Red Tears von Alaiya (Ein Vampirroman) ================================================================================ Kapitel 3: Wiederfinden ----------------------- Kapitel 03: Regain Ich schrie und fuhr aus dem Schlaf hoch. Das war nicht der Alptraum, den ich kannte, aber eben so schlimm. Nein, noch schlimmer. Mein Herz hämmerte. Ich war nassgeschwitzt. „Aube...“ murmelte ich. Was hatte das nur zu bedeuten? Das müde Licht der Märzsonne fiel durch das Fenster. Es war wohl später Nachmittag. Ich setzte mich auf den Bettrand und sah aus dem Fenster. Was ging hier vor? Der letzte Tropfen Blut, das rote Juwel, was uns von dem Tageslicht trennt... Die Worte der Stimmen aus meinem Alptraum hallten in meinem Kopf wieder, da spürte ich etwas Warmes auf meiner Brust. Ich sah hinab. Das Amulett leuchtete, wie auch schon am letzten Abend. Merkwürdig, dachte ich, aber wundern tat es mich kaum noch. Hoffentlich würde man mir bald alles erklären können. Ich ließ mich wieder aufs Bett zurücksinken, verschränkte die Arme hinter meinen Kopf und starrte die Decke an. So lag da und dachte nach. Versuchte selbst Antworten zu finden. Nach gut zwei Stunden ging die Sonne unter. Kaum senkte sich draußen die Dunkelheit über das Land, klopfte es an meiner Zimmertür. „Bist du wach?“ kam Raphaels Stimme von draußen. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. „Ja!“ antwortete ich dann. „Wir wollen jetzt aufbrechen,“ erklärte er. „Kommst du?“ „Warte kurz!“ rief ich und richtete mich langsam auf. Dann stand ich auf und ging zu Tür. Als ich diese öffnete lächelte Raphael mir entgegen. „Komm.“ sagte er und griff nach meiner Hand. „Bald wirst du Antworten aus deine Fragen erhalten.“ In dem Moment, in dem seine Hand meine berührte und sie festhielt, jagte mir für einen kurzen Augenblick wieder ein Schauder über den Nacken, doch dann machte sich eine merkwürdige Wärme in meinem Brustkorb breit. Dabei war seine Hand so kalt... „Wo ist Magarette?“ fragte ich, während ich ihm folgte. „Sie ist schon vorgegangen und sitzt wohl schon im Auto.“ antwortete er. Unten im Foyer gab Raphael die Zimmerschlüssel zurück und bezahlte. Dann gingen auch wir zum Auto, in welchem wir kurze Zeit später gen Westen fuhren. Die Autofahrt wurde eigentlich nur von Schweigen, dem Surren des Motors und dem Geduddel der Musik aus dem Radio begleitet. Ich war nicht in der Stimmung zu reden und dachte nach, versucht selbst antworten zu finden. Magarette war von Natur aus schweigsam und Raphael auf das Autofahren konzentriert. Es war kurz vor eins, als Raphael verkündete, dass wir unser Ziel bald erreicht hätten. Wir waren, so hatte Magarette kurz erklärt, in der Bretagne- Die Gegend war etwas hügelig und hauptsächlich mit gräsern bewachsen. „Davorne ist es.“ Sagte Raphael eine gute viertel Stunde später. Als ich seinem Blick folgte sah ich den Umriss eines Schlosses, der sich vom Horizont abhob. „Ein Schloss?“ fragte ich ungläubig. „Ja.“, antwortete er. „Wenn ich mir die Frage erlauben darf,“ begann ich. „Wem gehört das Schloß, dass wir ausgerechnet dahin fahren? Ich meine...“ „Mir.“, meinte Raphael und grinste mich von der Seite an. Ich sah geschockt zu ihm. „Ein Erbe,“ erklärte er dann kurz. Danach herrschte wieder Stille, bis der Wagen nach einiger Zeit auf dem Innenhof des Schlosses hielt. Ein Mann –wohl ein Diener- kam aus dem Eingangstor heraus und verbeugte sich tief. „Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise, Meister.