Kaibas Jahr in der Hölle von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Die Wette, die mein Leben zerstörte ---------------------------------------------- Kaibas Jahr in der Hölle Mit verkreuzten Armen saß ich auf einem gepolsterten Stuhl und starrte ihm ins Gesicht. Heute war der 31. Dezember, Silvester, was für viele Grund war, stundenlang zu feiern, sich zu besaufen. Ich allerdings nutzte teure Zeit immer wohl überlegt mit wirklich wichtigen Dingen. Für mich zählt es nicht als wichtig, Alkohol zu inhalieren und am nächsten Tag aufzuwachen mit dem Gefühl, man würde an Kopfschmerzen und Übelkeit sterben. Für mich sind meine Ziele wichtig, meine Firma, aber auf so was kann ich dankend verzichten. Ich bin mehr ein Einzelgänger sagen viele und vielleicht liegen sie da vollkommen richtig. Ich bin gern allein, furchtbar gerne. Manche sagen, ich wäre ein schlechter, egoistischer Mensch. Ich weiß nicht, was daran wahr ist, aber auch das kann ich mir durchaus vorstellen. Was ist denn schon überhaupt schlecht? Wenn man handelt wie es nur einem selbst passt oder wenn mein einfach etwas tut, was nicht in den zehn Geboten steht? Anderer sagen ich bin undurchschaubar und kalt. Ja, das stimmt. Da haben sie Recht. Ich achte darauf, bei Menschen nicht den falschen Eindruck zu erwecken, dass sie auf meine Freundlichkeit und mein Vertrauen zählen können. Das ist auch gut so. Es gibt oft Gerüchte über mich. Das bin ich gewohnt. Es ist zur Normalität geworden, weil man mich kennt, weil ich berühmt, angesehen bin, weil ich in die Fußstapfen meines Stiefvaters getreten bin. Er sah mich lächelnd an. Ich erwiderte das Lächeln nicht, ich gab mir nicht einmal Mühe es zu versuchen. Er war nicht derjenige, der das verdient hätte. Ich konnte ihn und seine ganze schleimige Art nicht ertragen, dennoch war ich hier bei ihm, in seinem Haus obwohl ich lieber woanders wäre. „Nun Kaibaboy“, begann er und strich sein langes, weißes Haar aus dem Gesicht. „Wie steht es dieses Jahr mit den Wetteinsätzen?“ Ich antwortete nicht sofort, sondern warf ihm einen kalten Blick zu, der ihm bedeuteten sollte, dass ich es verabscheute hier zu sein, bei ihm. „Nun“, sagte ich dann schließlich als ich mir sicher war, dass mein Blick seine Wirkung getan hatte. „Lass es uns schnell hinter uns bringen. Ich habe wichtigere Dinge zu tun als mit dir irgendwelche Wetten abzuschließen, Pegasus!“ Jedes Wort von mir war genau überlegt und entsprach völlig der Wahrheit. Warum war ich denn an Silvester überhaupt hier bei meinem Rivalen, der mir so viel schon angetan hatte? Die Antwort ist mein Stolz. Ich kann keiner Herausforderung widerstehen oder mich als Feigling abstempeln lassen ohne, dass ich mich wehre. Pegasus wusste das genau. Jedes Jahr an Silvester schlossen wir Wetten ab. Für ihn war dies das reinste Vergnügen, für mich allerdings war es ein Kampf. Ein Kampf gegen Pegasus, den ICH gewinnen musste um meinen Ruf zu bewahren. „Gut“, sagte Pegasus etwas verärgert über meine Worte und stand auf. Ich wusste, dass er das immer nur tat wenn er überlegte. „Wenn ich unsere Wette gewinne, dann wirst du ein Jahr lang einen ganz bestimmten Dienst leisten, Kaiba. Ich werde es dir genau erklären wenn du die Wette verlierst.“ „Du meinst wohl falls ich sie verlieren sollte nicht wahr?“, fragte ich höhnisch. In meinem Kopf stellte sich gegen meinen Willen die Frage, um welchen Dienst es sich handelte, doch ich wollte mir das nicht anmerken lassen. Pegasus sollte nicht die Genugtuung haben und denken, dass mich seine Worte interessierten. „Solltest du allerdings die Wette verlieren, wirst du der KaibaCorporation tägliche Informationen über deine Firma ausrichten, damit ich mich auf deine neuen Produkte vorbereiten kann.“ Ich wusste, dass Pegasus im Inneren kochte vor Zorn und ich genoss es. Ich wollte ihn am Boden sehen. Worte sind manchmal härter als Schläge es je seien können. Das habe ich gelernt. Mein Mundwerk ist durchaus gefährlicher als meine Faust. „Nun gut“, knirschte Pegasus. „Dann soll es wohl so sein!“ „Was hast du vorgesehen?“, fragte ich und gähnte. „Wir werden ein Münze werfen“, erklärte Pegasus. „Eine Münze?“, fragte ich. Pegasus war so einfallslos. Er hatte mich hierher bestellt nur um eine Münze zu werfen. Aber Pegasus war schon immer etwas leicht gestrickt gewesen. Deswegen war ich auch nicht überrascht über diesen Vorschlag. „Also gut“, stimmte ich zu und wollte gerade eine Münze aus meiner Manteltasche kramen. „Nein“, sagte Pegasus und trat einen Schritt auf mich zu. „Ich habe bereits etwas vorbereitet.“ Er zeigte mir eine Münze, die er auf einem Tisch bereitgelegt hatte. Auf der einen Seite war ein rosa Hase zu erkennen, auf der anderen der blauäugige Toondrache. Ich hasste dieses Monster und Pegasus wusste das. Diese Münze sollte für mich eine Provokation sein. „Dann werfen wir die Münze“, fuhr Pegasus fort und nahm sie in die Hand. „Da ich es nie wagen würde, dich und deinen Drachen voneinander zu trennen, werde ich den Toonhasen nehmen, okay, kleiner Kaiba?“ „Nur zu“, sagte ich knapp und sah aus dem Fenster. Ich wollte schnell zurück in meine Firma, weg von hier. Mokuba wartete auf mich. Er erfreute sich immer an dem Feuerwerk doch noch mehr freute es ihn, wenn ich ihm beim Raketenzünden Gesellschaft leistete. Er war der Einzige, für den ich das tun würde. Der Einzige. Pegasus warf die Münze. Ich sah zu, wie sie sich in Luft um sich selbst drehte, dann fiel sie in seine Hand zurück. „Gut“, sagte Pegasus. „Wir werden uns beide an die Abmachung halten egal wen es trifft, right?“ „Ja ja“, grummelte ich und sah auf die Uhr. Es war bereits elf Uhr. In einer Stunde würde das große Feuerwerk über Dominocity beginnen. Pegasus zeigte mir die Münze. Als ich in seine siegessicheren Augen sah, da wusste ich, was die Münze zeigen würde. Als ich in seine Augen schaute, wollte ich es nicht mehr sehen. Der Hase auf der Münze lachte mich an. Ich sah finster erst zu ihm, dann zu Pegasus auf, der seine Schadenfreude nicht verbergen konnte. Er hatte gewonnen. Ich hatte verloren. „Gut“, grinste Pegasus. „Sieht so aus als ob ich gewonnen hätte.“ Ich antwortete ihm nicht. Warum sollte ich auch? Er hatte gekriegt was er gewollt hatte, oder? „Kommen wir zu deinem Wetteinsatz. Du musst folgendes tun…. Es ist nicht so leicht es zu erklären, besonders dir nicht.“ „Komm schon, spuk´s aus!“, forderte ich ungeduldig. „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!“ „Also schön! Du und der kleine Yugi, ihr mögt euch nicht so gerne, nicht wahr?“, fragte Pegasus im gelassenen Plauderton, der mich zur Weißglut brachte. „Was hat das damit zu tun?!“, unterbrach ich ihn. „Oh! Eine Menge, glaub mir. Weißt du, ich mag keine Feindschaften, schon gar nicht zwischen meinen Feinden. Deswegen wirst du dieses Jahr mit Yugi und seinen Freunden in Frieden verbringen. Keiner von ihnen darf Verdacht über unsere kleine Wette schöpfen, klar? Niemand! Also darfst du ihnen gegenüber auch keinen Wutanfall bekommen. Du musst ihr Freund für ein Jahr sein. “ Ich hörte es, doch plötzlich kam es mir so vor als würde nicht ich sondern irgendein Fremder mit Pegasus verhandeln. Ein Jahr? Das war unmöglich! Nicht im Traum würde ich daran auch nur denken. Pegasus hatte mein Leben ruiniert und er wusste es. Er war froh darüber. Erstes Kapitel Ende Kapitel 2: Der Anfang einer Freundschaft ---------------------------------------- Der Anfang einer „Freundschaft“! Die Winterferien waren vorüber, doch das war mir im Grunde gleich. Was kümmerte es mich ob ich nun zur Schule ging oder nicht? Im Enddefekt hatte ich doch sowieso immer viel zu tun. Meine Firma musste auch in den Ferien laufen sonst könnten Mokuba und ich uns einiges nicht erlauben. Für die Schule lernte ich eh nie. Wofür denn? Ich konnte das alles. Das sagten auch meine Lehrer. Eigentlich gehe ich nur noch zur Schule um zu beweisen was ich kann und um einmal daran erinnert zu werden, dass ich nicht nur ein großer Firmenleiter sondern auch ein gewöhnlicher Schüler von 18Jahren bin. In der Schule war ich ein anderer Mensch. Doch nach diesen Ferien war es das erste Mal, dass ich mir wünschte, sie wären nie vorbei. Ich hatte Pegasus Wette nicht vergessen. Wie könnte ich? Seit Silvester verfolgte sie mich. Hätte ich doch einmal auf meinen verdammten Stolz verzichtet, dann wäre ich jetzt nicht in solchen Schwierigkeiten. Er hatte mich oft in Schwierigkeiten gebracht, sehr oft. Wegen meinem Stolz trat ich immer wieder gegen meinen größten Rivalen an. Im Nachhinein verlor ich dann immer. Ich weiß immer noch nicht warum das so ist. Da bin ich überfragt, aber es ist nun mal so. Froh bin ich darüber, dass keiner es wagt hinter meinem Rücken über mich zu lästern. Die meisten fürchten meinen Zorn. An diesem ersten Schultag war ich ungewöhnlich nervös. Dabei kannte ich nie Nervosität. Schließlich machte es mir auch nichts aus wenn ich vor Millionen Menschen eine Rede hielt oder durch ein Live-Interview meine Meinung kundtat. Aber an diesem Tag war es anders. Morgens hatte ich keinen Hunger. Ich wollte lieber zur Schule laufen als hinzufliegen oder von meinen Bediensteten gefahren zu werde. So kam es dazu, dass ich das allererste Mal keine bewundernden Blicke bekam als ich das Schultor erreichte. Die Meisten bemerkten mich erst als ich an ihnen vorbei gegangen war und drehten sich dann überrascht um. Ich wusste wenn ich das Klassenzimmer betrat, musste die Wette beginnen, vor der ich mich so fürchtete. Pegasus hatte mich gewarnt, mich nicht an die Vereinbarung zu halten obwohl das gar nicht nötig war. Ich hatte verloren und wieder war es mein Stolz, der hier handelte, nicht ich. Er hatte mich einen Vertrag unterschreiben lassen, in dem stand, dass ich, falls ich mich nicht an die Vereinbarung halten sollte, meine Firma an ihn verlieren würde. Er versicherte mir, dass er eine Verletzung unsere Wette sofort bemerken würde, da er viele Leute aus seiner Firma hatte, die auch auf meine Schule gingen und so steckte ich wohl oder übel in der Klemme. „Sei Yugi ein Freund!“ Man, war mir schlecht bei dem Gedanken. Pegasus hätte mich um fast alles bitten können. Ich hätte sogar lieber den Besen geschwungen und seine Firma gereinigt. Aber Pegasus wählte immer den schlimmsten Weg für mich. Er liebte es, mich leiden zu sehen. Wenn ich jetzt schwach wurde, würde Pegasus bald schon im Besitz meiner Firma sein und ich hätte nichts mehr. Keiner darf etwas merken. Wie stellte er sich das vor? Mokuba kannte mich so gut. Wie sollte ihm meine Veränderung in das extreme Gegenteil nicht entgehen? Selbst Yugi und seine Freunde waren bestimmt nicht so blöd um mir dieses Freundschaftsgelaber abzukaufen. Nie im Leben! Langsam öffnete ich die knarrende Tür und trat in unseren Klassenraum und blickte mich um. Yugi saß an seinem üblichen Platz und spielte mit diesem drittklassigen Duellanten, Joey Wheeler, der zu meinem Bedauern ebenfalls zu Yugis Freunden gehörte, Duellmonsters. „Sei jetzt stark!“, ermahnte ich mich. „Auch dieser Schultag hat nur sieben Stunden, dann hast du es für heute hinter dir! Tu es!!!“ Ich atmete noch einmal tief ein. Dann schritt ich möglichst lässig, was bei meinem rasenden Herz allerdings nicht sehr leicht war, auf Yugi und Joey zu. Gegen meinen eignen Willen und meinen Körper setzte ich mich auf den einzigen freien Platz, neben Joey. Joey starrte mich entsetzt an und ich konnte es ihm nicht verübeln. Normalerweise würde ich diese Gelegenheit am Schopf packen und ihm irgendetwas Überhebliches an den Kopf werfen. Joey jedenfalls sah so aus als sei er auf alles vorbereitet. Mit größter Mühe konnte ich den Beleidigungsdrang unterdrücken und wandte mich stattdessen ihrem Duell zu. Beide starrten mich so an als würde ich gleich meine Krallen ausfahren und sie in ihr Fleisch bohren. Es entstand eine schreckliche Stille und ich merkte, dass nun auch der Rest der Klasse seine Aufmerksamkeit uns zugewandt hatte. Alle wirkten etwas verwirrt über mein Verhalten, denn normalerweise setzte ich mich sofort an meinen Einzeltisch in der letzten Reihe und skizzierte irgendwelche Prototypen für virtuelle Games oder irgendetwas anderes bis es klingelte. Die Stille wurde unerträglich. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste, also räusperte ich mich. „Ah, ihr spielt DuellMonsters?“, fragte ich und versuchte krampfhaft locker zu klingen. „Und? Wer gewinnt denn?“ Da keiner von den beiden im Stande war zu antworten, besah ich mir das Spielfeld, Joeys Handkarten und den Lebenspunktestand. Es sah eindeutig besser für Yugi aus. Er hatte 2 verdeckte Karten und den schwarzen Magier auf dem Feld. Außerdem hatte er noch satte 2000 Lebenspunkte. Joey dagegen hatte nur 300 Lebenspunkte, keine verdeckten Karten und den schwarzen Rotaugendrachen, der hundert Punkte schwächer war als Yugis Magier auf dem Feld. „Kann ich helfen?“, fragte ich dann gequält und warf einen Blick auf Joeys Handkarten: Gigantische Trunade, der Babydrache und Schild und Schwert. „Wer ist am Zug?“, fragte ich in die Runde. Wie ich es hasste mit ihnen zu reden. Kurz warf ich meinem geliebten Einteltisch einen Blick zu, versuchte mich dann wieder auf Yugis Gesicht zu konzentrieren. „Joey“, sagte Yugi, der sein Erstaunen über mein merkwürdiges Verhalten nicht verstecken konnte. „Er hat gerade gezogen.“ „Aha“, sagte ich und sah mir noch einmal Joeys Handkarten an. Es gab da eine Möglichkeit damit er Yugi eins auswischen konnte, aber ich wusste nicht ob Joey schlau genug war, darauf zu kommen. In seinem Gesicht las ich eher Anspannung. Er verlor immer gegen Yugi wenn sie hier spielten. Na ja, eigentlich verlor er auch gegen Yugi wenn sie nicht in der Schule spielten. Klartext: Er verlor immer gegen ihn. Wenigstens in einem Punkt schienen wir überein zu stimmen. Auch ich hatte es nie geschafft Yugi in einem Duell in die Knie zu zwingen…. Außer vielleicht einmal. Auch damals war mir Pegasus absichtlich und ernsthaft auf die Nerven gegangen. Er hatte Mokuba, mein Ein und Alles entführt und ihn bei sich gefangen gehalten. Damals hatte er ein Duell zwischen Yugi und mir gefordert. Ich hatte mich mit ihm duelliert und eigentlich hätte er auch an diesem Tag gewinnen müssen, doch ich stellte seinen Mut auf die Probe. Ich prüfte ihn und er bestand nicht. Er war zu schwach um meinen Tod während eines Duells mit ihm zu riskieren. Ich hätte keine Rücksicht auf ihn genommen und das wusste er auch, dennoch tat er nicht das, was er hätte tun müssen: Das Duell für sich entscheiden. Oft hatte ich mich gefragt ob er nur aufgegeben hatte um mir zu zeigen wie herzlos ich war. Es sollte für mich eine Strafe sein so ein Duell zu gewinnen. „Wenn ich dir einen Tipp geben gab“, flüsterte ich Joey ins Ohr. „dann würde ich erst das vernichten, was im Hinterhalt steht.“ Ich hoffte, Joey würde meine Anspielung auf Yugis verdeckten Karten bemerken, die er ganz leicht mit gigantischer Trunade in Yugis Hand zurückbringen würde. Dann könnte er sich erst den schwarzen Magier vornehmen mit der Kombination aus seinem Rotaugendrachen und Schild und Schwert. Das war ja wohl offensichtlich, doch nicht für Joey. „Wie meinst du das?“, fragte er und kratzte sich ratlos am Kopf. Das wäre eigentlich der ideale Zeitpunkt über seine Dummheit zu lästern. Ihn auszulachen vor der versammelten Klasse. Wie gerne würde ich seine wütende Miene betrachten. Mit Genugtuung würde ich beobachten wie er die Beherrschung verlor und dann wieder von einem Lehrer wegen brutalem Handeln zur Rede gestellt wurde. Stattdessen beugte ich mich zu ihm und deutete auf seine gigantische Trunade. „Diese Karte kann dir helfen eine Gefahr zu zerstören“, erklärte ich ihm flüsternd. „Dann kannst du zuschlagen!“ „Aber sein schwarzer Magier ist doch stärker als mein Rotauge!“, beschwerte er sich. „Nicht wenn du eine andere Karte benutzt um das zu verhindern“, knirschte ich, total erschöpft von der Dummheit dieses Jungen. Es war sinnlos daran zu glauben, dass ich je mit ihnen Spaß haben würde. Nur der Gedanke daran, dass das Jahr bitte schnell vergehen würde, machte mir große Hoffnung. Was war denn schon ein lächerliches Jahr im Vergleich zu den 18Jahre, die ich schon hinter mir hatte, in denen es auf und ab ging? „Kaiba?“, fragte Joey total irritiert und sah mich so an, wie er es noch nie getan hatte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ „Nein!!!!“, dachte ich bestimmt. „Wenn mit mir wirklich alles in Ordnung wäre, würde ich jetzt gehässig lachen und zwar über dich Wheeler!“ „Ja, natürlich“, antwortete ich allerdings gegen meinen Willen. In diesem Jahr waren meine Gedanken alles was mir blieb. Das einzige Geheimnis, das mir verblieben war. Selbst meinem Bruder durfte ich sie nicht preisgeben. „Du kannst gewinnen, Wheeler…. Äh, ich meine Joey!“ Joey sah mich nun völlig perplex an. Es wunderte ihn wohl schon, dass ich ihn, den ich hasste, den ich verachtete anfeuerte, ihm Mut machte, doch noch mehr wunderte es ihn anscheinend, dass ich zum allerersten Mal seinen Vornamen in den Mund genommen hatte. Es fiel mir schwer das zu tun. Es schmerzte tief in mir drinnen. Aber ich durfte es nicht zeigen, ich durfte es nicht! Mein Gesicht musste eine Maske werden, die einem nicht zeigte, was sich wirklich im Inneren eines Menschen abspielte. Ich musste etwas Neues lernen, die Gabe jemanden anzulächeln, auch wenn ich es in all den Jahren vergessen hatte. Noch besaß ich diese Gabe nicht, doch ich musste in diesem Jahr daran arbeiten. In diesem Moment trat unsere Mathematiklehrerin ein und knallte die Tür hinter sich zu. Als sie mich an Joeys Tisch erblickte, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen und ich wusste, was sie dachte. „Mr.Kaiba!“, sagte sie mit ihrer schneidenden Stimme. „Wären Sie so freundlich und würden Mr.Wheeler in Ruhe lassen? Gehen Sie bitte auf Ihren Platz zurück!“ Sie dachte anscheinend, dass Joey und ich mal wieder eine Auseinandersetzung hatten, die außer Kontrolle geraten würde. Schon oft hatte sie uns auseinanderzerren müssen, weil Joey ausgerastet war und mich mit irgendwelchen Gegenständen beworfen hatte während ich lauthals gelacht hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich ihr keine herablassende Bemerkung an den Kopf schleudern. Ich konnte es nicht. Ich stand nur da und blickte zu Boden. „Er hat nichts gemacht“, sagte eine leise Stimme direkt hinter meinem Rücken. Bakura hatte sich erhoben und sah die Lehrerin mit seinen großen Augen an. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt und mir war es auch schleierhaft, warum er überhaupt etwas zu dieser Sache sagte. Was hatte ich denn mit so einem zu tun? Ich kannte ihn nicht, er kannte mich nicht! Unsere Lehrerin schien genauso wie ich überrascht von Bakuras Worten und sah von ihm zu mir und dann zu Joey. „Stimmt das, Mr.Wheeler?“, fragte sie dann überzeugt, dass Bakura log um mich zu decken. Joey nickte knapp. Unsere Lehrerin schien nun völlig verwirrt und wandte dann ihren Blick mir wieder zu. Ihre Augen hinter ihrer Brille blitzten mir entgegen. „Was sagen Sie dazu, Mr.Kaiba?!“, fragte sie mit einem prüfendem Gesichtsausdruck. „Ich glaube, hier ist schon alles gesagt worden“, sagte ich nun wieder mit meiner typischen, herrschenden Stimme. „Ich wusste nicht, dass man Sie erst fragen muss wenn ich Kontakt zu meinen Klassenkameraden aufnehmen will!“ Dieser Schultag war einer der Schlimmsten meines gesamten Lebens und nicht nur wegen dem Verhalten meiner Lehrer, die allesamt sehr skeptisch waren. Normalerweise war ich „der einzelgängerische, höchst intelligente Schüler“, der allerdings für Partnerarbeit oder gar Gruppenarbeit ungeeignet war. Das würde sich dieses Jahr ändern. Nach einer schrecklichen Stunde Englisch setzte ich mich alleine in die Schulkantine und öffnete meine Butterbrotdose von zu Hause. Ich hasste das Kantinenessen und vermied auch so eine lange Schlange um an mein wohlverdientes Essen zu kommen. Ich genoss es, alleine hier zu sitzen und meine Gedanken einfach einmal schweifen zu lassen. „Hey, Kaiba!“ Brutal und unerwartet wurde ich aus meinen schönen Gedanken gerissen und wandte mich um. Yugi Muto winkte mir von einem vollen Tisch zu. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte es wohl kaum ignorieren, was ich sonst immer gemacht hätte. Stattdessen rief ich quer durch die Kantine „Was gibt es?“ „Möchtest du dich nicht vielleicht zu uns setzen?“ Mein Baguette flog mir aus der Hand und landete wieder in meiner Butterbrotdose. Alle starrten mich an, alle. Lehrer, Schüler, ja selbst der Hausmeister schien in seiner Fegebewegung einen Moment zu verharren. „Wie bitte?“, rief ich zurück und tat ganz lässig, darauf hoffend, dass ich mich verhört hatte. „Ich hab dich nicht verstanden!“ Doch ich hatte jedes Wort mitgehört. „Ich habe mich nur gefragt ob du dich nicht vielleicht zu uns setzen möchtest, hier an diesen Tisch!“, rief Yugi zurück mit nun etwas kräftigerer Stimme. Klar und deutlich. „Was mach ich nur?!“, fragte ich mich schwitzend. Mir war bewusst, dass mich jedes Augenpaar in diesem Raum zu diesem Zeitpunkt anstarrte. Ich sah ihre neugierigen Blicke, wie sie auf eine freche Antwort von mir warteten. Ich wusste, dass Pegasus Laufburschen auch unter ihnen waren. Also, was sollte ich denn tun? Weglaufen? Zu Yugi gehen? Losschreien? Mich umbringen? Alles war nicht sehr angenehm, doch ich musste nun etwas sagen. „Ja, natürlich Yugi“, sagte ich langsam und setzte ein gespieltes Lächeln auf. „Wenn ich denn darf!“ Alle starrten mich fassungslos an. Einige wirkten sogar enttäuscht über meine nicht sehr sarkastische Antwort, die sie wohl erwartet hatten. Sie sahen mir zu wie ich auf Yugis Tisch zukam mit meiner Schultonne auf der Schulter und meiner Butterbrotdose in der Hand. Mein schöner Kantinentisch rückte in weite Ferne. Verließ mich….. Ich setzte mich auf den einzigen leeren Stuhl, der sich zwischen Yugi und Duke Devlin befand. Ich kannte Duke nicht gut, doch es reichte mir, dass er sich mit Yugi abgab um ihn nicht leiden zu können. Wieder spürte ich zahlreiche Blicke auf mir und ich brauchte nur einmal in die Runde zu blicken um den Grund dafür zu erfahren. Tristan, Tea und Joey sahen alle drei sehr mies gelaunt aus und sahen immer wieder vorwurfsvoll zu Yugi. Duke schien nicht ganz zu wissen, worum es hier eigentlich ging. Er aß einfach weiter. Nur Bakura schenkte mir ein warmherziges Lächeln. Wieder wurde mir leicht übel. So durfte mich sonst niemand anstarren. Nach einer langen stillen Pause, wusste ich, dass es wieder an mir lag, etwas zu sagen. Jedenfalls gaben mir die anderen am Tisch, denen anscheinend ihr Mundwerk zugeklebt worden war, diesen Eindruck. Ich räusperte mich und sofort klebten ihre vorwurfsvollen Blicke wieder auf meinem heißen Gesicht. „Nun“, begann ich und blickte Hilfe suchend in die Runde. „Ich hab mich gerade gefragt, was wir wohl in unserer nächsten Sportstunde machen werden.“ „Wenn du meinst, dass wir so doof sind und glauben, dass du dich seit neustem für unseren Sportunterricht interessierst, liegst du völlig daneben!“, knirschte Tristan und warf mir einen bedrohlichen Blick zu. „Joey hat mir vom Mathekurs erzählt und ich frage mich, was dich geritten hat, dass du so was Seltsames tust!“ Ich schwieg. Was sollte ich sagen? Die Wahrheit? Nein, das konnte ich doch nicht tun! Aber es hätte Pegasus doch von Anfang an klar sein sollen, dass sie mir niemals, selbst nicht für Geld glauben würde. Selbst sie nicht. Niemand würde mir das glauben. „Tristan, bitte“, nuschelte Yugi zu meiner Verteidigung. „Nein, Yugi!“, schnitt Tea ihm das Wort ab und funkelte mich an. „Ich will auch eine Antwort von Kaiba! Das ist er uns ja wohl schuldig! Jahrelang behandelt er uns wie seine Fußabtreter, wie das Allerletzte und nun? Ich will wissen, warum?“ Was schuldete ich ihnen? Gar nichts! „Kaiba!“, forderte Joey nun ebenfalls. „Spuck´s aus! Du bist doch sonst nicht so wortkarg!“ Ich starrte auf mein Baguette und wünschte, ich säße überall nur nicht hier! „Nun…ähm“, sagte ich nach einer ewiglangen Pause des Schweigens. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und schon gar nichts, was sie ernsthaft von meinen Worten überzeugen würde. „Wir….. nun, wir kennen uns ja alle schon eine beträchtliche Zeit lang, oder? Mir ist in diesen Ferien einiges klar geworden. Ich war nie besonders nett zu euch, während ihr mich immer mit offenen Armen empfangen habt!“ „Das stimmt!“, unterbrach Joey meine kleine Rede. „Also warum plötzlich deine arrogante, egoistische, natürliche Art verändern?“ „Joey!“, sagte Bakura mit Nachdruck in der Stimme. „Lass ihn doch wenigstens mal versuchen, sich zu erklären!“ Joey verstummte augenblicklich, behielt mich aber im Auge. Sein Blick machte mich unruhig. „An Silvester hat mich jemand gefragt ob ich Vorsätze für das neue Jahr, das Jahr 2006 hätte“, fuhr ich fort, wollte aber niemanden anschauen. Ich fühlte mich elend und vermisste meine Freiheit, die ich sonst immer genoss. Bewundert von Allen, doch auch irgendwie ungebunden. Ich hatte immer ein perfektes Leben gehabt, hatte es nie bemerkt. Jetzt sehnte ich mich nach meinem alten, gewöhnlichen Leben. Ihre Blicke nagelten mich an den Boden, ließen mir keinen Freiraum zum Atmen. „Ich habe damit geantwortet, dass ich nie über irgendwelche Veränderungen nachgedacht hätte, doch ich habe gelogen. Ich habe mich immer schon gefragt wie es den wäre, wenn ich nicht so wäre wie ich bin. Im Laufe der Zeit habe ich eine ganze Menge angestellt und dazu stehe ich auch, aber das heißt nicht, dass das auch richtig war!“ Sie alle starrten mich an und ich sah in ihren Augen, dass sie nicht diese Worte von mir erwartet hatten, aber glaubten sie mir auch? „Heißt das, dass du bereust?“, mampfte Duke, der sich bis jetzt aus unseren Diskussion raus gehalten hatte. „Weißt heißt schon bereuen?!“, dachte ich zornig. „Ihr könntet auch eine Menge bereuen. Warum muss ich Reue zeigen? Tut ihr das etwa? Nein, ihr denkt immer, dass ihr im Recht seid! Dabei gibt es bei so was immer zwei Ansichten der Dinge, doch ihr liegt immer richtig!!“ „Ich weiß nicht ob es wirklich Reue ist, aber ich will auf jeden Fall anders werden auch für meinen Bruder und natürlich für euch“, sagte ich nach einer weiteren Pause, wobei ich am liebsten die letzten vier Wörter ausgelassen hätte, doch ich musste sie überzeugen. Wieder spürte ich ein, für mich völlig neues Gefühl- Trauer. Ja, ich war traurig. Traurig, dass es soweit mit mir gekommen war. Ich, Seto Kaiba merkte, dass ich langsam an meine Grenzen stieß, die ich nie erreichen wollte. Was war denn plötzlich mit dem gefassten Seto Kaiba los, der immer alles locker wenn nicht sogar im Schlaf löste? Wo stand er plötzlich? Er war am Ende! Nie würde ich das je einsehen, nicht unter gewöhnlichen Bedingungen, aber das hier war was anderes. Eine Ausnahme, die ich nie in meinem Leben eingeplant hatte. „Seht doch mal!“, sagte Joey nach einer Weile wie von ganz weiter Ferne. „Das gibt es doch nicht! Kaiba weint!“ So ein Unsinn! Ich hatte schon vor Jahren aufgehört meine Gefühle durch Tränen zu zeigen. Ich weinte nie! Niemals!!!! Auch in diesem Moment hatte ich nicht geweint, aber ich war in meiner traurigen, aussichtslosen Welt gefangen gewesen, dass ich meine Gesichtszüge, die ich immer auf Kälte und Ablehnung trainierte, für einen kurzen Moment nicht unter völliger Kontrolle hatte. Joey hatte das gemerkt, wie das Eis meines Gesichtes schmolz, sich in einen traurigen, ihm fremden Ausdruck verwandelte, meine Stirn in besorgte Falten legte und ich verzweifelter aussah als er mich je gesehen hatte. Es war ein ehrlicher Ausdruck, kein gespielter, doch er missdeutete es als Trauer, die ihm und seinen Freunden galt, doch ich dachte in diesem Moment nur an meine aussichtlose Situation. Doch als er sagte, ich würde weinen, wusste ich, was ich zu tun hatte um mein altes Leben zu retten. Um ihr Vertrauen zu erlangen und meine mir heilige Firma zu retten. Ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen und sagte nichts. Ich musste warten bis einer von ihnen was sagte und so geschah es. „Kaiba?“, hörte ich Yugis besorgte Stimme. Er glaubte auch, ich würde weinen. „Schon gut“, sagte ich und versuchte meine Stimme dabei zittrig klingen zu lassen. „Ich wusste, dass ihr mich abstoßen würdet. Ich gehöre nun mal nicht zu euch. Ich bin das fünfte Rad am Wagen. Das war schon immer so. Nur weil ich anders war, verstießen mich alle, Aber ich mach euch keine Vorwürfe. Es ist meine Schuld!“ Alle sahen sich besorgt an und begannen zu tuscheln. Ich wartete ab bis die Geschworenen das Urteil aussprechen würden. „Nun“, sagte Tea und ich sah, dass sie mich aufmerksam musterte. „Schön! Wir werden es mal versuchen! Glaub, aber nicht, dass wir sofort die besten Kumpels werden!“ „Und jeder muss seinen Teil in einer Freundschaft leisten, auch du!“, ergänzte Tristan. „Ja, natürlich“, antwortete ich aalglatt wobei ich mich leise fragte, was Tristan denn je für Yugis und seine Freundschaft getan hatte. „Danke!“ Am Abend war ich guter Dinge. Ich hatte es geschafft. Bald schon würden sie mir vertrauen und das hieß, dass ich ein Jahr in Frieden mit ihnen verbringen durfte. Man war ich glücklich. Na ja, jedenfalls bis mir am nächsten Morgen wieder einfiel, dass ich sie hasste! Ich glaube, ich werde langsam verrückt!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 2.Kapitel Ende :) Ich hoffe, es hat euch gefallen!!!! Kapitel 3: Alles MUSS sich ändern --------------------------------- Alles MUSS sich ändern!! Die Schulzeit, die sonst für mich immer eine gewöhnliche Zeit der Entspannung war, wurde nun zur hektischen Zeit. Da Yugi und seine Freunde mir eine Chance gegeben hatten, meine Freundlichkeit und Treue zu beweisen, musste ich auch etwas tun damit sie weiterhin überzeugt von mir waren. Ich musste mir etwas einfallen lassen damit sie mir vollauf vertrauten. Es ist seltsam, doch das, was ich immer am meisten gemieden hatte, war nun eine Art Muss geworden. Es war wie eine Schulprüfung, die ich mit voller Punktzahl erreichen musste, sonst würde ich fliegen. Auf die Straße fliegen ohne Geld, ohne Dach überm Kopf, ohne Firma, ohne alles, was ich mir je in meinem Leben ehrlich verdient hatte. Und das konnte ich uns nicht antun, weder mir noch Mokuba. Ich vermisste Mokuba die ganze Zeit. Dieses Jahr würde er öfters nicht da sein. Sofort nach den Ferien war er mit seiner Klasse auf Skifreizeit gefahren, für zwei ganze Wochen. Im Februar wollte er dann über Karneval mit seinen Klassenklameraden in irgendein Camp, von dem er mir oft vorgeschwärmt hatte. Die riesige Villa wirkte so leer ohne sein freundliches Gesicht, das mich anstrahlte. Sein ehrliches Lächeln. Meistens sieht es so aus als ob er mich kalt ließe. Ja, wir sind zu verschieden um Geschwister sein zu können: Ich bin wie Minus, das voller negativer Energie und Einstellungen geladen ist, er hingegen ist Plus, voller positiver Einstellungen zu Leuten und voller Vertrauen in jeden Menschen. Wir sind sehr unterschiedlich und doch ziehen wir uns wie Plus und Minus an. In dieser Zeit, da er nicht da war, fühlte ich mich verlassener als je zuvor. Verlassen von meiner Überheblichkeit, von meinem Stolz, meinem Einzelplatz, meinem Kantinentisch, meinen lässigen Sprüchen und von meinem kleinen Bruder. Wie sollte ich ein Jahr ohne ihn bestehen? Wie? Wie würden Yugi und seine Freunde mir Glauben schenken ohne Grenzen? Wie konnte ich sie von meiner nicht vorhandenen Freundschaft überzeugen ohne, dass sie den Braten rochen? Es war aussichtslos…. oder? Schließlich waren Yugi und seine Freunde so ziemlich die leichtgläubigsten Leute, die ich kannte. Sie glaubten an viele, unrealistische, schwachsinnige Sachen, bei denen jeder andere Mensch schon ins Irrenheim gekommen wäre. Das Herz der Karten, Wiedergeburten von irgendwelchen Hohepriestern, Gehirnwäsche, Kontrolle über Menschen, reelle Monster, Zeitreisen, Schicksal, Bakuras böse Seite, Seelenentwendung und die Macht der Millenniumsgegenständen. War im Gegensatz dazu meine Freundschaft nicht total glaubwürdig? Yugi glaubte mir eigentlich immer alles. Wie oft hatte er mich schon als einen guten Bekannten, wenn nicht sogar als sein Freud bezeichnet, der im Grunde einen guten Kern hatte? Für meinen Geschmack zu oft. Es könnte mir tatsächlich gelingen, ihn zu überzeugen. Bakura war total leichtgläubig und sah in jedem das Gute. Joey und Tristan waren dumm genug, mir aus der Hand zu fressen wenn ich sie im Laufe der Zeit mit bewundernden Worten und Luxus überschütten würde. Duke kannte mich ja kaum und würde daher auch keine allzu großen Schwierigkeiten machen, doch mein Problem war Tea. Sie war definitiv die Misstrauischste von Yugis Freundeskreis. Sie zu überzeugen würde mich meine ganze Kraft kosten, die ich aufbringen würde, denn sie konnte Lüge von Wahrheit unterscheiden. Sie wusste wie ein Mensch so tickt und davor fürchtete ich mich. Sie sollte nichts erfahren!!!!!! Ich musste sie alle um den kleinen Finger wickeln. Mir ihre Freundschaft auf unscheinbare Art erkaufen. Also fing ich schon in der nächsten Woche damit. Ich nahm mein Deck mit in die Schule um mit Yugi und Joey aus „Spaß“ zu spielen, was auch immer Spaß bedeutet. Ich ließ sie alle von Limosinen abholen, tauschte mit ihnen unsere Handynummern aus und versprach Joey in Duellmonsters zu unterstützen und Tristan das Spiel erst einmal vernünftig beizubringen. Es würde eine Heidenarbeit auf mich zukommen, doch verhindern konnte ich das nicht! Alles musste sich verändern! Es musste! „Habt ihr die Aufgabe 6b verstanden?“, wollte Joey nach einer besonders langweiligen Mathematikstunde wissen, in der wir einen Test geschrieben hatten. „Ich glaub, ich hab die falsch!“ „Welch Überraschung!“, dachte ich und warf Joey einen Seitenblick zu. „Dass du überhaupt etwas geschrieben hast, ist ein Weltwunder!“ Joey war nie besonders gut in Mathe gewesen und das würde sich wohl auch nie ändern. Jedenfalls war ich davon überzeugt. „Nö“, sagte Tristan, der ebenfalls niemals der Nachfolger von Albert Einstein werden würde. „War eigentlich gar nicht so schwer!“, sagte Bakura locker und grinste breit, wie er es ständig zu tun pflegte. „So eine ähnliche Aufgabe hatten wir doch gestern besprochen, nicht wahr?“ „Ja“, stimmte ich zu und gähnte. „Der Trick bei der Sache war ganz einfach, alles in einen Bruch umzuwandeln um dann anschließend zu dividieren, also mit dem Kehrwert mal zu nehmen!“ Der Mathetest war simpel gewesen, doch damit prahlen durfte ich ja nicht, was ich mir gerade nur knapp verkneifen konnte. Es war einfach nicht fair, mich dazu zu zwingen, gegen meine Natur zu handeln. „Hätte heute Nachmittag vielleicht jemand von euch Zeit?“, fragte Joey, der meine Mathematikerklärung offenbar nicht im Geringsten verstanden hatte oder sie absichtlich ignoriert hatte. „Ich muss noch für Kunst dieses Bild malen und ihr wisst ja, was ich von Kunstarbeit halte…. Kann mir dann jemand von euch helfen?“ „Ich kann Kunst selbst nicht!“, kam es sofort von Duke und Tristan. „Ich kann euch ja helfen“, bot sich Yugi sofort an und ich war froh, dass ich nicht dazu aufgefordert worden war, ihnen in einem Fach wie Kunst zu helfen, bis… „Nun ja, wenn ihr alle solche Probleme in Kunst habt, könnten wir uns doch eigentlich alle heute Nachmittag treffen, oder?“, fragte Tea in einem unschuldigen Ton und ich erstarrte. Wir alle? Treffen? Heute? Nein- lieber nicht!!!! „Coole Idee, Tea!“, rief Joey begeistert und strahlte uns allen entgegen. Mir wurde schrecklich flau im Magen und ich wäre am liebsten auf die Toilette gerannt, weit weg von hier. Am allerliebsten allerdings hätte ich mich auf der Stelle übergeben, doch ich konnte es mir verkneifen. „Ja, dann machen wir das doch so!“, stimmte auch Bakura zu. „Aber wo?“ „Also, bei mir geht es nicht! Ihr kennt ja meinen Vater“, wehrte Joey ab. „Bei mir auch nicht- unaufgeräumt!“, erklärte Tristan. „Wie wäre es denn, wenn wir zu Kaiba gehen würden? Ich meine, da ist doch bestimmt genug Platz für uns alle, meint ihr nicht?“, fragte Tea und sah mich aus den Augenwinkeln ab. Dieser Blick sagte mir, sie wollte mich testen, mich quälen. Dieses Miststück!!! „In ner richtigen Villa Hausaufgaben machen?“, jubilierte Joey. „Das wär voll krass! Was meinst du, Kaiba?“ Ich sah sie an. Sah in ihre begierigen, bittenden Gesichter und anscheinend blieb mir gar keine andere Wahl. Ich musste es sagen, leider. „Nun…. Gut“, sagte ich nach einer langen Stille des krampfhaften Überlegens, aus dieser ausweglosen Situation herauszukommen, vergeblich. „Super!“, johlten Tristan, Bakura und Duke und sprangen empor. „Ja… toll, oder?“, sagte ich tonlos. In mir tobte ein erbitterter Kampf: Vernunft, die mir sagte, dass ich das durchziehen musste gegen meine feurige Wut, die Tea das unschuldige Lächeln aus dem Gesicht prügeln wollte. „Also, dann ist das abgemacht!“, strahlte Duke. „Dann treffen wir uns um so ungefähr um 15Uhr an der Villa Kaiba!!!!!“ „Abgemacht“, brachte ich brüchig hervor und biss mir auf die Lippe um einen Schrei zu unterdrücken. Eigentlich hatte ich mich auf den heutigen Nachmittag gefreut. Heute würde Mokuba endlich zurückkehren. Ich wusste zwar, dass ich ihm nichts erzählen durfte, doch die Vorstellung, ihn endlich wieder um sich zu haben, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Nun jedoch hatte ich Mokuba völlig vergessen, denn nun hatte ich einen Grund panisch zu sein. Yugi, mein allergrößter Rivale würde mit seinen schwachsinnigen Freunden in mein Heim eindringen, das voller Geheimnisse war. Dass voll mit meinen Geheimnissen war. Es war meine Privatsphäre! Doch im Prinzip war es doch klar gewesen, dass sie früher oder später in diesem Jahr eingedrungen wären, auch wenn mir später eindeutig besser gefiel. Viel später oder am besten gar nicht! Bevor es drei schlug, räumte ich auf, versteckte peinliche Sachen wie meinen Schlafanzug und alte Fotoalben, machte hastig meine Hausaufgaben und ging nervös, wartend auf das schreckliche Klingeln an der Haustür, auf und ab. Und es kam. Um Punkt 15Uhr. Wie mechanisch stand ich auf, hielt noch einmal vor meiner Haustür inne und öffnete dann zaghaft die Tür. „Hey!“, riefen sie alle und strahlten mich an. Müde lächelte ich zurück, obwohl sich meine Gesichtsmuskeln eigentlich nicht bewegen wollten. „Wow“, staunte Joey und betrachtete die meterhohe, gewölbte, verzierte Decke und die goldenen Möbel, die im Licht der Sonne warm schienen. „Hier lässt´s sich leben!!!“ Auch Yugi, Tea, Tristan, Duke und Bakura sahen sich begeistert um so als wären sie noch nie in einer Villa gewesen. „Wollen wir dann anfangen?“, fragte ich nach zehn Minuten. Ich wollte es schnell hinter mich bringen. Es sollte schnell vorbeigehen. „Klar“, sagte Bakura und blickte mir ins Gesicht. „Wo können wir denn hin?“ „Och…. Na ja… eigentlich ist das egal. Genug Platz haben wir ja“, antwortete ich. „Wo wollt ihr denn gerne hin?“ „Ich will mal dein Zimmer sehen!“, kam es von Joey. Genau diese Antwort hatte ich nicht hören wollen. Ausgerechnet mein Zimmer? Mein Eigentum? Aber alles musste sich ändern, auch das Geheimnis ihnen gegenüber, das sich mein Zimmer nannte. „Schön“, sagte ich. „Dann folgt mir doch bitte!“ Ich führte sie über die vergoldete Wendeltreppe in den ersten Stock, der aus einem langen, beleuchteten Korridor bestand. Am Ende des Korridors war sie….. Meine hölzerne Tür, die in mein Privatreich, meiner Höhle führte. „Da wären wir“, erklärte ich ihnen. Es schmerzte mich, es zu tun, doch ich musste sie öffnen. Also drückte ich die silberne Türklinke hinunter und wir betraten den runden, riesigen Raum. Ich hatte mich an den Anblick meines Zimmers bereits gewöhnt und verstand deswegen auch nicht, warum denn alle bewundernd aufschrieen als ich das Licht anmachte. „Was für ne geile Bude!“, staunte Tristan und pfiff anerkennend. „Geile Bude? Wieso? Was ist so besonderes daran?“ Mein Zimmer war wirklich nicht sehr besonders. Beleuchtet wurde es von einem riesigen, goldenen Kronleuchter, der in unterschiedlichen Farben leuchtete. Auf der rechten Seite standen wie in jedem üblichen Zimmer ein Kleiderschrank aus Ebenholz und ein Himmelbett mit langen, blauen Vorhängen. Neben dem Schrank stand noch eine Kommode für meine 34Paar Schuhe und meine 870 unterschiedlichen Umhänge. In der Mitte war ein geöffnetes Fenster, das zu einem Balkon hinausführte, von dem man unseren Garten mit Pool, Tennisplatz und Skateboardbahn sehen konnte. Auf der Rechten waren dann da noch meine zwei Computer, mein Schrank für meine 1784DuellMonsters Karten, mein Schreibtisch, eine Ablage für meine 17Handiys, mein Flachbildfernseher mir Videorekorder und DVD-Player und ein 2,5m hohen Spiegel. Meine Zimmerwände waren nicht mit Postern behängt, sondern sehr kahl, nur zwei Bilder prangten gleich über meiner Zimmertür. Auf dem einem war das Wappen der Familie Kaiba, auf dem anderen Mokuba und ich zu sehen. Sie alle standen da mit geöffneten Mündern und herabhängenden Armen wie versteinert. Keiner von ihnen schien etwas sagen zu können. Warum nur? „Gut. Also ich denke, wir haben hier genug Platz, oder?“, fragte ich und schloss das Fenster. Keiner von ihnen antwortete. Sie alle starrten immer noch mein Zimmer an. „Also, ich hole dann mal meine Kunstsachen“, fuhr ich fort und rannte ein Stockwerk höher, in mein Atelier für Skizzen und Kunstzeichnung. Ich griff nach meiner neuesten Zeichnung, kramte noch einen geeigneten Zeichenblock und eine Palette Stifte hervor und gesellte mich dann wieder zu ihnen. Sie hatten sich anscheinend wider beruhigt als ich eintraf. Alle 6 hatten sich auf den, durch Fußbodenheizung erwärmten Boden gesetzt und hatten ihre Zeichenblöcke und Stifte hervorgeholt. Und wir fingen an. Es war eine Quälerei, denn eigentlich war die Aufgabe, nämlich einen ausgedachte Maschine zu zeichnen, super simpel, na ja, jedenfalls für mich. Ich verstand einfach nicht, was Joey, Tristan und Duke an dieser Zeichnung so schwierig fanden. Tea hatte zum Beispiel eine Disko-Dance Maschiene gezeichnet(ein Brett, auf dem man tanzen konnte und mit den Füßen eine beliebige Musik aussuchen durfte). Eigentlich eine schwachsinnige Maschinenidee, aber immerhin annehmbar gezeichnet. Yugi hatte eine höchst seltsame Idee gehabt: Eine Skateboard mit Motor. Und Bakura hatte einen sehr gut gelungenen Roboter gezeichnet. All diese Ideen waren zwar nicht die Knüller, aber immerhin hatten die drei eine Idee gehabt. Endlich, nach etwas zwei Stunden getaner Arbeit, waren selbst Joeys letzte Zeichnungen von dem fütternden Kühlschrank fertig und ich hoffte nun, dass sie gehen würden. „So! Das war die Arbeit, jetzt das Vergnügen!