Darkness Falls von abgemeldet (Der Morgen war trüb) ================================================================================ Prolog: Der Morgen war trüb --------------------------- Der Morgen war trüb, von Nebel geplagt. Man konnte kaum aus dem Fenster schauen, ohne dass der graue Sumpf Fratzen zu schneiden schien. Rika, die gerade erst munter geworden war, versuchte aus dem Fenster zu schauen, um ein Fünkchen Leben draußen auf der Straße zu erhaschen, aber der Nebel war zu zähflüssig. Der Wind heulte in einem fort, gab grauenerregende Laute von sich, als er durch die Fenster pfiff. Der Winter rückte näher, obgleich erst September war, doch die Vorboten waren schon zu erkennen. Weil Rika verschlafen hatte und es schon nach acht Uhr war, lief sie eilig in die Küche um ihren Eltern im Haushalt zu helfen. Als sie die Küchentür erreichte, schlug sie sie nicht wie gewohnt mit ihrem übermütigen Eifer auf. Ein kalter Schauer legte sich über ihr Gemüt. „Es ist so still, was mag wohl los sein?“ Behutsam drückte sie langsam die Tür auf, um niemanden zu stören, aber als sie durch einen kleinen Spalt hinein linste, konnte sie keinen einzigen entdecken. Kein Vater, der wie jeden Morgen beim Kaffee saß und der Mutter die Probleme seines Geschäfts zu erklären suchte. Keine Mutter, die schon das Mittagessen vorbereitete und den Erklärungen des Vaters auswich. Auch ihre Katze war nirgends in Sicht, die sonst immer die frische Milch trank und dabei ihr ganzes schwarzes Fell bekleckerte. Einfach Niemand. „Mutter? Vater! Wo seid ihr?“ rief sie verzweifelt in die unbehagliche Stille, als sie zum geöffneten Fenster lief, um es zu schließen. Angst stieg in ihrem sonst so heiteren Gemüt empor. Unbehagen machte sich im ganzen Zimmer breit. Als sie das Fenster zu schließen suchte, kam ihr ein starker Wind entgegen, sodass es ihr kaum gelang. Plötzlich raschelte es hinter ihr in dem Korb, in dem sie jeden Morgen das Gemüse bekamen. Sie erschrak, so sehr, dass sie auf der Milch, die auf dem ganzen Boden verteilt war, ausrutschte. Erst jetzt bemerkte sie die Unordnung. Als ob jemand nach etwas gesucht hätte, alles war durchwühlt. Als es erneut raschelt, wich sie kurz zurück. Nachdem sie sich entschloss, nachzusehen, was es ist, kroch sie langsam auf allen Vieren zum Korb. Ihr Atem wurde schwerer und Rika konnte kaum noch die Tränen zurückhalten. Kaum, dass sie angekommen war, sprang ihr ein schwarzes Etwas entgegen. Es war Kira, ihre Katze. „Oh Kira! Wie froh ich bin, dass du es bist. Nur du bist noch da.“ Flüsterte sie unter Tränen. „Was ist mit dir? Wo sind meine Eltern? Was ist hier nur passiert?“ Draußen waren Stimmen zu hören. Überall leuchteten nun Fackeln und das Wiehern von Pferden war draußen zu hören. Völlig unbewusst lief Rika in das elterliche Schlafzimmer und verkroch sich unter dem Bett aus Angst entdeckt zu werden. Lautes Fußgetrappel war zu hören. „Sei leise Kira! Da kommt jemand die Treppe herauf. Wir müssen still sein, damit sie uns nicht erwischen. Ich möchte nicht wissen, was sie mit meinen Eltern gemacht haben … Ich habe Angst!“ schluchzte sie sanft und von Angst überwältigt. Die Schritte wurden lauter und schlürften über den Holzboden. Die Tür zum Zimmer ging. Er hatte einen langen dunklen Mantel und eine Kapuze, damit man sein Gesicht nicht erkennen konnte. Außerdem trug er Waffen. Der Mann schaute rein und sah nichts weiter, als ein umgekrempeltes Zimmer. Die Tür wurde geschlossen und den Rest der Wohnung noch einmal kontrolliert, dass man auch niemanden übersehen habe. „Hier ist niemand mehr! Die Geräusche hast du dir nur eingebildet, Morgan! Du solltest mal eine Mütze voll Schlaf nehmen.“ Rika keuchte vor Entsetzen. Sie begriff nicht, was geschehen war. Sie konnte die Hufe der Pferde hören und eine Stimme rief etwas, aber sie konnte es durch den Wind kaum verstehen. Man ritt davon. Wahrscheinlich in das nächste Dorf. Rika versuchte sich unter dem Bett hervorzuschwingen. Als sie es so tat, wie sie es vorgehabt hatte, blitzte ihr ein Schloss entgegen. Ein Schloss von einer langen maroden Kiste. Sie zog sie mit unter dem Bett hervor. Währenddessen lief Kira zur Tür und kratzte daran. „Kira! Hör auf und komm her! Ich habe etwas gefunden.