Kaibas Jahr in der Hölle von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Eine rutschige Angelegenheit --------------------------------------- Eine rutschige Angelegenheit: Nun war inzwischen auch Ostern vorbei und draußen wurde es langsam immer wärmer. Nicht mehr lange und auch der Sommer würde kommen….jedenfalls hoffte ich das. Wenn nämlich der Juni, der sechste Monat im Jahr, vorbei war hatte ich über die Hälfte dieses Jahres hinter mir. Stattdessen hatten wir jetzt den vierten Monat der Jahres, den April. Ätzend wie langsam die Zeit doch vergehen kann. Am siebten April kam unsere Mathematiklehrerin in die Klasse, mit der Neuigkeit, die Klausur wäre einfach nur miserabel ausgefallen. „Solche Dummköpfe wie ihr es seid, sind mir noch nie zuvor unter die Augen getreten“, verkündete sie mit ihrer barschen, gnadenlosen Stimme. Normalerweise wäre ich ja auf ihrer Seite und würde mir genüsslich anhören wie viele Flaschen es doch mal wieder geschaffte hatten eine simple Mathearbeit zu verhauen, doch heute war auch ich aufgeregt. In dieser Klausur war ich eingeschlafen und überprüft hatte ich meine Ergebnisse auch nicht. Plötzlich bereute ich mein Handeln und ich wünschte mir, mich so schnell wie möglich in Luft aufzulösen, leider umsonst. Während unsere Lehrerin die richtigen Ergebnisse an die Tafel schmierte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich keinerlei Ahnung hatte, was ich richtig oder was ich falsch hatte. Ich wusste nicht, was ich denn überhaupt bei der Klausur als Ergebnis aufgeschrieben hatte. Die Stunde verging einfach nicht und nicht ein Einziger schien entspannt. Joey wurde immer blasser, ebenso wie Tristan, der seine Fingernägel abkaute. Yugi und Bakura warfen sich immer wieder besorgte Blicke zu, Tea und Duke schienen beide die Zunge verschluckt zu haben. Meine Hand zitterte während ich das letzte Ergebnis in mein Heft schrieb. „So“, sagte unsere Lehrerin. „Ich werde jetzt den Klassenspiegel an die Tafel schreiben!“ Mein Herz sank mir in die Hose: Nach dem Klassenspiegel gab es 24 der 44 Schülern, die unterhalb des Durchschnitts waren. Nur eine einzige 1, dann vier 2en, fünf 3en und vierzehn 4en. Während die Hefte ausgeteilt wurden, blickte ich nervös in der Klasse umher, genau drauf achtend, wer beim Öffnen seines Heftes weiß wurde, oder wer laut vor Begeisterung aufschrie. Dann landete mein Heft direkt vor meiner Nase auf den Tisch. „Nun, Mister Kaiba“, höhnte unsere Lehrerin, die es liebte mich zu tyrannisieren. „Dieses Mal haben Sie wohl ihre Mathematikfähigkeiten überschätzt.“ „Wie sollte ich das tun?“, fragte ich zornig zurück, versuchte dabei allerdings cool zu klingen. „Es ist unmöglich mich zu überschätzen! Meine letzten 44Mathematikklausuren habe ich ohne Ausnahmen alle perfekt ohne auch nur einen roten Korrekturstrich geschrieben. Eine perfekte Arbeit, die ich immer geliefert habe kann man nicht unterschätzen, es sei denn, es gibt mittlerweile eine noch bessere Note als 1!“ Sie hob nur ihre Augenbrauen, grinste schief und gab dann Joey sein Heft, der aussah als würde er am liebsten aus dem Fenster springen. Langsam und auf das Schlimmste vorbereitet öffnete ich mein Heft und erblickte rote Farbe. Zum ersten Mal in meinem Leben war etwas in meinem Klausurenheft rot angestrichen. Allmählich wurde mir schlecht. Was wäre wenn es eine 3 wäre? Oder eine 4? Ich könnte mich nie wieder auf der Straße sehen lassen, nie wieder! Ich war auf der letzten Seite mit der roten Note angelangt und es verschlug mir die Sprache, was ich dort sah. Wie versteinernd saß ich da auf meinem Platz, mit geweiteten Augen und offenem Mund. Tristan beugte sich herüber. „Na? Was hast du?