A million Teardrops just for you... von Carura (Kura x Mariku x Malik x Bakura x Ryou) ================================================================================ Kapitel 26: A Piece of Past --------------------------- A Piece of Past Mit einem Knirschen öffnete sich die Tür. Malik achtete darauf, dass sie nicht herausbrach so wie sie da hing. Doch es funktionierte. Der erste Raum war ziemlich dunkel. Auf dem Boden lag Schutt und die Wände waren von Ruß geschwärzt. Allerdings schienen Kinder mit dem Ruß auf die Wände geschmiert zu haben. Wirklich damit aufhalten tat er sich aber nicht. Der Ägypter betrat den schmutzigen Flur und konnte flackernden Lichtschein aus einem Raum heraus wahr nehmen. Sorgfältig darauf bedacht, nicht allzu viele Geräusche zu machen ging er näher. Kleine Steine knirschten allerdings leise unter seinen Schuhen und er kniff kurz die Augen zusammen. Vorsichtig blickte er um die Ecke in den Raum hinein. Dort war alles genauso schmutzig wie das, was er schon gesehen hatte. Doch ein sehr niedriger, wackeliger Tisch stand darin, auf dem einige Kerzen brannten. Auch auf der Fensterbank waren Kerzen angezündet worden, die den Raum in warmes Licht tauchten. Doch dort war niemand. Unsicher betrat er das Zimmer und sah sich aufmerksam um. In der Ecke stand ein Korb, doch die Wand links von ihm zog seine Aufmerksamkeit mehr an. Langsam ging er darauf zu und betrachtete die schmutzige Tapete, die sich hier und dort von der Wand schälte. Auf die Wand waren Kreuze gemalt und darunter standen Namen, die Malik noch nie gehört hatte. Etwas weiter rechts hing einen Bahn Tapete ziemlich weit herunter, doch Malik konnte sehen, dass dort etwas geschrieben stand. Mit der rechten Hand hob er die Tapete etwas an und warf einen Blick auf zwei ihm bekannte Namen. „Mariku und Bakura“, flüsterte er leise in den Raum hinein. Über ihren Namen gab es keine Kreuze. Eine Bewegung links von sich, ließ ihn zusammen zucken. Er hatte nicht gehört, wie jemand den Raum betreten hatte und auch nicht wie dieser Jemand näher gekommen war. Seine lavendelfarbenen Augen trafen Marikus Blick und die Verspannung, die schlagartig aufgetreten war, löste sich wieder etwas. „Das waren unsere Freunde...“, erklärte der Ältere und fuhr mit der Hand über die Namen an der Wand. Malik schien nicht ganz zu verstehen, was Mariku seufzen ließ. „Bakura und ich haben hier mit einigen anderen Straßenkindern gelebt, nachdem das Haus ausgebrannt war. Niemanden hatte es gekümmert, wenn der Bau über uns zusammen gekracht wäre. Doch für uns war es ein zu Hause.“ Das verschlug dem Jüngeren die Sprache. „Du... du hast hier gelebt?“ Sein Blick ging erneut durch den Raum. „Das hier ist der einzige Raum, der zum Großteil von dem Feuer verschont wurde. Das es nie abgerissen wurde, ist ein Wunder. Es droht aber keine Einsturzgefahr. Keine Sorge.“ Marikus Stimme war ziemlich ruhig und er wirkte auch genauso. „Dann sind diese Kinder...“, fragte Malik leise nach und deutete auf die Namen an der Wand. „... tot. Erfroren, verhungert, erschlagen, erstochen. Und was weiß ich nicht alles. Nur Bakura und ich sind übrig geblieben“, vollendete er der Ältere Maliks Satz. Die Information zog Malik fast den Boden unter den Füßen weg. Vollkommen geschockt sah er Mariku an, der sich nun auf den Fußboden an den niedrigen Tisch setzte und Malik anwies ebenfalls Platz zu nehmen. Nach kurzem Zögern kam Malik der Aufforderung nach und setzte sich Mariku gegenüber. Der Ältere betrachtete Malik nur, was diesen etwas nervös machte. Mariku war ein Straßenkind gewesen und Bakura auch. „Und Kura?