“ Ihre Katze schaute sie ungläubig an und blieb ruhig an Ort und Stelle sitzen, um die Geschehnisse aus der Ferne beobachten zu können. Rika versuchte das Schloss zu knacken, aber es gelang ihr nicht. Ihre Neugier wuchs und so suchte sie nach einem Schlüssel. Schließlich fand sie ihn auch in der Schublade vom Nachttisch. Nachdem sie es geöffnet hatte, erschrak sie vor Verwunderung. „Was … Warum haben sie dieses Ding … Warum haben sie das Schwert hier aufbewahrt? Ich verstehe das alles nicht! Was ist hier nur los?“ Die Angst fraß sie regelrecht auf, sie kauerte sich auf den Boden zusammen und weinte. Sie wollte sich wegträumen, dorthin, wo alles noch in Ordnung ist. Wo alles so ist, wie jeden Tag. Allmählich schlief sie dabei ein. Kira, die die ganze Zeit vor der Tür hocken geblieben war, steuerte nun zielstrebig auf Rika zu und suchte sie zu wecken. Nach einigen Minuten Anstupsen und Schnurren erwachte sie wieder aus ihrem wehmütigen Schlaf. „Du hast Recht, wir müssen hier sofort verschwinden.“ Als sie sich aufgerichtet hatte, sah sie erneut das Schwert. Ohne darüber nachzudenken, griff sie es und rannte zur Tür, schnappte sich ihren Mantel und lief eilig zu den Ställen. Kein Pferd war zu sehen. Die Männer haben sie vertrieben, damit niemand, den sie übersehen haben könnten, irgendjemanden vorwarnen könnte. Rika schnappte sich eine Decke und lief wieder zurück zum Haus, um etwas Reiseproviant für die Flucht einzupacken. Erneut ging sie zu den Ställen, in der Hoffnung, dass eines zurückgekehrt sein könnte. Nach und nach löste sich auch der dicke Nebel auf, sodass sie das leere Dorf sehen konnte. Niemand war zu sehen, alles war still und eine beklemmende Unruhe umschlang ihr Herz. Unsicher versteckte sie die Waffe unter ihrem Mantel. Die Gefahr war zu groß von jemanden gesehen und für einen Feind gehalten zu werden. Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch den Nebel und gaben das Chaos und die Verwüstung preis. Überall war Blut, aber keine Leichen. Es wirkte wie eine Geisterstadt. Angetrieben von ihrer Furcht, begann sie sich zu beeilen, um so schnell wie möglich von hier verschwinden zu können. Als sie endlich wieder bei den Ställen war, raste ihr Herz vor Aufregung, vor Wut und sogar vor Hass. Sie hatte Glück. Ein paar Pferde sind zurückgekehrt. Mit einem Pfiff, auf den alle Pferde hier reagierten, lockte sie sie heran. Dem schwarzen jungen Hengst gab sie einen Apfel, um ihn zu beruhigen. Es war ihr liebstes Tier. Er war jung, wild und übermütig, genau wie sie und das gefiel ihr. Geschwind sattelte sie ihn und nahm noch ein weiteres Pferd mit, um wechseln zu können, falls er müde werden würde. Kira war ihr die ganze Zeit gefolgt. Als sie in den Sattel kletterte, blieb Kira widerwillig sitzen. Erst nach der zweiten Aufforderung sprang sie zu ihr hoch. Rika versteckte sie in ihrer Tasche, wo sie das Essen aufbewahrte. Ihr war übel von der Verwüstung und der Angst, als sie losritt. In der Ferne brannte ein Scheiterhaufen lichterloh. Man konnte den Gestank von toten Menschen noch kilometerweit riechen. Kapitel 1: I ------------ Die Macht der anderen Seite machte sich langsam breit. Sie gleitet wie eine Seuche übers Land und vernichtet alles, was sich ihr entgegenstellt, mit einer grenzenlosen Wut. Dunkle Truppen ziehen über die Erde. Männer, gekleidet in dunkle Mäntel, erobern alles, was sie erspähen können. Sie kommen im Nebel und verschwinden mit ihm. Alles, was sie hinterlassen, ist Verwüstung, Tod und Trauer. Angst und Schrecken verbreiten sie. Niemand wird verschont und nun drängen sie schon an die östlichen Grenzen, an das Reich Miadro, dort, wo ein junger König von gerade Mal 18Jahren herrscht und Gnade walten lässt. Die Gerüchte über die Schwarzen Soldaten verbreiten sich wie ein Lauffeuer durch das Reich. „Tarja! Tarja! Kommst du bitte zum Essen?“, rief Samira unten aus der Küche. „Ja, ja, Samira, ich komme ja schon.“ Tarja lebt seit einigen Jahren bei ihr und dem Meister. Sie hatten sie vor ihrem Haus im Schnee gefunden, als sie noch ein junges Mädchen war. Wäre Takeru, der damals noch sehr klein gewesen war, nicht hinausgelaufen, um nach den Tieren zu sehen, wäre sie wohl im Schnee erfroren. Nun ist sie eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und braunen Augen, die niemanden in ihre Vergangenheit schauen lassen. Ihre Augen wirken kalt und wutentbrannt, wenn sie auf ihre Eltern angesprochen wird. Bis heute weiß keiner, warum sie damals zu ihnen gekommen ist, so hoch in den Bergen. „Da bist du ja endlich. Was hast du so lange im Bad gemacht?“, schnaufte Samira, aber sie wurde keines Blickes gewürdigt. „Bring dies bitte zum Esstisch zu Haruka und Takeru. Geh, beeil dich!