Festhalten von maykei (if all wishes could come true) ================================================================================ Kapitel 67: Part 67 - Fallen ---------------------------- Chap 67 – Fallen (Toten Hosen) Sorglos können wir fliegen, bis die Sonne uns're Flügel einfach wegschmilzt Dann kommen die Fragen, was der Grund ist was uns auf einmal aus den Wolken stürzen lässt Doch ich weiß, wenn ich falle, jemand hebt mich auf. Und ich denk' noch, während ich falle, schön für mich, dass es dich gibt. Glaube, was heißt schon Glaube? Welchem Gesetzt und welchem wahren Wort vertraust du? Noch im Sturzflug schämen wir uns, dass wir nur beten, wenn es wirklich einmal hart kommt. Damit wir sicher sind, wenn wir fallen, irgendjemand hebt uns auf. Und wir hoffen, während wir fallen, dass uns auch irgendjemand braucht. Und wir beten drum, wenn wir fallen, dass wir nicht allein sind. Und ich denk noch, während ich falle, schön für mich, dass es dich gibt. ~~~ Fallen by Die Toten Hosen~~~~~~~~~~~~~~ Es schien wie eine ganze Ewigkeit, als sie endlich an dem Hochhaus und letztendlich in der Wohnung ankamen und es roch hier immer noch nach diesen verdammt süßen Pfannkuchen, die der Magier am Morgen zubereitet hatte. Dass dieser Idiot auch überall seine Finger in die Küche von anderen Leuten stecken musste, ärgerte sich der Ninja kurz über ihn... auch wenn ihm dieser grausame Geruch mittlerweile egal wo sie waren, ein Gefühl von "zu Hause" gab. Als Ryuki den Schlüssel ins Schloss steckte, wurde ihm schon von innen aufgemacht und zwei große, fragende blaue Augen sahen durch blonde Löckchen zu ihm hoch. Ryuki humpelte an dem Kind vorbei, nicht ohne vorher leise zu fluchen, was für eine Mutter seine Schwester eigentlich sei, wenn sie ihrer Brut nicht beibringen konnte, nicht jedem die Tür auf zu machen. Der Blonde saß im Rahmen des offenen Fensters und las ein Buch, sah erst auf, als er die Hälfte des Raumes durchquert hatte und ließ vor Schreck beinahe das Buch fallen. Tadelnd wurde Ryuki angesehen. "Ich habe ja gespürt, dass es schlimm ist, aber du siehst aus wie nach einem Bandenkrieg." Einen Blick zu Kurogane werfend verbesserte er sich, "ihr seht aus wie nach einem Bandenkrieg." Schnell glitt er von der Fensterbank und räumte einer der Sitzsäcke frei, auf dem sich der Vampir auch ächzend niederließ und seinen Fye recht vorwurfsvoll ansah. Dieser ignorierte diesen Blick geflissentlich und half auch Kurogane sich eine Sitzgelegenheit zu beschaffen, bevor er sich wieder stumm eine Erklärung fordernd Ryuki zu wand. Bevor dieser etwas erklärte, was er eh nicht getan hätte, schoss aus der Küche ein weißer Blitz und in der nächsten Sekunde hing Mokona an Kuroganes Arm und klebte sich fest wie ein Kaugummi. "Kuro-pipi!!! Da bist du ja ! Shaolan, Sakura und Fye haben sich solche Sorgen gemacht! Sie sind euch suchen gegangen!" Kurz verzog der Ninja schmerzhaft das Gesicht, als sich dieses weiße Bällchen so hektisch an ihn warf und versuchte verzweifelt, das nervige Vieh von seinem Arm zu befreien. "Ich heiße "Kurogane" verdammt nochmal...." regte er sich über den Spitznamen auf und gab auf, das Bündel von sich zu schieben, er hatte ja eh keine Chance und auch, war er viel zu kaputt sich jetzt weiter darüber aufzuregen. Dass auch immer irgendeiner an ihm kleben musste... "Ah... gut, dann kann der Magier dir wenigstens für ein paar Stunden keine nervigen Flausen mehr in den Kopf setzen..." grummelte er das Manjuu an... niemand wäre sonst auf die Idee gekommen, ihn so zu nennen! Doch etwas erleichtert fiel ihm auf, dass es dem Manjuu anscheinend wieder besser ging und die Kinder plus Magier würden schon wieder kommen, auch wenn es ihm missfiel, dass sie als Menschen alleine durch die Gegend spazierten, aber er konnte einfach nicht spüren, wo der Magier sich aufhielt und es wäre sinnlos, sie jetzt ebenfalls suchen zu gehen. Als hätte er seine Gedanken gelesen, drehte sich der Fye dieser Welt zu ihm um und lächelte beruhigend. Er hatte zwei Gläser Wasser und Verbandszeug geholt und versuchte gerade Ryuki dazu zu nötigen, sein Oberteil auszuziehen und sich von ihm verarzten zu lassen. "Keine Sorge, sie sind nicht allein. Yuzuriha-chan ist bei ihnen." "Aa.." kam kurz von dem Ninja und wollte gerade das Glas Wasser annehmen, als ihm das störende daran hängende Tier wieder auffiel und verdrehte genervt die Augen, doch es beruhigte ihn, dass wenigstens ein Vampir bei seinen Reisekameraden war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Seit einer Stunde liefen sie jetzt schon durch die trostlose und dreckige Gegend und suchten nach dem Ninja. Nachdem dieser einfach nicht mehr aufgetaucht war, hatten sie beschlossen sich auf die Suche nach ihm zu machen. Nah hielt sich die Prinzessin, der diese Gegend und viele der Blicke von den Vampiren Angst machte, an Shaolan. Sie hoffte, dass es dem Ninja gut ging, vor allem, seitdem sie erfahren hatte, dass er das Blut des Magiers brauchte und wahrscheinlich war das auch der Grund, warum der sonst so sorglose Magier nicht mehr ganz so entspannt aussah. Sie wurde in ihren Gedanken unterbrochen, als plötzlich ein blondes Mädchen strahlend auf die Gruppe zu rann und sich innerhalb von Sekunden an den Magier hing. "Fye-san! Chii ist so froh, dass es dir wieder gut geht!" Erschrocken zuckte Fye zusammen und sah das Mädchen an. Einen Moment brach die Panik in ihm hoch wie eine Welle, doch dann besann er sich. Chiis Ebenbild konnte es in dieser Welt geben, er hatte sie schon oft genug gesehen, und dieses Mädchen war kein magisches Wesen, sondern ein normaler Mensch. Eine Fremde. Dennoch konnte er nicht umhin, als sich Sorgen machen. Schließlich war diese Welt für Menschen gefährlich. "Ich glaube du verwechselst mich, kleine Chii. Aber was machst du hier? Es wird bald wieder dunkel, ist es nicht zu gefährlich für dich hier allein?" Ohne auf die Worte des Blonden zu hören, drückte sie ihn nur noch fester, auch dass dieser Fye eine Augenklappe trug hatte sie noch nicht mitbekommen. "Chii hat sich so Sorgen gemacht, als du letztes Mal bei der Arbeit wieder einfach so umgekippt bist... aber die Leute haben gesagt, jetzt wo der Mann dir das Blut gegeben hat, passiert das nicht mehr so oft! Sie haben es wohl gesehen, es spricht sich rum wie ein Lauffeuer!" Etwas irritiert sah Sakura sich das Bild an, das sich ihr bot, aber sie verstand, was das Mädchen damit meinte. Kurogane musste dem anderen Fye anscheinend doch sein Blut gegeben haben. Nachdem sie Fye ohne Klamotten und mit nassen Haaren ins Zimmer gehen sehen hat, hatte sie sich nicht getraut, ihn noch einmal darauf anzusprechen.. aber das bedeutete doch nur, dass Fye mit ihm geredet hatte und alles in Ordnung war. Oder auch nicht... denn Kurogane war verschwunden... aber es erleichterte sie, dass es dem Fye in dieser Welt endlich wieder gut ging, allein schon für Yuzuriha. Verwirrt sah er das Mädchen an und schob sie etwas von sich, aber nur um ins Gesicht sehen zu können. "Die Leute sagen das?" "Ja..." irritiert blickte Chii nach oben und ihr Blick wurde leicht traurig. "Das... stimmt doch oder...?" fragte sie vorsichtig nach und hatte plötzlich Angst, dass alles nur ein Gerücht war, auf das sie hereingefallen war und nachdem sie das Gesicht des Blonden nun intensiv betrachtet hatte, fiel ihr auch endlich auf, dass irgendwas nicht stimmte. "Was hast du denn mit deinem Auge gemacht, Fye-san?" Nun war Fye vollkommen verwirrt. Oder er schien nachzudenken. Das konnte Shaolan nicht richtig sagen und auf der Suche nach einer Erklärung wanderte sein Blick zu Yuzuriha-san. Diese jedoch hatte ein wenig beschämt das Gesicht abgewand und stand etwas abseits. Bildete er sich das ein oder stimmte hier etwas nicht? "Lass uns weiter gehen, es handelt sich um eine Verwechslung, Chii", sagte Yuzuriha plötzlich und hatte Fye auch schon am Arm gepackt und ihn von dem Mädchen weggezogen. Doch Fye blieb stehen und löste sanft ihre Hand von seinen Arm. "Yuzuriha-chan, ich möchte gerne wissen, was hier los ist. Vielleicht hat es ja damit zu tun, dass Kuro-pi und dein Bruder verschwunden sind." Traurig blickte Chii Fye hinterher, war das doch alles nur gelogen gewesen? Schnell lief sie der Gruppe hinterher... dass Yuzuriha ihr Fye wegschnappte war sie ja gewohnt... aber jetzt war sie wirklich durcheinander "Chii möchte auch wissen, ob Fye wieder gesund ist..." Er mochte es nicht sehen, wenn sich Chii solche Sorgen machte, auch wenn es nicht seine Chii war. Vorsichtig nahm er ihre Hände in seine und streichelte zärtlich, beruhigend darüber. "Erklär mir bitte erst einmal, was angeblich passiert sein soll. Ich muss zugeben, ich bin ein wenig verwirrt." Ihre Hoffnungen, dass es die Wahrheit war und nicht nur ein Gerücht schwanden immer mehr, denn anscheinend wusste Fye ja nicht einmal etwas davon. "Chii hat gehört, dass die Leute gesehen haben, wie der Mann heute morgen ganz früh am Teich hinter dem Hochhaus in dem ihr wohnt, sich in den Arm geschnitten hat und du hast das Blut getrunken... sie sagen, dass dieses Blut von dem Fremden etwas ganz besonderes ist und dich gesund gemacht hat..." Langsam setzten sich die Puzzelteile in seinem Kopf zusammen. "Er hat mir Blut gegeben? Und er war ein Fremder... ?" Fragend sah er zu Yuzuriha, doch die wand den Blick ab. "Ich glaube du musst ihr diese Frage beantworten", sagte er im sanften Ton, worauf sie fast ein wenig überrascht guckte. Sie hatte nach dem Aufstand, den Kurogane gemacht hatte, damit gerechnet, dass der Blonde ausflippen würde, doch im Gegenteil, er blieb ganz ruhig. Scheu versuchte sie ihm in die Augen zu blicken und brach dann in