“, rief Tristan nachdem er seinen Zeichenblock weggesteckt hatte. Vergnügen? Was meinte er denn damit schon wieder? Das konnte eigentlich nichts Gutes verheißen. Vergnügen in meinem Haus? „Komm, sag mal Kaiba, wo versteckt ihr eure Spielsachen?“, fragte Joey und drehte sich zu mir um. Ich starrte ihn fassungslos an. Spielsachen? Die wollten doch nicht etwa.. oder doch? Wie alt waren die denn? „Spielsachen?“, fragte ich und blickte in ihre grinsenden Gesichter. „Ach, du meinst DuellMonsters, nicht wahr?“ „Nein, nein!“, widersprach Duke. „So was wie Mensch ärgere dich nicht oder auch MauMau.“ Die wollten tatsächlich etwas spielen! Ernsthaft! Das letzte Mal, da ich etwas „gespielt“ hatte, war vor sieben Jahren gewesen. Damals hatte ich Mokuba versucht Skat beizubringen. „Habt ihr nun Spiele?“, hakte Tea nach. „Ja….. Wir haben etwas“, sagte ich nach zwei Minuten Überlegen. „Aber nur zwei Spiele…. im Keller. Monopoly und Schach.“ Ja, das waren die einzigen Spiele, die ich je gespielt hatte. Schach war ein Spiel, das mich erst in die Familie Kaiba gebracht hatte. Ich war ein Meister im Schach, der selbst Gozaburu Kaiba, den Schachweltmeister besiegt hatte. Monopoly hatte ich mir damals nur gekauft um zu lernen, mit Geld umzugehen. Ich hatte auch dort eigentlich immer gewonnen, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass nur Mokuba immer mit mir gespielt hatte. „Schach und Monopoly“, wiederholte Bakura. „Also, ich bin für Monopoly. Das kann man auch zu sechst spielen!“ Auch die Anderen nickten zustimmend und so wurde ich gezwungen, das alte, verstaubte Spiel aus dem Keller zu bergen. Das war gar nicht so leicht, denn im Keller hatte sich einiges angestapelt: Mokubas alte Spielzeuge, alte Schulsachen, Aktenordner, die bis zur Decke gestapelt waren, Skizzen meinerseits, einige demolierte Stühle und Computer, die ich nicht mehr gebrauchte. Endlich fand ich es. Es war unter einem alten Lexikon eingeklemmt und von einer 2cm dicken Staubschicht zugedeckt. Angewidert hob ich es hoch und pustete die ekelige Schicht weg, woraufhin tausende Staubmilben durch die Luft flogen. Manche sogar in mein Haar, mein Gesicht und meinen Umhang. So ein verdammter Mist!!!!!!!!!!!!!!!! Mies gelaunt, von Staub übersäht und hustend betrat ich schließlich mein Zimmer. Yugi und seine Freunde hatten sich in der Zwischenzeit meinen heißgeliebten Computern zugewandt. Zorn stieg in mir auf und am liebsten hätte ich ihnen eine 20Minuten lange Predigt mit 50000Beleidigungen an den Kopf geworfen. Dass sie in mein Haus kamen, sich in mein Zimmer setzten, war ja schon schlimm genug, doch das ging zu weit! Meine Computer enthielten so viele wertvolle Daten: Wie Yugis Deck zu schlagen war, wichtige Dateien für meine Firma, neueste Produkte, die ich wohlmöglich entwickeln musste und wie man den geflügelten Drachen des Raa besiegen konnte. „Hier sind ja gar keine Spiele drauf!“, beschwerte sich Joey und drückte auf eine beliebige Taste, woraufhin der Computer ein seltsames Piepen von sich hören ließ und der Bildschirm rabenschwarz wurde. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Yugi und beugte sich über den PC. „Aus dem Weg!“, schrie ich, rammte Joey beiseite und versuchte meinen PC zu starten. Er reagierte nicht. Zorngeladen versuchte ich den Blick von Yugi und den anderen Knalltüten abzuwenden und besah mir das mögliche Problem. Es musste eine Lösung geben, ihn wieder zurück zu holen!!!! Endlich fand ich den Fehler. Joey, dieser Vollidiot, hatte es tatsächlich irgendwie geschafft, einen Kurzschluss zu verursachen!!! Zähneknirschend richtete ich mich auf, doch ehe ich überhaupt diesem Idioten irgendeine Beleidigung an den Kopf werfen konnte, wurde meine Hand gepackt und irgendetwas wurde drauf geschrieben. Dann ließ mich die Hand los und auch der Stift, der auf meine Handfläche gedrückt worden war, wurde heruntergenommen. Völlig verwirrt starrte ich auf meine Hand, auf der nun ein knallrotes, großes F zu sehen war. Auch die Anderen starrten nun auf unterschiedliche Buchstaben auf ihren Handflächen. Tea stand da mit einem roten Edding in der Hand und grinste. „Ich dachte mir, dass wir mal wieder ein neues Freundeszeichen brauchen würden. Ich meine, unsere Gruppe ist in der Zwischenzeit ziemlich gewachsen, oder?“ Dann wies sie uns an, uns in eine bestimmte Reihenfolge aufzustellen: Ich, Tea, Duke, Yugi, Tristan, Bakura und Joey. Aus den unterschiedlichen Buchstaben ergab sich ein Wort: Friends. Entsetzt starrte ich das schreckliche Wort an ohne auch nur ein Wort herausbringen zu können. „Ich weiß, ihr denkt bestimmt, dass das ziemlich einfallslos ist, aber jeder Buchstabe hat eine Bedeutung!“, erklärte Tea und schob den Edding in ihre Kunsttasche. „Das F auf Kaibas Hand steht für Freundschaft!“ Ich starrte sie an. Freundschaft? Ich und Freundschaft? „Das R auf meiner Hand steht für meine Ruhe. Dukes I steht für seinen Ideenreichtum, das E auf Yugis Hand steht für die Ewigkeit seiner Freundschaft“, fuhr Tea fort und grinste breit. „Und mein N?“, wollte Tristan wissen. „Das steht für Notwendigkeit. Bakuras D heißt Dankbarkeit und Joeys S heißt…“ „Superidiot?“, fragte Tristan grienend und Duke lachte laut auf. „Na warte!“, schrie Joey und rannte Tristan durch das Zimmer hinterher. Durch mein Zimmer. „Das S steht für Stärke!“, beendete Tea und sah sehr stolz mit sich aus. „Das ist ab nun unser gemeinsames Zeichen, ja?“ Ein zustimmendes Gemurmel kam von allen Seiten, selbst von Tristan, der nun von Joey im Schwitzkasten gehalten wurde. „Dann fangen wir mir Monopoly an, sonst ist Kaiba ganz umsonst in den Keller gestiegen!“, verkündete Bakura und lächelte mir entgegen. Ich starrte zu Boden. Ich wollte nicht schon wider dazu gezwungen werden, zurückzulächeln. Dafür war ich einfach noch nicht bereit. Fast hätte ich die Beherrschung verloren und Joey angeschrieen, meine Tarnung auffliegen lassen. Ich war fast ein bisschen froh, dass Tea dazwischengekommen war, doch nun hatte ich dieses verzierte, hässliche F auf meiner Hand. Ich war immer noch etwas wütend, doch jetzt konnte ich mich beherrschen und half Bakura, der das Spiel aufbaute. Nach einer Stunde Monopoly hatte ich die Schlossallee und die Parkstraße mit je einem Hotel und zwei ganze Straßenzüge mit vier Häusern. Tea spielte nur die Bank, für Yugi, Duke und Bakura sah es relativ gut aus, doch Tristan und Joey besaßen nur die Bahnhöfe und Wasser- und Elektrowerk und schwammen in Schulden. Ich muss zugeben, dass mir dieses Spiel „Spaß“ gemacht hatte, denn ich war den Anderen überlegen. Nichts hätte mich aus dem Konzept bringen können. Na ja fast nichts. Doch dieses fast geschah gerade als ich laut lachte als Joey auf meine Schlossallee kam. In diesem Moment ging meine Zimmertür auf und in der Tür stand mein kleiner Bruder, Mokuba. Ich sah wie sich sein fröhlicher, erwartungsvoller Gesichtsausdruck in einen Entsetzten umwandelte, wie sein Mund aufging und seine Augen sich weiteten. Ich sah, dass er mit allem gerechnet hatte, nur damit nicht. Er kam nach Hause und freute sich so, seinen großen Bruder zu sehen, und was sah er nun? Seinen Bruder, der vergessen hatte ihn abzuholen, weil er mit seinen Erzrivalen Monopoly auf dem Fußboden spielte? Die Stille war unerträglich, dann verließ Mokuba das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Yugi und seine Freunde merkten wohl, dass hier etwas nicht in Ordnung war, denn sie verabschiedeten sich ziemlich schnell. In diesem Moment war ich ihnen dankbarer als je zuvor. Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, raste ich in Mokubas Zimmer, in der großen Dachkammer. Ich klopfte zweimal und kam dann rein. Mokuba saß auf seinem Bett, die Skijacke noch an und geschlossenem Koffer. Langsam kam ich auf ihn zu und setzte mich zu ihm aufs Bett. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, doch ich musste etwas machen. Mokuba hatte es verdient, dass ich mit ihm redete. „Was ist mit dir los, Seto?“, fragte er dann schließlich und sah mich mit wässrigen Augen an. „Gar nichts“, sagte ich, doch ich wusste, dass er mir nicht glaubte. „Ich mache mir Sorgen um dich, großer Bruder. Vor zwei Wochen hast du mir versprochen mich abzuholen und mir zu schreiben, doch du hast nichts von beidem getan. Ich habe drei Stunden am Bahnhof auf die gewartet und es kam nicht ein Brief. Du hast noch nicht einmal angerufen. Dabei hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als deine Stimme zu hören oder wenigstens tröstende Worte von dir zu lesen.“ „Mokuba“, sagte ich leise und hätte mich am liebsten geohrfeigt. „Es ist nur so, dass ich…“ „Ich hab mich am Bahnhof gefragt, warum du wohl nicht gekommen bist. Du hättest bestimmt in der Firma zu tun, dachte ich, doch das war es gar nicht“, fuhr er fort, doch sah mich gar nicht an. „Mokuba“, sagte ich wieder. „Ich will einen Grund bekommen!“, schrie Mokuba plötzlich und Tränen stiegen aus seinen Augen hervor. „Warum ist plötzlich alles anders geworden?! Was ist mit dir! Ich will dir helfen, großer Bruder! Bitte, rede mit mir!!!“ Ich öffnete den Mund, doch ich konnte ihm nicht antworten. Was sollte ich denn schon sagen. Ich sah zu Boden. Mokuba starrte mich entsetzt an. „Du willst es mir nicht sagen?“, fragte er. „Dann nicht! Ich dachte immer, ich wäre der Einzige, mit dem du reden würdest, Seto! Ich hab mich getäuscht!!! Lass mich bitte allein!!!“ Ich starrte ihn an, fühlte mich nie fremder zu ihm. Langsam, da ich begriff, dass er den Rausschmiss ernst meinte, stand ich auf und verließ das Zimmer von der Person, die ich immer geliebt hatte. Mit hängenden Schultern ging ich in mein Zimmer und schloss mich ein. Ich ging zum Fenster und sah nach draußen. Regen prasselte auf die Erde und im Hintergrund hörte man es Donnern. Ich hatte mich doch so auf diesen Tag gefreut. Nun war alles schief gegangen. Ich hatte niemanden mehr. Ich packte mein Kissen und schrie hinein. Dann ließ ich mich auf mein Bett fallen und trommelte mit den Fäusten auf das Kissen ein. Selbst das letzte bisschen Freude war mir von Pegasus genommen worden! Kapitel Ende! Kapitel 4: Lächeln, Seto! Lächeln! ---------------------------------- Lächeln, Seto! Lächeln! Der Januar verabschiedete sich mit einem trüben Regenwetter und kalten Temperaturen. Es war ein tristes Wetter, was sehr gut zu meiner Laune passte. Ich war meistens mies gelaunt, unkonzentriert, selbst in der Schule und während meiner Arbeit in der Firma, doch vor allem war ich lustlos. Nichts interessierte mich mehr, nichts klappte. Nur Einschlafen und in dunkle, endlose Träume fallen schien einen Sinn für mich zu machen. Es machte keinen Sinn, aufzustehen, zu frühstücken, zur Schule zugehen, Hausaufgaben zu erledigen und dann wieder einzuschlafen um am nächsten Tag wieder aufzustehen und diesen Teufelkreis von neuem zu starten. Ich war schrecklich müde und vermasselte sogar einen Informatiktest, was mir noch nie passiert war, doch auch das interessierte mich nicht. Von Außen hatte ich bereits gelernt einen lockeren Eindruck bei meinen Mitschülern zu hinterlassen. Sie glaubten dieser Maske, doch im Inneren war ich zerfallen und des Lebens leid. Mokuba hatte seit jenem Tag, der nun schon zwei Wochen her war, nicht mehr mit mir geredet. Morgens wenn ich früh aufstand war seine Zimmertür abgeschlossen und alles im Inneren war still. Wenn ich dann fertig mit meinem Frühstück fertig war, duschte er oder war schon längst ohne Verabschiedung verschwunden. Den Rest des Tages war er entweder bei Freunden oder war in seinem Zimmer eingeschlossen. Ich konnte ihn verstehen. Seit Jahren hatte Mokuba nie seine Meinung mir gegenüber offenbart und hatte sich nie darüber beschwert. Er hatte mich immer unterstützt auch wenn die Anderen mich schon längst aufgegeben hatten. Wäre ich doch redegewandter und gefühlvoller. Wäre ich es doch nur! Ich will dich doch gar nicht quälen, Bruder! Ich will es nicht, aber ich kann nichts tun. Ich wünschte, du würdest mir noch einmal vertrauen können. Man oh man, ich höre mich ja schon an wie ein Weichei! Schluss damit!! Was kümmert es dich, dass dich jemand nicht beachtet? Das ist dir doch sonst immer lieber gewesen, oder? Oft saß ich abends auf meiner Abendterrasse und stierte hinauf zu den Sternen, einfach nur so um meinen Tag, den ich vorher erlebt hatte, zu vergessen. „Hey, Kaiba! Ich rede mit dir!“ Ich schreckte hoch. Wir hatten gerade große Pause und saßen auf einer Bank vor der Schule. Gerade hatte ich wieder einmal den Himmel betrachtet und war ganz in meinen Gedanken versunken gewesen. Nun hatte ich allerdings wieder vergessen, woran ich überhaupt gedacht hatte, denn Joey sah mich nun etwas beleidigt an, die Arme verschränkt und mit Schmolllippe. Ich kannte seine kleinen Ausraster nun schon ziemlich gut. Schon früher hatte ich genau gewusst, wie ich ihn am allerbesten reizen konnte, doch seit Beginn dieses Jahres hatte ich auch lernen müssen, seine Ausraster zu stoppen. „Was hast du gesagt?“, fragte ich und sah ihm entschuldigend entgegen. „Sorry… ich ähm… bin etwas müde..“ Joey sah zwar nicht ganz überzeugt von meiner Ausrede aus, trotzdem schien er etwas besänftigt zu sein, denn er sah mich nun nicht mehr beleidigt an. „Bald ist Wochenende mit Karneval!“, verkündete Joey. „Ich liebe diese Zeit! Dieses Mal verkleide ich mich als Ritter!“ Ritter? Ich hatte immer angenommen, dass Ritter tapfer, entschlossen und stark sein sollten und nicht dumm, trottelig und nervig, doch ich verkniff mir jeglichen Kommentar, der mir in dieser Beziehung in den Sinn kam. Obwohl mich Mokubas Verhalten sehr mitnahm, hatte ich die Wette nicht vergessen. Ich kämpfte eigentlich nur noch verbissener um Yugis Vertrauen als ich mir in den vorigen Jahren je hätte vorstellen können. Von Karneval hielt ich allerdings nie viel. Es war eine absolut dämliche Veranstaltung, bei der man sich mit Verkleidung und Schminke einfach nur lächerlich machte. Genau das, was ich nicht gebrauchen konnte. Ich hatte mich jedoch zu Mokubas Wunsch jedes Jahr verkleidet, als Pirat, Kaiser, Vampir oder Auftragskiller, doch ich hatte mich nie in dieses Verkleidungen wohl gefühlt. Dennoch hatte ich es immer getan und würde es wahrscheinlich auch immer weiter tun. „Als was verkleidest du dich dieses Jahr, Yugi?“, wollte Bakura wissen. „Oh, ich weiß noch nicht“, grinste Yugi. „Wir werden sehen! Spätestens am Montag beim Umzug werdet ihr es erfahren! Ich freu mich riesig!“ „Ich auch!“, strahlte Tristan. „Langes Wochenende und dann auch noch mit Karnevalsumzug, Verkleiden, Feiern und Spaß!!!“ Ich sagte nichts, doch im Stillen bewunderte ich sie für ihre penetrante, gute Laune, die sie tagtäglich an den Tag legten. Hatten sie denn nie Probleme? Verlief denn bei ihnen immer alles ohne jegliche Schwierigkeiten? Ich wusste es nicht, doch wieder einmal demonstrierte die Welt ihre Ungerechtigkeit in ihrer vollen Pracht! Konnte sie denn nicht einmal Leute bestrafen, die es auch wirklich verdient hatten wie zum Beispiel Pegasus? Aber nein, Pegasus ging es immer bestens. In jedem Fernsehinterview, das ich dieses Jahr von ihm gesehen hatte, grinste er breit wie ein Honigkuchenpferd und lachte laut. Könnte ihm nicht einmal etwas Schlimmes widerfahren oder passierte so etwas immer nur mir? Wenn ich meine Gedanken alleine an einem Tag seit Beginn dieses Jahres aufgeschrieben hätte, hätte ich die Bibel in ihrer Länge schon längst überboten, denn ich dachte seit dem viel mehr nach als dass ich sprach. Stimmt schon, gesprächig war ich ja nie so richtig gewesen, außer natürlich wenn es um Beleidigungen oder coole Sprüche ging. Endlich begann das Wochenende. Die Schule war nun zur Stressabteilung meinerseits mutiert und ließ mir keine Ruhe mehr, vor allem jetzt, da ich so unkonzentriert war wie noch nie. Ich bemerkte außerdem auch, dass ich allmählich immer fauler wurde. Natürlich war alleine Yugis Einfluss daran schuld, das war klar. Ich genoss es nun nämlich mal einfach auf meinem Bett zu liegen und einfach nur ins Leere zu starren, ohne bösartige Gedanken, ohne überhaupt irgendwelchen Gedanken, doch ich wusste nicht ob das auch so gut war. Früher hatte ich das Bett wirklich nur für die Nacht benötigt. Ich hatte mich hingelegt, war wieder aufgestanden und das war es gewesen. Nun jedoch liebte ich es, mich in die Matratze zu schmeißen und auszuruhen. Die Hausaufgaben hatte ich am Samstag erledigt, auch wenn ich länger für sie gebraucht hatte als je zuvor. Dennoch hatte ich nun Zeit für mich. Da ich nicht wusste, was ich tun konnte, beschloss ich, ein wenig draußen in der Februarkälte spazieren zu gehen. Als ich nach unten rannte, sah ich meine kleine Bruder, der in der Küche saß und sich ein Sandwisch schmierte. Schon seit längerer Zeit hatte ich ihn nicht mehr so aus der Nähe gesehen. Es war ein äußerst merkwürdiges Gefühl, ihn da ganz ruhig sitzen zu sehen. Ich wollte zu ihm, mit ihm reden, mich entschuldigen und so sprang ich die letzten drei Treppen hinab und schritt in die Küche. Als ich jedoch nur noch ein bis zwei Schritte von seinem mir zugewandten Rücken entfernt war…… klingelte das Telefon hinter mir. Mokuba drehte sich ruckartig um und seine kleinen Augen weiteten sich als er sah, dass ich direkt hinter ihm stand. Er hatte mich nicht hinter sich erwartet. Das Telefon klingelte noch einmal während wir uns anstarrten und noch einmal. Langsam wandte ich mich ab und schritt zum Telefon, das immer wieder schellte. „Seto Kaiba“, meldete ich mich ein wenig mies gelaunt, da ich ausgerechnet jetzt gestört wurde. Welcher Idiot rief mich denn um diese Urzeit an einem Sonntag an? „Hi, Kaiba“, meldete sich eine mir sehr vertraute, schreckliche Stimme, die ich allerdings nicht sofort erkannte. „Wer ist denn da?!“, fragte ich gereizt und hörte wie die Person am anderen Ende der Leitung leise kicherte. „Was wollen Sie denn von mir?! Ich hab wirklich zu tun!!!“ „Be cool, Kaibaboy!“ „Kaibaboy?“, fragte ich leicht verdutzt. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen Es gab nur eine einzige Person auf dieser Welt, die mich so nannte ohne sich dabei zu schämen. „Wie geht es dir denn so?“, fragte Pegasus Stimme und in mir stieg eine lodernde Zorneswelle auf. Ich umklammerte den Hörer immer fester und atmete gereizt ein und aus. „Was willst?“, fragte ich und hätte den Telefonhörer am liebsten gegen die Wand geschmettert. „Ich will mich nach deiner Lage erkunden“, antwortete Pegasus aalglatt. „Du machst eine schwere Zeit durch. Da ist es doch nur natürlich, dass sich ein Freund um dich sorgt.“ „Du bist nicht mein Freund!“, schnaubte ich. „Ach ja stimmt, das war ja Yugi Muto, nicht wahr?“, höhnte Pegasus. Ich sah ihn vor mir mit seinem widerlichen Sackgesicht und seinem schleimigen, arroganten Grinsen. „Dass du weit für deine Firma gehst wusste ich ja schon vorher, aber du und Monopoly? Ist das nicht etwas sehr kindisch?“ Ich antwortete nicht. Mein Mund fühlte sich merkwürdig trocken an. Woher wusste Pegasus von meinem Monopolyspiel mit Yugi und seinen Freunden? Das war doch bei mir zu Hause gewesen. War ich selbst in meinem eigenen Haus nicht sicher vor Pegasus prüfendem Blick und dieser schrecklichen Wette. Aber wie hatte er davon erfahren? „Ich habe immer Leute, die mir etwas erzählen“, fuhr Pegasus heitere Stimme fort. „Auch in deiner nahen Nähe, wenn du verstehst, was ich meine. Näher als dir lieb ist. So nah, dass ich auch Informationen aus deinem Familienleben keinen Halt macht.“ Ich legte auf und schlug mit der Hand auf den Küchentisch, von dem nun Gabel und Messer fielen. Ich blickte auf meine pochende Hand hinab, auf der immer noch dieses hässliche F zu sehen war. Mein Zorn schoss durch alle Adern und lies mich meine Finger in dieses schreckliche F krallen, immer tiefer und tiefer. Blut tropfte aus meiner Handfläche und ließ mich erschrecken! Wurde ich langsam wahnsinnig? Näher als dir lieb ist. Was meinte er nur damit? Welchen Informanten hatte dieses arrogante Schwein? Ein Blick durch die Küche verriet mir, dass Mokuba gegangen war. Ich hatte doch mit ihm reden wollen, doch nun war er weg…… So ein verdammter Mist!!! Und wieder war es Pegasus, der alles zerstört hatte!!! Aber seine Worte schwirrten mir auch am Abend als ich im Bett lag noch im Kopf herum. Es war fast so als würde Pegasus mir einen versteckten Hinweis auf seinen Informanten geben wollen. Wer war es nur? Yugi und so bestimmt nicht, aber wer war mir denn sonst immer nahe außer meine neuen, angeblichen Freunde? Vielleicht Roland? Nein, Quatsch! Der war doch gar nicht dabei gewesen als ich mit Yugi und seinen Freunden Monopoly gespielt hatte. Aber wer dann. Und ich schreckte auf. War es denn möglich? Konnte es denn tatsächlich sein? Er war auch dabei gewesen, oder nicht? Doch würde er soweit gehen? Näher als dir lieb ist. Natürlich! Pegasus deutete mit diesen Worten auf die Person hin, die immer in meiner Nähe war. Mokuba. Was sollte ich jetzt davon halten? Würde Mokuba so etwas tun? Würde er mich an Pegasus verraten weil er sauer auf mich war? Das war die einzige Erklärung, doch irgendwie konnte ich es nicht glauben, aber immerhin war Mokuba ja sauer auf mich. Vielleicht hatte er ohne Überlegungen gehandelt. Der Karnevalstag begann mit einem strahlenden Sonnenschein… Wie ätzend! Geblendet von der Sonne rappelt ich mich aus meinen Bett auf und ließ mir von meinen Bediensteten mein Frühstück machen. Im Fernsehen lief die ganze Zeit nur ein Programm: Dieses blöden, fröhlichen Karnevalsumzüge!! Warum musste ausgerechnet heute Karneval sein? Das Letzte was ich jetzt gebrauchen konnte, waren verkleidete Idioten, die ihre gute Laune demonstrierten. Ich schaltete den Fernseher ab und beschloss, mich noch einmal hinzulegen, in der Hoffnung, diesen blöden Tag zu verschlafen um dann morgen wieder zur Schule gehen zu können. Mokuba war nicht da, doch in der Küche lag ein Zettel. Bin mit Freunden unterwegs. Komm erst abends wieder, also mach dir keine Sorgen! Mokuba Wieder dachte ich an Pegasus Worte und ärgerte mich dann über mich selbst! Warum dachte ich eigentlich so oft über diesen Volltrottel Pegasus nach? Totale Zeitverschwendung!! In den folgenden zwei Stunden lag ich ungestört auf meinem schönen Himmelbett und döste. Es war alles schön ruhig, eben so, wie ich es gern hatte! Meine Sorgen schienen für diesen kurzen Moment wie aufgelöst, wie nichtig. Die Haustürklingel rüttelte mich aus meinen schönen Tagträumen. Wer war das denn nun schon wieder? Angespannt lauschte ich. Ich hörte wie Roland die Treppe heruntereilte und die Tür öffnete. Dann kehrte wieder Stille ein. Wahrscheinlich war es nur der Briefträger gewesen oder irgend so ein Idiot, der ein Autogramm wollte und von Roland abgewimmelt worden war. Hauptsache es war wieder still. Ich schloss die Augen, doch schon wieder hielten mich Geräusche vor meine Zimmertür mich vom Schlafen ab. Langsam stieg Wut in mir hoch, doch ich blieb weiterhin liegen, drehte mich auf den Bauch und schloss die Augen erneut. Immer wenn man Ruhe haben will, wird man daran gehindert. „Hey, Kaiba!“, hörte ich plötzlich eine Stimme, die von ganz nah kam. „Aufstehen, du Faulpelz!“ Eine Hand klopfte mir hart auf den Rücken. Ich keuchte auf und drehte mich so schnell um, dass ich mir den Nacken verdrehte. Mit pochendem Nacken wandte ich mich den Gestalten zu, die sich um mein Bett versammelt hatten. Entsetzt erkannte ich Yugi, Tea, Bakura, Joey, Tristan und Duke, allesamt verkleidet und mit strahlenden Gesichtern. Yugi hatte sich als Cowboy verkleidet, Tea war eine Hexe mit aufgemalter Warze auf der Nase, Bakura war ein Engel, Joey hatte sich tatsächlich als Ritter verkleidet, wobei er in meinen Augen eher aussah wie ein Haufen Blechbüchsen, Tristan hatte sich ein Polizeikostüm übergeworfen und Duke sah in seinem Fledermauskostüm sehr seltsam aus. „Was macht ihr denn hier?“, fragte ich so höflich wie möglich, was allerdings nicht so leicht war. Mein Herz schlug rasend schnell danke diesen unerwarteten Besuch in meinem Haus. „Wir wollen dich abholen“, strahlte Bakura. „Wir gehen zum Umzug.“ „Ich werde nicht zum Umzug gehen!“, nuschelte ich und stand auf. „Wieso nicht?“, hörte man Joeys Stimme aus dem Büchsengewühl. „Ich, ähm…“, fing ich an und versuchte mir eine gute Ausrede einfallen zu lassen. Mir war gar nicht nach feiern und Süßigkeiten fangen. „Ich hab kein…. Kostüm!“ „Das ist doch gar kein Problem!“, grinste Yugi. „Da hast du aber Glück!“ „Glück?“, wiederholte ich verdutzt und starrte ihn verwirrt an. Wenn er sagte, ich hätte Glück, konnte das nichts Gutes heißen. „Ja! Tristan wollte erst ein anderes Kostüm anziehen, doch dann hat er bei Joey zu Hause doch was Besseres gefunden! Wir haben also noch ein Kostüm übrig!“, erklärte Tea und lächelte mir zu. „Wie toll!“, brummte ich. Ich konnte mich nun nicht mehr rausreden. „Na dann! Dann gibt es mir mal her!“ Yugi nickte und Duke packte etwas aus seinem Rucksack hervor, etwas ehr buntes. Erst als sie mir den Stofffetzen reichten, wusste ich, was es war. Ein langes gelbes Kostüm, übersäht mit violetten, pinken und blauen Punkten- ein Clownskostüm. Ich starrte es mit offenem Mund an. Mein Pech war nicht zu fassen. Das sollte ich anziehen?! Ausgerechnet ich als Clown. „Ach! Und das gehört auch noch dazu!“, sagte Duke und war mit eine rote Clownsperücke und zwei riesige Schuhe in den Schoß. „Du solltest dich aber beeilen! Der Umzug beginnt in zwanzig Minuten!“ Wie unter einem Drang stand ich wankend auf und schlich auf das Badezimmer zu. Langsam und mit angespannter Miene zog ich mir das lächerliche Kostüm, die Schuhe und die Perücke über. Ich starrte mein blasses Gesicht im Spiegel an, das so gar nicht zu dem grellen, auffälligen Kostüm passen wollte. „Bist du fertig?“, hörte ich Yugis Stimme von draußen. Mit einem letzten gequälten Blick in den Spiegel und eine tiefen Seufzer schloss ich die Tür auf und trat in den Flur. „Nein!“, sagte Tea und stürmte auf mich zu. „Da fehlt noch was!“ Sie packte mich am Arm und drückte mich herunter. Dann begann sie mich auffällig zu schminken. Sie hörte gar nicht mehr auf! Sie knallte die ganze Schminke in mein Gesicht. „Fertig!“, sagte sie schließlich und sah mich, ihr Meisterwerk an. „Gut, wir können, Jungs!“ Mit hängenden Schultern watschelte ich den Anderen in meinen riesigen Schuhen hinterher. Wie sehr ich doch litt! Am liebsten hätte ich mich heimlich umgedreht und wäre wieder in meine geliebte Villa gerannt. Stattdessen lief ich mit diesen nervigen Knalltüten über die Straßen, in diesem entwürdigenden Kostüm!!!!! Endlich hatten wir den Umzug erreicht. So viele Leute traf man selten in diesen Straßen! Alle waren in auffälligen Klamotten gekleidet, trotzdem fürchtete ich mich davor, dass mich hier jemand erkennen konnte. Was wäre das für ein Skandal! In jeder Zeitung würde es stehen: Seto Kaiba! Witzbold oder nicht? Fast sah ich schon mein bleiches, entsetztes, mit Schminke vollgeschmiertes Gesicht auf der Titelseite. Ich sah wie Pegasus die Schlagzeile las und sich dabei kaputtlachte. Mit gesenktem Kopf lief ich da durch die Straßen und wurde ab und zu immer wieder von fröhlichen Leuten angerempelt oder von herumfliegenden Bobons erschlagen. „Ganz ruhig!“, ermahnte ich mich und versuchte den Übelkeitsschwall zu unterdrücken, der mich wieder überrannte. „Auch dieser Tag geht vorbei! Jeder Tag hat nur 24Stunden, auch dieser hier!!!“ „Lächeln, Seto! Lächeln!“, sagte Bakura und lächelte mir verständnisvoll zu. „Du bist das bestimmt nicht gewohnt, oder? Aber es ist wirklich nicht so schlimm!!“ Ich nickte etwas verwirrt über diese Worte. Der Umzug war sehr voll. Yugi und Joey hatten einen Wettbewerb veranstaltet. Wer die meisten Bonbons auffing, hatte gewonnen. Beide standen da mit ausgestreckten Armen und offenen Mündern, in der Hoffnung so viele Bonbons wie möglich zu ersparen. Ich hatte in der Zwischenzeit andere Problem: Ich versuchte mich an dem Versuch zu lächeln. Immerhin war ich ja ein Clown. Da sollte man doch angeblich einen „fröhlichen“ Eindruck und keinen mörderischen vermitteln oder? Meine Gesichtsmuskeln wollten sich einfach nicht zu einem Lächeln formen so viel ich auch an ihnen herumzerrte. So schwer konnte das doch nicht sein, oder? Bakura kriegte das doch ständig hin, warum ich nicht? Lächeln! Lächeln! Wenigstens ein bisschen!! Wieder knallte mit ein Bonbon, von einem grinsenden Pferd zugeworfen, gegen die Nase. Verfluchter Karneval!!!! Wer auch immer dieses Pferd auf diesem Wagen war, ich würde es verklagen wegen Körperverletzung und Fahrerflucht!!!! Gerade wollte ich das Bonbon aufheben und dem Pferd, das unentwegt grinste, entgegen werfen als mir etwas ins Auge fiel. Auf der anderen Seite des Umzuges war er. Alleine in seinem Hundekostüm mit hängenden Schlappohren. Ich hatte gedacht, dass er mit Freunden hier war, doch er war alleine, ganz alleine. Seine Augen waren so traurig. Mokuba. Mein kleiner Bruder. Meine Beine wollten sich wie von selbst bewegen. Schritt für Schritt schlich ich mich von Yugi langsam weg, ganz langsam. Ich wollte zu ihm. Yugi hatte es noch nicht bemerkt, doch Bakura hielt mich am Arm zurück. „Kaiba!“, sagte er und sah mich mit besorgtem Blick an. Er sah nicht wütend aus, im Gegenteil. „Was ist los? Wo willst du hin? Geht es dir nicht gut?“ Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht. Bakura folgte meinem Blick und sah nun ebenfalls Mokuba. Er sagte nichts. Er stand nur da und starrte mich ausdruckslos an. „Bakura, ich“, sagte ich langsam. „Geh schon!“, sagte Bakura plötzlich und schon mich an. „Du MUSST dich mit ihm vertragen! Also los, geh schon!“ „Aber…“, sagte ich etwas verwirrt. „Ihr habt euch doch wegen uns gestritten, nicht wahr?“, meinte Bakura. „Dann solltest du das Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen! Los, ich wird mir schon was einfallen lassen um dich zu entschuldigen!“ Er grinste mir warm entgegen. Es fühlte sich sehr seltsam an. Zu aller ersten Mal war mir sein Gegrinse nicht zuwider. „Danke!“, rief ich ihm zu und rannte fort. Mokuba war in der Zwischenzeit vom Umzug weggegangen. Ich konnte seinen Rücken erkennen, der hinter einer Ecke verschwand. „Mokuba!“, schrie ich ihm hinterher. Langsam bekam ich Seitenstiche. Mokuba drehte sich um. Er starrte mich an, doch Gott sei Dank rannte er nicht weg. „Wir….. wir müssen reden“, stieß ich hervor. Schweiß rann mir von der Stirn und verschmierte meine Schminke. „Seto!“, sagte Mokuba leise. „Ich weiß, was du sagen willst!“ „Nein!“, schrie ich keuchend. „Jetzt bin ich mal an der Reihe, Mokuba! Hör mal, es tut mir Leid!“ Mokuba starrte mich fassungslos an. Noch nie hatte ich mich bei jemandem entschuldigt. Selbst ich war von meinen Worten überrascht. „Du brauchst dich doch nicht bei mir entschuldigen“, murmelte Mokuba. „Ich war einfach nur sauer, weil du mich vergessen hast und dich nicht bei mir gemeldet hast, verstehst du. Im Prinzip hätte ich mich doch für dich freuen sollen, weil du endlich mal mit jemand anderem unternimmst als mit mir, oder?“ „Aber ich hätte dran denken müssen!“, beharrte ich. Ich trat einen Schritt auf ihn zu. In diesem Moment gaben meine ellenlangen Schuhe ein schreckliches Quietschgeräusch von sich, das in der leeren Straße widerhallte. Einen Moment herrschte eine schreckliche Stille, alleine nur von dem Gequietsche meiner Clownsschuhe, doch dann prusteten wir los. Es war das erste Mal seit langem, dass ich richtig lachte. Es war so als wäre die letzte Zeit, in der wir nicht miteinander geredet hatten nur ein böser Alptraum. Ich lachte richtig auf und wir beide konnten uns erst nach fünf Minuten beruhigen. Ich war richtig froh. Froh, ihn wiederzuhaben! Ich sollte es nicht vergessen: Lächeln! Immer lächeln! Kapitel Ende So, weil sich Einige hier beschwert hatten, dass Mokuba und Seto Streit hatten, haben sie sich hiermit offiziell wieder vertragen!  Hoffe, es hat euch gefallen!!!! Kapitel 5: Eine schlaflose Nacht -------------------------------- Eine schlaflose Nacht Es war der allerbeste Karneval meines ganzen Lebens gewesen. Endlich war mir richtig klar geworden, dass ich ohne ihn nichts war. Endlich hatten wir uns vertragen und ich muss zugeben, dass ich richtig, wahrhaftig glücklich war. Nur ärgerte es mich im Enddefekt, dass ich ja in Bakuras Schuld stand, was ich nie leiden konnte. Wie konnte es dieser Kerl nur wagen und so nett zu mir sein? Das ging doch nicht! Wusste er nicht, wie unangenehm mir so etwas war? Ach egal, Hauptsache ich hatte meinen kleinen Bruder wieder auf meiner Seite. Nichts konnte mir meine nicht vorgespielte, super Laune nehmen. Der Februar verabschiedete sich mit herrlichem Sonnenschein, der März war gekommen. Die Kälte verschwand langsam und die Sonne drängte sich auf. „Willst du noch einen Schluck Kaffee, großer Bruder?“, fragte Mokuba mich an einem Samstagmorgen während unseres gemeinsamen Frühstücks. Seit wir uns wieder vertragen hatten, speisten wir immer gemeinsam. Ich saß mit ihm wegen des schönen Wetters auf der Terrasse in meinem gepolsterten Stuhl und las gerade die Zeitung. „Ja, gerne“, sagte ich und stellte fest, dass ich langsam das Lächeln immer besser beherrschte. Mokuba fiel dies natürlich sofort auf. „Es ist echt toll“, sagte er glücklich und goss mir Kaffee ein. „Yugis Einfluss scheint dir richtig gut zu tun!“ Ich sagte nichts darauf. Hatte er Recht? War ich plötzlich zu den Netten und Freundlichen übergesiedelt? Nein! Ich war immer noch der eiskalte Seto Kaiba, nur etwas anders als früher. Meine Kälte strahlte ich jetzt nur nicht mehr nach Außen aus, sondern bewarte sie in meinem Inneren, wie ein Geheimnis. „Wie meinst du das?“, fragte ich und versuchte dabei nicht allzu unfreundlich zu klingen. „Nun“, sagte Mokuba und biss in sein Baguette. „Ich weiß nicht. Du bist so…. so.. Wie soll ich das beschreiben? Du bist nicht mehr so angespannt und unglücklich.“ Er sah zu Boden während ich ihn anstarrte. Wann war ich denn je angespannt oder unglücklich gewesen? „Du bist lockerer und offener geworden“, fuhr Mokuba so glücklich fort, dass ich ihm gar nicht böse sein konnte. „Und das ist toll!“ Vielleicht hatte er sogar Recht, doch wenn es so war, dann hatte ich nichts davon bemerkt. Ich schüttelte den Kopf und wandte meine Aufmerksamkeit wieder meiner Zeitung zu. Plötzlich erstarrte ich als ich umblätterte und die Zeitung fiel mir aus der Hand, zu Boden! Mokuba starrte mich irritiert an, hob dann jedoch die Zeitung auf und reichte sie mir. Wieder schlug ich die Seite auf. Ich hatte mich nicht verguckt. Dort auf Seite zehn war ein riesengroßes Bild von Maximillion Pegasus Fratze, darunter ein kurzer Artikel. „Duellmonsters Schule Pegasus eröffnet“, las ich vor als ich merkte, dass sich Mokuba neben mich gesetzt hatte und ebenfalls das Pegasusbild mit einer gewissen Abscheu im Gesicht musterte. „Maximillion Pegasus, der wohlhabende Gönner unserer schönen Stadt Domino, hat mal wieder eine gute Tat im Sinne des Staates vollbracht. Mr. Pegasus, der erfolgreiche Erfinder, des bekanntesten Spiels dieser Epoche und Leiter einer sehr erfolgreichen Firma, spendete Anfang dieser Woche einen beträchtlich hohen Betrag an eine verarmte Schule in der Stadtmitte, mit dem ausdrücklichen Wunsch, sich um die Kinder besonders sorgsam zu kümmern und sie sein Spiel(DuellMonsters) beizubringen, wobei er für die völligen Kosten aufkommen würde. Seinem Wunsch gemäß wurden sofort Veränderungen des Schule unternommen, die nach ihm benannt wurde(Pegasus-Akademie). Wir können wirklich froh sein, einen solchen Wohltäter in unserer kleinen Stadt haben zu können!“ Ich sah auf und konnte sehen, dass Mokuba die Lippen schürzte und ungläubig zu mir empor sah. „Wohltäter?“, fragte er bitter und ließ anschließend ein höhnisches Lachen vernehmen, doch mir war gerade etwas durch diesen bekloppten Artikel eingefallen. Pegasus. Ihn und seine Warnung hatte ich ganz vergessen. Plötzlich wurde mir schrecklich kalt. Ich hatte es ganz vergessen. Es gab ja jemanden, der mir nachspionierte und diese Informationen dann sofort an Pegasus, diesen Dreckssack weitergab. Wer war es? Sollte ich mit Mokuba darüber reden? Immerhin hatten wir uns ja wieder vertragen und normalerweise vertraute mir mein kleiner Bruder ja sonst auch immer alles an. Ich räusperte mich laut, damit mich Mokuba auch anhörte. „Hast du eigentlich Kontakt zu Pegasus?“, fragte ich bemüht lässig. Mokuba starrte mich an, als wäre ich gerade aus einem Ufo gestiegen. „Wieso fragst du so etwas Seltsames?“, wollte er wissen. Ich zuckte die Achseln. „Natürlich nicht!“, sagte Mokuba, verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte heftig den Kopf hin und her. „Lieber würde ich mich bei Gozaburu für alles entschuldigen. Seto! Weißt du nicht mehr, was der uns beiden angetan hat?!“ Ich nickte und spürte eine gewaltige Erleichterung, die mich gleich entspannt ausatmen ließ. „Warum fragst du?“, wiederholte Mokuba mit einem sehr interessierten Gesichtsausdruck. Mokuba war es also nicht gewesen, der Pegasus gepetzt hatte. Ein gewaltiger Stein fiel mir von Herzen, doch im Grunde war es doch klar gewesen, oder? Wie hatte ich je annehmen können, dass es mein Bruder gewesen war, der mich verraten hatte. Als ob Mokuba ausgerechnet zu Pegasus gehen würde! Wie konnte ich nur so dämlich sein??!!!! „Pegasus hat während eines Telefongespräches durchblicken lassen, dass er uns hier ausspionieren lässt!“, sagte ich, möglichst darauf bedacht, nicht von der Wette zu reden. „Könntest du dir jemanden vorstellen, der ihm Informationen aushändigen würde?“ Mokuba dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. „Du solltest aufhören, deinen Kopf ständig hin und her zu schütteln!“, sagte ich. „Sonst kriegst du noch Kopfschmerzen!“ Wer war es? Yugi? Nein, so etwas würde er nicht tun. Nicht er. Er war zu ehrlich für so etwas! Joey? Ja, vielleicht… schon eher als Yugi, denn er hatte mich nie richtig leiden können. Doch war er schlau genug für so eine gut ausgedachte Aktion? Wohl kaum. Außerdem konnte er Pegasus doch auch nicht ausstehen. Tristan? Nee, bestimmt nicht. Der hat doch gar nichts mit Pegasus zu tun. Tea? Ja, das könnte sein. Sie war schlau genug, so etwas zu planen und gönnen würde sie mir diese Schmach bestimmt auch. Schließlich war sie es ja auch gewesen, die mir dieses grauenvolle F auf die Hand gekritzelt hatte, doch war es nicht absurd, dass ich ihr immer alles in die Schuhe schob, nur weil sie misstrauischer als die anderen Schwachköpfe war? Duke? Nein, ich glaube nicht. Der kennt mich doch kaum. Warum sollte er dann so etwas tun? Und Bakura? Quatsch mit Soße! Der kannte mich doch genauso wenig wie Duke. Viel weiter kam ich mit meinen Überlegungen nicht, auch wenn ich die ganze Nacht darüber nachgrübelte. Ohne Erfolg. In Schule fielen jetzt einige Klausuren an, was Lernen bedeutete. Von Duke kam schließlich der Vorschlag, dass wir uns alle zum gemeinsamen Lernen treffen sollten, bei Yugi zu Hause über dem Spielladen. Ich willigte ein, zwar mit Widerwillen, aber schaden konnte es ja nicht. Solange wir kein Monopoly mehr spielten. Also gingen wir am folgenden Tag zu Yugi. Ich war schon lange nicht mehr dort gewesen. Ehrlich gesagt war ich nur einmal dort gewesen um mir die Karte: Weißer Drache mit eiskaltem Blick unter den Nagel zu reißen, was mir natürlich auch ohne Probleme gelungen war. Ich hatte gegen Yugis Großvater DuellMonsters gespielt, ohne Schwierigkeiten. Also hatte ich auch gewonnen. Ich fühlte mich gar nicht wohl bei dem Gedanken, schnell auf Yugis Großvater zu treffen, der wahrscheinlich nicht besonders gut auf mich zu sprechen war, wie ich vermutete. Schließlich war er nach unserem kleinen Duell um den weißen Drachen sofort zusammengeklappt und war ins Krankenhaus gebracht worden. Ich befand immer noch nicht, dass ich Schuld daran hatte. Was konnte ich denn dafür, dass er den weißen Drachen nicht sofort herausgerückt hatte? Dann hätte ich auf dieses Duell gerne verzichtet. Auch für mich war es Zeitverschwendung gewesen, oder etwa nicht? Hätte ich mich nie gegen diesen alten Knacker duelliert, hätte ich nie an Yugi meinen Weltmeistertitel in DuellmMonsters verloren, hätte ich nie Probleme mit Maximillion Pegasus bekommen. Alles Yugis Schuld, nicht meine. Als wir den Laden betraten, wurden wir sofort von dem alten Mann begrüßt. „Ah, Yugi!“, strahlte er. „Hast du deine Freunde mitgebracht?“ „Ja!“, stimmte Yugi zu. „Wir wollen zusammen für die morgige Klausur büffeln!“ Der alte Mann nickte und wandte sich dann Yugis Freunden zu. „Joey! Tristan! Duke! Tea! Bakura! Und….!“, sagte er und erstarrte als er mich neben Duke stehen sah. Er sah verdutz zu Yugi hinüber. „Er auch?“ „Das ist schon okay so, Großvater!“, sagte Yugi beschwichtigend und half mir damit aus der Patsche. Das Gesicht von Yugis Großvater verfinsterte sich, doch er sagte nichts mehr, sondern ging in ein Hinterzimmer. „Gut, dann lasst uns hochgehen!“, forderte Yugi uns auf und unsere kleine Gruppe folgte ihm eine winzige Treppe hinauf. Ich konnte es einfach nicht lassen, immer wieder die billige Tapezierung dieser Wohnung zu betrachten, außerdem quietschte die hölzerne Treppe beim Besteigen und die Fenster waren sehr dreckig. Yugis Zimmer war vielleicht gerade mal halb so groß wie meins und noch sehr kindlich gehalten. Bilder von seinen Freunden hingen an den Wänden(auf einem war ich leider auch drauf) und ein sehr kleines Bett stand in einer Ecke. Na ja, ein Größeres benötigte Yugi, der Zwerg, wahrscheinlich auch erst gar nicht. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. „Dann lass uns mal anfangen!“, jubilierte Bakura und setzte sich auf Yugis Zimmerboden. Die Anderen gesellten sich zu ihm, nur ich zögerte. Der Boden hier sah nicht gerade gut geputzt aus, ganz im Gegensatz zu meinen Anziehsachen, doch Verweigerung war ja wohl nicht drin. Stöhnend ließ ich mich neben Tea fallen. „Fangen wir an mit Mathe?