Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 26: Lonley night ------------------------ 26. Robin Lonley night Nanu, was ist das denn? Und wie kommt das hierher? Müde taste ich nach dem Gegenstand der mir eben vom Bauch gerutscht ist, als ich mich auf die Seite gedreht habe und identifiziere ihn gleich als ein Stück Papier. Verschlafen blinzle ich mit den Augen, aber außer dem blauen Flimmern des Fernsehers das den dunklen Raum erfüllt, erkenne ich nicht wirklich viel. Wie spät es wohl ist? Bestimmt bereits weit nach Mitternacht, sonst wäre es nicht schon so dunkel, schließlich haben wir Sommer. Kraftlos lasse ich den Zettel in meiner Hand zu Boden gleiten, denn egal was darauf stehen mag, es hat Zeit bis morgen. Das hätte ich mir allerdings früher überlegen sollen, bevor ich mich mit Dad’s Geschäftspost auf meinem neuen Sofa niedergelassen habe, nur um wenig später darüber einzuschlafen. Was soll’s, jetzt lässt sich das eh nicht mehr ändern und ich muss mich morgen um die Bearbeitung der Briefe kümmern. Wenn mein Vater nicht so geizig wäre, würde er sich für ein paar Stunden in der Woche eine weitere Sekretärin einstellen, aber das könnte ja Geld kosten. Noch ein wenig benommen von meinem kleinen Nickerchen setze ich mich auf, fahre mir mit der Hand über die Augen, ehe ich einen zweiten Anlauf starte etwas erkennen zu wollen. Wie kleine Lämpchen schalten sich nacheinander meine Sinne ein, was ich allerdings fast schon wieder als unangenehm empfinde, dröhnt mir doch nun merkwürdige Karibikmusik aus dem Fernseher entgegen. Anscheinend ist die politische Diskussion über den Klimawandel bereits zu Ende und ich habe das wichtigste verschlafen. Typisch. Ein weiterer genauer Blick auf den Bildschirm, die leichtbekleideten Mädchen und die Männer mit den hässlichen Gesichtern, verrät mir unweigerlich, dass es sich bei diesem Streifen unweigerlich nur um einen dieser billigen Sexfilmchen handeln kann, die nachts die Fernsehwelt überfluten. Genervt taste ich nach der Fernbedienung, die ich schließlich zwischen den Kissen finde, um endlich diesen Schwachsinn abzuschalten. Ich frage mich, ob es auf dieser Welt einen halbwegs intelligenten Menschen gibt, der sich solch einen Film ansehen kann, ohne dabei seinen letzten Funken Verstand zu verlieren. Ich wage es stark zu bezweifeln. Von Müdigkeit getrieben verlasse ich mein Wohnzimmer, tapse nahezu blind durch das ungewohnte Territorium, schalte auch kein Licht an, bis ich im ersten Stock glaube mein Schlafzimmer gefunden zu haben, aber erst gänzlich davon überzeugt bin, als ich unter meiner Bettdecke liege. Zum Glück hatte ich mir die Zähne direkt nach dem Abendessen geputzt, denn dazu wäre ich im Moment nicht mehr in der Lage. Der Umzug in das neue Haus, die Vorträge, die ich an der U.C. halten muss, das alles war in letzter Zeit doch etwas viel für mich, besonders da mein Vater es als seine Passion anzusehen scheint mich dazu zu nötigen, für ihn die Buchführung zu erledigen. Wo bleibe dabei bitte ich? Was ist mit meinen Hobbys? Welche Hobbys eigentlich? Gut, ich lese sehr gerne und auch viel, aber manchmal wünsche ich mir doch, ich hätte wieder etwas Zeit zum Malen. Nur ein kleines Bild mit Tusche oder Kreide, nichts Besonderes. Doch, für mich ist es etwas Besonderes, nicht weil ich mich für talentiert halte, sondern weil es etwas besonderes ist Zeit dafür zu haben. Keine Verpflichtungen, kein Zeitdruck, nur die Kunst und ich allein auf weiter Flur. Na ja, Ryo dürfte auch dabei sein. Er könnte mir Model stehen, auch wenn ich mich bis jetzt mehr auf Stillleben konzentriert habe. Aber er muss dabei ja auch gar nichts sagen… Vergnügt grinse ich in die Dunkelheit, erfüllt mich dieser Gedanke doch einfach mit Zufriedenheit. Überhaupt fühle ich mich sehr wohl in Ryo’s Gegenwart, denn er vermittelt mir stets das Gefühl etwas Wertvolles zu sein. Ich wage mir auch einzubilden, dass wir uns wirklich sympathisch sind, er mir nicht nur nett zulächelt, weil es sein Job ist. Ob er wirklich für mich Model stehen würde? Ein wenig dabei mit mir flirten würde? Sein Hemd ausziehen? Ich ziehe die Decke höher, bis zur Nasenspitze, als müsste ich mich für mein Grinsen schämen. Vielleicht