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Guilty

von

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|| Guilty

Lieber Ranma!

Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie unheimlich sehr ich deine Nähe, deine Küsse und deine Leidenschaft vermisse. Genauso wie das kleine Getrappel von Manami. Wie geht es euch beiden? Ihr sollt wissen, dass ich euch beide über alles auf der Welt liebe und ihr mir jeden Tag neue Hoffnung gebt. Hoffnung darauf, dass dies alles bald ein Ende haben wird. Warum trifft es eigentlich immer die Unschuldigen? Warum werden diejenigen bestraft, die nichts getan haben? Es war Notwehr ... wer weiß, was sonst noch passiert wäre. Aber keiner glaubt mir - außer du. Ich liebe dich einfach über alles, mehr als mein eigenes Leben. Ich vermisse euch schrecklich und zähle schon die letzten Stunden bis zu unserem nächsten Treffen. In 5 Tagen werden wir uns wieder im Arm halten können. Ich werde deine Nähe wieder spüren dürfen, dich einfach nur im Arm halten.

Ich liebe dich

Akane
 

*seufz* Zeilen, die meinem Herzen jedes Mal einen Stich versetzen, wenn ich sie schreibe. Zeilen wie diese waren das Einzigste, was mich die Zeit hier drinnen überstehen lässt. 432 lange, furchtbare Tage bin ich nun schon inhaftiert. Inhaftiert wegen Notwehr. Was ist das nur für eine Welt? Noch 168 Tage und ich könnte meine kleine, liebe Familie wieder in die Arme schließen und nie wieder loslassen ...
 

"... liebe dich, Akane." Jeder Brief von ihr war wie eine große Last, die mir jedes Mal vom Herzen fiel. Durch Briefe wie diesen wusste ich, dass es ihr gut ginge. So schreibt sie es jedenfalls. Aber in meinem tiefstem Inneren weiß ich, dass dem nicht so ist. Die Einzelhaft und die Mitgefangenen machen ihr schwer zu schaffen. Sie gibt sich stark, aber ist sie innerlich schon zusammengesackt. Noch 164 Tage und ihr wird all das erspart bleiben. Wir, Manami und ich, werden für sie da sein. Tränen bahnen sich ihren Weg über mein leicht erhitztes Gesicht. Die Tage ohne sie waren kaum auszuhalten. Hätte ich nicht Manami, wüsste ich nicht, wie ich all das überstehen könnte. Die Kleine gibt mir die nötige Kraft und den Halt, den ich jetzt brauchte. In ihr sah ich Akane ... die Augen, das Lachen, die Art. Was ist das nur für ein Rechtssystem, was in den ach so tollen Staaten doch herrscht? Ein besch*** um es ganz deutlich zu sagen. Es geschah vor etwa 1 Jahr und 2 Monaten. Akane ging wie jedem Abend mit unserer Labradordame Sam spazieren. Wir hatten sie erst vor kurzem aus dem Tierheim geholt. Draußen herrschte schon längst Dunkelheit, die Sterne waren klar am Himmel zu sehen und der Mond erhellte die dunklen Gassen Orlandos. Auch die Gasse, die Akane zum Verhängnis wurde. Nicht weit entfernt von uns lief sie mit Sam um die Wette und bog in eine kleine unbeleuchtete Gasse ein, um den Rückweg zu verkürzen. Sie tollte mit Sam und bemerkte nicht den Mann, der sich leisen Schrittes von hinten auf sie zubewegte. Sam, so erzählte sie mir, fing plötzlich an zu bellen und Akane drehte sich um, als sie der schwarz gekleidete Mann auch schon am Arm packte und in eine dunkle Ecke zerrte. Akane schrie nach Hilfe, aber es war spät und keine Menschenseele war um die Uhrzeit mehr draußen. Sie erzählte mir, wie er seine Hose öffnete und hämisch dabei lachte. Akane sah keine andere Chance, als zuzutreten und wegzurennen. Und sie tat es. Sie rannte um ihr Leben, Sam hinterher. Der Hund hätte ihr nicht helfen können, weil sie so nicht erzogen wurde, anderen Menschen ein Leid zu tun. Weinend und zitternd stürmte sie durch unsere Eingangstür und hoch ins Schlafzimmer. Ich rannte hinterher und nahm sie in den Arm. Die Tränen flossen wie Sturzbäche aus ihren Augen und sie erzählte mir alles. Sachte wog ich sie in meinen Armen hin und her, bis sie einschlief. Die Tage vergingen und allmählich kehrte der Alltag in unser Leben zurück. Bis zu dem Zeitpunkt, als es an der Tür klingelte. Akane war mit Sam unterwegs und so öffnete ich. Zwei großgewachsene Polizeibeamte stellten sich vor mir auf und hielten ein Blatt Papier hoch. Es war ein Haftbefehl. Ein Haftbefehl gegen Akane wegen schwerer vorsätzlicher Körperverletzung. Die Beamten baten um Einlass und ich gewährte. Ich erzählte alles so, wie Akane es mir erzählte. Jedes einzelne Detail, jede Kleinigkeit, doch die Beamten ließen sich nicht davon abbringen. Sie hatten einen Haftbefehl vorliegen, den sie zu erfüllen hatten ...
 

