Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 39: Gedankensprünge --------------------------- 39 Robin Gedankensprünge „Ich frage mich wie Alvida darauf reagiert hat, als sie herausgefunden hat, dass ihre neuste Errungenschaft beschädigt ist. Die Narbe auf Ryo's Oberkörper lässt sich schließlich kaum vertuschen. Und welche Frau bezahlt schon so viel Geld für eine Nacht mit einem Mann der aussieht, als wäre er ein Opfer von Organdieben geworden. Stört es dich eigentlich nicht, dass er so entstellt ist?“ Wie immer nimmt Nami kein Blatt vor den Mund, selbst hier beim Friseur nicht. Zwar wird uns in der kleinen Warteecke niemand hören, aber sie könnte dennoch etwas leiser sprechen. „Wieso entstellt?“, antworte ich bewusst etwas leiser. „Ich finde nicht, dass er dadurch von seiner Attraktivität einbüßt. Im Gegenteil, es macht ihn interessant. Seine Narbe scheint von einem Schwerthieb herzurühren. Wer aber auch immer ihn ärztlich versorgt hat, muss ein Stümper gewesen sein.“ „Sprach die Wissenschaftlerin“, schiebt Nami dazwischen und unterbricht damit meinen Gedankengang bezüglich Ryo's Körper. Schade eigentlich. „Jedenfalls sollten wir versuchen herauszufinden, was Ryo Alvida wirklich wert ist. Seine Schulden sind eine Sache, aber sein Marktwert eine andere. Viele Thirds hat die Agentur nicht und von diesen ist er ihr Vorzeigemann. Ich habe mich mal etwas genauer auf diversen Plattformen umgeschaut und bin dabei mehr als einmal über ein Bild von ihm gestolpert.“ „Was für Bilder?“ Nun bin ich doch etwas neugierig. Bedeutungsschwanger beugt sich Nami in meine Richtung und scheint endlich eingesehen zu haben, dass sie etwas ihre Stimme dämpfen sollte. „Die Frauen mit denen er sich trifft posten meistens ein Selfie von sich und ihm auf einer Bewertungsplattform und kommentieren das Treffen. Wobei man sagen kann, dass diese Bewertungen fast ausschließlich positiv sind und besonders sein Hintern sich allgemeiner Beliebtheit erfreut. Negativ wird erwähnt, dass er sich partout nicht auf mehr einlässt.“ Erleichterung befällt mich, auch wenn ich grundsätzlich Bewertungen im Internet kritisch sehe. Wer weiß, wie viele davon echt sind oder fingiert. „Na so häufig kommt das sicherlich nicht vor“, versuche ich zusätzlich mich selbst zu beruhigen. Einen Ryo, der von heißhungrigen Frauen umringt ist, ist nicht gerade ein Bild, das ich mir gerne vorstelle. „Da täuschst du dich leider. Aber zu deiner Beruhigung kann ich sagen, dass der Grund dafür sicherlich darin liegt, dass einige seiner Kundinnen erst einmal testen wollen, ob ein Treffen mit einem Callboy überhaupt für sie in Frage kommt und wenn sie dann von Ryo überzeugt sind, denken sie, dass sie ohne weiteres quasi ein Upgrade buchen können. Bei einigen geht das wahrscheinlich, nur bei ihm eben nicht. Klar, dass dann manche der Frauen enttäuscht sind und ihn dafür negativ bewerten. Aber so ist das nun mal.“ Nami steckt ihr Smartphone zurück in ihre Handtasche und greift nach ihrem Cappuccino. Sie wirkt nachdenklich. „Was beschäftigt dich?“, frage ich sie deshalb direkt. „Na ja.“ Sie überlegt einen Moment, der mir für ihre Verhältnisse fast schon zu lange dauert. Normalerweise gehört sie eher zu den Menschen, die laut und schnell denken. „Es sind einige Fragen zu klären und ich muss gestehen, ich fühle mich ein wenig überfordert. Wir reden hier schließlich nicht über ein paar neue Schuhe, sondern über einen Menschen, wenn nicht sogar zwei.“ Sie schenkt mir einen vielsagenden Blick und ich nicke. Anscheinend möchte sie hier im Salon doch nicht zu deutlich werden. „Um den Kleinen mache ich mir auch am meisten Sorgen. Im Kindergarten wird er schlecht behandelt, weil er durch den Job seines Vaters gehänselt und ausgegrenzt wird. Und selbst wenn Ryo und er unbeschadet aus der Angelegenheit herauskommen sollten, heißt das nicht, dass Diego mich akzeptieren wird. Er ist noch klein, aber doch alt genug sich eine eigene Meinung zu bilden.