Silent Reproach von sterekura ================================================================================ Kapitel 8: Silent Reproach VIII ------------------------------- Soooo, wenn ich mir ansehe, dass ich die FF hier im Juli 2006 beendet hatte, dann bin ich darüber echt froh. Denn seitdem hab ich mich schreibtechnisch weiter entwickelt und das war dringend nötig. Dennoch danke ich allen, die diese FF hier mitverfolgt haben *alle rundum knuddel* Und viel Spaß mit dem letzten Kapitelchen *winkz* Silent Reproach VIII Italien kam mir mittlerweile alles andere als sonnig und schön vor. Es war eher ein glühender Ofen, der mich fest und von Simão fern hielt. Ich wollte mich entschuldigen, ihm zeigen, dass und vor allem, wie ernst ich es mit ihm meinte. Ich wusste, wie ich es ihm sagen würde, aber nicht, ob er es auch akzeptierte und mir verzeihen konnte. Immerhin hatte er zwei lange Jahre im Schatten von Raúl gelebt und so einige Male Enttäuschungen einstecken müssen. Was für ein Idiot ich doch gewesen war. In all der Zeit war mir nicht bewusst gewesen, wie wichtig mir Simão war und dass er schon längst einen höheren Status als Raúl in meinem Herzen inne hatte – doch jetzt, wo seine Schrankhälfte leergeräumt und sein Geruch nicht mehr in der Luft daheim hing, wusste ich, dass ich ohne ihn nicht mehr leben wollte. Er hatte mich aufgebaut, als ich damals nicht mehr weiter wusste. Simão war immer für mich da gewesen, hatte sich meine Sorgen angehört und mir geholfen. Und nebenbei versuchte er die ganze Zeit über verzweifelt mein Herz zu erobern, was er doch eigentlich schon lange besaß. Warum war ich nur zu blöd gewesen, ihm das zu sagen und vor allem auch zu zeigen? Simão hatte sich sogar extra für mich mit Raúl und Iker angefreundet, um mir zu zeigen, dass er keine Angst davor hatte sich mit Raúl zu messen. Aber letztendlich war genau das passiert. Er hatte aufgegeben. Sich, mich und vor allem uns... Es wurde Zeit, dass ihm jemand zeigte, wie sehr er geliebt wurde. Nein, es wurde Zeit, dass ich ihm zeigte, wie sehr ich ihn liebte. Das erste Testspiel bei Inter Mailand war vorbei und wir hatten uns gut geschlagen. Mit dem Ergebnis konnten zwar nicht alle von uns zufrieden sein, aber ich fühlte mich gut – na ja, eben den Umständen entsprechend. Viele meiner Kollegen mieden mich noch mit einem beleidigten Gesicht und ich hatte im Spiel kaum Pässe bekommen, aber das war egal. Die würden sich schon wieder einkriegen, schließlich hatte ich jemandem in Not helfen müssen und dafür würde ich immer meinen Job nachstellen. Außerdem hatten wir knapp gewonnen und schließlich zählten am Ende der Saison doch nur die Punkte. Wie immer folgte die Pressekonferenz, zu der ich dieses Mal doch ganz gern ging, denn sie war meine einzige Chance, die ich momentan hatte, um Simão zu erreichen. Selbst, wenn ich mit ihr auch nebenbei noch die ganze, restliche Welt erreichte, aber um das Problem würden sich Pressesprecher und Manager kümmern – wozu bezahlte ich die denn? Ich huschte also unter die Dusche, lauschte den Späßen meiner Teamkollegen und zog mir dann die Präsentationskleider an, um so auf die Konferenz zu gehen. Der Weg dorthin kam mir ewig vor, obwohl der Raum keine zwei Minuten zu Fuß vom Stadion entfernt war. Alle Stühle waren besetzt, offenbar wollten die meisten Reporter noch immer über den Skandal reden – denn seit damals waren alle