Luna Lovegood und der Halbdementor von Xandro (1. Die Geister (die ich rief)) ================================================================================ Kapitel 10: Das schwarze Einhorn -------------------------------- Die ganze erste Woche hatte sich der Dementor bei Gabriel nicht mehr gemeldet. Er hatte es fast aufgegeben, dass er noch einmal kommen würde. Aber dann, am ersten Samstagabend hörte Gabriel das leise Flüstern seiner Stimme im Kopf. „Gabriel... komm zum Fenster“ Und er tat es, wie die Stimme gesagt hatte. Gabriel lief aus dem Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs und trat an das Fenster, aus dem er schon beim ersten Treffen herausstieg. Auch jetzt war es für Gabriel kein Problem, das Glas verschwinden zu lassen. Bald darauf stand er draußen und atmete die frische Luft ein. Wie hatte er diese Nacht vermisst. Gabriel konnte es vor sich selbst nicht leugnen. Der Abend gefiel ihm viel besser als der Tag. „Ich hoffe, es gibt auch in der Welt der Zauberer abends Tätigkeiten zu verrichten, so dass ich dort umherwandern kann.“, sagte er zu sich selbst. Leises Grillenzirpen war zu hören und der Wind streifte durch die Blätter. Gabriel merkte, wie die Stille seiner Seele gut tat und er schloss die Augen. Sanft streichelte der Wind sein Gesicht und blies in seine Haare. Aber da wurde die Stille durchbrochen: „Da bist du ja...“, flüsterte die Stimme des Dementors. „Ich hab auf dich gewartet.“ „ Und ich habe auch auf dich gewartet...“, sagte Gabriel leise und flüsterte anschließend: „Dad“ Zur gleichen Zeit im Ravenclawschlafraum der Mädchen, griff Luna zu ihrem gefundenen Tagebuch. Ivana war nun seit einem Monat auf der Schule und hatte angefangen sich darin einzuleben. „Wenigstens eine, die sich in ihrer Schule wohl fühlt.“, flüsterte Luna leise und seufzte. Immerhin war jetzt Lunas erste Woche gut überstanden. Ivana selbst schien ein tolles Leben auf Durmstrang zu haben. Sie war beliebt und ihr Bruder Igor, der die Schule gerade fertig hatte, half ihr so gut es ging über Eulenpost. So musste Ivana nicht ganz allein dastehen. So machte sie sich noch keine großen Sorgen. Luna merkte, wie ihr die Augen zufielen und machte sich schnell dran das Buch weg zu stecken. Sie legte es unter ihr Kopfkissen, drehte sich auf die rechte Seite und schlief sofort ein. Währenddessen standen sich der Dementor und Gabriel immer noch gegenüber. „So hat mich noch nie jemand genannt.“, sagte der Dementor leise. „Ich glaube auch nicht, dass es viele Halbdementoren wie mich gibt oder?“, sagte Gabriel. „Nein...“, erwiderte der Dementor langsam. „Mir ist jedenfalls nichts Weiteres bekannt.“ „Aber wie ist es eigentlich passiert, dass es mich gibt?“, fragte Gabriel. „Wie bin ich entstanden? Doch nicht auf dieselbe Weise, wie Menschen entstehen oder?“ „Du stellst Fragen!“ Der Dementor war entsetzt. „Bist du eigentlich nur zu mir so nett?“, fragte Gabriel weiter. „Dumbledore sagte, dass Dementoren kein Mitleid kennen.“ „Ich bin nett?“ Der Dementor klang entsetzt. „Nein meist bin ich anders...“, setzte der Dementor an. „Aber vermutlich liegt es daran, dass du mein Sohn bist. Ich kann nicht anders bei dir.“ Er schwieg. Aber in Gabriels Kopf schwirrten tausende von Fragen. Er musste sich zurückhalten, nicht los zu reden und seinen Vater mit Fragen zu überhäufen. Aber einige mussten einfach raus. „Wie bin ich den nun entstanden?“ Ein Räuspern kam aus der Kapuze. „Weißt du, einige Dinge kann ich dir noch nicht so einfach sagen. Also lass es bitte. Ich werde sie dir aber bei Gelegenheit beantworten.