Geschichte von Drachen, Perlen und Priestern von Nanuck (Neue Version: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/209310/200274/) ================================================================================ Kapitel 2: Die Entscheidung --------------------------- Kapitel 2: Die Entscheidung Es gibt immer und überall einen Hoffnungsschimmer Du musst nur daran glauben Denn egal was passiert Deine Geliebten stehen immer hinter dir. Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem bequemen Bett. Mein Kopf sank in dem Kissenberg ein und Sonne strahlte durch die dünnen Vorhänge des Himmelbetts auf mein Gesicht. Ich richtete mich auf und abrupt zog jemand den rosanen Vorhang zurück. Es war eine Frau, Hikari. „Na, auch schon wach?“ sagte sie mit einem lächeln auf dem Gesicht. „Ja, was ist denn passiert? Was mach ich hier in dem Bett?“ „Ach, das ist jetzt nicht so wichtig. Ich geh dann mal besser. Ich sollte den anderen Bescheid sagen, dass du wieder aufgewacht bist. Wir haben uns alle ganz schöne Sorgen um dich gemacht!“ „Was ist denn passiert??“ sagte ich jetzt mit ein wenig Nachdruck. „Frag Ryota doch gleich“ sagte Hikari, die schon halb aus dem Raum war. Sie warf mir noch ein lächeln zu und verschwand dann aus dem Raum. Einige Augenblicke später kam dann Ryota in den Raum. „Na, auch schon wach?“ „Jaaahaa! Würdest DU mir denn bitte die Freude erweisen und mir endlich sagen, was los ist??“ „Wollte dir Hikari etwa nichts sagen?“ „Ja, und jetzt sag doch endlich! Was war los? Warum bin ich plötzlich hier?“ Ich fing an zu überlegen, und unter höllischen Kopfschmerzen fiel mir dann langsam alles wieder ein... „Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass dieser Ritter Yori und mich angegriffen hat und das.... das Yori gegen ihn gekämpft hat... dann wurde er getroffen...von dem Schwert des Ritters.... ich wollte Yori aufhelfen und mit ihm weglaufen.... aber Yori ist nicht aufgestanden...“ Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr jetzt wieder meinen Kopf. Ich zuckte zusammen. „Kopfschmerzen?“ „Ja..“ „Hikari meint das wäre jetzt ganz normal, bei dem was du getan hast.“ „WAS hab ich denn getan, und was ist mit Yori passiert?“ „Also, als dieser Ritter euch angreifen wollte, hast du sozusagen eine Schutzmauer gebaut.“ „Meinst du dieses viele Licht, das plötzlich rund um uns herum auftauchte?“ „Ja.“ „Das kam von mir?“ „Ja, das ist eine der Gaben, die nur Priester beherrschen..“ „Aber ich bin doch gar kein Priester!“ „Du hast aber die Fähigkeiten einer Priesterin, und das bedeutet, das du wirklich die Hüterin der Jadeperlen bist! Du musst wissen, das Priester normalerweise nur hier in Kalderan geboren werden und sie auf der Erde eigentlich gar nicht existieren. Und selbst hier schaffen es nur bestimmte Personen zum Priester zu werden, aber die müssen das erst noch lernen. Du hast die Kräfte einer Priesterin schon von Geburt an und musstest sie nicht vorher trainieren so wie Hikari und Hikaru.“ „Bin ich deswegen etwas besonderes? Weil ich eine kleine Barrikade errichten kann, die mich schützt?“ „Du weißt ja nicht, was noch für Kräfte alle in dir Schlummern...“ „Hat mich Hikari deswegen so angelächelt??“ „Ich denke schon.“ „Ryota, was war das eigentlich für ein komischer Ritter. Er schien überhaupt nichts zu fühlen, so als wäre er nicht...“ „...lebendig?“ „Genau!