Festhalten von maykei (if all wishes could come true) ================================================================================ Kapitel 101: Part 101 - finish line ----------------------------------- Part 101 - The Finish Line The earth is warm next to my ear Insect noise is all that I hear A magic trick makes the world disappear The skies are dark, they're dark but they're clear A distant motorcade and suddenly there's joy The snow and ticker tape blurs all my senses numb It's like the finish line where everything just ends The crack of radios seems close enough to touch Cold water, cleaning my wounds A sad parade, with a single balloon I'm done with this, I'm counting to ten Bluest seas, running to them I feel like I am watching everything from space And in a minute I'll hear my name and I'll wake I think the finish line's a good place we could start Take a deep breath, take in all that you could want ~~~~~~~~~~~~ Snow Patrol – The Finish Line ~~~~~~~~~~~~ Anmerkung: Ah, vergessen dieses kurze, aber schöne Kapitel hochzuladen! Es kommt vor dem Tango – Kapitel! Hab das jetzt geändert. Sorry für alle, die das andere Kapitel zuvor gelesen und sich an manchen stellen gewundert haben! ___________________________________________________ Dass der Nachthimmel so sternenklar war, fiel dem Ninja erst auf, als er sich ein wenig zurücklehnte und seinen Blick von dem trostlosen Tempelgarten gelöst hatte. Der Schnee hatte längst aufgehört zu fallen. Müde schloss er die Augen für einen Moment, atmete die kühle Luft hier draußen ein. Nach dem missglückten Gespräch mit den Kindern war er planlos durch den Palast geirrt, wusste nicht wohin mit sich und wohin allgemein, um sich vor seinen Gedanken abzulenken und die Wut und sich selbst ein wenig zu zügeln. Innerlich war er immer noch wütend auf die Kinder, konnte es ihnen aber auch nicht wirklich verübeln... aber für sein eigenes Gewissen wäre es besser gewesen, er hätte sie sofort hier aus dem Tempel und am liebsten noch aus der Dimension verdammt. In seinem Zimmer hatte Kurogane es keine 10 Minuten ausgehalten, viel zu erdrückend und dunkel. Der Geruch des Magiers, der dort verbreitet war, erinnerte ihn nur an seine schlaflosen Nächte, in denen er einfach da gelegen und Fyes Atem zugehört hatte. Kurz hatte der Krieger überlegt, sich auf dem Trainingsplatz abzureagieren, doch er war viel zu geschafft und müde, um dort noch einmal richtig aufzudrehen und da halbe Sachen für ihn was das anging nicht in Frage kamen, ließ er von dem Gedanken wieder ab. Kurzerhand hatte sich der Ninja aus dem weißen Traueryukata geschält und seinen eigenen schwarzen wieder angezogen. Zwar war es noch etwas zu früh die Farbe weiß zu wechseln, aber weiß war nie seine Farbe gewesen, sie fühlte sich ihm falsch und fremd an. Er trauerte auch um Tomoyo, aber auf seine Art. Sie würde es ihm sicher nicht verübeln. Nach einer scheinbar endlosen Suche nach einem Platz, an dem er ein wenig Ruhe finden, all den schlaflosen Gestalten hier aus dem Weg gehen konnte und nicht von der Dunkelheit erdrückt wurde, hatte es ihn letztendlich auf das Dach des Palast verschlagen. Das Fieber war etwas gestiegen und so tat ihm selbst die frierende Luft hier draußen gut, die einfach nur still über Japan hing. Dennoch fröstelte der Krieger in seiner liegenden Position leicht, weshalb er davon abließ in den Sternenhimmel zu blicken, sich wieder aufrichtete und die Beine was anzog, um der Kälte hier draußen nicht ganz so ausgeliefert zu sein. Ein leises Zischen entwich ihm und kurz zuckte er zusammen, als wäre er Schmerzen nicht gewohnt und er war es tatsächlich nicht mehr gewohnt, dass die Narbe an seiner Hand so brannte. Verärgert hielt Kurogane sie sich vor Augen.. doch schnell tauchten bei ihrem Anblick so viele Erinnerungen in ihm auf, dass ihm wieder schwer ums Herz wurde. Sie erinnerte ihn an all das, was passiert war, bevor er in den Palast aufgenommen wurde, aber was längst Vergangenheit war... Viel klarer waren die Erinnerungen an die erste