Kannst du es fühlen? von -Ayla- (Atemu x Yugi) ================================================================================ Kapitel 8: Sport und Rock ------------------------- ÜBERRASCHUNG!!^^ Erst eine Woche her und schon das neue Kap!^^ Konnte es halt nicht erwarten, außerdem waren die Kaps ursprünglich als eines geplant^^° Vielen lieben DANK für 50 Kommies! Nein, ihr bekommt keinen besoffenen Yu, der war schon beschwipst genug XD Lange Rede, kein Sinn, und los geht's ^_~: 7. Sport und Rock Wie so oft war der September verregnet. Yugi verzog das Gesicht. Toll, nächste Woche war Sportfest. Die 13er mussten natürlich nicht mehr mitmachen, aber helfen sollten sie dennoch. Einziger Trost: er war mit Herrn Yamito eingeteilt. Und sie beide mussten auf eine 7. Klasse aufpassen. Ausgerechnet eine Unterstufenklasse. Die würden doch nie zu bändigen sein. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. Nach den Sommerferien hatte Shimizu erklärt, dass er wieder den Unterricht übernehmen würde, da offensichtlich eine Vertretung für Frau Asai gefunden worden war. Das war weder Yugi noch seinen Mitschülern recht, sie mochten Herrn Yamito einfach lieber. Erst recht nach dem, was Shimizu im alten Schuljahr abgezogen hatte. Bei ihm war die Stimmung wesentlich schlechter, genauso wie die Mitarbeit. Herr Yamito saß wieder, wie jeder andere Referendar auch, hinter den Schülern und betrachtete den Unterricht. Oder viel mehr sah er zu, wie Shimizu keinen Draht mehr zu dem Kurs fand. Alle waren noch sauer auf ihn und das wäre auch sicher nicht so schnell vergessen. Sie waren mal wieder dabei, eine Klausur vorzubereiten, die direkt in der ersten Oktoberwoche geschrieben werden sollte. „Ah, mal wieder ein Essay“, lächelte Yamito nach der Stunde. Keiner der beiden hatte ihren Tanz bei Pegasus Siegesfeier noch einmal erwähnt. „Ich habe gesehen, dass wir beim Sportfest zusammen eingeteilt sind“, fuhr der Referendar fort, während sie den Klassensaal verließen. „Ich muss dich warnen: diese Klasse gilt unter den Lehrern als die chaotischste der ganzen Schule.“ „Auch das noch“, rutschte es Yugi von den Lippen. Er humpelte noch immer ein wenig, doch es war kaum zu merken. Herr Yamito nickte bestätigend. „Du solltest dich auf ein paar Streiche gefasst machen.“ „OK“, seufzte Yugi und betrat die Treppen zum Pausenhof, während der Referendar sich auf den Weg zum Lehrerzimmer machte. „Mensch, Joey, beeil dich mal!“ Yugi war seinem Freund schon einige Schritte voraus. „Ich weiß gar nicht, wieso du es so eilig hast, bei dem Matsch zum Sportfest zu kommen!“ maulte Joey zurück. Er setzte über eine kleine Pfütze hinweg. „Ich will Atemu nicht so lange warten lassen, und das weißt du auch!“ entgegnete Yugi genervt. „Ich weiß sowieso nicht, weshalb das Sportfest überhaupt stattfindet, das wird doch die reinste Schlammschlacht!“ moserte der Blonde weiter. „Ja, aber doch nur für die Teilnehmer!“ grinste Yugi. „Aber nicht, wenn der Matsch auch von oben kommt“, grummelte Joey. Yugi passierte die große Eisentür im Zaun, die zu den Sportplätzen führte. Da so viele Klassen gleichzeitig geprüft wurden und der schuleigene Sportplatz dafür zu klein war, war man auf ein Gelände mit mehreren Sportplätzen und Weitsprunggelegenheiten ausgewichen. Die Schüler der verschiedenen Jahrgangsstufen standen in Klassenverbänden zusammen, aber offensichtlich waren die wenigsten vollzählig, da einige augenscheinlich noch in den Umkleiden waren. Yugi ging zu den steinernen Tribünen hinüber und stellte dort seinen Rucksack ab. Joey hatte nichts mehr gesprochen, seit sie das Gelände betreten hatten, offensichtlich kam er mit Yugis Elan