You are not a man! von xxNico_Robinxx (Nami x Robin) ================================================================================ Kapitel 1: Extrusion -------------------- + Für diejenigen unter euch, die mich kennen, wissen, dass das vorkommende Pairing bei mir ziemlich untypisch ist. Aber in letzter Zeit habe ich viele solcher FFs gelesen, wodurch sich in meinen Kopf die nette kleine Szene am Schluss eingenistet hat ;D Womit ich aber nicht gerechnet habe, ist das viele Geschreibsel bis zur besagten Szene, denn als ich einmal damit anfing in die Tasten zu hauen, konnte ich irgendwie nicht mehr aufhören. Deshalb hege ich auch die Hoffnung, dass sich die Handlung für euch nicht so hinzieht. Die FF ist ursprünglich als One-Shot geplant, weshalb ich es auch erst einmal bei diesen einem Kapitel belasse. Doch wenn es mehrfach gewünscht wird, werde ich noch ein weiteres hinzufügen XD + Drei Leuchter, scheinbar willkürlich an der Decke angebracht, verbreiten ein angenehm gelbliches Licht, das normalerweise ausreichen würde, um den Großteil des Schankraums zu erhellen. Doch graublauer Dunst, der so dicht ist, dass man die Schwaden quasi mit einer Handbewegung schneiden könnte, dämpft das Licht erheblich und erweckt den Eindruck in einer Nebelbank zu sitzen. Besonders in dieser kleinen Nische, in der ich eingezwängt zwischen Sanji und Zorro sitze, ist es recht dunkel, was zu meiner Laune nicht gerade beiträgt sich zu heben, während die Musik - ein Gekreische aus Flöte, Geige und Ziehharmonika - meine Ohren einer qualvollen Schinderei aussetzt. Lustlos nippe ich an meinem Orangen-Cocktail, den Sanji mir zuvorkommend bestellt hat, wobei ich langsam einen gelangweilten Blick durch den übermäßig gefüllten Raum schweifen lasse. Doch wohin ich auch schaue, überall nur betrunkene Kerle mit fettigen Haaren, zotteligen Bärten, ungewaschener Kleidung und einem Schweißgeruch, der einem die Tränen in die Augen treibt, und die sich mit lauten, grölenden Stimmen unterhalten und sich ständig kameradschaftlich auf die Schultern klopfen oder sich gegenseitig einen Stoß in die Rippen verpassen. Zwischen diesem ganzen Haufen blitzt ab und zu immer wieder etwas Rotes, Gelbes oder Blaues auf - ein Hinweis darauf, dass die Schankmädchen in ihren farbenprächtigen Kleidern, die gerade eben noch so das Nötigste bedecken, fleißig darauf bedacht sind, dass Rum, Bier, Whiskey und andere alkoholische Getränke auch fleißig fließen. Und wahrscheinlich kümmern sie sich auch noch um die primitiven Bedürfnisse der Männer, wenn ich ihre koketten Augenaufschläge und ihre lasziven Lächeln richtig deute, die sie ihren Gästen schenken. Unbewusst drehe ich mein Glas zwischen den Fingern, wobei ich die kleinen Wassertropfen mit abwische, die sich bei der erdrückenden Hitze im Raum am Glasrand gebildet haben, während ich mir zum wer-weiß-wievielten Male die Frage stelle, warum ich hier überhaupt noch sitze. Obwohl wir nach sechs Wochen endlich wieder Land unter den Füßen spüren, und die Jungs das natürlich auch sofort mit einem Saufgelage in einer Bar feiern müssen, verspüre ich nicht die geringste Lust mich ebenfalls zu amüsieren. Im Gegenteil! Dieser ganze Tumult geht mir ganz gewaltig auf die Nerven und ich würde am Liebsten aufspringen und zurück zu unserem Schiff laufen. Doch wenn ich das tue, läuft mir Sanji garantiert hinterher, um mich dann mit besorgten Fragen zu bombardieren. Und darauf habe ich noch weniger Lust, weiß ich doch ganz genau, dass das Gespräch dann darauf hinauslaufen würde, warum wir schon seit