Ai No Kiseki von Emma_Frost (Wunder der Liebe) ================================================================================ Kapitel 6: Ein Motorradausflug ------------------------------ Eine Woche später kam endlich der erwartete Transporter. Einige Männer schleppten unter Keuchen und Stöhnen Harukas Möbel aus ihrem Zimmer im Internat die Treppe hinauf, und Mrs. Tenô mahnte stets, daß sie gefälligst auf die Wand achtgeben sollten. Haruka interessierte das alles gar nicht. Sie hatte eben stolz und glücklich eine Runde mit ihrem ockergelben Cabriolet gedreht, bevor sie es in die große Garage gefahren hatte. Jetzt stand sie neben ihrem Motorrad und strich mit der Hand darüber. Sie liebte dieses Motorrad. Gerade wollte sie sich auf den Sitz schwingen, als sie angesprochen wurde. „Hallo!“ Michiru stand lächelnd in der Einfahrt. Sie trug einen hellblauen Faltenrock und eine hübsche bestickte Bluse, und der Wind fuhr ihr sanft durch das Haar. Sie sah bezaubernd aus. „Hi“, grüßte Haruka. „Mein Motorrad ist endlich angekommen!“ Sie strahlte. Michiru lachte. „Du siehst jetzt richtig glücklich aus, weißt du das?“ bemerkte sie. „Als hätte dir die ganze Zeit über, die du jetzt schon hier bist, etwas gefehlt.“ „Das hat es auch“, gab Haruka etwas verschämt zu. „Wenn ich mein Motorbike nicht hätte...“ Sie grinste und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Michiru zuckte die Schultern. „Na ja, ich kann das nicht beurteilen. Ich habe noch nie auf einem Motorrad gesessen. Aber wenn man dir glauben darf, muß es einfach wundervoll sein! Ein irres Feeling!“ „Was?“ fragte Haruka verblüfft. „Du hast doch nie auf einem Motorrad gesessen? Noch nie? Das glaube ich nicht! Was zum Teufel machst du dann eigentlich den ganzen Tag!?“ Michiru lachte. „Hör mal, auch wenn du es vielleicht nicht wahrhaben willst, aber es gibt noch andere Dinge als Motorradfahren!“ „Und welche, wenn ich fragen darf?“ „Na ja, ich sammle Kosmetik... ich spiele Geige... ich male... und ich schwimme. Aber daß ich eine Wasserratte bin, habe ich dir ja bereits erzählt und daß ich Geige spiele, dürftest du auch noch wissen. Und dann ist da natürlich meine Manga- und Animesammlung.“ Michiru lachte ein wenig verlegen. „Keine so aufregenden Hobbies, was?“ Haruka gab keinen Kommentar dazu. Sie sah Michiru an. „Willst du mal mitfahren?“ wollte sie wissen und deutete auf das Motorrad. Michiru starrte sie sprachlos an. „W... was? Ich... ich soll... auf dieses Ding steigen? Ich soll auf einem Motorrad fahren? Oh Gott! Meine Mutter bringt mich um, wenn sie das mitkriegt!“ „Muß sie ja nicht, es sei denn, du bindest es ihr auf die Nase. Also, was ist? Hast du Lust? Ich sage dir, es ist ein – wie sagtest du so treffend – irres Feeling!“ Michiru zögerte noch etwas, dann aber gab sie sich einen Ruck. „Okay“, sagte sie. „Ich mach’s. Aber wehe, du fährst zu schnell!“ „Bestimmt nicht“, versprach Haruka. „Aber du mußt noch einen Moment warten, ich ziehe nur rasch meinem Motorradanzug an.“ Haruka ging in ihr Zimmer und zog das weiße Hemd und die Leggins aus. Sie holte den hautengen, weißen Motorradanzug aus dem Schrank. Sie zögerte. Gewöhnlich trug sie bis auf ihren Schlüpfer nichts darunter. Der Motorradanzug gab wärmer, als es den Anschein hatte. Aber wenn Michiru mitfuhr... vielleicht war es ihr peinlich, wenn sie es merkte. „Wenn sie es merkt“, sagte Haruka zu sich selbst. Sie wollte die Freiheit spüren, wenn sie nach so langer Zeit endlich wieder auf ihrem Motorbike saß. Sie wollte sich vorkommen wie ein Teil des Windes. T-Shirt und Hosen zusätzlich noch unter dem Motorradanzug störten sie nur. Michiru war in ein Gespräch mit Mrs. Tenô vertieft. Sie wirkte ziemlich erleichtert, als Haruka endlich kam. Mrs. Tenô betrachtete mißtrauisch das Motorrad. „Sei bitte vorsichtig, wenn Michiru mit dir fährt!