The place without you von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- The Place without you Ich sitze an deinem Bett. Ein paar Tage ist es her, dass ich dich in einer der dunklen Gassen gefunden und zu mir getragen habe. Du krampfst, schreist vor Schmerzen, schlägst immer wieder um dich. Es kostet mich bei jedem deiner Anfälle alle Kraft, dich zu beruhigen. Ich rufe deinen Namen „Komm endlich zu dir!“ – Hörst du mich? Dieses verdammte Gift. Du hattest gesagt, du würdest damit aufhören. Erinnerst du dich? Doch es bestimmt dein Leben. Wenn du zu schwach bist davon los zu kommen, will ich von jetzt an Stark sein für uns beide. Ich lege dir ein kaltes Tuch auf die Stirn. Du bist soweit weg. In einer anderen Welt, wie mir scheint. Doch du stöhnst erleichtert, als würde die Kühle deine Schmerzen lindern. Wie gern würde ich mehr für dich tun, gefallener Engel, doch du musst alleine diese Hölle überwinden. Ich nehme deine leblosen Hände in meine. Hoffe, dass meine Kraft so auf dich übergeht. Sei stark, Kyo! Lebe! Lebe für mich! Dieser Ort. Es ist so friedlich hier. Nur das „Zeug“ vom Dealer ist der Weg hierher. Keine Schmerzen, nein, die kommen erst dann, wenn die Wirkung nachlässt. Ich hasse dieses Zeug, vielleicht ist das gerade der Grund warum ich es nicht aufgeben kann. Meine Sehnsucht nach diesem Ort des Friedens ist zu stark. Dafür hasse ich mich selbst. Ich erinnere mich, an den Tag vor einem halben Jahr. Du hattest verkündet, dass Kaoru und du ein Paar seid. Es zerriss mir das Herz. Ich liebte dich, doch du nanntest mich nur ‚deinen Freund’. Mit dem Mittel gelang es mir sogar ‚dein Freund’ zu sein. Es betäubte meinen Schmerz. Du bemerktest als erster das etwas nicht stimmte. Ausgerechnet du, der Grund für meine Flucht hierher. Du batest mich als ‚Freund’ damit aufzuhören. Verzeih mir, Daidai. Ein einsames Leben hier an diesem Ort ist erträglicher für mich als das wirkliche Leben, indem ich für dich nur ‚ein Freund’ bin. Alles hüllt sich in Dunkel. Mir ist, als verliere ich den Boden unter den Füßen und falle in die unendliche Tiefe. Ich schreie. Wieso ist da niemand der mich auffängt? Wild schlage ich um mich, doch nirgendwo finde ich Halt. Eine Stimme ruft mich in dieser Dunkelheit. Deine Stimme? Plötzlich ist es angenehm kühl. Ich schließe die Augen, bin nicht mehr panisch und lasse mich fallen. Es wird heller. Etwas, scheint es, hat meinen Fall in die Tiefe gestoppt. Ich öffne die Augen. Wo bin ich? Ein Zimmer. Leicht drehe ich meinen Kopf zur Seite, erkenne die Antwort auf meine lautlose Frage. Es ist dein Zimmer! Was in aller Welt tue ich hier? Die Tür geht auf und du betrittst den Raum. „Endlich! … Kyo! … Endlich bist du wach,“ höre ich dich sagen, als du auf das Bett zukommst in dem ich liege. Ich sehe dich an, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Du beugst dich über mich. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, dass deine Hand ausholt und spüre, wie sie mein Gesicht trifft. Deine Augen füllen sich mit tränen. Du brauchst nichts zu bereuen, Daisuke. Ein Junkie wie ich hat es wohl nicht anders verdient. „Du verdammter Idiot! Ich hatte ne scheiß Angst um dich. Ist dir das überhaupt klar?“ Wieso du, Daidai? Ich sehe dich fragend an. Du beruhigst dich, kniest nieder und nimmst meinen Kopf in deine warmen Hände. „Gomen…Ich wollte dich nicht schlagen, Kyo. Es ist nur…dieses Zeug hätte dich fast umgebracht!“ Wieder durchfährt mich ein Schmerz. Ich spüre wie sich mein Köper verkrampft. Ist es weil mich deine Nähe so quält? Ich schreie auf, zittere. Lass mich von hier fliehen Daisuke! Bitte!!! „ Du musst das jetzt durchstehen, Kyo!“ Ich versuche auf dich einzureden und halte dich fest. Dein flehender Blick zerreist mich fast. „Ich werde nicht nachgeben, hörst du? Auch wenn du mich jetzt dafür hasst. Länger als sonst dauert es, bis ich dich beruhigt habe. Die Kratzer am Arm spüre ich kaum. Viel mehr tut es mir weh dich so leiden zu sehen. Noch immer knie ich vor dem Bett und lächle dich an. Erschöpft bist du eingeschlafen, siehst jetzt so friedlich aus. Bald wird das Rauschgift dich nicht mehr beherrschen. Ich weiß, dass wir beide ihm die Macht nehmen können, die es jetzt noch über dich hat. Es ist nun fast wieder Abend und du bist erneut aufgewacht. „Hey“ empfange ich dich mit einem lächeln. „Wieso bin ich hier?