Gute Gedichte von Cibo ================================================================================ Auferstehung ------------ Alles ist Tod und Auferstehung. Verbrennen- Abschütteln der Asche. Der Kreislauf ist Wirbel, Zieht mit bunten Farben Hinein ins Gewühl. Und dann- Auferstehung. Staub ist Form. Wir schreiben auf Sand Herrliche, gleißende Verse. Ja- Wir sind Götter Im Augenblick, Danach Gehört uns die Ewigkeit, Den glühenden Kometen. Stadt- Land- Fluss ------------------ Ein bleiernes Gestirn ruht schwer auf unsren brachen Dächern, zerfurcht prangt alter Ackerboden in einen Himmel ohne Gott, das Bellen eines Hundes zerspringt an einer Mauer blechern, man wünscht sich her, man wünscht sich fort. In einer namenslosen Straße hat man einst den Tag begraben, da kämpft ein Schatten lange schon mit dem Begleiter, und auf den besten Plätzen schauen dicht an dicht die Raben, sie schütteln, beißen und es geht nicht weiter. Im Morgengraun entsteigt dem trüben Strom ein saurer Dampf, schwemmt aus den Gassen alten Unrat für den neuen Dreck, Vergessen zittert in der rohen Luft, es schellt zum Kampf und irgendwo verliert sich fern der Weg. Man legt sich nieder, es kommen bessre Zeiten, steht auf und wieder stöhnt die Welt nur Leiden, von diesen Händen fällt nichts Gutes ab. Und wenn der Blick nach hinten fällt zerbricht er an dem Los der Welt und krümmt sich still im Schoß der Stadt. Das Versprechen --------------- Das Versäumnis der ersten Stunden Erfüllte die Luft mit den trägen Schwingen bunter Vögel Gab dem Tau die bittersüße Schwere goldenen Honigs Und das Licht der Bäume Brach sich im verlorenen Glanz meiner Augen O Säumtest du nicht Geliebter Denn wisse Die Liebe begleitet der Wind Ständig bereit zu stürmen Unglück ------- scharren mit den Füßen wie ein wundes Tier der Himmel leckt es dämmert – Unglück bricht herein wie Schatten in einen langen Tag binde deine Schuhe von oben bis unten ansehnlich schnür den Hals zu – Unglück nicht vorhergesagt aber unbekannt verzogen ist keine Ausrede wir vergraben heute noch aus den Augen aus dem Sinn bleibt gelogen – Unglück braucht seine Zeit schneller als man denkt keinem Vergeltung jedem sein Päckchen Särge für alle genug tapfer im Leben das Ende verrät nicht den Anfang und der Schluss nicht den Rest verheißung ---------- die verheißung eines blick winkels über den rand der ebene hinaus erfüllte mich mit dem schwärmerischen gedanken jenseits der grenze seien nicht erneute gitter stäbe durch den horizont gezogen als sich mir offenbarte was die zeichen gesetzt hatten zersprang auf dem boden der tat sachen die illusion meiner einbildung gleich einer feder im vertrauen auf hoffnung gefangen hob ich an die stimme den lippen entgegen stumm blieb in den sand zurückgelegt das werk zeug meiner trockenen kehle nie mehr gerührt zu werden Der Hexenkreis -------------- Zeig dich, alter Geist, steig aus den Nebelgräbern, wen der Windhund beißt, soll noch der Henker rädern. Zünd im Moor die Lichter an, tanzend raunt die Wasserschlange, wer Geister nicht erkennen kann, dem werd angst und bange. Dreht euch in dem Hexenkreise, ich beschwör die Geister leise und die Nacht weicht nimmermehr. Donnernd sprengt das Meer die Klippen, die Wogen schlucken Mann und Schiff, die Meerjungfrau küsst blaue Lippen, das Boot zerschellt am Felsenriff. Blase, oh, du Herr der Winde, unsre Flüche übers Meer, trage unsre bösen Wünsche zu dem mächtgen Schattenheer. Dreht euch in dem Hexenkreise, ich beschwör die Geister leise und die Nacht weicht nimmermehr. Der Werwolf schleicht auf leisen Pfoten, im Mondlicht schwirren weiße Pferde, steiget aus der Gruft, ihr Toten, erhebt euch aus dem Staub der Erde. Rüstet euch zum Kampf, ihr Schatten, seid nicht länger Schein des Seins, Sklaven, greifet zu den Waffen, jeder einzeln, alle eins. Dreht euch in dem Hexenkreise, ich beschwör die Geister leise und die Nacht weicht nimmermehr. Es fällt das Tor zur Finsternis, die Hölle öffnet ihre