Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen von J-chan82 ================================================================================ Kapitel 26: Wendepunkte ----------------------- A/N: Huhu! Könnt ihr glauben, dass das letzte Buch schon seit zwei Wochen auf dem Markt ist? Ich nicht so wirklich… Fällt mir immer noch sehr schwer zu glauben, dass es alles vorbei ist… *heul* Und dann konnte ich es noch nicht einmal ein zweites Mal lesen, weil ich danach mit einer blöden Hausarbeit für Dänisch anfangen musste, wo ich immer noch bei sitze. Hasse das… Wenn sich so etwas doch bloß so leicht schreiben ließe wie eine FF… *grump* Naja, auf jeden Fall habt ihr hier jetzt das nächste Kapitel… Harrys Eltern wissen jetzt endlich Bescheid, aber ob jetzt wirklich alles gut wird… Müsst ihr schon selber sehen… Hab zumindest noch ein bisschen was auf Lager, was diese FF angeht. *gg* Aber, ich habe auch eine schlechte Nachricht für euch… ich fahre nämlich übernächsten Mittwoch für drei Wochen in Urlaub (Fahrradtour mit meiner besten Freundin, einmal von Konstanz nach Koblenz am Rhein entlang), und ich werde wohl erst danach wieder updaten können. Ihr müsst also leider einen ganzen Monat auf neue Kapitel verzichten… Ich hoffe, das ist okay für euch… Ach ja (ein bisschen Schleichwerbung mach), ich hab da noch so einen One-Shot hochgeladen, der allerdings nichts mit dieser FF zu tun hat. Und zwar sollen wir letztes Semester an der Uni für unseren Weblog etwas über den „Freien Willen“ schreiben und ich war da halt mal etwas kreativer. Würde mich freuen, wenn ihr da mal einen Blick reinwerfen könntet. Danke! :) So, aber jetzt erst mal zu diesem hier… Ist auch mal wieder ein schön langes! Kapitel 26: Wendepunkte Es war gerade nach Sonnenaufgang am folgenden Morgen, als Harry endlich auf seinem Weg zurück zum Gemeinschaftsraum der Zeitreisenden war, vollkommen erschöpft. Er hatte in der Nacht kaum, oder um ganz ehrlich zu sein, gar nicht geschlafen, obwohl der Raum der Wünsche ihn und seine Eltern mit Betten versorgt hatte, als sie müde geworden waren. Aber es war verständlich. Harry und seine Eltern hatten bis fast fünf Uhr in der früh geredet, als plötzlich das erste Bett direkt neben seiner Mutter erschienen war und sie beschlossen hatten, dass es besser wäre, wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt das Gespräch fortsetzten. Sie hatten sowieso schon über die wichtigsten Dinge gesprochen. Harrys Leben bei den Dursleys – was Harry so gut wie möglich versucht hatte abzumildern, für seine Mutter – seine sieben Jahre in Hogwarts, mit allem Erwähnenswerten, was dort geschehen war, und dann später seine Arbeit als Auror. Mit den Fragen seiner Eltern war es kein Wunder, dass es so lange gedauert hatte. Dann, nachdem sie für zumindest ein paar Stunden zu Bett gegangen waren, hatte Harry hellwach in seinem Bett gelegen, und egal wie er sich drehte und wendete, er hatte es nicht geschafft, einzuschlafen. Deshalb hatte er einfach aufgegeben und sein Schicksal einer weiteren schlaflosen Nacht akzeptiert, und an die Decke des Raums der Wünsche gestarrt, welche sich, auf seinen Wunsch hin, in eine Kopie der Decke der Großen Halle verwandelt hatte. Erst als die ersten Sonnenstrahlen in den Raum fielen, war Harry seufzend aufgestanden, bereit seinen Eltern eine Nachricht zu hinterlassen, doch das war nicht notwendig gewesen. Offensichtlich hatten James und Lily ähnliche Probleme gehabt wie Harry und hatten das erste Licht als Entschuldigung genutzt aufzustehen. Sie hatten auf ihrem Weg zur Eingangshalle, wo Harry sich von ihnen verabschieden wollte, nicht viele Worte gewechselt. Harry warf ihnen nichts vor. Sie hatten etwas Zeit gehabt, über alles nachzudenken, und es war nur logisch, dass sie nun noch etwas mehr Zeit brauchten, um alles noch einmal genau zu durchdenken, bevor sie wieder darüber sprechen konnten. Doch sie gingen mit dem Versprechen, dass sie sich am folgenden Abend, am Heiligabend, im Fuchsbau wiedersehen würden. „Der Zukunfts Vergangenheit“, murmelte Harry und das Portrait öffnete sich. Er stapfte hinein, und wollte nur in sein eigenes Zimmer verschwinden und zumindest versuchen etwas Schlaf zu bekommen, doch wieder wurde ihm der Schlaf verweigert. Ron und Hermine saßen im Gemeinschaftsraum und warteten offensichtlich auf ihn, den erwartenden Ausdrücken auf ihren Gesichtern und der Tatsache, dass sie von ihren Plätzen aufsprangen, als sie bemerkten, dass er da war, nach zu urteilen. Müde und mit dunklen Ringen unter ihren Augen warteten sie darauf, dass er den ersten Schritt machte. Anscheinend hatten sie nur genauso viel Schlaf bekommen wie er. Schließlich, nach nur wenigen Sekunden, konnte Hermine sich nicht länger beherrschen. Sie rannte auf ihn zu und warf ihre Arme um seinen Hals, um ihn einen langen Augenblick lang fest zu umarmen. „Wie lief es?“, fragte sie sanft, als sie ihn wieder losließ. Als er mit einer Hand durch sein wildes Haar fuhr, seufzte Harry, doch es war ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, was seine Freunde offensichtlich etwas beruhigte. „Besser als erwartet. Ich habe ihnen alles erzählt.“ „Alles?“, fragte Hermine. Harry nickte bloß. „Wirklich alles. Und sie haben es ziemlich gut aufgenommen… Aber”, sagte er plötzlich, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit von sich abzuwenden, “was ist mit deinen Eltern, Ron?” Ron zuckte mit den Schultern. „Genauso wie deine, nehm ich an. Nur Mum war etwas emotional, nun, etwas mehr als sonst, aber du kennst sie ja.