“ fragst du leise. Das erste mal das du nicht schreist. „Hab dich gefunden und hierher gebracht. Du warst schon ziemlich weit weg.“ Ich versuche wieder zu lächeln, doch ich kann meine Sorgen um dich nur schwer verbergen. „Gomen. Ich mach dir soviel Ärger.“ Erwiderst du und deine Augen füllen sich mit Tränen. Hast du mich durchschaut? Du drehst ausweichend deinen Kopf zu Seite. Dabei fallen dir die Wunden an meinen Unterarmen auf. „Ist…ist das…meine Schuld?“ fragst du, gegen deine Tränen ankämpfend. Dieses mal gelingt mir ein leichtes aber aufrechtes Lachen. „Ist nicht schlimm. Sorg nur dafür das die nicht umsonst sind, und du von dem Trip runterkommst.“ Ich will dich trösten, durchwühle, wie so oft schon, dein Haar. Am liebsten würde ich dich fragen, wieso du überhaupt mit dem Dope angefangen hast, warum du niemandem sagtest, dass du Probleme hattest. Doch ich entscheide mich zu warten, bis es dir besser geht. „Meinst du, du kannst etwas Miso-Suppe drin behalten?“ frage ich dich stattdessen. Als du nickst, stehe ich auf und hole eine Schale voll. Das bringt dich bestimmt wieder zu Kräften. Eine Woche ist nun vergangen. Deine Pflege hat mich soweit gebracht, dass ich wieder einige Schritte gehen kann. Der Entzug macht Fortschritte, obwohl ich zeitweise noch immer die Kontrolle über meinen Körper verliere. Ich betrachte mich im Spiegel. Jetzt seh ich nicht mehr ganz so erbärmlich aus. Doch was würde wenn ich wiederhergestellt wäre? Würdest du einfach lächeln und sagen: Dafür sind Freunde doch da? Ich hatte Angst. Jetzt, da du mir Näher bist als jemals sonst, dachte ich nur selten an die Flucht zu dem Ort, wo ich nicht mehr unter deiner „Freundschaft“ litt. Eben hast du nach mir gerufen. Ich stütze mich ein wenig an der Wand ab um zu dir in die Küche zu kommen, will dir beweisen dass ich es schaffe. Siehst du, Daidai? Ich bin kein Versager. Ich kann das ohne dich. Du lächelst und kommst mir etwas entgegen. Fängst mich rechtzeitig auf, als mir schließlich doch die Beine versagen. Ich bin echt stolz auf dich. Jeden Tag kehrt mehr Kraft in deinen Körper zurück. Kraft, für die ich dich die ganze Zeit über bewunderte. Wieso nur hast du zugelassen, dass das Gift sie dir raubte? Wir hatten viel Zeit zum Reden gehabt und doch warst du bisher nicht bereit mir diese Frage zu beantworten. Gestern hattest du mich um Papier und Schreibzeug gebeten. Du sagtest, du hättest Ideen für einen neuen Song, die du aufschreiben wolltest. Jetzt hattest du nach mir gerufen. Ich habe meine rote Gitarre dabei. Ich sollte sie mitbringen, hast du gesagt. Es freut mich, dass ich der erste sein darf, dem du dein neues poetisches Meisterwerk offenbarst. „Ließ mal. Vielleicht fällt dir ja ne Melodie dazu ein“ sagtest du lächelnd. Ich nickte, lass den Text. Er handelte von einer unerfüllten Liebe und der Sehnsucht nach dem Tod. War das der Grund weswegen du dich betäubt hattest? Wer war die Person, die dir das Herz gebrochen hatte? Ich sah zu dir herüber. Dein Blick hielt an mir fest, als fragtest du: Verstehst du jetzt warum ich so handelte? „Du hättest mit uns reden können“ meinte ich leise. „Mit wem denn? Mit dir vielleicht?“ Deine Stimme war nüchtern, fast abgestumpft. Dieser Ton machte mir Angst. „Wieso nicht? Wir sind doch…“ „…Freunde. Ich weiß.“ Du beendetest den Satz für mich. Warum dieser sarkastische Unterton? Dein Blick wendete sich von mir ab. „DU warst mit Kaoru zusammen. Wie hätte ich da über meine Gefühle reden sollen – mit DIR?“ fuhrst du leise fort. Dein Körper begann zu zittern. Langsam stehst du auf und kommst auf mich zu. Die Anstrengung kann ich deutlich in deinem Gesicht lesen. Noch ein Schritt, dann stehst du vor mir. Du stützt dich auf meine Schultern. „DU warst für mich mehr als nur ein Freund. Und bist es noch immer.“ Mit diesen Worten brachst du zusammen. „Das geht mir doch genauso! Nur dass ich es nicht wahrhaben wollte. Ich redete mir ein dass ich Kaoru liebte, wollte aber eigentlich nur DICH.“ Hatte ich das jetzt wirklich gesagt? Es stimmte, ich liebte diesen kleinen Baka und war immer zu feige es ihm zu sagen. In gewisser Hinsicht waren wir beide Sturköpfe, wusste ich nun. Der Preis für diese Einsicht war, dass ich dich um ein Haar verloren hätte, blonder Engel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)