“ „Das könnte daran liegen, das die Rüstung nicht lebendig war.“ „Wie sie ist nicht lebendig?“ „Es war eine der verzauberten schwarzen Rüstungen von Mizuki. In ihnen steckt nur Magie und keine Seele, deswegen kann die Rüstung auch nichts fühlen. Das könnte auch der Grund sein, warum es die liebsten Beschützer Mizuki’s sind... Jetzt hab ich dir aber genug erzählt! Du solltest dich erst einmal ein wenig erholen. Dein Training fängt dann später an!“ „Ich will doch aber gar nicht hier bleiben! Ich will heim!“ „Aber du musst blei..“ Dann kam Hikari herein, gefolgt von Hikaru und Yori. „Lasst sie gehen, wenn sie heim will!“ sagte Hikari. „Aber..“ fing Ryota, doch wurde direkt von Hikaru unterbrochen. „Wenn sie nicht hier bleiben will, kann sie uns auch nicht helfen und lernen schon gar nicht. Wir können dich nicht dazu zwingen, zu bleiben Akina, doch du wirst schon wissen, was du für richtig hältst.“ „Ryota, können sie vielleicht jemanden suchen, der Akina zur Quelle zurückbringt?“ „Ja, Priesterin Hikari. Ich werde jemanden meiner Garde fragen.“ Dann verschwand er aus dem Raum. Yori starrte mich die ganze Zeit nur ein wenig traurig an, wie ich so im Bett saß und langsam ein schlechtes Gewissen bekam. Ich fühlte mich schlecht dafür, dass ich alle hier im Schloss im Stich lassen würde, doch ich wollte keine Priesterin oder irgendeine Auserwählte sein. Ich wollte einfach nur weiter ich selbst sein: Akina, ein 15-Jähriges Mädchen, dass auf der Erde lebt, ein Cheerleader ist und ein ganz normales Leben führt. Ich wollte nichts besonderes sein, ich wollte nur ich sein. Ich wollte heim, zu meiner Mum und zu meinen Freundinnen und einfach wieder mein Leben leben. „Du solltest jetzt deine Sachen zusammensuchen...“ sagte Hikari und deutete auf einen Stuhl wo meine Tasche lag. Dann drehte sie sich um und verließ den Raum. Yori und Hikaru folgten ihnen und ließen mich allein in diesem Zimmer, dass viel zu märchenhaft war für das was gerade geschah. Ich fühlte mich gefangen in diesem Dilemma einer märchenhaften Geschichte die sich hier vor mir abspielte. Und ich sollte die Hauptrolle spielen ohne es zu wollen. Plötzlich war es mir einfach egal, was hier passierte. Ich wollte all das einfach nur noch vergessen. Ich stand auf und fing an meine Sachen zusammenzusuchen. Dann verließ ich den Raum, schaute noch einmal hinein und ließ es dann hinter mir. Ich nahm abschied von diesem Schloss und von allem, was ich mit ihm verband. Ich schlenderte die Gänge entlang, wollte alles nur hinter mir lassen, also dachte ich an zu Hause, um all das hier zu vergessen... Akina kam nun an der Treppe an, wo auch schon Hikari, Hikaru und Ryota warteten. Akina schlenderte in ihrer Cheerleaderuniform auf die kleine Gruppe zu und das Herz wurde ihr immer schwerer. «Ich muss das jetzt durchziehen.» dachte Akina, doch irgendwie fiel ihr das nicht so leicht, alles zu vergessen. « Ich muss das alles hier einfach hinter mir lassen...» „Nun, Akina.. Dann ist das wohl der Moment in dem wir Abschied nehmen müssen“ sagte Ryota und blickte traurig drein. „Ja..“ sagte Akina nur. „Draußen wartet ein Reiter auf dich, er wird dich zurück zu Quelle bringen.“ „Ja... dann geh ich mal raus...“ „Machs gut, Akina!“ sagte Hikari und umarmte Akina. „Leb wohl!“ raunzte Hikaru. „Wir werden dir nicht böse sein Akina. Wir werden dich vermissen...