Between love and hate you lose the control von abgemeldet (Traue nicht deinen Freunden - sondern deinen Feinden HPDM) ================================================================================ Kapitel 17: Diagonally ---------------------- Guten Morgen! Es geht mal wieder weiter! ENJOY!! Kapitel17 Diagonally Schweigend betrachtete Harry die aktuelle Ausgabe des Daily Prophet. Zwei große Schlagzeilen bestimmten die Titelseite und ließen keinen Platz für andere Meldungen. Die obere lautete: Minister Fudge – Rücktritt! Er war dem Druck nicht gewachsen! Darunter befand sich ein Bild des ehemaligen Ministers, wie er mit sich immer wieder im Gang umsah, als erwarte er jeden Moment einen Angriff. Nach dem Skandal über Voldemorts Rückkehr hatte der Minister in der Tat wohl keine ruhige Minute mehr gehabt, aber das Bild ließ es aussehen, als habe er eine Psychose entwickelt und nicht bloß Angst, weil er in seinem Amt natürlich zu den Gefährdeten gehörte. Unter der Abbildung befand sich ein Verweis zum langen Bericht auf Seite 2 der Zeitung. Harry hatte ihn noch nicht gelesen, denn die zweite Schlagzeile des Tages hatte seine Aufmerksamkeit gefangen genommen: Die Verkündung des neuen Minister for Magic. Nachfolge geklärt – Lucius Malfoy neuer Minister for Magic!!! Auch unter dieser Schlagzeile befand sich ein Bild, auf dem links Lucius Malfoy zu sehen war; das Kinn stolz und arrogant erhoben, der Gehstock mit dem Schlangenkopf in seiner Hand, das blonde Haar elegant nach hinten gekämmt, ein zufriedenes und selbstsicheres Lächeln auf den Lippen tragend. Neben ihm stand seine Frau, Narcissa. Harry hat sie schon einmal gesehen, beim Quidditch World Cup vor zwei Jahren. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass sie damals so schön ausgesehen hatte, wie dort auf diesem Bild. Das blonde Haar war offen, umspielte ein Gesicht, das einer Veela hätte gehören können, die blauen Augen leuchteten in einem sanften Glanz, ein paar Fältchen lagen um ihre Mundwinkel, das Lächeln auf ihren Lippen war zurückhaltend und stolz zugleich. Sie strahle etwas aus, das Harry sofort verstehen ließ, warum Draco sie nicht leiden lassen konnte und sie so sehr liebte. Vor wenigen Jahren war Narcissa Malfoy sicher die schönste Frau gewesen, die der Schwarzhaarige je gesehen hatte. Doch auch sie konnte seine Aufmerksamkeit nicht lange fesseln. Seine Augen blieben auf der Person in der Mitte des Bildes hängen. Zwischen seinen Eltern stand Draco und blickte mit einem Lächeln, das dem seiner Mutter nicht unähnlich war, in die Kamera. Wahrscheinlich würde es keinem auffallen, der den Blonden weniger gut kannte, als Harry es tat, aber das Lächeln war falsch und aufgesetzt. Die grauen Augen wirkten fast stumpf, verglichen mit dem flüssigen Silber, das der Gryffindor sonst zu sehen bekam. Das Bild war eine Farce und Draco war gezwungen worden, so zu tun, als sei er der stolze Sohn des neuen Ministers. Unter dem Bild befand sich ebenfalls ein Verweis, für weitere Informationen doch Seite 4 zu lesen. Frustriert schlug Harry Seite 4 auf und blickte erneut in das Gesicht von Lucius Malfoy, der auf einem Sofa vor einem Kamin saß, zu seinen Füßen zwei große Wolfshunde, und Fragen eines Reportes beantwortete, der ihm gegenüber saß. Weiter unten auf der Seite befand sich ein weiteres Bild, das Draco und seine Mutter zeigte, die auf dem gleichen Sofa saßen, mit einem weiteren Verweis, diesmal auf ein Interview mit der stolzen Ministerfamilie auf Seite 6. Obwohl es dem Schwarzhaarigen unter den Nägeln brannte, dieses Interview zu lesen, zwang er sich dazu, auf Seite 4 zu verweilen und richtete seine Augen auf die Überschrift. Lucius Malfoy – der neue Mann in Fudges Büro Nach dem plötzlichen, aber nicht ganz unerwarteten, Rücktritt des ehemaligen Ministers Cornelius Oswald Fudge wurde zum Glück schnell Ersatz gefunden. Mister Lucius Malfoy, vorgeschlagen von Mister Walden MacNair, der ebenfalls im Ministerium arbeitet, hat die Wahl gestern, einen Tag nach Minister Fudges Rücktritt, gewonnen. Sein einziger Konkurrent war Mister Mundungus Flechter, der leider nicht ernst genommen werden konnte. Minister Malfoy hat bereits einige Änderungen geplant, die er in den nächsten Wochen und Monaten einführen wird. Uns hat er exklusiv verraten welche das sind: Das erste und oberste Ziel des neuen Ministers ist eine Reform des Wahlsystems. Der Minister wird auch weiterhin von den Vorsitzenden der einzelnen Departments gewählt, aber die Wahl des restlichen Regierungscorpus soll eine Volkwahl werden. Zugelassen sind Männer und Frauen, die das siebzehnte Lebensjahr überschritten haben und nachweisen können, dass es in ihrer Familie in den letzten 5 Generationen keine Mugglestämmigen gibt. Als Minister kandidieren können mit dem neuen System nur noch reinblütige Zauberer, denn nur ein Pureblood hat wirklich einen Überblick über das, was die Zauberergesellschaft braucht. Jeder, der Muggleblut in sich hat, hat gleich mit auch einen verwässerten Blick, denn was für Muggle gut sein mag, muss noch lange nicht bedeuten, dass dies auch für Zauberer gilt, so Minister Malfoy. Des Weiteren werden Reformen im Schulsystem angestrebt, die umsetzen sollen, was Ex-Minister Fudge letztes Jahr leider nicht gelungen ist. Hogwarts wird weiter alle Schüler unterrichten, aber neben den vier Häusern, die uns alle wohl bekannte sind, wird der Unterricht sich auch auf die Abstammung der Schüler konzentrieren. Wer von beiden Elternteilen magisches Blut mitbekommen hat, wird andere Kurse besuchen, als Mugglekinder. Wie genau diese Änderungen aussehen werden wollte Minister Malfoy noch nicht verraten. Aber er sagte uns, dass nach den Änderungen dafür Sorge getragen werde, dass es in Zukunft viele fähige Zauberer gäbe, die auch einen genauen Blick dafür haben, was die großen Fragen der Zeit sind und wie man sie beantworten kann. Hogwarts wird also mündige und handlungsfähige Schüler ausbilden, die hinter her gute Arbeit für uns und unsere Welt leisten werden. Die Außenpolitik soll sich ebenfalls ändern, vor allem im Bezug auf Magical Law Enforcment und damit verbunden, Auslieferungsvereinbarungen für Kriminelle, insbesondere für das europäische Ausland und die USA. Hinzu kommen politische Zusammenarbeiten, um eine Gesellschaft von Hexen und Zauberern zu erschaffen, die es irgendwann schaffen können, aus der Zurückgezogenheit aufzusteigen und der Welt zu zeigen, dass es uns wirklich gibt. Was auch immer uns da genau erwartet, es wird Großes sein, da sind wir uns bei Minister Malfoy sicher. Harry seufzte. Das machte wenig Mut für die Zukunft, aber viel mehr, als die politischen Änderungen interessierte ihn das Interview mit Draco und Narcissa. Er schlug Seite 6 auf und ließ den Blick über die neue Überschrift gleiten. Das exklusive Interview mit der Familie des neuen Ministers Narcissa und Draco Malfoy sind bereit dem Daily Prophet exklusiv zu erzählen, wie sie die Wahl des neuen Ministers miterlebt haben, was sie sich erhoffen, wie sie Minister Malfoy unterstützen und wie stolz sie sind. Dazu haben wir beide noch gestern Abend getroffen und zwei sehr respektvolle, aber ihrer Position würdige, Personen getroffen. Mrs. Malfoy, Sie sind jetzt seit zwanzig Jahren mit ihrem Mann verheiratet, hätten sie bei der Hochzeit jemals damit gerechnet, dass er einmal Minister werden würde? Ich wusste schon immer, dass Lucius große Ziele hat und auch das Können und die Mittel, diese zu erreichen, aber mit dem Minister habe selbst ich nicht gerechnet. Was mich nicht minder stolz macht, ganz im Gegenteil. Draco, Sie sind jetzt in ihrem vorletzten Jahr in Hogwarts, Zeit sich über die