“ Ich möchte gar nicht daran denken was passieren würde, sollte Diego mich nicht mögen. Er ist Ryo’s Sohn und ich wünsche mir, dass wir uns gut verstehen werden. „Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht. Also noch ein Punkt mehr, den es zu beachten gilt. Wobei man auch sagen muss, dass es bis dorthin noch ein weiter Weg ist.“ Nami stellt ihre Tasse zurück auf den Tisch und mustert mich eindringlich. Offensichtlich hat auch sie sich vergangene Nacht noch viele Gedanken gemacht. „Wie weit bist du bereit zu gehen für Ryo? Es wartet mehr als ein Problem darauf gelöst zu werden, das wird nicht einfach.“ „Wie meinst du das?“ Hat sie aus irgendeinem Grund Zweifel? „Na ja, wie soll ich sagen. Vielleicht…das Finanzielle scheint nicht das größte Problem zu sein?“ „Ja, da gebe ich dir Recht. Und es sind ein paar Umstände aufgetreten, mit denen ich nicht gerechnet habe. Aber ich werde mich langsam vorarbeiten. Zwar wünsche ich mir lieber heute als morgen, dass die beiden frei sind, aber ich möchte auch nichts falsch tun.“ Es fällt mir schwer nicht direkt handeln zu können. Es könnte doch so einfach sein: Alvida bekommt ihr Geld und lässt im Gegenzug Ryo und Diego ziehen. „Von welchen Umständen sprichst du denn?“ „Der Peilsender zum Beispiel“, sage ich schnell, denn dass ich heute Nacht beim Durchforsten meines Laptops noch über ein weiteres Detail gestolpert bin, möchte ich vorerst noch für mich behalten. Es geht nicht darum Nami etwas zu verheimlichen, sondern eher darum, dass ich selbst absolute Gewissheit brauche, bevor ich falsche Verdächtigungen äußere. Außerdem muss ich mir über die Konsequenzen im Klaren werden. „Das Problem wird nicht sein einen Arzt zu finden der das Stück entfernen kann, sondern einen, der keine Fragen stellt. Es gehört bestimmt nicht zum täglichen Geschäft eines Chirurgen Wanzen aus Körperteilen zu entfernen.“ Müde reibe ich mir über die Augen. Ich sehe schon, Nami geht ganz anders an die Angelegenheit heran als ich. Das ist auch gut so, nicht dass ich etwas wichtiges übersehe. „Und die Schwerter? Ich meine, wie kommt es, dass sie in deiner Galerie ausgestellt wurden?“, hakt Nami weiter nach. „Damals war es ja noch Dad’s Galerie. Ich werde ihn fragen, ob er sich an den Abend erinnert. Doch ganz ehrlich, geklaute Kunstgegenstände wiederzufinden ist nicht gerade ein Pappenstil. Ich möchte nicht wissen wie viele verschwundene Kostbarkeiten unter der Hand den Besitzer wechseln und nie wieder in der Öffentlichkeit auftauchen. Deshalb mache ich mir ehrlich gesagt nicht allzu große Hoffnungen, dass Ryo sie wiederbekommt.“ Traurig, aber vorerst auch nicht unser größtes Problem. „Schönen guten Tag, meine Damen. Dürfte ich sie wohl zu ihren Plätzen begleiten?“ Die hochgewachsene Silhouette von Pola taucht vor uns auf und beendet damit unsere kleine Diskussion. Jetzt steht Verwöhnen ganz oben auf der Tagesordnung, danach arbeite ich mich langsam vorwärts. Leider nicht ganz so entspannt wie ich gerne wäre, lasse ich mich auf dem mir zugewiesenen Platz nieder, Nami direkt neben mir. Ich kann gar nicht oft genug wiederholen wie froh ich bin, sie an meiner Seite zu wissen. „Könntest du dir vorstellen, dass der Hosenmatz mich auch mögen könnte?“ Irritiert blicke ich zu meiner Freundin und nicke. „Ja…bestimmt. Wieso fragst du?“ Seit wann mag sie kleine Kinder? „Nun...“ Sie blickt sich kurz um, ob uns auch niemand hören kann und meint mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Du und Ryo werdet doch sicherlich auch ein wenig Zeit allein verbringen wollen und solange muss ja jemand auf den Zwerg aufpassen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)