Pforten, im Universum klafft ein Riss, Flammen schlagen allerorten. Lodernd geht der Kreis zu Grunde, heute schlägt die letzte Stunde und die Nacht wird wüst und leer. An dich ------- Du bist die Bürde meiner Tage. Ich schwanke. Kein Halt. Du bist die Bürde die ich trage. Du bist ein Sommergewitter. Bringst den köstlichen Regen. Zerschlägst mir das Dach. Du bist der vor dem ich zitter. Du bist eine Schlange. Du würgst mich nach deiner Natur. Ich sterbe schon lange. Sternenfänger ------------- Schön hätte es sein können gewiss Hast du nicht manches Mal mit Blick zu den Sternen deine Hoffnung in den Himmel geschleudert den stummen Boten des Lichts entgegen die deine Botschaft käme sie jemals an allenfalls mit erlöschenden Armen empfangen können aber doch zuversichtlich dass sie sich nicht im unendlichen Schwarz des Alles verlöre Welche Ansprüche machst du hier geltend gut haben wir geträumt Sternenfänger jetzt lacht man über uns und vertreibt uns aus dem Paradies das nie unseres war The Importance of Punctuality ----------------------------- my glorious principle my impulse my substitute for warmth is punctuality i'm the glorious society your heartbeat your summary of substitutes you shall not be late happily looking forward to expecting you now Der Strand ---------- was brachte mich an diesen bracken Strand wo ich zwischen toten Fischen liege um deren Augen Fliegen krabbeln versuche nicht die feuchte Luft zu atmen die schon schwer vom modrigen Geruch alter Planken und verlassner Netze hängt nicht Goldstaub find ich hier es ist mehr Mörtel und Zement worauf ich meine Füße setze Glasscherben zerschneiden mir die Sohlen dass in die offnen Wunden der trübe Saft von altem Seetang fließt nicht einmal der Himmel hat ein schönes Grau geschweige denn das Meer wild und tobend wehrt es allem Leben und spült nur tote Dinge an das Land so kam auch ich hier an vielleicht das Lebloseste von allen Der Fluss --------- ein seltsamer Fluss bricht über mich herein im Rauschen des Wassers zerfließen die Stunden glückliche Zeiten was bedeuten die Tage mir bin ich doch längst wie Treibholz etwas zieht mich nach unten an der Oberfläche bricht sich das Licht welch Schauspiel wo führt der Weg hin wenn es Abend wird Indien ------ In Wolken giftigen Glitzerstaubs Indien stehen gebadet deine Füße in deinem Bauch verschlungen Menschenknäuel dein Herzschlag mit nervösem Puls umfließt die Asche deiner Kinder Blumenkränze aus Gold und Plastik umrahmen deine bebende Gestalt Indien unter deinem Duft aus Gewürzen und Verwesung breitet sich aus Götterlandschaft zwischen den Müllbergen Models ------ der teure Pelz die zarte Seide der edle Kaschmir umwogen harte Schultern und sehnige Knöchel dabei die Münder leicht gespreizt den Blick schnurstracks ins Leere niemand hungert schöner die Ohren blähen sich im Fön Geburt ------ vielleicht hätten wir uns vor unserer Geburt anders entscheiden sollen wir wissen doch nicht einmal werden wir gebraucht wer hält uns werden wir fallen in Licht und Luft die Schritte zurück sind einsam warum wissen wir nicht was damals geschah war denn nicht Leben in uns es hätte auch ganz anders enden können besser noch oder böser die Waage ohne Seiten wer misst uns darin wer hält uns wenn wir fallen zu Asche silber trifft gold ------------------ goldene ödnis was immer du gibst stößt auf offene arme die weite des alls erstreckt sich aus silber was immer du nimmst lass uns nicht reden davon im meer aus silber in der wüste aus gold ein ertrunkener ein einsamer rufer silber trifft gold Heile Welt ---------- da gab es eine Zeit- horch- sie klopft an die Tür schau nur Lichtstrahl abgeweidete Auen verbrannte Wiesen im Sonnenschein glückliche Kühe sterben schöner glückliche Menschen können öfter und immer wenn sie wollen raus in die freie Natur dort finden sie wenn sie die Augen öffnen manch Unterpfand Gottes und wenn sie Steine werfen treffen sie vielleicht einen Bären oder nur einen Baum doch auch