Zukunft Gedanken zu machen, haben Sie vor es ihrem Vater gleich zu tun? Nein, Politik ist nichts für mich. Ich freue mich für meinen Vater, dass seine Ziele erreicht wurden, aber für mich selbst wünsche ich mir etwas Anderes. Was denn genau? Vielleicht gelingt es mir, Professor Snape in seiner Rolle als Poitionsmaster abzulösen, das läge mir mehr, als die Politik. Mrs. Malfoy, wie fühlen Sie sich persönlich, als First Lady? Das ist die gleiche Frage, die man nach jedem Geburtstag gestellt bekommt und die Antwort ist die Gleiche, ich kann keine Veränderung feststellen. Was mein Mann politisch macht wirkt sich auf das Familienleben nicht aus. Werden Sie ihren Mann zu repräsentativen Anlässen begleiten? Je nachdem zu welchen Anlässen. Aber ich denke ja. Solange Draco mich hier nicht braucht habe ich Zeit, meinen Mann in jeder Art zu unterstützen. Draco, Sie platzen doch sicher vor stolz, was denken Sie, wie werden ihre Freunde auf solche Nachrichten reagieren? Ich bin sicher, dass alle meine Freunde bereits davon wissen. Die Meisten lesen Zeitung, fangen für Gewöhnlich mit der Titelseite an. Denken Sie, dass man Sie in der Schule anders behandeln wird? Ich denke nicht. Die wichtigen Leute schließen nicht von mir auf meinen Vater und die anderen halten mich so oder so für verzogen. Man sagt, Sie hätten ein schlechtes Verhältnis zu Harry Potter, denken Sie, das wird sich jetzt ändern? Ich gehe nicht davon aus, dass sich zwischen Mr. Potter und mir in Zukunft so schnell was ändern wird. Was mein Vater beruflich macht ändert nichts an Antipathien und Sympathien. Vielen Dank an Sie beide für die offenen Worte. Frustriert schlug Harry die Zeitung zu. Er war eigentlich zum Frühstück in den Speisesaal gekommen, aber die Meldungen des Tages hatten ihm den Appetit verdorben. Hermione ließ sich neben ihn auf die Bank sinken und griff zum Kaffee. „Was gibt’s Neues?“, fragte sie und nickt Richtung Daily Prophet, den der Schwarzhaarige grade zur Seite legte und am Liebsten nicht mehr angesehen hätte. „Lucius Malfoy ist Minister for Magic“, sagte er düster und beobachtete, sie seine beste Freundin mitten in der Bewegung stoppte. „Was? Malfoy? Warum?“, entkam es ihren Lippen. „Keine Ahnung, wahrscheinlich weil Voldemort seine Finger im Spiel hatte“, erwiderte Harry und schob sein Rührei auf dem Teller hin und her. „Nicht zu glauben, das macht es auch nicht leichter!“, maulte Hermione. „Was ist nicht leichter?“, fragte Neville, der gerade hinzukam. „Lucius Malfoy ist neuer Minister“, antwortete Hermione. Wie zu erwarten war, sprachen sich die Neuigkeiten schnell in der Burg herum und waren das Topthema des Tages, sowohl bei den Schülern, als auch bei ihren provisorischen Lehrern. Am Abend saß Harry in Merik Parkers Büro und hielt ein Glas Firewhiskey in der Hand, neben ihm brannte in wärmendes Feuer im Kamin. „Was machen wir jetzt? Malfoy wird sicher nach und nach die hohen Positionen mit Leuten füllen, die Voldemort loyal sind. Er bekommt vollen Zugriff auf Azkaban und alle anderen Institutionen“, der Schwarzhaarige drehte das Glas in der Hand und betrachtete die Flüssigkeit, als sei sie das Interessanteste der Welt. „Wir können nichts tun. Der Phönixorden hat versucht ihn aufzuhalten, aber es hat nicht geklappt. Du hast selbst gesehen, was mit Tonks passiert ist“, erwiderte Merik. „Wir können aber doch nicht einfach nur zusehen! Wenn erstmal Rufus Scrimgeor von seinem Posten enthoben wurde, hat Voldemort über Malfoy Zugriff auf Azkaban!“. „Was hast du denn mit Azkaban? Warum ist das so wichtig?“, wollte der Lehrer wissen und nahm einen Schluck Whiskey. „Cecilia Black. Sirius Schwester. Sie ist in Azkaban, aber Voldemort plant sie zu befreien. Soweit ich weiß, steht sie Bellatrix in nichts nach“. „Harry, woher weißt du von Cecilia?“, fragte Merik, er zog die Brauen zusammen. „Draco hat mir von ihr erzählt und von ihrem Sohn, Imago“, erklärte der Gryffindor, seine grünen Augen fixierten den Professor. „Versprich mir, dass du dich nicht mit ihr anlegen wirst, sie ist gefährlich. Gefährlicher als ihre gestörte Cousine Bella“. Harry schluckte hart und blickte ins Feuer. Die Flammen tanzten vor seinen Augen und nahmen seinen Blick gefangen. „Das kann ich nicht, Merik. Ich kann es dir nicht versprechen. Es gibt Menschen, die ich beschützen muss und wenn das beinhaltet, dass ich mich Cecilia stelle, dann ist das so“, sagte er ernst, aber ruhig, seine Augen noch immer auf den Kamin gerichtet. „Harry, alle, die du beschützen musst, sind hier!“, erwiderte Merik, seine Stimme war einen Hauch lauter geworden und Sorge schwang nun darin mit. „Nein, Draco und seine Mutter sind irgendwo da draußen. Gefangen in ihrem eigenen Haus. Ich werde sie nicht Voldemorts Wahnsinn überlassen“. Merik seufzte. „Wenn es um Malfoy geht, kann man dir nicht helfen, richtig?“, fragte er. „Richtig“. „Was machen wir mit unseren Gästen, Harry?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Was sollen wir tun? Arthur und Fudge bleiben hier, bis entweder ich tot bin, oder Voldemort“. Merik musterte ihn ruhig und mit ernstem Ausdruck. „Du solltest ins Bett gehen, Harry. Ich denke nicht, dass du letzte Nacht viel geschlafen hast“. „Nein, in der Tat nicht. Die Bilder von Vorgesternnacht waren noch ziemlich deutlich, aber das wird heute nicht anders sein“, antwortete der Gryffindor. Merik stand von seinem Stuhl, ihm gegenüber, auf und ging zum Regal hinter dem Schreibtisch, von wo er mit einer kleinen Phiole wiederkam, die er Harry überreichte. „Dreamless Sleep Potion, der wird dir helfen“, sagte er und lächelte kurz. Der Goldjunge erwiderte das Lächeln, dann trank er seinen Firewhiskey in einem Zug leer und erhob sich von seinem Stuhl. „Danke für das Gespräch, Merik. Du hast Recht, ich brauchte Schlaf“. Harry erhob sich, schenkte dem Professor ein letztes Lächeln, dann verließ er den Raum. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Professor, es sind nur noch sechs Wochen, bis zu den Iden des März“, sagte Severus Snape, der in einem Sessel seines neuen Büros saß. Er war allein mit Dumbledore, der nach der Schlacht im Ministerium vor zwei Tagen, müde und älter denn je aussah. Dieser seufzte leise und Severus spürte, wie ihn der Schulleiter musterte. „Was willst du mir damit sagen?“ „Dass etwas getan werden muss! Dass wir diese Chance nicht einfach so verstreichen lassen können!“ Dumbledore seufzte und rieb sich über den Bart. „Harry ist noch nicht so weit, Severus. Der gestrige Abend hat das bewiesen. Er hat zwar Bellatrix Lestrange aufgehalten, aber es ist fraglich, ob die Schüler ohne mein Auftauchen, lebend wieder aus dem Ministerium heraus gekommen wären“. „Wer spricht von Potter, Professor? Ich werde mich um Voldemort kümmern“, erwiderte der Potionsmaster. „Das geht nicht. Du weißt, dass es Harrys Aufgabe ist. Er wurde von der Prophezeiung auserwählt“, der Schulleiter schüttelte den Kopf. „Das interessiert mich nicht. Dieser Irre muss gestoppt werden, sonst steuern wir aufs Chaos zu“. Dumbledore zog die Brauen zusammen. „Was ist los, Severus, dass du auf einmal so überstürzt handeln willst?“ „Nichts, Professor. Ich möchte nur die Chance, diese unleidliche Sache zu beenden. So schnell wie möglich“. „Das könnte dein Todesurteil sein“, erwiderte der Schulleiter und sah seinen Lehrer über die Halbmondbrille hinweg an. „Mir war immer klar, dass ich durch Voldemorts Hand sterben würde“ Der alte Schulleiter seufzte und sah plötzlich unendlich müde aus. „Ich kann dich nicht davon abhalten, oder?