Kannst du es fühlen? von -Ayla- (Atemu x Yugi) ================================================================================ Kapitel 7: Das Turnier ---------------------- kursiv = Gedanken, Erinnerungen 6. Das Turnier Sie saßen wieder auf der Fähre zum Königreich der Duellanten. Diesmal waren auch Téa und Tristan offiziell mit dabei und sie saßen an einem der Tische im Speisesaal. „Yugi, du bist schon den ganzen Tag so niedergeschlagen. Gestern sah das Ganze noch anders aus. Da schienst du der glücklichste Mensch auf Erden zu sein. Meiner Meinung nach ein ganz schön krasser Stimmungswechsel in absolut kurzer Zeit“, stellte Joey mit einer gewissen Präzision fest. „Mich würde ja mal interessieren, was los ist? Man könnte glatt meinen, du wärst verliebt.“ Yugi sah unsicher auf seinen Schoß. Er hatte seinen Freunden noch immer nichts gesagt. Sie würden ihn sicherlich auslachen. Und Téa wusste noch immer nicht die Wahrheit. Aber war es denn so offensichtlich, dass sogar Joey das schon sah? Er hatte eigentlich gedacht, dass er es gut verbergen würde. Aber Moment, hatte es Atemu vielleicht auch schon erkannt? Oh, nein, bitte nicht! Yugi warf Téa einen Hilfe suchenden Blick zu, doch diese senkte den ihrigen. Wie sollte sie ihm auch helfen? Seine Freunde würden ihn sicher auslachen, wenn sie erfahren würden, dass er schwul und in den Referendar verliebt war. Oder würden sie sich gar von ihm abwenden? Aber irgendwann musste er sich dem Ganzen stellen, und weshalb nicht jetzt? Joey gab ihm doch einen guten Grund für eine Beichte. Yugi nickte zögerlich und erwartete schon Gelächter, aber es blieb ruhig am Tisch. „Und, wer ist es?“ fragte Tristan nach einer Weile des Schweigens in der Yugi wieder nach unten gesehen hatte. Er konnte seine Freunde jetzt einfach nicht ansehen. „Atemu“, flüsterte er kaum hörbar und wartete auf eine lautstarke Reaktion. Dennoch hatten alle am Tisch seine Antwort verstanden. „Oh“, meinte der sonst so redegewandte Joey nur. Er schien das erst verdauen zu müssen. „Du bist also schwul?“ fragte Duke nach, scheinbar nur, um sicher zu gehen. Yugi nickte und konnte von irgendwem ein Kichern hören. „Hey, ich weiß nicht, was daran komisch sein soll“, fauchte Joey Bakura an. „Schwulsein ist doch nicht schlimm.“ Bakura lächelte weiterhin. „Ich weiß. Ich ja auch.“ „Was?“ Joey musterte ihn skeptisch. Hatte er das in seiner Wut jetzt richtig verstanden? Yugi hob den Blick und erwiderte Bakuras Lächeln. Jetzt kannte er jemanden, der ähnlich wie er fühlte, mit dem er sich darüber unterhalten konnte. „Erzähl mal. Weshalb dann die Stimmungsschwankungen?“ erkundigte Joey sich dann. „Atemu hat mich doch am Knöchel verletzt“, begann Yugi und erntete kollektives Nicken. „Als Entschädigung waren wir zusammen eine Woche in Urlaub.“ „Echt?“ Joey sah Yugi überrascht an. „Glückspilz.“ Er warf Téa einen Blick zu. Yugi bemerkte das und sah sie ebenfalls an, doch es schien ihr nichts auszumachen. Dann erzählte er alles, was sie zusammen im Urlaub unternommen hatten. Die Details ließ er allerdings weg. „Am letzten Tag hat er mir gesagt …“ Yugi holte tief Luft und richtete den Blick auf Téa. „… dass er … auch … auf Männer steht.