Pirates Of The Carribean von abgemeldet (Under Bare Poles - deutsch) ================================================================================ Kapitel 1: Time To Tack About ----------------------------- PIRATES OF THE CARRIBEAN - UNDER BARE POLES ~ 1 - Time to tack about ~ "Mister Swenson? Mister Swenson!" Yasmin Clayton rannte den Flur entlang um noch ihren Professor in Geschichte zu erwischen. Dieser Kerl war manchmal so zerstreut, dass er auch schon mal an einem Regentag ohne Schirm und klitschnass in den Seminarraum kam. Letztendlich nahm sie an, dass alle Professoren irgendeine Macke hatten. Keuchend stand sie nun vor Albert Swenson, der sie einfach an ihr vorbeischaute, als wäre er in einer anderen Welt gefangen. "Mister Swenson, ich wollte sie nur daran erinnern, dass sie meine Arbeit über den Handel auf den Weltmeeren immer noch nicht korrigiert haben. Ich muss die Ergebnisse bis morgen wissen. Ich beginne ein Praktikum auf einem Schulschiff und die wollen diese Ergebnisse." Yasmin stemmte die Hände in die Hüften und starrte ihren Professor wütend an. Durch den Sprint von vorhin hingen ihr die rotbraunen langen Haare ins Gesicht und ihre grüngrauen Augen funkelten. "Tut mir leid, Clarissa..." "Ich heiße Yasmin!" "Tut mir leid, Yasmin, aber ich habe im Moment keine Zeit. Komm doch heute abend bei mir vorbei, dann besprechen wir alles weitere." Der Geschichtsprofessor räusperte sich, warf einen Blick über die Schulter und verschwand dann schnell im nächsten Gang. Yasmin blieb zurück und blickte ungläubig auf den Fleck, wo Swenson noch vor zwei Sekunden gestanden hatte. Vielleicht sollte sie ihm vorschlagen, einen Doktor zu besuchen. Vielleicht sollte sie ihn auch gleich in die Klapse einweisen lassen. Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht sollte sie heute einfach an den Strand gehen und ein wenig lesen. Oder zeichnen oder schreiben. Irgendetwas tun, was sie davon abhielt, in ihrer langweiligen einsamen Wohnung zu sitzen und auf die Ergebnisse zu warten. Es regnete zwar, aber wozu gab es Regenschirme sonst? ~ ~ ~ Da sie durch Universitätsbekanntschaften Verbindungen zu dem Lifeguards hatte, konnte Yasmin sich bequem eine ihrer Aussichtshütten zum Schreiben aussuchen. Das Meer stürmte an diesem Tag an der irischen Küste sehr. Nicht weit von Clifden entfernt gab es den einsamsten Strand weit und breit und das genoss die 23-jährige Irin sehr. Sie liebte die raue See und alles, was dazu gehörte. Und doch, mehr als darüber schreiben würde sie wohl nie. Der Wind sauste um ihre Hütte und brachte die alten Holzlatten zum Beben. Sie schrak auf und schaute hinaus. Wellen peitschten gegen die Steine, welche aus dem Meer ragten und die Gischt war so weiß, dass es sie fast blendete. Irgendwie hatte Yasmin mal von der White Squall gehört oder wie auch immer diese mörderische Riesenwelle genannt wurde. Plötzlich war ihr jede Lust auf das Meer vergangen. Sie zog ihre Windjacke zu und beugte sich wieder über ihren Laptop. Das blanke Weiß starrte sie höhnisch an. "So werde ich nie zu etwas kommen." ,meinte die Irin missmutig und dachte darüber nach, nicht jetzt auch noch mit Selbstgesprächen anfzufangen. Sie schaute weiterhin auf ihren leeren Bildschirm und erinnerte sich an die Cumuluswolken, die sie immer als kleines Kind beobachtet hatte. Wie es wohl wäre, darauf zu laufen, zu rutschen und zu hüpfen. Ob sie so weich wie Zuckerwatte waren. Und dass sie Freiheit bedeuteten. Genau wie das Meer...das Meer? Yasmin sprang ruckartig vom Stuhl, als ihre Socken plötzlich nass wurden. Was war hier los? Zu viel Regen? Flut? Tsunami?? Sie schaute sich hektisch um, raus aus dem Fenster des Lifeguardhäuschens und sah nur die graue tobende