“, fragte er. „Nein, können Sie nicht. Es tut mir Leid“, erwiderte der schwarzhaarige Mann. „Dann sollten wir zumindest einen Plan haben“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Harry öffnete sie Tür zu seinem Einzelzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Er fühlte sich ausgelaugt und müde, von der vorletzten Nacht. Noch immer tauchten die Bilder vor ihm auf. Tonks, die von dem Fluch getroffen zu Boden ging, Remus schmerzerfüllter Schrei und Bellatrix, die blutend im Korridor lag, nachdem Harry die Beherrschung verloren hatte. Wir sind uns ähnlicher, als es dir lieb ist, Potter, sagte eine Stimme in seinem Kopf, die schmerzhaft nach Voldemort klang. Er stellte die Phiole, von der er sich einen ruhigen Schlaf versprach, auf den Nachttisch und ging zum Schrank, um seinen Pyjama heraus zu nehmen, als es am Fenster klopfte. Harry drehte sich um und erblickte die gleiche, unscheinbare Eule, die ihm vor einer Woche den Brief gebracht hatte. Der Pyjama war vergessen und der Gryffindor riss das Fenster auf, um dem Tier Einlass zu gewähren. Wie beim letzten Mal ließ die Eule den Brief auf den Schreibtisch fallen und verschwand sofort wieder in die kalte Spätjanuarnacht. Harry griff nach dem Umschlag auf dem Schreibtisch und öffnete ihn mit klopfendem Herzen. Harry, dein Erfolg im Ministerium hat sich bereits herum gesprochen. Der Dunkle Lord war wenig begeistert davon, Fudge zu verlieren. Sein nächster Plan wird morgen in zwei Wochen erfüllt. Wieder in der Nacht. Er plant Ollivander zu entführen, um damit in Zukunft bestimmen zu können, wer in England einen Zauberstab erhält und wer nicht. Sein Ziel ist die absolute Kontrolle und er macht damit den nächsten Schritt auf der Treppe dort hin. Er wird versuchen in besagter Nacht den Wandmaker aus seiner Wohnung, über dessen Laden in Diagonalley, zu entführen und nach Hogwarts zu bringen. Dort befindet sich sein Hauptquartier im Moment. Was du mit diesen Informationen machst, überlasse ich wieder dir. Ich weiß, dass es eigentlich nicht richtig ist, dir das zu schreiben. Und glaub mir, ich mache mir Vorwürfe dafür, dass ich dich vielleicht dazu verleite, dich in Gefahr zu begeben. Aber ich möchte so unbedingt etwas dazu beitragen, dass dieser Krieg so schnell wie möglich vorbei ist. Ich vertraue auf dich, Harry. Darauf, dass du siegst. Es tut mir unendlich leid, dass ich dich in Gefahr bringe. Verzeih mir. Und pass auf dich auf. Bitte. Dein heimlicher Verbündeter Der Schwarzhaarige betrachtete den Brief in seiner Hand. Er war anders als beim letzten Mal, weniger gefasst. Es war, als höre er eine vertraute Stimme, die ihm den Brief vorlas. Aber er konnte sie nicht fassen, konnte nicht zuordnen, zu wem diese Stimme gehörte. Alles was er ausmachen konnte, war die Verzweiflung, die darin liegen musste. Hin und her gerissen, zwischen dem Wunsch Gutes zu tun und dem Wissen, dass er Harry in Gefahr brachte. Wer schrieb solche Briefe? Der Gryffindor kannte die Schrift, aber auch hier konnte er nicht zuordnen, woher. Er wusste, er hatte sie schon einmal gesehen, aber wo? Die Lösung war so nah, aber immer wenn er glaubte, ein Bild vor Augen zu sehen, entglitt es ihm wieder. Irgendwie wollte die Frustration heute nicht weniger werden. Was auch immer er tat, der Tag schien nur schlimmer zu werden und seit seinem Treffen mit Draco war eine verdammte Woche vergangen. Er vermisste seinen Freund. Seufzend griff er zum Zauberstab und beschwor seinen Patronus herauf, um Draco um ein Treffen zu bitten. Nach dem der Hirsch entschwunden war, nahm Harry die Phiole vom Nachttisch und leerte sie in einem Zug. Dann ging wieder zum Schrank und nahm diesmal den Pyjama heraus. Fünf Minuten später lag er unter einer weichen Decke, hatte das Licht gelöscht und schloss die Augen. Es dauerte, bis der Schlaf kam, aber als Harry endlich einschlafen konnte, blieb er von schlechten Träumen verschont. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Draco saß mit seinen Eltern im kleinen Speisesaal und schob sein Mittagessen auf dem Teller hin und her. Als er am Morgen erwacht war, hatte er Harrys Patronus neben seinem Bett erblickt und sich für die kommende Nacht mit seinem Freund verabredet. Es hatte gut getan, die Stimme des Schwarzhaarigen zu hören. Es fühlte sich so vertraut an und gab ihm ein heimatliches Gefühl, das ihm in Malfoy Manor verwehrt blieb, seit er seine Mutter nur noch zu Anlässen, wie diesen, sehen konnte. Es fiel Draco unendlich schwer nicht doch mit Harry mit zu gehen. Er wusste, der Gryffindor würde dies niemals ablehnen, aber der Gedanke daran, seine Mutter allein zu lassen, fügte ihm beinahe körperlichen Schmerz zu. Es war, wie immer, zum Verrücktwerden. Wie er sich auch drehte und wendete, es wurde nicht besser und dann war da auch noch dieses nagende Gefühl… nein darüber würde er jetzt nicht nachdenken. „Draco“, die Stimme seines Vaters traf ihn wie ein Peitschenhieb und er blickte von seinem Teller auf. Silber traf auf Silber. Lucius Augen waren hart wie Stahl. „Was gibt es?“ Der Slytherin zwang sich zur Ruhe, während die Augen seines Vaters in die seinen starrten. Es war als spüre er den Schmerz des Mals auf seinem Arm mit einem Mal überdeutlich. „Wir haben Besuch, ab morgen Abend“, Lucius klang höchst zufrieden und Draco musste sich den Kommentar ‚Wir haben ständig ‚Besuch’ von deinen DeathEater-Freunden’ verkneifen. „Wen?“, fragte der jüngere Malfoy, die Brauen fragend zusammen gezogen. „Imago Black und Anastasia Lestrange“, antwortete Narcissa, ihre blauen Augen ruhten sanft und warm auf ihrem Sohn. Draco genoss es, die Stimme seine Mutter zu hören. Es hatte etwas Vertrautes und Wärmendes, nicht ganz zu stark wie bei Harry, aber dennoch. Normalerweise wurde am Tisch der Malfoys wenig, bis gar nicht gesprochen, umso schöner war es, dass Narcissa die Stimme erhob. Der Slytherin warf seiner Mutter ein kurzes Lächeln zu, dann richtete er seine Augen wieder auf Lucius. „Warum kündigst du sie an? Wenn ich recht informiert bin, sind sie DeathEater und davon haben wir eine Menge hier. Bei Zabini hast du mir auch nicht bescheid gegeben“, wollte er wissen. Seine Stimme klang sachlich und einfach nur interessiert. Mit keiner Silbe ließ er durchblicken, dass die ganze Situation ihm zuwider war. „Weil sie uns nicht als Verbündete, sondern als Familienmitglieder besuchen. Wir dachten es wäre Zeit dazu, jetzt da ich Minister bin“, erklärte Lucius. Der Blick in seinen Augen machte unmissverständlich klar, dass er bestens bescheid wusste, über die Abneigung seines Sohnes, aber natürlich würde er das nicht offen zeigen. Es war wie immer. Die Drohungen verliefen subtil, sodass zufällige Mithörer nur die normale Unterhaltung wahrnehmen würden, nicht aber die Dinge, die ungesagt blieben. „Wann werden die beiden ankommen?“, fragte Draco, wobei er seinen Teller ein Stück von sich schob. Der Appetit war ihm nun gänzlich vergangen. „Zum Dinner morgen Abend. Ich erwarte, dass du angemessen gekleidet bist und weißt, wie du dich zu benehmen hast“, Lucius Stimme klang unversöhnlich und warnend zugleich. Draco nickte nur stumm, bevor er sich vom Stuhl erhob. „Mutter, Vater, entschuldigt mich“, sagte er und verschwand aus dem Speisesaal. Er brauchte Zeit für sich, Zeit zum Denken. Ohne die Blicke der Beiden und ohne das angespannte Schweigen, bei dem ihm jeder Bissen im Hals stecken blieb. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hermione saß auf Harrys Bett und musterte ihn nachdenklich. „Bist du sicher, dass du diesem Briefeschreiber trauen kannst?“, fragte sie, ihre Stimme klang skeptisch während sie beobachtete, wie ihr bester Freund im Zimmer auf und ab lief. „Ja, schon. Es scheint ihm Leid zu tun, dass er mich zur Gefahr verleitet. Aber das spricht gegen Snape. Dem wäre es ziemlich egal, ob ich bei der Sache sterbe“, antwortete Harry und ließ sich neben Hermione aufs Bett sinken. „Wer sollte es sonst sein? Wer, der nicht hier ist, sorgt sich um dich?