Lil' Tomb Raider II - MSI von HasiAnn ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein paar Worte vorn weg: Das ist eigentlich ein Crossover von „Danny Phantom“ und „Tomb Raider“ und der zweite Teil einer anderen Geschichte, die ich geschrieben habe „Lil Tomb Raider“. Also, nich' wundern, wenn es nicht gleich mit Danny Phantom los geht. Wer wissen will, wer Mel Sefim ist und was sie mit Lara Croft zu tun hat, muss den ersten Teil zu „Lil Tomb Raider“ lesen. Wer dies schon getan hat, wird bei dieser Story merken, dass das hier keine wirkliche DP-FF ist, sondern nur der Aufhänger, um „Lil Tomb Raider“ fortzusetzen. Es geht natürlich ausschließlich und die ganze Zeit nur um Danny und Vlad, versprochen. Ich benutze in dieser FF die Firma MSI, also Mastersoft Industries. Das soll aber keine Anspielung auf das echte Mastersoft sein, das irgendwann in einer Folge von DP auftaucht. Ich kenne diese Folge selbst noch nicht, ich habe lediglich mal über sie gelesen und habe diese Idee als Inspiration verwendet, um MSI zu schaffen. Also, wer denkt, dass er durch diese FF wertvolle Insiderinfos über Mastersoft und Vladimir bekommt oder meint, ich würde ihm die Folge aus DP vor weg nehmen und damit die Spannung verderben, der ist auf dem Holzweg. Ich habe keine Ahnung, was Mastersoft ist, noch, was es mit Vlad auf sich hat. Was ich in diese FF geschrieben habe, habe ich mir alles selbst aus den Finger gesogen. Und noch ein Wort zum Epilog. Zu meinem Bild „MSI“, was ich auf Mexx ausgestellt habe, habe ich auch eine kleine FF geschrieben und der Epilog ist diese FF. Die, die sie schon gelesen haben, werden merken, dass ich einige Stellen darin geändert habe. So steht zum Beispiel Danny nicht mehr mit Sam in Kontakt, sondern mit Mel und Vlad stirbt am Ende auch nicht mehr (fand ich auch 'n bisschen gemein von mir. So'n schlechter Mensch ist Vlad nun auch wieder nicht). Als dann, viel Spaß beim lesen und spart nicht an Kritik. =:) Amazonas-Dschungel - Irgendwo „Also, ich weiß ja nicht, ob du dich daran erinnern kannst, aber wenn du mal deine Birne ein wenig anstrengst, wirst du sicher einen winzigen Platz darin finden, an dem gespeichert war, DASS DU ZU TUN HAST WAS ICH DIR SAGE OHNE DICH ALLE PAAR SEKUNDEN ZU BESCHWEREN!!!!“ Ein paar Vögel flatterten auf, sowie sie sich vor der lauten Stimme einer jungen Frau erschreckten, die lange in den Bäumen des tropischen Regenwaldes widerhallte. „Mag ja sein, aber du solltest dich doch mittlerweile daran gewöhnt haben, oder nicht?!“ Dieser entnervte Aufschrei galt einem Mädchen, dass neben der jungen Frau lief, eine ziemliche Flappe zog und nicht gerade wie der fröhlichste Sonnenschein durch das Dickicht latschte. „Das einzige, was ich zu haben habe, ist, dass es verdammt heiß ist, verdammt stickig ist, dass mir das Gekreische dieser Vögel auf die Nerven geht, dass ich blaue Flecken an jeder nur erdenklichen Stelle meines Körpers habe, dass mir jeder Knochen weh tut, dass ich mir meinen Arm verrenkt habe, dass der Boden matschig und eklig ist, dass hier 'n Haufen Geviehch rumrennt, welches ich normaler Weise durch eine dicke Glasscheibe eines Terrariums betrachte, dass ich müde und entnervt bin und dass ich langsam keinen Bock mehr habe, hier durch die Pampa zu laufen.“ „Bla bla bla... Ich hab' noch nie in meinem Leben jemanden erlebt, der so extrem viel nörgelt.“, die junge Frau hielt sich genervt die Ohren zu. „Ist das etwa 'n Problem?!?“ „Mel! So dankbar ich dir bin, dass du mir das Leben gerettet hast und so, aber irgendwann ist das Maß voll!! Wir hatten anfangs abgemacht, dass du aufhörst ständig herumzumeckern!“ „Da hatte ich ja auch noch nicht angenommen, dass ich mal durch den dichtesten Dschungel laufen muss, nur um eine blöde, hässliche Statute da raus zu holen.“ „Diese blöde, hässliche Statute ist ein wertvolles Relikt einer untergegangenen Kultur.“ „Ja, herrlich. Und ich durfte mich durch die ganzen Fallen in diesem Tempel schlagen, während du daneben standest und Däumchen gedreht hast.“ „Ich hatte ja nur zufällig mit diesem Tiger zu kämpfen. Entschuldige, dass dir nicht helfen konnte.“ Die zwei Damen stritten sich nun schon seit einiger Zeit. Ihre Mission war zwar längst beendet und das einzige, was sie noch zu tun hatten, war, auf ihre Mitfahrgelegeneheit zu warten. Allerdings war für Mel die Angelegenheit nicht so angenehm, wie sie sich das zuerst gedacht hatte. Ja, sie war nunmehr seit sechs Monaten die Partnerin der wohl größten, noch lebenden Abenteurerin. Wo hätte sie auch hin gehen sollen, nachdem Mel es damals geschafft hatte, Leena Towers zu besiegen und die Welt zu retten? War schon ein starkes Gefühl für das Mädchen, aber danach stand sie eher vor einem finsteren Loch. Ihr Vater war tot und sie war die letzte ihres Clans – dem Sefim-Clan. Sie entschied daher, das Chopin – ihr nunmehr vererbtes Anwesen – zu verlassen, Sack und Pack unter den Arm zu klemmen und zusammen mit Jones bei Lara einzuziehen. Immerhin hatte Laras Anwesen achtunddreißig Zimmer. Es war hart, sich von ihrer Heimat und Schottland zu trennen, aber Mel war der Gedanke nicht geheuer in einem riesigen Anwesen, weit entfernt von der Zivilisation, allein zu leben. Noch dazu waren es die Mauern, in denen ihr Vater getötet wurde. Das war kein Ort mehr für ein siebzehnjähriges Mädchen. Seit dem lebte sie bei Lara. Die junge Frau nahm das Mädchen damals unter ihre Fittiche; glücklicher Weise. Ihr bedeutet das Mädchen viel, auch wenn es nicht gerade ihrem Kaliber entsprach, Kindergärtnerin für ein kleines Mädchen zu spielen. Aber Mel war anders als die anderen Mädchen. So verzogen und verwöhnt sie anfangs war, mauserte sie sich doch zu einer richtigen Kämpferin. Zumindest hatte Lara das gehofft. Wenn sie sich nun ansah, wie diese hart gesottene Kämpferin neben ihr lief und sie permanent zunörgelte, fing sie schon fast an, die Entscheidung zu bereuen, Mel bei sich aufgenommen zu haben. „Willst du jetzt noch den ganzen Weg bis zum Flugzeug meckern?“, fragte Lara, in der Hoffnung auf eine Verneinung. Mel dachte kurz nach. „Hm, nein, ich denke, ich bin fertig...“ Doch prompt in dieser Sekunde schien der Himmel entzwei zu brechen, ein heller Blitz zuckte durch die Baumkronen, es grollte laut und im nächsten Moment prasselten die dicksten Tropfen auf die zwei Ladys herab, die der tropische Regenwald zu bieten hatte. Mel sah Lara nur noch Wut schnaubend an, fletschte die Zähne und meinte zerknirscht: „Es........ regnet........“ London – Laras Anwesen Wieder in London angekommen und völlig fertig von der Reise wollte Mel gleich mit ihrem Gemecker weiter machen, doch nicht mal dazu hatte sie noch die Kraft. Bloß schnell unter die Dusche und eins zwei Hopps ins Bett. Von dieser Fliegerei wird man ja noch bescheuert. Diese Mission war echt die Härte für das Mädchen. Ohne Vorwarnung ein paar Sachen einpacken, den nächsten Flieger nehmen und wie bekloppt durch den dichtesten Dschungel der ITC hetzen, nur um in sämtliche Fallen zu tappen, die Leute aus einer Kultur vor hundert Jahren mal aufgestellt hatten, nur um ihr dämliches Relikt da zu beschützen. Hat ja nix gebracht. Mel und Lara haben diese Statue an sich nehmen können und sind im weitesten Sinne in einem Stück wieder nach London zurück gekehrt. Aber echt – Mel war diese drückende Hitze der Regenwaldes nicht gewöhnt und dieses Gestrüpp auch nicht. Es war unheimlich anstrengend für sie und sie war heilfroh, dass sie das hinter sich hatte. Ihr war schon klar, dass, wenn sie noch länger bei Lara bleibt und sich ihren Missionen anschließt, es nur noch härter werden kann, aber davon lässt sich eine echte schottische Lady nicht klein kriegen. Als es noch darum ging, den letzten Wunsch ihres Vaters zu erfüllen, hatte sie Blut geleckt und wurde süchtig nach Abenteuern. Nichts desto trotz nörgelt sie, wenn ihr etwas nicht passt. Das ist eben Mel. Entweder man nimmt sie mit Nörgelei oder gar nicht. Lara war genauso fertig, aber sie war es noch weit aus mehr gewöhnt, als Mel, die gerade grummelnd die Stufen hinauf stapfte und direkten Kurs auf das Bad nahm. So einen Dschungel-Landgang hatte sie schon mehr als oft hinter sich bringen müssen. Und da sie sowieso als sechszehnjährige ins kalte Wasser geschmissen wurde, war es ihr nie gegönnt, sich irgendwie zu beschweren. Das Überleben stand bei ihr immer an erster Stelle. Naja, eigentlich an zweiter Stelle. Das Abenteuer kann wirklich zu einer Sucht werden oder viel eher zu einer Leidenschaft von der Lara selbst nicht mehr los kam. Vielleicht war genau das der Grund, warum es ihr so schwer viel, einen Mann zu kriegen. Vielleicht lag es aber auch eher daran, dass sie jedem, der sich ihr nähert, lieber ein Loch in den Kopf ballern würde, als mit ihm Kaffee trinken zu gehen. Die wollen doch alle nur das eine: Macht und die Weltherrschaft. Wozu jemandem vertrauen, wenn doch eh alles nur darauf hinausläuft? „Sie sind zurück, Miss Croft?“, wurde Lara von ihrem Butler begrüßt, der gerade aus der Küche trat mit einem Tablett in der Hand, auf dem eine Kanne Tee stand. „Ja, Winson.“ „Waren sie erfolgreich.“ Lara legte ihren Blick schief und lächelte. „Dumm Frage. Natürlich waren sie das.“ Sie nickte, holte die Statue aus ihrem Rucksack und stellte sie auf einen kleinen Tisch. „Schicken sie das doch bitte an das Museum.“, bat Lara ihren Butler und wollte sich schon auf in die Dusche machen, doch Winston hielt sie auf: „Da wartet ein Mann auf sie im Esszimmer.“ „Ein Mann?“, Lara erhob eine Augenbraue. „Sehr wohl. Er kam vor ein paar Stunden hier an und hat nach ihnen gefragt. Ich habe ihm gesagt, dass sie sich noch auf einer Mission befinden und ich nicht weiß, wann man sie zurück erwarten kann. Aber der Mann bestand darauf, hier auf sie zu warten.“ „Wie heißt er?“ „Er hat seinen Namen nicht nennen wollen. Ich denke, er will mit ihnen persönlich reden.“ „Ist gut. Danke, Winston.“ Der alte Butler machte einen Knicks, nahm die Statue, stellte sie auf sein Tablett und verschwand in einem der vielen Zimmer. Lara hingegen drehte sich zur Tür vom Esszimmer. Sie hatte schon wieder dieses grässliche Gefühl im Bauch, voller Misstrauen und dem fast absolut sicheren Wissen, dass gleich irgendwas in die Luft fliegt. Sie hatte dieses Gefühl schon sehr oft gehabt und das hat sich so gut wie immer bewahrheitet. Und nun? Ein Mann, der hier einfach rein spaziert, seinen Namen nicht nennt und verbissen darauf besteht, mit Lara zu reden. Das klang sehr nach machthungrigem Psychopathen. Die Lady war bereit, ihren Hut zu fressen, wenn sie damit richtig lag. Sie öffnete die Tür zum Esszimmer und war fast froh, dass gerade kein Hut zur Hand war. An dem Esstisch saß ein Mann, der ja wohl sowas von in das Psychopathen-Schema passte. Er war etwa Mitte vierzig, hatte weißes Haar, einen Smoking an und einen seltsam verschlagenen Blick, so als wäre es der Typ Mensch, der schwarze Rosen verschenkt. Lara war sofort misstrauisch ihm gegenüber und genauso begrüßte sie ihn auch. „Was wollen sie hier?“, fragte sie schroff. „Wer sind sie?“ Doch der Mann lächelte nur leicht. „Keine Angst. Ich bin nicht hier, um sie umzubringen.“, meinte er kurz. Doch das haben schon so viele Leute zuvor zu Lara gesagt und als nächstes flogen sie durch die geschlossene Fensterscheibe. Die junge Frau sah den Fremden weiterhin ernst an. „Meine Name ist Vladimir Masters.“, er erhob sich von seinem Stuhl, trat näher an Lara heran und verbeugte sich. Nunja, Anstand schien er jedenfalls zu haben. „Freut mich.“, gab Lara trotz allem ernst zurück. „Und wenn sie hier einfach so rein schneien und nicht gehen wollen, werden sie wohl ziemlich genau wissen, wer ich bin.“ „Lady Croft.“, gab Mister Masters bekannt. „Die kühne Grabräuberin, die sich vor nichts fürchtet.“ „Mein Ruf scheint mir immer voraus zu eilen. Wie schmeichelhaft. Was wollen sie?“ „Es gibt da etwas, dass sie mir besorgen müssen.“ „Ich bin ein Tomb Raider. Kein Dienstbote. Ich erledige nicht ihre Einkäufe.“ „Nein, nein, sie verstehen das ganz falsch.“, Mister Masters machte ein unschuldiges Gesicht, holte dann ein Foto aus der Innentasche seiner Jacke und gab es Lara. „Dieser Junge Mann hat etwas in seinem Besitz, was äußerst wertvoll für mich ist.“ Auf dem wackeligen Foto war ein etwa zwanzig Jahre alter Junge zu sehen, mit schwarzen Haaren und blauen Augen. „Seine Name ist Daniel Fenton.“ Lara wusste sich nicht zu helfen, aber dieser Junge kam ihr fast sympathischer vor als Vladimir. „Dann soll ich für sie stehlen?“, fragte Lara weiterhin das Foto ansehend. „Sehen sie, ich bin Leiter von Mastersoft Industries.“ Lara hob ihren Kopf: „Die Firma in den USA, die Multimedia-Software herstellt. Ich kenne Mastersoft. Sie sind also der Leiter.“, jetzt wusste Lara, warum sie so ein misstrauisches Gefühl im Magen hatte. Als die Firma das erste Mal aufkam, tauchte sie wie aus dem Nichts auf und übertrumpfte damals sämtliche Konkurrenz einfach so. Mastersoft steht an der Spitze des Aktienmarktes und der Besitzer soll laut Klatschpresse ein machthungriger, kranker Multimillionär sein, der Freunde benutzt und Feinde vernichtet. Solche Typen machten Lara krank, aber sie wusste auch, dass solche Typen nicht den Hang zur Weltherrschaft hatten. Jemand, der sich die Welt kaufen könnte, ist viel zu sehr damit beschäftigt, sich in seinem Reichtum zu aalen, als Welteroberungspläne zu schmieden. Also sagte Mister Masters wahrscheinlich die Wahrheit. Trotzdem fand Lara ihn gruslig. „Ja, aber nebenbei bin ich sehr an... Geistern interessiert.“ Lara sah auf und musste sich beherrschen nicht loszulachen: „Wie bitte? Geister?“ „Lachen sie nicht. Es gibt genug Beweise für so etwas wie Geisterexistenzen.“ „Ach ja? Nennen sie mir einen.“ „Daniel Fenton!“ „Was? Meinen sie, er ist ein Geist?“ Vladimir sah Lara kurz an. Dann drehte er den Kopf zur Seite und blickte aus dem Fenster: „Nein, er ist natürlich kein Geist. Er ist ein Mensch, genau wie ich. Aber er hat den Beweis in seinem Besitz. Mit ihm könnte ich beweisen, dass sämtliche Theorien über Geister keine Hirngespinnste sind.“ „Dann bedeutet das, dass ich diesen jungen Mann bestehlen soll.