“ Als sie zum Tisch kam, saßen die beiden wie jeden Abend schon da und warteten. Es war alles wie immer, Tarja servierte, setzte sich zu ihnen und faltete die Hände. Die Drei warteten nur noch auf Samira, die sich wie immer Zeit ließ, um noch kurz in der Küche aufzuräumen, wie immer. Takeru konnte kaum noch warten, sein Magen knurrte und jeder vernahm es. „Takeru, wenn dein Magen nicht bald gestillt wird, frisst er dich auf, also fang doch schon mal an. Wegen ein paar Minuten, wird dir Mutter nicht gleich den Kopf abreißen.“, redete er ihm zu. „Nein Vater, nun warte ich noch, es dauert ja nicht mehr lang.“ „Je eher du anfängst, desto schneller haben wir Ruhe.“, knurrte Tarja ihn an. „Tarja, sei nicht so frech und hört auf euch zu zanken. Wir haben dich hier liebevoll aufgenommen und das ist dein Dank dafür.“ Ein kurzes Schweigen trat ein, das sofort durch Haruka unterbrochen wurde. „Wir müssen morgen ins Dorf reiten, um neue Vorräte für den Winter einzukaufen. Dazu brauche ich deine Hilfe, Takeru.“ „Ja Vater.“ „Die schwarzen Truppen werden heute Nacht kommen, ihr solltet nicht gehen!“ schritt Tarja ein. „Woher willst du das wissen? Keiner hat sie bisher gesehen, keiner weiß wo sie sind und wann sie kommen werden. Du bist wie immer närrisch, Tarja!“ „Ach sei still, Takeru! Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Du bist noch nicht einmal über die Grenzen des Dorfes hinausgegangen.“ „Hört auf ihr zwei! Diese ewige Zankerei bringt doch nichts.“, unterbrach Haruka die beiden Streithammel. „Jedenfalls werde ich noch heute Nacht aufbrechen und euch verlassen. Ich muss meinen Schwur erfüllen. Ihr könnt mich nicht aufhalten.“ Eine beunruhigende Stille war nun da und keiner konnte sich mehr dem Gefühl erwehren, dass etwas Schlimmes passieren musste und das Unheil immer näher rückte. „Seht ihr den Nebel da draußen?“, zum Fenster schreitend. „Sie kommen mit dem Nebel und verschwinden mit ihm. Sie haben lange dunkle Mäntel mit einer Kapuze, damit niemand ihre Gesichter sehen kann. Keiner weiß, was sie sind, aber sie sind grausamer als alles Erdenkliche. Es sind nicht viele, meist nur fünf oder sechs Mann, die ein ganzes Dorf ausrotten können. Nachdem sie die Leute getötet haben, verbrennen sie sie und ein übler Gestank macht sich über das Gebiet breit, in dem sie gewütet haben. Und ihr müsst die nächsten Tage hier bleiben. Wenn ihr den Hof verlasst, lauft ihr dem sicheren Tod mit offenen Armen entgegen. Sie werden euch hier oben wohl kaum finden. Das Haus liegt zu geschützt.“ Niemand aß mehr etwas. Es war bedrückend still. Nach einigen Minuten Ruhe stampfte Takeru von Eifer entfacht auf. „Ich werde mit dir gehen! Ich kann wenigstens kämpfen und kenne mich in dieser Gegend aus. Wir könnten dem König Bericht erstatten ohne entdeckt zu werden, damit er eine Armee aufbauen kann, um diesen Feind zu zerschmettern.“ „Takeru, träumst du? Der König ist zu jung und zu schwach, um eine Armee führen zu können. Er wird es nicht schaffen. Und du, bleibst besser hier. Ich werde alleine meinen Weg finden.“ „Ich komme mit, ob du willst oder nicht!“ „Schluss jetzt! Hört auf euch in irgendwelchen Fantasien zu verlieren. Haruka und Takeru reiten morgen in das Dorf, um die Wintervorräte aufzufüllen. Es gibt auch keine Schwarzen Truppen. Es sind einfache Soldaten, die versuchen das Königreich Miadro einzunehmen, nicht mehr und nicht weniger. Und nun esst eure Mahlzeit!“, schrie Samira wütend, damit niemand ihre Angst erahnen konnte. Nachdem alle mit dem Essen fertig geworden waren, machte Samira den Abwasch und alle anderen bereiteten ihre Schlafmatten vor, um zeitig ins Bett zu kommen, denn schließlich will man morgen ins Dorf, das eine halbe Tagesreise entfernt ist. Das Licht wurde gelöscht und nichts war mehr zu hören. „Takeru! Takeru, bist du noch wach?“ „Mmh … Was ist denn?“ „Kommst du nun mit mir oder nicht?“ Mürrisch drehte sich Takeru weg von Tarja, um endlich in Ruhe schlafen zu können. „Du verstehst es nicht, nicht wahr? Dann geh ich eben allein.“ Mit diesen Worten stieg Tarja aus dem Bett, sie lief noch schnell in die Küche, um eine Kleinigkeit zu Essen zu holen. Als sie im Dunkeln die Schranktür öffnete, fiel eine Schüssel um direkt auf den Boden. Es gab einen lauten Knall, aber niemand schien es zu hören. Sie schnappte sich ein Stück Brot und wickelte es in etwas Papier ein. Bevor sie aus der Küche ging, hob sie noch eilig die Schüssel auf und stellte sie an ihren Platz, damit am nächsten Morgen nicht sofort bemerkt werden würde, dass sie trotz des Verbotes gegangen ist. Danach schlich sie sich in den Stall, um einen Sattel, eine Decke und eine Trense zu holen, um Dark für die Reise bereit zu machen. „Tarja! Was machst du da? Du sollst doch hier bleiben.