“, fragte ich gelangweilt. Die Anderen murmelten zustimmend und so prüften wir uns in der Mathematik. Es war einfach stinklangweilig. Ich konnte das doch alles längst. Wofür sollte ich denn dann überhaupt üben? Yugis Freund zu spielen ödete mich wirklich an, denn es war reine Zeitverschwendung. Ich hätte viel lieber meine Zeit mit Mokuba oder meinem Computer verbracht. Stattdessen saß ich in dem Zimmer meines Erzrivalen und fragte ihn mathematische Formeln ab. Ich war schon sehr tief gesunken. Endlich war es neun Uhr, Zeit zu gehen. Ich verabschiedete mich, mit dem Gedanken, endlich nach Hause gehen zu dürfen, endlich Ruhe zu haben. Mokuba wartete zu Hause bereits auf mich. Ich setzte mich zu ihm und streckte mich genüsslich. „Müde, großer Bruder?“, fragte er und sah mich durchdringend an. „Ja, etwas“, murmelte ich und verkniff mir ein herzhaftes Gähnen. „Hast du viel für die Klausur morgen in Mathe gelernt?“ „Etwas zu viel“, antwortete ich. Mein Kopf pochte stark. Es tat mir definitiv nicht gut, mit Yugi und seinen dummen Freunden abzuhängen. „Ich glaube, ich gehe gleich ins Bett. Der Tag war sehr anstrengend!“ Mokuba sah etwas enttäuscht an, nickte dann allerdings. „Ja, du musst vor der Klausur gut ausgeschlafen sein!“ Ich war froh, endlich schlafen zu können. Schlaf war das Beste, was ich nun gebrauchen konnte. Mein Kopf schmerzte immer noch, doch meine Müdigkeit war stärker. Ich nickte ein, nach ungefähr zehn Minuten. Ich flog in einen eisblauen Himmel mit meinem weißen Drachen mit eiskaltem Blick an meiner Seite. Die Sonne ging langsam unter mit einer herrlichen purpurnen Farbe. Entspannt legte ich mich auf eine feuchte Wiese und blickte in den Himmel, wo sich langsam die ersten Sterne abzeichneten. Plötzlich jedoch ertönte ein ohrenbetäubendes Geräusch, ein monotones, nervtötendes Geräusch. Ich wachte auf aus meinem wunderschönen Traum und rappelte mich langsam auf. Das Telfon im Erdgeschoss klingelte ununterbrochen. Ich blickte irritiert auf die Uhr: Es war ein Uhr. Ich verdrehte die Augen und fragte mich sogleich, wer es wohl wagte um diese Uhrzeit bei mir anzurufen. „Wenn das wieder Pegasus ist, drehe ich ihm den Hals um!“, dachte ich und schlich ins Erdgeschoss, damit Mokuba nicht wach wurde. „Seto Kaiba!“, meldete ich mich so unfreundlich wie möglich. „Kaiba! Super! Du bist wach!“, hörte ich eine aufgeregte Stimme am anderen Ende der Leitung, die ich sofort erkannte. „Joey?“, fragte ich völlig verwirrt. „Sag mal, spinnst du?!“ „Du musst mir helfen!“, wimmerte Joey. „Worum geht es denn? Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“, fragte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Ich verstehe es einfach nicht!“, sagte Joeys panische Stimme. „Was?“ „Diese Wurzelgleichungen!“ „Wie bitte?!“, fragte ich gereizt. „Und deswegen weckst du mich in dieser Herrgottsfrühe?!“ „Jetzt sei nicht so sauer! Gute Freunde helfen sich in Notsituationen und das hier ist eine!!! Ich meine, wir schreiben doch morgen diese verdammte Klausur! Und die will ich nicht verhauen! Bitte hilf mir!!!!“ „Ist ja gut!“, knurrte ich. „Also, was willst du wissen?“ Endlich, um drei Uhr konnte ich mich wieder in mein geliebtes Bett legen, die Decke über die Schultern ziehen und die Auge zu schließen. Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein? Ich war doch nicht sein Sklave!!! „Ich muss jetzt aber schlafen“, sagte ich mir und drehte mich auf die andere Seite. Ein ohrenbetäubendes Knallen ertönte urplötzlich. Ich schrak zusammen und fiel aus dem Bett. Mit schmerzendem Bein stand ich wankend auf und schlich auf meine Terrasse. Draußen regnete es in Strömen und der Himmel war unheimlich dunkel. Woher war dieser Krach wohl gekommen? Dann sah ich, dass es nur ein Typ auf der anderen Straßenseite gewesen war, der seine Autotür mit einem ordentlichen Schwung zugeknallt hatte. „Idiot!“, murmelte ich und hastete wieder zurück in mein Bett, da es draußen sehr kalt geworden war. Ich schloss zum dritten Mal die Augen und schlief ein. Wieder fiel ich in einen wunderschönen Traum. Pegasus lag auf dem Boden während ich ihn auslachte. Ich grinste in mich hinein. „Na Pegasus!“, höhnte ich besserwisserisch. „Wer ist jetzt hier der Doofe!“ „Kaiba, du!!!“, knurrte Pegasus, der mir zu Füßen lag. „Hahah! Letzte, jämmerliche Worte eines Verlierers!!“, gackerte ich schadenfroh. „Wau!“, machte Pegasus laut. „Wie bitte fragte ich ihn plötzlich etwas irritiert.“ „Wau! Wau! Wau!“ Ich öffnete die Augen und merkte enttäuscht, dass ich in meinem Bett lag. Das war alles also nur ein Traum gewesen? Ein Bellen, das von sehr nahe zu kommen schien ertönte, laut und ätzend. Wieder rannte ich auf meine Terrasse und sah draußen in unserem Garten einen Hund, der mit seiner dreckigen Schnauze in meinem teuren Rasen rumbuddelte. „Geh da weg, du Töle!“, schrie ich dem Köter zu, doch dieses unverschämte Tier wagte es tatsächlich, nicht auf mich zu hören! „Na schön!“ Schnell zog ich mir meinen Bademantel über, nahm Taschenlampe und Besen zur Hand und schlich die Treppe herunter. Ich schlug die Tür auf und rannte in den Garten. Der Rasen war klitschnass. „Verschwinde!“, schrie ich dem Hund voller Zorn entgegen und holte mit dem Besen aus, verfehlte das Biets allerdings und legte mich mitten in den dreckigen Schlamm des Gartens. „Verflucht!“, stöhnte ich und versuchte angestrengt aufzustehen, was allerdings nicht gelang. Wieder flog ich in den Schnodder. Völlig durchnässt schaffte ich es dann doch endlich aufzustehen, in dem ich mich an unserer Garage festklammerte. Nasse Erde lief mir den Schlafanzug herunter. Langsam ging ich zurück zu meiner Villa, stellte dann aber fest, dass die Tür zu war. Was konnte jetzt eigentlich noch schief gehen? Wie sollte ich jetzt reinkommen? Musste ich denn wirklich hier im Garten übernachten. Wieder fing es an zu regnen! Total durchgefroren suchte ich in unserer Garage Schutz. Der Regen prasselte auf den schlammigen Rasen. Ich war zu erschöpft, zu müde um richtig wütend zu sein. Ich sehnte mich nach meinem warmen Bett, nach Schlaf. Da, ganz plötzlich fiel mir etwas ein. Es gab eine Möglichkeit, ins Haus zu gelangen. Wenn ich auf das Garagendach klettern würde, könnte ich auf meine Terrasse klettern, die ich nachts immer angelehnt habe. Sehr vorsichtig kletterte ich die Garage empor auf das sehr morsche Dach. Ich blickte hinab und musste zugeben, dass ich mich etwas fürchtete. Dort wollte ich lieber nicht herunterfallen. Es war eine Heidenarbeit, das morsche Garagendach entlang zu rutschen. Zweimal rutschte ich ab, konnte mich nur noch mit einem Arm an der Dachkante festklammern und musste mich dann raufziehen. Endlich war ich auf meiner Terrasse, völlig durchnässt, erschöpft und müde, doch sofort ins Bett gehen konnte ich nicht einfach. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck lief ich durch mein Zimmer, ging ins Badezimmer, duschte mich, schlüpfte in frisches Schlafsachen und konnte mich dann erst wieder ins Bett legen. Durch die Dusche war mir wieder warm geworden, doch ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass ich von meinem kleinen Garagenabenteuer eine Erkältung bekommen würde. „Jetzt musst du langsam schlafen! Morgen steht eine wichtige Klausur an! Ständig wiederholten sich diese Worte in meinem Kopf, wurden zu einer Art Beschwörung, die ich mir immer wider aufsagte. Ich schloss die Augen, doch schlafen konnte ich nun nicht mehr: Jedes kleine Geräusch ließ mich aufschrecken ob es nun das Prasseln des Regens draußen oder der tobende Wind war. Meine Zimmeruhr schlug 4. Nur noch zwei Stunden, dann müsste ich aufstehen. Ich gähnte. „Wenn es doch nur diesen Sandmann geben würde. Er könnte ruhig mal zu mir kommen!“ Kalter Wind strömte in mein Zimmer. Genervt stand ich auf und knallte meine Terrassentür zu. Zum, so schien es 1000ensten Mal legte ich mich in meine Bett. Endlich schlief ich ein. Ich träumte von der Schule. Von der Klausur. Ich blickte hinab auf meinen Prüfungsbogen, doch irgendwie konnte ich die Aufgabenstellung nicht lesen. Mein Herz schlug voller Panik. Ich saß da, den Stift im Mund und schweißnassen Gesicht während Yugi und die Anderen schon längst schrieben mit zufriedenen Gesichtsausdrücken, selbst Joey. Panisch blickte ich wieder auf meinen Aufgabenzettel, der plötzlich Feuer gefangen hatte. Ich schrie auf während der Zettel verbrannte, für immer erlosch. Mein Zimmer nahm vor meinen Augen Gestalt an als ich die Augen blitzschnell öffnete. Es war wieder nur ein Traum gewesen, und trotzdem zitterte ich leicht und war leicht verschwitzt. Gerade wollte ich erneut die Augen schließen, in der Hoffnung, nun etwas Besseres zu träumen als mir etwas sehr Merkwürdiges ins Auge fiel. Die Schublade unter meinem Schreibtisch stand sperrangelweit offen. Einige Sachen, die vorher sorgfältig darin verstaut worden waren, lagen nun auf meinem Zimmerboden verstreut. Das war sehr merkwürdig, vor allem, weil ich doch noch die Terrassentür geschlossen hatte. Ich räumte alles wieder auf, doch mit einem entsetzten Gesichtsausdruck sah ich nun, dass etwas fehlte: Mein Tagebuch. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten? Wer hatte denn Interesse an meinem Tagebuch? Jemand war in mein Zimmer eingebrochen!! Das war klar! Hier war jemand gewesen während ich mal geschlafen hatte und ich hatte eine Vermutung, dass es Pegasus Spion gewesen sein musste! Wo war er nun? Der Wecker riss mich brutal aus meinem Traum. Es war 6Uhr, Zeit aufzustehen. Stöhnend rappelte ich mich ab, erledigte im Halbschlaf mein Frühstück ohne richtig zu bemerken, was ich alles zu mir nahm. Meine Augen schienen wie magnetisch immer zugehen zu wollen. Kein Wunder! Nach meinen Berechnungen hatte ich in dieser verdammt kurzen Nacht, gerade mal eine halbe Stunde geschlafen. Wie sollte ich dann denn nur diese blöde Klausur überstehen? In der Schule, in den ersten drei Stunden(Religion, Politik und Englisch) saß ich auf meinem Platz mir offenem Mund, halbgeöffneten, glasigen Augen und zerzausten Haaren. Immer wenn ich meinen Namen hörte, schrak ich wie der Blitz zusammen und merkte, dass ich nicht ein Wort unserer Lehrer mitbekommen hatte. In der Pause vor der Klausur nickte ich ein, wurde dann allerdings nach zehn Minuten wieder von Duke geweckt, der mir mitteilte, dass es langsam Zeit wurde. Mit hängenden Schultern schlurfte ich in den vierten Stock, wo die Klausur stattfinden würde. Ich war immer noch schrecklich müde. Joey war immer noch sehr nervös und laberte mich noch mit seinen Sorgen voll, bevor unsere Lehrerin kam. Ich hörte nicht zu, denn irgendwie hatte ich einen Ohrwurm von „Schlaf, Kindchen, schlaf“ und ich fing wie automatisch an, Schäfchen zu zählen, die über Bakuras Kopf hüpften. Kapitel 6: Der Unbekannte Verräter ---------------------------------- Der Unbekannte Verräter Meine Augen, die von dem Gewicht meiner Augenringe nach unten gezogen wurden, huschten träge über die 10Aufgabenstellungen, doch ich selbst nahm sie nicht richtig war. Ständig musste ich herzhaft gähnen oder mir die Augen reiben. Mein Füller zitterte während ich Ergebnisse in mein Heft kritzelte. Ich wusste nicht ob es richtig war, was ich da verfasste, doch das war mir auch gleich. Ich wollte einfach nur schlafen und am besten nie wieder aufwachen. Die erste Stunde der Mathearbeit war vorbei und ich hatte bereits neun Aufgaben erledigt. Schnell kritzelte ich auch ein Ergebnis zu der letzten, längsten und sicherlich auch schwersten Aufgabe und schloss dann mein Heft. Meine Augen tränten schrecklich. Ich musste schlafen, ich musste einfach. Ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken legte ich meinen Kopf auf den harten Holztisch und schlief ein. Endlich schlafen. Ich fühlte mich unglaublich frei während ich auf einer rosanen Wolke schwebte, die weit über meinen Problemen war. Erleichtert atmete ich die frische Luft ein und streckte mich herzhaft. Es schellte und ich schreckte hoch. Verschwommen nahm ich unser Klassenzimmer war. Alle Schüler packten ihre Füller und Geodreiecke ein und gingen dann zum Lehrertisch um ihre Arbeitshefte abzugeben. Also stand auch ich auf und schlurfte mit meinem Heft in der Hand zum Lehrertisch, wo ich dann mein Heft abgab. „Also, die Arbeit war doch eigentlich ganz simpel, oder?“, fragte Bakura als wir uns auf den Weg in die Kantine machten. „Würde mich nicht wundern wenn ich nicht wenigstens eine 2 dafür bekomme.“ „Ja, ich fand sie auch recht gut!“, nickte Yugi und stellte sich an der langen Schlange in der Kantine. „Besonders die Aufgabe 8c war total gut!“ „Ja!“, strahlte Tea. „Na ja, ich glaub wenigstens, dass ich die Klausur bestanden habe“, meinte Joey. „Ich wäre aber fast eingeschlafen, kann ich euch sagen! Stellt euch vor: Ich hab in dieser Nacht nur vier Stunden geschlafen, Leute!“ Nur vier Stunden? Ich hatte noch nicht einmal eine richtige Stunde geschlafen und dieser Idiot, der zum größten Teil daran Schuld war, dass ich jetzt so schlapp und unkonzentriert war, beschwerte sich jetzt über vier herrliche Stunden Schlaf? Dafür hatte ich persönlich absolut kein Verständnis, doch die Anderen warfen Joey höchst besorgte Blicke zu. „Da kannst du aber froh sein, dass du das geschafft hast“, meinte Bakura ehrlich. „Da kannst du aber echt stolz auf dich sein! Hut ab!“ Joey sah in der Tat sehr stolz auf sich aus, was mich innerlich zur Weißglut brachte. „Stolz?!“, dachte ich bebend vor unterdrückter Wut und ballte meine Hände zu Fäusten. „Warum denn? Dieser Verbrecher gehört eingesperrt wegen absichtlicher Ruherstörung eines wohlhabenden Bürgers!“ „Sag mal Kaiba“, schüttelte mich Tristan aus meinen Gedanken. „Was hast du eigentlich in der zweiten Stunde der Arbeit getrieben?“ „Was meinst du?“, fragte ich möglichst unschuldig, da mir nun plötzlich klar geworden war, dass Tristan während der Klausur ja neben mir gesessen hatte. „Na ja, du hast plötzlich den Kopf auf den Tisch gelegt und hast dich dann nicht mehr bewegt“, erinnerte sich Tristan und kratzte sich am Kinn. Alle starrten mich an. Überraschen stand in ihren Gesichtern. „Kaiba“, hauchte Yugi. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du während einer wichtigen Klausur eingeschlafen bist?“ Mir wurde plötzlich schrecklich heiß und mein Herz begann zu rasen. „Nein, Yugi“, sagte Tea und sah mich prüfend aus den Augenwinkeln an. „Das würde er doch nie tun. Schließlich wäre das ein unverantwortliches Verhalten wofür es keine Entschuldigung gibt. Ich meine, wir reden hier schließlich immer noch von Seto Kaiba!“ „Aber was hat er dann gemacht?“, fragte Duke und löffelte sich Kartoffelpüree auf seinen Kantinenteller. Am liebsten wäre ich tief im Boden der Kantine versunken, doch ich stand nur da, ohne mich zu bewegen und merkte, dass sie alle nur mich anstarrten. „Sag schon, Alter“, mischte sich jetzt auch Joey ein. „Was hast du gemacht?“ „Ich…“, begann ich und blickte auf meinen Armbanduhr um etwas Zeit verstreichen zu lassen, in denen ich mir eine passende Ausrede einfallen ließ. „Tja, ich… Ich hab meditiert!“ Ich sah in ihre Gesichter nach dieser sehr lahmen Ausrede. Joey, Duke und Tristan warfen sich gegenseitig staunende Blicke zu, Tea zog ungläubig ihre Augenbrauen hoch. „Ach so“, strahlte Yugi. „Das mach ich auch manchmal wenn ich mit dem Pharao in Kontakt treten will!“ „Äh, ja genau“, nuschelte ich etwas verdutzt über diese seltsame Reaktion. „Genau, mit dem Pharao. Ja, so ist das!“ Ich wandte mich zu Bakura um, um zu sehen, wie er auf meine Ausrede reagiert hatte und war sehr überrascht. Bakura lächelte nicht, sondern sah mich herausfordernd, ja, sogar etwas angewidert an. Mir fiel auch auf, dass er etwas anders aussah als sonst, erwachsener, bösartiger. Als sich unsere Blicke trafen, spiegelte sich ein mörderisches Lächeln auf seinem bleichen, spitzen Gesicht wider. „Meditieren hilft sehr wenn man seinen Geist verschließen will“, fuhr Yugi fort, der offenbar nichts bemerkt hatte. „Hört sich an wie Okklumentik wie in Harry Potter“, lachte Joey während wir uns an unserem Stammplatz in der Kantine niederließen. „So ähnlich“, sagte ich träge und versuchte es mit einem Lächeln. Wieder warf ich einen Blick zu Bakuras Gesicht, das plötzlich wie immer aussah, fröhlich und verständnisvoll. „Du bist einfach viel zu müde“, hörte ich eine überzeugte Stimme in meinem Kopf sagen. „Jetzt bildest du dir schon absurde Sachen ein! Dummkopf.“ Ich war tatsächlich immer noch sehr müde. Kein Wunder, dass ich etwas daneben war. Endlich war die Schule vorbei und ich verabschiedete mich von den Anderen, in dem festen Glauben, mich zu Hause sofort aufs Ohr zu legen. Ich steckte den Haustürschlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Müde stapfte ich in die große Eingangshalle und warf meine Schultasche in eine Ecke. „Mokuba?“, rief ich. „Ich bin wieder da!“ Als keine Antwort kam ging ich langsam unsere Treppe empor, denn ich war sicher, dass Mokuba zu Hause sein musste. Ich hatte unten nämlich seine Schuhe stehen sehen. „Mokuba!“, rief ich noch einmal und endlich kam eine Reaktion. Meine Zimmertür öffnete sich knarrend und Mokuba trat heraus. „Was machst du denn in meinem Zimmer?“, wollte ich völlig irritiert wissen. Normalerweise blieb jeder von uns gerne nur in seinem Zimmer. „Es ist ein Paket für dich angekommen“, sagte Mokuba mit etwas zittriger Stimme. „Ich… Also, du darfst nicht sauer auf mich sein, aber..“ „Hast du es geöffnet?“, fragte ich scharf. „Ja, aber nur weil da kein Absender drauf war“, versuchte sich Mokuba zu verteidigen und sah ganz beschämt zu Boden. „Na ja egal“, sagte ich langsam und betrat mein Zimmer. Auf meinem Bett lag ein kleines Paket, das schon aufgerissen worden war. Ich stürmte darauf zu und erstarrte als ich sah, was sich darin befand. Es war ein Buch, dessen Seiten allesamt herausgerissen worden waren, sodass nur noch die Buchhülle übrig geblieben war. Doch dieses Buck kam mir merkwürdig vertraut vor. Wo hatte ich es schon einmal gesehen. Es war ein sehr schönes, verziertes Buch in blutrot. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Natürlich kannste ich die Überreste dieses Buches. Es war ja schließlich mein eigenes Buch…mein Tagebuch. Und da erinnerte ich mich auch an den Vorfall in der gestrigen Nacht. Ich war aufgestanden und hatte bemerkt, dass es spurlos verschwunden war, doch heute Morgen war ich der festen Überzeugung gewesen, dass ich das nur in den paar Minuten Schlaf geträumt hatte. Doch nun wurde mir klar, dass tatsächlich gestern jemand in meine Villa eingebrochen war .Doch wer würde freiwillig in eine Luxusvilla einbrechen, wo es nur so von Kostbarkeiten wimmelte nur um ein klägliches Tagebuch zu klauen? „Das war noch nicht alles, was da drin war“, hörte ich Mokubas leise Stimme hinter mir. Er kam zu mir und ließ etwas in meine schweißnasse Hand gleiten. Wissbegierig starrte ich auf das Etwas in meiner Hand. Es war eine DuellMonsters-Karte. „Toon-Aligator“, las ich von der Karte ab und erstarrte. „Toon? „Genau“, stimmte Mokuba zu. Es gab nur einen Mistkerl, der solch lächerliche Karten besaß. Pegasus. „Hat mich dieser arrogante Kerl dieses Jahr nicht schon genug gequält?!“, schrie ich völlig aufgebracht und raste die Treppe herunter. „Was du kannst, kann ich schon lange!“, dachte ich erzürnt und schnappte mir das schnurlose Telefon. „Roland“, sagte als sich mein Bediensteter endlich meldete. „Ich möchte, dass Sie mir die Nummer von unserem werten Freund Maximllion Pegasus besorgen. So schnell wie möglich!“ Wütend ließ ich mich auf einen der Küchenstühle fallen und starrte vor mich hin. Alles um mich herum schien plötzlich blutrote Farbe angenommen zu haben. Ich fühlte mich wie ein wild gewordener Stier, der am liebsten auf alles Rotes losstürmt, doch ich versuchte mich von einem nahenden Wutanfall zu erholen. Mokuba kam die Treppe herunter und setzte sich zu mir. „Alles in Ordnung, Seto?“, fragte er mit besorgtem Unterton und starrte mich mit seinen großen Augen an. „Klar“, sagte ich hastig und biss mir auf die Lippe. „Ich frage mich, was Pegasus von uns will“, meinte Mokuba und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ich meine, irgendwann muss doch selbst er zufrieden sein, oder?“ „Mach dir keine Sorgen, Mokuba“, versuchte ich ihn zu beruhigen und legte ihm meine Hand auf seine zitternde Schulter. „Pegasus bleibt eben Pegasus. Während wir immer reifer werden, wird er ewig so sein wie er ist. Gestört und immer auf der Suche nach jemandem, der freiwillig mit ihm spielt, ohne, dass er von ihm eine Ohrfeige kassiert. Momentan lebt er in der Illusion, dass ich dieser Spielgefährte bin, aber das werde ich ihm bald schon rausreden, verlass dich drauf!“ Mokuba sah mich mit tränenden Augen an, dann fiel er mir in den Arm. „Er soll uns einfach nur in Ruhe lassen!“, schluchzte er. „Ich will nur, dass er verschwindet!“ „Das wird er“, sagte ich entschlossen. Am Nachmittag klingelte das Telefon und ging ran, fest daran glaubend, dass es Roland sein würde, der endlich Pegasus Nummer hatte, doch es war nicht Roland. „Hallo Kaiba“, meldete sich eine tiefe, bedrohliche Stimme, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Auch als ich auf meinem Telefon nach der Nummer des fremden Anrufers sah, kam mir diese nicht bekannt vor. „Wer spricht da?“, fragte ich irritiert. „Heute hätte ich Joey Wheeler am liebsten geköpft, mitsamt seinen Freunden. Der wird sich noch gewaltig umsehen wenn das Jahr endlich vorbei ist. Das gleich gilt auch für Pegasus, diesen Mistkerl, der mir das ganze hier überhaupt eingebrockt hat!“, sagte die Stimme und ich zuckte vor Schreck zusammen. „10.Februar“, fuhr die kalte Stimme fort. „Ich glaube ich werde langsam verrückt! Was soll ich nur tun damit mich diese verdammten Knalltüten endlich in Ruhe lassen?!“ Ich stand da mit offenem Mund und geweiteten Augen. Ich wusste, was er damit bezweckte, denn diese Sätze stammten eindeutig aus meinem…. „Tagebuch“, hörte ich die Stimme aus dem Telefonhörer. „Deine Tagebucheinträge, mein Lieber. Ich kann dir sagen, ich hab mich kringelig beim Lesen gelacht. Ich bitte um eine Fortsetzung!“ „Wer bist du?“, fragte ich mit trockenem Mund. „Das tut nichts zur Sache!“, schnitt mir die fremde Person das Wort ab. „Ich bin dein schlimmster Alptraum! Und ich beobachte dich. Tag und Nacht. Ich bin mir sicher, wir werden uns schon bald wieder sprechen um über deine höchst interessanten Einträge mit anderen Personen zu diskutieren. Außer du willst das vermeiden. Dann werden wir uns nämlich bald einig. Dann werde ich von dir bekommen, was ich will!“ Und mit einem teuflischen Lachen legte die fremde Person auf und lies mich in meiner Panik zurück. Noch ehe ich überhaupt klar denken konnte, schellte es erneut. „Seto Kaiba“, hauchte ich zittrig. „Kaiba? Alles in Ordnung?“, hörte ich Yugis Stimme durch den Hörer und ich atmete erleichtert auf. „Muto“, sagte ich und merkte zugleich auch wie mein Herz sich langsam wieder beruhigte. „Was kann ich für dich tun?“ „Ich wollte nur fragen ob du dir am Wochenende etwas Zeit nehmen kannst“, antwortete Yugi fröhlich. „Wir wollen Eislaufen gehen, weißt du? Solange die Eislaufbahn geschlossen wird. Du weißt ja, die schließen die immer so Ende März bei uns und wir wollen den Spaß noch auskosten solange die Bahn noch offen ist! Wenn du willst, kannst du auch Mokuba mitnehmen!“ „Eislaufen?“, fragte ich. „Oh…ja, sehr schön. Ja, ich werde Mokuba gleich fragen. Tut mir Leid, Yugi, aber ich muss Schluss machen. Ich fühl mich momentan nicht so besonders gut.“ „Natürlich. Ruh dich ruhig aus. Du hörst dich auch ganz müde an. Dann gute Besserung und wenn was ist, ich bin immer bei dir.“ „Ja…danke“, sagte ich und legte auf. Yugis Anruf interessierte mich momentan wenig. Ich wurde von irgendjemandem beschattet, bedroht. Das war doch nicht normal. Warum eigentlich immer ich? Mokuba kam die Treppe herunter und fragte ob er mit einem seiner Freunde telefonieren dürfte. Ich nickte abwesend. „Großer Bruder?“, fragte Mokuba und kam auf mich zu. „Mit wem hast du denn gerade telefoniert?“ „Warum?“, fragte ich ihn. „Na ja, weil hier die Nummer noch steht“, erklärte Mokuba und zeigte auf das Telefon. Tatsächlich war dort immer noch die Telefonnummer des letzten Anrufes zu sehen, also Yugis Nummer. „Warte mal“, sagte ich entsetzt und starrte die Telefonnummer an. „Hol bitte einmal meine Klassenliste!“ Mokuba stürmte ohne zu fragen nach oben und kehrte nach zwei Minuten wieder, in der Hand die Telefonliste meiner Klasse. Ich starrte auf Yugis Nummer, die darauf verzeichnet war und dann auch die Nummer auf dem Telefon. Sie waren tatsächlich identisch. Das konnte doch nicht sein. Yugis Telefonnummer und die Telefonnummer des mysteriösen Drohanrufers waren absolut gleich. Es war dieselbe Nummer! „Yugi?!“, dachte ich völlig auf dem falschen Fuß erwischt. „Es ist also Yugi! Yugi bedroht mich?! Aber warum?“ „Na ja“, hörte ich eine bohrende Stimme in meinem Kopf. „Hast du echt geglaubt, dass er dir diese Freundesnummer abkauft? Ihr seid immerhin Erzrivalen! Natürlich ist es Yugi! Wer denn sonst?“ Ja, es war wohl klar. Wie hatte ich nur so dämlich sein können und ernsthaft glaube können, dass Yugi Muto mich freiwillig in seinem Freundeskreis aufnehmen würde. „Ich bin so dämlich! Wahrscheinlich steckt er sogar mir Pegasus, dem Mistkerl unter einer Decke! Schließlich schließt er ja mit jedem Frieden! Wahrscheinlich war das von Anfang an von beiden geplant! Sie wollten mich dieses Jahr beide quälen!“ Kapitel 7: Fröhliche Ostern, Seto! ---------------------------------- Also erst einmal sorry, weil das so lange gedauert hat und dass ich das Kapitelende so undeutlich formuliert hab. Das macht schon nen Sinn! xDDDD Aber keine Panik, ich erklär euch das mit „Yugis Anruf noch“! Fröhliche Ostern, Seto! Schweiß lief mir über die Stirn während ich immer noch den Telefonhörer anstarrte wie meinen Feind. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Ich hatte mir die Nummer dieses Drohanrufers nur durch einmal Angucken gemerkt. Diese Gabe brauchte ich öfters wenn mich jemand in der Firma anrief und seine Nummer vergessen hatte und nun? Yugi hatte mich angerufen und ich hatte erkannt, dass Yugi Mutos Telefonnummer und die des Drohanrufers identisch waren! Hektisch atmete ich ein und aus. Steckten Pegasus und Yugi wirklich unter einer Decke oder bildete ich mir das alles nur ein und die Nummer des Drohanrufers und die von Yugi stimmten gar nicht überein? Immerhin hatte ich in letzter Zeit viel um die Ohren gehabt und das könnte es doch sein, dass ich mir etwas einbildete. Ich konnte mich doch ehe nicht mehr auf seine früheren Fähigkeiten verlassen: Ich durfte nicht mehr kühl und abweisend sein. Es war mir verboten hinterhältig zu sein, was früher meine größte Stärke gewesen war, lästern war unerwünscht und ich durfte noch nicht einmal ehrlich zu Mokuba sein!!!!! Der März brach an mit wunderschönem Wetter und den von vielen langersehnten Osterferien. Auch ich hatte mich dieses Jahr richtig auf diese Ferien gefreut! Warum? Endlich hatte ich die Möglichkeit, mich auf meine heißgeliebte Firma zu konzentrieren und mich nicht mit Yugi Muto, Joey Wheeler, Tristan Taylor, Duke Devlin, Pegasus, dem Drohanrufer oder sonst irgendeinem Schwachkopf rumzuärgern. Endlich konnte ich wieder mein Bestes im Job geben, außerdem war bald der schönste Tag im Jahr! Nein, nicht Weihnachten, auch nicht Ostern oder mein Geburtstag. Der ist erst im Oktober. Oktober ist übrigens nach dem November der schönste Monat im Jahr, weil es dort so schön eisig, windig und regnerisch ist und ich persönlich bin froh im Oktober das Licht der Welt erreicht zu haben und nicht im „schönen“ Mai! Nein, ich rede von Karfreitag! Ich weiß, das hört sich seltsam an, aber an Karfreitag war jeder andere Bürger genauso gelaunt, wie er es das ganze Jahr über sein sollte: Keiner sprach mit einem, nervte mich nicht und vor allem wollte sich nicht mit mir verabreden. Ich bin nicht irgendwie religiös infizier, aber diesen Tag im Jahr verehre ich, da ich dann endlich meine wohlverdiente Ruhe bekam, die mir immer zustand. Tatsächlich war auch dieser Karfreitag wieder wunderschön. Überall in den Gassen war Stille, angenehme Stille, wohlverdiente Stille. Selbst Joey Wheeler oder Pegasus meldeten sich nicht bei mir oder ehrlich gesagt hatten sie auch gar nicht die Chance dafür. An diesem Tag saß ich nämlich die ganze Zeit in meinem Büro, hörte klassische Musik und skizzierte eine neue Idee für die DuellDisk, die meine Firma erfolgreich entwickelte. Mir war nämlich in der letzten Zeit aufgefallen, dass ich oft während meiner Kämpfe ziemlich unzufrieden mit meiner DuellDisk gewesen war, da sie manchmal einfach nicht reichte um ein Duell zu überstehen zB während des Duells mit Alister, wo ich auf dem Dach eines abstürzenden Flugzeugs gekämpft hatte. Damals hatte ich oft Probleme mit dem Sauerstoff gehabt, was ich natürlich nie zugegeben hatte. Da ich wusste, was es doch für Spinner gab, war ich mir sicher, dass mich früher oder später jemand herausfordern würde und zwar unter Wasser. Deswegen kam mir die Idee irgendeine Art Sauerstoffzufuhr in die DuellDisk einzubauen. Auch ein Ventilator wäre sicher nicht schlecht und einen Elektroschocker für Leute wie Pegasus und ein Lämpchen, falls man im Reich der Schatten kämpfen sollte! Die Arbeit mit einigen oder sogar sehr vielen Quatschideen machte mit Spaß und so kam ich erst gegen 1Uhr morgens nach Hause. Ich fühlte mich richtig pudelwohl und so ausgeglichen wie ich es schon ewig nicht mehr gewesen war. Das letzte Mal, dass ich mich so gefühlt hatte, war während meines Battle City Turniers gewesen und zwar als ich Wheeler vernichtend geschlagen hatte. Diese Genugtuung war einfach nur göttlich gewesen. Auch der nächste Tag war sehr angenehm, auch wenn es draußen vor meiner Villa wieder um einiges lauter wurde, da der schöne Karfreitag ja jetzt leider vorbei war, doch ich verbrachte diesen Tag ja mit Mokuba, was meine Laune gleich wieder änderte…natürlich zum Positiven! Wir beschlossen, unser altes Hobby wieder zu verüben, nämlich Sport. Golf um genauer zu sein, was sowieso nichts für arme Leute war, sondern nur für Leute wie mich und Mokuba. Natürlich gewann ich, doch ich musste zugeben, dass Mokuba sich gebessert hatte. Vielleicht sollte ich mal Yugi im Golf herausfordern. Der war bestimmt kein Ass darin und würde gegen mich verlieren, außer natürlich er würde auf das Herz der Golfschläger vertrauen. Bei diesem Gedanken musste ich lachen und konnte mich kaum im Zaun halten. Ja, Yugi und seine Hirngespinste waren schon so ein Fall für sich. Nun war der Sonntag, Ostern angebrochen, doch diesen Tag hatte ich noch nie gefeiert. Mokuba allerdings bekam von mir ein paar Süßigkeiten, ein Mountenbike und einen neuen Fernseher geschenkt, damit er wenigstens etwas Freude hatte. Er würde an diesem Tag zu so einer Veranstaltung gehen, bei der man Lieder sang und viele Süßigkeiten bekam. Ich hatte darauf keine Lust und das wusste er auch. Ich legte mich aufs Ohr und genoss meinen freien Tag. Vielleicht sollte ich heute noch in die Firma. Entspannen konnte ich mich auch dort, oder nicht? Gerade wollte ich mir meinen neuen Mantel überziehen, da klingelte das Telefon. Misstrauisch ging ich in die Küche. Mit dem Telefon hatte ich in der letzten Zeit genug schlechte Erfahrung gemacht um nicht besonders begeistert von seinem Klang zu sein. Als ich allerdings sah, dass es nicht die Telefonnummer von Yugi bzw des Drohanrufers war, konnte ich erleichtert aufatmen. „Seto Kaiba!“, meldete ich mich barsch. „Hi, Kaiba“, hörte ich eine nervige, fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung und bereute es sofort, an den Apparat gegangen zu sein. „Was ist, Joey?“, fragte ich und verdrehte die Augen. „Heute ist Ostern!“, verkündete Joey. „Und wir haben was mit dir vor und keine Widerrede! Ich schick dir ne Mail. Da kannst du nachlese, was du machen sollst! Tschüss!“ Und mit diesen Worten legte er auf. Verdutzt starrte ich einen Moment den Telefonhörer an, entschied mich dann aber dafür, nach der Mail zu gucken. Hi Kaiba! Erst einmal fröhliche Ostern! Wir alle freuen uns jetzt echt, dich in unserem Freundeskreis zu haben! Deswegen dachten wir uns, dass du in diesem Jahr an unseren Ostertraditionen teilhaben solltest! Wir treffen uns auf der großen Lichtung im Stadtpark um zwei Uhr. Du weißt schon, da wo wir mal mit der Klasse gepicknickt haben. Bring am besten einen Korb mit. Was waren das wohl wieder für Osterbräuche? Eigentlich wollte ich gar nicht, dass mir diese Frage beantwortet wurde. Mir wurde bewusst, dass ich wohl in den Stadtpark gehen musste. Was blieb mir denn sonst anderes übrig? Wofür brauchten die wohl einen Korb? Um 1.45Uhr verließ ich meine Villa und machte mich auf den Weg in den Stadtpark. Um mich herum liefen lachende, gutgelaunte Leute. Ständig strahlte mir irgendein Vollidiot ins Gesicht und wünschte mir fröhliche Ostern. Das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Warum waren die alle nur so fröhlich? Was war denn an Ostern so besonders? Der Stadtpark hatte sich seit meinem letzten Besucht dort nicht sonderlich verändert. Er war eigentlich nur voller Nadelbäumen, kaputter Mülleimer und zwitschernder Piepmätze, die auf den Spitzen der Bäume saßen, und die ich am liebsten abgeschossen hätte. Stattdessen lief ich auf die Lichtung zu, wo schon Yugi und sein nerviger Freundesclan standen und mich begeistert zu sich herwinkten. „Da bist du ja!“, sagte Tristan und klopfte mir sehr feste auf den Rücken. „Wir dachten schon du lässt uns sitzen!“, lachte Bakura. „Gar keine schlechte Idee!“, dachte ich. „Hätte ich das doch mal gemacht!“ „Was machen wir hier im Park?“, fragte ich schließlich und versuchte dabei meinen bitteren Ton in der Stimme loszuwerden. „Was schon? Wir haben Ostern! Und was macht man an Ostern?“, fragte Joey. „Keine Ahnung“, sagte ich gelangweilt. „Ist das hier ne Quizsendung?“ „Na, Eiersuchen!“, erwiderte Yugi glücklich. „Eiersuchen?“, wiederholte ich verdutzt. „Ja, Ostereier“, erklärte Tea. „Das macht echt riesigen Spaß. Dieses Jahr hat Duke die Einer hier auf der Lichtung versteckt.“ „15Eier und wer die meisten findet hat gewonnen und bekommt einen Preis“, sagte Duke und grinste. „Hört sich…echt…echt..toll an“, kam es von mir. Ostereiersuchen? Wo war ich denn hier? „Also los!“, sagte Duke und klatschte in die Hände. „Haltet euer Körbe bereit und seit wachsam!“ Die Eier zu suchen war eine langweilige, zähe Arbeit, vor allem weil Duke die Eier wohl immer nur an den dreckigsten, widerlichsten Stellen versteckt hatte zB in einem Mülleimer oder in einer Pfütze. Trotz dieser Probleme gelang es mir immerhin drei bunte Eier zu ergattern. „Die Zeit ist um!“, verkündete Duke und besah sich unsere Körbe. „Mal sehen!“ Er ging zu unseren mit Eiern gefüllten Körben und zählte, wer denn die meisten Eier gefunden hatte. „Also, Joey hat ein Ei, Tea drei, Kaiba auch drei, Tristan und Yugi zwei und Bakura hat fünf!“ Bakura grinste. „Cool! Dann krieg ich ja den Preis!“, jubilierte er und fiel Duke in den Arm. Es war mir doch völlig gleich wer hier diesen tollen Preis gewann, oder? Aber wenn es mir so egal war, warum fühlte ich mich dann zu diesem Zeitpunkt so enttäuscht und niedergeschlagen? Das war einfach nur krank! Ich bin Seto Kaiba, der größte Geschäftsmann und ärgere mich darüber, dass ich beim Ostereiersuchen der Kindergartengruppe keinen Preis abbekam? Das war völlig absurd! Wahrscheinlich fühlte ich mich nur so seltsam, weil ich es sonst immer gewohnt war zu gewinnen, ja, das musste es wohl sein. Duke jedenfalls überreichte Bakura seinen Preis, ein kleines Geschenk. Bakura öffnete es und zum Vorschein kamen…..riesige, mit Zuckerguss verzierte Schokoladeneier. „Oh toll, danke!“, strahlte Bakura und besah sich die Eier in seiner Hand. „Die sehen wirklich gut aus!“ „Ja, die sind die besten, die es in dieser Gegend gibt“, sagte Duke stolz. „Dann lass uns sie teilen!“, schlug Bakura fort und zählte wie viele Eier er denn geschenkt bekommen hatte. „Es sind 8Eier. Dann schlag ich vor, jeder nimmt sich eins und das Letzte kriegt derjenige, der die wenigsten Eier gefunden hatte!“ Er sah zu Joey, der ihm begeistert entgegennickte. Zusammen setzte wir uns auf die trockene Wieso und verspeisten genüsslich unsere Süßigkeiteneier, die meistens noch eine Karamellfüllung hatten. Ich muss zugeben, dass ich diese Eier höchste köstlich fand, auch wenn ich seit exakt vier Jahren schon einer Süßigkeitendiät machte, an die ich mich immer strikt gehalten hatte, aber es war ja nicht schlimm wenn ich einmal ein Schokoladenei aß, oder? Solange ich davon nicht süchtig wurde wie Joey, der beide Eier auf einmal runtergeschlungen hatte. Ostern war definitiv ein seltsames Fest. Ich werde mich wohl immer fragen, warum man dieses Fest überhaupt feierte. Fragen über Fragen, doch wahrscheinlich würden sie nie beantwortet werden. Kapitel 8: Eine rutschige Angelegenheit --------------------------------------- Eine rutschige Angelegenheit: Nun war inzwischen auch Ostern vorbei und draußen wurde es langsam immer wärmer. Nicht mehr lange und auch der Sommer würde kommen….jedenfalls hoffte ich das. Wenn nämlich der Juni, der sechste Monat im Jahr, vorbei war hatte ich über die Hälfte dieses Jahres hinter mir. Stattdessen hatten wir jetzt den vierten Monat der Jahres, den April. Ätzend wie langsam die Zeit doch vergehen kann. Am siebten April kam unsere Mathematiklehrerin in die Klasse, mit der Neuigkeit, die Klausur wäre einfach nur miserabel ausgefallen. „Solche Dummköpfe wie ihr es seid, sind mir noch nie zuvor unter die Augen getreten“, verkündete sie mit ihrer barschen, gnadenlosen Stimme. Normalerweise wäre ich ja auf ihrer Seite und würde mir genüsslich anhören wie viele Flaschen es doch mal wieder geschaffte hatten eine simple Mathearbeit zu verhauen, doch heute war auch ich aufgeregt. In dieser Klausur war ich eingeschlafen und überprüft hatte ich meine Ergebnisse auch nicht. Plötzlich bereute ich mein Handeln und ich wünschte mir, mich so schnell wie möglich in Luft aufzulösen, leider umsonst. Während unsere Lehrerin die richtigen Ergebnisse an die Tafel schmierte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich keinerlei Ahnung hatte, was ich richtig oder was ich falsch hatte. Ich wusste nicht, was ich denn überhaupt bei der Klausur als Ergebnis aufgeschrieben hatte. Die Stunde verging einfach nicht und nicht ein Einziger schien entspannt. Joey wurde immer blasser, ebenso wie Tristan, der seine Fingernägel abkaute. Yugi und Bakura warfen sich immer wieder besorgte Blicke zu, Tea und Duke schienen beide die Zunge verschluckt zu haben. Meine Hand zitterte während ich das letzte Ergebnis in mein Heft schrieb. „So“, sagte unsere Lehrerin. „Ich werde jetzt den Klassenspiegel an die Tafel schreiben!“ Mein Herz sank mir in die Hose: Nach dem Klassenspiegel gab es 24 der 44 Schülern, die unterhalb des Durchschnitts waren. Nur eine einzige 1, dann vier 2en, fünf 3en und vierzehn 4en. Während die Hefte ausgeteilt wurden, blickte ich nervös in der Klasse umher, genau drauf achtend, wer beim Öffnen seines Heftes weiß wurde, oder wer laut vor Begeisterung aufschrie. Dann landete mein Heft direkt vor meiner Nase auf den Tisch. „Nun, Mister Kaiba“, höhnte unsere Lehrerin, die es liebte mich zu tyrannisieren. „Dieses Mal haben Sie wohl ihre Mathematikfähigkeiten überschätzt.“ „Wie sollte ich das tun?“, fragte ich zornig zurück, versuchte dabei allerdings cool zu klingen. „Es ist unmöglich mich zu überschätzen! Meine letzten 44Mathematikklausuren habe ich ohne Ausnahmen alle perfekt ohne auch nur einen roten Korrekturstrich geschrieben. Eine perfekte Arbeit, die ich immer geliefert habe kann man nicht unterschätzen, es sei denn, es gibt mittlerweile eine noch bessere Note als 1!“ Sie hob nur ihre Augenbrauen, grinste schief und gab dann Joey sein Heft, der aussah als würde er am liebsten aus dem Fenster springen. Langsam und auf das Schlimmste vorbereitet öffnete ich mein Heft und erblickte rote Farbe. Zum ersten Mal in meinem Leben war etwas in meinem Klausurenheft rot angestrichen. Allmählich wurde mir schlecht. Was wäre wenn es eine 3 wäre? Oder eine 4? Ich könnte mich nie wieder auf der Straße sehen lassen, nie wieder! Ich war auf der letzten Seite mit der roten Note angelangt und es verschlug mir die Sprache, was ich dort sah. Wie versteinernd saß ich da auf meinem Platz, mit geweiteten Augen und offenem Mund. Tristan beugte sich herüber. „Na? Was hast du?“, fragte er neugierig. Ich streckte ihm das Heft hin, nicht in der Lage, ihm zu antworten. Auch Tristans Augen weiteten sich. „Mensch!“, sagte er völlig perplex. „Und diese Note bei dieser Benotung?“ Betreten blickte ich zu Boden. Nun beugte sich auch Joey zu meinem Heft. „Und?“, fragte er und sah hinein. „Also, Kaiba“, staunte er und sah Tristan an. „Bei dieser Benotung?“ Sie machten sich über mich lustig. Ja, ich wusste ja, dass diese Note beschämender war als sonst etwas, aber mussten sie mich so damit aufziehen. Plötzlich fingen sie auch noch zu lachen. Das konnte ich beim besten Willen nicht verstehen, wollte es aber eigentlich nicht. „Du bist echt ne Nummer!“, gackerte Tristan los. „Selbst bei dieser Benotung hast du eine Supernote!“, lachte Joey. „Mensch, Yugi! Kaiba hat ne 2+!!!!“ „Gratuliere!“, strahlte Yugi und auch Bakura schien begeistert. Auch dieses Verhalten war absolut nicht verständlich. Glaubte sie im Ernst, eine 2+ wäre eine gute Note? Wohl kaum! „Selbst wenn er schläft…eh…meditiert ist er der größte Streber der Klasse!“, stimmte Duke in das Gelächter mit ein. „Streber?“, schoss es mir durch den Kopf. „Ich? Pah! Schwachsinn! Ein Streber ist jemand, der immer nur lernt, lernt, lernt, aber ich lerne nie. Und wenn ich mal lerne wie dieses Mal schreib ich so eine Mistnote, verdammt!!!!“ „Was habt ihr denn geschrieben?“, fragte ich lustlos. „4+!!!!“, strahlte Tristan begeistert. „3+“, kam es von Tea, die ebenfalls seltsamerweise glücklich über diese Note schien. „4-“, jubilierte Joey mit Tränen in den Augen. „2-“, lachte Bakura glücklich. „3“, meinte Duke. „1- “ Das war Yugis zittrige Stimme. Mein Atem setzte einen Moment lang aus. Schon wieder Yugi? Immer schaffte nur Yugi es, mich schlecht dastehen zu lassen. Wie sehr ich ihn hasste! Auch zu Hause ärgerte ich mich immer noch über mich selbst. Wie konnte ich nur schlechter sein als Yugi Muto? Nur wegen eines kleinen Schlafproblems? Das war lächerlich und keine Ausrede. Das Einzige, was mich tröstete war, dass sich der Drohanrufer nicht mehr gemeldet hatte, wenigstens etwas. „Nächstes Mal werde ich Yugi blamieren“, schwor ich mir insgeheim. „Bei der nächsten Klausur werde ich glänzen und du wirst im Dreck herum kriechen!