nicht klar. Auf der anderen Seite wusste er nur zu genau, was, oder besser wer, Yugi antrieb. Der kleinere der beiden verabschiedete sich kurz und war auch schon in der Schülermenge untergetaucht. Yugi sah sich um. Woher wussten die Schüler eigentlich immer, wo sie sich aufstellen sollten? Aber vermutlich war es so, dass sich einer irgendwo hinstellte und die anderen aus der Klasse sich einfach dazugesellten. So war es jedenfalls bei ihm früher gewesen. Er war sowieso immer einer der letzten gewesen, hatte immer länger zum Umziehen gebraucht, aber nicht so lange, wie die Mädchen, die sich gerne gedrückt hätten. Jetzt hatte er Leichtathletik sogar als eine seiner drei Sportarten gewählt. Schon von weitem konnte er die ihm nur allzu bekannte Igelfrisur mit den pinkfarbenen Spitzen erkennen. Yugi ging auf den Referendar zu. Dieser grüßte ihn nickend, hatte aber mehr Augen für die jüngeren Schüler. Seinem ernsten aufmerksamen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, erwartete er jeden Moment einen Streich oder irgendeine andere Situation, in der er durchgreifen musste. Zunächst war ‚ihre’ Klasse mit Sprinten dran, was den Schülern offensichtlich Spaß machte, da beim Rennen der Schlamm in sämtlichen Richtungen davon spritzte. Herr Yamito hatte Yugi das Klemmbrett mit den hellgrünen Formularen in die Hand gedrückt. Während einige Schüler der 13. Klasse den Start betreuten, stoppte Herr Yamito die Zeit und gab die Ergebnisse an Yugi weiter, der sie dann in der Tabelle auf dem jeweiligen Formular des Schülers eintrug. Dem Referendar war natürlich nicht entgangen, dass Yugi sein Gewicht noch immer größtenteils auf seinen gesunden Fuß verlagerte und musterte ihn von der Seite. Doch Yugi war mit dem Eintragen der Ergebnisse beschäftigt, so dass er davon nichts mitbekam. Außerdem beanspruchte die Klasse die Aufmerksamkeit des Referendars für sich, denn diese hielten nicht viel von Disziplin in der Zeit, in der sie nicht dran waren, sondern spielten lieber fangen. Als sie beim Werfen waren, hatte Herr Yamito das Klemmbrett selbst in der Hand und Yugi war einer derjenigen, die darauf achteten, wo der kleine rote Ball als erstes den Boden berührte und dem Referendar dann lautstark das Ergebnis mitteilten. Dafür musste Yugi aufpassen, dass ihn die harten Kugeln nicht trafen, denn die Zielgenauigkeit vor allem mancher Mädchen ließ doch stark zu wünschen übrig; manche warfen eher seitlich als geradeaus. Beim Weitsprung war Yugi dann einer derjenigen mit dem Messband. Schon nach ein paar Sprüngen begann der ganze Spaß, vor dem Herr Yamito ihn gewarnt hatte. Denn die Schüler fanden es sehr lustig, den Sand aus den Sprunggruben mit den ohnehin dreckigen Händen aufzuheben und sich gegenseitig zu bewerfen. Gerade, als Yugi im Begriff war, nachdem er die Weite eines Sprunges ausgemessen hatte, aus der Hocke aufzustehen, landete eine Hand voll Schlamm an seiner Wange. Das Zeug war irre kalt, feucht und glitschig und rann ihm die Wange hinab. „Atsushi! Lass Yugi in Ruhe!“ rief Herr Yamito energisch. Atemu stand direkt neben Yugi und hob nun die Hand, um ihm den Schlamm aus dem Gesicht zu streichen. Yugi hielt den Atem an. Der Ältere sah ihm direkt in die Augen. Es war, als ob Atemu in sein Innerstes blicken würde, als ob die Zeit stehen bleiben würde, als ob nur sie beide auf der Welt wären, alles andere zählte nicht mehr für ihn. Er vergaß auch die ganzen Schüler und den Lärm um sie herum. Für ihn zählte nur noch Atemus Berührung, die ihm schon fast zärtlich vorkam. Langsam und ganz sanft glitten die Fingerspitzen des Älteren über Yugis Gesicht. Vermutlich verstrichen nur Sekunden, doch Yugi kam es vor wie eine wohltuende Ewigkeit. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und rief: ‚Mehr davon!’ Doch Yugis Verstand sträubte sich und sagte ihm, dass er nur noch mehr verletzt werden würde, wenn Atemu seine Gefühle nicht erwiderte. Seltsamerweise schien Atemu noch nie Berührungsängste gegenüber Yugi gehabt zu haben. Schließlich wurde er aus seinen Träumereien gerissen. „Es geht nicht richtig ab, du solltest vielleicht die Toilettenräume aufsuchen“, meinte Atemu. Yugi nickte langsam, musste erst wieder in die Realität zurückfinden. Nach einigen weiteren Sekunden, in denen sie sich stumm angesehen hatten, wandte Yugi sich schließlich ab und kam Herrn Yamitos Aufforderung nach. Yugi stützte den Kopf mit der Hand ab. Er saß vornüber gebeugt an seinem Tisch und las die Frage mittlerweile zum dritten Mal. Heute hatte er einen dicken Brummschädel vom vielen lernen, aber er hatte das Gefühl, zu viel gelernt zu haben, denn es wollte ihm zu dieser Frage absolut gar nichts einfallen. Also widmete er sich der nächsten Aufgabenstellung und hoffte, dort mehr Erfolg zu haben. Nach einer Weile, in der er eifrig die Lösung aufgeschrieben hatte, hob er den Kopf und warf Herrn Yamito einen Blick zu. Dieser hatte die alleinige Aufsicht über die Schüler, denn obwohl sie heute die Klausur schrieben, war Herr Shimizu nicht anwesend. Er beobachtete die Schüler sehr genau, doch ein wirklich strenger Blick wollte ihm nicht gelingen. Als es plötzlich klopfte nahm sein Gesicht einen verärgerten Ausdruck an. Wer störte denn nun bei so einer wichtigen Klausur? Die Schüler waren jedenfalls alle anwesend und erst die erste Hälfte der ersten Stunde vorüber. Widerwillig öffnete der Referendar die Tür und war überrascht, den Rektor davor zu finden. „Kann ich Sie kurz sprechen?“ fragte Kamekura und sah kurz an seinem Gegenüber vorbei. Auch Herr Yamito wandte sich um, um die Schüler weiterhin zu beobachten. Er schwieg eine Weile. „Ich führe Aufsicht über eine Klausur“, erklärte er schließlich unwillig. „Es ist sehr wichtig, sonst würde ich nicht stören“, erwiderte Kamekura. Yugi spitzte die Ohren. Er wusste nicht genau, ob er sich freuen oder ärgern sollte. Denn einerseits konnte er das Gespräch von seinem Platz in der ersten Reihe, den er nur heute innehatte, mithören, andererseits störte ihn gerade das in seiner Konzentration. Herr Yamito winkte den Rektor herein. Beide gingen zum Pult und unterhielten sich leise, doch Yugi konnte nichts mehr hören, die beiden nur noch beobachten. Er sah, wie Herrn Yamitos Augen sich erschrocken weiteten, dann wirkte er irgendwie traurig. Danach schüttelte er den Kopf, kurz darauf noch einmal, dann nickte er und sah betroffen auf den Tisch vor sich. Während der Rektor geredet hatte, hatte Herr Yamito nur schweigend zugehört und sich nur über Gesten verständlich gemacht. Herr Kamekura verließ den Klassensaal wieder. Yugi biss sich auf die Unterlippe. War irgendetwas passiert? Atemu sah so gedankenverloren aus dem Fenster. Doch dann schien er sich zu straffen und setzte eine undurchdringliche Miene auf, wandte sich den Schülern wieder zu und beobachtete sie geflissentlich. Nach einiger Zeit wandte Yugi sich von dem Referendar ab und wieder seiner Klausur zu. Während Yugi noch an der Beantwortung der Fragen saß, beobachtete er, wie schon einige ganz schnelle vor Ende der gesetzten Zeit nach vorne gingen, um ihr Heft abzugeben. Doch zu Yugis großem Erstaunen schien Herr Yamito die Schüler zu ihrem Platz zurückzuschicken, anstatt dass sie den Klassenraum verlassen konnten, wie das sonst üblich war. Man konnte die Überraschung auch auf den Gesichtern derjenigen