Pressekonferenzen nur noch vollbesetzt gewesen – und außerdem hatte Juventus Turin den Starttermin für die italienische Liga zurückverschieben lassen. Und das nur, weil sie sich mit aller Macht gegen den Zwangsabstieg wehrten, den sie eigentlich verdient hatten. Aber heute konnte mir viel Publikum nur recht sein, schließlich wollte ich so viele Zeugen wie möglich. Kaum saß ich und hatte mir das Mikrophon hingerichtet, sprang auch schon der erste, arbeitswütige Journalist auf und knallte mir eine Frage an den Kopf, die ich – trotz meiner vielen Sprachkenntnisse – nicht verstand. Was glaubte dieser Typ eigentlich, wer er war? So wichtig, dass er einfach eine Pressekonferenz nur mit mir abhalten konnte, auf jeden Fall nicht. Es fehlte mein Dolmetscher, der Trainer, mindestens einer meiner Mitspieler und vielleicht auch noch der Vorstand. Dieser übereifrige, picklige Grünschnabel erntete das Gelächter der anderen Journalisten, die meinen genervten Blick sahen, als seine Stimme die Stille unterbrochen hatte. Er setzte sich mit hochrotem Gesicht wieder hin, war aber der Erste, der sich zu Wort meldete, als alle anderen endlich eingetroffen waren und die Konferenz losging. Musste der etwa dringend mal den Darm befreien, oder warum drängte er hier so dermaßen? Die Frage ging zu meinem Erstaunen nicht mehr an mich und so sah ich mich dazu gezwungen Esteban zu unterbrechen. Ich hatte nicht viel zu sagen, aber diese wenigen Worte waren mir ungemein wichtig. „Sorry, Esteban but I have something to say. Diese Konferenz wird doch auch in Portugal ausgestrahlt, oder?“, fragte ich einen Reporter, den ich aus alten Zeiten kannte und fuhr fort, als er nickte. „Sehr gut, ich will nur schnell etwas sagen und dann ist das hier für mich erledigt. Ich muss mich bei jemandem entschuldigen... für so einiges, was ich ihm in den letzten zwei Jahren angetan habe.“ Entgegen meiner Befürchtung unterbrach mich niemand – diese sensationsgeilen Aasgeier... Sie witterten wohl alle die große Story, aber die würde ich ihnen ja so oder so liefern. Ich war nun bereit der Öffentlichkeit den Menschen vorzustellen, der für den Rest meines Lebens an meiner Seite sein sollte. „Simão, das hier fällt mir nicht leicht und das weißt du auch. Aber ich will, dass du es hörst und mir glaubst. Ich habe Fehler gemacht und vielleicht kannst du sie mir nicht vergeben, aber ich bitte dich es wenigstens zu versuchen. Die Nummer Eins in meinem Leben bist ganz allein nur noch du, das schwöre ich dir. Weißt du auch, warum?“ Ich stand auf und verließ das Podest, um mich direkt vor eine Kamera zu stellen. Eigentlich hatte ich vermutet, dass es all meine Kraft kosten würde jetzt noch den entscheidenden Satz hervor zu bringen, aber er kam mir so leicht von den Lippen, als hätte ich ihn schon hundert Mal zu Simão gesagt. „Weil ich dich von ganzem Herzen liebe.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Während der Saison hasste ich es manchmal wirklich in Italien zu arbeiten und in Portugal zu wohnen. Aber ich war doch immer wieder froh, wenn ich den Schlüssel umdrehen und in mein Haus gehen konnte – wo ich einfach nur in Ruhe vor mich hinleben durfte. Die Tatsache, dass Simão nicht mehr dort auf mich wartete war zwar deprimierend, aber was blieb mir anderes übrig, als auf eine Reaktion von ihm zu warten? Ich schloss also hinter mir ab, stellte die Tasche in den Flur und seufzte so laut, dass es von den Marmorwänden widerhallte. „Luis, das musst du dir ansehen!