Tränen aus. Shaolan, der neben ihr stand zuckte vor Schreck zusammen und Sakura lief sofort zu ihr, um sie beruhigend in den Arm zu nehmen. Dafür war für Fye die Sache klar und schwer seufzte er. Kurogane hatte also seinem Ebenbild sein Blut gegeben. Das würde zumindest erklären, warum er durch ihre Verbindung so einen immensen Blutdurst spürte, obwohl dieser eigentlich nicht nicht so stark sein sollte. Er wusste nicht was er davon halten sollte. Einerseits wollte er ja, dass Kurogane sein Blut gab, andererseits... fühlte er sich fast ein wenig betrogen. Nein, er hatte nicht gewollt, dass Kuorgane ihr gemeinsames Blut jemand Fremden gab, aber er hatte auch Mitleid mit dieser Familie, mit diesem gefährdeten Glück, dass ihrem so ähnelte, gehabt und auch mit der Person selbst. Er wollte nicht, dass irgendjemand leiden musste, erst recht nicht durch seine Schuld. Aber die Verbindung zu Kurogane war ihm auch wichtig. Manchmal fühlte er sich einfach nur charakterschwach. Chii, offensichtlich eine Freundin von Fye, sah ihn ängstlich und besorgt an, Yuzuriha weinte... Kurogane verschwunden und hatte sich auch noch am Morgen so seltsam benommen. Nein, jetzt war er sich sicher, dass Kurogane sein Blut gegeben hatte. Ruhig und leicht lächelnd sah er das weinende Vampirmädchen an. "Ist er gesund ?" "Ja..", brachte sie unter einigen Schluchtsen hervor. Sie war immer noch völlig angespannt, als würde sie erwarten, dass er sie anschrie oder schlug. Statt dessen fuhr er ihr sanft über das kurze Haar. "Es ist in Ordnung, ich habe nichts dagegen. Ich bin froh, dass es ihm gut geht." Nun schienen die Dämme vollkommen gebrochen zu sein und nicht nur das blonde Mädchen, dass bei den erlösenden Worten, dass es ihm gut ging, in Tränen ausgebrochen war und an ihm klammerte, als auch das Vampirmädchen, dass heulend und schluchtsend in seinen Armen lag. Schwer seufze er. Er schien in dieser Welt wirklich ein Herzensbrecher zu sein... so viele Mädchen die wegen ihm weinten... Eilig machten sie sich auf den Weg nach Hause. Es dämmerte bereits und die gewöhnliche Geschäftigkeit verebbte langsam aber stetig, wie Wasser in den Rillen der Pflastersteine. Die Bars öffneten und die Neonlichter erfüllten wieder das Stadtbild, und immer mehr zwielichtige Gestalten kreuzten lautstark ihren Weg. Oft wurde die Menschengruppe mit dem einzelnen Vampir neugierig angegafft oder hinterher gepfiffen, jedoch rührte niemand einen Finger an sie, bis sie in der Wohnung angekommen waren. In dem unordentlichen Apartment, in dem immer noch die Überreste er Party lagen, begrüßte sie ein brabbelndes, weinendes Kleinkind und Kusanagi, jedoch waren weder Ryuki, noch Kurogane zu sehen. Fye seufzte schwer, was ihm einen besorgten Seitenblick von Shaolan einbrachte. Sofort schenkte er ihm ein beruhigendes Lächeln. Er hatte wohl wirklich keine Gewalt mehr über seine Gestik und Mimik, er würde besser darauf achten müssen, wollte er die Kinder nicht besorgen. Besorgt war momentan aber vor allem er selbst. Er spürte den brennenden Durst in seiner Kehle und auch beim Treppenaufstieg wollen ihm mehr als einmal die Beine unter seinem Körper wegsacken. Mittlerweile hatte sich der Ninja auf den Balkon gestellt, spielte gedankenverloren mit einer Schachtel dieser seltsamen Zigaretten, die hier herumflog und blickte auf die Stelle am Teich, wo er vor einigen Stunden dem anderen Fye sein Blut gegeben hatte. Wo dieser und der komische Vampir geblieben waren, wusste er nicht... vielleicht wollte er es auch einfach nur nicht wissen... Schwer seufzte er, als er anfing seine „Beute“ wieder zu spüren und ahnte, dass diese gerade zurück gekommen waren, wahrscheinlich mit samt der Kinder und diesem Mädchen. Irgendwie fühlte er sich immer noch benebelt vom Alkohol und seine Prellungen und Wunden von der Prügelei taten trotz guter Versorgung des anderen Blonden weh, noch dazu quälte ihn sein Blutdurst... aber er war sich sicher, dass der Magier hier bald auftauchen würde... wahrscheinlich nach all dem nicht mal sauer auf ihn war und er ohne Probleme von ihm trinken konnte. Auf einmal zuckte Fye zusammen wie unter einem Schlag. Die Präsenz des anderen Mannes und der damit verbundene Blutdurst erschlug ihn regelrecht und er hielt sich den Magen, musste sich bemühen sich nicht zu übergeben. "Er ist doch hier...", flüsterte er leise und sah in die besorgten honigbraunen Augen, des Jungen der ihn augenblicklich besorgt gestützt hatte. "Soll ich ihn holen ?", fragte Shaolan und zog den Blonden mit sanfter Gewalt zu einen der Sitzsäcke. Mit einem Seufzen ließ sich Fye hineinfallen und nickte einfach nur. Er fühlte sich so müde... es wurde wirklich Zeit, dass Kurogane trank, dann würde es auch ihm besser gehen. Die Wunde unter dem Verband hatte wieder zu brennen angefangen und abwesend machte er eine geistige Notiz den Verband zu wechseln, bevor er gleich ins nächstbeste Bett fiel. Er hatte die Nacht davor genug Schlaf bekommen, aber anscheinend war sein Körper noch weit von einem Zustand entfernt, den man gesund nennen konnte. Eilig lief Shaolan zum Balkon und sprach den grübelnden Ninja mit einem leisen "Kurogane-san.." an. Aus seinen Gedanken gerissen, wollte er sich erst schon ein wenig erschrecken, als er nun die Stimme des Jungen hinter sich hörte, denn eigentlich hatte er mit dem Magier gerechnet. Er musste wirklich wieder mehr auf seine Umgebung achten... er war zu unvorsichtig geworden. Ständig schlichen sich irgendwelche Leute unbemerkt an ihn heran. Grummelnd steckte er die Zigarettenschachtel einfach in seine Hosentasche und drehte sich zu dem Jungen um. "Was ist denn?" Überrascht darüber, dass Kurogane nun anscheinend auch diese glühenden Stäbchen rauchte und dazu noch unter diesem genervten Blick, bekam Shaolan zunächst kein Wort heraus. Doch dann besann er sich und lächelte leicht. "Wir haben dich gesucht... " "Aa..ich weiß." antwortete er knapp und genervt. Eigentlich konnte dieser Junge absolut nichts für seine schlechte Laune, aber das hat ihn sonst auch nicht davon abgehalten sie an Anderen auszulassen. "War's das?" Eigentlich sollte er nicht weiter aufdringlich sein, aber er kannte die Spielchen der Erwachsenen langsam und er wusste, dass alles nur noch schlimmer werden würde, wenn der Magier tatsächlich ohnmächtig werden würde, oder schlimmeres. Er wusste durch Seishirou-san einiges über Vampire, aber nichts über Halbvampire. Jedoch glaubte er, dass das Jäger-Beute-Prinzip auch bei Kurogane und Fye wirkte, das bedeutete, dass es Fye um so schlechter ging, je hungriger der Krieger wurde. "Fye bittet dich reinzukommen... " Ein Seufzen unterdrückend, dass er dem Magier jetzt hinterher rennen würde, ging er ohne ein weiteres Wort an dem Jungen vorbei. Es wäre das Beste, jetzt nachzugeben und außerdem hatte der Magier viel mehr Gründe sauer auf den Ninja zu sein... aber genau das machte ihn ja so wütend. Viel eher die Tatsache, dass dies eh nicht der Fall sein würde. Außerdem hatte dieser Vampir ihm die Augen geöffnet und das ärgerte ihn... aber es war gut gewesen. Seit ihrer Prügelei hatte er das Gefühl, wieder klarer denken zu können und nicht alles schien so sinnlos. Er war noch ein ernstzunehmender Gegner und er hatte recht gehabt, um die Sache nicht immer unnötig zu verschlimmern, musste er einfach nur von dem Anderen trinken. Er musste nicht nachfragen, wo der Magier sich befand, in diesem Abstand und mit einem einigermaßen klaren Kopf konnte er ihn nur zu deutlich spüren. Kurogane erschrak leicht, als er den Magier so blass auf einem der Sitzsäcke entdeckte, und seine Wut war durch die Sorge um den Anderen etwas gedämpft. Langsam ging er auf den Blonden zu, die Leute in diesem Raum störten ihn gerade weniger und auch war durch seinen Durst die Fixierung auf den Magier zu groß, als dass er sie klar wahrnehmen konnte. Als er bei ihm angekommen war, strich er ihm ein paar mittlerweile verschwitzte Haarsträhnen aus dem viel zu blassen Gesicht. "Du siehst furchtbar aus.." Leicht öffnete er ein Auge als er die kühle Hand an seiner Wange spürte und sah Kuroganes Gesicht vor sich. Die unverkennbaren, brennend roten Augen brannten sich in seinen Kopf, dass er einen Moment gar nichts anderes wahr nehmen konnte. Weder wo er sich befand, noch was er tat, geschweige denn, was er vor wenigen Sekunden gedacht hatte. Leicht lächelte er den anderen Mann an und lehnte etwas den Kopf bei Seite, schmiegte das Gesicht mehr in die große - durch den Blutverlust kühler als normale, aber immer noch warme - Hand, so dass ein Teil seines Nackens entblößt wurde. Etwas skeptisch betrachtete die Prinzessin die Szene und als sie beobachtete, dass ihre Gastgeber samt Kind langsam den Raum verließen, packte sie das verwirrte und besorgt blickende blonde Mädchen, das ihnen an Fye klammernd in die Wohnung gefolgt war, sanft an der Hand und zog sie mit sich. Sie selber wollte sich das nicht unbedingt ansehen. Es machte ihr ein wenig Angst und auch leicht traurig. Ohne sich in diesem Moment über irgendwas Gedanken machen zu können, außer endlich von dem Anderen zu trinken, setzte der Ninja am Nacken des Blonden an. Alles, was er noch wahrnehmen konnte, war der Magier und auch wenn alle seine Sinne wieder ausgestellt schienen, konnte er sich wage an das Ereignis mit dem Spiegelbild der Prinzessin erinnern und hielt damit seine Ungeduld und die Gefahr, dem Blonden jetzt weh zu tun oder schlimm zu verletzen gering, selbst wenn er sich mehr als beherrschen musste. Endlich schmeckte er wieder das warme Blut des Magiers und bemerkte, wie seine Lebensgeister allein schon beim ersten Schluck sich wieder zu regenerieren anfingen. Mit