“ sprach Ryota. „Geh jetzt...“ Akina ging. Sie schaute noch einmal zurück und ging dann die lange Treppe hinunter. Dann stieß sie die große Flügeltür auf und trat ins Freie. „Sollen wir sie nicht aufhalten, Gebieterin?“ fragte Ryota Hikari. „Lasst sie gehen..“ „Aber..“ „Wir werden nicht verloren sein. Sie wird zurückkommen, da bin ich mir sicher“ sagte die Priesterin und verschwand in den Ostflügel. Vor dem großen Tor saß ein einsamer Reiter auf seinem Pferd und hielt noch ein zweites am langen Zügel. Das war wohl die Person, die mich nach Hause bringen sollte. Ich wollte ihn gerade begrüßen, da sagte er schon: „Los, steig auf.“ Ich fand ihn ein wenig unhöflich, aber das war irgendwie auch ein wenig verständlich, da ich schließlich gerade abhaute um diese Welt nicht zu retten, in der er ja lebte. Deswegen stieg ich einfach stumm auf und schon ritten wir los. Den ganzen, langen Weg schwiegen wir uns an. Als wir endlich die große Wiese erreicht hatten war es schon Nachmittag. „Ab hier werde ich gehen, ja?“ „Wie du meinst“ sagte der Typ nur und blieb stehen. Als ich von dem Rappen abgestiegen war, ritt er auch schon los ohne auch nur Tschüss zu sagen. Ich ignorierte ihn einfach und watete durch das hohe Gras bis zur Quelle. Ich schaute noch einmal zurück, betrachtete die weite, grüne Wiese, das Tal dahinter und verfolgte ein letztes mal den Weg des kleinen Bachlaufs. Dann nahm ich meinen letzten Mut zusammen und schritt durch das Wasser der kristallklaren Quelle.. Yori saß an dem Bett, wo vor einigen Augenblicken noch Akina gelegen hatte. Seine rechte Schulter war Bandagiert und ein großer Kratzer zog sich über seine linke Wange, die Verletzungen aus der Schlacht gegen den Ritter. Ryota war ebenfalls in dem Raum. „Ryota, wieso haben wir sie gehen lassen. Ohne Akina brauchen wir jetzt auch nicht mehr hoffen. Wir sind verloren, denn sobald Mizuki davon erfährt, dass Akina zurück in ihrer Welt ist, wird sie Akina sofort auf ihre Seite ziehen. Wir hätten Akina nicht gehen lassen sollen...“ „Yori, du vergisst, dass Akina kein kleines Mädchen mehr ist. Sie ist eine Priesterin, vielleicht auch die stärkste aller Zeiten! Sollte sie in Gefahr geraten wird sie sich nicht einfach verschleppen lassen, sie wird sich wehren und das weiß Mizuki auch. Jetzt, wo Akina anfängt ihre Kräfte zu entwickeln, ist es Mizuki unmöglich sie noch zu entführen.“ „Ja, du hast recht, aber ich habe trotzdem ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Was ist, wenn Akina doch nicht zurückkehren wird?“ „Hat sich Hikari jemals geirrt?“ „Nein...“sagte Yori und schaute bedrückt auf den Boden. „Siehst du, du brauchst dir überhaupt keine Sorgen machen. Warte einfach ab, es wird schon so kommen, wie es kommen soll, dafür sorgt Gott schon...“ Piep Piep Piep Mit einem lauten Stöhnen wachte ich auf und stellte erst einmal meinen nervtötenden Wecker aus. Ein sonniger Dienstagmorgen, und ich verspürte nicht die geringste Lust aufzustehen und in die Schule zu gehen. Mein Kopf dröhnte und müde war ich noch dazu. Aber was blieb mir schon anderes übrig? In die Schule musste ich so oder so... Aber eines fragte ich mich trotzdem: was hatte ich gestern gemacht? Ich wusste wohl noch, das ich beim Training war, aber danach hatte ich nur noch eine dicke schwarze Gedächtnislücke. Der Versuch auch nur zu ergründen, wie ich gestern nach Hause gekommen was und was ich dort getan hatte, bereitete mir schon Kopfschmerzen. Aber es half ja nichts, auch keine Kopfschmerzen. Ich musste heute in die Schule, es war die letzte Mathestunde vor der Arbeit. Also stand ich auf, machte mich im Bad fertig und frühstückte mit Mum in der Küche. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zur Schule. An der Bushaltestelle traf ich dann meine besten Freundinnen und Mitcheerleader Nimoe, Taya und Nodika. Die drei begrüßten mich mit einer Gruppenumarmung und wir warteten gemeinsam an der Haltestelle. Dann kam der Bus endlich und brachte mich und die anderen zum Schulgelände um einen erneuten Tag langweiligen Unterrichts dort zu verbringen. Den Nachmittag verbrachte ich damit meine Hausaufgaben zu machen und für die bevorstehende Mathearbeit zu lernen. Lineare Gleichungen, wer brauchte die Dinger schon? Am Abend ging ich dann zum Cheerleadertraining. Kopfschmerzen hatte ich immer noch ein wenig... Nach dem Training alberten wir alle noch in den Umkleiden herum. Wir duschten uns, redeten über den neusten Tratsch und Klatsch und über die neusten Mode- und Stylingtipps. Als ich dann in meiner Sporttasche nach meinem Schlüssel suchte, fand ich nur .... .... .... .... .... .... eine Perlenkette? Eine Perlenkette... Jadeperlen... die Hüterin der Jadeperlen!!! Ich wurde kreidebleich und mein Gesicht erstarrte. Plötzlich fiel mir alles wieder ein, was ich gestern getan hatte. Ich war in Kalderan, eine Parallelwelt der Erde, die durch die mächtigen Streitkräfte Mizukis bedroht wurde. Ich musste zurück, ich musste ihnen helfen. Es war ein Fehler zu gehen. Vielleicht würden die Welten jetzt alle untergehen, nur weil ich so stur war. Vielleicht konnte ich ja gar nicht mehr zurück! Ich musste es versuchen, ich musste zurück nach Kalderan! „Ich muss los“ rief ich in den Raum, wo die anderen noch ihre Haare vor den Spiegeln föhnten, und griff mir Jacke und Sporttasche. Dann stürmte ich aus der Halle, von den verwunderten Blicken der anderen Mädchen verfolgt. Das einzige, woran ich jetzt noch denken konnte, war Kalderan. Immer mehr Erinnerungen kehrten zurück, und schließlich auch die an Yori. Ich wusste nicht genau, was ich für ihn empfand, doch ich wusste ganz genau, dass ich ihm helfen wollte. Das war ich ihm schuldig, nachdem er für mich da war und versucht hatte mein Leben zu retten. Ich hastete jetzt schon durch den Wald und schlängelte mich zwischen den vielen Bäumen her. Den kleinen Waldpfad hatte ich schon vor langem verlassen. Wo war bloß diese verflixte Höhle? Na endlich, dort hinten auf der Lichtung musste sie sein. Und tatsächlich, dort im Dämmerlicht der gerade untergegangenen Sonne war sie. Die Höhle, das Spiegelportal nach Kalderan. Auf der Lichtung angekommen kniete ich mich nieder und kroch durch den schmalen Eingang der Höhle. Ich ließ den dunklen Tunnel hinter mir und trat in das eigenartige Licht das die Höhlenwände ausstrahlten. Mittlerweile war ich jetzt an dem kleinen Wasserfall angekommen. Plötzlich hörte ich eine tiefe Stimme hinter mir: „Wir haben dich schon erwartet...