Der Engel von Nerwen_Elensar (noch eine Kurzgeschichte ~.~) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Langsamen Schrittes ging ich die Straße entlang. Es war später Nachmittag. Die Sonne ging schon unter und ihre letzten Strahlen fielen durch die am Straßenrand stehenden Bäume und warfen ein Tanz des Lichtes auf die grauen, tristen Gehwegplatten. Es glich einem Walzer, wie unzählige Lichterflecken über den kalten Stein huschten. Einem schönem, sorgenfreien Tanz, der jeden herumstehenden dazu einlud, seine Probleme zu vergessen und sich diesem fröhlichen Beisammensein anzuschließen. Von alledem bekam ich nichts mit. Zu tief war ich in meine Gedanken versunken. Zwar schaute ich direkt auf den Weg, auf dem das bunte Treiben stattfand, aber selbst mit offenen Augen sah ich es nicht. Wie in Trance schritt ich dahin, hatte mein Innerstes von allen Einflüssen der Außenwelt abgeschottet und hing meinen Gedanken und Träumen nach. Doch plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, denn ich vernahm ein Geräusch, mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte. Das Geräusch klang so, als würden zwei mächtige Flügel die Luft um sich herum zerschneiden. Wie zwei scharfe Messer, die sich ihren Weg durch dichten Stoff bahnten. Das Geräusch stammte nicht von Flügel, die einem Vogel gehörten, sonder von Flügeln, die größer waren, als je ein Vogel sie besäßen hätte. Verwirrt schaute ich mich um, bis schließlich mein Blick zum Himmel glitt, der von einem intensiven orange durchtränkt war und da sah ich es: Ich sah ein Wesen von so herrlicher Schönheit, dass kein Wort es beschreiben konnte. Ein Wesen, das für viele Menschen die reine Hoffnung verkörperte. Ich sah... Einen Engel... Zuerst konnte ich nicht glauben was ich sah, doch je länger ich hinschaute, um so bewusster wurde mir, das ich nicht halluzinierte, dass das keine Einbildung war. Es war real. Nein, vielmehr er war real. Es war ein männlicher Engel, mit rabenschwarzem, langem Haar, das ihm elegant ins Gesicht fiel und so ein wenig seine wunderschönen smaragd-grünen Augen verbarg. Sein Gesicht war wie gemeißelt. Von einer so übernatürlichen Schönheit, welche nur ein Engel besitzen konnte. Sein schöner Körper wurde umhüllt von einem glänzenden Seidentuch, das in der untergehenden Sonne strahlte und so diesem Wesen noch mehr Anmut verlieh. Sein Äußeres glich wahrlich nicht den Vorstellungen der Menschen. Die Menschen stellten sich die Engel immer als blonde, androgyne Wesen vor, aber dieser Engel, welchen ich sah, glich diesen Vorstellungen bei weitem nicht. Ich jedoch konnte das nicht beurteilen, denn ich hatte mir seit meiner Kindheit keine Vorstellung mehr darüber gemacht, wie Engel auszusehen haben. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich bis vor kurzem nicht mehr an Engel geglaubt. Und nun sah ich einen. Schaute voller Staunen hinauf zum Himmel und fühlte wie der Wind mir das Haar aus dem Gesicht strich. Aber wenn ich genauer zurückdenke, glaube ich immer öfter, das es nicht der Wind war, der mir das Haar aus dem Gesicht gestrichen hat, sonder das der Engel dies getan hat. Eine so sanfte Berührung konnte nur von einem Engel stammen. Wie lange ich dort gestanden habe und bewegungslos den Engel angestarrt habe weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass es er nach einer Weile zu Lächeln anfing. Nicht spöttisch oder gar herablassend, sondern gütig und voller wärme. Und wie er mich so anlächelte, spürte ich, wie die Wärme dieses Lächelns auf mich überging und meine erkaltete Seele wärmte und mich überkam ein unsagbarer Schauer des Glücks, wegen dem ich zum Schluss meine Starre ablegte und selbst anfing zu Lächeln. Ich lächelte ein Lächeln, in dem all mein neu gewonnenes Glück zu sehen war. Das Glück, die Hoffnung und die Freude am Leben die mir der Engel mit seiner Erscheinung an jenem Tag geschenkt hatte spiegelte sich darin wieder. Letztendlich war es Zeit für den Engel zu gehen und so stieg er wieder hinauf in den Himmel und zog voller Freude seine Kreise zwischen den Wolken. Frei wie ein Vogel, anmutig wie ein Phönix und fröhlich wie ein Kind flog er davon und lies mich zurück. Ich aber fiel auf die Knie und betete. Nicht zu Gott, denn es wäre lächerlich gewesen zu etwas zu beten, an das man nicht glaubte und das sicherlich, falls es ihn gibt, mein Gebet nicht erhört hätte, denn ich bin nur ein ungläubiger Mensch. Ich betete zum Schicksal, welches mir diese Begegnung geschenkt hatte. Betete dafür, dass jenem Wesen nichts schreckliches wiederfahren möge und er für immer frei durch die Lüfte schweben könne. Und insgeheim hoffte ich, dass es noch einmal zu solch einer Begegnung kommen wird, doch bis zum heutigen Tage war dies nicht wieder der Fall. Warum er mich damals aufsuchte ist mir bis Heute ein Rätsel, aber ich danke ihm jeden Tag aufs neue dafür. Durch ihn ist mein Leben wieder fröhlicher und heller geworden. Wann immer es mir schlecht geht, denke ich an diesen Tag zurück, spüre erneut das Gefühl, das sein Lächeln in mir auslöste und mich überkommt wieder dieses unglaubliche Glück. Er war es, der mir das Leben gerettet hat. Ohne ihn, wäre ich damals an meiner Verzweiflung zerbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)