mehr als drei Wochen nicht mehr miteinander geschlafen haben. Was sollte ich ihm auch schon darauf antworten? Automatisch wandert mein Blick zur schlanken, sportlichen Gestalt Robins hinüber, die sich vor einer geraumen Weile einen Platz am Tresen gesucht hatte, und jetzt mit irgend so einem versoffenen Kerl flirtet, der zwar einen saubereren Eindruck als die anderen Kerle macht, aber auch nicht so viel besser ist. Es wundert mich, dass Robin sich so ungezwungen geben kann, denn mit ihrer eleganten Erscheinung und ihrer Aura aus Stolz und Überlegenheit ist sie unter dieser Meute von grobschlächtigen Kerlen doch völlig fehl am Platze. Ich bin mir sicher, wäre ich an ihrer Stelle, würde ich mich richtiggehend unwohl unter all den Blicken fühlen, die die Kerle ihr von Zeit zu Zeit zuwerfen. Und seltsamerweise beneide ich sie trotz allem um ihre Wirkung auf die Männerwelt, obwohl ich weiß, dass es eine kindische Reaktion von mir ist. Denn es mangelt mir auch nicht gerade an männlichem Interesse, wie man bei unserem Betreten der Bar gut sehen konnte. Doch Sanji, der die Reaktion der Männer mit seinen Argusaugen genauestens beobachtet hatte, hat jeden möglichen Annäherungsversuch sofort im Keim erstickt, indem er demonstrativ seinen Arm um meine Taille gelegt hatte, um den triebgesteuerten Hormonen zu signalisieren, dass ich ihm gehöre. Und genau das ist der Punkt, der mich stört! Ich wecke bei den Männern stets nur das Verlangen mit mir ins Bett steigen zu wollen, während Robin neben der Begierde auch eine gewisse Faszination und Zurückhaltung - ja, fast schon Furcht, könnte man dazu sagen- auf sie ausübt. Als wenn sie genau wüsste, dass ich sie beobachte, schauen ihre eisblauen Augen zu mir herüber, während das leise Lächeln auf ihren Lippen, dass sie diesem schmierigen Kerl neben sich schon die ganze Zeit über schenkt, sich kaum merklich vertieft. Und wie immer, wenn dieser undurchschaubare Blick auf mir ruht, steigt eine nervöse Anspannung in mir auf, die mich unruhig auf meinem Sitz hin- und herrutschen lässt, was mir zusätzlich einen fragenden Blick von Seiten Sanjis einhandelt, da ich ihn unabsichtlich mit meinem Ellenbogen angestoßen habe. Und noch während ich leise eine Entschuldigung murmle, schaue ich hastig auf mein Glas hinab, das mehrere verwischte Wasserringe auf dem Tisch hinterlassen hat, um damit nicht nur Sanjis Blick zu entgehen, sondern in erster Linie dem von Robin. Ihre Augen vermitteln mir immer den Eindruck, dass sie bis in mein Innerstes blicken können und genau wissen, was in mir vorgeht. Es bereitet mir Unbehagen, wenn ich mir vorstelle, dass dem wirklich so wäre, weil Robin dann dadurch auch wissen würde, wie ihre Nähe auf mich wirkt. Ich habe sie nie wirklich als Person wahrgenommen, sondern immer nur als eine hilfreiche Informationsquelle oder auch als eine geschickte Diebin, die ab und an unsere mageren Finanzen aufstockt. Doch seit unserem letzten Inselaufenthalt, bei dem ich einen ganzen Tag lang nur allein mit ihr verbracht habe, hat sich meine Denk- und Sichtweise über Robin auf eine beängstigende Weise verändert. Seit diesem Tag sehe ich in ihr nicht mehr die kühle berechenbare Schönheit, die sie der Welt zeigt und die ihr Herz hinter den Mauern eines Eispalastes gesperrt hat. Sie kann auch Gefühle zeigen, die sich hinter der kalten, unnahbaren Maske verstecken. Ihr herzhaftes Lachen und ihre sichtliche Freude im Gesicht, als ich eine wenig schmeichelhafte Bemerkung über eine griesgrämige Verkäuferin gemacht habe, kamen so unvorbereitet und