“ „Das, was er bei sich hat, gehört mir. Ich habe diesen Beweis gefunden und er hat ihn MIR gestohlen. Ich will ihn lediglich zurück, verstehen sie?“ „Und wer sagt mir, dass das die Wahrheit ist?“ „Würde sich ein Mann meines Kalibers, meines Alters und meiner Reife tatsächlich mit Geistern beschäftigen, wenn er nicht wirklich davon überzeugt wäre, dass es wahr ist?“ „Ist ein Argument.“ „Außerdem würde es sich finanziell für sie lohnen.“ „Jaja, ich verstehe schon.“ „Sie müssen Mister Fenton auch gar nicht bestehlen, wenn ihnen das so zu wider ist. Bringen sie ihn einfach zu mir.“ „Wieso beauftragen sie die Polizei nicht damit?“ „Weil mich die Polizei für ziemlich – wie sagt man doch – bescheuert halten würde, wenn ich sagen würde, jemand hat mir den Beweis für Geister gestohlen.“ „Na schön. Sagen sie einfach, was ich tun soll.“ „Danny Fenton arbeitet in einem kleinen Ort mit Namen Amity Park als Praktikant in einem Forschungslabor der hiesigen Sternwarte. Finden sie ihn und bringen sie ihn zu mir nach Wisconsin, direkt in mein Büro von MSI. Damit wäre ihr Aufgabe erfüllt.“ „Damit eines klar ist. Ich vertraue ihnen nicht, also werde ich so lange bleiben, bis sie ihren Besitz wieder haben und sie den Jungen haben gehen lassen.“ „Ganz wie sie wollen.“ „Gut.“ „Und bevor ich es vergessen.“, Mister Masters griff in die Tasche, die er bei sich trug, holte eine Waffe daraus hervor. Lara zuckte schon mit der Hand nach ihrer eigenen Waffe, doch Masters legte seine auf den Tisch. „Das werden sie brauchen.“ „Was ist das?“ „Diese Schusswaffe nennt sich Ectoblast7. Vertrauen sie mir, sie werden diese Waffe wirklich brauchen. Als dann, ich hoffe auf gute Zusammenarbeit. Falls sie Fragen haben, rufen sie mich an. Gut Tag, Lady Croft.“, Masters gab Lara seine Visitenkarte und verließ dann ohne weitere Worte das Anwesen. Der jungen Frau kam das alles noch etwas seltsam vor. Sie beschloss sich dem Auftrag anzunehmen, aber trotzdem unheimlich auf der Hut zu sein. Sie sah auf die Waffe, die Masters auf dem Tisch hatte liegen lassen. Sie nahm sie in die Hand. War leichter, als Lara es erwartet hatte. Ectoblast7. Von so einer Waffe hatte die sonst so erfahrene Waffenspezialistin noch nie etwas gehört. Er sah ihrer DE ein wenig ähnlich, nur dass er aus Glaskeramik schien und nicht aus Metall. Der Lauf und der Abzug waren in etwa gleich, aber als sie das Magazin aus dem Ectoblast herausholte, war das kein richtiges Magazin mit Kugeln. Es war einfach nur eine kleine Röhre mit einer glühenden, grünen Flüssigkeit darin. Lara fragte sich, was das sollte. Sie lud den Ectoblast, richtete ihn auf diese potthässliche Vase, die sie von Zip zum Geburtstag bekommen hatte und drückte ab. Die Waffe feuerte einen pfeilschnellen, kurzen, leuchtenden Energiestrahl ab, traf die Vase und pulverisierte sie in millionen kleine Stücke. Lara machte große Augen. Mag sein, dass sie die Waffe noch nicht kannte, aber sie schien über enorm große Durchschlagskraft zu verfügen. Wer weiß. Wenn Masters sagt, sie braucht die Waffe, dann wird er sich schon was dabei gedacht haben. Zum Überlegen war jetzt sowieso nicht viel Zeit. Lara stieg die Stufen nach oben in den ersten Stock, betrachtete dabei weiter das Foto von dem Jungen. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass so ein Jüngelchen einen so reichen Mann, der sich jedes nur erdenkliche Wachpersonal leisten kann, bestehlen könnte; und dann auch noch sowas total „sinnvolles“, wie den Beweis für Geister. Lara wusste nicht ganz, was sie davon halten sollte und was genau sie erwarten würde, aber das wusste sie noch nie. Jede ihrer Mission begann mit einem niedlichen kleinen Auftrag und endete irgendwann darin, die Welt zu retten. Die Lady seufzte. Schließlich stand sie vor dem Badezimmer, in dem Mel sich eben noch geduscht hatte. „Bist du noch da drin?!“, fragte sie laut vor der geschlossenen Tür. „Ja!!“, kam es aus dem Badezimmer zurück. „Pack deine Sachen! Wir haben einen neuen Auftrag.“ Die Badezimmertür wurde urplötzlich aufgerissen, in der Tür stand Mel noch klatschnass, ihr Handtuch auf halb acht, wütend und nur mit Mühe noch gefasst zischte sie: „WIE BITTE?!?!“ Lara rollte mit den Augen. „Ich sagte, pack deine Sachen.“ „Aber wir sind doch gerade erst angekommen. Was ist denn mit schlafen und essen?!“, das Mädchen klang mehr als nur verzweifelt zu wissen, dass sie gleich wieder eine anstrengende Mission vor sich hatte. Sie hatte die erste noch nicht mal richtig verdaut. „So ist das nun mal. Zieh dich an. Wir fahren in einer Stunde.“, daraufhin ging Lara den Flur entlang zu ihrem Zimmer. „DAS KANN DOCH NICHT DEIN ERNST SEIN!!!!!“, brüllte Mel den Gang Lara hinterher. Diese blieb daraufhin stehen, ohne sich umzudrehen. „Ja, Miss, ich rede mit ihnen. Wir steckten jetzt ganze zwei Tage ohne Essen und ohne Schlaf am Arsch von Nirgendwo. Vielleicht ist es dir entgangen, aber ich bin ein kleines bisschen müde und hätte wenigstens heute mal 'n Tag frei, zumindest das, was vom Tag noch übrig ist.“, Mel war wirklich mehr als nur entnervt darüber, dass Lara sie schon wieder raus scheuchen wollte. Vielleicht hatten ihre Worte ja wirklich eine kleine Pause bei Lara bewirkt. Doch weit gefehlt. Lara drehte sich nicht einmal um, sondern warf Mel nur über die Schulter: „Entweder, du schließt dich mir an und tust, was ich dir sage oder du verlässt sofort mein Grundstück...“ Mel schwieg. „Pack deine Sachen!“ Mastersoft Industries – Vlads Büro Vladimir Masters war gerade damit beschäftigt, ein paar wichtige Dinge in seinen PC einzutippen und war völlig in seine Arbeit vertieft, als plötzlich seine Bürotür aufgetreten wurde und eine junge Frau mit hochrotem Kopf und einem Zettel in das Büro gestürmt kam. Sie knallte Masters den Zettel auf den Tisch und brüllte: „Zweiundfünfzig siebenundzwanzig!!!!“ Doch Masters sah nur stumm zu der Frau auf. „Wie bitte?“, fragte er ruhig. „Tun sie nicht so, als ob sie mich nicht verstehen würden. Das sind ihre Daten. Zweiundfünfzig siebenundzwanzig! Das ist der Code zur Freigabe des Prototyps. Sie haben ihn benutzt, obwohl sie mir gesagt hatte, dass sie ich ihnen diese Waffe nur aus wissenschaftlichen Gründen bauen sollte und sie erst alle Tests erfolgreich bestehen sollte, bevor sie das Ding einsetzen.“, die junge Frau schnaubte vor Wut. „Miss d'Azur, ich kann verstehen, dass sie aufgebracht sind, aber der Einsatz des Prototyps war nötig.“, antwortete Masters fast gelangweilt. „Wofür, wenn ich fragen darf?“ „Ich glaube kaum, dass sie das etwas angeht.“ „Es geht mich sehr wohl etwas an, schließlich habe ich den Prototyp entworfen und gebaut. Ich habe jede Rechte an ihm und ich entscheide, wer ihn benutzt und wann er ihn benutzt.“ „Nein, jetzt nicht mehr.“, Vladimir erhob sich aus seinem Stuhl, drehte sich um und schaute aus dem großen Fenster seines Büros. „Ich habe alle Rechte an ihrer Erfindung gekauft.“ Die Frau war sichtlich schockiert über das, was sie gerade gehört hatte. „Sie haben was?“ „Sie haben mich schon ganz richtig verstanden.“ „Aber wie können sie die Rechte kaufen? Dafür brauchen sie mein Einverständnis.“ „Tja, Miss d'Azur, man kann alles kaufen, mit genügend Geld. Und da sie die Konstruktionspläne vernichtete haben, ist ihr Arbeit hiermit beendet. Räumen sie ihren Schreibtisch und ihren Laborplatz und verlassen sie umgehend das Gebäude.“ „Was erlauben sie sich?“, brüllte d'Azur und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. „Sie haben mich angeheuert, den Ectoblast zu bauen, dann klauen sie mir das Ding einfach und jetzt wollen sie mich rausschmeißen?“ „Wie ich sehe,...“, Masters drehte sich zu der jungen Frau um und sah sie ernst an. „...sind sie nicht länger dazu bereit zu kooperieren. Meine Herren...“, er sprach die zwei Männer vor der Tür seines Büros an. Doch diese rührten sich nicht. „Meine Herren!“, wiederholte Vladimir Masters daher ein wenig lauter. Noch immer regte sich nichts. Der weißhaarige Mann ballte die Hand zur Faust, eine Ader auf seiner Stirn trat langsam hervor und er brüllte: „EY!!! Ihr Holzköpfe!! Legt endlich diesen verdammten Kubus weg und bewegt eure Wachmännerärsche hierrein.“ Endlich betraten diese das Büro und stellten sich neben d'Azur. Masters fing sich wieder, rückte sein Jackett zurecht und sagte zu ihnen:„Begleitet die Dame nach draußen.“ Die gemeinte Dame wusste schon, dass weiteres Zetern keinen Sinn hatte. Dieser Mann war einfach zu mächtig, als dass sie sich noch gegen seine Frechheit und seine Ungerechtigkeit hätte wehren können. „Schon gut, ich finde selbst nach draußen...“, zischte sie durch die Zähne. Sie griff den Zettel, der noch immer auf Vlads Schreibtisch lag und verließ dann schnaubend das Büro. Noch während sie in der Tür stand, rief sie noch hinter sich: „Sie kriegen ihr verfluchtes Fett auch noch weg, Masters.“ Als die Tür schließlich wieder zu war und auch Vlads Bodyguards wieder vor der Tür auf ihre Posten gingen, meinte Vlad leise: „Ach, gutgläubige Pascal d'Azur. Immer darauf und dran, die Welt zu verändern.“ Mastersoft Industries – Pascal d'Azurs Ex-Laborplatz „Dieser miese, eingebildete, stinkende, hässliche, ignorante, nervtötende, arrogante, widerwärtige.“, fluchte Pascal leise vor sich hin, während sie sämtliche Papiere und Geräte auf ihrem Laborplatz in eine Kiste stopfte. „Ich könnte ihm den Hals umdrehen. Beauftragt mich zu so einem Scheiß, sagt mir nicht, wozu es gut ist und klaut es mir dann auch noch. Warum fällt meiner einer eigentlich immer auf solche Nummern rein? Das ist doch nicht zu fassen.“ Die junge Frau kochte innerlich vor Wut. Ihr war schon ganz schlecht davon. Drei Monate hatte sie sich bei Mastersoft Industries die Hände wund gearbeitet, Tag und Nacht. Der Prototyp war ein voller Erfolg und ihr Honorar war auch nicht von schlechten Eltern. Aber sie dann so einfach vor die Tür zu setzen. Unerhört, sowas. Sie hatte ihr Herzblut in dieses Gerät gesteckt und nun hat Masters sich ihr Werk unter den Nagel gerissen. Sowas verlangt nach Rache. Als sie ihren Kittel auszog, um ihn ebenfalls in die Kiste zu stopfen, fiel plötzlicher der Zettel mit dem Code aus das Tasche. Sie sah nochmal auf den Zettel, in gutem Gewissen, dass der ihr ihre Erfindung auch nicht wieder bringt. Neben den zwei Zahlen standen noch eine Menge anderer Daten darauf, auf die Pascal vorher gar nicht geachtet hatte. Zeit, der ersten Anwendung des Prototyps, Pascals gefälschte Unterschrift, Koordinaten und so weiter. Doch dann fiel Pascals Blick auf eine kleine Zeile. „Zielobjekt: Daniel Fenton.“ Sie hob eine Augenbraue. „Wieso wollte Masters den Prototyp an einem Menschen testen? Er würde ihn doch nur damit töten. Das könnte er auch einfacher haben.“, sie überlegte. Doch dann beschloss sie kurzer Hand, dass, wenn sie nicht mehr für Vlad arbeitete, es ihn auch nichts anging, was sie mit ihrem Wissen anfängt. „Wer nicht fragt, bleibt dumm. Ich denke, ich werde mal versuchen, herauszufinden, wer dieser Daniel Fenton ist.“ Amity Park – Stadtrand Mel war noch immer stinksauer auf Lara. Ihr war schon klar, dass es vor sechs Monaten ihre eigene Entscheidung war, sich der Abenteurerin anzuschließen und sowas wie ein ebenbürtiger Partner zu werden, aber da war sich Mel noch nicht im Klaren darüber, dass sie ständig unter Spannung zu stehen hat. Sowas tut man einem achtzehnjährigen Mädchen nicht an. Das war unfair. Doch da sie auf dem Flug nach Amerika ein bisschen Schlaf kriegen konnte, war sie nicht mehr ganz so auf hundertachtzig. ... Vielleicht auf hundertfünfundsiebzig oder -vierundsiebzig. „Was ist das denn für 'n Kaff? Sieht aus, wie 'n zänkisches Bergdörfchen.“, meinte Mel mürrisch. „Das ist Amity Park.“, sagte Lara kurz. Die zwei Ladys standen am Rand einer kleinen, süßen Stadt mit vielen süßen Familienhäuschen und Parkanlagen. „Und was genau wollen wir hier?“ „Da du vorhin im Flugzeug so nett vor dich hingeratzt hast...“, Lara holte das Foto aus ihrem Rucksack. „Wir haben von jemandem den Auftrag bekommen, diesen Jungen zu ihm zu bringen.“, sie reichte Mel das Foto. „Das ist alles?!?“, das Mädchen war fast wieder auf hundertachtzig, weil Lara es doch tatsächlich gewagt hatte, sie wegen so einer lausigen Mission aus den Federn zu zerren. „Von wem kam denn der Auftrag.“ „Von Vladimir Masters.“ „Vladimir?! Oje, klingt wie 'n blutsaugender Vampir.“ „Er gab mir den Auftrag, diesem Jungen da, Daniel Fenton, etwas zu stehlen, was eigentlich ihm gehört. Da ich aber prinzipiell gegen das Bestehlen von kleinen Jungs bin, so lange ich keinen echt Anhaltspunkt darauf habe, dass dahinter ein sicheres Verbrechen steckt, soll ich den Jungen einfach nur zu Masters bringen.“ „Das is ja 'ne selten dämliche Aktion. Warum macht er das denn nicht selbst? Hat wohl die Hosen voll.“ „Mel, bitte.“, Lara wollte das Foto wieder in ihren Rucksack packen, doch da entdeckt Mel den Ectoblast7 in ihrem Rucksack. „Was ist denn das für ein Ding? Das hab' ich ja noch nie in deinem Waffenschrank gesehen.“ „Das ist...“, Lara wollte schon ansetzen zu erklären, woher sie die Waffe hatte, bis ihr auffiel: „Moment, was hast du an meinem Waffenschrank zu suchen? Ich dachte, der sei für deine kleinen Händchen tabu.“ „Und wer war es, der mir beibrachte, Schlösser zu knacken?“, Mel verschränkte die Arme. „Sei's drum. Das Ding ist der Ectoblast7. Du kannst ihn gar nicht kennen, weil ich ihn vorher auch nicht kannte. Masters hat ihn mir gegeben. Er meinte, ich würde ihn brauchen, wenn ich Fenton kriegen will.“ „Dann scheint dieser Daniel wohl doch nicht so ohne zu sein.“ „Wahrscheinlich nicht.“ „Und was machen wir jetzt?“ „Masters hat gesagt, Fenton mache momentan ein Praktikum in der Sternwarte.“ „Dann sehen wir uns dort am besten um.