrengung ein Glas Wodka kippend, und der Wirt nun endlich sechs Schnapsgläser vollmachend und sie zum Tische bringend.) WIRT: Hier, die Herrschaften. IVAN: Schön habt ihr gesungen. WIRT: Schon recht. (sich wieder zur Theke verziehend.) IVAN: Nun denn, zum Wohle. (dann doch verwundert reagierend, dass sich bloß Kurogane eines der Gläser nimmt; die anderen verwundert anschauend) Was denn, Ihr nicht? FYE: I wo, die Kinderchen dürfen doch noch nicht. Und ich muss ja noch zu schreiben imstande sein, nicht? IVAN: Na... mir soll es recht sein... ist wohl auch besser so... starkes Zeug ist's nämlich, wisst Ihr- KUROGANE: (er hat sein Glas inzwischen geleert) Stark, sagt Ihr? IVAN: (Kurogane misstrauisch beäugend) Ja, außerordentlich sogar. Bekommt's Euch nicht, Herr-... wie war der Name gleich... KUROGANE: (lakonisch) Kurogane. (in das Glas hineinschielend) Potztausend, großzügig sind Eure "Gläschen" nicht bemessen. IVAN: (des Ninjas Erscheinung zum ersten Male genauer musternd. Eine kurze Stille entstehet.) FYE: (fröhlich das Eis zu brechen versuchend) Nun, Väterchen, nun, wo wohlversorgt wir uns alle wähnen Könnten wir nun zu den spannenden Abenteuern kommen Die Ihr uns darlegen wolltet! IVAN: (immer noch Kurogane anstarrend) Hm-? Ja. Jaja doch. Immer. Nur zu. FYE: (wohlgemut) So stelle denn du die Fragen, Mein teurer Assistent! SHAOLAN: Sehr dank' ich Euch, Meister-- (sein Versuch, eine Frage zu stellen, wird unterbrochen, da sich der Ninja kurzerhand noch ein Glas Schnaps nimmt und es stürzt.) MOKONA: (empört) Das war meines! KUROGANE: Bereits ein Tropfen vermag dich aus den Socken zu hauen. Obwohl- niemals sah ich dich überhaupt welche tragen. IVAN: (dessen Augen ein wenig größer werden; abwesend zu Shaolan) Was wolltest du fragen, Bursch? SHAOLAN: Nun, denn - wir hörten von einem Haus. Auf Beinen solle es laufen können. Ist dies wahr? IVAN: Interessiert es Euch wirklich- oder verlangt's Euch bloß, Euch anschließend über mich zu amüsieren? FYE: Ach, woher denn? Hier, trinkt noch ein wenig! (ihm noch ein Glas vor die Nase schiebend) IVAN: (skeptisch) Ist das ein Trick? FYE: Ach was! Sieh, er trinkt doch mit. (Kurogane auf die Schulter klopfend, was nur mit einem grollenden Blick erwidert wird) IVAN: Na schön... aber beklagt euch nicht, wenn ihr ihn später nach Hause tragen müsst. KUROGANE: Werden sie nicht. (beide trinken aus) IVAN: (den Ninja von Moment zu Moment ungemütlicher anstarrend) Also-- KUROGANE: (gleichmütig) Wie meinen? SHAOLAN: (verlegen werdend) Also- nun- Wie ich bereits fragte, Väterchen Ivan-- Was die zu Laufen befähigte Hütte anbelanget- IVAN: (sein Schnapsglas hart auf dem Tisch abstellend und den Knaben somit unterbrechend) Wie unhöflich von mir, ich vergaß, nach Eurer Herkunft zu fragen- Wird ein gutes Gläschen dorten ebenso geschätzt wie hier? (Kurogane provozierend anstarrend) SHAOLAN: (peinlich berührt) Nun, Väterchen-- KUROGANE: (Shaolan ungerührt unterbrechend) Nun, eine derartig' Saufkultur wie in diesen Gestaden Kann man es nicht nennen, Herr Jäger... IVAN: (verärgert das Glas ansetzend) Saufkultur?! Hütet Eure Zunge, Herr--... Herr... KUROGANE: (todernst) Kurogane. IVAN: (ebenso ernst) Ivan. (beide trinken wiederum aus.) SHAOLAN: (hilflos) Meine lieben Freunde-- FYE: Shaolan, mein Lieber... so lass sie doch, irgendwann beantwortet er unsere Fragen... Herr Wirt! Nochmal dasselbe! SHAOLAN: (entsetzt) Fye-san!! FYE: (bloß grinsend) Was sorgst du dich? Geduld, nur Geduld, dann kommen wir weiter! SHAOLAN: (entgeistert) Was meinest du darob? FYE: (lächelnd) Warte ab, du wirst sehen. Nur allzu absehbar ist, was bald unweigerlich fallen wird... (wieder zu Ivan sprechend) Nun, Väterchen, ich seh', erstaunlich trinkfest seid Ihr-- IVAN: (Fye verschlagen anstarrend, sein leeres Glas auf den Tisch knallend) Was sonst? Ein abgehärtetes Mannsbild bin ich, ein erfahrener Jäger! Wenn's gar windet und frostet draußen- da wärmet nur ein guter Schluck! So schnell haut mich keine Runde um! KUROGANE: (ruhig) Ach? IVAN: (erbost zurückschnauzend) Jawohl!! Seid Euch dessen sicher, Herr--... Herr... KUROGANE: (mit schmalen Augen) Kurogane. IVAN: (ebenso linkisch) Ivan. (beide trinken aus.) FYE: (lachend) Was soll dies werden, meine Herren? Ein Trinkspiel? Ach ja, die guten alten Zeiten. WIRT: (weitere sechs gefüllte Schnapsgläser bringend) Hier, die Herrschaften. FYE: Ich dank' Euch recht schön! WIRT: Schon recht. (sich wieder zur Theke begebend) IVAN: Ein Trinkspiel? Hah! Darin bin ich nicht zu schlagen. KUROGANE: Ich ebenso wenig. (beide Männer starren sich wieder feindselig an; alsdann, wie im Einverständnis, trinken sie beide noch einen) SHAOLAN: (fast schon verzweifelt) Wäret Ihr denn jetzt so freundlich, meine Frage zu beantworten, liebes Väterchen? IVAN: Fragen? Deine Fragen, Bursch? (Kurogane herausfordernd anstarrend, dann plötzlich sein Schnapsglas mit lautem Klirren auf den Boden schleudernd und auf den Ninja deutend wie auf einen Mörder vor Gericht) Nun, so lasset mich denn einen Vorschlag machen- Ablehnen könnet Ihr ihn wohlweislich nicht! Also: wenn Euer ach so trinkerprobte Knecht es vermag Auch nur ein halbes Glase mehr als ich zu bezwingen, So schwöre ich beim Henker und dem Galgen gleich mit dazu: Haben sollt Ihr sowohl an Kunde als auch an helfendem Werke Alles, wonach es Euch betrefflich diesem verlanget! Um die Ehre geht es nun! (Die Gefährten, ausgenommen Kurogane und Fye, starren den Jäger an, als ob er nicht mehr recht bei Verstande sei; auch die übrigen Gäste kriegen dies' Versprechen mit und lassen ihre Gläser stehen, um sich interessierten Blickes zu dem hinteren Tisch zu wenden.) SHAOLAN: (stark zögernd) Nun, Väterchen-- FYE: (fröhlich einfallend) Aber ja, gerne nehmen wir an! Endlich wieder ein Spaße hier zu sehen, nicht wahr? (die Leute murmeln und grinsen zustimmend) KUROGANE: (ruhig bleibend, jedoch einen eisigen Ton des Drohens in der Stimme) Doch warn' ich Euch, Ivan- bei Eurem Wort werden wir Euch nehmen. Und wehe Euch, wenn Ihr uns dies' gegebene Versprechen verweigert! Dann gnade Euch der Leibhaftige! IVAN: (unbeeindruckt) Hah! Davor scheu' ich mich nicht, Denn ich werd' gewinnen. Auf den Henker! (Kurogane die Hand hinhaltend) KUROGANE: (einschlagend) Auf den Henker. (für einen Moment herrschet noch eine angespannte Stille in der Spelunke, in dem sich beide Trinkrivalen nur linkisch beäugen. Dann der Magier seine Stimme erhebend.) FYE: Herr Wirt, Herr Wirt! Eine Lokalrunde! WIRT: Hier, die Herrschaften. FYE: Besten Dank! WIRT: Schon recht. (sich wieder zur Theke begebend) FYE: Alsdann! Fangt mal an! (fröhlich) Ich zähle mit, wenn es denn recht ist! IVAN: Du wirst mich sicher nicht schlagen. Niemand kann es in punkto Trinkerei mit mir aufnehmen. KUROGANE: Das werden wir ja sehen. Fangen wir endlich an! IVAN: Ganz meine Meinung, Herr-- Herr-- KUROGANE: (lakonisch) Kurogane. IVAN: (ebenso) Ivan. (Diesmal bleibet es nicht nur bei einem Glas, sondern gleich drei von jedem werden geleert.) KUROGANE: (sich geringschätzig den Mund wischend) Dies' schauderhafte Gesöff soll mich zu bezwingen imstande sein? Bei allem Respekt, schon zehnmal Stärkeres trank ich aus-- IVAN: (gereizt) Solchem entsinnet Ihr Euch nur einmal! SHAOLAN: (kaum mehr hörbar) Ja, also-- FYE: (zu dem Knaben sprechend) Nur ruhig Blut! Unser Kuro-Chama schaffet das doch mit Leichtigkeit, Mir dünket, jen' Begebenheit unter Wasser härtete ihn einst ab- (zur Theke rufend) Herr Wirt! Eine weitere Runde! SHAOLAN: (dunkelrot im Angesicht) Dies verleug'ne ich nicht, Aber-- bei Gott, Fye-San! Bei solchen Methoden schaudert's mir! FYE: (vergnügt) So spielt das Leben, mein Junge! Nicht immer gehet es ehrenhaft und gerecht zu in der Welt- Und weder werden immer die lautersten Weisen genutzt, Um dieses und jenes zu erreichen. Glaube mir- Ich weiß, wovon ich sprech'. WIRT: Hier, die Herrschaften. FYE: (lächelnd) Besten Dank! WIRT: Schon recht. (sich wieder zur Theke begebend) SHAOLAN: (Fye unverwandt beäugend) Fye-San -... FYE: Es ist in Ordnung, mein Junge. (fröhlich zur versammelten Gesellschaft rufend) Hej, ihr Leut', wo bleibet eure Stimmung? Wollen wir doch Spaß! Lasset was hören! Ein Lied! WIRT: Petruschka, spiel uns was! (Zustimmendes Gerede und Gelächter vom hiesigen Publikum.) PETRUSCHKA: Stets zu Diensten. (abermals setzet der hagere, schnauzbärtige Mann seine Hände auf das abgeschabte Piano, allerdings nicht, ohne sich vorher mit einem Schluck in Schwung zu bringen; ein sehr wiegend gehendes Lied anstimmend, in das viele der Anwesenden sofort zu singen einfallen.) -GRUPPENGESANG- ("Casatschok") ALLE: Casatschok! Casatschok! Casatschok! Ras, dwa, tri! PETRUSCHKA: Heute Nacht geht keiner von uns schlafen Heute Nacht ist überall Musik Jedes Haus, jeder Hof, jede Straße Ist voll Glanz, der schnell den Kopf verdreht Süßer Wein, heller Wodka im Glase Und ein Tanz, der in die Beine geht! (Refrain) (In den wirklich alle die dies' Lied kennen mit einstimmen) Petruschka spielt auf der Balaleika Immerzu das schöne, alte Lied Ivan tanzt mit seiner Nikolaja Und die and'ren tanzen alle alle mit! ALLE: Casatschok! Casatschok! Casatschok! Ras, dwa, tri! WIRT: Und beim Tanz, da glühen heiß die Wangen Und beim Tanz, da brennt so manches Herz Jeder Schritt, jeder Blick, jedes Lachen, Jeder Kuss, geht viel zu schnell vorbei Heute Nacht werden Wünsche erwachen Und zum Schluss ist gar nichts mehr dabei. (inzwischen auch Fye und Mokona begeistert den Refrain mitsingend) Petruschka spielt auf der Balaleika Immerzu das schöne, alte Lied Ivan tanzt mit seiner Nikolaja Und die and'ren tanzen alle alle mit! ALLE: Casatschok! Casatschok! Casatschok! Ras, dwa, tri! PETRUSCHKA: Morgen früh, da werden alle schlafen, Morgen früh ist alles wieder still. Von dem Haus, von dem Hof, von der Straße Ist der Glanz so schnell vom Wind verweht Und man träumt von dem Wodka im Glase Und vom Tanz, der in die Beine geht. ALLE: Petruschka spielt auf der Balalaika Immerzu das schöne, alte Lied Ivan tanzt mit seiner Nikolaja Und die and'ren tanzen alle alle mit! (Der letzte Refrain wird noch ein paar mal wiederholt, bis sich die Leute alsbald wieder dem Trinken und Gesprächen zuwenden.) FYE: Ei, das war aber schön! WIRT: Schon recht. IVAN: Noch eine Kunst, die mein Land gar hoch schätzet- Das Singen, jawohlja! (das nächste Glas stürzend) KUROGANE: (gleichmütig) Die Kunst, die mein Land schätzt Ist das Besiegen der Feinde, das Beschützen der Liebsten Und die Unbarmherzigkeit. (ebenfalls ein weiteres Glas kippend) IVAN: (schnauzend) Tüchtige Jägersleut' haben wir, Brave Mägde, stramme Soldaten! KUROGANE: (Ivan nicht aus den Augen lassend) Kampferprobte Krieger, edle Schwertkämpfer Und die ew'ge Kunst des Gefechts! (sich das nächste Glas schnappend) IVAN: (auch zugreifend) Roher Kampfgockel! KUROGANE: Verpennter Spelunkenhocker! (beide vor verletztem Stolz gleichzeitig wild nach Luft schnappend; beide reißen wie zur Unterstreichung ihrer gefallenen Worte zwei weitere Gläser an sich und stürzen es.) SHAOLAN: (vorziehend, doch zu warten. Der Knabe wendet sich zu Sakura um, welche das Geschehen mit großen Augen mit verfolget.) Nun - vielleicht hören wir uns noch bei den anderen um, obdass sie uns etwas erzählen können. Mich dünkt, dies dauert noch ein Weilchen. SAKURA: (nickend) Warum nicht? (Shaolan und die junge Prinzessin alsbald aufstehend, um sich leisen Schrittes von ebenjenem Tische zu entfernen, an welchem das Trinkduell ausgetragen wird. Fye und Mokona den beiden nachblickend.) FYE: (fröhlich) Mir dünket, solch' Art zu kämpfen Ist unseren beiden Lieben noch etwas neu- MOKONA: (kichernd) Hoh, man lernet doch täglich dazu! IVAN: (dazwischenkeifend) Jeder lernt es irgendwann! Und nun genug geschwafelt, gilt es hier ein Duell auszutragen! KUROGANE: (geringschätz'gen Blicks das nächste Glas stürzend) Mein liebes Jägerlein- wer schreit, ist der Feigling. Bellende Hunde pflegen nicht zu beißen, wisset Ihr dies nicht? IVAN: (erhitzt) Bah, von wegen! (ebenfalls ein weiteres Glas packend) (Beide leeren abermals ihr Glas und wieder wird Einiges an Feindseligkeiten ausgetauscht, bis der Wirt alsbald Nachschub bringet. Dies gehet dann alsbald wieder von vorne los und scheinet sich bis ins Unendliche wiederholen zu wollen. Glas um Glas fallet. Die Szenerie wird langsam dunkel.) (Gleich darauf wird es auf der Bühne wiederum hell. Man sieht die Gefährten auf dem Weg zurück zum Häuschen der Sarojovs. Kurogane befindet sich in höchster Ärgernis, aber im Gegensatz zu Ivan in der Lage auf eigenen Füßen nach Hause zu gehen. Der Jäger selbst wird von Sakura und Shaolan mehr schlecht als recht getragen, Fye derweil von Kurogane.) KUROGANE: (vor sich hin schimpfend) Wieso auch musste er die restlichen zwei Gläser trinken? Er weiß genau, er verträgt rein gar nichts. (Er erinnert sich mit Schrecken an die Szene, die abgelaufen ist, nachdem das Duell beendet war: Ivan war schlicht und ergreifend vom Stuhl gekippt. Fye hatte daraufhin dessen letzten Gläser, die vor dem Jäger stehen geblieben waren, ergriffen und sie ebenfalls gestürzt, bevor der Ninja etwas dagegen tun konnte.) Und dann fanget dieser Magier auch noch an, sein malefizverfluchtes Miauen wieder zu exerzieren!! SHAOLAN: (den schnarchenden Ivan nur unter größten Mühen voranzerrend) Erwartest du irgend' anderes, Kurogane-San? KUROGANE: (grollend) Nein, um ehrlich zu sein. SAKURA: (beklommen) Oh weh, oh weh! Ob uns Mütterchen Sarojova und die anderen Uns überhaupt noch bei sich im Hause dulden? Bestehen wir doch fast mehr aus Betrunkenen als aus geistig Gesunden! Weh, weh! KUROGANE: (knurrend) Wehe, wenn sie's nicht tun! Nach Schlaf verlangt's mir, für heut' sind alle meine Nerven blank. Und morgen früh gilt's für das Jägerlein alsbald, Ein Versprechen einzulösen! Nicht umsonst will ich den Koppe mir zugebechert haben! FYE: (lallend) Aber, hui! Wie gut du warst! Hast ihn richtiggehend weggefegt vom Tisch, und das ohne Hand! Jaja, vielleicht liegt's ja an der göttlichen Aura Die seit unlängst deinen Körper umschwebt! He-he-he! KUROGANE: (keifend) Du schweig still da oben! Noch ein krummes Wort, und derjenige, der dir dann am nächsten ist Wird der Erdboden sein! FYE: Nyaaah~ sei doch nicht so gemein... (schläfrig nuschelnd) Sag ich doch bloß die Wahrheit... KUROGANE: Nonsens, blau wie ein Fisch bist du und weißt nicht was du sprichst... und nun schweig still. (Fye nun wirklich Ruhe gebend, doch auch nur deswegen, da er jetzt auch anfängt friedlich vor sich hinzuschlummern) Pah...morgen klagt er wieder über Kopfweh... ich ahne es schon. SHAOLAN: (bemüht) Nun, doch etwas Gutes hat's doch! Konnten wir Väterchen Ivan doch intern dazu bringen Uns alles auf den Tisch zu legen! Morgen ist's soweit- der nächste kleine Schritt zum Erfolge hin! KUROGANE: (brummend) Wenn er dann imstand' ist, Auch nur eines klaren Wortes sich zu entsinnen. Dünkt er mir doch jetzt mehr wie ein Sack, der übervoll. Nur allzu vorauszusehen ist der Katzenjammer morgen. MOKONA: Sicher wird Mütterchen Sarojova ein Gegenmittel wissen. Viele Hausmittel gebet es hierfür! Yuuko bleute mir stets ein, viel zu trinken Und die Füße in warmes Wasser zu stellen! SAKURA: Ein nasser Lappen für die erhitzte Stirn Wird gewiss auch nicht das Verkehrteste sein. SHAOLAN: Man wird sehen. (die Gefährten- oder zumindest diejenigen, welche sich noch bei Bewusstsein befinden- sind nunmehr am Häuschen der Sarojovs angekommen. Der Knabe fest an die hölzerne Tür anklopfend, bis ein verschlafener Alexej im Nachthemd schließlich aufmachet und ob dem Anblick, der sich ihm hier bietet, erschrocken zurückfahret.) Alexej. Kurogane. Shaolan. Sakura. Mokona. Fye. Ivan. ALEXEJ: (wie vom Donner gerührt) Um Gotteswillen! Für einen Moment vermochte ich euch nicht wieder zu erkennen! Was ist denn bloß geschehen mit euch, beim Fafner nochmal? KUROGANE: Nun - der Jäger musste erst überzeugt werden. Und nun tritt zur Seite, s' wird kalt. ALEXEJ: (jetzt fallet sein Blick auf Ivan, der zwischen Sakura und Shaolan hängt) Der kommt hier aber nicht ins Haus! SAKURA: Du willst ihn doch nicht hier draußen in der Kälte lassen... KUROGANE: Und ich schlepp ihn sicher nicht in sein Haus zurück. Genug Ärger hab' ich heut gehabt. ALEXEJ: (unter gerunzelter Stirne) Mir dünket, Dass ihr einen trinken wart? Ein blauer Schleier schwebet über deiner Nase, Kurogane. Und auch unser Väterchen Ivan wirket nicht mehr allzu frisch. Zwei Besoffene im Haus reichen, ein Dritter macht's Maße übervoll! Was der nur mit meiner Anuschka anstellen könnt'! Jesus Maria! KUROGANE: (ungeduldig) Dann zerschmett're ich ihn Wenn er wagen sollte, Hand an deine so teure Braut zu legen. Und nun lass uns rein, sag' ich-- SHAOLAN: (bittend) Ich bitt' dich sehr, Alexej! Väterchen Ivan wähnet sich momentan als der wahrlich Einz'ge Der es vermag, unser Hoffen auf ein Mysterium zu erhalten Und zu unterrichten! Mein Wort geb' ich dir, dass er nichts tut! Schlafet er doch schon längst! ALEXEJ: (sich seufzend selbst überredend) Ach, von mir aus. Bringt ihn rein, aber machet schnell, Wollen wir schließlich nicht das ganze Haus aufscheuchen. Väterchen Mischa wird nicht sehr erfreut sein! (zögerlich einen Schritt zur Seite tretend, um die Spätankömmlinge vorbei zu lassen) Also, seid leise, ich bitt' euch! KUROGANE: Schon gut, schon gut... SHAOLAN+SAKURA: (Ivan unter letzter Kraftanstrengung auf den Diwan in der Stube zerrend) ALEXEJ: Und dass er morgen früh ja verschwindet! MOKONA: Ach wo denn, sorge dich nur nicht! Morgen ist er von hinnen! Und ist er doch schon jetzt sowieso leise wie ein Säugling! ALEXEJ: Das mag ja durchaus sein, aber-- (der Jüngling wird in seinen Worten abrupt unterbrochen, da Väterchen Ivan auf dem Diwan allmählich in ohrenmarterndes Schnarchen verfallet) KUROGANE: (am End' seiner Nerven) Gott steh uns bei! Werfet ihm eine Decke über den Kopf! (Gesagt, getan. Alexej dem einstmaligen Jäger eine dicke Wolldecke über den Kopf ziehend.) SHAOLAN: Und wenn es ihm den Atem nehmet? KUROGANE: Dann hatte er Pech, Knirps. Und jetzt ab in die Betten, wenn ich bitten darf! ALEXEJ: Gute Nacht! (Der rothaarige junge Mann immer noch etwas schlaftrunken die Treppe Richtung Schlafraum hochwankend. Ab. Auch die Gefährten machen sich nunmehr auf den Weg in die Gästezimmer.) MOKONA: Shaolan, entsannst du dir bereits, Was wir morgen unternehmen könnten? SHAOLAN: Morgen befragen wir Ivan alsbaldigst, und - ich denke, wir gehen auf die Suche nach diesem Haus! SAKURA: Du glaubst also, dass dies existieret? SHAOLAN: Möglich ist's durchaus! KUROGANE: (die drei unterbrechend) Planet das gefälligst morgen, jetzt ist nunmehr keine Zeit. SHAOLAN: Recht hast du! Ins Bett sollten wir gehen. Gute Nacht. MOKONA: Mokona schlafet heut bei Sakura-chan und Shaolan! (sie springt dies verkündend auf die Schulter des Jungen) KUROGANE: (aufbrausend) WAS?!! Alleinlassen wollt ihr mich, mit-- mit diesem geistig Umnachteten?! Mir dünkt, ich hör' nicht recht? SAKURA: (beschwörend) Bitte, Kurogane-San, mäßige dich! Haben wir doch bald das ganze Hause am Hals! MOKONA: (fröhlich) Was sorgest du dich? Ich schätze, unser lieber Fye muss zunächst schlafen, Und wird wohl kaum Sinn für derlei Ruhestörungen haben! SHAOLAN: (bemüht) Ich bitte dich recht schön, Es wenigstens für heute hinzunehmen! Jeden Strohhalm brauchen wir nun! Und derart geistig umnachtet, wie du ihn beschriebst, ist Fye-San mitnichten! (da der Ninja nur grollt, drängt es den Knaben, die Prinzessin und Mokona alsbald zum Aufbruch.) SAKURA: Alldieweil bis morgen! Schöne Träume euch beiden! SHAOLAN: Nun aber schnell, sonst schimpft das Väterchen noch. (Sakura, Shaolan und auch Mokona verschwinden schnell in ihren Zimmer.Ab. Kurogane mürrisch mitsamt Fye in das danebengelegene trappend) Kurogane. Fye. KUROGANE: Hah... (den Magier etwas unsanft auf dessen Bett befördernd und die Decke grob über ihn ziehend) Nichts als Ärger heute! Und mir scheint, morgen wird ebenjenes um keinen Deut besser! Wollen wir hoffen dass dieser Ivan etwas Brauchbares zu erzählen weiß-- (der Ninja leget sich nun ebenfalls nieder und schließt die Augen, hoffend, nun doch noch etwas des Schlafs zu erlangen. Für eine Weile ist es auch noch still in jenem dunk'len Raum, dennoch fanget der Magier nach ebenjener Weile an, im Schlaf vor sich hin zu murmeln) FYE: (halblaut wispernd) Kuro... ne... KUROGANE: (gereizt) Du bist still jetzt, beim Teufel auch! Für heute ist es uns allen satisifiert! Und jetzt: Mundwerk zu! Gute Nacht! (grimmig wälzet sich der erboste- und vor allem ermüdete- Ninja auf die andere Seite, im Versuch, das nicht abreißende Gemurmel des Magiers zu ignorieren, doch will es ihm nicht recht gelingen.) FYE: (schmatzend) Sage mal, Kuro-Chiimu- Schmecke ich eigentlich gut? Mein Fleisch und so! Sag dem Huhn, ich schmecke nicht-- (sich ausgiebig an der Nase kratzend) Hab doch weder Salz noch Pfeffer an mir dran-- ... Kein Marzipan in den Knochen, hmmjajajaja-... Schmecken Haare nach Zimt? (langsam, noch im Taumel des Alkohols, kriechet der Magier halb schlafend, halb wachend, unter seiner Decke hervor und fuchtelt mit einem Arme unter trägen Bewegungen in der Luft umher, wie um Kurogane auszumachen.) KUROGANE: (entgeistert) Ist's Hirn dir nun endgültig entflohen, Magier? Mir dünkt, es fühlte sich nicht wohl in deinem Schädel! Von wegen, keinerlei Ruhestörung mehr! Dem Pelzvieh werde ich morgen vielleicht was erzählen.... (eine kurze Weile herrscht Stille, in dem der Ninja abermals versucht einzuschlafen. Doch kaum, dass es geschafft sei, rühret sich Fye schon wieder) FYE: (schon halb aus dem Bette hängend, doch da seines und das von Kurogane knapp einen halben Meter auseinanderstehen, ward er noch nicht herausgefallen) ... Nhm... hyuu~, dich scheint das Huhn zu mögen, Kuro-tan... (er macht eine ausschweifende Armbewegung, die den Ninja am Kopf trifft, weshalb dieser verärgert herumfahret) KUROGANE: Zur Hölle noch mal!! (zischend und sich mühsam beherrschend, nicht laut zu werden, um niemanden zu wecken) Nicht