“. Das alles schien keinen richtigen Sinn zu ergeben. Wer auch immer hinter diesen Briefen steckte, er brachte Harry in Gefahr und litt gleichzeitig darunter. „Wenn ich das wüsste, Hermione…“, Harry seufzte. „Was hast du jetzt vor? Willst du Ollivander helfen?“ Der Schwarzhaarige fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und blickte sie aus seinen leuchtenden, grünen Augen an. „Ja, schon. Es wäre nicht auszudenken, welche Macht Voldemort hätte, wenn er Ollivander in die Finger bekommt. Aber ich kann und will euch nicht immer in Gefahr bringen“, sagte er. „Wir gehen freiwillig mit. Du zwingst keinen von uns“, erwiderte Hermione und lächelte sanft. „Aber wenn es wirklich eine Falle ist… dann führe ich euch direkt hinein. Ihr könntet sterben! Ich war Schuld an Sirius Tod, weil ich auf eine von Voldemorts Fallen reagiert habe. Noch mal kann ich mir das nicht verzeihen… wenn überhaupt“, am Ende das Satzes war seine Stimme gebrochen und nun blickte er aus dem Fenster, während er deutlich sichtbare Tränen wegzublinzeln versuchte. In diesem Moment tat er seiner besten Freundin unendlich leid. „Du bist nicht Schuld daran, Harry. Niemand hat Schuld an so etwas“, sagte sie sanft und strich ihm mit einer Hand über den Rücken. Er versuchte zu lächeln, aber es misslang ihm. „Danke, Mione. Aber was machen wir jetzt, wegen dem Brief?“ „Ich würde vorschlagen, du sprichst mit Draco darüber und dann mit den Mitgliedern der DA. Wir entscheiden zusammen. Du musst nicht immer die Verantwortung tragen, Harry. Das kann niemand verlangen. Lehn dich mal zurück und lass Andere entscheiden“, Hermione lächelte sanft, während ihr bester Freund die Brauen zusammen zog. „Jeder erwartet von mit, der Anführer zu sein und die Verantwortung zu übernehmen. Ich will das gar nicht“. „Ich weiß. Menschen vergessen zu oft, dass man seine Probleme nicht auf anderen abladen darf. Aber gerade weil alle denken, sie könnten sich zurücklehnen und abwarten, dass du Voldemort für sie vernichtest, solltest du mal was aus der Hand geben“. Harry nickte leicht. „Wahrscheinlich hast du wie immer Recht“, sagte er und diesmal gelang ihm ein schwaches Lächeln. „Natürlich hab ich das“, erwiderte Hermione und stieß ihren besten Freund leicht in die Seite. „Jetzt haben wir genug über mich gesprochen, was ist mit dir und Ron?“, fragte Harry, seine Augen hatten sich merklich aufgehellt. Dennoch schnitt er nicht unbedingt Hermiones Lieblingsthema an. „Ich weiß es nicht. Er versucht nett zu mir zu sein und so… aber… ich fühle mich, als würde ich dich verraten, wenn ich darauf eingehe. Zumal sich euer Verhältnis wieder verschlechtert hat… seit der Sache mit Ginny“, sie seufzte leise. Es stimmte, Ron war wirklich nett zu ihr und schien sie davon überzeugen zu wollen, dass er einen Fehler gemacht hatte, aber noch immer herrschte zwischen ihm und Harry eine kühle Stimmung. Ginny sprach kein Wort mit dem Gryffindor und Ron war auf ihrer Seite, während Hermione ihren besten Freund unterstützte. Das alles schrie förmlich nach Ärger in der Zukunft und sie hatte keine Lust, nach wenigen Tagen in der Beziehung gleich Streit zu bekommen, weil Ron nicht verstehen konnte, dass Harry nun mal jemand anderen liebte. Natürlich wusste Hermione auch, wie das alles für Ginny aussehen musste. Das ganze Jahr über hatte sie versucht, an den Schwarzhaarigen heran zu kommen, und hatte geglaubt, er sei zu haben und jetzt hatte er sie zurück gewiesen und abgelehnt, ihr zu sagen, wer der Grund dafür war. „Du brauchst dich um mich nicht sorgen, Mione. Wenn du mit ihm zusammen sein möchtest, solltest du das nicht von mir abhängig machen. Ich hab dich wegen Draco ja auch nicht gefragt“, antwortete Harry und lächelte aufmunternd. „Du konntest mich ja auch schlecht fragen, immerhin habe ich mich, zu der Zeit, wie eine komplette Idiotin verhalten. Aber ich… bin einfach noch nicht so weit, was Ron angeht. Wenn es eine richtige Chance für uns gibt… dann nach dem Krieg, schätze ich“. „Nach dem Krieg? Was ist wenn es kein Danach gibt?“, fragte der Schwarzhaarige, seine Augen schienen sich plötzlich in die Ihren zu bohren. „So etwas, darfst du nicht mal denken, Harry. Natürlich gibt es ein ‚nach dem Krieg’“, erwiderte Hermione und warf einen Blick auf die magische Uhr, an der Zimmerwand ihres besten Freundes. „Du solltest gehen. Draco braucht dich“. Harry lächelte kurz, bevor er sich erhob und nach Firebolt und Invisibility Cloak griff. „Du hast Recht, Hermione. Es muss ein ‚nach dem Krieg’ geben“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Draco ließ den Blick schweifen. Es war Anfang Februar und noch immer war das Land von Schnee bedeckt. Neben ihm floss rauschend der Avon, während der Blonde auf seinen Freund wartete. Er konnte sich vorstellen, warum Harry diesen Ort ausgesucht hatte. Im Sommer war Stratford upon Avon sicher eine wunderschöne, romantische Kleinstadt. Ein leises Plopp machte Draco klar, dass der Gryffindor gerade ebenfalls angekommen war. Harry zog dich den Umhang vom Kopf und erschien, mit einem Lächeln auf den Lippen, vor seinem Freund. „Draco!“, seine Stimme war warm und liebevoll. Es tat gut, in die grünen Augen zu blicken und die Liebe in ihnen zu sehen. Harry überwand den Abstand zwischen ihnen und schlang seine Arme um den Körper des Blonden. Seine Hände waren warm auf Dracos Rücken, warm und wohltuend. Er spürte, wie sich seine angespannten Muskeln lockerten, als die Hände seines Freundes über sie streichelten. „Ich hab dich vermisst“, murmelte Draco und lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Ich dich auch…“ Sanft, liebevoll und voller Hingabe, fanden ihren Lippen zusammen. Wie Welt schien um den Slytherin herum zu verschwinden, als er Harrys Zunge spürte, die zärtlich über deine Unterlippe strich. Warme Hände auf seinem Rücken, ein Körper, der ich gegen seinen presste, eine süße Zunge, die verspielt mit seiner kämpfte. Alle schlechten Gedanken der vergangenen Tage waren wie weggeblasen und er fühlte sich lebendig, wie selten zuvor. Als sich ihre Lippen lösten legte Harry eine Hand zärtlich auf Dracos Wange. „Und das auch…“, flüsterte er, während der kalte Wind mit seinem Umhang spielte. Der Slytherin konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. So dunkel die Zeiten auch sein mochten, solange sie sich ihre Liebe würden bewahren können, war noch nicht alles verloren. „Wie geht es deiner Mutter?“, wollte der Gryffindor wissen, noch immer standen sie nah an einander gedrängt und hatten die Arme um den jeweils anderen geschlungen. Harrys vertrauter Geruch stieg dem Blonden in die Nase und er spürte ein Stück Heimat. „Körperlich gut. Aber ich schätze sie leidet sehr unter der Situation, auch wenn sie es nicht zeigt“, antwortete er. „Und dir? Wie fühlst du dich?“ „Es geht so. Du fehlst mir und Mutter auch. Aber meistens werde ich in Ruhe gelassen. Das macht es erträglich. Sag mir lieber, wie es dir geht“ „War schon besser. Ich hatte eine… unangenehme Unterhaltung mit Ginny…“, antwortete Harry und Draco konnte deutlich so etwas wie Schuld in den grünen Augen sehen, die den seinen sofort auswichen. Der Slytherin nahm eine Hand von der Hüfte seines Freundes und strich ihm eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was ist passiert?“ Der Schwarzhaarige schluckte. Sein Blick ging an Draco vorbei ins Leere. „Ginny hat mich geküsst“ Es fühlte sich an, als sinke ein Stein in seinen Magen und Wut wallte in ihm hoch, die er nut mit Mühe niederringen konnte. „Und was hast du gemacht?