“ Amity Park – Sternwarte Die zwei Ladys waren kurzer Hand in das alte Gebäude der Sternwarte eingebrochen. Das Schloss geknackt, die Hintertür aufgestemmt und fröhlich reinspaziert. Niemand hatte sie bemerkt. Das war ja auch ihr Job, so leise und unbemerkt wie möglich zu sein. Am Vordereingang wären sie mit Sicherheit nicht reingekommen. Es war zwar eine alte Sternwarte in einer winzigen Stadt und trotzdem stand ein großer Schrank von Wachmann vor der Eingangstür und überprüfte akribisch jeden Zugangsausweis. Aus dem Grund sind Lara und Mel hinten rum in das Gebäude gehuscht und befanden sich nun in einem Gang. Links und rechts waren kleine Lagerräume, mit Kisten und Geräten darin. Es war nicht viel los. Die beiden schlichen die Gänge entlang. Es gab nur ein paar wenige Situationen, in denen sie sich mal verstecken mussten. Dieser Schrank an der Eingangstür war offensichtlich das einzige an Sicherheit, was diese Einrichtung zu bieten hatte. „Jetzt sind wir hier, aber keine Spur von Fenton.“, flüsterte Lara. „Das ist mir auch schon aufgefallen. Mir geht dieses Versteckspiel langsam auf die Nerven.“ „Du musst Geduld haben. Einen Fisch kann man auch nicht bequatschen einfach an die Angel zu springen.“ „Das musst du gerade sagen.“, doch sofort erblickten Mels Augen einen schwarzhaarigen Jungen in einem weißen Kittel. Er trug einen Stapel Papier den Gang entlang. „Da ist er. Auf zehn Uhr.“ Lara entdeckte ihn nun auch. „Gut, geh du nun zurück.“ „Wie bitte?! Wollen wir ihn denn nicht zusammen aufmischen?“ „Masters hat mir nicht umsonst den Ectoblast gegeben. Ich bin allein viel effektiver. Du würdest dich wahrscheinlich nur unnötig in Gefahr begeben oder mir im Weg stehen. Also geh zum Ausgang und warte draußen auf mich.“, Lara kramte den Ectoblast aus ihrem Rucksack. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du erlebst hier die Action, während ich draußen sitzen und vor mich hinfaulen darf?“ „Ich hatte gesagt, tu', was ich dir sage.“ „Na, herzlichen Dank. Jetzt bin ich auf einmal nur noch das dumme kleine Anhängsel.“ „Ich habe keine Lust mit dir zu diskutieren.“, Lara wurde böse und sah Mel kurz ernst an. Als sie ihren Kopf wieder zu Fenton drehte, war der auf und davon. „Wunderbar, jetzt ist er weg. Warum kannst du nicht einfach mal auf mich hören?“ „Warum kannst du mich nicht endlich mal als eine Partnerin ansehen?“ „Partnerin?! Um eine Partnerin zu werden, brauchst du noch eine Menge Erfahrung, meine Liebe. Ich habe dem Tod mehrmals ins Auge gesehen, habe die Welt gerettet und millionen Feinden in den Hintern getreten. Wenn du das alles mal durchgemacht hast, kannst du dich meine Partnerin nennen. Momentan bist du lediglich ein pubertierender, nörgelnder Azubi und jetzt tu' gefälligst, was ich dir gesagt habe.“ Mel machte ein betroffenes Gesicht. Sagte aber nichts, sondern stand auf und lief den Gang zurück. Lara konzentrierte sich wieder darauf, Fenton zu finden. Mel und Lara liefen in entgegengesetzter Richtung den Gang entlang. Sternwarte – Lagerraum Das war unfair. Von wegen Mel hätte nicht viel im Leben durchgemacht. Immerhin wurde ihr Vater vor ihren Augen erschossen. Und diese Aktion mit Leena hatte sie auch ganz allein gemeistert. Lara hatte ihr nur den Weg gezeigt, aber im Endeffekt hat sie das alles ganz allein geschafft. Mag sein, dass Lara mehr Erfahrung hatte, doch ihr zu sagen, sie sei nur ein pubertierender, nörgelnder Azubi war doch verdammt hart. Mel strengte sich wirklich an, doch sie wusste, dass Lara kein Vertrauen in sie hatte. Das Mädchen war nicht ganz bis nach draußen gegangen. Sie saß in einem der Lagerräume im ersten Gang, an eine Kiste gelehnt starrte sie an die geschlossene Tür und dachte über Laras Worte nach. Sie war gekränkt und geknickt und fragte sich, ob diese ganze Abenteurernummer nicht doch zu abgehoben sei. Vielleicht war das alles nichts für sie. Vielleicht ist sie wirklich einfach nur eine verzogene Göre, die nichts kann und zu nichts taugt, außer zum Nörgeln. Aber wohin sollte sie gehen, außer zu Lara? Ins Chopin zurück? Wenn sie dahin ginge, würden die Erinnerungen an ihren Vater sie umbringen. Und ganz allein irgendwo in eine Wohnung ziehen? Völlige Isolation ist wohl kaum das, was ein Teenager braucht. Da bleibt ja Lara nur noch übrig. Aber gerade die kommandiert Mel nur rum und erkennt sie nicht richtig an. Was tun? Mel war ganz in ihre Gedanken vertieft, sodass sie gar nicht mitbekam, wie sich plötzlich das Gitter zum Lüftungsschacht an der Decke leise öffnete und sich eine Gestalt in den Lagerraum schlich. Doch diese Gestalt schien nicht sehr hell zu sein, da sie beim Schleichen über eine der Kisten stolperte und Mel direkt vor die Füße fiel. Das Mädchen erschrak sich natürlich, sie sprang auf und zog ihre Waffe, bereit, die Person zu killen, wenn es einer der heiß geliebten Angreifer war, die Mel in den letzten Monaten kennen lernen durfte. Aber dem war nicht so. Als die Gestalt den Kopf hob und Mel das Gesicht sah, war sie doch ein wenig verdutzt. „Daniel Fenton?!?“ „Aua....“, jammerte der. Er hatte sich wohl irgendwo gestoßen, als er über die Kisten gestolpert war. Doch dann erinnerte sich Mel, dass dieser Junge ja eigentlich der Feind war. „Du bist Daniel Fenton!“, sagte sie deswegen hart. „Steh auf!“, das Mädchen machte zwar nach außen einen auf total knallhart, doch innerlich freute sie sich wie ein kleines Kind darüber, dass SIE den Bösewicht geschnappt hatte. Lara wird mit Sicherheit stolz auf sie sein. Der Junge hingegen stand auf, machte aber keine Anstalten, Mel irgendwas anzutun. „Keine Sorge, ich will dir nix tun. Ich schwör's.“, er hob die Hände und deutete Mel, unbewaffnet zu sein. „Ich habe den Auftrag, dich zu fangen und zu Vladimir Masters zu bringen. Leitest du Widerstand, muss ich dich dazu zwingen.“ „Du bist beauftragt? Bist du Lara Croft? Ich dachte, du wärst viel größer...“ „Nein, ich bin nicht Lara Croft. Ich bin ihre... ich bin ihre Partnerin.“ „Auch gut, eine von euch beiden. Ist egal. Ich bin nicht der Böse, glaub' es mir!“, Fenton macht ein flehendes Gesicht. „Nicht?!?“, fragte Mel nach. „Wirklich nicht. Ich bin auf deiner Seite.“ „Aber... aber Masters hat gesagt, du hättest ihm etwas gestohlen und jetzt will er es zurück.“ „Ja, das ist richtig. Er will das hier...“, Fenton holte eine Waffe unter seinem Kittel hervor. Mel ging sofort wieder in Angriffsposition. „WAFFE FALLEN LASSEN!!!“, schrie sie. Fenton schrak daraufhin zusammen. „Ich will wirklich nicht...“ „Fallen lassen, hab' ich gesagt!“ Der Junge tat, wie Mel es gebrüllt hatte. Er legte die Waffe auf den Boden und trat zwei Schritte zurück. „Das ist der Ectoblast5. Der Prototyp des Ectoblast. Er gehörte Vlad und ich hab' ihm diese Waffe gestohlen.“ „Wieso?“, Mel hielt noch immer ihre DE auf Fenton gerichtet, bereit, jeder Zeit abzudrücken. Sie vertraute dem Jungen nicht... Obwohl er süß war. „Weißt du überhaupt, wozu der Ectoblast gut ist?“ „Ich stelle hier die Fragen!!“ „Schon gut. Der Ectoblast ist eine Waffe, mit der man nicht nur Menschen töten kann, sondern auch Geister.“ „Geister?!? Willst du mich verarschen?“ „Nein, ich meine es vollkommen ernst. Es gibt Geister und der Ectoblast kann sie vernichten.“ „Red keinen Quatsch. Es gibt keine Geister. Sowas wurde nie wissenschaftlich belegt. Es ist ein Märchen und jetzt rück mit der Wahrheit raus.“ „Das ist die Wahrheit.“ „Dann beweise es doch!“, Mel sah Fenton böse an. Der Junge blickte seufzend auf den Boden. „Du musst mir glauben. Vlad benutzt diesen Ectoblast dazu, Geister zu töten. Deswegen habe ich ihm diese Waffe gestohlen.“ „Du hast Masters bestohlen, um ein paar Geister zu retten? Schon mal was von Klappse gehört?“ „Ich sage die Wahrheit. Ich schwöre es. Außerdem liegt mir nichts daran, irgendwelche Geister zu retten. Die machen mir selbst Probleme genug.“ „Was dann?“ „Ich hab Vlad diese Waffe gestohlen, um meine eigene Haut zu retten.“ „Wie darf ich das verstehen?“ „Ich bin ein Geist...“, Fenton schloss die Augen, konzentrierte sich kurz. Er war für einen Augenblick in gleißendes Licht gehüllt und als Mel ihn ansah, sowie das Licht verschwunden war, traute sie ihren Augen nicht. Der Junge trug nun einen schwarzen Anzug, keinen weißen Kittel und Jeans mehr, seine schwarzen Haare waren schneeweiß und seinen blauen Augen leuchteten grün. Aber was noch viel unglaublicher war, er schwebte. Er schwebte ohne jede Hilfe, Tricks oder doppelten Boden vor Mel auf und ab. Mel klappte die Kinnlade runter. Sie konnte nicht fassen, was sie da sah. Er war tatsächlich ein Geist. Ein echter, schwebender Geist. „Du.... du....“, stammelte sie. Kapitel 2: ----------- Sternwarte – Leitungsbüro Es war zum Auswachsen. Lara war nun etwa zweitausend Mal durch dieses verdammte Gebäude gerannt. Hatte in jedem Zimmer und jeder Halle nachgesehen, aber Daniel Fenton war wie vom Erdboden verschluckt. Ihre ganzen Mission drohte zu platzen, wenn sie ihn nicht fand. Ihr gefiel der Gedanke nach wie vor nicht, einen kleinen Jungen zu bestehlen, aber ein Auftrag war ein Auftrag und bis sie wusste, wem genau sie trauen konnte, musste sie darauf achten, dass sich nichts ihrer Kontrolle entzog. In so einem Beruf kann es tödlich sein, nicht alles unter Kontrolle zu haben; das musste Lara schon oft genug feststellen. Sie beschloss Vladimir Masters anzurufen. Sie hatte ja seine Visitenkarte einstecken, schnappte sich das Telefon in dem Büro, in dem sie gerade war, wählte ein paar Zahlen und wartete. „Mastersoft Industries. Was kann ich für sie tun?“, meldete sich eine zierliche Frauenstimme. „Geben sie mir Vladimir Masters.“ „Tut mir leid. Mister Masters befindet sich gerade in einer Konferenz. Soll ich ihm was ausrichten.“ „Nein, verbinden sie mich sofort mit ihm. Sagen sie einfach, das Lara Croft mit ihm sprechen will.“ „Einen Moment...“ Lara wartete eine Weile. Dann meldete sich eine tiefe Stimme. „Wie kann ich ihnen helfen, Miss Croft.“ „Fenton ist nirgendwo zu finden. Eben habe ich ihn noch gesehen und im nächsten Moment war er weg.“ „Das ist sehr bedauerlich.“ „Hat er Kontaktpersonen oder irgendwelche bevorzugten Plätze, an denen er sich aufhält?“ „Nunja, ich kann ihnen die Adresse seiner Wohnung und seines Elternhauses geben. Wie ist ihre Faxnummer.“ Lara sah auf das Telefon, das sie benutzte. Auf der oberen Seite war ein Schild mit dessen Nummer geprägt. Sie gab Masters die Zahlen durch. Kurz darauf erhielt sie ein Fax mit einer Adresse. Neben der Adresse standen noch ein paar Namen. „Was sind das für Namen.“ „Das sind alles Namen und Adressen von den Leuten, mit denen Daniel am meisten Kontakt hält. Die nächsten Verwandten, seine Freunde und so weiter. Ein paar in Frage kommende Mitarbeiter meiner Firma stehen auch darauf. Vielleicht wird ihnen das ein Anhaltspunkt sein.“ „Danke. Ich werde sehen, was sich tun lässt.“ „Ich bin überzeugt, dass sie mich nicht enttäuschen werden, Miss Croft.“ Dann hörte Lara nur noch Tuten im Hörer. Daniels Freunde? Daniels Eltern? Klang nicht sehr nach einen verschlagenen Kriminellen, der einen armen, alten, reichen Mann berauben will. Aber Auftrag ist nun mal Auftrag. Lara steckte das Fax und die Visitenkarte wieder ein und machte sich auf den Weg nach draußen. Sternwarte – draußen Lara sah sich um. Nirgendwo war Mel zu sehen. Das ärgerte Lara sehr, da sie Mel eigentlich strikte Anweisungen gegeben hatte. Wieso konnte dieses verzogene Göre nicht einfach mal auf sie hören? Was war daran nur so schwer? Mel will doch nur ihren Dickkopf durchsetzen. Sie ist sicher aus Frust davon gerannt und verkriecht sich jetzt in irgendeinem Caffe. Soll sie doch. Lara wollte sich jetzt erst um diesen Auftrag kümmern. Sie hatte keine Zeit und keine Lust, auch noch ein ungezogenes Kleinkind wieder einzusammeln, um ihm auf die Finger zu Klopfen und es in die Ecke zu stellen. Sie war ja nicht Mels Mutter. Aber, warum nicht... War sie vielleicht doch ein wenig zu hart zu Mel? Lara schüttelte den Kopf. Später damit beschäftigen. Sternwarte – Lagerraum „Du bist wirklich ein Geist. Is' ja cool.“, Mel hatte sich mittlerweile wieder gefangen und hockte nun mit Daniel noch immer im Lagerraum auf dem Boden. Sie schien ein wenig mehr Vertrauen zu ihm gewonnen zu haben. Zumindest zielte sie nicht mehr mit ihrer DE auf ihn. Trotzdem hielt sie ihre Waffe noch immer in der Hand. Dass es Geister tatsächlich gab, war doch ein wenig grotesk. „Naja, ich bin nicht wirklich ein richtiger Geist. Eigentlich bin ich ein Mensch. Mein Vater ist ein geister-fanatischer Erfinder. Eines schönen Tages baute er ein Portal zur Geisterwelt in unserem Keller. Aber das Ding funktionierte irgendwie nicht. Als ich das Portal meinen Freunden zeigen wollte, überredeten sie mich, da reinzugehen, um es mir anzusehen. Das hab' ich getan, dann gab es einen Kurzschluss oder so, das Ding sprang an, dessen gesamte Energie traf mich und veränderte meine DNA. Meine DNA vermischte sich mit der von Geistern und so wurde ich zu einem Halbgeist. Ich bin ein Mensch mit Geisterkräften.“ „Wow, sowas gibt's? Und ich dachte schon, ich hätte alles gesehen. Aber jetzt ist mir natürlich auch klar, warum du den Ectoblast gestohlen hast. Als Geist könnte dich Vladimir töten.“ „Ganz richtig.“ „Warum will er dich denn töten? Hat er was gegen dich?“ „Das ist eine lange Geschichte. Nimm's einfach hin, das wir Feinde sind. Erbitterte Feinde.“ „Aber woher weiß ich, dass du der Gute bist und Vladimir der Böse?“ „Du wirst mir wohl einfach vertrauen müssen.“ „Und was sollen wir jetzt machen?“ „Wir müssen deine Partnerin davon überzeugen, dass ich niemandem etwas böses will.“ „Oje, da hast du bei Lara schlechte Karten. Wenn die was vor hat, dann hat sie was vor und niemand wird sie je davon abbringen können; und wenn du hundert Mal versuchst, sie davon abzubringen.“ „Du musst es ihr ausreden.“ „ICH?!? Ich schaffe es noch nicht mal, dass sie mir 'n Tag frei gibt. Zumal sie ja auch den Ectoblast7 hat und wenn die 'ne neue Waffe in die Finger bekommt....“ „Moment mal. Sagtest du, Ectoblast7?“, Daniel sah Mel erschrocken an. „Öh, ja.“ „Dann gibt es noch einen Ectoblast?“ „Wie's aussieht?“ „Verdammt!“, fluchte Daniel. Er schlug mit der Faust auf den Boden. „Masters hat wirklich an alles gedacht.“ „Ich kann verstehen, dass das alles jetzt ziemlich scheiße aussieht, aber momentan hab' ich leider auch keinen Plan, wie wir Lara davon überzeugen wollen, dass du auf unserer Seite stehst.“ „Dann müssen wir eben einen machen.