Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen von J-chan82 ================================================================================ Kapitel 20: Schadenskontrolle ----------------------------- A/N: Erst einmal wieder vielen Dank für eure Reviews, und schön dich mal wieder zu sehen, Najina! :o) Ich gehe mal davon aus, dass ihr wisst, dass ich nicht wirklich eure Fragen beantworten kann – das würde ja nun wirklich alles verderben. *gg* Aber zu Najinas Theorie, dass Voldemort Harry besessen hat, möchte ich doch gerne etwas sagen. Es könnte doch auch nur eine von Harrys Visionen gewesen sein – Voldemort hatte extreme Gefühle und die hatte Harry in sich gespürt. Nicht, dass es ganz falsch ist, Najina, hört sich echt interessant an, aber ich dachte, ich biete noch mal eine andere Ansichtsweise. ;o) mal sehen, welche nachher richtig ist. *gg* Tja, und Draco und Harry sind nun mal beide ziemliche Hitzköpfe, da können die schon mal solche Fehler machen. Zu den anderen Sachen sag ich mal nichts – zumindest wer Hermines Verehrer ist, werdet ihr bald herausfinden – versprochen! Jetzt aber viel Spaß bei dem Kapitel! :o) Kapitel 20: Schadenskontrolle Harry war nicht dafür bekannt, sich über körperlich schwere Arbeit zu beschweren, besonders nicht bei seiner Arbeit, doch als er am Sonntagabend zurück zum Schloss kam, gerade rechtzeitig zum Abendessen, wünschte er sich, dass er die Mahlzeit einfach ausfallen lassen und sich für die lang ersehnte Ruhe in sein Zimmer zurückziehen könnte. Die vergangenen zwei Tage waren extrem anstrengend gewesen – sowohl körperlich wie auch gefühlsmäßig. Hogsmeade war beinahe vollständig verwüstet und selbst mit Magie würde es eine lange Zeit dauern, das Dorf wieder aufzubauen. Die Zahl der Todesopfer war höher, als er geglaubt hatte und irgendwie konnte Harry nicht aufhören zu denken, dass es zum Teil seine Schuld war. Er hatte von keinem Angriff auf Hogsmeade gewusst, was also, wenn ihr Erscheinen in dieser Zeit Voldemort provoziert hatte, so etwas zu befehlen? Das war die einzige vernünftige Antwort, die ihm einfiel, während er durch die Ruinen gewühlt hatte, in der Hoffnung irgendwelche bisher unentdeckten Überlebenden zu finden und zu helfen, dieses Chaos zu beseitigen. Jemand in seiner Zeit hätte ihm sicherlich erzählt, wenn Hogsmeade während Voldemorts erster Schreckensherrschaft angegriffen worden wäre, aber das hatten sie nicht, ergo das Dorf war vorher nicht angegriffen worden. Indem sie in der Zeit zurückgereist waren, hatten er und die anderen unwillentlich etwas verändert und diese Änderung hatte drastische und dramatische Konsequenzen. Nachdem er zu dieser Erkenntnis gelangt war, konnte Harry nur hoffen, dass Dumbledore mit seiner Theorie über die unterschiedlichen Zeitschienen Recht hatte. Ansonsten wollte er gar nicht erst wissen, was dieser Angriff in seiner eigenen Zukunft verändert hatte. Die starren Blicke, die er die ganze Zeit in seinem Rücken gespürt hatte, hatten ihm nicht im Geringsten geholfen, die wachsende Schuld zu erleichtern. Tatsächlich halfen sie ihm nur, das Gefühl zu verzehnfachen. Es wurden schon die wildesten Gerüchte verbreitet, dass Harry ein einfacher Todesser war, bis hin, dass er Voldemorts rechte Hand und Erbe war. Wer sonst könnte Parsel sprechen, wenn nicht jemand, der Du-weißt-schon-wem nahe war? Vielleicht waren sie sogar miteinander verwandt? Brüder, hatte er schon gehört, als jemand erwähnt hatte, dass der junge