“, fragte er neugierig. Ich streckte ihm das Heft hin, nicht in der Lage, ihm zu antworten. Auch Tristans Augen weiteten sich. „Mensch!“, sagte er völlig perplex. „Und diese Note bei dieser Benotung?“ Betreten blickte ich zu Boden. Nun beugte sich auch Joey zu meinem Heft. „Und?“, fragte er und sah hinein. „Also, Kaiba“, staunte er und sah Tristan an. „Bei dieser Benotung?“ Sie machten sich über mich lustig. Ja, ich wusste ja, dass diese Note beschämender war als sonst etwas, aber mussten sie mich so damit aufziehen. Plötzlich fingen sie auch noch zu lachen. Das konnte ich beim besten Willen nicht verstehen, wollte es aber eigentlich nicht. „Du bist echt ne Nummer!“, gackerte Tristan los. „Selbst bei dieser Benotung hast du eine Supernote!“, lachte Joey. „Mensch, Yugi! Kaiba hat ne 2+!!!!“ „Gratuliere!“, strahlte Yugi und auch Bakura schien begeistert. Auch dieses Verhalten war absolut nicht verständlich. Glaubte sie im Ernst, eine 2+ wäre eine gute Note? Wohl kaum! „Selbst wenn er schläft…eh…meditiert ist er der größte Streber der Klasse!“, stimmte Duke in das Gelächter mit ein. „Streber?“, schoss es mir durch den Kopf. „Ich? Pah! Schwachsinn! Ein Streber ist jemand, der immer nur lernt, lernt, lernt, aber ich lerne nie. Und wenn ich mal lerne wie dieses Mal schreib ich so eine Mistnote, verdammt!!!!“ „Was habt ihr denn geschrieben?“, fragte ich lustlos. „4+!!!!“, strahlte Tristan begeistert. „3+“, kam es von Tea, die ebenfalls seltsamerweise glücklich über diese Note schien. „4-“, jubilierte Joey mit Tränen in den Augen. „2-“, lachte Bakura glücklich. „3“, meinte Duke. „1- “ Das war Yugis zittrige Stimme. Mein Atem setzte einen Moment lang aus. Schon wieder Yugi? Immer schaffte nur Yugi es, mich schlecht dastehen zu lassen. Wie sehr ich ihn hasste! Auch zu Hause ärgerte ich mich immer noch über mich selbst. Wie konnte ich nur schlechter sein als Yugi Muto? Nur wegen eines kleinen Schlafproblems? Das war lächerlich und keine Ausrede. Das Einzige, was mich tröstete war, dass sich der Drohanrufer nicht mehr gemeldet hatte, wenigstens etwas. „Nächstes Mal werde ich Yugi blamieren“, schwor ich mir insgeheim. „Bei der nächsten Klausur werde ich glänzen und du wirst im Dreck herum kriechen!“ Bei unserem nächsten Treffen sah Yugi erneut sehr unschuldig drein und gerade das machte mich noch wütender als ich ohnehin schon war. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Umgebung schien einen roten Farbton angenommen zu haben. „Ach da fällt mir was ein“, durchbrach schließlich Tristan die Stille und ich drehte mich zu ihm um. „Was ist eigentlich aus unserem Plan geworden, Yugi?“ Plan? Was meinte er damit schon wieder? Na ja, eigentlich wollte ich es gar nicht wissen, doch Yugis Blick, sein Grinsen auf Tristans Frage, ließ mich nichts Gutes ahnen. „Was für ein Plan?“, sprach Duke meine Gedanken aus. „Was habt ihr vor Leute?“ „Nun ja“, sagte Yugi geheimnisvoll und begann zu flüstern um es offensichtlich spannender zu machen. Genervt beugte ich mich zu ihm vor um mithören zu können. „Diesen gewissen Plan haben wir schon seit längerem. Seit drei Jahren um genau zu sein.“ „Ach, den meinst du?“, fragte Tea und setzte einen allwissenden Blick auf. Yugi und Tristan nickten und begannen an zu kichern. Duke und ich sahen uns ratlos an. Was auch immer dieser Plan war, er schien Muto zu gefallen, was hieß, er war schlecht für mich und meine Existenz. „Vor ein paar Jahren haben wir vier uns versprochen, ein ganzes Jahr vorzuplanen mit einer Art Fun-Liste“, erklärte Tea. „Toll, oder?