“ Gabriel wirkte ein wenig enttäuscht. „Nun gut...“, sagte er leise. Der Dementor schwieg. Ein Knacken ließ beide zusammenzucken. „Was war das?“, fragte Gabriel. Aber seine Frage wurde schon im nächsten Moment von selbst beantwortet. Ein Pferd stand vor ihm. Das heißt nein, das war kein Pferd. Es war wohl ein Einhorn. Aber was für eins? Gabriel holte seinen Zauberstab hervor und murmelte: „Lumos“ Schon leuchtete die Spitze seines Stabs auf und strahlte auf das Einhorn. Es war wirklich kein normales Einhorn. Zwar sah es aus wie jedes andere. Aber nur von der Form. Farblich unterschied es sich völlig von den normalen Einhörnern. Es hatte ein tiefschwarzes Fell und sein Horn war Blutrot. Das Einhorn blickte auf Gabriels Zauberstab und wieherte. Er hatte ein tiefes, dröhnendes Wiehern erwartet und war erstaunt, wie normal es klang. Hätte er die Augen zugeschlossen, so hätte er es nicht von einem normalen Pferd unterscheiden können. Langsam kam das Schwarze Einhorn näher auf Gabriel und dem Dementor zu. Der Dementor rührte sich nicht. Er schien nur sehr aufmerksam zuzusehen, wie das Einhorn auf Gabriel zusteuerte und dann direkt vor ihm stehen blieb. Jetzt konnte Gabriel das Horn aus nächster Nähe betrachten. Es schien von innen heraus zu pulsieren. Als ob das Blut, das in seinen Adern kreiste, zu sehen war. War es vielleicht nicht sogar so? War es vielleicht wirklich sein Blut, das Gabriel sehen konnte? War das Horn eines Schwarzen Einhorns in Wahrheit Transparent und es war nur rot, weil sein Blut rot war? Das Tier senkte seinen Kopf und stupste Gabriel sanft an. Sein Horn leuchtet nun tiefrot auf und liess die gesamte Umgebung erstrahlen Gabriel hatte keine Angst. Er wußte irgendwie, dass das Einhorn ihm nichts tun wollte. Im Gegenteil: Es war ihm wohlgewogen. „Ein sehr seltener Anblick“, sagte plötzlich eine Stimme hinter Gabriel. Er wirbelte erschrocken herum. Hinter ihm stand Professor Lupin. „Professor...“, stammelte Gabriel. Angst kroch in ihm hoch. Wie sollte er dem Professor die Sache mit den Dementoren erklären? Und das er draußen war? Aber als Gabriel seinen Blick nach hinten warf, war der Dementor verschwunden. „Ein schwarzes Einhorn...“, flüsterte Lupin ehrfurchtsvoll. Scheinbar hatte er den Dementoren nicht gesehen. So eingenommen war er von dem Einhorn, das nun geradewegs auf Lupin blickte. „Ein noch sehr junger kleiner Hengst.“ Schloss Lupin seine Untersuchung ab. „Und warum ist es bei mir?“, fragte Gabriel. „Es will wohl von dir einen Namen haben. Zumindest war dies die Vermutung von D... von mir.“ „Von Ihnen?“ Gabriel sah Lupin misstrauisch an. „Welchen Namen würdest du ihm denn geben wollen?“, fragte Lupin, ohne auf Gabriels Frage einzugehen. „Ich weiß nicht...“, sagte Gabriel und betrachtete das Einhorn, das ihn mit scheinbar bittenden roten Augen ansah. „Der Name ist in dir drinnen“, sagte Lupin. „Nimm den Namen, der dir als erstes einfällt.“ Gabriel nickte. „Gut dann soll er Minos heißen.“ Das Einhorn riss den Kopf nach oben und wieherte laut auf. Der Name schien ihm zu gefallen. Es warf den Kopf nach hinten und stellte sich auf die Hinterhufe. Gabriel wich schnell einen Schritt zurück aber schon hatte sich das Schwarze Einhorn umgedreht und galoppierte zurück in den verbotenen Wald. „Hab ich etwas falsch gemacht?“, fragte Gabriel Lupin verunsichert und starrte noch immer in die Richtung, in der das Einhorn verschwunden war. „Nein, du hast alles richtig gemacht.“, sagte Lupin und lächelte. „Aber nun muss ich dich wirklich dringend bitten, dass du dich wieder in den Schlafsaal begibst. Sonst werde ich leider dazu gezwungen sein, dies dem Schulleiter zu melden. Und dies hätte keine guten Folgen für dich.