Tom Riddle und er sich ein wenig ähnelten. In ein verdammt wunderbares Chaos hast du dich da geritten, Potter, schalt Harry sich am Wochenende immer wieder selbst. Um damit umzugehen, hatte Harry das getan, was er am besten konnte – er hatte sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen und mit niemandem geredet, nicht einmal mit seinen Freunden. Bis jetzt war er ihnen so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, indem er morgens vor ihnen aufgestanden war, dann tagsüber von ihnen in Hogsmeade so weit wie möglich entfernt gearbeitet hatte und abends dann in sein Zimmer zurückgekehrt war, lange nachdem sie zu Bett gegangen waren. Er wusste, dass sie sich um ihn sorgten, doch sie konnten ihm nicht helfen. Er hatte das ganz alleine geschafft, deshalb musste er auch alleine einen Weg hinaus finden. Er musste einfach nur eine Möglichkeit finden, dachte er ein wenig enttäuscht, als er die Eingangshalle durchquerte und bemerkte, wie die Schüler ihm aus dem Weg gingen. Er war einer ihrer beliebtesten Professoren gewesen und nun hatten sie vor ihm Angst. Das war einfach nicht richtig. Harry wollte gerade die Tür zur Großen Halle öffnen, wo er schon die Geräusche von klapperndem Geschirr vernehmen konnte, als er plötzlich hörte, wie sich jemand hinter ihm räusperte. Als er sich erschrocken umdrehte, merkte Harry, dass er nun dem Schulleiter gegenüberstand. „Albus“, murmelte er als Gruß. Er hatte ihn seit seiner Rede am Samstag beim Frühstück das ganze Wochenende nicht gesehen, nicht einmal während der Mahlzeiten. Er hatte nicht weiter über seine Abwesenheit nachgedacht, da er glaubte, dass sie durch den Angriff bedingt waren, doch nun fing er an, sich ein wenig zu wundern. „Harry, ich bin froh, dich hier zu treffen...“, sagte Professor Dumbledore mit einem schmalen Lächeln, als er den jungen Mann durch seine halbmondförmigen Brillengläser betrachtete. Harry hob eine Braue, da er schon erwartete, dass ihr Treffen kein Zufall war. „Würdest du mich bitte in mein Büro begleiten? Es ist wichtig.“ Mit einem tiefen Seufzer, doch gleichzeitig froh, dass er sich den Schülern noch nicht stellen musste, nickte Harry und folgte dem Schulleiter durch die Korridore in sein Büro. Der steinerne Wasserspeier sprang beiseite, nachdem Dumbledore das Passwort (Apfelkuchen) gesagt hatte und zusammen stiegen sie die Spiraltreppe hinauf. Dumbledore redete freundlich über das eine oder andere, doch Harry hörte ihm nicht zu und hielt plötzlich inne, als sich die Tür öffnete und er seine Eltern mit ihrem kleinen Sohn vor Dumbledores Schreibtisch sitzen sah. Harry verharrte, beinahe bereit einen Schritt zurück zu treten, doch er schluckte schwer, als Dumbledore neben ihm anhielt und Lily und James von ihren Stühlen aufstanden, beide mit grimmigen Blicken auf ihren Gesichtern. Er war dafür nicht bereit! Er hatte noch nicht einmal darüber nachgedacht, was er ihnen erzählen würde! „Harry“, sagte James bloß, während Lily versuchte ihm ein kleines, versicherndes Lächeln zuzuwerfen, als Dumbledore Harry einen kleinen Schubs auf seine Eltern zu gab. Irgendwie schien es so, als ob die Kluft, die am Anfang zwischen ihm und seinem Vater geherrscht hatte, zurückgekehrt war, als ob er all das Vertrauen seines Vaters verloren hatte. Es tat weh. Das drei Monate alte Baby in Lilys Armen quietschte, doch ansonsten lag eine schwere Stille über ihnen. Schließlich ging Dumbledore um seinen Schreibtisch herum und setzte sich auf seinen Stuhl, während die drei Potters sich bloß anstarrten, nicht wissend, was sie sagen sollten. „Warum setzt ihr euch dafür nicht hin?