Begegnung mit seiner Prinzessin. Damals hatte sie ihn zu sich geholt, hätte sie es nicht getan, Kurogane hätte nicht gewusst, wo er nach der Zerstörung seines Dorfes gelandet wäre. Sie hatte ihn damals gerettet, bei sich aufgenommen. Selbst, wenn er im Nachhinein erfahren hatte, dass auch das zu dem großen Plan gehörte, in dem sie alle verwickelt waren, obwohl keiner von ihnen es gewollt hatte. Kurogane hatte sich geschworen dieses Mädchen, das er nicht einmal kannte und das einfach in dieser tiefen Dunkelheit stand und ihn zur Besinnung gezwungen hatte, zu beschützen, den Ort zu bewahren, an den sie ihn gebracht hatte, der einzige Halt damals, der kaum greifbar und fremd war, dennoch ein Halt. Und später hatte er sich vor ihr öffnen können, sie sich vor ihm... es war ihm ernst gewesen, sein Versprechen alles für seine Herrscherin zu tun, sie zu beschützen und für Japan zu kämpfen... das war sein einziger Lebensinhalt gewesen, dafür wurde er stark. Hatte seinen Zweck erfüllt, in diesem elenden Plan von dem er nichts wusste, aber es war sein eigener Wille gewesen, für Tomoyo zu kämpfen... und er hatte ihr geglaubt, als sie ihm sagte, es wäre auch ihr Wille gewesen, Kurogane zu ihrem ersten Ninja zu machen.... Doch so viel schien ihm unausgesprochen hinter dem Versprechen, dass er ihr gegeben hatte, hinter den tadelnden und auch freundlichen Worten, die sie ihm gegeben hatte. So viel schien plötzlich sinnlos und unausgesprochen... sie waren viel mehr gewesen als ein Beschützer und seine Prinzessin... doch nur auf dieser Basis konnten sie ihre Freundschaft zulassen... nur mit dieser Distanz zueinander, die ihm nicht erlaubt hatte jemals einen anderen Gedanken zu hegen als den, alles dafür zu tun sie zu beschützen und ihr nicht erlaubte, ihn groß anders zu behandeln als den Rest des Palastes. Aber es war viel mehr gewesen, da war sich der Krieger sicher... die Grenze hatten sie überschritten, heimlich und unausgesprochen, war seine Sorge größer als die um eine Prinzessin, die es zu beschützen galt. Er hatte Angst um dieses Mädchen, Angst um Tomoyo... sie war mehr als nur seine Prinzessin... und auch sie machte sich Sorgen, hatte Angst um ihn... ebenso wie um Souma und all die Menschen, die ihr so nahe standen und die sich dennoch stets gegenseitig auf Distanz gehalten hatte. Und jetzt, gab es dieses Mädchen nicht mehr... sie war einfach gegangen... nichts konnte er mehr tun, die Grenze nie mehr bewusst überschreiten, ihr nie mehr sagen, wie wichtig sie ihm gewesen war, was sie für ihn bedeutet hatte.. sie war damals seine Rettung gewesen. Eine ganze Weile war Fye ohne ein wirkliches Ziel durch die halb-bekannten Palastgänge gelaufen, während seine Gedanken in einem einzigen Chaos verloren gingen. Mittlerweile war es tiefste Nacht und der Tag, an dem die Prinzessin von Japan beerdigt worden war, beinahe schon ein Gestern. Seine Füße hatten ihn in Richtung Tempel getragen, doch bevor er auch nur in die Nähe der heiligen Stätte kam, erklärte ihm ein Tempeldiener höflich und distanziert, dass Fremde hier keinen Zutritt hätten. Nun war Fye einfach Kuroganes Aura gefolgt, die sich auf den Palastdächern befand, doch er zögerte sich zu dem anderen Mann zu gesellen. Er wusste, dass Kurogane ab und an seine Ruhe brauchte, wirklich brauchte. Auch wenn sein eigener Gedankenterror ihn selbst davon abhielt Kurogane diese oft zu gewähren... Seine Schritte auf den Tatamimatten hallten laut durch die fast völlig stillen Gänge, egal wie leise er ging und die andere Aura war nun genau über ihm. Mit einem Seufzen öffnete er die Schiebetür zum Garten und trat in die eisige, klare Kälte. Über dem Palast hing ein schwarzer, sternenklarer Himmel, der ihm einen Moment den Atem raubte. Aus den Augenwinkeln entdeckte er den Schatten auf den Dach, nun wieder in schwarz gekleidet und beinahe unsichtbar. Fye wusste, dass auch der Krieger ihn schon längst gespürt haben musste und sich selber bewusst war, dass er Fye nicht verborgen geblieben sein konnte; auf diese Weise konnten