“, fragte er und wusste, sie bedrohlich seine Stimme plötzlich klang. Eifersucht war ihm noch nie gänzlich fremd gewesen und wenn er sich an die Blicke des rothaarigen Mädchens erinnerte, kam in ihm das Bedürfnis auf, ihr klar zu machen, dass sie ihre Hände von seinem Freund zu lassen hatte. „Ich hab sie weg geschoben und ihr gesagt, dass es jemand anderen gibt. Dass sie aufhören soll, sich Hoffnungen zu machen“, antwortete Harry, sein Blick fokussierte sich wieder und traf auf den seines Freundes. Unsicherheit und Sorge zeichneten sich in den smaragdfarbenen Seen ab. Gleichzeitig machte sich Erleichterung, wie ein warmes Feuer, in Dracos Magen breit. Die Wut schwoll ein wenig ab, auch wenn er sich sicher war, dass er mit Ginny Weasley noch ein Wort sprechen würde. Mit einem Lächeln lehnte er sich vor und hauchte Harry einen Kuss auf die Lippen. „Ich teile dich nur sehr ungern, weißt du?“, sagte er und zog seinen Freund enger an sich. „Das hoffe ich. Es tut mir leid, dass ich den Kuss nicht verhindern konnte. Aber glaub mir, ich wollte das ni-“ Draco legte einen Finger auf Harrys weiche Lippen. „Ssshhh, sag nichts. Ist schon gut. Ich will unsere Zeit hier nicht mit Gedanken an Weaslette füllen“. Er wusste, dass sein Freund diesen Kosenamen nicht gut heißen wurde, und er selbst grade wieder wie ein verzogener Zwölfjähriger klang, der Mädchen im Allgemeinen und dieses im Besonderen, eklig fand. Aber stattdessen grinste Harry nur und nickte. „Weißt du, es ist gar nicht schlecht, dass du eifersüchtig bist“ „Bitte?“ „Eifersüchtige Freunde sind besser als jeder Wachhund“ Draco lachte und sah seinen Freund gespielt empört an, bevor sich ihre Lippen zu einem weiteren sehnsüchtigen Kuss trafen. „Und du bist also nicht eifersüchtig?“, fragte er und spürte das Grinsen auf seinem Gesicht. „Das hab ich nicht gesagt, oder?“, erwiderte Harry zwinkernd. Der Slytherin lehnte seine Stirn gegen die Schultern seines Freundes. „Ich liebe dich“, flüsterte er und atmete den vertrauten Geruch tief ein. An Harrys Seite glaubt er, alle Dunkelheit weit von sich weg. Es war, als befände er sich in einer anderen Welt, einer, in der es keinen Voldemort gab, der dem Gryffindor nach dem Leben trachtete, in der es keinen Krieg gab, der Tod bringen würde. „Ich liebe dich auch. Wenn das hier vorbei ist, kann uns niemand mehr trennen“, versprach der Schwarzhaarige, seine Stimme klang schwer und belegt. Draco hob den Kopf und sah seinen Freund besorgt an. „Alles in Ordnung?“ „Ja, ich musste nur… gerade daran denken, dass Sirius etwas sehr Ähnliches zu mir gesagt hat… ein Jahr, bevor er starb“. Der Slytherin griff nach den Händen des Goldjungen und verschränkte ihre Finger miteinander. „Das wird diesmal aber nicht passieren. Weder dir noch mir. Ich hole meine Mutter da so schnell wie möglich raus. Wir lassen nicht zu, dass Voldemort uns das hier nimmt“, erwiderte Draco zärtlich. „Aber vielen anderen wird das passieren… Dieser Krieg wird Opfer fordern… Tonks ist tot“ „Wer?“ „To- … Du kennst sie gar nicht?“ „Nein, wer soll das sein?“, verwirrt zog der Blonde seine Brauen zusammen und beobachtet die schmerzhafte Veränderung in Harrys grünen Augen, die plötzlich trüb wurden. „Deine… deine Cousine…“, presste er hervor, seine Stimme klang rau und erstickt. „Meine WAS?“, Draco war laut geworden und wusste, dass er seinen Freund damit verschreckte, sodass dieser ein paar Schritte zurück wich, ihre Hände aber nicht löste. „Deine Cousine. Die Tochter deiner Tante Andromeda“, erklärte der Schwarzhaarige; seine Augen wirkten gehetzt. Es wusste nicht, was das war, das da über ihn hinweg fegte, aber Draco glaubte, es als Horror identifizieren zu können. Er hatte eine weitere Tante neben Bellatrix? Und eine Cousine, die nicht Anastasia war? „Das musst du mir erklären…“, sagte er, nun wesendlich ruhiger. Harry kam wieder etwas näher und betrachtete ihn einen Augenblick, dann nickte er. „Sirius hatte drei Cousinen. Bellatrix, deine Mutter Narcissa und Andromeda. Letztere hat sich nach ihrem Abschluss in Hogwarts für die Ehe mit einem Muggle entschieden, weswegen sie enterbt und aus der Familiengeschichte gestrichen wurde. Mit diesem Muggle, Ted Tonks, hatte sie eine Tocher. Nymphadora. Sie… war Aurorin und mit Remus liiert. Bei dem Einsatz im Ministerium wurde sie von ihrer Tante… von Bellatrix… getötet“. Draco schluckte hart. Eine Cousine, die er nie gekannt hatte. Eine Tante, von der seine Mutter noch nie gesprochen hatte, obwohl sie ihre Schwester war. Und obwohl er diese Leute nicht kannte, spürte er brennende Tränen aufkommen, die er schnell wegzublinzeln versuchte. „Das… ergibt Sinn. Wenn sie einen Muggle geheiratet hat ist mir auch klar, warum Mutter nie von ihr gesprochen hat. Ich… hab nie von… Tonks.. gehört“. Harry schlang seine Arme um ihn und zog ihn in eine zärtliche Umarmung. „Es tut mir leid, dass du sie nicht gekannt hast. Ich wünschte, ich könnte euch einander vorstellen“. „Morgen kommen Imago und Anastasia… Vater sagte was von… Familientreffen…“, plötzlich kam Draco das alles wie eine Farce vor. Von wegen Familie, die Hälfte seiner Familie kannte er scheinbar nicht mal und bevor man ihm die Chance gab, sie überhaupt zu treffen, zog Bellatrix es vor, sie zu töten. „Schon gut, du schaffst das. Wenn dieser Mist vorbei ist, dann gehen wir zu Ted und Andromeda, damit du sie kennen lernst“ „Versprichst du mir das?“ „Hoch und heilig“, sanfte Lippen auf seinen besiegelten die Worte. „Draco… wir müssen noch über etwas anderes sprechen…“ „Was denn?“ „Ich habe wieder einen Brief bekommen“, begann Harry und der Slytherin spürte, wie ihm das Herz sank. Er hatte gehofft, dass dieses Thema vom Tisch bleiben würde. „Worum… worum gings denn?“, fragte er und hörte seine eigene erstickte Stimme. „Ollivander. Voldemort will ihn entführen, um damit die Kontrolle über die Zauberstabausgabe zu bekommen“ „Davon hab ich gehört… was hast du vor zu tun?“ „Ich weiß es noch nicht. Erstmal bespreche ich das mit den Anderen“ „Welchen Anderen?“, Dracos Stimme war höher und schriller als gewöhnlich und er hoffte inständig, dass es seinem Freund nicht auffiel. „Mitglieder der DA, du erinnerst dich sicher. Du hast letztes Jahr dazu beigetragen, uns auffliegen zu lassen“, kurz fragte sich der Blonde, ob da ein Hauch Vorwurf in der Stimme seines Freundes mitschwang, dann spürte er, wie seine Wangen rot wurden. „Oh… ja… Entschuldigung dafür… das tut mir Leid“ „Schon gut“, Harry lächelte zärtlich. „Ich konnte schon ein echter Arsch sein, wenn ich wollte, oder?“ Der Gryffindor lachte leise, in seinen Augen funkelte es. „Nicht mehr, als ich auch“, antwortete er sanft, dann wurde sein Blick wieder ernst und ein Seufzen entkam seinen Lippen. „Du solltest gehen. Es ist spät und wenn du morgen den perfekten Ministersohn spielen sollst, dann musst du ausgeschlafen sein“. Draco nickte leicht. Kälte machte sich in seinem Magen breit. Er wollte nicht weg, wollte nicht nach Malfoy Manor zurückkehren, wo ihn nichts als Einsamkeit und Sehnsucht erwarten würden. „Du hast vermutlich Recht. Auch wenn ich lieber bei dir bleiben würde“ „Glaub mir, nichts würde ich lieber tun, als dich sofort mitzunehmen. Aber du hast entschieden, dass du bei deiner Mutter bleiben willst und das ist die richtige Entscheidung. Ich würde es genau so machen… für Sirius…“ Der Blonde schenkte seinem Freund ein Lächeln, bevor er ihn ein letztes Mal auf die weichen, süßen Lippen küsste. „Pass auf dich auf. Bitte.