“, Daniel stand auf, schloss kurz die Augen, es blitzte wieder ein wenig und eins zwei hopps hatte er wieder Kittel und Jeans an, schwarze Haare und blaue Augen. „Was gäb ich nicht alles dafür, mich so schnell umziehen zu können.“, seufzte Mel. „Wo willst du hin?“, fragte sie, da sich der Junge offensichtlich für einen Aufbruch fertig machte. „Wir müssen hier weg, irgendwo ein Versteck finden, an dem wir einen Plan schmieden können. In der Sternwarte bin ich doch nur Kanonenfutter.“ Mel zuckte mit den Schultern: „Wo du recht hast.“ Beide standen auf und gingen zur Tür, doch sowie sie diese öffneten stand jemand mit verschränkten Armen dahinter. Eine junge Frau mit einem roten Wuschelkopf schaute Daniel mit hochgezogener Augenbraue an. „Jetzt ist mir natürlich klar, warum er den Prototyp an dir zuerst testen wollte.“, meinte sie. „Wie meinen?“, fragte Daniel verwirrt. „Wer bist du und was willst du von mir?“ Doch Mel entdeckte der Weil etwas viel schlimmeres. „Hey, Leute, ich denke, für Erklärungen ist jetzt nicht viel Zeit. Seht mal, wer dahinten kommt.“, sie sah Lara im Treppenhaus die letzten Stufen in den Gang steigen. Sie hatte die drei zum Glück noch nicht gesehen und da Lagerraum gleich neben der Hintertür war, waren sie schnell aus der Tür gesprintet, noch bevor Lara sie entdecken konnte. „Mein Wagen steht gleich um die Ecke.“, sagte die fremde Frau. „Ich fahre euch, wohin ihr wollt, so lange ihr mir ein paar Fragen beantwortet. ... Ach übrigens, meine Name ist Pascal d'Azur.“ Wisconsin – Pascals Wohnung Abgehetzt nach einer groben, wilden Fahrt durch die Innenstadt von Amity Park, fanden sich Mel, Daniel und Pascals in deren Wohnung wieder. Mel und Daniel waren sichtlich völlig durch den Wind, denn so, wie Pascal Auto fuhr, könnte man meinen, die Verkehrsordnung von Amity Park sei schlicht weg außer Kraft gesetzt worden. Die zwei mussten erstmal kräftig durchatmen. „Also, wenn ich das mal rekapitulieren darf, was ihr mir im Auto versucht habt, auf's Auge zu drücken...“, fing Pascal an das Thema wieder aufzugreifen. „Du, Daniel Fenton, bist ein Halbgeist! Ein Mensch mit Geisterkräften, erlangt durch einen Unfall. Und Geister gibt es wirklich.“ „Ja, zum hundertsten Mal.“, meinte Daniel noch völlig aus der Puste. „Und wenn ich noch was hinzufügen darf, an euch beide, nennt mich bitte nicht Daniel. Jeder, der mich kennt, nennt mich Danny. Masters nennt mich immer Daniel und dabei läuft's mir jedes Mal kalt den Rücken runter.“ Pascal verdrehte die Augen: „Ja, is' ja auch SO wichtig.“ „Und was willst du jetzt von Danny?“, fragte Mel Pascal. „Vor drei Monaten bekam ich einen schriftlich formulierten Auftrag von Mastersoft Industries, ein Gerät zu bauen, welches Geister vernichten kann. Die Gage, die mir geboten wurde, war zu verlockend, als dass ich mich versichern wollte, ob die Leute da auch keinen Vollschaden hatten, weil sie doch ernsthaft annahmen, dass es Geister wirklich gibt, beziehungsweise, dass man sie vernichten kann. Mir wurden ein paar Bücher über Ectoexistenzen gegeben, ein Büro und einen Laborplatz im Hauptgebäude und dann hörte ich nie wieder was von Masters oder einem, seiner Angestellten. Sie ließen mir völlig freie Hand und bezahlten mir jedes Material und jede Verfahrenskosten, die so aufkamen. Und wenn ich das hinzufügen darf; die Spesen waren nicht gerade billig, wenn man bedenkt, dass ich gerne bei Tiffany's frühstücke. Aber ich hab mich für diesen Auftrag wirklich Tag und Nacht totgeschuftet. Irgendwann hatte ich dann die Lösung, wie man Geister vernichtet. Sie bestehen aus reiner Energie und da Energie nicht einfach so da ist, sonder immer etwas tut, quasi sie kann aufgenommen oder abgegeben werden, war die einfache aber geniale Lösung, Vorzeichenkonvention. Das läuft folgender Maßen ab. Also, wenn man ein System und dessen Umgebung...“ „Jaja, bitte keine Einführung in die Energetik.“, blockte Danny sofort Pascals Versuch ab, ihnen das Prinzip ihrer Erfindung nahezulegen. „Bitte nur die Fakten.“ Pascal sah Danny ein wenig knatschig an: „Wissenschaftsbanausen. Naja, jedenfalls war der Ectoblast1 geboren. Ein digitales Gerät, welches die Ectoenergie eines Geistes umkehrt und in Wärme verwandelt.“ „Sagtest du Ectoblast1?“, fragte Mel. „Ja. Aber damit war meine Arbeit noch nicht beendet. Meine Design-Kenntnisse waren nunmehr gefragt, denn der Ectoblast1 war ein plumpes, eckiges, Toaster-großes Gerät. Masters war zwar von meiner Arbeit recht beeindruckt, dennoch gefiel ihm die Handhabung nicht. Also folgten weitere Wochen, in denen ich den Ectoblast verbesserte. Schließlich gefiel Masters meine vierte Kreation. Der Ectoblast4 sah nunmehr, wie eine Handfeuerwaffe mit Zielläser aus.“ „Aber wenn Masters den Ectoblast4 so genommen hatte, warum habe ich dann hier den Ectoblast5?“, Danny holte die Waffe hervor. „Du hast den Prototyp??“, Pascal sprang von dem Tisch runter, auf dem sie bis eben noch saß, stürzte auf Danny zu und riss ihm den Ectoblas5 aus der Hand. „Oh, mein Baby. Was haben sie dir alles angetan? Mama lässt dich jetzt nie wieder gehen.“, sie streichelte die Waffe, als ob sie ihr eigenes Kind in Armen hielt. Danny sah Mel schief an, tippte mit dem Finger an die Stirn. Mel nickte nur stumm. „Wie bist du denn daran gekommen?“ „Hab' ich von Vlad geklaut. Ich wusste, dass der Ectoblast Geister vernichtet und da ich und Vlad Erzfeinde sind, dachte ich, es wär' 'ne gute Idee.“ „Gute Idee, soso...“, meinte Pascal knapp. „Hast du überhaupt eine Ahnung, warum dieses Ding - der Ectoblast5 – auch Prototyp genannt wird?“ Danny sah die rothaarige Wissenschaftlerin groß an. Dann sah er zu Mel hinüber, doch die zuckte auch bloß mit den Schultern. Pascal rollte daraufhin mit den Augen. „Das hatte ich mir gedacht. Keine Ahnung habe, aber schon der große Ideen-Haber sein wollen. Schon mal daran gedacht, dass Kreateure, wie ich, allerlei technischen Schnickschnack gerne nach ihrer Funktion benennen. Und der erste seiner Art ist immer der Prototyp.“ „Du willst damit also sagen, dass sich der Ectoblast5 in seiner Funktion von seinen Vorgängern unterscheidet.“ „Ganz recht.“, Pascal holte das Magazin aus dem Prototyp. Mel sah sofort, dass das nicht so aussah, wie das Magazin im Ectoblast7, mit dem Lara gerade Amity Park unsicher machte. Ihr Magazin enthielt irgendeine grünlich schimmernde Flüssigkeit, doch dieses Magazin war leer. „Nein, nicht, was ihr denkt. Das ist nicht das Magazin. Das Magazin steckt im Lauf. Woanders hatte es keinen Platz und ich konnte die Waffe nicht noch größer machen. Das, was ihr hier seht, ist eine evakuierte Ampulle aus isoliertem Glas. Es lässt weder Materie noch Energie rein oder raus, es sei denn, der Benutzer will es so.“ „Energie? Es lässt keine Energie durch???“, fragte Danny plötzlich aufgebracht, weil bei ihm der Groschen, was dieser Ectoblast für eine Aufgabe hatte, gefallen war. „Ganz genau. Dieser Ectoblast kann Geisterenergien einfangen und speichern, so viel man will und so lange man will.“ „Masters will mir meine Geisterkräfte wegnehmen...“, der Junge schluckte. „Das gibt doch gar keinen Sinn.“, Mel grübelte über das ganze Debakel. „Masters ist vor ein paar Tagen persönlich in Laras Anwesen gekommen und wollte unbedingt sie beauftragen, Danny zu schnappen und ihm etwas wegzunehmen, was er ihm gestohlen hatte. Aber er sagte nicht, was es ist. Er meinte nur, weil Lara nicht besonders glücklich darüber ist, einen kleinen Junge zu bestehlen, den sie nicht kennt und über den sie nichts weiß – denn sie ist von den angeblich „Guten“ schon oft genug über's Ohr gehaun worden – dass Lara Danny nicht bestehlen soll, sondern ihn einfach zu MSI bringen soll.“ „Was ist daran nicht zu verstehen?“, sagte Danny ganz mirsch. „Masters will mir meine Kräfte abluchsen und schickt dafür jemanden, dem ich nie und nimmer entkommen kann.“ „Das ist wahr. Wenn du Lara die Stirn bieten würdest, dann würden dir deine Superkräfte auch nicht viel nützen. Sie ist ein zäher Hund, zwar misstrauisch, aber von einer Mission nicht abzubringen. Wenn sie dich in die Finger bekommt, dann gehen sofort die Lichter aus und wie ich sie kenne, durchsucht sie schon ganz Amity Park nach dir.“ Danny schluckte nochmals: „Und was machen wir jetzt? Es wird sicher nicht lange dauern, bis sie mich findet.“ Schweigen in der Runde. Irgendwie hatte niemand einen Plan. „Wie wär's, wenn wir mit dir tief in die Wälder fahren und dich in einem Erdloch verstecken, bis Gras über die Sache gewachsen ist?“, fragte Pascal ganz zufrieden, erntete dafür aber nur abschmetternde Blicke. „Naja, wo ist das Problem? Wir haben den Prototyp doch hier. Wenn er so eine Gefahr für Danny ist, zerstören wir ihn doch einfach!“ „NEIN!!!!!“, protestierte Pascal. „An dem Ding hab ich Wochen lang gearbeitet. Ihr könnt meine Arbeit nicht einfach so zerstören.“, sie streichelte liebevoll den Ectoblast. „Hab dich nicht so. Du kannst dir später doch einfach einen neuen basteln.“, kam Mel auf Pascal zu, bereit sich notfalls mit ihr um die Waffe zu prügeln. „Nee, irgendwie nicht. Die Konstruktionspläne habe ich vernichtete. Dieser Prototyp des Ectoblast5 ist der einzige, der existiert.“ „Wieso hast du die Konstruktionspläne weggeschmissen?!? Hat mer's jetzt so??“ „Nach dem vierten gebauten Ectoblast verschwanden plötzlich die ersten Blaupausen von meinem Schreibtisch. Ich wusste, dass Masters sich das Ding auf ewig sichern wollte. Da er mir danach aber eine Gage anbot, die eine weitere Null enthielt, damit ich keine Fragen stellte, hielt ich meinen Mund und arbeitete einfach weiter. Mir war aber klar, dass da nix Gutes bei rauskommt, wenn man mir einfach ohne zu fragen die Kopien meiner Konstruktionspläne klaut. Darum habe ich sie und den neuen Plan des Prototyps nach dessen Fertigstellung ohne Blaupausen vernichtet. Allerdings hat das meine Arbeit bei Mastersoft schlagartig beendet. Ohne die Pläne hatte Vladimir keine Verwendung mehr für mich. Da hat er mich gefeuert. Danach war ich mir sicher, dass Masters irgendwas bedeutenderes mit den Ectoblast vor hat, als die reine Forschung an der Sache.“ „Und was ist mit der Waffe, die du unter deinem Kittel trägst?“, fragte Mel die Rothaarige. Diese grinste nur hüstelnd ganz verlegen. „Woher weißt du das? Du hast mich doch gar nicht angefasst.“ „Ich bin ein Tomb Raider. Als solcher sollte man als erstes lernen, ob der Gegner bewaffnet und oder gefährlich ist. Darüber hinaus weiß ich auch, dass du Australierin bist. Muss ich dir erklären, wieso?“ Daraufhin schwieg Pascal kurz. Dann holte sie unter ihrem Kittel die Waffe hervor. Sie sah haargenauso aus, wie der Prototyp. „Also, nein, das ist keine richtige Waffe. Ich baue nur Waffen. Ich benutze sie nie selbst. Jeder weiß doch, dass in Amerika mehr Menschen durch Waffen eines Privatmanns erschossen werden, als durch die ganze Polizei und das Militär zusammen. Das hier ist lediglich das Designmodell des Prototyps. Zu jedem Design gehört auch ein Modell.“ „Und warum schleppst du das Ding mit dir rum.“ „Es schüchtert Yankees ein.“ „Verstehe. Also die Konstruktionspläne sind wirklich auf und davon. Dann hat Masters also mit deinen ersten Plänen den Ectoblast6 und 7 bauen lassen. Aus dem Grund rennt Lara jetzt auch mit so einem Teil durch die Gegend.“ Danny griff sich an die Stirn: „Ich bin so gut wie hinüber.“ „Nein, bist du nicht.“, beruhigte ihn Mel. „Wir kriegen das irgendwie hin. Es gibt immer einen Weg.“ „Wobei mir noch nicht ganz klar ist, was Vlad eigentlich wirklich von dir will.“, wendete sich Pascal zu Danny. „Warum ist er so scharf darauf, dir deine Geisterkräfte zu entreißen. Das klingt ja fast so, wie der Erzfeind, der den Superheld außer Gefecht setzen will.“ Daraufhin schaute Danny Pascal ernst an. Diese schaute völlig verdattert zurück. „Du willst doch nicht damit sagen... Also du meinst doch jetzt echt nicht... Och ne, das is' ja wohl zum...“ „Also fassen wir zusammen: Alle Ectoblast sind eine Gefahr für mich und für jeden anderen Geist. Der Ectoblast5 am allermeisten. Wir müssen also eine Möglichkeit finden, alle Ectoblast zu vernichten. Aber wie? Es gibt 7 davon und gerade mal an zwei kommen wir ran.“ „Es gibt doch eine Möglichkeit.“, meinte Pascal Schulter zuckend, als sei das völlig einleuchtend und offensichtlich. „Auf meinen Konstruktionsplänen ist ein siebenstelliger Code. Wenn man den in einen PC eingibt und eine Wav-Datei erstellt, wir ein Ton erzeugt, der den Selbstzerstörungsmechanismus bei den Ectoblast auslöst, natürlich den fünften ausgenommen.“ „Hört mal...“, wurde die Wissenschaftlerin von Mel unterbrochen. „Was?“ Der Nachwuchs-Tomb Raider legte ein Ohr auf den Fußboden. „Hörst du, wie die Mäuse Tango tanzen?!?“ „Schhhhhht!“, das Mädchen machte ein ernstes Gesicht. „Ich höre, wie etwa vierzig Füße die Stufen hochsteigen.“ „Was?!?“, entfleuchte es Danny panisch. „Oh, hab' mich geirrt. Es sind zweiundvierzig.“ „Das sind mit Sicherheit Masters Leute, die mich holen kommen.“, hüpfte der Junge auf und ab. „Was tun wir denn jetzt?“ „Wir?!“, fragte Pascal ihn. „Die sind nicht hinter mir her.“ „Wenn die rauskriegen, dass du Informationen über Mastersoft an Zivilisten weiter gegeben hast, steckst du genauso in der Scheiße, wie ich.“, grinste Danny Pascal an. Diese kratzte sich daraufhin kurz am Kinn und meinte dann: „Was tun wir denn jetzt?“ „Ganz egal was, aber wir sollten uns was einfallen lassen. Die zweiundvierzig Füße sind bereits im dritten Stock.“, hielt Mel noch immer ihr Ohr an den Fußboden. An den dreckigen Fußboden, wohlgemerkt. Pascal hatte wohl seit längerem hier nicht mehr aufgewischt. „Na schön, ich denke, ich habe einen Plan. Es ist kein guter Plan, aber es ist ein Plan.“, sagte Danny. „Also. Ich lasse mich von den Typen verhaften.“ „Bist du irre?!?“, fuhr Mel Danny an. „Weißt du nicht, was dann passiert. Masters nimmt dir den Ectoblast5 an und klaut dir deine Geisterkräfte.“ „Eben nicht. Er soll nur denken, dass ich ihm den Prototyp bringe.“ „Das Designmodell.“ „Es sieht genauso aus wie der Ectoblast. Da wird erstmal niemand das Ding in Frage stellen.“ „Aber früher oder später fliegt das doch auf.