“ Bei unserem nächsten Treffen sah Yugi erneut sehr unschuldig drein und gerade das machte mich noch wütender als ich ohnehin schon war. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Umgebung schien einen roten Farbton angenommen zu haben. „Ach da fällt mir was ein“, durchbrach schließlich Tristan die Stille und ich drehte mich zu ihm um. „Was ist eigentlich aus unserem Plan geworden, Yugi?“ Plan? Was meinte er damit schon wieder? Na ja, eigentlich wollte ich es gar nicht wissen, doch Yugis Blick, sein Grinsen auf Tristans Frage, ließ mich nichts Gutes ahnen. „Was für ein Plan?“, sprach Duke meine Gedanken aus. „Was habt ihr vor Leute?“ „Nun ja“, sagte Yugi geheimnisvoll und begann zu flüstern um es offensichtlich spannender zu machen. Genervt beugte ich mich zu ihm vor um mithören zu können. „Diesen gewissen Plan haben wir schon seit längerem. Seit drei Jahren um genau zu sein.“ „Ach, den meinst du?“, fragte Tea und setzte einen allwissenden Blick auf. Yugi und Tristan nickten und begannen an zu kichern. Duke und ich sahen uns ratlos an. Was auch immer dieser Plan war, er schien Muto zu gefallen, was hieß, er war schlecht für mich und meine Existenz. „Vor ein paar Jahren haben wir vier uns versprochen, ein ganzes Jahr vorzuplanen mit einer Art Fun-Liste“, erklärte Tea. „Toll, oder?“ „Was genau hat es mit dieser Fun-Liste auf sich?“, wollte ich wissen, während mir bei dem grässlichen Wort Fun ganz furchtbar übel wurde. „Im Januar wollten wir eine Partie DuellMonsters spielen“, sagte Yugi und kramte eine Liste aus seiner Tasche hervor. „Das haben Joey und ich bereits erledigt. Februar, der Karnevalsumzug, März Ostereiersuche.“ „Wir liegen gut im Plan“, grinste Tristan. „Ich hab die Liste allerdings etwas geändert, Yugi, da wir nun etwas älter sind und außerdem ist unsere Gruppe größer geworden.“ Ohne Yugis Reaktion abzuwarten schnappte ich mir die Liste und warf einen Blick drauf. Meine Augen weiteten sich bei diesem Anblick. Unsere Fun-Liste: (Verfasst von: Yugi Muto, Joey Wheeler, Tea Gardner und Tristan Taylor.) 1.Januar- DuellMonsters in der Schule 2.Februar- Karnevalsumzug mit selbst gemachten Kostümen 3.März- Ostereiersuchen im Park (Preis des Siegers sind Schokoeier) 4.April- Schlittschuhlaufen 5.Mai- Vier Kinobesuche 1.Ein Actionfilm(nach Tristans Wunsch), 2.Ein Abenteuerfilm(nach Yugis Wunsch), 3.Eine Komödie(nach Joeys Wunsch) und 4.Ein Liebesfilm(nach Teas Wunsch) 6.Juni- Schwimmen gehen und Boot fahren 7.Juli- Campen gehen und Eis essen 8.August- Grillen und Übernachtungen bei jedem einmal 9.September- Diskoabend und gemeinsamer Spieleabend 10.Oktober- Drachen steigen lassen und Halloweenfeier 11.November- Laternen basteln und zum Sankt Martin Zug gehen 12.Dezember- Wichteln, Weihnachtsparty, Skifahren und riesige Silvesterparty Verstört und las ich mir die Liste noch einmal durch und blickte dann verzweifelt zu den Anderen auf, die allesamt grinsten. Auch Duke und Bakura hatten sich nun die Liste durchgelesen. „Ach- diese Liste meinet ihr!“, sagte Joey und lachte laut auf. „Die hab ich völlig vergessen!“ „Tolle Idee!“, strahlte Bakura. „Super“, stimmte auch Duke zu. Alle sahen nun erwartungsvoll zu mir auf als wollten sie meine persönliche Meinung zu diesem verdammten Schrott hören. Das war doch Kindergartenkacke. Nichts für mich, aber offensichtlich für sie. Zugegeben hatte ich Yugi und seine kleinen Monsterfreunde immer für etwas zurückgeblieben gehalten, doch diese Liste erweiterte meinen Horizont in diesem Bereich noch um einiges. Die waren einfach nicht mehr zu retten! Wie wollten die denn jemals erwachsen werden? „Was meinst du denn dazu?“, fragte Yugi und sah mich mit seinen großen Augen an. „Genau! Du hast dich noch gar nicht dazu geäußert“, stimmte auch Joey ein. Nun sahen mich wirklich alle erwartungsvoll an und wieder stand ich wie ein totaler Vollidiot dar, der zu dumm war eine Antwort zu geben. „Ja, äh…ganz gut, doch“, log ich wie ich es langsam schon gewohnt war. „Gut“, strahlte Yugi und strich die ersten drei Monate durch. „Dann gehen wir dieses Wochenende Eislaufen?“ Die Anderen nickten und ich stimmte einfach mal mit ein. Eislaufen? Das hatte ich zwar noch nie gemacht, aber so schwer konnte das doch gar nicht sein, oder? Konnte nicht schlimmer sein als Rollschuh fahren oder mit dem Fahrrad durch die Gegend zu düsen. Mich beunruhigten eher die Punkte: Übernachten, Campen, Diskoabend und Weihnachts- Silvesterparty. Wie sollte ich das überleben? Übernachten? Yugi und seine nervigen Freunde länger als einen Vormittag ertragen? Eine ganze Nacht lang? Campen war ja noch schlimmer. Das hieß nichts anderes als mit denen auf engstem Raum zu leben und wahrscheinlich auch noch sich mit einem von denen eine Kabine zu teilen! „Wenn du willst kannst du Mokuba ja mitnehmen“, sagte Yugi und lächelte mich wieder so an, dass ich mir einen Moment überlegte, ihm eine Ohrfeige zu geben, es mir dann aber doch anders überlegte. „Kann Serenity auch kommen?“, fragte Joey. „Weißt du, sie und ich waren früher zusammen in einem Eislaufkurs!“ „Natürlich kann sie mitkommen“, riefen Duke und Tristan wie aus einem Munde und warfen sich anschließend vernichtende Blicke zu. „Dann am Samstag? Drei Uhr?“, fragte Tea. Alle nickten. „Okay, dann ist das abgemacht!“ Der Samstag kam leider viel zu schnell. Kaum hatte ich mich versehen da war die Sonne schon viermal untergegangen und der besagte Samstag stand vor der Tür. Mokuba hatte sofort begeistert zugesagt, wenigstens ein Lichtblick für mich. Dass Mokuba dabei war konnte nur Gutes für mich verheißen. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte Mokuba. „Dass ich was will?“, fragte ich während ich ein paar Handschuhe aus einer Schublade hervorzog und sie anprobierte. „Na ja, Schlittschuhlaufen“, kam die Antwort ziemlich knapp und leise. Ich drehte mich zu ihm um. Mokuba war schon fertig und hatte seine Schlittschuhe schon in einem Rucksack verstaut. „Warum sollte ich das nicht wollen?“ Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich kenne dich doch, großer Bruder“, sagte er schließlich. „Du hasst doch jede Sportart, die nur im geringstem mit Wasser zu tu hat. Selbst Pferderennen wegen des Wassergrabens.“ Ich starrte ihn fassungslos an. Woher wusste er das jetzt schon wieder? Ja, Wasser war etwas, was ich nicht sehr mochte. Gut, ich war ein passabler Schwimmer, weil ich das ja auch in der Schule lernen musste, aber ich hatte es damals mehr gemieden und mich deswegen auch oft fälschlicher Weise krank gestellt. „Unsinn“, sagte ich schließlich und setzte einen bemüht fröhlichen Ton auf, der Mokuba jedoch noch misstrauischer blicken ließ. „Ich habe nichts gegen das Wasser. Ich liebe zum Beispiel Delfine, das weißt du doch.“ „Delfine?“, wiederholte er und war jetzt sichtlich verwirrt. „Aber Seto, du hast doch mal letztes Jahr gesagt, dass diese „Mistviecher“ ausgestorben gehören.“ Mir wurde plötzlich ganz heiß. Mokuba überrascht mich mit seiner scharfsinnigen Antwort. Das stimmte, das hatte ich wirklich gesagt, aber wer konnte denn ahnen, dass er sich so was merken würde? „Wir müssen jetzt los“, sagte ich hastig, starrte auf meine Armbanduhr und stand dann auf. „Wir müssen in 10Minuten da sein und denk daran, dass ich mir auch noch Schlittschuhe ausleihen muss.“ So stiegen wir in einen hübschen Hubschrauber und flogen zu der gewaltigen, allerdings etwas heruntergekommen Eishalle. „Wow!“, strahlte Mokuba. „Was ist?“, wollte ich wissen und stieg aus dem Hubschrauber, der sich daraufhin wieder in die Luft erhob. „Ich kann es immer noch nicht fassen! Ich gehe mit DIR Eislaufen!“ Er kicherte leise in sich hinein, ich allerdings hatte offenbar den Witz verpasst. Was war denn daran so abwegig, dass ich auch mal Schlittschuhlaufen gehen würde? Vor der Kasse hatten sich inzwischen auch schon Tea, Joey, Yugi, Serenity und Duke versammelt. Dann waren wir wenigstens nicht die Letzten. „Hallo“, begrüßte Mokuba sofort alle Anwesenden und reichte jedem die Hand. „Danke für die Einladung.“ „Schön dich mal wieder zu sehen, Mokuba“, lächelte Yugi. „Ja“, stimmte Mokuba zu. „Weißt du, ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass wir alle uns einmal außerhalb eines Turniers treffen würden. Vor allem nicht in einer Eislaufhalle. Ist schon verrückt.“ „Ja, es hat sich einiges geändert“, sagte Tea und warf mir seltsamer Weise einen Seitenblick zu. „Damals gab es ja auch noch jemanden, der das hier alles als „Kindergartenkacke“ bezeichnete.“ „Und das tu ich auch heute noch“, dachte ich ärgerlich. „Wollen wir dann mal?“ „Bakura fehlt doch noch“, sagte Serenity, die wie es der Zufall wollte zwischen Duke und Tristan stand. „Egal, der kommt schon nach“, überlegte Joey. „Manchmal hat er so seine Phasen, wisst ihr doch.“ Ich hatte zwar keine Ahnung was Joey mit „seinen Phasen“ meinte, doch da ich nun an der Kasse stand, hatte ich keine Zeit mehr, ihn darauf anzusprechen. Danach wurde ich nämlich direkt zum Schuhverleih gedrängelt, wo ich meine Schlittschuhe bekam. In der Umkleide versuchte ich mühsam in meine Schlittschuhe zu kommen. Es juckte überall und an meinen Hacken fühlte sich der Stoff der Schuhe unangenehm kratzig an. „Welch ein Spaß“, dachte ich und starrte in einen Spiegel, in dem mir mein Spiegelbild einen desinteressierten Blick zuwarf als wolle es weglaufen. „Kommst du aufs Eis, großer Bruder?“, fragte Mokuba. „Ich komme sofort“, antwortete ich. Erst einmal musste ich lernen in diesen verdammten Schuhen zu laufen und das erwies sich als ziemlich schwierig. Ständig knickte ich um und landete auf dem Boden. Wie sollte ich es denn je aufs Eis schaffen? Kleine Kinder liefen erniedrigender Weise an mir vorbei und lachten laut. Langsam stand ich wieder auf. Es konnte doch wohl nicht sein, dass diese Blagen besser mit diesen Schuhen umgehen konnten als ich, der ihnen einige Jahre voraushatte. Nur noch zwei Meter von der Eisbahn blieb ich stehen und blickte auf die Eisfläche. Mokuba hatte mit Tristan und Yugi eine Kette gebildet, die beiden Wheelers fuhren ganz akzeptabel(Kaiba-Sprache= sehr gut) und Duke, der wohl auch ein Eislaufprofi war, drehte ein paar schnelle Runden. „Jetzt geh aber mal aufs Eis“, heizte ich mir selbst ein. „Wenn selbst Wheeler das kann, wirst du ein Profi darin sein.“ Entschlossen trat ich auf die Eisbahn zu und wollte voller Zuversicht loslegen. Panisch bemerkte ich als ich gerade erst den Fuß auf die Eisfläche gestellt hatte, dass dieser sofort abrutschte zusammen mit seinem schreienden Besitzer. Peng! Da lag ich nach dem ersten Schritt schon auf dem Eis. Meine Beine fühlten sich sehr schwer an und meine Arme pochten stark. Diese blöden Schuhe waren natürlich schuld! Die sind einfach zu schlampig gemacht. Eine Hand erschien vor meinem Gesicht und ich hörte eine besorgte, weibliche Stimme. „Hey, Sie. Alles in Ordnung?“ Die Hand zog mich auf die Beine und sofort geriet ich wieder ins Schlittern. Meine Beine wollten den Geist aufgeben und ich sackte wieder zusammen, doch die Person, die mir aufgeholfen hatte, stützte mich. „Danke“, sagte ich matt und sah der Frau ins Gesicht. In genau diesem Moment bereute ich meine Worte, denn ich kannte diese Frau. Das war niemand anderes als… „Kaiba?“, fragte Ishizu Ishtar und sah mich verwirrt an. Ich drehte sofort mein Gesicht von ihr weg. „Nein, Sie müssen mich mit jemandem verwechseln“, sagte ich hastig und versuchte meine Stimme etwas tiefer klingen zu lassen. Nach Pegasus war Ishizu wohl ziemlich die letzte Person, die ich jetzt sehen wollte. Ich erinnerte mich noch gut daran wie sie mir damals Obelisk den Peiniger, eine der mächtigen Götterkarten überlassen hatte. Sie hatte mich schon von Anfang an genervt mit ihrem ständigen Gerede über die Zukunft und meiner persönlichen Bestimmung, dem „Pharao“ als Wiedergeburt von Hohepriester Seth auf ewig zu unterstützen. Natürlich war das alles nur hirnloses Gelaber, genauso wie die restlichen Sachen, die sie so tagtäglich von sich gab. In einem Duell hatte ich diese Nervtöterin geschlagen und hatte gehofft sie nie wieder zu sehen. „Ach komm, Kaiba, ich erkenne dich doch“, sagte Ishizu und sah mich mit ihren etwas irritiert blickenden Augen an. Ich konnte es ihr ehrlich gesagt gar nicht mal verübeln. Es sah bestimmt bescheuert aus wie ich da vor ihr stand mit Pudelmütze, rotem Gesicht, wackligen Beinen und babyblauen Handschuhen(die Einzigen, in die meine langen Finger noch reinpassten). Vor allem war sie ja sonst den blassen, perfekt gekleideten, standhaften Seto Kaiba gewohnt und nicht so ein Weichei. „Was machst du hier?“, fragte sie neugierig. „Wonach sieht das denn aus?“, fragte ich gereizt. „Eigentlich war ich hier um Popcorn zu kaufen, bis mir einfiel, dass das Kino ja nebenan ist.“ „Bist du alleine hier?“ „Was interessiert dich das denn jetzt schon wieder?“, wich ich ihr aus. „Eifersüchtig?“ „Wohl kaum“, sagte sie. Diese Frau machte mich noch wahnsinnig. Was kam wohl als nächstes? Yugi fuhr an uns vorbei und grinste mir breit entgegen. Gequält grinste ich zurück. Leider war das Ishizu nicht entgangen. Sie sah mich nun vollkommen irritiert an als hätte sie einen Geist gesehen. Dann schließlich kam ihr wohl eine Erkenntnis. „Ich verstehe, Kaiba“, sagte sie schlicht. „Was verstehst du?“, fragte ich und überlegte mir krampfhaft ob sie vielleicht dahinter gekommen war, dass ich das hier gar nicht freiwillig machte. Pegasus Leute beobachteten mich ja immer noch und da wäre es nicht so gut wenn man mich beobachtet, mit ihr, die mein Geheimnis lüftete. „Du hast es endlich akzeptiert?“ „Was?“, hakte ich nach und schluckte. Zwar war ich davon überzeugt, dass Ishizu eine alte Schwindlerin war, die gerne Wahrsager imitierte, doch oft hatte sie mit ihren „Visionen“ ja wie es der Zufall wollte, recht gehabt…leider. „Na, dein Schicksal, das dich fest mit dem Pharao verbindet.“ Ich starrte sie an. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Nach über einem Jahr hatte sie immer noch die gleiche, langweilige Tour drauf?! „Oh! Ishizu!“ Ich drehte mich um und erkannte zu meinem Schrecken noch ein bekanntes Gesicht: Marik Ishtar. Marik war Ishizus kleiner Bruder und ein richtiger Psychopath, der mein damaliges DuellMonsters-Turnier vollkommen mit seinem „Reich der Schatten“ –Wahn vollkommen ruiniert hatte. Lag wohl in der Familientradition mir auf die Nerven zu gehen. „Da bist du ja“, sagte Ishizu und lächelte ihren Bruder an. „Kaiba, bist du das?“, fragte Marik als er näher gekommen war. Wieder ärgerte ich mich. Selbst diese zwei vollkommenen Versager, die ihr Leben meistens in irgendeinem unterirdischen Versteck gelebt hatten ohne Licht, Wärme und Eis konnten besser Schlittschuhlaufen als ich? „Ja, schon“, antwortete ich. „Aber verrat es keinem, ja? Ich bin eigentlich nur wegen einem Job hier.“ „Ach, arbeitest du hier?“, fragten Ishizu und Marik wie aus einem Munde. „Na hört mal, das müsst ihr doch wissen“, sagte ich und gähnte. „Mit deinem Wunderhalskettchen wusstest du das bestimmt schon letztes Jahr und du kannst doch meine Gedanken mit deinem schnuckeligen Regenschirm, ähem, ich meine natürlich Stab, kontrollieren. Ihr seid eben die allwissende Familie.“ Marik schien meinen Sarkasmus nicht ganz zu verstehen, vielleicht auch deswegen, weil ich ihn kaum noch gebrauchte. Aber wenn die beiden Ishtars um mich herumschwirrten, konnte ich dem Drang einfach nicht widerstehen. „Seit wann zeigst du dich in der Öffentlichkeit?“, fragte Marik um die Stille zu durchbrechen. „Ich dachte, du liebst Stille und Alleinsein.“ „Marik, er ist mit Yugi und so hier“, grinste Ishizu. Marik schien die Kinnlade herunterzufallen und seine Augen hatten jetzt beinahe die Größe von Spiegeleiern angenommen. „Du?!“, fragte er schrill. „Nein, nein, nie im Leben! Du doch nicht! Dafür bist du dir doch viel zu schade!“ Wie Recht er hatte. Ja, das war wirklich alles unter meinem Niveau. Völlige Zeitverschwendung, so wie die Gestaltung der tollen Fun-Liste. Ich machte mich hier zu Witzfigur! In diesem Moment glitt Joey zu uns hinüber, nicht ohne sein Können im Bereich Eislaufen durch eine Drehung unter Beweis zu stellen. Ich verdrehte die Augen, doch Marik winkte Joey zu uns hin. „Hi, Joey“, sagte er. „Ja, was macht ihr denn hier?“, fragte Joey verblüfft und gesellte sich zu uns. „Nun ja, Spaß haben“, antwortete Ishizu und reichte Joey ebenfalls die Hand, die eigentlich von dem Gewicht von Armreifen nach unten gezogen werden müsste. „Ja wir auch“, strahlte Joey. „Kaiba! Wo bleibst du denn? Ich hab dir schon 22Bahnen voraus! Wie wäre es mit einem Wettlaufen?“ „Also stimmt es wirklich? Ihr seid zusammen hier?“, fragte Marik verblüfft und fing an zu lachen als würde er das ganze hier für einen amüsanten Scherz halten. „Klar! Hat er euch nichts erzählt?“ Sie schüttelten die Köpfe. „Ich hab mich einfach nicht getraut“, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen aus. „Er ist schon ein Komiker“, lachte Joey und haute mir auf die Schulter, woraufhin ich erneut ins Schleudern geriet. Marik und Ishizu warfen sich viel sagende Blicke zu. „Komiker?“, fragte Marik trocken. „Na ja, so würde ich ihn nicht ganz bezeichnen.“ Joey lachte laut auf und kratzte sich am Hinterkopf. „Ja, er hat sich ziemlich verändert, stimmt´s?“, fragte. Ich warf ihm einen sehr gezwungenen, fröhlichen Blick zu. „Wir sind jetzt richtige Freunde!“ „Ja klar“, sagte Ishizu sehr trocken, so dass man es eigentlich nur ironisch aufnehmen konnte, es sei denn man hieß Joey Wheeler. Wenig später verabschiedeten sich die beiden zu meinem Glück, auch wenn sie uns anscheinend auch am Ende unseres Gespräches immer noch nicht glaubten. Joey wollte sofort weiterfahren während ich mich am Rand festklammerte um nicht unglücklich hinzufallen. Immerhin war meine Hose brandneu und eine Spezialanfertigung. Leider zog mich nach einer Stunde Quälerei dann Joey doch aufs Eis…nie werde ich diese Schmach vergessen. So viele blaue Flecken hatte ich jedenfalls noch nie oder ehrlich gesagt waren dies meine ersten blauen Flecken und mein erste Muskelkater. Eigentlich will ich mich gar nicht mehr an meine tausend Stürze erinnern, aber sie wollen einfach nicht aus meinem Kopf raus. Heute hatte ich mich definitiv blamiert. Ich hoffe nur, niemand hatte mich erkannt, Das würde mehrere Schlagzeilen bringen, die ich mir lieber verkneifen wollte. Das Highlight dieses Tages war allerdings mein letzter Sturz gewesen, bei dem ich auf dem Hinterteil schreiend durch die gesamte Halle gezischt war und dabei eine Frau mit drei Kindern, einen kleinen Jungen und eine alte Dame umgefahren hatte. So viel zu diesem lustigen Tag in meinem Leben. Mokuba allerdings sah das ganz anders. Den ganzen restlichen Abend lag er mir damit in den Ohren. „Das hat solchen Spaß gemacht, Seto!“, oder „Ich bin ja so froh, dass du neue Freunde gefunden hast, die sich auch richtig bemühen und Spaß verstehen.“ So gerne ich auch seiner Meinung gewesen wäre, ich konnte einfach nicht. Vielleicht lag das aber auch an der Tatsache, dass ich am folgenden Morgen mit einem Hexenschuss aufwachte und mich für die nächsten zwei Tage nicht aus dem Bett bewegen konnte. Kapitel 9: Ein spannender Tag im dunklen Raum? ---------------------------------------------- Ein spannender Tag im dunklen Raum? „Beeil dich, Seto!“ „Ich versuch´s ja, Mokuba“, knirschte ich genervt und stiefelte langsam und bedächtig die Treppe herunter. „Nun komm schon“, rief Mokuba, der schon an der Haustür war. „Ja doch!“ Endlich war ich unten angelangt und konnte Mokuba erkennen, der nun die Tür öffnete. Mein Rücken schmerzte immer noch etwas, auch wenn ich jetzt schon seit über einer Woche das Bett verlassen durfte. Nie wieder würde ich Eislaufen gehen, niemals. Die Haustür ging knarrend auf und wir beiden verließen das Haus. Mokuba war schon richtig aufgeregt, denn ich hatte ihm versprochen, dass ich eine Überraschung für ihn parat hätte. Nur eine Kleinigkeit selbstredend. „Wo ist sie denn?“, nörgelte Mokuba während wir durch einen kleinen Park liefen. „Gedulde dich doch bitte etwas. Es wird nicht mehr lange dauern!“ „Aber ich bin so neugierig!“ Endlich hatten wir den Park voller zwitschernder Vögel und herumrennenden Eichhörnchen verlassen und näherten uns der Stadt. Da es Samstag war, war Domino voller Leute, die einkaufen gingen oder sich mit Freunden verabredeten. Viele Leute winkten uns zu. Mokuba winkte strahlend zurück, ich sah woandershin und wurde nun von Mokuba immer mehr gedrängt. „Ist es eine schöne Überraschung?“, fragte er als wir die Einkaufsstraße verließen und in Richtung KC gingen. „Überraschungen sind wie gesagt überraschend, Mokuba. Und nun warte einfach ab. Sie wird schon nicht davonlaufen.“ Endlich hatten wir meine geliebte Firma erreicht. Heute war sie leider geschlossen, doch ich konnte natürlich immer rein. Extra langsam um Mokuba noch ein wenig heißer auf die Überraschung zu machen, drehte ich den Schlüssel so langsam wie möglich um und überlegte dann laut, wo ich sie denn versteckt hatte. „Spann mich doch nicht so auf die Folter“, maulte Mokuba und ich gab nach. „Komm mit“, sagte ich und führte ihn zu meinem privaten, abgesicherten Bereich der Firma. Ich schloss die riesige Tür auf und führte Mokuba in den dunklen Raum. „Geh schon mal vor, ich werde das Licht anmachen“, sagte ich und er tat wie ihm geheißen. Langsam näherte ich mich dem Lichtschalter und drückte dann. Sofort wurde mein privates Zimmer in grelles Licht erfüllt. In der Mitte war ein Sitz aufgebaut von dem einige Kabel ausgingen. „Boah, was ist das, Seto?“, fragte Mokuba und näherte sich dem Sitz. „Das ist meine neueste Erfindung“, erklärte ich. „Prototyp Nummer 445. Das neueste Model im Bereich Technik und Spiele.“ „Ist das ein Spiel?“ „Ja, es ist ein virtuelles Spiel“, erwiderte ich und deutete auf die Kabel, die von dem Sitz ausgingen und in einen Computer überliefen. Bei dem Wort „virtuell“ schreckte Mokuba automatisch zurück und sah mich verzweifelt an. „Keine Sorge, dieses Spiel ist nicht so wie die virtuellen Spiele bei den Big5 und Noah. Dieses System wurde von mir höchstpersönlich entwickelt und ist sehr sicher. Mit diesem Knopf hier kannst du jederzeit aus der virtuellen Welt verschwinden. Das ist kein Problem. Und deinen Körper wirst du dadurch auch nicht verlieren“, beruhigte ich ihn. „Was kann das Spiel alles?“ „Dieses Spiel, mein lieber Bruder, kann alles. Hier kannst du dir jedes beliebige Spiel aussuchen von Benjamin Blümchen bis zu jedem Mörderspiel. Natürlich solltest du beides nicht benutzen. Aber es ist nicht nur ein Spiel, es ist auch eine unvergleichliche Informationsquelle, nicht so wie das Internet. Sag einfach, was du genau wissen willst und dir wird es sofort gegeben.“ Mokubas Gesicht glänzte jetzt plötzlich vor Freude und Eifer, das Spiel mal auszuprobieren. „Mit wie vielen Leuten kann man das denn spielen?“ „Bis zu 10“, sagte ich. „Können wir dann zusammenspielen?“, fragte er sofort und sah mich mit seinen riesigen Augen an. In diesem Moment klingelte mein Handy. „Einen Moment“, sagte ich zu Mokuba gewand und kramte es aus der Tasche hervor. „Mr.Kaiba!“, hörte ich Rolands Stimme keuchen. Er klang höchst beunruhigt. „Roland? Was ist los?“ „Sie müssen kommen!“, kreischte Roland, so laut, dass ich das Handy von meinem Ohr weg halten musste. „Sie müssen einfach!!!!“ „Ist ja gut, regen Sie sich nicht so auf“, knirschte ich verärgert, jetzt gestört worden zu sein. „Ich bin in fünf Minuten da!“ Ich legte aufgebracht auf und drehte mich dann zu Mokuba um, der mich traurig ansah. „Tut mir Leid“, sagte ich und steckte mein Handy zurück in meine Hosentasche. „Irgendein Notfall zu Hause. Ich muss los. Probier es erst einmal alleine aus!“ Und mit diesen Worten verließ ich hektisch den Raum. Zu Fuß würde ich es nicht schaffen, also blieb mir nur die Wahl, meinen „weißen-Drachen-Jett“ zu benutzen, meine persönliche Lieblingsweise zu reisen. Nach 6Minuten landete ich in meinem riesigen Garten und erstarrte: Vor meiner Haustür standen unendlich viele Leute, Leute mit Kameras und Notizblöcken. Reporter. Hastig rannte ich auf sie zu und konnte auch bald schon Roland erkennen, der verzweifelt aussah und von einem der Kameramänner gefilmt wurde. Was ging hier vor? „Mr.Kaiba!“, riefen alle Reporter wie auf Knopfdruck als ich auf meine Haustür zuging. Alle Kameras waren auf mich gerichtet. Schnell rannte ich durch die Menge auf Roland zu, der so aussah als würde er gleich das Bewusstsein verlieren. „Roland! Was geht hier vor!“, schrie ich ihn an. „Mr.Kaiba“, stieß Roland hervor. Dann brach er ab und schloss die Augen. „Hey! Sie werden ja wohl wach bleiben!“, rief ich und gab ihm eine Ohrfeige. „Ich bin ihr Vorgesetzter! Das ist ein Befehl!“ Endlich schien der blasse Roland wieder zu sich zu kommen, denn er öffnete die Augen. „Mr.Kaiba, sie waren plötzlich einfach alle da wegen der Nachrichten.“ „Was für Nachrichten?“ „Mr.Kaiba? was sagen Sie zu den zu den Gerüchten ihrer psychischen Verfassung? Stimmt es?“ Ich sah sie verdattert an. Wovon redeten die denn überhaupt? „Ist es wahr, dass Sie bald die KaibaCorporation nicht mehr leiten werden?“, rief ein anderer Reporter und wartete gespannt. „Ich? Wie bitte?“ Einen Moment hatte ich anscheinend die Gabe des Redens verlernt hatte. Wie kamen diese Idioten denn auf die Idee, dass sich meine Firma verlieren würde. Ohne eine Antwort zu geben, schleifte ich Roland in die Villa und knallte die Tür hinter mir zu. „Was geht hier vor?“, knirschte ich und packte Roland am Kragen. „Es ist furchtbar!“ „Das sehe ich selber!“ Roland rannte ins Wohnzimmer und kam mit der Zeitung in der Hand wieder. „Sie sollten das lesen, Sir!“, sagte er. „Aber es wird Ihnen nicht gefallen, so viel ist sicher.“ Ich riss ihm die Zeitung aus der Hand und spürte wie meine Knie weicher wurden. Dort, auf der Titelseite, war ein riesiges Bild von mir. Schon alleine diese Tatsache war beängstigend, doch auch die Art des Bildes und die Überschrift ließen mich vor dem Artikel erschaudern. Dieses Bild war von Karneval. Das war ich im Clownskostüm. Mit einem starken Zögern, entschied ich dennoch den Artikel zu lesen. Seto Kaiba- Verrückt und nicht tragbar?! Seto Kaiba, angesehener Leiter der berühmten KaibaCorporation ist offenbar dem Druck seiner Firma nicht mehr gewachsen. Mit seinen jungen 18Jahren begeisterte er die Politik und die gesamte Bevölkerung Dominos mit seinen kreativen Ideen und seiner Unerschrockenheit gegenüber den Verantwortungen, die dieser Beruf mit sich trägt. Nun anscheinend ist das passiert, was viele Menschen schon viel eher erwarteten: Seto Kaiba wird von der Verantwortung zerdrückt und trägt offensichtlich schon jetzt schwere Schäden mit sich. Nicht nur, dass seine Ideen in seinem Beruf stark nachließen und er seine Firma, die ihm einst so wichtig war, vernachlässigt, ist das frühere Genie auch schulisch nicht in Topverfassung. „Er ist unkonzentriert und schlief sogar während einer Prüfung ein“, berichtete eine Lehrerin von Seto Kaiba besorgt. „Seine Leistungen lassen stets nach.“ Weshalb Kaiba solche plötzlichen Defizite aufweißt, weiß niemand so recht, doch anscheinend wird er verrückt. Während der Karnevalsveranstaltungen wurde Kaiba, der sonst nie Zeit für solche Aktivitäten außerhalb der Firma hatte, von einem Augenzeugen entdeckt(siehe Bild1). „Schon seit längerer Zeit mache ich mir Sorgen um ihn“, gestand Kaibas nächster Vertrauter, Maximillion Pegasus unseren Reportern bei einem Interview. „Aber er will sich es einfach nicht eingestehen. Er ist eine Kämpfernatur und dennoch wird sein Kampf nichts nützen.“ Auch das Gerücht, dass Kaiba seine Firma verlieren würde, kursiert in Domino, mit Recht? „Er hat sich verändert“, sagte Pegasus, der sich große Sorgen um seinen Freund macht. „In den letzten Monaten hat er sich verändert und zwar sehr stark. Man könnte schon beinahe von Persönlichkeitskomplexen reden. Ich persönlich glaube, dass er allmählich verrückt wird. Ich meine das nur gut: Nach Gerüchten hat er dieses Jahr schon so einiges verbockt, mal abgesehen von seinem Auftreten bei Karneval in der Öffentlichkeit.“ Ob Seto Kaiba nun verrückt wird oder nicht, steht noch in den Sternen. Klar ist nur, dass er unter einem enormen Druck steht und vielleicht seine Firma verlieren wird, vielleicht sogar an Pegasus? Ich las mir den Artikel noch einmal durch. Das konnte ja wohl nicht wahr sein!!!! Dieses miese Schwein Pegasus war doch unglaublich!! Warum sollte ich verrückt werden? Weil ich wie tausend andere Leute zu einem Karnevals-Kostüm durch die Gegend gelaufen war? Das hatte Pegasus also von Anfang an geplant!!!! Wie sehr ich diesen Mann doch hasste! „Reg dich nicht darüber auf“, ermahnte ich mich selbst. „Ganz ruhig! Pegasus kann dich nicht reizen! Er will nur, dass du tatsächlich den Verstand verlierst und das wirst du nicht. Du gehst jetzt da raus und beantwortest artig die Fragen dieser Geier!“ Ich atmete noch einmal tief ein, dann stieß ich die Tür auf und stellte mich vor den Reportern auf, die sogleich wieder ihre Notizblöcke zur Hand nahmen und begierig zu mir hinaufstarrten. „Mr.Kaiba!“, rief einer von ihnen. „Werden Sie die KaibaCorporation Maximillion Pegasus überlassen? Oder haben Sie andere Pläne?“ „Ist es wahr, dass Sie verrückt werden?“ „Warum vernachlässigen Sie ihre Firma?“ „Einer nach dem anderen“, sagte ich und sofort wurde es etwas stiller. „Ich bin bereit all Ihre Fragen zu beantworten, doch bitte verstehen Sie, dass ich nicht all Ihre Fragen auf einmal beantworten kann. Danke!“ Die Reporter stellten sich nun in einem Kreis um mich herum, genauso wie es Wölfe taten wenn sie sich an ihre Beute heranpirschten. „Zuerst wollten Sie wissen, was ich nun aus meiner Firma machen will bezüglich der möglichen Übergabe?“, fragte ich und einer der Reporter nickte heftig mit dem Kopf. „Hören Sie“, fuhr ich fort. „Ehe ich meine Firma Pegasus überlassen würde, würde ich eher meinen weißen Drachen mit eiskaltem Blick an meinen Stiefvater verkaufen oder eine Kloschüssel küssen. Ist das genau genug oder muss ich da noch ins Detail gehen?“ Da die erstarren Reporter darauf nicht antworteten, beschloss ich die anderen Fragen nun weiter zu beantworten. „Und natürlich habe ich andere Pläne! Momentan sind wir an einem Projekt, welches die gesamte Spielbranche völlig verändern wird! Das verspreche ich Ihnen. Gut, Sie wollten wissen ob ich verrückt werden würde? Nun ja, ich denke das ist Ansichtssache, aber schauen Sie, ich bin nicht verrückter als zB Pegasus es ist. Jeder Mensch hat einen gewissen Tick, manche mehr, manche weniger. Und ich bin froh, dass ich zu den Leuten gehören, die es weniger haben“, sagte ich und redete mir damit meine Wut von der Seele. „Ich vernachlässige meine Firma? Nun, vernachlässigen heißt ja nicht zwingend, dass ich keine Zeit mehr in sie investieren würde. Es heißt lediglich, dass ich meine Pflichten für meine Firma zu Hause am PC erledige, was ja nach Stand der modernen Technik durchaus möglich ist. Außerdem bin ich nun mal nicht nur Leiter der KaibaCorporation, sondern auch Schüler, Bruder und Duellant!“ Damit war für mich das Gespräch gelaufen. Ich drehte mich um, schloss meine Tür auf, ging in meine Villa und knallte die Tür hinter mir zu. Nach fünf Minuten hatte ich mich endlich beruhigt. Ich ging in meine Zimmer, legte mich auf mein Bett und starrte meine Zimmerdecke an. Wie lange ich da lag weiß ich nicht, doch ich weiß noch, dass ich schließlich von einem Klingeln aus meinem Wachtraum gezerrt wurde. Ich schreckte auf und erkannte, dass es mein Handy war. „Seto Kaiba“, meldete ich mich barsch. „Hi Kaiba!“, hörte ich eine muntere Stimme. Eine Stimme, die ich eigentlich nicht hören wollte. „Tristan!“, sagte ich und setzte mich auf, darauf achtend, meine Stimme möglichst erfreut klingen zu lassen. „Was liegt an?“ „Na, du bist ja lustig! Wir wollen doch heute ins Kino! Weißt du nicht mehr?“ Mit einem Blick auf meinen Kalender stelle ich erstaunt fest, dass er Recht hatte. „Ach das war heute?“ „Ja, in einer Stunde treffen wir uns am Kino, okay?“ Ohne meine Antwort abzuwarten wurde am anderen Ende der Leitung aufgelegt. „Toll!“, dachte ich wütend und warf mein Handy auf mein Bett. „Genau das Richtige um meine Aggressionen so richtig schön auszuleben! Womit habe ich das eigentlich verdient?“ Entnervt räumte ich mein Zimmer auf und wusch mir die Haare, Obwohl ich keine Lust hatte wollte ich mich ja nicht in der Öffentlichkeit zum Deppen machen. Heute entschied ich mich für einen Umhang in königsblau, zwar nicht gerade passend zu meiner „etwas“ angespannten Laune, aber immerhin ein elegantes, seltenes Stück meiner Sammlung. Prüfend besah ich mich im Spiegel. „Seto Kaiba, du siehst wie immer tadellos aus“, redete ich mir selbst ein und zog meine hochglanzpolierten, pechschwarzen Schuhe an. Das Kino lag ein Stück von Domino entfernt, also musste ich langsam los. „Welchen Film schauen wir uns heute noch mal an?“, fragte ich mich und sah noch mal auf die Kopie der Fun-Liste. „Ah ja, der Actionfilm. Na super, mein Abend ist definitiv schon einmal zerstört. Actionfilm! Pah! Das sind doch eh alles Billigfilme, die von irgendwelchen Amateuren gemacht werden, die krampfhaft versuchen, Spannung in ihren Filmen zu erzeugen und dabei kläglich scheitern!“ Das Kino war nie gut besucht doch für mich konnte das ja eh nur von Vorteil sein. Erstens weil mich dann niemand erkannte, zweitens damit nicht noch mehr Gerüchte über mich entstehen konnten und drittens weil es mich dann weniger kostete. Ich musste lernen immer alles positiv zu sehen, was mir an Tagen wie diesem dennoch ziemlich schwer fiel. „Da bist du ja!“, strahlte Bakura, der anscheinend als Erster gekommen war. „Oh“, sagte ich. „Du bist auch hier?“ „Ja, klar, warum denn nicht?“ „Tja, weil du ja auch beim Eislaufen gefehlt hast und seit zwei Wochen nicht in der Schule warst“, sagte ich. „Wo warst du denn?“ „Ach weißt du, ich hab mich nicht besonders gut gefühlt. So ausgelaugt und immer nur müde als würde ich am Tag irgendwas anderes machen. Dabei schlafe ich ja auch am Tag nur“, erklärte Bakura, der tatsächlich etwas blass wirkte. „Vielleicht solltest du damit mal zum Arzt gehen“, schlug ich vor und vergrub meine Hände in meinen Umhangtaschen da es draußen sehr kalt war und von den anderen Nervensägen immer noch keine Spur war. Bakura sah mich mit einem äußerst seltsamen Gesichtausdruck an. „Was ist?“, fragte ich leicht nervös. Bakura kam nämlich auch noch näher auf mich zu. „Was ist denn?“ „Kannst du das noch mal wiederholen?“, wollte Bakura wissen. „Was denn?“ „Was du gerade eben gesagt hast!“ „Vielleicht solltest du damit mal zum Arzt gehen?“, wiederholte ich verwirrt und was dann passierte, verschlug mir die Sprache. Bakura war mir um den Hals gefallen. „Hey, du!“, schrie ich panisch und versuchte mich von seinem Griff zu erlösen, was sehr schwierig war, denn Bakura hatte trotz seiner Größe und seine schwächlichen Auftretens einen sehr starken Griff. „Du bist echt ein guter Freund“, kam es von Bakura, der, wie ich erstaunt feststellen musste, Tränen in den Augen hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass du mal so werden würdest! Ich hab dich völlig falsch eingeschätzt! Bitte vergib mir!“ „Ist ja gut“, sagte ich. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also tat ich das, was immer die Leute in diesen Schnulzenfilmen taten. Vorsichtig tätschelte ich seine Schulter. „Willst du darüber reden?“, fragte ich gegen meinen Willen und hoffte inständig auf ein klares Nein von ihm. „Bitte sag nein, bitte, bitte!“, dachte ich verzweifelt. „Bitte!“ Bakura ließ mich schlagartig los und sah mich an. „Danke, Kaiba“, sagte er und mein Herz rutschte mir in die Hose. „Aber ich glaube ich muss mit diesem Problem selbst fertig werden. Ich danke dir, mein Freund! Vielleicht später, ja?“ Einerseits war mir nun furchtbar übel, da es Bakura tatsächlich gewagt hatte, MICH seinen Freund zu nennen und MICH zu umarmen, andererseits war ich aber auch froh, da er nicht über sein kleines Problemchen reden wollte. Glück im Unglück. Endlich kamen auch die anderen Flaschen und gemeinsam betraten wir dann das höchst heruntergekommene Kino. Tatsächlich war niemand außer uns da. Schon mal ein positiver Aspekt: Kein Reporter, keine Ishtars und kein Pegasus. Kaum hatten wir den finsteren Raum betreten begann die schreckliche, ellenlange Werbung, die immer im Kino vor dem „Höhepunkt“ abgespielt wurde. Eine Zigarettenwerbung jagte die nächste. Und nach einer halben Stunde lief immer noch Werbung. Langsam stieg Wut in mir auf. Statt hier zu sitzen und zu beobachten wie oft sich dieser Depp auf dem Pferd noch eine West-Zigarette in die Schnauze steckte oder sich diese Tussi im Minirock das Langnese Eis über ihren nackten Bauch fließen ließ ohne eine Miene zu verziehen, könnte ich an meinem Lap Top sitzen oder mit meinen Bruder mein neuestes Spiel ausprobieren. „Erfrisch die mit Coca Cola!“, sagte nun eine Frau in einem Meerjungfrauenkostüm, die zwar kein bisschen attraktiv war, das aber allerdings selbst von sich dachte. Um genau zu sein fand ich sie potthässlich mit ihren riesigen Glupschaugen, ihren aufgeblasenen Lippen und ihren nackten Bauch, aber sie grinste mir süffisant entgegen und trank ihre Cola. „So ein Unsinn“, dachte ich verärgert und schnaubte. „Als ob Meerjungfrauen, die es ja noch nicht einmal gibt, Cola unter Wasser trinken würden. Ich meine, da gibt es ja auch so wenig Flüssigkeit zum Trinken, nicht wahr?“ Endlich gingen die Lichter komplett aus, was hieß, dass der Hauptfilm nun beginnen würde. „Wir befinden uns im 30.Jahrhundert“, sagte eine monotone Stimme, die anscheinend den Film „Ich und der Außerirdische in mir“ ankündigte und eine „spannende“ Trommelmusik im Hintergrund erklang. „Die Marsianer haben unseren Planeten Erde nun vollständig besetzt. Die Erdlinge wurden festgenommen und in eine andere Zeit geschickt, gefangen in ihren eigenen Gedanken, voll Hass und Verzweiflung. Niemand kann sie retten….bis auf unseren Actionhelden Mike Josh!!!“ Die Trommelmusik wurde lauter und ein junger Mann erschien. „So ein Unsinn!“, murmelte ich in mich hinein. „Erstens befinden wir uns nicht im 30.Jahrhundert, sondern im 21. Ja, ja, das mit den Zeiten ist schon schwer!“ Ich saß übrigens zwischen Tristan und Joey, die anscheinend eine Wette laufen hatten…und zwar im Cola Wegschlürfen und Popcorn Wegfressen. Beide saßen da, stopften Hände voller Popcorn in ihre gierigen Münder und schlürften in einer unerträglichen Lautstärke ihre Cola. Langsam begann mir der Kopf zu pochen. Warum gerate eigentlich immer ich nur an diese Volltrottel? Inzwischen hatte unser ach so großer Held(wenn ich richtig sah war der Schauspieler knappe 1.60m groß…also von wegen groß) einige der schrecklich dankbaren Menschen aus der einsamen Galaxie befreien können und stellte nun sein Heldenteam zurecht, das vom Schicksal selbstredend dazu auserkoren war, die Erde vor den bösen, bösen Marsmenschen zu retten. Nebenbei fragte ich mich, was denn so schlimm an den Marsmenschen war. Jeder Mensch, der Augen im Kopf hatte, konnte doch erkennen, dass diese Ultrabösewichte nichts weiter waren als ultraschlecht geschminkte Schauspieler, die allerdings meines Erachtens immerhin besser aussahen als der Held der Story. Außerdem konnten die eh nichts anderes als dumme Sprüche klopfen, mit ihren violetten Augen blitzen, sich um die eigene Achse zu drehen und Ketchup zu spucken. Aber na ja, ich befand mich ja auch nicht in dieser „heiklen“ Situation. Es fiel mir ebenfalls auf, dass die Hauptperson Yugi sehr ähnlich war: In jedem zweiten Satz sagte er „Wir sind vom Schicksal auserkoren!“ Immer dieses verdammte Schicksal! Das schien mich ja bis zum Ende meines Lebens zu verfolgen! Gelangweilt betrachtete ich den Hintergrund: Billiges Design, aber Hauptsache nicht teuer, oder? Wir sind ja auch nicht wählerisch. Nach 90Minuten qualvollem Leiden wurde der Film auf seine ganz persönliche Art und Weise spannend. Die grünen Menschchen waren jetzt wohl richtig böse auf das schicksalhafte Heldenteam und ein Kampf um Leben und Tod begann. So setzten sich beide Parteien in ihre „hyperschnellen Raumschiffchen“ und beschossen sich mit riesigen, grünen Beziehungsweise roten Kaugummikügelchen oder wenn es hart auf hart kam sogar mit ihren silbernen Wasserpistolen. Tristan und Joey klammerten sich in dieser Zeit an mir fest, wobei Tristan seine Cola und Joey sein Popcorn verschüttete und sich beides letztendlich vor meinen Füßen wiederfinden ließ. Wie gut, dass ich kein nachtragender Mensch bin….sonst hätte ich sie ja auch AUF DER STELLE ERWÜRGT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Was solls? Zerstört ist zerstört, da kann man nichts machen, auch wenn ich gestehen muss, dass es irgendwie verlockend war, zu wissen, dass man sich in einem düsteren Raum befand und ein Außenstehender einen Mord nie bemerken würde. Aber da ich ein friedlicher Zeitgenosse bin, ließ ich dies eher bleiben. Mein Umhang war schon dreckig genug ohne Blutspuren aufzuweisen. „Boah dieser Film war ja echt schlimm“, sagte Tea nach einer halben Stunde. „ich hab die ganze Zeit gezittert.“ „Ja, diese Marsmenschen sahen wirklich richtig real aus. Ich glaube von denen werde ich heute Nacht träumen!“, gestand Joey kleinlaut. „Wenigstens wurden die nachher besiegt“, sagte Bakura zufrieden. „Ich dachte schon, der Held würde zu spät kommen!“ „Der sah ja so hammergeil aus!“, seufzte Tea und klimperte mit ihren Wimpern. „Morgen dann wieder hier?“, wollte Tristan wissen. „Ja, morgen wieder hier am Kino um 5Uhr“, bestätigte Yugi. „Ich muss dann jetzt auch! Joey, Bakura, wir müssen den Bus noch kriegen!“ So verabschiedeten wir uns voneinander….endlich! Auf morgen freute ich mich selbstredend nicht im Geringsten, doch was zählte schon meine bescheidene Meinung? Interessieren tat das doch eh keinen! Zu Hause wartet Mokuba auf mich mit dem Abendessen. „Was hast du denn mit deinem Umhang gemacht?“, wollte er sofort wissen und besah sich das klebende Desaster namens Umhang. „Frag lieber nicht!“, stöhnte ich. „Ich will einfach nur schlafen und diesen Tag vergessen!“ „Ich dachte, dir macht es Spaß mit Yugi rumzuhängen!