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Harry rieb sich verschlafen über die Augen und beobachtete anschließend den Kaffee dabei, wie er von der Kanne in seine Tasse floss, als habe er in seinem Leben noch nie zu vor Kaffee gesehen. Mit einem freundlichen „Guten Morgen“, ließ sich Neville neben ihn auf die Bank fallen und griff gleich zum Toast. „Morgen…“, murmelte der Schwarzhaarige, während er die Kanne zurück auf den Tisch stellte. „Alles klar, Harry? Du siehst aus, als hättest du einen Marathon hinter dir, dabei ist erst acht Uhr“, fragende braune Augen betrachteten ihn und der Angesprochene rang sich ein Lächeln ab. „Nicht ganz, aber zu wenig geschlafen“, antwortete er, bevor er einen großen Schluck Kaffee nahm, der ihm erstmal die Zunge verbrannte. Heute war wirklich nicht sein Tag. „Alles ok?“, wollte Neville wissen. „Ja, alles klar soweit. Ich erklär heute Abend beim Treffen der DA, was los ist“, erwiderte Harry, bevor er versuchte seine schmerzende Zunge mit Orangensaft zu kühlen. „Gut. Aber mein Angebot von Halloween steht noch. Wenn du jemandem zum Reden brauchst, kannst du zu mir kommen“ „Danke, Nev. Ehrlich. Wenn was ist, melde ich mich“ Der Braunhaarige nickte kurz, dann wanderte sein Blick zum Eingang des Speisesaals. Ginny kam grade durch die Tür und Harry betrachtete demonstrativ seinen leeren Teller. Er hatte sich noch nicht wieder mit ihr versöhnt, wobei das rothaarige Mädchen dies auch gar nicht zu wollen schien. „Hast du was dagegen, wenn ich mich zu ihr setze?“, fragte Neville vorsichtig. Harry grinste leicht. „Nein, ganz im Gegenteil. Geh ruhig“ Der Braunhaarige nickte leicht und erhob sich mit samt Teller, um sich zu Ginny zu gesellen, die gerade am anderen Ende des Tisches Platz genommen hatte. Harry war ehrlich froh, dass Neville versuchte etwas mit ihr aufzubauen, das würde sie aufheitern und ihm selbst die Last ein wenig nehmen. Gähnend griff er zu einer Scheibe Toast, als er erneut Gesellschaft bekam. Cornelius Fudge setzte sich ihm gegenüber. „Guten Morgen, Mr. Potter“, sagte er höflich und betrachtete den Schwarzhaarigen abwartend. Kurz spielte Harry mit dem Gedanken, ihn einfach zu ignorieren, aber dann entschloss er sich doch aufzublicken. „Guten Morgen, Mi… ster Fudge“, beinahe hätte er ‚Minister’ gesagt und war im Nachhinein froh, sich im rechten Moment noch gefangen zu haben. „Noch mal, vielen Dank, für alles“, begann der Mann, seine Augen ruhten auf Harry. „Nichts zu danken“ „Ich hätte da allerdings noch ein paar Fragen…“, der Schwarzhaarige wusste nicht warum, aber irgendwie mochte er diesen Tonfall nicht und zog die Brauen zusammen. „Die wären?“ „Nun ja… mich würde interessieren, woher Sie von dem Angriff wussten“ Ein Funke Verärgerung machte sich in den Gryffindor breit. Konnte dieser Mann nicht einfach dankbar sein, dass man ihm sein Leben gerettet hatte? „Sagen wir, ich habe meine Quellen“, erwiderte Harry, selbst wenn er gewusst hätte, wer ihm die Briefe schrieb, hätte er es Fudge garantiert nicht verraten und dass er mit Draco darüber sprach würde er ebenfalls für sich behalten. Davon wussten nur Hermione und Merik und so sollte es auch bleiben. „Bitte, Mr. Potter. Der Informant könnte in Gefahr sein“, erwiderte Fudge und setzte einen besorgten Blick auf, den der Gryffindor ihm nicht glaubte. „Vergessen Sie es, Fudge. Darauf lasse ich mich nicht ein. Von mir erfahren Sie nichts“, Harry schüttelte den Kopf. „Wie Sie wollen, dann sagen Sie mir wenigstens, wie lange ich noch in dieser zugigen Burg bleiben muss“, Zorn schwang deutlich in Fudges Stimme mit und der Schwarzhaarige musste sich zurückhalten, nicht laut zu werden. „So lange, bis dieser verdammte Krieg vorbei ist. Und fragen Sie nicht, wann das ist, ich weiß es nicht. Aber eines kann ich Ihnen sagen, wenn Sie her raus kommen ist einer tot, entweder Voldemort oder ich. Also richten Sie sich lieber schon mal häuslich ein. Schönen Tag noch!“. Toast und Kaffee waren vergessen, als Harry aus dem Speisesaal rauschte und sich selbst zur Ruhe zwang, während das Blut in seinen Ohren pulsierte und Wut wellenartig in ihm aufstiegen. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Draco warf einen letzten Blick in den Spiegel und nickte. Er war dem Anlass entsprechend gekleidet; sein Vater würde zufrieden sein. „Gute Wahl, Liebes“, sagte der Spiegel, als der Blonde sich umdrehte. Er trug einen langen, seidenen Umhang und dazu ein smaragdgrünes Hemd, das ihn an Harrys Augen erinnerte. Vielleicht hoffte er sogar, sich seinem Freund so ein wenig näher zu fühlen, während er sich den Rest des Abends mit seiner Familie würde beschäftigen müssen. Zu allem Überfluss hatte nun auch Bellatrix, die sich von ihrer Verwundung im Ministerium erholt hatte, angekündigt. Als Draco die Eingangshalle betrat standen seine Eltern bereits Imago und Anastasia gegenüber. Der Blonde konnte sich nicht erinnern, die beiden jemals in seinem Leben gesehen zu haben. Imago hatte dunkelbraune Haare und graue Augen. Grau, nicht silber wie bei Draco. Sie waren grau wie ein Wintertag und genauso kalt. In seinem Gesicht war nichts zu lesen, keine Freude, keine Ablehnung, nichts. Und hinzukam, dass er hübsch war. Mit Harry konnte er es nicht aufnehmen, aber dennoch. Jeder hätte ihm zugestimmt, dass Imago Black attraktiv war. Aber wenn Draco recht informiert war, lag das in der Familie, Cecilia und Sirius galten auch als äußerst attraktiv, was mit ihrem Bruder Regulus war, wusste das Blonde nicht, über ihn wurden noch weniger Worte verloren, als über die anderen beiden. Neben Imago stand eine junge Frau, den feinen Zügen nach fast noch ein Mädchen, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als der junge Mann. Sie sah aus, wie eine junge Ausgabe von Bellatrix, mit ihren hüflangen, schwarzen Haaren und den ausdruckslosen, dunklen Augen. Als sie ihn die Treppe hinunter kommen sah, ging sie ohne ein weiteres Wort an Lucius und Narcissa vorbei, auf Draco zu. Am Fuße der Treppe trafen die beiden aufeinander und sie hielt ihm eine blasse Hand entgegen, die er höflich küsste. Anastasia trug ein langes, schwarzes Kleid mit gotischen Verzierungen, wodurch ihre blasse Haut fast totenweiß wirkte. „Cousin“, sagte sie mit einer Stimme, die sicher im Ohr eines jeden Mannes wie Musik geklungen hätte, nur bei Draco nicht. „Sehr erfreut“, erwiderte er, ohne zu lächeln. Dies war kein Familientreffen, sondern ein gut einstudiertes Schauspiel. Er bot ihr einen Arm an und Anastasia hakt sich ein. Gemeinsam gingen sie zu den Anderen. Draco begrüßte zunächst Imago, dann seine Eltern und zu Letzt seine Tante, sie grade von einem Hauself durch die Porte geleitet wurde. Als Bellatrix und Anastasia auf einander trafen schien die Luft zu gefrieren. „Mutter“ „Ana, schön dich zu sehen“ Keine Emotionen, keine Freude, nichts. Wenn man es nicht wusste, hätte man die beiden nie für Mutter und Tochter gehalten. Lucius räusperte sich, um die Anspannung zu lösen und machte eine auslandende Geste. „Wir sollten in den Speisesaal gehen, das Essen müsste anrichtet sein“, sagte er und führte Narcissa Richtung Westende der Eingangshalle, während sich Bellatrix bei Imago unterhakte. Das Essen selbst war eine schweigsame Sache. Die Stimmung war noch immer so angespannt, dass man mit einem Schwert hätte hindurch schneiden können. Erst als das Dessert von den Hauselfen abgeräumt worden war ergriff Imago das Wort. „Vielen Dank, für die Einladung, Lucius. Es gibt da aber noch etwas, worüber wir reden müssten“, es war das erste Mal, dass Draco die Stimme des jungen Mannes hörte und sie klang anders, als erwartet; wärmer, ein wenig rauchig, aber sehr angenehm. „Nur zu, Imago. Worum geht es?“, erwiderte Lucius, der gerade nach seinem Weinglas griff. „Um meine Mutter. Wann hast du vor Scrimgeour abzusetzen und durch unsere Leute zu ersetzen?