Broken Trust von Cigamina ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Date of beginnig: 03.05.03 Date of ending: ? Broken Trust Autor: Cigamina Fandom: Weiß Kreuz Teil: 1/? Pairings: Ran x who? Hee, won’t tell you! (But I don’t really know yet… have to decide soon… *g*) Rating: NC-17 Genre: Au, yaoi Warnungen: AU, Brad – Bastardisation, dark, lemon Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören mir nicht, und ich mache auch kein Geld mit dieser Fanfic. Summary: Fujimiya Ran ist von seinem Freund, den er über alles andere hinweg geliebt hatte, betrogen, verletzt und verlassen worden. Der Rotschopf zieht sich daraufhin fast völlig zurück, lässt nur noch seinen besten Freund an sich heran und versteckt sich die meiste Zeit nur noch in seiner Wohnung. Doch dann begegnet er durch bloßen Zufall einem Menschen, der sein ganzes Leben verändern wird… (*ärks* wie kitschig… Summaries *suck*… und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich sowas schreibe… aber ich kann nicht anders, ich mag die Story…) Widmungen: Für mich? Für euch? Vielleicht finde ich ja noch andere, denen ich das hier widmen kann… ach ja, für die Marle und die Chaotizitaet, weil sie die Story mögen und sich auch noch das Betan antun. Thank you! *knuddels* Anmerkungen: Es ist mal wieder eine AU, also wie immer können sich Alter und Beziehungen ändern. Es spielt in der ganz normalen Welt mit ganz normalen Menschen, ohne fantasy. Ach ja, dazu gehört auch, dass die Jungs von Schwarz keine übersinnlichen Kräfte haben. Ähm… es ist mir fast peinlich das zu sagen, aber die Idee zu dieser Story ist mir gekommen, als ich heute Mittag ‚Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück’ gesehen habe… der Film war lustig und die beiden Typen hätten gut zusammen gepasst, aber dass mir dabei sowas einfällt… na ja, sehen wir mal, was sich draus entwickelt… Ich bin mir sicher ein paar Sachen im zweiten Teil würden in der richtigen Welt nicht funktionieren, doch da es eine Au ist kann ich das so machen. Muss ja nicht unbedingt reality sein. Wollte ich nur mal gesagt haben, nicht dass jemand auf die Idee kommt ich hätte keine Peilung von Medien and so weiter. Ich bin mir bewusst, dass das nicht klappen würde, aber ich habe es so gebraucht, also habe ich es geschrieben. Ich passe mich nicht meiner Geschichte an, die Geschichte hat sich an meine Laune anzupassen und deshalb steht das da. Ich ändere doch nicht meine Idee, nur weil es nicht logisch ist, lieber ändere ich die Welt ein bisschen. Was ich ja auch darf, wozu sonst ist die künstlerische Freiheit gut?? Also, nehmt es einfach so hin. ^^ Enough Psychobabble now, hier kommt die Story! Lieder, die ich gehört habe, als ich diese Story geschrieben habe: Bronze OST – Liar Bronze OST – Hopelessness She dreams in digital – Ghost in the shell Kate Ryan – Libertine Sugababes – Hole in the head Feedback an: Cigamina@aol.com Homepage: www.cigaminas-sanctuary.de.tt ---------------------------------------------------------------------------------------------------------- Angenehm warmes Wasser prasselte auf ihn herab, rann über seinen Körper und tropfte schließlich zu Boden, alles mit dem sanften Geräusch, das fließendes Wasser machte. Für ihn allerdings hörte es sich so an, als würde er unter einem Wasserfall sitzen… die Wassermassen donnerten auf ihn herab und schienen ihn zu zerdrücken, versuchten ihn unter die Oberfläche zu bringen, sodass er qualvoll ersticken musste… Er saß auf dem Boden der Dusche, hatte seine Beine fest an den Oberkörper gezogen und umfasste diese mit seinen Armen, während er das Gesicht zwischen seinen Knien vergraben hatte. Er kauerte sich dort unten zusammen und seine Schultern zitterten heftig, während aus seinen zusammengekniffenen Augen langsam Tränen perlten. Er versuchte nicht einmal, sie wegzuwischen, denn es hätte sowieso nichts gebracht. Nasse, rote Haare fielen ihm in sein blasses Gesicht, als er dieses hob, um die gegenüberliegende Wand anzustarren. Violette Augen blickten auf die weißen Fliesen, während immer wieder neue Tränen aus seinen Augen kullerten und sich mit dem Duschwasser vermischten. Nur einen Moment sah er die Wand an, dann begannen auch seine Lippen erneut zu zittern und er vergrub sein Gesicht sofort wieder zwischen seinen Knien, während er von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde. Er kauerte sich noch enger zusammen und weinte, schluchzte hilflos auf dem Boden der Dusche, auf den er vorhin gefallen war, weil er einfach nicht mehr hatte stehen können. Viel zu sehr hatten seine Beine gezittert, sodass sie irgendwann einfach unter seinem Gewicht nachgegeben hatten. Seitdem saß der Rotschopf nun hier und weinte, während das Wasser immernoch auf ihn niederprasselte. Ran hob seine Hände und vergrub sie in seinen dichten, nassen Haaren, während er verzweifelt versuchte, wenigstens das Schluchzen zu unterdrücken, doch es gelang ihm einfach nicht. Zu tief saß der Schock, den er heute Nachmittag erlitten hatte… Der Rotschopf kniff seine Augen noch fester zusammen und versuchte die Gedanken daran zu verdrängen, doch auch das gelang ihm nicht. „Brad… warum…“ Es war doch alles so gut zwischen ihnen gelaufen… sie hatten in den ganzen zwei Jahren, in denen sie zusammen gewesen waren, nie größere Meinungsverschiedenheiten gehabt… sie waren immer ein harmonisches Paar gewesen, waren glücklich miteinander gewesen… Ran hatte Brad vertraut… Heute