sie nicht füreinander unsichtbar sein. Dennoch verbrachte Fye noch einige Sekunden damit die eisige, reinigende Luft einzuatmen, bevor er mit einem Sprung neben dem Schatten auf dem Dachvorsprung landete. Hätte Kurogane seine Ruhe gewollt, wäre er längst verschwunden. So in Gedanken und Erinnerungen vertieft, dauerte es eine Weile bis er die Aura des Magiers spürte, vor allem, weil er sich nicht bewusst auf diese konzentriert hatte. Kurogane bemerkte sie erst wirklich, als der Andere sich schon fast im Hofgarten befand und erst jetzt verließ sein Blick die Narbe auf seiner Hand und gedankenverloren betrachtete er den blonden Mann, der aus der Entfernung und der Dunkelheit auch eher ein Schatten war. Er hatte gewusst, dass Fye ihn hier irgendwann finden und aufsuchen würde. Dennoch blieb er sitzen, verhielt sich auch ganz ruhig als der Magier längst neben ihm saß und blickte leer auf den verschneiten Palastgarten. Eine ganze Zeit lang, saßen sie so beieinander und schwiegen, hingen nur ihren eigenen Gedanken nach. „Was denkst du grade?“ brach der Krieger nach einer scheinbaren Ewigkeit das Schweigen zwischen ihnen. Für einen Moment hatte der Magier die Augen geschlossen, die eisige Luft auf seinen Wangen gespürt und sich darüber gewundert, wie warm der Yukata trotz allem gab. Das Firmament würde ihn nur zu sehr verleiten über Dinge nachzudenken, die genau so weit weg waren, wie die Sterne. „Gar nichts“, antwortete er leise auf die Frage. „Wenn ich grüble, dann drehe ich mich nur um mich selbst und heute ist doch genug passiert, bei dem man mit Gedanken nicht weiterkommt...“ „Aa..“ antwortete der Krieger leise und schien kurz über Fyes Worte nachzudenken, bevor er zustimmte und leise seufzte. „Das stimmt.“ Sein Blick war wieder auf seine Hand gefallen, die schon so viele Jahre durch diese Narbe gezeichnet war. Müde schloss der Krieger die Augen und schwieg. „Aber es hört nicht auf…“ setzte Kurogane nach einer Weile wieder an, in der er mit sich gehadert hatte, ob er lieber weiter schweigen sollte oder reden. Der Drang danach war unendlich groß, all das schien ihn innerlich zu zerfressen und Lösungen fand er auch keine... und er wusste nicht, ob es richtig oder falsch war, ob Fye überhaupt momentan der richtige Ansprechpartner war.. aber wer sonst, wenn nicht er? Bei dem Magier fiel es ihm schon schwer genug, doch gerade hier, in dieser ruhigen Stunde, neben dem blonden Mann, hatte er plötzlich das Gefühl er würde innerlich zerreißen, wenn er weiter schwieg. Weil er gerade an einem Punkt angelangt war, an dem er nicht mehr weiter wusste und weil der Blonde Recht hatte, man kam nicht weiter… aber trotzdem konnte er nicht aufhören. „Diese Gedanken hören nicht auf“, hörte er sich selbst fast wie von allein weiter sprechen. „Ich frage mich die ganze Zeit, wie ich es hätte verhindern können... was wäre, wenn nichts passiert wäre... ich frage mich, was ich übersehen habe oder überhört... aber ich finde keine Lösung. Es ist nicht mehr rückgängig zu machen... aber ich kann nicht aufhören, mir diese Fragen zu stellen... darüber nachzudenken, den ganzen Tag, die ganze verfluchte Nacht. Ich frage mich, was aus Japan werden soll... ich frag mich, wie ich diese Kinder beschützen kann, wie ich das hier retten kann...wie wir diesen König aus der Welt schaffen..“ tief atmete er durch, „.. wie viel Zeit mir noch bleibt.“ Sie schienen sich wirklich langsam in all den Problemen begraben zu können... ging dem Magier durch den Kopf als Kurogane plötzlich mit seinen Worten die Stille durchbrach. Schweigend sah der blonde Mann den Krieger von der Seite an, der wieder in den Himmel starrte. Es überraschte ihn, dass Kurogane überhaupt darüber sprach, war er sich doch nicht einmal sicher gewesen, ob dieser seine Gesellschaft gerade wollte. Dass er ihn einmal nicht ausschimpfte, weil er zweifelte, oder stumm vor sich hin grübelte, sondern aussprach, was in ihm vorging... war das vor Ceres auch schon so gewesen? Fye konnte sich kaum erinnern... und seit ihrem Wiedersehen