Ai No Kiseki von Emma_Frost (Wunder der Liebe) ================================================================================ Kapitel 25: Getrennte Wege -------------------------- „Ich glaube, Michiru ist schon zu Bett gegangen“, sagte Mrs. Tenô, die gerade aus dem Keller kam, als Haruka nach oben gehen wollte. „Sie fühlte sich nicht wohl und hat mich um eine Kopfschmerztablette gebeten. Bitte mach keinen Lärm!“ Für wie ungehobelt hält sie mich, fragte sich Haruka. „Hast du gehört?“ fragte die Tante streng, und Fiffi, der neben ihr her lief, bellte zustimmend. „Jaaa“, stöhnte Haruka genervt und verdrückte sich rasch nach oben. Oben war alles ruhig. Haruka öffnete vorsichtig die Tür zu ihrem Zimmer, das ja zur Zeit von Michiru bewohnt wurde. Das Rollo war heruntergelassen, alles war dunkel. Schläft sie wirklich oder geht sie mir nur aus dem Weg? überlegte Haruka. Sie knipste das Deckenlicht an. Blendende Helligkeit durchflutete den Raum. „Michiru?“ flüsterte sie. Es kam keine Antwort. Leise trat Haruka an das Bett heran. Michiru lag zusammengekuschelt unter der Decke. Und – irrte sich Haruka oder waren das wirklich Tränenspuren, die ihre Wangen zierten? Vorsichtig hob Haruka die Bettdecke an und zog sie weiter hinauf, um Michiru richtig zuzudecken. Sie bewegte sich nicht. Ihre Augen blieben geschlossen. Falls sie wirklich noch wach war, dann war sie eine verdammt gute Schauspielerin. „Gute Nacht, Michiru“, sagte Haruka für den Fall, daß sie simulierte. Dann knipste sie das Licht aus und ging hinaus. Mrs. Tenô kam aus ihrem Schlafzimmer. Obwohl es noch nicht sehr spät war, erst kurz vor sechs Uhr, trug sie einen seidenen Kimono und hatte sich abgeschminkt. Sie stand wohl gerade im Begriff, ein Bad zu nehmen. „Haruka, was ist mit Michiru los?“ fragte sie beiläufig, während sie die Schlafzimmertür hinter sich schloß. „Sie wirkte verwirrt und sah fast schon so aus, als wolle sie gleich in Tränen ausbrechen. Hatte sie wieder Streit mit ihren Eltern?“ „Nein“, antwortete Haruka nur. Sie hatte nicht sie Absicht, ihr auf die Nase zu binden, was wirklich passiert war. Mrs. Tenô hätte Michiru wohl auf der Stelle des Hauses verwiesen, wenn sie von dem Kuß und Harukas Gefühlen erfahren hätte. Und sie hätte dann wohl alles getan, um Haruka von Michiru fernzuhalten. Mrs. Tenô sah Haruka an. Ihr Gesicht wirkte plötzlich gar nicht mehr so streng und kühl. „Haruka, wenn... wenn du Probleme hast, dann...“ Haruka glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Träumte sie oder zeigte Mrs. Tenô wirklich so etwas wie Mitgefühl? Hatte sie ihr eben wirklich ihre Unterstützung angeboten? „Nein, danke“, sagte sie, bemüht, nicht allzu abweisend zu klingen. „Es ist alles in Ordnung.“ Unten klingelte das Telefon. Mrs. Tenô bat Haruka, sie zu entschuldigen und verschwand die Treppe hinunter. Noch immer fassungslos sah Haruka ihr nach. Es geschehen doch immer Zeiten und Wunder, sagte sie in Gedanken zu sich selbst. Als Haruka am nächsten Morgen aufwachte, merkte sie, daß sie verschlafen hatte. Nun, ob sie jetzt am letzten Schultag vor den Sommerferien in die Schule kam oder nicht, war sowieso egal. Obwohl die Lehrer es in letzter Zeit nicht gerade leicht gehabt hatten mit ihr, hatte Dr. Tomoe nicht angerufen und sich