überraschend, dass ich mich völlig überrumpelt fühlte und mir vorkam, als sei ich vom Blitz getroffen worden. Ihre Nähe, in der ich mich sonst immer wie ein naives, unbeholfenes Fohlen fühle, könnte ich seitdem so richtig genießen, ohne diesen Anflug von Unsicherheit gegenüber dieser so erwachsenen Frau zu verspüren, wenn da nicht dieses eigenartige warme Gefühl wäre, das sich aus der Tiefe meines Herzens bemerkbar macht, und dieses seltsame Kribbeln im Bauch, das einer nervösen Unruhe gleicht. Noch nie habe ich solche Gefühle verspürt, die auf der einen Seite sehr angenehm sind, aber auf der anderen eine merkwürdig gereizte Anspannung in mir entstehen lassen, die nach etwas verlangen. Aber wonach? Vorsichtig werfe ich unter meinen gesenkten Lidern hervor einen erneuten Blick auf Robin und stelle fest, dass sie sich wieder ihrem möglichen Geliebten-für-eine-Nacht zugewendet hat. Froh darüber, dass ihre Augen nun nicht mehr länger auf mir ruhen, stoße ich einen erleichterten Seufzer aus, der in der grölenden und ausgelassenen Menschenmasse völlig untergeht, und daher auch nicht von meinen beiden Sitznachbarn gehört wurde. Aber andererseits macht es mich auch wütend, dass sie sich so schnell wieder von mir abgewendet hat. Sie muss doch was gemerkt haben! Sanji weiß doch auch, dass etwas nicht mit mir stimmt. Warum kommt sie dann also nicht zu mir und stellt mir besorgte Fragen? Gute Freundinnen tun doch so was! Allmählich wird mir bewusst, dass meine Gedankengänge denen eines verwöhnten Kindes ähneln, das nach etwas Unmöglichem verlangt. Und meine Reaktion auf ihre Ignoranz ist nun wirklich mehr als albern, weshalb ich auch leicht beschämt den Kopf über mich schüttle. Ich weiß doch selbst, dass Robin eine unabhängige Frau ist, die eine große Distanz zur Nähe hält, was wohl mit auch ein Grund dafür ist, warum sie keine langfristigen Beziehungen zu Männern führt. Und zum ersten Mal wird mir klar, dass Robin in sexueller Hinsicht völlig ungezwungen ist, währenddessen mich das Gefühl eines Déjà-vu überkomme, als ich den Kerl neben ihr dabei beobachte, wie er seine fettige Pranke auf ihr Knie legt und sich mit einem dreckigen Grinsen näher zu ihr beugt. Ich habe den Eindruck, dass dieser Flirt eine Wiederholung von ihren vielen vergangenen Flirts ist. Denn jedes Mal, wenn wir nach langer Zeit wieder einen Hafen angesteuert haben, hat die erste Nacht stets damit geendet, dass Robin allein in der jeweiligen Stadt zurückblieb und ihre Bedürfnisse mit irgendeinem zwielichtigen Typen stillte. Solche Liebschaften – wenn man diese überhaupt so nennen kann – kann ich bei mir nicht vorstellen. Doch das liegt wahrscheinlich daran, dass ich meine recht dürftigen Erfahrungen auf diesem Gebiet bislang nur mit Sanji gemacht habe. Wenn ich später Robins derzeitiges Alter erreicht habe, denke ich vielleicht ganz anders darüber. Oder vielleicht auch nicht, bin ich doch ganz anders als sie. Während sie ruhig, gelassen und zurückhaltend ist, bin ich aufbrausend, zickig und extrovertiert. Wieder muss ich seufzen, aber nicht aus purer Erleichterung, sondern wegen meiner konfusen Gedanken, die so sprunghaft wie ein junges Reh sind, anstatt die Problematik meiner Situation auf einen Punkt zu bringen. Doch wie soll das gehen, wenn meine Gedanken seit dem gemeinsam verbrachten Tag mit Robin ganz und gar von ihr und ihrem rätselhaften Wesen beherrscht werden? Seitdem ist alles so seltsam und verwirrend geworden. Ich will nur noch in ihrer Nähe sein. Ich will sie zum Lächeln bringen … sie glücklich machen. Ich