erkennen, die wieder auf ihre Plätze zurückgingen. Yugi hielt das für sehr gewagt, weil es möglich war, dass die Schüler, die bereits abgegeben hatten, unruhig und laut wurden. Außerdem wurde nach einer Klausur meistens über die Antworten diskutiert. Aber erstaunlicherweise verhielten sich alle ruhig. Sie waren wohl zu neugierig darauf, weshalb der Referendar so handelte. Kurz vor dem Pausenzeichen gab auch Yugi endlich ab und fragte sich, ob das Verhalten des Älteren etwas mit dem Auftauchen des Direktors in der Stunde zuvor zu tun hatte. Nachdem auch der Letzte abgegeben hatte, ergriff Herr Yamito das Wort. „Ich …“, begann er, stockte aber gleich wieder. Seine Stimme klang anders als sonst, irgendwie sehr dünn. Er schluckte, atmete tief durch und setzte erneut zum Sprechen an. „Ich muss euch leider eine traurige Mitteilung machen.“ Es war offensichtlich, dass er nicht wusste, was er mit seinen Händen anstellen sollte, denn diese stapelten die abgegebenen Hefte penibel genau, während er seinen Blick über die Schüler gleiten ließ. Yugi starrte ihn gespannt an und er konnte sich denken, dass ihn auch alle anderen Schüler erwartungsvoll ansahen, doch es fiel ihm offensichtlich schwer, mit der Sprache raus zu rücken. „Herr Shimizu … hatte heute Morgen einen tödlichen Autounfall“, erklärte der Referendar schließlich. „Ich werde euch durchs Abitur begleiten.“ Er wandte sich von den Schülern ab, weil er ihre Reaktionen nicht sehen wollte, als ob er erwarten würde, dass irgendjemand in Freudenjubel ausbrechen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Wie Yugi selbst waren auch die anderen Schüler in dem Kurs betroffen. Selbst wenn er ihnen unsympathisch gewesen war, sie ihn nicht leiden konnten, aber den Tod hatte ihm sicherlich keiner wirklich gewünscht. Obwohl sicherlich einige auch etwas erleichtert waren, dass Herr Yamito ihren Unterricht übernahm und sie nicht so kurz vor dem Abi noch einen neuen Lehrer vor die Nase gesetzt bekamen. Da alle Schüler sitzen blieben und auch Herr Yamito sich nicht rührte, hielten sie in stummer Übereinkunft ihre eigene Schweigeminute ab. Als Herr Yamito schließlich aus seiner selbst gewählten Starre aufwachte und anfing, die Klausurhefte in einer separaten Stofftasche zu verstauen, sahen auch die Schüler die Schweigezeit als beendet an und strömten aus dem Saal, allerdings noch immer ruhig und ohne viel zu schwatzen. „Herr Yamito?“ Yugi stand im Mittelgang der großen Halle, Atemu saß in einer der vielen Sitzreihen und starrte noch immer auf die Stelle, an der kurz zuvor noch der dunkelbraune Sarg gestanden hatte. Atemu sah in dem schwarzen Anzug mit blütenweißem Hemd und ebenfalls schwarzer Krawatte einfach zu gut aus. Doch Yugi musste diesen Gedanken schnell wieder verdrängen. Jetzt war nicht die richtige Zeit dafür und schon gar nicht der richtige Ort. Atemu hob den Kopf und sah Yugi mit traurigen Augen an. Shimizus Tod hatte ihn doch irgendwie getroffen. Er stand auf und strich sich den Anzug notdürftig glatt. Dann verließ er die Sitzreihe. Als er neben Yugi stand und zum ersten Mal den breiten Gang entlang blickte, hielt er erstaunt inne. Denn Yugi war nicht der einzige Schüler, der gesamte Geschichtskurs stand hinter ihm, einige andere Schüler verließen die Halle gerade. Aber sie sollten nicht mit zum Grab, denn die Familie wollte alleine im engsten Kreis Abschied nehmen. Ein ganz leichtes Lächeln glitt über Atemus Antlitz, als er in die Gesichter ‚seiner’ Schüler sah. Er hielt sich dicht an Yugi, als sie die Halle durchschritten und schließlich in die Oktobersonne traten, die die bunten Blätter der Bäume glitzern ließ. Es war