“, bot der Schulleiter ihnen freundlich an und Harry schaffte es dem beschuldigenden Blick seines Vaters und dem verwirrten Blick seiner Mutter zu entgehen. Er wandte seinen Kopf ab und setzte sich auf einen der angebotenen Stühle, wo er nun zu Boden starrte. Er hörte, wie seine Eltern sich ebenfalls setzten und wartete darauf, dass Dumbledore fortfuhr. Es war eine qualvoll lange Wartezeit und Harry konnte praktisch die Blicke seiner Eltern auf sich spüren. Was zum Teufel sollte er jetzt tun? Was sollte er ihnen erzählen? Dumbledore hatte ihm geraten, seinen Eltern einen Teil der Wahrheit zu offenbaren. Er musste wichtige Informationen für sich behalten, wie die Prophezeiung, oder die genaue Zeit des Angriffs, oder die Tatsache, dass es der Todesfluch gewesen war, von dem er die Narbe hatte und durch den einige von Voldemorts Fähigkeiten auf ihn übertragen worden waren. Es würde äußerst schwierig sein. Irgendwie bezweifelte er, dass sein Vater, oder auch seine Mutter, mit dem, was von der Geschichte übrig war, zufrieden sein würden. „Ich glaube, ihr wisst alle, warum ihr hier seid“, sagte Dumbledore plötzlich wieder, womit er Harry aus seinen Gedanken holte. „Es geht um die Geschehnisse von vor zwei Tagen, als die Schlange angegriffen hatte und etwas offenbart wurde, das lieber ein Geheimnis hätte—“ „Ein Geheimnis!“, schrie James fast, außer sich, und schnitt dem älteren Zauberer effektiv das Wort ab. „Du sagtest, dass es ein Geheimnis bleiben sollte, dass mein Sohn, wenn dieser Mann überhaupt mein Sohn ist, die Fähigkeit eines dunklen Zauberers hat?“ Dumbledore seufzte und Harry konnte fast glauben, dass er die Müdigkeit in seiner Stimme hören konnte. Er hatte Recht. Sein Vater vertraute ihm nicht mehr. „Ich bin dein Sohn“, murmelte er und gab Dumbledore nicht einmal die Möglichkeit zu antworten. „Alles, was ich euch von mir erzählt habe, ist wahr. Es gibt nur ein paar Dinge, die ich euch nicht erzählt habe. Und ihr wusstet das.“ Harry hoffte, dass das seinen Vater etwas besänftigen würde. Hatte James nicht selbst vor gar nicht so langer Zeit erzählt, dass er sich keine Sorgen darum machen musste, etwas vor ihm zu verheimlichen, solange sie nicht wussten, was für Auswirkungen diese Information auf diese Zeit haben könnte? Es schien so, als ob James wieder explodieren würde, wenn seine Frau nicht eine beruhigende Hand auf seinen Unterarm gelegt und ihm einen warnenden Blick mit ihren funkelnden smaragdgrünen Augen zugeworfen hätte. „Er hat recht“, sagte sie einfach. „James, du hast mir selbst erzählt, dass es ein paar Dinge gibt, die Harry uns nicht erzählt hat. Du hast es akzeptiert. Ich bin mir sicher, er hat seine Gründe, uns nicht davon zu erzählen.“ „Und ich hoffe, das sind verdammt gute Gründe... Und dass es eine verdammt gute Erklärung dafür gibt, warum mein Sohn ein Parselmund ist! Es hat noch nie einen Potter gegeben, der dazu fähig war, mit Schlangen zu sprechen“, grummelte James, doch anscheinend würde er nicht mehr schreien, etwas, wofür Harry sehr dankbar war. Er warf seiner Mutter ein schnelles dankbares Lächeln zu, bevor er kurz den Blick des Schulleiters traf, als ob er fragte, ob er das wirklich tun sollte, ob er es ihnen wirklich erzählen sollte. Nachdem Dumbledore ihm einmal zugenickt hatte, atmete Harry einmal tief durch. Das würde sicherlich nicht einfach werden. „Du hast Recht“, sagte Harry zu seinem Vater, in der Hoffnung, dass es den Schock seiner Offenbarung etwas abmildern könnte. „Es hat noch nie einen Potter gegeben, der mit der Fähigkeit mit Schlangen zu sprechen geboren worden war. Ich kann dem guten alten Voldemort dafür danken, dass ich das kann.