“ mahnte sie. „Und denk daran, ich möchte keinen Ärger mit der Polizei, von wegen Geschwindigkeitsübertretung und dergleichen.“ „Ich werd schon auf Haruka aufpassen, Mrs. Tenô“, versicherte Michiru, was ihr einen schiefen Blick von Haruka eintrug. „Was muß ich tun?“ fragte sie. „Zuerst mal“, erklärte Haruka gewichtig, „mußt du aufsteigen.“ Michiru verdrehte die Augen. „Ach nee“, spottete sie, „da wär ich ja von alleine nie drauf gekommen!“ Haruka lachte nur und erklärte kurz, wie Michiru sich mit ihr in die Kurven zu legen hatte und daß sie nicht zu schnell fahren würde. „Keine Angst, ich kann’s“, grinste sie, als sie Michiru einen zweiten Helm reichte. Vorsichtig stieg Michiru hinter Haruka auf das Motorrad. Der Helm drückte. Sie rutschte näher an Haruka heran und schlang die Arme von hinten um sie. „Wohin fahren wir eigentlich?“ erkundigte sie sich. „Ich hab, als ich mit dem Zweitwagen unterwegs war, eine schöne Stelle entdeckt. Laßt dich überraschen.“ „Na da bin ich ja mal gespannt!“ „Gut festhalten“, sagte Haruka und gab Gas. Mrs. Tenô trat entsetzt zur Seite. Das Motorrad verließ die Einfahrt. Haruka lenkte die Maschine in Richtung Innenstadt, gab ein paar Mal Vollgas und reihte sich dann auf dem Highway in den abendlichen Berufsverkehr ein. Michiru schloß die Augen. Am liebsten hätte sie einen lauten Schrei ausgestoßen. Aber sie war so beschäftigt damit, sich an Haruka festzuhalten und sich gegen Lärm und Wind zu behaupten, daß ihr die Stimme wegblieb. Die ersten fünf Minuten waren entsetzlich ... das Röhren des Motors, das Gefühl, daß nichts zwischen ihr und der Straße war ... Michiru klammerte sich an Haruka, als wäre sie die Schwimmweste im stürmischen Ozean. Doch als Haruka das Motorrad auf eine Landstraße lenkte, die auf Umwegen zurück zum Stadtrand führte, fing es an, Michiru zu gefallen. „Gut“, rief sie probeweise Harukas Rücken zu. Aber es war zweifelhaft, ob diese sie durch ihren Helm hören konnte und bei dem kalten Wind fiel es schwer, etwas zu rufen. Haruka fuhr einen Hügel hinauf und hielt das Motorrad auf halber Höhe am Straßenrand an. Sie waren ganz allein, niemand war in der Nähe. Es schien überhaupt keinen Verkehr zu geben hier oben. „Gib zu, daß es dir gefallen hat!“ sagte Haruka, als sie vom Motorrad stieg. Sie warf ihre Arme hoch in die Luft. „Ist das nicht ein irres Gefühl? Mit dem Wind im Gesicht und die Straße saust auf dich zu. Das ist Freiheit.“ „Es war toll. Es war einfach toll“, mußte Michiru zugeben. Haruka lachte und fing an, das Motorrad abzuschließen. Michiru nahm ihren Helm ab und befühlte ihre Wangen. Sie glühten vom Wind. „Dies ist zwar meine erste Fahrt auf einem Motorrad, aber es wird bestimmt nicht meine letzte sein“, rief sie vergnügt. „Komm mit“, forderte Haruka sie auf. Sie führte Michiru an eine kleine Einbuchtung, die mit einem Geländer gesichert war. Von hier aus hatte man einen tollen Blick über die Stadt. Unter ihnen schimmerte das Lichtermeer von Tokio. Die Sonne ging unter, und sie tauchte alles in ein wunderschönes rotgoldenes Licht. Der ganze Hügel, die Stadt, die Umgebung, alles sah plötzlich so unwirklich aus, wie aus einem Traum. Haruka lächelte, als sie bemerkte, wie Michiru vor lauter Glück und Freude den Atem anhielt. Ihr selbst war es ähnlich ergangen, als sie neulich diesen Ort durch Zufall – sie hatte eine Reifenpanne gehabt – entdeckt hatte. Auch sie hatte den Sonnenuntergang miterlebt und die vielen unzähligen Lichter unter sich schimmern sehen und war richtig ins Träumen geraten. Sie hatte eine Seite an sich entdeckt, die sie überhaupt nicht gekannt hatte. Begeistert drehte sich Michiru nach ihr um. „Das ist einfach traumhaft schön“, flüsterte sie ergriffen. „Ich könnte heulen vor Glück. Du hast gewußt, daß mir das gefallen würde, nicht wahr? Ach, ich wünschte, ich hätte meinen Zeichenblock hier! Sowas, das muß man einfach malen!