“ „Ihr müsst mir dabei helfen, dass es nicht dazu kommt. Mel, mit dir rechnet Masters nicht. Er kennt weder deinen Namen noch dein Gesicht. Du musst es irgendwie schaffen, bei Mastersoft einzubrechen und ihn mit dem echten Ectoblast zu erschießen.“ „Ich soll Masters erschießen??? Hast du sie noch alle? Ich bring doch keinen Typen um, den ich nicht kenne.“ „Dann schieß ihn zum Krüpel. Ist doch wurscht. Du musst nur verhindern, dass er mich zum Menschen macht.“ „Und warum soll ich dafür unbedingt den Ectoblast nehmen. Ich kann ihn doch auch einfach mit meiner DE abknallen?“ „Nein kannst du nicht.“, schaltete sich Pascal ein. „Deine Waffe ist aus Metall und wird von den Metalldetektoren, die sich überall in MSI befinden sofort registriert. Der Ectoblast ist aus einer Glaskeramik-artigen Faser. Ein Kunststoff, der keine Wärme leitet. Und da Geister aus Energie bestehen und Metall ein prima Wärmeleiter ist, macht sich Kunststoff einfach besser.“ „Sobald du Masters dahingerafft hast, wird in dem Haus erstmal Tumult ausbrechen. Jeder wird zu Vladimir stürzen, was dir, Pascal, Zeit verschafft, deine Konstruktionspläne zu suchen. Du kennst dich bei MSI aus.“ „ICH?! Ich hatte nur mein kleines Büro und mein Labor. MSI ist riesig. Bis ich die Pläne gefunden habe, vergehen Wochen.“ „Einen Versuch ist es wert. Wenn die Sache zu brenzlig wird, brechen wir die Sache ab. Fakt ist, wir brauchen die Pläne, um sie zu vernichten, damit diese Ectoblast-Katastrophe endlich beendet ist.“ In diesem Augenblick donnerte etwas gegen die Tür. Mel und Danny erschraken furchtbar, doch Pascal grinste nur. „V2A-Stahltüren. Nickel- und Chromlegierung. Daran werden die ne Weile zu knabbern haben.“ „Los, versteckt euch!!!“, rief Danny, worauf hin Pascal und Mel sich den echten Ectoblast griffen und ihr Heil in einem Schrank in einem anderen Zimmer suchten. In dem Moment wurde von außen das Schloss an der Tür aufgesprengt. Die Tür sprang auf und als sich die Rauchwolke verzogen hatte, marschierten zwanzig starke Männer in Pascals Wohnung. Ein paar ergriffen Danny und zerrten ihn nach draußen. Ein anderer trat in die Wohnung, nahm den falschen Ectoblast5 und steckte ihn in einen kleinen Koffer. Danny selbst leistete gegen die Männer keinerlei Widerstand. Jedoch kam er auf dem Flur dem zweiundvierzigsten Paar Füße entgegen. Lara. Er sah sie ernst an und sie sah ernst zurück. Es war fast so, als würde in dem kurzen Moment, als sie sich fast gegenüber waren, ein kleiner Funke zwischen ihnen überspringen. Er wusste, dass sie nur benutzt wurde. Sie wusste, dass er nicht so schuldig war, wie es ihr Auftrag von ihr verlangte zu glauben. Beide waren davon überzeugt, dass sie keine Feinde waren und trotzdem sahen sie sich in dem Moment so an, als würden sie sich gegenseitig mit ihrer Waffe bedrohen und keinen weiteren Moment zögern, abzudrücken. Danny hasste Lara, weil sie so sturköpfig ihren Aufträgen nachging. Und Lara hasste Danny, weil sie wusste, das genau das ihr großer Fehler war, eine Schwäche, die noch nie zuvor da war und die sie noch nie zuvor an sich hätte rankommen lassen müssen. Fehlbarkeit war etwas, das man sich in diesem Job am wenigsten leisten konnte, doch Danny war der erste, der Lara genau an dieser Stelle einen Strich durch die Rechnung machte. Der Tomb Raider knirschte mit den Zähnen, als die Männer Danny eins mit einem Schlagstock überzogen und er bewusstlos zu Boden ging. „Telefon für sie, Miss.“, trat einer der Männer an sie heran und übergab ihr ein Handy. „Sie waren erfolgreich.“, hörte sie. „Ja.“ „Das hört man gern. Kommen sie in mein Büro und holen sie sich ihren Scheck.“ Sie legte auf. Doch sie machte keine Anstalten, zu gehen. Sie sah den Männern nur hinterher, bis sie weg waren. Pascals Wohnung – Wandschrank „Autsch! Nimm deinen Fuß aus meinem Arsch oder es setzt was!“, beschwerte sich Mel, die noch immer mit Pascal im Schrank steckte. Es war dort nicht gerade viel Platz und jeder Kubikzentimeter war mit irgendwelchen Körperteilen der beiden Mädchen gefüllt. Nicht unbedingt in anatomischer Reihenfolge. „Was kann ich denn dafür, wenn du solche Donnerbacken hast.“ „Nimm das zurück!“ „Hör lieber auf, deine Hammerzehe in meine Kniekehle zu bohren.“ „Dann sind wir ja quitt.“ Das Gerangel in dem Schrank wurde ein wenig anstrengend für die beiden, bis Mel etwas bemerkte: „Hör mal, ich glaube, sie sind weg.“ „Oh, was du nicht sagst.“ „Dann mach diese verdammte Tür auf.“ „Ich bin ja schon dabei. Wenn diese verdammte Tür nur nicht immer klemmen würden.“ „Würdest du dich bitte beeilen. Ich glaube, da läuft 'n Rudel Spinnen an meinem Nacken runter.“ „Das sind meine Haare.“ „Macht auch nicht den Unterschied.“ „WIE WAR DAS??“ „Schon gut. Sag mal, was hast du denn hier alles drin. Ich glaube, ich bin gerade in irgendwas warmes und matschiges getreten.“ „Och nö, das waren meine Schlangeneier.“ „Ähmm.... Nein, ich sag nix...“, doch Mel musste sich zusammenreißen, Pascal nicht in den Schrank zu kotzen. Das war doch nun etwas grotesk. „Ich hab's!“, verkündete Pascal freudig. Ein Knacken war zu hören und die Tür sprang auf. Leider war es in dem Schrank so eng, dass die zwei Mädchen sich ständig gegen besagte Tür lehnen mussten und da dieses nun weg war, stürzten beide grazil aus dem Schrank heraus und landeten auf dem dreckigen Fußboden. „Mann, is das hier dreckig. Wann hab ich denn das letzte Mal Staub gewischt.“, resümierte Pascal. „Lara!!“, rief Mel, als sie aufsah. „Mel---“, kam es verwundert zurück. „Pascal...“, meinte die Wissenschaftlerin noch immer auf dem Boden liegend. „Was tust du denn hier?“, wollte Mel von ihrer Mentorin wissen, die noch immer in der Tür stand und auf den Flur starrte. „Das gleiche könnte ich dich fragen. Warum hast du nicht vor der Sternwarte auf mich gewartet?“, Lara verschränkte die Arme. Mel stand auf und kam auf Lara zu. „Weißt du, was du da gerade angestellt hast??“, fragte sie aufgebracht. „Der Junge ist unschuldig. Masters ist das Arschloch! Du hast echt tierisch Mist gebaut, Missi!“ „Ich weiß.“, meinte Lara dazu. Mel traute ihren Ohren nicht. Hatte Lara gerade tatsächlich zugegeben, dass sie einen Fehler gemacht hat?? Der Tag wird rot im Kalender angestrichen. Sowas kommt doch nur einmal in hundert Jahren vor. Das Mädchen stand verdutzt da und wusste gar nicht, was es sagen sollte. Mit sowas hatte Mel nun wirklich nicht gerechnet. „Ich hatte dieses Gefühl schon die ganze Zeit, aber ich habe nicht auf meinen Instinkt gehört, sondern bin nur dem Auftrag gefolgt. Doch dann hat mir Masters eine Reihe von Adressen gegeben und ich habe mit ein paar Leuten über Daniel gesprochen. Ich habe mit seinen Eltern geredet und mit seinen engsten Freunden. Jemand, der solche Kontakte hat, kann schon gar nicht der gerissene Bösewicht sein, für den ich ihn hätte halten sollen.“ „Und was hast du über Danny herausgefunden?“ „Zuerst habe ich mich mit seinen Eltern unterhalten. Völlig durchgeknallte Vögel. Vor allem der Vater. Ich glaube, der hat sämtliche Geistertheorien gefressen. Die Eltern sind mehr als nur besessen von Geistern. Und dabei sind sie so hervorragende Wissenschaftler. Besonders die Mutter schien mir sehr intelligent und clever. Sie erzählten mir, was für ein lieber und netter Junge Danny immer war. Er war zwar ein schwieriger Teenager, aber wer ist das nicht, bla bla. Die nächsten Stunden durfte ich mir nur Geistertheorien anhören. Ich denke, ich bin für die Zukunft gerüstet, weil ich nun so gut wie alles über Geister weiß. Aber nachdem, was seine Eltern über Daniel erzählt hatten, war mir schon klar, dass es andere Gründe für Masters Erscheinen auf meinem Anwesen gegeben haben muss. Ich redete noch mit seinen engsten Freunden und als ich ihnen erklärt hatte, in welchen Schwierigkeiten Daniel steckt, verrieten sie mir sein kleines Geheimnis. Zusammen mit dem Wissen über Geister war mir die Funktion des Ectoblast7 klar und Masters Absichten ebenfalls. Was ich nur noch nicht herausfinden konnte, warum Masters Daniel unbedingt in die Finger bekommen will.“ „Und warum hast du es dann zugelassen, dass Danny geschnappt wird?“ „Nur so kann ich es herausfinden. Ich werde gleich zum MSI gehen und mir meinen Scheck abholen. Dabei kann ich Mister Masters einen kleinen Besuch abstatten. Er hat mir immerhin versprochen, dass wenn er seinen Besitz zurück hat, er den Jungen gehen lassen will und ich werde dabei sein.“ „Du hättest auch einfach deine Partnerin fragen können.“, Mel verschränkte die Arme. „Wie meinen?“ „Ich weiß schon längst über alles Bescheid. Und darüber hinaus: Danny hat Masters den Prototyp, den Ectoblast5, gestohlen. Entworfen und Erbaut von Pascal hier...“, sie deutete nach unten, wo Pascal noch immer auf dem Boden lag. Diese winkte kurz Lara zu. „Jeder Ectoblast kann Menschen und Geister töten, außer dem Ectoblast5, der Geisterenergien einfängt. Pascal hat den Ectoblast5 für Masters gebaut, wurde gefeuert, Danny hat ihn gestohlen und Masters kriegt ihn gerade frei Haus zurückgeliefert.“ „Und auf dem Wisch, mit dem Masters die Freigabe des Prototyps bestätigt hat, stand als erstes Ziel Daniel Fenton drauf.“, meldete sich Pascal vom Fußboden. „Und da Danny ein Halbgeist ist, will Masters ihm die Geisterkräfte wegnehmen.“ „Hm, einleuchtend.“, Lara nickte. „Trotzdem ist es noch ein wenig undurchsichtig, warum Masters dieses ganze Trara veranstaltet. Was ist ihm so wichtig an Danny? Wenn sie so erbitterte Feinde sind, könnte Vlad den Jungen auch einfach umbringen.“ „Tja, das ist das einzige, was ich noch nicht rausfinden konnte.“ „Dann finden wir's jetzt raus.“ „Was hält uns dann noch auf?“ „Ich fahre!!!!“, rief Pascal freudig vom Boden aufspringend. Mel legte die Stirn in Falten, drehte sich dann zu Lara: „Wie bist du hier?“ „Mit einem Helikopter.“ „Wir nehmen den Helikopter.“ „Och mann.....“, nörgelte Pascal. „Beweg dich.“, befahl sie der Rothaarigen. Die drei Damen machten sich auf den Weg. Noch im Flur meinte Lara kurz zu Mel: „Gute Arbeit.“ Wisconsin - MSI-Nordwand „Ich bin nur eine kleine Australierin. Ich komme aus dem australischen Busch und bin mit Dingos auf der Farm meines Vaters groß geworden. Noch nie in meinem Leben musste ich mich durch einen Lüftungsschacht zwängen.“ Schon seit die drei Damen aufgebrochen waren, um ihrem Plan in die Tat umzusetzen, meckerte Pascal die ganze Zeit fröhlich vor sich hin. Dieses passt nicht und jenes passt nicht und das ist viel zu schmutzig und trallalal. Mel nervte das zu Tode und sie wusste, dass es nicht lange mehr dauern würde, bis sie sich einfach zu Pascal umdreht und ihr ordentlich die Visage poliert. Lara grinste nur in sich hinein, weil Mel sich ihr gegenüber eigentlich auch so benommen hatte und nie verstanden hatte, warum Mels Genörgel ihr so auf die Nerven geht. Lara hatte Hoffnungen, dass Mel danach sich nicht mehr so enorm beschwert. Es gibt eine Menge, worüber es zu nörgel gilt, aber als Tomb Raider ist ständiges Nörgeln auf die Dauer nur anstrengend und ablenkend. Doch Lara hatte da noch einen anderen Gedanken, was Mels nahe Zukunft angehen würde. „Das hier ist der Schacht, der von außen zum Aufzug führt.“, erklärte Pascal. „Der führt zum Dach des Aufzugs, hoffe ich zumindest. Mit ihm fahren wir in den Stock, in dem Vlads Büro ist. Von dort aus finde ich mich zurecht.“ „Ich helfe Pascal, die Konstruktionspläne zu finden.“, sagte Lara. „Mel, du suchst Daniel. Sobald jeder seinen Job erledigt hat, verlassen wir über den Schacht sofort das Gebäude.“ „Das wird nie klappen.“, meinte Pascal. „Wieso tue ich das überhaupt für so einen Knirps? Ich bin gerade auf einer Mission mit dem Ziel, meine selbsterdachte und erbaute Erfindung zu zerstören.“ „Du hast für einen kranken Psychopathen eine Waffe gebaut, mit der er einen kleinen Jungen erpressen will.“, sagte Mel. Pascal erhob eine Augenbraue. „Wenn ich es so sehe, na fein.“ Kapitel 3: ----------- MSI – Hauptgebäude Es hatte keine fünf Minuten gedauert, bis die drei Damen durch den Lüftungsschacht gekrochen, den Fahrstuhl nach oben gefahren und Mel nun mehr allein in dem langen Gang vor Vlads Büro stand. Die Wachen sind bisher auf sie nicht aufmerksam geworden, was eigentlich etwas seltsam war. Anderdings hat Pascal ihr den kleinen Trick verraten, den Wachen einfach einen Kubuswürfel vor die Füße zu schmeißen. Kaum hatte Mel dies getan, stürzten sich die zwei Wachmänner vor Vlads Büro auf den Würfel, wie die Katze auf ein Stück Wollkneul, verzogen sich damit in die nächste Ecke und bastelten daran herum. Masters sollte sich wirklich nach kompetenterem Personal umsehen. Doch solange Mel einen möglichen Alarm auszulösen verhindern konnte, war das nur gesünder für alle. Das war vielleicht 'ne bescheuerte Rettungsaktion, dachte sich Mel. Sie war drauf und dran einen Jungen zu retten, der sich eigentlich in einen Geist verwandeln könnte und flugs durch die Wand verschwinden könnte. Sowas beklopptes. Aber da Vlad um Dannys Geheimnis weiß, wird er sich sicher irgendetwas ausgedacht haben, damit Danny nicht so einfach flüchten kann. Mel legte ihr Ohr an die Tür und lauschte. Schon wieder machte sich ihre Fähigkeit, besonders gut hören zu können bezahlt. Erst seit Lara diese „Gabe“ an ihr entdeckt hatte, konnte sie sie richtig einsetzen. Davor war Mel noch nie aufgefallen, dass sie ein wirklich fantastisches Gehör hatte. Sie konnte Lara wirklich dankbar für das sein, was sie ihr in den letzten Monaten gegeben hatte. Ein Zuhause, eine Ausbildung, eine Familie und eine Zukunft. Ohne Lara würde Mel wahrscheinlich noch immer im Chopin vor dem Scherbenhaufen ihrer Zukunft sitzen und sich fragen, was sie nur mit sich anstellen soll. Ja, wenn Lara nicht gewesen wäre. Da hörte das Mädchen etwas. Es klang nach einem jammernden Stöhnen. Sie erkannte die Stimme. Es war die von Danny. Sie bückte sich und schaute unter dem Türschlitz durch. Das ganze Büro oder besser dessen Fußboden war nicht zu überblicken. Dafür war das Büro viel zu riesig. Aber zumindest war zu vermuten, dass in dem Büro keine oder nur wenige Wachen waren. Schritte hatte Mel keine gehört. Aber die Wachen mussten auch nicht unbedingt durch die Gegend laufen. Was soll's. Mel drückte mutig die Türklinke nach unten. Nicht verschlossen. Sie trat in das Büro ein. Ein wirklich riesiges Büro. Fast so groß wie ein Ballsaal mit poliertem weißen Marmorboden. Darauf ein Perserteppich, der verdammt teuer aussah. Ein paar Zimmerbäume standen auch im Raum. An der langen Nordseite des Büros gegenüber der Eingangstür war eine lange Fensterwand und davor stand ein großer Schreibtisch. Und neben dem Schreibtisch an der rechten Wand entdeckte Mel Danny hocken. Er saß auf dem Fußboden und rieb sich den Kopf. „Danny! Hab ich dich gefunden.