“ „Warum?“, fragte Lily, die ein wenig besorgt aussah. Harry reichte zu seiner Stirn auf und teilte den Pony um seine berühmte blitzförmige Narbe offen zu legen. „Das ist eine Fluchnarbe“, erklärte er. „Es ist im Grunde ganz einfach. Voldemort hat mich angegriffen und mir diese Narbe gegeben. Wie auch immer, indem er das getan hat, hat er auch einige seiner Fähigkeiten auf mich übertragen, wie Parsel.“ Harry beobachtete ein wenig schuldig, wie Lilys Hand zu ihrem Mund flog, als er Voldemorts Angriff erwähnt hatte, und das Weiten von James Augen zur gleichen Zeit. Er wusste, er hatte ihnen wirklich nur die Kurzversion davon gegeben, doch er war sich nicht sicher, ob er ihnen mehr erzählen sollte. Er hoffte nur, dass sie keine weiteren Fragen stellen würden. Unglücklicherweise war das Glück nicht auf seiner Seite, als James nur ein Wort murmelte: „Wann?“ Seinen Kopf schüttelnd, antwortete Harry: „Ich kann es euch nicht sagen. Es tut mir Leid.“ „Warum nicht?“, stachelte sein Vater weiter, und klang dabei irgendwie verzweifelt. Harry konnte ihn nur allzu gut verstehen. Wenn er es gewesen wäre, der diese Nachricht gehört hätte, hätte er wahrscheinlich genauso reagiert. „Wird es bald geschehen? Was für einen Fluch hat er benutzt? Wie bist du entkommen?“ „Ich kann diese Fragen nicht beantworten“, murmelte er, wobei er ihren besorgten Blicken auswich. „Vielleicht irgendwann, wenn wir uns sicher sind, was für Auswirkungen unser Erscheinen in dieser Zeit hat, und ob es auch irgendwie unsere Zeit beeinflusst, kann ich es euch sagen. Aber nicht jetzt und nicht hier. Ich möchte nur, dass ihr wisst, dass ich kein dunkler Zauberer bin und ganz sicher kein Todesser. Ich habe nur durch Zufall herausgefunden, dass ich ein Parselmund bin und es hat mir in meiner Zeit schon so einige Probleme bereitet.“ „Weiß Voldemort davon?“, wollte Lily wissen, während sie unbewusst ihr Baby etwas fester hielt und den Jungen dichter an ihren Körper herandrückte, als ob sie fürchtete, dass Voldemort jeden Moment angreifen könnte. Harry sah den kämpferischen Beschützerinstinkt einer Mutter in ihren Augen und er war froh, dass seine Mutter so leidenschaftlich war und ihn wirklich genug liebte um ihn mit ihrem eigenen Leben zu verteidigen – ansonsten würde er hier nicht sitzen. In weniger als einem Jahr... Nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, um diese Gedanken loszuwerden, antwortete Harry schließlich: „Der Voldemort in meiner Zeit weiß, dass ich ein Parselmund bin und auch, dass er dafür verantwortlich ist. Und bis jetzt weiß der Voldemort in dieser Zeit nur, dass ich ein Parselmund bin, Gefälligkeit einer Nachricht, die die Schlange für mich überbracht hat. Er weiß noch nicht, dass er irgendwann euren Sohn angreifen und einige seiner Fähigkeiten auf ihn übertragen wird. Soweit ich weiß, könnte es in dieser Zeit überhaupt nicht geschehen. Es hängt davon ab, wie viel wir schon verändert haben.