“ „Hey, das ist doch guut!“ flötete Bakura. „Dann kannst du dich ja jetzt mächtig ins Zeug legen!“ Er grinste. Yugi und Joey hatten Téa genau beobachtet, aber bis auf ein Nicken und darauf, dass sie sich zu Tristan gebeugt hatte und sich leise mit ihm unterhielt, hatte sie keine Reaktion auf Yugis Neuigkeit Atemu betreffend gezeigt. „Wir, Tristan und ich, möchten euch auch etwas sagen“, richtete sie dann das Wort an ihre Freunde und Tristan nickte zustimmend. „Wir sind ein Paar.“ „Was? Wie? Seit wann denn das?“ wollte Joey sofort energisch wissen. Auch Yugi sah Téa verwirrt an. Wie gut, dass er Joey für die dämlichen Fragen hatte, brauchte er das wenigstens nicht selbst zu fragen. „Seit einer Woche“, erklärte Tristan und griff nach Téas Hand. „Aber … ich dachte …“ begann Yugi. Er hatte sich so den Kopf darüber zerbrochen, wie er ihr die Sache mit Atemus Gesinnung beibringen sollte und nun hatte sich dieses Problem gänzlich in Luft ausgelöst, eigentlich hatte es nie existiert. Téa lächelte. „Eigentlich ist Joey gar nicht so unschuldig daran.“ Sie grinste den Blonden an. „Wenn er nicht die ganze Zeit so gestichelt hätte, hätte Tristan mich nicht verteidigen müssen und ich hätte nie gemerkt, was ich an ihm habe“, erklärte sie in die Runde. Tristan lächelte. „Und ich habe sie immer verteidigt, da ich schon länger mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Téa empfunden habe. Aber ich hatte gedacht, gegen Atemu hätte ich keine Chance.“ „Was sich als falsch erwiesen hat“, nahm Téa den Faden lächelnd auf. „Atemu war nur eine Schwärmerei, das hier ist mehr.“ Wie zur Bestätigung und damit alle es sehen konnten, wandte sie sich Tristan zu und sie küssten sich leidenschaftlich. Danach sah Téa Yugi freundlich an. „Also ich werde dir sicherlich nicht im Weg stehen.“ „OK, dann stellen wir jetzt einen Schlachtplan auf, wie wir Yugi mit Atemu verkuppeln!“ grinste Joey und sah Yugi mit verdächtigem Glänzen in den Augen an. „Oh nein, Joey, bitte nicht!“ stöhnte dieser auf. Das Gespräch war besser verlaufen, als er es erwartet hatte. Er war sich unsicher gewesen, wie seine Freunde auf sein Coming-out reagieren würden. Und von Téa hatte er einen Tränenausbruch oder ähnliches erwartet. Wer hatte auch ahnen können, dass sie sich mittlerweile anderweitig orientiert hatte. „Warum warst du denn gestern so fröhlich und bist heute so niedergeschlagen?“ kam Joey wieder zu seiner Anfangsfrage zurück und riss Yugi somit aus seinen Gedanken. Dieser ließ etwas den Kopf hängen. „Naja, das Finale ist erst in drei Wochen. Wenn ich davon ausgehe, dass ich es bis dahin schaffe …“ Joey heulte auf. „Stell dich nicht immer schlechter hin, als du bist!“ fauchte er. Yugi ignorierte seinen Freund und fuhr fort. „… werde ich Atemu in dieser Zeit nicht sehen. Letzte Woche habe ich ja immerhin noch die vage Hoffnung gehabt, dass er zufällig in unseren Laden schneien würde, wenn ich da bin, oder dass ich ihn sehe, wenn wir als Clique zusammen weggehen.“ „Nimmt Atemu denn nicht hier an dem Turnier teil?“ erkundigte Duke sich. Yugi zuckte mit den Achseln. „Seit Großvater mich abgesetzt hat, habe ich die Augen offen gehalten. So wie es aussieht, ist er nicht hier.