hatte Fye selbst auch keinen Kopf für solche unausgesprochenen Vertrauensbeweise gehabt. Umso mehr fiel es ihm jetzt auf und mit nur einem minimalen Zögern legte er seine kühle Hand auf Kuroganes. Konnte dazu nichts sagen, weil er die Zukunft genau so wenig voraussehen konnte (und wenn er an Tomoyo dachte, war er sich sicher, dass er das auch gar nicht wollte) und erst Recht keine Worte finden, die sie beide in Hoffnung und Zuversicht tunken würden. Doch er konnte dem anderen wenigstens zeigen, dass er zuhörte und dass sie zumindest zusammen nun hier saßen. Und auch die Kinder weigerten sich, sie alleine zu lassen, egal was die beiden Erwachsenen davon hielten... Innerlich hatte der Krieger sich schon fast zur Raison gezwungen, als er selbst bemerkte, dass er wahrscheinlich gerade zu viel redete. Vielleicht wollte es auch überhaupt keiner wissen, der Ninja wusste ja selber, dass diese Gedanken vollkommen sinnlos waren und ihn im Grunde nicht weiter brachten... normalerweise war das ja auch gar nicht seine Art viel zu reden und wenig zu handeln. Doch gerade konnte er nicht anders, schwerer als das Fieber lag ihm die Müdigkeit auf den Knochen… er konnte nicht trainieren oder irgendwas anderes tun, was vielleicht ebenso sinnlos war wie dieses hier rumsitzen und nachdenken, aber einem dennoch das Gefühl gab, irgendwas zu tun. Fast schon wollte der Krieger zusammenzucken als Fye seine Hand plötzlich berührte, aber sie beruhigte ihn etwas, gab ihm die Sicherheit, dass der Magier da war, den er auch ständig jede Sekunde vor seinem inneren Auge verschwinden sah. Allein ihn zu erreichen war schwierig, seitdem er aus Ceres zurückgekommen war. Kurogane wusste immer noch nicht alles und der Blonde war noch nicht bereit gewesen sich ihm gegenüber zu öffnen… aber zumindest schien es, dass der Magier bereit war hier zu sein und ihm zuzuhören. „Wieso sie?“ fragte er sich. „Sie hatte nie etwas Böses gewollt, hat nicht mal etwas böses getan… alles was sie in diesem Krieg getan hat, war der Versuch diesen verdammten Bannkreis zu erhalten... ich weiß nicht, ob sie es gewusst hat.. ob die verdammte Hexe es vielleicht gewusst hat... und nur keiner etwas sagt... ich hätte es ahnen müssen… aber Tomoyo hat ja nicht auf mich gehört, ich hab ihr gesagt, dass sie sich ausruhen soll... wenn sie wusste, dass das ihren Tod bedeutet.. warum tut sie mir und all den Menschen hier dann so weh? Sie hätte es verhindern können...“,sprach er einfach seine wirren Gedanken aus, seine Stimme zitterte mittlerweile leicht. Kurogane wusste nicht, ob es von der Kälte kam oder weil er sich gerade wieder zu sehr damit befasste. „Ich verübel ihr ja nicht mal, dass sie den Wunsch hatte, Japan und die Menschen hier zu beschützen... nicht einmal, dass sie ihr Leben dafür einsetzte... wenn es die einzige Möglichkeit gewesen wäre... aber... wir hätten sicher eine andere gefunden... irgendeine andere Möglichkeit... die sie nicht so krank gemacht hätte und so schwach… wenn sie nur einmal was gesagt hätte... wenn ich es nur früher gemerkt hätte..“ Kurogane sprach ganz ruhig, ohne auch nur den Anflug von Wut in sich, die er eigentlich hätte haben müssen. Selbst dafür war er zu müde, fühlte sich zu leer. Seine Gedanken galten gerade mehr seiner Prinzessin als ihrem Mörder... diesem verfluchten Mann, der in seinem Leben eine so große Rolle spielte, ohne dass Kurogane es wollte. „Ich bin sicher...“, setzte der Magier nach einer Weile an, „Wenn sie es gewusst hatte, hat sie keine andere Möglichkeit gesehen... und deswegen hat sie alles dafür getan, dass du es nicht erfährst... Tomoyo-chan war nämlich genau so stur wie du, Kuro-sama...“ Vorsichtig und sanft strich er mit dem Daumen über die Hand, die er fest in seiner hielt, fast unauffällig zwischen ihnen, genau so zerbrechlich. „Und dieses „hätte“... du selbst hast mich deswegen letztens gescholten... „hättest“ du eine Chance gehabt, dann hättest du das richtige tun können. Dann hättest du sie auch retten können... aber du hattest keine Chance, Kurogane...