Strawberry Panic! von Flammenschwert ================================================================================ Kapitel 2: Offenbarung ---------------------- OFFENBARUNG "Vielen Dank, dass ich mit dir spielen durfte", sagt Nagisa leise. "Gern geschehen. Du hast dich wirklich sehr verbessert. - Ich... sollte jetzt aber wieder gehen." "Nein, warte bitte. Ich möchte dir noch etwas sagen." Nagisa rang mit sich. Es war so einfach gewesen, die Worte im Voraus zu wählen. Doch jetzt, so in ihrer Nähe... "Shizuma, du... hast mich... freigegeben, um mich zu schützen. Du ziehst dich von mir zurück, um es mir zu erleichtern", begann sie zögernd. "So ist es doch, oder? Und dass Miyuki Druck ausübt." "Ja. - Aber sie hat doch Recht, auch wenn es schwerfällt. Sie und ich machen schon im März den Abschluss und wir werden dann die Schule verlassen. Und du..." Shizuma blickte Nagisa seufzend an, senkte den Blick aber gleich wieder auf die Klaviatur. Auch Nagisa starrte angespannt auf die Tasten, als ob sie Angst davor hatte, dem direkten Blick der Étoile begegnen zu können. "Shizuma, ich möchte dir ein Geschenk geben. Würdest du dafür bitte einen Moment die Augen schließen?" Ein Geschenk. Also hatte sich Nagisa entschieden und ihre innerer Zerrissenheit zwischen ihr und Tamao würde nun endlich vorbei sein. Es gab keinen Zweifel, diese Beiden würden die Wahl mit Sicherheit gewinnen. Aber zuvor müssten beide ein Team werden. Miyukis Auswahl.. professionell wie immer. Tamao war bei vielen Schülerinnen sehr beliebt und galt deshalb schon länger als mögliche Anwärterin auf den Titel der Étoile, doch bisher hatte sie nicht die dafür notwendige Partnerin. Miyuki, in ihrer Funktion als Vorsitzende des Schülerrates, der ja auch die Kandidaten für die Wahl der Étoile aufstellte, konnte also stolz auf sich sein, ihre selbsternannte Mission war gelungen, ihre Pflicht erfüllt. Miyuki... Shizuma seufzte leise. Vielleicht war es tatsächlich besser, die Dinge auf diese disziplinierte Art zu ordnen. Leider hatte sie selber nicht früh genug die Kraft dafür aufgebracht. Ohne Miyukis Hilfe und manchmal unerbittliche Forderungen zur Pflicht wäre sie, die glorreiche Étoile, in den letzten zwei Jahren schmählich gescheitert. Doch nie hätte Shizuma gedacht, dass ihr diese treu ergebene Freundin einmal so weh tun könnte - und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Jetzt nahmen die Dinge ihrem Lauf, Dinge, an denen sie keinen Anteil mehr haben würde... Miyuki, das ängstliche Kind von damals, die kleine Heulsuse, die dauernd Heimweh hatte und deshalb mit in Shizumas Bett schlief, hatte nun das Kommando übernommen und beschritt einen geraden, selbstsicheren Weg. Ja, sie war wirklich stark geworden... Das Mädchen erhob sich von der Sitzbank, während Shizuma regungslos verharrte. Langsam beugte sich die Schülerin hinunter, so langsam, dass Shizuma ihre Annäherung spürte. Das Herz schlug Nagisa bis zum Hals, denn die Entscheidung würde jetzt und hier fallen. Wenige Millimeter bevor sich ihre Lippen berührten, verharrte sie. "Ich... liebe dich, Shizuma, und deshalb wirst du für immer meine Étoile bleiben, nur für mich ganz allein." Shizuma wagte nicht, sich zu bewegen. Nahezu unendlich erschien ihr jetzt die Zeitspanne zwischen dem, was Nagisa gerade gesagt hatte und dem, was sie nun tun würde. "Nagis..." Weiter kam sie nicht, weil ihr Mund von Nagisas weichen Lippen verschlossen wurde. Es war nur ein kurzer Kuss, Shizuma wagte jedoch dieses mal nicht, mehr zu fordern. "Du darfst die Augen ruhig wieder öffnen", flüsterte Nagisa ganz nah an ihrem Ohr. Shizuma verneinte mit einer leichten Kopfbewegung. Wie ein Traum... Sie wollte dieses Gefühl nicht verscheuchen. Wie lange zog es sie nun schon in die Nähe dieses Mädchens? War es vom ersten Augenblick, der ersten Berührung ihrer Hand an? Und nun spürte sie ihre Hände wieder, dieses mal auf ihrem Gesicht. "Shizuma... nicht weinen..." Nagisa war überrascht, damit hatte sie nicht gerechnet. Und jetzt flossen Tränen über das reglose Gesicht der Étoile, die noch immer die Augen geschlossen hielt. Doch, was hatte sie eigentlich erwartet, wie Shizuma reagieren würde - dass sie ihren Kuss erwiderte, sie in die Arme nahm? Beides war nicht geschehen. Die Étoile hatte bisher nichts geantwortet und sie auch nicht angeblickt. Shizuma hatte sich gestern Abend von ihr verabschiedet, dann irgendwann den Schlüssel weggeworfen, das Fenster zerbrochen und sich dabei verletzt - und nun weinte sie still vor sich hin. War es jetzt ein Fehler, doch zurückzukommen? Würde das Geständnis am Ende alles noch schlimmer, noch scherzhafter machen? Es waren Worte gewesen, die sie fortgeschickt hatten. Worte, denen sie zwar nicht geglaubt, sich ihnen aber letztlich gefügt hatte. Waren Worte dann also die falsche Methode, um die Wahrheit mitzuteilen? Sie hatten doch vorher nie Worte benötigt, um... Nervös nestelte Nagisa an ihrem Halstuch. Der erste Kuss zu Beginn der Sommerferien... und dann Shizumas Bett, auf dem sie festgehalten worden war... Es hatte keine Worte gegeben. Etwas anderes war viel stärker gewesen, etwas, das ihr aber Angst gemacht hatte. Shizuma wollte damals mehr als nur einen weiteren Kuss. Jetzt war es beinahe Winter und sie hatte sich mehr als einmal gefragt, wie sie sie wohl erneut auf solch eine Situation reagieren würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)