“ Die Anwesenden verfielen in nachdenkliches Schweigen. „Hey, Yugi.“ Bakura klopfte Yugi freundschaftlich auf die Schulter und stellte sich neben ihn. Yugi hatte zuvor einfach frische Luft benötigt und stand nun schon einige Zeit an der Rehling und sah in das tiefblaue Meer hinab. Dabei war ihm wieder eingefallen, wie Joey bei ihrer ersten Überfahrt seinen Exodia-Karten hinterher gehechtet war, die Weevil aus purem Neid über Bord geworfen hatte, und wie sie ihn zu dritt wieder hochgezogen hatten. „Bakura? Darf ich dich mal was fragen?“ unterbrach Yugi die Stille nach einiger Zeit des Schweigens. „Nur zu“, lächelte der Weißhaarige zurück. „Hattest du schon mal einen Freund?“ Yugi warf ihm einen flüchtigen Seitenblick zu, bevor er wieder das Meer unter sich fixierte. „Ja, hatte ich.“ Bakura lächelte weiterhin. So was hatte er schon erwartet. Nun hob Yugi endlich den Kopf und sah Bakura an. „Dein Yami?“ Bakura verzog das Gesicht. „Nicht doch! Ich hatte nie ein sonderlich gutes Verhältnis zu dem Dieb. Er hat meinen Körper schließlich nur ausgenutzt. Ich war ihm vollkommen egal. Ich hatte mit meinem Yami eben kein so großes Glück, wie du es offensichtlich hattest.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nein, ich hatte einen Freund … mit Körper.“ „Und? Wie war das?“ Yugi schaute Bakura wissbegierig an. „Was soll ich da großartig sagen? Es wird so gewesen sein, wie in jeder anderen Beziehung auch.“ meinte Bakura und legte leicht grinsend den Kopf schief. Yugi sah in dem Moment aber auch zu niedlich aus. So unwissend, so unschuldig. Der Kleinere der beiden wandte sich seufzend wieder dem Meer zu. Er hatte sich mehr von dem Gespräch erhofft. Vermutlich hatte Bakura sowieso Recht. Auch Bakura wandte sich wieder dem Meer zu, aber mehr dem Horizont als den Wellen, die das Schiff verursachte. „Am Besten, du lässt dich von deinen Gefühlen leiten. Geh die Sache nicht verkrampft sondern locker an. Wenn er mehr Erfahrung hat, lass dich von ihm leiten, er wird dir schon alles beibringen. Und komm bloß nicht auf den Gedanken, dass du nicht gut genug bist oder irgendwas falsch machst. Oder zu unerfahren. Er sollte dich so lieben, wie du bist. Er will sicherlich keine Marionette. Wenn du das Gefühl hast, du solltest die Initiative ergreifen, dann tu es. Lass dich aber zu nichts zwingen, nur weil du Angst hast, dass er dich verlässt.“ Yugi hörte Bakura schweigend zu. Ob er all diese Erfahrungen schon gemacht hatte? Seltsamerweise war ihm nie aufgefallen, dass Bakura schwul war, genauso, wie er dessen Freund wohl nie gesehen hatte. Er atmete tief durch. „Danke.“ Jetzt musste er nur noch herausfinden, was Atemu über ihn dachte. Yugi seufzte. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Lustlos zog er eine weitere Karte und sah sie desinteressiert an. Das Turnier lief jetzt schon seit zwei Wochen und Yugi hatte Atemu nun seit drei Wochen nicht mehr gesehen. Er vermisste ihn so schrecklich. Die Duelle machten ihm schon länger zu schaffen. Und erst recht keinen Spaß. Aber irgendwie hatte er es geschafft, nicht vorzeitig rauszufliegen. „Yugi?