hatte er sehen müssen, wie wenig dem anderen sein Vertrauen wert war… Der Rotschopf kauerte sich bei dem Gedanken an die Szene, die er heute Nachmittag gesehen hatte, noch enger zusammen und spürte, wie es ihm sein Herz zerriss. Sein Freund, wie er Sex mit einem anderen hatte… in seinem Büro auf dem Schreibtisch, während der Arbeit… Brad hatte Ran betrogen, und das auch noch an einem Ort, an dem der Rotschopf es jederzeit hätte bemerken können, da sie beide am selben Ort arbeiteten. Ran war Übersetzer in einem recht bekanten Verlag, und Brad gehörte der ganze Laden. Sie hatten die letzten paar Wochen Praktikanten gehabt, und mit einem von diesen hatte Brad geschlafen… während Ran nur wenige Räume entfernt gewesen war… Es hatte so weh getan… den Mann, den er so sehr geliebt hatte, mit einem anderen zu sehen… Der Rotschopf verkrallte sich in seinen Haaren und riss daran, versuchte sich durch den Schmerz von dieser Szene abzulenken, doch es half nichts. Immer wieder konnte er seinen Freund dort sehen, wie er diesen Jungen auf dem Schreibtisch genommen hatte… wie er den Jungen küsste und sich in ihm vergrub, bis er einmal kehlig aufstöhnte und sich in dem kleineren Körper ergoss… Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, hatte Brad ihn auch noch entdeckt, wie er geschockt und mit aufgerissenen Augen in dessen Bürotür gestanden hatte. Aber anstatt erschrocken zu reagieren und wenigstens Reue zu zeigen, hatte er Ran bloß angegrinst. Bei diesem Anblick waren dem Rotschopf Tränen in die Augen gestiegen und er hatte leicht begonnen zu zittern. Er hatte einfach nicht glauben können, was er da gesehen hatte. Brad hatte sich dann, ohne seinen Blick von Ran abzuwenden, aus dem Körper des Praktikanten zurückgezogen und wieder aufgerichtet, bevor er seine Hose wieder hochzog, die er wohl vorher einfach seine Hüften heruntergeschoben hatte, sodass sie um seine Fußknöchel lag, und auch sein Hemd wieder schloss. Der nackte Junge auf dem Schreibtisch, der bis zu dem Zeitpunkt mit geschlossenen Augen dort gelegen hatte, hatte diese nun wieder geöffnet und mit verliebtem Blick zu Brad hochgesehen, der ihn jedoch keines Blickes gewürdigt, sondern immernoch den zitternd im Türrahmen stehenden Ran angesehen hatte. Ran kannte den Jungen vom Sehen her, hier im Verlag oder auch mal auf der Straße, da der Kleinere ein Freund des Mitbewohners seines besten Freundes war, doch er hatte noch nie ein Wort mit dem Braunhaarigen gewechselt, sodass dieser ihn wohl kaum erkannte. Der Braunhaarige hatte seinen Kopf in die Richtung, in die Brad sah, gewandt, und war prompt knallrot angelaufen, als er den Rotschopf dort entdeckt hatte. Er war vom Tisch gesprungen und hatte hastig damit begonnen, durch den Raum zu laufen und seine Kleider wieder einzusammeln, die überall verstreut herumgelegen hatten, um sich in einem Wahnsinnstempo wieder anzuziehen. Die ganze Zeit über hob er den Kopf nicht, und wollte gerade zur Tür hinüberhasten, wobei er an Brads Schreibtisch vorbeimusste, als der Schwarzhaarige sein Handgelenk festhielt und den Kleineren über den Schreibtisch in seine Richtung zog, um ihn auf den Mund zu küssen. Rans Beine hatten in diesem Moment heftig zu zittern begonnen, sodass er sich fast nicht mehr aufrecht halten konnte, und sein Herz war in tausend kleine Scherben zerbrochen. Wenn Brad einfach nur Sex mit dem Jungen gehabt hätte, dann würde er ihn doch wohl kaum noch küssen, oder? Da musste mehr dahinterstecken… Brad hatte den Braunhaarigen unterdessen wieder losgelassen und ihn angelächelt, bevor er sich zu ihm hinüberbeugt hatte, um an seinem Ohr zu knabbern. „Ich hole dich später ab, okay? Dann gehen wir zusammen aus.“ Der Junge hatte aus schokoladenbraunen Augen zu Brad aufgesehen und dann zurückgelächelt, bevor er genickt hatte und dann schließlich zur Tür hinübergegangen war, wo er sich an Ran vorbeigeschoben, ihm einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte und dann verschwunden war. Brad hatte ihm kurz nachgesehen und sich dann auf seinen gemütlichen Schreibtischstuhl fallen lassen, während er seinen Blick wieder Ran zugewandt hatte. Er hatte dann wieder gegrinst und sich bequem zurückgelehnt, seine Augen fest auf Rans gerichtet, die durch einen Tränenschleier zurückgesehen hatten. „So… dann weißt du es also. So war das eigentlich nicht geplant gewesen, ich wollte es dir demnächst abends sagen… aber egal, jetzt weißt du es ja. Ich bin mit dem Kleinen zusammen, und mit uns ist Schluss, wie du dir sicher vorstellen kannst.“ Ran hatte gespürt, wie die Tränen begonnen hatten seine Wangen hinunterzulaufen, als Brad ihm diese Worte entgegenschleudert hatte. Es hatte ihm so weh getan… er hatte erst da richtig realisiert, was das für seine Beziehung mit Brad bedeutete, nämlich das Aus. Der Rotschopf hatte seine Hände gehoben und sich am Türrahmen festgehalten, damit er nicht das Gleichgewicht verlor und hinfiel. „Wie… wie lange…“ Seine Stimme war leise und klang so verletzt, so verzweifelt, dass er sich selbst wunderte, dass er das alles nur mit seiner Stimme ausdrücken konnte. Brad musste nicht lange überlegen, bevor er Ran antwortete. „Seit dem ersten Tag, an dem er hier war. Dass du bis jetzt nichts bemerkt hast, fand ich sowieso schon komisch… aber Liebe muss blind machen.