will, dass sie mir von all ihren geheimen Gedanken und Gefühlen erzählt. Ich will wissen, was sie bewegt … was sie liebt. Und ich will sie vor allem und jeden beschützen … sie vor jeglichen Schaden bewahren. Dies alles sind Gefühle und Regungen, die weit über Freundschaft hinausgehen … die ich nicht einmal in einer solchen Intensität Sanji gegenüber empfinde. Aber vor allem dürfen sie nicht sein, denn schließlich ist Robin eine Frau! In rhythmischen Bewegungen tippen meine Finger auf der rauen, abgenutzten Tischplatte herum, die mit ihren hervorstehenden Holzsplittern eine Gefahr für jeden Arm darstellt, als ich aus den Augenwinkeln heraus bemerke, dass Zorro mich aufmerksam, und mit einem leicht neugierigen Glanz in den Augen, beobachtet. Sofort halten meine Finger in ihrer Bewegung inne, während ich ganz demonstrativ zu den Musikern blicke, die in Ruffy, Lysop und Chopper ein begeistertes Publikum gefunden haben. Die Drei haben es nicht einmal für nötig befunden sich mit zu uns zu setzen, sondern haben sich sofort nach unserer Ankunft einen Tisch direkt vor der improvisierten Bühne ergattert, die nur aus ein paar spärlichen Brettern und einigen Holzkisten besteht. Dass wir anderen auch noch da sind, scheinen sie völlig vergessen zu haben. „Soll ich dir noch einen holen, Nami-Maus?“, höre ich Sanjis Stimme an meinem Ohr fragen, wobei er sich ganz nah zu mir herüberlehnt, so dass sich unsere Schultern berühren. Der verschleierte Glanz in seinen azurblauen Augen, die so sanftmütig über mein Gesicht gleiten, verrät mir, dass die Frage nur dem einen Zweck dienen soll, mit mir auf Tuchfühlung zu gehen. Anders, als es seine äußerliche Coolness und sein Machogetue vermuten lassen, ist Sanji in Wirklichkeit ein anhängliches Schoßhündchen, das kaum eine Gelegenheit auslässt, um mit mir zu schmusen. Doch in letzter Zeit lasse ich es kaum noch zu, dass er mich berührt oder mich gar küsst. Und obwohl es von meiner Seite her keine Liebe ist, die mich mit ihm verbindet, habe ich seine Aufmerksamkeit und sein Interesse, die sich mit Beginn unserer Beziehung verstärkten, genossen. Aber jetzt verspüre ich nur noch den einen Wunsch ganz weit von ihm wegzurücken, weshalb ich die Fluchtmöglichkeit annehme, die mir seine Frage ermöglicht, und halte ihm bereitwillig mein leeres Glas hin, das er mit einem Hauch von Enttäuschung, der für einen kurzen Moment über sein Gesicht zieht, entgegennimmt, bevor er dann zögernd vom Tisch aufsteht und sich einen Weg zum Tresen bahnt. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen, denn es ist einfach nicht fair von mir, ihn so hinzuhalten. Nicht fair von mir eine Beziehung mit ihm zu führen, wenn diese nur einseitig ist. Bereits von dem Augenblick an, als Zweifel in mir aufgekommen sind, hätte ich einen Riegel vor all dem hier schieben müssen. Aber andererseits, warum hätte ich das denn tun sollen? Sanji ist schließlich ein Mann, der mich auf Händen trägt und mir jeden Wunsch von den Augen abliest, während Robin eine Frau ist, für die ich nichts weiter als Bewunderung … eine kleine Schwärmerei wegen ihrer reifen und überlegten Art … hege. Um mir selbst den Beweis zu liefern, dass ich mit meiner Überlegung auch Recht habe, suchen meine Augen nach der hochgewachsenen, schlanken Gestalt Sanjis, wobei mein Blick jedoch wieder auf Robin fällt, die mit einem langen, zierlichen Finger spielerisch über den bloßen Arm ihres Gegenübers streicht, während sie ihm dabei ein einladendes Lächeln zuwirft. Diese Szenerie, die sich vor meinen Augen abspielt, ist