“ Kurogane wusste, dass der Magier recht hatte, indem er vorhin gesagt hatte, das ganze Nachdenken brachte einen nicht weiter, er wusste auch, dass der Blonde damit Recht hatte, dass es nichts brachte darüber nachzudenken, was „hätte“ sein können. Der Krieger hasste es selbst, so zu denken, es war nicht wirklich seine Art. Selbst damals als sein Dorf zerstört worden war, hatte er mehr dafür gegeben es irgendwann besser zu machen als dass er sich mit Fragen quälte, wieso und weshalb das ganze geschehen war. Er hatte sich nicht mehr groß damit auseinander gesetzt, nach vorne geblickt und versucht Kraft zu erlangen um so was nicht noch einmal erleben zu müssen... aber jetzt, da es erneut passiert war, schienen ihm für eine Sekunde lang all seine Bemühungen so sinnlos. Er wollte nicht, dass es real wurde, zu real, dass er den Tod seiner Prinzessin akzeptieren musste. Er wollte das rückgängig machen, so sehr, dass er hoffte in seinen Gedanken einen Anhaltspunkt zu finden und damit alles wieder auf Null zu setzen. In der Hoffnung irgendwas anderes zu finden, worauf er sich konzentrieren konnte, er hatte sogar kurzzeitig das Gefühl, wenn er den Fehler fand, dann wäre das alles wirklich nur ein schlechter Traum. Sich auszumalen was wäre, wenn er es früh genug verhindert hätte... dann würde sie noch leben, dann wäre alles anders. Als ob dieses kleine ihm fehlende Puzzleteil die ganze Sache rückgängig machen könnte. Aber das konnte nicht passieren. Erst Fyes letzte Worte schlugen mit einer derartigen Heftigkeit ein und zogen ihn mit einem Mal aus seiner Lethargie und Ungläubigkeit, dass er begriff, dass nichts, rein gar nichts Tomoyo zurück bringen konnte. Dass da keine Chance mehr war, vielleicht auch keine gewesen war. Er konnte denken und denken und sich all diese Fragen stellen noch und nöcher und bis jetzt hatte es ihm halbwegs auch geholfen zumindest nicht akzeptieren zu müssen, dass es real war, obwohl es ihren Körper schon längst nicht mehr gab. Ergeben schloss der Krieger die Augen und senkte den Kopf. Es gab kein zurück... und keine Chance. Still traten Tränen aus seinen Augen, doch er wehrte sich nicht dagegen, es machte alles keinen Unterschied. Ohne weiter darüber nachzudenken, ob so viel Nähe zwischen ihnen gerade gut war, ob er es ertrug, ob Kurogane es ertrug, oder sich irgendwie Gedanken darum zu machen, was das Beste war, folgte der Magier einfach seinem inneren Drängen. Sanft legte er seine freie Hand in den fieberbrennenden Nacken des Ninjas, zog ihn ein wenig zu sich und presste seine Lippen vorsichtig unter das rechte Auge, wo die Haut wie erahnt salzig schmeckte. Er konnte das alles, all die „warum“'s, genau so wenig verstehen wie Kurogane, hatte diese Fragen bergeweise angesammelt und ewig darüber gegrübelt, nur um zu merken, dass selbst ein einziges „warum“ weitaus genug gewesen wäre. Er wusste, dass es nichts brachte, sich damit rumzuschlagen, auch wenn er nie klüger aus diesem Wissen wurde. Doch vielleicht war Kurogane schlauer als er und konnte mit diesem Wissen irgendetwas anfangen. Gerade wünschte sich Fye nur diesen Schmerz irgendwie erträglicher zu machen, nicht ihn abzuschalten, sondern einfach nur irgendwie besser... es war verdammt kalt hier oben, deswegen fuhr er vorsichtig über den Nacken, hinunter zum Oberarm. Wusste nicht, was er sagen sollte, wusste nicht was er tun sollte, aber wenn es auch nichts gab, was sie gerade an Tomoyos Tod ändern konnten, wollte er Kurogane wenigstens mit Berührungen zeigen, dass da noch irgendwie Wärme und Nähe und irgendetwas war. Widerstandslos ließ der Ninja die Berührungen des Anderen zu. Eigentlich hatte Kurogane nicht groß damit gerechnet, aber er bemerkte wie gut die leichte Umarmung des Magiers tat, die zwar nicht seine Tränen stillte, aber ihn dennoch irgendwie beruhigte. Obwohl er meinte, dass alles nur noch ein wenig mehr weh tat, solange der Blonde ihm gerade so nahe war. Aber darüber machte sich der Krieger keine Gedanken mehr. Fyes normalerweise so kühlen Hände fühlten