einem leisen, vorsichtigen Ausatmen entspannte sich der Mann unter Kurogane etwas und konzentrierte sich nur auf das Ziehen, das durch seinen ganzen Körper fuhr. Sein Blutkreislauf zirkulierte schneller, bei jedem Schluck, den der Krieger nahm. Er fühlte sich als würde die letzte Kraft aus ihm heraus gesaugt werden, nur um gerade wenn er dachte, es würde gleich schwarz werden, von eben dieser - wie ein Raum, dessen Fenster geöffnet wurde, während draußen ein Regensturm herrschte - durchfegt wurde. Das Zimmer nahm wieder Konturen an, sein Kopf wurde klarer und er spürte die warme, salzige Flüssigkeit auf seinen Lippen, als würde er und nicht Kurogane sein Blut trinken. Ein vereinzeltes blaues Auge schloss sich, "Kurogane.." und für einen Moment wünschte er sich, dass es es wirklich Tränen gewesen wären, die über sein Gesicht liefen und dann seine Lippen berührt hätten. Doch es war nicht so, seine Augen waren trocken, nicht einmal feucht und der Sinneseindruck auf seinen Lippen, kam dadurch, dass sie in diesem Moment so intim miteinander verbunden waren, so dass sich ihre Gefühle, ihr Geschmack, ihre Körpertemperatur, all dies, für einen Moment vermischte. Er spürte die Wut, die er auch zuvor in den stechenden Augen gesehen hatte, gerade als der Ninja vom Balkon in den Raum getreten war. Nicht die übliche Verärgerung, bei der er mehr gegen sich selbst kämpfte, als gegen das, was ihm diesen Unmut bereitete. Sondern eine frustriertere, heißere Wut, die Fye Übelkeit verursachte und nur zu deutlich gegen ihn gerichtet war. Langsam, immer noch nicht die völlige Gewalt über seinen Körper zurückerlangt, hob er die Arme, schwer als würden sie durch Schlamm bewegt werden müssen und legte sie um den Ninja. Seine kühle Hand wirkte wie Eis in dem heißen, verschwitzen Nacken. Auch die Welt des Ninjas klärte sich langsam, mit jedem Schluck den er tat, wieder auf und er bemerkte, dass er diesmal deutlich mehr Blut brauchte als die anderen Male. Nachdem er endlich genug Blut hatte, dass sein Kopf wieder klar war und seine Umgebung wieder deutlich zu erkennen, schloss er kurz die Augen und hoffte, dass ihm nicht wieder diese üblen Bilder und der Schmerz in den Kopf jagten. Er fühlte die kalte Hand in seinem Nacken und sein Körper entspannte sich bei dieser vertrauten Geste etwas. Aber war das alles? Hatte er sich die ganzen Gedanken umsonst gemacht? War es verdammt noch mal so einfach? Ihm immer wieder die kalte Schulter zeigen, ihm wehtun und dann einfach von ihm gehalten werden? Ohne ein Wort der Entschuldigung von seiner Seite aus und ohne einen bösen Blick von Seiten des Anderen? Etwas löste sich der Ninja von dem Blonden, so dass er sein Gesicht erkennen konnte. Das blaue Auge war geschlossen aber er sah um einiges besser aus als vorhin, als er den Raum betreten hatte. Sein Blick fiel auf den Verband, den der Andere trug. Verdammt, warum blutete der eigentlich immer noch ständig durch? Lag es an ihm? Konnte es wirklich stimmen, was dieser verdammte Vampir ihm erzählt hatte? Dass sie miteinander verbunden waren... und anscheinend mehr, als ihnen lieb war. Spürte der Magier, was bei ihm los war? War ihre Verbindung mittlerweile so eng geworden? Verdammt, wenn es so wäre... und er kein Blut trank, ging es dem Anderen auch schlecht. Wieso sagte er davon denn nichts? Wieso sagte er Kurogane nicht einfach, dass er sich zusammen reissen solle und von ihm trinken, IHM ginge es verdammt noch mal durch diese Verbindung auch schlecht. ER fühlte sich auch krank, wenn der Ninja nicht trank! Und er selber sah einfach so zu, stieß weg und kam wieder bei dem Blonden an, wenn er das Bedürfnis hatte oder er ein schlechtes Gewissen... vielleicht war er genauso wie dieser Ashura. Wie dieser Mann, den er so sehr hasste für das, was er dem Magier angetan hatte. Für das, was der Magier für ihn getan hatte. Vielleicht war er am Ende jedoch kein Stück besser... war still, wenn Kurogane sauer war und nahm sich ihm an, wenn er Nähe brauchte. Während dem Krieger das alles bewusst wurde, kroch die Wut wieder in ihm hoch... aber diesmal tat sie weh. Er biss die Zähne zusammen in der Hoffnung, dieses hinterhältige Gefühl zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Er war nicht wie Ashura... Und er wollte nicht, dass der Andere sich ihm gegenüber so benahm. Was hatte ihm dieser Vampir gesagt? Dass er erbärmlich und feige war? Das war ja lachhaft. Langsam stand er auf und mit einem Griff in seine Hosentasche, fischte er die Schachtel wieder hervor. Dieser Idiot verschwieg ihm wirklich ständig etwas. Egal worum es sich drehte. Versteckte alles vor ihm. Was er mochte. Was er tat. Was er fühlte. Fühlte der Idiot überhaupt etwas außer Trauer und seinen verdammten `´Frohsinn`? Wütend warf er dem Magier die Zigarettenschachtel entgegen. "Vergifte dich ruhig mit dem Zeug... ich bekomm davon ja eh nichts mit." Reflexartig fing der Blonde die Schachtel mit den kleinen Glimmstängeln auf und blickte verwirrt auf sie. Er dachte, dass er sie in der Märchenwelt, in der es ja nun wirklich drüber und drunter gegangen war, verloren hatte... die "Zigaretten" aus der Regenwelt, wo er ein paar Wochen mit dem anderen Kurogane gelebt hatte. Die Verwirrung in seinem Blick linderte sich kein Stück, als er zu dem Ninja hoch sah. "Was ist damit Kuro-pon? Du musst wissen, dass mich so etwas nicht umbringen kann. Also mach dir bitte keine Sorgen, denn ich rauche sie eh nicht mehr. Der Geschmack ist mir zu bitter." Eindringlich blickte der Ninja dem Magier in die Augen, ohne ein Wort zu sagen. Eigentlich interessierten diese verdammten Zigaretten ihn überhaupt nicht, aber das schien dieser Idiot nicht einmal zu kapieren. "Interessiert es dich gar nicht, wo ich mich den ganzen Tag rumgetrieben habe?" Bei diesem Ton runzelte Fye leicht die Stirn, ein wenig verärgerte ihn dieser Kommentar. Dass Kurogane sich Sorgen machte, verstand er, aber dachte er ernsthaft er hätte sich keine Sorgen gemacht ? Er hatte gespürt, dass Kurogane Blut brauchte, konnte sich nur noch zu sehr an ihre verlegenen Worte in der Dusche erinnern und auch so wusste er, dass es dem Ninja alles andere als gut ging. Noch dazu wusste er jetzt, dass er seinem Ebenbild Blut gegeben hatte, obwohl der Krieger denken musste, dass er es nicht wollte. Unterstellte er ihm, dass er sich keine Sorgen gemacht hätte ? Er war fast in Panik ausgebrochen. Wenn Kurogane nicht trank würde er in einen Blutrausch verfallen und er wüsste, dass Kurogane es nicht verkraften würde in einem Trümmerfeld voller toter Körper aufzuwachen. Leicht wütend ballte er eine Hand zur Faust, beherrschte sich aber. Ein Wutausbruch würde keinen von ihnen Weiterhelfen, das hatten sie so oft erlebt. Wenn ihre Gefühle außer Kontrolle gerieten schriehen sie sich nur wieder an und mussten dann ewig ihre Wunden lecken, um zu einem gewissen Grad Realität zurück zu kommen. Eine leise Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zwar, dass es gerade das war, was sie immer und immer wieder näher gebracht hatte, dass diese Geheimnistuerei mehr zerstörte als bewahrte, ignorierte er. Er war müde und erschöpft, die Reise kam ihm statt ein paar Monate wie Jahre vor und seit er Kurogane zu einem Vampir gemacht hatte, schien der andere so weit weg, in seine eigenen Kämpfe verwickelt seinen neuen Körper und diese Situation anzunehmen, all das zu verarbeiten, was in der letzten Zeit passiert war... er konnte einfach nicht egoistisch seinen Emotionen nachgehen... Kurogane hatte ihm so geholfen, war immer nur für ihn da, hielt immer nur ihn, beschützte ihn, befreite ihn von seinen Mauern und Ängsten, nur um im danach zu zeigen, dass er dennoch sicher war. Stark genug, geschützt genug, um jeden Gefühl noch einmal eine Chance zu geben, das er sonst ängstlich abgewehrt hatte. "Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, Kuro-chii. Schließlich merke ich ebenfalls, wenn du Blut brauchst." Innerlich verdrehte Kurogane die Augen, das war nicht seine Frage gewesen... er wollte nicht wissen ob der Andere sich Sorgen gemacht hatte oder nicht. Er wollte wissen, ob es den Magier überhaupt interessierte, was er so anstellte, wenn er nicht in seiner Nähe war. Was tat er hier überhaupt? Wieso benahm er sich so kindisch? Was für eine Reaktion erhoffte er sich denn von dem Blonden? Dass er einmal durchdrehte? Ihn anschrie und sagte, was er wirklich dachte? Kurogane hatte sich bereits Luft gemacht, indem er sich mit dem Vampir prügelte... wann machte der Andere sich endlich mal Luft? "Die Sorgen hast du dir ganz umsonst gemacht.. ich hatte nen verdammt guten Tag heute." Überrascht und ein wenig kritisch zog Fye eine Augenbraue hoch und richtete sich etwas ungeschickt auf. "Kuro-chii, was soll das ? Wieso versuchst du mich zu provozieren? Ich bin mir sicher, dass du keinen guten Tag hattest, weil du die ganze Zeit blutdürstig warst. Ich habe es auch gespürt. Noch dazu hast du meinem Ebenbild in dieser Welt Blut gegeben, was dich ebenfalls geschwächt hat." Für einen kurzen Moment dachte der Ninja, dass er sich verhört hatte, aber der Magier schien zu wissen, dass er dem Anderen sein Blut gegeben hatte.. und nun störte ihn das nicht einmal? So trocken, wie das rüberkam?! Und dafür hatte sich der Ninja die ganze Zeit so viele Gedanken gemacht? Ein schlechtes Gewissen gehabt? Er könnte gerade ausrasten vor Wut, doch schluckte er sie runter so gut es ging und den Anderen zu provozieren, brachte anscheinend auch nichts. "Woher willst du Idiot wissen, was für mich ein guter Tag ist und was nicht?" murmelte er leise vor sich hin. Aber sich weiter Gedanken darüber zu machen, ob er es dabei beruhen