der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, denn auf einmal wird mir das ganze Theater um mich herum einfach zu viel. Die Musiker, die mit ihren Instrumenten keinen Ton halten können, geschweige denn, es überhaupt mal schaffen einen zu treffen. Die zwielichtigen Typen, die mit ihrem versoffenen Gelaber ein vernünftiges Gespräch unmöglich machen. Das helle, aufgesetzte Lachen der Barmädchen, die mit der Aussicht auf ein anständiges Trinkgeld alle Hemmungen fallen lassen. Und vor allem Robin, die sich lieber mit einem dreckigen Versager amüsiert, anstatt sich mit mir zu unterhalten, besitze ich schließlich einen wesentlich höheren IQ als dieser nichtsnutzige Bastard. Mit steifen, angespannten Muskeln stehe ich vom Tisch auf, wobei ich einige leise Abschiedsworte an Zorro richte, der mich mehr neugierig als fragend mustert, bevor ich mir rücksichtslos einen Weg durch die Meute von Männern und vorbei an Tischen und Bänken suche. Meine Augen sind dabei ganz gezielt auf die dunkle, morschwirkende Eingangstür gerichtet, hinter der sich die Freiheit von meiner Gefangenschaft befindet, die Robin für mich darstellt. Und obwohl ich mit einer eisernen Entschlossenheit sämtliche Geräusche und Personen hinter mir ausschließe, empfängt mich hier draußen auf der Straße eine fast ähnliche Atmosphäre. Die tiefschwarze Nacht, die nur von dem hellen Licht der Schenke ein wenig erhellt wird, knistert förmlich vor Anspannung, während irgendwo in der Ferne ein leises, dumpfes Grollen ertönt. Doch nicht nur an der nach Regen schmeckenden Luft erkenne ich, dass ein Unwetter aufzieht, das ironischerweise mein inneres Chaos widerzuspiegeln scheint, sondern ich fühle es auch in meinen Knochen. Aber das passt mir ganz gut, wird der Regen mir neben der kühlen Feuchtigkeit womöglich dabei helfen wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Um die friedliche Stille der Nacht noch ein wenig zu genießen, die eine entspannende Wirkung auf meine Nerven ausübt, betrete ich die schmale Seitengasse neben der Bar, in der ich sofort von einer allumfassenden Dunkelheit eingehüllt werde. Doch kaum dass ich mich an die kühle Hauswand gelehnt habe und zu dem schwarzen Nichts des Firmaments hinaufblicke, höre ich, wie sich die Tür der Schenke erneut öffnet, die auch schon nach wenigen Sekunden die ausgelassene Stimmung aus dem Inneren wieder aussperrt. In der Annahme jeden Augenblick einen besorgten Sanji an der Gasse vorbeilaufen zu sehen, wende ich meinen Kopf der Straße zu, während sich leise Schritte nähern. Aber die fast schon nur aus Schatten bestehende Gestalt, die dann in mein Blickfeld tritt und zu meinem Schrecken auch noch am Eingang stehen bleibt, stimmt so gar nicht mit der von Sanji überein. Und dass nicht nur, weil die Person ein gutes Stück größer ist als er, sondern auch, weil ihre weiße Hose trotz der nächtlichen Dunkelheit wie ein Signalfeuer hell aufleuchtet. „Ist alles in Ordnung?“, erklingt Robins sanfte Stimme in der Dunkelheit, in der ein Hauch von Sorge mitschwingt, während sie langsam auf mich zukommt, fast schon zögernd, als befürchte sie eine Zurückweisung von mir. Doch ich bin zu keiner Regung fähig. Wie festgefroren blicke ich ihr entgegen, derweil ich mich wundere, wie sie wissen konnte, dass ich es bin, denn die Schwärze in der kleinen Gasse macht es ja schon mir selbst fast unmöglich die eigene Hand vor Augen erkennen zu können. Aber am Allermeisten stört es mich, dass ich nur die perfekten Umrisse von Robin erblicke, als sie vor mir zum Stehen kommt, wo ich doch viel lieber ihre asketischen Gesichtszüge mit den so exotischgeformten Augen sehen will, auch wenn diese mir keinen Blick in das Innere ihres Herzens gewähren. Nur das kalte Blau ihrer Iris hebt sich hell von den übrigen Schatten ab, in die ihr Gesicht getaucht ist. „Ist es wegen Sanji?