sich ungewohnt warm an, ebenso wie sein Körper...aber vielleicht war es, weil es das einzige war, das nach Stunden in dieser Kälte Wärme spendete. Vorsichtig und müde lehnte sich der Krieger mehr in diese Wärme, gab sich keine Mühe die Tränen aufzuhalten, gegen die er sich gerade sowieso nicht wehren konnte oder wollte. Es schien ihm alles doch keinen Unterschied zu machen, nichts brachte seine Prinzessin jemals zurück. Aber so seltsam das auch gerade erschien, hier fühlte er sich für einen Moment sicher, nicht gehetzt, ein wenig fern ab von all dem, was ihm die ganzen Tage im Kopf rumging und übrig blieb nur der Schmerz und die Wärme, die von dem Blonden ausging. Und Kurogane begriff, warum ihm die Wut fehlte, obwohl er so viel verloren hatte… es war gleichzeitig so viel noch übrig. So viel, das er beschützen wollte. Da war keine plötzliche Einsamkeit, nichts, das ihn rasend machte. Nur die Wärme des anderen Mannes, auf den er so lange gewartet hatte.. und auch wenn dieser Mann ihn schwach gemacht hatte, dass er sich seinen Tränen hingab und dem Schmerz, war es dennoch erträglicher als der rastlose Gedanke an Rache, der ihn all die Jahre so unaufhaltsam verfolgte. Noch einmal, hätte er das sicher nicht ertragen. Die salzige Flüssigkeit floss nun in größeren Mengen gegen seine Lippen. Fye schloss die Augen und verblieb einfach in dieser Position, ahnte, dass er gerade nichts anderes tun konnte als da zu sein. Auch wenn es weh tat, nichts anderes tun zu können. Vorsichtig streichelte er weiter über den kühlen Arm, rastlos und zart wieder den Nacken hinauf, über die andere, ebenfalls tränenfeuchte Wange. Es war ganz still im Palast, nur der Wind war zu hören. Das Schweigen herrschte wieder zwischen ihnen und es wurden keine großen Worte verwendet, irgendwas schön zu reden oder sich selber gegenseitig Mut zu machen. Weil Worte sie hier nicht weiter brachten und Kurogane meinte auch so zu verstehen, was der Andere ihm mitteilen wollte. Dass da Nähe war und nicht alles verloren, dass der Magier trotz allem da war. Auch wenn er oft so weit weg schien, war er wenigstens jetzt hier bei dem Krieger, der sich Fyes Nähe still einforderte. Was die Zukunft brachte, wusste sowieso keiner von ihnen, aber das hier reichte für den Moment aus. Was Tomoyos Tod noch alles mit sich brachte, konnte ebenfalls keiner sagen... dass Kurogane wahrscheinlich noch lange brauchte, das zu kapieren und zu akzeptieren, dass er sie vermissen würde, es vielleicht für immer weh tat. Leicht an den Magier gelehnt nahm Kurogane den Duft des Magiers auf und auch wenn er eigentlich andere Sachen im Kopf haben sollte, er sich momentan auch mehr leer fühlte, müde und krank, so bemerkte er dennoch, wie sehr er sich nach diesem Mann verzehrt hatte, wie sehr ihn Fyes Wärme und sein Geruch einnahmen. Vielleicht auch gerade jetzt, weil er der einzige Mensch war, bei dem er sich hier so fallen lassen konnte und mehr Halt in ihm suchte, als jemals zuvor. Zögerlich erwiderte er die Umarmung des Anderen, brachte ihm sich noch näher, lehnte sein feuchtes Gesicht gegen das des Anderen, beruhigte sich und verlor sich einfach ein wenig in diesem Moment. Vorsichtig, strich er über die warme Haut des Magiers, die unter dem Yukata verborgen war und ließ sich hier fallen und auffangen. Leicht schauderten ihm die kalte Hand, die sich unter seine Kleider gestohlen hatte, doch es war eine angenehme Berührung. Fye spürte Kuroganes Atem gegen sein Gesicht, der sich langsam beruhigte, genau so wie die Tränen langsam verschwanden. Dennoch lösten sie sich nicht aus ihrer Position. Die einzigen Bewegungen und Geräusche waren die vorsichtigen Berührungen ihrer Hände und ihr eigener Atem. Und ohne, dass er es bemerkt hatte, wurde es ein wenig wärmer, oder sie hatten sich vielleicht an die Kälte hier oben gewöhnt. Tief atmete der Krieger ein, seine Tränen stoppten langsam, je mehr er sich in Fyes Umarmung und unter seinen Berührungen beruhigte. Die Wärme, die von dem anderen Körper ausging wärmten auch Kurogane