“ Dem Rotschopf wurde schwindelig, als er diese Worte hörte… und er begriff, was Brad da gerade gesagt hatte… Liebe machte blind… ja, so war es gewesen… er hatte Brad geliebt, hatte sich aber nie getraut, es ihm zu sagen, aus Angst, dass sich ihre Beziehung verändern könnte, und das hatte er nicht gewollt. Er war immer glücklich mit Brad gewesen, sodass es ihm auch nichts ausgemacht hatte, dass er diese Worte auch nie von Brad gehört hatte… doch nun war ihm klar, warum… Brad hatte ihn nie geliebt… das war es. Rans Herz schmerzte und er hatte Schwierigkeiten, überhaupt noch zu atmen. Seine ganze, bis jetzt fast völlig heile Welt brach über ihm zusammen. Alles war eine Lüge gewesen, eine Illusion, die jetzt wie eine Seifenblase platzte. Sein Kopf sank auf seine Brust, er konnte seinen Geliebten nicht länger ansehen, während er ihn so verletzte. „Wa… warum, Brad… warum? Warum warst du dann mit mir zusammen…?“ Der Schwarzhaarige schnaubte leise, bevor er antwortete. „Ach, hast du endlich bemerkt, dass mir nie etwas an dir lag? Wie kamst du bloß auf die Idee, dass ich wegen etwas anderem als Sex mit dir zusammen war? Ich habe dich nie geliebt, du bist nur langweilig, zu ruhig und willst nie was machen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir in den ganzen zwei Jahren treu geblieben bin? Bei Gott nicht, vielleicht die ersten zwei Wochen, doch danach nicht mehr. Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich mit anderen geschlafen hatte, wenn du mal keine Lust oder keine Zeit für mich hattest. Der einzige Grund dafür, dass ich mit dir zusammen war, war Sex. Und auch noch, dass du bei der Arbeit unheimlich gut bist, sodass ich dich nicht zu einem anderen Verlag gehen lassen konnte, aber nichts weiter.“ Ran hatte sich auf einmal so hohl gefühlt. Eine schreckliche Leere hatte sich in ihm ausgebreitet, als er alles gehört hatte, was Brad ihm gerade an den Kopf geworfen hatte. Noch nie hatte ihn etwas mehr verletzt als das gerade eben… Er hatte wie aus weiter Ferne gehört, dass Brad wieder aufgestanden und zu ihm hinübergelaufen war, wo er vor ihm stehen geblieben war. Eine Hand hatte sich an sein Kinn gelegt und es angehoben, sodass der Rotschopf gezwungen gewesen war, aufzusehen. Durch den Tränenschleier in seinen Augen hatte er nicht viel erkennen können, doch was er hatte sehen können, war, dass Brad gelächelt hatte. „Und jetzt geh. Ich habe zu arbeiten und will pünktlich Schluss machen, ich gehe mit Ken aus. Also raus hier und zurück an die Arbeit. Und ich wünsche nicht, dass du noch einmal wieder kommst, solange es nichts Geschäftliches ist.“ Mit diesen Worten hatte Brad ihn aus seinem Büro geschoben und die Tür vor seiner Nase zugemacht. Ran zitterte heftig unter der Dusche, als er die ganze Szene Revue passieren ließ. Er konnte sich nicht erinnern, wie er es geschafft hatte, nach Hause zu kommen. Er hatte total unter Schock gestanden, alles war so taub gewesen, nur sein Herz hatte geschmerzt, als würde es in winzig kleine Fetzen zerrissen werden. Und es tat immernoch weh… es tat so weh, zu wissen, dass Brads ihn nur benutzt hatte, dass er nie etwas für ihn empfunden hatte… sein Vertrauen missbraucht hatte… Dem Rotschopf wurde fast schlecht, als er daran dachte, dass er Brad seine Unschuld gegeben hatte… der Ältere war sein erster und bis jetzt einziger Freund gewesen, sodass Ran alles mit Brad zum ersten Mal erlebt hatte… Er fühlte sich schmutzig, als er an die vielen Male dachte, wie Brad seinen Körper berührt hatte, ihn geküsst und gestreichelt hatte, in ihm gewesen war… und alles, ohne auch nur irgendetwas anderes für ihn zu fühlen als körperliche Begierde… Ran schluchzte leise auf und vergrub sein Gesicht tiefer zwischen seinen Knien. Er wollte am liebsten den Rest seines Lebens hier unter dem Wasser sitzen bleiben, wollte nie wieder nach draußen gehen. Die Scham war einfach zu groß, als dass er Brad noch einmal in die Augen würde sehen können… und auch niemanden anderen wollte er sehen… … außer vielleicht eine Ausnahme… die Person, der er bis jetzt immer hatte vertrauen können, die er schon seit Jahren kannte… und die ihn ganz am Anfang schon mal vor Brad gewarnt hatte, doch er hatte nicht hören wollen… und jetzt sah er, was er von seiner Leichtgläubigkeit und Naivität hatte. In genau diesem Moment hörte Ran ein schrilles Geräusch, das durch seine ganze Wohnung hallte… es war das Geräusch seiner Klingel. Der Rotschopf sah aus verweinten Augen auf und spielte zuerst mit dem Gedanken, einfach hier sitzen zu bleiben und denjenigen, der vor seiner Tür stand, zu ignorieren… doch dann besann er sich eines besseren. Ran erhob sich wackelig und machte dann mit einer fahrigen Geste das Wasser aus, das mittlerweile schon recht kühl geworden war, und stieg aus der Dusche. Er hielt sich an dem alten Kleiderständer fest, an dem sein Bademantel hing, weil er immernoch am ganzen Körper zitterte und sonst vielleicht auf den Boden gefallen wäre. Mit bebenden Händen streifte er sich seinen schwarzen Bademantel über und ließ den Ständer dann wieder los, um ein wenig unbeholfen zur Tür zu wanken und diese zu öffnen. In diesem Moment schallte die Klingel ein zweites Mal durch die Wohnung. Der Rotschopf hob eine zierliche Hand und wischte sich damit über die Augen, damit wenigstens keine Tränen darin standen, wenn er die Tür öffnete. Er lief weiterhin langsam durch seine Wohnung, wobei er eine nasse Spur hinter sich herzog, weil er sich überhaupt nicht abgetrocknet hatte. Ran kam an der Tür an, genau in dem Moment, als die Klingel ein drittes Mal ertönte. Der