“ konnte er plötzlich Yamis Stimme direkt neben sich hören. Der Junge schloss die Augen und sein Herz klopfte wild gegen seine Brust. War er wirklich bei ihm? „Ich habe dir doch gesagt, dass ich bei dir bleiben werde.“ Dieser vertraute Tonfall, der direkt sein Herz erreichte. Blinzelnd öffnete er die Augen und ihm war, als würde er Yamis durchscheinende Hand auf seiner liegen sehen, so wie damals, als sie sich gemeinsam gegen Pegasus duelliert hatten. „Wir schaffen das gemeinsam.“ Aus Yamis Stimme war eindeutig ein Lächeln herauszuhören. Yugi hob den Kopf und sah seinen Gegner energisch an. Ja, so konnte es schlecht weitergehen. Er konnte seinen früheren Lehrer doch nicht enttäuschen, und er war sich sicher, dass das nicht geschehen würde. Das war er dem Pharao schuldig. Hochkonzentriert brachte er das Duell schließlich doch noch in trockene Tücher. Heute war das Finale. Endlich. Nur noch ein paar Tage Ferien, dann würde er Atemu endlich wieder sehen können. Obwohl er ja noch Glück im Unglück gehabt hatte, indem er Atemu auf dessen Einladung hin wenigstens in der ersten Ferienwoche noch um sich gehabt hatte. Seine Freunde hatten sich schon alle aus dem Turnier verabschiedet. Duke gleich in der zweiten Runde, Bakura in der vierten, Joey im Viertelfinale. Allerdings nicht gegen Yugi, sondern gegen dessen späteren Kontrahenten. Er sah sich in der großen Halle um. Er hatte das Gefühl, hier wären mehr Leute, als er Duellanten während der letzten Wochen draußen an den verschiedenen Duellstätten gesehen hatte. „Sieh mal!“ Joey neben ihm stupste ihn mit dem Ellbogen an und wies auf eine große computergesteuerte Anzeigetafel. Auf dieser war in großen Lettern geschrieben: ‚Nordduellant gegen Südduellant’. „Meint ihr, Pegasus hat die Insel in Norden und Süden unterteilt? Das würde zumindest erklären, wieso hier so viele Leute sind. So viele waren bei uns jedenfalls nicht in der Herberge.“ „Yuuugi!“ quiekte es und ehe Yugi auf Joeys Frage oder sonstiges reagieren konnte, hatte er ein kleines blondes Etwas am Hals hängen. „Hast du mich vermisst?“ „Nein.“ Yugi drückte Rebecca von sich weg. Selbst als sich Tränen in ihren Augen bildeten, änderte sich Yugis Gesichtsausdruck nicht. „Was ist denn los?“ erkundigte sie sich mit weinerlicher Stimme. Sonst hatte Yugi sie doch nie abgewiesen. Joey zog eine Augenbraue hoch. Es war zwar immer zu sehen gewesen, dass Yugi sich unwohl fühlte, wenn Rebecca sich so an ihn klammerte, aber dass er jetzt so rabiat mit ihr umsprang, passte nicht zu ihm. Yugi seufzte. „Es tut mir Leid, Rebecca. Ich will nicht, dass du dir irgendwelche Hoffnungen machst. Ich habe mich in jemand anderes verliebt.“ Er wollte gleich ehrlich zu ihr sein. „Na, was hört man denn da? Soso, du hast dich also verliebt?“ Die leicht arrogante Stimme war sofort wieder zu erkennen, so auch für Joey. Er wandte sich um und war sofort wieder Feuer und Flamme. „Mai!“ „Hallo, Leute, ich wollte euch nur mal Hallo sagen“, lächelte sie in die Runde. „Was machst du denn hier? Ich habe dich während der letzten drei Wochen nicht gesehen!“ wollte Joey direkt von ihr wissen. „Ja, ich freue mich auch, dich wieder zusehen.