Zweifel von Nuffelia (oder Arjan und Ordia) ================================================================================ Kapitel 3: Flucht ----------------- Ich schlief einen unruhigen, traumbeladenen Schlaf. Gestalten in dunklen Kutten kamen bedrohlich auf mich zu, drängten mich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen etwas hartes gepresst wurde. Ein Baum oder eine Mauer. Mein Herz schlug schnell vor Angst. Ich konnte nicht ausweichen und es waren zu viele, als dass ich mich gegen sie zur Wehr hätte setzen können. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Ein Schrei durchschnitt die stille Dunkelheit. Eine der dunklen Kutten löste sich aus der Reihe der Anderen und kam mit schnellen, laut knarzenden Schritten auf mich zu. Noch ehe ich mich wegducken konnte, ergriffen mich behandschuhte Hände an den Schultern, zogen mich von der Mauer weg und schlugen mich unglaublich hart wieder dagegen. „ARJAN!“ spie mir die Gestalt, deren Gesicht ich unter der Kapuze nicht sehen konnte zu. Der Atem stank nach qualm. Ich wollte mich wehren, aber meine Glieder waren zu schwer. Wieder und wieder wurde ich mit den Schultern gegen die Mauer geschlagen. „ARJAN!“ „ARJAN! Steh auf, verdammt! Sie sind hier! Wir müssen hier raus!“ Wieder schlug Delira mich gegen die Wand, in dem Versuch mich aus dem Schlaf zu schüttelt. Ich brauchte einen ganzen Augenblick um den Traum abzuschütteln und die Wirklichkeit zu zulassen. Erst als ich die Augen zu einem klaren Blick geöffnet hatte, lies Delira von mir ab. Und jetzt verstand ich auch, weshalb ich sie sofort erkannt hatte, obwohl es eigentlich noch düsterste Nacht war. Rauchschwaden zogen durch die Tür, das Knistern von Feuer drang von unten an mein Ohr. Das knistern eines GROSSEN Feuers! Die ersten Flammen hatten über die Treppe schon das erste Stockwerk erreicht, züngelte hungrig an den Stufen und erhellte das Zimmer. Mit einem Mal war ich hellwach und auf den Beinen. „Delira!?“ Ich sah mich nach ihr um, wollte einer Erklärung für all das. Ich fand sie an einem der Fenster, gegenüber der Wand, an der ich stand. Sie versuchte mit aller Gewalt das Fenster auf zu bekommen, aber der Hebel schien zu klemmen. „Es geht nicht auf! Verdammt! Arjan, schließ endlich die Tür, wenn wir hier oben nicht ersticken wollen!“ Delira sah kurz zu mir, ich kam ihrem drängen nach und schob die Tür zu, dann sah ich, wie sie ein kurzes Schwert von ihrem Gürtel löste und mit dessen Knauf auf die Scheibe einhämmerte bis sie zerbrach. „Wir müssen hier raus, Kleiner! Schnapp dir deine Sachen und komm her!“ Sie hieb weiter auf die Überreste der Glasscheibe ein um auch noch die letzten Spitzen, die ein hinausspringen gefährlich machen konnten – Nun ja, gefährlicher, als es eh schon war, aus einem Fenster aus dem ersten Stock eines Hauses zu springen – aus den Fugen zu schlagen. Sie schob das Kurzschwert wieder in die Scheide an ihrem Gürtel und streckte, die nun frei gewordene linke Hand nach mir aus, die Rechte ruhte am Fensterrahmen. Als ich ihre Hand ergriff setzte sie einen Fuß in das Fenster und sah mich, auffordernd es ihr gleich zu tun, an. „Wir müssen springen Arjan! Unten steht alles in Flammen!“ Sie musste schreien um das laute Tosen des Feuers und das knacken der angefressenen Balken zu übertönen. „Aber was ist mit deinem Bruder und.. und was ist mit Ordia?“ Ich sah zur Tür zurück und sah den dicken Qualm durch die Schlitze zwischen Tür und Rahmen kriechen. Delira ließ meine Hand los, packte mich am Oberarm und zog mich, mit einer Kraft die mich selbst in diesem Moment verblüffte, da ich sie ihr keineswegs zugetraut hätte, ans Fenster. „Spring, Arjan! Und dann laufe in den Wald! Ich bleibe hinter dir! Sieh nicht zurück, lauf so schnell du kannst!“ Der Befehl, der in ihrer Stimme nur zu deutlich mitschwang, ließ keinen Raum für Protest und so setzte ich erst einen Fuß ins Fenster, zog mich mit einer Hand am Fensterrahmen hoch und sah noch ein letztes Mal zu Delira ehe ich schließlich in die Tiefe sprang. Noch im Sturz sah ich, dass auch der Stall in Flammen stand. Ich hatte Glück. Ich war zu abgelenkt gewesen, um zu sehen, wohin ich sprang. Landete aber in einem der Büsche, die das Haus säumten, der dann meine unsanfte Landung abbremste. Ich kämpfte mich aus dem Gestrüpp und gerade, als ich mich noch einmal zu Delira herumdrehen wollte, landete sie geschmeidig, sicher einen Meter vor mir, auf dem Boden, Noch mit dem Schwung des Sprungs federte sie aus der Hocke auf, in der sie gelandet war und stürzte gen des Waldrandes und schrie nach mir: „LAUF, ARJAN!“ Ich brauchte keine weiter Aufforderung und setzte ihr hinterher. Sie war schneller als ich. Um einiges schneller als ich. Als ich die erste Baumreihe und somit auch die Lichtung und das brennende Haus hinter mir gelassen hatte, verlor ich sie aus den Augen. Nur ihren Ruf konnte ich immer wieder hören. „Lauf! Sieh dich nicht um! Lauf!“ Mein Herz raste und Zweige peitschten mir im Lauf in das Gesicht. Ich achtete nicht darauf und rannte immer weiter. Meine Lungen schmerzten und mir wurde erst bewusst, dass ich falsch atmete, als es schon zu spät war; Ich wurde immer langsamer. Vermutlich lag ich schon Meter weit hinter Delira zurück. Schnaufend und keuchend stolperte ich und hielt dann, mich an einen Baum klammernd um den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren, an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)