fast so, als würde er bei irgendjemandem Halt und Trost suchen und Yugi freute sich, dass er das offensichtlich bei ihm fand, aber eine größere Bedeutung wollte er dem Ganzen nicht beimessen. Trotz des traurigen Vorfalls beschloss die Schulleitung, das Rockkonzert, das Ende Oktober, nach den Herbstferien stattfinden sollte, nicht abzusetzen, damit der Schulalltag wieder einkehren konnte. Bei diesem Konzert sollte es vor allem Schüler- und Nachwuchsbands ermöglicht werden, vor größerem Publikum aufzutreten. Unter anderem war so die Rock- AG der Schule, die sich den Namen ‚Blood & Shadow’ zugelegt hatte, mit von der Partie, aber auch ähnliche Gruppierungen der Nachbarschulen würden teilnehmen. Yugi hatte eigentlich nicht vorgehabt, hinzugehen, hatte sich aber schließlich von Joey und Bakura dazu breitschlagen lassen. Warum wusste er nicht so genau, wahrscheinlich das Argument, das am Meisten bei ihm zog, war die Tatsache, dass unter anderem Herr Yamito Aufsicht führte. Außerdem gingen ja auch Tristan und Téa hin und er wollte sich nicht als einzigen der Clique da ausklinken. Zu fünft standen sie mitten in der Aula. Yugi hatte sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass sie sich zu nahe an die Bühne heranstellten, denn er wollte sich nicht die Ohren kaputt machen. Im Gegensatz zu manch anderen Leuten hatten seine Freunde Verständnis für ihn und blieben bei ihm. Wenigstens mochte er Rockmusik, zumindest etwas. Dennoch war er etwas skeptisch, was die Musik betraf. Es würden sicherlich nicht alles bekannte Coversongs sein, die sie heute Abend zu hören bekamen, aber ob das Kompositionstalent der Bands von so weit herkam, das wagte er zu bezweifeln und stellte sich schon mal innerlich auf ein paar schiefe Gitarrenklänge ein, zu denen einfach nur geschrieen wurde; in Anlehnung an Heavy Metal. Seriösen Rock erwartete er eher wenigen. „Hey Yugi, es wird schon nicht so schlimm sein!“ rief Bakura ihm von seiner Position aus zu. Er schien Yugis Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. Da sie keine der Bands verpassen wollten, waren sie etwas zu früh dran, da ihr Bus so unbequeme Ankunftszeiten hatte und so war nur eine der Bands damit beschäftigt, ihre Instrumente aufzubauen, so dass man noch nicht allzu sehr schreien musste. Das Licht hingegen war schon sehr gedämpft. Außer den Scheinwerfern auf der Bühne waren nur noch die Spotlights an und etwas Licht schien vom Vorraum vor der Aula, wo die improvisierte Garderobe war und Getränke und Brezeln verkauft wurden, in die große Halle hinein. Außer ein paar vereinzelten Lehrern waren bisher eher weniger Schüler da, es waren vielmehr die eingefleischten Fans der ersten Bands anwesend. Die meisten Schüler würden wohl erst später am Abend eintreffen, wenn sie glaubten, es wäre eine gute Stimmung vorhanden. Yugi lächelte Bakura zu. Das würde sich erst zeigen. Unauffällig sah Yugi sich nach Atemu um, aber dieser war noch nirgends zu sehen gewesen. Er seufzte und hörte zu, wie sich die erste Band vorstellte und mit ihrem Konzertbeitrag begann. Der Junge hatte Recht behalten: viele Covers und einige schlechte Eigenkompositionen. Die Partnerinnen der Bandmitglieder und die Schüler derjenigen Schule, von der die Band stammte, applaudierten und jubelten viel, doch ansonsten waren die Reaktionen auf die Darbietung eher durchwachsen. Natürlich gab es einige Rocksongs, bei denen es nicht darauf ankam, ob der Leadsänger wirklich singen konnte, aber wenn das Programm größtenteils aus sangbaren Liedern bestand, so wäre es sicherlich von Vorteil gewesen, dass der Sänger eben singen konnte. Davon abgesehen schienen auch die anderen