“ „Das ist eine andere Geschichte und hat hier im Moment nichts zu suchen“, erklärte der Größere beiläufig und strich sich durch die Haare. Das verstand Malik nicht ganz. Doch darüber wollte er sich keine Gedanken machen. Irgendwie war ihm unwohl und in ihm kamen so viele Fragen auf, dass er sich nicht sicher war, welche er zuerst stellen sollte. Oder ob er überhaupt Fragen stellen durfte. „Meine Eltern sind gestorben, als ich vier Jahre alt war. Ich kam daraufhin in das Waisenhaus, hier im Viertel. Da habe ich Bakura getroffen. Er war da gerade mal drei Jahre alt. Wir haben dort drei Jahre gelebt und sind dann abgehauen.“ Malik hörte zu und starrte Mariku einfach nur an. So jung und dann auf sich alleine gestellt? Noch mehr Fragen überfluteten sein Hirn, doch da Mariku anscheinend weiter sprechen wollte, entschied er sich, einfach ruhig zu sein. „Sagen wir eher, ich hab Bakura mit geschleppt. Wir waren im Waisenhaus ziemliche Außenseiter. Der Ausländer und der Albino. Irgendwie ist er mir dort dauernd nachgelaufen und ich konnte ihn nicht da zurück lassen. So sind wir zu einer Gruppe Straßenkindern gekommen, die hier gelebt hat.“ Dabei sah er sich im Raum um und Malik tat es ihm automatisch gleich, wobei sein Augenmerk wieder bei den Namen an der Wand hängen blieb. „Ich habe nicht wirklich vor, dir jetzt detailreich zu erklären, was alles passiert ist. Immer konnten wir auch nicht hier sein, weil wir uns oft verstecken mussten. Und wir hatten viele Verstecke. Aber wir haben überlebt und das zählt. Nichts weiter. Die Schwachen sind gestorben. Wir haben überlebt.“ Die Bitterkeit in Marikus Stimme war nicht zu überhören. Doch der Ältere zog nun den Korb zu sich heran und zog eine Tüte daraus hervor. Da drin waren zwei Nudelboxen. Eine davon schob er Malik rüber. „Das ist etwas, was ich gern esse. Deines ist ohne Fleisch, keine Sorge.“ Er reichte Malik Stäbchen und dieser starrte ihn nur weiter an. Dann rang er sich endlich dazu durch zu sprechen. „Du... hast mich herkommen lassen, um mit mir zu essen?“, wollte er ungläubig wissen und hörte den Anderen dann schnauben. „Ich hab dich herkommen lassen, damit du mich besser kennen lernst. Oder hast du das nicht verstanden?“ „Doch, schon gut, ich bin nur so überrascht und weiß nicht genau was ich sagen soll.“ Maliks Stimme war recht leise. Das überforderte ihn etwas, wie er sich eingestehen musste. Sein Blick blieb auf der Box hängen und zog sie etwas zu sich heran. „Was hast du denn, anstatt Tofu?“, hakte er nach. „Ente. Keine Soße.“ Malik nickte leicht und öffnete die Box. Auf den gebratenen Nudeln lagen kleine Scheiben Tofu. Mariku kramte schon wieder in dem Korb und zog zwei Getränkedosen heraus. Beides war eine Art Soda mit Kirschgeschmack, was Malik nicht kannte. „Und das trinke ich gerne“, gab er dabei zu verstehen und der Kleinere sah ihn schon etwas unsicher an. Irgendwie wirkte Mariku recht unbeholfen. Doch die Idee, ihm so Dinge zu sagen und zu zeigen, war schön. „Danke...“ Malik nahm die Dose und öffnete sie. Der Geruch von Kirschen war recht stark, aber angenehm. Als er einen Schluck davon probierte hellte sich seine Miene leicht auf. „Das schmeckt.“ „Ist ja auch mit Kirschen“, erklärte Mariku, als wäre es ganz selbstverständlich, dass es dann schmecken musste. „Also magst du alles mit Kirschen?“ „Ja.