das ist Anlass zum Jubel schwarz-rot-gold wir werden Weltmeister im Wandern das können wir gut zurück vom letzten Einkauf Mami hat schwer zu tragen aber wer könnte es uns verdenken mitgebracht hat sie das Glück von der Straße im Regal platziert direkt neben dem Sonderangebot stehen Ausländer und winken unter der Hand sind sie billig und brauchbar hab ich gehört für uns gilt Blumen pflücken Kränze flechten auf zum Weitwurf weil man nimmt uns die Arbeit weg aber nicht den Wald Der Richter ----------- Vielleicht hätte aus dir etwas Großes werden können, wenn der Verlauf der Sterne doch anders, der Wink des Schicksals doch eindeutiger... - doch das ist mühsam. Was du verloren hast, verlorst du. Was du fallen ließest, fiel. Letztlich klagt die Welt um dich nicht mehr als um verwehtes Laub, Fußspuren im Sand, springende Steine im Kiesbett. Anklagen mag sie dich und in den Spiegel schaust du nicht mehr, den Richter fürchtend. Aufstieg der Menschheit ----------------------- Im strahlendsten Sonnenaufgang sank Düsternis herab. Ich schaute auf den Strang und blickte in mein Grab. Tausend alte Geister krochen aus den Mauern in die Stirn. Die Fäulnis brannte in den Knochen und fraß in meinem Hirn. Vergeltung, Sünde, Rache, Mord brachten mich an diesen Ort, draußen warten Henker, dass mich auf meine letzten Tage, einmal doch die Reue plage, allein ich konnt es nicht. Die Dünen --------- nun also mein Leben ausgelöscht und auf verbrannte Erde geworfen alles was ich spüre ist der graue Himmel über meinen hohlen Augen der langsame Verfall meiner starren Glieder und endlich das Ende des freien Falls Regen fließt über mich wäscht Staub und Moder fort übergegangen in den Kreislauf der Flüsse steige ich empor nur um wieder zu fallen damit die Wüste weine um ihre lieb gewonnene Tochter Nichts zu bereuen ----------------- Nichts zu bereuen ist vielleicht eine Gabe die wir hätten lernen können hätten wir uns nur mehr angepasst an Licht Luft Meer Erde Dunkelheit es wäre nützlich gewesen wir hätten gute Lehrmeister Fische Vögel Insekten Kinder die Welt ist voll mit Gutem so sagten wir uns und hätten wir je bereut nichts zu bereuen würden wir glücklicher sein im Tod? mein Weg deine Brücken (Spottgedicht) ------------------------------------- der blutrote Vogel weist mir den Weg über deine Brücken die ich abzureißen schon lange gewillt bin. reichlich verschämt lugen mir die Steine entgegen zwischen Moos gestopften Ritzen lebt bereits der Salamander. packen wir es an und lassen die Frösche ihr Werk tun denn auf deinem werden sie sich nicht sonnen. Ikarus & Dädalus ---------------- Ikarus Ich habe meine Flügel verloren Als ich nach dem Licht strebte Im Augenblick des höchsten Triumphs Begann der tiefe Fall Ach Der Aufprall wurde mir schwer Weine nicht um mich Geliebter Vater Deine Tränen füllen nur das Meer In dem ich versinke Dädalus nur ein irrer greis einsam am strand den toten sohn suchend brüllt mit steinen wirft den namen ins meer Weltschmerz ----------- Ich langweile mich selbst zu Tode, die Welt hält nichts mehr bereit für mich, keine Liebe, keine Mode und nicht einmal ein neues Gedicht. Die Augen halb geschlossen und zum Sterben bereit, stehn keine Wege offen, geronnen ist die Zeit. Wo bleiben nur all die Gelüste, mir doch fest versprochen, die schönsten Himmelsdüfte stinken wie erbrochen. Wohin führt mich die Straße, die ich nicht selbst gewählt, wie sollte ich erreichen, dass mich kein Sorge quält? Eure Weisheit schlägt mich nieder, die ich nie besaß, warum blüht der Flieder, wenn sterben muss das Gras? Zermalmt endlich die Wonne, zertrümmert sei das Glück, pechschwarz scheint die Sonne und Liebe wird zerdrückt. Hörtet ihr die Kunde vom Untergang der Welt, es klingt aus aller Munde: Die Reiter sind bestellt. Heut pochen die Wolken ans Firmament, die Nacht glüht scharlachrot, das letzte große Feuer brennt- na, und morgen sind wir dann tot. Anmerkung: Ja, ja, damals, die Pubertät eben... Emo