beschwert. Vielleicht hatte sie Glück und er würde es auch diesmal nicht tun. Haruka stand auf. Die Morgensonne schien zum Fenster hinein, und draußen zwitscherten die Vögel. Haruka hob T-Shirt und Jeans vom Boden auf und zog sich an. Dann ging sie ins Badezimmer und machte sich fertig. Als sie wieder auf den Flur trat, hörte sie in der Küche jemanden rumoren. Das mußte Michiru sein. Am liebsten wäre Haruka wieder ins Bad gegangen und hätte die Tür hinter sich zugemacht, aber Setsuna hatte recht, wenn ihr etwas an Michiru lag, dann mußte sie jetzt um sie kämpfen. Entschlossen trat sie ein. Michiru saß am Küchentisch und hatte eine Tasse Kaffee und einen Teller mit Kuchen vor sich stehen. Sie trug ein hellblaues Sommerkleid und hatte ein türkisfarbenes Band im Haar, das ihr die Haare aus der Stirn hielt. „Guten Morgen“, sagte Haruka betont munter. Erschrocken schaute Michiru auf. In ihren Augen lag ein Ausdruck, den Haruka nicht zu deuten wußte. „Oh, Haruka... ich dachte, du bist in der Schule“, rief sie aus. Ihre Stimme zitterte leicht. „Ich habe verschlafen“, antwortete Haruka. Sie trat an den Kühlschrank und holte Milch und Butter heraus. „Aber jetzt sind erst mal zwei Monate Ferien, da kann mich die blöde Schule kreuzweise!“ Michiru sagte nichts darauf, sondern rührte stumm in ihrem Kaffee. Gewöhnlich mochte sie ihn am liebsten mit viel Milch und Zucker, aber heute, wie Haruka bemerkte, trank sie ihn schwarz. Haruka schenkte sich Milch ein. Michiru hatte nur für sich Kaffee gemacht, und sie hatte keine Lust, sich selbst welchen zu machen. Also mußte sie sich mit kalter Milch begnügen. Hunger hatte sie morgens ja ohnehin nicht. Sie stellte die Tasse auf den Tisch und setzte sich Michiru gegenüber. „Ich glaube, wir müssen reden“, bemerkte sie. Michiru nickte ohne aufzusehen. „Ja, das müssen wir wohl“, stimmte sie zu und nippte an ihrem Kaffee. „Das von gestern tut mir leid“, sagte Haruka. „Ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist. Und daß ich dann weggelaufen bin, war auch nicht richtig. Bist du böse deswegen?“ „Seit wann fragt Tenô Haruka jemanden, ob er auf sie böse ist?“ Haruka stellte erleichtert fest, daß ein amüsiertes Lächeln Michirus Lippen umspielte. „Ich dachte, es sei ihr ganz egal, was andere von ihr denken?“ „Es kommt darauf an, wer „andere“ ist“, erwiderte Haruka. „Außerdem bist du nicht „andere“. Du bist meine Freundin. Na ja, ich hoffe jedenfalls, daß du das noch bist, nach allem, was passiert ist.“ Michiru spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. „Natürlich“, erwiderte sie ruhig. „Und jetzt laß uns das Thema vergessen.“ Es klang nicht wie eine Aufforderung, sondern fast wie ein Befehl. „Aber...“ Michiru stand auf und trug das Geschirr zur Spüle. Wortlos räumte sie es in den Geschirrspüler ein. Dann drehte sie sich nach Haruka um. „Ich will nichts mehr davon hören“, sagte sie scharf. „Weißt du, für mich sah es so aus, als ob du... als ob du...“ „Als ob ich was?“ fragte Haruka und trank einen Schluck Milch. Sie schmeckte scheußlich, so als sei das Verfallsdatum schon seit Monaten abgelaufen. „Nichts“, sagte Michiru schnell. „Ist nicht wichtig. Entschuldige mich bitte.