“ „Natürlich, Mokuba, aber der Film war nun mal nicht so ganz nach meinem Geschmack“, redete ich mich raus. Beinahe hätte ich mich verplappert und das durfte ich ja bekanntlich nicht. „Vielleicht wird der nächste Film besser“, versuchte Mokuba mich zu beruhigen. „Ja…vielleicht“, sagte ich schlaff. „Das glaubt er ja wohl selbst nicht!“, dachte ich als ich mich in mein Zimmer schlich, fertig und ausgelaugt. „Morgen kommt der Abenteuerfilm….nach Yugis Wunsch! Das kann nicht besser werden!“ Kapitel 10: Das Tal der Drachen ------------------------------- Das Tal der Drachen In dieser Nacht träumte ich sehr schlecht. Der Film, den Tristan ausgesucht hatte, hatte mir definitiv nicht besonders gut getan. In meinen Träumen drehte sich alles um Außerirdische, die Yugis, Teas und Wheelers Köpfe besaßen. Ich war Gefangener von Bakura, der mich die ganze Zeit umarmen wollte. Um 2Uhr morgens klingelte dann mein Telefon. Einerseits war ich froh, endlich diesem abartigen Traum entkommen zu sein, doch andererseits war ich sauer, mitten in der Nacht wieder aufstehen zu müssen. Gähnend stolperte ich die Treppe hinunter und tastete mir den Weg zum Telefon, das ich wohl auf dem Sofa hatte liegen lassen, als ich noch mit einem meiner Arbeitskollegen telefoniert hatte. Ich durfte ja schließlich meine Firma nicht vernachlässigen sonst würden nur unnötige Gerüchte aufkommen, die Pegasus dann mit einem Lächeln empfangen würde. „Hallo?“, sagte ich äußerst mies gelaunt. „Wer auch immer Sie sind, schauen Sie mal auf Ihre Uhr und fragen Sie sich wie Sie so doof sein können, mich um diese Herrgottsfrühe zu quälen.“ Ein unruhiges Geräusch ertönte am anderen Ende der Leitung. „Wer ist denn da?“, fragte ich und setzte mich aufs Sofa. „Hören Sie ich bin momentan nicht in bester Stimmung. Also wenn Sie jetzt schon etwas auf dem Herzen haben müssen, spucken Sie es aus, ansonsten werde ich mich gezwungen sehen, andere Maßnahme einzusetzen.“ „Kaiba?“, hörte ich eine unruhige, eingeschüchterte Stimme. Ich erkannte diese Stimme sofort. „Bakura?“, schrie ich und war nun hellwach. Ein leises Schluchzen ertönte. Langsam wurde ich unruhig. Dass Wheeler mich anrief, okay, das gehörte zu seiner seltsamen Einstellung zu unserer Freundschaft, aber von Bakura hatte ich das am allerwenigsten erwartet. Vielleicht war ich auch deswegen etwas nervös. „Was ist los?“ „Ich…ich…ich störe bestimm“, nuschelte Bakura, dessen Stimme immer zittriger klang. „Ja, in der Tat, das tust du wirklich. Wie kamst du nur auf die Schnapsidee, mich anzurufen. Wenn du das schon machen musst, was ich bezweifle, dann tu es doch bitte zu einem Zeitpunkt, wenn ich mich nicht im Halbschlaf befinde“, schoss es mir hitzig durch den Kopf. „Nein…du störst nicht, wirklich nicht. Ich…war ehe wach…ich dachte nur, du wärst wieder irgend so ein bekloppter Reporter. Was ist denn los?“ Ob sich das jetzt überzeugend angehört hatte? „Tut mir wirklich Leid“, wisperte Bakura, so leise, dass ich mich anstrengen musste, um ihn richtig zu verstehen. „Ich weiß, ich bin wahrscheinlich sehr dreist, aber kannst es irgendwie einrichten…und….und…“ „Und was?“, hakte ich nach. „Und vorbeikommen?“ Ich schluckte und starrte den Telefonhörer entsetzt an. Bakura wollte, dass ich um 2Uhr morgens zu ihm nach Hause kam? Hatte der denn einen Vollknall? Ich meine, er hat doch noch andere Freunde. Andererseits….okay…wenn ich an seiner Stelle wäre, hätte ich auch am ehesten den Freund mit der meisten Ausstrahlung gewählt. Das konnte ich ihm ja wohl kaum zum Vorwurf machen. „Zu dir nach Hause?“ „Ja…es ist wichtig….Weißt du, ich habe über deine Worte nachgedacht. Dein Angebot, mit dir über mein Problem zu reden. Ich bin jetzt zu dem Schluss gekommen, dass du Recht hattest. Ich kann damit nicht alleine fertig werden.“ Normalerweise hätte ich mich jetzt gut gefühlt. Wenn mir jemand erzählte, ich hätte Recht, hatte ich immer die Chance, auf mich selbst stolz zu sein. Nun jedoch fühlte ich mich deprimiert und fragte mich zugleich wie ich so dämlich sein konnte und Bakura, einem von Yugis Freunden meine kostbare Hilfe anzubieten. „Bakura“, fing ich an. „Natürlich.. ich hätte mir denken müssen, dass du nein sagst“, unterbrach mich Bakura, der sich nun so anhörte als würde er bald ohnmächtig werden. „Ich dachte nur…“ „Hör zu, Bakura. Ich komme ja.“, seufzte ich. Es hatte eh keinen Sinn mehr, zu widersprechen. „Ich bin gleich bei dir.“ „Kaiba…ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ „Wie wäre es denn mit, danke?“ Ich legte auf, verdrehte die Augen und schlich mich dann auf mein Zimmer hoch. Schließlich war das Letzte, was ich wollte, Mokuba aufzuwecken, nur weil Bakura irgendwelche Komplexe hatte. Schnell zog ich mich um und kämmte mich. Bakura wohnte nicht sehr weit von unserer Schule, zu der ich mit dem Auto so eine knappe Viertelstunde unterwegs war. Mit dem Auto würde ich also ungefähr zwanzig Minuten Brauchen. Das Problem war nur, dass mein Standardauto in meiner Garage stand. Diese Garage wurde allerdings ab einer bestimmten Uhrzeit automatisch verriegelt wegen Schutz vor Einbrechern. Das war zwar eine gute Idee von mir gewesen doch nun bereute ich diese Investition zutiefst. Ich hatte zwar die Möglichkeit, mir eine Limosine zu holen, doch dann müsste ich Roland aus dem Bett klingeln, doch so wie ich den kenne, würde er nur wieder in Ohnmacht fallen. Also.. lieber nicht. Mir blieb also wirklich nur noch eine Chance: Ich musste mit meinem Fahrrad fahren! Welch Schmach. Ich rannte in den Garten, nahm aber dieses Mal den Schlüssel mit und entdeckte mein altes Rennrad, das ich schon mindestens 1Jahr nicht mehr benutzt hatte…und so sah es auch aus: Verrostet, der Lack war ziemlich mitgenommen und die Reifen waren ohne Luft. Seufzend suchte ich in der Dunkelheit eine Luftpumpe. Das war schon ziemlich schwierig, doch endlich war es mir gelungen. So, jetzt musste ich nur noch die Reifen aufpumpen…im Dunklen. Nach fünfzehn nicht gerade erfolgreichen Versuchen dies zu bewältigen, schritt ich dampfend vor Zorn wieder zurück in meine Villa um eine geeignete Taschenlampe. Alles Bakuras Schuld! Nach zehn Minuten war ich wieder draußen, gleich mit vier Taschenlampen in Händen nur für den Notfall. Ich hatte nämlich keinerlei Lust, wieder ins Haus zu rennen um dort festzustellen, dass ich längst schlafen könnte. Endlich war mein Rad startklar. Ich zwar weniger, aber na ja. Der Weg zu Bakura war sehr steil und lang. Musste dieser gehirnamputierte Knabe ausgerechnet so weit oben wohnen. Es reichte ja eigentlich schon, dass ich überhaupt bei dieser grausamen Dunkelheit Fahrrad fahren musste. Nein, anscheinend hatte ich das ja alles verdient…. Nach ungefähr zehn Minuten der gefahrenen Strecke merkte ich, warum ich das Fahrradfahren immer so sehr verabscheut hatte: Prustend und keuchend hielt ich auf der steilen Straßen inne und rieb mir die stechende Seite. Hätte er nicht Yugi anrufen können? Der hat doch immer Verständnis…egal für wen. Kaum hatte ich wieder angefangen wieder in die Pedale zu treten, da sauste ein Auto in einer Höllengeschwindigkeit an mir vorbei und fuhr mich fast um. „Hey, du Blindschleiche?!“, kreischte ich dem vermutlich völlig betrunkenen und unzurechnungsfähigen Fahrer hinterher nachdem ich mich erst einmal von dem schock erholt hatte. „Das ist ne 3oer Zone hier! Das ist nicht die Autobahn, du Knalltüte!“ Das Auto raste um die nächste Ecke und verschwand aus meinem Blickfeld. „Hoffentlich baut der irgendwo einen Unfall“, dachte ich und fuhr wieder los. „Solche Leute darf man nicht auf die Straße lassen! Das ist ja lebensgefährlich!“ Vor mich hin murrend hielt ich endlich, endlich vor Bakuras Haus an. Es war ein ziemlich klägliches Haus, in grau gehalten und mit aufgerissenen Wänden. Hier sollte mal wieder ordentlich renoviert werden! Dieses Haus schien überhaupt nicht zu Bakura zu passen. Die Gartenpforte lag völlig lädiert auf dem Boden und offenbarte einen Garten voller Disteln, Dornenbüschen, zerstörtem Rasen und Unkraut. Gut, dass ich kein armer Schlucker war. Wenn mein Garten so aussehen würde, wäre derjenige, der sich um ihn hätte kümmern sollen, schön längst gefeuert. Seufzend schob ich mein quietschendes Rad in den Garten und lehnte es an das Haus. Dann ging ich gemächlich zur Eingangstür. Endlich hatte ich auch die richtige Klingel gefunden. Ich drückte und wartete bibbernd vor Kälte ab. Nun erklang ein Sirren und die potthässliche Tür flog auf. Ich erkannte ein altes Treppenhaus. Es roch sehr stark nach verfaultem Gemüse, alten Socken und Blumenkohl. Mit angewidertem Gesicht schlich ich die Treppe runter und erkannte immer mehr Schmutz auf dem Boden. Das Wort Sauberkeit gab es hier wohl auch nicht. Hier würden Putzfrauen und Gärtner zu Millionären werden. „Da bist du ja!“ Bakura kam mir auf der Treppe entgegen. Ich nickte ihm zu und folgte ihm in seine Wohnung, die nicht hübscher als das restliche Haus war. Erst einmal bestand die gesamte Wohnung gerade mal aus 5Räumen: Einem Badezimmer, dem Wohnzimmer, der Küche, einem kleinen Schlafzimmer, in dem sich ein unbequemes Klappbett befand und einer Besenkammer. Bakura ließ sich auf das quietschende und ächzende Sofa im Wohnzimmer fallen und sah mich erwartungsvoll an. Ich setzte mich neben ihn und merkte wie sich das Sofa etwas nach unten ausdehnte. „Es tut mir Leid“, sagte Bakura schließlich als ich nicht mit Reden begann. „Du bist bestimmt schrecklich müde.“ „Nein, gar nicht“, gähnte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Was ist denn los?“ „Du kannst ruhig heute Nacht bei mir hier schlafen.“ „Das wird nicht nötig sein“, wehrte ich hastig ab und sah auf das schreckliche Sofa hinab. „Willst du es wirklich wissen?“, fragte Bakura, der nun wieder sehr unsicher wirkte. „Sag mal, denkst du ich komme extra mitten in der Nacht zu dir, verzichte aufs Schlafen und benutze sogar das Fahrrad nur um dir zu sagen, dass ich keine Lust habe, mit dir zu reden?“ Langsam wurde ich gereizt. Wollte er nun mit mir reden oder nicht? „Also gut“, sagte Bakura. „Warte einen Moment! Ich bin gleich wieder da!“ Er erhob sich und rannte in die Besenkammer. Ich gähnte herzhaft und streckte mich. Im nächsten Moment war Bakura auch schon wieder da. „Schau dir das an!“, hauchte er mit blassem Gesicht und hielt mir etwas hin. Im nächsten Moment wurde mir speiübel und ich hüpfte von Sofa. In Bakuras Händen lagen 5Mäuse, allesamt aufgeschlitzt und offensichtlich tot. Langsam stand ich auf und wich einen Schritt zurück. Solche Sachen waren nichts für mich. „Und?“, fragte ich und sah angewidert auf die Mäuse. „Was willst du mir damit sagen? Wie man sein Haustier auf jeden Fall nicht behandeln sollte?“ Bakura schüttelte den Kopf und Tränen rollten seine Wange herunter. Langsam verstand ich die Welt nicht mehr. Warum heulte dieser Knabe denn jetzt? Hatte ich was Falsches gesagt? Aber er konnte doch wohl kaum erwarten, dass ich einen Freudentanz veranstalten würde wenn er mir tote und teilweise geköpfte Mäuse hinhielt. „Hör mal“, begann ich vorsichtig und ging ums Sofa herum. „Kaiba! Ich bin ein Psychopath!“, kam es von Bakura. Ich starrte ihn an. Was sollte denn das wieder? Wieso dachte er so einen Stumpfsinn? Hätte Yugi das jetzt endlich zugegeben, okay, aber Bakura? „Wie meinst du das?“ „Ich hab diese Mäuse getötet!“ Bakura zitterte und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Ich starrte ihn an. Warum tötete er Mäuse? Hatte er den Kammerjäger nicht bezahlen können oder war ihm das Schweinefleisch ausgegangen. „Ich hab schon seit Jahren Probleme meinen Körper unter Kontrolle zu halten!“ Nun war ich noch verwirrter. Bakura schien ernsthaft geschädigt zu sein. Irgendwie machte mir das Angst. Was wenn ich der Nächste sein würde? „Ich bin oft nicht mehr ich“, schluchzte Bakura. „Weißt du, ständig wache ich auf und erwische mich dann dabei wie ich seltsame Sachen mache. Gestern bin ich aufgewacht und hatte ein blutendes Messer in der Hand. Die Mäuse lagen schon auf dem Boden. Ich wollte gerade das Messer ablecken!“ Er sah hilfesuchend zu mir empor. „Er ist wahnsinnig!“, schoss es mir durch den Kopf während ich einen kleinen Schritt zurückwich. „Es hat etwas mit meinem Millenniumsgegenstand zu tun.“ Er heilt mir etwas Goldenes hin, ein riesiger Ring, den er manchmal um seinen Hals trug. Ich verdrehte die Augen. Es ging also wieder mal nur um diese Hokus-Pokus-Gegenstände und ihre ach so beeindruckende Macht. „Hör zu“, sagte ich und versuchte dabei so gefasst wie möglich zu klingen. „Ich bezweifle, dass deine Probleme etwas mit diesem schicken Schmuckstück zu tun haben. Es liegt an dir!“ „Aber in diesem Ring haust ein böser Geist!“ „Natürlich“, dachte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wahrscheinlich ein verirrter Flaschengeist, der nur sich selbst die Wünsche erfüllt.“ „Bakura, das ist unmöglich“, meinte ich und riss ihm den Ring aus der Hand. „Ich weiß, dass Yugi in jedem den leichten Glauben erweckt, dass in goldenen Gegenständen immer noch eine Persönlichkeit lebt, aber das ist nicht so. Sieh doch mal, wie soll in diesem Teil ein Geist leben? Das ist viel zu klein!“ Bakura lächelte leicht. „Ich will ja nicht sagen, dass ich Yugi kritisiere“, murmelte ich rasch damit Bkaura ja nichts Falsches dachte. „Ich will nur sagen, dass ich diese Theorie, die er hat für unmöglich halte, Vielleicht stimmt es ja, aber vielleicht stimmt ja auch mal das, was ich sage.“ Die nächsten Momente verstrichen in einer erdrückenden Stille. „Ich wünschte ich könnte auch so optimistisch sein wie du“, hauchte Bakura und wischte sich die Tränen aus den Augen. Einen Moment war ich nur geschockt. Wie kam denn jemand darauf, das Wort optimistisch für mich zu finden? „Aber ich denke anders.“ „Na ja, dann solltest du mit Yugi darüber sprechen“, sagte ich und drehte mich um. „Bei Marik hat das auch geklappt. Offenbar beherrscht er die Teufelsaustreibung.“ Ich drehte mich wieder zu ihm um und grinste. „Lass ja nicht den Kopf hängen! Es gibt Schlimmeres als einen Geist in einem Ring zum Beispiel Pegasus als Nachbar oder Schulden.“ Bakura lächelte leicht verschüchtert und nickte dann. „Danke“, nuschelte er und umarmte mich schon wieder. Wieder war mir das wieder sehr unangenehm obwohl ich nicht die neuesten Klamotten trug. „Ja……….äh…..Bitte“, sagte ich knapp. Endlich, nach einer Ewigkeit so schien es mir, ließ Bakura mich endlich los und es war mir wieder gestattet ordentlich zu atmen. „Also, ich denke, ich werde dann mal gehen.“ „Oh“, sagte Bakura und sah auf die Uhr. „Ja, natürlich. Du willst bestimmt auch noch schlafen.“ „Wär nicht schlecht“, gähnte ich. Bakura begleitete mich noch nach unten. „Ich danke dir dafür, dass du hier warst“, nuschelte Bakura schüchtern und ließ den Kopf hängen. „Ja ja.“ Ich setze mich auf meinen Fahrradsattel und fuhr langsam los. „Bis nachher im Kino“, rief mir Bakura hinterher. Ich winkte ihm zu und bog dann auf die steile Hauptstraße. „Meine Güte, der Kerl hat Nerven! Ich frage mich warum der ausgerechnet mich wieder aussuchen musste! Das ist definitiv nicht mein Jahr!“ Der Weg abwärts war zwar angenehmer, hatte aber den Nachteil, dass ich allmählich immer wacher wurde. Und so wie es kommen musste kam es auch: Kaum war ich zu Hause angelangt, war ich nicht ein kleines bisschen müde. Ins Bett gehen kam also erst mal nicht in Frage. Das könnte ich auch während des Kinobesuches nachholen. Abenteuerfilme waren nämlich so gut wie immer sowieso nur zum Schlafen geeignet! Bisher hatte mich keiner vom Sessel gehauen und würde es wohl auch immer bleiben. Ich war wirklich tief gesunken. Dass ich jetzt schon in Abenteuerfilme ging und nachts irgendeinen Volltrottel beruhigen musste war erniedrigend! Ich schlich mich zu einem meiner 5Computerzimmer hoch und beschloss etwas über den Abenteuerfilm herauszufinden, den ich mir in wenigen Stunden antun musste. Endlich war ich auf der richtigen Internetseite, die des Kinos. Es liefen zurzeit nur zwei Abenteuerfilme im Kino: Einer hieß das Sternenland, der andere das Tal der Drachen. Schon alleine diese Namen hörten sich ätzend an! Dennoch klickte ich die Namen der Filme an um mir schon mal über den Inhalt der Filme im Klaren zu sein. Das Sternenland Die kleine Elena wacht eines Nachts nicht mehr in ihrem Bett auf, sondern in einer völlig anderen Welt, in der keine Menschen leben. Hier leben die Sternmenschen, die ihr helfen wollen wieder zu ihrer Familie zu kommen. Allerdings stellt sich diesem Plan der Schattenkönig entgegen, der Elena entführt. Ein spannendes Abenteuer voller Spannung, Magie und Liebe beginnt. Ich verdrehte genervt die Augen und hoffte inständig, dass sich Yugi diesen Film nicht ausgesucht hatte. Das klangen ja die Schlümpfe spannender! Sternenmenschen? Ja, klar, wahrscheinlich spielte der Mann vom Mond in diesem Abenteuer auch eine riesige Rolle! Wie konnte man so etwas überhaupt in einem öffentlichen Kino spielen lassen?! Das hörte sich ja an wie dieser schwachsinnige Film: Lauras Stern! Flieg kleiner Stern, flieg und rette mich vor dem bösen, bösen Schattenmann! „Gut, schauen wir uns mal den nächsten Schwachsinn an!“ Das Tal der Drachen! Edward bekommt zu seinem 14.Geburtstag ein geheimnisvolles, blau-graues Ei. Niemand weiß, von wem es ist. Kaum hat er es berührt, da schlüpft etwas aus: Ein kleiner Drache! Dieses kleine Geschöpf krempelt sein Leben komplett um! Edward schließt den kleinen Drachen in sein Herz und zieht ihn auf. Vier Jahre später erhält Edward schon wieder eine mysteriöse Botschaft, in der geschrieben steht, dass Edward der Auserwählte einer uralten Legende ist und, dass es seine Aufgabe ist, dass Tal der Drachen zu retten, dass in großer Gefahr schwebt. „Ah ja.“ Auch diese Beschreibung war nicht gerade das, was ich interessant nannte, aber immerhin war es ja auch Yugi Muto, der sich einen dieser beiden Babyfilme aussuchen musste, nicht ich. Am nächsten Tag wachte ich erst sehr spät auf. Anscheinend war ich am Computer eingeschlafen. Ich lag mit dem Kopf auf der Tastatur, die seine Spuren hinterlassen hatte: Überall hatte ich Abdrücke!!!!!!!! Genervt erhob ich mich und weckte Mokuba damit wenigstens der Vormittag angenehm wurde. Der Nachmittag war eh schon zerstört. Gemeinsam setzten wir uns an den Tisch und aßen Spiegelei auf Toast. „Und du bist heute schon wieder im Kino?“, wollte Mokuba wissen und durchbrach damit die Stille. „Ja“, seufzte ich und kaute lustlos auf meinem Toast. „Du bist aber momentan oft weg. Du hasst doch Kinos oder?“ Ich schwieg einen Moment um mir mal wieder zu überlegen welche Notlüge ich ihm jetzt schon wieder entgegenschleudern sollte, ohne, dass es bekloppt klang. „Tja“, sagte ich schließlich. „In einer Freundschaft muss man auch mal zu Kompromissen bereit sein.“ Mokuba sah mich mit großen Augen an und ich wusste genau, was er dachte. Ich und Kompromisslösungen? Das hatte nie zusammengepasst. Dennoch sagte er nichts, sondern aß fleißig weiter. „Und in welchen Film geht ihr?“, fragte er schließlich und setzte einen interessierten Gesichtsausdruck auf. Ich zuckte die Achseln. „Ich bin mir nicht sicher. Auf jeden Fall ein Abenteuerfilm.“ „Abenteuerfilme sind doch langweilig“, meinte er. „Vor allem sind sie unrealistisch. Die Handlungen sind totaler Unsinn.“ Ich war natürlich vollkommen seiner Meinung. Mokuba und ich sahen nur selten Fernsehen und wenn dann nur Krimis, Dr. House oder Ähnliches, Dinge, die wirklich passieren konnten und nicht von irgendeinem Idioten ausgedacht wurden. Nehmen wir zum Beispiel diese Dinosaurierfilme. Schön und gut, die Dinos gab es ja wirklich, aber vielleicht ist es manchen Leuten noch nicht aufgefallen: Jetzt nicht mehr. Wie real konnte denn ein Film sein, in dem längst ausgestorbene Tiere vorkommen? Die Antwort war ja wohl klar…jedenfalls mir. „Yugi durfte sich den Film aussuchen“, erklärte ich schließlich und wischte mir den Mund an meiner Serviette ab. „Wärst du es gewesen, hätte ich mir auch arge Sorgen gemacht“, sagte Mokuba ernst. „Ihr könnt ja ruhig ins Kino gehen, wenn ihr so viel Geld habt, aber du kannst mir nicht erzählen, dass du dich so sehr geändert hast, dass du nun auf diese Filme abfährst.“ „Wohl kaum“, grinste ich und dachte stolz daran, dass meine Erziehung nun endlich ihre Früchte zu tragen schien. Mokuba hatte eben einen ebenso guten Geschmack wie sein großer Bruder. „Willst du mir nachher trotzdem von dem Film erzählen?“ „Ich glaube eher nicht“, gab ich offen zu und wünschte mir, dass der Film doch nun endlich vorbei sein sollte. „Dachte ich mir schon“, sagte Mokuba verständnisvoll, kam zu mir herüber und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. „Du schaffst das schon!“ „Ich hoffe nur, dass er Recht hat!“, dachte ich auf dem Weg zum Kino. Dieses Mal wollte ich ein wenig trödeln, da ich keine Lust auf eine weitere Unterhaltung mit Umarmung mit Bakura hatte. Mir hatte diese Nacht schon gereicht um zu erkennen, dass dieser Typ nicht alle Tassen im Schrank hatte. Natürlich, jeder Mensch hatte so seine Macke, aber ich hatte noch nie jemanden kennengelernt, der gerne Tiere mal so abschlachtete. Das war mir dann doch zu extrem und ich hatte schon so meine Erfahrungen. Schließlich hatte ich schon ziemlich viele schräge Vögel kennengelernt. Leute, die ihren Geist digitalisierten nur damit sie ihre Niederlagen nicht akzeptieren wollten, Leute, die sich irgendeine Macht eines Pharaos aneignen wollten, Leute die in goldene Gegenstände zogen, Leute, die tatsächlich dachten, Atlantis würde noch existieren, Leute, die sich für Wahrsager hielten und innige Gespräche mit ihren Kettchen führten und Leute, die nach ihrem Ausweis erwachsen waren und dennoch mit Toons spielten. Ja, ich war von meinen negativen Erfahrungen geprägt, doch dieses Jahr war noch schlimmer. Manchmal überlegte ich mir schon, wie ich nach diesem Jahr in der Hölle aussehen würde. Bestimmt total fertig und verkrüppelt, doch endlich wissend, nie wieder so leiden zu müssen. Wenn es doch nur schon Dezember wäre. Tatsächlich war ich dieses Mal der Letzte, der am Kino ankam und auch dementsprechend froh darüber. „Der Film soll total cool sein!“, sagte Tristan laut, kaum nachdem wir uns alle so schrecklich freundlich begrüßt hatten und ins Kino gegangen waren. „Meine Cousine war total begeistert davon.“ „Ja!“, nickte Yugi fröhlich während ich mich im Stillen fragte wie alt wohl Tristans Cousine sein musste um so einen Film zu mögen oder ob diese unbegrenzte Dummheit in Tristans Familie weitervererbt wurde. „Wie heißt denn der Film?“, fragte Bakura, der sehr müde wirkte. Keine Wunder, vielleicht hatte er ja noch in der derselben Nacht den Nachbar geköpft und zusammen mit den Mäuschen im Stadtpark vergraben. „Das Tal der Drachen“, antwortete Tea, von der ich mich fern hielt, da sie sich mit Parfüm eingesprayt hatte und ich keine Lust hatte, so jung zu sterben. Warum Frauen auch immer so auffallen mussten! Miniröcken, Schminke, Stiefel und Parfüm….wofür dieser ganze Schrott? Wir Männer kamen auch gut ohne zurecht, genauso wie auch unsere Vorfahren. „Reg dich nicht über jede Kleinigkeit auf“, sagte ich mir leise während wir unsere Plätze im Kino einnahmen, dass seltsamer Weise so leer war, was mich bei diesem Film auch stark wunderte. Zu allem Übel saß ich zwischen Yugi und Bakura, den zwei Schizophrenen! Unruhig setzte ich mich in meinem Kinosessel auf und wartete auf Filmbeginn. Wieder einmal plagte uns erst mal die schrecklichlange Kinowerbung, die sich ständig wiederholte. Zigaretten, Cola, Zigaretten. Gute Vorraussetzungen, dass ich mich schon vor Filmbeginn eingeschläfert fühlte. Endlich begann der Hauptfilm…..und es war genauso wie ich es mir in meinen Alpträumen Ausgemalt hatte: Langweilig, langweilig, langweilig. Mal ganz abgesehen davon, dass die Geschichte vollkommen an den Haaren herbeigezogen war, überzeugte mich weder der Junge in der Hauptrolle noch das so schöne Ende, von dem nachher alle schwärmten (ein bescheuertes Happy End ohne Sinn!). Gelangweilt lauschte ich dem Film und spielte Däumchendrehen, während meine angeblichen Freunde ganz dem Filmbann erlegen waren. Yugi kreischte immer mit auf wenn die „spannende“ Musik einsetzte oder ein Schatten auf den Jungen zukam, der sich jedoch nachher immer als ein Freund entpuppte. Dieses Element des Schattengebrauchs wurde im Übrigen mehrfach verwendet, was dem Ganzen einen noch öderen Charakter gab. Bakura hatte es sich zur lästigen Angewohnheit gemacht an besagten Szenen, meine Hand zu nehmen und zu drücken, als hoffe er, das würde alles wieder gut machen. Eine völlig falsche Einschätzung, denn das Einzige, was diese Aktion brachte, war, dass meine Hand schmerzte. Joey und Tristan hatten wieder einmal mit ihrem Fresswettbewerb angefangen und übertönten teilweise den Ton des Filmes. Duke hatte ständig den Mund sperrangelweit offen und glotze Löcher in die Luft und Tea hielt sich ständig die Augen zu, was ich nicht nachvollziehen konnte. Erst wollen sie alle ins Kino und dann schauen sie den Film erst gar nicht. Mir kam die Frage auch auf, ob die nur ins Kino gingen um zu fressen und zu schreien. Der ganze, viel zu teure Spaß dauerte 2Stunden voller Drachen, wenig Blut und Realität, dafür aber einem Schnulzenende wie jeder sentimentale Volltrottel es sich wünschen würde. Ein paar Leute vergossen sogar ein paar Tränchen bei dem Ende: Der Drache und der Junge mussten sich trennen, da der Drache wieder mit seiner Familie vereint war. Auch an dieser Stelle wurde mir die Sinnlosigkeit dieses Filmes wieder vollends bewusst. Erst will man einen Drachen als einen der Hauptpersonen und wofür? Am Ende musste er doch eh wieder gehen. Die konnten mir nicht ernsthaft weismachen, dass die Personen im Film erst nach einigen Jahren bemerkt hatten, dass ein Drache nicht in die menschliche Welt gehörte. Jedenfalls war ich froh als ich endlich wieder vor dem verschrotteten Kino stand…dieses Mal ohne Popcornrückstände auf meinem Mantel, aber mit einer pochenden Hand. Es begannen 10Minuten der Verherrlichung dieses Filmes, geprägt hauptsächlich von Yugis, Joeys und Tristans Mitsprache. Alle drei schworen sich, den Film auf DVD zu kaufen wenn er verkauft wurde. In solchen Situationen frage ich mich immer wieder, ob es tatsächlich sein kann, dass diese der Knalltüten mit mir in einem Jahrgang waren. Morgen wieder ins Kino. Wie sollte ich das nur aushalten? Und dann noch einmal! Endlich hatten wir uns voneinander verabschiedet und unsere Wege trennten sich, wenn auch nicht für lange, so viel war sicher. Wenn ich doch nur krank werden würde. Allein diese klägliche Hoffnung machte mir Mut. So! Hier mache ich mal Schluss. Sorry, dass ich wieder mal so ewig gebraucht habe!^^ Ich hoffe aber, dass es euch trotzdem gefallen hat.  Nur noch eine Sache: Die Filme und Ähnliches, die hier von Kaiba beleidigt wurde habe ich nur aus Zufall genommen. Und es ist nur Kaibas Auffassung der Dinge, nicht meine…nicht dass jemand denkt, dass ich Kritik an Lauras Stern oder so ausüben wollte! xDD Kapitel 11: Was Menschen lustig finden -------------------------------------- Was Menschen lustig finden Zu hause angekommen ging ich auf meine Terrasse und trank einen Schluck Cola. Immerhin konnte man nun, da ich von diesem Kinobesuch gekommen war, eine Kleinigkeit positiv sehen: Ich hatte immerhin die Hälfte der wunderbaren Kinobesuche hinter mir. Morgen würde sich Joey Wheeler einen Film auswählen, was wiederum eher in den negativen Bereich fiel. Was musste er sich noch mal aussuchen? Ach, ja eine Komödie… Irgendwie war dies schon alleine eine schreckliche Vorstellung. Ich bin ehrlich: Ich habe mir nie eine Komödie oder andere witzige Filme angesehen. Ich hatte nie das Gefühl gehabt, dass mir etwas fehlen würde wenn ich mir keine Schauspieler in lächerlichen Rollen reinziehen würde. Das war für diese Menschen so oder so nur peinlich, jedenfalls sah ich das so. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein berühmter Schauspieler irgendwann damit prahlen würde in einer Komödie mitgespielt zu haben unter dem Motto „Weißt du noch? Damals als ich diesen Trottel spielen durfte, der sich jede 2Sekunden auf die Fresse gelegt hat? Das war aber komisch!“ Nein, das war eine schwachsinnige Vorstellung. Schauspieler spielten doch bestimmt viel lieber in anspruchsvollen Filmen mit, die sich mit ernsten Themen befassten, oder? Das klang doch ziemlich logisch. Ich hatte mich eh immer gefragt, wer denn die Komödie erfunden hatte und vor allem aus welchem Grund. Langsam wurde es immer düsterer. Nur der Mond beschien meine Terrasse, auf der ich noch ein wenig stand. Die Kühle war sehr angenehm. Am liebstem wollte ich hier ewig stehen bleiben und den morgigen Tag überspringen. Dennoch ging ich nach einigen Minuten in mein Zimmer und hockte mich vor meinen Laptop um nach Post oder Ähnlichem zu schauen, doch Fehlanzeige. Die einzige Email, die an meinem Posteingang zu sehen war, war eine dämliche Werbung. So gelangweilt hatte ich mich schon ewig nicht mehr gefühlt…selbst mein geliebter Laptop stieß bei mir auf reines Desinteresse. Was war denn mit mir los? Wieder stand ich auf und ging in Richtung von Mokubas Zimmer. Bestimmt schlief mein kleiner Bruder schon. Schließlich war er schon im Bett gewesen als ich nach Hause gekommen war. Leise öffnete ich seine Zimmertür und betrat ein düsteres Zimmer. Mokuba lag auf seinem Bett und schnarchte leise vor sich hin. Der hatte es gut. Ich öffnete das Fenster, da es in seinem Zimmer etwas stickig war und setzte mich dann an seine Bettkante. Ich war schon länger nicht mehr in seinem Zimmer gewesen, fiel mir auf als ich mir die neuen Poster an den Wänden näher beschaute. Meistens gingen wir nicht in das Zimmer des Anderen aufgrund unserer Privatsphären, auch wenn Mokuba meistens gegen dieses Gesetz verstoßen hatte. Anscheinend hatte Mokuba in der gesamten Zeit, die ich mit Yugi verschwendet hatte, neue Hobbys entdeckt. Irgendwie stimmte mich das noch etwas deprimierter. Anstatt mich für Mokuba zu interessieren, ging ich mit meinen Erzrivalen ins Kino? Leise und behutsam deckte ich meinen kleinen Bruder zu und wollte gerade sein Zimmer verlassen als ich gegen etwas stieß, das auf dem Boden lag. Ich bückte mich danach und erkannte Mokubas alten Game Boy. „Wieso liegt der denn auf dem Boden?“, dachte ich etwas genervt und rieb den Fuß, mit dem ich gegen das Minispiel getreten war. Ohne groß über mein Handeln nachzudenken verließ ich dann Mokubas Zimmer, in der Hand den Game Boy. Ich hatte mich schon immer mal gefragt, was mein kleiner Bruder an diesen Miniteilen so spannend fand. Früher hatte er viele Stunden damit verbracht, einfach auf diese kleinen Tasten einzuhämmern und jeden zweite Minute aufzustöhnen oder freudig zu jubeln. Okay, ich entwickelte auch solche Spielzeuge, aber das hieß ja nicht, dass ich damit spielen musste. Um dem Geheimnis des Game Boys auf die Schliche zu kommen, startete ich das kleine Ding und wartete ab, was nun passierte. Ein paar kleine Lettern erschienen und forderte mich auf, mich zwischen den Optionen „Spiel fortführen“, „neues Spiel“ und „Hilfe“ zu entscheiden. Ich überlegte kurz, was ich drücken sollte. Sicherlich wäre es Mokuba gegenüber nicht fair, sein jetziges Spiel durch ein neues Spiel zu überschreiben, aber was wenn dieses jetzige Spiel ganz neu war. Also Hilfe brauchte ich eh nicht. So entschied ich mich dafür, Mokubas Spiel fortzuführen. Ein kleines Männchen erschien und fing an zu plaudern: „Willkommen bei Pokemon, der Spezialedition. Ich bin dein Spieler Ash.“ Pokemon? Ich machte große Augen. Was zum Teufel war denn Pokemon? Wieder desinteressiert las ich mir die Spielanweisungen durch. Endlich beginnt deine großer Reise auf der Suche nach den Pokemon. Schnapp sie dir alle, besiege Team Rocket, gewinne alle Arenaorden und werde Pokemonmeister. „Aha“, gähnte ich und fing an zu spielen. Anscheinend war Mokuba tatsächlich noch nicht sehr weit. Er hatte gerade mal sieben dieser komischen, dich begleitenden Viecher, gefangen und einen Arenaorden bei einem Typen namens Rokko, der nicht in der Lage war, seine Augen zu öffnen, ergattert. Ich fand heraus, dass es viele kleine Städte gab, die jeweils einen Markt, wo man sich mit Ausrüstungsmaterialien vollpumpen konnte und einem gewissen Pokemoncenter, wo es eine komische rosahaarige Tussi gab, die deine Pokemon zusammen mit ihrem schwangeren Pokemon heilen konnte, hatten. Nach kaum 10Minuten hatte ich auch schon den nächsten Arenaorden bei einem Mädel namens Misty gewonnen und hatte mein stärkstes Pokemonteil, welches den Namen Bisasam trug, auf Level 12 befördert. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war, aber langsam verstand ich die ziemlich simplen Spielregeln und begann mit der Suche nach diesen komischen Pokemon. Langsam ging die Sonne auf als ich den siebten Arenaorden in meinen virtuellen Händen hatte und mein Bisasam zwei fehlgeschlagene Schönheits- OPs zu einem Bisaflor hinter sich hatte. „Bald hast du dein Ziel erreicht! Nur noch einen Orden und du bist für die Weltmeisterschaft qualifiziert!“, verkündete ein ständig auftauchender Knabe mit dem schrecklichen Namen Professor Eich und überreichte mir eine neue Karte, auf der die letzte Arena eingezeichnet war. Plötzlich wurde das Bild schwarz. Verwirrt besah ich mir den Game Boy, etwas enttäuscht, dass er einfach ausgegangen war und stellte dann fest, dass die Batterien leer waren. Schnaubend blickte ich auf meine Armbanduhr und stellte erschrocken fest, dass es schon 5Uhr morgens war. Ich hatte doch gar nicht so lange gespielt, oder? Hastig raste ich wieder in Mokubas Zimmer und legte das Spiel wieder zurück an seinen Platz. Dann legte ich mich in mein Bett obwohl ich nicht im Geringsten müde war. Unruhig drehte ich mich in meinem Bett hin und her und schlief dann um 6Uhr endlich ein. Zwei Stunden später rüttelte mich der Wecker wieder aus dem schönen Schlaf. Obwohl ich fast gar nicht geschlafen hatte, fühlte mich kaum müde. Relativ gut gelaunt, trotz der Tatsache, dass ich schon bald mit Yugi und Co im Kino sitzen würde und zwanghafte Witze ertragen musste, rannte ich in die Küche und deckte den Frühstückstisch. Auch Mokuba ließ sich wenig später blicken. Er sah ziemlich müde aus und setze sich an den Tisch. „Morgen“, gähnte er und griff nach der Marmelade. „Morgen“, sagte ich. „Hast du gut geschlafen?“ „Ging so.. habe nur Mist geträumt..“ Mit glasigen Augen trank er seinen Kakao und biss dann ein Stückchen seines Toasts ab. „Du bist heute wieder im Kino, oder?“, wollte er schließlich wissen. „Ja.“ „Was ist es dieses Mal?“ „Eine Komödie.“ Mokuba hob die Augenbrauen, sagte jedoch nichts. Dennoch ahnte ich, was er dachte. Ich und Komödien? Wahrscheinlich wusste er gar nicht, wie Recht er mit dieser Einstellung hatte, doch tun konnte ich ja bekanntlich nichts dagegen. „Ich glaube mein Game Boy ist kaputt“, sagte er nach einer weiteren Pause, in der ich in die Zeitung nach dem Wetter schaute. Eine unangenehme Pause entstand, in der ich ihn erstarrt anglotze. „Wieso?“ „Ich weiß nicht. Ich habe gestern erst neue Batterien rein getan und heute Morgen ist er nicht einmal angegangen.“ Ich schluckte und überlegte, was ich jetzt antworten sollte. Die Wahrheit, dass ich über Nacht beinahe Pokemonmeister geworden war, konnte ich ihm ja wohl kaum auf die Nase binde. Dafür hatte ich einfach zu oft über solche Filme abgelästert. „Weißt du was?“, sagte ich möglichst cool, sah ihn aber nicht an. „Ich nehme das Teil heute mit und lasse es in der Firma checken, okay?“ „Ja, cool.“ Mokuab strahlte. „Du fährst heute in die Firma?“ „Ja, schließlich arbeite ich da, Mokuba.“ „Schon, aber in letzter Zeit warst du nie dort. Du erledigst doch alles nur noch vom PC aus, oder?“, wollte er wissen. „Das stimmt schon, aber heute muss ich dahin“, erklärte ich ihm. „Heute bewerben sich ein paar Leute für einen Job in der KaibaCorporation. Da wäre es doch seltsam wenn der Chef zu den Bewerbungsgesprächen nicht erscheinen würde, oder?“ „Wahrscheinlich.“ „Und was machst du heute so?“, fragte ich. „Ich muss in die Stadt. Ich treffe mich da mit Knox, Neil und Charly.“ „Aha.“ Knox, Neil und Charly waren Mokubas beste Freunde, das wusste ich. Allerdings hatte ich sie nur selten gesehen. Also konnte ich nicht viel über sie sagen, außer, dass sie ebenso computerbegeistert waren wie mein kleiner Bruder. „Soll ich dich dann in die Stadt mitnehmen?“ „Oh ja, das wäre toll“, jubilierte Mokuba. „Aber Seto, kann ich dich was fragen?“ „Hast du ja schon gemacht“, erwiderte ich und sah zu ihm auf. „Aber meinetwegen kannst du mich noch etwas fragen. Was ist denn?“ „Ich wollte nur wissen ob meine Freunde hier heute übernachten könnten.“ „Ja warum nicht?“ Wieder blickte ich in die Zeitung und bemerkte erst etwas später, dass Mokuba mich fassungslos anstarrte. „Ich darf?“, hauchte er. „Ja und?“ „Das hast du mir noch nie erlaubt.“ Ich sah ihn irritiert an und stellte schließlich fest, dass er vollkommen Recht hatte. „Tja, du solltest langsam alt genug dafür sein, oder?“, redete ich mich hastig raus. Eine halbe Stunde später stiegen Mokuba und ich in unser Privatauto ein. „Wo darf es hingehen?“, fragte Roland, der uns die Tür geöffnet hatte und nun selber einstieg. „In die Stadt. Ich habe etwas in der Firma zu erledigen“, gähnte ich und sah gleichzeitig zu meinem Laptop, der auf meinem Schoß platziert worden war. Ich besah mir schon mal die 6Lebensläufe der Leute, die sich für den freien Platz in der Firma bewerben wollte. Eigentlich gefiel mir jetzt schon keiner davon, aber einen musste ich ja wohl oder übel einstellen. Endlich hielt das Auto vor meiner Firma. Ich stieg aus und wandte mich dann noch einmal an Roland. „Bringen Sie meinen Bruder eben zum Rathhausplatz und kommen Sie in einer Stunde wieder hier hin. Länger werde ich wohl kaum meine Zweit mit Bewerbungsmüll verschwenden!“ Mit diesen Worten schlug ich die Autotür zu, winkte Mokuba noch einmal zu und betrat dann die Firma. Sofort stürmte viele meiner Angestellten zu mir und schlugen mir ihre langweiligen Probleme um die Ohren. „Wo waren Sie denn so lange?“ „Mr. Kaiba! Was sollen wir denn nun machen.“ „Denken Sie an unsere Aktien!“ „Welches Produkt ist am erfolgreichsten.“ „Entschuldigen Sie mich bitte“, gab ich meinen genervten Kommentar. „Ich habe einen wichtigen Termin. Wenn Sie fragen haben wenden Sie sich an meine Sekretärin.“ So stieg ich in den Lift und fuhr weg von nervenden Angestellten. Die glaubten doch tatsächlich, dass ich nichts Besseres zu tun hatte als sinnlose Fragen zu beantworten. Seufzend ließ ich mich in meinen Schreibtischstuhl fallen und hörte meinen Anrufbeantworter ab. „Sie haben drei neue Nachrichten“, verkündete das Telefon. Ich verdrehte die Augen und drückte auf eine Taste um mir diese drei nervtötenden Nachrichten anzuhören. „Nachricht 1: Hallo Mr. Kaiba. Hier spricht Peter MacAllister. Sie wissen schon, Sie hatten mich um eine Lieferung gebeten, die ich Ihnen zugesichert hatte. Nun haben sich jedoch die Umstände geändert. Rufen Sie mich einfach an. Sie haben ja meine Handynummer. Nachricht 2: Mr. Kaiba! Henry Cable. Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich den Auftrag für die Firma bekommen habe und die Kooperation ein voller Erfolg war. Ich werde Ihnen im Laufe der nächsten Woche die Unterlagen zukommen lassen. Nachricht 3: Haaalllooooo, Kaiba?“ Ich schrak zusammen als ich die Stimme dieser Peron erkannte und rutschte unmerklich in meinem Stuhl ein Stück nach unten. „Ich bin´s, Joey! Hör mal, Alter, es geht um den Kinobesuch heute. Freu mich schon riesig drauf. Hoffe mal, du hast nichts dagegen, wenn ich noch eine weitere Person eingeladen habe. Ach, was! Bestimmt nicht! Okay, dann bis später!“ Jetzt ging mir dieser gehirnamputierte Idiot mir also schon in meiner Firma auf die Nerven. Ich löschte die drei Nachrichten, rief meine Sekretärin an, damit sie diesen Peter MacAllister kontaktierte und sagte ihr Bescheid, dass ich nun Zeit für die Bewerber hatte. Kaum hatte ich dies angeordnet kam auch schon der erste Spinner, der diesen Job in meiner Firma schon mal definitiv nicht bekam. Der hatte einfach keine Ahnung von nichts. Nach 2weiteren Kandidaten wurde mir aber schlagartig klar, dass man meine angegebenen Bewerbungswünsche wohl allgemein missverstanden hatte. Kein Einziger von den 6Waschlappen konnte mich so recht überzeugen. Alle nervten mich auf eine andere Art und Weise. Der Erste kaute während des gesamten Bewerbungsgesprächs Kaugummi, was ich persönlich sehr unhöflich fand, der Zweite trug Schuhe, die ich mal auf nem Trödelmarkt gesehen hatte. Kandidatin 3 erzählte mir ihre wirklich sehr rührende Vergangenheit, wobei sie nicht bemerkte, dass diese mich nicht interessierte, Kandidat 4 schockte mich als er mir ernsthaft klarmachen wollte, dass er diesen Job annehmen wollte, weil ich sein persönliches Vorbild sein. Wenn ich eins nicht ausstehen kann, dann sind es schleimende Nichtskönner wie der Knallkopf! Der fünfte Kandidat lispelte schrecklich und spukte mich so schon während der Begrüßung an und die letzte Kandidatin grinste die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd. Völlig erschöpft wurde ich dann schließlich von Roland abgeholt. Bewerbungsgespräche waren immer so erniedrigend, vor allem, weil ich ja einen von diesen potenziellen Nichtskönnern einstellen musste und das obwohl sie mir allesamt zuwider waren. Am Nachmittag machte ich mich dann auf den Weg zum Kino. Dieses Mal hatte ich beschlossen mit meinem Fahrrad zu fahren, nicht weil ich Fahrradfahren so liebte, sondern weil ich mich einfach etwas bewegen wollte. So kam ich ganz genau pünktlich an und sah, dass Yugi und Anhängsel bereits an der Kasse standen. Ich war also der Letzte. „Hallo Kaiba“, riefen sie alle und schalteten wie auf Knopfdruck ihr verlogenes Lächeln ein. „Hi“, sagte ich und versuchte es zu erwidern. „Das wird toll!“, prahlte Joey. „Rate doch mal, welchen lustigen Film ich ausgesucht habe, Kaiba!“ „Vielleicht die Rückkehr von Dick und Doof?“, schlug ich vor. „Du kleiner Scherzbolt“, lachte Joey und stieß mir kumpelhaft seinen Ellenbogen in die Seite. „Sagt dir der Name Mr. Bean nichts?“ „Mr. Bean? Mr. Bohne… nee…. Nie gehört“, überlegte ich. „Dann wird es aber höchste Zeit.“ Dieses Mal gab er mir einen freundschaftlichen, äußerst schmerzvollen Klaps auf die Schulter. „Ich habe deine Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört“, sagte ich um das Thema zu wechseln und einen weiteren Schlag zu verhindern. „Wen hast du denn noch eingeladen.