*klack* ... Kaum war die Tür offen, stürmte Sam an mir vorbei ins Haus und Richtung Wohnzimmer. Ich wollte gerade meine Jacke aufhängen, als Ranma mit zwei Polizeibeamten vor mir stand. Vor Schreck ließ ich die Jacke fallen und wusste, worum es gehen würde. In Ranmas Augen spiegelten sich Angst und Verzweiflung. "Gegen Sie wurde ein Haftbefehl erlassen" erklärte der eine Beamte, während der andere mir auch schon die Handschellen anlegte. Ranma rannen Tränen an den Wangen hinab, er war kurz vor einem Zusammenbruch, dass sah man ihm an. Früher hätte ich ihm das nie zugetraut. Aber seit Manami auf der Welt ist, ist er ein komplett anderer Mensch geworden. Doch er riss sich zusammen und küsste mich ein vorerst letztes Mal lang und intensiv. Die Beamten führten mich ab und ich blickte nicht zurück. Den Anblick hätte ich nicht ertragen können. Auf dem Weg zum Revier klärten die Polizisten mich weiter auf und ich erfuhr, dass der Tritt so kräftig gewesen sein muss, dass das Opfer, DAS OPFER, bewusstlos zusammansackte und notoperiert werden musste, da er schon viel Blut verloren hatte. Das Opfer ... das Opfer war ich. Er hatte mich hinterrücks überfallen und in eine Ecke gezerrt. Er war derjenige, der sich an mir vergehen wollte, nicht umgekehrt. Aber das interessierte hier kein Schwein. Für sie war ich die brutale Frau, die einen wehrlosen Mann zusammenschlug ...
 

... unser letzter Kuss ging nur von meiner Seite aus. Zu groß war der Schmerz in ihr, als dass sie ihn erwidert hätte. Sie wusste, dass ich immer zu ihr stehen würde, egal was kommen mag. Das hatte wir uns in unserem Gelöbnis geschworen. Ewige Treue und Zusammenhalt in jeder Situation. Ich blickte dem Polizeiwagen hinterher, bis es nicht mehr zu sehen war. Ich wusste, sie war unschuldig. Denn im Gegensatz zu anderen glaubte ich ihr. Nicht nur weil ich ihr Mann war, nein. Auch weil ich sie liebe und weiß, dass sie so etwas nie ohne Grund getan hätte. Zehn Tage später war dann die Verhandlung. Eine Verhandlung wie aus einem schlechten Krimi. Sowohl der Staatsanwalt als auch die Verteidiger des Vergewaltigers drischten mental auf Akane ein. Sie saß auf der Anklagebank ... weinend und kraftlos. Immer wieder schrie sie, sie sei unschuldig, doch sie machten weiter. Ihre Hände umklammerten ihre Ohren, weil sie all das nicht mehr hören wollte. Ich wollte sie in den Arm nehmen, doch ich konnte nicht. Der Antrag unseres Anwalts auf kurze Verhandlungspause wurde abgelehnt und die Gegenpartei machte weiter. Sie dachten gar nicht daran aufzuhören. Und der Richter? Der unternahm nichts. Im Urteil hieß es dann, 1 Jahr und 7 Monate ohne Bewährung. Wir reichten Berufung ein ... ohne Erfolg ...
 