“ „Das ist gut.” Harry stieß einen erleichterten Seufzer aus. Irgendwie war es noch immer surreal sich vorzustellen, dass ihre Eltern endlich Bescheid wussten. Es waren fast fünf Monate vergangen, seit der Zauber sie in diese Zeit gebracht hatte, fünf Monate, in denen sie Geheimnisse wahren mussten, und das war nun endlich vorbei. Er schaute Ron und Hermine an, und, zum ersten Mal in Wochen, vielleicht sogar Monaten, erlaubte er ein wirklich glückliches Lächeln auf seinem Gesicht. Sein Lächeln erwidernd trat Ron auf ihn zu und legte seinen Arm um die Schulter seines Freundes und zog ihn zur Couch herüber. „Komm schon, Kumpel… Setz ich hin. Du hattest eine lange und harte Nacht.“ „Genauso wie ihr“, entgegnete Harry, als sie sich setzten, er und Ron auf der Couch und Hermine in dem Sessel gegenüber von ihnen. „Ihr musstet nicht nur mit deinen Eltern reden, sondern ich hab euch zu allem Überfluss auch noch alleine gelassen, um alles mit Dumbledore zu besprechen. Er musste wütend gewesen sein, dass ich einfach gegangen bin. Es war ziemlich unhöflich.“ „Nicht wirklich“, begann Hermine, doch aufgrund des scharfen Blicks, den Ron ihr zuwarf, grinste sie verlegen. „In Ordnung, er war ein bisschen wütend. Aber… Ich glaube er verstand deine Gründe, obwohl er lieber gewollt hätte, dass du bleibst und seinen weiteren Erklärungen zuhörst.“ Harry grinste sie schelmisch an; der Verlust der extra Last, die er seit ihrer Ankunft mit sich herumgeschleppt hatte, verbesserte deutlich seine Laune. „Nun, dafür habe ich dich doch, oder ’Mine? Es ist genauso wie in alten Zeiten in der Schule.“ Ron lachte Laut und klopfte seinem besten Freund auf den Rücken, während Hermine einfach zurückgrinste. „Ich verstehe… Und jetzt willst du meine Notizen sehen? Oder möchtest du, dass ich deine Hausaufgaben mache?“ „Die Notizen sollten genügen“, antwortete der dunkelhaarige junge Mann mit einem einfachen Schulterzucken. „Oder du könntest mir einfach erzählen, was Dumbledore gesagt hat.“ Harry genoss diese einfache Neckerei mit seinen Freunden wirklich. Es war fast wie in alten Zeiten. „In Ordnung“, sagte Hermine, die sich sofort gerade hinsetzte und, wie Harry und Ron es genannt hatten, nachdem Hermine die Stelle als Verwandlungslehrerin in Hogwarts in ihrer Zeit angenommen hatte, in ihren Lehrer-Modus überging. „Was Dumbledore uns erzählt hat, ist wirklich faszinierend. Dieses Konzept von Zeitreisen, das Lewthwaite und Voldemort benutzt haben, ist so einfach und gleichzeitig so kompliziert. Die Komplexität der Magie, die beschworen wird, ist enorm, aber wie es gemacht wird—“ „Hermine“, unterbrach Ron sie sanft mit einem übertriebenen Stöhnen und einem Grinsen auf seinem Gesicht. Harry bemerkte, dass er ebenfalls grinste. Das war wirklich Hermine, wie sie leibt und lebt. „So faszinierend das auch ist, könntest du es bitte auf die wichtigsten Fakten begrenzen?“ Die junge Frau schnaubte, als sie ihre Augen verdrehte, und murmelte etwas, das verdächtig nach ‚Jungs’ klang, bevor sie sie gezielt anschaute. „Ich glaube, das wichtigste ist, dass es uns möglich ist, nach Hause zurückzukehren, aber ich nehme an, Harry wusste das bereits. Es ist der ‚wie kommen wir nach Hause’-Teil, der ein bisschen genauer erklärt werden muss. Eigentlich ist es, wie ich schon gesagt habe, ziemlich einfach. Was wir brauchen sind ein Zauberspruch, einen Zaubertrank und ein Gegenstand, egal was für einer. Es funktioniert so ähnlich wie ein Portschlüssel, nur ein bisschen komplizierter. Der Zauberspruch ist Reverto Tempus, und wie ich bereits gesagt habe, können wir jeden beliebigen Gegenstand als Portschlüssel benutzen. Es ist der Zaubertrank, der uns etwas Sorgen bereitet. Einige der Zutaten sind extrem selten, er ist sehr schwierig zu brauen und es dauert sechs Monate bis er fertig ist. Und wir können den Zauber nur in einer Neumondsnacht anwenden. Harry schien ein paar Augenblicke lang in Gedanken versunken zu sein. Sechs Monate waren eine lange Zeit. Aber eigentlich war es egal. Laut der Erinnerung, der sie beigewohnt hatten, würde der Zauber sie genau zu dem Moment zurückbringen, in dem sie verschwunden waren. Sie würden keine Zeit in ihrer Gegenwart verlieren, sondern nur mehr Zeit in dieser Vergangenheit gewinnen. Mehr Zeit, die er dazu benutzen konnte um den Schwur, den er in dem Moment abgelegt hatte, als er herausgefunden hatte, dass ihre Gegenwart in ihrer Zeit nichts verändern würde, zu erfüllen. Er hatte noch sechs Monate Zeit, um Voldemort hier zu töten. „Wer wird diesen Zaubertrank brauen?“, fragte er schließlich, als er ihr in die Augen schaute. „Du?“ Mit einem Kopfschütteln antwortete Hermine: „Nein, es ist zu schwierig. Ich glaube nicht, dass ich das kann…“ „Aber wer dann?“, fragte Harry ein wenig verwirrt. Irgendwie holte ihn seine Erschöpfung langsam ein. „Wer ist besser in Zaubertränke als du und weiß über unsere Situation Bescheid?“ „Das wäre dann ich“, hörte er plötzlich eine Stimme von einer der Türen zu ihren Schlafzimmern. Draco stand dort und lehnte mit lässig verschränkten Armen vor seiner Brust am Türrahmen. Trotz der frühen Stunde war er bereits fertig angezogen und sah so aus, als hätte er die ganze Nacht durchgeschlafen, nicht so wie die anderen drei Zeitreisenden. „Natürlich.“ Harry warf Draco ein herausforderndes Grinsen zu. „Glaubst du wirklich, dass du das kannst?“ Als Antwort erhielt Harry nur ein Schnauben, gefolgt von: „Der Zaubertrank ist schwierig, aber nicht unmöglich zu brauen, Potter. Hermine könnte es tun, wenn sie es wollte, aber sie glaubt, dass sie einen Fehler machen und ihn ruinieren könnte, was ich persönlich stark bezweifle.“ Es gab zwei Dinge in Dracos Äußerung, die Harry vor wenigen Wochen noch verwirrt hätten. Das erste war, dass Draco Hermine bei ihrem Vornamen genannt hatte, das zweite, dass er ihre Fähigkeiten als Hexe gelobt hatte. Jedoch schien es, obwohl das Lob klein war, den erwünschten Effekt zu haben, als ein wenig Röte in Hermines Gesicht aufstieg. „Wie auch immer…“ Draco grinste listig, als er die Röte in Hermines Gesicht sah. Er ging zu ihr herüber und setzte sich auf die Armlehne, wobei er geistesabwesend einen Arm um die Schulter seiner Freundin legte. „Habt ihr ihm schon den Rest erzählt?