Bandmitglieder nicht besonders musikalisch talentiert. Yugi seufzte abermals. Diese 30 Minuten waren absolut für die Katz gewesen. Nicht einmal Atemu war weit und breit zu sehen, obwohl die Sporthalle sich immer mehr füllte. Nun kam die nächste Band auf die Bühne und er hoffte inständig, dass diese besser sein möge. Doch nach den ersten Liedern wusste er, dass dies nicht der Fall war. Er war nur auf ‚Blood & Shadow’ gespannt, immerhin waren diese sozusagen der Hauptact, als zur Schule gehörig. Da es diese Band noch nicht allzu lange gab, hatte Yugi sie noch nie gehört und hatte sich, genauso wie zu den anderen Bands noch kein Urteil bilden können. Dieses Herumstehen wurde Yugi mit der Zeit langweilig, aber was sollte er auch anderes tun? Der Junge beschloss, aus der Halle hinauszugehen, auf Toilette musste er sowieso und im Vorraum würde die Luft erheblich besser sein. Genau das schrie er Joey neben sich zu und nachdem dieser nach einigen Wiederholungen mit einem Nicken bestätigte, dass er ihn verstanden hatte, drehte Yugi sich um und bahnte sich einen Weg durch die um ihn herumstehenden Schüler. Auf der Schwelle zwischen Aula und Vorraum musste er für den Bruchteil einer Sekunde blinzeln. Zwar hatten die Organisatoren die sonst grellen Schullampen mit gelbem Transparentpapier – hier und da auch mit rotem, offensichtlich hatte das gelbe nicht ganz gereicht – überklebt, aber wenn man aus der vollkommen abgedunkelten Aula kam, wirkte das Licht dennoch irgendwie blendend. Direkt gegenüber der Tür konnte er nun Herrn Yamito erkennen und ihm huschte ein leichtes Lächeln übers Gesicht. Atemu hatte eine durchsichtige Mineralwasserflasche in der Hand - Alkohol hatte die Schulleitung verboten – und unterhielt sich mit seinem männlichen Begleiter. Dieser war ungefähr in Yamitos Alter, war ein gutes Stück größer als dieser und seine blonden Haare fielen ihm bis zu den Schultern herab. In der einen Hand hatte er ebenfalls eine Flasche, in der anderen glomm eine Zigarette. Er lehnte an einem der Tische, die parallel zu den Fenstern standen und an denen Getränke verkauft wurden. Gerade ließen sie lachend die Flaschen aneinanderklirren und prosteten sich gegenseitig zu. Yugi wandte sich ab. Ruhig Blut! Atemu unterhielt sich nur mit einem anderen Mann. Er selbst redete ja schließlich auch mit Joey oder Bakura. Dennoch schlug ihm das Herz bis zum Hals. Der Junge ging an den Tischen, die nicht nur Verkäufer und Kunde, sondern auch Veranstaltung vom Rest der Schule abgrenzten, vorbei und stieg dann die Treppe zu den Umkleiden und den dortigen Toiletten unterhalb der Aula hinab. Da er es nicht wirklich eilig hatte, zurück in den Konzertsaal zu kommen, ließ er sich ein wenig Zeit. Kritisch beäugte er sich noch einmal im Spiegel. Téa hatte ihm heute die Kleidung ausgesucht, die er trug. Er trug seine schwarze Lederhose, die er irgendwann einmal kurz entschlossen gekauft und noch nie angehabt hatte, dazu ein rotes Hemd mit einem spitz nach Außen hin verlaufenden Kragen, dessen letzter Knopf zum Hals hin viel zu weit unten saß, wie Yugi fand, und seine Mutter ihm nur ‚aus Versehen’ gekauft hatte. Natürlich hätte sein blaues Halsband nicht dazu gepasst, deshalb trug ein ebenfalls schwarzes Lederband mit einigen Lederschnüren, die ebenfalls um seinen zierlichen Hals geschlungen waren, mit einem schwarz-roten Anhänger. Téa hatte vorgeschlagen, dass er die Haare noch ganz schwarz färben sollte, aber das hatte er abgelehnt. Das wäre einfach zu viel des Guten gewesen. Dennoch empfand Yugi das Outfit etwas übertrieben, gar als Verkleidung, da es so ungewohnt war. Ob Atemu so was wohl ansprach? Er lächelte und