und die Kälte hier draußen wurde etwas erträglicher. Fahrig strich er mit seinen Händen immer und immer wieder über die warme Haut des Anderen. Ihm wurde schwer um sein Herz, als er sich vorstellte, dass auch dieser Mann ihn irgendwann verlassen würde, Kurogane ihn verlieren könnte. Unbewusst zog er den blonden Mann näher an sich heran, je mehr ihn dieser Gedanke überkam.. aber der Magier war noch hier, nicht tot, nicht zu gebrochen.. Fye war wieder hier, gerade jetzt und hielt den Krieger. Und immer, wenn er sich in den Gedanken an Tomoyos Tod verlieren wollte, waren da die warmen Berührungen des Magiers, die ihn wach hielten und in dieser Welt. Dem Ninja war kaum bewusst, wie wichtig es gewesen war, dass Fye bei ihm war. Er war grade alles, alles was er hatte.. alles, was ihn nicht zum Durchdrehen gebracht hatte, alles, was ihn hier noch warm halten konnte, nicht verzweifeln, nicht rasend vor Wut. Traurig und ein wenig verloren aber es war erträglich.. irgendwie war es wirklich erträglich, weil er spürte, auch wenn es unausgesprochen war, dass er das hier nicht alleine durchstehen musste. Selbst, wenn der Magier die Zeit in Ceres nicht ganz ohne Spuren überstanden hatte und sicher noch ne Menge zwischen ihnen stand, war er zumindest jetzt hier, bei Kurogane.. und alles andere erschien dem Ninja gerade so verdammt unwichtig... Auch, wenn alles so verloren und chaotisch schien, nichts mehr in Ordnung war, weder bei ihm selbst, noch bei Fye, noch bei den Kindern oder sonst wem hier in Japan, war hier alles richtig und klar. Es war alles richtig so... es hätte anders laufen können, Tomoyos Tod war unbegreiflich und sinnlos, falsch.. Ihre Unterhaltung kurz vor diesem Ereignis kam dem Ninja wieder in den Sinn, die Angst, den blonden Mann so reden zu hören, die Angst, ihn zu verlieren. „Es war nicht umsonst..“ flüsterte der Krieger. „Alles, was du getan hast, war nicht umsonst… Es hätte einen anderen Weg gegeben, aber umsonst war das nicht...du bist hier, bei mir... das ist wichtig...“, hörte er sich fast wie von selbst sagen. „Egal, was passiert ist, egal, was du getan hast. Ob es was gebracht hat oder nicht.. es war nicht sinnlos. Du hast das für Japan getan, für mich.. für unseren Traum.. und du bist hier...“ obwohl ihm Tomoyos Tod mehr im Kopf rumschwirrte als alles andere, gab der andere Mann ihm gerade Hoffnung zurück und die Angst den anderen an seine eigene Hoffnungslosigkeit zu verlieren, lag tief in dem Ninja. „..das.. ist wichtig…“ der Krieger sprach so leise, dass es ihren Atem und den leichten Wind in ihren Ohren kaum übertönte. „..’du’, bist wichtig... für mich...du musst durchhalten, weil ich dich brauche... wie sinnlos das auch erscheint...“ Vorsichtig richtete der Krieger sich auf und suchte blind die Lippen des Anderen, die er nur flüchtig mit seinen eigenen berührte… als Zeichen dafür, dass auch der Krieger für ihn da war und dass er es noch konnte, den Magier lieben, obwohl er sich die letzten Tage von ihm abgekapselt und seine Ruhe gesucht hatte.. aber dennoch bereit war, für Fye da zu sein. Dass Fye ihm genug Hoffnung und Halt war, das hier durchzustehen und auszuhalten. Tomoyos Tod hatte Kurogane das Herz gebrochen und noch lange würde es weh tun, aber es hatte ihn nicht blind vor Wut und Rache gemacht, nicht wieder die Dunkelheit in sein Herz getrieben, die langsam auf dieser Reise ausgetrieben wurde.. durch diese verdammten Kinder, diesem verdammten Manjuu und diesem verdammten Magier. Die Berührungen und die Worte waren so geisterhaft, dass der Magier einen Moment die Augen schließen musste und sich darin verlor. Warm flossen die Silben gemeinsam mit Atem gegen sein Ohr und erst nach wenigen Gedanken, formten sich Worte, Bedeutungen und als er sie endlich verstand, konnte er nicht anders, als sein Gesicht gegen die Schulter des anderen Mannes zu pressen, um die Tränen aufzuhalten. Die Berührung auf seinen Lippen, die nur leicht gewesen war, spürte er noch immer. So als hätten sich die Worte allein mit dieser Berührung