einmal im Schlaf hat man seine Ruhe! FYE: (mehr brabbelnd als sprechend) Schlaf? Eher meinst du wohl Schlafrock-- Jawohl, Kuro-Nyan im Schlafrock- jammjamm- So gebe man mir einen Löffel, auf dass ich mich dessen bemächtige! (Unter den fassungslosen Blicken des Ninjas beweget sich der Magier auf allen Vieren krabbelnd träge über die Matratze,um den Kopf unter Kuroganes Decke zu stecken; mit geblähten Nüstern sauget er die Luft unterhalb der Decke ein.) Mhh- deliziös! Riecht Haut nach Pfirsich? KUROGANE: (angewidert) Du verschwinde in dein Bett! (der Ninja versuchet äußerst unsanft, ihn zurückzuschieben, was nur darin endet, dass sich der Magier an seinem Arm festklammert und diesen auch nicht wieder loslasset) FYE: Hmmm-- ein Kuro-Teddy-- (er schmieget sich in einer drollig anmutenden Bewegung an) KUROGANE: (sich kurz davor wähnend, wirklich loszubrüllen) Verdammter Magier, ab zurück in dein Bett! Lass los...! (er schüttelt seinen Arm, was aber nichts an Wirkung mit sich bringet) FYE: Nyaaa~... (enger herangerückend) (Der Ninja abermals heftig seinen Arm schüttelnd; aber ebensogut hätte er versuchen können, einen Baum mit einer Feder zu fällen, denn der Magier wankelt und weichet nicht.) KUROGANE: (unter bedrohlich geschwollener Zornesader) Bei- allen tausend Adjudanten- des Teufels-- Den Kopf säbel ich dir ab und zieh dir das Fell über die Ohren! Und dann schneidere ich mir einen Mantel daraus! Lass-- los!! FYE: (kichernd) Hihi! Fyemantel! (seine Nase plötzlich ohne jede Vorwarnung in des Ninjas zerzaustes schwarzes Haar stürzend) Jetzt sage doch! Riechen Haare nach Zimt? KUROGANE: (aufjapsend) WEG DA!! FYE: (inzwischen halb auf ihm liegend) Nhm... viiiel zu bequem-- (sich auch nicht mehr weiter rührend, schmieget er seinen Kopf nur noch an Kuroganes Schulter) ... Warm... KUROGANE: Wenn du nicht schleunigst in dein eigenes Bett verschwindest, werfe ich dich alsbald raus - Versprechen kann ich dir, die Landung wird hart! FYE: (keinerlei Reaktion als ein zufriedenes Seufzen zeigend) KUROGANE: (im heftigsten Versuche, seine Wut zu bezähmen, da ein Ausbruch seines Grolls einiges an Lärm mit sich bringe) Du-- DU-- duuuu--- (am Ende seiner Nerven ächzend) Ach, beim Satan auch! Ich sehe doch, Dass dir mit bloßen Worten wieder nicht beizukommen ist-- He! Hörest du mich überhaupt, Blondschopf?! FYE: (schon halb schlafend) Miauu~~... KUROGANE: (entsetzt) Nun schlafe bloß nicht ein! Dies sei mir das Letzte, was ich brauchen kann! Aufwachen! Marsch! Und dann- verschwindibus! Auf der Stelle! (jen' Aufforderungen von des Ninjas Seite bleiben leider Gotts fruchtlos, da der Magier sich bereits längst im Reich der Träume wähnet.) KUROGANE: (knurrend) Bei Luzifers Pferdefuß! Am liebsten stöße ich ihn von mir, Um ihm alsbald den Hosenboden straffzuziehen! (Er versuchet erneut, ihn von sich zu schieben, doch scheitert er wieder. Es daraufhin aufgebend, da er Gefahr läuft ebenfalls aus dem Bett zu fallen. Außerdem verlangt es ihm wirklich nach Schlaf.) Verflucht... morgen kriegst du was zu hören, verlass dich drauf! Und auch das Pelzknäuel... ! Angestiftet hat es ihn zu trinken... (schließlich belasset es der Ninja dabei, seinen blonden Bettgenossen so hinzuzerren, dass er ihm durch seine Lage nicht mehr gar die ganze Luft aus den Lungen presset; sich zuguterletzt auch halbwegs schlafgünstig positionierend- unbequem, da ihm des Magiers Ellenbogen geradewegs ins Gesicht hänget, doch durchaus aushaltbar.) Gute Nacht-- oder nein, was red' ich da-- Ertragbare Nacht! FYE: (im Schlaf schnurrend) Naacht... (nach einiger Weil' gelinget es Kurogane tatsächlich, die Augen zu schließen und nach einer gewissen Gewöhnungszeit auch einzuschlafen. Draußen scheinet der Mond und tauchet das ganze Dörfchen in friedliches, silbriges Licht. Es beginnet sanft zu schneien. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT - Viertes Bild. (Die Bühne wird hell. Die Szene beginnt am Frühstückstisch. Darum herum sind die Gefährten nebst der Familie Sarojov versammelt - selbst Ivan ist noch mit von der Partie. Allerdings hängen er und Fye nunmehr eher am Tisch als dass sie daran sitzen.) FYE: (sich jammernd an den Kopf fassend) Weh mir-- mein Kopf, so dünket mir, wird alsbald zerplatzen! Kuro-ji... auch hättest du mich sanfter wecken können - einen solch verweg'nen Tritt aus dem Bett hatte ich nicht erwartet. KUROGANE: (ungerührt) Recht geschehet es dir, hast du mich doch über Stunden hinweg vom Schlafe abgehalten! IVAN: (nörgelnd) Heda...nicht so laut! SAROJOVA: (missbilligend) Nun beruhige dich doch, Ivan! Mir dünket, wir sollten nun alle den guten Ton wahren, Und da wir dir gestern Nacht einen Schlafplatz nicht verweigert, So bitt' ich dich, dich zu erklären! (einen riesigen Brotlaib auf den Tisch wuchtend) SHAOLAN: (ernst) Rechtens spricht unser Mütterchen- Vergesset das Versprechen nicht, welches Ihr uns gabt! Quälet es uns doch schon, endlich zu erfahren Welch' Phänomen Euch in jener Schicksalsnacht ereilte! KUROGANE: (nüchtern) Und solltest du es nicht tun-- MISCHA: Keine Gewaltandrohungen bei Tisch; Für solche Intermezzi gebet es einen Hinterhof. ALEXEJ: (Ivan Tee einschenkend) Nun rede, Väterchen. Wir bitten dich alle recht schön! IVAN: (schwermütig) So soll es denn sein. Ach, auch wenn's mir im Busen darob gar so schmerzet! Der alte Ivan packet aus... -ARIE DES IVAN- IVAN: (in ernstem Bariton zu seinem vielköpfigen Publikum singend) Schönheit gebet uns Grund zur Trauer Hässliches erfreuet durch Dauer Doch muss ich sagen, dass ich! Ivan, der einst'ge Held Durch seine Hässlichkeit gar so entstellt Und noch hässlicher macht mich, was mir einst gebracht Die Folgen dieser scheußlichen Schicksalsnacht! An diesem Tag Strich ich durch den dunk'len Wald Auf der Jagd Und machte auf einer Lichtung Halt. Hörte doch recht ungewöhlichen Krach, Der durch das Holze brach. So dacht' ich mir Dies' ist doch kein Tier! Und Recht behalten sollte ich! Weh, es war gar scheußlich! Denn- bei Gott! Wie ein barbarisch' wildes Tier Brach plötzlich ein riesiges Ekelding durch den Wald allhier, Und stampfte geraden Weges auf mich zu! Bäume und Sträucher waren zermalmt im Nu! Doch als ich den Blicke hob- mein Blute begann zu schrei'n! Weh! Es fror mir schier das Herze ein, Denn kein Tier war's! Eine Hütte schien's zu sein! Verängstigt wie ein Reh sprang ich in den Wald hinein, Wühlte mich durch das Dickicht in all der Finsternus, Doch, Gott! Diese Hütte folgte mir auf dem Fuß! Denn stand sie auf jenen alles zermalmenden Hühnerbeinen-- Vor Furcht verging mir alles Schreien und Weinen, Denn obwohl die Hütte nicht sehr groß, ragte sie gen Himmel Und scheußlich waren jene Beine, befleckt und voller Schimmel! Und so jagte ich ins Blaue hinein, Doch anscheinend sollte dies meine letzte Handlung sein, Denn mit lautem Donnerknall und Saus und Braus Schoss etwas aus der fürchterlichen Hütte heraus- Nur gellendes Gemecker hörte ich. Doch ob's Tier oder Mensch war, ist mir heut noch unbegreiflich. Denn dass irgendetwas diese Hütte bewohnet, das ist klar; Doch ist mir der Gedanke daran schauderbar! Denn jede Nacht überkommet mich gar unverhohlen Die Furcht, jene Hütte kommt herbeigerast, um mich zu holen! So löste ich mich denn verzweifelt von meiner Sippe. Ivan, das Hunger- und Angstgerippe. (der bärtige Jäger nunmehr in seinem unheilverkündenden Gesang innehaltend; die Gefährten nebst der Familie nach und nach einstimmend.) SHAOLAN: Und dann, was geschah dann? So Sprich! IVAN: ... Das, mein Bursche, weiß ich nicht! Ich glaube... zu packen verlangte es jen' kreischende Gestalt, doch erwischt hat es mich nicht! ANUSCHKA: Huh! Was für ein Schaudermärchen! IVAN: Es ist kein Märchen! So wahr ich hier stehe, Anuschka mein! NIELTJE: (kichernd) So wahr ich hier sitze, meinst du wohl eher, Väterchen? IVAN: Was auch immer. ALEXEJ: Nun, Väterchen, dennoch muss du wissen - dies alles könnte alles deiner Fantasie und dem Alkohol entsprungen sein. IVAN: (laut werdend) Hah! Fing ich erst nach diesem Erlebnis mit dem Trinken an! Und überhaupt, was habet ihr dagegen? FYE: (immer noch ein wenig jammervoll) Ich bitt' Euch, Väterchen, mäßigt Eurer Stimme Kraft! Doch, nun - warum überzeugen wir uns nicht selbst? SHAOLAN: (zustimmend) Ganz recht, eine fabelhafte Idee! Väterchen Ivan - so begleite uns doch zu der Stelle! Unglaublich dürstet's uns, sie zu sehen! IVAN: (geschockt aufspringend) Nie! Nicht für alles Geld der Welt werde ich -- KUROGANE: (drohend) - hier verweilen, nicht wahr? Du sagtest unlängst zu! IVAN (kleinlaut) : Ach, habe ich das erwähnt? Nun ja, dann soll es wohl so sein... wann... wollt ihr euch denn entfernen? SHAOLAN: Was fraget Ihr noch? Möglichst bald, mein lieber Ivan! Bekommen wir denn auch etwas zu essen mit, gute Anuschka? ANUSCHKA: Aber sicher, welch' Frage! Ich werde Brote machen! NIELTJE: (beide Fäustchen in die Luft stoßend) Und Eckstücke vom Kuchen sollet ihr haben! SAROJOVA: So dünket mich denn, dass wir euch zu Beginn des Abends Wieder an unserer Hauses Schwelle erwarten dürfen? Dürfen wir? So sprecht! -GRUPPENGESANG- IVAN: (rau) So höre mich an, gute Frau; Dass wir vielleicht nicht zurückkommen, weiß Ivan ganz genau! Denn, weh- graut's ihm doch sehr zu tasten mit eig'ner Hand Nach altem Schrecken, durch den ich jäh mein Ende fand- Zwar als Mensch nicht, doch als tugendhaft'ger Mann, Auf denn man sich selbst bei Tod und Teufel verlassen kann. Und mein Leben- um wieder zu fürchten darob, Dafür zahlte ich nicht den kleinsten Hosenknopp! KUROGANE: (eisig) Doch hast du's unlängst versprochen! Todesfurcht in allen Ehren, dennoch müssen wir darauf pochen! Teuer käm's euch zu stehen, hieltet Ihr es nicht ein. So werdet Ihr denn heute unser Leitmann sein. SHAOLAN: Sehr bitten wir Euch, Väterchen Ivan! Stehet uns zur Seite als tapf'rer Mitstreiter sodann! FYE: Und glaub mir, viele legten sich schon mit uns an, Gut bekommen ward dies ihnen nicht! MOKONA: Und Wettschulden einzuhalten ist Pflicht! IVAN: Genug, ich habe es verstand', Doch weiter als bis zu der Stelle An der mich das Haus fand' Werde ich nicht weitergehen! KUROGANE: (ungerührt) Kleines Jägerlein, man wird sehen! IVAN: (sich in verletztem Stolz aufblähend) Jägerlein?! FYE: (fröhlich) So redet unser guter Kuro-Chan immer darein! Lasse dich nicht darob beirren! Doch, Väterchen: eins vermag mir immer noch 's Gemüt zu verwirren, Nämlich ist es die Frag', die mir wild im Busen schwebt Ob jene Hütte auch einmal stillzustehen pflegt? Oder wandert gar sie immer umher, auf dass die Erde zittert? IVAN: (verbittert) Nein, zu trampeln hebet sie erst an, wenn sie Beute wittert. Gar grauenvolle Folgerungen gehen in mir umher-- SHAOLAN: (drängend, in höchster Bereitschaft) Besprechen wir dies später! Eilet es uns doch gar sehr! (sich zur Familie Sarojov wendend.) Ist es Euch rechtens, wenn wir nun ziehen in dieses Landes eis'ge Mitte, Zu suchen jen' Mysterium dieser wandelnden Hütte? SAROJOVA: Aber sicher doch, wir halten euch nicht auf! MISCHA: Doch solltet ihr warm euch anziehen. Oben wird es sicher noch dicke Mäntel geben! ANUSCHKA: Und kommt wohlbehalten wieder zurück, wir hoffen drauf. ALEXEJ: Proviant - ach und auch die Pferde könnt ihr nehmen, damit euer Weg nicht ganz so beschwerlich werde! SAKURA: (fröhlich) Wir sehr wir euch danken! Mit solcher Hilf' wird es weder geben Weichen noch Wanken! SHAOLAN: (sich bedächtig vom Tisch erhebend) Habet Dank für Speis und Trank! Doch lasset uns wand'len nun. Gibt es doch etwas von höchster Bedeutung für uns zu tun! Und kein einz'ges Ding werde scheuen ich Zu erfüllen eines Menschen Pflicht. FYE: (fröhlich) Aus ganzem Herzen folgen wir dir, Shaolan! Lasst uns aufbrechen sodann! (die Gemeinschaft nun in ihrem Sange innehaltend, da eine unabstreitbare Aufbruchsstimmung herrschet, die vor allem Shaolan wild im Busen umhergehet; die Gefährten nun aufstehend, doch muss der Ninja Ivan am Arme hochzerren, da es ihm nicht im den Sinne kommet, sich auch zu erheben.) ANUSCHKA: So eile ich denn, meine lieben Freunde Zu holen die guten Wintermäntel, auf dass es euch nicht friere! (geschwind verschwindet das Mädchen, um dies zu tun, während Sarojova Proviant einpackt. Alexej kümmert sich um die Pferde. Bald wähnet sich alles zum Aufbruch bereit) ALEXEJ: Nun denn! Viel Glück und auf Wiedersehen! ANUSCHKA: Auf baldiges Wiedersehen. Bleibt unversehrt. SHAOLAN: Wir geben Acht. FYE: Und sollte es brenzlig werden, Kuro-chama steht ja auf unserer Seite. (er lacht) NIELTJE: Wenn ihr wiederkommt, müsst ihr unbedingt erzählen, was ihr erlebt hat! SAKURA: (dem Buben den Kopf tätschelnd) Aber ja, kleiner Nieltje, Rede und Antwort stehen wir! Auf dass wir alle heil an Leib und Knochen bleiben! IVAN: (seufzend) Gott steh uns bei. Lasset uns aufbrechen! (es werden noch letzte Abschiedsgrüße ausgetauscht; noch währenddessen schwingen sich die Gefährten nebst Ivan auf die Pferde, alles gut im Futter stehende, brave Tiere, und schicken sich alsbald an, loszureiten. Die Sarojovs ihnen noch vom Fenster her nachwinkend. Alsbald passieren sie des Dorfes Eingänge und reiten immer tiefer in die verschneiten Ebenen der Taiga hinein.) Ivan. Mokona. Shaolan. Sakura. Fye. Kurogane. IVAN: (trübselig) Weh uns allen! Glatter Selbstmord ist's, was wir hier nun tun! KUROGANE: (brummend) Gestern klang das noch anders, Mein liebes Jägerlein! War es unlängst nicht noch Ein heroisch' Prometheienstück? IVAN: (er beschränket sich darauf, schweigend zu grollen) MOKONA: Saget an, Väterchen- Unlängst entsannet Ihr Euch der Bemerkung, Dass Ihr bereits diverse Schlüsse aus jener Nacht zoget! Was will uns dieses sagen? IVAN: (bedächtig) Nun, wie ich bereits sagte: Warum diese Hütte mir alles Leben aus dem Leibe jagte, weiß ich nicht. Doch schien's mir kaum, als ob sie dies' Barbarei Aus eigenem, keckem Mordeswunsche gegen mich verübte. SHAOLAN: So glaubet Ihr denn gar, dass-- Dass jene Hütte sogar einen Bewohner besitzet? SAKURA: (schaudernd) Weh! Was für eine abscheuliche Kreatur könnte dies nur sein? IVAN: Gesehen hab ich sie nicht, aber gehört, über mir! Gelacht hat sie, schauderhaft!! SHAOLAN: Dann scheinet es vielleicht ein Mensch zu sein. IVAN: Hah! Ganz und gar unmenschlich klang dieses Kichern und fliegen kann ein Mensch wohl auch noch nicht. MOKONA: Es sei denn, er berherrscht einen Kudan. IVAN: Einen was? FYE: ... Nicht wichtig, guter Mann! Aber möglich ist alles! IVAN: Wie gesagt, wenn wir des Hauses Zehenspitzen erblicken So ist es denn dann an euch! Noch einmal den Tod in Aussicht bekommen will ich nicht! SHAOLAN: Am besten dünket es mir zu handeln Wenn wir uns leisen Schrittes an jene Hütte heranstehlen Und schauen, dass wir vielleicht gar hineingelangen. KUROGANE: Hineingelangen? Wieso das nun wieder? FYE: (wohlgemut) So denke doch, Schwarzer! Vielleicht kann uns jen' goldignettes Kicherpersönchen Gar weiterhelfen in "jener" Angelegenheit? IVAN: (arglos) Angelegenheit? Meinet Ihr wohl das Schreiben? FYE: (fröhlich) Natürlich, was auch sonst? KUROGANE: (brummend) Noch nie erlebten jen' unverblümte Schnapsideen Deiner Einen halbwegs erträglichen Ausgang für uns alle; Mich zweifelt, ob dies der richtige Weg. FYE: (leise, jedoch witzelnd) Was sorgest du dich auch, Schwärzli? Wirst du doch immer noch von jen' sphärisch flüsternden Aura Der fernen, geisterhaften Meere umschwebt! KUROGANE: Höre endlich mit dies leidlich Thema auf! Ich kann dies nicht mehr hören. FYE: Hyuu~, immer noch ein wenig verstört? KUROGANE: Ich zeige dir gleich was verstört ist - SHAOLAN: Aber, aber, streitet nicht! IVAN: Scheuchet ihr noch die Hütte auf! KUROGANE: (Ivan anfahrend) Du halte dich gefälligst heraus! IVAN: (beleidigt) Ist es doch nur unser Überleben Um das ich hier besorget bin-- FYE: (fröhlich) Wie aufmerksam von Euch! Alte Weibergeschichten machen eben etwas bitter, nicht wahr? KUROGANE: (Die Zähne fletschend) DU--- MOKONA: (einfallend) So habet Ihr denn keine Vermutung, Väterchen, Weshalb die Hütte gerade hinter Euch her war? IVAN: Nach jener Schreckensnacht streckte ich meine Ohren aus, Zu hören, ob bereits Kunde von dies' seltsam Phänomen bekannt. Ein paar ebenso geschockte Geister wie ich Wussten mir ein Gerücht zu überbringen, Dass sich die Hütte gar regelmäßig auf die Jagd begebe Auf dass sie die Alten und Kranken zu sich nehme Und alsbald zum Teufel jage! SAKURA: (bebend) Jesus Maria! SHAOLAN: Nur keine Angst, Prinzessin. Gemeistert haben wir so manches Missgeschick, Und meistern werden wir auch dieses! (Stille.) IVAN: (nach einer langen Weile des Schweigens plötzlich in seltsam dumpfem Tone zu reden ansprechend.) Sehet Ihr jenen Waldstrich dorten? (als sie auf einer hohen Schneeerhebung ankommen, auf eine dunk'le Ansammlung von finsteren Tannen in der Ferne deutend) Dies ist der unglückselig' Wald, in dem mir mein Übel widerfuhr. Ab hier bringen mich keine zehn Pferde weiter. MOKONA: (plötzlich mit den Öhrchen zuckend) Wie-- wie wird mir-- spüre ich gar plötzlich-- SHAOLAN: (aufgeregt) Eine Feder? IVAN: Wegen einer Feder seid ihr hierher? Narren! Gänsefedern gab es doch genug auf dem Hofe - KUROGANE: Schweig still! Keinerlei Idee hast du! Und nun weiter! IVAN: Keine zehn Pferde, sagte ich doch - KUROGANE: Diese vielleicht nicht, aber ich! (knurrend) Marsch, bevor ich wirklich ungemütlich werd! FYE: (fröhlich) Väterchen, höre doch auf ihn, sei so gut! Leicht zu verbittern ist er! KUROGANE: (wild zu Fye herumfahrend) Und du! Lieber schweigest du auch eine Weil', bevor ich mich vergesse! FYE: (leise, dennoch absichtlich hörbar, zu Mokona) Mir scheint, unser Schwarzer hat heut nacht schlecht geschlafen, ich frage mich nur warum? MOKONA: (herzhaft kichernd) Nicht den Hauch einer Idee Hege ich in meines Busens Odem, mein lieber Fye! KUROGANE: (unter sichtlich angeschwollener Zornesader) Ich- werde euch-- alle--- SHAOLAN: (rasch) Nun aber zumarschiert! Väterchen Ivan, seid so gut! IVAN: (ächzend) Oh weh, weh, weh-- (schließlich unter gar gequältem Gesicht vorausreitend) (So reiten sie ein gutes Stück Weg weiter, es herrschet lange Schweigen, doch ist bisher nichts zu sehen) IVAN: (dennoch ein wenig erleichtert) Weh, wo ist es nur? KUROGANE: Solltest du uns in die Irre geführt haben, dann lernst du mich aber kennen! IVAN: (patzig) Ich irre mich nicht, hier muss es sein! Kenne mich ja wohl in den Wäldern aus! KUROGANE: Hoffe ich es doch sehr für deine Gesundheit! MOKONA: (sich emsig umschauend) Mir dünket allerdings Dass dies ein ganz und gar normaler Wald zu sein scheint! Wo ist jenes Grauen, das ihn einst durchharkte Und in wilder Barbarei seine grünen Kinder niederriss? SHAOLAN: Sehen werden wir's, und dies unverhofft. (eine Weile des Schweigens vergehet, während die Gefährten nebst Ivan immer tiefer in jenen Tannenwald hineinreiten. Anfangs sichten sie nichts verdächtiges, doch alsbald scheinet es, als brächen sie immer tiefer in Sphären einer fremden Welt ein. Stockdunkel ist's nun im Wald, und alles an Geräuschen, ward alsbald verschluckt, als ob die Finsternis sie aufsauge.) FYE: (zu den schwarzen Wipfeln der Bäume aufschauend) Wie drückend diese Stille mir scheinet. Sagt, könnet ihr auch nur eines einzigen Vogels Sang erlauschen? Eines Wassertropfens zarten Fall? Eines einzigen Hauch des Lebens? SAKURA: (sichtlich verängstigt in die Dunkelheit blickend) Bei Gott- wie's mir schaudernd durchs Herze fahret-- Fast dünkt es mir, dass alles in diesem Walde einst Einen lautlosen Tod gestorben! IVAN: So habe ich es doch gesagt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht! Doch glauben wollt mir ja keiner! FYE: Tun wir dies denn nicht? Schließlich suchen wir danach! IVAN: Täten wir es lieber nicht! Fürchte ich seit Stunden schon um mein Leben! FYE: (wohlgemut) So lange Ihr Euch mit uns auf einem Wege wähnet, Väterchen- So lange müsset Ihr kein Zeichen leisester Furcht erspüren! Beruhigt Euch, ist doch nicht einmal ein Anzeichen jener Hütte Wahrzunehmen! Habe ich nicht Recht, Kuro-Chama? (Kurogane von der Seite musternd, der regungslos im Sattel sitzet und mit schmalen Augen seine Umgebung in Betracht ziehet.) KUROGANE: (rau) Still nun. (die Augen schließend, als lausche oder fühle er konzentriert auf ein den anderen Gefährten noch unbekanntes Phänomen. Diese in angespanntes Schweigen verfallend.) SHAOLAN: (besorgt) Erfühlest du irgend' Ding, Welches bedenklich sein könnte, Kurogane-San? KUROGANE: (zu den schwarzen Baumspitzen emporstarrend) Erspürte es noch keiner von euch? Der Tod war es, der hier Einzug hielt. (den Blick senkend und seine Wegbegleiter harsch musternd) Es liegt ein grimmes Wittern in der Luft Und der Boden, nach Blut riechet er fast allenorts. SAKURA: (schaudernd) Wie in dem Schlosse? Huh, grausig... (Nach einer weiteren guten Weile des schweigenden Dahinreitens kommet allmählich eine überaus hohe Schneewehe in Sicht, auf der bloß ein paar Bäume stehen, mehrere davon sogar sehr geknickt und fast abgebrochen) MOKONA: Eigenartig - Magie ist hier zu verspüren - allerdings nicht die der Feder! IVAN: Hexenwerk sagst du? Wenn dem so ist, keinen Meter rühr ich mich weiter in diese Richtung! KUROGANE: (verärgert) Wer redet denn gleich von Hexenwerk! Närrischer Alter, dann bleibe eben hier! (fortfahrend, da Ivan es vorziehet, nur schweigend zu grollen- Leben gehet bekanntlich über Stolz.) Wie hoch diese Schneewehe reichet! Fast scheinet es mir, als dass sie sich über den ganzen Walde erhebt. SHAOLAN: (ebenfalls den Blick hebend und seiner Augen Blick an der Schneewehe emporwandern lassend) Wahres sprichst du. Wenn das kein Ausguck sein soll, weiß ich nicht. Trefflicher könnte die Lage nicht sein! Und zerborsten sind alle Bäume allhie, auf dass sie nicht die Sicht keck versperren. FYE: (ein wenig erblassend) Jetzt rieche ich es ebenfalls-- Die Fäulnis des Todes wehet mit jedwedem kleinsten Lufthauch von dorten herab- (stockend) Weh, weh, weh-- MOKONA: (angespannt die Öhrchen zuckend) Zweifellos- jene selbe verderbte Finstermagie ist's Wie ich sie einst am Schloss erspürte! IVAN: (immer unruhiger