“ „Gar nicht“ „Was soll das heißen?“, kurz glaubte Draco so etwas wie Zorn in der warmen Stimme zu hören, aber so schnell der Hauch gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Dennoch schien Imago ein besseres Verhältnis zu seiner Mutter zu haben, als Anastasia. „Ich kann ihn nicht absetzen, das wäre zu auffällig. Wenn du deine Mutter aus Azkaban holen willst, dann musst du sie befreien. Aber ich kann dich beruhigen, sobald die Iden vorbei sind, wird der Lord sich persönlich darum kümmern wollen“, erklärte Lucius sachlich. Imago nickte kurz. Ihm war nicht anzusehen, was er davon hielt. „Ich verstehe“, sagte er ruhig und nahm einen Schluck Wein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Harry räusperte sich und ließ den Blick über die anwesenden Mitglieder der DA schweifen. Seit ihrem letzten Einsatz hatten sie erst einmal trainiert und nun musste der Schwarzhaarige bereits wieder zu viel von ihnen verlangen. „Also, bevor wir heute anfangen, muss ich noch etwas mit euch besprechen“, begann er und warf kurz einen Blick zu Hermione, die ihm aufmunternd zulächelte. Er war bereit, ihren Rat zu befolgen und die Verantwortung abzugeben, zumindest zum Teil. Er würde nicht selbst entscheiden, ob sie Ollivander halfen, sondern mit der DA zusammen. „Ich habe einen weiteren Brief bekommen, nachdem unser letzter Einsatz so erfolgreich war. Diesmal geht es um Ollivander. Voldemort plant ihn zu entführen, um in Zukunft die Kontrolle darüber zu haben, wer in England einen Zauberstab trägt und wer nicht. Wir würden ihn direkt unter Voldemorts Nase befreien müssen“, erklärte er und blickte sich kurz um. „Warum geh’n wir nich’ vorher hin und hol’n ihn einfach her? Das wär’ sicherer un’ wir müsst’n nich’ kämpf’n“, warf Ron ein, etwas in seinem Gesicht ließ Harry darauf schließen, dass es eine Art Herausforderung sein sollte. Der Rotschopf hatte ihm noch immer nicht verziehen, dass er nicht mit Ginny zusammen sein wollte. „Ganz einfach, wenn wir ihn vorzeitig befreien, wird Voldemort denken, Ollivander sei geflohen und wird versuchen Jagd auf ihn zu machen. Das würde alle in Gefahr bringen, mit denen er vertraut ist. Würdest du wollen, dass Voldemort deine Familie tötet, während man dich rettet?“, erwiderte der Schwarzhaarige und betrachtete Ron abwartend. Dieser schüttelte nur stumm den Kopf. Harry wandte sich wieder an alle Anwesenden. „Voldemort muss sehen, dass wir es waren, die Ollivander befreit haben, sonst schaden wir mehr Leuten, als wir retten“. „Beim letzten Einsatz was der Phönixorden da, warum kümmern die sich nicht um die Sache?“, fragte Anthony Goldstein. „Ich weiß nicht mal, ob der Orden über Voldemorts Pläne mit Ollivander informiert ist, und ich möchte es auch ungern darauf ankommen lassen, wenn ich ehrlich bin. Alles was wir wissen ist, dass, wenn der Lord nicht aufgehalten wird, in Zukunft Leute wie Hermione keinen Zauberstab mehr tragen werden. Wollt ihr versuchen das zu verhindern, oder sehen wir lieber nur zu und hoffen, dass schon alles gut werden wird?“ „Ich bin dafür, dass wir gehen!“, rief Neville und streckte das Kinn. Harry lächelte kurz. „Also, wer dafür ist, Ollivander zu retten, hebt bitte die Hand!“ Hände gingen in die Luft; der Schwarzhaarige zählte kurz nach; die Mehrheit. Erleichterung machte sich in ihm breit, auch wenn er das nicht zugeben wollte. „Gut. Wer mich begleiten will hebt bitte noch mal die Hand“, sagte er zufrieden und ließ den Blick schweifen. Colin und Denis, Cho, Neville, Luna, Hermione, Ron, Pavati und Susan Bones. „Sehr schön. Der Plan sieht folgender maßen aus. Wir werden uns mit den Besen in Diagonally verstecken und auf die DeathEater warten. Sie werden sicherlich apparieren. Während sie Ollivander holen kreisen wir sie in der Luft ein und wenn sie raus kommen beginnt unser Feuer. Das wird die DeathEater ablenken. Gleichzeitig werde ich nach unten fliegen und das Chaos nutzen, um Ollivander zu retten. Sobald ich mit ihm außer Reichweite bin, verschwinden wir wieder. Kein unnötiges Risiko“, erklärte Harry. „Ich mach das“, sagte Ron und trat einen Schritt vor. „Was machst du?“, wollte der Schwarzhaarige irritiert wissen. „Ich hol’ Ollivander!“ „Was? Warum?“ „Weil du wichtig’r bis’, als ich, Harry. Wenn ich bei der Sache sterbe verschwindet ihr und du erledigst Voldemort. Wenn du bei der Sache stirbst ist alles verlor’n. Ich hol’ Ollivander“. Der Angesprochene wollte grade den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, als zustimmendes Gemurmel den Raum zu erfüllen begann und ihn zum Schweigen brachte. „Dann ist es beschlossen: Wir lenken ab und Ron holt Ollivander“, sagte Neville bestimmt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kalter Wind spielte mit Dracos blonden Haarsträhnen, während er sich auf die Brüstung des großen Balkons lehnte, der an den Speisesaal angrenzte. Seine Mutter trat neben ihm und folgte seinem Blick, der in den nachtschwarzen Garten ging. „Alles in Ordnung?“, fragte sie sanft. In ihrer Stimme lag kein Lächeln, kleine Zuversicht. „Mutter? Erzähl mir von meiner Tante“, sagte er ruhig und sachlich, aber dennoch auffordernd. „Bitte? Draco du kennst Bell-“ „Ich meine nicht Bellatrix, Mutter. Ich meine Andromeda!“, die Sachlichkeit war verschwunden und einem Hauch Zorn gewichen. Er richtete seinen Blick auf die blonde Frau neben ihm, die hart schluckte. „Woher weißt du von ihr?“, wollte sie wissen. „Kannst du dir das nicht denken?“ Narcissa nickte. „Doch, kann ich. Andromeda… sie war die Mittlere von uns dreien. Älter als ich, aber jünger als Bella. Sie sieht Bellatix sehr ähnlich, musst du wissen. Aber sie war immer anders… als wir…“ „Du meinst anders, als Bellatrix“, verbesserte Draco sie, doch seine Mutter schüttelte den Kopf. „Nein, anders als wir beide. Ich war damals auch nicht viel besser. Meine Schwester hat sich in einen Muggle verliebt, das empfand ich als unerhört, immerhin war die Familie Black seit Jahrhunderten für ihre Reinblütigkeit bekannt. Aber als man sie dann enterbt hatte und ich sie nicht mehr sehen durfte, wurde mir klar, wie sehr sie mir fehlt. Dennoch, sie hat unsere Familie verraten und gehört nicht mehr dazu. Ich habe nur eine Schwester, Bellatrix“. „Kennst du ihre Tochter? Nymphadora?“, wollte Draco wissen, aller Zorn war aus seiner Stimme verschwunden, aber unterschwellig war er noch immer da. „Nein, ich wusste nicht mal, dass sie eine Tochter hat“, erwiderte Narcissa und lächelte traurig. „Nymphadora ist tot“ Ruckartig drehte seine Mutter den Kopf zu ihm und sah ihn geschockt an. „Was? Wann?“, fragte sie. „Letzte Woche im Ministerium. Willst du wissen, wer sie getötet hat?“, Draco wusste, dass er die Frau, die er am Meisten liebte, quälte, aber er wollte ihr klar machen, dass die Leute im Speisesaal, deren Stimmen gedämpft zu ihnen drangen, nicht wirklich als ‚Familie’ angesehen werden konnten. In einer Familie mordete man nicht, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wer?“, fragte Narcissa vorsichtig. „Ihre Tante. Bellatrix“ Er musste nicht hinsehen, um festzustellen, dass seine Mutter sich vom Geländer abgestoßen hatte und nach drinnen ging. Er wusste nicht, wie es ihn ihr aussah, aber er konnte verstehen, dass sie allein sein wollte. Binnen Sekunden hatte sie eine Nichte gewonnen und gleichzeitig wieder verloren. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wolken bedeckten den Himmel, machten die Nacht noch dunkler, als sie ohnehin schon war. Harrys Hände, die den Besenstiel seines Firebolt umklammerten, hatten zu zittern begonnen und den anderen DA-Mitgliedern schien es auch nicht besser zu gehen. Seit über zwei Stunden versteckten sie sich hinter den Dächern in Diagonally und warteten auf das Erscheinen der DeathEater. Es war mittlerweile weit nach zwei Uhr und noch immer war niemand zu sehen. „Meinst du, sie kommen nicht?