ließ oder versuchen, den Anderen zu provozieren, kam er nicht, als er auch schon von hinten angerempelt wurde und irgendwas blondes an ihm vorbei huschte und sich an den Magier klammerte. "Fye-san! Chii konnte es einfach nicht mehr länger ohne dich aushalten!" Bevor er antworten konnte, hatte er etwas an sich hängen und es wurde ihm endgültig zu viel! Seit Wochen war ihre Beziehung eine reinste Achterbahnfahrt, er hatte sich den ganzen Tag wie verrückt um den anderen Mann gesorgt, war müde, hatte wegen seines Egoismus Gewissenskonflikte gehabt, dazu noch einen Kater und Kurogane benahm sich wie ein kleines trotziges Kind, anstatt zu verstehen, dass er jetzt einfach keinen Streit haben wollte. Er wusste selbst nicht, was er von Kuroganes Verhalten halten sollte. Ständig war der Krieger wankelmütig, verschwieg etwas von ihm, lief weg und versuchte seine Entscheidungen vor ihm zu verheimlichen, als würde er ihm einen Vorwurf daraus machen! Von einer plötzlichen Welle der Wut erfasst riss er grob seinen Arm vor dem -was-auch-immer-an-seinen-Arm-klammernden-Ding los und schubste es weg. Die kleine Chii sah ihn groß an, als sie von der Wucht nach hinten taumelte, über eine der Flaschen stolperte und mit einem lauten Wums auf dem Boden fiel. Erschrocken und ein wenig geschockt über sich selbst starrte Fye auf das Mädchen und lief dann zu ihr. "Chii! Bist du in Ordnung ?!" Die Kleine rieb sich den Kopf und hatte Tränen in den Augen. Wie hatte er sich nur so von seiner Wut einnehmen lassen, dass er sogar ein Mädchen schlug? "Chii..." fragte er sanft, fast ein wenig ängstlich. Es war nur ein Fall, sie hatte sich, wenn überhaupt, nicht groß verletzt... dennoch... diese Situation war ihm nur zu bekannt. Er verlor die Kontrolle und alles lag in Scherben, nichts war mehr rückgängig zu machen. "Chii..", bat er jetzt eindeutig flehend... "tut dir was weh...?" Fast schon wollte der Ninja ironisch lachen... so einfach war das also, man musste dem Anderen nur an dem Arm klammern und schon bekam man eine Gefühlsäußerung von ihm. Man konnte ihn belügen, betrügen und dann den ganzen Tag ohne ein Wort alleine lassen, sich betrinken, von anderen Mädchen Blut trinken, sich prügeln, den Anderen unnötig provozieren und all das brachte nichts. Und dann kam so ein blödes dahergelaufenes Mädchen und man konnte dem Magier eine Reaktion entlocken? Erschrocken blickte das Mädchen zu dem Blonden auf. "Chii... wollte doch nur..." brachte sie fast tränenerstickt heraus. Sie konnte nicht verstehen, wieso ihr Fye sie auf einmal von sich stieß... hatte sie denn irgendwas falsch gemacht? "Vielleicht solltest du versuchen sie zu trösten..." mischte sich der Ninja nun ein. "..sonst schick sie zu mir, ich kümmere mich dann schon ein bisschen um sie." Nun versuchte er doch den Blonden weiter zu provozieren. Aber verdammt! Er war so wütend! Wieso nahm der Magier einfach alles so hin? Wieso durfte er das Blut einfach jemand anderem geben? IHR Blut? Warum dufte er es verdammt noch mal einfach jemand anderem geben?! Der Magier sagte es doch selber, es war "IHR" Blut. Wieso konnte er den Anderen einfach von sich stoßen?! Das war einfach zu viel Freiheit! Zu viel Freiheit von Jemandem, mit dem man verbunden war! Von Jemanden, zu dem man gehören wollte! "Das ist nicht nötig, Kurogane, sie ist gesund und braucht kein Vampirblut, um ein paar Kratzer zu heilen. Die versorge ich schon selbst und wie du siehst bin ich gerade dabei sie zu trösten ", erwiderte der Magier im kühlen Ton. Sein Blick war starr auf das Mädchen gerichtet und er glättete liebevoll ihr Haar, während er darüber streichelte. Das Mädchen - nein, ihr Spiegelbild- hatte ihm so oft in einsamen Stunden Gesellschaft geleistet, war seine einzige Freundin gewesen, seine Tochter, der Grund warum er bei Ashura nicht den Verstand über sich selbst oder sein Leben verloren hatte. Kurogane versuchte ihn absichtlich zu provozieren, eine Reaktion herauszulocken, ihn absichtlich zu verletzten ? Sein Kopf war leer, einfach nur leer, doch warum hatte er das Gefühl, dass nun wieder alles in Scherben lag ? Das alles lag in Scherben, ganz leise und unbemerkt, vor ihnen. Nicht dass sie das Vertrauen ineinander verloren hätten, nicht dass er auch nur eine Sekunde an seinen Traum zweifelte... es wirkte nur so, als könnten sie nicht miteinander umgehen ohne sich zu verletzen, gegenseitig auszulaugen. Von einer plötzlichen, apathischen Müdigkeit übermannt schloss er die Augen und seufzte. Leicht lächelte er das Mädchen vor sich an, auch wenn es ein Lächeln war, das nicht die Augen erreichte. "Du verwechselst mich. Ich bin nicht dein Fye. Aber ich bin sicher, dass er bald zurück kommen wird. Ich versorge erst mal die Schramme da an deinem Ellenbogen und dann kannst du ja hier auf ihn warten, hm ?" Immer noch verwirrt, blickte das Blonde Mädchen zu dem Mann, der sie gerade noch gestoßen hatte und nun so seltsame Sachen sagte auf. Auch wenn sie nicht genau verstand, was Fye ihr damit sagen wollte..er hatte sie bis jetzt nie belogen. Etwas schüchtern, nickte sie dem Blonden zu. Nun war der Ninja wirklich wütend und musste sich zusammen reißen, jetzt nicht die Beherrschung zu verlieren. Der Magier musste genau verstanden haben, wie Kurogane das gemeint hatte.. wieso stellte dieser Idiot sich jetzt so blöd? Es brachte eh nichts. Ob er sich nun aufregte oder versuchte, den Anderen weiter zu provozieren. Er wollte ansetzen und noch irgendwas erwidern, doch musste er vor sich zugeben, dass er nicht wusste was... und anschreien, wollte er den Anderen nun auch nicht unbedingt. Dann hätte der Magier erreicht, was er versuchte, bei ihm zu erreichen. Er hatte es schon längst erreicht. Kurogane war regelrecht am Kochen. "Verdammter Magier..." murmelte er wütend vor sich hin und ballte die Hände zu Fäusten. Das sah auch der Magier, der vor mit dem Mädchen vor dem wütenden Mann kniend in diesem Moment zu ihm aufsah. Leicht lächelte er. „Kurogane, sag doch einfach was los ist. Wenn du mich einfach nur so wütend anfunkels habe ich keine Ahnung, was genau ich falsch gemacht habe. Ich habe mich gesorgt und ich habe mich gefragt, was du den ganzen Tag gemacht hast. Genau so wie der Meinung bin, dass du vor mir nicht Rechenschaft abzulegen hast, wo du bist und was du tust. Ich bin sicher du hattest deine Gründe und wolltest mich nicht verletzen, indem du diesem Menschen Blut gabst. Also was ist es, was dich jetzt noch so aufregt ?", fragte er ruhig, das Lächeln immer noch ganz leicht auf seinen Gesichtszügen tragend. Es war wirklich verdammt schwierig mit dem Anderen umzugehen, fiel dem Ninja gerade wieder extrem auf. Er wollte doch den Magier provozieren und nicht erreichen, dass er selbst es am Ende wieder war, der sich aufregte und die weiteren Wörter des Magiers verstärkten dieses nur weiter. "Es ist wirklich kein Wunder, dass du von deinem verdammten König so lange abhängig warst." sprach er das aus, was ihm schon den ganzen Tag durch den Kopf ging. Kaum waren die Worte ausgesprochen erstarrte der Magier in seiner Bewegung dem Mädchen hoch zu helfen und sah zu dem Krieger auf. Er atmete tief durch. Versuchte das heftige, schmerzhafte Pochen dort, wo einmal sein linkes Auge gewesen war und das in seinen Ohren so überlaut klang, dass alle anderen Geräusche verschluckt wurden, zu ignorieren. Versuchte ruhig zu bleiben. Langsam richtete er sich ganz auf und sah dem Krieger fest in die Augen, ballte seine linke Hand zu einer Faust und wand den Blick ab. Ein umerkliches Zittern ging durch den dünnen Körper und eine Stimme klang in seinen Ohren, eine tiefe, weiche Stimme. Sie flüsterte ihm zu, während zwei geisterhafte Arme ihn von hinten in den Arm nahmen, eine lang ersehnte, immer gebrauchte, regelrecht abhänbgig machende Geste der Zuneigung. Du bist abhängig... du bist zu schwach, um frei zu sein. Gib einfach nach... gib einfach nach... ich entscheide schon für dich... Ohne sein Zutun schoss seine Hand in die Höhe. Kurogane wusste es genau, hatte es gesehen wie es damals zwischen ihm und Ashura war, was ER getan hatte, was Fye selbst getan hatte. Diese Worte aus dem Mund des Mannes, der ihm so vertraut war, waren keine Worte die ihn belehren sollten, sondern nur Worte die ihn verletzen und provozieren sollten. Was wollte der andere Mann denn nur, dass er tat? Er wusste nicht, er wusste nicht, was Kurogane bezweckte, wie er diese Wut in den roten Augen, die selbst ihm nun etwas Angst machten, beruhigen solle. Und er wusste nicht wie er seine eigene Wut beruhigen sollte, die brodelnd heiß wie Lava seine Brust hochgekrochen kam und bevor er realisierte sich bewegt zu haben, taumelte der Ninja etwas zurück und Färbung der Haut war knapp über seinen Wangenknochen zu sehen. Augenblicklich schoss Schmerz durch seine Faust und Fye begriff dass er den Mann vor sich geschlagen hatte. Die Wut ließ etwas nach und er senkte den Blick, biss sich auf die Lippe und mit der Wut war Augenblicklich jegliche andere Emotion aus ihm entwichen, er fühlte sich einfach nur müde... unendlich müde... er wollte diese Streitereien nicht... alles was er wollte war den anderen Mann in seiner Nähe zu haben, seinen Herzschlag zu hören und einfach zu wissen, da war jemand den er lieben konnte und der ihn annahm wie er war. "Wie soll ich eigentlich sein... ?", fragte er leise, "damit du nicht ständig wütend wirst... ?" Der Schlag kam viel zu plötzlich und vor allem unverhofft, dass er weder ausweichen noch den Anderen aufhalten konnte. Leicht taumelte der Krieger zurück und musste erst einmal realisieren, was passiert war. Er hatte mit allem gerechnet und letztendlich mit gar nichts mehr. Doch