“ Sie verfielen danach wieder in ein Schweigen und Harry bemerkte, dass James scheinbar über etwas nachdachte. Die Augen seines Vaters ruhten auf ihm, was ihm ein wenig unbehaglich war, doch er zeigte es nicht. Wenn er jetzt Schwäche zeigte, könnte es seiner Glaubwürdigkeit schaden. Er glaubte, dass zumindest seine Mutter ihm wieder vertraute, doch er war sich bei seinem Vater nicht so sicher. Er war wahrscheinlich eher dazu geneigt, auf Sirius zu hören, der, dessen war sich Harry ganz sicher, ihm jetzt noch mehr als vorher misstraute. „Darf ich eine weitere Frage stellen?“, sprach James schließlich und durchbrach die schwere Stille zwischen ihnen. Auf Harrys Nicken hin, fuhr er fort: „Du hast von Fähigkeiten gesprochen, was bedeutet, dass du mehr als eine von Voldemort hast. Was sind die anderen?“ Harry grinste ein wenig, als er mit der Hand winkte und die Schale mit Scherbert Zitronen auf Dumbledores Schreibtisch anfing zu schweben. „Ich habe einen Kniff für zauberstabslose Magie, obwohl es ein wenig erschöpfend ist, wenn ich schwierige oder langwierige Zauber ausführe.“ Ohne etwas zu sagen, setzte die Schale wieder auf dem Schreibtisch auf und Harry fing an nachzudenken. „Außerdem sagen manche Leute, dass meine Magie im Allgemeinen mächtiger ist als die Magie eines gewöhnlichen Zauberers, obwohl ich das noch immer ein wenig bezweifle. Oh, und bevor ich es vergesse...“ Er ließ seinen Zauberstab in seine Hand gleiten und hielt ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten. „Der Kern dieses Zauberstabs ist eine Phönixfeder und Ollivander hatte mir erzählt, dass der Phönix nur eine weitere Feder für einen Zauberstab gegeben hat und ratet mal, wessen Zauberstab das ist.“ Sowohl James wie auch Lily stießen einen überraschten Atem aus, während Dumbledore nur zu dem winzigen faltigen neugeborenen Vogel unter der Sitzstange des Phönixes hinter ihnen blickte. „Aha...“, murmelte der Schulleiter bloß mit einem schmalen Lächeln und Harry bemerkte, dass, während Frank Longbottom Dumbledore erzählt hatte, dass der Kern von Harrys Zauberstab eine Phönixfeder war, er nicht die Chance gehabt hatte, ihm zu erzählen, welcher Phönix diese Feder gegeben hatte. Nur zu spät bemerkte Harry, dass es der offensichtlichste Weg gewesen war, zu folgern, dass Harry als Kind angegriffen worden war, ihnen diesen Teil über seinen Zauberstab zu erzählen. „A-aber...“, stotterte Lily. „Voldemort hat dich angegriffen, bevor du nach Hogwarts gegangen bist? Wie hast du überlebt?” „Ich—“ Harry war sprachlos. Er schaute zum Schulleiter, doch er bot ihm keine Hilfe. Er war nun ganz alleine. Sollte er es ihnen erzählen oder nicht? „Es war G-Glück”, sagte er schließlich. „Ich hatte Glück und war in der Lage zu entkommen und ich hatte eine Menge Hilfe.“ Zumindest war das keine ganze Lüge. Harry hatte gewöhnlich Glück gehabt, wenn er Voldemort begegnet war und ohne Ron und Hermine wäre er in ihren Abenteuern in Hogwarts nicht weit gekommen. Sein Glück und seine Freunde hatten ihm inzwischen schon so oft geholfen, dass er sie nicht mehr missen wollte, egal wie sehr er sie beschützen wollte. Sie hatten ihm einmal nur allzu deutlich gesagt, dass sie für ihn da sein würden und bis zum Ende an seiner Seite kämpfen würden. „Ich verstehe“, murmelte James, obwohl Harry dachte, dass sein Vater nicht überzeugt aussah. Wie auch immer, solange er keine weiteren Fragen stellte und verstand, dass es Dinge gab, über die Harry noch nicht reden wollte oder konnte, war es egal, ob James ihm seine Geschichte abkaufte oder nicht. Plötzlich klatschte Dumbledore einmal in die Hände und stand von seinem Stuhl mit einem hellen Lächeln auf seinem Gesicht auf. „Nun denn, ich glaube dass ich euch jetzt, nach diesem aufschlussreichen Gespräch, nicht länger aufhalten sollte. Dieses vergangene Wochenende war ziemlich stressig und ab morgen ist wieder Unterricht. Wenn du dich beeilst, kannst du noch etwas Abendessen bekommen, Harry, ansonsten glaube ich, dass James dir die Küche zeigen könnte, wenn du nicht schon weißt, wo sie ist.