“ Wie von selbst legen sich meine Arme um ihren schwanengleichen Hals, als ihre leise, mitfühlende Stimme meine Sinne wie ein sanfter Hauch umweht und mir einen wohlgefälligen Schauer über den Rücken laufen lässt. Als wenn ich die Kontrolle über mich selbst verloren hätte, schmiege ich mich eng an Robins festen und doch nachgiebigen Körper, während ich mit einer Hand ihren Kopf zu mir herabbeuge, um dann meinen Mund auf ihre weichen Lippen zu legen. Aber es vergeht keine Sekunde, als ich unter meinen sensibilisierten Fingerspitzen das leichte Zusammenzucken ihres Körpers spüre und mich wieder zur Besinnung bringt. Über mein eigenes Handeln mehr als entsetzt, löse ich mich mit einem hastigen Satz von ihren Lippen, wobei ich schmerzhaft hart gegen die Hauswand pralle, während Robin aufgrund meiner plötzlichen Bewegung um ihr Gleichgewicht bemüht ist und einen Schritt zurückstolpert. Am Liebsten würde ich jetzt die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen … einfach nur noch weg von ihr. Aber stattdessen blicke ich sie aus weiten kugelrunden Augen entsetzt an und warte gespannt und voller Nervosität auf irgendeine Reaktion von ihr, die mir verraten würde, was sie von meinem hirnrissigen Überfall hält. „So ist das also“, höre ich sie schließlich nach einer endlos scheinenden Minute murmeln, wobei ihre sinnenden Worte mehr an sich selbst gerichtet sind als an mich. Doch sie reichen aus, um mich vor Furcht noch mehr erstarren zu lassen, zumal mir die Erkenntnis in ihrer Stimme nicht entgangen ist. „Nein!“, rufe ich laut aus, wobei ich über die fast kreischende Lautstärke meiner eigenen Stimme erschrocken zusammenzucke, derweil ich gleichzeitig in einer hilflosen Geste meine Hände hebe und verzweifelt nach einer plausiblen Erklärung meines vorherigen Tuns suche. „Nein, so … so ist das nicht! Ich meine, ich … ich … also, du …“ Mit jedem Wort meines sinnlosen Gestammels wird meine Stimme schwächer und schwächer, um schlussendlich ganz zu verklingen, während ich Robin dabei beobachte, wie sie einer Raubkatze gleich näher an mich herantritt, bis sie so dicht vor mir steht, dass ich ihren warmen Atem auf meiner erhitzten Haut fühle. Im nächsten Moment, und für mich völlig unvorhergesehen, spüre ich auch schon mein Gesicht von ihren weichen, kühlen Händen umrahmt. Stockend nach Luft ringend und wie gelähmt vor dem, was mich gleich erwartet, kann ich nur tatenlos zusehen, wie sich ihr Gesicht quälendlangsam dem meinen nähert. Aus lauter Nervosität schließe ich meine Augen und befeuchte mir, trotz meines staubtrockenen Gaumens, mit der Zunge meine Lippen, als mich dann sekundenspäter einige ihrer Haarsträhnen kitzeln und mir wieder ihr lieblicher Duft von Flieder in die Nase steigt. Doch das sinnliche Gefühl ihrer Lippen auf den meinen bleibt aus. Stattdessen spüre ich ihre samtene Wange sich an meiner schmiegen, während ihr Atem mit den Härchen an meinem Ohr spielt. „Ich kann warten“, ist alles, was sie mir zuflüstert. Ist alles, was sie tut, bevor sie mit einer streichelnden Bewegung mein Gesicht wieder freigibt und sich von mir abwendet, um dann lautlos die schmale Gasse zu verlassen, während ich ihr nur stumm und verwirrt hinterher blicke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)