“ „Was genau hat es mit dieser Fun-Liste auf sich?“, wollte ich wissen, während mir bei dem grässlichen Wort Fun ganz furchtbar übel wurde. „Im Januar wollten wir eine Partie DuellMonsters spielen“, sagte Yugi und kramte eine Liste aus seiner Tasche hervor. „Das haben Joey und ich bereits erledigt. Februar, der Karnevalsumzug, März Ostereiersuche.“ „Wir liegen gut im Plan“, grinste Tristan. „Ich hab die Liste allerdings etwas geändert, Yugi, da wir nun etwas älter sind und außerdem ist unsere Gruppe größer geworden.“ Ohne Yugis Reaktion abzuwarten schnappte ich mir die Liste und warf einen Blick drauf. Meine Augen weiteten sich bei diesem Anblick. Unsere Fun-Liste: (Verfasst von: Yugi Muto, Joey Wheeler, Tea Gardner und Tristan Taylor.) 1.Januar- DuellMonsters in der Schule 2.Februar- Karnevalsumzug mit selbst gemachten Kostümen 3.März- Ostereiersuchen im Park (Preis des Siegers sind Schokoeier) 4.April- Schlittschuhlaufen 5.Mai- Vier Kinobesuche 1.Ein Actionfilm(nach Tristans Wunsch), 2.Ein Abenteuerfilm(nach Yugis Wunsch), 3.Eine Komödie(nach Joeys Wunsch) und 4.Ein Liebesfilm(nach Teas Wunsch) 6.Juni- Schwimmen gehen und Boot fahren 7.Juli- Campen gehen und Eis essen 8.August- Grillen und Übernachtungen bei jedem einmal 9.September- Diskoabend und gemeinsamer Spieleabend 10.Oktober- Drachen steigen lassen und Halloweenfeier 11.November- Laternen basteln und zum Sankt Martin Zug gehen 12.Dezember- Wichteln, Weihnachtsparty, Skifahren und riesige Silvesterparty Verstört und las ich mir die Liste noch einmal durch und blickte dann verzweifelt zu den Anderen auf, die allesamt grinsten. Auch Duke und Bakura hatten sich nun die Liste durchgelesen. „Ach- diese Liste meinet ihr!“, sagte Joey und lachte laut auf. „Die hab ich völlig vergessen!“ „Tolle Idee!“, strahlte Bakura. „Super“, stimmte auch Duke zu. Alle sahen nun erwartungsvoll zu mir auf als wollten sie meine persönliche Meinung zu diesem verdammten Schrott hören. Das war doch Kindergartenkacke. Nichts für mich, aber offensichtlich für sie. Zugegeben hatte ich Yugi und seine kleinen Monsterfreunde immer für etwas zurückgeblieben gehalten, doch diese Liste erweiterte meinen Horizont in diesem Bereich noch um einiges. Die waren einfach nicht mehr zu retten! Wie wollten die denn jemals erwachsen werden? „Was meinst du denn dazu?“, fragte Yugi und sah mich mit seinen großen Augen an. „Genau! Du hast dich noch gar nicht dazu geäußert“, stimmte auch Joey ein. Nun sahen mich wirklich alle erwartungsvoll an und wieder stand ich wie ein totaler Vollidiot dar, der zu dumm war eine Antwort zu geben. „Ja, äh…ganz gut, doch“, log ich wie ich es langsam schon gewohnt war. „Gut“, strahlte Yugi und strich die ersten drei Monate durch. „Dann gehen wir dieses Wochenende Eislaufen?“ Die Anderen nickten und ich stimmte einfach mal mit ein. Eislaufen? Das hatte ich zwar noch nie gemacht, aber so schwer konnte das doch gar nicht sein, oder? Konnte nicht schlimmer sein als Rollschuh fahren oder mit dem Fahrrad durch die Gegend zu düsen. Mich beunruhigten eher die Punkte: Übernachten, Campen, Diskoabend und Weihnachts- Silvesterparty. Wie sollte ich das überleben? Übernachten? Yugi und seine nervigen Freunde länger als einen Vormittag ertragen? Eine ganze Nacht lang? Campen war ja noch schlimmer. Das hieß nichts anderes als mit denen auf engstem Raum zu leben und wahrscheinlich auch noch sich mit einem von denen eine Kabine zu teilen! „Wenn du willst kannst du Mokuba ja mitnehmen“, sagte Yugi und lächelte mich wieder so an, dass ich mir einen Moment überlegte, ihm eine Ohrfeige zu geben, es mir dann aber doch anders überlegte. „Kann Serenity auch kommen?