“ Harry warf ihm ein dankbares Lächeln zu, froh, dass dieses Gespräch jetzt scheinbar vorbei war. Er stand auf, zur gleichen Zeit wie seine Eltern, und zusammen verließen sie mit einem Gemurmelten ‚Gute Nacht’ zum Schulleiter, aber ansonsten in völliger Stille, das Büro. Ihre Fußschritte hallten durch die menschenleeren Steinflure von Hogwarts. Harry ging ein wenig vor seinen Eltern, mit seinen Händen tief in seinen Taschen begraben. Er fühlte sich etwas erleichtert, doch es war trotzdem noch immer etwas unangenehm jetzt alleine mit seinen Eltern zu sein. Es gab noch so viele Dinge, die sie nicht wussten, so viele Dinge, die er ihnen erzählen wollte aber nicht konnte. Verdammte Prophezeiung! Als sie die Eingangshalle erreicht hatten, wandte Harry sich ihnen mit einem stillen Seufzer zu, da er sich ziemlich sicher war, dass seine Eltern jetzt los wollten. „So, ich seh euch dann, nehm ich an...“, murmelte er, nicht wirklich begierig darauf, ihre Blicke zu treffen. „Eigentlich...“ Harry schaute auf und sah, dass Lily ihn warm anlächelte. „Ich glaube, James hat dir von der Einladung zum Abendessen erzählt. Nun, du und deine Freunde, ihr seid noch immer willkommen.“ Er bot ihr ein schmales Lächeln, als er antwortete: „Danke... Ich werde darauf zurückkommen.“ Und dann, nachdem er sich umgeschaut hatte um festzustellen, dass sie ganz alleine waren, fügte er hinzu: „Mum, Dad, es tut mir Leid, dass ihr es so herausfinden musstet. Wenn ich euch mehr erzählen könnte, verspreche ich, dass ich es tun würde. Aber die Umstände—“ „Erlauben es nicht“, stimmte James ihm bedächtig zu. „Wir wissen es und es tut mir Leid, dass wir dir nicht mehr vertraut haben.“ Plötzlich breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, als er in einem Versuch, die Stimmung zu verbessern, sagte: „Nun denn, Harry, du solltest jetzt gehen und etwas essen. Ich will nicht, dass mein Sohn verhungert. Oder willst du, dass ich dir zeige, wo die Küche ist?“ Ein schelmisches Funkeln war in James braunen Augen zu sehen und Harry konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Nein danke, aber ich glaube, das ist nicht notwendig. Du scheinst zu vergessen, dass ich der Sohn eines Rumtreibers bin. Ich kenne mich in Hogwarts aus.“ Harry konnte schwören, dass seine Mutter etwas wie ‚Also ehrlich’ murmelte und sein Gesicht hellte sich durch ein Grinsen auf. Es war wirklich kein Wunder, dass sie und Hermine sich auf Anhieb so gut verstanden. Sie waren sich einfach so ähnlich, obwohl, soweit er es bis jetzt gesehen hatte, waren die Launen seiner Mutter schlimmer als Hermines und wenn er genau hinschaute, konnte er auch etwas Verschmitztheit in ihren Augen sehen, die ihn sehr an einen anderen Rotschopf erinnerte. „James, ich glaube, wir sollten jetzt gehen. Es wird spät und klein Harry muss noch essen, bevor er zu Bett muss“, sagte Lily. „Du hast Recht, Liebling“, stimmte James zu und lächelte den Jungen in ihren Armen liebevoll an, der gerade seinen Mund zu einem weiten Gähnen geöffnet hatte. Harry beobachtete das zärtlich, obwohl er auch etwas Eifersucht aufsteigen fühlte. Er wusste, dass es nicht fair war, auf dieses Baby neidisch zu sein, besonders, da es sein anderes selbst war. Dieser Junge sollte seine Eltern und die Zeit mit ihnen solange wie möglich genießen, denn in einem Jahr würde er das gleiche Schicksal erleiden wie sein älteres Gegenstück. „Denk an die Einladung“, erinnerte Lily ihn mit einem Augenzwinkern. „Keine Angst“, antwortete Harry mit einem Lächeln. „Ich werde mit meinen Freunden sprechen und euch dann eine Eule schicken.