dass der Magier handgreiflich werden würde, hätte er nie erwartet. Auch das blonde Mädchen schien von dieser Aktion ziemlich überrascht zu sein und erschrocken fuhr sie zusammen, als Fye den großen Mann vor sich geschlagen hatte. Immer noch etwas fassungslos, fasste der kurz Ninja sich an die getroffene Stelle und sah den Mann vor sich einfach nur an. Nachdem der Magier ihm diese Frage stellte, tat es ihm plötzlich verdammt Leid... er hatte versucht den Anderen zu reizen und ihn absichtlich verletzt. Jetzt hatte er ein Ergebnis. Aber genau das war es auch, was ihn den ganzen Tag so beschäftigt und wütend gemacht hatte. Dass der Blonde immer alles auf sich bezog und selbst jetzt noch nicht erkannte, dass Kurogane es war, der diesmal Fehler gemacht hatte. Mal davon abgesehen, dass die kühle und teilnahmslose Art und Weise des Magiers mehr weh taten als die Ohrfeige. Und doch, konnte und wollte Kurogane gar nicht, dass der Andere sich veränderte... sich für ihn veränderte. Nur konnte er den Magier nicht erreichen, wenn er sich so verhielt... er war dann einfach zu weit weg und Kurogane konnte nur spekulieren was in ihm vorging. Er hatte Angst davor, den Magier Stück für Stück zu verlieren. "Du sollst einfach nur ehrlich zu mir sein, verdammt." "Ich...", versuchte er es und sah weg. Es war das, was Kurogane immer wollte und ihm auch immer und immer wieder sagte... Ehrlichkeit. Er sollte einfach nur er selbst sein und nichts verbergen... und wie er es wollte und wie sicher er es konnte. Und wie wenig er es tat. Nervös biss er sich etwas auf die Lippe, konnte Kurogane nicht ansehen, wollte nicht noch einmal sehen, was er jetzt schon wieder angerichtet hatte. "Ich...", versuchte er es noch einmal, bemerkte dass er stotterte und schloss seinen Mund wieder. Seit dem Vorfall in dem Raumschiff waren sie so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie keine Ahnung hatten, was in dem anderen vorging. Und nun waren sie an einem Punkt, an dem sie es nicht einmal mehr erraten konnten, sich stritten und fremd fühlten, anstatt füreinander da zu sein. Er wollte nur rücksichtsvoll sein, doch diese Rücksicht hatte sich ganz unbemerkt in eine erneute Feigheit verwandelt, irgendeine Schwäche zuzugeben. Er zwang seinen Blick auf Kurogane, auch wenn er müde und seine Augen schwer waren. "Ich will vor dir doch nichts verbergen Kurogane.. es ist nur.. es ist so viel geschehen... ich will erst eines nach dem anderen schaffen und keinen Streit anfangen... ich will, dass unsere vertraute Normalität wieder hergestellt wird... denn das ist der Ort wo meine Wunden am besten heilen... das ist der Ort an dem all das Chaos und die Albträume verschwinden... Und außerdem... will ich stark sein, stärker als bisher... ich will ein Mensch werden, der mutig ist... alles zu überwinden und alles zu schaffen... Keine Sorge... ich laufe nicht weg.. ich will die Kraft die du mir gegeben hast nur sinnvoll nutzen... und mich nicht immer beschützen lassen.. ich wollte dich beschützen... dir zeigen, dass egal was nun bist und was du tust ich dennoch da sein werde... ich wollte nicht, dass es aussieht als würde ich schauspielern... es ist anders als früher, ich mache es nicht mehr um etwas zu verbergen und um andere zu täuschen... sondern um in Ruhe zu mir selbst zurück zu finden und zu beschützen... ich weiß es klappt momentan nicht besonders gut... aber ich will es schaffen... Du hast mir einmal gesagt, dass du mich nicht besitzen willst, sondern mir alles ermöglichen wirst, alles zu tun was mir möglich ist und was ich will... dass ich auch mit deiner Nähe frei sein kann... dass du mich davon abhälst etwas Falsches zu tun, aber mir die Entscheidung lässt... Und das will ich auch tun... ich kann nicht in totaler Abhängigkeit stark werden... ich weiß du bist da, wenn ich dich brauche und immer nah, aber wenn ich nicht stärker werde, werde ich mich nie verändern... immer der bleiben, der ich bei Ashura war... " Einige Zeit lang, starrte er den Blonden einfach nur an und wusste immer noch nicht, was er dazu sagen konnte. Der Schmerz des Schlages pochte dumpf auf seinem Gesicht... das würde sicher einen blauen Fleck geben. Er hatte sich mal wieder vollkommen daneben benommen, aber woher sollte er auch wissen, dass das die Gründe dieses abweisenden, anscheinend desinteressierten Verhalten waren? Selbst wenn es so war, selbst wenn er selber das gesagt hatte und wozu er auch durchaus noch stand, hatte er damit doch nicht gemeint, dass der Magier sich alles von ihm gefallen lassen sollte. Aber wenn das seine Art und Weise war, Abstand zu halten und Ruhe zu finden, sollte der Ninja das auch akzeptieren und nicht mit seiner angriffslustigen Art dagegen an arbeiten. Er selbst hatte ja seine ganz eigenen Methoden, um sich von dem Anderen Luft zu machen und sich von ihm zu entfernen, wenn er einfach nicht mehr konnte. Wahrscheinlich waren beide Methoden für den Anderen genauso schmerzhaft. Sie mussten einfach lernen, mit sich und dieser ganzen verzwickten Situation umzugehen. Es tat ihm leid. Es tat ihm leid, was er den ganzen Tag mit dem Magier angestellt hatte. Es tat ihm leid, dass er ihn beschuldigt hatte und es tat ihm Leid, dass dieser Magier so ein verdammter Idiot war. Langsam hob er seine Hand und machte den Verband um das Auge des Blonden für sich sichtbarer, indem er die zerwühlten Haare daraus strich. Er sah müde aus... regelrecht krank. Viel zu blass, viel zu dünn und im Gegensatz zu ihm selber, ging es dem Anderen nicht gleich wieder blendend, sobald der Ninja Blut getrunken hatte. Schwer seufzte er, zog den Magier etwas an sich heran, während er ein "Idiot." murmelte. Das Mädchen hinter ihnen, schien sich nicht mehr zu bewegen zu trauen und in diesem Moment, hörte man es auch schon wieder Poltern und die Prinzessin kam in das Zimmer gestürmt. "Kurogane-san! Fye-san! Ist etwas passiert? Wir haben es krachen gehört und..." doch sie sprach nicht weiter und leicht wurde sie rot, als sie das Bild der beiden Männer vor sich sah. Doch der Ninja ließ sich davon nicht stören und gegen seine normalen Verhaltensweisen, drückte er den Anderen nur noch näher, anstatt ihn panisch wieder von sich zu stoßen, an sich heran und schüttelte nur leicht den Kopf um dem Mädchen auf ihre Frage zu antworten. Seltsam... es war wahrlich seltsam wie einfach die kompliziertesten und verzweifelsten Situationen zwischen ihnen mit einer einfachen Geste, mit einfachen Worten und mit dem puren Wissen, um Verständnis, sich selbst zu lösen schienen. Und er fragte sich wirklich, warum er Kurogane das nicht schon eher erzählt hatte. Sie stritten sich eigentlich nur, wenn sie nicht miteinander redeten und das Verhalten des anderen falsch interpretierten. Sie waren sich nah, Kurogane verstand ihn wie kein anderer und hatte Dinge gesehen, die vor ihm noch niemand anderes erblicken konnte, aber auch nach ihrer magischen Verbindung, die ihre Gefühle ab und an synchronisierte, konnten sie keine Gedanken lesen. Sie waren immer noch zwei unterschiedliche Menschen, mit völlig unterschiedlichen Weltanschauungen und Erfahrungen. Tag und Nacht. Immer noch. Das war sicher gut so. Denn Fye wollte sich nie wieder so sehr in einen Menschen verlieren, wie in Ashura. Leise seufzte er und lehnte sein Gesicht an die Schulter, schwieg auch, als Sakura ins Zimmer kam und spürte nur Kuroganes Kopfschütteln. Er wusste nicht, was er sagen sollte, sicherlich hatten sie Fehler gemacht, er hatte sich total abgekapselt und Kurogane nicht mit ihm geredet. Was nun was ausgelöst hatte... wichtig war nur, dass dieser Zustand vorbei war. „Mir tut es Leid...“, murmelte der Magier deswegen einen Hauch über der Grenze des Hörbaren an Kuroganes Ohr , „ich wollte dir keine Sorgen bereiten oder dich kalt behandeln...“ Er löste sein Gesicht etwas und sah nach oben, wo sich neben Kuroganes Auge auch schon ein dunkler Schatten abzeichnete. „Und schlagen auch nicht, mein Kuro-chi.“ Leise grummelte Kurogane über den Spitznamen und fasste sich an die schmerzende Stelle und erst jetzt fiel ihm auf, wie viel Kraft dieser Magier hatte, wenn es drauf ankam. "Hat nicht mal gekitzelt... mach dir keine Sorgen." Außerdem war der Schlag ganz gut gewesen um ihn zur Besinnung zu bringen. Er hatte heute wirklich eine ganze Menge Prügel eingesteckt, aber das war wahrscheinlich auch nötig gewesen. "Leg dich schlafen.. du siehst furchtbar aus und jetzt wo das Manjuu wieder gesund ist, können wir bald endlich aus dieser verdammten Welt verschwinden." Leicht musste Fye bei diesen Worten schmunzeln und löste sich etwas. Von einer plötzlichen Leichtigkeit gepackt, sah er zu Kurogane auf. „Werde ich, allerdings erst nachdem ich etwas Eis auf die Wunde gelegt habe. Setz dich hin.“ Er deutete auf den Sitz, auf dem er gerade noch gehockt hatte und lächelte noch einmal zu der verwirrten Chii. Ach ja, für den Ellenbogen der Kleinen brauchte er ja auch noch eine Kühlung. Schnell war er an Sakura vorbei in die Küche gewuselt und wurde im Eisfach tatsächlich fündig. Geschwind packte er das Eis in zwei Geschirrtücher und kam dann wieder ins Wohnzimmer gewuselt, legte mit einem kleinen Lächeln den Einpack dem Ninja vorsichtig auf die Verletzung und kümmerte sich dann um das Mädchen. Schwer seufzend, folgte er den Anweisungen des Magiers und setzte sich auf den Sitz um darauf zu warten, dass der Blonde ihm das Eis brachte und ihm "Krankenschwester-mäßig" mehr stressen würde als in den letzten 24 Stunden. Während er eine Zeit lang alleine mit dem blonden Mädchen in dem Raum saß, fühlte er den eisernen, wütenden und starren Blick dieser auf sich und hoffte, sie würde ihn nicht gleich in Stücke reißen, aber ihre Wut schien vergessen, als der Magier mit den Eisbeuteln wieder ins Zimmer huschte und das Mädchen augenblicklich an ihm hing... wollte sie ihm jetzt beweisen, dass er keine Chance bei dem Blonden hatte? Noch einmal schwer seufzend, entschied er sich jedoch, das Spielchen nicht mitzuspielen und sich jetzt auch noch darüber aufzuregen... ein Eifersuchtsdrama wegen diesem Mädchen und damit verbunden vielleicht noch eine Ohrfeige zu kassieren wollte er sich lieber ersparen. ------------------------------- Shaolan nahm Sakura bei der Hand und zog sie vorsichtig aus dem Raum in das Gästezimmer. Scheinbar mussten sie sich diesmal keine Gedanken um die Erwachsenen machen. „Du solltest dich auch ausruhen, Kurogane-san hat recht, wir können bald weiterreisen und wer weiß, was uns in der nächsten Welt erwartet.