... nun sitze ich hier in einer Zelle ... seit 1 Jahr und 2 Monaten. In einer Zelle neben Schlägerinnen und anderem Gesindel. In einer Zelle, klein und stinkig. Eine Britsche an der Wand und ein kleiner Tisch waren mein ganzes Inventar. Und da hatte ich schon eine der besten Zellen bekommen. Doch all das interessierte mich nicht. Meine Familie, mein Schatz und meine kleine Maus, gaben mir den nötigen Halt, diese schwierige Zeit zu überstehen. Ein Wärter holte mich ab ... ich hatte Freigang für einen Tag ...
 

... "Sieh nur Manami, da vorne ist Mama" flüsterte ich unserer Kleinen ins Ohr und zeigte mit dem Finger auf Akane, wie sie gerade durch das Gefängnistor trat. Langsam näherten wir einander und je näher ich an sie herantrat, desto besser erkannte ich ihre Tränen. Ich setzte Manami ab und Akane fiel mir in die Arme. Wir hielten uns einfach nur im Arm. Ohne jegliche Bewegung. Akanes Tränen sickerten in mein Shirt und ich spürte die Feuchtigkeit. Unsere Lippen trafen sich und ich fühlte ihre Sehnsucht ...
 

... seine Lippen waren so sanft und zart und er schmeckte nach Kirsche. Vermutlich war er mit Manami noch ein Eis essen. Wie hatte ich diese Lippen doch vermisst. Seine Lippen, seine Augen, seine Hände, seine Berührungen. Langsam lösten wir uns voneinander und ich nahm meine kleine Maus auf den Arm. Seit dem letzten Besuch war sie wieder um einige Zentimeter gewachsen. All meine Ängste, dass sie mich vielleicht nicht wiedererkennen würde, erloschen, als sie mit ihren kleinen Patschehändchen mein Gesicht festhielt und lachte. Sie lachte und knuddelte mich so fest sie konnte. Ich wusste, ich könnte die verpatzte Zeit nie wieder aufholen. Aber ich wusste auch, dass ich nach dem Gefängnis immer für sie da sein würde, wenn sie mich braucht ...
 

... mit Tränen in den Augen blickte ich auf meine beiden Mäuse. Sie waren mein wertvollster Schatz und ich würde sie niemals hergeben. Für nichts auf der Welt. Sie waren die Menschen, die mir am meisten auf der Welt bedeuteten und nach Akanes Entlassung würden wir wieder glücklich werden können. Nur wir drei ... Manami, Akane und ich.

ENDE!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2007-10-11T05:44:41+00:00 11.10.2007 07:44
Diese Fanfiction zeigt mal aiwder,wie toll unsere rechtssystem ist. Gut, es wird vielleicht nicht so schlimm in derrealität gewesen sein, aber viele der Verurteilungen sind Menschenverachtend.

Da interssiert es dann niemanden mehr, ob er oder sie Schuld war oder nicht. Die Bestrafungen werden ohne Sinn und Verstand geführt.

Ich könnte jetzt noch ne ganze Seite voll schreiben, mit Beispielen, von diversen Verurteilungen, aber d as lassen wir lieber.

Deine FF ist wundervoll dramatisch geschrieben und ich liebe deine Wortwahl.
Du hast einfach das talent gefühle richtig in Worte zu fassen.

*knuddel*
Von:  Vento
2007-01-01T22:12:01+00:00 01.01.2007 23:12
Du hast echt ein Talent für Dramen!...Muss man dir lassen!^^

Vento
Von: abgemeldet
2006-08-09T18:55:45+00:00 09.08.2006 20:55
ohhhhh man is des traurig!!!*heul* man das man immer nur den "armen" männern glaubt. dabei sind wir frauen doch immer die opfer, oder habt ihr schon mal was anderes gehört???
das war echt suprer geschrieben aber auch super traurig!! genau wie die andere fanfic!;_; aber mach weiter so. hoffe du bringst noch ne weitere fanfic raus!*neugierig und süchtig danch werd*^^

hdgdl Marti
Von:  fallenmarie
2006-08-01T16:45:13+00:00 01.08.2006 18:45
Q_Q
imma nur dramen.....
*schnief*
du kannst super schreiben aber imma nur traurige sachen ;_;
Von: abgemeldet
2006-08-01T14:42:09+00:00 01.08.2006 16:42
Und wieder sowas trauriges :( .... aber du kannst sowas echt gut schreiben! Hat mir mal wieder sehr gefallen, also mach weiter so! lg. nirvana69


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