Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 10: Ich will so sein wie du ----------------------------------- So, damit mir nicht wieder irgendwelche Klagen kommen, Entzugserscheinungen auftreten o.ä. spielt in diesem Kap auch wieder der kleine Diego mit.^^ @Miss_Puma: Keine Sorge, du kommst noch zu deinen Kaps, versprochen! @Silja: Ich hoffe, die Diegoportion ist groß genug *g* Viel Spaß beim Lesen! LG Eure Stoechbiene 10. Zorro Ich will so sein wie du Heute ist einfach geiles Wetter! Man merkt langsam, dass Frühling ist und das muss man ausnutzen. Nicht dass es im sonnigen L.A. jemals wirklich kalt wird, aber ich mag es nun mal, wenn es draußen richtig heiß ist. Ich schlendere die Straßen entlang, kenne den Weg schon im Schlaf. Vorbei an der Videothek, dem Feinkostladen, einem kleinen Brunnen, dem Gemüsehändler, einfachen Häusern, diversen Reklametafeln. Bunt gemischt. An meinem Ziel angekommen halte ich kurz inne, atme leise tief ein und betrete schließlich das Gebäude. Die Wände sind farbig bemalt, zeigen das Tier für die jeweilige Kindergartengruppe. Zuerst kommen die Mäuse, dann die Schäfchen, die Bärchen und zuletzt die Häschen. Mein Blick gleitet über die Garderobe und ich erkenne an den fehlenden Jacken, dass bereits ein paar der Kinder von ihren Eltern oder Kindermädchen abgeholt wurden. Je weniger ich von diesen Leuten begegnen muss, um so besser. So wie diese Menschen mich meiden, so meide ich sie. Für mich gibt es wichtigeres als darüber nachzudenken, ob mich irgend ein feiner Pinkel leiden kann oder nicht. Ich werfe einen Blick durch die Tür der Häschengruppe und erblicke sofort meinen Sohn, der zusammen mit seiner besten Freundin Leonie vor einem der Fenster auf dem Boden sitzt. Die beiden scheinen in ein Gespräch vertieft zu sein, wobei ich mich frage, was Kinder in ihrem Alter wohl wichtiges zu bereden haben. Warum ist Playmobil besser als Lego? Ich pfeife leise durch die Zähne, ein Geräusch, das Diego sofort erkennt. Flink kommen die beiden Kinder auf mich zugeeilt und plappern beide gleichzeitig drauf los, dass ich Mühe habe zu folgen. Leonie’s Vater arbeitet als Hafenarbeiter in den Docks und ist hier in etwa genauso wenig beliebt wie ich. Zwar wird immer behauptet Schwarze hätten es genauso einfach wie Weiße, aber dem ist noch heute nicht so. „Holt eure Jacken, damit wir gehen können.“ „Es ist aber heiß.“ Wirft Leonie ein und ich nicke. „Das stimmt, aber mitnehmen müssen wir sie trotzdem.“ Die beiden Flöhe holen ihre Sachen, Diego die Jacken und Leonie ihre kleinen Taschen. Die Zwei sind schon drollig. Aber lange währt meine Freude nicht, spüre ich doch wieder diesen stechenden Blick auf mir, oder eher auf meinem Hintern. Ich brauche mich nicht umzudrehen um zu wissen, wer mich derart ansieht. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Miss Shepard, Diego’s Kindergärtnerin. Sie ist noch immer sauer auf mich, weil ich sie habe abblitzen lassen und das sieht sie als Grund genug Diego zu schikanieren. Leider bin ich dagegen ziemlich machtlos, denn wer glaubt schon einem Callboy mehr als einer Kindergärtnerin? Deshalb ignoriere ich sie meistens, bevor sie wieder ein paar ihrer anzüglichen Bemerkungen fallen lassen kann. Diese blöde Ziege! Sie kapiert einfach nicht, dass ich den Sunnyboy bloß spiele, aber in Wirklichkeit ein anderer bin. Es ist für mich kein Spaß zu Flirten oder jeder Frau hinterher zu sehen, so wie man es sich gern über mich erzählt. Aber diese Tatsache ist für die wenigsten wohl nachvollziehbar. Es gibt sogar Tage, da erschrecke ich vor mir selbst wenn ich mich im Spiegel sehe. Ein Fremder blickt mir dabei stets entgegen, aufgetakelt wie ein Pfau, der nichts weiter als irgendwelche Weiber im Kopf hat. Leonie und Diego eilen voraus, während ich ihnen hinterhergehe, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist wieder Zahltag im Hafen und da dort jeder Arbeiter sein Geld bar bekommt, kann sich die Prozedur schon ein bisschen in die Länge ziehen. An diesen Tagen hole ich Leonie mit vom Kindergarten ab und wir treffen ihren Vater dann meist später im nahegelegenen Park. Auch heute sind wir wieder auf dem Weg dorthin, aber natürlich nicht ohne vorher einen neugierigen Blick in Diego’s Lieblingsschaufenster zu werfen. Es gehört zu einer Galerie und dort hängt ein Gemälde eines kleinen Piratenschiffes im Sonnenuntergang. Mein Sohn liebt dieses Bild und immer wenn wir dort vorbeigehen muss er nachsehen, ob es noch an seinem Platz ist. Der Park ist nicht sehr groß, aber gerade deshalb nicht so stark besucht, was ich sehr an ihm schätze. Es gibt eh viel zu wenig ruhige Plätze in einer Stadt wie dieser. Ich lasse mich auf eine der Bänke fallen und sehe den Kindern beim Spielen zu. Schaukeln, Rutschen, Wippen. Wie gerne wäre ich auch so unbeschwert, wenigstens an einem Tag in meinem Leben. Aber permanent sitzt mir die Angst im Nacken, die Angst vor meiner eigenen Hilflosigkeit. „Wir haben Hunger!“ Unweigerlich muss ich grinsen, hab ich mir doch so etwas beinahe schon gedacht. Ich krame aus meinem schwarzen Rucksack belegte Brote, zwei Äpfel und ein paar Kekse hervor sowie eine Thermoskanne mit kaltem Tee. Die Beiden spachteln auch gleich los, während ich die Äpfel mit meinem Taschenmesser in gleichmäßige Schnitze schneide. „Hallo!“ Alle Blicke richten sich auf die Person, die offensichtlich nach uns gerufen hat. „Dad!“ Leonie springt auf und rennt ihrem Vater entgegen. Steve ist ein paar Jahre älter als ich und lebt von seiner Frau getrennt, die sich lieber ihrer Drogensucht hingibt als ihrer Familie. Er hat es auch alles andere als leicht. Wir begrüßen uns wie sooft per Handschlag, vielleicht wie es gute Kumpels tun. „Du bist früh dran.“ „Erstaunlich, wenn man bedenkt wie lange sich die Lohnauszahlung hinziehen kann, aber heute konnten wir pünktlich Feierabend machen. Ich wünschte, ich hätte einen besseren Job, dass ich Leonie selbst hätte abholen können, so wie andere Väter.“ Seufzend setzt er sich zu uns und nimmt sich eines der Brote. „Wer wünscht sich das nicht?“ entgegne ich ihm schließlich und nehme mir selbst ein Apfelstück. „Na du kannst dich doch nicht beschweren. Ständig läufst du in den schicksten Klamotten rum, alle Frauen drehen sich nach dir um und du hast keine Rückenschmerzen, weil du schwer heben musst.“ „Auf diese Sorte Frau kann ich gerne verzichten, die sich nach mir umdreht. Außerdem stell dir das mal nicht so glamourös vor, schließlich sind die Frauen nicht immer jung und hübsch. Siehst du meine neue Sonnenbrille? Die hat mir eine alte Dame im Rentenalter geschenkt und das nicht, weil ihr meine Augen gefallen. Außerdem bist du ein freier Mensch, vergiss das nicht.