“ „Mein Name ist nicht Tarja.“ Ihre Augen funkelten, als sie auf ihr Pferd stieg. Nichts und niemand schien sie mehr halten zu können. „Kommst du nun mit oder willst du lieber ein Feigling bleiben?“ Wut stieg in ihm auf. Er wollte niemals wieder als Feigling bezeichnet werden, er hatte diese ewige Stänkerei satt. Stur schaute er sie an. „Kira! Komm, wir müssen los.“, pfiff sie ihre Katze heran. „Wenn ich mitkommen soll, verrätst du mir deinen Namen.“ „Da ich dich vielleicht noch brauchen kann, werde ich ihn dir im Morgengrauen verraten, also sattele dir dein Pferd, aber schnell! Wir dürfen keine Zeit verlieren. Sie sind schon nah.“ Eilig sattelte er sein Pferd, ohne darüber nachzudenken, auf was er sich einlassen würde. Der Morgen graute schon, als sie ins Dorf kamen. Die Schwarzen Soldaten waren schon weiter gezogen und hinterließen einen üblen Gestank, der von den brennenden Leichen kam. Es war alles wie damals, nur dass sie diesmal die Kinder ebenfalls getötet haben und die Häuser vollständig niederbrannten. Ihnen bot sich ein schrecklicher Anblick. Die Pferde scheuten, als sie sich dem Dorf näherten. Um sie nicht völlig zu verschrecken, stiegen sie ab. Takeru konnte nicht glauben, was er da sah. Bloße Verwüstung. Tod. Nichts war mehr übrig. Es war kaum mehr als Asche übrig geblieben. Während sie der Hauptstraße folgten, wurde der beißende Gestank immer intensiver. Takeru konnte sich kaum noch der Übelkeit erwehren. Unbändiger Hass und Trauer stiegen in ihm hoch. Fassungslos schlug er mit der Faust gegen ein Haus, das kurz vor dem Einsturz war. Am anderen Ende der Straße brannte der Leichenhaufen. Sie kniete vor dem Scheiterhaufen nieder und betete für die Toten. Takeru blieb unsicher davor stehen. Er biss sich auf die Lippe, um seine Trauer zu unterdrücken. „Mein Name ist Rika.“ „Was?“ „Bevor ich zu euch kam, wurde mein Dorf zerstört. Es war weit im Westen, im Reich Arion. Ich habe die Schwarzen Soldaten gesehen. Damals haben sie die Kinder leben lassen, damit ihr König mehr Soldaten ausbilden konnte, um sein Reich zu vergrößern. Sie brachten sie in seine Festung, wo sie ausgebildet worden. Damals haben sie mich übersehen, weil ich mich verstecken konnte. Ich habe den Schwur geleistet, mich an ihnen zu rächen für die Schande, die sie über mein Dorf gebracht haben.“ „Und warum hast du diese Menschen hier nicht vorgewarnt? Du bist so egoistisch.“ „Weil sie niemals hätten entkommen können, die Soldaten sind zu schnell! Niemand kann sie aufhalten oder ihnen entkommen.“ „Aber du bist entkommen!“ „Weil ich Glück hatte! Und jetzt hör auf, wir müssen so schnell wie möglich weiter, um nicht auch noch in ihren Fängen zu landen.“ „Du bist doch verrückt! Wie willst du sie allein besiegen?“ „Deine Eltern sind in den Bergen erstmal sicher. Wir müssen weiter, zum König. Wir müssen durch die Berge reiten, sonst werden wir entdeckt.“ „Aber …“ Rika saß schon wieder auf ihrem Pferd und wollte weiter ziehen. Takeru eilte ihr hinterher, um nicht zurückzubleiben, denn allein hatte er noch weniger Chancen, den Krieg um das Reich zu überleben. Die Aussichten waren hoffnungslos. Die Soldaten wirkten unbesiegbar und ihr König kannte niemand, er war wie ein Schatten der sich über das Land legte und die Soldaten die Seuche, die die Schlacht mit sich brachte. Die beiden ritten durch die Berge, bis sie zu einem Wald kamen. Über diesen Wald gibt es viele Sagen und Legenden, aber niemand glaubte so recht an sie, weil sie nur dazu dienen, die Kinder abzuschrecken, nicht in den Wald zu gehen. Angeblich sollen Dämonen hier leben. Die Sonne ging allmählich unter, zeitiger als sie es erwartet hatten. Sie schlugen ein kleines Nachtlager auf, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie nahe sie einem der Schwarzen Truppen waren. Der Himmel verdunkelte sich. Es war eine sternenklare Nacht und sie konnten den ersten Frost spüren. Ihr Atem schien sich in Eiskristalle zu verwandeln. Das kleine Lagerfeuer sollte sie die Nacht über wärmen und vor möglichen Angriffen von wilden Tieren schützen. Auch die Pferde waren unruhig. Der Wald war dunkel, man konnte kaum etwas in ihm erkennen, als würde er etwas verbergen. Takeru überkam ein eiskalter Schauer, wenn er versuchte tiefer in den Wald hinein zu blicken, aber er konnte dennoch nichts erkennen. „Rika? Was meinst du, was dieser Wald beherbergt?