Rotschopf bekam langsam aber sicher Kopfschmerzen von dem schrillen Geräusch, also machte er sich mit zitternden Fingern daran, seine Tür zu entriegeln und sie zu öffnen. Von draußen wehte kalte, abendliche Spätherbstluft herein, sodass Ran sofort zu frösteln begann. Er hob seinen Blick leicht und sah die Person an, die im Türrahmen stand. Es war ein junger, schlanker Mann mit langen, orange-roten Haaren, die sein hübsches Gesicht einrahmten. Hellgrüne Augen blickten Ran an, Sorge spiegelte sich in ihnen wider. Es war Schu… Rans bester Freund. Die einzige Person, die der Rotschopf jetzt sehen und um sich haben wollte. Der 25-jährige blickte seinen Freund einen Moment lang nur an, bevor er einen Schritt auf Ran zu machte und ihn in die Arme schloss, ihn fest an seinen Körper drückte und seinen Kopf an den des anderen Rotschopfes legte. „Mein Gott, Ran… ich weiß Bescheid, Omi hat es mir erzählt…“ Der 23-jährige spürte, wie wieder Tränen in seine Augen traten und er vergrub sein Gesicht in Schus Halsbeuge, bevor er zu schluchzen begann. Der Ältere drückte seinen Freund fester an seinen Körper, hielt ihn fest und streichelte ihm sanft über den zitternden Rücken. Ran ließ sich von seinem Freund halten, presste sich an Schu. An die einzige Person, der er auf der ganzen Welt noch vertraute… Schu begann leise, tröstende Worte in Rans Ohr zu flüstern, machte beruhigende Geräusche, während der andere Rotschopf nur weinte. Er war so fertig, er konnte nicht mehr… er wollte nur noch weinen, wollte, dass Schu ihm ein wenig von dem Schmerz abnahm, den er verspürte… Der ältere Rotschopf blieb noch einen Moment lang so stehen, bevor er sich ein wenig bückte und Ran so mühelos auf seine Arme hob. Der Jüngere war so leicht, dass Schu keinerlei Probleme damit hatte, ihn zu tragen. „Ich bring’ dich in dein Zimmer, Ran. Hier draußen kriegst du noch ne Grippe, so nass wie du bist…“ Mit diesen Worten setzte sich Schu in Bewegung und betrat Rans Wohnung, kickte die Eingangstür mit einem Fuß zu und lief dann den Flur entlang in das Schlafzimmer seines Freundes. Er kannte sich hier aus, er war als bester Freund des jungen Übersetzers schon unzählige Male hier gewesen. Der Rotschopf ließ sich einfach tragen, weinte weiterhin in Schus Brust. Normalerweise hätte er gegen diese Behandlung protestiert, doch jetzt war es ihm egal… ihm war sowieso alles egal… er wusste nicht, wie er noch zur Arbeit gehen sollte… er konnte Brad nicht ansehen, er würde seine Anwesenheit nicht ertragen, und schon gar nicht, wenn der Amerikaner mit ihm sprechen würde, als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen… Dieser Gedanke tat so weh… wenn Brad wirklich so tun würde, als ob er Ran nie näher gekannt hätte… der Rotschopf würde es nicht ertragen können… Schu lief mit dem jüngeren Rotschopf in den Armen den Flur entlang, bis er im Wohnzimmer stand, und dort bog er nach links ab, in Rans Schlafzimmer. Dort setzte er den Kleineren auf dessen Bett ab und ließ sich neben ihn sinken, woraufhin Ran sich wieder an seinem Freund festklammerte. Der Ältere saß einfach nur da und ließ seinen Freund weinen, hielt ihn fest und streichelte seinen zitternden Rücken. Er konnte im Moment sowieso nichts anderes machen, und vielleicht half es Ran auch, wenn er sich einfach nur mal ausweinte… Schu zog seine Augenbrauen zusammen, als er an den Grund dachte, warum Ran überhaupt weinen musste… dieser Wichser, was musste der Bastard auch mit diesem Idioten Ken rumficken?! Der Rotschopf wusste Bescheid, weil er mit Kens bestem Freund Omi zusammen in einer WG wohnte. Und da Omi nach Ran Schus bester Freund war, wusste dieser so ziemlich alles, was der Blonde wusste… und dieser hatte vor ein paar Stunden erfahren, dass Brad Ran schon lange mit Ken betrog und dass sie heute vom dem Rotschopf erwischt worden waren. Daraufhin hatte er Schu alles erzählt, als dieser von der Uni nach Hause gekommen war, und der Rotschopf war sofort runter zu Ran gelaufen, um zu sehen, wie es diesem ging… schlecht, wie er jetzt wusste. Dieses Sackgesicht… der würde von Schu noch was zu hören bekommen, wenn er ihn das nächste Mal sah. Wie hatte er Ran das nur antun können? Dem Älteren tat es weh, seinen Freund so zu sehen… und normalerweise war Ran nicht so leicht zum Weinen zu bringen. Er mochte zwar sensibel sein, aber Schu hatte ihn schon ewig nicht mehr weinen sehen… Brad musste dem Jüngeren wirklich wehgetan haben, wenn dieser so sehr darunter litt. Der ältere Rotschopf begann sich mit seinem Freund in den Armen hin und her zu wiegen und hob eine Hand, um Ran durch die nassen Haare zu streichen. Schu hatte Ran direkt am Anfang seiner Beziehung mit Brad vor diesem gewarnt. Der Amerikaner war dem Rotschopf noch nie sympathisch gewesen, und auch wie Brad Ran behandelt hatte, hatte Schu nicht gemocht. Der Schwarzhaarige war immer der Boss gewesen, nicht nur im Beruf, auch privat. Er hatte immer bestimmt und dann erwartet, dass alles nach seiner Pfeife tanzte. Doch Ran hatte es nie gestört, er hatte Brad geliebt und deshalb hatte er sich dem Amerikaner untergeordnet, immer und bei allen Dingen… jetzt sah man, was er davon hatte… Liebe machte blind, und zwar gründlich… Schon beim ersten Treffen mit Brad hatte der Deutsche eine Abneigung gegen den Älteren entwickelt. Er war ihm zu berechnend gewesen, zu kühl und gleichzeitig verächtlich… einfach nur eine unangenehme Person. Schu hatte einen Riesenkrach mit Ran