“ Mai seufzte theatralisch. Dann deutete sie auf die Anzeigetafel. „Wenn ich die Anzeige richtig verstehe, können wir uns auch gar nicht über den Weg gelaufen sein. Ich bin Südduellantin, ihr vermutlich Nordduellanten. Ich wäre auch ehrlich gesagt sehr verwundert gewesen, wenn ihr beiden nicht hier eingeladen gewesen wäret.“ „Hey, wir waren auch eingeladen!“ stellte Duke klar und Bakura nickte. „Jaja“, meinte Mai. „Wie weit bist du denn gekommen, Joey?“ „Viertelfinale“, meinte er etwas betreten. Mai kicherte. „Ich auch. Naja. Derjenige, der mich rausgeschmissen hat, musste gegen den jetzigen Finalisten ran. Vielleicht war es ja besser so.“ „Apropos Finalist. Wer ist denn der Südfinalist? Irgendwie hüllen sich alle in Schweigen“, ergriff Tristan nun das Wort. Mai zuckte mit den Achseln. „Ich kann euch nur sagen, was ich gehört habe. Wenn ich auf ihn gestoßen wäre, könnte ich natürlich genaueres sagen, aber auch ich kenne ihn nicht.“ Derweil stand Yugi nur gedankenverloren daneben und musterte seine neuen Karten. Immerhin hatten diese nun schon sein halbes Deck ersetzt. Natürlich war es ihm schwer gewesen, Karten aus seinem Deck herauszunehmen und zu ersetzen. Manchmal hatte er sich einfach nicht entscheiden können, auf welche seiner Karten er eventuell verzichten konnte. Rebecca stand noch immer neben ihm und sah ihn traurig an. Sie schien begriffen zu haben, dass sie Yugi nicht so haben konnte, wie sie es gern hätte. Vielleicht noch als Freund, aber mehr wohl nicht. Plötzlich wurden die großen Flügeltüren zur Halle geschlossen und der Lautsprecher knackte. Die allseits bekannte Stimme von Pegasus ertönte. „Der Duellant aus dem Nordbezirk, Weltmeister und somit Titelverteidiger: Yugi Muto!“ verkündete er. Ein Raunen ging durch die Menge. Yugi steckte das Deck in die Duelldisk und betrat eine Seite des großen Duellfeldes. Er wusste nicht, ob wirklich er es war, der die anderen Duellanten faszinierte, oder ob es nur die Tatsache war, dass er mit Atemus Hilfe viele bedeutende Duelle gewonnen hatten. Der Junge vermutete, dass alle einfach neugierig waren; er war ja in der Duell-Szene schon bekannt. Yugi richtete seine Gedanken auf die gegnerische Seite des Feldes und wartete gespannt. „Der Duellant aus dem Südbezirk“, fuhr Pegasus fort und legte eine Kunstpause ein. „Atemu Yamito!“ Was? Yugis Herz schlug sofort ein paar Takte schneller. Er würde ihn früher sehen, als erwartet. Jetzt! Hatte es sich also doch gelohnt, sich zusammenzureisen und durch die Duelle zu kämpfen. Der Jüngere musste nun nur noch darauf achten, dass seine Konzentration nicht schon allein bei Atemus Anblick flöten ging. Atemu betrat seinen Teil des Duellfeldes und lächelte Yugi an. Dieser hielt vor Anspannung die Luft an. Ihm war, als würde Atemu besser aussehen, als er ihn in Erinnerung hatte. Es würde sicherlich schwer werden, sich von Atemu nicht seinen Titel abknöpfen zu lassen. Obwohl es ja sowieso schon Atemus Titel war. Eigentlich würde der Titel erst wirklich Yugi gehören, wenn er heute siegte. Yami hatte immer hart für den Titel gekämpft, aber offiziell war es Yugis Titel gewesen. Er senkte beschämt den Kopf. War es dann nicht mal an der Zeit, dass Atemu den Titel auch wirklich erhielt? „Na dann, auf ein ehrliches Duell!