“ Ich drehte mich langsam um und sah ein halbes Dutzend schwarzer Rüstungen hinter mir. Einer von ihnen hatte sein stählernes Visier hochgeklappt. Aus der schwarzen Leere funkelten mir zwei rubinrote Augen entgegen. Entsetzt stolperte ich ein paar Schritte rückwärts. Was sollte ich jetzt tun? Wenn Yori schon gegen einen Ritter kaum etwas anrichten konnte, wie sollte ich dann mit so vielen klarkommen? Wieso musste mir immer wieder so etwas passieren? „Was zum Teufel wollt ihr von mir“ schrie ich in meiner Verzweiflung den Ritter mit dem aufgeklappten Visier an. „Mizuki erwartet Sie schon zu Ihrer Audienz.“ „Ich weiß nichts von einer Audienz und zu Mizuki würde ich sowieso nie mitkommen!“ „Dann bleibt uns nicht anderes übrig, als Sie mit Gewalt zur Meisterin zu bringen“ erklang wieder seine dunkle Stimme. Plötzlich hoben alle Ritter gleichzeitig ihre Schwerte und stapften langsam auf mich zu. Ich wich weiter zurück zur Wand. Was sollte ich nur tun schoss mir immer wieder durch den Kopf. Es war aussichtslos. Konnte ich es riskieren einfach in den Wasserfall zu springen und zu flüchten, oder warteten wohlmöglich noch mehr von diesen Monstern auf der großen Grasebene in Kalderan? Sollte ich kämpfen oder eher konnte ich das überhaupt? Wie sollte ich mich denn schon wehren? Diesen Blechbüchsen hatte ich doch nichts entgegenzusetzen. Ich musste mich entscheiden: Kampf oder Flucht. Beides war riskant. Doch eine Entscheidungsmöglichkeit blieb mir eigentlich gar nicht mehr, denn die Ungetüme hatten mich schon so eingekreist, dass wenn nur noch ein Kampf möglich war. An Flucht war also nicht mehr zu denken. So ein Mist. Was sollte ich nur machen? Die Ritter stapften unentwegt weiter auf mich zu während ich mir, nach einer Lösung suchend, den Kopf durchlöcherte. Verzweifelt dachte ich nach und nach, doch mir fiel nichts ein, wie ich mich hätte wehren können. Na ja, wie auch, schließlich war ich ja keine Meisterin in Karate oder der Schwertkunst. Nur noch wenige Meter trennten mich von meinem Schicksal schon wieder verschleppt zu werden. Es war aus, alles war zuende bevor es überhaupt angefangen hatte. Denn was wollte Mizuki wohl mit mir machen, schließlich war ich ihr Todfeind. Natürlich würde sie mich aus dem Weg schaffen wollen. Wie versteinert sackte ich auf den Boden und sah meinen Schicksalsengeln langsam zu, wie sie immer näher kamen. Wenn mich jetzt noch jemand retten will, sollte er sich beeilen, dachte ich mir nur. Doch es kam keiner. Mit jedem Schritt mehr hoffte ich auf Rettung. Doch niemand erhörte mich, niemand kam. Ich schloss die Augen, denn irgendwie hatte ich die Vorahnung, dass gleich einer der Ritter zuschlagen würde. Doch nichts geschah. Ich hörte nur ein sehr lautes scheppern und ich riss meine Augen sofort auf. Ich sah nur noch, wie eine dichte Lichtmauer den ohnehin schon hellen Raum in ein helles, fast weißes Licht tauchte. Die schwarzen Rüstungen wurden in die Luft gehoben und gegen die nächstbeste Wand geschleudert. Ich sprang auf. Wenn ich an Flucht denken konnte, dann jetzt. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rannte durch das Schlachtfeld. Ich lief durch das helle Licht, dass, wie ich mir dachte, anscheinend wieder mir entsprang. Da ich langsam immer erschöpfter wurde wusste ich, dass ich diese Lichtbarriere nicht lange halten konnte. Als ich durch den dichten Lichtschleier dann endlich den Wasserfall erkennen konnte sprang ich heilfroh in das glitzernde Wasser und fand mich auf der Grasebene in Kalderan wieder. Ich konnte mich nur glücklich schätzen, dass nicht auch hier die Lakaien der Schwarzmagierin auf mich