“, fragte Joey. „Weißt du, sie und ich waren früher zusammen in einem Eislaufkurs!“ „Natürlich kann sie mitkommen“, riefen Duke und Tristan wie aus einem Munde und warfen sich anschließend vernichtende Blicke zu. „Dann am Samstag? Drei Uhr?“, fragte Tea. Alle nickten. „Okay, dann ist das abgemacht!“ Der Samstag kam leider viel zu schnell. Kaum hatte ich mich versehen da war die Sonne schon viermal untergegangen und der besagte Samstag stand vor der Tür. Mokuba hatte sofort begeistert zugesagt, wenigstens ein Lichtblick für mich. Dass Mokuba dabei war konnte nur Gutes für mich verheißen. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte Mokuba. „Dass ich was will?“, fragte ich während ich ein paar Handschuhe aus einer Schublade hervorzog und sie anprobierte. „Na ja, Schlittschuhlaufen“, kam die Antwort ziemlich knapp und leise. Ich drehte mich zu ihm um. Mokuba war schon fertig und hatte seine Schlittschuhe schon in einem Rucksack verstaut. „Warum sollte ich das nicht wollen?“ Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich kenne dich doch, großer Bruder“, sagte er schließlich. „Du hasst doch jede Sportart, die nur im geringstem mit Wasser zu tu hat. Selbst Pferderennen wegen des Wassergrabens.“ Ich starrte ihn fassungslos an. Woher wusste er das jetzt schon wieder? Ja, Wasser war etwas, was ich nicht sehr mochte. Gut, ich war ein passabler Schwimmer, weil ich das ja auch in der Schule lernen musste, aber ich hatte es damals mehr gemieden und mich deswegen auch oft fälschlicher Weise krank gestellt. „Unsinn“, sagte ich schließlich und setzte einen bemüht fröhlichen Ton auf, der Mokuba jedoch noch misstrauischer blicken ließ. „Ich habe nichts gegen das Wasser. Ich liebe zum Beispiel Delfine, das weißt du doch.“ „Delfine?“, wiederholte er und war jetzt sichtlich verwirrt. „Aber Seto, du hast doch mal letztes Jahr gesagt, dass diese „Mistviecher“ ausgestorben gehören.“ Mir wurde plötzlich ganz heiß. Mokuba überrascht mich mit seiner scharfsinnigen Antwort. Das stimmte, das hatte ich wirklich gesagt, aber wer konnte denn ahnen, dass er sich so was merken würde? „Wir müssen jetzt los“, sagte ich hastig, starrte auf meine Armbanduhr und stand dann auf. „Wir müssen in 10Minuten da sein und denk daran, dass ich mir auch noch Schlittschuhe ausleihen muss.“ So stiegen wir in einen hübschen Hubschrauber und flogen zu der gewaltigen, allerdings etwas heruntergekommen Eishalle. „Wow!“, strahlte Mokuba. „Was ist?“, wollte ich wissen und stieg aus dem Hubschrauber, der sich daraufhin wieder in die Luft erhob. „Ich kann es immer noch nicht fassen! Ich gehe mit DIR Eislaufen!“ Er kicherte leise in sich hinein, ich allerdings hatte offenbar den Witz verpasst. Was war denn daran so abwegig, dass ich auch mal Schlittschuhlaufen gehen würde? Vor der Kasse hatten sich inzwischen auch schon Tea, Joey, Yugi, Serenity und Duke versammelt. Dann waren wir wenigstens nicht die Letzten. „Hallo“, begrüßte Mokuba sofort alle Anwesenden und reichte jedem die Hand. „Danke für die Einladung.“ „Schön dich mal wieder zu sehen, Mokuba“, lächelte Yugi. „Ja“, stimmte Mokuba zu. „Weißt du, ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass wir alle uns einmal außerhalb eines Turniers treffen würden. Vor allem nicht in einer Eislaufhalle. Ist schon verrückt.“ „Ja, es hat sich einiges geändert“, sagte Tea und warf mir seltsamer Weise einen Seitenblick zu. „Damals gab es ja auch noch jemanden, der das hier alles als „Kindergartenkacke“ bezeichnete.