werdend) Meine Lieben, so lasset mich denn einen Vorschlag erbringen: Ich passe auf die Pferde auf und verweile somit hier, Und ihr erklimmet jen' Schneewehe, Auf dass ihr erblicket, was ihr suchet! KUROGANE: Damit du dich aus dem Staube machst? Kommt nicht in Frage! IVAN: (ertappt aufmerkend) Es war ja nur ein Angebot... (So reiten die Gefährten also weiter- je näher sie kommen, desto deutlicher werden die Spuren und erhärten den Verdacht) SHAOLAN: Seht doch! Diese Spuren wie wir sie einst beim Schlosse fanden. Fye: (noch ein wenig blasser um die Nase werdend) Und diesesmal scheinen die Toten hier nicht sehr lang hier zu liegen... SAKURA: (grauenerfüllt den Kopf abwendend) Weh uns-- SHAOLAN: (beruhigend) Seht nicht hin, Prinzessin. Und fühlen wir uns indes doch zu deinem Schutze verpflichtet! (der Knabe schirmet den Blick der Prinzessin vorsorglich, auf dass sie die Leichen, die auf dem ganzen Wehenhang verstreut liegen, nicht mehr erblicken muss; denn grässlich entstellt sind diese, halb noch aus Fleisch und gegorenem Blut, halb bereits verkümmerte, im Schnee verblichen glänzende Gebeine. Weit offen stehen die Augen jener armen Gestalten, sofern sie ihnen noch im Kopfe stecken, als sei ihnen das Grauen im letzten Atemzug im Blick gefroren.) FYE: (stockend) Ich frage mich, welch' Kreatur Ein Herz besitze, das verdorben genug sei, so etwas zu tun. Als hätte eine Bestie sie zerrissen! Und mehr als ein Dutzend sind's! Oh, Väterchen Ivan, ich beginn', Euch zu verstehen! MOKONA: (beunruhigt) Auch sehe ich wieder Jene ominösen Fußabtritte überall hier in des Schnees Staub, Riesenhaft und widerwärtig. Die Maden, wie sie schwärmen! Haftet doch überall Fäulnis daran! (während die Gefährten langsam und sichtlich unruhiger werdend jene Schneewehe hinaufreiten, fangen ihre bis dato braven Pferde plötzlich das Scheuen und Tänzeln an, als witterten sie etwas.) KUROGANE: Hoh! (sein sich aufbäumendes Pferd fester am Zügel nehmend) Ihr Biester, so beruhiget euch doch! (die Pferde sind dennoch nach einer Weile beim besten Willen nicht mehr vorwärts zu bringen, deshalb beschließen die Gefährten, zu Fuß weiter zu gehen.) IVAN: Dann viel Glück euch, ich achte auf die Tiere - KUROGANE: Genauso gut können wir sie anbinden! Kein Ausweichen mehr! IVAN: Ich sagte doch, ich führ euch hin, aber nicht weiter! KUROGANE: Sagtet Ihr nicht. "wenn Euer ach so trinkerprobte Knecht es vermag auch nur ein halbes Glase mehr als ich zu bezwingen, So schwöre ich beim Henker und dem Galgen gleich mit dazu: Haben sollt Ihr sowohl an Kunde als auch an helfendem Werke Alles, wonach es Euch betrefflich diesem verlanget!", Dies sagtet Ihr! Haltet Euch daran! FYE: Hyuu~, schafft er es doch immer wieder sich den genauen Wortlaut zu merken! Erstaunlich! KUROGANE: (knurrend) Vermaledeiter Schwätzer! Gebat ich dir doch, endlich still zu schweigen! (der Ninja ignorieret darob gekonnt die schmollende Miene des Magiers. Die ganze Truppe nun ihre bei einem geborstenen Baumstumpf angebundene Pferde zurücklassend und zu Fuß weiter jene verunstaltet' Schneewehe erklimmend.) SAKURA: (sich aufkeuchend die Hand vor den Mund pressend) Bei Gott, ich- dieser barbarische Dunst-- Immer dringlicher scheinet er mir zu werden- SHAOLAN: (ernst) Ich denke, keinen weiteren Zweifel gibt's nunmehr- Droben stehet die Hütte, dessen können gewiss wir uns wähnen! Doch frage ich mich nur noch eines: Weder ist eine Hütt' zu fressen imstand', Noch heget sie irgend' andere Gemütsbewegung oder Emotion. Dass sie jene Toten gen des Schlosses und auch hier verursachte, Dieses ist zwar offensichtlich- Doch zu welchem Zweck? FYE: (kaum hörbar) Ist denn ein Zweck vonnöten Wenn einem Mensch oder Ding die Mordeslust im Busen brennt? KUROGANE: (rau) Nein, den braucht es wahrlich nicht. Ist der Wille zum Töten präsent, so tötet man. Ein Ding von größerer Leichtigkeit gibt es nirgends auf der Welt. (Stille.) FYE: (Kurogane von der Seite anblickend) Aber, Kurogane-- Was- was ist aber, wenn die Hütte- einen Bewohner hat? KUROGANE: Einen wird sie gewiss haben - sonst stände sie sicher nicht hier. Und mit dem werden wir sicher fertig. IVAN: Hah! Ich sage hier ist Hexerei am Werke! Und wenn dem so ist, sehe ich schwarz! SHAOLAN: (beschwichtigend) Nur Mut, Väterchen! So manchen Kampf fochten wir bereits aus auf Wanderwegen! IVAN: (erstaunt) Bei einem Schreibermetier? FYE: (fröhlich) Mein lustbarer kleiner Gehilfe Meinte natürlich den Kampf gegen das allzu wirre Drängen Unserer kopfreichen Leserschaft! Was glaubet Ihr, wieviele Verleger sich bereits Um unsere zusammengetragene Mythen gegenseitig zerfleischten? IVAN: (gegen seinen Willen beeindruckt) Donnerwelle. KUROGANE: (scharf dazwischenfahrend) So seid doch endlich still, potz Krätze und Cholera auf den Hals! Ernst wird es nun bald- also heißt dies Sendepause für jeden! (eine frostige Stille vergehet darob; die Gefährten nebst Ivan sich nun darauf beschränkend, weiterhin gen der Wehenspitze zu marschieren. Die einzige Regung ist von dem weißen Pelzknäuel zu erhaschen, da es immer wieder angespannt die Hasenohren zuckt. Nach einer guten Weile des Marschierens scheinet sich der Hang nun langsam zu ebnen- und den Gefährten wird nun langsam ein schemenhafter, aber riesiger Schatten in der Ferne gewahr.) IVAN: (hauchend) Da ist es, das Haus. KUROGANE: Sieht mir nicht ungewöhlich aus! Beine hat es jedenfalls keine! MOKONA: Allerdings - Magie ist hier immer stärker zu spüren! SHAOLAN: Und die Feder? MOKONA: Nein, bedauerlicherweise, merke ich ncihts davon! IVAN: Was redet ihr ständig von einer Feder daher-- KUROGANE: (harsch) Es tut nichts zur Sache, Alter! (auf die verschneite, ein wenig schäbig wirkende Hütte in der Ferne deutend) Und überhaupt scheinet mir, du hast uns zum Narren gehalten! Wolltest du dich gar bloß wichtig machen, Jägerlein? IVAN: (beunruhigt bemerkend, wie in des Ninjas Augen ein nackter Mordeswahnsinn aufflammet) Was-- nein- nein, auf keinen Fall hielt ich euch zum Narren! (mit zitterndem Finger zur Hütte deutend) Um es euch zu zeigen, begebe ich mich sogar freiwillig In dieser scheußlichen Hütte Näh'! SHAOLAN: (ebenfalls ein wenig zweifelnd) Seid Ihr Euch denn gar so sicher, dass dies jene Hütte sei? Wie eine völlig normale Behausung dünket sie mir. IVAN: (schaudernd) Höchstens aus der Ferne! Oh, weh mir... folget mir! (der mittlerweile kreidebleiche Jäger nun vor die Gefährten tretend und entschlossen Richtung der windschiefen, mit Stroh gedeckten Hütte marschierend. Beim allmählichen Näherkommen gewahren die fünf Helden tatsächlich, dass jene, in den Schnee gekauerte Hütte tatsächlich von sehr dubiosem Charakter ist; sie besitzt weder Tür noch Fenster, und die Außenwände sowie das Dach sind auf äußerst zweifelhafte Weise mit verblichenen, seltsam abgenagt wirkenden Totenschädeln und Gebeinen verziert. Ein bestialischer Gestank gehet von dem lausigen Häuschen aus, hoch oben im grauen Himmel kreisen Krähen laut krächzend über dem Rauchfang der Hütte, aus dem allerdings nur sehr wenig kaum sichtbarer, fettiger Qualm herausquillt.) FYE: (gespielt fröhlich sprechend) Ich frage mich, wie man hier denn wohnen kann... gastlich ist es hier wahrlich nicht! SHAOLAN: Und auch dieses Haus dünkt mir...seltsam, sehr seltsam! IVAN: Sagte ich doch unlängst - KUROGANE: (Ivan forsch unterbrechend) ... Viel sagtet Ihr!! Jetzt schweigt still! IVAN: Hah! Ich rede, wann ich will! Da begibt man sich schon in Todesgefahren- und nicht einmal Dank bekommt man dafür!! KUROGANE: (abfällig) Ich wage, von mir zu behaupten Dass ich schon dutzendweis' mehr Todesgefahren verlebte als du! Und immer noch lebe ich! IVAN: Das mag wahr sein, aber einen gehörigen Knacks trugst du davon, dünket mir! KUROGANE: (wild auffahrend) WIE MEINEN?!! FYE: (einlenkend) Aber aber, so beruhigt euch doch! Sollten wir nicht erst nach einer Türe Ausschau halten Und alsbald anklopfen? Gilt es doch den Bewohner zu finden! SAKURA: (die Hütte unsicher besehend) Aber nirgendwo ist eine Tür zu erspäh'n! MOKONA: (sich das Näschen zuhaltend) Und stinken tut diese Hütte wie tausend offene Friedhöfe! Gleich kommet mir die Galle hoch! SHAOLAN: (besorgt zu Mokona und Sakura sprechend) Bleibet ihr doch ein wenig fernab dieser Hütte. SAKURA: (nickend) Ich denke, dies ist die bessere Idee! (sie wendet sich ab und nehmet Mokona auch mit beiseite) Huh, von fern war sie ja schon grausig - noch grauenhafter ist sie, wenn man steht nah davor! MOKONA: Recht hast du! Ich frage mich wirklich, wer darin wohnt. SAKURA: Ob man nicht auch fragen könnte...was? KUROGANE: (knurrend) Wer oder was auch immer- Wenn nicht gleich eine Türe zu sehen ist, reiße ich die Wand ein! FYE: (etwas blass, doch wohlgemut) Hyuu~, unser schwarzer Geselle Kuro-Mune ist wieder gar so hitzig-- KUROGANE: (erbost) Du schweig still! FYE: Aber Kuro-Nyan! Vielleicht helfet ja das Rufen etwas! (ohne auf eine weitere Reaktion vonseiten seiner Gefährten wartend, stoßet der blonde Magier einen lauten Ruf aus.) Hallo, hallo? Ist da wer? Hallooo!! IVAN: (entgeistert aufbrüllend) SEID-- seid Ihr des Wahnsinns?!! Oh Jungfrau Maria, den Tod werden wir uns holen! Gott! Moses! Petrus! Stehet uns bei, oh weh, weh weh-- KUROGANE: (gereizt dazwischenschreiend) Noch solch ein Schrei, Jägerlein, und ich werde dich-- MOKONA: Leiser schreist du nicht gerade! (Ein Disput will beginnen. Doch bevor einer von den Gefährten noch etwas erwidern kann, kommt plötzlich mit einem Ruck Leben in das Haus. Es fanget an zu erzittern und zu beben, bevor es sich schwankend zu bewegen beginnt und plötzlich sich gar wirklich auf zwei Beine erhebt. Hühnerbeine sind es, mit drei großen Krallen. Erschreckt starren die Gefährten und Ivan dies' unirdisch Schauspiel, das sich itzo vor ihnen auftut, an. Als das Haus auf den langen Beinen emporragt, ertönet ein schaurig unterschwelliges, gackerndes Lachen.) IVAN: (hysterisch) AH! Jetzt werden wir sterben!! KUROGANE: Hättest du eben nicht so laut geschrien! SHAOLAN: (hektisch die Prinzessin schirmend) Für Schuldzuweisungen ist nun nimmermehr Zeit! Weh, wie das Haus in den Himmel ragt! FYE: (blasser und blasser werdend) Was- was sollen wir-- KUROGANE: -Tun?! Lasset mir einfach freie Hand! (Souhi mit schnellem Griff ziehend) Bevor jene widerwärtigen Hühnerbeine Auch nur einen Schritt zu tun imstande sind- Zersäbelt werden sie unter meiner Hand! (dies sprechend, nehmet der Ninja Anlauf und führt sodann einige schmetternde Schwerthiebe gegen die horngelben, knorrig wirkenden Hühnerbeine aus- doch hält er bald überrumpelt in seinen Manövern inne, sobald er merket, dass es jenen Beinen nicht das Geringste anzuhaben scheint.) IVAN: (kreischend) Sagte ich es doch!! Geh weg da, wenn du leben willst!! Wir müssen fliehen, auf der Stelle! (noch während der Jäger dies sagt, ertönet plötzlich aus dem Inneren ein ohrenmarterndes, dumpfes Grollen und Stöhnen, wie von einer blutgierigen Bestie, die aus dem Schlafe erwacht, oder wie ein Uhrwerk, das langsam in Gang kommt. Und wahrlich- langsam hebet die Hütte einen mächtigen, schwefelfarbenen Hühnerfuß in die Luft und setzet ihn einen Schritt machend wieder auf dem Boden auf, sodass das Erdreich zittert. Alle sechse leichenblass werdend.) IVAN: Um Gotteswillen! Abgesehen hat sie's auf uns!! RENNT!!! KUROGANE: (erbost) WIE?!! Feige fliehen, einfach-- FYE: (angesichts der Hütte, die erneut einen Schritt macht, mit schreckensblanken Augen Kurogane am Arm packend) Vergesse deinen Stolz für einen Moment, Kurogane- Ich bitte dich darum! (ihn mitziehend) Kämst du zu Tode, hätte es auch keinen Zweck! (Dies sieht der Ninja dann auch ein und schnell ergreifen alle die Flucht. Doch das Haus macht mächtige Schritte und hat keinerlei Schwierigkeiten ihnen zu folgen.) KUROGANE: Verteilt euch, rasch! Allen kann sie nicht folgen! IVAN: Und rennt nicht nur stur geradeaus! Wendemanövern fällt diesem Koloss sicher schwer!! (nach kurzen Zögern stieben die Flüchtenden auseinander, und wahrlich scheint das Haus zu zögern, wen es jagen soll) SHAOLAN: (keuchend über seine Schulter brüllend) Sehr gut! So verteilet euch weiter, rasch rasch! (nach einem Moment des Zögerns scheinet sich die Hütte für Fye und Ivan zu entscheiden, die sich ungefähr in deroselbe Richtung bewegen, und jagt in donnernden Schritten auf jene unglücksel'gen Gefährten zu) IVAN: (am Rande des Wahnsinns stehend) OH JESUS!! FYE: Rennt, Väterchen, rennt, anstatt zu beten! IVAN: Dort vorne erscheinet schon der nächste Hang! Oh, wieso fing ich nur das Trinken an-- FYE: (den Jäger beim Arm mitschleifend) Nun gebet mir bloß nicht den werten Asper auf, Euch Huckepack zu tragen vermag ich gewiss nicht! (die beiden armen Seelen erreichen nun die nächste Schneewehe und keuchen sich unter größter Anstrengung hinauf; die Hütte in gewaltigen Schritten folgend.) IVAN: Weh, weh, weh...!!! Gleich hat sie uns! Wir werden so enden wie die alle hier! FYE: Klettert weiter! (plötzlich gerät die Hütte abermals ins Stocken, da sie Shaolan sie todesmutig mit einem Tritt kurzerhand gerammt. Die Hütte sich beschwerlich zu dem Jungen umwendend.) SAKURA: Shaolan! Lauf! (dies lässt er sich nicht zweimal sagen und raset wieder los, in entgegengesetzter Richtung. Ivan und Fye derweil die Spitze der Wehe erreichend und auf der anderen Seite schnell herunterspringend) SHAOLAN: Bringt euch in Sicherheit, rasch rasch! Am sinnvollsten wäre es, die Hütte im Wald alsbald abzuschütteln! Dicht stehen dort die Bäume, und mir scheint, Unsere körperliche Beschaffenheit ward uns dorten zum Vorteil! (der Knabe rennet immer atemloser werdend vor der wild einhertrampelnden Hütte her, die im Gegensatz zu ihm eine endlose Kondition zu besitzen scheinet.) KUROGANE: (wie ein wilder Stier heranpreschend und dazwischen fuhrwerkend) Nun springe schon zur Seite, Knirps! Bringe die anderen zum Wald, aber geschwind! Ich übernehme einstweilen hier, auf dass die Hütte beschäftigt sei! Sobald folge ich nach, Sofern mir eine Möglichkeit gegeben! SHAOLAN: (kaum mehr bei Atem) Ich zähl' auf dich, teurer Freund! Und los! (der Ninja versetzet dem Knaben daraufhin einen gezielten Stoß, welcher ihn quer über den Hang der nächsten Schneewehe zu den restlichen Flüchtlingen schießen lasset; daraufhin Souhi ziehend und sich zur in Angriffsposition verharrten Hütte umwendend.) KUROGANE: (glühenden Kampfestrieb im Antlitz hegend) Was wartest du, verschimmeltes hölzern' Etwas du? Ist nach Treten und Trampeln dein Latein etwa schon zu Ende? (Auch diesmal nicht ist der Hütte mit dem Schwerte bezukommen, jedoch gelingt es dem Ninja, sie durch Ausweichmanöver arg ins Schwanken zu bringen und so auch abzulenken. Plötzlich aber gibt es einen lauten Knall und etwas saust über seinen Kopf hinweg, so schnell, dass er es nicht zu erkennen vermag. Allerdings rühret sich die Hütte nun auch nicht mehr.) KUROGANE: (irritiert) Was geht nun hier vor?! (im nächsten Moment spüret der Ninja aber auch schon einen eisigen Luftzug im Rücken und will zur Seite springen; doch ist er nicht rasch genug, und ein seltsames, schalenähnliches Etwas, welches ihn nunmehr angreift, rammet seinen Korpus von hinten, sodass es ihn kopfüber in eine Schneewehe schleudert; alles, was er noch wahrnehmet, ist das Gellen eines meckernden Gelächters in den Ohren. Sich überrumpelt aufrappelnd und dem seltsamen, fliegenden Etwas nachsehend, welches unaufhaltsam gen dem Wald strebt, in dem die übrigen Gefährten verschwanden.) KUROGANE: (erbost) Bei allen Pesten und Torturen- Was war dieses nur? Wie eine Mörserschale sah es aus! Kreuzkruzifix nochmal, was nun? Schnell aufgestanden und jenem Phänomen gefolgt! (dies sprechend, hievet sich Kurogane schleunigst auf die Knie und eilet der fliegenden Mörserschale hinterher; diese ist dem Wald nun schon bedenklich nahe gekommen.) Ivan. Fye. Mokona. Shaolan. Sakura. IVAN: (kreideweiß werdend) Was- was-- höret ihr dies auch? Erlauschen kann ich ein höchst ominöses Geräusch! So ein Zischen und Brausen, So ein Wirbeln und Sausen-- SHAOLAN: (die Prinzessin schirmend) Auf auf, schnell einen Unterschlupf gesucht! SAKURA: Überall seh ich nur Bäume! Keinerlei Versteck! IVAN: Es kommt immer näher, weg hier, weg! SHAOLAN: Müssen eben die Bäume uns Schutze bieten! Schnell! dahinter, vielelicht bemerkt es uns ja nicht! (die drei suchen Deckung hinter einem dicken Baum, während das Brausen immer näher und näher kommt) MOKONA: Schnell hinter diesen Stein dort! Rasch rasch, ist jen' Brausen doch schon fast hier! Kommt, Väterchen! Shaolan! Sakura! Fye! (bevor das Pelztierchen aber aussprechen kann, durchbrechet plötzlich ein riesiger, kreisrunder, fliegender Gegenstand die Bäumen, ein ohrenbetäubendes Krachen verursachend; eine Mörserschale ist es, und so hoch sind die Wände, dass man nicht erahnen kann, wer oder was darin sitzet.) SHAOLAN: (in dringlichstem Schutzinstinkt) Prinzessin, so bringe dich in Sicherheit! Wissen wir doch nicht, wer oder was dieses sein soll! IVAN: (in Hysterie kreischend) Jesus Maria Mutter Gottes! Genau dasselbe Ding ist's wie Jenes Welches mein unglücksel'ges Auge in meiner Schicksalsnacht erblickt! Zu Hülf', Himmel, oh hülf! (der Knabe weiterhin seine vier Gefährten schirmend; doch machet die Mörserschale einen plötzlichen Ausfall nach rechts und schießet darob pfeilschnell auf die junge Prinzessin zu; durch das Stößelloch schießet während des Heranfliegens plötzich eine knorrige, krallenartige Hand hervor und packt das Mädchen beim Genick wie eine junge Katze. Ein gellendes Gelächter ertönet, welches den Gefährten die Ohren singen lasset.) SAKURA: (spitz aufschreiend) Shaolan! Hilfe!! Shaolan! SHAOLAN: (entsetzt) Sakura! (Obwohl der Junge versucht, Sakura wieder auf den Boden zu bekommen gelingt ihm dies nicht, schlimmer noch, er wird gegen einen der vielen Bäume geschleudert, wo er benommen liegen bleibt. Unter gellendem Lachen erhebet sich das mysteriöse Ding wieder höher in die Lüfte, mit der immer noch um Hülfe schreienden Prinzessin im Schlepptau, bis es schließlich am grauen Himmel verschwunden ist.) IVAN: Weh! So hab ich es doch gewusst! (zu Shaolan herübereilend) Bursche, ist dir was passiert?! SHAOLAN: (trotz wildem Kopfschmerz heftig aufspringend) Sakura! Was ist nur geschehen? Retten muss ich sie, sofort gleich! IVAN: (Shaolan am Ärmel packend) Es ist nunmehr zu spät, lasse gut sein, Junge. Glaube mir, der alte Ivan spricht aus Erfahrung. (bitter den Boden anstarrend) Verloren ist das arme Mädchen nun für immer. Vermutlich blühet ihr nunmehr das gleiche Schicksal wie jenen Toten. Ein wahrlich ungerechtes Ende für solch ein herziges Dingchen-- SHAOLAN: (den Jäger plötzlich anschreiend) Verloren-- VERLOREN?!! Niemand sei hier verloren, niemand, niemand! Ich-- erretten muss ich sie! Erretten! Ich schwor es mir! Als Lebensinhalt! Erretten muss ich sie! Sahet Ihr denn nicht, wie sie gepackt wurde unter Schurkeslist?! Einen Bewohner besitzet diese verdammte Hütte! Ich reiße die Wände ein! (der Knabe will wilden Sinnes losstürzen, doch der Magier ihn von hinten zurückhaltend. In ruhigem Tone sprechend.) FYE: Nein, Shaolan. So warte doch und handele nicht irr. Erwarten sollten wir für das Erste nun Kurogane Und unterreden, was zu tun ist. Erschöpft und angeschlagen sind wir alle von dieser wilden Jagd. SHAOLAN: Aber- Sakura-- FYE: Sie werden wir auch noch eretten. Doch gerade haben wir keinerlei Plan, wie dies zu machen sei! Sollten wir doch überlegt handeln. Ah, sieh, dort kommt auch schon Kuro-ta. KUROGANE: Was zum Henker war denn das?! IVAN: Dies Wesen, was ich damals auch gesehen hatt! KUROGANE: (misstrauisch) Wesen? Dünkte es mir doch mehr wie eine übergroße Mörserschale. Nur die Prinzessin konnt' mein Auge erhaschen- Kreischend in Todesängsten. Gottverfluchtes armes Ding. Zur Hütte schien jene Schale zurück zu fliegen. Eines Bewohners können wir uns nun vollends gewiss sein! FYE: (von einem Gefährten zum anderen blickend) Gewiss, gewiss, doch- was nun? Dass Sakura-chan nunmehr in höchster Gefahr schwebet, ist klar. Was gedenken wir zu tun? -GRUPPENGESANG- SHAOLAN: (in tiefer Regung) Weggeschleppt wurde unsere Prinzessin, Voll Schurkeslist und verworfenem Sinn! Ach, ich risse mir das Herz aus der Brust Nur, damit sie nicht gar so viel erleiden muss! Ihr eilen zur Hülf' sollten wir in all dieser Not! Sonst ist zum Schlusse sie gar verwundet oder tot! FYE: Na, so vorschnell musst du auch nicht sein, werden wir rechtzeitig kommen und sie befreien! IVAN: Ohne mich, Enden so wie diese dort, Will ich nicht! KUROGANE: Hah, so weit kommen wird es sicherlich nicht. Werden wir diesen Bewohner Ausfindig machen und as der Hütte zerren! Und ihn darauf hin in den Boden stampfen. FYE: Aber aber, Kuro-Chan! Kommen wir an jenen Sonderling auch durch Sitte heran! Denn wer's vermag, einen Mörser zum Fliegen zu bringen Ist sicher auch fähig zu noch ganz and'ren Dingen! Sicher hatte Sakura-chans Aufgriff Zweck und Ziel! MOKONA: Und ebenfalls war Magie im Spiel! Vulgär und abstößig flammte sie unlängst um meine Sinne her; Doch nun verspüre ich Jene nimmermehr. SHAOLAN: Du meinst, ebendiese Verschleppung hatte einen Zweck? IVAN: Oh weh, es lauert Gefahr an jedem Eck. FYE: Wenn sie hatte einen Zweck, Dann denk ich Sakura ist ein'ge Zeit Außer Gefahr. SHAOLAN: Trotzdem, wohler wird es mir nicht gar! MOKONA: Doch, was ist itzt zu tun? Können auch nicht ewig hier stehn und ruhn! KUROGANE: (zum Horizont blickend) Sicher ist jene verfluchte Hütte schon längst entschwunden; Suchten wir jetzt nach ihr, täten wir dies über Stunden. Außerdem dünket mir, es fanget bald an zu schneien- FYE: Das Beste ist's, wenn wir vorerst hier verweilen Und beraten, wie wir unsere liebe Prinzessin Erretten werden; anders machet's nunmehr keinen Sinn. Dann Wahres spricht Kuro-Ta; ein Schneesturm brechet bald an Auf dass sich keiner mehr voranschleppen kann. IVAN: (Shaolan auf die Schulter klopfend) Sogar zu überwinden begehrt's mich einstweilen Euch auch morgen zur Hülf' zu eilen, Denn Nacht wird es nunmehr bald. Lasset uns