“ Na toll, jetzt bildete ich mir auch noch ein, dass Simão mit mir sprach. War ich denn wirklich so am Ende, dass ich mir schon solche Dinge einbildete? Über mich selbst lachend zog ich meine Jacke aus und ging ins Wohnzimmer, um dort das einzige zu tun, was noch sinnvoll war: mich auf das Sofa schmeißen und schlafen. Doch dort lag schon jemand. „Simão?!“ Das war ja wohl ein schlechter Scherz, oder? Konnte es tatsächlich sein, dass das hier die Realität war oder spielte mir mein Verstand einen so üblen Streich? „Genau der, oder hast du etwa jemand anderen erwartet?“ Er setzte sich aufrecht hin und deutete auf den Fernseher. Erst jetzt fiel mir auf, dass der überhaupt lief. Immer noch ein wenig skeptisch über meinen Geisteszustand drehte ich mich um und sah, dass gerade Real Madrid spielte oder nein... es war die Zusammenfassung des gestrigen Spieles und... ach, du Scheiße. Dieser Spinner! „Eine schöne Geste, nicht wahr? Sein Vertrag wurde verlängert und er ist sogar wieder der Kapitän von Madrid. Und sieh an, wie er sein erstes Tor in dieser Saison zelebriert.“ Simão grinste amüsiert und klopfte mit der Hand auf den freien Platz neben sich auf der Couch. Widerwillig folgte ich dieser Aufforderung – ich war noch immer nicht überzeugt, dass dies nicht nur ein schöner Traum war. „Du hast es geschafft und Raúl geholfen. Ich habe mich in dir geirrt. Wie Iker schon sagte: Wenn es einer schafft, dann du. Ich... ich bin stolz auf dich. Und das nicht nur wegen Raúl“, wisperte er und nahm meine Hand in seine. Spätestens jetzt war ich mir sicher, dass es doch keine Einbildung war. Ich wollte etwas sagen, aber er legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte sacht mit den Kopf. „Es tut mir Leid, dass ich so reagiert habe. In der letzten Woche hatte ich viel Zeit nachzudenken und mir ist aufgefallen, dass ich ohne dich einfach nicht auskomme. Das Atmen fällt mir schwer, ich konnte nicht mehr schlafen und ich habe Unmengen an Taschentüchern verbraucht... Verdammt, ist dir schon mal aufgefallen, wie teuer diese Dinger eigentlich sind?“ Ich lachte leise – eher weil ich so erleichtert war, dass Simão wieder hier und vollkommen der Alte war. „Ich hab das Geld dafür aus deiner Sparkasse genommen“, ergänzte er fies grinsend und drückte seinen Finger etwas fester auf meine Lippen, um mir damit zu zeigen, dass er noch immer keine Unterbrechung wollte. „Danke. Ich danke dir wirklich für deine Worte bei der Pressekonferenz. Du hast ja keine Ahnung, wie viel sie mir bedeuten.“ Oh doch, die hatte ich. Nur war es leider so, dass ich es lange einfach nur nicht hatte wissen wollen. „Ich bin sofort hierher gekommen, um mit dir zu sprechen, als ich das gesehen hatte. Es war ein unglaublich gutes Gefühl wieder in diesem Haus zu sein, das kannst du mir glauben. Und es ist so tut so verdammt gut, dich in den Armen halten zu dürfen.“ Er ließ seinen Worten Taten folgen und legte die Arme um meinen Nacken. Mit geschlossenen Augen atmete ich den einzigartigen Duft Simãos ein, der mir die letzte Woche so sehr wie noch nie zuvor gefehlt hatte. Ich spürte, wie er den Kopf an meinem Hals anlehnte und seinen warmen Atem, der über meine Haut streifte. „Bist du dir sicher, dass du es wirklich ernst gemeint hast?