“ Sie drehte sich um und stürzte hinaus. Verwirrt sah Haruka ihr nach. Sie hatte sich das Gespräch anders vorgestellt. Sie erhob sich ebenfalls und schüttete die verdorbene Milch mit angewidertem Gesicht in die Spüle. Dann nahm sie die Colaflasche aus dem Kühlschrank und trank ein paar Schlucke. Nachdem sie ihren Durst endlich gestillt hatte, ging sie in ihr Zimmer hinüber, um nach Michiru zu sehen. Michiru stand in der Mitte des Zimmers. Auf dem Fußboden stand die Tasche, die Mrs. Kaiou vorbeigebracht hatte. Michiru war dabei, ein paar Kleidungsstücke und Schuhe darin zu verstauen. Haruka konnte sich nicht helfen, aber für sie sah das nicht nach gewöhnlichem Aufräumen aus. „Was... machst du da?“ fragte sie. Michiru sah kurz auf. „Ich packe, siehst du das nicht?“ „Du willst... ausziehen? Aber doch nicht etwa meinetwegen!“ rief Haruka entsetzt. Damit hatte sie nicht im Traum gerechnet. Sie hatte sich so sehr an Michirus Anwesenheit gewöhnt, und jetzt wollte sie ausziehen? Sie konnte sich schon gar nicht mehr vorstellen, wie ein Leben ohne Michiru gewesen war. „Nicht deinetwegen“, sagte Michiru, während sie ihr Nachthemd in der Tasche verstaute. „Es ist einfach besser so. Du hast ja gesehen, was passiert ist.“ „Aber...“ „Glaub mir, Haruka, es ist wirklich besser, wenn ich gehe.“ Verzweifelt sah Haruka sie an. „Aber wo willst du denn hin?“ wollte sie wissen. Jetzt lächelte Michiru. „Nach Hause“, antwortete sie. „Wo ich hingehöre.“ Aber du gehörst zu mir, hätte Haruka am liebsten geschrien. Jedoch brachte sie kein Wort heraus, sondern beobachtete nur stumm, wie Michiru sich hinkniete und den Reißverschluß der Tasche zuzog. Ratsch! Das Geräusch klang so endgültig, genauso endgültig, wie Michirus Auszug war. „Nun, deine... deine Eltern... werden sich freuen, wenn du zurückkehrst“, murmelte Haruka, nur um irgend etwas zu sagen. Michiru nickte. „Ja, bestimmt. Ich hab sie ganz schön vermißt. Und Ende des Sommers werde ich auch wieder zur Schule gehen. Ich werde viel zeichnen und Violinkonzerte geben, und eines Tages werde ich eine berühmte Violistin sein.“ So, wie sie das erzählte, klang es wie ein endgültiger Abschied. Haruka bekam Angst, sie zu verlieren. „Michiru, so wie du das sagst – es klingt so, als würden wir uns nicht wiedersehen!“ Michiru sammelte von Schreibtisch ein paar Kleinigkeiten auf, die ihr gehörten. „Das wird sich nicht vermeiden lassen“, sagte sie, Harukas Blick ausweichend. „Immerhin wohnen wir nebeneinander und gehen auf die gleiche Schule.“ „Du sagst das, als wolltest du mich lieber nicht mehr sehen!“ „Nun ja, ich habe beschlossen, daß es besser ist, wenn wir einige Zeit lang getrennte Wege gehen“, erklärte Michiru ruhig. Haruka starrte sie an, als habe sie den Verstand verloren. „So“, sagte sie und versuchte, die in ihr aufsteigende Wut zu unterdrücken. „Du hast beschlossen. Das ist ja wunderbar! Und was ist mit mir? Interessiert es dich denn gar nicht, was ich dazu zu sagen habe!?“ „Im Augenblick nicht“, lautete die Antwort. „Ich brauche etwas Abstand, und außerdem ist das mein Leben, und es geht dich nichts an, was ich tue oder lasse. Du bist nicht mein Kindermädchen!“ „Aber ich bin deine Freundin – oder war es zumindest!“ Haruka hatte plötzlich schreckliche Angst, sie für immer zu verlieren. „Mein Gott, Michiru, soll so ein alberner Kuß denn alles kaputtmachen? Kannst du das nicht einfach vergessen?