auf seine Haut geschrieben. Gerade stürzte alles auf ihn ein, kam zurück, was er mehr oder weniger in sein Unterbewusstsein hatte verschließen können, um sich andere Dinge zu konzentrieren. Das Leben im Schloss, die Trauer um Tomoyo, was mit den Kindern geschah, was mit Kurogane geschah. Allein das war schon zu viel und Fye ahnte, dass wenn er nun auch noch an all das andere dachte, an Japan, an Ashura, an Ceres, und unweigerlich auch, wann immer das Wort „durchhalten“ auftauchte, an Kuroganes Krankheit. Dieses Wort hatte so einen üblen Beigeschmack bekommen. Für einen halben Gedanken wollte er sich selbst schelten, dass all diese Gedanken „seine“ Gedanken, wieder an die Oberfläche kamen. Er wollte gerade für Kurogane da sein, stark sein, kurz war es ihm gelungen, da machte Kurogane den Mund auf und schon wieder wurde alles Zurechtgelegte durcheinander gewirbelt. Er hatte verdammte Angst, da half auch alles Reden nicht weiter. Doch hier, auf diesem eisigen Dach, dessen Kälte langsam auch durch seinen Yukata sickerte, in dieser warmen, zaghaften Umarmung mit den Worten und der Wärme, war es einen Moment okay. Zaghaft fuhr er blind mit der Hand über Kuroganes Gesicht: die Stirn, die Nase, die Wangen, die Ohren. Es tat so gut, das wieder unter seinen Fingern zu spüren. Es war eine Art von Nähe, die er sich immer wieder bestätigen konnte, ohne dass es rein körperlich war. All das, was das Chaos ein wenig dämpfte, weil es einfach nur da war. Die Stirn war heiß unter seinen Fingern und vorsichtig wandte er ein wenig Magie an. Wenigstens das konnte er jetzt tun. Jede Berührung machte es ein wenig besser. Gab ihm mehr Kraft und Gründe, sich ein weiteres Mal zusammenzureißen. „Ich halte durch...“ „Ich weiß..“ antwortete der Krieger leise und wusste es wirklich, dass der Magier das zumindest versuchen würde, durchzuhalten, so wie er selbst auch. Aber Kurogane war sich sicher, dass er selbst das schaffen würde, weil da noch so viel war, was er beschützen wollte und für das er sich zusammen riss. Aber er wusste nicht, was in Ceres alles passiert war, er wusste nicht, wie schwer das Durchhalten für Fye vielleicht war. Es war schwer, definitiv... aber sie hatten noch nicht verloren.. und Tomoyo, sie würde Kurogane auch zum Weitermachen anspornen, gerade jetzt, für sich und für die Menschen, die ihm wichtig geworden waren auf dieser Reise und die, die hier in Japan waren. Hayato und Souma, zwangsläufig alle die, die seine Heimat waren.. es würde anders sein, ohne seine Prinzessin, aber es gab noch genug, was es wert war, durchzuhalten und beschützt zu werden. Zu viel, um aufzugeben und sich nicht zusammen zu reißen. Tomoyo würde es verstehen, sie würde wollen, dass er sich zusammen riss. Sie wusste, dass er stark war und er würde sie nicht enttäuschen. Für Tomoyo, die ihr Leben geben musste in diesem Krieg, damit sie die Chance hatten weiter zu kämpfen. Er würde es tun, sie nicht verraten, ihren Wunsch erfüllen, diesen Krieg zu beenden und die Menschen hier zu retten, vor dem Tod und dieser endlos anhaltenden Kälte. Kurogane wusste das, er würde durchhalten, bis zum letzten.. er musste. Und der Magier, musste das auch.. aber ob er es schaffte, das wusste der Krieger nicht. „Ich helf' dir dabei..“ versprach er und fuhr vorsichtig durch die blonden Haare, hielt den kleineren Mann dicht an sich. Er würde nicht zulassen, dass das hier kaputt ging. Kurogane gab sich der Schwäche hin, aber im Grunde war er stark, darauf berief er sich sein ganzes Leben. Er glaubte an seine Stärke, die ihn vorangetrieben hatte und er würde weiter an sich glauben. Und Tomoyo hatte es ihm gesagt, er hatte die Stärke erlangt, die sie sich für ihn gewünscht hatte. Er musste sich das bewahren, egal was passierte. Nur so konnten sie es schaffen. Tief atmete der Ninja die kühle Nachtluft ein, er fühlte sich müde und seine Augen brannten. „Lass uns schlafen..“ schlug er vor. ~~~~ Ende Kapitel ~~~ Anm. TRC by CLAMP, Lyrics by Snow Patrol Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)