See. WAS? Nun drangen auch noch gluckernde Geräusche an ihre Ohren und die 23-jährige bemerkte, dass das Wasser schon zehn Zentimeter hochstand. "Verflucht!" So wie es aussah, war sie auf dem Meer. Ohne Boot, ohne Rettungring, nur mit einem Laptop, dessen Internetkable durchnässt war und mitten in einem Sturm. Das Warum konnte ihr jetzt erstmal egal sein. WIE kam sie hier nur wieder raus? TBC to tack about - Zeit verschwenden under bare poles - Schiff ohne Segel Kapitel 2: Land Ho! ------------------- PIRATES OF THE CARRIBEAN - Under Bare Poles ~ 2 - Land Ho! ~ Durch die peitschenden Wellen lösten sich immer mehr Bretter voneinander. Inzwischen hatte Yasmin eine Plastiktasche gefunden, in der sie ihren Laptop sicher verstauen konnte. Wenn sie Robinson Crusoe werden musste, dann würde sie eine moderne Version werden. Sie hatte ihre Schuhe zusammengeknotet und sich um den Hals geschwungen. An den Füßen waren sie unnötige Last. Letztendlich beschloss sie, die Hütte ganz auseinander zu nehmen und so wenigstens ein großes Stück Holz zu finden, auf dem sie treiben konnte. Allzu weit war die Küste sicher nicht entfernt und um die Jahreszeit wimmelte es nur so von Fischern. Sie musste vielleicht nur ein oder zwei Stunden warten. Allerdings beachtete Yasmin dabei nicht, dass sie schon drei Stunden hier draußen trieb. ~ ~ ~ Ob es nun an dem verdammten Sturm lag, der kalt um ihre Ohren heulte oder weil die Fischer plötzlich häuslich geworden waren - auf jeden Fall war es nicht üblich, solange auf Hilfe zu warten. Obgleich ihrer Situation begann Yasmin langsam bockig zu werden. Das passte ihr überhaupt nicht in den Kram. Das Salzwasser verklebte ihre Haare, ihre Augen schmerzten vom Zusammenkneifen und der Wind war so verdammt eisig, dass sie Jack aus Titanic wohl bald Konkurrenz machte. Sie hatte niemanden zum Reden, niemanden, der ihr half und... "Was, zur Hölle, ist das denn?" ,fragte sie sich selbst, als sich die Wolkenwand vor ihr lichtete und den Blick auf Chaos freigab. Irgendjemand war hier verunglückt, vielleicht sogar auf dieselbe Weise wie sie selbst. Der Sturm war schlimm genug gewesen. Schnell machte sie ihre Schuhe an dem Holz fest, auf dem sie trieb und schwamm, eben dieses hinter sich herziehend, los. Irgendwo musste jemand sein. Irgendjemand musste hier sein. Sie sah sich hastig um, rief nach den Überlebenden. "Bitte... bitte... ich will nicht hier alleine sein." Sie sah sich weiter um. Weit und breit kein Land in Sicht. Wie war das nur möglich? Irgendwo hier musste doch Irland sein! Irgendwo musste... Yasmin beschloss, einfach weiter zu schwimmen. Sie war schon immer eine gute Schwimmerin gewesen. Ihre halbe Kindheit hatte sie im Wasser verbracht, einfach nur, weil ihr das Tauchen so viel Spaß machte. Abgesehen davon, dass sie bis her nur in Seen und Swimmingpools geschwommen war. Es war zum Verzweifeln. Und doch... hatte sie eben zwischen den Wellen nicht etwas gesehen? Sie versuchte ihre Position auf den Holzbrettern zu stabilisieren. Wie sehr wünschte sie sich jetzt ein Fernrohr. Irgendetwas. Sie schwamm weiter, wie es schien ins flache Gewässer; die Wellen wurden kleiner. Tatsächlich! Da war eine Insel! "Moment... eine Insel in der Nähe von Irland? Steuer ich gerade auf Island zu?" ,fragte sich Yasmin. Aber das konnte nicht sein. Es war nicht so kalt, im Gegenteil. Das Wasser war sogar angenehm warm und die Sonne schien strahlend hell. Wie auch immer. Das war keine Fata Morgana. Von neuem Mut beflügelt begab sie sich zu der rettenden Insel. ~ ~ ~ Nach einer halben Stunde spürte Yasmin den Sand unter ihren Füßen. Sie sah kleine glitzernde Fische vorbei schwimmen. Der Strand war herrlich weiß und nicht weit entfernt entdeckte sie