lauerten. Trotzdem sollte ich mich nicht mit dieser plötzlichen Sicherheit zufrieden geben. Deshalb nahm ich meine Beine in die Hand und rannte los, in der Hoffnung irgendwen zu finden, bei dem ich eine Nacht bleiben konnte, denn wie auch bei meinem letzten Besuch, ging gerade die wunderschöne goldene Sonne Kalderans unter.... „Ich hätte es wissen müssen“ schallte die kalte Stimme Mizukis durch den dunklen Raum. „Wie konnte ich nur so dumm sein und darauf vertrauen was so ein Vollidiot wie Sie, Roka, sagen“ schrie sie den Mann im schwarzen Mantel an. „Es tut mir Leid Mylady, ich bin ihnen nicht würdig“ gab Roka, der erste Berater Mizukis zurück. Dabei verneigte er sich demütig und wartet auf die Geste seiner Meisterin, die ihm befahl sich wieder aufrecht hinzustellen. „Schon gut, schon gut“ blaffte die ihn nur an und schritt quer durchs Zimmer. Sie ging zu einem großen Lichtball. Das verschwommene Bild in ihr flackere immer wieder undeutlich durch den Lichtball. Man konnte sehen, wie Akina über die Wiesen Kalderans rannte, auf der suche nach Kentosai oder einem anderen Ort, wo man sie vorübergehend aufnehmen würde. „Was war ich auch so einfälltig zu glauben, dass ihre Kräfte noch nicht so kräftig ausgebildet sind um sechs meiner besten Männer davon abzuhalten die Kleine zu verschleppen. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie schon so stark ist.“ „Gebieterin, wie hättet ihr auch wissen sollen, dass dieses verflixte Gör schon..“ „Schweigt!“ Er gehorchte und senkte leicht seinen Kopf. „Lassen sie mich allein, Roka, ich muss nachdenken“ „Sehrwohl, Gebieterin“ sagte Roka und verschwand durch den Geheimgang in der Wand. Mizuki hingegen guckte nur weiterhin mit scharfen Blicken in die Wahrsagekugel aus purem Licht. „Akina, kleine Akina...Welche Macht schlummert wohl wirklich in dir? Man weiß es nicht...Das Mädchen ist mir ein Dorn im Auge. So ein mächtiges Geschöpf sollte wissen auf welche Seite es gehört. Ich kann es mir nicht erlauben eine so starke Gegnerin zu haben! Ich muss einen Weg finden sie auf meine Seite zu bringen, sonst ist mein Plan zum scheitern verurteilt.“ Nachdenklich wandte Mizuki ihren Blick von der Kugel ab. „Akina, renne nur so lange du noch kannst. Es kommt der Tag, an dem du mir nicht mehr entkommen kannst. Dann werden wir zusammenarbeiten, ob es dir passt oder nicht, und niemand wird uns stoppen können. Habe ich Akina unter Kontrolle kann ich mit der Hilfe der Drachen endlich siegen! Nicht mehr lange, Akina, dann wirst du mir gehorchen. Das verspreche ich dir! Und ich weiß auch schon genau wie ich...“ Ein wahnsinniges Lächeln zog sich über das Gesicht der Schwarzmagierin. „Akina, werde nur stärker. Desto stärker, desto besser! Werde schnell stärker und erfülle deine Aufgaben, denn erst dann wirst du für mich nützlich sein...“ Es wurde immer dunkler. Die Sonne war nur noch ein Stück am Horizont zu sehen und ich war inzwischen bei einem kleinen Waldstück angekommen. An einer Weggabelung am Waldrand wählte ich dann schließlich den rechten Weg und hoffte darauf endlich irgendein Haus oder Bauernhof zu finden. Ich irrte erst mal ein wenig am dämmerigen Waldrand herum. Aufgehört zu rennen hatte ich schon am Waldrand. Nach einer halben Ewigkeit konnte ich dann endlich einen Gutshof erkennen. Erleichtert und erschöpft schleppte ich mich das letzte Stück bis zum dem alten Haus. Efeu berankte das alte Gemäuer des großen Hauses, das sich bis weit über mir in den Himmel erstreckte. In der Dunkelheit wirkte es fast ein bisschen bedrohlich. Ich wagte die letzten Schritte bis zu der großen Flügeltür und klopfte mit dem steinernen Türklopfer an der Tür. Nach einiger Zeit regte sich etwas im Haus und eine liebenswürdige alte Dame öffnete vorsichtig die Tür. Mit schriller Stimme fragte sie mich: „Wer ist da? Was willst du?