“ „Ich wünschte, ich könnte es.“ Es klang beinahe verbittert. „Aber das kannst du nicht verstehen. Haruka, laß mich einfach in Ruhe, ja? Bitte! Ich kann dir jetzt nicht erklären, wieso, aber ich habe meine Gründe, und ich bitte dich, sie zu akzeptieren, auch wenn du sie nicht kennst!“ „Aber...“ „Herrgott, ist das denn so schwer verständlich?“ fauchte Michiru, und ihre Augen blitzten. „Verständlich vielleicht, aber nicht akzeptabel!“ schrie Haruka zurück. Als sie merkte, daß sie Michiru angeschrien hatte, seufzte sie. „Entschuldige, ich wollte nicht laut werden. Ach, bitte, Michie, überleg dir doch noch...“ „Für dich immer noch „Michiru“, bitte“, sagte sie und wollte ihre Tasche mit einem Schwung hochheben, aber sie schaffte es nicht, sie war zu schwer. „Warte, ich helfe dir“, erbot sich Haruka, aber Michiru schob sie energisch zur Seite und schleppte die schwere Tasche auf den Flur hinaus und die Treppe hinunter. Haruka ging ihr nach. „Tja, dann... dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dir viel Glück zu wünschen.“ Sie wunderte sich über sich selbst. Wie konnte sie nur so ruhig bleiben? „Danke“, sagte Michiru und ging zur Haustür. „Und sag auch deiner Tante vielen Dank, daß ich hier wohnen durfte. Das hat mir sehr geholfen. Mach’s gut, Haruka.“ Sie ging hinaus. „Warte noch einen Augenblick“, rief ihr Haruka nach. „Ja?“ „Du... du weißt, daß du immer zu mir kommen kannst, wenn du Probleme hast, ja?“ Jetzt lächelte Michiru. „Ja, Haruka, das weiß ich. Und ich danke dir dafür.“ Und damit wandte sie sich um und ging die Stufen hinunter. Bald schon war sie aus Harukas Blickfeld verschwunden. Haruka setzte sich auf die oberste der Treppenstufen und lehnte sich gegen das kühle Geländer. Michiru fehlte ihr jetzt schon. Sie fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben richtig allein und verlassen. Es ist nur meine Schuld, daß sie weg ist, dachte sie traurig. Ich werde nie wieder jemanden so nahe an mich heranlassen, wie sie. Denn das verleiht die Macht zu verletzen, und genau dies hat sie getan. Und ich muß sie wohl noch sehr viel mehr verletzt haben, sonst wäre sie wohl nicht gegangen. Haruka wußte nicht, wie lange sie in dieser düsteren Stimmung auf der Treppe gesessen hatte. Denn auf einmal war sie nicht mehr allein. Unten an der Treppe stand Kou Seiya. Seiya trug eine ausgebeulte Freizeithose und ein gestreiftes T-Shirt. Er hatte eine schwarze Sonnenbrille auf und seine Füße steckten in alten, ausgelatschten Turnschuhen. „Na, du Schulschwänzerin“, grinste er und nahm die Sonnenbrille ab. Haruka versuchte auch ein Grinsen, aber es mißlang gründlich. „Wenn dich deine Fans in dem Aufzug sehen könnten...“, bemerkte sie und zog die Augenbrauen hoch. „Was ich in meinem wohlverdienten Urlaub mache, geht die gar nichts an“, erklärte Seiya. Er setzte sich neben sie auf die Treppe und warf ihr einen neugierigen Blick zu. „Und was ist mit dir?“ fragte er. „Was soll sein?“ murmelte Haruka. Sie versuchte, ein fröhliches Gesicht aufzusetzen, aber es gelang ihr nicht. Mißmutig starrte sie auf ihre Schuhe. „Na komm schon, Schätzchen, ich seh doch, daß mit dir was nicht stimmt!