gehabt, als er diesem das gesagt hatte und ihm geraten hatte, seine Beziehung zu Brad zu beenden… der Jüngere war richtig sauer geworden und hatte seinen Geliebten verteidigt, hatte Schu schließlich in seiner Wut aus seiner Wohnung geworfen. Da hatte der Rotschopf verstanden, dass Ran Brad wirklich liebte und hatte den Rotschopf seither damit in Ruhe gelassen… was für ein Fehler… Schu knirschte leise mit den Zähnen, als ihm plötzlich noch etwas einfiel, was Omi vorhin gesagt hatte… Ken schien die ganze Zeit über, in der er in Crawfords Verlag gearbeitet hatte, gewusst zu haben, dass der Amerikaner eigentlich vergeben war, und hatte sich trotzdem flachlegen lassen. Der Braunhaarige kannte Ran zwar nicht persönlich, da er mit diesem nie Kontakt gehabt hatte, doch er war trotzdem ein egoistisches Arschloch… wenn Schu den in die Finger kriegen würde… dann würde er Gottes Gnade brauchen, genauso wie Brad…das schwor der Deutsche sich. Sie saßen noch eine ganze Weile dort auf Rans Bett, bis der Rotschopf sich langsam wieder beruhigte und seine Schluchzer allmählich abebbten. Schu ließ seinem Freund noch ein paar Minuten, bevor er ihn ein Stückchen von sich wegschob und ihm in die Augen sah. Der Jüngere hatte nicht aufgehört zu weinen, die Tränen liefen ihm nun stumm seine blassen Wangen hinunter. Der Ältere sah Ran besorgt an, bevor er seine Hand ausstreckte und seinem Freund sanft die Tränen aus den Augen strich. „Ran… bitte, hör auf zu weinen… bitte… der Typ ist es nicht wert, keine einzige deiner Tränen…“ Der Jüngere blickte Schu unter nassen, schwarzen Wimpern hervor an, während seine Unterlippe plötzlich wieder zu zittern begann. „E-Er hat… hat gesagt… dass er… dass er m-mich nie geliebt hat… e-es war alles n-nur ein S-Spiel für ihn…“ Schus Finger hielten inne, als er diese Worte hörte. Wie bitte? WIE BITTE?! Das also auch noch?! Dieser Bastard hatte Ran schon ganze zwei Jahre lang betrogen, hatte es nie ernst gemeint?! Der Rotschopf begann vor Wut auf den Amerikaner leicht zu zittern. Das würde er bereuen… dieses Arschloch! Wie konnte er es wagen, Ran so auszunutzen?! Schu hatte Brad zwar nie gemocht, aber das hatte er dann doch nicht erwartet… Der Ältere streckte seine Arme wieder nach Ran aus und drückte seinen Freund an sich, der sich sofort an den Größeren schmiegte und sein Gesicht erneut in dessen Halsbeuge vergrub. „Dieser Wichser… dieser abartige Wichser…“ Schu brodelte innerlich, während er Rans zitternden Körper in seinen Armen hielt. Dieser Bastard… jetzt war klar, warum es Ran so unheimlich mitnahm, dass Brad Schluss gemacht hatte. Nicht nur, dass der Schwarzhaarige dem Menschen, der ihn wirklich aus tiefstem Herzen geliebt hatte, mit Ken *einmal* fremdgegangen war, nein, er hatte es die ganze Zeit vorher auch schon getan… der Ältere wünschte den Amerikaner zum Teufel. Er verstand einfach nicht, warum Brad das getan hatte… Ran war wunderschön, freundlich, höflich, umgänglich, vielleicht ein wenig zurückhaltend und scheu, doch das machte ihn nach Schus Meinung nur niedlich… man konnte Spaß mit ihm haben und wenn er sich wohl fühlte konnte er auch lustig sein, er war intelligent und eine absolut angenehme Gesellschaft, von der Schu nie genug kriegen konnte… also, was hatte den Bastard dazu gebracht, Ran so zu hintergehen? Und wenn er seine scheue Art nicht mochte, warum war er dann überhaupt mit dem Jüngeren zusammen gewesen? Für Schu machte das keinen Sinn, aber wirklich gar keinen. Der Ältere seufzte leise und legte dann den Kopf an den seines Freundes, während er ihm sanft über den Rücken streichelte und leise, beruhigende Worte in sein Ohr flüsterte. Ran weinte noch eine Weile weiter, bis Schu schließlich spürte, dass es langsam aufhörte. Der Jüngere blieb noch einen Moment, wo er war, doch dann löste er sich ein wenig von Schu, um den Älteren aus nassen, violetten Augen anzusehen, ein ängstlicher Ausdruck stand darin geschrieben. „Kannst… kannst du… heute Nacht… hier bleiben? Bitte… ich will nicht allein sein…“ Seine Stimme zitterte leicht und war immernoch tränenerstickt, doch den ängstlichen Ton hörte Schu trotzdem klar heraus, und er brauchte sein Psychologiestudium nicht, um zu wissen, warum Ran Angst hatte. Er fürchtete sich vor Ablehnung, das war es. Er war heute von einer seiner engsten Vertrauenspersonen verraten worden, und jetzt hatte er Angst davor, dass Schu das ebenfalls tun und ihn von sich stoßen würde. Doch Schu hatte nicht vor, irgendetwas in diese Richtung zu tun. Er hatte noch nie auch nur mit dem Gedanken gespielt, Ran von sich zu stoßen, schon gar nicht, wenn dieser ihn so sehr brauchte wie jetzt gerade… Schu lächelte seinen Freund leicht an, bevor er die Hand ausstreckte und seinem Freund sanft über die Wange strich. „Klar, mach ich… aber ich werde morgen, wenn du aufwachst schon weg sein, ich muss ja zur Uni… und ich muss Omi anrufen, sonst macht sich der Kleine noch Sorgen. Ich mach das schnell, ja? Zieh du dich doch solange um und trockne deine Haare ein bisschen, sonst wirst du noch krank bei den Temperaturen.