Red Tears von Alaiya (Ein Vampirroman) ================================================================================ Kapitel 24: Erwachen -------------------- Kapitel 24 Immer näher, immer kälter wurde die Dunkelheit, die um mich herumwaberte. Die Dunkelheit der tiefsten Nacht. Nichts schien da mehr zu existieren... Von meinen Erinnerungen waren nun kaum mehr als nur verschwommene Schatte, blasse Schehmen überig geblieben. Aber auch sie mussten noch verschwinden, damit auch der letzte Stich in meinem Herzen verschwinden konnte. Ich musste wirklich alles vergessen... „Willst du das wirklich tun?“, fragte plötzlich eine Stimme. Ich zuckte zusammen. Kannte ich diese Stimme nicht irgendwoher?? Nein, ich musste vergessen. Ich durfte nicht versuchen mich zu erinnern. Die Stimme konnte mir doch egal sein. Ich musste einfach vergessen. „Christine, willst du das wirklich tun?“, wiederholte die Stimme. Es war eine junge Männerstimme. Christine... War ich das? „Mach doch die Augen auf, Christine.“, forderte mich die Stimme nun auf. Ich zögerte. Sollte ich das tun? Was würde geschehen, wenn ich jetzt meine Augen öffnete? Was wenn ich mich dann erinnerte, woran auch immer? Nein, besser ich tat es nicht. „Christine, bitte.“ Das war eine andere Stimme. Die Stimme einer Frau. „So sieh uns doch bitte an...“ Ich bemerkte, dass die Dunkelheit nicht mehr so nahe schien, doch ich zögerte noch immer. Was passierte nur mit mir? Schließlich öffnete ich die Augen leicht. Eine Kugel aus Licht schützte mich vor der Dunkelheit, wie damals, als ich zum ersten Mal diese Träume hatte, eine Lichtkugel den roten Tropfen schützte. Wieso erinnerte ich mich nur daran? Aber ich war nicht allein in der Kugel. Ein junger Mann mit dunkelem Haar und blauen Augen hatte sich über mich gebeugt. Zu meinen Füßen stand eine Frau mit genauso blauen Augen und pechschwarzen Haar. Ich kannte beide. Nur woher? Gleichzeitig aber wanderten meine Hände vor mein Gesicht. „Verschwindet! Ich will mich nicht mehr erinnern!“, rief ich verzwifelt, doch der junge Mann zog mich hoch. „Christine, so sie mich doch an.“ „Nein, bitte nicht!“, flehte ich und schüttelte den Kopf. „Willst du wirklich schon aufgeben?“, fragte die Frau. Ich dachte nach. So lange alles andere Schmerz bedeute ja, oder? Ich wollte doch einfach nur nicht mehr leiden! Wollte endlich frei sein von der Trauer, von allem... Und doch... „Ich weiß nicht...“, flüsterte ich. „Dann sieh mich an.“, sagte der Mann erneut. Wer war er, dass seine Stimme so gut in meinen Ohren klang? „Bitte, Christine...“, bat er leise. Langsam, sehr langsam hob ich denk Blick und sah in seine Augen, in seine saphirblauen Augen. Es waren traurige Augen und aus ihnen floßen Tränen... Rote Tränen... „Schwester...“, flüsterte er. Aufeinmal war die ganze Erinnerung wieder da. All das, was in den vergangenen neun Nächten geschehen war, rauschte so plötzlich auf mich ein, dass ich zusammen zuckte. Dann jedoch flüsterte ich seinen Namen: „John...“ Und dann umarmte ich ihn einfach. Nur schwach drang das Geschrei der Stimmen von außerhalb der Kugel zu uns vor. Auch die Frau kniete sich nun neben mich. „Christine.“ Ich löste mich von meinem Bruder. „Eva...“, flüsterte ich. „Aber wie... Wie kommt ihr hierher? Warum?“ „Wir sind hier um dich zu beschützen.“, antwortete John. „Du darfst dich nicht aufgeben.“ Einend sah ich ihn an. „Aber du... Du bist tot... und Raphael aus. Ich bin ganz allein, dabei will ich doch nicht mehr allein sein...“ „Aber das bist du nicht, Christine.“ Eva lächelte. „Glaub mir, wir sind bei dir und Raphael auch.“ „Und wo ist er jetzt? Warum ist er dann nicht hier?“, fragte ich. „Das wirst du noch erkennen.“, antwortete sie. „Vertrau mir.“ „Du darfst nur nicht aufgeben.