“ Seiya stieß sie aufmunternd in die Rippen. Haruka verdrehte die Augen. „Mit mir ist alles in Ordnung“, schwindelte sie. „Das glaube ich dir schon allein deshalb nicht, weil du nicht ausgeflippt bist, als ich dich „Schätzchen“ genannt habe, Ruka.“ „Okay, ich hab ein Problem“, gab sie zu. „Zufrieden?“ „Nicht ganz“, sagte Seiya. „Du könntest mir erzählen, was los ist. Vielleicht hilft´s dir ja, mit mir darüber zu sprechen.“ Daß ausgerechnet Kou Seiya so etwas sagte, war verwunderlich. Aber Haruka war es auf einmal egal, wer er war. Selbst wenn es Nerissa gewesen wäre, die ihr Hilfe angeboten hätte, sie hätte mit ihr gesprochen. Sie mußte einfach mit irgend jemandem sprechen. Ja, selbst wenn es Tante Himeko gewesen wäre, so hätte sie ihr alles erzählt. Haruka ballte die Fäuste. Sie warf den Kopf zurück und blinzelte in die Sonne. Sie hoffte, daß Seiya nicht bemerkte, daß ihr beinahe die Tränen gekommen wären. Und die paar Mal, die Tenô Haruka in ihrem Leben bis jetzt geweint hatte, konnte man an einer Hand abzählen. Weinen war für sie ein Zeichen der Schwäche, und Schwäche zu zeigen verabscheute sie. „Also los!“ forderte Seiya sie auf. „Ich seh doch, daß es dir richtig mies geht!“ Haruka drehte sich nach ihm um. Sie war entschlossen, ihm alles zu sagen. Auch wenn es ihm das Herz brechen würde. Einen Augenblick lang hatte sie sogar den unedlen Gedanken, daß Seiya ruhig leiden konnte – sie mußte es schließlich auch. „Es geht um Michiru“, sagte sie. „Ja?“ Gespannt beugte sich Seiya vor. Er schien wirklich vollkommen ahnungslos. Haruka holte tief Luft und fing an zu erzählen. Sie ließ nichts aus und berichtete schonungslos die volle Wahrheit. Daß Michiru lesbisch war und daß sie wegen Nerissa Liebeskummer gehabt hatte. Daß Nerissa Michiru nicht wegen einem Mädchen, sondern wegen einem Mann verlassen hatte. Daß sie selbst sich in Michiru verliebt hatte. Daß sie sich geküßt hatten. Einfach alles. Selbst die Dinge, die Michiru ihr im Vertrauen erzählt hatte. In ihrer Wut und Verzweiflung war es ihr ganz egal, wen sie damit verletzte. Ja, vielleicht wollte sie sogar mit voller Absicht verletzen – genauso, wie sie verletzt worden war. Als sie geendet hatte, sagte Seiya kein Wort. Er war etwas blaß geworden, schwieg und starrte geradeaus. „Verdammt“, sagte er schließlich, „da ist einmal ein klasse Mädchen, die nicht nur mit mir befreundet sein will, weil ich Frontsänger bei Three Lights bin, sondern weil ich einfach ich bin, und sie ist nicht nur elegant und wunderschön, sondern hat gute Manieren, ist reich und klug, kurz: einfach perfekt, und dann steht sie auf Frauen!“ „That´s life“, murmelte Haruka. „Das war nicht gegen dich“, versicherte Seiya rasch. Er stand auf und ging unruhig auf und ab. „Well, das ist dann wohl das Ende meiner schönen Träume von der perfekten Frau! Ich hab mir verdammt noch mal geschworen, jeden, der es wagt, sich in sie zu verlieben, ordentlich zu vermöbeln, weißt du, nur... ich hab keine Lust, mich noch mal mit dir zu prügeln.“ „Mir egal“, brummte Haruka teilnahmslos. Sie fühlte sich völlig ausgepowert und erschöpft, obwohl sie praktisch noch gar nichts getan hatte heute. „Ich meine, du kannst nichts dafür, daß du dich in sie verknallt hast, und außerdem hab ich ja sowieso null Chance bei ihr! Aber ich kapier einfach nicht, daß sie mir nie was gesagt hat! Ich bin doch kein Monster! Ich meine, ich hätte ihr bei Gott nicht den Kopf abgerissen! Wir hätten ja weiterhin gute Freunde sein können! Vielleicht hat sie ja gedacht, ich finde sowas unmoralisch oder so. Aber das tu ich doch gar nicht. Na ja, ganz verstehen werd ich’s wohl nie, aber das hätte doch nichts an unserer Freundschaft geändert!