“ Mit diesen Worten ließ er Ran, wenn auch etwas widerwillig, los und stand vom Bett auf, um seinen Freund noch einmal kurz anzulächeln und dann ins nebenan liegende Wohnzimmer zu laufen, von wo aus er seinen Mitbewohner anrief. Als er wieder zurückkam, hatte Ran sich umgezogen, seine Haare notdürftig mit einem Handtuch getrocknet und lag schon in die dicke Daunendecke gekuschelt in seinem Bett. Schu lächelte leicht, er fand das niedlich… Er ging zum Bett hinüber und blieb daneben stehen, bevor er sich bis auf sein T-Shirt und seine Boxershorts auszog und dann zu Ran unter die Decke schlüpfte. Der Kleinere sah seinem älteren Freund dabei zu, wie er es sich bequem machte und schließlich auf seiner Seite liegen blieb, Ran zugewandt, sodass ihre Köpfe ziemlich nahe beieinander auf dem Kopfkissen lagen. Schu sah in Rans schöne, violetten Augen, bevor er seine Arme um den Jüngeren schloss und ihn an sich zog. Der Rotschopf schien ein T-Shirt und lange, bequeme Hosen zu tragen, worüber Schu sich zuerst wunderte, weil es eigentlich noch gar nicht so kalt war. Doch dann kam er mit seinen Füßen an Rans und zuckte fast zurück, als er merkte, wie eisig diese waren… Ran schien zu frieren… Der Ältere zog Ran noch ein wenig zu sich, um ihn etwas mit seinem Körper wärmen zu können, bevor er sich auf den Rücken drehte. Der jüngere Rotschopf schmiegte sich nach einem Zögermoment an Schu und legte seinen Kopf etwas scheu auf die Schulter des Älteren, doch als dieser nichts dagegen sagte, schloss er die Augen und begann ruhig zu atmen. Er brachte noch ein leises: „Gute Nacht, Schu…“ über die Lippen, bevor er auch schon vor Erschöpfung eingeschlafen war. Schu sah Ran dabei zu, wie er ruhig einschlief, betrachtete das entspannte, aber immernoch traurig aussehende Gesicht seines besten Freundes. Die Bahnen, die die Tränen gezogen hatten, waren noch zu erkennen und der Ältere streckte eine Hand aus, um sie vorsichtig nachzufahren. Wie konnte man etwas so schönes und zerbrechliches nur so verletzen? Woher nahm sich Brad Crawford das Recht, Ran so wehzutun? Schu war sich sicher, dass der Amerikaner als Geliebter des Rotschopfes alles über diesen wusste, und trotzdem hatte er Ran nur benutzt, anstatt ihn zu beschützen, wie er es brauchte und verdiente. Der ältere Rotschopf hätte das nie getan… wenn er jemals eine Chance erhalten würde, würde er es nicht so versauen. Er würde alles tun, um Ran glücklich zu machen, würde ihn beschützen, ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen… Genau das hatte der Rotschopf nämlich verdient. Er hatte schon so viel durchmachen müssen in seinem jungen Leben, dass er ein wenig Glück wirklich mal gebrauchen könnte… Ran geriet immer an die falschen Menschen, und immer wurde sein Vertrauen enttäuscht. Nach der ganzen Geschichte mit seiner Familie hatte Schu wirklich gehofft, dass es Ran nach seinem Studium in Amerika besser gehen würde, und dann kam der Rotschopf mit Brad Crawford zurück… etwas Schlimmeres hätte nach Schus Meinung gar nicht passieren können. Jetzt war Rans Welt wieder ein Scherbenhaufen, und wieder war nur Schu für den Rotschopf da, so wie es damals auch gewesen war… er konnte auch nicht viel tun, aber er konnte für den Rotschopf da sein und ihn trösten… Der Ältere wusste, dass die nächste Zeit nicht einfach werden würde, weder für Ran noch für ihn selbst. Schu seufzte leise und strich seinem schlafenden Freund eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht hinter sein Ohr. „Oh, Ran…“ Der Rotschopf schüttelte leicht den Kopf, bevor er sich zögerlich vorbeugte und seine Lippen denen seines Freundes näherte, bis sie Rans samtweichen, geschlossenen Mund berührten. Der Jüngere zog leicht die Augenbrauen zusammen und murmelte etwas, nachdem Schu sich wieder zurückgezogen hatte, doch er wachte nicht auf. Der Ältere genoss das leichte Prickeln, das seine Lippen nach dem Kontakt mit Rans erfüllte, bevor er den Rotschopf näher an sich zog und festhielt. „Ich lasse nicht zu, dass dir nochmal jemand wehtut, Ran…“ Er ertrug es nicht, seinen Freund so am Boden zu sehen… das hieß zwar immer, dass Schu in Rans Nähe sein konnte, aber dazu brauchte es sowieso keinen besonderen Anlass, da Ran Schu gerne um sich hatte. Der Ältere konnte auf diese Zusammenbrüche wirklich gut und gerne verzichten. Vor allem auf Rans Reaktion darauf… er konnte sich schon denken, dass der Rotschopf sich die nächsten Wochen total zurückziehen würde, würde nicht mehr rausgehen und vielleicht sogar noch krank werden… das war bei Ran immer so, wenn er in so einer Situation war. Schu würde in den nächsten Wochen versuchen, viel Zeit mit Ran zu verbringen, ihn vielleicht auch mal mit nach draußen zu nehmen, jedenfalls alles zu tun, damit es dem jungen Übersetzer bald besser ging. Der Ältere drückte Ran an sich und legte seine Stirn an die des jüngeren Rotschopfes, bevor er die Augen schloss. Er musste morgen früh raus, da er noch duschen und sich umziehen musste, deshalb sollte er jetzt bald schlafen gehen, auch wenn er noch stundenlang hier liegen und Rans schönes Gesicht betrachten hätte können. „Ich verspreche es dir, Ran…“ Er ließ seine Atmung gleichmäßig und ruhig werden, und spürte, wie er müde wurde, bis er schließlich seinem Freund ins Land der Träume folgte. ~*~*~*~*~* Die nächsten Wochen waren so ziemlich die schlimmsten, die Ran jemals erlebt hatte. Jeden Tag war er gezwungen, in den Verlag zu gehen, und dort lief er andauernd Brad über den Weg, öfter als je zuvor in seinem Leben. Früher hatte der Rotschopf den Amerikaner fast nie auf den Gängen getroffen und nun kam es ihm so vor, als würde Brad sich nur noch dort aufhalten. Und jedes Mal behandelte ihn der Schwarzhaarige wie Luft, als wäre er gar nicht da. Das machte den Jüngeren völlig fertig… er verschwand mehr als nur einmal