Red Tears von Alaiya (Ein Vampirroman) ================================================================================ Kapitel 19: Eva --------------- Kapitel 18 „Christine...“ Was das alles nur Einbildung? Wurde ich langsam verrückt? Ich hatte das Gefühl nicht allein zu sein, als ob noch jemand im Raum wäre, aber so suchen ich mich auf in dem kleinen Zimmer umsah, hier war niemand. Hatte ich Halluzinationen? „Christine...“, flüsterte es noch einmal, dann war das Gefühl verschwunden. Irgendwie seltsam, dachte ich. Ich war mir sicher, die Stimme gehört zu haben und diese merkwürdige Anwesenheit gespürt zu haben. Mir lief es kalt den Rücken hinunter; dass ganze war irgendwie unheimlich. Allerdings: Wovor sollte ich mich nachdem, was ich in der letzten Woche erlebt hatte noch fürchten? Außerdem hatte die Stimme nicht bedrohlich geklungen. Nein, sie war freundlich und etwas traurig gewesen. Ich seufzte. Nun musste ich warten. Warten und hoffen, dass Myriam sich doch dafür entschied mir zu helfen. Ich musste hier einfach raus. Schließlich legte ich mich wieder hin und starrte zur Decke. Wenn ich doch wieder bei Raphael wäre, war mein letzter Gedanke, bevor ich irgendwann wieder eindöste. Das nächste Mal erwachte ich dadurch, dass mich jemand schüttelte. „Christine!“, rief jemand. „Christine, wach auf!“ Langsam kam ich wieder zu mir. Ich öffnete die Augen und sah in Myriams Gesicht. Sie war ganz aufgeregt. „Was ist los?“, fragte ich verwirrt und immer noch halb dösend. „Komm mit.“, forderte sie mich auf. „Ich erkläre es dir später. Wir müssen uns beeilen.“ Ich richtete mich auf, doch schon hatte mich Myriam am Handgelenk gepackt und auf die Füße gezogen. Dann zerrte sie mich aus der Zelle und schloss die Tür hinter sich ab. „Was ist denn los?“, fragte ich erneut. „Später.“, gab sie knapp zurück. „Folge mir.“ Sie lief den Gang in dem wir standen hinunter und ich folgte ihr, wie sie mir geheißen hatte. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Durch die Fenster an denen wir vorbei kamen fiel kaum Licht. Draußen herrschte Nacht und vom Mond war nur noch eine dünne Sichel zu sehen. Die letzte Nacht vor Neumond war angebrochen... „Beeil dich!“, flüsterte Myriam. Ich tat was sie sagte und rannte hinter ihr her. Was war hier eigentlich los? Wir nahmen einen anderen Weg, als bei meiner Ankunft hier. Doch auf dem ganzen Weg sah ich keinen einzigen Jäger. Hatte Myriam nicht gesagt, dass dieser Ort stärker bewacht sei, als ein Hochsicherheitsgefängnis? Warum war dann niemand hier? Wir rannten immer weiter durch die Gänge ohne irgendjemanden zu begegnen, dann ging es eine Treppe hinunter, an deren Fuß eine Tür war. Myriam drehte sich zu mir um. „Du musst ab jetzt genau das tun, was ich dir sage, verstanden?“ Ich sah sie fragend an. „Was ist denn überhaupt los? Warum ist hier niemand?“, fragte ich dann. „Die meisten Jäger sind draußen, bei einer Schlacht. Es sieht so aus, als würde Lilith dir beim Entkommen helfen.“, antwortete sie. „Jetzt warte hier.“ Damit öffnete sie die Tür, welche in eine Art Kellergarage führte. „Wer ist da?“, fragte ein Mann aus dem dort herrschenden Zwielicht heraus. Etwas erschrocken zuckte ich zusammen. Also gab es doch noch einige Wachen, trotz jener ‚Schlacht’, die draußen nach Myriam herrschte. Wenn Lilith die Jäger attackierte, dann garantiert nicht um mir zur Flucht zu verhelfen, sondern um mich selbst in ihre Gewalt zu bringen. Myriam trat nun in die Garage. Was hatte sie nur vor? „Beneditino...“, murmelte der Mann. „Solltest du nicht bei Aube sein und sie bewachen?“ „Das tu ich, denn sie ist hier.“, sagte Myriam. Der andere lachte. „Und wie sollte sie hierher gekommen sein?“ „Ich habe sie hierher gebracht.