“ „Woher soll ich das wissen? Du kennst dich doch in dieser Gegend besser aus als ich.“ „Ich war noch nie hier. Er wirkt unheimlich, als ob jede Sekunde uns Dämonen oder andere gefährliche Wesen angreifen könnten. Ich fühle mich hier nicht gerade geborgen. Vielleicht werden wir diese Nacht nicht einmal überleben.“ „Das sind doch nur Hirngespinste. Aber du hast Recht, der Wald ist gefährlich. Trotzdem müssen wir schlafen, damit wir morgen nicht völlig übermüdet vom Pferd fallen. Kira wird schon aufpassen, ich habe sie schließlich nicht umsonst mitgenommen.“ „Kira? Diese kleine Ratte?“ „Ja, Kira! Und sie ist eine Katze, eine besondere Katze. Du wirst schon sehen. Und jetzt sollten wir schlafen.“ Takeru legte sich zwar zum Schlafen nieder, aber er bekam die ganze Nacht kein Auge zu. Der Wind wirbelte durch die Äste, sie knirschten und krachten. Die Bäume schienen sich nicht zu beruhigen. Der Tag ließ lange auf sich warten. Die Nächte wurden länger, die Tage kürzer. Der Winter war nah, genauso die Wesen des Waldes. Auch die Soldaten waren nicht fern. Sie feierten ihren leichten Sieg über das Dorf mit dem Wein aus demselben. Bis tief in die Nacht sangen und betranken sie sich am Feuer. Alle waren ausgelassen und feierten ein makaberes Fest. Nur einigen wenige waren sich nicht über die Richtigkeit der Treue zu ihrem König, den sie niemals zu Gesicht bekamen sicher und saßen etwas außerhalb des Trupps. „Zieh nicht so ein Gesicht, Morgan! Trink lieber noch einen Becher Wein. Morgen werden wir das nächste Dorf niedertrampeln.“, rief einer der Soldaten ihm aufgeheitert zu und lachte hämisch. „Ja, ja, Heddrick. Ich komme ja schon.“, erwiderte Morgan genervt von der Trinkerei. „Elende Säufer!“, wisperte er vor sich hin. Morgan dachte seit einigen Tagen über den König und seine Aufträge nach. Er begriff nicht, warum es ihm nicht reicht, das Land zu erobern, sondern er jedes Lebewesen niedermetzeln lässt. Diese Grausamkeit ist für ihn unvorstellbar. Jedes Mal, wenn er in die verängstigten Augen der Menschen sieht, muss er sich wegdrehen, er kann es kaum ertragen. Jedes Mal, wenn sie die Leichen zum Haufen bringen, patrouilliert er noch einmal durch die Stadt und lässt wenige Überlebende laufen. Unter allen Soldaten ist er deswegen als der Gutmütige bekannt. Seine Gedankengänge führten ihn schon oft zu dem Entschluss, auf die andere Seite überzulaufen, aber die Gefahr erwischt zu werden und zu sterben war zu groß. Auch der Treueid fesselt ihn an seinen König, zu fliehen würde Höchstverrat bedeuten. Er hatte das Gefühl, er säße in einer Falle, aus der er nicht entkommen kann. Er hoffte auf die richtige Gelegenheit zu verschwinden. Mittlerweile legte sich ein goldener Schein auf die Lichtung, auf der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten und der Tau glänzte. Es war Ruhe im Wald eingekehrt, nur einige wenige Vögel kündigten den Morgen an. Geblendet vom gelben Schimmer wachten die ersten Männer auf und löschten mürrisch die letzte Glut des Feuers. Sie machten ihre Pferde bereit, damit sie morgen das nächste Dorf erreichen. Morgan ließ sich Zeit, um das restliche Gepäck auf das letzte Pferd zu laden und schickte die anderen voraus. „Das ist meine Chance zu verschwinden.“, erhoffte er sich. „Morgan, mach schon! Du bist eine lahmer Esel!“, schnauzte Heddrick ihn an. Er hatte auf ihn gewartet, schließlich kannte er seine Absichten. Heddrick sah es in seinen Augen, die Mitleid hatten, wenn sie die Menschen in den Dörfern und Städten abschlachteten. Er ist der Kommandeur des Trupps und er kennt jeden Einzelnen bis ins kleinste Detail. Schon als sie zusammen das erste Mal geschickt worden, ahnte er schon, dass er desertieren würde, nur der Zeitpunkt war unklar. „Du glaubst wohl immer noch, uns einfach verraten zu können? Wie dumm du doch bist.