weinend auf der Toilette, wo er sich erst einmal eine Weile lang einschloss und sich wünschte, Brad nie wieder sehen zu müssen. Außerdem sollte Schu Recht behalten. Ran ging nicht mehr vor die Tür außer zur Arbeit, und zog sich total zurück, vor allen Leuten außer Schu. Noch dazu bekam der Rotschopf keine drei Wochen später eine heftige Grippe, sodass er einige Tage im Bett bleiben musste. Schonen konnte er sich deshalb trotzdem sehr wenig, weil Brad ihm ein Ultimatum für die Übersetzung des Buches, an dem Ran zurzeit arbeitete, gesetzt hatte, und nun tat Ran fast nichts mehr als arbeiten. Doch das machte ihm nichts aus, denn er fand das Buch äußerst gut. Es hieß ‚Das Geheimnis des roten Mondes’ und war bereits das zweite Buch von Youji Kudou, dessen erster Titel ein Bestseller gewesen war. Ran hatte auch diesen übersetzt und seine Sache anscheinend gut gemacht. Er fand den Stil des amerikanischen Autoren sehr gut, spannend und gleichzeitig einfühlsam, wenn es nötig war, sodass ihm die Arbeit leicht fiel und Spaß machte… so ziemlich das einzige, das ihn im Moment überhaupt begeistern konnte. Er wollte nichts mehr machen nach der Arbeit, und wenn Schu nicht gerade bei ihm war, saß er in seinem dunklen Zimmer und weinte, arbeitete an ‚Das Geheimnis des roten Mondes’ oder las Youji Kudous erstes Buch, ‚Rote Spuren im Schnee’. Zu anderen Sachen konnte er keinen Antrieb entwickeln, und allein der Gedanken daran, rauszugehen und dort vielleicht auf Brad mit Ken zu treffen, bereitete ihm Magenschmerzen und einen erneuten Hustenanfall. Auch Schu konnte Ran zu nichts bewegen, der Rotschopf wollte einfach nicht. Der Schmerz war noch zu frisch und sein Herz fühlte sich an, als würde es bluten, sodass Ran am liebsten tot wäre… er fühlte sich so unheimlich schlecht und schon im Verlag konnte er keinem in die Augen sehen, fühlte sich unter seinen Kollegen, mit denen er früher gut ausgekommen war, unwohl und war froh, wenn er wieder zu Hause war und dort weiterarbeiten konnte… wie sollte er da rausgehen und dann auch noch irgendwie Spaß daran haben? Das ging einfach nicht… Als Ran an diesem Abend von der Arbeit nach Hause ging, fing es zu seiner unheimlich großen Freude auch noch an zu schneien. Er mochte diese Jahreszeit nicht… es war so kalt und wenn er einmal zurückdachte, dann war alles schlimme, was ihm in seinem Leben widerfahren war, im Spätherbst passiert… und geschneit hatte es auch jedes Mal… und jetzt schon wieder… Ran wollte gar nicht daran denken, was dann im nächsten Herbst passieren würde… Der Rotschopf setzte seinen Weg durch die fallenden Flocken fort, er wollte schnell nach Hause. Erstens fühlte er sich unwohl hier draußen und zweitens fror er. Seine Grippe war noch nicht ganz weg und deshalb trug er auch seinen dicken Wintermantel und einen Schal um den Hals, er wollte keinen Rückschlag kriegen. Vier Tage im Bett hatten ihm erst einmal gereicht… er hatte nichts anderes gemacht als geweint, es war einfach schlimm gewesen zu wissen, dass er nun allein in diesem Bett liegen musste, obwohl er darin so oft mit Brad geschlafen hatte… es machte ihn noch kränker, daran zu denken… zwar war Schu öfters bei ihm gewesen, ansonsten hätte er das nicht überlebt. Und es gab noch einen Grund, warum er unbedingt nach Hause wollte: er musste unbedingt ‚Das Geheimnis des roten Mondes’ weiterlesen, es war gerade so spannend. Dazu hatte er sich alles ausgedruckt und den Packen trug er nun unter seinem Arm in einer Mappe. Heute Abend würde er ein gutes Stück des Textes lesen und ihn morgen übersetzen, so kam er schneller voran, als wenn er alles im Verlag machen musste. So in seinen Gedanken versunken bog Ran um eine Straßenecke und prallte prompt gegen ein Hindernis. Der Rotschopf keuchte erschrocken auf, als er von der Wucht des plötzlichen Aufpralls nach hinten stolperte und auf den Boden fiel, die Mappe ließ er vor Schreck fallen, sodass sie neben ihm auf den Boden knallte, aufging und die ganzen Blätter herausfielen. Ran saß für einen Moment geschockt auf dem Bürgersteig, bevor er sich hastig auf die Knie aufrichtete und sofort begann, die überall auf dem Boden verteilten Blätter wieder einzusammeln und zurück in die Mappe zu stecken. Dabei spürte er wie seine Wangen zu glühen begannen, als er realisierte, dass er gerade in jemanden reingerannt war. Er hielt den Blick gesenkt und starrte zu Boden, während er die Blätter eilig zusammen klaubte, bevor sie von der Nässe auf der Straße ganz aufweichten und die Tinte verlief. „G-Gomen nasai, ich habe nicht auf den Weg geachtet…“ Er bekam zuerst keine Antwort, doch dann ging derjenige, gegen den er gerade gelaufen war in die Hocke und half Ran dabei, die Blätter aufzuheben. „Schon gut, ich habe auch nicht aufgepasst… haben Sie sich wehgetan?