“ „Und das tu ich auch heute noch“, dachte ich ärgerlich. „Wollen wir dann mal?“ „Bakura fehlt doch noch“, sagte Serenity, die wie es der Zufall wollte zwischen Duke und Tristan stand. „Egal, der kommt schon nach“, überlegte Joey. „Manchmal hat er so seine Phasen, wisst ihr doch.“ Ich hatte zwar keine Ahnung was Joey mit „seinen Phasen“ meinte, doch da ich nun an der Kasse stand, hatte ich keine Zeit mehr, ihn darauf anzusprechen. Danach wurde ich nämlich direkt zum Schuhverleih gedrängelt, wo ich meine Schlittschuhe bekam. In der Umkleide versuchte ich mühsam in meine Schlittschuhe zu kommen. Es juckte überall und an meinen Hacken fühlte sich der Stoff der Schuhe unangenehm kratzig an. „Welch ein Spaß“, dachte ich und starrte in einen Spiegel, in dem mir mein Spiegelbild einen desinteressierten Blick zuwarf als wolle es weglaufen. „Kommst du aufs Eis, großer Bruder?“, fragte Mokuba. „Ich komme sofort“, antwortete ich. Erst einmal musste ich lernen in diesen verdammten Schuhen zu laufen und das erwies sich als ziemlich schwierig. Ständig knickte ich um und landete auf dem Boden. Wie sollte ich es denn je aufs Eis schaffen? Kleine Kinder liefen erniedrigender Weise an mir vorbei und lachten laut. Langsam stand ich wieder auf. Es konnte doch wohl nicht sein, dass diese Blagen besser mit diesen Schuhen umgehen konnten als ich, der ihnen einige Jahre voraushatte. Nur noch zwei Meter von der Eisbahn blieb ich stehen und blickte auf die Eisfläche. Mokuba hatte mit Tristan und Yugi eine Kette gebildet, die beiden Wheelers fuhren ganz akzeptabel(Kaiba-Sprache= sehr gut) und Duke, der wohl auch ein Eislaufprofi war, drehte ein paar schnelle Runden. „Jetzt geh aber mal aufs Eis“, heizte ich mir selbst ein. „Wenn selbst Wheeler das kann, wirst du ein Profi darin sein.“ Entschlossen trat ich auf die Eisbahn zu und wollte voller Zuversicht loslegen. Panisch bemerkte ich als ich gerade erst den Fuß auf die Eisfläche gestellt hatte, dass dieser sofort abrutschte zusammen mit seinem schreienden Besitzer. Peng! Da lag ich nach dem ersten Schritt schon auf dem Eis. Meine Beine fühlten sich sehr schwer an und meine Arme pochten stark. Diese blöden Schuhe waren natürlich schuld! Die sind einfach zu schlampig gemacht. Eine Hand erschien vor meinem Gesicht und ich hörte eine besorgte, weibliche Stimme. „Hey, Sie. Alles in Ordnung?“ Die Hand zog mich auf die Beine und sofort geriet ich wieder ins Schlittern. Meine Beine wollten den Geist aufgeben und ich sackte wieder zusammen, doch die Person, die mir aufgeholfen hatte, stützte mich. „Danke“, sagte ich matt und sah der Frau ins Gesicht. In genau diesem Moment bereute ich meine Worte, denn ich kannte diese Frau. Das war niemand anderes als… „Kaiba?“, fragte Ishizu Ishtar und sah mich verwirrt an. Ich drehte sofort mein Gesicht von ihr weg. „Nein, Sie müssen mich mit jemandem verwechseln“, sagte ich hastig und versuchte meine Stimme etwas tiefer klingen zu lassen. Nach Pegasus war Ishizu wohl ziemlich die letzte Person, die ich jetzt sehen wollte. Ich erinnerte mich noch gut daran wie sie mir damals Obelisk den Peiniger, eine der mächtigen Götterkarten überlassen hatte. Sie hatte mich schon von Anfang an genervt mit ihrem ständigen Gerede über die Zukunft und meiner persönlichen Bestimmung, dem „Pharao“ als Wiedergeburt von Hohepriester Seth auf ewig zu unterstützen. Natürlich war das alles nur hirnloses Gelaber, genauso wie die restlichen Sachen, die sie so tagtäglich von sich gab. In einem Duell hatte ich diese