zwinkerte sich selbst im Spiegel zu. Jetzt musste er nur noch ein dem Outfit entsprechendes Verhalten an den Tag legen. Der Junge verließ die Toilettenräume und stieg spielend leicht die Treppen wieder hinauf. Oben warf er schnell einen Blick dorthin, wo Atemu zuvor gestanden hatte, und tatsächlich hatten sie sich nicht einen Schritt von der Stelle bewegt. Er seufzte schon fast erleichtert und beschloss, sich erst einmal eine Cola und eine Brezel zu kaufen. Erstens war ihm schon die ganze Zeit langweilig und zweitens hatte er nun einen Grund, in der Vorhalle zu bleiben. Yugi setzte sich auf einen der Tische vor den Feuerschutztüren zum Rest des Gebäudes, also im rechten Winkel zu Atemu und hatte damit einen herrlichen Ausblick auf ihn und konnte ihn so unauffällig beobachten. Seine Colaflasche stellte er neben sich ab, um die Hände frei zu haben, immer kleine Stücke der Brezel abzureißen. Er aß langsam und gemütlich, obwohl es sicher nicht notwendig war, aber er wollte den Anblick noch eine Weile genießen. Die beiden beobachtend stellte er fest, dass diese sehr vertraut miteinander umgingen. Als Yugi schon fast fertig mit seiner Pause war, geschah dann etwas, das er schon die ganze Zeit befürchtet hatte. Der große Blonde setzte sich auf einen der Tische, so dass Atemu nun zwischen dessen gespreizten Beinen stand, was keinem der beiden etwas auszumachen schien. Yugi wurde schlecht. Konnte eine Geste denn eindeutiger sein? Er war also doch Atemus fester Freund. Hastig steckte Yugi das letzte Stück Brezel in den Mund und kippte sich den Rest Cola dazu. Egal, ob er nun in die Halle zurückgehen oder die Schule fluchtartig verlassen würde, er musste in jedem Fall an dem Pärchen vorbei. Yugi entschloss sich zu letzterem, denn in die Halle zurück und so tun, als ob nichts geschehen wäre, das konnte er einfach nicht. Außerdem würden seine Freunde sicherlich direkt seine gedrückte Stimmung bemerken und er hatte keine sonderliche Lust, ihnen alles zu erklären. Also ging er mit gesenktem Kopf an den beiden vorbei, darauf bedacht, nicht hinzusehen. Vor der Schule sog er begierig die eiskalte Nachtluft in sich ein. Der Schüler bemerkte noch nicht einmal, dass er vergessen hatte, seine warme Jacke mitzunehmen. Er wollte einfach nur noch so weit und so schnell wie möglich von hier weg. Sein Herz tat weh, extrem weh, es wurde regelrecht in tausend Stücke gesprengt. Yugi verließ die Straße, in der seine Schule stand und rannte dann nur noch. Sein Atem verließ dampfend seinen Mund. Ich ziehe oft allein umher, wenn alle andern Menschen schlafen, Wie oft hab ich von ihm geträumt und dass wir uns im Dunkeln trafen, der Mond am Himmelszelt, führt mich in meine eigne Welt Yugi rannte immer weiter. Der Junge achtete nicht auf den Weg, sah weder nach rechts, noch nach links, doch das war egal, seine Augen waren sowieso mit Tränen gefüllt und er konnte nichts erkennen. Er spürte weder den schneidenden Wind in seinem Gesicht, noch den leichten Nieselregen, der eingesetzt hatte. Auch die Kälte, die langsam durch sein dünnes Hemd kroch, empfand er nicht als störend. Im Gegenteil. Sein Körper war sowohl vom Rennen als auch von seinem Herzrasen total verschwitzt, so dass er die Kälte begrüßte. Kurz sah er hoch und nahm den Mond wahr, der über ihn zu wachen schien. Nur kleine Wölkchen verdeckten ihn, dennoch konnte er seine Strahlkraft voll entfalten. Nur für mich, im Stillen ist er bei mir, ganz allein durchwachen wir die Nächte, dann spür’ ich, sein ferner Arm berührt mich, und wenn ich mich verlauf’ schließ ich die Augen und er führt mich Yugi irrte durch die Straßen. Schon längst hatte er den Blick für