Andenken von Brienne_of_Tarth ================================================================================ Kapitel 2: Das Neue, Unbekannte ------------------------------- Als Keira wieder zu sich kam stellte sie zuallererst fest, wie sehr ihr Kopf schmerzte. Sie vermutete, sich irgendwo angeschlagen zu haben. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah sich dann verstört in ihrer Umgebung um. Links von ihr stand eine Reihe hoher Palmen, die sich sanft im Wind neigten. Zu ihrer Rechten sah sie das Meer, das sich in sachten Wellen immer wieder auf den Strand zu bewegte. Sie heilt Ausschau nach Lilly, welche sie nach einigen Minuten, etwas abseits am Rand des Palmenwaldes ausmachte. Sie kroch zu ihr hinüber und stupste sie behutsam in die Seite. „Hey! Lilly! Wach auf!“, flüsterte sie ihrer Freundin zu. Sie traute sich nicht, laut zu sprechen, denn schließlich hatte sie keine Ahnung, wo sie hier waren und was ihnen vielleicht noch bevorstand, wenn man sie entdeckte. „Keira! Wo sind wir hier?“, rief das andere Mädchen erschrocken aus. Keira legte den Finger auf die Lippen um ihr zu bedeuten, sie solle leise sein. Erst jetzt fiel den Beiden auf, wie sehr sie in ihren warmen Jacken, langen Hosen und dicken Pullovern schwitzten. Kein Wunder! Immerhin befanden sie sich hier in der Karibik, wie sie mittlerweile erkannt hatten – wenngleich sie auch immer noch nicht wussten, wer oder was sie hierher gebracht hatte. Vorsichtig standen sie auf und suchten mit den Augen die Umgebung gründlich ab. „Da vorne ist eine Stadt.“, stellte Lilly nach einer Weile fest. „Wollen wir da nicht mal jemanden fragen, wo wir eigentlich genau sind?“ Keira nickte und sie begaben sich auf den Weg in den naheliegenden Ort. Die Menschen waren alle ziemlich altertümlich gekleidet, wie Lilly skeptisch bemerkte. In der Stadt angekommen, versuchten sie erst einmal, sich zurecht zu finden, was sich allerdings als relativ schwierig herausstellte, da sie von allen Seiten eingehend gemustert wurden. Sie befanden sich auf einem großen Platz, auf dem an allen Ecken reger Handel – legal oder illegal – herrschte. In der Mitte stand ein kleiner, schlichter Brunnen, aus dem jedoch klares Wasser floss. Die Häuser um sie herum erinnerten Keira an Bilder aus ihren Geschichtsbüchern. Ziemlich einfach gebaut und doch beeindruckend. „Hey! Seht mal! Wen haben wir denn da?“, brüllte plötzlich ein Mädchen, das mit rasender Geschwindigkeit über den Marktplatz auf die Beiden zugerannt kam. Sie hielt vor ihnen an und drehte sich zu ihrer Gefährtin um, die ihr grinsend gefolgt war und die nun die zwei jungen Frauen eingehend begutachtete. Allmählich erstarb das Lächeln auf ihrem Gesicht. „Das sind sie nicht. Sie sehen nur genauso aus wie sie.“, erklärte sie ihrer Begleiterin. „Wie heißt ihr?“, fuhr die Andere sie an, wobei sie Keira den Mantel vom Leib riss. „Mein Name ist Keira.“, antwortete sie wütend und entriss dem Mädchen ihre Kleidung. „Und das ist Lilly.“ Die beiden Fremden starrten sich zuerst verblüfft an, bevor ihre Blicke wieder auf die außergewöhnlich seltsamen Leute ihnen gegenüber fielen. „Ihr seid nicht von hier oder?“ Das Mädchen, das zuerst auf sie zugekommen war, sprach nun wieder. „Am Besten, ihr kommt erst mal mit uns mit!“ Lilly und Keira zögerten kurz, entschieden sich aber dann doch dafür, ihnen zu folgen. Was hatten sie denn sonst schon für Aussichten? „Wie heißt ihr eigentlich?“, wollte Lilly schließlich von den Zweien wissen. „Ich bin Jacky. Und das da ist Mika.“ Keira zerrte ihre Freundin am Ärmel, wobei sie mit der anderen Hand zu den jungen Frauen vor ihnen deutete. Lilly hatte es genauso bemerkt wie sie. Den Beiden war schon vorher aufgefallen, dass ihre Führerinnen zwei Mädchen aus ihrer Clique zum Verwechseln ähnlich sahen. Sie hätten glatt Zwillinge sein können! Jacky war das absolute Ebenbild von Jaqueline, ein aufgewecktes, rabiates Mädchen mit langem, dunkelbraunem Haar und nahezu schwarzen Augen – ebenso wie diese Jacky. Sie trug einen unheimlich kurzen Rock, Stiefel, die ihr bis zu den Schenkeln reichten, ein samtenes, mit goldenen Stickereien verziertes Hemd, das sie um die Hüften mit einem langen Stofffetzen zusammengebunden hatte. Um den Kopf hatte sie ein großes Tuch gewickelt, welches ihr das Aussehen eines Piraten verlieh. Das ganze Outfit ließ sie verdammt sexy aussehen. Mika hingegen glich Minako wie ein Ei dem Anderen. Ihr Rock reichte ihr bis zu den Knien, um den Oberkörper hatte sie einige Tücher geschlungen, die gerade so ihre Brüste bedeckten. Ihre dunklen Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden, ihre Schuhe waren aus altem Leder gefertigt und reichten ihr knapp über die Knöchel. Keira und Lilly fragten sich wirklich, was das zu bedeuten hatte. Hatten diese beiden Mädchen irgendwas mit ihren Freunden zu tun? Sie hofften, es bald heraus zu finden. Die Vier waren am Ende der Stadt angekommen, wo sich ein riesiger Hafen befand. Am Bootssteg lagen mehrere große Schiffe vor Anker, die alle eine gewisse Eleganz ausstrahlten. Die beiden Piraten betrachteten diese allerdings mit einem herablassenden Lächeln. Sie führten die Freundinnen zu einem kleinen Boot und begannen damit aufs offene Meer hinaus zu rudern. „Wo wollt ihr denn hin?“ Keira war ein wenig misstrauisch geworden. Was sollte es denn da draußen auf dem Wasser noch geben? „Keine Sorge! Wir zeigen euch jetzt das wundervollste Piratenschiff, das ihr jemals gesehen habt!“ Mika platzte fast vor stolz. „Kunststück“, meinte Lilly gequält, „Bis jetzt haben wir noch nicht besonders viele Piratenschiffe gesehen.“ Auf einmal machten sie ein abruptes Wendemanöver und bogen somit nach links in eine versteckte Bucht ein. Bei dem Anblick, der sich ihr nun bot, wäre Keira beinahe vor Staunen über Bord gegangen, konnte sich jedoch rechtzeitig wieder fangen und wurde von Jacky unsanft zurück auf ihren Platz befördert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)