“ „Den Rest?“ Harry runzelte die Stirn. „Wovon sprichst du?“ „Sieh her, Kumpel“, begann Ron zögerlich. „Du wirst das nicht mögen, aber Dumbledore hat uns gebeten, niemandem außer unseren Eltern über uns zu erzählen. Er will, dass wir uns noch ruhig verhalten. Das…“, der Rotschopf schluckte schwer. „Das bedeutet auch, dass wir auch nichts bezüglich Wurmschwanz tun sollen.“ In dem Moment, in dem diese Worte Rons Mund verlassen hatten, sah Harry rot. „Was?“, brüllte er, als er von der Couch aufsprang und wie ein eingesperrter Löwe anfing vor ihnen auf und ab zu gehen. „Warum? Gebt mir einen guten Grund! Nur einen!” „Er-er gab uns keinen“, flüsterte Hermine vorsichtig. „Er sagte bloß, dass er die Dinge erst mal so weiterlaufen lassen wollte, wie es war, dass es besser so wäre…“ „Und ihr habt nicht an ihm gezweifelt?“ Die drei anderen Zeitreisenden zuckten bei der tödlichen Ruhe in Harrys Stimme zusammen. „Es ist Dumbledore, Kumpel“, versuchte Ron ihn zu beruhigen. „Ich bin mir sicher, er weiß, was er tut.“ Dieser alte Narr!, dachte Harry wütend. Er machte wieder die gleichen Fehler – nur, dass er sie dieses Mal noch nicht gemacht hatte. Ohne seine Freunde anzuschauen, drehte Harry sich auf dem Absatz um und verließ den Gemeinschaftsraum, wobei er ihre Rufe und Bitten zu bleiben und nichts Dummes anzustellen ignorierte. Seine Füße trugen ihn von alleine durch die bekannten Gänge. Harry sah nichts, sein Kopf war ein Wirrwarr aus Gedanken und Gefühlen. Er konnte es nicht fassen! Er konnte es wirklich nicht fassen! Sie konnten diese Zeit verändern! Sie konnten alle Fehler, die so viel Leiden und Schmerzen in ihrer Zeit verursacht hatten, wieder richten! Und trotzdem machte Dumbledore so etwas unglaublich Dummes! Er erreichte den Wasserspeier, der den Weg zum Büro des Schulleiters versperrte in Windeseile. Doch bevor er überhaupt das Passwort sagen konnte, sprang der Wasserspeier beiseite um die Wendeltreppe, die zum Büro führte, zu offenbaren. Mit geballten Fäusten und knirschenden Zähnen erklomm Harry die Treppe und machte sich noch nicht einmal die Mühe zu klopfen, bevor er die Tür aufstieß. Die Wut in ihm flammte bloß erneut auf, als er Dumbledore mit einem ruhigen Gesicht hinter seinem Schreibtisch sitzen sah, als dieser offenbar schon auf ihn wartete. „Harry“, sagte er sanft. „Ich habe dich bereits erwartet.“ „Albus“, sagte Harry auf der Stelle. „Sag mir bloß, was hier verdammt noch mal vorgeht?“ Der Schulleiter stieß einen leisen Seufzer aus und wies Harry mit seinen Händen an sich zu setzen, doch der junge Mann reagierte darauf überhaupt nicht. „Harry, wenn du gestern Abend geblieben wärest—“ „Nein! Wage es nicht zu sagen, dass die Situation anders wäre, wenn ich gestern Abend geblieben wäre. Erzähl mir nicht, dass du diese Entscheidung nicht schon getroffen hattest, bevor wir überhaupt in diese Erinnerung gegangen sind! Ich hab die Nase voll!“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch und senkte seinen Blick, als er seine Augen fest zudrückte. „Harry, bitte…“ Kopfschüttelnd versuchte Harry diese verdächtige Flüssigkeit in seinen Augen loszuwerden. Er hatte endlich gedacht, dass er etwas tun konnte, doch wieder einmal waren ihm die Hände gebunden. „Wir hätten etwas tun können, Albus. Wir hätten von Wurmschwanz Informationen kriegen können und dann wäre ich gegangen um Voldemort zu finden und ihn ein für alle mal zu töten. Ich kann es schaffen, ich weiß es. Ich habe zu lange gewartet.“ „Ich weiß, und es tut mir Leid, dass es so schwer für dich ist, Harry… Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer die Last auf deinen Schultern sein muss. Aber du musst auch meine Situation verstehen“, versuchte Dumbledore zu erklären. „Wenn alles nach eurem Plan verläuft, werdet ihr in sechs Monaten fort sein. Wenn du Voldemort bis dahin nicht besiegt hast, oder wenn du gescheitert bist, und wenn wir Wurmschwanz gefangen hätten, und deine Eltern den Geheimniswahrer nicht getauscht hätten, was wäre dann geschehen? Stell dir vor, Voldemort hätte deine Eltern nicht finden können, wenn er dich nicht als Ebenbürtigen gekennzeichnet hätte, wer wäre dazu in der Lage gewesen, ihn aufzuhalten? Natürlich hätte es noch immer das Longbottom Kind gegeben, wenn wir ihn nicht auch versteckt hätten, aber wünschst du dieses Schicksal für ein anderes Kind?“ „Nein“, flüsterte Harry, geschlagen, und ließ sich in einen der Sessel vor dem Tisch sinken. „Nein, ich würde Neville nicht wünschen, das gleiche durchmachen zu müssen wie ich. Ich… Ich dachte nur, dass ich sie retten könnte, meine Eltern, Sirius… Ich wollte, dass mein anderes selbst wie ein normales Kind aufwächst…“ „Was verständlich ist…“ „Wissen, wissen meine Eltern es schon?“, fragte Harry schließlich und schaute wieder in Dumbledores Augen. Er konnte kein Funkeln in ihnen sehen. „Ich habe mit ihnen gesprochen gleich nachdem ihr euch in der Eingangshalle verabschiedet hattet. Eigentlich sind sie her wenige Minuten bevor du in mein Büro gestürmt kamst gegangen.“ „Und wie haben sie es aufgenommen?“ Zu seiner Überraschung entkam Dumbledore’s Lippen ein leises Schmunzeln. „Ziemlich überraschend, eigentlich. Ich hatte die gleiche Reaktion wie die von dir von deinem Vater erwartet, während deine Mutter versucht, ihn zu beruhigen. Aber die Rollen waren vertauscht. Deine Mutter hat mich angeschrieen – ich glaube, das Temperament eines Rotschopfs muss sie übermannt haben – und dein Vater saß einfach nur neben ihr und hat über das, was ich gesagt habe, nachgedacht. Am Ende war er es, der meine Gründe akzeptiert und versucht hat, deine Mutter davon zu überzeugen, das gleiche zu tun.“ Harry erlaubte ein grimmiges Lächeln auf seinem Gesicht. „Das ist deine endgültige Entscheidung? Nichts zu tun?