rasten in diesem Wald Und nun zusammengerafft und aufgestanden! Sollten wir nun nach einem Lagerplatze fahnden. (nach und nach verklinget der Klang des Orchesters. Die fünfe in ihrem Gesange innehaltend.) SHAOLAN: Aber... nun, ich denk, ihr habt recht! Hast bringet nichts! FYE: Wohl wahr, vernünftig bist du, auch wenn du dich sorgst, nicht wahr? IVAN: Nun, kommt denn, bald wirds sein stockdunkel! (so wandern die Gefährten und Ivan durch den Walde und auch fängt es bald erneut zu schneien an. Bald kommen sie zu einem Felsüberhang, dessen Platz darunter schneefrei ist und windgeschützt. Erleichtert und doch über Sakura besorgt, lassen sie sich dort nieder.) SHAOLAN: Oh weh, wie ist mir's Herze schwer. Manchmal wünschte ich, leichten Fußes zu sein wie du, Fye-San! FYE: (lächelnd) Nicht immer von Vorteil ist just dieses. Man messet den Dingen nicht den würdigen Respekt ein, Wie es sich für alles und jedes gehörte. KUROGANE: Nun genug geschwätzt! Der Mond gehet nunmehr schon auf! Auf dass wir uns zur Ruhe betten! Ein Lagerfeuer dünkte mir nicht als das Verkehrteste. IVAN: Das Holz soll meine Sorge sein. Feuermachen, schon immer war's eine Spezialität Meiner! KUROGANE: Ah, solang dies nicht auch wieder eine deiner großen Reden ist! IVAN: Pah! Dann mach es doch selbst! FYE: Müsst ihr immer zanken? Ihr seid ja schlimmer als Kinder! (er hält inne als sich zwei bedrohlich blickende Augenpaaare auf ihn richten) ... Geht stattdessen doch lieber Holz holen, aufdass wir es haben gleich schön warm! KUROGANE: So gehe doch selbst, Hexenmeister! (murrend) FYE: (wohlgemut) Wähnet sich großes Hündchen etwa müde? KUROGANE: (keifend) Schweig still!! Elender Kesselpantscher! Und jetzt hol Holz, aber marsch! FYE: (fröhlich) Wenn du es denn wünschst! (dies sprechend, verschwindet der Magier unter unbeschwerten Schritten im stockdunklen Wald, der wie am Nachmittag zuvor in tiefstem Schweigen lieget; alles, was man daraus zu vernehmen vermag, sind die dünnen Schreie der Käuzchen.) IVAN: (andächtig) Immer, wenn dies' Nachtvogel plärrt Dann stirbt einer, kam mir einst zu Ohren. SHAOLAN: (missmutig) Ach, Väterchen, ich bitt Euch schön, Fanget mir nicht vom Sterben an! KUROGANE: (brummend) Ist's doch sowieso nur Gedöns. (der Ninja sich sobald erhebend, einen Fleck dürres Gras vom Schnee für das geplante Lagerfeuer zu befreien) IVAN: Frag ich mich... KUROGANE: Ein Wort noch von irgendwelchen Schauermärchen, und -- IVAN: Wollte ich doch gar nicht damit anfangen! Frage mich nur, warum sich der Kopf eurer Truppe so herumkommandieren lasset. KUROGANE: (nicht begreifend, was Ivan meine) Kopf...? (alsdann verstehend) Bah... kann der doch auch mal ebenjenes tun! IVAN: (fragend) Wähnet er sich denn nicht als Autor? SHAOLAN: (schnell einfallend) Doch schätzt er unseren Kurogane-San und dessen tät'gen Dienste sehr Und indes- schlecht bekommt's, wenn man sich für alles zu gut. IVAN: So sprichst du nun auch wieder Wahres, Bursch. (sich tiefer in seinen Pelzmantel mummelnd) Ach, wie wohl fühlte ich mich jetzt Mit einem guten Gläschen im Busen drinne- KUROGANE: (gereizt) Sehnet es dich nach deinem Bumslokal, Alter? IVAN: (empört) WIE meinen?! MOKONA: (dazwischengehend) Öfter redet er Derartig's! Sonst ist's immer der gute Fye, der ihn beschwicht'ge-- KUROGANE: (fauchend) Eher schürt er noch die Flamme! Leider keines Feuers, sondern den Zorn Meiner- Hoffentlich vermag er's auch bei echtem Feuer zu bewirken. (mit einem Fuß einige Blätter zusammenscharrend) MOKONA: Da kommet er nun wieder! (der Gefährten Blicke sich nun wieder auf den Magier haftend, der aus dem Wald zurückkommt, unter einer gewaltigen Last altem Holz wankend) FYE: Mir dünkt, dies reicht? (kaum imstande, über seine Last herüberzuschauen) Doch wähnte ich mich sehr erfreut über eine helfende Hand! KUROGANE: ... (ihm den Stapel Holz knurrend von den Armen nehmend) Bevor sich alles noch über den Boden verstreut! (er traget es nunmehr zu den andern und macht sich daran, das Holz aufzuschichten, Fye hinterdreinstolpernd.) FYE: Nun denn, Herr Jäger - bitte sehr, facht das Feuer doch an! (sich gemütlich niederlassend) IVAN: (sich in die Hände spuckend) Mit Vergnügen! Jetzt sollt ihr mal lernen, wie man Feuer macht! (der Jäger beuget sich über den Stapel aus Holz und bedient sich zweier dünner Stäbe, um sie durch gegenseitiges Reiben zum Entzünden zu bringen. Die anderen Gefährten ihm dabei zusehend.) KUROGANE: (sich im Schneidersitz gegen einen geborstenen Baumstumpf lehnend) Mir scheint, wenigstens Feuer zu machen bist du imstand'-- FYE: (lächelnd) Nun knurre doch nicht so einher! Wollen wir's doch ein bisschen warm und erquicklich haben! (zu Shaolan blickend) Shaolan mein, was ziehest du nur für ein gramvoll' Gesicht? SHAOLAN: (bitter auf den Boden blickend) Ach, Fye-San-- quälet mich doch der Gedanke an Sakuras Schicksal! Weh, was widerfahret ihr nur in just diesem Augenblick? FYE: Sorge dich nicht! Sicher geht es ihr gut! SHAOLAN: So hoff ichs doch. MOKONA: Sagte nicht einst Chu Nyan, dass sie die Tochter Gottes sei und somit Glück habe? Ihr geschieht schon nichts, du wirst sehen! SHAOLAN: (nicht sehr überzeugt dreinschauend) Nun, das mag ja sein-- KUROGANE: (sich reckend) Du wirst sehen, wir finden sie. Und nun ist's mir nach einer Mütze Schlaf zumute-- (er reißet seinen Mund jäh zu einem Gähnen auf.) FYE: (neugierig in Kuroganes Rachen hineinlugend) Ei, großes Hündchen, was hast du für weiße Zähne! KUROGANE: (erzürnt) Scher dich fort!! SHAOLAN: (bedrückt) Schlafen kann ich gewiss nicht, Obwohl's mich ja auch danach verlanget. Trotzdem- lasset es uns versuchen. Gestärkt wollen wir sein, wenn es zu Sakuras Errettung kommet. IVAN: (sich grunzend die Kosakenkappe in die Stirn schiebend) Eine vortreffliche Idee. Lasset uns das Feuer entfacht lassen, auf dass es die wilden Tiere fernhalte. FYE: Hyuu~, und dass es nicht kalt werde! (näher zu dem Ninja rückend und sich in den Mantel kuschelnd, obwohl ihm sein größeres Gegenüber nur einen mörderischen Blick als Antwort zuwerfet) IVAN: Alsdann, gute Nacht! SHAOLAN: Gute Nacht... FYE: Naaaacht! KUROGANE: Hmpf... (Bald schon herrschet friedliches Schweigen über den fünfen. Nur das Feuer knistert ab und zu. Das Szenario wird dunkel.) (als die Szenerie wieder hell wird, liegt tiefste Nacht über dem Walde, in welchem die Gefährten unlängst ihr Lager aufschlugen. Sowohl die vier Helden als auch der Jäger schlafen ausnahmslos, und dies sogar recht bequem; auch prasselt das Lagerfeuer noch, zwar nunmehr nicht gar so hell, aber immer noch deutlich präsent. Einige Vögel sitzen in den Zweigen der Bäume, welches das Feuer umgeben, die Hälse im aufgeplusterten Gefieder. Doch plötzlich rucken ihre Köpfe blitzschnell hoch, als witterten jene kleinen Tiere irgendetwas; alsbald flattern sie alle aufgeschreckt davon, wie von einer plötzlichen Ahnung der Gefahr vertrieben. Auch fängt das Lagerfeuer alsbald an, sich zu ducken und zu krümmen wie unter einem jähen, eiskalten Windstoß, und erlischt alsbald in einer dünnen Rauchfahne. Selbst die Käuzchenschreie im Wald verstummen. Völlige Schwärze umgebet die Schlafenden nun. In der Ferne ist nunmehr ein zischendes Geräusch zu hören, und ein Rascheln und Knirschen, das sich immer weiter seinen Weg zu den Genossen heranbahnet. Bald ist es angekommen, und den Zuschauern wird nunmehr eine leise, seltsam gackernd und heiser anmutende Fistelstimme gewahr, die aus der Dunkelheit herauszusprechen scheint.) Kurogane. Fye. Shaolan. Ivan. Mokona. Eine Stimme. EINE STIMME: (verdreht) Hihihi! Jajaja. Was haben wir denn hier? Sehen sie doch aus wie Jene von eben! Wie einfältig von ihnen. Friedlich schlafend... jajaja... Fraget es sich nur, wie lange noch! (ein leises, irres Kichern unterbricht die Rede kurz) Eine habe ich schon, fünf weitere werden sicher nicht schaden! Lecker sehen sie ja aus. Jammjamm. Mal herzhaft, mal zart. Hihi, jajaja. Und fähig sehen sie mir auch aus. Jajaja. Hihi. Jaja. Vielleicht bekomm' ich armes altes Babalein Jen' verteufelte Angelegenheit endlich geregelt. Hihihi. Wie wird der gute Huckebein sich freuen, Wo doch dieses törichte Stück ständig nur wimmert Und "Shambam, Shambam" sagt, oder so ähnlich... jajaja. Dann mal los. Hihihi! Komm schon, Mörserlein, sei mir nicht gar so faul! (darauf sprechet jene Gackelstimme ein gedämpftes Kommando in einer fremden Sprache, worauf die Bäume zu knarren beginnen und sich mühsam splitternd zur Seite biegen- und jener weiße Mörser zwischen ihnen hereingeflogen kommet, blankpoliert und im Mondlicht glänzend.) Kehren wir zur Hütte zurück - und Jene nehmen wir mit! Hihi! Nicht mal merken werden sie's! Das wird ein Erwachen! Jaja... (erneutes Kichern ertönet) Und dann werden wir weitersehen. (die Gestalt und der Mörser kommen näher an die Gefährten heran und wie durch Zauberhand werden diese ebenfalls emporgehoben, dann verschwindet der Mörser bald wieder im Walde. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT- Fünftes Bild. (als sich das Szenario wieder erhellet, wird dem Zuschauer als Erstes das Innere der Hütte auf Hühnerfüßen gewahr, in dem sich die Gefährten nebst Ivan nun befinden. Im Raum herrschet diffuses, träge tänzelndes Licht, da die einzige Quell' von dem backsteinernen Kamin am hinteren Ende der Hütte ausgehet. Bündelweise getrocknete Kräuter, Pilze und Wurzeln hängen von den Wänden herab, blank geputzte Schädel von allerhand Tieren und auch Menschen sind an Kamin, Wänden und Möbeln befestigt; in den verstaubten Regalen an den Wänden der Hütte stehen zahllose Steingutbehälter mit Beschriftungen in fahriger, kratziger Federnschrift. Die einzigen Möbelstücke sind ein großer, hölzerner Schaukelstuhl, über dem eine gestrickte Decke ausgebreitet lieget, ein hölzerner Tisch, mehrere Stühle und ein gewaltiger, gusseiserner Kessel mit goldenen Klauenfüßen, welcher auf dem Feuer aufgesetzet ist. Die Gefährten, welche völlig wahllos auf dem Boden platziert wurden, langsam wieder zu sich kommend.) Kurogane. Fye. Shaolan. Ivan. Mokona. KUROGANE: (sich stöhnend den Schädel reibend) Beim Teufel und all seinen Adjutanten-- wo sind wir?! FYE: (sich ebenfalls aufrichtend) Sehet dies doch sehr nach dem Innern einer Hütte aus - wohlgemerkt, wohl jener Hütte... MOKONA: Hier ist die Magie stärker! Raubt es mir fast wieder die Sinne! SHAOLAN: Doch wo ist dann Sakura? IVAN: Potztausend! Verschwinden müssen wir!! KUROGANE: Hah, und wie? Türen seh ich hier keine! SHAOLAN: Es muss eine geben, dringlichst sogar! Doch wo, und vor allem, wie? (auf des Jungen Worte hin erhebet sich plötzlich eine hohe, pfeifend gehende Gackerstimme aus dem Schatten des Kamins) EINE STIMME: Schad' für euch, mein süßer Bursch, Erscheint eine Tür doch nur auf mein Losungswort hin! Jajaja! Dann bleibt doch bei der alten Baba Yaga, wenn ihr schonmal da seid! SHAOLAN: (herumwirbelnd) Baba Yaga? Was-- (alle Gefährten nunmehr entgeistert herumfahrend; schon bald erkennen die fünf eine kleine, untersetzte Gestalt, die sich nun aus dem Finst'ren der Wände löset und ihr Äußeres endgültig offenbaret: ein hutzeliges, altes Weiblein ist's, mit faltendurchfurchter, nussfarben eingetrockneter Haut, knorrigen, krallenartigen Händen, einer knolligen Kartoffelnase, und unnatürlich großen, milchig glänzenden Augen, welche ihr ein wenig das Aussehen einer eingetrockneten Eule verleihen. Gekleidet ist sie in einem groben, pelzbesetzten Wollkleid, Rücken- und Kopftuch aus dem noch einige schlohweiße Haarsträhnen hervorlugen, sowie einem kleinen, knarrigen Gehstock und Filzpantoffeln an den Füßen. Auf ihren schmächtigen Schultern sitzet ein alter, missgelaunt wirkender Rabe.) Kurogane. Fye. Shaolan. Mokona. Ivan. Baba Yaga. IVAN: (mit vor Furcht anschwellenden Augen) Ba-... baba-- Baba Yaga? BABA YAGA: Bist du schwerhörig, Männlein? Sagte ich doch allerdeutlichst: "Baba" wie "Bibi" und "Yaga" wie "Jammjamm"! Hihihi! FYE: (lächelnd) Baba Yaga, so? Und was verschaffet uns dies' zweifellose Ehre? BABA YAGA: Du scheinst mir sehr amüsant zu sein-- FYE: (mit gespieltem Erstaunen) War die Frage doch durchaus ernst gemeint. Väterchen Ivan, mir scheinet, diese Geschichte wird ein großer Erfolg. KUROGANE: (knurrig) Pah, Erfolg! Anstatt dir darüber den Kopf zu zerbrechen, sei dir gewiss darüber, dass wir entführt worden sind! SHAOLAN: So sage uns doch, Sakura, das Mädchen, ist sie auch hier? BABA YAGA: (zu Shaolan herumwirbelnd und ihn aus hervorquellenden Eulenaugen musternd) Sakura? Jajaja? Sakuralein, ein Mädchen fein? Mit einem Gesicht ganz wunderbar? Mit duftig-luftig-leichtem Haar? So süß und lieb und nett? So sauber und adrett? Jajaja? Meinst du die vielleicht? SHAOLAN: (ob der Hexe Art etwas verunsichert) Jawohl! Und ich bitt' Euch mit Anstand, sie wieder herauszugeben! BABA YAGA: (sich reckend, um den Knaben in die Wange zu zwicken) Aii, hihihi! Bubi, Bubilein du! Du gefallest mir aber! So Leutchen mit Respekt, Moral und solchem Zeuge- Sag, Bubilein, ist dein Name rein zufällig Shambam? SHAOLAN: (verwirrten Sinnes) Sham-... Shambam? Nein, Shaolan, so lautet mein Name. BABA YAGA: (kichernd) Hab ich doch gesagt! Jaja... das Mädchen...es ist hier! Schreit die ganze Zeit nach dir, Shambam-- SHAOLAN: Shaolan, bitte sehr. Darf ich zu ihr? BABA YAGA: Hm? Was entsinnest du, Shambam? Zu ihr? Hmm. Njihihi. Jajaja. Nun, also, wieso auch nicht? Sicher delektiert's jenem Zuckerpüppchen. Lange schon bin ich ihrer Plärrerei überdrüssig. Jajaja. Aber bevor ich Püppchen hereinhole, Stellet ihr euch mir vor, wie sich's für junge Leutchen ziemt! Dich kenne ich ja jetzt, Shambam. Mit dem Adler im Auge und der Flamme im Busen. Und du, Künzel-Sünzel? Blonder, du? (Fye mit einem knorrigen Finger vor die Brust piekend) FYE: (fröhlich) Fye de Flourite gelte Euch mein Name, Meine hochverehrte Frau Baba Yaga. BABA YAGA: Fai- wie? Ein komischer Name ist's, Künzel-Sünzel. Egal. Dann lass mich mal rasch sehen. (Eine Stille vergehet, in dem die Alte dem Magier nur eindringlichen Blicks in die hellblauen Augen starret; sich die knotigen Hände dabei reibend. Nach einiger Weil' wieder zu reden beginnend.) Oh. Oooooh, wie interessant-- Wie's mich friert, wie wunderhübsch... Ganz, ganz eiseskalt. Wunderhübsch. (den Magier mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen musternd.) Du beherrscht Magie. FYE: (beiläufig) So ist es, doch anwenden kann ich sie länger nicht mehr. BABA YAGA: Jajaaaaa... (kichernd) Wen haben wir denn noch? (sich an Kurogane wendend) Was schaust du so grimmig drein, schwarzer Gesell'? Stell dich schon vor, na los, husch! KUROGANE: Auch wenn es Euch gar nichts angeht... Kurogane. BABA YAGA: Seltsam und merkwürdig, potz dreitausend! Was für Namen...! (zu Ivan sehend) Hui! Dich aber hab ich schon gesehen. IVAN: (kreideblass werdend) Ich-- mir-- BABA YAGA: (schrill aufgackernd) Ai, jajaja! Immer schüchtern, diese Mannsbilder. (Kurogane vor die Brust piekend, obwohl sie sich dafür auf die Spitzen der Zehen erheben muss) Hat Baba Yaga nicht Recht, Herr Grabesblick? KUROGANE: (gereizt aufmerkend) Was entsinnest du?! BABA YAGA: Awah, weiß ich doch, wovon ich red'. (dem Ninja nun ebenfalls nachdrücklich in das Auge starrend. Die Luft anscheinend genüsslich durch die Atemwege saugend) Hmmh, ah jaaah, wie gut das riecht-- Nach Salz und Wind und Meer, nach Korallen. (gleich einem angesetzten Bluthunde den Atem ausstoßend) Jamm, köstlich. Baba ist ganz vernarrt in Meeresmagie. KUROGANE: Bleib mir vom Leibe! BABA YAGA: Aiaiai!! Nun nicht so grob, Herr Grabesblick. KUROGANE: Kurogane!! BABA YAGA: Sagte ich doch. Und du... gespannt auf deine Magie bin ich! (sich nunmehr wieder auf Ivan zubewegend) IVAN: Ma-- Magie? BABA YAGA: Hihi! Kähähä! Aber ja! Und immer noch wirkest du sehr schmackhaft auf mich! Ein wenig fett geraten, doch immer noch gut. Ach, und bevor mir es entfallet, Shambam: Auf eure Pferde hättest du ruhig besser achtgeben können. Naja, so hatte ich denn wenigstens ein Frühstück. Jajaja. SHAOLAN: (blass werdend) Frühstück? Wollet Ihr gar damit sagen, dass IHR es gewesen seid, die-- Die-- KUROGANE: (ruhig, jedoch eisig) Du hast sie also gefressen? Jene halbverwesten armen Seelen, dorten auf den Hügeln? BABA YAGA: (achselzuckend) Man muss ja von was leben! FYE: (um Weniges erblassend, jedoch beherrscht) Nun...gebet es aber auch weit weniger grausame Atren, nicht? BABA YAGA: Sicherlich, doch gefällt mir diese am besten. SHAOLAN: (mit einem Knoten im Hals) Und-- Sakura? BABA YAGA: Geduld Geduld... geschehen ist ihr nichts. Ich hole Püppchen schnell herein, jajaja. Nur keine Sorge, Shambam. SHAOLAN: (halblaut) Shaolan! (die Hexe nun vor sich hinkrächzend zu dem gusseisernen Kessel humpelnd und einen knorrigen Arm hineinsteckend.) Komm heraus, Püppchen, komm, komm! Besuch hast du just gekriegt! (mit diesen Worten scheinet Baba Yaga zuzugreifen und zerrt eine kreideweiße, anscheinend zu Tode geängstigte Sakura am Genick aus dem Kessel heraus. Die Gefährten entgeistert reagierend; die Prinzessin kümmert sich nicht darum und stürzet sofort hast'gen Schritts auf Shaolan zu, der sie mit beiden Armen schirmt.) Sakura. Shaolan. Kurogane. Fye. Mokona. Ivan. Baba Yaga. SAKURA: (stammelnd) Shaolan! Oh, mein lieber Shaolan! Wie freu ich mich, euch gesund und munter zu sehen! Ihr ahnet nicht, was dies' Hexe zu tun imstand-- BABA YAGA: (empört) Böses Püppchen, jajaja! SHAOLAN: (erregt) Im Kessel hieltet Ihr sie gefangen! KUROGANE: Wolltet sie wohl bei lebend'gem Leibe verpeisen? BABA YAGA: (pikiert) Kessel ist nicht gleich Kessel. Brauch ich doch Medizin! Für die armen Beine. MOKONA: Medizin? SHAOLAN: Für die Beine? BABA YAGA: Seid ihr etwa taub? Sagte ich's doch grad! Alsdann, bitteschön, dann eben alles noch einmal... -WECHSELGESANG- SHAOLAN: Doch, was meinet Ihr nun darob? BABA YAGA: Mir dünket so langsam, ihr seid verstockt, Glaubte ich es doch eben bereits gesagt zu haben! Die Beine meiner armen Hütte haben wahrlich Grund zu klagen, Denn wirklich schlimm ist's. Jajaja. Leiden die unglücksel'gen Dinger doch an gleich drei Rheumata! Adern durchziehen sie, dick und fett, Mir scheinet das nicht besonders nett, Denn vor wen'gen Monden kam mir irgend' Ding hinein Verstopft scheinen die Blutbahnen nun zu sein. KUROGANE: (gleichmütig) Beinaufschlitzen reichet doch? BABA YAGA: Dies ist's nicht, Schwarzrock, worauf ich poch'! Ich lud euch bei mir zu Hause ein, Denn recht gelehrte Kämpfer scheint ihr mir zu sein, Und 's wär mir sozusagen völlig rechtens, Wenn ihr mir helft bei diesem oder jenem Ingrediens. KUROGANE: Was fällt uns denn ein? Interessieren wir uns nicht für diese Bein'! BABA YAGA: Kihi! Das ist aber gar nicht fein! Nun - dann stecke ich euch kurzerhand in die Suppe rein. Und sicher bin ich mir, dass es schmeckt! So ein Süppchen doch stets die Kräfte weckt. Und in meine Hütte führte der Weg eures Bestrebens, Und sag ich es gleich: Widerstand ist vergebens. Entweder, Leutchen, helft ihr mir, Oder ihr seid mein Abendbrot allhie! Da hilft selbst keine Meeresmagie. Obwohl sie so gut nach Jungfrau und Liebe riechet, jamm! Also, los, los! Entscheidet euch sodann! (ob der Hexe harten Forderung verklinget der Klang des Orchesters und die Gefährten nebst Ivan und Baba Yaga halten in ihrem Sang inne. Shaolan unter mulmiger Miene zu Reden anhebend.) SHAOLAN: Sehr leid tut es mir, Frau Baba Yaga, Doch nehmen wir dies' Forderung nur an, Wenn uns voller Ein- und Überblick gewährt. BABA YAGA: Einblick? SHAOLAN: Ja, sind wir nur auf der Suche nach ungeklärten Mysterien. FYE: Eine Schreibertruppe sind wir. BABA YAGA: Schreiberlinge, soso? Kihihi~ Seht ihr mir nicht danach aus! FYE: Ah, hören wir oft! Doch, beantwortet Ihr unsere Frage? BABA YAGA: Welche Frage? KUROGANE: (ungeduldig) Wird uns nun der Einblick gewährt oder nicht? BABA YAGA: Einblick? FYE: (mit der Geduld eines Heiligen) Aber ja! Doch zunächst bitten wir Euch, unsere Frage zu beantworten! BABA YAGA: Welche Frage? KUROGANE: (erzürnt auffahrend) Tatt'riges altes Weib! Nun spucke zum Teufel endlich aus, Welch Narrendienst wir sechs Gestalten dir zu erweisen berufen sind! BABA YAGA: (Kurogane neckisch mit einem Finger drohend) Hihihi! Jajaja. Schirmte nicht der zarte Schleier jenes Wasserzaubers Um deinen gestählten Leib herum wie ein sel'ges Omen, So würde ich dir Manieren beibringen, Schwarzkopf. Jajaja. Zwar ist mein Augenwerk nicht mehr das Beste, Doch Dinge gibt's immer noch, die ich zu erhaschen fähig. (aufgackernd) Ach, was gäb' so mancher Mann drum, Dass sich ein so schönes, reines Wesen in ihm verewigte Mit Herz und Seel' und Odem und Geist? FYE: (rasch einlenkend, bevor der Ninja aufspringen könne und auf die Hexe losgehe) Bitte, so sagt doch schon, Mütterchen. BABA YAGA: Was denn sagen? SHAOLAN: (mittlerweile verzweifelt) Sagtet ihr doch, dass wir helfen sollen! Worum geht es dabei? BABA YAGA: Geduld Geduld, Shambam! Habe ich es nicht gesagt? SHAOLAN: (murmelnd) Shaolan... Nein, das habt ihr nciht, deshalb fragen wir ja nach! BABA YAGA: (einen knorrigen Zeigefinger in die Luft stoßend) Folgendes ist's: vor nicht allzu langer Zeit Erkrankten die Hühnerbeine meiner mir so teuren Hütte An einem denkwürd'gen Katarrh; Krämpfe und Schimmel überwucherten sie, Und richtig laufen, selbst das sind sie nicht mehr zu tun imstand'! So fod're ich denn von euch, Dass ihr mir zwecks Beschaffung einiger Zutaten Für eine Heiltinktur leiht eure helfende Hand. KUROGANE: (knurrend) Wieso sollten wir dies verrichten? Werdet Ihr nach der Heilung doch nur weiter Euer Unwesen treiben, Schädel von Unschuldigen abnagen und Knochen zermalmen! BABA YAGA: (Kurogane gackernd ins Auge fassend) Hihi, jajaja, Schwarzkopp! Unschuldige, sagst du? Gibst du denn ein besseres Beispiel diesbezüglich ab? (der Ninja gegen seinen Willen zusammenzuckend und die Hexe aus jähzornig aufflammenden Augen anstarrend) SHAOLAN: (sichtlich beunruhigt) Baba Yaga! Doch warum entrisset Ihr uns dann Sakura? BABA YAGA: Eigentlich um sie zu verpesien, doch dann ist mir die Idee gekommen... jaja...was war das