“, freute sich Mel. „Ist alles in Ordnung?“ Der Junge sah zu Mel auf und machte ein ebenso freudiges Gesicht, als er seine Retterin sah. „Naja weiß nicht. Die haben mir ziemlich hart auf den Schädel geschlagen. Ich glaube, die haben die Gehirnzellen für meine nächste Zwischenprüfung kaputtgeknübbelt.“ „Ist das mit dem falschen Ectoblast durchgegangen?“ „Momentan hat noch keiner etwas gemerkt.“ „Dann lass uns von hier abhauen. Schnell.“, Mel machte schon Anstalten zu verschwinden. „Ich kann nicht.“ Sie drehte sich zu Danny um und kam auf ihn zu. „Nun hab dich nicht so. So hart können sie dir gar nicht auf den Kopf gehaun haben.“ „Nein, du verstehst nicht. Komm nicht näher!!!“, warnte Danny das Mädchen, doch diese hatte sich ihm bereits zu sehr genähert und war nicht darauf gefasst, dass sie prompt durch einen gewaltigen Energieschlag nach hinten und durch das halbe Büro geschleudert wurde. Auf dem blanken Marmorboden rutschte sie noch ein paar Meter weiter und blieb völlig verdattert liegen. „Was war denn das?!?“, rieb sie sich den Kopf und versuchte sich wieder aufzurichten. „Der Grund, warum ich von hier nicht wegkomme. Vlad ist nicht dumm. Er hat um mich herum ein Energiefeld errichtet, dass so stark ist, dass es nichteinmal die Energie von Geistern hindurch lässt.“ „Und wie schaltet man das ab?!?“, fragte Mel verzweifelt, da neue, vorher nicht klar besprochene Hindernisse, die plötzlich und unvorhergesehen auftauchen, nicht zu ihren Stärken gehörten. Schnelles Denken und Improvisieren war immer Laras Spezialität. „Ich hab' keine Ahnung. Als Vlad das Energiefeld errichtet hat, war ich noch bewusstlos.“ „Na schön.“, Mel dachte angestrengt nach. „Das da ist ein starkes Energiefeld. Es lässt keine Energie durch und Materie demzufolge auch nicht, weil es so tierisch stark ist. Was hatte Pascal noch gesagt? Die einzige Möglichkeit, eine Energie unschädlich zu machen ist...“, Mel rauchte der Kopf. „Verdammt, warum höre ich Leuten, die mehr Ahnung haben, als ich, nie zu???“ „...sie in eine andere Energieform umzuwandeln.“, hörte Mel plötzlich eine dunkle Stimme hinter sich. Sie drehte sich um und sah einen fremden Menschen vor sich. Doch Danny flüsterte hinter ihr, dass das der große böse Vladimir Masters sei. „Soso, da haben wir also den Grund, warum meine Männer so plötzlich dem Spieltrieb verfallen sind.“, Masters schmiss den Kubus in den Müll. „Dieser verdammten Dinger.“, murmelte er dazu. „Und wen haben wir hier?“, fragte er Mel. „Sie begehen einen großen Fehler.“, meinte sie, ohne seine Frage zu beantworten. „Wenn ich einen Cent für jedes Mal, wenn ich diesen Satz hörte, bekommen hätte, wäre ich jetzt Milliardär. Ach, nein. Das bin ich ja schon längst. Es ist auch unwichtig, wer du bist.“, Masters kam auf das Mädchen zu, doch die bewegte sich keinen Millimeter. „Für mich bist du nur ein kleines Mädchen, das die große Heldin spielen will. Ich kenne dich nicht und es interessiert mich nicht. Draußen warten ein Dutzend Wachmänner, die dich gerne nach draußen begleiten. Wenn du also nicht in größere Schwierigkeiten geraten willst, also ohnehin schon, würde ich dir raten zu verschwinden.“ „Ich bin hier, um Danny Fenton zu befreien und sie werden mich nicht davon abhalten.“, sagte das Mädchen mutig. Sie schien keinerlei Angst vor dem großen, mächtigen, reichen Mann zu haben. Kein Wunder. Er war zwar groß, schien aber nicht sehr kräftig zu sein. Den legte sie mit links auf die Matte, selbst wenn sie nur einen Arm und ein Bein hätte. „Wie ich sehe, bist du zum Weggehen nicht zu bewegen.“, meinte Masters trocken. „Wie du willst. Männer!!“, rief er. Daraufhin kam das besagte Dutzend Wachmänner in das Büro gestürmt direkt auf Mel zu. Doch sie lächelte nur, holte dann ein paar Kubuswürfel aus ihrem Rucksack, warf sie den Wachen zu und sagte: „Fass Kätzchen.“ Die Würfel flogen durch die Luft über die Wachen hinweg, landeten auf dem Boden und rollten noch paar Meter weiter. Die Männer sahen den Würfeln hinterher, sahen sich dann gegenseitig an, kreischten wie von der Tarantel gestochen. Dann hechteten sie den Würfeln nach und verschwanden aus der Tür. Vlad griff sich an den Kopf, biss sich auf die Zunge, die Ader an der Stirn trat wieder hervor und er knirschte: „Das halt ich nicht aus...“ „Vielleicht solltest du ihnen lieber Billard beibringen. Den Tisch kriege ich nich' so gut in meinen Rucksack.“ „Halt die Klappe, vorlautes Balg.“, giftete Vlad Mel an. „Wer bist du schon, dass du meine Pläne durchkreuzen könntest?“ „Deine Pläne sind Geschichte. Ich weiß, wer sie sind und was sie vorhaben.“ „Hm...“, lächelte Masters nun wieder. „Du meinst also, du könntest mich aufhalten?“ „Sicher doch.“ „Wollen wir wetten?“, Masters holte den Ectoblast5 aus seinem Jackett und richtete sie auf Danny. „Versuch mich aufzuhalten.“ „Der Ectoblast5 besitzt nicht genug Kraft, um durch das Energiefeld zu dringen, was sie errichtete haben.“, meinte Mel. Ihren Trumpf, dass Vlad eine Attrappe in der Hand hielt, wollte sie noch nicht ausspielen. Aber sie war sich sicher, dass das einen rettenden Schlag bedeuten würde. Sie musste Masters nur dazu bringen, das Kraftfeld auszuschalten. Er würde sofort auf Danny schießen, um ihm die Kräfte zu rauben. Doch in der Verwirrung, die durch den falschen Ectoblast entstehen würde, müssten sich Mel und Danny nur noch aus dem Staub machen. „Da magst du recht haben. Aber alles, was ich einschalten kann, kann ich auch wieder ausschalten.“, in einer Hand hielt Vlad eine Fernbedienung. „Du weißt hoffentlich, wenn ich das Energiefeld ausgeschaltet habe, dass ich meinen Plan durchsetzen werde. Glaub ja nicht, du seist so schnell und könntest meinen Plan durchkreuzen.“ „Wie sie sagten: Wetten wir drum.“, sie lächelte. „Der Verlierer zahlt.“ „Wie sie wollen.“ Mit diesen Worten drückte Vlad auf einen Knopf der Fernbedienung. Ein zappen war zu hören. Das Energiefeld ist wohl tatsächlich außer Kraft gesetzt. Vlad zögerte nicht länger und wollte abdrücken. Doch wie Mel es sich dachte, guckte er nur wie ein Auto, als sich nichts rührte. „Lauf!!“, schrie Mel Danny zu. Der nahm sofort die Beine in die Hand und machte sich mit Mel auf in Richtung Tür. „Sie zahlen, Vlad.“, rief Mel Masters über die Schulter, ohne sich umzudrehen. „NEIN, DU WIRST BEZAHLEN!!“, schrie dieser zurück und mit einem Mal raste eine Schockwelle durch das ganze Büro, die Danny und die überraschte Mel von den Beinen riss. Beide wurden mit enormer Wucht gegen die Wand geschleudert, prallten auf dem Boden auf und blieben dort regungslos liegen. Mel versuchte nocheinmal die Augen zu öffnen, doch vor ihr bot sich ein verschwommenes Bild einer mächtigen Gestalt, die vor ihr schwebte. Sie erkannte noch glühend rote Augen und eine Stimme, die ihr sagte: „Scheinbar warst du doch nicht so gut über meine Pläne informiert. Daniel wurde durch einen Zufall zum Halbgeist. Sowas kann jeder Zeit wieder passieren...“ bis sie das Bewusstsein verlor. Der Halbgeist Vladimir Plasmius sah zufrieden auf die beiden „Schlafenden“ zu seinen Füßen. „Sowas sollte einem fast leid tun.“, sagte er zu sich selbst. „Fast...“ Er konzentrierte sich kurz, ein paar schwarze Funken fingen an, um ihn herumzuspringen, er wurde von einem Licht eingehüllt und als es verschwunden war, stand Vladimir Masters wieder als Mensch in seinem Büro noch bevor die Wachen herein kamen. „Sir, wir hatten visuellen Kontakt mit einer nicht autorisierten Person.“ „Ich weiß, ihr Schlafmützen. Die habe ich schon gestellt.“ „Nein, Sir, ich meine, eine Frau.“ Masters erhob eine Augenbraue. „Eine Frau? Wo habt ihr sie gesehen? „Im Ostflügel. Wir hatten sie nur für ein paar Sekunden vor den Kameras und selbst da haben wir sie nur um eine Ecke verschwinden sehen.“ „Der Ostflügel. Wie kann das sein? Dort sind sämtliche geheim... Da kommt man ohne Zugangskarte überhaupt nicht rein.“ MSI – Ostflügel „Ich hab immer gesagt, es ist besser, seine Sachen nie wegzuschmeißen.“ „Gut, dass du deine Zugangskarte noch hast, Pascal.“ „Gut, dass der Code von der Karte noch nicht gesperrt worden ist. Das hätte sonst n Höllenalarm ausgelöst.“ Lara und Pascal suchten sich ihre Wege durch den Ostflügel von Mastersoft Industries. Pascal hatte einen guten Orientierungssinn und ein prima fotografisches Gedächtnis. Sie erkannte viele Gänge in dem Gebäude wieder, vorallem die, die sie immer gegangen war, um ihren mittäglichen Kaffee zu holen. Sie wollte schon immer mal wissen, was sich hinter dieser und jener Tür befand, die sie nie öffnen durfte. Doch so viele Räume Pascal und Lara schon durchsucht hatte und wie viele geheime Akten, Aktien, Fälschungen und gefakte Belege sie auch gefunden haben und wie viele Beweise sie schon in der Hand gehabt hätte, um Vlad in den Bau zu schicken, die Konstruktionspläne waren nicht zu finden. „Lady Croft!!“, hörten die beiden plötzlich einen Gang hinter sich. Sie drehten sich erschrocken um. Nun hat man sie doch gefunden. „Lady Croft, wir wissen, dass sie hier sind.“ „Was machen...“, flüsterte Pascal schon panisch. Die Wachen waren noch im nächsten Gang und noch nicht zu sehen. „Schhht...“, flüsterte Lara. „Kommen sie heraus. Mister Masters will mit ihnen reden. Lady Croft.“, riefen die Männer. „Sie rufen nur meinen Namen.“, flüsterte Lara weiter zu Pascal. „Offensichtlich haben sie dich noch nicht bemerkt. Ich lenke die Wachen von dir ab. Du musst die Pläne alleine finden. Wenn du sie gefunden hast, haust du sofort ab. Klar?“ Pascal hatte zwar Angst, alleine weiterzusuchen, ohne die erfahrene schützende Hand von Lara, aber hier stand ein bisschen mehr auf dem Spiel. Sie nickte daher und rannte den Gang entlang, bog um die Ecke und war verschwunden. Sie hörte hinter sich Lara noch lügen: „Was denn, meine Herren? Was soll die Aufregung? Ich habe sie die ganze Zeit gesucht.“ Auf sich allein gestellt zu sein, war Pascal kein fremder Gedanke. Im australischen Busch verlief sie sich fast täglich irgendwo, wenn sie einen der entflohenen Dingos einfangen musste. Ihr Rekord lag bei fast zwei Wochen Hintern mit Blättern abwischen. Sie war schon früh sehr selbstständig und ist mit 17 Jahren ganz allein von Australien nach Amerika geflogen, um dort technisches Design zu studieren. Sie fürchtete sich nur selten, aber diese Situation war doch ein wenig abstrus für die junge Australierin. Das hier war ein riesiges Gebäude mit hunderten von Räumen, tausenden von Wachen und einer Million Möglichkeiten, geschnappt, gefoltert und getötet zu werden. Und der Tod war nun wirklich etwas, was Pascal als letztes noch fehlen würde. Allerdings war dies für sie ein Kampf der Ehre. Masters hatte ihre Fähigkeiten schamlos ausgebeutet, ihr alles gestohlen und sie an die Luft gesetzt. Es ist nunmehr ihre eigene Erfindung, die sie wegen Masters' Missbrauch vernichten muss, um einen Jungen zu retten, von dem sie noch nichteinmal die Lieblingsfarbe kennt. Dies ist ein Kampf, den sie zum ersten Mal kämpfte. Aber sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass sie das alles total beschissen und abstoßend finden würde. MSI – Kellerräume Mel schaffte es nach längerem Dahingerafftseiens ihre Augen wieder zu öffnen. Sie erinnerte sich noch an den Aufprall und an ein Haufen schwarzer Tapete. Sie richtete sich auf und sah sich um. Das war wohl eindeutig ein Gefängnis, in dem sie saß. Es war ein größerer Raum mit dunklen Metallplatten verkleidet. Sie selbst saß hinter einem mit Gitterstäben abgesteckten Bereich. Keine Möglichkeit, auszubrechen. „Auch schon aufgewacht?“, hörte sie eine Stimme neben sich. Und neben ihr außerhalb des Gitters etwa in der Raummitte hockte Danny auf dem Boden. „Danny...“, stöhnte sie. War wohl doch n heftigerer Aufprall, als sie gedacht hatte. „Wo sind wir?“ „In Masters Gefängnisgruft, nehme ich an.“ Da fiel Mel auf, dass sie nicht mehr im Besitz ihres Rucksacks war. „Verdammt. Masters hat den echten Ectoblast5.“ „Sei's drum. Is' eh alles meine Schuld.“, meinte Danny betrübt. „Warum bist du eigentlich nicht eingesperrt?“ „Bin ich doch.“, der Junge streckte einen Arm nach vor, ein kurzes Blitzen erhellte den Raum. „Da haben wir wieder das Energiefeld.“ „Aber wenn du im Energiefeld sitzt, bedeutet das, dass du immer noch ein Halbgeist bist. Warum hat Masters dir noch nicht deine Kräfte genommen?“ Doch Danny seufzte nur. „Und wo wir gerade dabei sind.“, Mel stand auf, ging ganz dicht an die Gitterstäbe heran und brüllte: „WARUM HAST DU MIR NICHT GESAGT, DASS VLAD AUCH EIN HALBGEIST IST?!?!“ Erst jetzt merkte das Mädchen selbst, wie wütend sie war. „Wenn Vlad und du erbitterte Feinde seid, werdet ihr mit Sicherheit gegenseitig von eurem kleinen Geheimnis wissen. Wie konntest du mir dieses kleine Detail nur verschweigen??“, sie wartete auf eine Antwort. Aber Danny seufzte nur noch einmal. „Ich hab doch gesagt, dass es alles meine Schuld ist.“ „Jetzt ist es ja raus und wir sind dem Tod geweiht. Jetzt kannst du mir ruhig alles erzählen. Und keine Sorge, sollten wir es doch schaffen, zu fliehen, bist du trotzdem so gut wie tot, weil ich dir dann persönlich den Hals umdrehen werde.“ „Ich war fast fünfzehn, als ich Masters das erste Mal traf und herausfand, dass er der zweite Halbgeist ist, den mein Vater unwissentlich durch einen Unfall erschaffen hat. Und seine Absichten waren auch schnell klar. Meine Mutter.“ „Deine Mutter?!?