“ „Ja, Harry… Und wieder einmal tut es mir Leid… Doch wenn wir irgendwelche Informationen erhalten, die dir helfen könnten, Tom aus dieser Zeit zu besiegen, werde ich dir Bescheid sagen. Aber wir müssen unser Erscheinungsbild bewahren. Ich hoffe, du verstehst es. Je mehr Wissen wir über die Zukunft offenbaren, umso neugieriger wird Tom auf euch werden. Das ist etwas, was ich nicht riskieren will.“ Als Harry von seinem Stuhl aufstand, wandte er sich von Dumbledore fort und schaute stattdessen auf Fawkes’ leere Stange. „Ich bin darüber nicht glücklich, überhaupt nicht, aber ich werde mich fürs erste an deinen Plan halten. Wenn ich eine Möglichkeit sehe, etwas zu tun, um diese Zeit zu verbessern, werde ich sie nutzen. Und du wirst mich nicht aufhalten können.“ „Ich hätte von dem Mann, den ich in den letzten Monaten kennen gelernt habe, nichts anderes erwartet“, antwortete Dumbledore bloß. „Aber du solltest jetzt zurück zu euren Zimmern gehen, Harry. Du siehst erschöpft aus. Versuch etwas zu schlafen… und sag deinen Eltern, dass sie das gleiche tun sollten. Ihr werdet heute keine Pflichten haben…“ „Danke, Schulleiter”, entgegnete Harry mit einem Nicken. Er ging zur Tür und öffnete sie. Doch bevor er hindurchtrat, drehte er sich noch einmal um. „Albus… Der Lauscher, es war Wurmschwanz, nicht wahr?“ Der ernste Ausdruck auf Dumbledores Gesicht war die einzige Antwort, die Harry auf diese Frage brauchte. ~*~ Der Rest des Tages verging ohne weitere Überraschungen – sowohl angenehmen wir auch unangenehmen. Nachdem Harry Dumbledores Büro verlassen hatte, war er zu ihrem Gemeinschaftsraum zurückgekehrt und hatte sich bei seinen besorgten Freunden für sein Verhalten entschuldigt, bevor er behauptete er wäre müde und sich auf sein Zimmer zurückzog. Um ganz ehrlich zu sein, hätte er nicht gedacht, dass er einschlafen könnte, da in einem Kopf noch immer das wirre Durcheinander von der Nacht und dem Morgen herrschte, doch nur wenige Minuten nachdem er in sein Bett gestiegen war, nur in seinen Boxershorts und einem T-Shirt, und seine Augen geschlossen hatte, schlief er bereits wie ein Stein. Harry wurde zuerst wieder beim Abendessen in der Großen Halle gesehen, doch niemand sprach von dem, was in den vergangenen vierundzwanzig Stunden Vorgefallen war, hauptsächlich dadurch, dass noch immer ein paar andere Lehrer und eine handvoll Schüler anwesend waren. Doch dafür war Harry dankbar. Er war noch immer wütend auf Dumbledore und hatte keine Lust, überhaupt darüber zu sprechen. Der nächste Morgen, der Morgen von Heiligabend, war freundlich und jeder von den Zeitreisenden wusste, was an diesem Tag los war. Heute Abend würden sie im Fuchsbau zu Abend essen – auch Draco, der jetzt keine Entschuldigungen hatte – was, so wie sie Molly Weasley kannten, höchstwahrscheinlich in ein riesiges Festmahl ausarten würde, nach dem sie alle mindestens ein paar Kilo schwerer sein würden. Harry, Hermine und besonders Ron freuten sich darauf, doch Ron wurde langsam nervös. Er war die ganze Zeit noch nicht im Fuchsbau gewesen und das wäre das erste Mal, dass er seine ganze Familie aus der Vergangenheit treffen würde, nun, fast die ganze Familie. Ein Mitglied fehlte noch und würde auch für die nächsten siebeneinhalb Monate nicht da sein. Doch es war trotzdem noch aufregend genug um ihn so nervös zu machen, dass er nur ein paar Happen zum Frühstück essen konnte und sein Mittag gar nicht mehr anrührte. Aber innerlich grinste Harry wie ein Honigkuchenpferd, als er seinen besten Freund beobachtete. Obwohl auch er ein bisschen unruhig war. Seine Eltern wussten jetzt, dass die Weasleys seine Ersatzfamilie waren und sie würden heute Abend da sein. James und Lily waren natürlich dankbar gewesen zu hören, dass ihr Sohn einige Menschen in seiner Zeit hatte, an die er sich wenden konnte, wenn er Probleme hatte, und die ihn als Teil ihrer großen Familie sahen. Doch was würde geschehen, wenn diese beiden Parteien aufeinander trafen nach den überraschenden Offenbarungen vom Tag zuvor? Harry war sich sicher, dass Ron auch seinen Eltern von ihrer Rolle in Harrys Leben erzählt hatte. Er hatte absolut keine Ahnung, wie sie sich nun verhalten würden, mit dem Wissen. Um sich von diesen Sorgen abzulenken, dachte Harry stattdessen an die Neuigkeiten, die Molly Weasley mit ihnen alle teilen wollte. Er und die anderen hatten schon eine ziemlich gute Idee, worum es ging, doch sie wollten die Überraschung nicht verderben. Außerdem könnten sie immer noch Unrecht haben. Bevor sie es wussten, standen Harry, Ron, Hermine und ein widerwilliger Draco in Dumbledores Büro, jeder von ihnen mit einer handvoll Flohpulver in ihren Händen. Sobald Ron das Pulver in das Feuer gestreut hatte, wurde es grün und er trat hinein, wobei seine Gesichtsfarbe vage der Farbe des Feuers ähnelte. Nach einem deutlich ausgesprochenem „Der Fuchsbau!“ war Ron verschwunden und das Feuer hatte wieder seine normale rotgoldene Farbe angenommen. Hermine und Draco folgten nach ihm und Harry war der letzte. Doch bevor er in das Feuer trat, schaute er den Schulleiter an und erlaubte ein kleines vergebendes Lächeln auf seinem Gesicht. „Frohe Weihnachten.