“ „Stimmt ja!“ Joey wandte sich um und deutete auf eine Person hinter mir. Auch ich drehte mich um und erkannte eine aufgedonnerte Tussi im Minirock, der selbst den von Tea in den Schatten stellte. Das Mädchen hatte langes blondes Haar und so extrem hohe Absätze, dass sie mit mir auf Augenhöhe war. Ich kannte sie. Es war Mai Valentine, eine mittelmäßige Duellantin und Freundin von Joey, die im Battle Ciyt Turnier gegen Marik verloren hatte und danach in meinen teuren Krankenbetten gepennt hatte. Das nennt man wohl schlechte Verliererin! Mai wandte sich um als sie bemerkte, dass Joey auf sie zeigte. Als sie mich unter den harmonischen Freunden entdeckte, wandte sich ihr aufgeregter Gesichtsausdruck in eine fassungslose Grimasse. „Mai, das ist das neue Mitglied unseres Freundeskreises, von dem ich dir erzählt habe“, strahlte Joey, während Mai immer näher zu mir rückte, als hoffe sie, dass mein Erscheinen nur eine Sehstörung sei. „Du?“ Nun stand sich nur noch 2cm von mir entfernt und musste offenbar feststellen, dass ich keine Erscheinung war, sondern ein reeller Mensch. „Ja, Kaiba“, lachte Tristan und klopfte mir auf die pochende Schulter. „Da staunst du, was?“ „Das kann man so ausdrücken, ja“, gestand Mai, die mich immer noch so ansah als wäre ich nur ein Clown, der sich als Seto Kaiba verkleidet hätte. „Ich dachte, dass du Serenity einladen würdest oder vielleicht auch Valen, aber…“ Sie brach ab und sah mir ins Gesicht. „Tja, die Zeiten ändern sich Mai“, mischte sich nun auch Bakura ein und Yugi, der im Hintergrund stand, nickte lächelnd. „Nun sind wir alle Freunde!“ „Korrekt, Alter“, grölten Duke, Tristan und Joey. Mai sah immer noch nicht überzeugt aus, sondern eher so, als wäre sie bei der versteckten Kamera. Dann nickte sie allerdings. „Wenn das so ist.“ „Du wirst es nicht fassen, was wir schon alles mit unserem neuen Mitglied erlebt haben“, grinste Tea. „Ja“, lachte Joey. „Selbst zum Karnevalsumzug und zum Ostereiersuchen ist unser Freund mitgekommen. Stimmt´s, Alter?“ „Und wie.“ Mai war nun definitiv irritiert. „Kommt, beeilt euch, der Film hat wahrscheinlich schon angefangen“, bemerkte Yugi und ich war ihm dankbar für diese Unterbrechung. Hastig rasten wir in das düstere Kino, wo gerade wirklich der Film anfing. Endlich hatte ich einen Sitzplatz zwischen Duke und Mai gefunden und starrte zur Leinwand. Es war genauso wie ich es mir gedacht hatte. Dieser Mr. Bean war ein ziemlich armer Kerl, der ständig irgendwelche Scheiße baute und damit viel Gelächter von den Zuschauern, ausgenommen von mir, einheimste. Oft schob er mit seinem hässlichen, grünen Miniauto ein Anderes von dessen Parkplatz, was wirklich alle wie gesagt zum Brüllen komisch fanden. Ich für meinen Teil rechnete mir aber schon im Kopf die Schadenskosten des anderen Autofahrers aus, dessen Auto auch in der sechsten Szene einen Abhang herunterraste. Dieser Mr. Bean war doch total übergeschnappt. Anscheinend wusste er nicht, was so ein Auto kostete. Sein eigenes sah ja eh so aus als wäre es aus Kentgummi gemacht worden! In manchen Szenen allerdings musste ich einfach nur gähnen aufgrund des langweiligen Charakters. Man muss sich mal überlegen: Dieser Mann konnte noch nicht mal vernünftig reden, außer mit seinem Teddybären! Tatsächlich erinnerte er mich von seinen zurückgebliebenen Charakterzügen am Joey und die anderen Knalltüten, die hier mit mir im Kino saßen. Unglücklicher Weise hatte ich anscheinend mal wieder den völlig falschen Sitzplatz erwischt. Duke fand den gesamten Film anscheinend so komisch, dass er eigentlich während der gesamten Filmlänge unter einem schrecklich lauten Lachkrampf litt und so ständig seine Cola auf den Boden verschüttete, sodass meine Füße eigentlich die ganze Zeit in der Luft hingen um nicht wie beim ersten Kinobesuch nass zu werden. Mai hingegen machte sich dreister Weise dermaßen breit, dass ich einmal fest in Dukes Arme flog. Bei einer ganz bestimmten Szene, ziemlich am Ende des Filmes, verstand ich wirklich den Witz nicht. Mr. Bean war auf der Eislaufbahn und legte sich jede 2Minuten hin. Die gesamte Sitzreihe, in der ich saß prustete los, besonders natürlich Duke. Ich jedoch konnte in diesem Moment nichts Anderes für den Hauptcharakter empfinden als tiefes Mitgefühl, das ausnahmsweise von Herzen kam. Was war denn daran so lustig, wenn man nicht Eislaufen konnte. Ja, ja, sehr witzig auch. Endlich, nachdem Mr. Bean seinem bescheuerten Teddy zum 24.mal in diesem blöden Film gute Nacht sagte, endete der Film und ich konnte stolz von mit behaupten, es überlebt zu haben. „Der war ja mal der Hammer“, lachte der Duke, der ganz rote Augen von den Milliarden Lachtränen hatte. „Stimmt.“ Mai nickte und wandte sich dann der gesamten Gruppe zu. „Das war wirklich toll. Ich wünschte, das könnten wir öfters machen, Leute!“ „Das lässt sich einrichten“, kam es von Bakura, der wohl auch herzlich während dieses Films gelacht hatte. Seltsam, wobei er doch sonst mehr so aufs Abschlachten steht, dieser schizophrener Knabe! „Ja, Mai!“, rief Tea begeistert. „Morgen sind wir wieder hier im Kino.“ „Echt?“ Mai schien total hingerissen. „Tea hat sich einen Liebesfilm ausgesucht“, fuhr Tristan fort. „Ich liebe Romanzen“, strahlte Mai und klatschte sich in die Hände. „Ihr habt doch nichts dagegen wenn ich morgen komme?“ Die Anderen schüttelten die Köpfe während ich mich der Wand entgegenstellte und die Augen verdrehte. „Gut, dann ist das abgemacht“, beschloss Yugi. „Ist es nicht!“, knurrte ich laut und bemerkte erst viel zu spät, dass ich das laut ausgesprochen hatte. Triefend vor Angstschweiß drehte ich mich zu Yugi und den Anderen um, die mich fassungslos anstarrten. „…..schön heute?“, ergänzte ich hastig meinen Satz. „Ich glaube, ich werde nicht sofort nach Hause fahren, sondern erst ne kleine Fahrradtour machen.“ „Das ist ne gute Idee“, sagte Tea schließlich und ich stellte erleichtert fest, dass sie nichts gemerkt hatten. Das war knapp gewesen. „Also, dann sollte ich mal los“, brach ich hervor. „Dann bis morgen!“ Ohne auf eine Reaktion zu warten drehte ich mich um, stieg auf mein Fahrrad und radelte davon. Kapitel 12: Die göttliche Liebe ------------------------------- Die „göttliche“ Liebe Natürlich fuhr ich nicht den ganzen Tag mit meinem Fahrrad durch die Gegend, denn ehrlich gesagt war ich für so etwas zu faul. So schön das Wetter auch sein musste, meine Laune würde es nie aufhellen. Beinahe hätte ich mich verquatscht und meine Firma aufs Spiel gesetzt. Dabei hatte ich bisher so gut durchgehalten. Ja, ich konnte in der Tat stolz auf mich sein, denn nicht viele hielten es mit Yugi lange aus. Endlich hielt ich vor meiner Villa an, brachte das Fahrrad in die Garage und lief zu Haustür. Noch ehe ich den Schlüssel umgedreht hatte, wurde mir klar, dass etwas hier nicht stimmte. Die eisige Stille, die sonst meine Villa bedeckte, war verschwunden. Laute, fröhliche Stimmen drangen aus ihrem Inneren. Das beunruhigte mich nun doch. Was passierte denn da? Leise schloss ich die Tür auf und versuchte sie so lautlos wie eben möglich zu schließen. Die Stimmen waren hier noch deutlicher zu hören. Lachen und lautes Rufen. Nach genauerem Hinhören wusste ich, dass der schreckliche Lärm aus meinem Wohnzimmer kam. Und tatsächlich. Kaum hatte ich das Wohnzimmer betreten folg mir ein Kissen entgegen. Es klatschte mir gegen den Kopf und schleuderte mich ein paar Schritte zurück. Da ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte, stolperte ich und flog krachend gegen den Schirmständer, der im Flur stand. Da lag ich nun vollkommen perplex während sich hastige Schritte näherten. Dann beugte sich Mokubas kleines Gesicht von oben herab über mich und blickte besorgt an. „Seto“, hauchte er. „Seto! Ist alles in Ordnung?“ Langsam und keuchend rappelte ich mich auf ohne zu antworten. Mein Blick wanderte durch das Wohnzimmer. Überall lagen Kissen auf dem teueren Teppich verteilt, mein Tisch wat übersäht von Süßigkeiten und DuellMonsters-Karten. Was war hier los? Ich blickte wieder zu meinem Bruder, der eine Unschuldsmiene aufgesetzt hatte und schließlich zu Boden blickte. „Tut mir Leid, Seto“, nuschelte er leise. „Aber wir haben gespielt und-“ „Wir?“, wiederholte ich verdutzt und entdeckte schließlich hinter Mokuba drei weitere Personen. Drei Jungen, so in seinem Alter, die alle drei genauso dreinblickten wie mein kleiner Bruder, wie auf frischer Tat ertappt. „Was geht hier vor?“, fragte ich verwirrt, kleine Kinder in meiner Villa anzutreffen. Sonst waren doch alle Besucher immer älter als ich, außer Mokuba natürlich. „Aber Seto, ich hatte dich doch gefragt, ob meine drei Freunde hier übernachten können“, erklärte Mokuba vorsichtig. „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ Und er sah mich sehr besorgt an. Es dauerte einen Moment bis mir einfiel, dass er vollkommen Recht hatte. Stimmt, da war doch etwas gewesen…. Durch den ganzen Stress im Kino, durch meine dämliche Bemerkung Yugi und seinen Freunden gegenüber, hatte ich alles vergessen, was vorher gewesen war. „Ja…stimmt“, sagte ich schließlich und blickte die drei Jungs an, die sich die ganze Zeit vielsagende Blicke zuwarfen. „Und ihr seid also?“ „Ich bin Neil“, piepste der Größte von ihnen, zu dem seine hohe Stimme einfach nicht passen wollte. „Es freut mich sehr sie kennenzulernen, Sir!“ „Knox“, sagte der Kleinste, der wiederum eine sehr reife Stimme hatte für sein Alter. „Es tut uns schrecklich Leid, dass wir sie abgetroffen haben.“ „Ich habe das Kissen geworfen“, meinte der Letzte, der eine Sonnenbrille trug. „Mein Name ist Charly. Tut mir Leid, aber Sie werden das bestimmt nicht so schwer nehmen.“ Verdutzt starrte ich alle an. Dann räusperte ich mich vernehmlich. „Mokuba… was habe ich dir zu der Behandlung unseres Wohnzimmers gesagt?“ „Das Wohnzimmer ist ein Tresor, ein Schatz, den man schätzen muss“, leierte Mokuba leise herunter. „Richtig“, sagte ich mit einem leicht strengen Unterton. „Tut mir Leid, großer Bruder“, wiederholte Mokuba noch einmal. „Ja, ja. Nun geht lieber in dein Zimmer.“ Ich ging langsam die Treppe empor, von den 4 Winzlingen verfolgt. „Und macht keinen Krach“, rief ich ihnen hinterher als sie eine weitere Treppe hinauf zu Mokubas Zimmer nahmen. „Versprochen“, kam es von Mokuba. Endlich, in meinem stillen Zimmer angekommen, machte ich mich an meinen Laptop um mir noch einmal die Bewerbungen durchzulesen. Es war eine öde Aufgabe, doch endlich hatte ich mich für jemanden entschieden und schaltete das Gerät ab. Die Arbeit hatte mich müde gemacht und so zog ich mich um und schmiss mich schließlich auf mein Bett. Im Hintergrund ließ ich aus Beruhigungsgründen einen Horrorfilm laufen. Endlich wieder ein vernünftiger Film mit einem realistischdargestellten Massenmörder in der Hauptrolle, der jeden erledigte, der ihn nervte. Der hatte es gut… auch ich hätte am liebsten ab und zu in Pegasus Nähe zugestochen und wäre dann all diese Probleme losgeworden. Ich nickte ein mitten im Hauptteil des Filmes und träumte von einer Party in Yugis Haus. Am Büffet lagen tote Mäuse, die Bakura in sich hinein schlang. Im Hintergrund tanzen Mai und Joey Walzer. Tristan und Duke standen an der Tür und sangen zu der langsamen Musik, die Tea, die an einem Mikrofon stand, sang. „Seto!“ Ich öffnete langsam die Augen. Das Erste, was ich erkennen konnte, war eine schöne Dunkelheit und meine düstere Zimmerdecke mit dem goldenen Kronleuchter. „SETO!“ Ich blinzelte und erkannte schließlich Mokuba, der an meinem Fußende saß und mich beunruhigt anstarrte. „Mokuba? Was machst du denn hier?“, gähnte ich und warf einen Blick auf meine Uhr. „Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ „Ja 4 Uhr morgens.“ „Eben. Geh wieder ins Bett oder schnarchen deine Kollegen so?“ „Nein.“ Mokuba blickte zu Boden. Offenbar bedrückte ihn etwas. „Was ist denn?“ Langsam wurde ich wacher und ein kleines bisschen Neugier flammte in mir auf. „Da ist jemand in unsere Garage eingebrochen“, stammelte Mokuba, der käseweiß war. „Die ganze Nacht schon ist das Licht an und wir haben einen Schatten gesehen, der da irgendetwas macht. Ich glaube, da klaut jemand. Er macht auf jeden Fall einen schrecklichen Krach.“ Und tatsächlich hörte ich nun auch ein Rumpeln. Ich stand auf und ging zu meiner Terrasse. Tatsächlich. In der Garage brannte das Licht, obwohl ich es beim Verlassen sicher ausgemacht hatte. Jetzt war selbst ich unruhig. Welcher Idiot brach denn um diese gottverdammte Uhrzeit in eine fremde Garage ein? „Was machen wir jetzt?“, hauchte eine weitere Stimme. Ich zuckte zusammen und sah plötzlich, dass es sich auch Mokubas kleine Freunde auf meinem Himmelbett bequem gemacht hatten. Es dauerte etwas bis ich diesen neuen Schock verdaut hatte. Kleine Kinder in meinem Bett!!!!! „Also“, holte mich Mokuba aus meinen Gedanken. „Ja.“ Ich räusperte mich, stand auf und zog mir einen Bademantel über den Pyjama. „Ich werde eben nachsehen, ob da alles in Ordnung ist.“ Ich verließ mein Zimmer und nahm die Treppe hinunter in Richtung Garten. Schritte verfolgten mich und ich drehte mich um und wieder waren es Mokuba und seine Freunde, die hinter mit herschlichen. „Wollt ihr denn gar nicht schlafen?“, hakte ich nach und versuchte nicht aggressiv zu klingen. „Nein, wir wollen mitkommen“, zischte der Junge namens Charly und hüpfte leicht vor Vorfreude auf und ab. „Das ist so spannend. Wie bei Kevin allein zu haus!!! Wir werden zusammen einen Räuber in den Knast bringen!“ Ich warf ihm einen sehr ratlosen Blick zu, aber anscheinend meinte der Junge das ernst. „Ich lasse dich nicht alleine, großer Bruder“, sagte Mokuba bestimmt und Neil und Knox nickten heftig. „Gut, aber ihr bleibt hinter mir und seid leise“, gab ich schließlich entnervt nach. „Ist gut Boss“, nickte Charly und rieb sich vor Begeisterung die Hände. „Ja, Sir, wird gemacht, Sir!“, zischten die Anderen. Wo war ich nur da schon wieder gelandet? Mit was hatte sich denn mein kleiner Bruder dort wieder eingelassen? Dennoch öffnete ich die Tür zum Garten und betrat das nasse Gras. Mit jedem Schritt näherten wir uns der imposanten Garage und plötzlich erinnerte ich mich wieder so ein wenig an die Nacht, in der der ich ohne Schlüssel vor der Tür gestanden hatte und einfach nicht reingekommen war. Nur noch vier Meter vor der Garage entfernt stupste mich plötzlich eine kleine Hand am Rücken und mir wurde etwas in die Hand gedrückt. Ein Baseballschläger. „Nehmen Sie den“, hauchte Knox, der mich ansah wie einen Ritter, der in eine tödliche Schlacht ziehen würde. „Damit besiegen Sie ihn.“ „Ähm…ja“ Ich starrte den Schläger etwas fassungslos an, doch vielleicht hatte der Knirps ja Recht. Ein wenig Sicherheit hatte noch niemandem geschadet. Das Garagentor stand sperrangelweit offen und nun war das Rumpeln noch mehr zu hören. Ich schlich mich in die Garage, doch auf den ersten Blick konnte ich niemanden erkennen. Erst bei genauerer Betrachtung sah ich jemanden, der über meine teure Limosine gebeugt stand und an ihr rumschraubte. Blanker Zorn stieg in mir hoch. Meine Limosine war einer meiner teuersten Schmuckstücke. Ehe dieser unverschämte Typ, der mit dem Rücken zu mir stand, überhaupt reagieren konnte, hatte ich den Schläger gezückt und auf seinen rechten Arm gezielt. Der Fremde schrie überrascht und schmerzerfüllt auf. Dann plötzlich, als er sich krümmend auf den Rücken drehte, erkannte ich die Person. „Roland?“ „Herr Kaiba?“ Roland erhob sich sofort und machte eine hastige Verbeugung, bei der er seine Brille verlor. Peinlich berührt musste er sich jetzt noch mal bücken um sie aufzuheben. „Was zum Teufel machen Sie um diese verfluchte Uhrzeit in meiner Garage?!“, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch Mokuba und seine kleinen, nervtötenden Freunde hatten nun den Weg in die Garage gefunden. „Roland? Seto?“ Mokuba schien etwas verwirrt und warf abwechselnd Blicke von mir und wieder zu Roland. „Was geht hier vor?“ „Das wollte ich auch gerade wissen“, sagte ich knapp und sah dann wieder streng zu meinem Bediensteten. „Nun ja….. “, stammelte Roland. „Ich hatte ein schlechtes Gewissen.“ „Geht es genauer?!“ „Ich konnte nicht schlafen wegen der Limosine.“ „Wegen der Limosine?“ „Genau…es ist so….. heute, nachdem ich Mokuba angeholt hatte…ist es etwas…passiert.“ „Was denn?“ „Ein Anderer ist von hinten-“ „NEIN!!!“, schrie ich, da ich nun wusste, was passiert war. Ich raste zu meiner geliebten Limosine und kniete mich neben sie. Ein kleiner, schrecklicher Kratzer zog sich über diese. „Es tut mir so Leid, Mister Kaiba“, stammelte Roland. „Es war irgendein Jugendlicher, der mir mit seinem Motorrad den Wagen gestreift hat.“ „Haben Sie diesen Verrückten denn wenigstens angezeigt?!“, wollte ich wissen und streichelte mein Baby. „Ich…nein…ich meine…“ „Schon gut.“ Ich stand auf und drehte mich zu Mokuba und den Anderen um, die neugierig dem Geschehen gefolgt waren. „Sieht so aus als wäre die Party zu Ende“, sagte ich, nun, nach dem Anblick meiner zerstörten Limosine, total entkräftet. „Geht jetzt ins Bett, Kinder.“ Mokuba und Neil drehten sich sofort um, doch Charly, der sehr enttäuscht von dem Abenteuer schien, musste von seinem Winzfreund, Knox, in die Villa gezerrt werden. Am nächsten Tag saß ich, immer noch mit dem Gedanken an meine geliebte Limosine, verdrießlich in der Straßenbahn, auf dem Weg zum Kino. Draußen regnete es in Strömen und meine Laune steigerte sich nicht gerade bei dem Gedanken, dass ich keinen Schirm dabei hatte. Schon seit einer Viertelstunde saß ich in dieser engen Bahn und betrauerte mich und meine gesamte Situation. Schlimm genug, dass ich mir wahrscheinlich bald ein neues Auto anschaffen musste, da musste ich auch noch mit Yugi und Co ins Kino gehen. Liebesfilm. Ein wenig Furcht flammte bei diesem Gedanken in mir auf. LIEBESFILM!!!! Das war ja schlimmer als die Aussicht auf ein Kaffeetrinken mit Pegasus. Noch drei Bahnstationen bis zum Kino. Ach, könnten es doch nur 30 sein! Nach einer weiteren Viertelstunde Fahrt stieg ich aus der überfüllten Bahn aus und wurde wie erwartet von Kälte und erbarmungslosem Regen begrüßt. Hastig machte ich mich auf dem Weg zum Kino, an dem ich pitschnass ankam. Alle außer Tristan und Duke waren schon da und warteten an der Kasse auf mich. Dafür standen noch zwei weitere Personen da. Mai und Joeys kleine Schwester. Innerlich verdrehte ich schon die Augen, ging allerdings lächelnd auf meine Feinde zu. Schließlich musste ja der Schein bewahrt werden, vor allem nach meinem gestrigen Verquatschter. „Na, Kaiba, wie war denn deine Fahrradtour?“, fragte Tea mit einem gezierten Lächeln, als ich ihr die Hand reichte. „Danke“, sagte ich hastig als mir einfiel, was sie meinte. „Danke, gut soweit. Sehr sonnig.“ „Im Gegensatz zu heute“, sagte Yugi etwas bitter. „Tristan kommt übrigens heute nicht“, kam es von Joey, der an der Kasse stand um schon mal zu bezahlen. „Liegt wohl mit Fieber im Bett.“ „Der Ärmste“, seufzten alle während ich mich fragte, ob Tristan wirklich nur rein zufällig an dem Tag fehlte, an dem wir den Liebesfilm sahen. Duke kam schon zwei Minuten später und sah doppelt so nass aus wie die anderen und selbst ich wirkte ihm gegenüber sehr trocken. Anscheinend war er gelaufen. „Die Sitzaufteilung ist ja doof“, beschwerte sich Joey beim Kassierer als dieser ihm die Karten überreichte. „Hören Sie! Wir wollten eigentlich zusammen in einer Reihe sitzen.“ „Ich kann da nichts für. Heute ist Erstaufführung! Ausverkauft!“ Seufzend drehte Joey sich um. „Und wie wollen wir uns jetzt setzen?“ In diesem Moment schritt Yugis Gerechtigkeitssinn wieder ein. „Ich habe eine Idee“, grinste er. „Wir losen die Plätze.“ „Super Idee, Yugi!“, strahlten alle Anderen wie auf Knopfdruck. „Wir sind 8 Leute. Wir haben einen 3er Platz in Reihe k, da hinter die Reihe gibt es einen Zweierplatz, und davor noch mal einen… einer von uns muss in der ersten Reihe also alleine sitzen.“ In diesem Moment wurde ich hellhörig. Ein Einzelplatz? Ich malte mir diese schöne Vorstellung schon aus…. Weit weg von Yugi und den anderen Flaschen.. alleine und ungestört! Doch diese schöne Fantasie wurde mir sofort genommen als die Losung feststand. Nicht ich, sondern Mai bekam den Einzelplatz. Ich saß stattdessen in der Dreierreihe zwischen Serenity und Tea!!! Vor mir in der Reihe würden Duke und Yugi, hinter mir Joey und Bakura sitzen. Klasse! Wir näherte uns langsam dem Kinosaal und saßen schließlich auf unseren Plätzen, ich zwischen den beiden unreifen Mädels eingesperrt. „Das wird so schön“, sagte Tea, die offenbar dachte, ich wäre an einem Gespräch mit ihr interessiert. „Was für ein Film ist das?“, fragte ich gelangweilt. „Na was schon? Die neue Premiere von Romeo und Julia, du Dummerchen!“, strahlte Tea. „Das stand doch überall in der Zeitung!“ „Ich lese meistens nur den Wirtschafts- und Politikteil“, murrte ich. „Aber ER ist dabei“, kam es von Serenity und plötzlich fingen sie und Tea an wie im Chor genüsslich zu seufzen. Irritiert sah ich sie an. „Wer ist ER?“ „Ach Kaiba, du musst noch eine Menge lernen“, meinte Serenity. „IHN kennt jeder.“ „Eben“, stimmte Tea zu und wieder begannen die beiden Mädels mit einem schrecklichen Seufzanfall, der dann sich zu einem Kichern umwandelte. „Aha…“ Das Licht ging aus und der Vorhang wurde hochgezogen. Endlich oder eher leider begann der Film. Und dieses Mal hätte ich mir lieber die ganze Zeit die billige Werbung angesehen, denn das was jetzt kam, war echt nur die Hölle. Romeo und Julia! Irgendwo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört…. Wo war das noch mal? Doch kaum hatte der Film angefangen, war mir das egal. Mir fiel nur ein Wort ein um diesen Film in seiner Art, seiner gesamten Darstellung, seiner Besetzung und vor allem seiner Sprache, zu beschreiben: SCHRECKLICH!!!! Es ging um zwei Verrückte unterschiedlicher, sich hassender Familien, die ganz plötzlich anfingen, sich zu lieben. Wo andere im Kino die Tränen kamen, überflog nur ein langes Gähnen mein Gesicht. Tatsächlich schienen wir die einzigen Jungen in diesem Kino zu sein. Nicht ein erwachsener Mann, kein alter Greis, niemand männliche in unserem Alter, noch nicht mal ein kleiner Junge oder ein männlicher Säugling und ich wusste auch genau wieso. Doch dieses Ma, schien ich wenigstens nicht der einzige Desinteressierte zu sein. Schon nach einer Viertelstunde der puren Schnulzerei, hörte man Joey vernehmlich schnarchen. Er hatte sich dabei nach vorne gelegt und sabberte mir so in den Rücken, was meine ohnehin schon angeschlagene, miese Laune, nicht sonderlich verbessern wollte. Yugi, der direkt vor mir saß und den ich so gut sehen konnte, machte während der gesamten Vorstellung seltsame Gesichter. Mal sah er wie immer kindlich und irgendwie traurig aus, mal jedoch wirkte er erwachsen und gegenüber dem Film und dem gesamten Kino total desorientiert und verwirrt, als er hätte er noch nie ein Kino gesehen. Duke, das konnte ich auch sehen, schickte hunderte SMS, tat aber so, als würde ihn der Film interessieren. Bakuras Schluchzer konnte man noch bis in die letzte Reihe hören. Tea und Serenity schienen sich auf einen Stöhn-, Seufz- und Heulwettbewerb geeinigt zu haben. Bei der „ach so grausamen“ Schlussszene, in der die beiden Hauptcharakter starben, wozu wahrscheinlich auch ER gehörte, da die beiden bis zu dieser Szene nicht aufgehört hatten zu seufzen, schmiegten sich plötzlich beide Mädchen an mich und vergruben ihre tränennassen Gesichter in meine Schultern. Einerseits war ich froh, von diesem Geschnulze abgelenkt zu werden, andererseits stieg Ekel in mir hoch bei dem Gedanken, dass die beiden mich vollrotzen würden… oder eher meinen schönen Mantel. Endlich hatte sich auch Julia mit dem Messer ins Jenseits befördert, sodass es sicherlich nicht mehr lange dauern würde. Schließlich hieß dieses Stück ja auch Romeo und Julia. Und dieser Romeo war ja schon längst abgekratzt. Es folgte also nur noch ein paar, für die Mädchen höchste tränenreiche, Szenen, in denen um die beiden Verstorbenen getrauert wurde, dass mir schon übel wurde, obwohl ich nicht wusste ob das vielleicht daran lag, dass sich Serenity und Tea über meinem Schoß flennend umarmten oder an dem Film. Endlich hatte auch der Letzte getrauert und die Namen der Schauspieler wurden eingeblendet. Trotz dieser Tatsache hielten sich Tea und Serenity immer noch im Arm und machten auch keine Anstalten, sich voneinander zu lösen. Mai kam ebenfalls mit Tränen in den Augen in unsere Sitzreihe. Die anderen Besucher waren wenigstens so vernünftig und verließen das Kino während wir immer noch hier saßen. Duke und Yugi schienen beide eingenickt zu sein, Joey schnarchte eh wie ein betrunkenes Nilpferd und Bakura wischte sich das tränenüberflutete Gesicht ab. Als die 3 Mädchen jedoch bemerkten, dass 3 Jungs eingeschlafen waren, fing der Radau an. „Das ist mal wieder so typisch Jungen!“, schrie Tea. „Kein bisschen sensibel!“ „Genau!“, stimmte Mai zu und rüttelte Duke am Kragen. Jeder der Mädchen packte sich einen Jungen und schüttelte ihn wach. Yugi, Joey und Duke wirkten milde verwirrt bis ihnen offenbar einfiel, wo sie waren. „Endlich vorbei?“, gähnte Joey und traf damit einen Nerv der Mädchen, die sich allesamt vor ihrem Jungen aufbauten und sich auf sie zu stürzen wie Gewitterhexen. „Ja, es ist ENDLICH vorbei!“, kreischte Serenity und warf ihrem Bruder einen furienartigen Blick zu. „Was seid ihr eigentlich für unsensible Mistkerle!“, schrie Mai. „Kein Funken Anstand! Aber Hauptsache in Filmen gibt es Mord- und Totschlag, nicht wahr? Und am besten noch ein paar Außerirdische, die einem das Gehirn raussagen!“ „Warum können Jungen nicht einmal etwas ertragen, was ihnen vielleicht nicht so gefällt wie andere Sachen!“ „Wir sind auch mit in diese Sciencefiction-Scheiße gegangen!“ „Genau!“ Langsam wurde es mir zu ungemütlich. In meiner Haut fühlte ich mich gar nicht wohl… irgendwie fehl am Platz. Langsam sank ich in Richtung Boden, in dem ich nur allzu gerne versinken wollte. „Hört ihr überhaupt zu?!“ „Grobiane!“ „Trottel!!!“ Es wurde immer lauter und es wunderte mich, dass ich noch keine Blitze über den Köpfen der Mädchen sehen konnte. „Warum?!“ „Das ist so peinlich!“ „Nehmt euch mal ein Beispiel an Kaiba und Bakura!“ „Genau!“ „DIE sind NICHT eingeschlafen, sondern haben den Film bis zum Ende gesehen und genossen!“ „Davon kann keine Rede sein“, dachte ich und gähnte leise, aber sagen würde ich das nicht…. Dazu war selbst ich jetzt zu feige. Plötzlich tippte mich eine Hand von hinten an und ich erblickte Bakura. „Lass uns gehen“, nuschelte er und ich nickte heftig, da ich auch keine Lust verspürte, weiterhin hier in Lebensgefahr zu sein. Und gemeinsam schlichen wir auf allen Vieren aus dem Kinosaal… Gott sei Dank ungesehen von den Streitenden. Kapitel 13: Ein nasser Tag -------------------------- Ein nasser Tag „Wir müssen unbedingt dorthin!“ „Nein, dort ist es viel schöner!“, schwärmte Tea. Wir saßen in Yugis Zimmer, gebeugt über eine Karte, in der alle Schwimmbäder Dominos eingezeichnet worden waren. Ja, es war schon Juni, was hieß, dass der nächste Punkt der Funliste anstand: Schwimmen gehen und noch mal irgendwann in diesem Monat Boot fahren. Bisher waren wir immer noch bei der Auswahl einer passenden Schwimmmöglichkeit, was sich allerdings als viel schwerer erwies als angenommen, da jeder etwas Anderes vorschlug. Manche wie etwa ich, Yugi, Tristan und Bakura hielten uns da lieber raus, doch Tea, Joey und Duke stritten schon seit knapp einer Stunde. „Die Thermalbäder sind wirklich wunderbar und entspannend“, seufzte Tea jetzt schon wie mir schien zum 40. Mal. „Thermalbäder sind nur was für Greise!“, protestierte Duke. „Stell dir doch nur mal vor, irgendjemand würde MICH dort sehen! Ich könnte meinen gesamten Erfolg in der Frauenwelt doch vollkommen vergessen! Nur über meine Leiche!“ „Du bist so ein Ansteller!“ „Duke hat recht, Tea“, mischte sich Joey ein. „Sieh doch: Wir wollen Spaß haben, oder? Das kann man doch nicht wenn man die ganze Zeit im heißen Wasser dahinvegetiert, oder? Also lieber ein schönes Hallenbad mit Kinderbecken, Rutsche, Sprungbrettern und einem regelmäßigem Wellenabenteuer!“ Und wie schon so oft in dieser Stunde verwies er strahlend auf ein eingezeichnetes Hallenbad, das „Fun for kids“. Duke und Tea schüttelten den Kopf, was mich mal wieder dazu veranlasste herzhaft zu gähnen. „Joey, mal echt: Wie alt bist du denn?“, wollte Duke leicht genervt wissen. „Ich für meinen Teil fühle mich erwachsen. Und deswegen werden wir auch zum Strand fahren!“ „Da ist es aber immer so kalt! In den Thermalbädern gibt es zahlreiche, angenehme Heißwasserbäder!“ Ich verdrehte genervt die Augen und fragte mich wie lange Roland, den ich dazu verdonnert hatte, mit meiner Limosine vor der Tür stehen zu bleiben, noch warten musste. „Vielleicht sollte ich ihnen vorschlagen, dass wir alle drei Möglichkeiten machen sollten?“, wisperte Yugi mir, Tristan und Bakura zu. „Auf keinen Fall“, widersprach ich sofort. „Damit würdest du nur die nächste Diskussion hervorrufen mit dem Thema: Wo verbringen wir wohl die meiste Zeit oder warum haben wir das Wasser in meinem Lieblingsbad vernachlässigt?!“ Yugi nickte. „Ja… da hast du wahrscheinlich Recht, mein Freund.“ Es vergingen erneute 30 Minuten der Diskussion, die wieder zu keinem Ergebnis führten. Langsam riss mir der Geduldfaden, doch es war Tristan, der endlich den Schwachsinn beendete, wofür ich ihm sogar halbwegs dankbar war. „So geht es nicht weiter!“, rief er so laut, dass selbst ich zusammenzuckte. „Wir wäre es denn wenn wir einfach das passende Schwimmbad losen?“ Einen Moment dachten die drei Parteien offenbar über diesen Vorschlag nach und kamen offenbar zu dem Ergebnis, dass es fair war. „Einverstanden“, sagte Tea und auch die anderen beiden nickten zustimmend. „Eine sehr gute Idee, Tristan!“, lobte Yugi ihn. „Ja, Taylor, sehr gut gemacht“, dachte ich und grinste. „Offenbar habe ich mich in all den Jahren geirrt. Dein Schädel scheint nicht nur zur billigen Dekoration hergestellt worden zu sein!“ Und so wurden drei Zettel gemacht mit den Namen der drei Streitenden gemacht, die dann mehrfach gefaltet und dann gemischt wurden. „Gut, ich werde die alle drei jetzt in die Luft werfen und Kaiba fängt eines! Dieses ist dann der Sieger!“, erklärte Bakura. Gespannt beobachtete die Gruppe Bakuras Hände und los ging es. Die drei fein gefalteten Zettelchen flogen durch die Luft. Lustlos griff nach einem. „Die Entscheidung ist gefallen“, schluckte Duke. „Das ist so aufregend“, ergänzte Yugi, ganz so als wäre ich der Weihnachtsmann, der ihm nun sein Geschenk übergeben würde. „Falt ihn auf, Kaiba“, drängte mich Joey. „Einen Moment Wheeler, vorher müssen wir doch noch bestimmt eine Schweigeminute für die verlorenen Zettel halten“, dachte ich giftig, tat allerdings wie geheißen. Ich rollte den kleinen Zettel auf und las einen Namen. „Und?“, fragte alle wie im Chor. Ich senkte den Kopf, da mir mit diesem Namen nun bewusst geworden war, was mal wieder auf mich zukam. „Es ist….. Joey“, brachte ich brüchig hervor. Tea und Duke reagierten ebenso wie ich mich fühlte: Sie ließen ihrer Köpfe hängen und brachten nur ein „So ein Mist!“, hervor. Joey hingegen strahlte wie ein Honigkuchenpferd, was seinem hohlen Gesicht einen noch blöderen Ausdruck gab. „Das ist so supiiiiii!“, strahlte er und hüpfte auf und ab wie ein Gummibär. „Gratuliere, Joey“, sagte Bakura lächelnd. „Wann wollen wir denn überhaupt diesen….. sichtlichen ..ähm…Spaß genießen, Leute?“, fragte ich sehr ruhig, obwohl in meinem Kopf eine erschütternde Leere eingesetzt hatte. „Na morgen natürlich!“, kam es von Joey, der nun endlich aufgehört hatte zu hüpfen. „Morgen?! Morgen?!!!!“, dachte ich entsetzt. „Und ich hatte gehofft mir noch eine Krankheit ausdenken zu können.“ „Gut und wann?“ „11Uhr?“ „Super, einverstanden“, sagte Yugi. Nach diesem niederschmetternden Treffen mit Yugi und Co rannte ich zu Roland, stieg in meine Limosine, knallte die Tür zu und atmete erst einmal mehrmals heftig ein und aus. „Was ist denn Herr Kaiba?“, fragte Roland besorgt und startete den Wagen. Ich schreckte auf und sah erst jetzt, dass er neben mir saß. „Ähm… gar nicht, gar nichts. Fahren Sie einfach“, wich ich aus und sah aus dem Fenster. Ich stellte mir schon bildlich den kommenden Tag vor: Ich in einer Badehose umgeben von kleinen, ins Becken pinkelnden Blagen! Badehose? „Roland! Wir müssen noch einmal in die Stadt fahren!“, rief ich so unerwartet in die Stille hinein, dass Roland eine Notbremsung machte. „Oh… natürlich, Sir“, nuschelte er peinlich berührt und wendete den Wagen bei der nächsten Gelegenheit. „Könnte ich fragen, warum Sie plötzlich Interesse an der Stadt haben?“, fragte Roland nach einer zehnminütigen Fahrt vorsichtig, während der Regen auf die Windschutzscheibe spritzte. „Ich muss nur eben eine Badehose besorgen“, sagte ich sehr knapp und blickte auf die Uhr. Es war tatsächlich schon wieder 18Uhr?! Wieder einmal hatte mir Yugi meine kostbare Zeit gestohlen! „Ah, verstehe, Sie wollen wieder den Pool in Ihrem Garten mit Mokuba ausprobieren. Gute Idee, Sie waren schon 2Jahre nicht mehr schwimmen.“ „Nein, es ist nicht der Pool“, erwiderte ich mit zusammengepressten Zähnen. „Aber Sie sagten doch, dass Sie eine Badehose kaufen wollen.“ „Ja, das ist auch in der Tat meine Absicht, Roland.“ „Aber… aber..“, nuschelte Roland. „Sie wissen nicht zufällig wo sich das „Fun for Kids“ befindet, oder?“, fragte ich nebenbei. Erneut gab es eine Notbremsung. „Das „Fun for Kids“?“, echote Roland verdutzt. „Exakt.“ „Warum fragen Sie?“ „Wissen Sie es nun, oder nicht?“, knirschte ich. „Ja, schon, aber..“ „Dann werden Sie mich morgen für 11Uhr dort hinfahren.“ „Wie bitte?“ „Sie haben schon verstanden!“ „Kann ich mir noch eine Frage erlauben?“, hakte Roland nach, der nun in eine Kurve fuhr. „Wenn es sein muss“, murrte ich. „Was wollen Sie denn im „Fun for kids“? Ich meine, das ist doch ein öffentliches Bad…“ „Ja, und was macht man für gewöhnlich in einem öffentlichen Bad, Roland?“ „Man geht schwimmen Sir?“ „Exakt“, sagte ich kalt. „Und genau aus diesem Grund gehe ich auch dahin! Was sollte ich denn sonst für einen Grund haben in ein öffentliches Bad zu gehen?“ „Nun, da bin ich auch überfragt!“, antwortete Roland hastig, wobei er sehr verwirrt aussah. Endlich hielt Roland vor einem Kaufhaus an. „Sie warten hier bis ich zurück bin“, wies ich ihn an. „Und wehe Sie rühren sich auch nur einen Zentimeter in meiner Abwesenheit!“ „Verstanden!“ Kaum war ich ausgestiegen, war ich auch schon plitschnass. Verdammtes Wetter! Murrend und fluchend betrat ich das Kaufhaus und hastete in die Badeabteilung, vor der ich dann etwas verzweifelt stehen blieb. Ich hatte diese Abteilungen schon immer gehasst! Gehasst wie die Pest! Nie hatte ich Schwimmen ausstehen können, nicht wegen des Sportes oder so. Nein, ich hasste die Schwimmkleidung! Badehosen waren etwas äußerst erniedrigendes! Ich hatte mich immer mit Attesten, die ich Roland abgenötigt hatte, vor dem Schwimmunterricht gedrückt und hatte meist den Anderen nur grienend zugesehen. In meinen Augen machte es keinen Sinn, dass man in einer Badehose vor der gesamten Frauenwelt, Mitschülern oder Lehrern herumlaufen durfte! Was war denn der Unterschied zwischen einer Badehose oder einer Unterhose? Ich meine, ich renne doch auch nicht vor meinen Mitschülern in Unterwäsche herum, oder? So stand ich jetzt jedenfalls etwas ratlos vor diesen unendlich vielen Regalen mit Badehosen und sah ab und zu neidisch zu der Frauenabteilung herüber. Die hatten wenigstens Badeanzüge! Wieso war eigentlich noch nie jemand auf die Idee gekommen, Badeumhänge oder Badeoberteile für Männer herzustellen? Immer noch seufzend nahm ich zwei Exemplare in die Hand und besah sie mir. Schlimm genug, dass die so entwürdigend waren und nur für den Unterkörper bestimmt waren, aber mussten dann auch noch solche Bemusterungen drauf sein? Ich meine, wer kauft denn eine Badehose, auf der ein Spongebob Schwammkopf drauf ist und zieht die auch noch an? Ich jedenfalls nicht! Auch kleine Fischchen oder Seepferdchen kamen da wohl nicht infrage! „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte plötzlich eine fremde Stimme und ich wirbelte herum. Hinter mir stand ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, welches wohl hier in dem Kaufhaus jobbte. „Sieht es aus, als würde ich weibliche Hilfe gebrauchen können?“, fragte ich kalt und merkte jetzt erst wieder, wie gut es tat so etwas wieder laut aussprechen zu dürfen. Das Mädchen hob die Augenbrauen hoch. „Es ist immer schwer, solche Sachen wie eine Badehose für einen Bekannten als Geschenk zu kaufen“, sagte sie, während ich sie irritiert anstarrte. „Lassen Sie mich raten: Ein Geschenk für Ihren kleinen Bruder?“ „Äh…“, machte ich etwas perplex über diese Aussage. „Wie..ähm….wie?“ „Wie ich darauf komme?“ Das Mädchen lachte. „Sie sehen so typisch nach einem großen, ratlosen Bruder aus.“ „Nein, es ist kein Geschenk!“, sagte ich. „Ich schau mich nur um!“ Urplötzlich fing das Mädchen an zu lachen. „Was ist denn so lustig?“, knurrte ich. „Sie meinen, Sie wollen sich hier eine Badehose kaufen?“, kicherte sie und brach dann in schallendes Gelächter aus. „Was ist denn daran so verwerflich?“, fragte ich höchst missvergnügt. „Glauben Sie denn, mir würde so etwas nicht stehen?“ „Nein, das ist es nicht!“ Langsam erholte sich das Mädchen von seinem Lachanfall. „Aber dann würde ich die Abteilung wechseln“, brachte sie hervor. „Wie?“ „Sie stehen in der Kinderabteilung, junger Herr“, kicherte sie. Ich spürte wie mein Herz einen Moment lang aussetzte und mein Gesicht ganz heiß wurde. Die Kinderabteilung? Das konnte doch alles nicht wahr sein! „Das macht nichts! Sie scheinen neu hier zu sein, nicht wahr?“ „Nein, so würde ich das nicht nennen“, sagte ich. „Es ist nur so: Ich war noch nie in diesem Kaufhaus!“ „Aber das ist doch das einzige Kaufhaus in ganz Domino, oder?“, fragte das Mädchen. „Ich meine, ich weiß es nicht, denn ich wohne erst seit einer Woche hier!“ „Ja, das stimmt, aber ich hasse shoppen, deswegen lasse ich shoppen!“ „Das Mädchen machte große Augen, erwiderte aber nichts auf diese Bemerkung. „Also, soll ich Ihnen nun helfen?“, fragte sie. Ich zuckte die Achseln und so führte sie mich zu der richtigen Abteilung. „Was habe Sie denn für eine Größe?“, fragte sie während sie ein paar Badehosen von einem Regal nahm. Wieder wurde mein Gesicht heiß. „Keine Ahnung“, brachte ich dann hervor. „Ich hab noch nie eine Badehose gekauft.“ „Oh! Sie scheinen aber ne Menge verpasst zu haben“, strahlte das Mädchen. „Na schön, ich kann das inzwischen auch ganz gut schätzen!“ Plötzlich sah sie mich durchdringend an. „Was ist? Hab ich irgendetwas im Gesicht?“, fragte ich, wobei ich krampfhaft versuchte, meine gewöhnliche Ironie einzubauen, was irgendwie aber fehlschlug. „Nein, nein!“, wehrte sie ab. „Ich versuche nur aus Ihrem Gesicht abzulesen, was für ein Typ Sie sind.“ „Wie bitte?“ „Das hilft mir um Ihnen eine passende Hose zu besorgen“, erklärte sie. „Also ich würde so auf den ersten Blick sagen, dass Sie ein Einzelgänger sind, der sich sehr gerne zurückzieht, dafür aber sehr gebildet ist und geschätzt wird. Momentan scheinen Sie allerdings etwas unter Stress zu stehen, seelischem Stress, der sie zwingt, schwimmen zu gehen, was Sie sonst immer vermieden haben!“ Ich starrte sie an. Irgendwie schien dieses Mädchen mich mit ihren giftgrünen Augen durchleuchten zu können. Da es keine Reaktion von mir gab fuhr das Mädchen dann fort. „Und deswegen würde ich Ihnen dieses Modell empfehlen!“ Sie kramte eine Badehose aus dem Haufen, den sie eben vom Regal geholt hatte und hielt sie mir hin. Es war ein schwarzes Modell. „Wenn ich also Recht haben sollte mit Ihrem Charakter, dann sollten Sie diese Hose mal anprobieren! Schwarz ist eine eher ablehnende Farbe, die allerdings auch schlank macht, was in Ihrem Fall zwar nicht allzu nötig wäre, aber Ihnen gleichzeitig einen coolen Look gibt.“ Ich nahm die Badehose in die Hand. Schaden konnte es ja nicht, oder? So probierte ich sie an und langsam gefiel sie mir. Dieses schwarz war in der Tat wie für mich und meinen Charakter geschaffen. Als ich aus der Kabine kam, stand das Mädchen wieder direkt vor mir. Wieder zuckte ich zusammen. „Na?“, fragte es und grinste mich an. „Ich kaufe sie“, sagte ich knapp und ging dann zur Kasse, das Mädchen mir auf den Fersen. „Alice“, sagte die Kassiererin etwas überrascht zu dem Mädchen. „Was tust du denn noch hier? Hattest du nicht schon vor einer halben Stunde Feierabend?“ „Ja schon, aber ich musste diesem jungen Herrn noch helfen“, erklärte sich das Mädchen. „Außerdem wollte ich eh warten bis der Regen etwas nachlässt. Du weißt doch, ich muss bis nach Hause laufen, aber anscheinend verbessert sich das nicht sonderlich.“ Sie sah etwas betrübt aus dem Fenster. Sie hieß also Alice. „So, danke, dass Sie uns beehrt haben“, sagte die Kassiererin, sah dann zu mir empor und öffnete überrascht den Mund. „Ach du großer Gott“, brachte sie hervor, wobei ihre Lippen zitterten. „Was ist denn los?“, wollte Alice wissen und sah immer wieder von der Kassiererin zu mir und wieder zurück. „Seto Kaiba“, hauchte die Frau. „Hier, in meinem Laden!“ „Seto Kaiba?“, fragte Alice und wandte sich um. „Wo denn?“ Ich räusperte mich. „Ich befürchte das bin ich“, sagte ich leise. Alice starrte mich an. „Ach du Scheiße“, stieß sie hervor. „Du bist Seto Kaiba, der Leiter dieser genialen Spielefirma! Ich hab dich zwar noch nie gesehen, aber schon viel von dir gehört!“ Dann schrak sie zusammen. „Oh Gott und ich habe ihm Kleidungstipps gegeben und ihn ausgelacht!“ Sie lief purpurrot an. Die Kassiererin starrte sie verdutzt an. „Was hast du?“ „Entschuldigen Sie mich, aber ich muss dann auch los“, sagte ich und machte mich auf zu Gehen in den Regen. Gerade wollte ich zu Roland einsteigen, als ich eine Stimme hörte. „Warten Sie doch mal!“ Ich wandte mich um und erkannte Alice, die im Regen auf mich zulief. Verdutzt starrte ich sie an. „Es tut mir so unendlich Leid, Sir“, sagte sie und verbeugte sich vor mir. Ich hob irritiert die Augenbrauen. Was tat ihr denn Leid? „Ich habe mich so dämlich benommen und Sie lächerlich gemacht!“ „Lächerlich gemacht?“, wiederholte ich verdutzt. Die hatte ja keine Ahnung, wie lächerlich ich in letzter Zeit gemacht worden war! Sie nickte. „Bitte vergessen Sie die ganze Sache!