Bäume. Schatten! Vielleicht gab es hier auch eine kleine Quelle. Sie beeilte sich so sehr sie konnte und rannte durch das Wasser. Das Holz hatte sie längst vergessen. Irgendwann würde hier schon ein Schiff vorbei kommen. Ganz sicher. Sie ließ sich am Strand nieder und atmete tief durch. Die Seeluft war einfach wunderbar und die Aussicht atemberaubend. Sie blickte sich um und erkannte, dass das keine einfachen Bäume waren. Nein. Das konnte nicht sein. Palmen? Wo war sie hier nur gelandet? Anscheinend hatte sie total den Kurs verloren. Sie konnte sonst wo sein. Aber jetzt machte sie sich keine Mühe um darüber nachzudenken. Sie wollte einfach nur schlafen. Schlafen und ausruhen... ~ ~ ~ Ein Fliegennetz. Yasmin drehte sich auf eine andere Seite. Diese nervigen Mücken schafften es immer irgendwie in ihr Zimmer zu kommen. Aber seit wann waren Insekten so stark? Irgendetwas piekste sie in die Seite. Moment mal... Erschrocken fuhr sie auf und schaute direkt in das sonnengebräunte Gesicht eines Mannes, der sie mit gebleckten (Gold?)Zähnen angrinste. Plötzlich erinnerte sie sich an alles. Das Häuschen, der Sturm, die Insel! Ihrer Kehle entschlüfte ein Schrei und sie kroch gleich zwei Meter rückwärts. "Was... was machen sie hier? Woher kommen sie?" ,stammelte sie und beäugte den Mann vor ihr misstrauisch. Er sah merkwürdig aus. Mehr als das. Seine Klamotten. Aus einer anderen Zeit. Früher. Sehr viel früher. Er hatte lange dunkle Haare, verfilzt und nicht gepflegt. Ein rotes Bandana mit viel Klimperzeug. Einen Lederhut, der ziemlich mitgenommen aussah. Ein weißes weites Hemd, eine Lederjacke, genauso zerfleddert wie der Rest von dem Kerl. Und die Stiefel erst... wo war sie hier nur gelandet? "Ich habe Überreste eines Schiffs gesehen. Sind sie auch hier gestrandet? Haben sie den Sturm gesehen?" Der Mann grinste weiterhin. Scheinbar freute er sich, nicht mehr alleine zu sein. "Wo ist ihre Mannschaft?" Warum antwortete der Kerl nicht? Die Irin wurde langsam wütend. Vielleicht war er irgendein perverser Lüstling. "Hören sie, ich bin Yasmin Clayton und komme aus Irland. Clifden, genauer gesagt. Ein Sturm oder Tsunami oder was auch immer hat den Strand überflutet und mich aufs offene Meer getrieben. Hätten sie vielleicht die Güte mir zu erklären, wo wir hier sind? Der Mann stand aus seiner Hocke auf, ging zu ihr hin und reichte ihr eine Hand. "Captain Jack Sparrow, meine Dame. Mein Schiff wurde von einem Kraken zerstört, aber ich konnte mich - und Gott sei Dank auch ein Fass Rum - befreien und bin hier gelandet." Yasmin glaubte nicht, was sie da hörte! "Sind sie aus einer Irrenanstalt geflohen oder so was? Jack Sparrow ist eine Figur in einem Film! Pirates of the Carribean! Schon mal davon gehört? Was sie da labern, ist eine unglaublich große Lüge!" ,schrie sie ihn an, schlug seine Hand weg und stand auf. "Was glauben sie eigentlich, wer sie sind? Ich dachte, sie könnten mir helfen und jetzt kommt so ein Scheiß! Wie soll ich denn von Irland in südliche Gefilde gekommen sein?" Plötzlich sah der Mann vor ihr verletzt aus. Es war nicht verwunderlich, schließlich hörten Irre es nicht gern, als eine fiktive Figur bezeichnet zu werden. Aber das war, weiß Gott, nicht ihr Problem! Wütend stapfte sie durch den Sand, aber der sogenannte Kapitän holte sie ein und hielt sie am Arm fest. "Mir passt es genauso wenig hier gelandet zu sein. Mein Schiff ist Geschichte und dann kommen sie hier hin und beleidigen mich auch noch! Verschwinden sie von meiner Insel!" "Ihrer Insel????" Das wurde ja immer besser. "Was soll das heißen, ihre Insel? Bloß weil sie hier zuerst waren und einen auf Captain machen, ist das noch lange nicht ihre Insel!" "Nun, sieh dich um, Liebes! Palmen, weißer