sollte ich das sogar, immerhin ist er jünger als ich und im Grunde sind wir uns fremd. Aber dennoch genießt er meine Sympathie. Allein der Geruch seines Parfums lässt mich die Sorgen eines Tages vergessen, schenkt mir eine wohlige Wärme, eine Art von Glück. Ja, ich bin wirklich glücklich in seiner Gegenwart und wen wundert es da, dass ich mir wünsche, er würde nur einmal für mich Model stehen. Sein Gesicht ist so markant, seine Hände elektrisierend. Ob ein von mir gezeichnetes Bild das überhaupt einfangen könnte? Dieses besondere an ihm? Dürer hätte das sicher gekonnt, Da Vinci, die wahren Virtuosen, doch sicherlich kein Dilettant wie ich. Und, da bin ich ehrlich, ein Bild von Ryo würde mir auf Dauer auch nicht genügen, denn es lächelt nicht zurück, es neckt mich nicht und es versetzt mich nicht in diesen wundervollen rauschähnlichen Zustand, den nur ein echter Ryo hervorrufen kann. Wenn wir reden, wenn wir lachen und er mich zu einer kleinen Dummheit verführt. Das soll er wieder tun. Wieder und immer wieder, nur mit mir. Fest wickle ich die dünne Decke um mich, stelle mir dabei vor es wäre er, wie er mich umarmt, ganz fest, verspricht bei mir zu bleiben. Wäre er doch nur hier…. Sehnsucht steigt in mir auf, erzeugt einen unangenehmen Druck in meinem Hals und ein Brennen in meinen Augen. Er soll hier sein, bei mir, bei mir ganz allein! Doch er ist Callboy, ein Third dazu, folglich wird es nie passieren, dass wir das Bett miteinander teilen. Und wenn ich ehrlich bin, so will ich auch keinen Mann bei mir und in mir wissen, der jede Nacht bei einer anderen verbringt, sie betört und ihr eine heile Welt vorgaukelt. Kann er nicht damit aufhören? Genügt ihm nicht eine Frau, auch wenn nur ich diese wäre? Wir könnten so viel zusammen erleben, entdecken…uns entdecken. Seine traurige Seite…seinen Körper…seine Leidenschaft…seine Macht…über mich…. Ob er diesen Wunsch ebenfalls hegt? Wenigstens ab und zu ein bisschen? Oder bin ich nicht sein Typ, nicht attraktiv genug? Immerhin ist er jünger als ich, ganze fünf Jahre. Bin ich nicht mehr begehrenswert? Wecke ich keine Fantasien mehr bei einem Mann? Einem Mann wie ihm? Ich würde es gern. Er soll nicht bloß meine Gedanken beherrschen, sondern ich auch seine. Kennt er dieses Gefühl überhaupt verrückt nach jemandem zu sein? Wie albern von mir so zu denken, denn bestimmt kennt er das. Ich habe es in seinen Augen gesehen als, er mir von Diego’s Mutter erzählte. Für einen winzigen Augenblick war er nicht cool und selbstbeherrscht, man konnte deutlich Schmerz in seinen sonst so klaren Augen erkennen. Ein tiefer Schmerz. Aber wie kann er dann diesen Job ausüben, sich verkaufen, wenn es doch in seinem Leben einst eine Frau gab, die er geliebt hat? Wieso? Und wieso beschäftigt mich das? Im Grunde wäre es besser für mich, ich würde Abstand nehmen und nur die Vorteile aus unseren Treffen ziehen, so wie es sein sollte. Doch ich bin kein berechnender Mensch, kann nicht so einfach eine klare Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß ziehen, schließlich gibt es ja auch noch ganz viele Grautöne dazwischen und die gehören nun mal dazu; zumindest für mich. Deswegen mag ich auch diese billigen Filmchen nachts im Fernsehen nicht, weil das Leben eben nicht nur daraus besteht miteinander irgendwelchen Trieben zu folgen, sondern auch füreinander da zu sein, sich zu streiten, zu versöhnen. Weniger würde ich auch nicht haben wollen. Aber leider sind das alles Dinge, die mir Ryo nicht geben wird. Doch genau diese Tatsache treibt mir fast die Tränen in die Augen. Ich möchte bei ihm sein, ihn spüren, schmecken, lieben, aber auch mit ihm streiten, diskutieren und wieder mit ihm versöhnen, eben alle Grautöne mit ihm erleben. Doch was hindert uns? Sein Job? Die Verpflichtung gegenüber seinem Sohn? Dass er mich nicht liebt? Das Grinsen ist längst aus meinem Gesicht verschwunden und anstatt wie eine erwachsene Frau den Tatsachen ins Auge zu sehen, kämpfe ich gegen aufsteigende Tränen. Ich habe schon so lange nicht mehr geweint und ich möchte es auch jetzt nicht tun müssen. Rational gesehen gibt es dafür auch keinen Grund, nur wer erklärt das meinem Herz? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)