“ Nach einem kurzen Abschied, schaute Harry ihnen nach, als sie das Schloss verließen, bevor er sich auch umwandte um zu seinem Zimmer zu gehen. Er war nicht mehr hungrig und wollte einfach nur zu Bett gehen. Morgen war ein neuer Tag und er musste der Angst und der Wut seiner Schüler trotzen. Doch jetzt, dachte er, nach dem Gespräch mit seinen Eltern, hoffte er, dass es ihm einfacher fallen würde, sich ihnen zu stellen und er würde die Abschiedsworte seines Vaters nicht vergessen. Halt die Ohren steif! ~*~ Als Harry am nächsten Morgen durch die Große Halle schritt, tat er dies mit hoch erhobenem Haupt und einem Selbstbewusstsein in seinen Schritten, das die Tage zuvor nicht dort gewesen war. Er würde sich von der Situation nicht unterkriegen lassen. Er war hier in Hogwarts um zu lehren und er wusste, dass er gut darin war. Solange er diesen Schülern etwas beibrachte und ihnen half, sich auf den Krieg außerhalb der sicheren Mauern von Hogwarts vorzubereiten, war es egal, ob sie ihn mochten oder nicht. Doch trotzdem würde er seine Schüler nicht kampflos aufgeben! Er kam vor Dumbledore zum Stehen und unterhielt sich für wenige Augenblicke leise mit ihm, bevor der Schulleiter nickte und von seinem Stuhl aufstand. Dumbledore klatschte in die Hände und erlangte sofort die Aufmerksamkeit von allen Anwesenden in der Großen Halle. „Professor Potter möchte gerne etwas sagen“, sagte er bloß, bevor er sich wieder hinsetzte und Harry anwies anzufangen. Nachdem er sich einmal leise geräuspert hatte, sagte Harry laut: „Ich glaube ihr wisst alle, worüber ich sprechen will, da ihr entweder bei dem Angriff auf die Große Halle dabei gewesen wart oder es im Propheten gelesen habt. Um einige eurer Fragen zu beantworten, ja, ich bin ein Parselmund, was bedeutet, dass ich mit Schlangen sprechen kann, aber nein, ich bin weder ein Anhänger von Voldemort noch ein dunkler Zauberer. Während es wahr ist, dass es einige dunkle Zauberer und Hexen gegeben hat, die Parsel sprachen, ist es jedoch nicht wahr, dass wirklich alle Parselmünder böse sind. Genauso wie nicht alle Slytherins böse und alle Gryffindors gut sind. Genauso wie nicht alle reinblütige Zauberer besonders gut und muggelgebürtige schlecht beim Zaubern sind. Ich kenne zu all diesen Vorurteilen Ausnahmen. Glaubt mir einfach, dass ich eine Ausnahme zu diesem Parselmund Vorurteil bin. Glaubt mir, dass ich niemals, niemals Voldemort unterstützen würde. Er und seine Anhänger haben Leute getötet, die mir viel bedeutet haben, glaubt also nicht einmal für eine Sekunde, dass ich den Saum seines Umhangs küssen würde. Eigentlich eher das Gegenteil davon. Wenn ich jemals die Chance bekomme, werde ich diesen Bastard für alles, was er getan hat, bezahlen lassen!