“ Es war immerhin Weihnachten. Da Harry es noch nie geschafft hatte, nach einem Flohtrip elegant aus dem Kamin zu steigen, stolperte er auch dieses Mal und fiel beinahe hin, wäre Ron nicht da gewesen, bereit ihn aufzufangen. Harry warf ihm ein dankbares Lächeln zu und hatte gerade genug Zeit sich aufzurichten bevor er schon in einer festen Umarmung gefangen war. Sein Gesicht war voller roter Haare, doch es war ein anderer Rot-Ton als das Weasleyrot, daher konnte es nur eine Person sein. „Hey Mum“, flüsterte er, damit nur sie es hören konnte. „Hey Harry…“ Sie lächelte ihn an, als sie ihn losließ, doch das Lächeln war ein trauriges. „Es tut mir Leid… Ich hab’s versucht… aber…“ „Es ist okay, ich versteh’s schon…“ Sie konnten nicht mehr sagen, da im nächsten Augenblick schon wieder alles, was er sehen konnte, nur rot war, doch dieses Mal war es definitiv ein Weasley. Molly Weasley umarmte ihn, genauso wie sie einen Sohn umarmen würde, also hatte er mit seiner Vermutung, dass Ron ihr von Harrys Beziehung zu ihrer Familie erzählt hatte, Recht gehabt. Darauf folgte bald ein fester Händedruck von Arthur, eine kurze Umarmung von seinem Vater und schüchternes Winken von den Weasley Kindern. Harry konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er die scheinbar unschuldigen Blicke auf den Gesichtern der Zwillinge sah, da er bereits annahm, dass es nur gespielt war und dass sie schon, sogar in ihrem jungen Alter von fast drei Jahren, nur Unsinn im Kopf hatten. Der viereinhalb Jahre alte Percy Weasley stand hinter ihnen und starrte mit einem verdächtigen Gesichtsausdruck auf ihre Hinterköpfe. Charlie und Bill lungerten bei der Treppe herum, da sie gerade heruntergekommen waren, als sie gehört hatten, dass ihre Gäste angekommen waren, und sie beide sahen aus, als wäre es ihnen ein bisschen unangenehm ihre Lehrer bei sich zu Hause zu haben. Nur der jüngste, Ron, schien von all dem nicht gestört zu sein, als er mit einer Flasche im Mund auf dem Boden saß. „So, das sind dann fast alle, oder?“, sagte Molly lächelnd, als sie Ron vom Boden aufnahm und ihn auf ihre Hüfte setzte „Fast?”, fragte Ron verwirrt. „Ja”, antwortete sein Vater. „Wir erwarten noch einen Gast mehr… Ah, hier kommt er…“ Die Flammen im Kamin wurden wieder grün und nur eine Sekunde später trat eine rußige und etwas schäbig aussehende Person heraus. Er zog seinen Zauberstab aus seinem Ärmel und murmelte einen schnellen Reinigungszauber, damit der Ruß verschwand. Endlich erkannte Harry diese Person und ein weites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Remus!“ „Hallo, zusammen”, begrüßte Remus Lupin sie freundlich. „Ich hoffe, ich bin nicht spät… „Nein, überhaupt nicht, Remus“, sagte Molly Weasley zu ihm und scheuchte ihn schnell hinein. „Die anderen sind gerade erst eine Minute vor dir gekommen… Nun, legt bitte alle eure Umhänge ab. Arthur, Bill, Charlie, nehmt ihnen die Umhänge ab!” Sofort brach heftiges Treiben im Fuchsbau aus und bald, nachdem denen, die über Nacht blieben, ihre Zimmer gezeigt wurden, befanden sich alle um den magisch vergrößerten hölzernen Esstisch herum versammelt, der mit allen Möglichen leckeren Speisen beladen war. Harry und die anderen wussten nicht, womit sie anfangen sollten, ihre Teller zu füllen, und wo sie aufhören sollten, und Harry versuchte etwas von jedem zu nehmen. Während er darauf wartete, dass Ron ihm das Kartoffelpüree reichte, warf er einen flüchtigen Blick zu seiner Mutter und Molly Weasley, die nebeneinander saßen. Seine Sorgen verschwanden sofort, da beide Frauen wunderbar miteinander klarkamen, Rezepte für das Essen auf dem Tisch verglichen und darüber sprachen, wie man Kinder großzog. Ein weiterer Blick zu ihren Ehemännern sagte ihm, dass auch die Männer in einer hitzigen Diskussion vertieft waren, höchstwahrscheinlich über – so wie er Arthur Weasley kannte – Muggeldinge. Das Abendessen verging in einer angenehmen Atmosphäre, als sogar die Kinder den Fremden –oder in Bills und Charlies Fall ihren Lehrern - gegenüber lockerer wurden und anfingen über alle möglichen verschiedenen Themen zu sprechen. Bald fand Harry sich in einem Gespräch mit Draco und Charlie über verschiedene Sucherzüge wieder, und verglich Geschichten von Quidditchspielen mit ihnen, obwohl Charlie noch immer ein bisschen zurückhaltend und ruhig war. Währendessen fing Ron an mit den Zwillingen zu scherzen und Hermine unterhielt sich angeregt mit Remus und Bill, denen Percy zuhörte und so tat, als wäre er schon erwachsen, wobei er gleichzeitig alle paar Minuten über seine Schulter schaute um sicherzugehen, dass seine kleinen Brüder noch immer sicher beschäftigt waren. Er hatte nie das Stück Pergament bemerkt, das auf seinen Rücken geklebt hatte und auf dem eine Kinderzeichnung von einem Fuß, der wiederholt eine tretende Bewegung ausführte, gewesen war, da Hermine es, als sie es gesehen hatte, schnell mit einem Wink ihres Zauberstabs entfernt hatte. Im Großen und Ganzen hatte Harry das Gefühl, als hätte er schon immer zu dieser Familie gehört – sogar in dieser Zeit. Nach dem Festmahl – ja, es war wirklich ein Festmahl, beschloss Harry, als seine schwarze Hose ein bisschen eng um seinen Bauch wurde – während welchem Molly Weasley darauf bestanden hatte, dass jeder zumindest einen Nachschlag von allem nahm, zogen sie sich in das Wohnzimmer zurück. Doch bevor klein Ron, die Zwillinge, Percy und klein Harry, die schläfrig wurden, zu Bett gebracht wurden, standen Molly und Arthur von der Couch, auf der sie saßen, auf und Molly räusperte sich. „Erst einmal möchte ich auch allen dafür danken, dass ihr gekommen seid. Es war mir ein großes Vergnügen all das für euch vorbereiten zu dürfen.“ „Wir müssen dir danken, Molly“, entgegnete Remus gütig. „Dein Mahl war fantastisch und ich glaube, die anderen stimmen mir da alle zu.“ Zustimmendes Gemurmel konnte man überall im Wohnzimmer hören, neben einem zufriedenen Bäuerchen vom kleinen Ron, der ein wenig Lachen hervorrief. Molly strahlte. „Noch einmal, vielen Dank… Aber eigentlich wollten Arthur und ich diesen besonderen Moment dazu nutzen, um aufregende Neuigkeiten mit euch zu teilen.“ Eine Hand ergriff sanft Arthurs und die andere ruhte auf ihrem Bauch. „Ich bin schwanger. Im August wird ein weiteres Kind im Fuchsbau leben und lachen und spielen und weinen.“ Sofort sprangen alle außer Draco auf um den zukünftigen Eltern zu gratulieren. Während sie darauf warteten, dass sie an der Reihe waren, grinsten Harry, Ron und Hermine sich wissend an, da sie von diesen Nachrichten nicht ganz so überrascht wurden. Das Grinsen war noch immer auf ihren Gesichtern, als sie mit Arthur Hände schüttelten und Molly umarmten, weshalb Arthur sie schließlich fragte: „Gibt es etwas, was ihr uns nicht erzählt?