“ „Warum sollte ich?“, fragte ich. „Schließlich habe ich wegen Ihnen doch-“ „Ich weiß, ich weiß“, schnitt sie mir as Wort ab. „Wegen mir haben Sie nur Ärger am Hals!“ „Nein, wegen Ihnen habe ich eine passende Hose gefunden! Vielleicht hätte ich das sonst nicht so schnell geschafft und wer weiß? Wahrscheinlich wäre mein Angestellter sonst eingeschlafen!“ Ich ruckte mit dem Kopf in Richtung Roland, der tatsächlich sehr müde wirkte. Der Regen prasselte auf unsere Köpfe. „Ich muss dann auch los!“, sagte Alice dann. „Hat mich gefreut Sie kennen zu lernen!“ „Wo wohnen Sie denn?“, fragte ich, obwohl ich nicht wusste, warum. „Ich meine Sie haben doch erzählt, dass Sie laufen müssen.“ „In der Parkstreet“, sagte sie offenbar etwas verwirrt. „Seht gut!“, sagte ich. „Roland! Wir nehmen die Lady ein Stück mit!“ Roland zuckte zusammen und sah dann überrascht zu mir empor, ebenso wie Alice. „Wie bitte?“ „Steig ein!“, murrte ich Alice zu, die achselzuckend einstieg. „Parkstreet, Roland!“ „Ja, Sir!“ Es folgte eine schweigsame Fahrt. Warum hatte ich das gemacht? Warum hatte ich es einem Mädchen erlaubt, bei mir einzusteigen? Die Antwort war, dass ich es schlicht und ergreifend nicht wusste, da meine Erklärungsansätze keinen Sinn ergaben, vor allem weil ich Alice doch gerade erst kennengelernt hatte. Hatte das etwas mit Yugis schädlichem Einfluss zu tun? Oder kam mir nun jedes Mädchen sympatischer vor, weil ich den halben Tag meist mit Tea Gardner verbrachte? Jedenfalls war ich ein totaler Vollidiot gewesen! Zu hause angekommen warf ich mich erst mal auf mein gemütliches Bett und vergrub mein Gesicht in meinen regennassen Händen. Ich hatte mir immer vorgenommen gehabt, nichts mit Mädchen zu tun zu haben und nun hatte ich eins nach Hause kutschiert. Ich klatschte mir mein Kopfkissen gegen mein Gesicht und raufte mir die Haare. Es regnet immer noch. „Hör jetzt auf darüber nachzudenken“, ermahnte ich mich und stand auf. „Du hast wichtigeres zu tun! Denk lieber an das Schwimmen! Und am besten auch eine Taktik, wie du das überleben sollst!“ Langsam neigte ich auch zu Selbstgesprächen! Es klopfte an der Tür, woraufhin ich zusammenzuckte, doch es war nur Mokuba, der seinen Kopf in mein Zimmer steckte. „Seto? Bist du wieder da?“ „Es scheint ganz so.“ Ohne ein weiteres Wort kam Mokuba mit großen Schritten in mein Zimmer und sah mich durchdringend an. „Du bist ja ziemlich nass“, stellte er dann fest. „Ich weiß.“ „Geht es dir nicht gut?“, bohrte er nach. Ich hob die Augenbrauen. „Du bist aber ziemlich neugierig“, sagte ich dann und setze mich wieder auf mein Bett. „Ich bin dein Bruder.“ Mokuba grinste und innerlich spürte ich wie es mir allmählich wieder besser ging. „Übrigens: Duke hat hier vor einer Stunde angerufen. Du sollst dich noch bei ihm melden.“ Ich nickte. Auch das noch! Warum riefen mich diese Idioten eigentlich alle nacheinander an? Erst Joey, dann Bakura und Tristan und jetzt auch noch Duke?! Was er wohl von mir wollte? Vielleicht soll ich auch mal bei ihm eine nächtliche Hausdurchsuchung machen um mir dann anhören zu müssen, dass er seine Goldfische verputzt. Und wieder war ich leicht angespannt. Dennoch wählte ich seufzend Dukes Nummer und wartete. „Hallo?“, meldete sich Dukes Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hi“, versuchte ich es ruhig. „Ah, Kaiba, gut, dass du anrufst. Ich dachte schon, du kommst von deiner Shopping-Tour gar nicht mehr wieder zurück.“ „Ist länger geworden“, gähnte ich. „Also: Was willst du von mir?“ „Vor dem Schwimmen treffen wir uns vor Teas Haus um 10Uhr, alles klar?“ „Jaja…. Ähm…Moment: Wo wohnt Tea denn?“ „Newstreet 14“, erklärte Duke. „Mensch, Kaiba, wirklich, man kennt doch die Adresse einer attraktiven Frau.“ „Wenn du das sagst“, murrte ich entnervt. Ich beendete das Gespräch so schnell wie die mir möglich war und ging dann so schnell wie möglich ins Bett. Viel zu früh klingelte mich dann mein Wecker wach und ich knurrte ihm irgendwelche Beleidigungen zu. Nur langsam kam ich an diesem Morgen voran und wäre so fast zu spät an Teas Haus angekommen, wenn Roland nicht Vollgas gegeben hätte. So war ich dann doch pünktlich und sah mich wieder zwischen den strahlenden Gesichtern meiner angeblichen Freunde wieder, die allesamt aufgeregt waren. „Gut, dann sind wir ja jetzt komplett“, sagte Tea zufrieden. „Dann bekommen wir doch den Bus in zehn Minuten!“ Ich stutzte einen Moment. Bus? Dass ich Bus fahren sollte war aber nicht abgemacht gewesen! Ich hasste doch öffentliche Verkehrsmittel. Aber was blieb mir denn anderes übrig? So stieg ich dann in den vermaledeiten Bus und wusste ganz genau, dass mir ein schrecklicher Tag bevor stand. So! Hier mache ich erst mal Schluss! Tschuldigung, dass erst jetzt das Kapitel fertig geworden ist, aber ich bin umgezogen und kam so erst mal gar nicht an den PC…dann brauchte das Inet so lange…etc… ich hoffe ich freut euch trotzdem ein wenig. Pünktlich zu Weihnachten^^ Eine Art Wiedergutmachnung!xD Kapitel 14: Fun for kids ------------------------ Fun for kids Was war wohl das allerschlimmste, was einem sarkastischen, kalten Geschäftsmann jemals widerfahren könnte? a) Dass er von einer Meute angeblicher Freunde gezwungen wird in einen Bus zu steigen voller gaffender, auf ihn zeigender Leute? b) Dass er urplötzlich vor einem riesigen, abgrundtief hässlichen Gebäude steht, auf dem „Fu for kids“ steht und welches mit bunten Delfinchen übersäht ist? c) Dass sich in diesem Schwimmbad mehrere hunderte Leute befinden, die ebenfalls die Angewohnheit haben, auf ihn zu zeigen? Oder d) Dass er sich immer mehr bewusst ist, dass er nichts dagegen tun kann? Die Antwort war ganz klar ALLES. Alles, was ich soeben in meiner virtuellen Quizshow aufgezählt hatte, war für mich wie ein Schlag in die Magengrube. Der Bus war unendlich voll und voller DuellMonsters-Fans, die nie älter als 8 Jahre alt waren und ständig auf mich zeigten als wäre ich eins dieser zwei vermaledeiten Eisbärbabys im Zoo, doch da ich wusste, dass ich nicht Knut hieß, wusste ich nicht, warum diese Blagen offenbar so fasziniert von mir waren. Die Jugendlichen, die sich wiederum im Bus befanden, berieben derweil andere Aktivitäten: Manche von denen, die unterbelichtet aussehenden Jungen, hatten es sich zur Gewohnheit, Gardner auf ihren Hintern zu starren und sich daraufhin blöd anzugrinsen. Was dies betraf, so hatte ich keinerlei Verständnis für dieses Verhalten, denn in meinem geheimen Grundsatzbuch der Yugi-Hassgemeinschaft stand die feste Regel, dass man Yugis Freunden immer nur ins Gesicht sah und keinesfalls unter die Gürtellinie. Ich hatte mich daran immer fest gehalten, einerseits befand ich dies als eine Art Selbstschutz, denn blind wollte ich beim besten Willen nicht in meinen besten Jahren werden, andererseits würde ich wahrscheinlich in Versuchung kommen Gardner wegzutreten, wenn ich dahin sah, wo es diese Primitivlinge zu tun pflegten. So viel also zu diesem Thema. Weiterhin gab es zwei Mädchengruppen, eine lästiger als die andere. Die erste der beiden bestand aus 6 Mitgliedern, die unaufhörlich kicherten, weswegen wussten wahrscheinlich nicht mal sie selbst, die zweite, vierköpfige Gruppe schaffte es während der halben Stunde Fahrt tatsächlich ohne auch nur eine kurze Pause zu seufzen. Mädchen sind eben doch seltsame Wesen. Die restlichen, männlichen Jugendlichen beleidigten sich etwa die ganze Zeit, was ich sehr erfrischend fand, da mir das so was von egal war, oder sie hörten laute Musik der schrecklichsten Art. Vor mir in der Reihe saß einer der Schlimmsten. Er hatte seine Stöpsel im Ohr und sang in seiner schrillen, unreifen Stimme „Ich muss durch den Monsun.“ Krampfhaft versuchte ich, nachdem ich diese Lied, was auch Mokubas Freunde eine Zeit lang dauernd gehört hatten, dieses zu ignorieren, doch ohne Erfolg. Die Erwachsenen waren da durchaus entspannter: Sie redeten einfach gar nicht miteinander, auch wenn sie neben ihren Ehepartnern saßen. Na ja, wenigstens nervten sie mich nicht mit diesem Verhalten, auch wenn sich in meinem Hirn der Gedanke allmählich verfestigte, dass die meisten Ehen in die Brüche gingen aufgrund von Langeweile. Die letzten zwei vertretenden Gruppen waren wiederum erneut eine harte Probe für mein zerbrechliches Nervenkostüm. Zu der ersten Gruppe gehörten die 1-6 Jahre alten Hosenscheißer, die entweder sabberten, quiekten, kreischten, quengelten, heulten, jammerten oder sich die Seele aus dem Leib schrien. Ich war sicherlich nicht so gewesen als ich in diesem Alter gewesen war. Ich war sicherlich ein braves, kleines Kind gewesen, das genau wusste, was es wollte. Nun ja, anscheinend nimmt der Verstand allmählich mit jeder Generation wieder ab, sodass wir sicherlich irgendwann, anstatt uns weiterzuentwickeln, wie es sie schönen Sciene-Fiktion Filme ja besagen, wieder mit Keulen durch die Gegend rennen werden. Die letzte, nervenraubende Gruppe war die Kategorie Senioren! Angeblich sollte man ja immer Respekt vor dem Alter haben, doch ich muss zugeben, dass diese Senioren mir das nicht sehr einfach machten. Grinsend saßen sie da, meist in den vorderen Reihen, teilweise strickend, teilweise schnarchend. Manche von denen rochen bis zu mir hin in die letzte Reihe nach Sahnetorte, abgetragenen Socken und Hautcreme. Dennoch musste ich etwas Respekt vor den älteren Personen in diesem Bus haben: Sie ließen sich von nichts aus der Ruhe bringen. Sie waren eins mit dem Bus. Er war für sie wie ein zweites zuhause, in dem sie sich offenbar benehmen konnte wie sie wollten. Dass man Bücher im Bus liest war ja noch akzeptabel, aber stricken, lauthals von seiner Kindheit erzählen oder vom Krieg, laut summen als höre niemand einen, was eine Fehlvermutung war, pfeifen, ständig jemanden nach der Uhrzeit fragen, schnarchen wie ein verschnupftes Walross und die jüngeren Kinder von ihren Plätzen werfen damit man selbst Platz hatte, übertraf in meinem Vernunftsbereich doch die Grenze! So viel also zu der amüsanten Busfahrt zu dem garantiert lustig werdenden Badespaß im Fun for kids. Kaum ausgestiegen überwältigte uns erst einmal der Regen, der auch wie gestern gnadenlos war, doch das schien meinen dauerhaftstrahlenden Kollegen nichts auszumachen. Sie hatte sich fasziniert umgesehen und es schien so als würden selbst Tea und Duke, die sich so gegen diesen Vorschlag Joeys gewehrt hatten, diese Umgebung genießen. Tatsächlich gab es auch von meiner Seite zwei Pluspunkte: Einen dafür, dass doch nicht ganz so viele Leute aus unserem Bus den gleichen Weg einschlugen wie wir, sodass ich ab nun doch verschont von dem nächsten Gang durch den Monsun würde, einen weiteren dafür, dass das Fun for kids normal ausgeschildert war und man sich so nicht die Mühe gemachte hatte rosa Schildchen aufzustellen. Der Rest war mir allerdings schon beim ersten Anblick zuwider: Überall tummelten sich diese kleinen, schrecklichen Geschöpfe namens Kinder, die ihre armen Eltern bzw ältere Geschwister quälten, Clowns, die die Aufgabe hatten, die Kinder zu begrüßen und Luftballons zu verteilen, liefen um das schlichtweg hässliche Gebäude. Hierbei empfand ich mit Hintergedanken an den höchst amüsanten Karnevalszug für diese Clown allerdings keinen Hass sondern tiefes Mitgefühl, auch wenn sie ihre Verzweiflung zugegeben gut verstecken konnten. Bakura bot sich hastig an, Eintrittskarten zu besorgen, während wir schon einmal uns drinnen umsehen konnten. Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Karten zu besorgen, da ich eben dies vermeiden wollte, doch in seiner hastigen Begeisterung war Bakura, der trottelige Idiot wieder schneller gewesen. Und so musste ich mich damit begnügen, mit Joey, Tristan, Duke, Tea und Yugi im Inneren des hässlichen Gebäudes herumzugehen und meine schlimmsten Befürchtungen erfüllten sich je. Das Innere war kitschiger als das Äußere: Die Wände waren babyblau gestrichen und hatten rosa und orangene Fische als Hauptmotive, ebenso wie kleine Seepferdchen, die immer wieder von kleinen Mädchen als „süß“ betitelt wurden und große, lächelnde Wale. Auch hier standen ein paar Clowns, die den Zuschauern anboten, Fotos zu schießen. Gerade wollte ich mich weiter umsehen, ob hier nicht wenigstens ein kleiner Hai abgebildet worden war, als Yugi mich am Gürtel packte(höher kam er nicht) und ich so beinahe gegen die Glaswand des Fun for kids knallte. „Was?“, knurrte ich, wobei ich dabei versuchte, ein Lächeln in letzter Sekunde in mein Gesicht zu zaubern. Yugis andere Freunde hatten offenbar verstanden und grinsten sich zu, während ich nur Bahnhof verstand. In diesem Moment wuselte sich Bakura durch die Horde kleiner Kinder und sich umblickender Eltern. „Ich hab die Karten“, jubilierte er, so als hätte er einen harten Marathon gewonnen. „Super! Aber bevor wir reingehen, lass uns doch ein Foto von uns schießen“, lächelte Yugi, während die anderen Bakura begeistert zunickten. „Oh ja!“, freute sich Bakura, während ich merkte wie meine Knie den Drang verspürten, einzuknicken. „Dann ist das beschlossen!!“ Augen verdrehend schlurfte ich hinter meinen lachenden Freunden hinterher zu einem der vielen, armen Clowns. „Hallo“, sagte Joey und klopfte dem Clown in seiner permanenten Dummheit auf den Rücken. Der Clown zuckte zusammen, konnte sich allerdings sehr schnell wieder fangen. „Hallihallo“, sagte er in seiner gekünstelten, fröhlichen Art. „Wie kann ich euch denn weiterhelfen, ihr Kinderchen?“ Mein Mitgefühl verblasste je, nachdem der Clown diese Worte aus dem übertrieben geschminkten Mund gesprochen hatte. Kinderchen? Der wusste wohl nicht, wen er vor sich hatte! „Hallo, lieber Clown“, sagte Bakura. „Könntest du uns fotografieren?“ Einen Moment schien der Clown ein wenig verwirrt, offensichtlich dank der Tatsache, dass eine Gruppe aus Teenagern, die sich nicht einmal in Begleitung eines kleinen, kreischenden Balges befanden, sich ernsthaft in diesem Laden knipsen lassen wollte, doch wieder schaffte er es, sich schnell wieder einzukriegen. So fing er an mit seiner Clownnummer: Er hüpfte auf und ab und lachte gackernd. „Eine Foto für die Meute! Die fotografier ich heute!“, lachte er in einer Singsangstimme. „Wollt ihr mit Zusätzen fotografiert werden oder reicht ein normales Foto?“, fragte er dann wieder in seiner normalen Stimme. „Mit Zusätzen?“, wiederholte ich verdutzt, innerlich ahnend, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. „Gewiss!“ Der Clown deutete auf eine auf dem Boden liegende Schachtel. „Was ist da drin?“, wollte Tristan wissen. „Das sind Kostüme, oder eher Masken, die man sich anziehen kann!“ Mein Magen verkrampfte sich schrecklich und einen Moment fühlte ich mich so, als würde ich gleich in Ohnmacht fallen oder mich übergeben. „Nein, was für eine nette Idee“, lächelte Tea. „Yugi, das müssen wir machen.“ „Unbedingt!“ „Ich wandere aus! Ich wandere aus“, schoss er mir durch den Kopf. Langsam aber sicher war mir meine eigene Firma egal. Alles war langsam egal. Und ich fragte mich, ob es das wert war. Doch ehe ich mich für eine sarkastische Beleidigung bereitmachen konnte, hatte mich Joey schon angeschoben und jeder suchte sich eine Maske mit passendem Umhang. Da ich der Letzte war bekam ich, was mir die Anderen netterweise hinterlassen hatten. Yugi, der ja als Pharao der Truppe selbstredend den Vortritt bekommen hatte, hatte sich eine Fischmaske herausgesucht. Joey, der ganz stolz auf sein Krakenkostüm war, stand direkt neben Duke, dem Seestern und Tristan, dem Delfin. Bakura hatte sich für ein Seepferdchen entschieden, während Tea sich als Meerjungfrau offenbar wohlfühlte. Und ich? „Komm schon Kaiba“, drängelte mich Joey lachend. „Du willst doch deinem Kostüm nicht alle Ehre machen, oder?“ Die anderen lachte, während ich versuchte eine grinsende Grimasse zu ziehen. Hass stieg in mir auf. Wie konnte das nur passieren? Warum nur stand ich, Seto Kaiba, nun da im Fun for kids in einem Schildkrötenkostüm? Endlich war das verdammte Bild geschossen und die Kostüme abgelegt. „Und nun kann der Spaß erst richtig beginnen!“, schrie Joey so laut, dass sich alle Leute, die noch wegen der Karte Schlange standen, umdrehten. Wieder wünschte ich mir nichts sehnlicher als in der Lage zu sein, mich unsichtbar machen zu können, doch vergebens. In der Kabine angekommen hatte ich wenigstens für einen Moment beim Umziehen Ruhe für mich. Nebenan konnte ich die Stimmen der anderen (außer Tea natürlich, die ja in der Mädchenumkleide war) vernehmen, die sich über ihre Badehosen unterhielten. Ich verdrehte genervt die Augen, was ja niemand sehen konnte und mich veranlasste, dies während meines gesamten Aufenthaltes in der Jungenkabine zu tun, einfach nur, weil es ein Zeichen von Freiheit war. Leider war ich dann irgendwann fertig und musste so die Kabine verlassen. Die anderen waren schon fertig und gibbelte an den Schränken. Es war ein seltsames Gefühl, seine Feinde in Badehosen zu sehen, och seltsamer war es allerdings vor ihnen mit nacktem Oberkörper zu stehen, ohne meine schützenden Umhänge oder den langen Hosen. Schamesröte stieg in mir auf, aber anscheinend hatte dies keiner der anderen Trottel bemerkt. So ging ich zu einem der noch offenen Schränke und verstaute meine feinsäuberlich gefaltetes „Gepäck“ in seinem Inneren, wobei ich meinem schönen, weißen, langen Umhang einen traurigen Blick zuwarf. „Da bist du ja endlich“, sagte Joey, der die ganze Zeit in seiner grünen Badehose herumhüpfte wie ein Frosch auf Droge. „Können wir dann?“, fragte ich, wobei es mir Gott sei Dank in letzter Sekunde gelang, den gelangweilten Tonfall in einen gespannten umzuändern. Zustimmendes Gemurmel brach an und so gingen wir voller „Erwartung“ zu dem spaßigen Teil des Nachmittags. Tea, die in einen sehr knappen, rosa Bikini gehüllt war, wartete bereits auf einer Bank vor dem Becken. Die anderen schienen für einen Moment etwas sprachlos, während ich die Augenbrauen anhob und mich innerlich fragte, warum ich mir so einen Anblick antat. Tea grinste und kam auf uns zu. „So! Dann lasst uns mal!“, strahlte sie. „Oh ja!“, riefen die anderen dann im Chor. „Juhu“, entfuhr es mir schwach, doch dies schien den anderen schon zu reichen. „Na? War das ne tolle Idee oder was?“, fragte Joey stolz in die Runde. Yugi nickte Joey lächelnd zu. Ich sah mich um und erkannte mehre Kleinstbecken, ein paar Blubberbäder, Unmengen an Rutschen und Wellenbäder. Als kleines Kind hätte ich mich sicher gefreut, wenn Gozaburu mich und Mokuba mal in so einem Schwimmbad hätte Spaß haben können, doch nun war ich doch wirklich zu alt dafür…….. und eigentlich sollten die es doch auch sein. „Ich habe eine gute Idee“, sagte Yugi. „Was dar wohl sein wird“, schoss es mir hitzig durch den Kopf. „Wollen wir vielleicht verstecken spielen?“ „Wie wäre es wenn wir uns trennen würden?“ Ich stutzte. Hatte das wirklich Yugi Muto, der Spinner, der jeden Tag die Wörter Freundschaft und Zusammenhalt überstrapazierte? „Wie meinst du das?“, fragt Duke. „Ich finde, dass wir alles ausprobieren, was gut ist, aber da wir uns hier nicht auskennen, sollten wir uns erst mal auf die vielen, schönen Bereiche aufteilen, damit wir in einer Stunde oder so die wirklich guten Sachen genießen können und dann natürlich zusammen.“ Eine ganze Stunde ohne Yugis Freunde? Gab es doch noch so etwas wie ein Paradies? Hatte Gott meine Hilferufe wirklich endlich vernommen, zum ersten Mal in diesem Jahr? „Oh, Yugi, das ist eine sooooo gute Idee“, schleimte sich Tea ein, auch wenn ich das erste mal überhaupt voll und ganz ihrer Meinung war. „Gut, dann teilen wir uns auf.“ „Ich möchte das Heißwasserbecken da drüben ausprobieren. Das steht mir zu, denn immerhin wollte ich ja auch zu den Thermalbädern, oder!“, bestand Tea. Also war das Thema doch noch nicht für sie gegessen. Duke blickte sich einen Moment um und erblickte dann ein Becken, in dem viele Menschen (besonders Mädchen) schwammen. „Ich denke, ich werde da drüben hingehen“, sagte er in einem Unschuldston, der mich nicht täuschen konnte. „Wellenbad!“, schrie Joey. „Ich möchte zu den Sprungbrettern“, meinte Yugi. „Ich wollte schon immer mal vom 3Meterbrett springen.“ Nur aufgrund meiner dank dieses Vorschlages aufgekommene Euphorie, ignorierte ich diese Bemerkung einfach, auch wenn es natürlich peinlich für einen 17Jährigen war, wenn er noch nie weiter gekommen war als bis zum 1Meterbrett. „Ich möchte gerne die berühmte Wasserbahn probieren“, kam es von Bakura. „Die soll der Hammer sein.“ Tristan sah enttäuscht aus. „Ich wollte doch eigentlich auf die Wasserbahn“, maulte er. „Oh!“ Bakura machte eine entschuldigende Miene. „Gut, dann geh du dahin. Ich gehe mir dann hier einfach die Delfinshow draußen ansehen und mir dann die Eisstände ansehen, ja?“ Tristan nickte begeistert. „Tja, Kaiba, dann musst du wohl oder übel zu letzten Aktivität gehen.“ Joey zeigte grinsend hinter mich. Das gute war, dass diese hundsgemeinen Sadisten mich nicht zwangen, ins Babybecken zu gehen, die Schlechte war, dass es nah dran war: Die Rutschen. Hier tummelten sich in der Tat viele kleine Kinder. Da ich keinen Drang verspürte zu rutschen, ließ ich mich einfach in das kleine, dazugehörige Becken fallen und versuchte mich zu entspannen. Das Wasser war extrem war, fast so als hätte eines dieser Bälger etwas im Wasser an Flüssigkeit verloren, aber ich versuchte, diesen ekligen Gedanken abzuschütteln. Ich schloss die Augen und dachte einfach an nichts. Wie lange ich Zeit hatte so zu entspannen, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass irgendwann diese Stimme mich dazu veranlasste, meine Augen zu öffnen. „Bruderherz!“ Für einen Moment fühlte ich mich angesprochen und sah zu der rufenden Gestalt auf der Rutsche auf, doch es war nicht Mokuba. Dennoch kam mir der kleine Junge bekannt vor. „Ich bin hier, Leon!“, kam es irgendwo von rechts. Diese Stimme, kalt wie Eiswasser, ließ mich erschaudern. Ich kannte sie. Langsam drehte ich den Kopf auf die rechte Seite hin und erblickte nicht weit von mir entfernt, im Wasser sitzend und in einer violetten Badehose jemanden, den ich nie wieder hatte sehen wollen. Erst hielt ich es nicht für möglich doch je näher ich mir diesen Typen ansah, desto klarer war es. Dieses schwule Auftritt, diese violetten Haare, dieses Grinsen und diese Art zu sitzen. Das konnte nur er sein. Ziegfried von Schroider. Der Ziegfried, der einst eines meiner Turniere hatte zerstören wollen in Zusammenarbeit mit seinem kleinen Bruder, dem Idiot, der nun hinunterrutschte und dabei lachte. Mir wurde schrecklich heiß. Wenn Ziegfried mich hier entdecken würde, wäre es aus mit meinem Ruf, da er ein Quatschmaul war, ein herablassender Besserwisser. Doch es kam so wie es eben kommen musste: Leon, der nun lachend im Wasser gelandet war, kam auf seinen Bruder zu und erblickte wohl oder übel nur ein bis zwei Meter von ihm entfernt, mich. „Seto Kaiba?“, fragte er. Ziegfried fing an zu lachen, sein kaltes Lachen. „Leon, hör auf zu scherzen“, sagte er dann streng. „Ich bin nicht hier um über diesen Trottel nachzudenken.“ Leon schien nie nun vollkommen verwirrt und blickte immer wieder von seinem Bruder zu mir und wieder zurück. Ziegfried, der mich offenbar bisher noch nicht bemerkt hatte, war nun offenkundig besorgt. Langsam kam ich mir vor wie ein Truthahn kurz vor Weihnachten, kurz vor dem Verspeisen. Ich saß hier in der Falle umgeben von einem kleinen, Märchen liebenden Baby und seinem zynischen, fleischfressenden Bruder, der nur darauf wartete zuzuschnappen. Endlich wandte Ziegfried den Kopf nach links und erblickte mich, trotz meines Versuches möglichst weit mit dem Kopf hinabzugehen. Seine Kinnlade klappte auf, was ihm das Aussehen eines Goldfischs vermittelte, den man aus seinem Wasserreich gefischt hatte. Er schien nicht in der Lage zu sprechen, was selten bei ihm zu sehen war, wenn nicht einzigartig war. Leon fasste sich als Erste. „Das…. Ist ja eine………… Überraschung“, sagte er angespannt. Ziegfried sah mich immer noch dümmlich an. „Tja“, sagte ich in die Stille hinein, da mir nichts weiter einfiel. „Überraschung, ja, richtig. Und? Was macht ihr so? Wieder dabei in fremde Systeme einzudringen?“ Nun fiel Leons Kinnlade hinab, während Ziegfried offenbar bemerkt hatte, dass sein Gesichtsausdruck für diesen Anlass nicht geeignet war. „Momentan haben wir noch keinen Betrieb gefunden, der so ein leicht zu knackendes System aufwies wie deine Firma, leider“, versuchte er es mit seinem spöttischen Ton und dem überlegenden Ausdruck, den ich so hasste. „Dann seit ihr wohl arbeitslos?“, erwiderte ich ungerührt von seiner Bemerkung. Ziegfried lachte. „Du warst schon immer ein Witzbold der Extraklasse“, sagte er aalglatt. „Ein Witzbold, der dich besiegt hat.“ Ziegfrieds Augen verengten sich. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte er giftig und angriffslustig. „Erfindest du ein neues Unterwasserspielchen?“ „Genau, was willst du hier?“, wollte auch Leon wissen. „Spionierst du uns etwas nach?“ Ich hob die Augenbrauen. „Warum sollte ich so etwas Nutzloses tun?“ „Eine Frage beantwortet man nicht mit einer Gegenfrage.“ „Schon aber es heißt doch auch Ladies first, oder?“, knurrte ich. Dennoch tat es gut, jemanden wieder so richtig auf die Palme zu bringen, auch wenn es nur Ziegfried und sein nutzloser Bruder war. „Du wirst doch nicht etwa deine Freizeit nur aus Spaß im Fun for kids vergeuden, oder?“ „Und du?“ „Wo ist eigentlich dein kleiner Bruder?“ Ich merkte, dass er versuchte meinen Fragen auszuweichen, was wohl hieß, dass er wirklich nur einen schönen Nachmittag mit seinem kleinen Bruder verbringen wollte. „KAIBA!“ Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Nein, nicht jetzt! „Die Zeit ist um, mein Freund!“ Das war Joeys Stimme. Ziegfried wandte sich um und hatte nun Joey und Yugis Freunde ins Visier genommen. „Was zum?“, stieß er hervor und vergas völlig dabei herablassend zu klingen. Yugi und seine Freunde hatte uns nun erreicht und Ziegfried erkannt. „Ihr?“, stieß Joey hervor, der damals gegen Ziegfried verloren hatte. „Ihr?“, stammelte Leon. „Was wird das hier?“, schrie Ziegfried urplötzlich. Offenbar hatte ihn die Panik gepackt. „Was wird hier gespielt?!“ Er schien völlig von der Rolle. Anscheinend dachte er tatsächlich, dass er von all seinen Feinden verfolgt werden würde und in diesem Fall konnte ich es ihm nicht übel nehmen. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich auch ein Herzinfarkt bekommen wenn Yugi mir im Schwimmbad begegnet wäre. Ziegfried war aufgestanden und sah immer wieder in die unsicheren, erschrockenen Gesichter. „Wir sind nur hier um zu schwimmen“, versuchte Bakura schließlich zu erklären. Diese Antwort schien Ziegfried den Rest zu geben. Er atmete hektisch. „Ihr seid mit Kaiba hier zum schwimmen?“ „Nun… ja“, sagte Duke. „Ihr seid mit Kaiba hier zum schwimmen?“ „Ja doch“, sagte Joey etwas gereizter. „Unter Freunden ist das doch wohl erlaubt.“ „Freunden?“ Ziegfried wankte leicht und ließ sich wieder ins Wasser fallen. Leon kam besorgt zu ihm hin. „Ihr wollt mir ernsthaft weismachen, dass IHR mit KAIBA befreundet seid?“, rief er und es schien so als würde ihn das seine letzte gesammelte Kraft kosten. Die anderen nickten zustimmend und ich zuckte die Achseln. Der Rest des Tages verlief weiterhin seltsam ab: Bakura, der sich offenbar Sorgen um Ziegfrieds gesundheitlichen Zustand machte, lud ihn und seinen Bruder zum Eis ein. Ziegfried hatte sich offenbar langsam gefangen und hatte auch seine Stimme gefunden und so fragte er, wie das passieren konnte. So wurde die ganze Geschichte erzählt, die Ziegfried und Leon offenbar faszinierte und teilweise auch zum lachen brachte, während ich bei manchen Stellen rot anlief. Die Verabschiedung erfolgte er abends als wir alle das Schwimmbad verließen. Ziegfried und Leon stiegen in einer ihrer Limosinen und wir stiegen in den Bus. Ich sah der Limosine noch lange hinterher und fühlte das erste mal überhaupt, etwas erlebt, was mir nicht zuwider war. Irgendwie hatte Ziegfried zu verstehen gegeben, dass er Respekt vor mir hatte, weil ich es mit denen aushielt und wahrscheinlich verstand er jetzt besser, warum ich immer so mies gelaunt war. Anscheinend gibt es doch kleine Wunder, auch wenn sie nicht zu häufig geschehen sollten. Kapitel 15: Das nasse Rennen ---------------------------- Das nasse Rennen „Du sollst beide Paddel benutzen, Joey!“ Ich verdrehte genervt die Augen. Es war Ende Juni. Der letzte Punkt der Funliste im Juni war also somit erreicht: Boot fahren. Während Tea und Joey sich laut darüber stritten, wie unsere Kanu zu fahren war, versuchte ich mich auf die herrliche Sonne zu konzentrieren, die heute besonders dominant war und direkt auf unsere drei Boote schien. Heute waren wir zu zehnt, also eine etwas größere Gruppe als sonst. Zwei Boote beinhalteten 3, das letzte Boot 4 Personen. Yugi und seine Freunde hatten es einfach nicht lassen können und hatten in ihren gesamten, behinderten Freundeskreisen gefragt, ob noch jemand Zeit für eine lustige Bootstour hatte. So bestand unsere Truppe nun nicht nur aus mir, Yugi, dem dämlichen Dauergrinser, Wheeler, der Knalltüte, Tristan, der Schnarchnase, Duke, dem Weiberheld, Bakura, dem Dauerweichei und Tea, der hinterhältigen Schlange, nein! Sie hatten es sich einfach nicht nehmen lassen und auch Mai, Wheelers kleine Schwester und meinen armen, kleinen Bruder zu diesem Erlebnis eingeladen. Da saßen wir also und trieben auf irgendeinem stinklangweiligen See und taten nichts weiter als im Kreis zu fahren. Wieder kippte unser Kanu leicht nach links, da Wheeler, trotz Teas mindestens 700. Einwand, immer noch nicht verstanden hatte, beide Paddel zu benutzen. So lehnte ich mich seufzend erneut nach rechts um das Gleichgewicht in unserem Boot wieder einzuleiten. Ich hatte mir ein Buch mitgenommen und mich komplett mit Sonnencreme eingerieben, damit ich mich schön sonnen konnte: Wenigstens eine positive Sache an diesem Tag, denn sonnen war genau das, was meine blasse Haut brauchte. Yugi, der leider ebenfalls mit mir an „Bord“ saß, versuchte mal wieder Tea und Joey zu beruhigen, in dem er von dem ach so wunderbaren Wetter schwärmte, allerdings in einem nicht allzu lauten, überzeugenden Ton. Aus den Augenwinkeln konnte ich die anderen beiden Boote erkennen: Boot 1 war ein schlichtes Paddelboot, in dem mein bemitleidenswerter Bruder mit den beiden Streithähnen Tristan und Duke saß. Das andere Frauenboot war ein Tretboot: Ich konnte Mai und Serenity sehen, die die Sonne offenbar genauso genossen wie ich und auch den schwitzenden Bakura, der als Einziger, so sah es aus, in die Pedalen trat. Dafür, dass diese Idee hier von Yugi stammte, fand ich sie gar nicht so unerträglich. Wieder ließ ich meinen Blick in mein Horrorbuch schweifen und versank wieder in der schönen, friedliche Welt, der Wahnsinnigen und Mördern, die zwar krank waren, aber nicht so wie Yugis Freunde. „Du bist es also!“, kreischte Lisbeth und sank blutend und mit letzter Kraft keuchend zu Boden. Der vermummte Mann lachte laut und gehässig auf, während er Lisbeths Blut, welches aus ihrer großen Kopfwunde drang, von ihrer Stirn lutschte. „Aber warum? Warum nur?“ Tränen bedeckten das schmale, schmerzverzerrte Gesicht der 20 jährigen Frau. Der Mann antwortete nicht. Er stand schweigend auf. Erneut sprossen ihm schwarze, verzerrte Flügel aus dem Rücken, während er aufschrie, so unerträglich laut und voller Schmerz. Platsch! Ein nervtötendes Geräusch riss mich wieder zurück in die andere Welt von Yugi und den anderen Bestien. „Was war das?“, fragte Tea. „Keine Ahnung“, kam es von Yugi, der die Schultern zuckte. „Wo sind die anderen Boote?“ Nun wandte selbst ich mich um. Kaum zu glauben aber war: Joey Wheeler hatte eine berechtigte Frage gestellt. Die anderen beiden Boote waren wie vom Erdboden verschwunden. „Mokuba!“, schoss es mir durch den Kopf. Mokuba alleine mit Tristan und Duke? Ein schreckliches Gefühl stieg in mir hoch während ich mein Buch „Der Todesengel Tokios“ behutsam in meinen Rucksack packte. „Das ist wie in Fluch der Karibik“, sagte Joey plötzlich sehr ernst. „Fluch der Karibik?“, fragte Tea. „Du meinst diesen brutalen Piratenfilm?“ „Brutaler Piratenfilm?“, dachte ich belustigt und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Gardner hatte ja keine Ahnung von brutalen Filmen, wenn sie schon diesen Disneyfilm als brutal abstempelte. „Die anderen…. Sind.. sind“, stotterte Joey, der in der Zwischenzeit kreidebleich geworden war. „Was sind sie?“, hauchten Tea und Yugi, die nun nicht minder beunruhigt schienen. „Sie sind vom Kraken verschlungen worden!“ Einen Moment herrschte eine vollkommene Stille, dann folgten drei völlig unterschiedliche Reaktionen: Yugi fing an, theatralisch ein und aus zu atmen, als stände er vor einem Herzstillstand, Tea schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund und ich konnte es mir nicht verkneifen und prustete laut und vernehmlich los. Joey sah mich beleidigt an. „Was ist so witzig?“ Doch ich konnte mich nicht mehr einkriegen: Das erste Mal in meinem gesamten Leben hatte ich einen Lachanfall. Ich konnte nicht mehr! Wie konnte man nur so dämlich sein und ernsthaft denken, dass in diesem Minisee, der vielleicht wenn es hochkam 3m tief war, ein gefährliches 10m Ungetüm war, nur um die anderen Idioten in die Tiefe zu ziehen? Da tat mir ja selbst der Kraken Leid. Die Blicke der anderen hatten sich in der Zwischenzeit geändert: Sie wirkten nicht mehr beleidigt, sonder ernsthaft besorgt. „Hat ihn irgendetwas gestochen?“, fragte Yugi. „Vielleicht irgendein tropisches Insekt?“ Tea zuckte die Achseln und blickte panisch von Yugi zu Joey, als erwarte sie, sie könnten mich sofort heilen. „Vielleicht hat er einen Sonnenstich?“ Mein Lachen wurde noch lauter und langsam tat mir mein Zwerchfell extrem weh. „Wir brauchen dringend Hilfe!“ Yugi versuchte nun mit den Armen ans 6m entfernet Ufer zu paddeln, als sich plötzlich, vollkommen unerwartet das Boot bewegte, sich umdrehte und….. Plasch! Das Boot war umgekippt und seine Passagiere, samt meiner Person, waren im kalten, grünlichen Wasser gelandet. Einen Moment fühlte ich mich so als hätte man mir einen Schlag verpasst, dann spürte ich das eiskalte, Algenwasser, was nun, da ich sehr laut gelacht hatte, in meinen Mund eindrang. Mein teurer Umhang saugte sich mit Wasser voll und drückte mich ein wenig in die Tiefe und ich konnte erkennen, wie mein Rucksack, in dem sich mein Buch befand auf dem Grund sank. Prustend und kleine Wasserschnecken ausspuckend tauchte ich auf. Meine Haare waren voller Algen und ein paar Wasserläufer hüpften auf meiner Nase. Yugi hatte sich krampfhaft am umgedrehten Boot festgeklammert und kreischte wie ein Mädchen. Tea war genau wie ich aufgetaucht und sah angewidert an ihrem grünen mit Algen übersäten Körper hinab und Joey war ans Ufer gelangt und zog sich seine Turnschuhe aus, um das Wasser, das sich offenbar in ihnen gesammelt hatte, auszuschütten. Plötzlich erschallte ein Lachen hinter mir. Ich wandte mich im Wasser strampelnd um. Dort, hinter unserem Kanu war ein weiteres Boot. In diesem saßen vier blöd grinsende Jungen so um die 14 Jahre alt und gackerten. Ich begriff: Anscheinend hatten diese Fruchtzwerge unsere Kanu gekentert. „Hey!“, schrie Tea, die rasend vor Zorn wirkte (ich denke mal, weil sie sauer war, weil ihr neuer, weißer Rock, mit dem sie vor der Bootstour so angegeben hatte, vollkommen grün war) „Habt ihr sie noch alle?!!! Seid ihr vollkommen bescheuert?!“ Die vier Jungs lachten noch lauter, was Tea noch aggressiver machte. „Wo sind denn eure Mammis, häh?! Seid ihr aus dem Kindergarten ausgebüchst?!“ Auch in mir stieg Zorn auf. Wie konnten es diese kleinen, behinderten, vollkommen durchgeknallten, schadenfreudigen, minderbemittelten Kleinkinder nur wagen und mich, Seto Kaiba, in so eine peinliche Situation versetzen? „Na? Habt ihr Schiss bekommen?“, rief der kleinste der vier Jungen, der rote Haare hatte. „Wir sind der Kraken!“ Die anderen drei lachten, während sich in mir die Frage breitmachte, ob ich tatsächlich auch mal an solchen Spielereien Spaß gehabt hatte. „Huhu!!! Wir sind der Kraken und wollen euch töten.“ Tea schrie total hysterisch auf, woraufhin Yugi erschrocken das Boot losließ und so auch im Wasser landete. Joey hatte sich unterdessen vorgenommen, die Jungen mit Steinen vom Flussufer zu bewerfen. Diese Aktion ließ ein breites, wenn auch zugegebener Maßen gehässiges, Lächeln auf mein algenübersätes Gesicht treten. In meinem Kopf hatte sich nämlich gerade eine Art Gleichung festgesetzt: Gut, ich konnte Yugi und seinen Freunden, nichts antun…. Das war der Deal mit Pegasus, oder nicht? Aber wenn ich Yugi und seinen Freunden nichts antun konnte, dann galt das doch nicht für Yugis Feinde, oder? Dann könnte man es doch so drehen, dass ich Yugi und Co nur schützen wollte, oder? Allein von diesem Gedanken angetrieben, tauchte ich unter in die grünen Massen und schwamm auf das Boot des Feindes zu. Da ich mit dem Kopf unter Wasser war, konnte ich natürlich nicht hören, wie die vier Clowns oben reagierten, doch hoffte ich, dass sie meine Aktion nicht bemerkt hatten weil sie mit Joeys Steinwurfattentat beschäftig waren. So lautlos wie möglich tauchte ich hinter dem Boot auf und zückte mein Schlüsselbund, welcher in meiner Hosentasche gewesen war. So fest wie nur möglich ließ ich meinen spitzesten Schlüssel in das Gummiboot hereinsausen. Das Geräusch von ausströmender Luft ließ mich wieder gehässig lachen während die Jungs aufschrien und sich an ihrem immer kleiner werdenden Boot festklammerten. Schlichtweg ein erniedrigender, äußerst befriedigender Anblick. „Na? Habt ihr Schiss bekommen?“, äffte ich in meinem gehässigsten Tonfall die nun strampelnden, im Wasser versinkenden Jungs nach. „Ich bin der weiße Hai!“ In diesem Moment reagierten meine drei angeblichen Freunde auf der anderen Seite des Geschehens wieder sehr unterschiedlich. „Kaiba! Nein, lass dich nicht provozieren! Das ist es nicht wert!“, rief Yugi, der sehr entsetzt aussah. „Gut so, Kaiba! Gib es ihnen“, jubilierte Tea strahlend. „Weißer Hai! Weißer Hai!“, kam es von Joey, der begeistert klatschte und machte allmählich eine Hymne aus diesem Schlachtruf. Und das erste Mal seit Anfang dieses Jahres fühlte ich mich so als hätte ich was Richtiges getan. Endlich war die Minititanik untergegangen und so auch seine Passagiere. Prustend und giftig guckend sahen sie mich an. „Hey, Opa! Was sollte das denn?“, rief ein besonders bepickelter Junge unter ihnen. Auch die anderen protestierten. Grinsend baute ich mich zu meiner ganzen Größe auf, sodass die Jungs mir bis zum Bauchnabel reichten. Schon sahen die Jungen etwas unsicherer aus. Ich beugte mich langsam zu ihnen herunter. „Hört mal zu, ihr Schlümpfe“, sagte ich so kalt wie möglich und mir wurde sofort klar, wie sehr mir dieser Tonfall gefehlt hatte. „Der Opa wird langsam etwas gereizt, versteht ihr? Und ich befürchte, das kann in einem Massaker enden. Wenn ihr nicht wissen solltet, was das ist, was nicht ungewöhnlich für unterbelichtete Babys ist, gebe ich euch einen Tipp: Es hat was mit viel roter Farbe zu tun und es wird euch sicherlich nicht gefallen!“ In der Zwischenzeit waren meine drei Gefährten auch zum Geschehen hingeschwommen. „Ich sag es ja immer wieder: Die Kleinsten sind die Schlimmsten“, sagte Tea. „Gut gemacht, Kaiba!“ „Danke.“ Ich schluckte. Was hatte ich da gerade gesagt? Danke? Wusste ich denn überhaupt, was dieses Wort bedeutete? Niemals zuvor hatte ich dieses Wort in den Mund genommen. Niemals! Doch anscheinend hatten die anderen es gar nicht registriert, oder doch? Joey hatte sich nun einen der Jungen am Kragen gepackt und schüttelte ihn. „Na? Wer ist jetzt der Doofe?“ „Lass mich runter, du dicker Kerl!“, jammerte der Junge, der krampfhaft versuchte, eine gelassene Miene aufzusetzen. „Was sagst du da?!“ „Wahrscheinlich haben die kleinen Rotznasen auch unsere anderen Freunde gekentert“, zischte Tea angewidert, während sie versuchte Algen aus ihren Haaren zu bekommen. „Ich weiß nicht“, meldete sich Yugi zu Wort. „Hätten wir das nicht gehört?“ „Sagt schon, was ihr wisst!“, schrie Joey und schüttelte den Jungen noch heftiger. „Wir haben keine anderen Opis hier gesehen!“ „Nennt uns nicht Opis!“ „Ruhe jetzt!“, rief Yugi plötzlich für seine Verhältnisse laut. „So kommen wir nicht weiter! Lasst uns einen guten Weg finden, mit dem alle hier zufrieden sind.“ Ich bezweifelte zwar, dass es in diesem Fall so einen Weg gab, da ich diese Blagen am liebsten verdreschen würde, doch ich nickte trotzdem. „Und wie sieht das aus?“ „Ich hab eine Idee“, meldete sich der Rothaarige wieder zu Wort. „Wir werden euch besiegen!“ „Besiegen? Wie meinst du das denn schon wieder?“, fragte Tea, etwas irritiert. „Lasst uns ein Bootrennen machen! Der Verlierer muss dann den anderen jämmerlich um Vergebung bitten.“ „Dazu bräuchte man aber erst einmal zwei vernünftige Boote, du Flachbirne!“, unterbrach ich seinen Gedankengang. „Oh, ja….. stimmt….“ „Außerdem ist das total lächerlich, dass…“, begann ich. „Dass wir ein Bootsrennen mitmachen sollten, stimmt, Kaiba!“, rief Joey. „Ein Wettschwimmen wäre viel spannender!“ Entsetzt sah ich ihn an. Schwimmen? Schon wieder schwimmen? „Eine gute Idee, mein Freund“, sagte Yugi stolz. „Okay, also ein Rennen! Aber wir sind einer zu wenig.“ „No problem: Benni macht den Schiedsrichter“, rief ein Junge mit langen, schwarzen Haaren, woraufhin Benni, ein kleiner Gartenzwerg mit Brille und Zahnspange eifrig nickte. „Jeder startet einmal. Es gibt also vier Runden! Außer natürlich es kommt zu einem Unentschieden! Dann gibt es eine Rückrunde! Alles klar?“, fing der kleine Benni lispelnd an. „Gut! Dann beratet euch erst einmal!“ Joey drehte sich sofort zu uns um. „Gut, wie machen wir es.“ „Ladys first“, sagte Yugi. „Na gut, also Tea als Erste, dann Kaiba, Yugi und dann ich.“ „Warum du zuletzt?“, wollte ich wissen. Joey grinste. „Das Beste kommt zum Schluss“, verkündete er, woraufhin wir anderen die Augen verdrehten. Wheeler war eben doch eben nur so schlau wie ein kaputter Karton auf der Müllhalde. „Gut, dann machen wir es halt so“, sagte ich schließlich. Gesagt getan. „Als erstes starten die Oma und Lee“, verkündete Benni, der sich sehr wichtig vorzukommen schien. Tea sah ihn daraufhin sehr finster an, während wir anderen alle am Ufer standen und warteten. „Tea schafft das schon“, meinte Joey selbstsicher in meine Richtung. „Sie war doch mal im Schwimmverein, oder Yugi.