“ meinte Atemu fröhlich und zog seine inzwischen gemischten Karten. Yugi sah auf. Ehrlich? Ja, das war er ihm schuldig. Er würde sich jedenfalls anstrengen. „Der neue und alte Meister der Duellanten heißt Yugi Muto!“ dröhnte Pegasus’ Stimme aus den Lautsprechern. „Ich habe gewusst, dass du es schaffen kannst!“ Das war einer der letzten Sätze von Yami gewesen, bevor er das Tor zum Jenseits durchschritten hatte. Jedenfalls hatten sie gedacht, dass es das Tor zum Jenseits war. Yugi lächelte. Und ich habe dich schon wieder besiegt! Atemu ging lächelnd auf Yugi zu, um ihm zu gratulieren. Nun stürmten auch Yugis Freunde auf das Spielfeld. „Super, du hast deinen Titel verteidigt!“ Joey klopfte ihm auf die Schulter. Yugi sah seine Freunde strahlend an. Wahrscheinlich hatte keiner von ihnen, er auch nicht, damit gerechnet, dass er tatsächlich gewinnen würde. Nicht gegen den ehemaligen Pharao, in dessen Zeit das Spiel erfunden worden war, nicht gegen ihn, den König der Duellanten. Was er in Yugis Augen noch immer war. Denn Atemu hatte mit seinen Siegen immer die Welt vor dem Untergang bewahrt, Yugi hatte ‚nur’ ein Turnier gewonnen. „Ich wäre dir ja gerne mit meinem eigenen Deck gegenübergetreten“, erklärte Atemu, nachdem der Gratulantenstrom einigermaßen nachgelassen hatte und hielt ihm die Hälfte seines Deckes entgegen. Yugi hatte ganz vergessen, dass er ja noch ein komplettes Deck gewonnen hatte. Er nahm die Karten entgegen und musterte sie scheinbar interessiert. Dabei war er in Atemus unerwarteter Gegenwart einfach nur äußerst hibbelig und er musste sich ein wenig ablenken. „Jetzt wird gefeiert!“ Joey legte einen Arm um Yugis Schulter und zog ihn an seine Brust. „Lass das Deck doch Deck sein!“ „Ich kenne doch gerade mal die Hälfte der Karten!“ protestierte Yugi schwach. „Ach, dazu kann ich dir irgendwann alles erklären, wenn du willst“, bemerkte Atemu wie beiläufig. „Also dann! Keine Ausreden mehr!“ Joey schob Yugi förmlich vor sich her, zum großen Speisesaal, der nun zu einer Teilzeitdisco umfunktioniert worden war. Pegasus wusste eben, wie man die jungen Leute von heute bei Laune halten musste. „Kann ich mich zu euch setzen, oder muss ich an den Lehrertisch?“ fragte Atemu mit leichtem Lächeln, als die anderen sich zusammen an einen der großen Tische setzten. „Nein, setzen Sie sich doch!“ Joey räumte bereitwillig seinen Stuhl und platzierte Atemu so neben Yugi, was dieser im Halbdunkel erst gar nicht richtig mitbekam. Stattdessen setzte Joey sich zu Mai. „Heute Abend könnt ihr mich ruhig duzen.“ Atemu setzte sich. „Ich bin ja nicht viel älter als ihr.“ „Wir gehen etwas zu Trinken holen. Sollen wir euch was mitbringen?“ Sowohl Téa und Tristan als auch Joey und Mai waren wieder aufgestanden. „Eine Cola“, antwortete Yugi sofort. „Mensch, Yugi, du bist jetzt volljährig, probier doch wenigstens die Bowle!“ mischte sich nun Joey ein. „Ich bin doch gar kein Alk gewöhnt.“ Dennoch nickte Yugi schließlich nach einigem Zögern mit auf den Tisch gesenktem Blick. „Also gut.“ Atemu stand ebenfalls auf. „Ich komme mit.