Nervtöterin geschlagen und hatte gehofft sie nie wieder zu sehen. „Ach komm, Kaiba, ich erkenne dich doch“, sagte Ishizu und sah mich mit ihren etwas irritiert blickenden Augen an. Ich konnte es ihr ehrlich gesagt gar nicht mal verübeln. Es sah bestimmt bescheuert aus wie ich da vor ihr stand mit Pudelmütze, rotem Gesicht, wackligen Beinen und babyblauen Handschuhen(die Einzigen, in die meine langen Finger noch reinpassten). Vor allem war sie ja sonst den blassen, perfekt gekleideten, standhaften Seto Kaiba gewohnt und nicht so ein Weichei. „Was machst du hier?“, fragte sie neugierig. „Wonach sieht das denn aus?“, fragte ich gereizt. „Eigentlich war ich hier um Popcorn zu kaufen, bis mir einfiel, dass das Kino ja nebenan ist.“ „Bist du alleine hier?“ „Was interessiert dich das denn jetzt schon wieder?“, wich ich ihr aus. „Eifersüchtig?“ „Wohl kaum“, sagte sie. Diese Frau machte mich noch wahnsinnig. Was kam wohl als nächstes? Yugi fuhr an uns vorbei und grinste mir breit entgegen. Gequält grinste ich zurück. Leider war das Ishizu nicht entgangen. Sie sah mich nun vollkommen irritiert an als hätte sie einen Geist gesehen. Dann schließlich kam ihr wohl eine Erkenntnis. „Ich verstehe, Kaiba“, sagte sie schlicht. „Was verstehst du?“, fragte ich und überlegte mir krampfhaft ob sie vielleicht dahinter gekommen war, dass ich das hier gar nicht freiwillig machte. Pegasus Leute beobachteten mich ja immer noch und da wäre es nicht so gut wenn man mich beobachtet, mit ihr, die mein Geheimnis lüftete. „Du hast es endlich akzeptiert?“ „Was?“, hakte ich nach und schluckte. Zwar war ich davon überzeugt, dass Ishizu eine alte Schwindlerin war, die gerne Wahrsager imitierte, doch oft hatte sie mit ihren „Visionen“ ja wie es der Zufall wollte, recht gehabt…leider. „Na, dein Schicksal, das dich fest mit dem Pharao verbindet.“ Ich starrte sie an. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Nach über einem Jahr hatte sie immer noch die gleiche, langweilige Tour drauf?! „Oh! Ishizu!“ Ich drehte mich um und erkannte zu meinem Schrecken noch ein bekanntes Gesicht: Marik Ishtar. Marik war Ishizus kleiner Bruder und ein richtiger Psychopath, der mein damaliges DuellMonsters-Turnier vollkommen mit seinem „Reich der Schatten“ –Wahn vollkommen ruiniert hatte. Lag wohl in der Familientradition mir auf die Nerven zu gehen. „Da bist du ja“, sagte Ishizu und lächelte ihren Bruder an. „Kaiba, bist du das?“, fragte Marik als er näher gekommen war. Wieder ärgerte ich mich. Selbst diese zwei vollkommenen Versager, die ihr Leben meistens in irgendeinem unterirdischen Versteck gelebt hatten ohne Licht, Wärme und Eis konnten besser Schlittschuhlaufen als ich? „Ja, schon“, antwortete ich. „Aber verrat es keinem, ja? Ich bin eigentlich nur wegen einem Job hier.“ „Ach, arbeitest du hier?“, fragten Ishizu und Marik wie aus einem Munde. „Na hört mal, das müsst ihr doch wissen“, sagte ich und gähnte. „Mit deinem Wunderhalskettchen wusstest du das bestimmt schon letztes Jahr und du kannst doch meine Gedanken mit deinem schnuckeligen Regenschirm, ähem, ich meine natürlich Stab, kontrollieren. Ihr seid eben die allwissende Familie.“ Marik schien meinen Sarkasmus nicht ganz zu verstehen, vielleicht auch deswegen, weil ich ihn kaum noch gebrauchte. Aber wenn die beiden Ishtars um mich herumschwirrten, konnte ich dem Drang einfach nicht widerstehen. „Seit wann zeigst du dich in der Öffentlichkeit?“, fragte Marik um die Stille zu durchbrechen. „Ich dachte, du liebst Stille und Alleinsein.