Sand, der Briny Deep vor uns! Willkommen in der Karibik!" ,sagte er und grinste schon wieder. "Ich will ihnen mal was sagen, sie Verrückter! Ich kenne die Geschichte der Piraten und da kommt kein Sparrow vor. Nicht mal Barbossa. Und Davey Jones ist nichts als eine Legende!" Er machte ein bestürztes Gesicht, aber Yasmin versuchte, sich nicht dadurch ablenken zu lassen. "Es gab einen Barbarossa, ja. Und der war König in Deutschland und sitzt versteinert im Kyffhäuser. Barbossa hat nicht mal einen roten Bart. Also erzählen sie mir keine Märchen. Denken sie rational. Haben sie heute noch nicht ihre Medikamente genommen?" "Woher kennst du Barbossa?" "Jeder kennt den. Er wird gerade weltweit im Kino gezeigt. Am Ende des zweiten Teil dieser Filmreihe. Jack Sparrow ist tot, vom Kraken gefressen und seine Crew besucht Tia Dalma und die schenkt ihr Barbossa. Lebend und wohlgenesen. Es ist ein verdammter Film!" Der Mann ließ sich auf den Boden fallen und starrte gerade aus. Plötzlich herrschte eine Totenstille. Nur das Meer rauschte leise und der Wind wehte durch die Palmenwedel. Irgendwo auf der Insel schrie ein Vogel, ganz tief aus dem Inneren des Waldes. Yasmin merkte nicht einmal, wie sie die Luft anhielt. War das zu voreilig gewesen? Der Mann hatte Schiffbruch erlitten und freute sich über Gesellschaft und sie war so gemein zu ihm. Vorsichtig ging sie zu ihm und setzte sich. "Hören sie, es tut mir leid, okay? Ich wollte nicht so wütend werden. Aber ich bin in der Einöde gelandet und weiß nicht, wie ich hier wieder wegkomme." Keine Antwort. Yasmin überlegte, ob sie dem Mann eine Hand auf die Schulter legen sollte, einfach zur Beruhigung. Sie hatte eine Freundin, die in einem Sanatorium arbeitete. Mit Geisteskranken sollte man vorsichtig umgehen und vor allem, ruhig und gelassen. Aber der Mann machte ein Gesicht, als ob er es ernst meinte. Irgendwie traurig und verletzt. Doch so etwas war unmöglich. Es war nur ein Film. "Sie würden sich niemals Barbossa anschließen." "Was meinen sie?" "Meine Crew." "Es sind Piraten." "Du gibst also zu, dass es uns gibt?" Hoffnung leuchtete in seinen Augen auf. "Das habe ich nie gesagt. Ich glaube es erst, wenn ich es selbst sehe." "Ich stehe... sitze vor dir. In Überlebensgröße. Du bist in der Karibik. Glaub besser daran." "Ich kenne die Filme. Egal, was sie mir sagen." Inzwischen war viel Zeit vergangen und die Sonne näherte sich rot-orange glühend dem Horizont. "Es ist wunderschön, nicht wahr? Das Meer. Es war immer mein Wunsch, einmal Captain auf einem Schiff zu werden. Pirat zu sein und frei. Frei von allem, was die Menschen kaputt macht." Yasmin schüttelte nur den Kopf und lächelte. "Das ist ein zu romantisches Denken. Schiffe damals waren verseucht und es stankt überall nach Schweiß und Tod. Was ist daran wunderschön? Und die ganzen Mythen. Über die Planke gehen und Kiel holen lassen. Das gab es nie." "Hattest du nie einen Traum?" Nun sah er Yasmin direkt an. Diese braune Augen. So tief wie der Ozean. So unglaublich treu und doch... wild. Sie war hier mit diesem Mann, der sich für Jack Sparrow hielt. Ihr Häuschen war von einem Sturm weggespült worden. Augenscheinlich war sie in der Karibik gelandet. Abgehen davon tat es ja nicht weh, mitzuspielen. Vielleicht war ihr dieser Kerl sogar eine Hilfe. "Nun gut, Jack." "Captain!" "Captain Jack Sparrow. Hätten sie dann vielleicht die Güte, mir zu helfen, damit ich von dieser Insel komme?" Plötzlich grinste er wieder und nickte. "Aber zuerst... lass uns die Einsamkeit ein wenig..." Er legte seinen Arm um ihre Schulter und Yasmin verdrehte die Augen. Manche lernten es nie. "...genießen." TBC Briny Deep - der Ozean Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)