“ Ohne Widerstand ließ die Prinzessin sich von dem Jungen aus dem Zimmer ziehen und setzte sich auf das Bett als sie im Gästezimmer angekommen waren. Leicht nickte sie, Kurogane und auch Shaolan hatten mit Sicherheit Recht damit, dass sie sich ausruhen sollten. Sie waren alle müde und erschöpft, die ständige Dunkelheit dieser Welt verstärkte dies nur. Doch etwas hatte sie auch Angst davor, in die nächste Welt zu reisen.. wer wusste, was sie dort erwarten konnte. "Am liebsten würde ich hier bleiben... auch wenn ich diese Welt nicht mag, die nächste könnte noch gefährlicher werden und hier haben wir Freunde.. ich will euch nicht ständig in Gefahr bringen. Ich ertrag das nicht länger..." sprach sie nach einer Zeit aus, was ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging und ohne es direkt zu bemerken, füllten sich ihre Augen währenddessen mit Tränen. Einen Moment wusste Shaolan nicht was er sagen sollte. Natürlich lag ihm sofort auf der Zunge, dass das Unsinn sei, dass die Federn wichtig seien und sie kein schlechtes Gewissen haben musste. Aber die Reise war nur seine Entscheidung gewesen. Fye-san hatte ganz andere Motive, aber Kurogane-san war gegen seinen Willen hier und beide hatten eigentlich nichts mit ihrer Sache zu tun. Manchmal überlegte er, ob er und Sakura alleine weiterreisen sollten, um die anderen nicht mehr zu belasten, aber sie brauchten alle Mokona und somit viel diese Option außen vor. Aber alle diese Argumente waren mehr als fadenscheinig. Sakura hatte Recht. Diese Reise dauerte bereits einige Monate und dennoch waren sie alle ausgelaugt, verletzt und von Zweifeln geplagt, ob es das wirklich wert war. IHM war es das wert, aber was war mit den anderen ? Was war mit dem Mädchen selbst? Noch dazu wurden die Indizien immer eindeutiger... irgendjemand manipulierte sie auf dieser Reise... sie waren in Gefahr und tapsten blind auf einem Spielfeld herum, von dessen Spiel sie die Regeln nicht kannten. „Sakura.. wir haben keine andere Wahl... wir gehören nicht in diese Welt... willst du nicht irgendwann zurück nach Hause ? Sind dir diese Erinnerungen nicht wichtig ?“ //Ist dir unsere Vergangenheit nicht wichtig, auch wenn ich nicht mehr daran vorkomme ?// Doch das dachte er nur und versuchte seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten. Er durfte sich nicht von so egoistischen Motiven leiten lassen, das was ihn leiten sollte war die Liebe zu diesem Mädchen. "Wie können mir Erinnerungen wichtig sein, die nur Leid, Schmerzen und Trauer bedeuten?" antwortete die Prinzessin dem Jungen seine Frage. Natürlich hätte sie all ihre Erinnerungen noch, aber sie wusste im Moment wirklich nicht, ob sie ihre verlorenen Erinnerungen zurück wollte. "Fye-san wäre beinahe gestorben... Kurogane-san ist ein Vampir... Er braucht sein Blut um normal leben zu können. Du schläfst kaum und bist den ganzen Tag in Gedanken und Sorgen vertieft, kämpfst und bringst dich ständig in Gefahr dafür!" wurde sie etwas lauter und ihre Tränen, konnte sie nun nicht mehr zurückhalten. Eigentlich wollte sie nicht so gemein gegenüber Shaolan klingen. Aber sie hatte ein schlechtes Gewissen und sie hatte eine so große Angst um ihre neu gewonnen Freunde. Sie hatte einige Erinnerungen bereits wieder, sie wusste, wer ihr Bruder war. Erinnerte sich stückweise an ihr Land, den Hohepriester. Wusste, dass sie eine Prinzessin war und ihr Vater tot. Aber könnte sie das nicht alles wieder neu erfahren, wenn sie irgendwann wieder nach Hause kam? Musste sie dafür diese verdammten Federn haben? Aber ohne diese Federn würde sie sterben... Er dachte darüber nach, was er jetzt noch sagen konnte, als die Tränen auf dem erblassten Gesicht des Mädchens jeglichen Gedanken aus seinem Kopf wischten. Die großen, jadegrünen Augen schienen dunkler als sonst und es war schön, wie es in ihnen feucht glimmerte. Doch es zog sich etwas in seiner Brust und seinem Hals ganz fest zusammen, wenn er diese Tränen sah, wusste wie sehr dieses Mädchen leiden musste, wobei er sich doch nichts anderes wünschte, als dass es ihr gut ging. Instinktiv griff er nach ihr, strich sanft die Tränen von der weichen Mädchenhaut und lächelte leicht. „Wir sind stark Sakura.. Kurogane-san, Fye-san... und auch ich haben uns eigenständig für diese Reise entschieden. Es war unsere freie Entscheidung und deswegen brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Dafür haben wir einen Preis bezahlt, für unsere eigenen Wünsche. Es war mein Wunsch es zu tun und ich will es auch immer noch und Kurogane-san und Fye-san geht es sicher genau so. Also bitte weine nicht... du gibst uns so viel Kraft mit deinen Lächeln... es ist uns keine Last... ich bin mir ganz sicher, wenn du die beiden fragst, werden sie dir das auch sagen.“ Unter den Berührungen des Jungen und seiner Stimme, den aufmunternden Worten, beruhigte sich Sakura tatsächlich ein wenig, doch gerade diese Worte taten ihr gleichzeitig weh. Dass diese Leute das alles für sie auf sich nahmen, ohne dass sie irgendetwas tun konnte. Sie war in diesem Moment einfach nur totunglücklich. Darüber was sie ihren Reisekameraden wegen ihren Federn antat und darüber, worüber sie Fye-san und Kurogane-san gebeten hatte. Was für ein Recht hatte sie, ihre Hilfe in anspruch zu nehmen? Das war egoistisch.. sie mussten ihr nur sagen, dass es ok war, sie es freiwillig taten und ihnen ein Lächeln reichte. Und sie nahm diese Hilfe unter diesen Umständen an..doch eigentlich hatte sie einfach kein Recht dazu. Etwas hilflos, suchte sie die Nähe des Jungen, lehnte sich leicht an ihn und weinte still an seiner Schulter. Jetzt suchte sie bei diesen Leuten auch noch Trost... Verzweifelt schloss der Junge die Augen und drückte sein Gesicht ein wenig an ihre Schulter, die unter den stummen Schluchtsern leicht bebte. Warum konnte er denn nichts tun, um das Mädchen, das er liebte, glücklich zu machen ? Oder zumindest ein wenig aufzumuntern ? Schon so lange schien ihre Reise ein einziges trauriges Ereignis zu sein, mit wenigen unbekümmerten Stunden zwar, aber dennoch waren sie alle scheinbar an einen Punkt angelangt, an dem die Verzweiflung und Ausgelaugtheit am stärksten war und ihren Tribut kostete. Eine Melodie kam Shaolan in den Sinn und geistesabwesend summte er sie. Die Melodie war einfach, ging immer ein wenig auf und ab und hatte etwas unheimlich hoffnungsvolles, auch wenn der Unterton verzweifelt sehnsüchtig war. Flöten und Geigen, Trommelnd; typische Instrumente für das Land Clow. Es passte zu seinen Gefühlen, als Kind hatte es dieses Lied, dessen Text ihm langsam wieder einfiel, nie richtig verstanden. Er fand es schön, aber er hatte es nicht vollkommen erfassen können. Er hatte so für seinen Vater empfunden, wollte alles tun, damit dieser stolz und zufrieden war, auch wenn er sich oft nicht ausdrücken konnte. Dann begannen solche Gefühle für Sakura zu sprießen. Und jetzt hielt er das Mädchen in den Armen, sollte eigentlich glücklich sein. Er hatte ihr seine Liebe gestanden und sie erwiderte diese Gefühle. Doch die Freude darüber war im alten Kummer völlig untergegangen... fast so als hätte er ein schlechtes Gewissen sich glücklich zu fühlen. Und das weinende Mädchen in seinen Armen? Er konnte ihren Körper beschützen, doch was war mit ihrem Herze? Warum fielen ihm keine Worte mehr ein? Keine Logik? Keine Überzeugung? Unbewusst hatte er begonnen die Melodie zu summen und als das Mädchen in seinen Armen wirklich etwas ruhiger wurde, fragte er sich, ob sie dieses typische Landeslied, das meist unter den fahrenden Händlern gesungen wurde und eigentlich vor Jahrhunderten aus den grünen Oasen im Norden von Lippe zu Lippe, Lagerfeuer zu Lagerfeuer getragen wurde und schließlich nach langer Reise in Clow seine Heimat fand, in ihren wiedergefundenen Erinnerungen trug. „Ich wäre so gern..“, sang er leise und unbewusst, die Stimme ein wenig unsicher, „ein kleiner Sonnestrahl..„ Er sang selten, war viel zu schüchtern dafür, doch sein Vater hatte es gerne gesungen und ihn animiert mitzumachen. Sie hatten viele Lieder gesungen, Abends nach anstrengenden Ausgrabungstagen und Reisen am Lagerfeuer. Nur sie beide, das flackernde Feuer und der weite Himmel. „Ein Lichtblick am Horizont.. ein Lächeln ohne Grund..“ Ihm waren diese Erinnerungen so wertvoll... auch die Erinnerungen an Prinzessin Sakura. „Ich wär’ so gern.. ein kleiner, bunter Fisch. Ein Flossenschwinger, Wasserplanscher, voll von Lebensdurst. Ein Lebenskünstler, Glücksgenießer, Leben für den Augenblick, geplantes Ablenkungsmanöver.. von deinem Problem..“ Langsam wurde er textsicherer, traf auch die Noten und der Gesang wurde mehr als ein Flüstern. „Ich wäre so gern, ein großer, grüner, starker Baum. Ein Berg, ein Fels in Sturm und Brandung, warmer, sicherer Hort. Spender für Geborgenheit... Vertrauen für alle Zeit...