“ Seiya sah ziemlich ratlos aus. „Lassen wir das“, seufzte Haruka. „Es bringt ja doch nichts. Ich war die Einzige, die es gewußt hat. Außer Nerissa natürlich. Ihre Eltern und Taiki haben es erst viel später erfahren. Na ja, und Setsuna hat...“ „Setsuna hat es auch gewußt?“ Seiya grinste. „Das kann ich mir vorstellen. Sie verfügt über eine erstaunliche Menschenkenntnis. Vor ihr kann man so leicht nichts verbergen. Ich mag sie, wenn sie auch nicht gerade mein Typ ist.“ „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, seufzte Haruka. „Vielleicht sollte ich Setsuna fragen.“ Überrascht sah Seiya sie an. „Wie, fängst du jetzt auch schon damit an?“ „Mit was?“ „Na ja, weißt du, von uns Three Lights geht jeder zu Setsuna, wenn er ein Problem hat. Sie könnte leicht einen Job als Kummerkastentante kriegen. Sogar unser Manager und die Bühnentechniker gehen zu ihr, wenn sie Probleme haben. Natürlich nicht offiziell, aber man erfährt eben doch einiges. Von Setsuna natürlich nicht. Sie ist absolut verschwiegen.“ Haruka mußte lachen. „Vielleicht solltet ihr Setsuna das mit der Kummertante mal vorschlagen“, meinte sie. „Damit würde sie bestimmt ein Vermögen machen!“ „Möglich.“ Seiya lachte auch. Dann aber wurde er wieder ernst und sah Haruka an. „Ruka, wenn du meinen Rat hören willst... kämpfe um sie!“ Haruka starte ihn an. „Genau das hat Setsuna auch gesagt!“ „Ja?“ lachte Seiya. „Na, der Umgang mit ihr scheint abzufärben. Nein, im Ernst, ich an deiner Stelle würde um sie kämpfen! Ich würde alles dafür tun, sie für mich zu gewinnen! Natürlich könntest du ihr auch einfach sagen, was du für sie empfindest. Aber erstens mögen es Mädchen, wenn man um sie kämpft... hey, verdreh nicht so die Augen, ich hab das ernst gemeint!... und zweitens solltest du erst ihr Vertrauen und ihre Freundschaft zurückgewinnen, bevor du auf ihre Liebe hoffen kannst.“ Haruka sah ihn erstaunt an. „Seiya...“, begann sie vorsichtig, „ich hätte jetzt eher gedacht, du bringst mich um, als daß du mir hilfst.“ „Wenn du ein Junge wärst und Michie auf Jungs stehen würde, hätte ich das auch getan, das darfst du mir glauben!“ Er zwinkerte ihr zu. „Aber ich hab ja sowieso keine Chance bei ihr, leider. Verliebt bin ich nämlich immer noch in sie. Aber für was hat man denn seine Phantasie...“ Er warf Haruka einen bedeutungsvollen Blick zu. Haruka prustete los. „Ich glaube, du wolltest schmutzige Phantasie sagen, eh?“ spottete sie. Seiya lachte auch. „Oui, dazu gebe ich besser keinen Kommentar!“ Sie lachten beide. Und obwohl Haruka es noch immer für eine schreckliche Vorstellung hielt, Michiru einige Zeit lang nicht zu sehen, so hatte sie doch ihre alte Zuversicht wiedergewonnen. Ihr Gespräch mit Seiya hatte ihr unheimlich geholfen, und sie fing an, die Dinge wieder positiv zu betrachten. Positiv und hoffnungsvoll. Denn schließlich durfte man ja noch träumen... und hoffen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)