“, sagte John. „Aber selbst, wenn ich nicht aufgebe.“, began ich. „Da sind nur noch Myriam und ich. Wie sollen wir uns denn gegen die ganzen Vampire währen?“ John versuchte zu lächeln, obwohl die blutigen Tränen noch immer zwei blutige Flüsse auf seinen Wangen bildeten. „Vielleicht seid ihr gar nicht so allein, wie du denkst.“ „Wie meinst du das?“, fragte ich. „Warte einfach ab.“, antwortete Eva. „Du musst und einfach vertrauen.“ Da schrien die Stimmen aus der Dunkelheit. „Aube gehört uns! Gebt sie uns zurück!“ „Niemals!“, rief John und stand von mir und Eva gefolgt auf. Dann wandte er sich mir zu. „Du musst jetzt aufwachen. Du musst hier weg.“ Ich nickte. „Aber was wird aus euch?“ „Ich habe dir doch gesagt: Du musst uns vertrauen.“, erwiederte Eva. Da umarmte ich sie. „Danke...“, flüsterte ich. Dann löste ich mich von ihr und umarmte meinen Bruder. „Mach’s gut, John, Bruder...“ „Jetzt geh.“, antwortete er. Noch einmal nickte ich. Dann verschwand die Dunkelheit um mich herum... Ich wachte auf. Die Sonne ging draußen gerade unter. Als ich mit den Fingern meine Wange berührte merkte ich, dass diese naß war. Eva... John... Doch noch immer fragte ich mich, warum Raphael nicht bei ihnen war. War er vielleicht kein Geist sondern ein Engel geworden? Mein geliebter Raphael... Selbst wenn ich diese Nacht tatsächlich überleben sollte, wie Eva und John er mir ja indirekt prophezeit hatten, so würde es mir doch schwer fallen, allein weiter zu leben ohne sie alle vergessen zu können. Doch auf der anderen Seite: Wenn ich nicht überlebte, dann würde es niemanden geben, der ihr Andenken bewahren konnte. Dann würden sie ganz aus dieser Welt verschwinden... Ich drehte mich auf den Rücken und zwang mich schlielich aufzustehen. Myriam saß auf einem Stuhl neben der Tür und schlief tief. Irgendwie bewunderte ich sie um ihre Ruhe und ihren Mut. Genau so hatte es mich schon am Morgen gewundert, dass sie nicht einmal sauer war, obwohl ich sie dort auf der Lichtung allein gelassen hatte. Schließlich wandte ich mich jedoch wieder von ihr ab, nahm mir einen Stuhl und setzte mich damit vor das Fenster um dem letzten Licht der Sonne beim verschwinden zuzusehen. Würde es das letzte Mal sein, dass ich dieses Schauspiel bewundern konnte? Ja, ein Vampir musste diesen Anblick auf ewig entbehren. Und die Toten? Als die Sonne verschwunden war, verfärbte sich der Himmel von Rot zu Violett, bevor er schließlich langsam ein immer dunkleres Blau annahm. Wie lang hatte Raphael dieses Farbenspiel nicht beobachten können? Ob es als das, was er jetzt war, die Sonne wieder sehen konnte? Als ich an ihn dachte musste ich schon wieder mit den Tränen kämpfen. Wie sehr sehnte ich mich doch nach ihm. Danach noch ein einziges Mal in seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen oder nur seine Stimme zu hören. Raphael, gefallener Engel... Niemals könnte ich für irgendjemand das selbe fühlen, wie für ihn. Nie würde ich jemals jemanden so lieben können... Und von den Toten kam keiner zurück. Ja, so musste er sich damals, vor nunmehr neunhundert Jahren gefühlt haben. Damals, als Eva starb. Vielleicht würde er sie jetzt noch einmal wieder sehen. Vielleicht würde er wenigstens in jenem endgültigen Tod, dem er so lange entflohen war, Glück finden. Glück... Würde ich es als Lebende denn jemand finden können? Ohne Raphael gewiss nicht... Und doch würde ich ohne ihn leben müssen... Ich seufzte. „Raphael...“, flüsterte ich sehr, sehr leise. So saß ich beinahe zwei Stunden vor dem Fenster und sah in die mondlose Nacht hinaus. Langsam began ich mich zu fragen, wann die Vampire mir ihrem Ritual beginnen würden. Doch genau in dem Moment, wo mir dieser Gedanke kam, wurde die Tür geöffnet... 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