“ Als die fünf schließlich weg waren, rutschte Bakura auf einen der Stühle neben Yugi. „Mensch, das ist doch die Gelegenheit! Die solltest du nutzen!“ Doch Yugi schüttelte nur langsam den Kopf. „Er ist doch mein Lehrer.“ „Ja und? Das würde mich nicht davon abhalten!“ erklärte Bakura mit siegessicherem Grinsen. Nach einer Weile kam Atemu alleine zurück, auch die anderen von ihrem Tisch tummelten sich irgendwo in der Halle. Yugi saß alleine an dem Tisch und hatte seine Karten darauf ausgebreitet. „Hier, ein Glas Bowle.“ Atemu stellte es vor Yugi. Yugi sah auf und direkt in Atemus lächelndes Gesicht. Dieser setzte sich wieder neben ihn und beugte sich zu ihm hinüber, um auch einen Blick auf die Karten zu erhaschen. „Wenn du willst, erkläre ich sie dir jetzt.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, begann er auch schon damit und erzählte auch, wie er sie während des Turniers eingesetzt hatte. Yugi wurde wieder etwas mulmig. Er wollte doch nicht, dass Atemu ihm so nahe kam. Der Junge hatte gedacht, wenn er tat, als sei er beschäftigt, würden ihn alle in Ruhe lassen, was auch geklappt hatte, bis Atemu wieder an seinem Tisch aufgetaucht war. Nach einiger Zeit traten Téa und Tristan wieder an ihren Tisch. „Hey ihr Trantüten, tanzt doch auch mal!“ Téa griff nach Atemus Hand und versuchte, ihn von seinem Stuhl, an dem er festgewachsen schien, hochzuziehen. Dieser half bereitwillig nach und stand keine zwei Sekunden später neben ihr. „Los, du auch!“ rief Téa dann Yugi zu. „Geht nicht, muss auf mein Deck aufpassen.“ Yugi hatte sich fix eine Ausrede zurechtgelegt. „Passt nicht ganz in meine Gürteltasche“, erklärte er schon fast entschuldigend. Und bei den vielen Duellanten hier würde es ihn nicht wundern, wenn es ihm irgendjemand stibitzen wollte. „Ich glaub es geht noch!“ meckerte nun Joey, der hinter Téa aufgetaucht war. „Wenn dir die Karten so wichtig sind, dann bring sie auf dein Zimmer!“ „Ich kann doch eh nicht tanzen!“ protestierte Yugi weiterhin. „Das werden wir dir schon beibringen!“ erklärte Joey. „Am Besten, jemand begleitet ihn, sonst kommt er nicht wieder.“ Wie zufällig blieb sein Blick dabei an Atemu hängen. Dieser hatte den Blick sehr wohl bemerkt und seufzte. „Muss ich denn hier jetzt unbedingt den Lehrer raushängen lassen?“ „Ja!“ schallte es ihm von den anderen im Chor entgegen. Atemu hob abwehrend die Hände. „Schon gut!“ Er wandte sich an Yugi. „Los, komm!“ Dabei versuchte er, streng zu klingen, hatte aber dennoch ein breites Grinsen auf den Lippen. Yugi trank hastig die letzten Schlucke seines Getränks und stand dann ebenfalls auf. Na das konnte ja Heiter werden. Schweigend gingen sie durch die dunklen Gänge. Schließlich blieb Yugi stehen und zog seine Schlüsselkarte durch den Schlitz an einer der Türen. Dann betraten sie sein Zimmer. Sogleich ging er zu seinem Schrank und entnahm ihm die kleine goldene Schatulle, in der er immer sein Deck aufbewahrte. Nachdem er die Karten hineingelegt hatte, schloss er es gewissenhaft ab und stellte es zurück. Dann drehte er sich wieder Atemu zu. „Ich muss noch …“ Er deutete auf die angrenzende Tür zum Bad. Atemu nickte und setzte sich derweil auf die Couch. Als Yugi aus dem Bad zurückkam, hielt er den Atem an, denn er stellte fest, dass sein rotes Notizbuch auf dem kleinen Couchtisch lag. Atemu stand auf und folgte Yugis Blick. „Ich muss mich bei dir noch entschuldigen. Ich hatte damals nicht ahnen können, wie sehr es dich …“ Er schien nach dem richtigen Wort zu suchen. „ … verletzt, wenn ich einen Blick hineinwerfe. Es schien mir kein Tagebuch zu sein. Aber es bedeutet dir dennoch sehr viel, nicht?