“ Gabriel schluckte leise. Nein, dies war nun echt nicht in seinem Sinn. Gabriel schluckte: „Nun gut, dann werde ich zurück gehen.“, sagte er.“ Gut, dann geh aber am besten den selben Weg zurück, den du her gekommen bist.“, Sagte Lupin. „Eigentlich hätte ich dich für diesen Ausbruch schon bestrafen müssen. Aber zu deinem Glück bin ich heute blind.“ Professor Lupin machte sich auf den Weg zurück und Gabriel hastete zurück zum Fenster. Als er wieder im Bett lag, konnte Gabriel aber noch lange nicht einschlafen. Zu sehr wirbelten die vergangenen Ereignisse noch in seinem Kopf herum. Warum hatte Lupin ihn gedeckt? Wieso war das Schwarze Einhorn an ihm interessiert? Weil er, Gabriel, ein Halbdementor war? Und warum war er ein Halbdementor? Wie konnte das geschehen? Diese Frage wirbelte schon lange in seinem Schädel herum. Seit sein Vater ihm beim ersten Treffen gesagt hatte, das er ein Halbdementor sei. Aber eine wirkliche Antwort fand er auf keine dieser Fragen. Und irgendwann schlief er dann endlich ein. Am nächsten Tag im Ravenclawschlafraum der Mädchen, streckte sich Luna gemütlich in ihrem Himmelbett. Sonntagmorgen. Sie liebte diese Sonntagmorgen. Alles war einfach ruhiger als sonst und die Mitmenschen hatten viel Zeit für alles Mögliche. Sogar die Geisterwelt entspannte merklich. Schon wieder lag ein Geistertierchen auf ihrem Bett. Diesmal war es ein Schnurriburrie. „Morgen“, grüßte Luna das Schnurriburrie. Es räkelte sich glücklich und rollte sich auf den Rücken. Geistesabwesend streichelte Luna das Wesen und rieb sich mit der anderen Hand den Schlaf aus den Augen. „Du musst mir helfen“, piepste plötzlich das kleine, leicht katzenartige Wesen auf ihrer Decke. „Was ist denn los?“, fragte Luna besorgt, denn das kleine Kerlchen hatte dicke Tränen in seinen Augen stehen. „Es geht um meinen Bruder“ Das Schnurriburrie schluchzte lauter. „Er ist verschwunden!“ Die Tränen tropften auf Lunas Decke. „Aber warum gehst du dann nicht los und suchst ihn?“, fragte sie. „Ich traue mich nicht“ Das Schnurriburrie zitterte. „Was wenn er tot ist und sein Mörder ist immer noch in der Nähe?“ Luna seufzte leise. „Na gut, ich helfe dir.“, sagte sie und achtete nicht auf ihren Magen der angefangen hatte zu knurren, als hätte er gehört dass das Frühstück nun ausfallen würde. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und schlüpfte in ihren Umhang. „Du kannst auf meiner Schulter sitzen“, sagte sie zum Schnurriburrie, das sofort auf diese Sprang und sich neben ihrem Ohr zusammenrollte. Wenig später war Luna draußen auf dem Schulgelände und sah sich um. Der Morgennebel lag noch über dem Schloss und dessen Grundstück. „Und wo soll ich jetzt suchen gehen?“, fragte sie das Schnurriburrie. „Also...“, quiekte das Kleine „..er geht meist gern auf Bäume oder läuft zwischen ihnen herum.“ „Nun gut, dann lass uns zwischen den Bäumen nachsehen“, sagte Luna und ging los. Die beiden suchten lange. Gut anderthalb Stunden. Aber von dem Bruder des kleinen Schnurriburrie war immer noch kein Lebenszeichen zu sehen. „Kann es nicht sein, dass er im verbotenen Wald ist?“, fragte Luna. Doch das Schnurriburrie schüttelte energisch mit dem Kopf. „Selbst für unsereins ist der Wald zu gefährlich und mein Bruder ist ein Hasenfuß! Er würde es niemals wagen in den verbotenen Wald zu gehen, glaub mir.“ „Aber wo...“ Luna stockte der Atem. Mitten im Gras, einige Schritte von den Bäumen entfernt, lag ein kleines pelziges Wesen. „NEEEEEEIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNN!!!!!!!!!!!