“, fragte er leise in meine Halsbeuge und festigte unwillkürlich seinen Griff. Es war eigentlich egal, ob ich es ernst meinte oder nicht, er würde mich niemals gehen lassen. Nichtsdestotrotz meinte ich es tatsächlich ernst. Nur wenige Dinge waren mir in meinem Leben je so ernst gewesen, das konnte er mir ruhig glauben. Noch immer öffnete ich meine Augen nicht, es war einfach zu herrlich diesen Geruch in mich aufzusaugen, antwortete aber mit einem ehrlichen Ja, natürlich und fiel beinahe nach hinten, als Simão sich lachend mit seinem ganzen Körpergewicht an mich lehnte. Ich konnte fühlen, dass er meine Halsbeuge mit Tränen benetzte und war irgendwie froh, dass das ein Ausdruck seiner Freude war. „Ich habe dich vermisst“, gelang es mir endlich auch mal etwas zu sagen und Simão lachte nur glücklich. „Und ich liebe dich“, antwortete er und gab mir einen – für mich überraschend kommenden – Kuss. Gerade, als ich anfing das alles hier so richtig zu genießen unterbrach Simão den Kuss und zwang mich so dazu meine Augen doch zu öffnen. „Um ehrlich zu sein, Raúl hat es mir leichter gemacht dir zu verzeihen.“ Häh? Hatte er etwa mit Raúl gesprochen? „Wie meinst du das?“ Mein Freund nahm die Hände von mir und drückte mich in die Kissen zurück, um sich dann auf meinen Bauch zu setzen. Das Gesicht hatte er dabei zum Fernseher gedreht. „Er hat dir so süß für deine Hilfe gedankt, dass das auch meine letzten Zweifel beseitigt hat.“ Ich verstand so gut wie gar nichts, weswegen ich seinem Blick folgte und gerade noch rechtzeitig sah, wie Raúl ein wahres Traumtor schoss. Was danach kam war wahrscheinlich der schönste Anblick, den ich – neben dem Menschen, der auf meinem Bauch saß – jemals gesehen hatte. Raúl lief, seine Teamkollegen abschüttelnd, schnurstracks zur nächsten Kamera und zog sich das Trikot aus, um das weiße Shirt darunter zu entblößen, auf dem in schwarzen Buchstaben Muchas gracias, mi amigo. Su número dos! stand. Dann holte er eine Kette unter dem Shirt hervor und ich erkannte, dass es unser alter Ring war. Er küsste das kleine, silberne Ding und gab dann sein altes, gewohntes, liebreizendes Lächeln von sich, bevor er den langen Weg zu Iker ins Tor rannte und den überglücklich in die Arme schloss. Raúl González Blanco war also wieder da und das vielleicht besser denn je. Aber Simão Pedro Fonseca Sabrosa war ebenfalls zurückgekehrt und das war mir momentan das Wichtigste. „Du... Luis?“ Er drehte den Kopf zu mir nach hinten und sah mich mit einem lüsternem Blick an. Ich zog als Antwort die Augenbrauen fragend hoch und er sprach zögernd weiter. „Fühlt sich der alte Mann denn bereit den Fernseher auszuschalten, Raúl einfach Raúl sein zu lassen und seinen kleinen, jungen und sehr liebesbedürftigen Freund im Schlafzimmer ein wenig zu verwöhnen?“ Lachend schaltete ich den Fernseher ab, schob die grinsende Minitonne von mir herunter und zog sie an der Hand in unser Schlafzimmer. Bevor ich die Tür hinter uns schloss murmelte ich ihm noch ein paar Worte ins Ohr, die ihn zuerst erröten, dann aber wie in Mädchen kichern ließen. „Alte Männer, wie ich werden bei jungen Hüpfern, wie dir erst so richtig scharf!“ FIN. P.S.: Muchas gracias, mi amigo. Su número dos! (ESP) = Vielen Danke, mein Freund. Deine Nummer 2! P.P.S.: Mir ist die nicht vorhandene Logik in dem Kapitel sehr wohl aufgefallen. Aber gut, deswegen heißt es ja Fiction *grins* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)