“ „Aber was ist das für ein Leben, den ganzen Tag über im Dreck zu wühlen für ein paar lausige Kröten?“ „Das gleiche, wie am moralischen Morast zu ersticken und so zu tun als hätte man Spaß daran.“ „Vielleicht hast du recht, aber wenigstens für einen Tag würde ich gerne mal mit dir tauschen. Als einfacher Arbeiter lernt man doch keine anständige Frau kennen.“ „Als anständig würde ich meine Bekanntschaften ebenfalls nicht bezeichnen, denn früher oder später wollen sie doch nur mit mir ins Bett.“ „Immerhin.“ Ich schüttle nur den Kopf und wende meine Hauptaufmerksamkeit wieder den beiden Kindern zu. Inzwischen scheint ihnen der Sandkasten zu langweilig geworden zu sein und auch die Rutsche hat ihren Reiz verloren. Im Gegensatz zu dem Springbrunnen! Ich ahne ja schon, wer gleich wieder pudelnass sein wird. Es gibt zwei Dinge, mit denen kann man Diego einfach nicht allein lassen: Malfarben und Wasser! Ich stehe folglich von meinem Platz auf und laufe in großen Schritten zu den beiden Wasserratten. Aber zu spät, sein T-Shirt ist bereits von Wasserflecken übersät und wenn mich meine Augen nicht im Stich gelassen haben, steht er sogar mit den Füßen im kühlen Nass. Dieser kleine Wasserfloh! Bevor er sich allerdings dazu entschließen kann auch noch ein paar Schwimmübungen zum besten zu geben, packe ich ihn an den Armen und hebe ihn hoch. „Aber Papa!“ „Man geht nicht in einem Brunnen schwimmen.“ „Wieso?“ „Weil ein Brunnen kein Planschbecken ist.“ Ich stelle ihn mit den Füßen auf die Parkbank und ziehe ihm sein Shirt aus, bevor er sich erkältet. Hose, Schuhe und Socken müssen auch dran glauben, hat der Bengel doch tatsächlich seine ganzen Klamotten durchnässt. Ein enttäuschender Blick in meinen Rucksack erinnert mich daran, dass ich für ihn ja gar keine Sachen zum Wechseln dabei habe, nicht mal ein T-Shirt wie sonst immer. Also bekommt er mein Hemd, was ihn auch augenblicklich wieder fröhlicher stimmt. Zwar sieht es jetzt aus als würde er ein Nachthemd tragen, aber bei einem kleinen Jungen ist das nicht weiter schlimm. Ich packe die inzwischen leere Thermoskanne wieder ein und ziehe den Rucksack auf. „Wir sehen uns, Steve.“ „Ja, spätestens beim Elternsprechtag im Kindergarten.“ „Erinnere mich nicht daran!“ Ich setze Diego auf meine Schultern, schließlich kann er ohne Schuhe wohl kaum über den dreckigen Asphalt laufen. „Tschüss, Leonie!“ ruft er noch, bevor wir uns auf den Nachhauseweg begeben. Zu Fuß dauert es etwa dreißig Minuten bis wir daheim ankommen, aber der Bus ist auch nicht viel schneller. Unterwegs fallen wir natürlich auf und nicht selten kommt es vor, dass die ein oder andere Frau mir zuzwinkert oder sogar eine kleine Bemerkung fallen lässt. „Du Papa, warum hat die Frau eben so gegrinst?“ „Na weil du heute so chic aussiehst.“ „Ja, cool!“ Bienchens kleine Cocktailrunde Spring in the air Muddy Puddle 2cl Gin Saft von ½ Zitrone 2cl Limettensirup Saft von ½ Orange 1cl grüner Chartreuse fein gestoßenes Eis 1 Limettenschalenstück Cola 1 Orangenscheibe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)