“ Das Schnurriburrie war Lunas Blick gefolgt. Ehe Luna was sagen konnte, war es von ihrer Schulter gesprungen und rannte auf die Gestalt im Gras zu. Luna lief hinter ihm her und bald stand sie vor dem Schnurriburrie, da seinen Bruder fest umklammert hielt. Er weinte bitterlich. Auch Luna kamen die Tränen hoch. Sie waren zu spät gekommen! Der Bruder war tot. Der Leichnam sah schrecklich aus. Seine Knopfaugen starrten leer gen Himmel und aus dem Mund und der Nase tropfte Blut. Aber das schlimmste war sein Bauch. Dort klaffte eine gewaltige Wunde. Luna konnte das vom Blut besprenkelte Gras durch die Wunde erkennen. Etwas hatte den Bruder regelrecht durchbohrt. „Wer konnte so etwas machen?“, flüsterte Luna fassungslos. Sie musste sich setzen. Sonst wäre sie wohl hingefallen. Ihre Beine zitterten schlimm und ein starkes Brennen in ihrer Speiseröhre machte ihr klar, dass ihre Magensäfte sich fast nach oben aufgemacht hatten. Noch immer war das herzzerreißende Schluchzen des lebenden Schnurriburrie zu hören. Noch immer hielt er seinen Bruder fest umklammert. „Wer kann einem Geisterwesen solche Wunden zufügen?“, fragte sich Luna. „Weißt du, wer deinem Bruder dies angetan haben könnte?“, fragte sie behutsam. Das Schnurriburrie schüttelte nur den Kopf. „Obwohl...“, schniefte es. „Es... es...“ Wieder verstummte es und Luna konnte deutlich hören wie es Luft in seinen Körper sog und sich bemühte zu sammeln. „Die Wunde sieht danach aus, als ob ein langer Gegenstand durch ihn gejagt wurde...“ Wieder heulte es auf. Luna wartete geduldig, bis es sich wieder gesammelt hatte. „Aber mir fällt jetzt kein Geisterwesen ein, das solch eine Waffe besitzt, um solche Wunden zu schlagen. Aber manche stofflichen Wesen können uns ebenfalls verletzen. Eins von denen sind Einhörner. Aber diese sind meist liebevoll.“ Luna stand ruckartig auf. Weiter hinten hatte sie doch Hufspuren gesehen. Nur hatte sie nicht so darauf geachtet aber jetzt? Schnell hatte sie die Stelle wieder gefunden. Tatsächlich, es waren Hufspuren. Und eine dicke rote Stelle im Gras. „Hey, was machst du`n hier am Rand zum verbotenen Wald?“, donnerte eine tiefe Stimme. Luna zuckte zusammen. Ein großer Mann mit Fellen bekleidet lief zu ihr rüber. Luna hatte noch nie groß mit ihm geredet. Aber sie wusste, dass es der Wildhüter Hagrid war. „Ich hab hier Hufspuren gefunden“, sagte Luna nur, als Hagrid bei ihr angekommen war. „Und diese Blutspuren...“ Sie deutete auf die Blutflecken. Hagrid schnaufte unwirsch. „Ich sehe hier keine Blutflecken!“ Luna biss sich auf die Lippen. Es war ja Geisterblut was hier lag und so konnte wohl auch der Wildhüter diese nicht sehen. „Sind Einhörner manchmal aggressiv, dass sie sogar töten?“, fragte Luna Hagrid. Hagrid riss die Augen auf. „Einhörner sind reine Geschöpfe, die nicht töten können!“, donnerte er. „Die einzigen Einhörner, die es können sind Schwarze Einhörner aber bis auf gestern...!“ Er schlug sich die Hand vor den Mund. „Los mach dass du rein kommst!“, sagte er verlegen er. „Wenn du Glück hast, bekommst du sogar noch etwas vom Mittagessen ab!“ Hagrid schmunzelte. „Am besten du kommst mit mir, ich habe auch Hunger, wenn ich’s mir so recht überleg.“ So konnte Luna nicht anders als mit zukommen. Aber Hagrids letzte Worte konnte sie nicht aus ihrem Kopf verbannen: Das Schwarze Einhorn. Es war gestern eins hier gesichtet worden. Also war der Mörder des Schnurriburrie wohl ein Schwarzes Einhorn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)