“ „Dann willst du doch bestimmt mal eine berühmte Malerin werden, Michiru, oder?“ fragte Haruka neugierig und lehnte sich gegen das Geländer. Michiru lächelte verlegen. Die Locken hing ihr ins Gesicht. „Vielleicht“, antwortete sie unsicher, „aber eigentlich weiß ich noch nicht genau, was ich später einmal machen möchte.“ „Geht mir genauso“, stimmte Haruka zu. „Aber egal was es ist, es muß etwas mit Autos oder Motorrädern zu tun haben. Früher wollte ich immer Mechanikerin von Rennmotoren werden und mit ihnen internationale Rennen gewinnen. Heute ist es eher der Motorsport selbst, der mich anzieht. Ich liebe Motocross-Rennen.“ Michiru starrte sie an und konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Ein Mädchen, das sich für Autos, Mechanik, Motorräder und Motorradrennen interessierte! „Was guckst du so?“ lachte Haruka. „Ich meine das ganz ernst. Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für Autos und Motorräder. Wenn im Internat Ferien waren, hatten wir Mädchen recht viel Freizeit. Einen großen Teil davon habe ich – heimlich natürlich – bei nem Typen, den ich auf meinen nächtlichen Streifzügen in irgend einer Bar kennengelernt habe, in dessen Garage verbracht. Er war Mechaniker von Rennmotoren und hat mir vieles beigebracht. Diesen Ort, diese Garage, umgab die Atmosphäre des Rennsports. Jedenfalls empfand ich das so. Der Wind der Rennstrecken gibt einem das Gefühl der Freiheit.“ „Hast du auch schon Rennen gewonnen?“ fragte Michiru atemlos. „Was dachtest du denn?“ lachte Haruka. „Es ist dann wohl dein größter Traum, einmal eine berühmte Rennfahrerin zu werden, oder?“ fragte Michiru. Haruka schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte sie. „Jetzt nicht mehr, obwohl es einmal so war.“ „Jetzt nicht mehr? Wovon träumst du denn jetzt, Haruka?“ wollte Michiru zaghaft wissen und errötete wegen ihrer Neugierde. Doch Haruka machte das nichts aus. Sie ballte die Fäuste und warf energisch den Kopf zurück. „Dinge zu tun, die niemand außer mir tun kann. Das muß ein unbeschreibliches Gefühl sein. Selbst wenn ich alles dafür geben müßte, es wär mir egal.“ „Das Gefühl kenne ich“, stimmte Michiru nachdenklich zu. Überrascht drehte sich Haruka nach ihr um. „Ja?“ fragte sie überrascht. Michiru nickte. „Ja. Ich habe mir immer schon gewünscht, einmal eine Berühmtheit zu werden. Das ist albern, ich weiß. Aber ich träume seit langem davon.“ „Dann träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“, meinte Haruka. Nachdenklich sah Michiru auf. „Das klingt schön“, sagte sie. „Und es ist wahr. Ich träume zu viel.“ „Nein, das glaube ich nicht“, widersprach Haruka. „Träumen kann man nie genug. Dein Problem ist, daß du oftmals den Bezug zur Wirklichkeit verlierst.“ „Woher willst du das wissen?“ „Sowas nennt man Menschenkenntnis.“ Haruka grinste. „Nein, im Ernst, wenn du berühmt werden willst – wodurch?“ Michiru strich lächelnd mit der Hand über das Geländer. Es fühlte sich kalt und rauh an. Unter ihnen schimmerten noch immer die vielen Lichter. „Mit der Malerei“, antwortete sie. „Oder mit der Musik. Violistin muß ein Traumberuf sein!