pur! *schauder* Aber immer noch nett gereimt. Getrennt -------- von hinten schleicht sich an Einsamkeit legt sich über mich wie ein graues Tuch das Leben wird zur Teigtasche gefüllt mit einem Häufchen Elend warum vermisse ich dich weniger seit du fort bist unter Mamas Rockzipfel hängt es sich bequemer auf eigenen Füßen schwanken ist immer noch besser als zuschaufeln lassen in der allergrößten Not habe ich vergessen wie mein Gott heißt dumm nur die Axt allein im Walde ist besser als die Taube auf dem Zimmermann Neujahr ------- Tote Köpfe plappern unendlich leere Blasen in die Luft Die aufgetürmten Flaschen sprechen eine deutlichere Sprache Und als fader Rauch ziehn schwankende Gestalten durch die Flure Beim Frust schlucken brechen sie das Elend auf den teuren Teppich - das Endstadium erst erreicht dann überwunden das Alte muss raus - Warum nicht von neuem glauben niemand hindert euch Am nächsten Tag werdet ihr in Selbstmitleid und Aspirin ersaufen Und eure guten Vorsätze düngen allenfalls die Topfpflanzen Nur zum Vergleich: Dieses Gedicht ist eine Bearbeitung des mittelmäßigen (wenn auch nicht völlig misslungenen) "Sylvester" aus dem Jahre 1999(!) und wurde tatsächlich während einer Sylvesterparty auf die einzige unbedruckte Seite eines Reclamheftes (ne, echt jetzt) geschrieben... Tote Köpfe plappern unendlich leere Blasen in die Luft Aber die Flaschen sprechen eine deutlichere Sprache die Asche in den Bechern Den Frust schlucken das Elend brechen wie Beziehungen Wie es halt so ist und gut ist und lustig und fröhlich und was weiß wer Das Alte muss raus Das Endstadium erst erreicht dann überwunden Ein Kreis alles schließt sich es geht weiter aber nicht voran Aber dafür dürft ihr glauben niemand hindert euch Am Ende doch nur Seifenblasen und Luftschlösser und vom Winde verweht Wir alle haben Träume An einen Schüler ---------------- Sei freundlich zu den Speichelleckern, die dir zarte Träume weben, solang du noch auf ihren Rücken, zu deinen Wünschen mögest schweben. Ablasshändler vor den Toren buhlen um dein Seelenheil, schütteln ihre Leierkästen, bringen Affen Tänze bei. Dralle Dirnen weben Kränze, setzen Blumen auf dein Haupt, krönen dich mit goldnem Glitter, der nach allen Seiten staubt. Flache Schalen voller Früchte aus Kakao und Marzipan bringen dir zwei blasse Knaben, streun Fingerhut und Enzian. Wisse drum, dass man beizeiten den schlechten Meister vom gescheiten entlarven mag und sinnvoll scheiden an der Freundlichkeit der Welt. kopfspiel --------- schweig ich dann schweb ich in anderen sphärn was draußen die welt will ich muss es nicht hörn ich weiß nur da drinnen gehörst du nur mir es gibt nichts zu fürchten weil ich nichts verlier und was ich erträume ich weiß wird nie wahr und bald hört es auf und mein kopf wird so klar dann wird mir bewusst die verschwendete zeit doch kanns mich nicht reuen und bin gleich bereit schon wieder zu träumen vom liebsten so fern - was draußen die welt will ich muss es nicht hörn Kopfspiel für Zocker Spiel ich, dann schweb ich in anderen Sphärn, was draußen die Welt will, ich muss es nicht hörn. Und wird mir bewusst die verschwendete Zeit, kann’s mich nicht reuen, und bin gleich bereit schon wieder zu zocken ich tu’s halt so gern - was draußen die Welt will, es soll mich nicht störn. Bilanz ------ Ich ernähre mich von poliertem Reis und Unschuld in meinem Schoß das Geschwür vergangner Tage aufgegangen wie ein Stern Mir steht schon Schaum vorm Mund von all den Lügen die einstmals sichre Zukunft scheint mir in ihrer Unerträglichkeit vertraut So frage ich wo ist der Ritter wo die Dornenkrone schwenkt man die Geißel denn noch nicht genug bin ich die auf Rosen einst gebettet lag nicht längst verlorn im Dickicht meiner Wünsche abschied, kurz -------------- ich habe nichts mehr zu sagen seit langem schon und doch ich danke euch aus irgendeinem herzen warum habt ihr jemals zugehört auch nach der stille Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)