“ Harry bemerkte, dass er ein wenig außer Atem gekommen war, da seine Rede zum Ende hin immer leidenschaftlicher geworden war, doch es war ihm egal. Er hoffte bloß, dass er mit seiner Nachricht Erfolg hatte. „Danke“, murmelte er bloß bevor er um den Lehrertisch herum zu seinem Platz ging. Harry wusste, dass Ron und Hermine ihn bewundernd anstarrten, doch keiner von ihnen sagte etwas. Noch sagte irgendjemand in der Großen Halle etwas für einige Sekunden, bis er plötzlich jemanden klatschen hörte. Er schaute auf und sich um und sein Blick landete auf dem Ravenclaw Tisch, auf Benjamin Linford aus dem vierten Schuljahr um genau zu sein. Der schüchterne Junge war der einzige, der stand und klatschte so laut, dass es in der ganzen Halle hallte. Dann stimmte ein weiterer mit ein und Harry war froh zu sehen, dass es Bill Weasley war, dicht gefolgt von seinem Bruder Charlie. Langsam, einer nach dem anderen, standen die Schüler von den Bänken auf und fingen an zu applaudieren. Am Ende war es etwa die Hälfte der Schülerschaft, die ihm ihre Unterstützung zeigten, selbst einige aus Slytherin, und Harry fiel fast von seinem Stuhl, als er einen herzlichen Klaps auf seinem Rücken spürte. „Gut gemacht, Kumpel“, sagte Ron grinsend. Hermine, die ebenfalls weit grinste, umarmte ihn fest, und selbst Draco, der, wie Harry erleichtert bemerkte, sich endlich wieder in der Öffentlichkeit zeigen und unterrichten durfte, nachdem er seine Grippe mit viel Ruhe auskuriert hatte, sagte: „Nette Rede, Potter. Ich hoffe, einige von ihnen lassen uns jetzt in Ruhe.“ Es dauerte ein paar Minuten und einige warnende Worte von Dumbledore, bis die Schüler sich wieder beruhigt und sich wieder ihrem Frühstück zugewendet hatten, obwohl der Schulleiter ihm zugezwinkert hatte, während seine Freunde ihm gratuliert hatten. Harry warf ihm ein dankbares Lächeln zu, denn, obwohl er froh war, dass so viele Schüler ihm noch oder wieder vertrauten, die ganze Aufmerksamkeit war ihm etwas peinlich gewesen. Glücklichweise begannen im gleichen Moment die Eulen in die Große Halle zu fliegen, als sie Schüler sich beruhigten und sie jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit den Briefen und Paketen zuwandten. Harry erschrak, als wieder einmal eine der Eulen mit einem kleinen Päckchen und einer Notiz direkt vor Hermine landete. Harry schaute zu ihr hinüber, als sie sie auseinander faltete und las: Ich glaube, du hast das verloren. Es war die Handschrift von ihrem heimlichen Verehrer. Sie legte sofort die Notiz beiseite und ein weites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie das Päckchen auspackte und die goldene Halskette von ihrem heimlichen Verehrer sah. Obwohl er auch ein wenig misstrauisch war, war Harry froh, sie so lächeln zu sehen. Doch nun, da er die Halskette sah, erinnerte er sich, dass Hermine ihnen nicht erzählt hatte, wer ihr heimlicher Verehrer war. Er wollte ihr gerade die Frage stellen, doch Ron tat es schon, bevor er überhaupt seinen Mund öffnen konnte. „Ich-ich kann es nicht sagen...“, sagte Hermine und senkte ihren Kopf ein wenig, doch Harry konnte noch immer das Lächeln sehen und auch den rötlichen Ton ihrer Wangen. „Er-er hat mich gebeten, es noch niemandem zu erzählen.“ „Aber du weißt wer es ist?“, wollte Harry wissen. Er würde sich um Hermine Sorgen machen, wenn sie seine Identität noch immer nicht wusste. Immerhin, wenn er Ron glaubte, hatten sie sich geküsst. Noch immer lächelnd und liebevoll mit ihren Fingern über den Rubin in der Halskette streichelnd, sagte Hermine bloß: „Ich weiß es.“ Harry war etwas erleichtert, doch eine Sache nervte ich noch immer. Wer zum Teufel war es? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)