“ Yugi nickte nur und drängte sich an Atemu vorbei, um das Zimmer wieder zu verlassen. Als sie wieder in den großen Saal zurückkamen, war die Party noch immer in vollem Gange. „Das seid ihr ja endlich wieder!“ wurden sie direkt von Téa empfangen. Es schien so, als hätte sie nur darauf gewartet, dass die beiden wieder eintrudelten. Die Brünette griff nach Yugis Hand und zog ihn hinter sich her auf die Tanzfläche. Sie ging einfach davon aus, dass Atemu ihnen schon freiwillig folgen würde. Yugi kam sich zwischen den Tänzern etwas verloren vor. Atemu hatte gleich wieder ein Mädchen am Wickel, Téa hatte sich wieder Tristan zugewandt und er stand einfach nur in der Gegend rum. Eine Weile beobachtete er die Leute um sich herum und überlegte dann, wie er aus diesem Pulk wieder hinaus und an ihren Tisch kam. Plötzlich bemerkte er, wie sich zwei Hände von hinten an seine Taille legten. „Beweg dich einfach.“ Atemus Stimme war ganz nah an seinem Ohr und er konnte fühlen, wie dieser sich im Rhythmus der Musik bewegte. Ihre Körper so nah beisammen, das ließ ihm wieder das Blut ins Gesicht steigen und er versteifte sich augenblicklich. Doch da er nicht wollte, dass Atemu etwas davon mitbekam, versuchte er, es dem Anderen gleich zu tun und begann ganz langsam, sich ebenfalls zur Musik zu bewegen. Er schloss die Augen, um den Rhythmus der Musik besser in sich aufnehmen zu können. Außerdem fiel es ihm so leichter, Atemu hinter sich aus seiner Wahrnehmung zu verbannen. Jetzt musste er nur noch über seinen Schatten springen. Mit der Zeit wurde er tatsächlich lockerer. Ob das schon an dem einen Glas Bowle lag? Aber er reagierte nun mal empfindlich auf Alkohol, da er ihn fast nie trank. „Ja, gut“, hauchte Atemu in sein Ohr und nahm seine Hände von Yugi. Gerade noch rechtzeitig, bevor Yugi womöglich noch einen Fehler gemacht und sich einfach gegen den Körper hinter sich geschmiegt hätte. Er hatte sich doch sonst so gut unter Kontrolle, aber Atemus Nähe und der Alkohol in seinem Blut machten ihn noch mal verrückt. Als er die Augen wieder öffnete, sah er geradewegs in Atemus Gesicht, der ihm sehr interessiert zusah. Yugi lächelte kess und Atemu erwiderte das Lächeln. Irgendein seltsames Funkeln war in Atemus Augen zu erkennen, doch plötzlich wandte er sich von Yugi ab. Diese Zeit nutzte Bakura, um dicht an Yugi heranzutanzen. „Dass du gleich so rangehst! Hätte ich dir gar nicht zugetraut!“ Atemu tanzte mittlerweile weit genug weg, dass er Bakura nicht hören konnte. „Du machst ihn ganz schön kribbelig!“ grinste er vielsagend. Yugi wurde hochrot im Gesicht. „Unsinn!“ Der Junge sah sich nach Atemu um, doch dieser war nirgends im Umkreis zu sehen. Er seufzte. Schade eigentlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)