“ Wenn Sakura wirklich wusste, was sie vergessen hatte, würde sie immer noch so reden? Waren ihr ihre Erinnerungen nicht wichtig? Auch wenn ewig ein Teil fehlen würde, machten ihre Erinnerungen nicht einen Teil von ihr selbst aus? War das nicht ein wichtiger Schatz? Aber er konnte sie so gut verstehen, er zweifelte auch oft, aber er war entschlossen. Auch wenn er Unglück über andere brachte? Auch wenn es die Leute waren, die er als seine Freunde ansah? Auch wenn es Sakura selbst unglücklich machte? War es nicht eigentlich auch so, dass er nicht wusste, was er sonst tun sollte? Mussten sie es nicht tun? Waren sie überhaupt sicher, wenn sie nicht wussten, wer sie angegriffen hatte, was für eine Kraft das war, die die Macht besaß das Schicksal ganzer Welten zu verändern? „Ich würd dich dann verfolgen, stets dienen Weg erhellen. Alle Schatten vertreiben... alle Hindernisse fällen. Und wenn alles grau ist in deinem See der Seele, wär ich der einzige Farbklecks, Hoffnungsschimmer nur für dich... „ Er könnte so einen Hoffnungsschimmer selbst gerade gebrauchen. Aber er hatte ja einen Sonnenstrahl... leicht lächelte er, drückte das Mädchen fester an sich, streichelte unentwegt über ihren Rücken und ihre Schultern entlang. „ Doch zu meinem Bedauern, wird ich davon gar nicht sein... so versuche ich zumindest, vom Sonnenstrahl, vom Fisch, vom Baum,... ein Stück für dich zu klaun.“ Die Wärme und der regelmäßige Herzschlag von Shaolan taten gut und auch, wenn es im ersten Moment ihre Tränen nicht zurückhalten konnte, so gab es ihr etwas Geborgenheit. Leicht öffnete sie die Augen, als auf einmal die Stimme des Jungen wieder erklang und automatisch, hielt sie die Luft für einen Moment an, um besser zuhören und verstehen zu können, was der Andere von sich gab. Sang er etwa für sie? Das Lied kam ihr bekannt vor, die Melodie, die nach einiger Zeit herauszuhören war ebenfalls und plötzlich kam ihr ein Mann in den Sinn. Ein Mann mit einem sanften Lächeln, kurzen Haaren und einer Brille, der anscheinend jemandem ebenfalls dieses Lied vorsang... oder sang er zu einem Schatten? Wieso konnte sie nicht erkennen, was dieser Schatten bedeutete? Wer dieser Schatten war? Es bereitete ihr Kopfschmerzen, weiter darüber nachzudenken, so dass sie von selber damit aufhörte und lieber wieder den Tönen des Jungen lauschte, der sie so behutsam im Arm hielt. Langsam beruhigten sich ihre Tränen und leicht wurde sie rot, als sie feststellte, wie nah sie sich waren und was Shaolan für sie tat. Ausgerechnet Shaolan... der sonst so schüchtern war und auch, wenn sie eigentlich nicht glücklich sein sollte, nicht glücklich sein durfte, konnte sie sich nicht dagegen wehren, dass dieses Glücksgefühl ihre Trauer fast verdrängte. Auch bemerkte sie nicht, dass ihre Tränen aufgehört hatten und sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen gelegt hatte. Ihre Augen brannten und in ihrem Herzen wucherte es vor unterschiedlichen Gefühlen. Aber es war warm in seinen Armen und sie fühlte sich geborgen. Etwas näher drückte sie sich an den anderen Körper, ihre Probleme und Sorgen schienen fast in den Hintergrund zu geraten und die Welt in Ordnung, solange Shaolan sie so festhielt. Sie hatte das Gefühl, dass es in Ordnung war, dass sie hier sein durfte und dass ihr keiner Vorwürfe machte. "Das war sehr schön..." sagte sie leise. "Ich danke dir Shaolan.. ich bin wirklich froh, dass ich dich kennen lernen durfte.." Erst versetzte Shaolan dieser Satz, der Erinnerungen wach rief –Erinnerungen die das Mädchen nie mehr haben würde – einen Stich, doch dann lächelte ehrlich. „Ich bin auch sehr froh darüber dir begegnet zu sein.“ Zweimal. Und zweimal so akzeptiert und geliebt zu werden. Mit einem Lächeln und gar nicht so sehr durch seine kleine Gesangseinlage verlegen, sah er dem Mädchen ins Gesicht und stellte beruhigt fest, dass die Tränen versiegt waren und sie ebenfalls lächelte. „Lass uns Schlafen gehen.“ Leicht nickte das Mädchen und bevor der Junge wieder hektisch aufsprang und ihr das Bett überließ, auf dem Boden schlief oder wieder so ungemütlich wie die letzte Nacht, packte sie sanft den Stoff an seinem Ärmel und wurde jetzt wirklich rot, traute sich nicht, dem Jungen direkt in die Augen zu sehen. "Aber.." fing sie leise an. "..diesmal... möchte ich, dass du hier bleibst.." Shaolan nickte pflichtbewusst. Natürlich würde er hier bleiben, in dieser Welt war es sehr gefährlich und jemand musste über das Mädchen wachen. Doch durch den überraschten Blick, den er aufgrund dieser bereitwilligen Geste bekam, und auch der Röte auf ihren Wangen wurde er ein wenig unsicher, was sie gemeint hatte und blieb einfach da sitzen wo er war und beugte sich ein wenig in die Richtung, in die sie ihn zog. Sie bemerkte die Unsicherheit des Anderen und auch sie selber war ziemlich unsicher, ob sie jetzt das Richtige tat, vor allem, weil sie gerade noch ein schlechtes Gewissen hatte, dass diese Leute um sie herum waren und deshalb litten. Langsam und vorsichtig, rückte sie ein Stück weiter nach hinten und legte sich hin, zog den Jungen mit sich und versuchte, ihr laut schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen.. aber wenn sie nicht wollte, dass diese Wärme wieder verschwand, musste sie endlich einmal den Anfang machen. Und Shaolan würde es sicher auch mal gut tun in einem Bett und nicht ständig auf dem Fußboden zu schlafen. Selbst wenn es egoistisch war, sie wollte jemanden haben, der bei ihr war und an den sie sich lehnen konnte. Mit hochrotem Kopf ließ dieser jemand sich mitziehen und war überzeugt, dass ihm gleich das Herz aus der Brust springen würde und er einfach tot umfiel. Shaolan hing jetzt halb über dem Mädchen, die Hände rechts und links von ihren Schultern abgestützt und das Gesicht ganz nah. Sie hatte sich halb aufgerichtet und er die Arme schon ganz durchgedrückt, er konnte nicht weiter weg ohne aufzustehen. Noch ein wenig mehr errötend, erinnerte er sich an ihren Kuss und wie automatisch wanderte sein Blick zu ihren Lippen, sich dann an die Umstände dieses Kusses erinnernd, tiefer zu der Kette, die grün funkelnd wie ihre Augen auf der weißen Haut lag. Nicht wissend wohin er sehen sollte, was er tun sollte und überhaupt denken sollte, schloss er die Augen. Wenn er so weiter machte, würde er irgendwann so ungehobelt sein ihr noch ins Dekoltee zu sehen und das würde doch wirklich zu weit gehen. Ein Mädchen hatte man mit Respekt zu behandeln, eine Prinzessin ganz besonders. Sakura sah, wie der Junge verzweifelt die Augen zukniff und leise seufzte sie und blickte Shaolan mit einem leicht traurigen Blick an. Immer musste sie die ersten Schritte machen.. lag es wirklich nur daran, dass der Andere zu schüchtern war oder hatte sie sich vielleicht alles nur eingeredet und ihn zu sehr be- und gedrängt? Vielleicht wollte er das alles gar nicht, ihr so nahe sein und so. "Ist es so schlimm... mit mir zusammen zu sein?" fragte sie nach einer Weile einfach gerade heraus. Ein wenig erschrocken riss er die Augen wieder auf und sah sie an. "Nein! Im Gegenteil... ich... " Mit einem Seufzen kletterte er von ihr runter und setzte sich neben sie auf's Bett, sah auf seine Hände. "Es ist so einfach, wenn ich dich einfach nur beschütze... von Fernen dafür sorgen kann, dass es dir gut geht... so weit es in meiner Macht steht... nur so nah... habe ich keine Ahnung, was sich gehört... was dir recht ist..." Schuldbewusst sah er zu ihr. Seine Worte waren sehr leicht als Mangel an Vertrauen aufzufassen, jedoch hatte er sich schon immer schwer getan Zuneigung direkt und körperlich zu zeigen. Sein Vater hatte Jahre gebraucht, um ihm auch nur das Grundlegenste beizubringen... und natürlich Sakura.. Sakura.. Er erinnerte sich noch, wie sie dauernd an ihm hing, ihn so stürmisch umarmte, dass sie beide umfielen und manchmal sogar seine Hand hielt. Aber an all das konnte sie sich nicht mehr erinnern, an all das was normal zwischen ihnen geworden war, musste sie sich erst noch gewöhnen und er wusste wo die Grenze war, bis es ihr unangenehm wurde oder sie sich bedrängt fühlte. Ein wenig schuldbewusst sah sie Shaolan an und bereute es, gerade so etwas Dummes von sich gegeben und dem Anderen so wenig vertraut zu haben. Er meinte es nur gut und wollte ihr nicht zu nahe kommen, weil er nicht wusste, was zu nah wäre und an welchem Punkt sie sich bedrängt fühlte oder es ihr unangenehm wurde. Aber könnte ihr die Nähe des Jungen eigentlich überhaupt unangenehm werden? Dazu mochte sie ihn doch viel zu sehr... dazu hatte sie sich doch viel zu sehr in ihn verliebt. Selbst wenn ihr einiges an dieser Nähe noch etwas fremd war oder auch fremd werden würde, wollte sie den Jungen trotzdem so nah bei sich wissen, wie es nur ging. Sie lief immer mehr rot an, während sie weiter darüber nachdachte.. wieso musste das auch so kompliziert sein? "Du... brauchst keine Angst davor zu haben, dass du zu weit gehen würdest oder dass sich etwas nicht gehört..." antwortete sie leise und hatte dabei das Gefühl, dass ihr Herz vor Aufregung platzen würde... wie konnte sie so was nur sagen?! Shaolan nickte daraufhin. Zwar hatte er immer noch einen leichten Rotschimmer auf den Wangen, aber sein Blick war selbstbewusster geworden. Wahrscheinlich kam die ständige Unsicherheit und Unentschlossenheit einfach davon, dass zu viel passiert war. Er hatte das Gefühl immer nur zu laufen und zu laufen und nebenbei geschahen so viele Dinge, die ihn schier überfordern zu schienen, weil er keine Ahnung hatte, was los war. Er hatte nicht eimal mehr Zeit wirklich traurig zu sein. Vielleicht war das ja auch etwas Gutes... Innerlich ein wenig beruhigt