“ Es war eine männliche Stimme, und sie sprach zwar Japanisch, jedoch mit einem leichten Akzent… den Ran ganz klar als Amerikanisch einstufen konnte, denn Brad hatte genauso gesprochen… der Rotschopf verspannte sich ein wenig, doch dann verbannte er den Schwarzhaarigen aus seinem Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart, damit auf die Stimme des anderen. Sie hatte wirklich entschuldigend und freundlich geklungen, sodass sich Ran doch traute, einen Blick zu riskieren. Und was er da sah, ließ die Röte auf seinem Gesicht dunkler werden. Vor ihm hockte ein junger Mann mit blonden, fast schulterlangen, gewellten Haaren, von denen die meisten in einen lockeren Pferdeschwanz zurückgebunden waren, außer zwei dicken Strähnen, die sein Gesicht einrahmten. Er trug eine Sonnenbrille, die er sich in die Haare geschoben hatte und sah Ran aus seinen tiefgrünen Augen besorgt an. Ran konnte ihn einen Moment nur anstarren, bevor er den Blick hastig wieder senkte. Er hatte noch nie jemanden gesehen, der besser ausgesehen hatte… der Blonde war hochgewachsen, schlank und hatte unglaublich lange Beine. Noch dazu dieses Gesicht… der Mann war einfach nur schön, mit der leicht gebräunten Haut und diesen grünen Augen… „I-ie…“ Zu mehr war er nicht im Stande… er war verwirrt und der junge Mann machte ihn nervös, sodass er an nichts anderes denken konnte als seine Blätter aufzuheben und wegzulaufen, schnell nach Hause und sich dort einzuschließen… „Dann ist gut… ich dachte schon, Sie hätten sich verletzt.“ Ran zog den Kopf ein wenig ein und hielt seinen Blick gesenkt, und doch sah er ab und zu die eine Hand des Fremden durch sein Blickfeld huschen, als dieser einige der Blätter aufhob. Als schließlich keine Blätter mehr auf dem Boden lagen, richtete sich Ran hastig auf und schob die letzten paar Blätter zurück in seine Mappe, als der Blonde ihm die Blätter hinhielt, die er aufgesammelt hatte. „Hier, bitte schön. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich Sie umgerannt habe… ich hoffe, Sie verzeihen mir das…“ Ran nickte hastig mit dem Kopf und sah auf, damit er nach den Blättern greifen konnte. Der Fremde lächelte ihn leicht an und Ran spürte, wie er ein wenig Herzklopfen bekam. Er sah noch besser aus, wenn er lächelte… Der Rotschopf konnte die Hitze erneut auf seinen Wangen spüren und streckte deshalb die Hand nach den Blättern aus, als die Miene des Blonden sich plötzlich veränderte. Sein Gesichtsausdruck wurde hart und seine Augen starrten auf die erste Seite der Blätter, die er aufgehoben hatte, bevor er seine Hand zurückzog und sich die Seite näher ansah. Ran hatte die Hand immernoch ausgestreckt und sah den Blonden ein wenig eingeschüchtert an, bevor er die Hand langsam sinken ließ. In diesem Moment blickte der Grünäugige wieder von der ersten Seite von ‚Das Geheimnis des roten Mondes’ auf und warf Ran dann einen durchbohrenden Blick zu, woraufhin sich dessen Augen leicht weiteten. Der Blonde kam einen Schritt auf den Rotschopf zu und dieser wich daraufhin zurück, während sein Herz erneut schneller zu klopfen begann, aber diesmal nicht vor Nervosität, sondern vor Angst. Was wollte der andere nur? Der Blonde blieb stehen und seine Augen funkelten Ran an, mit einem Blick aus purem Eis. Er hob die Hand mit den Seiten ein wenig und starrte Ran durchdringend an. „Woher haben Sie das?“ Der Rotschopf zog den Kopf ein wenig ein und verspannte sich unter dem bohrenden Blick des Fremden, während er die Mappe fest an sich drückte. Er bekam wirklich Angst, und er wusste nicht, warum der andere plötzlich so unfreundlich war… was hatte er jetzt schon wieder falsch gemacht? Immer machte er alles falsch… die Leute, die er traf, taten immer anfänglich so freundlich und dann wurden sie grob und unfreundlich… „G-Gomen nasai… i-ich bin Übersetzer… und das ist d-das Buch, w-was ich übers-setze…“ Ihm war zum Heulen zu Mute… eigentlich ging das den Fremden gar nichts an, doch er fühlte sich trotzdem schlecht, weil der andere wütend auf ihn war… es gab einfach niemanden außer Schu, der ihn mochte… alle anderen tuschelten hinter seinem Rücken oder waren offen unfreundlich, so wie dieser Mann. Ran zog den Kopf noch weiter ein, als er den anderen scharf einatmen hörte. Instinktiv verspannte er sich noch mehr, bereitete sich auf einen möglichen Schlag oder sonst was vor, und war zutiefst verwirrt, als er die Stimme des anderen wieder hörte, doch diesmal klang sie ganz anders. Sie klang ein wenig ungläubig und dazu sehr, sehr überrascht. „W-Was? Sie sind es? Sind Sie etwa Fujimiya Ran?“ Der Rotschopf hob seinen Kopf ruckartig bei der Nennung seines Namens und sah den Fremden aus teils angstvollen, teils verwirrten Augen an. „H-Hai… aber woher…“ Zu mehr kam er nicht, denn da stöhnte der Blonde auch schon auf und schlug sich mit seiner freien Hand gegen die Stirn, bevor er Ran aus grünen, entschuldigenden Augen ansah. „Mein Gott, das tut mir Leid… ich dachte nicht, dass Sie so jung sind… ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt… entschuldigen Sie bitte mein Verhalten, Fujimiya-san…“ Ran sah den Blonden mit geweiteten Augen an, während er sich an seiner Mappe festklammerte. Er verstand den anderen nicht… erst war er freundlich, dann wütend, und jetzt entschuldigte er sich dafür… und woher kannte er seinen Namen…? Er hatte den anderen noch nie in seinem Leben gesehen… Der Größere trat erneut einen Schritt auf Ran zu und dieser ging hastig weiter zurück, woraufhin der Blonde sofort wieder stehen blieb und dem Rotschopf bittend in die Augen sah. „Es tut mir Leid, wenn ich Sie erschreckt habe, Fujimiya-san, ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass… ach scheiße, ist das blöd gelaufen…“ Er fuhr sich mit seiner freien Hand durch die Haare und blickte noch einmal kurz auf den Stapel Blätter in seiner Hand, bevor er zu Ran zurücksah und diesem dann seine Hand hinstreckte. „Ich denke, ich muss da was erklären, Fujimiya-san… ich bin Kudou Youji, und mir tut es wirklich Leid, dass unser erstes Treffen so abgelaufen ist…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)