“ „Marik, er ist mit Yugi und so hier“, grinste Ishizu. Marik schien die Kinnlade herunterzufallen und seine Augen hatten jetzt beinahe die Größe von Spiegeleiern angenommen. „Du?!“, fragte er schrill. „Nein, nein, nie im Leben! Du doch nicht! Dafür bist du dir doch viel zu schade!“ Wie Recht er hatte. Ja, das war wirklich alles unter meinem Niveau. Völlige Zeitverschwendung, so wie die Gestaltung der tollen Fun-Liste. Ich machte mich hier zu Witzfigur! In diesem Moment glitt Joey zu uns hinüber, nicht ohne sein Können im Bereich Eislaufen durch eine Drehung unter Beweis zu stellen. Ich verdrehte die Augen, doch Marik winkte Joey zu uns hin. „Hi, Joey“, sagte er. „Ja, was macht ihr denn hier?“, fragte Joey verblüfft und gesellte sich zu uns. „Nun ja, Spaß haben“, antwortete Ishizu und reichte Joey ebenfalls die Hand, die eigentlich von dem Gewicht von Armreifen nach unten gezogen werden müsste. „Ja wir auch“, strahlte Joey. „Kaiba! Wo bleibst du denn? Ich hab dir schon 22Bahnen voraus! Wie wäre es mit einem Wettlaufen?“ „Also stimmt es wirklich? Ihr seid zusammen hier?“, fragte Marik verblüfft und fing an zu lachen als würde er das ganze hier für einen amüsanten Scherz halten. „Klar! Hat er euch nichts erzählt?“ Sie schüttelten die Köpfe. „Ich hab mich einfach nicht getraut“, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen aus. „Er ist schon ein Komiker“, lachte Joey und haute mir auf die Schulter, woraufhin ich erneut ins Schleudern geriet. Marik und Ishizu warfen sich viel sagende Blicke zu. „Komiker?“, fragte Marik trocken. „Na ja, so würde ich ihn nicht ganz bezeichnen.“ Joey lachte laut auf und kratzte sich am Hinterkopf. „Ja, er hat sich ziemlich verändert, stimmt´s?“, fragte. Ich warf ihm einen sehr gezwungenen, fröhlichen Blick zu. „Wir sind jetzt richtige Freunde!“ „Ja klar“, sagte Ishizu sehr trocken, so dass man es eigentlich nur ironisch aufnehmen konnte, es sei denn man hieß Joey Wheeler. Wenig später verabschiedeten sich die beiden zu meinem Glück, auch wenn sie uns anscheinend auch am Ende unseres Gespräches immer noch nicht glaubten. Joey wollte sofort weiterfahren während ich mich am Rand festklammerte um nicht unglücklich hinzufallen. Immerhin war meine Hose brandneu und eine Spezialanfertigung. Leider zog mich nach einer Stunde Quälerei dann Joey doch aufs Eis…nie werde ich diese Schmach vergessen. So viele blaue Flecken hatte ich jedenfalls noch nie oder ehrlich gesagt waren dies meine ersten blauen Flecken und mein erste Muskelkater. Eigentlich will ich mich gar nicht mehr an meine tausend Stürze erinnern, aber sie wollen einfach nicht aus meinem Kopf raus. Heute hatte ich mich definitiv blamiert. Ich hoffe nur, niemand hatte mich erkannt, Das würde mehrere Schlagzeilen bringen, die ich mir lieber verkneifen wollte. Das Highlight dieses Tages war allerdings mein letzter Sturz gewesen, bei dem ich auf dem Hinterteil schreiend durch die gesamte Halle gezischt war und dabei eine Frau mit drei Kindern, einen kleinen Jungen und eine alte Dame umgefahren hatte. So viel zu diesem lustigen Tag in meinem Leben. Mokuba allerdings sah das ganz anders. Den ganzen restlichen Abend lag er mir damit in den Ohren. „Das hat solchen Spaß gemacht, Seto!“, oder „Ich bin ja so froh, dass du neue Freunde gefunden hast, die sich auch richtig bemühen und Spaß verstehen.“ So gerne ich auch seiner Meinung gewesen wäre, ich konnte einfach nicht. Vielleicht lag das aber auch an der Tatsache, dass ich am folgenden Morgen mit einem Hexenschuss aufwachte und mich für die nächsten zwei Tage nicht aus dem Bett bewegen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)