“ „Ich suche einen Platz zum schlafen. Ich möchte auch nur eine Nacht bleiben. Morgen früh bin ich gleich wieder weg. Es ist nur, ich habe mich verirrt, denn eigentlich...“ „Moment, beruhige dich erst einmal, meine Liebe. Ich sehe, dass du uns nichts tun willst. Komm erst mal herein, dann kannst du weitererzählen. Hier draußen ist es nämlich doch sehr kalt.“ Die alte Dame, mit ihrem langen weißen Haar, von welchem manche Strähnen in kleine Zöpfe geflochten waren, öffnete die Tür nun etwas weiter und bat mich herein. Sie führte mich durch eine kleine und dunkle Eingangshalle in einen vom Kaminzimmer warm beleuchteten und gemütlichen Raum mit niedlichen Sesseln und Regalen voll mit alten Büchern. In dem Sessel der am nächsten am Feuer stand, saß ein freundlich aussehender alter Mann mit Falten im Gesicht und einer Halbglatze. Er guckte mich freundlich an und begrüßte seinen Gast mit einem lächeln und einem herzlichen Händeschütteln. Das Ehepaar forderte mich dazu auf mich in einem der gemütlich gepolsterten Sesseln am Feuer niederzulassen und erst mal zu erzählen, wem sie diese späte Störung zu verdanken kannten. Also stellte ich mich erst mal vor: „Mein Name ist Akina, entschuldigen sie die Störung.“ „Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, mein Liebes. Wir freuen uns über jeden Besuch, nettes Fräulein.“ Sagte die nette alte Frau, die sich als Moriko vorstellte. „Bei uns ist doch jeder willkommen“ sagte nun auch Tatsuya, der Besitzer des ehemaligen Zuchthofes. „Ich weiß gar nicht was ich zu dieser herzlichen Aufnahme sagen soll“ bedankte ich mich. „Nichts zu danken, aber erzähle uns doch erst einmal was dir überhaupt passiert ist. Du siehst ja doch ein wenig mitgenommen aus, Akina.“ Also erzählte ich dem Ehepaar meine Geschichte. Ich erzählte ihnen, dass ich die Auserwählte Hüterin der Jadeperlen war, dass ich bei meiner Rückkehr auf Mizukis Lakaien getroffen war, und was mein eigentliches Ziel war, nämlich das Schloss Kentosai. Zwischendurch hatten sie beiden staunen müssen, besonders weil sie ihres Erachtens eine „sehr wichtige Person“ vor sich sitzen hatten. Sie könnten erst gar nicht glauben, dass ich, Akina-Shizuka-Shinju, ein kleines Mädchen mit 15 Jahren die große Heldin dieses langen Krieges sein sollte, doch als sie meinen Erlebnissen zuende gelauscht hatten, konnten sie nicht anders als mir zu glauben. Was blieb ihnen auch anderes übrig, fest für sie stand auf jeden Fall, dass ich aus einer anderen Welt kam, da ich ihrer Meinung nach eigenartige Kleider trug, und vielleicht auch ein wenig anders sprach. Daraus schloss sich auch für die beiden, dass ich die Wahrheit sagte, denn wer aus einer anderen Welt würde, erstens, hierher kommen können und zweites, dabei auch noch so viel wissen? „Armes Mädchen“ stammelte Moriko immer wieder vor sich hin während sie auf den Boden starrte. Ich wurde unterdessen von ihrem Ehemann ausgefragt. Er wollte besonders viel über die Unterschiede zwischen meiner und ihrer Welt reden. Ich würde müder und müder, und als ich bestimmt schon zum siebten mal gegähnt hatte meinte Moriko schließlich, dass sie mir grad das Gästezimmer bereit machen würde, damit wir alle denn jetzt auch mal schlafen gehen könnten. „Wir sehen dann morgen weiter“ meinte noch Tatsuya. „Was meinen sie damit?