“ Morgan schwieg und zog seine Kapuze über den Kopf, er wollte so sein Gesicht wahren, aber es war allen bekannt, dass er früher oder später verschwinden würde. Angst davor hatte aber keiner, bisher hat er weder einen Menschen getötet noch dabei zugesehen. Der schwarze König hat vor vielen Jahren damit begonnen, das Land im Westen zu erobern, das Land Rodon, in dem Morgan geboren wurde. Morgan ist einer der wenigen Kinder, die sie damals noch zur Festung verschleppt haben und zu Soldaten ausbildeten. Damals haben sie ihn mitgenommen, weil er einen eisernen Willen zu haben schien. Seine Augen glänzten vor Hass und Stolz, als sie ihn gefunden hatten. Aber er besitzt kaum noch Erinnerung daran, er war gerade mal drei Jahre, als sie ihn zur Festung brachten. Man folterte ihn solange, bis er den Befehlen des Herrn Folge geleistet hat. Dennoch ist bis heute der Wunsch nach Rache nicht völlig in ihm erloschen. In seinem Innern steigt immer Wut herauf, wenn er mit ansehen muss, wie sie die Menschen quälen und die Häuser nieberbrennen. Während dessen machten sich auch Takeru und Rika auf den Weg. An diesem Tag mussten sie durch den Wald, um Zeit einzusparen. Auch am Tag wirkte er noch bedrohlich auf Takeru, der sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, durch dieses Gebiet ziehen zu müssen. „Komm schon, wir dürfen keine Zeit verlieren!“, forderte sie ihn mürrisch auf, damit endlich etwas voranging. Er stand schon seit einigen Minuten wie angewurzelt vor dem Wald. Dark galoppierte so schnell voraus, dass er kaum eine Chance hatte die beiden einzuholen. Rika hoffte, dass sie je schneller sie reiten, umso schneller an ihrem Ziel ankommen würden. Die Soldaten erreichten in der Zwischenzeit die nächste Stadt, sie rasteten hinter einem Hügel, von dem aus sie sie beobachten konnten und unbemerkt blieben. Für sie zum ersten Mal waren dort einige Kämpfer postiert. Es waren nicht gerade wenige, darum forderten sie Verstärkung an. Die Truppen ziehen immer in einer Linie durch die Gebiete, in nicht zu großem Abstand, um größere Städte schneller einnehmen zu können und für den Notfall, dass es Soldaten gibt, die das Land schützen. Keiner von ihnen hatte mit so etwas gerechnet. Fünf weitere Gruppen sollten am nächsten Morgen bereit stehen. Morgan dachte nur noch an seine Chance zu fliehen und bereitete alles für diese Nacht vor. Nach dem alle Soldaten schliefen, machte er sich auf den Weg zu verschwinden. Er ritt zurück in den Wald, wo ihm nach kurzer Zeit auch schon Takeru begegnete. Aus Angst bewegte er sich keinen Zentimeter von der Stelle, schließlich war er einer von den Schwarzen Truppen und man hätte ihn für einen Feind gehalten. Sein Pferd ließ er stehen und er schlich sich um das kleine Lager. Takeru bemerkte nichts und Rika war noch nicht zurück vom Holz sammeln für das Lagerfeuer. Während er versuchte unbemerkt um den Lagerplatz zu schleichen, zertrat er einen Ast. Das knackende Geräusch machte selbst Takeru hellhörig, während Rika schon hinter ihm stand und ihr Schwert an seinen Hals hielt. „Was macht einer von den Schwarzen Soldaten hier? Uns werdet ihr wohl kaum nachspionieren. Sprich! Was willst du von uns?“ fuhr Rika Morgan schroff an, während er sich langsam umdrehte und die scharfe Klinge an seiner Kehle spürte. „Ich gehöre nicht zu ihnen, ich bin ein Verräter. Ich bin vor einer Stunde von der Gruppe desertiert. Wenn ihr mich tötet, werde ich euch nicht sagen können, was sie vorhaben. Wollt ihr junge Frau das wissen, müsst ihr schon das gefährliche Ding, was nun gar nicht zu euch passt, zur Seite nehmen.“ „Was kann mir schon ein Deserteur über die Pläne des schwarzen Königs verraten, den er niemals zu Gesicht bekommen hat?“ „Du bist schlau, Kleine. Hübsch und intelligent zugleich.“ Rika senkte das Schwert, weil sie ihn nicht für gefährlich hielt und schubste ihn zum Lagerfeuer. Der Blick von ihm war zu gutmütig, er würde ihnen nichts tun. Takeru konnte kaum noch den Mund vor Erstaunen über diesen Mann schließen, blieb aber still sitzen, als ob jede Bewegung eine Drohung für Morgan sein könnte und er aufspringen könnte, um ihnen die Köpfe abzuschneiden. Sie drängte ihn dazu sich zu setzen. „Also … Noch einmal ganz von vorn. Wie ist dein Name und warum bist du desertiert?“, drängte sie ihn auf Antworten, während sie das Schwert fest in der Hand umklammerte, für den Fall der Fälle. „Ich bin Morgan und wer seid ihr?“ „Werd nicht frech, verstanden? Es geht dich nichts an, wer wir sind und was wir hier machen. Was weißt du über die Schwarzen Truppen?“ „Sie werden im Morgengrauen die Stadt angreifen. Wenn sie das erledigt haben, werden sie die Grenzfestungen von Miadro angreifen und weiter zum Palast des Königs vordringen. Dort werden sie warten. So lautet jedenfalls der Auftrag.“ „Gib ihm etwas zu Essen, Takeru.