“ Dabei nickte der Größer und fing an zu essen. Dabei warf er Malik immer mal wieder einen Blick zu. Auch der Jüngere aß und es schmeckte ihm. Tatsächlich schwiegen sie sich die ganze Zeit an und schienen ihren Gedanken nach zu hängen. Malik schien sogar vollkommen abzudriften. Mariku beobachtete den Jüngeren einfach und bemerkte auch, dass seine Gedanken wohl in ungeahnte Richtungen abschweiften. Doch er ließ ihn erst Mal. Das hier war nicht grade leicht für ihn. Kura und Bakura hatten ihn die ganze Woche bearbeitet und kamen mit einer Idee nach der anderem um die Ecke. Irgendwann hatte es Mariku gereicht und er hatte ihnen verboten, ihm weitere Vorschläge zu machen. Sowieso waren die beiden Weißhaarigen recht seltsam die Woche gewesen. Doch er hatte keinen Kopf dafür gehabt, sich wirklich darum zu kümmern. Das Haus hier weckte viele Erinnerungen in ihm. Viele Schöne waren nicht darunter. „Du kannst auch Fragen stellen. Ich verspreche nicht, jede zu beantworten.“ Malik sah ihn kurz irritiert an und Mariku wusste, dass dem Jüngeren schlagartig bewusst wurde, dass er nicht alleine war. So in Gedanken vertieft und daraus heraus geholt, wirkte er etwas verwirrt. „Ich... ich weiß nicht. Ich hab so viele Fragen. Wie lange habt ihr hier gelebt?“, fing er dann unsicher an und stellte nun auch seine leere Nudelbox an die Seite und trank etwas. Mariku beobachtete ihn dabei genau. „Acht oder neun Jahre. Ich weiß es nicht genau.“ „Und was ist dann passiert?“, wollte Malik weiter wissen und Mariku zögerte. „Dann sind wir in eine kleine Wohnung gezogen, die Kura für uns besorgt hat. Hier in der Nähe.“ „Was?“ Malik verstand nicht so wirklich. Doch Mariku schien das auch nicht erklären zu wollen und trank einen Schluck. „Wie meinst du das?“ „Das ist nicht so einfach zu erklären, Malik. Das ist mehr Bakuras Geschichte, als meine. Frag ihn, wenn du es unbedingt wissen willst. Es ist kompliziert.“ Malik nickte leicht und verstand, dass Mariku nicht wirklich etwas Persönliches über Bakura preis geben wollte. Der Weißhaarige würde das wahrscheinlich nicht wirklich wollen. Doch neugierig war er schon, wie er zugeben musste. Mariku sprach dann einfach weiter. „Wir haben unseren Lebensunterhalt auch vorher nicht gerade ehrlich verdient. Zur Schule sind wir beide nicht gegangen, haben also keinen Abschluss. Lesen, schreiben und rechnen hat Kura uns beigebracht, als wir noch kleiner waren. Keine Ahnung, ungefähr als wir sieben oder acht waren. Da haben wir schon hier gelebt.“ Malik dachte nach und rechnete. Kura müsste 18 gewesen sein, als er Mariku und Bakura die Wohnung besorgt hatte. Aber wieso konnte er das überhaupt? Kura hatte ja offenbar nicht hier gewohnt. Sein Name stand nicht an der Wand. Doch er fragte nicht danach. Er hatte das Gefühl, dass Mariku die Frage nicht beantworten würde. „Du würdest gerne Dinge über Kura fragen, oder? Ich werd dir sagen, was ich dir sagen kann.“ Malik wirkte bei Marikus Worten irgendwie ertappt, doch er hörte aufmerksam zu, was der Blonde erzählte. „Wir haben Kura getroffen, als wir ungefähr ein Jahr hier waren. Kura war zehn Jahre alt, ich acht und Bakura sieben. Bakura und ich waren damals im Stadtpark gewesen und plötzlich ist dieser Junge aufgetaucht und ist Bakura nachgelaufen. Wir haben uns geprügelt und sind dann abgehauen. Von da an, haben wir ihn öfter gesehen. Schließlich... haben wir uns irgendwie angefreundet und er hat uns Sachen beigebracht und so etwas.