“ fragte ich nur etwas verwirrt. „Na wie wir dich morgen ins Schloss schaffen!“ „Danke“ sagte ich nur schlich mit einem lächeln und folgte dann Moriko die Treppe hinauf. Ich verbrachte eine wundervolle Nacht in einem wunderbar weichen Himmelbett im alten Anwesen des Ehepaares Moriko und Tatsuya. Wir verbrachten die morgendlichen Stunden mit einem ausgiebigen Frühstück und einem weiterem langem Gespräch. „Tatsuya, was meinst du? Könntest du Akina nicht in ein paar Stunden zum Schloss bringen?“ „Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, es reicht wenn sie mir den Weg erklären könnten auf dem ich zum Schloss komme. Ich kann auch ruhig gehen..“ „Kommt gar nicht in Frage meine Liebe!“ fiel mir Moriko ins Wort. „Was wäre wenn Mizukis Helfer dich wieder überfallen wollen. Nein, nein, nein, du bist die Hüterin der Jadeperlen, dass heißt wir müssen dich Unterstützen in allem was du tust. Da aber im Moment die einzige Möglichkeit dir zu helfen darin besteht dich zum Schloss zu bringen, werden wir diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.“ „Du bist nun mal unser letzter Hoffnungsschimmer, den wollen wir doch nicht verlieren“ sagte nun auch Tatsuya. „Ich werde dich gleich zu Schloss bringen.“ „Aber das kann ich nicht annehmen“ wiedersprach ich. „Ihr habt mich doch schon eine Nacht aufgenommen, dann braucht ihr mich doch nicht auch noch zum Schloss kutschieren.“ „Wir sehen es aber als eine Pflicht an, dich so gut es geht zu schützen! Also, keine wiederreden mehr, Tatsuya bringt dich gleich zum Schloss.“ So war es dann auch, egal was ich sagte, ich konnte die beiden Dickköpfe nicht mehr von ihrem Vorhaben abbringen. Also brachte mich Tatsuya mit seiner Kutsche zum Schloss. Die ganze Fahrt über saß ich stumm neben ihm auf dem Kutschbock und schaute mir schweigend die Gegend an. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber sie hatten sich ja auch nicht überreden lassen mich gehen zu lassen! Ich wollte nicht von allen Leuten besonders behandelt werden, nur weil ich ihr „letzter Hoffnungsschimmer“ war. Ich bin nicht hilflos, das mussten sie doch einsehen! Es macht mich krank, immer als besser angesehen zu werden nur weil mein Schicksal etwas anderes für mich vorgesehen hatte wie für all die anderen Menschen! Ich wollte einfach ganz normal behandelt werden, nicht wie ein kleines Kind, auf das man jede Minute aufpassen musste und bei jeder Sache unterstützen musste die es tat. Ich war nicht mehr klein, ich brauchte ihre Hilfe nicht! Ich konnte auf mich selbst aufpassen! Und das wollte ich jetzt allen Menschen hier in Kalderan beweisen. Ich war kein kleines Kind, was vor den Problemen wegrennt. Ich bin Akina, die Hüterin der Jadeperlen, und ich werde meiner Bestimmung folgen und euer Kalderan retten, egal was passiert. Das und viel mehr beschloss ich an diesem Tag als ich mein Schicksal annahm und wirklich zu Hüterin der Jadeperlen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)