“ Das Grinsen auf Rons Gesicht weitete sich und er zwinkerte seinem Vater zu. „Nein, überhaupt nicht…“ Natürlich wandte sich das Gespräch nach diesen Neuigkeiten zu dem noch ungeborenen Kind. Es war eine kurze Zeit später, nachdem die kleineren Kinder zu Bett gebracht wurden und nur noch die beiden Teenager und die Erwachsenen übrig waren, als James fragte: „Habt ihr euch schon für einen Namen entschieden?“ „Ja, das haben wir“, erzählte Arthur ihm und den anderen stolz. „Wir haben beschlossen ihn Lance zu nennen.“ Ron schnaubte in sein Glas, weshalb die anderen ihn neugierig anschauten. Nur Harry, Hermine und Draco versuchten unberührt auszusehen, was sich für Harry als ziemlich schwierig erwies, da es ihm schwer fiel, nicht in lautes Lachen auszubrechen. „’tschuldigung“, sagte Ron mit einem verlegenen Lächeln, als seine Hand zum Hinterkopf wanderte. „Hab mich verschluckt.“ Die anderen sahen nicht überzeugt aus, aber stellten keine weiteren Fragen, sehr zu Harrys Erleichterung. Erst als die Unterhaltung wieder in vollem Gange war und all die anderen Geräusche übertönte, bemerkte Harry, dass Ron sich zu ihm überbeugte. „Lance?“, fragte er und schüttelte verwirrt seinen Kopf. „Wie sind sie von Lance auf Ginny gekommen?“ Hermine, die offensichtlich dem, was Ron gesagt hatte, gelauscht hatte, rückte ebenfalls näher an sie heran, wie gewohnt mit einer äußerst logischen Erklärung parat. „Lance ist eine Kurzform von Lancelot, einem der größten und vertrautesten Ritter von König Arthur aus der alten Legende. Wie ihr wisst, ist Ginny ein Spitzname, der von ihrem echten Namen Ginevra abgeleitet wird, welcher wiederum von Guinevere abgeleitet wurde. In der Legende um König Arthur war Guinevere Arthurs Frau, aber sie hatte auch eine Liebesaffäre mit dem Ritter Lancelot. Ich nehme an, so kommen sie von Lance auf Ginny…“ Harry und Ron schauten sich bloß an und zuckten mit den Schultern – das machte immerhin Sinn – und eine kurze Zeit später stand Arthur Weasley vor ihnen, mit einem leicht schelmischen Grinsen auf seinem Gesicht. „Sag mir, Ronald“, sagte er, mit Augen die so ähnlich funkelten wie Dumbledores. „Ich habe dich noch nie vorher gefragt, aber hat dein Vater dir beigebracht, wie man Schach spielt?“ Das erlangte sofort Harrys, Hermines und besonders Rons Aufmerksamkeit, der seinen Vater jetzt mit einem mindestens gleichwertigen spielerischen Grinsen auf seinem Gesicht anschaute und seine Hände schadenfroh rieb. „Natürlich hat er das. Und er bereut es immer noch.“ „Das tut er, was? Nun denn, was hältst du von einem kurzen Spiel zwischen uns beiden, um zu sehen, ob das, was dein Vater dir beigebracht hat, genug ist, um mich zu schlagen.“ „In Ordnung“, stimmte Ron sofort zu und war schon dabei aufzustehen. „Hol dein Schachbrett und dann werde ich dir zeigen, wie erniedrigend es für die Leute ist, die es wagen, gegen mich anzutreten. Du darfst sogar die weißen Figuren haben.“ Arthur schmunzelte amüsiert. „Ist das eine Drohung?“ „Oh nein, es ist ein Versprechen.“ Nur ein paar Minuten später saßen Vater und Sohn sich gegenüber vor einem Schachbrett. Die schwarzen Figuren schienen nicht zu wissen, was sie von diesem Fremden halten sollten, der scheinbar wusste, was er tat. Zuerst hatten sie ihm Ratschläge erteilt, doch hatten schnell bemerkt, dass er es nicht brauchte, als er seine Figuren fachmännisch mit der Leichtigkeit von jemandem, der ein Meister in seinem Handwerk war, über das Brett bewegte. Arthur bemerkte das ebenfalls und Harry sah, dass der ältere Mann langsam nervös wurde, als Ron wieder einmal einen seiner weißen Figuren einnahm. In der Zwischenzeit hatten sich alle außer Draco, der gesagt hatte, dass er keinem Spiel zuschauen musste, von dem er schon das Ergebnis wusste, und dass er lieber draußen einen kurzen Spaziergang machte um etwas frische Luft zu schnappen, um die beiden Spieler versammelt und beobachteten sie mit gespannter Aufmerksamkeit. Harry war bereits Zeuge von ein paar dieser berühmt berüchtigten Spiele zwischen Ron und Arthur gewesen, und genau wie all die anderen Male gewann Ron am Ende, obwohl es eng geworden war. Er wusste auch, dass niemand seinen Freund so in diesem Spiel herausfordern konnte wie sein eigener Vater und dass Ron diese Spiele immer richtig genoss, weil er endlich auf jemanden traf, der das Potential hatte, ihn zu schlagen. Direkt nachdem das Spiel geendet hatte, verschwanden Molly, Charlie und Bill in der Küche und kamen ein paar Minuten später mit ein paar Gläsern Eierpunsch zurück. Diese wurden herumgereicht und Harry dankte Charlie mit einem Lächeln, als der Junge ein Glas vor ihm hinstellte. Es war schon kurz vor Mitternacht und Remus, James und Lily hatten bereits angekündigt, dass sie bald gehen würden. Die Zeitreisenden wären auch um die Zeit herum gegangen, wenn Molly und Arthur nicht vorgeschlagen hätten, dass sie die Nacht im Fuchsbau verbringen könnten. Als die Uhr Mitternacht schlug, hob Harry sein Glas zusammen mit allen anderen Anwesenden und wünschte seiner Familie und seinen Freunden frohe Weihnachten. Doch bevor er aus seinem Glas trinken konnte, fühlte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um. Remus blickte ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck an und wies mit seinem Kopf zur Tür. Harry nickte und stellte sein unberührtes Glas wieder auf den Tisch bevor er dem anderen Mann nach draußen folgte. Sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war und die Geräusche von drinnen sie nicht mehr erreichte, fragte Harry Remus: „Worüber wolltest du sprechen?