“ Mariku zuckte mit den Schultern. Das er wohl einige Dinge ausgelassen hatte, konnte Malik sich denken. Warum war Kura denn Bakura nachgelaufen? Hatte er ihm etwas getan? „Moment, Kura ist doch Bakuras Cousin, oder?“ Malik blinzelte und verstand nur immer weniger. „Ja.“ Doch mehr sagte Mariku nicht dazu und trank noch etwas, ehe er wieder in dem Korb herum wühlte. Der Ältere fühlte sich etwas gestresst. Es war wirklich schwer so viel von sich zu sagen, ohne Bakura da wirklich mit rein zu ziehen. Das Ganze war schon kompliziert genug und Mariku mochte komplizierte Dinge nicht sonderlich. Aus dem Korb holte er einen mit Alufolie zugedeckten Teller, von dem er die Folie entfernte. Er war mit Waffeln beladen, die er dann auch auf den Tisch stellte. „Lass mich raten. Du magst Waffeln.“ Malik grinste schief. „Nein, du magst Waffeln.“ Mariku wirkte kurz sehr ernst, ehe er aber doch lächelte. „Ich aber auch...“ Nachdem er Malik abgesetzt hatte, fuhr Kura wieder zurück nach Hause. Allerdings ging er an der Wohnung seines Cousins vorbei und klingelte bei Ryou, der ihm die Tür auch nach kurzer Zeit öffnete. „Hey, Kura. Wir haben auf dich gewartet.“ Ryou lächelte und ließ ihn rein. Bakura saß im Schneidersitz auf dem Sofa und trank einen Schluck Bier, das Ryou wohl extra für ihn besorgt hatte. Auch für Kura brachte der Jüngste von ihnen sofort eins. Kura setzte sich neben Bakura auf das Sofa, während Ryou auf dem Sessel platz nahm. Da schien er auch vorher gesessen zu haben, denn sein Getränk stand davor. „Und? Hast du Malik hin gebracht?“, wollte Bakura dann wissen, sah Kura aber nicht an. Das hatte der Kleinere im Moment öfter. Kura hatte ein wenig das Gefühl, als würde der Jüngere ihm im Moment ausweichen. Oft fand er ihn hier bei Ryou und Kura wusste genau, dass sie nicht miteinander schliefen, sondern einfach nur so Zeit miteinander verbrachten. Sein Cousin wurde so seltsam, nachdem er nach seinem Kaffeeunglück bei dem Jüngsten der Weißhaarigen gewesen war. Auf Nachfrage wich Bakura aus und wirkte recht unwirsch. Das war eigentlich nicht ungewöhnlich für ihn. Was aber ungewöhnlich war, war dass der Jüngere keinen Sex wollte. Und was noch verstörender war, war die Tatsache, dass er sich Nachts im Bett nicht mal mehr bei ihm ankuschelte, wie er es sonst tat. Wenn Kura aufwachte, war Bakura meistens schon auf den Beinen. Ryou hatte er auch schon gefragt, doch er sagte ihm nichts. Dabei sah der Kleine so schuldbewusst aus, dass er sich sicher war, dass Ryou etwas wusste. „Ja, hab ich. Keine Ahnung was draus wird. Aber die machen das schon irgendwie.“ Kura wusste nicht wirklich viel von dem, was Mariku geplant hatte. Mariku hatte ihn nur darum gebeten, Malik zu ihm zu fahren. Ryou saß auf dem Sessel und beobachtete die Beiden. Ja, er wusste was mit Bakura los war. Die Zwei hatten tatsächlich viel miteinander gesprochen und er selbst war ein guter Beobachter. Die meisten Leute dachten, er hätte von vielen Dinge keine Ahnung und doch konnte er Dinge sehr gut einschätzen und lag selten falsch. Das er Kura nicht sagen konnte, was los war, tat ihm leid. Ändern konnte er es aber einfach nicht. Im Moment geschahen so viele Dinge und eigentlich tat er nichts weiter, außer da zu sein. Das war ja irgendwie für alle eine Hilfe. Vor allem für Malik und Bakura. Was er selbst von manchen Dingen hielt, konnte wohl keiner wirklich ahnen. So wirklich gut kannte ihn niemand von den Jungs, die eigentlich nur von Problem zu Problem stolperten. Da wollte er niemanden mit seinen eigenen Sorgen belasten... Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)