“ „Na ja, mit meiner Klavierspielerei könnte ich wohl keinen Penny verdienen“, lachte Haruka. Dann wurde sie wieder ernst. „Hast du schon mal daran gedacht, Mangazeichnerin zu werden? So wie Yuu Watase zum Beispiel, die das mit Ceres gezeichnet hat oder wie die Figur heißt.“ „Ich weiß, was du meinst“, sagte Michiru. Sie zuckte die Achseln. „Aber ich kann nur das sagen, was Dr. Tomoe immer in seinen Ansprachen betont: Einer Schülerin der Mugen Gakuen Schule stehen so viele Möglichkeiten offen. Da fällt die Entscheidung nicht gerade leicht.“ Haruka verzog das Gesicht. „Na, das sagt er bei mir bestimmt nicht“, kommentierte sie. „Vor allem nicht, wenn du dich weiter so benimmst!“ bemerkte Michiru trocken. „Nerissa hat gesagt...“ Sie wurde rot und biß sich auf die Lippen. Offenbar war es gerade kein Kompliment gewesen, was Nerissa gesagt hatte. Haruka beschloß, nicht danach zu fragen. Sie konnte sich denken, was es war. Genau das, was alle sagten. Die Mädchen aus dem Internat und die neuen Mitschüler und Mitschülerinnen auch. „Wir sollten besser wieder zurückfahren“, sagte Haruka ruhig. „Deine Eltern fragen sich sicher, wo du bleibst.“ Michiru zuckte mit den Schultern. „Vielleicht“, antwortete sie vage, „aber um ehrlich zu sein ist unser Verhältnis im Moment eher etwas... na ja, sagen wir mal, gespannt. Meine Mutter hält mir vor, zu viel Zeit mit Nerissa zu verbringen. Sie behauptet, sie hat einen schlechten Einfluß auf mich.“ „Sehr freundlich ist deine Freundin ja nicht gerade“, rutschte es Haruka heraus. Mit blitzenden Augen fuhr Michiru herum. „Was fällt dir ein?“ empörte sie sich. „Laß Nerissa aus dem Spiel, ja! Du kennst sie ja gar nicht richtig! Wie willst du dann wissen, wie sie ist? Na ja, sie war vielleicht nicht besonders nett zu dir, aber... ähem, jeder kann mal schlechte Laune haben, oder? Deshalb muß man ja nicht gleich unfreundlich sein!!“ Auf diese Nerissa läßt sie ja nichts kommen, dachte Haruka. „Entschuldige“, sagte sie. „Das ist mir nur so rausgerutscht. Du hast natürlich recht, ich kenne sie überhaupt nicht richtig. Tut mir leid.“ Im gleichen Augenblick fragte sie sich, warum um Himmels Willen sie sich eigentlich entschuldigte. Immerhin war Nerissa wirklich unfreundlich zu ihr gewesen. „Laß uns fahren“, sagte Michiru nur. Es klang abweisend. „Bist du jetzt sauer?“ fragte Haruka ein wenig hilflos. Michiru wandte sich um. „Nee“, sagte sie ironisch, „warum auch?“ „Fahren wir“, erwiderte Haruka nur. Sie hatte die Erfahrung gemacht, daß Motorradfahren Wunder wirkte, was schlechte Laune betraf. Michiru setzte sich hinter Haruka auf das Motorrad und schlang die Arme um ihre Taille. Sie drückte ihr Gesicht an ihren Rücken und wartete darauf, den Kick, den sie auf der Herfahrt verspürte hatte, wieder zu spüren. Haruka brachte den Motor auf Touren. Bevor sie losfuhren, griff sie mit der Hand nach hinten ohne sich umzudrehen. „Hey, ich krieg so keine Luft“, sagte sie. „Und ganz kann ich nicht darauf verzichten“, fügte sie nach einer kleinen Pause hinzu. Michiru lockerte ihren Griff, rutschte etwas zurück auf dem Sitz und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Haruka gab Gas, und wenig später brauste das Motorrad den Hügel herunter und dann über die Straße zurück zu dem Viertel, in dem Haruka und Michiru wohnten. Es war bereits recht dunkel, als sie ankamen und vom Motorrad stiegen. Haruka schob ihr Bike zur Garage. Michiru folgte ihr. „Hier, dein Helm“, sagte sie schüchtern und reichte ihn Haruka. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, zögerte jedoch. Schließlich aber gab sie sich einen Ruck und murmelte: „Tut mir leid wegen vorhin. Ich hab überreagiert. Ich mag’s nur nicht, wenn jemand schlecht über meine Freunde spricht. Sorry.“ „Schon okay“, antwortete Haruka. Ihr war Nerissa im Grunde völlig egal. Sie kannte sie nicht näher und wollte sie auch nicht näher kennenlernen. „Soll ich dir noch was helfen?“ fragte Michiru, die anscheinend ein schlechtes Gewissen wegen vorhin hatte. „Mit dem Motorrad oder so?“ Haruka schüttelte den Kopf und griff nach dem Reißverschluß ihres Motorradanzuges. „Mir ist heiß“, stöhnte sie und wischte sich über die Stirn. „Hier ist auch eine Affenhitze. Tante Himeko heizt sogar die Garage. In ihrem Arbeitszimmer könnte man glatt Kuchen backen, so heiß ist es da. Ich krieg jedes Mal fast nen Hitzschlag, wenn ich nur dran vorbeigehe. Und wehe, ich öffne ein Fenster! Dann heißt es gleich, ob ich eigentlich wüßte, wie teuer die Heizkosten sind und...“ Sie hielt inne. Michiru hatte sich von ihr abgewandt. Sie trug einen seltsamen Gesichtsausdruck zur Schau, irgendwie verlegen. Ihre Wangen waren gerötet. Haruka war etwas irritiert. Sie hatte den Reißverschluß so weit aufgemacht, daß man gerade mal den Ansatz ihrer Brüste sehen konnte. Na schön, sie trug keinen BH – grundsätzlich nicht -, aber so wie Michiru aussah, mußte man glauben, sie hätte sich ganz ausgezogen. Es war eben sehr heiß hier. „Michiru?“ fragte sie vorsichtig. „Hast du irgend ein Problem damit?“ Michiru sah nicht auf. „Oh, äh, tut mir leid“, stotterte sie, „aber ich geh jetzt besser.“ „Bist du immer so verklemmt?“ wunderte sich Haruka. „Ich hab dich, ehrlich gesagt, für unkomplizierter gehalten. Was stört dich daran? Oder bin ich so häßlich, daß du mich nicht anschauen kannst... ich weiß selbst, ich bin nicht gerade das, was man als attraktive Frau bezeichnet. Aber ich versteh nicht, wie man so verklemmt sein kann.“ „Das hat andere Gründe“, antwortete Michiru knapp. „Weißt du... ich könnte mich in dich verlieben...“ Sie lächelte. Haruka sah sie verblüfft an. „Was soll das jetzt heißen?“ wollte sie wissen. „War das ein Witz?“ „Ja, natürlich war das ein Witz, was dachtest du denn?“ Noch immer drehte sie sich nicht um. Haruka zuckte die Schultern. „Na ja, vielleicht sollte ich das nächste Mal doch einen BH drunter ziehen. Obwohl ich die Dinger hasse. Ich finde, sie engen einen so ein.“ Michiru drehte sich um. Sie schien sich gefangen zu haben. „Danke dafür, daß du mich auf dem Motorrad mitgenommen hast“, sagte sie. Haruka fragte sich, ob sie ablenken wollte. Denn irgend etwas war auf einmal los mit ihr. „Gern geschehen“, erwiderte sie, stellte aber keine Fragen. „Ich muß gehen.“ Michiru ging zur Tür, die aus der Garage führte. Bevor sie hinaus auf den Hof trat, drehte sie sich noch einmal um. „Übrigens, Haruka... ich weiß nicht, was du hast, aber ich denke schon, daß du eine attraktive junge Frau bist. Mehr als du denkst.“ Und damit drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit. Verblüfft starrte Haruka ihr nach. Komisches Mädchen, dachte sie. Manchmal verstehe ich sie nicht. Zuerst regt sie sich so auf, weil ihr ihre Freundin kritisiere, und jetzt dieses merkwürdige Benehmen... na ja, kann mir ja auch egal sein. Sie strich mit der Hand über ihr Motorrad und machte in Gedanken Pläne, wohin sie in den nächsten Tagen fahren wollte. Ich und mein Motorrad, dachte sie, als sie dann nach oben in ihre Wohnung ging. Ich freu mich, daß ich es wiederhabe. Von jetzt an fahre ich mit dem Motorrad zur Schule, auch wenn sich Tante Himeko auf den Kopf stellt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)