nochmal? FYE: Dass wir helfen könnten? BABA YAGA: Ich brauche kein Echo, hab ich doch gesagt! MOKONA: (schon grausige Vorstellungen diesbezüglich hegend) Und - was für Zutaten wären dies? BABA YAGA: Wofür? SHAOLAN: Die Medizin, für die Beine der Hütte. BABA YAGA: Weiß ich's doch, Teufel auch! Nun - zum ersten die Feder eines Raben! KUROGANE: Dünkt mir, dort sizt so einer! Da braucht ihr keine Hilfe für! BABA YAGA: (kichernd) Das müsst ihr mit dem guten Huckebein schon selbst ausmachen, Schwer überzeugen lässt er sich wie stets! SHAOLAN: (ein flaues Gefühl in der Magengrube unterdrückend) Und die anderen Ingredenzien? -SUADA DER BABA YAGA- BABA YAGA: (in fistelndem Singsang) Willst du dieses Tinktürchen mischen, So darf dir nur folgendes dazwischen: Nummer eins, Haar von drei lieblich' Jungfrauen zart Weil's Kraft und Jugendfrische in sich hat, Nummer zwei, ein Wolfszahn scharf und ohne Riss, Denn ich mag meine Beine, wenn sie von gutem Biss, Nummer drei, ein junges Schnee-Edelweiß, Weil's als Heilmittel bekannt und zu helfen weiß, Nummer vier, eine schwarze Rabenfeder, Doch denk ich, gehen wird's nicht ohne großes Gezeter, Und letztens, Rost von einer Räuberflinte, Denn rennen sollen meine Bein' wie ein Räuber auf der Flucht geschwinde! Den Rest schere ich schlicht über einen Kamm, Denn habe ich sonst schon alles beisamm'. SHAOLAN: (Der Schlimmeres erwartet hatte) Nun - dem Ersten wäre dann wohl ein Drittel abgetan. Sakura-- wärest du so nett und gäbest mir ein Haar? (während seiner Rede doch leicht errötend) SAKURA: Aber - gerne doch! (sich ein Haar herauszupfend) Damit wären es nur noch zwei! FYE: Kümmern werd ich mich um den Raben, wenns recht ist. KUROGANE: Dann nehm ich den Wolf... IVAN: Der Rost...der wird kein Problem sein. BABA YAGA: (den Zeigefinger erneut hebend) Nur nicht so hastig, ihr Leutchen ihr! Jajaja! Fehlen mir doch noch zwei Haare von Jungfrauen! Man mache eine Sache nicht halb, sondern bitte ganz! Hihihi! Jajaja. Also, Freiwillige vor! (ein höchst peinlich berührtes Schweigen setzet ein; jeder starret an einen anderen Punkt in der Hütte, und das für eine geraume Weile- Doch schließlich reißet dem Ninja der Geduldsfaden, und er stampft wilden Schrittes auf die Hexe zu, sich ein Haar aus dem schwarzen Schopf rupfend) KUROGANE: Nun nimm schon, vermaledeites Weib! Bei allen Höllenhunden, Dämonen und Pestilenzen! FYE: (Kurogane aus kugelrunden Augen musternd) Du wähnest dich noch als Jungfrau, Schwarzer?! KUROGANE: (den Magier hart ankeifend) Hirnschwacher du, schweig still! FYE: Hyuu~, erbost ist er jetzt wiederum -- Hu! Auuu! (zusammenfahrend) Was sollte denn das? (er reibt sich den Schädel, da Kurogane ihn ebenfalls auf unsanfte Weise um ein Haar erleichtert) KUROGANE: Sag nicht, dass dies bei dir anders ist, he? FYE: (grinsend) Dann wäre es umsonst gewesen! BABA YAGA: Nun gebt schon her! (dem Ninja die Haare entwendend und irgendwo in ihrem Mantel verschwinden lassend) Auf, nun Nummer zwei! SHAOLAN: (vorsichtig einlenkend) Ich bitt' Euch, Euch in Geduld zu üben, Baba Yaga. Seht, es ist tiefste Nacht, Und solch immense Aufregung ermüdete uns alle zusehends. So bitte ich Euch denn, uns noch eine Nacht der Ruhe zu gewähren Auf dass wir morgen frischen Mutes Eure Ingredenzien besorgen. Allerdings bei einer Bedingung verbleibend: Dass Ihr uns eine helfende Hand leiht bei dem, was wir suchen! BABA YAGA: Jajaja, es soll sein. Ein fairer Handel. Jajaja. Das wird eine lustige Mitternachtsrunde. KUROGANE: Vorausgesetzt, Ihr betrachtet uns nicht als späten Imbiss! BABA YAGA: Nur keine Sorge, schwarze Jungfrau. Hihihi! Kähähäh, wie rot er wird! Jajaja! Nun guck nicht so zornig. Einen schnellen Flug unternehme ich noch, Auf dass ich rasch ein paar Decken zusammenklaue für euch. Jajaja. Das wird lustig, jajaja. Wo hab ich ihn nur, wo hab ich ihn nur, wo, wo-- (urplötzlich fahret die kleine Hexe herum und brüllt den halb zu Tode erschrockenen Shaolan an.) AUF DER STELLE GIBST DU'S MIR ZURÜCK!! SHAOLAN: Ja, aber-- was meinet Ihr darob? BABA YAGA: (keifend) Elender Bubidieb, du! Unfein ist's, einer alten Dame den Mörser zu stehlen! Heraus damit, sage ich, aber fix, sonst verwandle ich dich in einen Frosch! SHAOLAN: Klaute ich ihn aber nicht! BABA YAGA: Lügen hilft hier mitnichten! KUROGANE: (am End' seiner Nerven) Hinten in der Ecke stehet er, Tatteriges Weib! BABA YAGA: Jajaja! Weiß ich doch, weiß ich doch! (sich den Mörser schnappend) Und schlaget mir ja nicht die Hütte klein - auch wenn ihr dies nicht schaffen würdet - während ich fort bin. Czandôr!! (dies rufend schwingt sich die Valkyrie auf den Mörser, und die Gefährten sehen staunenden Blicks zu, wie der Schaukelstuhl verschwindet und eine Tür erscheint, die kurz nachdem die Hexe entschwunden ist, auch wieder dem Stuhle weichet. Ab.) Shaolan. Sakura. Fye. Kurogane. Mokona. IVAN: Weh! Das ist nochmal gut gegangen! Dachte ich doch schon, sie wird uns den Lebensfaden verkürzen! KUROGANE: Jammerlappen! Dann hätt sie dies schon längst getan. IVAN: (nun tatsächlich ins Jammern verfallend) Ach, weh mir! Weh uns allen! Wahrlich wünschte ich, uns wäre all dieses nie widerfahren! Ach, säße ich doch jetzt nur im guten alten Bydlo Rosso, Zu lauschen Petruschkas Husarenliedern bei einem guten Glas! Und selbst wenn wir dies Prometheienstück überleben sollten, Glauben wird es uns kein Mensch! SHAOLAN: (entschlossen) Nur Mut, Väterchen Ivan! Tatkräftig dafür sorgen werden wir alsbaldigst, Auf dass sich jeder der Gefahr bewusst sei, Welche von dieser scheußlichen Valkyrie ausgehet! Und glauben werden sie Euch auch, da Ihr in uns nun Zeugen habt! IVAN: (matt lächelnd) Ich wünschte, mir wohnte dein Heldenmut inne. FYE: (fröhlich) Sollten wir uns doch nicht grämen! Der Hexe Hilfe werden wir haben, wenn's auch nur eine zweifelhafte Hilfe ist! IVAN+KUROGANE: Pah, auf die Hilfe kann ich verzichten. (kaum dass dies gesagt ist, funkeln sich die beiden wiederum feindseligen Blicks an) FYE: Ha ha! Wie gleich ihr doch seid! KUROGANE: Wag es, mich mit diesem Säufer zu vergleichen! IVAN: Bin ich nicht wie der grobe Klotz! SHAOLAN: (bemüht) ... So seid doch friedlich, ich bitt euch! MOKONA: Richtig! Rasten sollten wir! Auf dass wir morgen schnell die Dinge finden, die die Hexe braucht! SAKURA: (hoffnungsvoll) Und so unangenehm dünket mir dies' Hütte nun auch wieder nicht. KUROGANE: (brummend) Aber gewiss doch. Wenn man von all dem toten Getier, den Schädeln und Gebeinen, Den widerwärt'gen Dünsten alljener verdammten Gräser an den Wänden Und vor allem von diesem Rabenvieh in der Ecke einmal absieht. (Huckebein, der Rabe Baba Yagas, sich ob diesen Worten mit einem keifenden Krächzen äußernd.) FYE: (kichernd) Hyuu~, Menschenworte scheinet er zu verstehen! KUROGANE: Hatte er ja genügend Zeit. Der Teufel mag wissen, wessen Alters sich diese verdammte Hexe wähnet. SHAOLAN: (sich auf den Schaukelstuhl niederlassend) Morgen wird es das Vernünftigste sein, Wenn wir beschaffen, wonach es die Hexe so begehrt Und fod'ren alsobald Hilfe in unserer Angelegenheit. FYE: So sei es, so sei es. Doch sollten wir nun einen Moment der Ruhe erlangen! (Gegen dies' Ausspruch kann keiner der sechs einen Einwand erheben, da alle doch sehr müde sind, nach all der Aufregung. So kommt es, dass es sich jeder alsbald so bequem als möglich machet, und ohne großes Palaver versucht, einzuschlafen. Bald schon ruhen sie festen Sinnes, sodass sie nicht mehr bemerken, wie Baba Yaga nach einiger Weile in ihre Hütte zurückkehrt, mit einigen Decken und sich den Mund wischend, da sie auf ihrem Wege einer Mahlzeit halber angehalten hatte.) BABA YAGA: (einen belustigen Blick auf ihre ungewöhnlichen Gäste werfend; die Decken über ihnen ausbreitend) Jajaja... hihi! Das wird ein Spaß morgen früh! Endlich ein wenig Abwechslung für Baba Yaga! Hihihihihi... (die alte Frau sich gackernd die Hände reibend und sich in die diffuse Finsternis ihres Zimmers zurückziehend. Flackerndes Licht lieget in der Hütte. Draußen scheinet der Mond. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT- Sechstes Bild. (Die Szenerie erhellet sich. Heraußen ist das Land weiß und verschneit wie eh und je, und die ersten Strahlen einer mild zwischen den grauen Wolken hindurchfließenden Sonne wandern über die schneeglänzende Taiga; doch ist in der Hütte der Baba Yaga nichts davon zu spüren oder zu sehen, denn das Kaminfeuer brennet nach wie vor, und es herrschet flackerndes Halblicht. Auch liegt tiefstes Schweigen über dem engen Innenraum, da die Gefährten nebst Ivan und Huckebein in tiefstem Schlafe liegen- das jedoch nur so lange, bis die Tür durch das Losungswort erscheint und es den Knaben und den Ninja, die in der Nähe des Schaukelstuhls schliefen, kopfüber von den Sitzen reißt, als die Hexe mit Donnerschall zur Tür hereingeschossen kommt.) Baba Yaga. Shaolan. Sakura. Kurogane. Fye. Mokona. Ivan. KUROGANE: (aufbrüllend) KREUZKRUZIFIX NOCHMAL!! Vermaledeite alte Schachtel, schien es dir als zu umständlich, Uns wenigstens vorzuwarnen?! SHAOLAN: (sich den Schädel reibend) Etwas netter wäre es wahrlich gewesen. BABA YAGA: Kihihihi, seid ihr aber zimperlich! Nun steht schon auf, allesamt, viel ist heute zu erledigen! FYE: (fröhlich einen Bick auf den Raben werfend) Mir dünkt, der schlafet noch- dann versuchen wir es doch mal! (Der Magier sich an die Sitzstange des Raben heranstehlend; doch kaum ist er nah genug herangekommen, schießt der Rabe unter lautem Gekrächze und Geflatter davon, haarscharf am verdutzten Fye vorbei) Hyuuu~! Dann wird es wohl doch nicht so einfach wie gedacht. Recht hattet Ihr in der Annahme, Mütterchen, dass er das nicht leiden mag. BABA YAGA: (aufgackernd) So ist er, der gute Huckebein! Dann wünsche ich dir rechten Spaß bei der Jagd, Künzel-Sünzel! FYE: Fye sei Euch mein Name... BABA YAGA: Sagte ich doch! Dann berichtet Baba Yaga brav, Was Ihr entschlossen und ausgebrütet, Und wer was zu besorgen bezweckt! Rasch, rasch! SHAOLAN: (verwirrt) Ja, aber Mütterchen-- Sagten wir es Euch doch schon des gestrigen Abends! BABA YAGA: Nein, Shambam, du musst dich irren. Also los, los! Oder soll Baba ungemütlich werden? Jajaja? SAKURA: (mit Engelsgeduld) Nun, Fye-san wollte sich kümmern um den Raben, Kurogane-san um den Wolfszahn, Und Herr Ivan schaut nach der rostigen Flinte. BABA YAGA: Erzählst du mir nichts Neues, Püppchen, weiß ich doch! Also, was steht ihr hier noch herum! Husch! KUROGANE: (murrend) Und solch Ärger schon in der Früh! So öffne die Tür! BABA YAGA: (Kurogane mit dem Mörser von der Tür wegdrängend) Nur nicht so hastig, Herr Grabesblick, Entsann sich Püppchen nicht erst dessen, dass du den Wolf umbringen willst? KUROGANE: (abfällig) Immer noch schwebt es dir im Gedächtnis? Applaus! Wahr ist's, ich erlege das erste Flohknäuel dort draußen, Welches mir über den Weg laufe. SAKURA: (entsetzt) Umbringen? Erlegen, Kurogane-San? KUROGANE: (ungeduld'gen Blicks) Wieso auch nicht? Wölfe gebet es ausreichend in der Taiga, dünket mir. SAKURA: Aber wäre es eine schlichte Barbarei, Eines Tiers Lebensodem nur wegen einem Zahn auszulöschen! KUROGANE: Noch nie ward ein Odem, welches mir heilig sei, Prinzessin. BABA YAGA: (kichernd) Glaubst DU, Grabesblick! Zwar bist du phänomenal schnell zu laufen imstand', Doch dass es nicht gar so lange dauere, Ist Baba sogar gewillt, dir ihren Mörser zu leihen! KUROGANE: Nein, geh ich doch lieber zu Fuß! FYE: (seine Jagd auf Huckebein wieder aufnehmend) Was schlägst du dies Angebot aus? Wäre es doch viel einfacher - oh nein, jetzt ist er zur Tür hinaus! (dem Raben nachblickend, der gerade durch den Türspalt entfleuchte) Und nicht einmal eine Feder hat er zurückgelassen... IVAN: So scheinet es, wir müssen allesamt nach draußen. BABA YAGA: Beileibe, nicht alle! Nur ihr drei. Püppchen und Shambam bleiben hier. Und auch dies Pelzetier! SHAOLAN: (beklommen) Wieso verlanget es Euch just nach uns, Frau Baba Yaga? BABA YAGA: (giggelnd) Hihihi, Shambam, du bist mir ein lustiges Bubilein! Braucht die alte Baba doch ein wenig Gesellschaft. Sehr genehm wäre es mir, leistetest du und Püppchen ein wenig Kompanie! Nur keine Sorge, wir trinken ein Tässchen Tee, Und ihr erzählt mir Geschichten! So wie sich's ziemt! Jajaja! Und bei der Tinktur müsst ihr mir helfen-- Nun gucke doch nicht so! Gigigigigiiii! (Shaolan in die Wange kneifend) KUROGANE: (knurrend) Wenn Ihr nun die Gnade besäßet, Uns finalmente diese kreuzverfluchte Tür zu offenbaren? BABA YAGA: Erst übergebe ich dir noch meinen lieben Mörser. Wo hab ich ihn denn bloß, wo bloß-- (Ivan plötzlich anschreiend, welcher kreideweiß zurückfahret) HER DAMIT!! Elender Dieb, krummgebohrter! Diebshalunke! KUROGANE: (unter schwellender Zornesader) In der Ecke stehet er, wie immer, verdammt nochmal! BABA YAGA: Jajaja! Ich weiß, ich weiß! Da nehmt ihn schon! Und wehe, ihr eilt nicht! Raus mit euch! FYE: Gütigsten Dank, Mütterchen, auf bald. Na kommt schon, sonst wird hier herinnen noch kalt-- (munter aus der Hütte auf die totenschädelverzierte Veranda herausmaschierend, dann stehen bleibend und den glatten, weißen Mörserstößel musternd) Hyuu~, das wird ein Spaß! Obwohl ich nicht die geringste Ahnung hege, wie man das macht! KUROGANE: Na, glaubst du etwa, wir würden? Ich laufe, kein Bedarf! IVAN: Mich kriegen eher zehn Pferde in ein Grab als da hinauf! BABA YAGA: (schrill aufgackernd) Was zieret ihr euch so? Rauf mit euren faulen Hinterteilen! IVAN: (jammernd) Als alter Mann verlangt es mich zu sterben, Nicht als Jäger in meinen besten Jahren auf einem Mörserstößel! BABA YAGA: Feige, meine Lieben? KUROGANE: (auffahrend) FEIGE?!! Eher stürbe ich den Gifttod, Alte! Einen Kurogane pfleget es, sich weder vor Tod noch vor Teufel zu fürchten! (der Ninja sich ohne weitere Sekunde des Zögerns auf den Stößel schwingend; seine beiden Kompagnons hart angehend) Was stehet ihr so in der Gegend herum? Herauf mit euch, aber fix! IVAN: (greinend) Aber, aber- ach, weh mir, weh, weh! Hätte ich doch nur meine Nikola geheiratet Und wäre vielfacher Vater geworden! Weh, weh, weh! FYE: (sich die Hände reibend) Was fürchtet Ihr Euch so? Sicher wird dies' Intermezzo ein furioser Spaß! (rasch hinter Kurogane kletternd) Nun kommt schon, Väterchen! IVAN: Weh! Nein, ich bleibe hier stehen, auf dass ich festfrier'! BABA YAGA: Kihihi! Husch! Rauf! (sie stößt Ivan ihren Stock in den Rücken, sodass er aufquiekt und schnell hinter Fye Platz nimmt) Jajaja, alt bin ich, aber nicht unsterblich! So eilet schnell! Mörserlein, zeig ihnen, was du kannst! Und-- auf mit dir! (Auf die Worte der Hexe hin kommet abrupt Leben in den Mörser, der sich aufrichtet und dann in einem Wahnsinnstempo losrast, sodass Ivan sich erschreckt aufkreischend an Fye klammert, der allerdings sehr begeistert dreinschaut, wiederum im Gegensatz zu dem Ninja, der halb vom Mörser gefallen ist und derzeit damit beschäftigt ist, sich wieder hinaufzuziehen. Höher und höher geht es, da der Stößel wie ein Sektkorken aus der Flasche in den Himmel hineinschießet, um sobald wieder in insanen Kurven dem Erdboden entgegen zu streben) Fye: Hyuu~~!! Was für ein Spaß! Heureka!! JUHU!! IVAN: (fortwährend jammernd) GYAAH!! Weh, mein Herz! Gleich bleibt es stehen vor Schreck! KUROGANE: (sich fluchend wieder aufrichtend) Verdammte Hexe auch! Fast wäre ich gestürzt...! FYE: Kuro-nyan! Obacht, ein Baum! KUROGANE: (von einem Ast fast erneut vom Mörser gefegt werdend) VERDAMMT NOCH EINS! (in verzweifelte Versuche verfallend, den Mörser auf irgend' Weise zu lenken) Fye: Haha! Jippie! So passe auf, dass wir nichts rammen! IVAN: (wimmernd) Dann ist es aus mit uns! Jesus Maria Mutter Gottes! Langsamer sage ich, langsamer!! KUROGANE: (lauthals gegen den jaulenden Wind keifend) Wenn ich darauf Einfluss zu nehmen imstand' wär', tun würde ich's! (mit einer Ferse wie verrückt gegen den Mörserstößel schlagend) Malefizverfluchtes Ding, langsamer! LANGSAMER!!! (dies' Worte des Ninjas scheinet der Stößel nun vollends falsch zu verstehen und wechselt in eine Geschwindigkeit über, die den dreien fast die Haare vom Kopf reißt.) KUROGANE: AAAAAAAAAAAAAAARRGH!! FYE: JUPPHEIDIIII! IVAN: OHH JESUUUUS!!! (wie eine tollgewordene Kanonenkugel verschwindet der Stößel mit seinen drei Reitern allmählich am Horizont. Ab. Baba Yaga, die sich darob königlich amüsiert, mit dem Knaben, der Prinzessin und Mokona zurückbleibend.) Baba Yaga. Shaolan. Sakura. Mokona. BABA YAGA: (kreischend vor Lachen) Bei meinem Kessel!! Da schüttelt's mich durch von oben bis unten, yahahahaha!! Noch nie sah ich solch schlechte Mörserreiter! Yahahah!! Ich hoff ich seh ihn heil wieder! (vom Lachen allmählich ins Gekicher übergehend) SHAOLAN: (murmelnd) Mache ich mir doch mehr Sorgen um unsere Freunde... BABA YAGA: Was sagest du Shambam? SHAOLAN: Shaolan... BABA YAGA: Jajaja... ach du jeh!! SHAOLAN+SAKURA+MOKONA: (erschreckt auffahrend) Was denn? BABA YAGA: Vergessen werden sie hoffentlich das Edelweiß nicht... SAKURA: (aufatmend) Fürchteten wir schon Schlimmeres... BABA YAGA: Ach wo, ein Gehirn haben sie immerhin, Püppchen. SAKURA: Sakura! BABA YAGA: (abwinkend) Sagte ich doch, sagte ich doch! Doch nun wieder rein mit uns allen, Zieht mir diese verdammte Kälte schon wieder das Kreuze krumm. Czandôr! (da das Losungswort wieder fallet, verschwindet die Tür abermals wieder und macht dem hölzernen Schaukelstuhl Platz.) Gigigi. So, ihr putzigen Kinderchen. Jetzt helft ihr mir mal. Seht ihr die Gläser dort droben? Die brauche ich ebenfalls für meine Tinktur. Jajaja. Hol sie mir rasch herab, Shambam, ein großer Junge bist du ja. SHAOLAN: Shao--- (seufzend den Versuch aufgebend) Ja, ich hole sie. (schon bald die Gläschen vor Baba Yaga abgestellt habend) BABA YAGA: Und nun und nun, brauch ich Wasser, rasch! Püppchen, in dem Kesselchen dort! SAKURA: Wie viel braucht ihr denn? BABA YAGA: Weiß ich es noch nicht genau! Hole doch den ganzen Kessel her-- SAKURA: (sie nickt und holt den Kessel, der nicht allzu schwer ist) MOKONA: Klingt ganz nach einem Süppchen! BABA YAGA: Süppchen, jajaja... SAKURA: (um ein wenig Konversation bemüht) Sagt, Mütterchen, was wähnet sich denn in jenen Gläsern? BABA YAGA: (kichernd) In dem da sind Federn eines roten Hahns. Soll, wenn ich recht hörte, ein Zeichen des Satans sein. Was für ein Mumpitz auch! MOKONA: Und in diesem hier? BABA YAGA: Eine tote Katze. SAKURA: (ein wenig erblassend) T-tote Katze, saget Ihr? BABA YAGA: Aber sicher! Willst du sie eben schnell sehen, Püppchen? (in das große Steingutglas greifend und eine schon völlig eingetrocknete Katze bei der Rute herauszerrend.) SAKURA: (nun vollends erbleichend) Nun-- ich-- BABA YAGA: (selig) Putzig-schnutzelig, nicht wahr? Jajaja. Später, wenn alle Zutaten beisamm', Dann mische ich alles in das Wasser hier hinein. Das wird vielleicht ein Spaß! (Shaolan und Sakura genau fixierend) Doch sagt mal, Kinderchen, wobei soll ich euch denn helfen, Wenn dies' Tinktürchen erst gemischt? SAKURA: Nun, wir suchen etwas. BABA YAGA: Und was sucht ihr? SHAOLA: Eine Feder mit ungewöhnlicher Kraft! BABA YAGA: (verständnislos) Eine Feder? Verlangt's euch etwa, Baba zum Narren zu halten? Reicht es doch, wenn ihr einen Vogel fangt Und ihm kecken Sinnes eine ausrupft. Nur nicht bei Huckebein, dem sei sowas ganz und gar verhasst! SHAOLAN: (ernst) Ist's aber keine völlig ordinäre Feder. Und sehr viel bedeutet es uns, ihrer habhaft zu werden. BABA YAGA: Hihihi. Gigigi. Wieso auch nicht? Eine schlagkräfte Truppe dünkt ihr mir durchaus zu sein. Und- hmmm, jamm, Baba bekommet gar beim Reden Apettit davon-- Wähnet ihr euch ja ebenfalls als Besitzer Jenes rätselhaften Meereszaubers. Ohh, gigigigigii! Nur anzusehen brauchte ich euren Herrn Grabesblick- Sanft und süß bindet sich dieser milde Hauch an ihn. MOKONA: (mit großen Augen) Ihr-- Ihr konntet diesen Zauber sehen? BABA YAGA: Jaja! Breitet er sich doch in schönsten Schwingungen um euch aus, wispernd, gleich Rauch oder Wasser Nur nicht grau, sondern in schillerndem Blau oder Grün... Hihihi! Und Künzel-Sünzels Eismagie... ja... kalt und glitzernd wie der Schnee draußen vor der Tür! MOKONA: Könntet Ihr dann auch andere Magie sehen? BABA YAGA: Sowas fragest du noch, Pelztier? Unverschämt, natürlich! Ist's für Baba zwar allgemein nicht schwer, Das zärtliche Flüstern einer Maid des Meeres wahrzunehmen; Jajaja, ein Schmatz auf die Backe hätte ihr schon gereicht. Bei Künzel-Sünzel dünkte es mir aus gewissen Gründen schon schwieriger. Aber, eine gelehrte Hexe bleibet eine gelehrte Hexe! MOKONA: Bei mir ist es ein ähnlich' Unterfangen, Mütterchen. Zu zweit verkäme es vielleicht zu einer leichteren Schose, Jene Feder zu erfühlen? SHAOLAN: Durchaus. BABA YAGA: (dazwischenfahrend) Gigigigi! Eins nach dem anderen, erst ist es an euch, mir zu helfen, Auf dass meine arme Hütte bald wieder richtig rennen kann! SAKURA: (hoffnungsvoll) Dürften wir Euch vielleicht nach der unsrigen Erfüllung bitten, Keine unschuld'gen Menschen mehr zu verspeisen, Frau Baba? BABA YAGA: Warum dies? SHAOLAN: Weil sie doch auch das Recht haben zu leben! Und nicht auf so grausame Weise zu sterben. BABA YAGA: Du scheinst mir ein kluges Kerlchen zu sein, Shambam. Und auch von gutem Herzen. Gigigi. Wurde es mir ja auch vorhin, Beim Erfühlen jenes Zaubers, eng im Schlund. Komisch, dachte Baba, was ist das, Dass jemand sein Herz so fest an ein anderes bindet? Hmm. Jajaja. (Stille.) SHAOLAN: (die alte Frau vorsichtig musternd) Frau Baba Yaga... ? BABA YAGA: (auffahrend) Gigi! Nun genug von solchem, ich werde nachdenken. Zurück zu den Geschäften! Die Gläser nach unten, Wasser her und Feuer angefacht! SHAOLAN: Jawohl. (die Hexe fanget darob wieder an, mit Shaolans, Mokonas und Sakuras Hilfe Gläser und Töpfe zusammenzutragen, auf dass sie die notwendigen Zutaten komplettiere, einen Ausdruck grimmigen Nachdenkens auf dem faltigen Gesicht. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT- Siebentes Bild. (als sich das Szenario wieder erhellet, fallet der Blick des Zuschauers auf eine weite Schneelandschaft in der Taiga; der Himmel ist nun wieder wolkig geworden, es liegt Schnee in der Luft. Plötzlich erschallet vom grauen Himmel völlig unvermutet ein lauter Donnerknall, und ein riesiges, weißes Etwas kommet mit vollem Karacho vom Firmament herabgeschossen, drei aus Leibeskräften brüllende Gestalten mit sich in die Tiefe reißend, und schießet schließlich bis zum Anschlag in eine hohe Schneewehe hinein.) IVAN: (sich kreidebleich aus dem Schnee hochrappelnd) Was für ein Wunder, dass wir leben! FYE: (dessen Schopf aus den Schneemassen auftaucht, breit über das ganze Gesicht grinsend.) Was für ein Spaß! Mir dünkt allerdings, die Landung müssen wir noch üben. Doch wo wähnet sich Kuro-pon? (dies sprechend, kippt der Magier plötzlich rücklings um) KUROGANE: (in Zornesröte) Runter von mir! Dies' verfluchte Ding hat uns fast den Kopf gekostet!! (anklagend auf den Mörser zeigend) FYE: (lachend) Was ist dir bloß, war's doch heidenlustig! Und außerdem, am besten bist du von uns allen weggekommen. Woran das liegen mag? KUROGANE: (zornig) Ach, schweige still! Wichtigeres gilt es nun für uns zu tun! FYE: Schön, dann lass uns hören! -TERZETT DES KUROGANE, DES FYE UND DES IVAN- IVAN: Wieso nur so hastig? Die Landung dünkte mir doch heftig, Und als Alteingesessener wähne ich mich mitnichten kräftig. So saget an, können wir nicht zunächst rasten? KUROGANE: Dies, Jägerlein, könnte dir so passen! Mich verlangt's, dies' gleisnerische Schose schnell hinter mich zu bringen, So sollten wir denn Hackengas geben, zu suchen nach jenen Dingen Dessen sich diese Gackertante entsann für ihr Zaubergesöff. Auch nur ein einz'ges zu ergattern ist, was ich hoff'! IVAN: Nun, Wölfe gibt es hier in großer Zahl Doch finden werden wir sie weit dorten, Haben keine andere Wahl, Da sie sich dort oben horten! FYE: Außerdem - ist der Rabe davon geflogen Ob er wohl auch ist dort droben? Brauchen wir doch nur eine, Eine ein'zge Feder, kleine! KUROANE: Und des Flinten Rost? IVAN: (verlegen) Nun, meine Absicht war's bis dato Zurück zu kehren ins gute alte Bydlo Rosso, Da dort viele Räuberflinten baumeln an den Wänden. Recht wär's dem Wirt gewiss gewesen, eine zu entwenden, Und, jawohl, einst konnten sie noch tüchtig knallen Doch nun haftet der Rost an ihnen allen. KUROGANE: (keifend) Ich könnte diese Hexe töten!! Mir scheint, ein weiterer Teufelsritt ist hier vonnöten. Und zwar geradewegs in jenes verdammte Dorf. FYE: Hyuu~, gewiss wird dies' Intermezzo haarscharf! Doch sollten wir jen' Wolf nicht als Ersten nehmen? KUROGANE: Bitte sehr, ich habe nichts dagegen. IVAN: Doch hoffe ich, dass du dies' süße Prinzessin nicht wirst enttäuschen, Und begehrst, dieses Wolfes Lebensodem auszulöschen! KUROGANE: Was soll ich denn sonst tun, elende Deppen?! Soll ich ihn etwa auch auf den Mörser schleppen? FYE: Ist doch nur ein Zahn vonnöten... Langt es auch, ihn deshalb nicht zu töten. IVAN: Das wird sie sicher erfreun! Dann wollen wir doch mal gucken, Ob die Wölfe auch da oben hocken. FYE: Na, unser Auftauchen wird sie sicher schocken! Wenn wir angebraust kommen und landen wie eben --- KUROGANE: Dies' Ding wird sich keinesfalls öfter als nötig vom Boden erheben! Dieses Stück können wir auch laufen! FYE: (schmollend) Mit dir kann man eben nicht verhandeln. Aber, gut, es sei: so lasset uns wandeln! (Nun in ihrem Sang innehaltend, machen sich die drei Kompagnons auf ihren verschneiten Weg. Kurogane dabei den sperrigen, weißen Mörserstößel hinter sich herzerrend. Höher und höher führt ihr Weg sie, durch einen verschneiten Waldstreifen hindurch und zu einer Kette von Schneewehen, umgurtet von dunklen Tannenwäldern. Nach einer langen Weile des Schweigens rühret sich Ivan wieder.) IVAN: (auf den fernen Waldstreifen deutend) Dorten war's. An jenem Ort wurde ich zuletzt eines Wolfes gewahr. Wer weiß, vielleicht ist uns das Glücke auch diesmal hold! KUROGANE: (murrend) Und wenn wir keines dieser Biester sichten seh ich schwarz! FYE: Na, na, nicht gleich den Teufel an die Wand gemalt! Sicher finden wir einen! IVAN: Viele gibt es nicht mehr in diesen Gefilden... KUROGANE: Jaja, sicher erschoss deine Sippschaft schon längst alle, Auf dass man ihnen das Fell über die Ohren ziehe! IVAN: Man muss ja doch von irgend' Ding leben! KUROGANE: Fast redest du schon wie diese Hexe. IVAN: Verlangt es mich aber nicht, Menschen zu fressen! KUROGANE: (abfällig) Ach ja? IVAN: (keifend) Ja!! (die beiden Streithähne sich gewaltlüstern anstarrend) FYE: (beschwichtigend) So lasset es doch gut sein! Wurde dir denn nicht gewahr, Kuro-Pyon-- Als sie in deinem Antlitz las, wie ihr das Aug' aufging? KUROGANE: (knurrend) Bah! Dünkten sie nichtsdestotrotz mehr eulenhaft als menschlich, Diese gierigen Augen! Wollte sie doch nur die Meeresmagie! FYE: Vielleicht war's just dies, das ihr das Herze wärmte. Schätze dich glücklich! KUROGANE: (ob des Magiers Tonfall grollend) Immer weniger verstehe ich dich. FYE: Hyuu~, ich verwirre dich wohl? KUROGANE: Pah! Irre, das machst du mich!! FYE: (grinsend) Was stört es dich denn! Seist du nicht schon dran gewöhnt? KUROGAE: Schweige still! FYE: (fröhlich) Hyuu~, hyuu~... So saget an, Väterchen Ivan, ist's noch weit bis zu den Wölfen? (Väterchen Ivan verwundert ansehend, da dieser statt zu antworten nur kreideweiß wird) Väterchen? Ist Euch nicht wohl? IVAN: (mit einem zitternden Zeigefinger nach vorne zeigend) Ihr fragtet mich nach Wölfen, Herr Autor-- Nun, dort ist auch schon der erste. Am Waldrand. (die beiden Gefährten nun Ivans Fingerzeig mit den Augen folgend- und tatsächlich, am Rande des dunklen Tannenwaldes, gut zwanzig Meter weiter weg, liegt ein grau bepelzter Wolf halb im Dickicht verborgen und starret aus gelben Wolfsaugen zu den dreien herüber.) KUROGANE: (brummend) Dieses jämmerliche Vieh? Und Ihr wollt ein Jäger gewesen sein? Mir dünkt, Euer Herzchen setzt Euch gleich aus! IVAN: (grummelnd) Übte ich meine Profession doch schon länger nicht mehr aus! Und wo ein Wolf ist, sind bekanntlich immer mindestens fünf andere. KUROGANE: Ob einer oder fünfe - ist doch gleich! IVAN: Hah. Wenn ihr so große Reden schwingt, erlegt sie doch selbst! KUROGANE: Ein leichtes wird's sein! Und wenns sind Zehn. Bleibt nur einfach hier stehen! FYE: Aber - wir brauchen nur einen Zahn, denk daran! KUROGANE: (maulend) Schon recht, schon recht... Überdies sage mir nicht, was ich zu tun habe! Diesen Wolf stutze ich mir schon zurecht. FYE: Dann gehe und sehe und siege für uns! (der Ninja diesen Einwurf ignorierend und ohne ein weiteres überflüssiges Wort Souhi ziehend, um sich in gelassenen Schritten auf den Waldrand zuzubewegen. Der Wolf sieht dies zweifellos und erhebt sich auf die Tatzen, sein Fell mit jedem Schritt weiter sträubend, den Kurogane auf ihn zukommt.) IVAN: (kopfschüttelnd) Mein Gott aber auch! Wähnt er sich wirklich als Euer Diener, Herr Autor? Dünkt er mir doch mehr wie ein Henker, der zur Arbeit schreitet! FYE: (lächelnd) Nun, beileibe, Väterchen Ivan-- Unser Kurogane ist keinesfalls von Pappe. Dies' Härte Seiner wäre mir des Öfteren wahrlich gelegen gekommen. (die beiden Kompagnons nun Kurogane beobachtend, der mit gezogenem Schwert sich dem Waldgürtel immer weiter nähert. Der Wolf scheint unschlüssig, ob er weglaufen oder sich zur Wehr setzen soll.) KUROGANE: (nun ruhig erharrend) Mistvieh, stelle dich! Den ganzen Tag habe ich nicht Zeit für dich! (das knurrende Tier beobachtend) Heraus mit dir! (Der Wolf entschließet sich nach einigem Zögern zum Kampfe, der allerdings recht kurz weilt. Es gelinget ihm lediglich, den Ninja anzuspringen; dieser packt ihn jedoch nur am Genick und drückt ihn in den Schnee, sodass die Erde zittert; das Schwert ansetzend und kurzerhand zustoßend. Nach einigen Muten lieget der Wolf mit blutenden Lefzen am Boden, verletzt zwar, aber lebend - außerdem fehlet ihm ein Zahn, den ihm der Ninja mithilfe des Schwertes herausbrach. Kurogane mit Souhi über der Schulter und einem blutigen Zahn in der Faust zurückkommend) KUROGANE: Und für so einen läppischen Zahn dieser weite Weg! IVAN: Wahrhaftig, Euch ist es sogar geglückt? KUROGANE: Zweifeltet Ihr etwa, he? IVAN: Allerdings, ja! (die beiden funkeln sich erneut an, bis Fye sich wieder einmischt) FYE: Auf auf, noch ist die Sache nicht erledigt! (auf den Waldstreifen deutend) Außerdem dünkt mir, da kommen des Wolfs Kollegen! Mächtig viele an der Zahl! Wie sie bellen und heulen! IVAN: Rechtens! Was habt Ihr nur wieder angestellt? KUROGANE: Lediglich den Zahn geholt. FYE: Debattiert nicht, lauft! (herumwirbelnd und lachend vor dem Rudel flüchtend, welches sich um den verletzten Wolf zusammenrottet und alsbald auf die Dreie losstürmet) IVAN: (aufkreischend) JESUS!! Haben sie doch schon die Mordeslist im Angesicht! FYE: Dann rennt, Väterchen, rennt! KUROGANE: (grollend) Sowas nennet man kleinlich. (die beiden Kompagnons folgen nun des Magiers Beispiel und nehmen die Beine in die Hand; hierbei heget Kurogane größte Mühe, den klotzigen Mörserstößel hinter sich herzuzerren. Immer mehr Wölfe werden es, die bellend und jaulend hinter den drei Flüchtenden herjagen, offenbar, um ihren verletzten Mitstreiter zu rächen.) KUROGANE: Soll ich sie umbringen? FYE: Besser nicht, gebet es doch auch eine elegantere Lösung! Her mit dem Stößel, Kuro-Pyon, Auf dass wir uns einer furiosen Flucht bedienen! IVAN: (kreischend) Seid Ihr des Wahnsinns?!! Noch so einen Höllenflug überlebt mein Veteranenherz mitnichten! KUROGANE: Diese Idee ist so derartig ohne Sinn und Verstand, Dass sie mir fast wieder als brauchbar dünket. Her mit diesem verfluchten Ding! FYE: Los, es eilt! Gleich sind sie da! (das lässt sich keiner zweimal sagen und die drei springen auf den Mörser - der sich aber um keinen Millimeter vom Flecke rührt) KUROGANE: Verflixt und zugenäht! Rühr dich, Mistding! IVAN: (kreischend) Sie kommen, sie kommen! FYE: Holla, es wird eng! Kuro-pyon, so tu doch was! KURGANE: Wie denn? Versuche ich ebenjenes doch schon!! IVAN: (vollends in Hysterie verfallend) Dann versucht es gefälligst erneut!! Sie sind fast hier!! Maria Mutter Gottes! Jesus! (sich wie besessen an Fye festkrallend) FYE: (kichernd) Wohlwahr, welch Zwickmühle wir nun beschreiten! Glaubt ihr, die Wölfe würden von uns satt? KUROGANE: (keifend) Wäre ich du, so wettete ich nicht darauf!! (wie verrückt mit beiden Fersen gegen den Mörser trommelnd) Dreimal verfluchtes Satansding!! Rühre dich!! NA LOS!! (der Mörser ob diesen Worten unvermittelt losschießend, als der erste Wolf zum Sprung ansetzet, was Kurogane wieder einen derben Fluch ausstoßen, Ivan ein Jammerkonzert anfangen und Fye wieder jauchzen lasset) FYE: Es ist doch immer wieder ein Spaß! Mir dünkt, dieser Mörser macht, was er nachgrade will! KUROGANE: Ha, umbringen wird er uns noch, wenn dies so weiter geht! IVAN: Rechtens sprecht Ihr!! KUROGANE: (die Hand gegen den jaulenden Wind schirmend) Was höre ich da? Ward Eure geist'ge Umnachtung Erst in Todesbedrängnis von Eures Odems Hauch gezogen?! IVAN: WAS?! Froh sein könnt Ihr, dass mir noch nicht das Herz aussetzte! Ereifert Euch bloß nicht, derartig mit mir zu-- (der Jäger wird in seiner Anklage unterbrochen, da durch den Mörser plötzlich ein Ruck geht, und er, bockend wie ein tollgewordenes Pferd, wilde Saltos schlagend gen dem Himmelszelte schießet.) FYE: (johlend) HEUREKA!! Jetzt geht es aber rund hier! Festgehalten, Kameraden, immer schön festgehalten! Jippie! Noch spaßiger als das Hündchenlied dünkt mir dieses! KUROGANE: (gegen den immensen Fahrtwind anschreiend) Wage es, jetzt auch noch mit dem Singen anzufangen!! (den Mörser fürhin mit den Fersen malträtierend) Nun bocke nicht so in der Gegend herum!! Verfluchtes Ding!! Bring uns zum Dorf, aber zackig! (mit einem lauten Knall schießet der Mörser wieder vorwärts, sich krümmend und windend wie ein toller Wurm, doch nach einigen derben Tritten Kuroganes losrauschend, anscheinend wirklich in Richtung des Dorfes. Die Szene wird dunkel) VIERTER AUFTRITT - Achtes Bild (Als die Szenerie wieder hell wird, fallet der Blick des Zuschauers nunmehr auf das friedliche Bild des verschneiten Dörfchens, in dem die Gefährten schon einst gastierten. Es ist still, bis dass die Stille von einem lauten Karacho durchbrochen wird. Der Mörser angerauscht kommend und knapp über die Dächer des Dorfes brandend. Schließend landet er unsanft und immer noch bockend in der Nähe des Gasthauses. Die drei Gefährten abermals durcheinanderpurzelnd) Ivan. Kurogane. Fye. IVAN: (zum Gotterbarmen jammernd) Weh, weh, weh, weh-- Lange überlebt mein armes altes Kreuz dies' Prozedur nicht mehr- KUROGANE: Glaubt ihr etwa, das Unsrige würde dies zu überstehen eher imstande sein? (sich mühsam erhebend) Na, wenigstens schien dieses Mistding mein Kommando zu verstehen. Beim Wirtshaus wähnen wir uns immerhin schon! FYE: (sich fröhlich vom Boden hochrappelnd) Vielleicht flößtest du ihm unmittelbarerweise Respekt ein, Schwarzer Sozius? KUROGANE: (grantig) Mitnichten! Und überhaupt Schluss damit! Väterchen, jetzt seid's doch um Gotteswillen so gnädig Und hievt Euer lahmes Gerippe wieder in angemessene Höhe. IVAN: (sich verletzten Stolzes wieder auf die Füße erhebend) Lahmes Gerippe? Mir scheint, Höflichkeit sei Euch eine Fremdvokabel! KUROGANE: (grollend) Dasselbe, mein liebes Jägerlein, Könnte man bei Euch sagen, wenn man über gesunden Menschenverstand spräche. FYE: (glucksend) Wie zwei Kampfhähne, wohlwahr! Sollten wir uns're Schritte nicht gen der Kneipe lenken, Auf dass wir uns einer jener Räuberflinten bemächtigen? IVAN: Ja, so will ich's doch schnell hinter mich bringen... Doch ein Gläschen würd ich auch nicht verachten. KUROGANE: Pah, damit wir euch wieder Tragen müssen! Nichts da, keinen Tropfen. Nur die Flinten. IVAN: Ich trinke, wann ich will! KUROGANE: Nur eben nicht jetzt! IVAN: Begehrt's Euch etwa, mir zu drohen?! KUROGANE: Jawohl!! (die beiden Männer sich wieder voller Ingrimm ins Auge fassend, bis Fye beide kurzerhand an den Ärmeln packt und sie hinter sich her Richtung Eingang des Bydlo Rosso schleifet.) FYE: Meine Lieben, jetzt lasset doch endlich nach, Wahrlich Wichtigeres gilt's nun zu verrichten! Hyuu~, und wie Petruschka und der Wirt erst schauen werden, Wenn ihr Aug' uns wiederum erblicket! IVAN: Und was sie wohl zu unserer Geschichte sagen? KUROGANE: (geifernd) Nichts da, Jägerlein! Hier wird weder getratscht noch geplaudert, Und schon gar nicht über Unrühmliches wie diesem! FYE: Man wird sehen, Väterchen, nur ruhig Blut. Und du auch, Kuro-Nyan! (Ohne auf eine Antwort des Ninjas zu warten, drückt der Magier die schwere Kupferklinke der Eingangstür hinunter und betritt mit seinen rivalisierenden Kampfgenossen die Kneipe, welche sich zu dieser Tageszeit überraschend leer wähnet. Nur der Wirt und Petruschka sind präsent; der Wirt wie immer hinter der Theke stehend und in einem Fort Gläser polierend; der alte Donkosake sitzet wie immer an dem alten Klavier und klimpert gedankenverloren eine alte Weise vor sich hin. Beide merken überrascht auf, als die drei Kompagnons das Lokal betreten.) Kurogane. Fye. Ivan. Petruschka. Wirt. WIRT: (milde verwundert) Ah, was sehe ich hier? Ivan und zwei der munteren Schreiberlinge? Was treibt Euch zu dieser Zeit ins Bydlo Rosso? Ein neuer Trinkwettkampf etwa? FYE: Oh nein, diesmal nicht. Wollten wir doch nur fragen, ob wir ein wenig Rost der Flinten dort bekommen könnten. WIRT: (Fye anstarrend, als hätte dieser nicht mehr alle beisammen) Zu welchem Zwecke? KUROGANE: Wozu braucht man ein Grund? Oder brauchet Ihr ihn etwa selbst? WIRT: Das nicht, aber man wird man ja mal fragen dürfen. FYE: Wäret Ihr denn so nett? WIRT: Schon recht. PETRUSCHKA: (sich den faltigen Hals kratzend) Weiß wie Kreide seid ihr, ihr Drei! Was fuhr euch ins Gemüt hinein, dass ihr so verhetzt wirket? IVAN: (sofort tratschsüchtig werdend) Du wirst es niemals erraten, mein Freund! Niemals! Begegneten wir nämlich voller Schrecken und bei tiefster Nacht Einer abscheulichen, widerwärt'gen He-- (auf des Ninjas Mörderblick hin stockend) Eh- einer He-helena, wollte ich sagen. PETRUSCHKA: (die Augenbrauen hebend) Soso, einer Helena? Sehr spektakulär klingt das aber nicht. KUROGANE: Es ist, wie es ist. (zum Wirt hinüberrufend, der an der rückwärtigen Kneipenwand herum hantiert) He, Herr Wirt! Wird es denn bald? WIRT: Schon recht. Soll es eine bestimmte Flinte sein? FYE: Nein, eine Extraordinäre ist hier nicht vonnöten, Es reichet uns schon, wenn tüchtig Rost daran sei! WIRT: Dann nehm die. (er reicht Fye wahllos eines der Gewehre) FYE: Schönsten Dank! WIRT: Schon recht. IVAN: Nun - dann gebe mir doch noch ein Gläsch- KUROGANE: (den Jäger unterbrechend) Gehen wir. IVAN: (protestierend) Aber--!! KUROGANE: Nichts hier von wegen Aber, wir gehen jetzt! FYE: Vielleicht wird uns unser Weg heute abend, Oder eventuell auch morgen hierher lenken, Herr Wirt! Schon sehr freuen wir uns darauf, Bei heiterer Stimmung uns des Lebens zu erfreuen. WIRT: Schon recht. PETRUSCHKA: Dann bringt auch was Fein's zum Erzählen mit! FYE: (grinsend) So sorget Euch darum nicht- Eine Geschichte werden wir mitbringen, Bei der sich das gesamte Haar kräuselt und Euch alles vergehet! Versprochen! KUROGANE: (knurrend) Schmeichelredner. PETRUSCHKA: Na, dann wetzt die Glieder und macht hinne! Man sieht sich einstweilen. Nicht wahr, Wirtchen? WIRT: Schon recht. FYE: Nun, dann auf bald! (Kurogane und Ivan wieder hinter sich Richtung Türe herziehend und schließlich das Lokal verlassend.) Fye. Kurogane. Ivan. FYE: Ei, das war ein leichtes. Fehlt uns nur noch der Rabe. Wo der sich wohl wähnt? KUOGANE: Hah, das Vieh kann überall sein... FYE: (einen Zeigefinger gen Himmel reckend) Möglicherweise kehrte er längst zu Frau Baba Yaga zurück! Darum mein Vorschlag: kehren wir rasch dort ein, Abzugeben das bereits Ergatterte, Und vielleicht sogar aufzunehmen das Unerreichte! Na, na? KUROGANE: (stöhnend) Du und deine himmelfahrende Art-- FYE: (Kurogane unterbrechend) Himmelfahrt, das ist just das richt'ge Stichwort! Wo ist der Mörser, Genossen? Ich denke, per Pedes wär's doch zuviel des Wegs. IVAN: (greinend) Legt Ihr es so offensichtlich darauf an, einen schnellen Tod zu ersterben? FYE: (grinsend) Wer weiß, Väterchen... KUROGANE: (den Magier misstrauisch musternd) IVAN: (seufzend) Gott stehe uns allen bei-- Hinter der Kneipe habe ich es abgestellt, dieses verfluchte Ding. FYE: Na, dann nichts wie hin! KUROGANE: Wie kann man derartige Begeisterung für dies hegen? IVAN: Dies frage ich mich auch! Weh... müssen wir? FYE: Wir müssen! (Ivan und Kurogane murrend Protest dagegen erhebend, doch haben sie keinerlei Erfolg damit) FYE: (trillierend) Alsdann, Kuro-Pyon! So spreche eines deiner beeindruckenden Kommandos aus, Auf dass wir wieder tollkühn durch die Lüfte rasen! KUROGANE: Rutsch mir doch den Buckel hinunter... (versuchend, den Mörserstößel durch einen derben Fußtritt wieder ins Leben zurück zu rufen) Nun, komm schon! Malefizverfluchtes Ding, na los! IVAN: (jammernd) Weh, wenn uns jemand bei dies' Insanitas ertappt, So zerplatzte er vor Lachen und ich vor Schmerz! Schon schwebt der Stempel für alle Dorftrottel über uns! FYE: (beschwichtigend) Nur ruhig Blut, Väterchen, Ist doch kein Mensch zu hören oder zu sehen! Unauffällig wie die Schatten werden wir von hier verschwinden, Und somit sauber beendigen, was wir-- (plötzlich in seiner Rede innehaltend, da völlig entgegen seiner Behauptung plötzlich ein Huhn zwischen den Dorfhäuschen auftauchet und laut gackernd an den Dreien vorbeirennet.) FYE: (erstaunt) Ein Huhn? KUROGANE: (grollend) Mir dünkt, das kennen wir schon. IVAN: (nachdem der Groschen gefallen ist, laut aufjapsend) Oh, Jesus Maria!! (Nun macht sich Ivans Befürchtung wahr- der kleine Nieltje taucht plötzlich unvermutet zwischen den Häusern auf, anscheinend wieder beim Hühnerjagen. Des Knaben Augen weiten sich wie Platzteller, als er die drei Gefährten rittlings auf dem Mörser sitzend erblickt.) NIELTJE: (zögerlich) Meine lieben Freunde-- seid Ihr's? Was-- was macht ihr da?! IVAN: (verzweifelt) Folge dieser Illusion nicht, Bursch, Ein Traum ist's, du träumst dies alles nur, Und du wirst das auch mitnichten deinen Eltern erzählen,und-- (weiter kommt der Jäger nicht, da unvermutet wieder jener altbekannte Ruck durch den Mörser gehet und alle drei beim explosionsartigen Aufsteigen mit sich in die Lüfte reißt. Der kleine Junge ihnen noch mit offenem Mund nachstarrend, wie sie am Horizonte verschwinden. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT- Neuntes Bild. (Die Szenerie wird hell. In den Blick der Zuschauer kommt nunmehr die momentan ruhig stehende Hütte der Baba Yaga, doch auch diesmal ward die Stille von einem lauten Knall durchbrochen. Alsbald die drei Flugkandidaten wieder bei der Hütte landend - mit viel Radau und Krach, wohlgemerkt. Ob diesem Getöse reget sich auch sogleich die Hexe und ihre drei unfreiwilligen Handlanger in der Hütte Inneren.) Baba Yaga. Kurogane. Fye. Ivan. Shaolan. Sakura. Mokona. BABA YAGA: Jajaja...Da sind sie ja. (das Losungswort sprechend und herausgehend, Shaolan und Sakura hastig hinterdreinlaufend) SAKURA: Fye-san! Kurogane-San, Väterchen Ivan! Seid ihr wohlauf? (die drei sich aus dem Schnee aufrappelnd) FYE: Aber sicher, hatten wir doch einen furiosen Spaß! Und auch Erfolg, wie man meinen darf! BABA YAGA: (neugierig auf die Veranda heraustrippelnd) Erfolg? Gigigigi? Habt ihr alles beisammen? Jajaja? Nun stehet doch nicht dorten rum wie angeklebt, kommt rein! Und vergesst mir ja meinen Mörser nicht! Hihihi! KUROGANE: (keifend) Mir dünkt, dass Ihr Eurem Mörser größere Bedeutung zumesset als unserem Odem! FYE: Nun schnauze doch nicht so, Kuro-Mune! Hinauf mit dem guten Stück, amüsierten wir uns doch prächtig! IVAN: (greinend) Müssen wir? FYE: (flötend) Wir müssen! Und auf! (dies sprechend, schwinget sich der Magier, sich weniger Klimmzüge bedienend, über die angeschimmelten Hühnerbeine der Hütte auf die Schädelveranda der Hexe zurück; Kurogane sogleich hinterdrein folgend, mit dem sperrigen Mörserstößel im Schlepptau. Ivan, welcher nicht allzu gelenkig ist, unter tatkräftiger Hilfe Shaolans auch nach oben kriechend.) BABA YAGA: Gigigi! Alle sind sie oben, jajaja! Künzel-Sünzel, Grabesblick und auch Dickerchen... Dann herein, herein! Lasst sehn, was ihr habt! FYE: Zum ersten den Zahn, nun zeig ihn schon her, Kuro-wan! KUROGANE: (ein wenig herumkramend und ihn schließlich hervor holend) Da ist er. SAKURA: Ich hoffe doch, dass - KUROGANE: Dem Flohtier ist nichts passiert! IVAN Und das Gewehr, das haben wir auch. FYE: Mächtig rostig obendrein! BABA YAGA: Fein fein! Und was ist mit dem Edelweiß und der Feder? Häh? IVAN: (verlegen mit dem Fuße scharrend) Nun, werte Dame, lasset es mich so ausdrücken-- Nun ja... ein Edelweiß fanden wir mitnichten, Und ebenso gingen wir davon aus, dass Euer Rabe wieder hier logiere. BABA YAGA: (auffahrend) WAS?! Nun hör mir aber zu, Dickerchen! (dem erbleichenden Jäger einen knorrigen Zeigefinger unter die Nase haltend. Alles verharret in Stille.) Erzittere ob meiner Ankündigung- erzittere, verstanden?! (eine Pause machend, in der sie sich die Nase reibt.) Gigigi. Dann nehme ich eben die Edelweiße im Schrank. KUROGANE: (einen Wutschrei ausstoßend) WIE?!! Ihr-- Ihr triebt uns auf diesem kreuzverfluchten Bockemörser In diese weiße Hölle hinein, auf dass wir etwas suchen, was-- Was Ihr schon längst HABT?!!! (die Hexe wild anstierend) FYE: (Kurogane die Schulter tätschelnd) Nun nicht so wild! BABA YAGA: (gackernd) Gigigigigiii! Wie hitzig er ist! Nur komm ich an den Schrank nicht dran! Shambam, sei so nett! Dieser dort! SHAOLAN: Jawohl... (er holt die Edelweiße aus dem Schrank und reicht sie Baba Yaga) BABA YAGA: Fein, fein! Kihi! Fehlet nur noch die Feder. (zu Fye herumfahrend) Was stehst du also noch rum! Wolltest doch die Feder bringen. FYE: (freundlich) Wenn ich wüsst wo der Rabe wär. BABA YAGA: (auf des Jägers Kopf deutend) Da sitzt er doch. IVAN: (aufkreischend, als er den Raben auf seinem Kopf bemerket) JESUS!! Nehmt ihn da weg, sage ich, nehmt ihn da weg!!! FYE: (fröhlich) Dann mal wieder an die Jagd! (als hätte Huckebein das verstanden, erhebet er sich unter lautem Gekrächz von Ivans Kopf und beginnet, in raschen Flügelschlägen immer rundherum in der Hütte her zu fliegen.) BABA YAGA: (kichernd) Dann viel Spaß dir! FYE: (wohlgemut) Ergattern werde ich ihn früher oder später! (sich ebenfalls in Bewegung setzend.) -DUETTINO DES FYE UND DES HUCKEBEIN- FYE: (jubilierend) Räbelein, pechschwarzes Räbelein, So bleibe hier, bist du dir doch gewiss nicht zu fein Eine einz'ge Feder uns zu gutem Zwecke herzuspenden! Musst' ja nicht dein gesamtes Federkleidchen verschwenden! So bleib doch da, so bleib doch da! HUCKEBEIN: Krawah! Krawah! FYE: Jetzt sträube dich nicht, Bleib hier, kleiner Wicht! Tu ich dir doch nicht weh! HUCKEBEIN: Kräh, kräh! FYE: Machst du dich etwa lustig über mich? HUCKEBEIN: Krawich, krawich! FYE: Mein liebes Liebelchen, wärst du ein Schwan, So verstünde der gute Fye, dass du dann und wann Dich sträubest, eine Feder herzugeben, da sie ja von Kristalles Glanz; Doch bist du weder Schwan noch Gans, So bedaure ich es überaus, Doch diese eine Feder muss jetzt heraus! So bleib doch da, so bleib doch da! HUCKEBEIN: Krawah, krawah! FYE: Ein Sturkoppe bist du, ist's richtig, was ich seh'? HUCKEBEIN: Kräh, kräh! FYE: Nun tue doch nicht so, als wären deine Federn Silberschmuck! Ist's doch nur ein kleines Rütteln, ein kleiner Ruck, Und schon lässt Fye dich in Ruh'! So sage, hörest du mir überhaupt zu? HUCKEBEIN: Kru, Kru!! FYE: Na warte du! (während Huckebein in halsbrecherischen Manövern durch die kleine Hütte fliegt, versucht Fye immer noch, ihn zu erhaschen) KUROGANE: Bah! (blitzschnell und ein wenig grob zupackend, als der Rabe vorbeisaust) Schluss mit Mätzchen, keine Zeit dafür. (er rupft dem armen Huckebein eine Feder aus, was dieser mit empörten Krächzen übel nimmt) FYE: (nach Luft schnappend neben Kurogane stehen bleibend) Hyuu! Das nenn ich einen guten Fang! Doch lass ihn wieder los, haben wir doch die Feder! KUROGANE: Verrückt müsste ich sein- Hackt mir dieses Tier doch garantiert ein Auge aus! Lass es mich doch einfach- der Form halber- entsorgen. (dies sprechend, öffnet der Ninja die immer noch offenstehende Tür und schleudert den frustriert kreischenden Raben schlicht hinaus, um die Türe sogleich wieder zuzuhauen.) BABA YAGA: (gackernd) Gnihihihi! Erstaunlich! Wahrlich, ganz erstaunlich! Grabesblick, wie rigoros du bist! Solch' flinken Griff bräuchte Baba erst einmal. Aber nun zurück zum Wichtigen! (Kurogane die Feder aus der Hand grapschend und sie zu den anderen Zutaten auf den hölzernen Tisch vor den klauenfüßigen Kessel legend) KUROGANE: (erbost) Bedanken braucht Ihr Euch übrigens nicht! BABA YAGA: Habe ich ja auch nicht. Gigigi! SHAOLAN: (die alte Hexe beklommen anstarrend) Ist es nun vollbracht, Mütterchen? Ist alles beisamm'? BABA YAGA: (die Zutaten auf dem Tisch beäugend) Aber ja, Shambam, aber ja doch! Und fallera, jetzt geht es endlich los Mit dem Mixen, Mischen und Filtrieren, Mit dem Tanzen, Springen, Jubilieren! (in einen krächzenden Singsang verfallend) Nun ist die Zeit Es ist soweit, Gedreht wird jetzt das Steuer! Wir sind bereit Um jederzeit Zu tanzen um das Feuer! Der Kessel zischt, es maunzt die Katz' Nun gehn wir auf die Reise Immer um den Kessel rum, mein Schatz! Das ist der Hexen Weise. KUROGANE: (murrend) Und wohl auch nicht gerade leise! BABA YAGA: Feder rein, Rost hinterher, Ach, wenn's doch immer so einfach wär'! Edelweiß, Wolfeszahn, Das Feuer heizet an! Und zum Schluss die Haare drei! Und auch noch anderes allerlei! IVAN: (angstvoll) Ist's vorbei? BABA YAGA: (schrill aufquietschend) Aber nein, Dickerchen, geht es doch jetzt erst los! Hach, die Spannung ist ja so groß! Denn viel kann schiefgehen bei solch Brauerei; Doch ist ein kleines Erfölgchen auch immer dabei! Und jetzt nicht im Sessel zusammengesunken! Sondern kräftig im Kreis mitgesprungen! Auf, auf, ihr sechse! Hihi, sodann Zeig ich, wie's geht und fange an. -ARIE DER BABA YAGA- ("Czardaz Valkyrie") BABA YAGA: (dreimal gegen den metallenen Kessel klopfend) Ein hübscher Kessel, der köchelt und schäumt, Der sagt mir oft: genug geträumt! Nun bringen wir Leben in das Haus! In Tisch und Stuhl, in Katz und Maus! Das Tinkturenmachen, das nenn' ich schon Eine höchst bedeutsam' Profession, Drum nichts falsch gemacht, sonst allenfalls Entläd sich alles mittels eines Knalls. Doch wenn man alles richtig macht Gibt's jedem Süppchen gehörige Kraft. Erste Runde: in schönen Bahnen Gemütlich um den Kessel herumgegangen! Was steht ihr herum? Allein mach ich dat nit! So seid doch gescheit und singet mit. (den anderen vorsingend) Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. Und nun, auf hopp! ALLE: Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. BABA YAGA: (kichernd) Exzellent! Zweite Runde: nun ganz luftig und winddurchweht Um den Kessel herumgedreht! IVAN: Müssen wir? FYE: Wir müssen! Wollen wir doch nicht umsonst gesammelt haben! BABA YAGA: Seht! Künzel-Sünzel ist vernünftig! Also keine Zeit verschwendet! ... Wo waren wir? SHAOLAN: "Zweite Runde: nun ganz luftig und winddurchweht Um den Kessel herumgedreht! " BABA YAGA: Jajaja, Shambam! Zweite Runde: nun ganz luftig und winddurchweht Um den Kessel herumgedreht! Auf dass man hinterher kaum noch grade steht Vor Schwindelgefühl! Stehet nicht herum, der Kessel wird kühl! Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. Und nun, auf hopp! ALLE: Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. BABA YAGA: Hevorragend, gihi! Hervorragend! Dritte Runde: nun in hübsch feinen Bewegungen Noch recht gemächlich ums Feuer gesprungen! Zickezack, und hoch das Bein, Und das and're auch gleich hinterdrein! Und zickezack, zickezack, juchz fallera! Das klappt ja schon ganz wunderbar! (in den beschriebenen kleinen Hüpfern um den Kessel springend; die Gefährten ihr dies nachahmend) Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. Und nun, auf hopp! ALLE: Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. BABA YAGA: Zack, tüdelüdelüt! Einen größeren Spaß gebet's wirklich nit. Zwar sind's normalerweis' der Runden sieben, Doch viere davon sollen für heut' genügen! Drum vierte Runde: nun ganz außer Rand und Band Um den Kessel herumgerannt! Auf dass wir jappeln, zappeln, springen, Auf dass wir kreischen, johlen, singen! Da können Hexchen ein Liederl singen davon! Ohne Vernunft, Minne oder Räson! Und auf nun jetzt! Und auf nun jetzt! Zupptrudi-ritti-rallala, rallala! Juchz, heißa, fallera! Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. Und nun, auf hopp! ALLE: Bei Luchs und Fuchs und Adleraug'! Bei Borke und Birke und Espenlaub! Bei Wolfszahn, Rost und Edelweiß! Ach, der Kessel, der ist ja so heiß. BABA YAGA: (in höchster Bereitschaft) Wunderbaaar, gigiggigi!! Und jetzt ohne Hemmungen! (daraufhin hebet die kleine Hexe völlig ziel- und ordnungslos zu springen, zu kreischen und zu wüten an wie ein tollgewordenes Tier; unter wildem Geschrei springet sie um den Kessel herum wie in völliger Ekstase und in höchst unchoreographischen Bewegungen. Die Gefährten mühsam versuchend, ihr dies nachzuahmen, was in eine nahezu infernalische Tanzaktivität ausartet und nicht gerade zierlich anzusehen ist, sondern den Anschein und den Lärmpegel eines Elefantenkampfes hat. Mitten in diesem wilden Treiben erbebet plötzlich der Kessel und es gibt einen lauten Knall, als das Innere des gewaltigen Potts kurz stechend wie Flammesglut auflodert, in einer Rauchwolke hochschießet und der gesamte Kessel förmlich explodiert. Blitzschnell ist alles in Rauch und Qualm versunken, und man vernehmet nur noch Husten und verwirrtes Rufen. Nachdem sich der Qualm gelichtet hat, hocken allesamt verdutzt dreinblickend, mit verrußten Gesichtern und verstaubter Garderobe auf ihrem Hosenboden.) FYE: Hui! Das war ein Knall! KUROGANE: (nun schwarz vom Scheitel bis zu den Zehen) Hat es funktioniert? BABA YAGA: Hihihi! Natürlich hat es! IVAN: (jammernd seinen versengten Bart betastend) Wie vermöget Ihr bloß, so sicher ob diesem zu sein? In Sachen Schrecken fürs Leben ist es mir für heute satisfiert! BABA YAGA: (gackernd) Aber nur nicht so trist, Dickerchen! Hat es doch zur vollsten Zufriedenheit Babas funktioniert! Gigigigi! Kommt! Schaut! (die Hexe sich den Ruß vom Antlitze wischend und sich in Genugtuung die Hände reibend, während sie sich in Trippelschritten dem ebenfalls völlig rußgeschwärzten Kessel nähert. Die Gefährten nebst Ivan ihr misstrauisch folgend und über ihre Schulter in den Kessel starrend, in dem nun eine trübe, abscheulich gärende Suppe köchelt.) KUROGANE: (zweifelnd) Und dies' schäumend Surrogat Benennet Ihr als erfolgreich, Alte? BABA YAGA: Aber gewiss doch, Grabesblick! Und gute Medizin muss auch schäumen und zu stinken; Weiß das doch jeder, der auch nur einen Funken Hirn besitzet! KUROGANE: WAS?! FYE: Nun, aber recht hat sie! Bitt're Medizin wirkt immer noch am besten. BABA YAGA: Sieh an, sieh an, Erfahrung, Künzel-Sünzel? FYE: Ein wenig. SAKURA: Nun, ist damit unsere Hilfeleistung beendet? BABA YAGA: Ah, bah! Püppchen du! (Sakura mit einem Finger vor der Nase herumwedelnd) Bei weitem noch nicht! Nun kommet mit mir raus, Auf dass ihr einer alten Dame helfet, die Medizin aufzutragen! Wirket sie nämlich nicht von innen nach außen, Sondern von außen nach innen! KUROGANE: (keifend) Mir dünkt, ich höre nicht recht?! Ihr verlangt ernstlich von uns, dass-- Dass wir jen' Abscheulichkeit auf diese noch abscheulicheren Beine Auftragen sollen? BABA YAGA: Ganz genau! Vermag mich dein Scharfsinn immer wieder zu überraschen, Grabesblick! SHAOLAN: (zögernd) Galt es denn als Teil des Versprechens? BABA YAGA: Mir scheint, du hast ein schwaches Gedächtnis, Shambam! Natürlich ist es ein Teil dessen! Also, mir nun ohne Murren nach draußen gefolgt! Husch, husch! (Wohl oder übel müssen sie der Hexe nach draußen folgen, Kurogane den Kessel hinter sich herschlürend.) BABA YAGA: Nicht so grob, Grabesblick! Sonst verschüttest du noch alles! Püppchen, Shambamm, fanget doch mit dem rechten Beine an und der Rest, der nimmt das linke! IVAN: Müssen wir? BABA YAGA: Und ob ihr müsst! Na hopp, nicht herumgestanden! An die Arbeit! (wieder sprechet sie ein paar unterschwellige Worte und das Haus erhebt sich vollends auf die Beine, wie es scheint ein wenig mühsam, denn wahrhaft beklagenswert ist ihr Zustand mittlerweile) Jajajaaaa, bald geht es dir wieder besser, süßes Beinchen du! Also, los los! Schwärmen die Maden und Würmer doch schon wie toll hier umher! Schnell, bevor der Schimmel noch gewinnet! IVAN: (mit einem unsicheren Blick die zähe Brühe im Inneren des Kessels anstarrend) Aber wie, Mütterchen, wie? Und wo? BABA YAGA: (schnauzend) Zum achwievielten Male nun! Reingetaucht beide Händ' in dies' köstlich Süppchen Und aufgetragen auf die Bein'! So dürfte alsbald der Schorf sich erglätten, Der Schimmel entschwinden, die Venen sich erholen, Und zum Vorschein kommen, was einst die Blutbahnen blockierte! Also, nun fanget an! (da die Gefährten immer noch recht unschlüssig dreinschauen, gebet die Hexe ein ungeduld'ges Zischen von sich und machet den Vorreiter, indem sie beide knorrigen Hände kurzerhand in den Kessel stürzt und die streng riechende Substanz auf den Beinen verreibt.) KUROGANE: Bah! Wie dünkt mir dieses degutant! BABA YAGA: (scharf) Weigert euch nicht weiter, husch! (So nun auch die Gefährten und Ivan mit der Arbeit beginnend, doch eher etwas zögerlich, da es doch sehr unangenehm ist.) FYE: Hyuu~! Erstaunlich dünket mir dies! Wie rasch dieser Schimmel sich verzehret, Wenn er des Surrogates Dunst auch nur erfühlt! BABA YAGA: (stolz) Sagte Baba es doch! Gigigigi! Tinkturen sind schon ein Ding von größter Raffinesse. (die bebenden Zehen der Hühnerbeine tätschelnd) Frage ich mich nur, was ein derartig' stures Natürchen besitzet, Dass es einfach frech und dreist die Hühnervenen zustopfte! KUROGANE: (brummend) Vielleicht war es ja ein Wackerstein. (eine lange Stille vergehet, in welcher sich die Gefährten nur weiterhin damit beschäftigen, die Beine mit dem Surrogat einzureiben. Mokona, welche schon die ganze Zeit über seltsam nervös agierte, plötzlich jäh die Äuglein aufreißend und die Öhrchen aufspreizend) MOKONA: Mekyo! Wie-- wird mir- dies' Gefühl-- (in plötzlichem Ausbruch) Eine Feder wähnet sich hier! SHAOLAN: (heftig auffahrend) Was sagst du? MOKONA: Ja, klar und deutlich spür ich ihre Schwingungen! IVAN: Feder? Was habt ihr denn immer damit? SHAOLAN: (fieberhaft) So bemühe dich, Mokona, ich bitt' dich! Wo ist die Feder, weilet sie hier in der Näh'? MOKONA: (sich mit aller Kraft auf ihr Gespür versammelnd) Als Kurogane eben zuvor den Schorf der Haut mit den Fingern teilte- Wie Blitz und Donner durchfuhr es mich just anitzo! (den winzigen Körper straffend) Mir dünkt, sie steckt irgendwo-- in diesen Beinen herinnen! BABA YAGA: (fassungslos) Gigigigiiii? Was höre ich? Diese eure Zauberfeder verstopfet die Venen meiner lieben Beine? Nur raus damit, raus damit, aber fix, will ich sie nicht dort drinnen haben! FYE: Aber wie beabsichtigt Ihr dies zu verrichten, Mütterlein? BABA YAGA: (grübelnd) Mhh... gigigigiiii... Ah! Baba hat einen Einfall! Zur Ader lassen werden wir meine Hühnerbeine, Auf dass das, was ihr suchet, irgendwann herausflutsche Und ihr es wieder euer Eigen nennet! SHAOLAN: Jawohl! Packet an, so schnell es geht! KUROGANE: (indem er Souhi zückt) Sagt mir, wo ich schneiden muss. BABA YAGA: Ghiii~ Dort! (knapp über den Knöchel des Beines deutend) Aber wehe dir, der Schnitt ist zu tief, Grabesblick! KUROGANE: Hah! Weiß ich doch mit dem Schwerte umzugehen! (mit einem gezielten Hieb genau treffend und das Bein auch gleich anfanget zu bluten) BABA YAGA: (Kurogane unvermittelt anschreiend) WIESO TUST DU DAS?! Na warte, dich verwandele ich in einen Frosch! FYE: Aber, aber Mütterchen! Ist's doch nur zum Besten der Beine! KUROGANE: Habt Ihr selbst gesagt. BABA YAGA: (sich kreischend die Haare raufend) Weh! WEEH!! GIGIGGIII!! Liebes Hühnerbein, so halte durch! Tut es denn so schrecklich fürchterlich weh? (mit riesigen Augen die zitternden und zuckenden Zehen des verwundeten Beines anglotzend) GIGIIII!! IVAN: (erbleichend) Und wenn sie nun alsbaldigst verbluten? Rot wie purpurne Schleier ist der Schnee hinnieden! BABA YAGA: (zeternd) GIGII!! GIGIIII!!! So tuet etwas!! FYE: (nur mühsam das Gekreisch der Hexe übertönend) Oh, Hülfe, hülfe, was nun? (eine grässliche Stille vergehet, in der lediglich weiterhin schwarzrotes Blut aus der Wunde an den Beinen rinnet. Doch plötzlich tritt Shaolan vor, wilde Entschlossenheit im Antlitz.) SHAOLAN: Wohlan, es sei! Ich hole sie heraus aus der Vene! Mokona, ich bitt' dich inständig- sage mir, Wo ich meiner Finger Kante in die Adern stoßen soll! MOKONA: (angespannt verharrend) Nicht mehr lange... bald... bald... JETZT!! (ob diesem Kommando weitet der Knabe mit beiden Händen die Wunde an den Beinen und schiebet seinen Arm bis zum Anschlage der Schulter hinein, die Feder zu ertasten.) IVAN: (kreidebleich werdend) OH JESUS!! SHAOLAN: (mit dem Arm wild in dem Inneren der Beine umhergrabend) Ja, ja! Spüre ich deutlichst ihre Kraft! So sanft und süß und warm-- näher kommt es, nun erfühle es auch ich-- nicht mehr viel-- (den Arm ruckartig subito wieder zurückziehend) Ich habe sie! BABA YAGA: Hiiih! Dann kümmert euch darum, dass sie nicht verbluten! FYE: Aber ja, Aber ja! BABA YAGA: (die Nase rümpfend) Tsss. Ach, ich mach es lieber selbst! (mit dem Finger schnippend - daraufhin die Blutung sofort versiegend) KUROGANE: Und deshalb regtet Ihr euch auf?! BABA YAGA: (schrill) Gigiii! Darf sich ein altes Weibelein Doch Sorgen um gewisse Dinge machen, ist dem nicht so? KUROGANE: (grollend) Bah, und wenn schon... SHAOLAN: (vortretend, während das schwarzrote Blut der Hühnerbeine sanft von der weiß erstrahlenden Feder abfallet und die Gefährten nebst Ivan und der Hexe in hellstem Glanze baden lasset. Sakura fest anblickend, welche mit einem unverwandten Blick sanft errötend zurückschauet.) -REZITATIV- SAKURA: (mild) Shaolan-- SHAOLAN: (volltönend) So haben wir denn eine Feder Deiner zurückerlangt Um die dein lieblich' Odem so sehr gebangt Denn schlossen wir doch diesen Bund, Um mild zu erwecken deines tiefsten Herzens Grund, So nimm diese Feder, sie sei wieder Dein Und bade, gesunde und träume in ihrem Schein. SAKURA: Mein Freund, mein treuer Sozius Shaolan-- Erwacht' mein junges Aug', Dankbarkeit bezeug' ich euch sodann, Denn keinem gelte jener Dank außer euch- Ihr Retter, Engel und Beschützer Meiner zugleich! Ohne euch erlänge ich der Gewissheit wohl nie-- Mein Dank, ewig gelte er euch allhie. SHAOLAN: Es sei. (die Feder behutsam aus den Händen gleiten lassend, welche nun, begleitet von sphärischer Streichermusik, auf die junge Prinzessin zuschwebet und sanft in ihre zarte Brust eindringet; bald darauf fallet sie in tiefsten Schlaf und wird von Baba Yaga aufgefangen, wenn auch nur mühsam, was mit der Körpergröße zusammenhängt.) BABA YAGA: Giigigii! Ich hab Püppchen! IVAN: (nun leichenblass werdend; mit rotierenden Augäpfeln) WIE?!!-- wie-- wie wird mir?? In--- in ihrer jungen Brust Verschwand diese mysteriöse Feder?! Was-- was für Schreiber seid ihr bloß? (sich an die Stirn fassend) Oh weh, weh, fängt sich doch alles an zu drehen-- Ich glaube, 's war nun endgültig des Guten zu--- (der Jäger fallet plautz in Ohnmacht, offenbar hoffnungslos von den Ereignissen überfordert.) FYE: (kichernd) Hyuu~! Ein schwaches Nervenkostüm! KUROGANE: Hah. Wenn der wieder aufwacht dünkt es ihm vielleicht, er habe zu viel getrunken. MOKONA: Bis dahin sind wir vielleicht längst verschwunden! FYE: Ah - bleiben wir doch noch ein wenig! Und kehren eine Weile in den Bydlo Rosso ein. Haben wir doch versprochen, dort eine Geschichte zu erzählen. SHAOLAN: Und sollten wir auch die Räson und Tugend aufbringen, Uns'ren beflissenen Gastgebern- und neuen Freunden- Dank zu bezeugen, Auf dass sie sich des Dienstes bewusst sind, den sie uns erwiesen. FYE: (fröhlich) Und dünkt mir ja doch, Dass ein angemessener Abschied auch nicht das Verkehrteste ist! Zurückgeben sollten wir unsere Mäntel und den Reisesack Der tücht'gen Anuschka, ihrem Schatz, dem kleinen Nieltje Sowie Mischa und Sarojova. KUROGANE: (knurrend) Tut dies' sentimentale Gedöns Denn so schrecklich not? MOKONA: Das Mindeste ist's, Kurogane! Besitzest du keine Ehr' im Leibe? KUROGANE: (trotzig) Pelzvieh du... BABA YAGA: (beleidigt) Und von mir? Abschied von mir, ihr drolligen Lieben? FYE: (freundlich) Vergessen hätten wir Euch nicht, verehrte Frau Baba Yaga! Sehr danken wir Euch für Euer Zugeständnis jener Feder, dem Leihen jenes fabelhaften Mörsers-- KUROGANE: Bah! SHAOLAN: Und gerne halfen wir Euch in Eurer Stunde der Not. BABA YAGA: (kichernd) Gihi! Jajaja.. Man wird sich sicher nicht wiedersehen! Schad' um die ganze leckere Magie... FYE: Nun denn, wollen wir auch nicht mehr länger stören, Mütterchen! Habt Dank für alles! SHAOLAN: Und bitt' ich inständig darum, dich nicht mehr an Menschen zu vergreifen! BABA YAGA: Jaja, Shambam! Ich werde dran denken, auch wenn die Gewohnheit eine Macht ist. Nun verschwindet, bevor ich es mir nochmal anders überleg'! Husch, husch, meine drolligen Lieben! KUROGANE: Pah, keinerlei Dank und - FYE: (Kurogane vorwärtsschiebend) Rege dich nicht auf, Schwarzer! Gehen wir lieber-- Deine Magie scheint sie ohnhin am liebsten zu haben! BABA YAGA: Gewiss! Gigiggi! Lauft, ihr Jungfrauen! Gihihihii! Jajaja. (kurz stutzend) Und dank' ich Euch recht schön Für dieses kribbelige Prickelkribbeln von Wärme Das mich kurz und wunderhübsch ergriff, so bei euch. Gigigi! Lebet wohl! SHAOLAN: (lächelnd) Gerne taten wir's. Lebet wohl. (die Gefährten sich langsam in Bewegung setzend, Shaolan mit Sakura und Fye und Kurogane mit Ivan im Schlepptau; zügig marschieren sie die hochgelegene Schneewehe hinunter. Baba Yaga blicket und winket ihnen noch eine Weile nach, bis sie sich schließlich in ihre Hütte zurück begebet, welche sich erneut auf die mittlerweil' gesundeten Beine erhebet und zügigen Schritts von hinnen wandert, sodass das Erdreich noch lange Zeit nachbebt. Ihre Silhouette allmählich als grauer Schatten in der Ferne verschwindend) Fye. Kurogane. Shaolan. Mokona. Sakura. FYE: (wohlgemut) Ein weiterer Abschied. KUROGANE: (schnauzend) Zu schmerzen vermag's mich keineswegs! MOKONA: Nur nicht so raubeinig, Kurogane! Lieber frischen Herzens auf den Abend im Bydlo Rosso vorausgeblickt! KUROGANE: Dass es klar ist: IHR rühret keinen Tropfen an! FYE: Ah- Warum denn nicht? Dies wird sicher spaßig! KUROGANE: (grollend) Nicht für mich! Verlieret ihr vollkommen die Kontrolle, sobald ihr ein wenig angetrunken seid!! FYE: Hah, du übertreibst! KUROGANE: Liegenlassen werd ich euch dort! Trag ich euch nicht nach Hause, wenn ihr nicht hört! MOKONO Wie herzlos! FYE: So herzlos kannst selbst du nicht sein, das glaub ich nicht, dass du dies tust! KUROGANE: So? Leg es nicht drauf an! FYE: (Sylfaes Stimme imitierend) Mein Lieber! Mein Lieber! Hyuu~, so tu uns das doch nicht an! KUROGANE: (keifend) Verschone mich mit diesem Weib! MOKONA: Wer weiß, vielleicht wird jene Magie uns noch von Nutzen sein? KUROGANE: Nun ist es mir satisfiert, ab jetzt bin ich taub, Bis dass ihr wieder Verträgliches quasselt! MOKONA: (wohlgemut) Wir mögen dich auch recht von Herzen! Ach ja, wir, das wack're Heldengespann, Wir halten bei Tod und Verderben zusamm'! Nicht wahr? Jawollja! (Fye lachend, Kurogane brummend, auch Shaolan kann sich den Spross eines Lächelns nicht verkneifen.) SHAOLAN: Meine werten Freunde. Lasset uns gehen. (die Gefährten das Tempo ihres Marsches anhebend, bis dass sie langsam in den düsteren Tiefen jenes Nadelwaldes verschwinden, um das Heimatdörfchen Ivans wieder zu erreichen. Langsam verschwinden sie aus den Blicken des Zuschauers. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT - Zehntes Bild (Die Szenerie erhellet sich. Gezeigt wird dem Zuschauer nunmehr wiederum das Bydlo Rosso zu später Abendstunde. Die Gefährten haben sich um einen Tisch versammelt, auch Ivan ist dabei, dieser aber noch im Reich der Träume. Die Stimmung wähnet sich relativ gut, viele Dörfler und einfache Leute sind auf die Einladung der Gefährten erschienen, der Wirt wie immer Gläser polierend und Schnaps ausschenkend, Petruschka saloppe Weisen am Klavier spielend, um die Leute zu unterhalten.) Sakura. Mokona. Shaolan. Fye. Kurogane. Ivan. Wirt. Petruschka. Dorfleute. FYE: (trotz Protest von Kuroganes Seite schon leicht angeheitert) Heda! Herr Wirt! Nochmal das Ganze! KUROGANE: Schluss jetzt, hattest schon längst genug!! Letztes mal, da bist du umgekippt, entsinnst du dich?! FYE: (kurz überlegend) Nein, kann mich nicht erinnern! (Der Wirt erscheinet mit der Bestellung auf einem Tablett.) Danke recht schön! WIRT: Schon recht! SHAOLAN: (sich umsehend) So hoffe ich denn Dass auch Familie Sarojov über die Schwelle tritt alsbald, Luden wir sie doch ebenfalls ein. PETRUSCHKA: Nur keine Sorge, Bursch! Wo Väterchen Mischa ein gutes Glase wähnet, Ist er schneller da, als eine Katze niesen kann! Und von uns'rem Alexej wollen wir gar nicht mehr reden! FYE: (fröhlich) Ei, wie mir das Odem darob schwillt! Der schönste Abend lieget uns bevor, ihr Leutchen! Bei Sang und Trank, bei Weib und Musik! KUROGANE: (misstrauisch) Weib? FYE: (Kurogane übermütig einen Stoß in den Rücken versetzend) Verstehst du aber auch alles gleich falsch, Schwärzli! PETRUSCHKA: Wohlwahr, wohlwahr, ein schöner Abend- doch! Hoffen wir doch, dass ihr eurem Worte alsbald gerecht werdet, Und beim Wein sich eure Zungen wetzen, jene Geschichte zu erzählen Die ihr uns unlängst versprachet? MOKONA: (leutselig) De facto, Väterchen Petruschka! Und werden wir sie ohne Reu und Scheu zum Besten geben! Am besten noch mit Musik! DÖRFLING: (aus dem Fenster hinaussehend) Dorten kommen unsere lieben Sarojovs! (die Worte des Dörflings bewahrheiten sich anitzo, als die Türe des Bydlo Rosso sich auftuet und die fünf Sarojovs- Sarojova, Mischa, Anuschka, Alexej und Nieltje- mit einer Schneewolke zur Türe hereinkommen. Von allen Seiten werden sie mit fröhlichen Grüßen und Zurufen begrüßt.) ALEXEJ: Hoh, ihr Leute! Schön, euch gesund und munter zu seh'n! IVAN: (Durch den ganzen Krach erwachend) Was...wie? Oh weh! Mein Kopf! SHAOLAN: Väterchen Ivan! KUROGANE: Hab mich schon gefragt, ob er überhaupt noch lebt! FYE: (tadelnd) Kuro-nyan!! SAKURA: Alles in Ordnung bei Euch? Oh, hallo, Anuschka! ANUSCHKA: Grüß dich, mein Mädchen! Wie ich seh, hat die lustige Runde schon angefangen. MISCHA: Und der gute Ivan hat wohl schon zuviel? IVAN: (gekränkt) Von wegen, noch kein einziges ward mir vergönnt! So gebt mir doch wenigstens eins! (als ihm der Schnaps gereicht wird, ihn sogleich hinunterstürzend; erleichtert aufatmend) Ahh, jetzt ist's fürwahr besser. ALEXEJ: (lachend) Wahrlich, dies ist unser Ivan! SAROJOVA: (neben Shaolan und Sakura Platz nehmend) Kinderchen, ganz blass wähnet ihr euch! Widerfuhr euch irgend' Missgeschick dort draußen im Schnee? FYE: So kann man dies nun auch wieder nicht benennen; Aber eine höchst abenteuerliche Geschichte war's! Und Ivan wird es von uns allen am meisten pläsieren, Da es doch tatfester Beweis seiner Schreckensnacht ist! IVAN: So ist's! Dies Haus auf Beinen - MISCHA: Ach, ist es etwa auf dir herumgetrampelt? ALEXEJ: Fängst du schon wieder damit an! IVAN: Dennoch ist's wahr! Sah ich es mit eigenen Augen! ANUSCHKA: Kann's uns unser Herr Autor doch sicher bestätigen! FYE: (sich mit bedeutender Geste vom Tisch erhebend, obwohl Kurogane genervten Blicks die Augen rollt) Jawohlja! Mir dünket, es wird itzt Zeit, Euch alles in haaresfeinstem Detail darzulegen, ihr Leut'! Denn nicht umsonst nahmen wir die Martyrien dieser Reise auf uns- Nein, kundtun wollen wir allen, die es hören wollen, was wir verlebten! So muss ich denn als Erstes vorneweg verlauten lassen: Unser Väterchen Ivan, Recht hatte er die ganze Zeit! (ob diesem Wort die Dorfbewohner, übrigen Gäste und Anwesenden in Raunen und angeregtes Tuscheln verfallend) MISCHA: (verwirrt) Sprechet Ihr Wahres, Herr Autor? Ist's wirklich wahrheitsumwoben, was Ivan sich entsann? IVAN: Wahr war's schon immer, mein alter Freund. KUROGANE: Wenn auch übertrieben! FYE: Na, wer schmückt sie nicht, seine Gechichten? Doch die Hütte auf Beinen, Das lässt sich nicht verneinen, Wirklich gibt es sie! Tief im Walde dorten, Wohnet eine Hexe drinnen! Auch tut sie wohl ein bisschen spinnen, Jedenfalls sollten meine Kohorten Und ich, helfen ihr Zu zaubern ein Elixier! (die Dörfler machen allesamt große Augen.) PETRUSCHKA: (die Hände auf das Klavier legend) Schau schau! Ein knorriges, insanes Hexlein? Wie hieß die Dame? FYE: Baba Yaga, so benannte sie sich! PETRUSCHKA: (räsonierend, am Klavier eine langsame Weise zu spielen beginnend) Baba Yaga? Soso, hm hm, so ist mir dieses nur als Mär bekannt, Doch wie ich seh, wähnet sich ein Fünkchen Wahrheit daran-- Wahrhaft, da kommt es einem zum Verseschmieden! (in überlegtem Bariton eine improvisierte Strophe vortragend) Da war einmal eine knarzige Dame, Eine Hexe, und Baba Yaga war ihr Name, Tränke braut sie, der Kessel, der zischt Und wie hat sie uns'ren Ivan aufgemischt! FYE: (fröhlich) Ei, ei! Was das für ein Liedchen wäre! Wie's mich dürstet, die Zunge zu rühren! So will ich denn dieser Geschichte Erzähler sein! WIRT: Petruschka, spiel uns was- Und jener Autor, der trägt vor. PETRUSCHKA: Mit Vergnügen! Und auf geht's, Herr Schreiberling! FYE: (begeistert) Heureka, Väterchen! - DUETTINO DES FYE UND DES PETRUSCHKA- ("Hört, ihr Leut'") FYE: Hört ihr Leut, was ward geschehen? Einst Ivan hat ein Haus gesehen! Doch nicht ein einfach ordinäres, nein! Hatte es doch glatt zwei Bein'! PETRUSCKA: Erzählte er immer von vier! FYE: Nun, Auf jeden Fall waren sie vo einem Tier, Huhn, um es genau zu benennen, Ei, was konnte dies' Haus damit rennen! Und das Erdreich, wie hat es dabei gebebt! Nie haben wir solche Furcht durchlebt! Und riss uns jenes Weiblein auch dreist und keck Uns're liebe Sakura unter den Händen weg! Schnell und wendig war sie, glatt wie ein Aal, Und zu fliegen vermochte sie mit einer Mörserschal'! PETRUSCHKA: Das klinget ja vollends schauderbar! Dies Weiblein konnte fliegen gleich einem Ar? Was für eine heroisch' Geschicht, Eine bessere ward lange nicht in Sicht. ALLE 2: Hört, ihr Leut', hört, ihr Leut' Was Brandneues erzählen wir euch heut'! Kommt herbei, rühret Hand und Glieder, Gespitzt das Ohr, und schauet nicht gar so bieder! Denn das Märverkünd'gen, ihr Leut'- Was Besseres gebet es kaum bis heut'. PETRUSCKA: Ja, und was tatet ihr dann? FYE: Wir schmiedeten einen Plan, Um zu brefreien Sakura-chan! Doch auch uns holte sich die Hexe Auf Art und Weise keckste, Doch tat sie uns nichts an! PERTUSCKA: So sprich weiter, und dann? FYE: Wie gesagt, die Beine Waren krank und alleine Konnte Mütterchen Baba sie nicht heilen. Deshalb bat sie uns zur Hilfe. So kämpften wir uns durch Schnee und Schilfe, Rauf ging's flott zu dem Wald der Wölfe, Zwar brauchten wir nur einen Zahn, doch verfolgten uns zwölfe! Zwar lieh uns die gute Baba kunstfertig ihren Mörserstößel, Ei, ein Spaß war das! Bockte er doch wie das wildeste Rössel, Das jemals dieser Welten Licht erblickt, War unser Ivan vom Fluge doch gar geknickt- Auch brauchten wir den Rost vom Flintenhahn Für jenen siechend' Zaubertrank. PETRUSCHKA: Ei, da sträuben sich mir die Haar'! Wie unbegreiflich und schauderbar! FYE: Und es geht noch weiter! Edelweiße pflücken sollten wir, Finden taten wir es nicht, Doch das Mütterchen Baba Hatte Gott sei Dank eins auf Lager. So fehlten und nur noch Haare von Jungfraun drei, schafften wir sie schnell herbei Und los ging es mit der Zauberei! PETRUSCHKA: Ich nehm doch an, es ging hoch her? FYE: Aber ja, schüttelten wir unsere Glieder gar sehr, Und sprangen wir in furiosem Kranz Um den Kessel umher beim Hexentanz. Doch bedarf's beim Besuch von unsrer Baba von gar großem Mut, Denn ihr Lieblingsmahl sind Menschen, ihr Lieblingstrunk ist Blut! PETRUSCHKA: Weh! Und wenn nun jen' Hexe prompt In unsr'rem Dorfe angetrampelt kommt? FYE: Ruhig Blut! Baten wir sie doch, uns zu erhören Und jen' zweifelhaftem Genusse abzuschwören! Zwar wissen wir nicht, ob jen' Valkyrie auch standhaft bleibt, Doch hoffen wir darauf für alle Zeit! (Verklingen des Orchesters und der Klaviermusik. Fye und Petruschka nunmehr in ihrem Sange innehaltend.) PETRUSCHKA: Hoffen wir, Ihr habt damit Erfolg gehabt! FYE: Allerdings, das hoffen wir auch! Doch ich denke, sie lässt euch in Frieden. IVAN: Hoff ich's doch! Grausam genug war es ja! Herr Wirt, noch einen! WIRT: Schon recht, schon recht! ANUSCHKA: (Sakura über den Kopf streichelnd) Und es schwillt uns das Odem in freud'gem Ausbruch Dass ihr euch wohl befindet an Leib und Gliedern, Und heil und ganz zurückgekommen seid! SAKURA: Freudig sind auch wir darob, Anuschka! MISCHA: (ernst) Mein alter Kumpane Ivan, So muss ich denn einräumen: führwahr, du behieltest Recht, Und bitten wir dich alle, uns zu vergeben, Verschlossen wir doch die Augen vor der Wahrheit. IVAN: (versöhnlich) Rechtens ist's, mein lieber Mischa, Beging ich doch auch Fehler- Jahre der Trinkerei waren vergebens. SAROJOVA: (sich an die Gefährten wendend) Und danken wir euch aus zahlvereintem Munde, Dass ihr Licht ins Dunkel jenes Phänomens gebracht, Nun werden wir lernen, damit unser Leben zu fristen. FYE: (fröhlich) Zuviel der Ehre, mein liebes Mütterchen! Taten wir gewissermaßen doch nur unsere Arbeit! ALEXEJ: Erhalten wir denn auch noch ein geschriebenes Exemplar? FYE: (ohne Umschweife) Sollte es vollendet sein, wenn es uns erneut hierher verschlägt, dann sicherlich! ANUSCHKA: Heißt das, ihr reist weiter? FYE: Vorgehabt haben wir dies noch heut, da unsere Arbeit hier ja beendet ist. KUROGANE: Wird's auch Zeit! MOKONA: (leutselig) Wieso so eilig, schwarzer Sozius? Haben wir doch Zeit mehr als alles andere- Und so schön ist es hier anitzo, bei Wein und Lichterschein! MISCHA: (wohlwollend) Wahres ersinnest du, Freund Pelzball-- So schlage ich denn eine letzte Stunde der Geselligkeit vor, Einen kleinen Abschiedstoast sozusagen- (vom Tisch aufstehend und sein Glas erhebend) Und überhaupt, ein Prosit will ich nun aussprechen, weil es überaus angebracht! (nunmehr zu allen Versammelten sprechend) Gelten soll es pro primo unserem lieben Ivan, Ein guter Kumpane, mit wahrlichem Schneid in der Not, Und vor allem ein Ehrenmann, der sein Wort einzuhalten weiß! IVAN: (vor Verlegenheit halb unter die Tischkante sinkend) Ich danke dir. MISCHA: Gern tat ich es, war's doch vonnöten! Doch pro secundo will ich auch ein Wort des Lobes An unsere tapferen fünf Gefährten aussprechen, Nahmen sie doch allerhand auf sich, die Wahrheit zu suchen! SHAOLAN: Nicht der Rede wert! SAKURA: Taten wir es gern. FYE: Sicherlich, so ein kleines Abenteuer ist doch fein. KUROGANE: Klein? Umständlich war's. MOKONA: Ach, muss man doch nicht so sein. MISCHA: (gutmütig) Ganz meine Rede, weiße Pelzkugel. Darum lasset mich euch sagen: Egal, woher ihr kamt, wohin ihr geht, Was ihr an Groll heget, was an Frohsinn, Was ihr einst wart und was ihr einst sein werdet-- Nichtsdestotrotz verbleibet ihr in unserem treuen Odem Als gute Kumpane, als fröhliche Mitgesellen Unser. Mir dünkt, dies ist die allgemeine Meinung hier? (Zustimmung mittels Raunen, Becherheben und Bekundungen aller Anwesenden) Na also, darum nun hoch das Glas und angestoßen: Auf unsere Freunde- die Gefährten! Prosit! ALLE: (klar und kräftig) PROSIT!! (Die vielköpfige Gemeinschaft frohen Sinnes miteinander anstoßend und einer auf des anderen Wohl trinkend. Es herrscht eine weiche, traute Atmosphäre unter den neuen Freunden, heimeliges Kaminlicht liegt sanft flackernd über zufriedenen Gesichtern und fröhlich gehenden Zungen. Im ganzen Bydlo Rosso herrschet nunmehr eine Atmosphäre angenehmer Gemeinsamkeit. Heraußen beginnet es, leicht zu schneien. Die Szenerie wird dunkel.) (Es ist Nacht, als die Szene wieder hell wird. Im Blick des Zuschauers ist das ruhig in Mondlicht getauchte Schlafzimmer der Gefährten im Hause Sarojov. Shaolan, Kurogane, Mokona und Sakura befinden sich bereits unter den Wachenden. Der Ninja versucht gerade, Fye zu wecken, der einzig' noch Träumende, da sie aufbrechen wollen) KUROGANE: He, aufgewacht, aber plötzlich! FYE: Nfnfmintn... SHAOLAN: Vielleicht sollten wir ihn ausschlafen lassen? KUROGANE: Wenn er wieder mal zu tief ins Glas schauen musste, ist das sein Pech! (er rüttelt den Magier weiterhin) SAKURA: Um des Himmels willen, Kurogane-San! Nicht gar so grob! KUROGANE: (murrend) Grob? Das sieht bei mir just anders aus. (nach einigem Zögern packt der ungeduldige Ninja den selig vor sich hinschnarchelnden Magier an der Hüfte und hievet ihn sich widerwilligen Sinnes auf die Schulter. Die fünf Gefährten alsbald leise die Treppe hinunter, in den Hausflur und hinaus in den Vorhof schleichend, wobei sie jedes Geräusch zu vermeiden suchen.) SHAOLAN: (leise) Als eine vortreffliche Idee dünkt es mir, Sakura, Der lieben Familie Sarojov noch einen schriftlichen Dank zu belassen! Verdienen sie ihn doch so überaus! SAKURA: (errötend) Sehr dank' ich dir, Shaolan. KUROGANE: Ich vermute doch, Dass sich das übliche Donnergetöse uns'rer Art der Fortbewegung Sich auch dieses Mal nicht vermeiden lasse? MOKONA: (gekränkt) Soll dies eine Anspielung sein? KUROGANE: Mitnichten. Gälte es allerdings als taktvolle Geste, Den Leutchen hier ihren Schlaf zu lassen. MOKONA: Versuchen werde ich es, es diesmal leiser zu gestalten! SHAOLAN: Diese Nachricht - hoffe ich doch, sie können sie lesen - zu übersehen ist sie ja nicht. (selbige zwischen die Türe klemmend) SAKURA: Nun denn - ein weiterer Ort, an den es sich wiederzukehren lohnt! KUROGANE: Dann kann es ja weitergehen. MOKONA: Mokona Modoki kann es auch kaum noch erwarten! Kapuu! (und so reißt es wieder sein Schnäuzchen auf um die vier Gefährten in eine neue Welt zu bringen) SHAOLAN: (Sakura vorsorglich an den Händen haltend) Und weiter führet uns unsere Reise nun, Weit, weit! Fern an fremde Horizonte. SAKURA: (lächelnd) Erblicke ich, Shaolan, Doch wieder jenen Entdeckerfunken in deinem Odem! KUROGANE: Genug des Geplappers nun! Es geht los. (Auf die Worte des Ninjas hin verbreitet die winzige weiße Kreatur hoch über ihren Köpfen wieder jen' reißenden Sog, der sie unter Zischen und Brausen mit einem Male verschlinget; mit Wirbeln und Winden erscheinet ein Dimensionsspalt, in den Mokona zuguterletzt mit Karacho verschwindet. Ab. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) VIERTER AUFTRITT- Elftes Bild. (Das Szenario wird hell. Im Blick des Zuschauers befinden sich nunmehr weder die Gefährten noch eine neue Welt, sondern ein weitläufiger, in kühlem Halbschatten liegender Raum, einem Thronsaale nicht unähnlich. Der vordere Teil beschreibt ein Rondell, während der hintere Part in einem Thron endet, über dessen Lehne ein ominös dünkendes Wappen angebracht ist. Auf just jenem Thron sitzet ein massiger, in einem schweren, dunklen Mantel gewandeter Mann mit kurzen, borstig schwarzen Haaren; in seinem rechten Auge klemmt ein Monokel. Zu seinen Füßen ein lockig schwarz beschopftes, ebenfalls mysteriös gekleidetes Fräulein sitzend. Beide ihren Blick auf das Rondell des Raumes erhebend, in dem man gerade noch den Augenblick erhaschen kann, der den Aufbruch der Gefährten beschreibt. Der Mann- Fei Wang Reed- nun mit dunkler, voluminöser Baritonstimme zu reden anhebend.) Fei Wang Reed. Xhing Hao. FEI WANG: Nun siehe sich dies einer an und werde gescheit daraus! Und wieder reißen jen' fünf jämmerliche Würmer Eine dieser kostbaren Feder zurück in ihre Hände. Brav brav, meine lieben Kleinen- sehr brav. XHING HAO: Also läuft alles, wie von Euch geplant? FEI WANG: So ist es! Sammeln sie doch neue Erinnerungen, nebst den alten! Bald werde ich die Welt - nein, alle Welten! in meinen Händen halten! Wahrhaft ein Schatz, für den sich Mühen lohnen! Bemitleiden könnte man jen' Würmchen rundheraus, Wissen sie doch nicht das Geringste von alljenem, Was hinter weit geöffneten Pforten auf sie noch lauert! Das Einzige, was mir ein wenig den Kragen schröpft, Ist dieser ungewöhnliche Meereszauber, den jener Ninja nun an sich trägt gleich einer zweiten Haut-- (selbstzufrieden lächelnd) Doch zahlt diese selbstvergess'ne Meermaid Einen hohen Preis für solchen Schutz. XHING HAO: So nehme ich denn an, Dass es auch fürhin nach alljenen Fäden laufen wird, Die Ihr einst zogt in klugem Vorbedacht? FEI WANG: Selbstverständlich tut es das! Hin und wieder eine kleine Abweichung, doch ist diese nicht weiter tragisch! Denn mein Plan ist perfekt, beileibe! XHING HAO: Daran zweifle ich nicht. FEI WANG: Fürwahr! Denn Pläne wie dieser wurden selten geschmiedet, Noch seltener auch durchgeführt, Und am seltensten nennen sich die Fälle, in denen er auch gelinget! Doch besitze ich diese Trümpfe schon alle drei, Und werde gehen, sehen, siegen- wie man es so schön sagt. Und wahrlich! Lohnt sich auch die Müh' am Ende! Sprechen wir hier doch von der größten Macht auf Erden! -ARIE DES FEI WANG REED- FEI WANG: (in imposanter Stimme zu Xhing Hao singend) Das Universum nennet manche Kraft sein Eigen, Seien es mächtige Waffen oder magische Reigen, Seien es Intrige, Kampf oder Geld-- Doch besitze ich bald die mächtigste Kraft der Welt! Zwar flüchtig, mit den Fingern nicht zu greifen, Doch fühle ich: die Zeit ist am Reifen, Dass ich jen' Kraft bald in den Händen wiege Und derohalber unlängst der Welten Fugen verbiege; Man salutiere dem neuen Herrscher, Fei Wang Reed! Euer König und der Welten Schmied! Aneignen werd ich mir Gottes Kräfte, Auf dass ich das Schicksal der Menschen an mich hefte Unausweichlich wird sein, Dass sie noch in tausend Jahren meinen Namen schrei'n! Durch Universen werde ich gehen, Und sollte jemand um Gnade flehen, Den werde ich vernichten! Denn wird's mir leicht fallen, dies zu verrichten- Bevor einer vermag, um sein Leben zu bangen, So ist es bedauerlicherweise schon vergangen. Und weder scheu ich Zeit noch Müh, Zu erlangen besagte Kräfte allhie! Und Zeit, just dies habe ich im Überfluss; Enden wird alles zu der Gefährten Verdruss. Zog ich doch einst die Fäden still und bedacht, Auf dass jeder von ihnen böse erwacht Aus einer flüchtig-süßen Illusion, die "Glück" benannt- Bald werden sie im Feuer ihrer Schmerzen verbrannt, Und in des Todespein letzten Stimmengewirr Wimmern sie: "Fei Wang, ewige Ehre dir! Für dich durft' ich Tränen und Blut vergießen, So sterbe ich denn nun zu deinen Füßen, Oh wundervolle Qual, oh süße Pein! Oh könnte sie doch nur ewig sein!" Pah, schwächlich sind doch die Mit Herzem rein so wie Schnee auf den Weiten des Berges! Und beweisen wird es sich im ew'gen Glühen meines Werkes! (Fei Wang nunmehr in triumphalem Endtone in seinem Sange innehaltend. Unheilvolles Verklingen des Orchesters. Xhing Hao ihn nach wie vor aufmerksam aber mimiklos musternd.) XHING HAO: (bedacht) So nehme ich denn an, Dass auch der nächste Schritt der Gefährten Euch bekannt sei? Wart Ihr doch auch bisjetzt gar präzise und bedacht. FEI WANG: (zufrieden) Aber ja, meine Liebe- fürwahr! Alles ist genaustens bedacht und geplant, Und mein nächstes Manöver wähnet sich schon am Startblock. Und so werde ich denn auch zuguterletzt Die Macht der Welten in meinen Händen wähnen-- Es führet, wie man es so schön benennt, Kein noch so schmaler Pfad daran vorbei! Dann wollen wir sehen, wie sich unsere Fünfe schlagen, Wo sie doch am Ende ohnehin scheitern. Welch Ironie des Schicksals! (Der präsenzgewalt'ge Magier sich mit einem selbstsicheren Lächeln in seinem Thron zurücksinken lassend, und sowohl er als auch Xhing Hao wieder den Blick auf das große, leinwandartige Gebilde am hinteren Ende des halbdunk'len Thronsaals lenkend. Es lieget ein Schweigen der Gleichmut in der Luft, welches aber gleichzeitig ein leichtes Kribbeln von heraufziehender Gefahr in sich traget. Das Szenario wird dunkel. Der Vorhang fällt.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)