die Häuser um ihn herum verloren, wusste nicht mehr, wo er war. Die Pfützen, die sich langsam am Boden bildeten, waren ihm egal. Sollten seine Schuhe doch schmutzig werden. Genauso fühlte er sich auch. Schmutzig. Sein Herz ertrank fast in seinem Blut. Hatte viele winzige Haarrisse, die es ihm fast unerträglich machten, weiter zu schlagen. Aber wollte Yugi das überhaupt? Ständig hatte er die Szene zuvor in der Schule vor Augen. Selbst wenn er sie schloss, wurde es nicht besser. Sie hatte sich in sein Herz hinein gebrannt. Regen fällt, die Straße fließt wie Silber, Nebel steigt, im Fluss verweh’n die Lichter, dunkle Bäume, die Zweige schwer von Sternen, und alles, was ich seh’ sind unsre ewigen Gesichter Schließlich musste er seinen Schritt verlangsamen, da seine Lungen brannten. Er schnaubte über seine schlechte Kondition. Dass er noch nicht einmal einen kurzen Gewaltmarsch aushielt. Aber er trieb seinen ausgelaugten Körper weiter. Die Tränen und das unentwegte Schluchzen hatten an seinen Kräften gezehrt. Langsam stolperte er in den nahen Park. Dort setzte er sich auf eine der nassen Bänke, die klirrende Kälte ignorierend. Er umschlang sich selbst mit seinen dünnen Armen, aber wärmen konnte ihn das nicht. Nicht hier, nicht jetzt, nie wieder. Denn es war vor allem sein Herz, sein Innerstes, das eiskalt war. Er vermutete, dass es nie wieder warm werden würde. Niemals wieder. Nur noch ein Eisklotz würde ihn mühselig am Leben erhalten, nachdem das warme Blut, das in Atemus Gegenwart geblubbert und gebrodelt hatte, hinausgesickert war. Doch ich weiß, es kann ja nie gescheh’n, denn ich red’ nur mit mir selbst und nicht mit ihm Ja ich weiß, er hat mich übersehn, ganz egal, ich muss zu ihm steh’n Ich lieb ihn, doch geht die Nacht vorüber, ist er fort, der dunkle Fluss wird trüber er fehlt mir, die Welt verliert die Farben, die Bäume kahl, die Menschen fahl, die Straßen voller Narben Wieso war Liebeskummer nur so grausam? Er zog die Beine an, umklammerte sie und legte den Kopf darauf ab, den Blick auf sich selbst gerichtet. Wieso hatte er auch einen so unansehnlichen, unattraktiven Körper? Das konnte diese Kleidung auch nicht ändern, konnte ihn nicht größer werden lassen, konnte keine kräftigen Muskeln oder sonstiges erstrebenswertes herbeizaubern. Wütend riss er sich das Halsband mit dem Anhänger, der ihm eigentlich hatte Glück bringen sollen, vom Hals und schleuderte es in die dickste Pfütze in seiner Nähe. Ich lieb’ ihn, doch täglich muss ich sehen wie er lebt, als hätt’s mich nie gegeben Sein Leben wird ohne mich vergehen, die Welt ist voller Seligkeit und ich darf nicht hinein Wieso hatten alle seine Freunde um ihn herum geglaubt, er hätte bei Atemu eine Chance? Wieso hatten sie alle ihm falsche Hoffnungen gemacht? Ihn ermutigt, den Hoffnungsfunken immer wieder neu anzufachen? Anstatt ihn davon abzuhalten, ihm die bittere Wahrheit zu sagen, ihn vor diesem Schmerz zu bewahren. Kannten sie einen solchen Schmerz überhaupt? Es war das Schlimmste, was er je erlebt hatte. Er hatte Atemu wieder verloren. Endgültig und für immer. Ich lieb ihn, ich lieb ihn, ich lieb ihn, doch nur für mich allein. Vielleicht hätte er den Mut dazu aufbringen sollen, es ihm zu gestehen. Bevor es zu spät gewesen wäre. Doch was hätte das gebracht? Atemu hätte ihn doch nur abgewiesen. Das wäre wahrscheinlich noch schlimmer gewesen. Es aus seinem eigenen Mund zu hören. Yugi seufzte und weiterhin vermischten sich Tränen und Regentropfen auf seinen Wangen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lied: 'Nur für mich' aus dem Musical 'Les Misérables' * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)