“ Rika setzte sich zu Takeru und überlegte, was sie jetzt tun sollten. Die Soldaten waren nah und bereiteten schon den nächsten Angriff vor. Zu zweit können sie nichts ausrichten. Und der Name Morgan kam ihr bekannt vor, sie rätselte darüber, wo sie ihn schon einmal gehört haben könnte. In dieser Zeit war die Sonne hinter den Bergen verschwunden und ein strahlender Vollmond funkelte ihnen entgegen. Unruhe war im angrenzenden Wald, den sie erst passiert hatten, zu spüren. Schattenwesen trieben ihr Unheil, Trommeln und lautes Geschrei war trotz des Windes und dem Knirschen der Äste zu vernehmen. Gefahr bahnte sich an. Niemand von den dreien schlief diese Nacht aus Ungewissheit, was sich in ihm verbergen mochte. Diese Schattenwesen gab es in jedem Wald. Sie fressen Aas und erwecken die Knochen zum Leben, die sie als Marionetten benutzten, um Menschen, die sich allein im Wald aufhielten, zu erschrecken. Obwohl sie harmlos sind, können sie schlaflose Nächte bereiten. Aber sie waren nicht die einzigen. Auch junge Ghuls gab es hier zu Hauff. Sie ernähren sich von den Schattenwesen und von lebendigem Fleisch. Alles, was sie finden können, verzehren sie. Nicht einmal ein Feuer kann sie zurück schrecken. Die Ghuls trieben ihr Unwesen immer bei Vollmond, weil sie zu dieser Zeit am besten sehen können, ansonsten waren sie fast blind. Die drei wurden schon einiger Zeit von ihnen entdeckt und belauert. Sie mussten nur noch auf die richtige Gelegenheit warten. „Rika! Rika, was ist das? Was sind das für schauerliche Geräusche? Was sind das für Wesen?“ „Das sind wahrscheinlich nur harmlose Schattenwesen, Kleiner. Sie werden uns nichts tun, es sind Aasfresser.“ „Hörst du nicht das Geschrei? Es sind nicht nur harmlose Schattenwesen. Es sind Ghuls, die sich von ihnen ernähren. Sie haben schon unsere Fährte aufgenommen. Wir sollten die Pferde zu uns holen, sonst werden sie noch verspeist und wir werden eine Ewigkeit brauchen, wenn wir zum König wollen.“ So wie es Rika gesagt hatte, wurde es auch getan, mit einem einfachen Pfeifen lockte sie die Pferde heran und beruhigte sie mit jeweils einer Möhre. Keiner konnte diese Nacht so recht schlafen. Takeru plagten Ängste. Sorgen über die Schwarzen Truppen und die Angst ihnen jemals begegnen zu müssen, vernebelten seine Gedanken ungeachtet dessen, was ihn umgab. Was wird geschehen, wenn der schwarze König an die Macht kommen wird? Wie sollten sie ihn aufhalten? Fragen über Fragen. Er hatte Kopfschmerzen. Diese Ungewissheit quälte ihn. Plötzlich ein Rascheln dicht neben ihm, er schreckte hoch und starrte auf die Stelle. Ein Ghul sprang ihm mitten ins Gesicht, er versuchte ihn abzureißen. Morgan lief während dessen in den Wald und verschwand spurlos. Rika eilte Takeru zu Hilfe. Mit etwas Glück konnten sie ihn von der Bestie befreien. Beide schnappten sich einen brennenden Ast aus dem Feuer und schwenkten sie vor der Dunkelheit. Rote Augen blitzten auf, das Blut in ihren Adern schien zu stocken. Sie hatten keine andere Wahl, sie mussten so schnell es geht verschwinden. Bis zum Morgen könnten sie die Ghuls niemals zurückdrängen. Beide rannten sie zu ihren Pferden und flüchteten in die Dunkelheit. Die Fackeln warfen sie in die Büsche, die sich schnell entzündeten, damit sie den Ghuls den Weg abscheiden konnten und nicht von den Schwarzen Soldaten erkannt werden würden, in deren Richtung sie nun ritten. Dennoch ließen sie sich nicht abschütteln. Sie wurden tiefer in den Wald gejagt bis sie zu einer Quelle kamen. „Ghuls haben Angst vor Wasser! Wir müssen wohl eine Runde schwimmen gehen, um diese Nacht heil zu überstehen.“, keuchte Rika Takeru zu ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sie sich hätten verkühlen können oder von Wasserschlangen gebissen werden könnten. Eine Vergiftung war ihnen lieber. Aber sie hatten keine andere Wahl. Wenn sie es nicht täten, würden sie von den Biestern bei lebendigem Leib verzehrt werden und als Gerippe ihr Leben fristen, als Sklaven. Weiter hinten in der Quelle bewegte sich etwas, Wellen wurden geschlagen, Plätschern. Eine dunkle Gestalt bewegte sich. Sie schien aus Algen zu bestehen. Als sie näher kam, wurden die Ghule unruhig. Allmählich wichen sie zurück. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund stürmte es auf sie zu, während es einen fürchterlich lauten Schrei ausstieß und sie nahmen die ersten Schritte rückwärts. Aber nicht wegen diesem Wesen, sondern wegen den ersten Sonnenstrahlen, die sich durch das Dickicht kämpften. Erst jetzt bemerkten sie, dass sie sich nahe am Waldrand befanden, dort wo die Schwarzen Truppen sind. Das Licht enthüllte langsam das Geheimnis dieser Gestalt. „Morgan, bist du das?