legte er sich neben das Mädchen und zog sie zu sich herunter. Mit einem leichten, sichereren Lächeln sah er in ihr Gesicht, das ganz nah vor seinem war. Das Deckenlicht blendete ein wenig, aber gleichzeitig machte es die ganze Umgebung schön hell und schattenlos. Klar. Vorsichtig legte er einen Arm und das Mädchen und strich ihr leicht über die weichen Haare. "Entschuldige... ich bin sehr durcheinander in letzter Zeit. Ich solle... vielleich... einfach.. schlaf...." Ihm waren die Augen zugefallen. Und der Atem ging ganz regelmäßig. Endlich kehrte ein wenig ruhige in die Wohnung ein und Mokona hüpfte prüfend von einem ihrer Reisekameraden zum nächsten. Fye und Kurogane schliefen ebenfalls ganz fest, eingemummt in die weiche Decke im Schlafzimmer, Nyên war auf dem Schoß seiner Mutter eingeschlafen, die schweigend rauchend mit ihrem Mann, Bruder und dem anderen Fye in der Küche saß und aus dem Fenster sah. Das kleine weiße Wesen blinzelte und legte den Kopf schief. Es wusste nicht, bei wem es heute Nacht schlafen sollte. Doch in diesem Moment wurde es schon von schlanken Händen mit vorsichtigen Griff hochgenommen und von zwei blauen, ebenso sanften Augen angesehen, die dem Magier dieser Welt gehörten. "Du bist ja noch wach, kleines Wunderwesen...", flüsterte der Blonde, um die anderen nicht zu wecken, "ich habe mich ja noch gar nicht erkenntlich gezeigt... was ist dir lieber... Pudding oder Pfannkuchen... oder Pfannkuchen mit Pudding drauf? Deine Freunde haben mir verraten, dass du eine echte Naschkatze bist." "Keine Naschkatze! Ein Mokona!" "Keine Katze also", leise lachte der Mann und trug das weiße Wesen in die Küche, "aber zum vernaschen süß!" Glücklich darüber, dass jemand mal wieder erkannt hatte, wie süß Mokona doch eigentlich war, ließ es sich ohne Widerworte von dem Fye dieser Welt in die Küche tragen. Wenn es schon mitten in der Nacht war und ihre Reisekameraden alle schliefen, konnte es sich ruhig von dem Blonden hier ein bisschen verwöhnen lassen, außerdem war es fast wie bei ihrem Fye, wenn er mit Mokona knuddelte und es verwöhnte. Dadurch, dass es die ganze Zeit geschlafen hatte und sich von dem Magieverbrauch erholen musste, war es auch nicht unbedingt müde und so würde die Nacht schneller rumgehen, bis die Reisekameraden wieder wach wurden und sie endlich in eine neue Welt aufbrechen konnten. Mokona hoffte, dass sie heute Nacht alle besonders gut schliefen und dass die nächste Welt nicht wieder nur alle traurig machen würde. Die Zeit mit den Leckereien des Fye verging schnell und irgendwann war es Morgen und allmählich, wurden auch Mokonas Freunde wieder wach. Freudig sprang es in die Arme von Sakura-chan, die gerade mit Shaolan-kun die Küche betrat. Etwas traurig blickte das Mädchen Yuzuriha-chan an, die immer noch das schlafende Kind auf dem Schoß hatte. Sakura wusste, dass wenn Mokona wieder gesund war, sie weiterreisen musste und sie erinnerte sich an das, was sie Shaolan-kun gestern Abend erzählt hatte. Auch dass sie eine neu gewonnene Freundin wieder verlor, stimmte sie etwas traurig. Yuzuriha blickte auf, als sie den Blick auf sich spürte und lächelte glücklich. Das Kind in ihren Armen zappelte etwas und sie beeilte sich, ihm den nächsten Löffel Brei in den Mund zu schieben, der zur Hälfte auf das Lätzchen kleckerte. Kusanagi nickte den beiden Jüngsten zu und aus einer Ecke war Zigarettenrauch und ein gebrummeltes „'morgen“ von Ryuki zu vernehmen. Auf dem Tisch stapelten sich die Marmelade und Pudding beschmierten Teller und in der Küche roch es noch nach Pfannkuchen, Olivenöl und Zigarettenqualm. Doch durch das offene Fenster kam auch der frische Geruch des Sees zu ihnen herauf und für diese Welt untypisches, warmes Sonnenlicht schien freundlich hell in die kleine Küche, die mit den sieben Personen absolut überfüllt schien. Fye sah von seinen Kartenspiel mit Mokona auf und lächelte breit. „Habt ihr Hunger? Wir haben noch Teig für mindestens 10 Pfannkuchen.“ „Vielen Dank“, erwiderte Shaolan und der Blonde sprang auf. Ryuki und Kusanagi zuckten unwillkürlich. So war es immer... egal wie sehr man sich freute, und wie bewusst einen manche Sachen waren, man musste sich stets noch daran gewöhnen, sich Sorgen machen zu müssen. "Für mich nicht..." grummelte Kurogane genervt, als er die Küche betrat und das Gespräch von draußen mitbekam und sich auf einen der leeren Stühlen fallen ließ. Er hoffte, dieses Frühstück würde sich nicht all zu lange in die Länge ziehen, damit sie endlich weiterreisen könnten. Er hasste diese dunkle Welt wirklich, obwohl er manchen idiotischen Vampiren hier schon einiges zu verdanken hatte. Langsam wurde sein Kopf wieder klarer und dazu trugen mit Sicherheit einige schmerzhafte Schläge bei. Eine ganze Zeit lang saßen sie am Frühstückstisch zusammen und das erste Mal seit langem herrschte in dieser Welt und in dieser Wohnung eine ausgelassene Stimmung. Doch irgendwann war die Zeit gekommen, in der die Reisegruppe weiter musste und so trübte sich die Stimmung wieder etwas. "Danke, dass wir uns hier einquartieren durften... ihr habt uns wirklich sehr geholfen." bedankte sich Sakura höflich. Yuzuriha schmunzelte leicht. „Kein Problem. Nachdem dich mein Bruder entführt hat, ihr meine Familie gerettet habt und dazu echt angenehme Partygäste seid, ist das wirklich nichts, weswegen du dich bedanken musst. Und dir Kleine“, mit einem herzlichen Lächeln wand sie sich zu Sakura, schnappte sie sich und zog sie an ihre Brust in eine feste Umarmung, „lächle ein wenig mehr ! Du bist so süß, wenn du das tust!“ Die Männer währenddessen hatten sich ein wenig distanzierter, aber herzlich verabschiedet. Die beiden Fyes alberten so miteinander rum, dass Shoalan ein klein wenig unsicher wurde, wer denn nun ihrer war, da der Blonde auch noch die traditionelle Kleidung – eine blaue Jeans und ein grasgrünes Hemd - dieser Welt trug. Jedenfalls vermutete der junge Archäologe das, er hatte auf viele anders bekleidete Vampire gesehen und solche, die eine Art Stoffkleid mit langen Ärmeln trugen, die Kurogane „Kimono“ nannte. Als sie sich endlich voneinander lösten sah der Magier von Nara zu Kurogane hoch, immer noch ein wenig beschämt über die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte und in dem genervten, roten Blick konnte er lesen, dass der andere ihn immer noch ein wenig verachtete. „Ich möchte dir etwas geben. Es ist nicht annähernd so wertvoll wie das, wofür ich dir danken will, aber ich weiß, dass es für euch sehr bedeutend ist.“ Mit diesen Worten legte er dem von dem ganzen Trubel recht genervten Krieger, etwas Fragiles in die Hand und als Kurogane nach unten sah, erkannte er die Feder. Leicht wurde Sakura rot, als sie von dem Mädchen in den Arm genommen wurde, trotzdem legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. "Mach ich. Du aber auch, jetzt wo Fye-san wieder gesund ist!" gab sie zurück. Auch der Ninja wurde leicht rot und grummelte vor sich hin "Schon gut. Das war nichts..." antwortete er dem Blonden und wusste, dass es für ihn und den Magier doch eine ganze Menge war. Jedenfalls bedeutete es eine ganze Menge Gefühlschaos, Geheimnistuereien und Streitereien. Von dem blauen Auge mal ganz abgesehen. Einen Moment lang betrachtete er die Feder, sie war wahrscheinlich wertvoller als sich die Leute dieser Welt vorstellen konnten, jedenfalls für ihre Reisegruppe und vor allen für den Jungen und so drückte er diesem ohne große Worte zu verlieren die Feder einfach in die Hand, bevor er sich an den Vampir wand. Irgendwie schon schade, dass er jetzt gehen musste, fiel ihm jetzt auf. Hier hatte er wenigstens einen würdigen Gegner gehabt, der so ähnlich tickte wie er und ähnliche Probleme mit gewissen Personen hatte, doch die richtigen Worte sich bei diesem zu bedanken oder zu verabschieden, fand der Ninja trotz allem nicht. Hibbelig sprang Mokona hoch. Alle hatten sich verabschiedet und es hatte genug Streichelleien von ihren neuen Freunden bekommen. Es drängte darauf in eine neue, hoffentlich schöne, Welt weiter zu reisen ! Ein schimmerndes Licht umgab die Reisegruppe und hüllte sie ein. Mokona führte wieder ihren rituellen, albernen Tanz auf und sobald das helle Pfeifen verklungen war, befanden sich die Vampire und die zwei Menschen wieder allein in der Küche. „Viel Glück...“, wünschte Yuzuriha ihren seltsamen Gästen aus der anderen Dimension, obwohl diese sie nicht mehr hören konnte. „Ach..“, Ryuki nahm sich die zweite Flasche Bier an diesem Morgen aus dem Kühlschrank und öffnete sie mit seinen Vampirzähnen, „ sei nicht so sentimental. Mädchen... “ Kusanagi seufze. „Ihr benehmt euch wie die kleinen Kinder.“ Fye lachte und grinste zu Nyên, der in den Zeiten der Vernachlässigung einfach selbst nach dem Plastiklöffel gegriffen hatte und sich über den Brei hergemacht hatte. „Du bist so viel erwachsener als deine Mama und dein Onkel“, verkündete Fye seinem Sohn und wischte dem Kleinen den Brei aus den Haaren. ------------ Ende Chap 67 ------------------ Anmerkungen: sonnenstrahl by schandmaul An beiden Lyrics haben wir keine Rechte und genau so wie mit TRC bereichern wir uns mit diesem Schriftstück mit nix, außer der Vertreibung unserer Langeweile. So, hier endet die böse, dunkel Vampirwelt. In den Kommentaren stand einmal, dass diese FF so trostlos wäre. Das haben wir uns auch gedacht und mal wieder den Versuch gestartet eine schöne, harmlose, friede-freude-eierkuchige Welt zu kreieren. Wie es damit ausgegangen ist, lest ihr beim der nächsten Hochladeorgie. Und dann allmählich wird es Zeit das Finale einzuleiten. ^^ Also dann~ man ließt sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)