Two Cats - Two Assassins von Stoechbiene ================================================================================ Kapitel 20: Bruderliebe ----------------------- 20. Sanji Bruderliebe Wir sitzen seit gefühlt zwei Stunden in diesem Pub und trinken bestes irisches Bier. Im Hintergrund laufen drei Fernseher, zwei zeigen Spiele aus der Premier League, der andere Rugby. Wie immer schweigt mein Bruder die meiste Zeit und ich versuche ihm vereinzelte kleine Informationen aus der Nase zu ziehen. Aber er weiß sich nichts anmerken zu lassen. Es ist zum Brechen. Lege der Fall umgekehrt, hätte ich Zorro alles über mein Treffen mit einer hübschen Frau erzählt. Jedes Detail! Ob er es nun hätte hören wollen oder nicht. Er dagegen ist noch schweigsamer als sonst! Eigentlich müsste das Beweis genug für mich sein, dass er etwas zu verbergen hat, aber ich würde es einmal gerne von ihm persönlich erfahren. Also in dem Sinne, dass er sich mir anvertrauen würde. „Los Grüner, sprich mit mir!“, würde ich am liebsten rufen. Ich bin immerhin sein Bruder! Wenn er jemanden braucht an dem er seine schlechte Laune auslassen kann, bin ich wieder gut genug. Sturer Hund. Natürlich könnte ich ihn auch provozieren… Ein diabolisches Grinsen kann ich nur knapp unterdrücken, ehe ich auch schon loslege: „Und, konntest du sie trösten?“ Ach herrje! Mit diesem Killerblick habe ich nun echt nicht gerechnet und schon gar nicht, dass er knurren würde. Ein Warnsignal, dass er bereit wäre mir hier und jetzt eine reinzuhauen. Das überrascht mich nun doch sehr. „Das war doch nur Spaß!“, beschwichtigend hebe ich die Hände. Ich muss vorsichtig sein. Zwar sagt er nach wie vor kein Wort, aber man kann ihm deutlich ansehen, dass er nur äußerst ungern über Robin und den Vorfall reden möchte. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, es gibt fast nichts, worüber er wirklich gerne redet. „Es hat mich nur so gewundert, dass sie dich zu kennen schien. Nami zum Beispiel, hat mich bis jetzt nur als Kater zu Gesicht bekommen. Robin dagegen wirkte richtig froh, dass du es warst, der unerwartet in ihrem Zimmer aufgetaucht ist. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand der dich nicht kennt in Begeisterungsstürme verfällt, wenn du unangekündigt in dessen Schlafzimmer aufkreuzt, besonders dann nicht, wenn du deine Schwerter dabei hast. Sein misstrauischer Blick wandert prüfend über mein Gesicht. Und gerade als die Hoffnung in mir aufkeimt, dass er sich äußern möchte, greift er nach seinem Bier und nimmt einen kräftigen Schluck. Ich hasse ihn. „Hast du sie gevögelt?“ Mir reicht es. Jetzt hilft nur noch die Holzhammermethode. „Das ist deine Art, nicht meine.“ „Oh! Du kannst ja doch sprechen.“ Er schnaubt genervt, weil er auf meine plumpe Provokation reingefallen ist. Eins zu null für mich! „Ich dachte ja nur, weil du sie zu mögen scheinst. Ansonsten spielst du nämlich nicht den Retter für hübsche Frauen.“ Sichtlich ertappt weicht er meinem Blick aus und zwischen zwei Schlückchen Bier versucht er die Sache herunterzuspielen: „Wie kommst du denn darauf?“ „Na ja, sie ähnelt ein bisschen Kuina.“ Das verbotene Wort! Kuina! Nichts ist für meinen Bruder schwerer zu ertragen, als ihren Tod mitangesehen haben zu müssen. Selbst all das Leid, das er selbst ertragen musste, die medizinischen Versuche und Demütigungen, all das konnte er abschütteln und hinter sich lassen, aber nicht sie zu verlieren. „Kein Stück!“ „Ich finde schon. Sie haben die gleiche Haarfarbe, beide sind älter als du. Robin wirkt auch recht sportlich und Kuina wäre sicherlich ebenfalls eine langbeinige Schönheit wie sie geworden.“ „Halt die Klappe!“ Das Knurren ist zurück. Aber es hört sich mehr so an als fühle er sich in die Enge getrieben als dass er aggressiv wäre. „Zorro,“ „Lass mich!“ „Es ist in Ordnung sie zu mögen. Du kannst dein Herz nicht ewig verschließen.“ „Ich habe keine Zeit für diesen Quatsch. Liebe macht nur schwach.“ „Bist du deshalb so ausgerastet, weil du Angst hattest sie zu verlieren?“ „Hör auf!“ „Du liebst sie, nicht wahr? Ich meine nicht allein ihr Äußeres, sondern sie ist dir wichtig geworden. Du bist gerne bei ihr.“ Jetzt knurrt er nur noch, unterschwellig und leise. Er wirkt unsicher und verletzlich. Ich hätte nie geglaubt, dass es ihn so aus der Bahn werfen würde, sollte er eines Tages wieder Gefühle von Liebe und Zuneigung für jemanden empfinden. „Willst du dich über mich lustig machen?“ „Nein. Im Gegenteil, ich freue mich für dich und möchte dir helfen.“ „Es gibt nichts wobei du mir helfen könntest. In ein paar Tagen hauen wir wieder ab, sobald wir diesen Typen erledigt haben und danach wird alles wieder wie vorher sein.“ „Glaubst du das wirklich? Dass du einfach in ein paar Tagen von hier verschwinden kannst und deine Gefühle zusammen mit ihr vergessen kannst?“ Er sieht weg. „Du solltest mit ihr reden.“ Vergeblich versuche ich aus seinem Gesicht zu lesen, doch er wirkt wie versteinert. Seine Hand allerdings hält das Bierglas fest umklammert, so fest, dass ich fürchte es könnte jeden Moment zerbersten. „Rede mit ihr, ehrlich. Es hat-“ „Und worüber? Über die richtige Fellpflege für eine Katze?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Du weißt doch selbst am besten, dass wir Chimären abstoßend auf normale Menschen wirken. Wie soll eine Frau also jemals…bereit sein mit so einer Kreatur leben zu wollen, geschweige denn...“ Er wirkt erschöpft. Und selten wie nie sehe ich, dass er mit den gleichen Problemen konfrontiert ist, wie ich es bin. Dass auch er ein empfindsames Wesen ist, das geliebt werden möchte, das sich nach Geborgenheit sehnt. Für mich war er immer ein Symbol für Stärke und Verlässlichkeit. Egal wie schlecht es mir ging, er hat mich stets vorangetrieben, damit ich mich selbst nicht aus den Augen verliere. Jetzt würde ich gerne ihm helfen. „Du solltest dich wenigstens von ihr verabschieden, mehr verlange ich nicht.“ In einem Zug leert er sein Bier, knallt das Glas regelrecht auf den Tisch. „Wir müssen gehen, wir haben immerhin noch einen Auftrag heute Nacht zu erfüllen.“ Und mit diesen Worten fegt er unser vorheriges Gesprächsthema einfach vom Tisch, als hätte es nie stattgefunden. Und stattdessen spielt er wieder den coolen Einzelgänger, den die Welt mal am Arsch lecken kann. Ich hasse ihn manchmal wirklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)