“, meinte Myriam. Noch mehr Lachen folgte. „Klar.“ „Ja.“, sagte Myriam und rief dann nach mir: „Christine!“ Ich rührte mich nicht. „Christine!“, rief Myriam noch einmal. Vorsichtig ging ich nach einigem Zögern durch die Tür. Was, wenn man nun auf mich schießen würde? Doch davor brauchte ich, wie ich jetzt merkte, keine Angst zu haben, denn der Jäger, der in der Garage Wache gehalten hatte, starrte mich an, als sei ich ein Geist. Diesen Moment nutzte Myriam aus und schlug ihm mit der Handseite in den Nacken, woraufhin er zu Boden fiel. Ich sah sie erschrocken an. „Er ist bloß ohnmächtig.“, erklärte Myriam, als sie meinen Blick sah. „Jetzt komm!“ Sie nahm mein Handgelenk und zerrte mich zu einem Wagen. „Steig ein! Schnell!“ Immer noch verwirrt tat ich wie mir geheißen und setzte mich auf den Beifahrersitz, währen Myriam bereits an der Fahrerseite platzgenommen hatte. Nun startete sie den Wagen. „Und was hast du jetzt vor?“, fragte ich daran denkend, dass es draußen wahrscheinlich von Jägern und Vampiren wimmelte. Derweil hatte der Motor angefangen ein regelmäßiges Brummen von sich zu geben. Myriam hingeben sagte nichts, sondern brachte den Wagen in Bewegung. Das Garagentor öffnete sich, als wir darauf zurasten - und Myriam fuhr nicht gerade langsam. Dann waren wir aus dem Gebäude raus. In Freiheit... Beinahe, denn kaum waren wir draußen konnte ich Schüsse hören. „Was jetzt?“, fragte ich noch einmal, dieses Mal jedoch ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Auf dem Platz vor dem Gebäude wendete Myriam halb und fuhr dann mit irrsinniger Geschwindigkeit an der alten Kaserne entlang. Hinter der Ecke, auf die wir nun zufuhren, war helles Licht. Dann erkannte ich, dass man hier Flutlichter aufgestellt hatte. Von dort kamen auch die Schüsse. Als wir uns der Ecke näherten erkannte ich bereits einige Gestallten sich bewegen, dann waren wir auch schon an der Ecke vorbei und fuhren mitten durch die Schlacht. Die Vampire die hier kämpften schienen Hauptsächlich Guhle zu sein, wie ich an ihren ausdruckslosen Gesichtern, die ich nur für einige kurze Sekunden sah, zu erkennen glaubte. „Runter!“, murrte Myriam. „Es ist besser wenn dich keiner sieht.“ Aber dazu war es schon zu spät. Nun, wo das Auto über das Schlachtfeld raste, wurde die Schlacht für einen kurzen Moment lang unterbrochen und alle wandten sich dem Wagen zu. Dann wurden Schüsse abgegeben, von denen jedoch keiner traf. Als wir am Feld vorbei waren setzten uns einige der nichtguhlischen Vampire nach. Doch auch diese hatten wir bald abgesetzt. Zwar waren die Vampire um einiges schneller als normale Menschen, hatten aber nicht die geringste Chance mit dem Tempo mitzuhalten, in dem Myriam den Wagen fuhr. So fuhren wir durch die Nach. Dieses Mal konnte ich zumindest einen kleinen Teil der Umgebung begutachten: Die Landschaft hier war von kleinen Hügeln und Bergen durchzogen, alle von Sträuchern und Gestrüpp bedeckt. Die Straße hier war nicht im besten Zustand, teilweise nicht einmal geteert, doch das brachte Myriam nicht dazu das Tempo auch nur um wenige km/h zu drosseln. Nur langsam drang die Erleichterung in mein Gehirn: Ich war frei! War nun keine Gefangene mehr, wenn auch noch verurteilt. Konnte ich jetzt zu Raphael zurück? Ich wagte nicht dies zu fragen, denn Myriam’s Gesichtsausdruck hatte dich nicht im geringsten verändert. Immer noch blickte sie starr und grimmig geradeaus auf die Straße. Was ging nur in ihrem Kopf vor? Die Uhr am Armaturenbrett des Autos zeigte an, dass es erst kurz vor Elf war. Die dünner Mondsichel jedoch spendete kaum Licht und so fuhren wir durch die fast vollkommende Dunkelheit dieser Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)