“ Remus räusperte sich unbehaglich und mied Harrys Blick. „Lily und James haben heute mit mir gesprochen mir von allem, was in den letzten zwei Tagen geschehen ist, erzählt. Natürlich war das einzige, was sie mir erzählen durften, dass ihr nach Hause zurückkehren könnt und dass nichts in eurer Zeit verändert wird. Eigentlich wollte ich sagen, dass ich mich für euch freue…“ „Danke“, sagte Harry sanft, obwohl er sich sicher war, dass das nicht das einzige war, worüber Remus reden wollte. Und er sollte Recht behalten, als, nach ein paar Minuten Stille, während welchen er sich in der Dunkelheit umgeschaut und versucht hatte herauszufinden, ob sich das Äußere des Fuchsbau irgendwie von dem in seiner Zeit unterschied – was er nicht tat, wie er schloss – Remus sich noch einmal räusperte. „Harry… In deiner Zeit… Ich weiß, ich sollte es wahrscheinlich nicht fragen… Aber… Bin ich in deinem Leben?“ Harry dachte einen Moment lang darüber nach, da er nicht wusste, ob er das beantworten durfte oder nicht, doch schließlich beschloss er, dass es nichts ausmachen würde. Er würde nichts über das Schicksal seiner Eltern, über Sirius oder Wurmschwanz sagen. Remus fragte nur über sein eigenes Leben. „Ja“, sagte er schließlich. „Du bist in meinem Leben. Und du bist mir sehr wichtig.“ Remus stieß einen hörbaren erleichterten Seufzer aus und fuhr sich mit der Hand durch sein struppiges Haar. „Ich bin froh… Ich hatte mir wirklich Gedanken gemacht, mit dem Krieg und allem…Soviel hätte passieren können…“ Harry versuchte ein Lächeln auf sein Gesicht zu zwingen. Remus hatte Recht. Es war viel passiert. „Was ist das? Ist die Party schon vorbei?“, fragte plötzlich eine Stimme, als eine Person auf sie zukam. Das Licht der Laterne draußen zeigte ihnen, dass es Draco war, zurück von seinem Spaziergang. „Nein, wir haben nur etwas frische Luft geschnappt, genauso wie du“, sagte Harry zu ihm. „Du warst lange weg. Du hast den Eierpunsch verpasst.“ „Oh Merlin, nein!“, rief Draco mit gespielter Empörung, doch nur eine Sekunde später war wieder sein typisches Grinsen auf seinem Gesicht. „Das einzige, was diesen Abend erträglich machte.“ Harry schmunzelte bei dem Verhalten des Blondschopfs. Egal wie sehr Draco rüberbringen wollte, dass er immer noch der gleiche war wie damals in der Schule, so war er doch anders jetzt. Der Beweis dafür saß drinnen. Hermine wäre mit Draco nie eine Beziehung eingegangen, wenn er sich nicht verändert hätte. Und Harry selbst war Zeuge von vielen dieser Veränderungen in seiner Persönlichkeit gewesen, denn Draco war immerhin sein Partner. „Nun, vielleicht hat Mrs. Weasley für dich noch welchen übrig.“ Die zwei jungen Männer tauschten ein weiteres Grinsen aus bevor Draco wieder drinnen verschwand. „So, willst du auch wieder reingehen oder willst du vielleicht noch einen Spaziergang machen?“, fragte Harry. „Ich glaube, ich würde lieber ein bisschen spazieren gehen. Ich möchte es noch genießen, solange es möglich ist“, sagte Remus mit einem sehnsüchtigen Blick zum Himmel. Harry folgte seinem Blick und bemerkte, dass bald Vollmond war. „Du hast Recht“, sagte Harry lächelnd, in der Hoffnung ihn aufzumuntern. „Es ist eine wunderschöne Nacht.“ Und das war wahr. Man konnte keine einzige Wolke am Himmel sehen, der mit Sternen übersät war. Wenn Harry seinen Kopf ein wenig neigte, konnte er sogar Sirius, den Hundsstern, finden. Der Mond schien bereits hell, obwohl er noch nicht voll war, und erleuchtete die Landschaft um sie herum in einem überirdischen Glühen, welches nur durch den weißen Schnee auf dem Boden und den Bäumen verstärkt wurde. „Lass uns das Beste daraus machen.“ Der dunkelhaarige Mann lächelte Remus an, der das Lächeln dankbar erwiderte. Seite an Seite ließen sie das Haus zurück und fingen an zu gehen. Fast eine Stunde war vergangen, als Harry zum Haus zurückkehrte, alleine. Remus hatte sich etwa eine halbe Stunde zuvor verabschiedet; er hatte gesagt, er wäre müde und sollte nach Hause gehen. Aber Harry hatte noch keine Lust gehabt, wieder zurückzugehen, deshalb war er noch ein wenig länger über den bekannten Grund gewandert, in Gedanken und Erinnerungen an seine glücklicheren Zeiten an diesem Ort verloren. Seine Hände reibend um sie zu wärmen, nachdem er so lange draußen in der Kälte gewesen war, ließ Harry die Tür hinter sich zufallen, als er eintrat. Zu seiner großen Überraschung wurde er mit lautem Lachen begrüßt, doch das wäre nicht so überraschend gewesen, wäre das Lachen von irgendjemandem außer Draco gekommen. Doch sein Partner stand in der Mitte des Wohnzimmers, sein Gesicht gerötet und sein Haar durcheinander, als er vor allen die eine oder andere Geschichte von seinen Tagen in Hogwarts erzählte – Harry dachte, dass es von Hogwarts war, weil er glaubte die Namen Crabbe und Goyle gehört zu haben –, und krümmte sich fast vor Lachen, als er eine Pointe erreichte, die nur für ihn zu existieren schien, bevor er geradewegs mit einer neuen Geschichte anfing. Mit gerunzelter Stirn stieß Harry wieder zu seinen Freunden und setzte sich auf seinen alten Platz. Als er zum Tisch schaute, sah er, dass sein Glas dort stand, aber es war leer. Mit einem Seufzer schaute er wieder zu Draco und sein Gesichtsausdruck wechselte von amüsiert zu besorgt. Der Draco, den er kannte, verhielt sich nie so. Er lehnte sich zu Hermine hinüber, die die Szene vor sich ebenfalls mit weiten ungläubigen Augen anstarrte, und flüsterte: „Hat Draco meinen Eierpunsch getrunken?“ Als Hermine nickte, fuhr er fort: „Und wie viele Gläser hat er noch danach getrunken?“ „Nicht eins“, antworte Ron statt Hermine, als er sich auf Harrys anderer Seite fallen ließ. „Das ist das merkwürdige daran. Er hat einfach dein Glas runtergekippt und wurde dann immer und immer…“ „Verrückter?