“, fragte Hermione, die auf ihrem Besen neben ihm schwebte und deutlich mehr Mühe hatte, sich oben zu halten, als er selbst. „Ich weiß es nicht, wenn bis drei Uhr nichts passiert ist, brechen wir ab“, antwortete der Schwarzhaarige, woraufhin seine beste Freundin nur nickte und wieder in die Gasse blickte. Es dauerte weitere zwanzig Minuten, und Harry war bereits kurz davor, den Einsatz zu beenden, als die zwölf DeathEater in Diagonally erschienen und die Tür zu Ollivanders Haus öffneten. Der Schwarzhaarige nickte Hermione kurz zu, dann erhoben sich zehn Besen in die Höhe und bildeten einen Kreis über der Gasse, an der Stelle, an der Voldemorts Leute den Laden verlassen würden. Mit einer Hand umklammerte Harry den Besen, mit der anderen den Zauberstab und blickte abwartend auf die Ladentür. Es war totenstill in der Gasse, nur aus Ollivanders Haus drangen gedämpfte Geräusche, die nichts Gutes zu verheißen schienen. Dann tauchten die zwölf, in schwarze Kampfuniformen gehüllten, Gestalten wieder auf und führten einen angeschlagen aussehenden Ollivander mit sich. Keiner von ihnen schien die DA-Mitglieder auf ihren Besen zu bemerken. Harry holte tief Luft. „Jetzt!“, rief er und zehn Flüche und Zauber schossen gleichzeitig auf die DeathEater am Boden zu. Sofort brach absolutes Chaos aus. Die Angegriffenen waren einen Moment überrascht, dann erwiderten sie das Feuer. Blitze und Schreie durchdrangen die Stille der Nacht. Aus den Augenwinkeln sah Harry, wie Ron sich bereit machte, um Ollivander zu befreien, während er selbst sich unter einem Fluch hinweg duckte, der nur wenige Inches an seinem Ohr vorbei sauste und in die Hauswand hinter ihm schlug. Der Schwarzhaarige riss seinen Besen herum und schickte einen Fesselzauber in Richtung seines Angreifers, der jedoch geschickt auswich. „Crucio!“, rief die allzu bekannte Stimme von Lucius Malfoy, und Harry war erneut gezwungen, auszuweichen. Statt seiner traf der Fluch Pavati, die schreiend von ihrem Besen glitt. Horror erfüllte den Gryffindor, als er zusehen musste, sie wie seine Mitschülerin Richtung Boden fiel. Er richtete seinen Zauberstab auf die fallende Gestallt und rief: „Arresto Momentum“. Ihr Fall schien sich vor seinen Augen zu verlangsamen, während Neville seinen Besen nach unten riss und Pavati darauf zog. Mit einem Kopfnicken gab er Harry, der gerade seinerseits einem Fesselzauber ausweichen musste, ein Zeichen, dass Pavati in Sicherheit war. Etwas beruhigt wandte er sich wieder dem Kampfgeschehen zu und versuchte einen Überblick zu bekommen. Ron hatte Mühe zu Ollivander zu kommen und befand sich gerade im Zweikampf mit einem DeathEater, den Harry nicht identifizieren konnte. „Lacarnum Inflamarae“, Hermiones Stimme ertönt direkt neben seinem Ohr und im nächsten Moment fing der Umhang des unbekannten DeathEaters Feuer und Ron und konnte sich seinen Weg weiter bahnen. Der Schwarzhaarige wand sich wieder Lucius Malfoy zu, der seinen Zauberstab nun auf Neville gerichtet hatte, der zusätzlich zum Kämpfen, auch noch Pavati beschützen musste. „Imperdimenta!“ Malfoy gefror mitten in der Bewegung und richtete seine Augen auf Harry, der ihn gerade bewegungsunfähig gemacht hatte. Nachdem dieser sich unter einem weiten Zauber hinweg geduckt hatte, setzte er Lucius mit einem Stunning Spell außer Gefecht und hielt wieder nach Ron Ausschau, der seinem Ziel mittlerweile einigermaßen nah gekommen war. Dann traf ein Zauber Harrys Besen und er spürte, wie er sich um die eigene Achse zu drehen begann. Seine eisigen Finger drohten den Halt zu verlieren. Wenn jetzt jemand versuchen würde, auf ihn zu zielen hätte er keine Chance auszuweisen. „Protego horribilis“, Lunas Stimme erreichte ihn nur gedämpft, aber er spürte, wie sich das Schild um seinen Körper legte und versuchte gleichzeitig seinen Besen wieder unter Kontrolle zu bekommen, bis ihn jemand am Umhang griff und aufrecht zog. Als der Gryffindor aufblickte sah er direkt in Cho Changs gehetztes Gesicht. „Pass bitte auf dich auf“, sagte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen DeathEater, dessen Zauber Neville beinahe getroffen hätte. Pavati war mittlerweile wieder zu sich gekommen, saß nun hinter dem Braunhaarigen auf dem Besen und verteile ihrerseits Zauber und Flüche auf die Gegner am Boden. Links neben Harry rief Colin „Stupefy“ und traf einen DeathEater, der verdächtig nach Rookwood aussah, direkt auf der Brust. Es schien, als hätte der Überraschungsmoment dazu geführt, dass sie nun doch einen Vorteil hatten und gerade machte sich Zuversicht in Harry breit, als ein entsetzter Schrei an seine Ohren drang. Am Boden stand Bellatrix, sie hatte die Maske aus dem Gesicht gezogen, und den Zauberstab auf Denis Creevey gerichtet. „Sectumsempra“ Der Zauber traf den Jungen frontal und er schrie laut auf, als sich auf seinem Körper Wunden bildeten, die sofort zu bluten begannen. „Caput dolere!“, rief Harry, sah aus den Augenwinkeln, wie sich Bellatrix unter Schmerzen zu krümmen begann und Ron den verstörten Ollivander auf seinen Besen zog, als er selbst auf Denis zuflog, der den Halt verlor. Auf halbem Wege zur Erde erreichte er den blutenden Jungen und zog ihn zu sich auf den Besen. Um ihn herum flogen noch immer Blitze und Flüche. „Vulnera Sanentur. Vulnera Sanentur“, murmelte Harry und sah, wie sich die Wunden langsam schlossen. Schnell warf er einen Blick nach unten. Ron versuchte sich aus dem DeathEater-Knäul zu befreien, während Ollivander sich krampfhaft am Umhang des Rotschopfs festhielt. Neben Harry tauchte Hermione auf und er riss den Kopf herum. „Mione! Hilf Ron! Wir müssen hier weg!“ Seine beste Freundin nickte und steuerte auf den Rotschopf zu, während Harry die übrigen DA-Mitglieder durch Protego-Zauber abzuschirmen versuchte und selbst immer wieder Flüchen und Zaubern ausweichen musste, was sich mit Denis zusätzlichem Gewicht, schwer gestaltete. Unter ihnen füllte sich die Gasse nach und nach mit Menschen, die von dem Lärm angelockt worden und in ihren Pyjamas auf die Straße gelaufen waren. Harry sah, wie eine Frau von einem verwirrten Zauber getroffen wurde, und hoffe für sie, dass es nichts Schlimmes war, dann wurde seine Aufmerksamkeit von Dolohov eingenommen, der versuchte Hermione zu entwaffnen. „Diffindo!“, rief der Gryffindor und musste schockiert mit ansehen, wie die Hand des DeathEaters zu Boden fiel und er unter Schmerzen schrie. Horror kroch in Harrys Brust nach oben, Horror und Schuld. Er spürte, wie sein Magen sich zu leeren drohte und versuchte den Würgereflex nieder zu ringen. Der Anblick der schmerzerfüllten Augen des DeathEater schien sich gleichzeitig in sein Gedächtnis zu brennen. Er wollte die Augen schließen und einfach vergessen, wusste aber, dass er noch immer seine Leute in Sicherheit bringen musste. Schnell suchte der Schwarzhaarige, mit den Augen, nach Ron, während er Susan durch einen Protego-Zauber von einem Entwaffnungsversuch schützte. Der Rotschopf hatte es, dank Hermiones Hilfe, nun weit genug weggeschafft und Harry war überzeugt davon, dass es an der Zeit war, zu verschwinden, bevor noch größerer Schaden entstehen konnte. Er verstärkte seine Stimme magisch und rief: „WIR VERSCHWINDEN!!“. Acht Besen verschwanden gleichzeitig mitten im Kampf. Kapitel17 Ende Kapitelvoraussicht: Kapitel18 Mugglekinder Kapitel19 Der Spion Sooo schluss für heute! Bis zum nächsten Mal Kyo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)