“ „Vladimir, mein Vater und meine Mutter waren auf dem College in einer Forschungsgruppe. Vladimir war schon damals in meiner Mutter verliebt, doch ihr Forschungsprojekt, ein Portal zur Geisterwelt, funktionierte durch die falschen Berechnungen meines Vaters nicht richtig und verletzte Vlad. Er bekam eine schlimme Ectoallergie und verbrachte seit dem viele Jahre im Krankenhaus, was ihm sämtliche Chancen mit meiner Mutter nahm. Doch genau dieser Unfall hat ihn zu einem Halbgeist werden lassen. Einsam und völlig gefrustet schmiedete er im Krankenhaus wohl Pläne, um meine Mutter doch noch zu kriegen und sich an meinem Vater zu rächen. Jahre später, als er gelernt hatte, seine Geisterkräfte zu benutzen, um sich eine Menge Geld zusammenzuraffen, versuchte er seine Pläne in die Tat umzusetzen und lud meine Familie zu einem Klassentreffen ein. Doch ich durchkreuzte seine Pläne erfolgreich. In diesem Kampf machten wir klar, dass wir beide im Moment gleichstark waren und handelten einen Waffenstillstand aus. Er verrät nie, dass ich Danny Phantom bin und ich verrate nie, dass er Vladimir Plasmius ist. Deshalb habe ich dir nichts gesagt.“ „Einleuchtend. Aber was will Vlad von dir??“ „Als er herausfand, dass ich ebenfalls Geisterkräfte habe, ist er wie besessen hinter mir her. Er muss wohl irgendeinen seltsamen Komplex haben, in mir jemanden zu sehen, der das gleiche Schicksal wie er hat. Jedenfalls liegt ihm nun an mir genauso viel wie an meiner Mutter. Ich bin der einzige, der ihn aufhalten kann, was mich zu seinem größten Feind macht. Ich bin aber auch der einzige, der sein Schicksal teilt, was mich zu seinem größten Freund macht. Also entweder will er mich als Sohn, passend zur Mutter als seine Frau oder er will mich ohne Kopf.“ „Das ist alles völlig bekloppt.“, meinte Mel dazu. „Wer kommt denn nur auf so einen bekloppten Konflikt? Das Leben als Halbgeist ist wohl irgendwie nicht so die Bombe, was?“ „Das kannst du aber laut sagen.“, lächelte Danny ein wenig geknickt. „Ich habe diese Kräfte unfreiwilliger Weise bekommen und herausgefunden, wozu sie gut sind: Geister, die Amity Park bedrohen aufzumischen, zu bekämpfen und einzufangen. Das machte mir mein ohnehin anstrengendes Teenagerleben noch richtig zur Hölle.“ „Kann ich gut verstehen. Mein Vater wurde vor meinen Augen erschossen, als ich siebzehn war. Seit dem lebe ich bei Lara und kämpfe mich mit ihr durch die Welt. Das ist das einzige Leben, das ich noch habe. Es ist nicht leicht, aber ich bin umso dankbarer dafür, dass ich es habe und dass ich all diese Erfahrungen machen kann. Andere würden sagen, Himmel, ist dieses Leben anstrengend und unfair und gefährlich. Man riskiert täglich seinen Hals und kämpft sich um den Verstand. Aber das sind alles knallharte Erfahrungen, die den Charakter stärken und das Leben aus einer völlig neuen, menschlichen Ecke zeigt. Und das ist doch was schönes.“ Danny hob den Kopf. „So hab ich das noch nie gesehen.“ „Ich auch nicht. Das ist mir gerade erst eingefallen. Ich habe Lara auf sämtlichen Missionen nur die Ohren zugenörgelt. Dabei hätte ich offener sein sollen. Ich hätte mich nicht über meine Situation beschweren sollen, sondern versuchen, etwas daraus zu lernen.“ Mel und Danny lächelten sich an. „Auf unser aufrichtiges Selbstmitleid.“, grinste Danny. „Du sagst es.“, grinste Mel zurück. „YEAHAAAHH!!!“, kreischte eine völlig vergnügte Pascal, die gerade zur Tür reingestürzt kam. „Ich wusste doch, dass ich euch hier finde. Mann, bin ich gut.“, sie schleppte eine Tasche mit sich, aus der ein Haufen von Papier herausquoll. „Pascal??“, fragte Mel verwundert. „Ganz recht, mein Herzchen. Ich hab diese tolle Prawda-Tragetasche gefunden und die ganzen Konstruktionspläne natürlich auch und seht mal, was ich noch gefunden habe.“ Sie zog aus ihrer Tasche ein kleines Messer und rammte es in ein kleines Kontrollfeld an der Wand. Daraufhin gab es ein kurzes Blitzen um Danny herum und Mels Gefängnistür sprang auf. „Los, bewegt eure Ärsche. Ich glaube, ein Rudel Schafe ist mir gefolgt. Oh, und Lara sitzt in der Tinte. Kann sein, dass sie sich noch rausreden konnte, aber gehen wir lieber nicht davon aus.“, Pascal rannte voraus. Mel und Danny standen noch ein wenig wie belämmert da, doch dann folgten sie ihr. „Hier, das hab ich dir mitgebracht, Kleiner.“, sie warf Danny eine Waffe zu. „Das ist der Ectoblast6. Krass, hä?? Los, treten wir meinem ehemaligem Chef mal so richtig in den Hintern.“, strahlte sie. „Hey, Pascal.“, rief Danny Pascal hinterher, nachdem Mel ihn ziemlich finster angesehen hatte. „Es gibt da etwas, dass du über Vlad wissen solltest.“ MSI – Vlads Büro Lara kam in Begleitung von Masters Wachen in dessen Büro. Der erwartete sie schon. „Masters!“, kam sie ernst auf ihn zu. „Lady Croft. Sagen sie, was hatten sie denn in meinem Firmengebäude so dringendes zu suchen? Konnten sie mein Büro nicht finden?“, fragte er Lara ganz höflich. „Darf ich sie an unsere Abmachung erinnern? Sie hatten mir versprochen, dass ich dabei bin, wenn sie ihr Eigentum wieder haben und sie den Jungen gehen lasse.“ „Ja, und?“ „Ich weiß darüber Bescheid, was sie dem Jungen antun wollen. Er ist ein Halbgeist und sie wollen ihm die Kräfte stehlen.“ „Wo ist dann für sie das Problem? Mein Eigentum habe ich bereits zurück und den Jungen lasse ich auch wieder gehen. Nur ohne seine Kräfte. Das war nicht Teil der Vereinbarung.“ „Er ist ein unschuldiger Junge, sie mieses Stück Scheiße.“, zischte Lara durch die Zähne. „Ich mache ihnen ein letztes Angebot, Miss Croft.“, sagte Masters nun ernster. Er zeigte Lara einen kleinen Zettel. „Das ist ihr Scheck über die vereinbarte Summe. Nehmen sie ihn und verschwinden sie. Sie werden nie wieder etwas von mir hören.“ „Stecken sie sich ihr Geld sonst wohin.“ Kurzes Schweigen zwischen Lara und Vlad. „Ganz... wie... sie wollen.“, meinte Masters. „Männer!!!“, befahl er den Wachen in seinem Büro. Diese richteten sich auf und waren schon drauf und dran, sich auf Lara zu stürzten, um sie womöglich aus dem Fenster zu schmeißen, als von draußen plötzlich ein enormer Lärm und Schüsse zu hören waren. Masters sah Lara an. Die sah gemein lächelnd zurück. „Ja, will ich so.“, sagte sie. Vlad rannte auf den Flur. Von dort sah er, wie Mel und Danny Phantom sich durch sämtliche Wachen schlugen. Für den Halbgeist Danny war es natürlich ein leichtes, die Wachen einfach so nieder zu mähen. Schließlich lagen die Männer nur noch in dem Gang und Vlad stand verdattert da. „Aber ich hatte euch doch eingesperrt.“ „Mich nicht!“, Pascal trat in den Gang. „Ich hatte ihnen doch gesagt, dass sie ihr verfluchtes Fett noch weg kriegen. Ich hätte nur nicht gedacht, dass ich dabei selbst mitmische. Und jetzt Flossen hoch, Vladimir Plasmius.“ Masters kochte innerlich vor Wut. Diese Kinder spielten tatsächlich jeden Trumpf aus, der ihnen blieb. Nicht zu fassen. Ihn, Vladimir, so reinzulegen. Er war der mächtigste Mann auf der Welt. Sowohl von der finanziellen Seite, als auch von einer ganz anderen. Funken sprangen um Masters herum. Ein gleißendes Licht hüllte ihn ein. Es blitzte stark und als das Licht wieder abglimmte, schwebte über dem Boden, ein großgewachsener, blasser, schwarzhaariger Mann in weißem Anzug. Seine roten Augen funkelten Danny böse an. Doch dieser richtete den Ectoblast6 auf Vlad. „Daran würde ich nicht mal denken, alter Feind.“ Plasmius lachte nur: „Du meinst also, du könntest mich mit diesem Spielzeug aufhalten?“ „Nein, aber vielleicht mit zwei Spielzeugen.“, aus der Tür heraus richtete Lara ihren Ectoblast7 ebenfalls auf Vlad. „Ich glaube kaum, dass ein Halbgeist zwei Energiestöße überleben würde. Wie sie gesagt haben: Ich werden diese Waffe wirklich brauchen.“ Vlad sah zwar immer noch Wut schnaubend drein, doch ihm war klar, dass er sowas von geschlagen war. „Verschwinden wir.“, sagte Mel. Die vier gingen den Gang nach unten in Richtung Aufzug. Die Schlacht schien wohl Gott sei Dank gewonnen. Doch Plasmius war viel zu wütend, als dass er sich so leicht geschlagen gibt. Von Wut und Frustration zerfressen, hatte er einen Großteil seines Lebens damit gefristet, seiner einzigen Liebe hinterher zu trauern und mit anzusehen, wie er sie verliert und nichts dagegen machen kann. Er verbrachte so viele Jahre in der Einsamkeit eines Krankenhauses. Allein mit einer körperlichen Krankheit, seelischen Schmerzen und neuen Kräften, die er nicht verstand und nicht kontrollieren konnte. Er musste sich in seinem Leben seinen letzten Mut zusammenraffen, um nicht mit Sang und Klang unterzugehen, an seiner Frustration und Depression kaputt zu gehen. Er hat viel zu sehr gelitten, als dass er einfach so aufgeben würde. Wenn nicht jetzt, wann dann? „Oh, Danny.“, rief er dem Jungen hinterher. Der drehte sich nicht um, sondern ging weiter den Gang entlang. „Du hast da etwas wichtiges vergessen.“ Ihn traf es wie der Schlag, als er daran dachte, dass Vlad ja noch immer den Ectoblast5 bei sich hatte. Er drehte sich blitzschnell um und feuert aus dem Ectoblast6. Doch es war zu spät. Ein Schuss traf ihn selbst und fetzte ihn nach hinten. Die anderen erschreckten sich nicht schlecht, als Danny an ihnen vorbei flog und anfing in einem grünen Licht zu glühen. Das Licht verdichtete sich und Danny konnte dem ganzen nur hilflos zusehen. Schließlich löste sich das grüne Licht ganz von dem Jungen. Dessen Kleidung verwandelte sich wieder zurück in seinen weißen Kittel und die Jeans. Er hatte wieder schwarze Haare. Das grüne Licht steuerte nunmehr auf Vlad zu. Er hatte die Ampulle aus dem Prototyp herausgeholt und nahm das grüne Licht darin auf. Alle blickten sich völlig von der Rolle an. „Das war doch jetzt nicht wirklich passiert.“, stotterte Pascal. „Lara, tust du mir ein' Gefallen.“, fragte Mel ihre Mentorin, Vlad dabei ansehend. „Was denn?“ „Bring die andern hier aus.“ Lara stutze zu erst. Wollte ihre Schülerin jetzt tatsächlich allein gegen dieses Monster antreten? War sie eigentlich dafür schon bereit? Bei ihrer letzten Mission war Mel noch so kindisch und naiv, was ihrer Feinde anging. Sie lernte zwar schnell, aber sie hat sich nie wirklich erwachsen angestellt. „Bist du sicher.“ „Sicher bin ich sicher. Ich schaff das schon. Sieh über den Tellerrand hinaus.“ Vermutlich war sie doch bereit. Immerhin war sie erwachsen genug, zu wissen, dass sie sich manchen Herausforderungen, die ihr das Schicksal auf den Weg schmeißt, selbst zu stellen hat. „OK.“, daraufhin schnappte sich Lara den ziemlich kraftlosen Danny und zog mit Pascal ab. Mel stand Vlad nun ganz allein gegenüber. Dieser schwenkte die Ampulle mit Dannys Geisterkräften hin und her. „Na, willst du das wieder haben?“ „Nein. Ich weiß, dass du diese Ampulle hüten wirst, wie deinen Augapfel. Man soll seinen Gegner genau einschätzen und seine Schwächen erkennen.“ „Du hast keine Chance. Ich bin ein Halbgeist, schon vergessen.“ Mel sah auf den Boden. Danny hatte bei der Aktion eben den Ectoblast6 fallen lassen. Sie hob ihn auf, atmete noch einmal tief ein. Dann rannte sie ohne weiter zu zögern auf Vlad zu. Ein schneller Kampf entbrannte zwischen den beiden. Mel feuerte oft und versuchte so präzise wie möglich zu treffen. Doch Vlad war zu schnell. Jedes Mal, wenn sie ihn ihm Visier hatte, machte er sich unsichtbar und tauchte an einer anderen Stelle wieder auf. Die Energie des Ectoblast war zwar stark genug, diesen Halbgeist außer Gefecht zu setzen, doch dazu, musste sieh ihn erstmal kriegen. Doch nicht mal ein Meisterschütze würde Plasmius treffen, so schnell, wie er sich bewegte. Dabei musste Mel selbst darauf achten, dass sie nicht in Vlads Ectoplasmastrahl-Schussbahn geriet, denn auch er feuert mit Hilfe seiner Geisterkräfte auf Mel. Der Kampf schien ziemlich aussichtslos. Ein kleiner Mensch gegen einen mächtigen Halbgeist. Doch Mel gab nicht auf. Sie musste den Kampf zumindest noch so lange fortsetzen, bis sie eine geeignete Schwachstelle an Vlad gefunden hatte. Doch auch Mels Kraft ließ allmählich nach. Wenn sie nicht bald eine Lösung findet, wird das hier ein böses Ende nehmen. Und als hätte es sie geahnt, verließen sie für einen kurzen Moment die Kräfte. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Vlad um Mel mit einem Ectoplasmastrahl nach hinten zu schleudern. „Aua....“, jammerte sie. „Ich sagte doch, dass du keine Chance hast. Wir sollten das hier zu Ende bringen.“, Vlad kam schwebend auf das Mädchen zu. Das waren wohl Mels letzte Sekunden. „Kleinen Augenblick.“, pfiff es hinter ihr. Sie drehte sich um und sah genauso verdutzt aus der Wäsche, wie Vlad, als dort Pascal wieder stand. „Guck ma, Alterchen.“, in ihrer Hand hielt sie ein Foto von einer hübschen Frau mittleren Alters. Vlad klappte daraufhin die Kinnlade runter. „Maddie!!!“, schmetterte er. Das war er. Sein Schwachpunkt. Mel zögerte nicht lange, richtete den Ectoblast auf Vlad und drückte kurzer Hand ab. Plasmius bemerkte das, doch zu spät und Mel jagte ihm einen Energiestoß direkt durch die linke Schulter. Das setzte ihn für ein paar Sekunden außer Gefecht. Das Mädchen rappelte sich auf, griff unter Plasmius' Cape, holte den Prototyp daraus hervor und suchte dann schnell ihr Heil in der Flucht. Auf dem Weg nach draußen fragte Mel Pascal: „Maddie?“ Diese antwortete: „Dannys Mom...“ Wisconsin – Pascals Wohnung Abgekämpft und müde, fanden sich unsere vier „Helden“ in Pascals Wohnung wieder. An für sich müssten sie sich drauf und dran machen, einen neuen Plan auszudenken, um Dannys Kräfte wiederzukriegen. Ein Sieg war das jedenfalls nicht gerade. Aber die vier waren alle viel zu fertig und mitgenommen – vor allem Danny – als dass sich jetzt irgendjemand noch irgendeinen Kopf darüber zerbrechen würde, wie man bei MSI wieder einbricht, Masters überrascht und ihm dieser verfluchte Ampulle wieder abnimmt. Die Stimmung war so ziemlich im Keller. Pascal schmiss sich in ihr Sofa und stöhnte nur perfide vor sich hin. Danny hockte auf einem Stuhl und konnte sich noch immer nicht so ganz mit dem Gedanken anfreunden, dass sein größter Erzfeind ihn tatsächlich besiegt haben soll. Mel war nicht ganz nach Hinsetzen zu mute. Sie hielt sich in einer seltsamen Weise für einen Versager, der zwar irgendwie gesiegt hatte, aber irgendwie auch nicht. Das war konfus für sie, aber nicht unbedingt eine Situation, mit der sie nicht zurecht kam. Sie wusste, dass die anderen jetzt erstmal platt sind. Der Tag war verdammt lang für alle. Einen Plan kann man sich morgen auch noch ausdenken. Sie selbst hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie eigentlich war. Vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden hätte sie sich wahrscheinlich die ganze Zeit nur darüber beschwert, dass ihr Magen knurrt und sie sofort etwas zu essen haben will. Aber die Ereignisse an dem heutigen Tag haben sie eines besseren belehrt. Auf den vorhergehenden Missionen mit Lara ging es immer nur darum, irgendwelchen Tempeln irgendwelche Statuen zu entreißen oder irgendwelche Wachen über den Haufen zu schießen. Doch bei dieser Mission ging es nicht um Mel oder ihre Bedürfnisse oder ihre Nörgellei. Es ging um Danny, um seine Geschichte, um seine Probleme, um seinen Feind. Mel merkte plötzlich, dass Lara gar nicht mehr in der Wohnung war. Oder war sie gar nicht erst mit hochgekommen. „Wo ist Lara?