“, schlug Harry vor, als Draco plötzlich Molly Weasley aus dem Sessel zog, in dem sie saß, und sie so herumwirbelte, als würden sie zu einer Melodie tanzen, die nur er hören konnte. „Das reicht“, murmelte Hermine plötzlich und stand auf. Sie trat gezielt auf Draco zu und ergriff seine Hand, plötzlich mit einem süßen Lächeln auf ihrem Gesicht. „Draco, ich glaube es ist an der Zeit, dass wir zu Bett gehen, meinst du nicht?“ „Bett sagst du?“, entgegnete er, als er sie mit einem Blick in seinen Augen beäugte, den Harry nicht wirklich mochte. Dracos graue Augen waren stürmisch und wanderten über ihren Körper, als ob er sie verschlingen wollte. „Ja, Bett“, wiederholte Hermine und zog ihn sanft aber bestimmt zu der Treppe. Draco wehrte sich ein wenig, anscheinend nicht ganz so begierig darauf schon zu Bett zu gehen, und Harry wollte Hermine gerade helfen, als Draco plötzlich anfing zu stolpern, als sie die erste Stufe erreichten. „Jungs?“, rief sie entnervt, als sie verzweifelt versuchte ihren Freund aufrecht zu halten. Mit einem Schulterzucken gingen Ron und Harry zu ihr, jeder an eine Seite, und legten Dracos Arme über ihre Schultern. „Komm schon, Draco“, murmelte Harry. „Ab zu Bett.“ Mi vereinten Kräften schafften die beiden jungen Männer es den inzwischen fast schlafenden Draco die Treppen hoch und in das Zimmer, das für ihn vorbereitet worden war, zu hieven. Sie versuchten ihn so sanft wie möglich auf das Bett fallen zu lassen, was nur fast klappte. Harry zuckte zusammen, als Dracos Kopf fast gegen den Bettpfosten prallte, doch der Blonde bemerkte nichts mehr. Er war vollkommen weg. „Danke Jungs“, murmelte Hermine, ihre Wangen vor Verlegenheit ein bisschen rot. „Dafür nicht, ’Mine“, sagte Harry zu ihr und Ron nickte. „Aber bitte, sei morgen nicht so streng mit ihm. Vielleicht hatte er nur einen Abend wie diesen gebraucht.“ „Vielleicht“, wiederholte Hermine leise, und strich sanft eine Strähne weißblondes Haar aus Dracos Gesicht. Er murmelte etwas Unverständliches und drehte sich um, wobei er sein Gesicht im Kissen vergrub. Seufzend zwang sie ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Ich glaube, ich gehe jetzt auch zu Bett…“ „In Ordnung“, sagte Ron. „Du weißt, wo dein Zimmer ist, oder?“ „Keine Angst, Ron“, schmunzelte Hermine. „Ich glaube, ich kann das Zimmer finden, in dem ich die meisten meiner Sommer während der Schulzeit verbracht habe. Gute Nacht.“ „Gute Nacht, ’Mine“, antworten sie, als Hermine die Treppen weiter zu ihrem Zimmer hochging und Ron und Harry wieder nach unten gingen, wo die anderen noch warteten. Als sie dort ankamen, sah Harry, dass seine Eltern schon wieder ihre Umhänge umhatten und dass sein anderes selbst friedlich in den Armen seiner Mutter schlief. „Ihr geht auch?“, fragte er sie und musste ein Gähnen unterdrücken. „Jaah“, antwortete sein Vater. „Es war ein langer Tag und Abend. Eigentlich sind es die letzten paar Tage, die wir langsam merken. Und es ist jetzt Weihnachten, ein weiterer aufregender Tag. Sirius, Remus und… Peter kommen vorbei und wir werden zusammen Weihnachten feiern.“ „Das ist nett“, spielte Harry mit, obwohl er innerlich erschauderte. Er konnte sich nicht vorstellen, was seine Eltern fühlen musste, Peter bei sich zu haben, in dem Wissen was er war und was er tun würde, dass er sie, am Ende, umbringen würde. „Dann wünsch ich euch eine gute Heimreise und einen schönen Tag morgen.“ „Den werden wir sicher haben“, sagte Lily, als sie ihn zum Abschied umarmte. „Du bist so stark“, flüsterte sie in sein Ohr, bevor sie ihn losließ und schließlich lauter sagte: „Fröhliche Weihnachten, euch allen. Wir sehen uns bestimmt bald wieder, hoffe ich.“ Nachdem Lily und James sich von allen verabschiedet hatten, kehrten sie mittels Flohpulver nach Hause zurück und die Weasleys beschlossen, dass sie auch zu Bett gehen würden. Sie hatten keine Zweifel daran, dass die Kinder am nächsten Morgen früh auf waren um die Geschenke zu öffnen, die der Weihnachtsmann ihnen gebracht hatte, und sie wollten für dieses Ereignis zumindest ein bisschen wacher sein. Deshalb zogen sie sich jeder nach einem schnellen Gute Nacht Wunsch in ihre Zimmer zurück – Harry und Ron teilten sich, sehr zu ihrer Überraschung, das Zimmer, das Molly und Arthur für den kleinen Ron zum Fuchsbau hinzugefügt hatten. Sie scherzten ein bisschen darüber, während sie sich umzogen, dass sie am Ende immer in diesem Zimmer enden würden und dass es jetzt so anders aussah mit den hellblauen Wänden, wo sie doch so sehr an das grelle orange aus ihrer Zeit gewohnt waren. Als sie in ihren Betten lagen – zwei Feldbetten, über die Molly Weasley sich so aufgeregt hatte, als sie ihnen das Zimmer gezeigt hatte, worauf die beiden jungen Männer gezwungen gewesen waren, sie zu beruhigen und zu sagen, dass es ihnen nichts ausmachte, darauf zu schlafen – löschte Ron die Kerze. Bald füllte Rons Schnarchen das Zimmer und eine kurze Zeit später war Harry auch tief und fest am Schlafen. ~*~ Am folgenden Morgen wurde Harry unsanft geweckt, als die Tür zu ihrem Zimmer aufgeworfen wurde. Er blinzelte ein paar Mal und schüttelte seinen Kopf, in dem Versuch die Reste vom Schlaf von seinem Bewusstsein abzuschütteln. Er hatte das Gefühl, er war erst vor ein paar Minuten zu Bett gegangen, doch die Sonne, die in das Zimmer schien, sagte etwas anderes. Es war schon weit nach Sonnenaufgang. Es war ein Wunder, dass die Kinder sie so lange hatten schlafen lassen. „’Mine? Wassislos?“, murmelte Ron verschlafen, als er sich in seinem Bett aufsetzte. Erst jetzt schaute Harry zur Tür und sah, dass es wirklich Hermine war, die dort stand. Doch sie sah schrecklich aus. Ihr Gesicht war unglaublich blass und ihre Augen waren weit, mit Tränen gefüllt. Sofort war er hellwach und aus dem Bett, sein Zauberstab in seiner Hand. „’Mine?“ „Es ist… es ist Draco“, weinte sie, als sie es den Tränen endlich erlaubte zu fallen. „Er will nicht aufwachen. Und er verbrennt innerlich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)