“ „Ich glaub da war sie im Kindergarten, oder?“ „Auf die Plätze- Fertig! Los!“ Und los ging es. Ich konnte erkennen, dass der Junge mit den langen schwarzen Haare, anscheinend hieß er Lee, einige Probleme mit dem Start hatte, im Gegensatz zu Tea, die von ihrer Wut angetrieben Höchstformen erreichen zu schien. Wie eine Dampfwalze raste sie in einem Höllentempo die Strecke entlang und niemand wunderte es recht, dass sie es war, die gewann. Joey und Yugi neben mir rasteten beinahe aus, während ich mich bereitmachte gegen den rothaarigen, vorlauten Frechdachs anzutreten. „Okay! Als nächstes treten gegeneinander an: Bill gegen den anderen, großen Opa.“ Langsam fragte ich mich, ob diese kleinen Blagen noch andere Wörter in ihrem Vokabular vorzuweisen hatten als Opa, Oma, Opis und Omis. „Auf die Plätze- Fertig und..“ Der kleine Rothaarige war schon bei fertig losgeschwommen, doch der Schiedsrichter hatte dies anscheinend einfach übersehen. „Jetzt kannst du was erleben!“, schrie ich ihm hinterher während Joey wieder mir seinem weißen Hai Geschrei begann, was immer wieder wiederholt wurde. Der Kleine hatte zwar einen Vorsprung, doch allzu schnell war er nicht. So schnell war ich definitiv noch nie geschwommen… eigentlich war ich nie gerne geschwommen doch nun war mir das egal. Hier ging es um meine Ehre. Niemals würde ich gegen dieses Kindergartenkind verlieren! Endlich war ich in seiner Reichweite und zog langsam an ihm vorbei. Nun war ich an der Reihe unfair zu sein. Mit einem angeblichen Schwimmzug drückte ich die kleine Bestie unter Wasser. Der Junge, der damit offenbar nicht gerechnet hatte, prustete laut und wurde langsamer. „Kaiba hat gewonnen!“, schrien meine drei Anhängsel. „2:0 für uns!“ „Hattet ihr was anderes erwartet?“, rief ich, während sie mir zuapplaudierten. Yugi allerdings verlor jämmerlich. Anscheinend war er nicht gerade der begabteste Schwimmer, doch immerhin führten wir noch, doch leider war es ja Wheeler, der das letzte Rennen bestreiten musste und es kam, wie es kommen musste: Der kleine Junge, der mit Wheeler gestartet war, hielt offenbar nicht viel von Regeln und schleuderte Joey gleich zu Beginn eine Hand voll Sand ins Gesicht. Joey schrie auf vor Schmerz, da ihn offenbar auch Steine, die sich wohl im Sand befanden hatten, getroffen hatten. Langsam stieg schrecklicher Zorn in mir hoch… auch wenn ich nicht wusste, warum. Normalerweise würde ich mich doch freuen, wenn es Wheeler schlecht ging, doch warum tat ich das nicht? 2:2 „Unentschieden!“, johlten die Jungs im Chor und lachten laut auf. „Sorry“, jammerte Joey, dem die Nase blutete. „Kein Problem“, sagte Yugi und klopfte seinem deprimierten Freund auf die Schulter. „Das wird schon wieder“, meinte auch Tea. „Das letzte Rennen entscheidet!“ „Wir entscheiden, wer antritt“, sagte Bill sofort und sah sehr stolz mit sich aus. „Benni tritt an, weil er noch nicht da war und zwar gegen den kleinen Pyramidenschädel!“ Er meinte Yugi…. Wir waren verloren. „Yugi, wir stehen hinter dir!“, riefen Tea und Joey sofort. Anscheinend waren sie solche Texte schon gewohnt… ich jedoch nicht. Ich nickte Yugi nur zu, der wie ein begossener Pudel zurück ins Wasser ging und sich zu Benni gesellte. „Das war´s“, dachte ich und senkte den Kopf. Tea und Joey waren da mal wieder optimistischer und fingen an zu singen und zu klatschen. Mut hatten sie ja… Doch ich bezweifelte, ob das hier etwas bringen würde. Die kleinen Scheißer schienen hingegen sehr optimistisch gestimmt…. Na ja…. Sie hatten ja auch Muto als ihren Gegner gewählt… Der Anblick dieser schadenfrohen Monster machte mich noch rasender. Wir konnten doch nicht gegen diese Schlappschwänze aus dem Miniclub verlieren. Das durfte nicht sein! Aber was konnte ich denn dagegen unternehmen? Gar nichts! Aber ich durfte nicht verlieren! Verlieren war vielleicht Wheelers Hobby aber ich war immerhin immer noch Seto Kaiba, der geniale Spieler! Man durfte mich nicht noch mehr erniedrigen. „Was meinst du? Willst du Yugi helfen?“, hörte ich eine Stimme in mir leise flüsternd. „Du willst Yugi helfen?“ „Nein, ich will nur nicht verlieren!“ „Aber wie willst du das schaffen?“ „Ich weiß nicht!“ „Du solltest Yugi vertrauen.“ „Niemals werde ich dem vertrauen!“ „So kommst du hier nicht weiter!“ „Was soll ich denn tun?“ „Sei für ihn da, als Freund.“ „Du hast sie ja nicht mehr alle! Was für ein Gewissen bist du eigentlich?!“ „Kaiba? Ist alles in Ordnung?“, fragte Joey besorgt, woraufhin ich zusammenzuckte. Hatte ich etwa laut mit mir geredet. „Ja… mir geht’s gut“, antwortete ich etwas verschreckt. „Yugi! Komm! Du schaffst das noch!“, brüllte Tea. Nun war ich definitiv wieder wach. Hatte ich etwa tatsächlich Selbstgespräche geführt? Ich wurde tatsächlich verrückt. Yugi unterdessen war weit hinter dem gackernden Benni, der seinen Kollegen immer wieder blöd zugrinste. „Wo ist eigentlich Yugis Glücksbringer?“, fiel mir plötzlich auf. „Glücksbringer?“ „Ja, ihr wisst schon… dieses Pyramidenvieh mit dem Glubschauge drauf.“ „Meinst du das Millenniumspuzzle?“, fragte Tea nach einer kurzen Bedenkzeit. „Genau. Das trägt er doch wahrscheinlich unter der Dusche. Also, wo ist es?“ „Sie haben es ihm vor der letzten Runde abgenommen“, sagte Joey traurig. „Warum das denn?“ „Sie meinten wohl es wäre zu schwer“, seufzte Tea. „Schade… jetzt kann der Pharao Yugi auch nicht mehr beistehen.“ Ich verdrehte die Augen. Da war wieder diese sinnlose Diskussion, ob Leute in goldenen Gegenständen leben konnten oder nicht. Ich war das so Leid. Benni war schon auf dem Weg zum Ziel, während Yugi, der anscheinend schon auf gegeben hatte, hilflos im Wasser trieb. Ich biss mir auf die Lippen, während wieder eine Diskussion mit meinem Gewissen in meinem Kopf entbrannte. „Du musst was tun.“ „Danke für den Tipp, Einstein, aber was?“ „Du kennst doch Yugi. Du weißt genau, was er braucht.“ „Seine Mami meinst du? Tut mir Leid, da kann ich nicht dienen.“ „Überleg genau.“ „Er hat sein Puzzle nicht um den Hals.“ „Denk doch an dein Duell mit Dartz zurück, Kaiba.“ Das Duell mit Dartz? Damals hatten Yugi und ich gegen diesen Atlantisopi gekämpft und wir hatten gewonnen. „War es wirklich so?“ „Ja, das haben wir.“ „Nein, Yugi hat gewonnen, Kaiba. Yugi war es! Du hattest deine Seele eingebüßt!“ „Stell mich nicht wieder so wertlos da! Ohne mich hätte es Muto nie geschafft! Ich habe seine Lebenspunkte noch erhöht!“ „Eben, Kaiba. Eben!“ Und der Groschen fiel. Ich wusste nun, was zu tun war. Ich wusste, dass mich das einiges an Kraft kosten würde, aber Muto war nun mal so einfach gestrickt. Er brauchte nur eine kleine Hilfestellung. Doch musste ich DAS wirklich tun? Ja… ich wollte nicht verlieren. Nicht so jämmerlich. „YUGI!“, schrie ich so laut, dass Joey und Tea zusammenfuhren und mich entsetzt anstarrten. „YUGI! Du kannst jetzt nicht aufgeben!“ Yugi war angehalten und starrte dann zu mir auf. Auch Benni war stehengeblieben. „Du musst an dich glauben, wie du immer an das Herz der Karten geglaubt hast!“ Ich konnte es nicht fassen, was ich da für einen Müll erzählte. In meinem Hause waren diese Worte schon eine halbe Ewigkeit verboten. Warum tat ich das nur? „Glaub an dich… mein….. mein…!“ Ich kniff die Augen zusammen. Das konnte doch nicht so schwer sein! Es war doch nur ein verdammtes Wort, das noch fehlte. Sei stark, Seto! „Mein Freund!“ Die Worte waren gesprochen und eine Stille entstand, so schrecklich, dass man meinen konnte, dass man Wasserschnecken im Wasser atmen hören könnte. Mir war furchtbar übel und ich fühlte mich gleich 50 Jahre älter. Nie wieder könnte ich so weiterleben wie bisher. Dieser ekelige Satz war mir doch tatsächlich über meine Lippen gegangen. „Kaiba… das ist unglaublich“, stammelte Joey und plötzlich und riss mich so aus meinen Suizidgedanken. „Yugi gewinnt!“ Entsetzt starrte ich ihn an und dann gelangte mein Blick wie in Zeitlupe auf das Schlachtfeld. Tatsächlich! Tatsache! Das strampelnde Baby da ganz vorne war Yugi! Unerkennbar Yugi!! Yugi gewann! Mein Herz begann zu rasen. „Siehst du? Er hatte deine Unterstützung gebraucht!“ „Das war pures Glück, sonst nichts! Und nun hör auf mich zu nerven!“ „Starkes Rennen, Yugi!“, jubilierte Tea, während ich immer noch fasziniert am Ufer stand und Joey den kleinen Blagen die Zunge entgegenstreckte. „Danke. Aber Kaiba, ohne dich hätte ich es niemals geschafft!“ Yugi strahlte mich an und reichte mir die Hand. Einen Moment zögerte ich, doch immerhin hatte Yugi meine Ehre gerettet. „Kein Problem!“ Das folgende Theater war wirklich oskarverdächtig: Wie die kleinen Babys um Vergebung baten, wie Tea sie zwang, auf den Boden zu kriechen, wie Joey sie auslachte, mit mir zusammen und wie Yugi den Tag letztendlich doch noch gerettet hatte. All das war Wirklichkeit und doch zu schön um wahr zu sein. „Großer Bruder!“ Auf dem Weg aus dem Park schreckte ich zusammen. Das war doch die Stimme von- „SETOOOOO!“ Noch ehe ich reagieren konnte, war mir mein kleiner Bruder schon um den Hals gefallen und schloss mich in eine erdrückende Umarmung. „Mokuba?“, ächzte ich. „Wo kommt ihr denn her?“ Auch die anderen waren gekommen und standen um uns pitschnasse Meute herum. „Nein, wo kommt ihr denn her?“, fragte Mai und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir haben euch den ganzen Tag gesucht!“ „Na hör mal! Wer ist denn hier abgehauen?!“, schnaubte Joey. „Ähm.. das war meine Schuld“, stammelte Bakuras Stimme. „Ich musste auf die Toilette. Deswegen sind wir ans Ufer gegangen…. Wir haben es vergessen zu sagen… es war so dringend….. und…“ Betreten blickte er zu Boden. „Und warum ist dann auch das andere Boot verschwunden“, flüsterte ich Mokuba zu. „ Tristan und Duke dachten wohl, dass Bakura irgendwie jede Sekunde umkippen würde… das es ihm schlecht gehen würde… und deswegen sind wir ihnen dann gefolgt“, flüsterte Mokuba. „Aber sag mal Seto: Warum bist du denn so nass?“ Und er sah besorgt an meinem triefenden Umhang hinunter. „Ich war ne Runde schwimmen im Teich“, sagte ich knapp. „Erzähl dir später, ja? Lass uns jetzt gehen!“ Kapitel Ende Kapitel 16: Ein mörderischer Ausflug ------------------------------------ Ein mörderischer Ausflug „Insektenspray?“ „Hier, Seto!“ „Luftmatratze?“ „Ist eingepackt!“ „Gut. Ersatzluftmatratze?“ „Ebenfalls. Aber sag mal Seto, übertreibst du nicht etwas?“ „Zahnbürste? Zahnpasta? Hautcreme? Taschenlampe? Taschentücher? Batterien? Geld? Luftpumpe? Gurkenmaske? Ohrenstöpsel? Horrorgeschichten? Schreibzeug? Laptop? DuellMonsters-Karten? MP3-Player? Fliegenklatsche? Kissen? Ersatzkissen? Kaugummi? Baldrian?“ „Ja, alles da, großer Bruder“, sagte Mokuba, dem langsam der Schweiß über die Stirn rollte. „Kotztüten? Handschuhe? DuellDisk? Handy? Aufladegerät?“ „Ist alles da!“ „Okay, dann fehlen ja nur noch das Insektengitter, mein Schlafanzug und Wäsche zum wechseln.. oder habe ich noch etwas übersehen?“ Krampfhaft überlegte ich. „Seto, es ist doch nur ein Wochenende“, versuchte Mokuba mich zu beruhigen. „Mokuba, das ist nicht irgendein Wochenende“, unterbrach ich seine Beruhigungsversuche in einem barschen Tonfall. „Das ist ein Campingausflug! Campen wie die… die… die Pfadfinder!“ „Was ist denn daran so schlimm?“ „Was daran so schlimm ist? Ich habe so oft über die Pfadfinder hergezogen und nun?“ Mir standen in der Tat die schlimmsten 48 Stunden meines Lebens bevor. 48 Stunden nur mit Yugis gehirnamputierter Klicke in einem winzigen Zelt, voller Insekten, schnarchenden Grinsemonstern und einem harten Boden. „Aber du wolltest doch unbedingt mit Yugi campen, hast du selbst gesagt!“ Ich stutze einen Moment. Mir war wieder eingefallen, dass Mokuba ja gar nichts von meinen wahren Gedankengängen wissen durfte. Ich musste also mal wieder ein Ausweichmanöver starten. „Ja, klar, Mokuba, aber du weißt, wie ich zum Thema campen stehe. Es ist nicht mein Ding, aber in einer Freundschaft muss man eben auch mal die Wünsche der anderen respektieren.“ Was für ein Stuss das wieder war! Auch Mokuba machte für einen Moment große Augen, sagte aber nichts. Langsam war er ja nichts anderes mehr gewohnt. „Und? Wo geht ihr campen?“, fragte er stattdessen. „Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Teas Vater uns hinfährt.“ Wenigstens blieb mir so die peinliche Situation in einem Bus erspart, auch wenn ich nicht sonderlich scharf auf ein Treffen mit dem Mann war, der für Teas miserable Entwicklung verantwortlich war. Nicht zu fassen, was ich alles mitmachen musste! „Übrigens: Es hat gestern Abend jemand für dich angerufen“, sagte Mokuba nebenbei. „Ach ja? Wer denn? Roland?“ „Nein, irgendein Mädchen. Alice, oder so.“ Einen Moment musste ich überlegen, von wem mein kleiner Bruder da sprach, dann fiel mir das Mädchen aus dem Badeladen ein und mir stockte für einen Moment der Atem. „Und?“, fragte ich möglich lässig. „Was wollte sie?“ „Keine Ahnung.“ „Wie keine Ahnung? Du hast doch mit ihr gesprochen, oder nicht?“ „Ja, schon, aber ich halte mich an unseren Telefonkodex: Geschäftspartner von dir werden gebeten, später anzurufen, Freunde von dir und mir werden an unsere Zimmer weiter geleitet, Roland wird dazu gezwungen, wenn er über Probleme reden soll, persönlich vorbeizukommen. Fremde Männer werden direkt aufgelegt und fremde Frauen abgewimmelt. Bei Pegasus lassen wir das Band sprechen: Sie haben sich leider verwählt.“ Ich starrte meinen kleinen Bruder fassungslos an. Unseren Telefonkodex hatte ich wieder vollkommen vergessen und das, obwohl ich doch der Erfinder gewesen war. „Aber ich habe mir ihre Nummer notiert“, sagte Mokuba schließlich. „Sie bittet um Rückruf.“ „Ich denke drüber nach“, antwortete ich kalt. „Jetzt muss ich aber erst einmal fertig packen.“ Und ich stürmte die Treppen hoch, in mein Zimmer, schloss ab und griff nach dem Telefon. Dann suchte ich nach Mokubas Zettel mit der Nummer. Mokuba legte Nachrichten für mich in der Regel immer auf meinen Schreibtisch. Tatsächlich. Da lag der kleine, zusammengeknüllte Zettel. Einen Moment stutze ich. Was tat ich da eigentlich? Dieses Mädchen konnte mir doch vollkommen egal sein! Mädchen im Allgemeinen konnte mir doch egal sein! Wer brauchte denn schon das andere Geschlecht? … aber was hatte sie nur gewollt? „Ich werde sie anrufen“, beschloss ich. „Nur deswegen und nicht wegen irgendetwas anderem.“ So griff ich zum Hörer und wählte die Nummer. „Hallo? Hier Nancy Tanaka. Mit wem spreche ich?“ Nancy? Nein, ihr Name war doch Alice oder? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Hatte Mokuba die Nummer falsch aufgeschrieben oder hatte ich mich verwählt? „Hier spricht Seto Kaiba… ich wollt eigentlich mit Alice sprechen.“ „Oh.. Alice ist zurzeit nicht da. Kann ich was ausrichten?“ „Oh… nein.“ Ich legte auf und gab mir selbst eine Ohrfeige. Der Schmerz verflog zwar schnell, aber dennoch hatte ich mich zum Deppen gemacht. Meine Gespräche hatten ernst zu sein, kalt, überheblich und nicht eingeschüchtert. Ich durfte doch nicht zu Bakura mutieren!!! „Konzentrier dich du Vollidiot!“, ermahnte ich mich selbst. „Pack lieber deine sieben Sachen zusammen!“ In zwei Stunden würden ich und die anderen Idioten also losfahren zu einem mir unbekannten Campingplatz. Wildnis, keine Technologie, Gras, Bäume, Harz, Sternenglanz! Wie sehr ich das doch hasste. Nach einer langen Dusche schlüpfte ich in meinen neusten Umhang in blutrot in und passenden, hochglanzpolierten Schuhen. Ich sah sehr gut aus. „So geht’s doch“, dachte ich und grinste um mein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Nur 20 Minuten und Teas Vater würde wahrscheinlich hupend vor meiner Haustür stehen. Dieses Gefangenheitsgefühl verschwand einfach nicht. Was würde ich wohl unter gewöhnlichen Umständen an so einem Tag tun? Wahrscheinlich würde ich vor meinem Laptop hocken und mich mir dem Aktienkurs meiner Firma beschäftigen. Welch hinreißender Gedanke! Oder ein neues Spiel erfinden. Ein Turnier veranstalten, über Wheeler herziehen oder auch in meinen Jets durch die Luft sausen. Wie schön das doch wäre! Seufzend sah ich zum Himmel empor. Dort oben strahlte die Sonne, die immer alle so schön fanden. Dabei war sie doch nur ein glühendes, ätzendes, helles Bällchen da oben, so weit weg, dass man sie nicht mal für ihre permanenten Strahlen bestrafen konnte. „Seto!“ Das war Mokubas Stimme aus dem Erdgeschoss. „Was ist Mokuba? Ist Yugi schon da?“, fragte ich und sah meine Befürchtungen schon wahr werden. „Nein, es ist diese Alice. Sie ist am Apparat!“ Ich öffnete die Augen. Alice? „Einen Moment! Verbinde mich mal mit ihr!“ Schnell nahm ich den Hörer ab und schlug sofort einen kalten Ton an. „Ja. Seto Kaiba?“ „Mr. Kaiba? Hier ist Alice. Sie erinnern sich?“ „Düster“, sagte ich knapp. „Sie hatten mich schon einmal angerufen?“ „Ja, Sir, das ist richtig.“ „Also, was kann ich für Sie tun?“ Alice schien etwas unsicher geworden zu sein, denn einen Moment herrschte Stille. „Ich wollte mich revanchieren“, sagte sie dann schließlich. „Revanchieren?“ „Ja, Sir. Weil Sie mich doch nach Hause gefahren haben.“ „Ach das.“ „Wie kann ich das wieder gut machen?“, fragte sie. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“ „Ich will nicht, dass Sie einen so schlechten Eindruck von mir bekommen. Ich habe Sie vollkommen lächerlich gemacht und dann haben Sie mich auch noch nach Hause gefahren.“ „Was schlagen Sie also vor?“ „Nun… Sie besitzen ja alles, was man sich wünschen könnte. Deswegen dachte ich, dass ich Ihnen mal mein Heim zeigen könnte? Was halten Sie davon?“ Ihre letzten Worte wurden immer leiser, immer unsicherer, während ich mich immer mehr wunderte. Warum wollte ein Mädchen, MICH nach hause einladen? Die meisten Mädchen fürchteten sich ja sogar davor, mit mir im gleichen Klassenraum zu sitzen. „Nun?“ „Wann schlagen Sie dieses Treffen vor?“ „Dieses Wochenende?“ „Bedaure. Da habe ich ein… ein…. Ein Geschäftsausflug“, wich ich aus. „Wie schade.“ Man hörte eine deutliche Enttäuschung in ihrer Stimme. „Die nächste Woche bin ich nämlich verplant, wissen Sie?“ „Ich verstehe.“ „Kein Problem: Geben Sie mir doch einfach Ihre icq-Nummer.“ „Meine was?“ „Oh! Haben Sie kein icq? Bedauerlich. Na ja, ich melde mich dann einfach noch mal bei Ihnen. Auf wiedersehen!“ Und sie legte auf. Verwirrt starrte ich den Hörer an. Was war denn nur los mit mir? Was hatte mich das überhaupt zu interessieren, wenn ein kleines Gör ein schlechtes Gewissen mir gegenüber hatte? „Aber irgendwie war sie doch sehr…. Nein! Was denke ich denn da?!“ Ich rappelte mich abrupt auf. „Hör auf ein Weichei zu werden! Das bist du nicht!“ „Seto? Ist alles in Ordnung?“ Wieder war es Mokubas Stimme, die äußerst besorgt klang. „Ja, alles in Ordnung.“ „Yugi ist jetzt da!“ Ein Seufzer entfuhr mir. „Gut, sag ihm, ich bin gleich da! Ich habe nur noch kurz etwas zu erledigen!“ „Ist gut, aber beeil dich!“ Ich griff hastig nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer, die ich schon so ewig kannte. „Hallo?“, meldete sich Rolands hektische Stimme am anderen Ende der Leitung. „Roland! Ich habe einen wichtigen Auftrag für Sie!“ „Ja, Herr Kaiba, Sir!“ „Sie wissen, dass ich dieses Wochenende nur schwerlich erreichbar bin?“, fragte ich. „Ja, der Campingausflug ist diese Woche. Und Sie wollen bestimmt, dass ich heute am Campingplatz auftauche, sage, es gäbe einen dringenden Termin, nur um Sie vor Yugi zu retten, richtig?“ „Nein!“, knirschte ich. „Gar keine schlechte Idee“, fuhr es mir allerdings gleichzeitig durch den Kopf. „Ich möchte, dass Sie in meiner Abwesenheit etwas auf meinen PC laden.“ „Oh, natürlich… und was? Eine neue Spielidee?“ „Nein!“, knirschte ich erneut. „Sie laden mir das Programm icq auf den PC, verstanden?!“ „Icq? Ist das nicht etwas um Leute zu kontaktieren, Herr Kaiba? Haha. Sie verwechseln das Programm bestimmt.“ „Mitnichten“, sagte ich eisig und ließ somit Rolands beinahen Lachanfall verstummen. „Oh…“ „Ich verlasse mich darauf, dass Sie Ihren Job machen!“ „Natürlich, Sir.“ „Auf wiedersehen.“ Und ich legte auf. „Mensch, Kaiba. Du willst icq haben?“ Ich drehte mich erschrocken um. Dort stand niemand anderes als Joey Wheeler, der dümmste Mensch, den ich kannte, mit einem breiten, mir unerklärlichen Grinsen. „Wie bitte?“ „Du willst icq haben?“ Er hatte mich also tatsächlich belauscht. „Ähm..“, sagte ich, während ich mir überlegte, ob es einen Ausweg, eine kleine Lüge gäbe, die hier helfen könnte, doch umsonst. „Nun, das hast du ja gehört.“ „Cool, man!“, strahlte Joey. „Das muss ich Yugi erzählen! Wir geben dir natürlich sofort unsere Nummern.“ Und er stürmte los ehe ich ihn aufhalten konnte. „Icq?“, riefen die anderen im Chor, als ich unten angekommen war. „Das ist so super!“, jubelte Yugi. Und er reichte mir einen Zettel voller Nummern. „Nimm uns in deine Kontaktliste, wenn du soweit bist, ja?“ „Was? Oh ja……. Natürlich…“ Als hätte Widerstand irgendeinen Sinn. Mein Blick viel auf Teas Vater, der stumm in einer Ecke stand. Er war ziemlich groß, selbst größer als ich, war ziemlich schlank und hatte Teas große, blaue Augen, aber blondes, strähniges Haar. Doch ihr doofes Lächeln hatte er ihr offenbar vererbt. „So, du bist also Seto Kaiba“, sagte er, nachdem die gierige Meute endlich verstummt war. Er schritt auf mich zu und reichte mir die Hand. Es war sehr seltsam, an jemandem beim Händeschütteln hinaufzublicken. Dabei war ich immer so stolz auf meine Größe gewesen. Widerwillig gab ich ihm meine Hand und versuchte ein zwanghaftes Lächeln. „Tea hat selbstredend viel über dich erzählt“, fuhr er munter fort, immer noch meine Hand haltend. Endlich ließ er los und ich war befreit. „Ach, hat sie das?“ Ich warf Tea einen scharfen Blick zu, die merkwürdiger Weise leicht rosa anlief. „Sie haben ihr das Leben gerettet, nicht wahr?“ „Ach.. hab ich das?“ Langsam war ich äußerst verwirrt. Wann hatte ich denn diesen Fehler begannen?? „Ja, bei dem Duell Yugi gegen Joey, als Marik Joey kontrollierte, meine ich natürlich.“ Mein Respekt vor diesem großen Mann schwand schnell. Der glaubte den ganzen Stuss von wegen Gedankenkontrolle also auch! Nicht zu fassen, dass selbst manche Erwachsenen offenbar nicht in der Lagen waren, plausible Theorien aufzustellen! „Da hast du meine Tochter das Leben gerettet!“ Einen Moment musste ich ernsthaft überlegen, wovon zu Hölle dieser Kerl faselte. Meinte er etwa die Situation als Tea auf diesem Stuhl angekettet gewesen war? Mit dem Kran? „Ach was“, brachte ich trocken hervor. „Das war… das war gar nichts.“ „Oh, ein bescheidener Gentleman!“, lächelte Teas Vater während ich innerlich die Augen verdrehte. „So wie ein Vater sich seinen Schwiegersohn vorstellt, was?“ Er lachte, während mir schrecklich heiß wurde und mein Herz beinahe stehen blieb. Schwiegersohn? Nun war der offenbar völlig durchgeknallt! Lieber würde ich Yugis dreckigen Spieleladenfußboden mit der Zunge sauberlecken als mit Gardner die Ringe am Altar zu tauschen! Wie aufdringlich konnte man denn sein? Eins war jedenfalls klar: Dieser Vater war nach Pegasus definitiv das Peinlichste, was mir je unter (oder in diesem Fall ja leider über) die Nase gekommen war! Man, war mir schlecht! Auch Yugi und Tea schien es ähnlich zu gehen. „Hör auf, Daddy“, sagte Tea hastig und versuchte ihren Vater aus der Tür zu drängen. „Wir wollen doch jetzt los!“ „Ja, ja, schon gut, Häschen! Dann kommt mal, Jungs!“ Und sie gingen aus meiner Villa. Ich drehte mich noch einmal zu Mokuba um, der mir überraschend in den Arm fiel. „Ich werde dich vermissen“, sagte er und wie schon so oft schwammen seine großen Augen in Tränen. „Es ist ja nur ein Wochenende“, sagte ich nicht ganz überzeugt von meinen eigenen Worten. „Und denk an die 5 goldenen Regeln, ja?“ „Ja klar, Seto. 1. Keine Kissenschlachten 2. Keine virtuellen Spiele in deiner Abwesenheit 3. Das Auto wird nicht angerührt 4. Finger weg von deinen Horrorfilmen und 5. Lass dich bloß nicht entführen!“ „Genau!“ Er lächelte mich an. „Tschüss, kleiner Bruder!“ Und ich nahm mit schwerem Herzen meinen vollgepackten Koffer und meinen schweren Rucksack. Mokuba winkte mir noch einmal zu, dann viel die Tür ins Schloss. „Ah! Da ist er ja“, kam es von Duke und Tristan, die soeben auf der Rückbank Platz genommen hatten. Perplex stellte ich gerade als ich mich zu ihnen gesellen wollte fest, dass der einzige freie Platz, der mir verblieben war, der Beifahrersitz war. „Na komm, Junge“, lachte Teas Vater während die anderen Knalltüten lachten. Stocksteif setze ich mich neben Teas Vater. „Wie lange fahren wir eigentlich?“, fragte Joeys Stimme von hinten. „Ich denke so 2 ½ Stunden“, frohlockte Duke. „Super! Ich liebe lange Autofahrten!“ „Und ich hasse minderwertige Zwerge wie euch“, dachte ich aufgebracht wobei ich mir in die Handfläche kneifen musste um diesen Gedanken laut loszuwerden. Die erste halbe Stunde sogar relativ „normal“ und ruhig. Duke erzählte von irgendeinem Besuch in einem Freizeitpark, während die anderen gespannt lauschten und ich aus dem Fenster blickte und Wolken zählte um einzuschlafen… leider erfolglos. Doch dann… Wir waren gerade auf die Autobahn gefahren als.. „Kinder, wir fahren auf die Autobahn!“, rief Teas Vater urplötzlich so laut, dass ich nach vorn hin überkippte und gegen die Scheibe klatschte. „Ihr wisst, was das heißt?“ Verdutzt starrte ich diesen total übergeschnappten Kerl an. Was es hieß auf die Autobahn zu fahren? Klar wusste ich das: Mehr Autos, keine Fußgänger, keine atemberaubende Landschaft, LKWs, hin und wieder ne Raststädte und vielleicht ein paar ätzende Staus. Doch wollte er das wirklich hören? „Zeit für Reiselieder!“ Nun war ich endgültig verloren. Reiselieder? Was zur Hölle war das denn und vor allem, was war der Sinn dahinter?? „Jeder von euch sucht einen Titel aus, den dann alle mitsingen. Danach sucht sich derjenige dann einen anderen aus, der dann einen neuen Titel aussucht. Und so weiter“, erklärte Tea noch mal. „Hört sich super an“, sagte Bakuras Stimme. Singen? Warum nur ich? Wieso? Langsam war ich wirklich dabei, Gott zu verfluchen. Wenn das Jahr nämlich wirklich so weitergehen würde, würde ich mir ernsthaft überlegen, mich den Satanisten anzuschließen!!!! „Okay… Daddy! Fang du an!“ Auch das noch… „Sehr gut! Hmm….“ Teas reizender Vater überlegte einen Moment. „Ah! Ich weiß: Es tanzt ein Bibabuzelmann in unserem Kreis herum!!“ Die anderen stimmten langsam freudig mit ein während ich nur schwach und kraftlos die Lippen bewegte. Offenbar hatten die Gardners zu ihrer mangelnden Intelligenz und ihrem miserablen Modestil auch keine Ahnung von Musik. Als das Lied endlich verstummt war, wurde geklatscht. „Na los, Zuckerpopo! Du bist dran“, lachte Teas Vater. Da ich mich nicht mit Zuckerpopo angesprochen fühlen musste, musste es wohl Tea sein. „Ein Song… ein Song.“ „Wie wäre es denn mit Alle meine Entchen?“, fuhr es mir durch den Kopf. „Okay.. wir singen: My heart will go on von Titanic!” Und sie machte einen tiefen Seufzer, offenbar aufgrund des Filmes. „Ach wenn Gardner doch auch so schön im Eiswasser mit ihrem Daddy untergehen könnte.“ Ich hasste ja schon dieses Lied, da es so schrecklich schnulzig war, doch so war es echt die Härte. Teas Vater, Tristan und Duke nahmen in diesem Auto eine neue Version von diesem Lied auf, offenbar doppelt so langsam, aber mit so viel Gefühl, dass ich am liebsten aus dem Fenster gekotzt hätte. „Das war schön“, sagte Bakura gerührt. „Ja!“ „Gut, Yugi: Du bist der Nächste!“, sagte Tea. „Honigpferdchen, ich unterbreche dich ja nur ungern, aber nimm doch den armen, einsamen Herrn hier vorne dran. Der guckt schon so unglücklich und von dir verlassen.“ Stille kehrte, dann fing ich an zu husten und Tea räusperte sich vernehmlich. „Ja, lass Kaiba singen“, unterbrach Joey dann unsere Versuche, die Situation zu umgehen. „Wieso Kaiba?“, fragte Teas Vater plötzlich überrascht. Wie: Wieso Kaiba? Vielleicht weil ich so heiße? „Ähm… Dad: Das ist Kaiba!“ „Schon klar, Schätzchen, aber hat er keinen Vornamen?“ „Stimmt ja… Kaiba ist gar nicht sein Vorname“, sagte Joey schließlich. „Was du nicht sagst! Dass dir das jetzt schon auffällt“, dachte ich. „Man nennt seinen Freund doch beim Vornamen, sonst ist das unhöflich, nicht wahr, Seto?“ Seto? Warum nur wurde mir bei der Erwähnung meines eigenen Vornamens so schlecht? Ich hieß ja schließlich so! …aber nur Mokuba und mein verhasster Stiefvater hatten mich je so genannt…. Ja! Der Name war eine Art Familiengeheimnis. Und Muto und KoKG gehörten nicht dazu! „Na gut, Seto: Sing etwas“, sagte Bakura hastig, der offenbar mit diesem Wechsel kaum Probleme hatte oder sie gut verbergen konnte…. Die anderen sahen alle etwas gequält aus. Wenigstens diese Gefühle schienen wir zu teilen. Was sollte ich denn singen. Das, was ich hörte würde doch wahrscheinlich den anderen Kleinkindern Alpträume einheimsen und Teas Vater würde wahrscheinlich vor Schreck in den nächsten LKW fahren. Auch wenn dieser Gedanke verlockend war, saß ich ja auch immerhin noch in diesem verfluchten Familienauto. „Streng dich an! Nur ein Titel!“ „Ähm… kennt ihr noch Falco?“, wollte ich wissen. „Ja… ich kenne Rock me Amadeus ganz gut“, sagte Duke. „Und das Lied „Egoist“?“ Ein kurzes Schweigen. „Das hat Mokuba damals oft für mich gesungen“, versuchte ich hastig zu erklären, auch wenn ich wusste, dass das kitschig war. „Als ich noch meinen Weltmeistertitel inne hatte“, fügte ich meinen Gedanken düster hinzu. „Stimm es doch einfach an“, grinste Teas Vater. „Wir stimmen dann mit ein!“ Und so ging das peinlichste Ereignis in meinem Leben los. Ich überspringe hier mal die Details, denn das könnt selbst ihr nicht von mir verlangen, aber soviel: keiner sang mit! Offenbar war es nicht ganz ihr Stil, dabei war es doch einer der schönsten Songs, die ich kannte…. Nun allerdings nicht mehr. Endlich hatte jeder sein blödes Lied gesungen und es herrschte wieder Stille. Anfangs startete Teas Vater noch den jämmerlichen Versuch, ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch nach einer halben Stunde sagte ich ihm knapp, ich sei müde und legte mich auf die andere Seite und schloss die Augen. Tatsächlich schlief ich ein, auch wenn ich nur unruhig schlief: Von ToonMonstern, die mich jagten, von Clownskostümen und von Yugis Freunden, die ständig meinen Vornamen nannten. „Och ne… jetzt fängt es an zu regnen!“ Ich schlug irritiert die Augen auf. Ich hatte das Gesicht an die regennasse Scheibe gedrückt und konnte den Campingplatz genau erkennen. Eigentlich war es mehr ein Wald als ein Campingplatz. Ein paar einzelne Zelte waren hier aufgestellt, der Boden schien sehr durchweicht und im Hintergrund erkannte man einen See. „Endstation liebe Leute“, ertönte die Stimme von Teas Vater. So blieb uns nichts anderes übrig als auszusteigen und uns dem Unwetter auszusetzen. Wie sollten wir so das Zelt aufbauen. „Ich würde vorschlagen“, schrie Tristan gegen das Tosen des Windes an. „dass jemand bezahlt und die anderen einen geeigneten Platz suchen!“ „Ich gehe bezahlen“, rief ich sofort, froh darüber, nicht die Drecksarbeit erledigen zu müssen. „Bist du sicher, Kaiba?“, fragte Bakura. „Weißt du, was du da verpasst? Zeltaufbauen macht so einen Spaß!“ „Kein Problem“, sagte ich und rannte zum kleinen Holzhäuschen. Hier drin war es schön warm und ich fühlte mich gleich etwas besser. „Sie wünschen bitte?“, fragte die Frau, die an einer Theke saß. Sie hatte rote, gelockte Haare und einen extrem geschminkten Mund, der fast in der schwach beleuchteten zu glänzen schien. „Meine Freunde“, wieder blieb mir das Wort einen Moment im Hals stecken. „und ich… wir wollen hier übers Wochenende campen!“ Nachdem ich bezahlt hatte, kaufte ich mir noch einen Kaffee, den ich zunächst genüsslich austrank. Dann entschied ich mich, doch hinaus zu gehen und die Kindergartenkinder zu suchen. Das erwies sich allerdings als viel schwieriger als angenommen. Endlich, nach einer Ewigkeit, so schien es mir, hatte ich die zwei Zelte gefunden. Eines war ziemlich groß, das andere sehr winzig. „Da bist du ja“, rief Tea, deren Kopf aus dem Zelteingang des kleinen Zeltes auftauchte. „Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr.“ „Schön wär’s“, dachte ich und seufzte. „Hat etwas gedauert. Und dann musste ich euch auch noch finden“, redete ich mich heraus. „Komm jetzt rein!“, kam es von Joey. „In welches Zelt!“ „Na hör mal…. Tea kriegt eins für sich.“ „Wie? Wir alle in EIN Zelt?“, stotterte ich. „Ja! Schön gemütlich, oder?“, grinste Yugi, woraufhin ich ihm am liebsten die Kehle aufgeschlitzt hätte. Stattdessen kämpfte ich mich gegen den peitschenden Regen in das Zelt hinein. Tatsächlich war das nur ein einziger Raum, in dem die Knalltüten schon alle Luftmatratzen aufgebaut hatten. Mein Platz schien sich hinten rechts in der Ecke zu befinden zwischen Tristan und Joey. Seufzend ließ ich mich auf meinen Matratzenberg fallen und stierte an die Decke. „Man oh man, Kaiba“, lachte Joey. „Du hast dir vielleicht viel eingepackt! Willst du hier einziehen?“ Auch die anderen grinsten, während ich stur versuchte, weiter die Decke zu betrachten. Wenn ich doch nur einschlafen, am liebsten ins Koma fallen und erst am Ende des Jahres aufwachen könnte. Ein Blitz erhellte für einen Moment das Zelt und es folgte ein ohrenbetäubender Donner. Ein paar von ihnen schreckten zusammen und man hörte Tea im Nachbarzelt aufschreien. Ich hingegen fühlte mich endlich geborgener. Donner, Blitz, Unwetter! Wer könnte sich da nicht himmlisch fühlen? Wenigstens das Wetter schien mich und meine Gefühle zu verstehen. Tea kam in unser Zelt gerannt. „Ich habe Angst!“, gestand sie sofort. „Kann ich erst mal bei euch bleiben bis sich das Unwetter legt?“ Ich verdrehte genervt der Zeltwand zugewandt die Augen. „Meinetwegen kannst du auch noch länger bleiben“, kam es von Duke. „Lass den Quatsch“, wehrte Tea ab. „Was machen wir jetzt?“, fragte Tristan. „Schwimmen können wir ja jetzt vergessen, oder?“ „Wie wäre es mit „Ich sehe was, was du nicht siehst“? “, kam es von Yugi. „Ich weiß nicht!“ Ich fühlte mich so schrecklich kaputt und des Lebens leid. Die sollten mich jetzt einfach in Ruhe lassen! Mich und dieses himmlische Unwetter! Ich zog mein Horrorbuch aus meinem Rucksack und begann zu lesen, doch lange sollte ich dafür nicht Zeit haben. „Kaiba! Was liest du da?“, erschallte Teas Stimme, die mich wieder in die Realität zurückversetzte. „Der Massenmörder von Cambridge“, sagte ich gelangweilt und hob das Buch an, sodass alle es ansehen konnten. „Wie? So was liest du?“, sagte Tea angeekelt. „Sieht fast so aus!“ Ich zuckte die Achseln. „Abartig!“ „Cool“, rief Duke. „Ich habe davon nur die ersten drei Teile gelesen. Welcher Teil ist das?“ „6“, antwortete ich. Duke pfiff anerkennend. „Dann weiß ich schon, was ich mir zum Geburtstag wünschen kann. Ist er gut?“ „Bisher schon.. auch wenn ich ihn etwas harmlos finde.“ „Harmlos?“ „Bisher nur eine erhängte Leiche auf 80 Seiten“, sagte ich abschätzig. „Reicht dir das etwa nicht?“, schrie Tea aufgebracht und entsetzt. „Du findest Todesfälle gut?“ „Dafür werden solche Bücher nun mal verfasst“, gab ich knapp zur Antwort. Ich wollte auf diese dämliche Diskussion erst gar nicht eingehen. Gardner würde mir nicht dieses Hobby nehmen! Niemals! Schlimm genug, dass ich sonst alles, was sich mal meine Persönlichkeit nannte, über den Haufen werfen musste. „Unglaublich! Schämst du dich denn nicht?“ „Schämen?“, echote ich verdutzt. „Schämen? Wofür denn bitte?“ Es gelang mir nur mit Mühe ruhig zu bleiben und sie nicht anzubrüllen. „Überall sterben Leute auf grausame Art und Weise! Das ist schon schlimm genug, aber muss es dann noch sein, dass sich ein paar hirnrissige Autoren weitere Geschichten ausdenken, in denen noch mehr Leiden?!“ Meine Augen weiteten sich. Hatte die ein Rad ab? Einen Moment war selbst ich fassungslos. „Ich finde, dass jede Geschichte ihren Existenzgrund hat!“, sagte ich. „Jeder Mensch fühlt sich mit etwas anderem unterhalten. Du magst lieber deine Mädchenmagazine lesen, in denen es eine ach so wunderbare Welt herrscht und wo alle Jungen plötzlich sympathisch werden. Das ist dein Geschmack und der vieler anderer, aber ich setze mich lieber mit dem Geheimnisvollen auseinander!“ Einen Moment tauschten wir verärgerte Blicke. Dann öffnete Tea den Mund, offenbar um ihre sinnlose Meinung erneut loszuwerden, als ein heftiger Donner ertönte. Tea schreckte zusammen und klammerte sich an Yugis Hals fest, der daraufhin laut röchelte. „Lass uns doch Gruselgeschichten erzählen“, schlug Tristan vor. „Wie es bei Zelten üblich ist.“ Tea sah etwas verärgert aus, die anderen schienen aber froh, dass Teas und mein Streit damit beendet sein könnte und sie nickten. So setzen wir uns im Kreis hin. „Weiß jemand eine Gute?“, wisperte Joey aufgeregt. „Kaiba könnte doch aus seinem Buch vorlesen“, schlug Bakura vor. „Na schön!“ Ich kramte mein Buch hervor und schlug es auf die erste Seite auf. „Seid ihr sicher, dass ihr das hören wollte?“, versicherte ich mich noch mal und konnte kaum mein sadistisches Lächeln unterdrücken. „Ja, mach schon“, sagte Tristan und nickte heftig. „Na schön: Auf eure Verantwortung!“ Das könnte wirklich interessant werden, Yugi und seine Freunde als Versuchskaninchen zu missbrauchen. Ich senkte den Blick und begann vorzulesen. Der Mond schimmerte über der schlafenden Nacht. „Moment!“, unterbrach Joey. „Was ist?“ „Das ist doch totaler Unsinn!“ „Was denn?“ „Eine Stadt kann doch gar nicht schlafen!“, sagte Joey, stolz den Fehler entdeckt zu haben. „Joey, das ist ein Ausdruck um zu zeigen, dass alle Leute schlafen!“ „Aber das ist doch Quatsch! Es ist immer jemand wach!“ „Schon, aber…. Das ist einfach eine Redewendung!“, knirschte Duke. „Mach weiter, Seto“, grinste Bakura. „Ähm… schön!“ Allein die Geräusche aus dem nahen Wald störten die nächtliche Stille. „Aber..“ „Sag jetzt nichts Joey! Wir wissen, dass auch andere, wache Leute bestimmt irgendwelche Geräusche machen!“ Die rötlichen Augen auf den blassen Körper der Frau gerichtet stand er langsam auf. „Wer ist er?“, wollte Joey wissen. „Mensch, Joey! Das ist ein Unbekannter. Wahrscheinlich der Killer der Story“, sagte Tea. „Der könnte sich wenigstens vorstellen!“ Ich schlug mir die Hand vor die Stirn, las aber dennoch weiter. Sie war eine Schönheit. Unbeschreiblich. Wie gerne würde er sie besitzen können. Sie, diesen schlanken Körper und dieses von ihr ausgehende Lächeln. Sie sollte ihm gehören! Der düstere Wald war seine Chance sie zu überzeugen, sie zu seinem zu machen! Äste rauschten im nächtlichen Wind. Ihre Umrisse konnte er durch die dünnen Zeltwände nur allzu gut erkennen. Seine Füße schritten mit immer weiter steigender Begierde auf das kleine Zelt von Eleonora zu. „Wie? Nur die Füße!“ „Mensch, Joey! Jetzt sei doch still!“, rief Tristan und versetzte seinem besten Freunden einen Tritt gegen das Schienbein. „Genau! Wenn du so weitermachst, ist diese Geschichte nie zu Ende!“ „Man darf doch wohl Fragen stellen“, maulte Joey. „Ja, aber keine Sinnlosen!“ Ich verdrehte die Augen. Das konnte einfach nicht gut gehen. Eleonora, die wohlhabende Tochter des Finanzministers, hatte sich in ihrem Zelt niedergelassen. Tränen rannen ihr Gesicht hinab, während der Regen auf das Zeltdach niederprasselte und so ihr Schluchzen übertönte. Ihre Fingernägel bohrten sich zitternd in ihre Arme und ihr Körper zitterte. Was hatte sie getan? Was nur? Was tat sie hier? James Gesicht tauchte wieder vor ihrem inneren Auge auf. James! Was war nur mit James passiert? War er wirklich… wegen ihr? Wieder schluchzte sie. James! Warum nur? Warum musste er sie nur so sehr lieben, sie wollen? Und warum musste er James deshalb…? Ein Donnergrollen ließ sie aufschrecken und sie drehte sich um. Ein Schrei entfuhr ihrer Kehle! Dort, an der Zeltwand! Er war hier! Sie war nicht entkommen! Der Schatten beugte sich immer näher zum Zelt hinab! In Händen hielt er ein Messer. Eleonora schrie auf und sie versuchte aufzuspringen, doch ihr Körper war zu gelähmt! „Neeeeiiiin!“ „Neeiiiiin!“ Ich schreckte auf. Tea hatte sich wieder an Yugis Hals festgekrallt und zitterte. „Tea? Was zum Teufel ist los?“, fragte Joey irritiert. „Du sollst doch Kaiba nicht stören!“ „Dort!“, schrie Tea und deutete hinter mich. Ich wandte mich um und erkannte einen Schatten hinter mir, der etwas in Händen hielt. „Der Killer“, wimmerte Tea. „So ein Unsinn“, kam es von Tristan. „Das ist doch nur eine Geschichte, oder Seto?“ „Ich hatte damit gerechnet!“, stieß ich hervor. „Komm her, meine süße“, ertönte eine Stimme von draußen, die selbst mir nicht behagte. „Seht ihr?! Das ist der Killer und er will ein junges, hübsches Mädchen!“, kreischte Tea. „Womit du dich doch eigentlich sicher fühlen müsstest“, fügte ich meinen Gedanken hinzu. Aber im Ernst: Wer erlaubte sich da einen Scherz mit uns? „Nicht!“ Teas Stimme war so schrecklich, dass ich mir die Ohren zuhallten musste. Auch der Schatten hatte inne gehalten, dann bewegte er sich langsam zum Eingang hin. „Neeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiin!“ Tea schien einem Nervenzusammenbruch nahe. Ich für meinen Teil hatte die Nase voll! Dieser Scherzbolt da draußen sollte mich kennenlernen! Zusammen mit Tristan und Joey, die offenbar denselben Gedankengang gehabt hatten, schlich ich zum Eingang und stürzte mich auf die sich nähernde Gestalt. „Aua! Lasst das! Lasst das!“ In meiner Wut wurde mir urplötzlich klar, dass ich diese Stimme irgendwoher kannte. „Wartet einen Moment!“, knirschte ich den anderen beiden zu. „Gebt mir mal die Taschenlampe!“ Widerwillig drückte Tristan mir seine Taschenlampe in die Hand. Ich ließ den Lichtstrahl auf die Person am Boden richten, die nun zitterte. „Das gibt’s doch nicht“, stammelte Joey. „Was zum Kuckuck machst DU denn hier?“ Die Gestalt sah nun auf, machte ein überraschtes Gesicht und richtete dann ihre Brille zurecht. „Was tut ihr hier?“, schrie sie dann. Auch ich konnte es nicht fassen. Nun war auch Yugi aus dem Zelt gekrochen und blickte irritiert. „Weevil Underwood?“ So! Hier ist das Kapitel zu Ende, aber es wird noch ein zweiter Teil des Campingausfluges kommen! Hoffe es hat euch so weit gefallen und bittet entschuldigt, dass ich schon wieder so ewig gebraucht habe!^^ Für alle, die mit dem erwähnten Titel „Egoist“ nichts anfangen konnten, hier ein kleiner Link zu einem Video^^ http://www.youtube.com/watch?v=LhIdWfBdKvk Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)