“, fragte sie. „In's Klo gefallen...“, murrte es aus dem Sofa heraus. „Sehr witzig. Ich geh sie suchen.“, daraufhin machte sich Mel wieder nach draußen. Sie musste nicht lange gucken, bis sie Lara an der nächsten Straßenecke stehen sah. Die Sonne war bereits untergegangen und sie stand im Straßenlicht an eine Hauswand gelehnt „Hey, Lara. Was machst du denn hier draußen? Zählst du die toten Tiere auf der Straße?“ Der Tomb Raider lächelte. „Mel, wie lange bist du schon bei mir?“ Das Mädchen überlegte kurz. „Mit heute? Gute sechs Monate.“ „Du weißt hoffentlich, dass das nicht für die Ewigkeit sein kann.“ Mel machte große Augen. „Was meinst du?“ „Ich kann nicht für immer deine Amme spielen.“ „Kann dir immer noch nicht folgen.“ „Unsere Wege werden sich von heute an trennen.“ Das Mädchen sah zu ihrer Mentorin auf, verzog aber keine Miene. Sie wusste, dass dieser Tag kommen würde und dass sie daran nichts ändern konnte, schon gar nicht, wenn Lara es ausspricht. Sie weiß, was sie tut und wenn sie etwas mit Bestimmtheit tut, dann ist sie nicht aufzuhalten. „Glaubst du, dass ich ohne dich zurecht kommen werde?“ „Du hast an dem heutigen Tag geschafft, den Plan eines Psychopathen aufzudecken und hättest ihn sogar fast aufgehalten. Es fehlt nur noch der Feinschliff, aber ich bin mir sicher, dass das für dich nicht weiter das Problem sein wird.“ „Und du?“ „Für mich ist das hier Kindergarten. Ich bin nicht dazu da, um auf einen zwanzigjährigen aufzupassen, der im Klinsch mit dem Typen liegt, der sich an seine Mutter ranmachen will.“ „Willst du damit sagen, du lässt mir hier allein, damit ich die fiebsligen Aufgaben übernehme, damit du rausgehen kannst, um die Welt zu retten?“ „Nein, ich meine nur, dass du genug von mir gelernt hast, um deine eigenen Erfahrungen machen zu können. Wenn du dich deinen Feinden stellst – und mögen die Aufträge noch so fiebslig sein – dann wird dich das zu einem stärkeren Tomb Raider machen. Wenn ich jetzt weiter bei dir bleibe, wirst du nur abhängig von mir und das würde dann das genau Gegenteil bewirken.“ „Verstehe. Was machst du jetzt?“ „Ich werde nach England zurückfliegen. Diese Mission schaffst du allein. Denk dir nur einen professionellen Plan aus. Du brauchst meine Hilfe nicht mehr. Und selbst wenn; ich habe heute selber etwas gelernt, habe wieder eine Schwäche entdeckt, die es auszumerzen gilt. Masters hat mich hinters Licht führen können, weil er wusste, dass ich diese Schwäche habe. Er wendete sich genau aus diesem Grund an mich und nicht an irgendjemanden anders, der ihm Danny auf einem silbernen Tablett servieren sollte. Aber mit dir und deinem Instinkt hat er nicht gerechnet. Selbst ich höre nie auf zu lernen, aber man lernt vom Leben mehr als von einem stupiden Lehrer, der einem alles vorkaut, was man zu tun hat. So wird man nie selbstständig.“ „Nette Ansprache.“ „Danke. Ich muss dann. Bis sich unsere Wege wieder kreuzen, Lady Madjana.“, Lara drehte sich um und ging die Straße entlang. „Bye, Lara.“, Mel sah ihrer Mentorin hinterher bis sie in der Dunkelheit verschwunden war. Ein wenig wehmütig und mit einem schweren Herzen seufzte sie. Sie hätte nicht gedacht, dass sie so schnell so allein auf sich gestellt ist. Aber Lara hatte Recht. Mel war stark genug, ihre eigenen Erfahrungen machen zu können. Oder besser gesagt, Mel war stark genug, sich ihr Genörgel selbst anzuhören. Die Zeit mit dem Tomb Raider war sehr lehrreich für das kleine Mädchen aus Schottland und so krass die Erfahrungen auch gewesen sein mögen, das Leben wird noch genug davon bereit halten. Solange sie sich zusammenreißt und ihren Schwanz nicht einzieht, sich mutig ihren Weg bahnt, sich selbst treu bleibt... Was sollte dieses schwulztige Gebrabbel jetzt?? Danny brauchte Hilfe und Mel brauchte einen Plan, also ran an die Buletten. Epilog: Wisconsin – Mastersoft Industries D: OK, ich bin jetzt genau über dem Logo von Mastersoft. Darunter ist sein Büro, richtig? M: Richtig. D: War 'n hartes Stück Arbeit bis hier her. S: Was du nicht sagst. D: Sein Verteidigungssystem ist wesentlich komplexer und durchdachter. Als ich das letzte Mal hier war, hab' ich nich' so lange gebraucht, wie jetzt. M: Vielleicht wirst du auch einfach nur alt. D: Sorry, hab' vergessen, wann ich lachen sollte. M: Wie sieht's eigentlich mit dem Ectoblast5 aus? Hast du ihn schon kaputt gemacht, wie alles, was du in die Finger bekommst? D: Der Prototyp läuft wie 'ne eins. Nur der Abzug ist noch ein wenig launisch. Aber sowohl Geister als auch Menschen haben den Lauf nur ein einziges Mal von vorn sehen können. M: Oje, Männer und ihre Knarren. Lass das Baby bloß nicht fallen. Pascal dreht dir den Hals um. D: Die soll bloß ihr Maul halten. Wenn die noch einmal meckert, dass ich 'ne Waffe von ihr geschrottet habe, erzähl' ich der was. M: Du solltest ihr lieber dankbar sein, dass sie das Ding für dich umgebaut hat. D: Dankbar?? DANKBAR?!? Sooft, wie die mich gewarnt hat, sollte ich dieses Teil auch nur einmal fallen lassen... M: Vergiss es einfach. Sobald du in Vlads Büro bist, wende dich nach links. Da steht ein Tresor. Darin befindet sich dieses Ding, worauf du so scharf bist. D: Masters wird dafür bezahlen, dass er es mir gestohlen hat. M: Übertreib es nicht, Danny. Es wimmelt hier vor Wachen und wenn Vlad dich erwischt, kannst du diese Aktion als gestorben betrachten... und dich ebenfalls. D: Keine Sorge. Solange ich mir meinen Besitz nicht zurückgeholt habe, ist noch nicht Feierabend. M: Ich mach mir dann wohl besser 'nen Kaffee. D: Mel... M: Mach deinen Job, Geisterjunge. D: Genug gequasselt. Ich geh jetzt rein. M: Sei vorsichtig... An einem Seil schwang sich Danny aus dem Fenster, auf dem er bis eben noch hockte, ließ sich an der Wand nach unten, ganz sachte, aber trotzdem schnell und konzentriert. Ihm blieb nicht viel Zeit, bis die Wachen hinter sein Ablenkungsmanöver in der Eingangshalle stiegen. Wie Danny schon bemerkt hatte, war das Personal kompetenter. Als er das erste Mal zu Mastersoft geschleppt worden war, waren die Wachen derart dusslig, dass es Danny und den anderen ein Leichtes war, sie auszutricksen und seinem Erzfeind das Leben so richtig schön schwer zu machen, auch wenn Danny im Endeffekt versagt hatte. Damals kannte er sich allerdings noch nicht so ganz in der Firma von Mastersoft aus. Das Hauptgebäude war ein riesiger Komplex, bestehend aus mehreren Etagen und Vorbauten, in denen man sich schnell verirren kann. Dieses Mal war es auch nicht wesentlich leichter, aber mit Mel im Ohr hatte Danny leichtes Spiel. Mit Pascals Hilfe stand der Tomb Raidernachwuchs mit Danny immer in Kontakt, hatte alle Sicherheitskameras von dem Gebäude online und war damit Dannys einziges Auge durch dieses Labyrinth aus Gängen, Büros und Korridoren. Ohne den wachsamen Blick von Mel, hätten die Wachen Danny schon längst erwischt und sonst wohin gesteckt. Mit einem eleganten Schwung, landete der Geisterjäger schließlich auf dem Fensterbrett vor Vladimirs Büro. Er war so leise, dass die Wache in dem Büro nicht einmal merkte, wie Danny das Fenster öffnete und sie mit einem gezielten Schuss aus dem Ectoblast5 ins Jenseits beförderte. "Und sowas nennt sich kompetentes Personal. Vielleicht sollte ich Masters nicht überschätzen." Leise schlich sich Danny zum Tresor, der neben dem großen Schreibtisch stand. D: Mel. M: Rede, Genosse. D: Zahlen?? M: 1712 D: Woher kannst du das so schnell wissen? Ich hab gedacht, jetzt erzählst du mir wieder irgendwas von einem irrsinnigen Akt, in dem ich meinen Hals riskieren muss, nur um den Code für den Tresor zu kriegen. M: Das ist der Geburtstag deiner Mutter, du Genie. Denke, bevor du etwas sagst. D: Ich pack's nich'. M: Unnötig, sowas auch noch festzustellen... Die gehörten Zahlen gab Danny in das Schloss des Tresors ein. Es gab ein leises Summen, ein kleines Knacken und die Tresortür ging auf. Der Geisterjäger freute sich schon innerlich darauf, dass er bald sein Eigentum wieder in Händen halten würde. Doch als er tiefer in den Tresor sah, merkte er, dass dieses Scheißding leer war. "Suchst du das hier?" Die Tür ging auf und als Danny seinen Kopf hob, sah er seinen Erzfeind vor sich stehen. In seinen Händen entdeckte er eine kleine Ampulle und darin glühte ein kleines, grünes Licht. "Du glaubst doch nicht allen Ernstes, ich würde es dir so einfach überlassen." "Abbrechen! ABBRECHEN!!!", schrie Danny in sein Mikro, dass es Mel am anderen Ende fast die Ohren zerfetzt hätte. Der Junge hastete nur noch panikartig zum Fenster, machte sich bereit, hinauszuspringen und am Seil die Flucht zu ergreifen. Doch sowie er aus dem Fenster sprang und nach dem Seil greifen wollte, raste die Druckwelle eines Ectostrahls hinter ihm her, zerschlug sämtliche Fensterscheiben in dem Büro und schleuderte Danny noch weiter hinaus, sodass er das Seil verfehlte und nun Gefahr lief, vierzig Stockwerke nach unten zu stürzen. Doch etwas hielt ihn auf. Nach einem guten Drittel der Strecke kam er in der Luft abrupt zum Stehen. Er spürte einen Zug an seinem Arm. Als er hinauf blickte, sah er, wie Vlad ihn festhielt. Er hatte seine Geisterform angenommen, schwebte nahe der Hauswand und blickte triumphierend auf Danny hinab. "Du gibst wohl nie auf." Vlad hatte ihn leider genau an dem Arm gepackt, in dessen Hand er den Ectoblast5 hielt. Somit konnte er Vlad nicht mal mehr erschießen, wobei selbst das schwierig war, bei so einem mächtigen Geist wie Plasmius. Danny kochte innerlich zu wissen, dass sein größer Feind gerade sein Leben in der Hand hatte und das in zweierlei Hinsicht. In der einen Hand hielt Vladimir Danny fest, um ihn noch vor einem tötlichen Sturz in die Tiefe zu bewahren. Und in der anderen Hand hielt er die Ampulle... mit Dannys Geisterkräften. "Sieh doch ein, dass du mir einfach nicht mehr gewachsen bist. Als du deine Geisterkräfte noch hattest, warst du mir beinahe ebenbürtig, aber jetzt... Jetzt bist du nur noch ein Mensch. Schwach, dumm, kein Gegner für mich... Es sei denn..." Vlad zog Danny zu sich heran, sodass Danny auf einer Augenhöhe mit ihm war. "Es sei denn, du entscheidest dich, bei mir zu bleiben - für immer. Du ziehst nach Wisconsin, lässt dich von mir ausbilden, tust, was ich will. Weigerst du dich, erwartet dich ein ziemlich langer Sturz, gefolgt von einem schmerzhaften Tod. Aber willigst du ein, bekommst du deine Geisterkräfte zurück. Als Gegenleistung wirst du... mein Sohn..." "NIEMALS!!!!!", schrie Danny, zog seine Arm mit einem kräftigen Ruck aus Vlads Hand. Damit war sein Schicksal besiegelt und ein Sturz unvermeidlich, doch nun hatte er auch die Hand mit seiner Waffe wieder frei. Es erschien ihm zwar sinnlos, doch mit einem kleinen Fünkchen Hoffnung und einer rasenden Wut im Bauch zielte er so gut er konnte auf den immer weiter sich entfernenden Vladimir und schoss. Der Schuss traf sein Ziel, erwischte Vladimir genau zwischen den Augen. Der schrie nicht mal mehr auf. Er nahm wieder seine menschliche Gestalt an und stürzte ebenfalls nach unten. Doch dabei ließ er endlich die Ampulle los. Danny bemerkte das sofort – das war die einzige Chance, die ihm noch blieb und noch während er in der Luft nach unten stürzte, ruderte er, so schnell er konnte, mit Armen und Beinen zu der ebenfalls nach unten fallenden Ampulle hin. Er erreichte sie, zerdrückte sie in seiner Hand, das Glas zerbarst und gab das darin gefangene grüne Licht frei... M: Danny?? Danny???? Bist du noch da? Ist alles in Ordnung? Du bist doch nicht etwa tot, oder?! D: Ja, ich bin OK. Ich hab' doch gesagt, wir machen keinen Feierabend, bevor ich nicht mein Eigentum wieder habe. M: Was zum Henker war denn nur los? D: Ich bin aus dem Fenster gestürzt. Zum Glück haben mich meine Geisterkräfte nicht im Stich gelassen. Ich hab' es geschafft. Sag Pascal, sie kann die Ectoblast jetzt zerstören. M: Und? Wie fühlst du dich? D: ...weiß nicht. M: Was ist mit Vladimir? Auf diese Frage antwortete Danny nicht. Er sank, dank seiner Geisterform, langsam zur Erde, blickte in das Gras und kniete sich schließlich neben Vladimir Masters. Ein kleines rotes Licht blinkt vor Danny auf und auf. Der Junge holte die Ampulle aus dem Ectoblast und schloss das rote Licht darin ein. Danny sah auf Masters hinab. Vlad lag völlig bewusstlos im Gras. Der Junge fühlte am Puls, dass er noch immer lebte. Danny machte ein ernstes Gesicht. Ihm schossen jegliche schreckliche Erinnerungen mit ihm und Vladimir durch den Kopf. So viel hatte dieser Verräter dem Jungen angetan und seinen Freunden und seiner Familie. Und nun war er besiegt. Danny nahm sein Funkmikro aus dem Ohr, warf den Ectoblast auf den Boden. „Es ist fast zu ironisch. Danny Phantom konnte dich nie besiegen. Und jetzt hat dich Danny Fenton besiegt. Der Mensch, den du als dumm und schwach bezeichnet hast, hat dich gerade vernichtet, obwohl er selbst Gefahr lief, zu sterben, Vladimir Plasmius. Ich bin nicht dein Sohn. Und würde ich es sein, könnte ich dich nie voller Stolz Vater nennen, denn du hast völlig vergessen, was Menschlichkeit bedeutet. Vielleicht lernst du es als echter Mensch...“ by MayaAnn 21. August 2006 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)