“, sagte er. Ohne auf die Frage einzugehen, warf Raphael ihm den Wagenschlüssel zu. „Setz das Auto rein!“ forderte er ihn dann auf. „Sehr wohl, Meister.“ Kam die unterwürfige Antwort des Dieners. „Folg mir.“, forderte Raphael mich dann auf, während Magarette schon durch das Tor verschwunden war. Ich sollte sie auch die nächsten Tage nicht wiedersehen. Also tat ich wie mir geheißen. Die Verletzungen an meinen Füßen, waren fast komplett verheilt. Schnell –wie alle körperlichen Wunden, die man mir bisher zugefügt hatte. Im Gegensatz zu den seelischen... Auch wenn ich keine Probleme mit dem Laufen mehr hatte: Ich fror, da ich keine Jacke bei mir hatte und an den Füßen nur ein paar Sandalen trug, die Magarette mir schon am Vortag gegeben hatte. So war ich froh, als wir das Schloss betraten, in welchem es zwar auch kühl, aber immerhin noch wärmer als draußen war Raphael führte mich ohne auch nur ein einziges Mal stehen zu bleiben durch ein Labyrinth aus Fluren und Korridoren, deren Wände mit Teppichen und altertümlichen Gemälden behangen waren, von denen ich jedoch auf Grund der spärlichen Beleuchtung kaum etwas erkennen konnte. Schließlich hatte der Gang durch die dunklen Korridore ein Ende, als Raphael vor einer Tür stehen blieb und klopfte. „Herein,“ forderte eine Männerstimme aus dem Inneren des Raumes auf und irgendwie – ich konnte mir nicht helfen – kam mir die Stimme seht bekannt vor, auch, wenn ich sie in dem Moment nicht einzuordnen vermochte. Raphael drehte sich zu mir um. „Du wirst jetzt Antworten auf viele deiner Fragen bekommen, allerdings,“ er machte eine Pause. „Einiges wird dich sicher,“ wieder stoppte er und suchte scheinbar nach dem richtigen Wort. „... überraschen...“ Dann öffnete er die Tür. Der Raum, den wir nun betraten wurde durch einige Kerzen und dem Licht des abnehmenden Mondes, das durch ein Fenster gegenüber der Tür fiel, erleuchtet. Vor eben diesem Fenster stand eine Gestalt, ein Mann und dieser kam mir sehr bekannt vor. Tränen stiegen mir in die Augen. Nein, das konnte einfach nicht sein, es war einfach nicht möglich!" Doch da erhob der junge Mann am Fenster die Stimme. Er sprach mich an: „Christine.“ Da wusste ich, dass es keine Täuschung war, ich stürzte los und fiel dem Jungen um den Hals. „John!“ rief ich. Immer wieder: „John! John!“ Wie war das möglich?, fragte ich mich, während die Tränen meine Wangen hinunter rannen und ich mich immer fester an meinen Bruder drückte. „Christine...“ flüsterte er mit einem – so glaubte ich herauszuhören - traurigen Unterton. Dann legte auch er die Arme um mich. Ich konnte es immer noch nicht glauben: Mein Bruder; er lebte! Endlich stand ich da mit ihm; wiedervereint in der Umarmung, nach der ich mich all die Jahre gesehnt hatte... Dich da zuckte mir plötzlich ein Gedanke wie ein Blitz durch den Kopf. Ich löste mich wieder von meinem Bruder und musterte ihn. Die selben saphirnen Augen, wie die meinen, starrten zurück. Es war John, wie ich ihn kannte, ja, genau wie ich ihn kannte. „Was... Was ist passiert?“ fragte ich heise. Er sah mich traurig an. Obwohl ich meinen Bruder seit zehn Jahren nicht geshenen hatte, so war er doch um keinen Tag gealtert. Das dunkle Haar war länger geworden, die Wangen etwas eingefallen... und doch: Der Junge, der mit gegenüberstand war nicht älter als achtzehn; nicht älter als John, damals bei dem Unfall. Ich legte meine Hand auf seine Wange. Seine Haut war eiskalt. „Was ist passiert?“ fragte ich erneut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)