“ Erschüttert davon, dass er ertappt wurde unter den vielen Algen, drehte er sich mit einem schelmischen Grinsen um. „Ähm … ja, wer sonst? Der Retter in der Not.“ In der Zwischenzeit haben sich die Ghule vollständig in das dichte Gebüsch zurückgezogen. „Der Retter in der Not muss also fliehen, bevor er dann als Held dastehen kann. Diese Taktik ist sehr eigenwillig, zumal die Ghule von der Sonne vertrieben wurden.“ „Sei doch nicht so.“, lächelte er sie verschmitzt an. „Du bist zwar hübsch, aber richtig zickig. Das ziemt sich nicht für eine junge unverheiratet Dame.“ „Ach gib Ruh´! Du bist älter und selbst noch eine alte Jungfer.“ Die Zähne knirschend machte Morgan sich auf die Überreste der Pferde zu suchen, während Takeru noch immer sprachlos inmitten des kleinen Sees bibberte. Rika machte indes ein Feuer, damit sie ihre Sachen zum Trocknen aufhängen konnten, schließlich würde es dem Land nicht helfen, wenn ein Warntrupp eine Seuche mit sich herumschleppt. Das Feuer loderte eine Weile vor sich hin, der Wald war ruhig und nichts schien den bevorstehenden Angriff auf das Dorf im Tal anzukündigen. Morgan kehrte mit dem Gepäck, das die Ghule übrig gelassen zurück, als die Sonne schon hoch am Himmel stand und der Wald von morgendlichen Nebelschwaden eingefasst wurde. „Zwei der Pferde sind tot, das dritte konnte ich nicht auffinden und ein armseliger Rest von deinem Proviant ist noch übrig. Ohne Essen werden wir nicht weit kommen. Außerdem sind mir einige schwarze Reiter über den Weg gelaufen. Also was jetzt?“ „Wieso wir? Du weißt doch gar nicht, was wir vorhaben und genauso wenig möchte ich wissen, was du machen wirst und wie viele du schon umgebracht hast. Aber ich habe noch Fragen an dich.“ „Warum sollte ich deine Fragen beantworten, wenn ich nicht mal weiß, wer ihr seid oder was ihr macht. Vielleicht kann ich euch helfen …“, plötzlich unterbrach Morgan sich, um nicht alles auf einmal zu verraten, schließlich konnten die beiden ihm noch nützlich sein. „Die schwarzen Truppen werden erst morgen angreifen, sie müssen auf den letzten Stoßtrupp warten, der noch in den Bergen festsitzt. Ich habe dem Hauptmann diese Nachricht verschwiegen.“ Rika kniff die Augen zusammen, um ihn zu mustern, aber es ließ sich nicht herausfinden, warum aus heiterem Himmel dieser Sinneswandel entstand. Zitternd am Feuer sitzend beobachtete Takeru die beiden, wie sie sich gegenseitig mit ihren Blicken zerfleischten. Funken schienen zwischen den beiden hin und her zu springen. Beide bewegten sich keinen Zentimeter. Der Wald schien sich für Takeru jede Sekunde entfachen zu können. Die Stimmung war von Misstrauen erhitzt. „Dieser Streit bringt uns jetzt auch nicht weiter“, unterbrach er die beiden in ihrem hitzigen Gefecht. Rika wandte sich wieder dem Feuer zu und beobachtete die züngelnden Flammen, die unsagbar schön und dennoch so gefährlich sein mochten. Eine Weile saßen alle drei stillschweigend am Feuer und wärmten ihre müden Glieder von der nächtlichen Hetzjagd. Eine Stunde verbrachten sie so, bis Rika wieder das Wort ergriff. „Wir müssen den Truppen zuvor kommen, vielleicht haben dann ein paar Bewohner noch eine Chance zu fliehen.“ „Und wie stellst du dir das bitte vor? Hinter uns ist der Wald und wir müssten einen riesigen Umweg machen, wenn wir denen nicht in die offenen Arme laufen wollen. Sie haben Wachen aufgestellt, die Tag und Nacht das Gebiet absuchen, was glaubst du, wie wir an denen vorbeikommen sollen? Es ist ganz und gar unmöglich, wir würden Kopf und Kragen für nichts riskieren.“, entgegnete Takeru, um ihr das aus dem Kopf zu schlagen. „Der kleine hat Recht, aber es gibt eine Möglichkeit. Es sind nur vier Reiter, die das Lager bewachen. Der Rest schläft oder ist betrunken. Wir müssten nur eine Wache ausschalten, um genügend Bewegungsfreiraum zum Durchritt zu haben. Allerdings ist es schwierig einen abzupassen, weil sie sehr schnelle Pferde haben, die für solche Aufgaben ausgebildet wurden. Außerdem haben wir keine und wären somit auch nicht schnell genug, um die Stadt vor ihnen zu erreichen.“ „Dann müssen wir ihnen eben welche stehlen. Wir könnten die anderen Pferde losbinden und aufschrecken, damit würden wir sie ablenken und eine ganze Weile aufhalten. Schließlich setzen sie auf einen Überraschungsangriff, der nur durch Schnelligkeit machbar ist.“ Fest entschlossen diesen Plan auszuführen starrte Rika ins Feuer. Die lodernden Flammen verdunkelten ihr sonst aufrichtiges und temperamentvolles Gemüt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)