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Der große Ballsaal von Schloss Versailles strahlte und leuchtete an diesem Abend wie noch nie zuvor. Die großen, goldenen Leuchter funkelten wie Sterne an einem klaren Nachthimmel, in dem frisch gewienerten Marmorboden spiegelten sich die Tanzpaare. Überall standen große, wertvolle Vasen mit den exotischsten und buntesten Blumen, auch auf den Tischen standen solche Blumen-arrangements. Die Kerzen an den mit seidenen Wandteppichen verzierten Wänden und auf den Tischen verliehen diesem Raum eine wohlige Wärme.

Die großen Flügeltüren die hinaus in den weiten Park führten, standen weit offen und der kühle Abendwind ließ die hellen Brokatvorhänge wehen. Im ganzen Park wurden brennende Fackeln aufgestellt, die großen Wasserspiele liefen und der Mond tauchte diese Szenerie in ein geheimnis-volles Licht.

Aber auch die Menschen strahlten an diesem Abend eine noch nie da gewesene Atmosphäre aus. Aus allen Ecken ertönte ein fröhliches Lachen und es wurde ausgelassen gefeiert und getanzt. Die Damen trugen die schönsten Kleider aus den teuersten und edelsten Stoffen. Edle Spitze, Halsketten, Ohrringe und Broschen aus Edelsteinen und Diamanten und die höchsten und kunstvollsten Turmfrisuren zierten Madame de Polignac, Princess de Lamballe und natürlich die Königin Marie-Antoinette.

Die Kleidung der Herren stand der der Damen in nichts nach. Goldstickereien und Samt prägten die Röcke und Hosen des Königs Ludwigs XVI., seinen Brüdern Comte d` Artois und Comte d` Provence und den anderen Prinzen und Adelsherren.

Das Orchester, das auf einer Erhöhung auf der linken Seite des Saals spielte, war in eine prachtvolle Livree gekleidet und ihre Instrumente waren blankpoliert.

Die königliche Küche ließ die köstlichsten Gerichte servieren, Sekt aus der Champagne und der teuerste Wein Jahrgang 1730 füllten die Kristallgläser.
 

Doch für all diese Pracht und den Luxus hatte sie keinen Blick. Als sie den Saal betrat, hatte sie nur Augen für IHN. Er stand mit einem Glas Wein in der Hand an einer der vielen Säulen und beobachtete zusammen mit Oscar François de Jarjayes das bunte Treiben auf der Tanzfläche. Für sie war er der schönste Mann in ganz Versailles. Seine langen braunen Haare hatte er mit einem hellblauen Band zusammengebunden, ein paar Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Das Grün seiner Augen wurde durch das Kerzenlicht noch dunkler und faszinierender. Schon vor langer Zeit wurde sie von ihnen in den Bann gezogen und ließen sie nicht mehr los. Nachts träumte sie oft von ihnen. Aber auch von seinen schön geschwungenen, sanften Lippen, die sich in diesem Moment zu einem unbeschreiblichen Lachen verzogen.

Zum ersten mal hatte er heute seinen neuen Anzug an. Er war schlicht und der rotbraune Stoff passte sehr gut zu seinen Augen. Der Schnitt der Jacke betonte seine breiten Schultern und die schmale Taille. Seine schlanken Beine steckten in einer hellbraunen Hose und der Stoff spannte sich um die Oberschenkel.

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Oscar sie mit einem freudigen Lächeln begrüßte: „Rosalie! Wie schön, dass du doch noch gekommen bist! Und wie hübsch du bist.“ Das blonde Mäd-

chen erwiderte das Lächeln. „Danke, Lady Oscar.” Rosalie trug ein wunderschönes, hellblaues, mit Silberfäden besticktes Kleid, dass sehr gut mit ihrem Haar harmonierte. Dieses hatte sie mit Perlen hochgesteckt. Die Puffärmel wurden am Ende ganz weit und hatten die Form einer Trompete. Schlichte Tropfen aus Perlmutt zierten ihre Ohren. Die silberne Halskette mit dem hellblauen Stein in der Mitte hatte ihr Oscar einmal geschenkt. Es war ihr schönstes Kleid und sie trug es nur für einen Menschen. Für den Mann, dem ihr Herz gehörte.

Und auf einmal stand er vor ihr und lächelte sie an. Sie spürte, wie diese wohlbekannte Wärme in ihr aufstieg, die sie immer empfand, wenn er sie ansah. Er verbeugte sich vor Rosalie und sagte mit seiner schönen Stimme: „Ich muss Oscar Recht geben, Rosalie. Du siehst heute wirklich bezaubernd aus.“ Das Mädchen wurde rot und senkte verlegen den Blick. „Vielen Dank, André.“

Ein Diener mit grauer Perücke und dunkelblauer Livree trat auf die drei zu. In der Hand hielt er ein Tablett mit Weingläsern. „Möchtest du was trinken, Rosalie?“ fragte André höflich. Sie nickte. „Ja, gerne. Danke.“ André nahm eines der Gläser von dem Tablett und reichte es ihr. Mit einem kurzen Kopfnicken verschwand der Diener wieder.

Oscar, André und Rosalie stießen auf den heutigen Abend an, als André die ersten Töne von François Joseph Gossecs „Symphonie é fa“ hörte, das Lieblingsstück von Oscar. Er hatte noch nie mit ihr getanzt, doch heute Abend wollte er sie fragen. Aber bevor er ansetzen konnte, sagte sie: „Oh, da

drüben steht Girodel. Er winkt mich zu sich. André, tanz doch mit Rosalie, ich bin gleich wieder hier.“ Der junge Mann seufzte innerlich, da er schon wieder eine Gelegenheit verpasst hatte, ihr Nahe zu sein.

Oscar musste sich keinen Weg durch die Tanzpaare bahnen. Sie war der Kommandant der königlichen Garde und die Leute machten freiwillig Platz und einige verbeugten sich sogar. André und Rosalie sahen ihr hinterher. „Wie stolz sie in ihrer Paradeuniform ist.“ meinte das jüngere Mädchen mit einem ebenso stolz klingenden Ton. –Ja, stolz und wunderschön, dachte André sehnsuchtsvoll und nickte nur. Eigentlich sollte er ja mit Rosalie tanzen, doch er konnte seinen Blick nicht von Oscar abwenden. Diese Uniform hatte sie noch nie zuvor getragen, aber für den heutigen Ball passte sie hervorragend. Die aus weißer Baumwolle gefertigte Jacke hatte an den Ärmelaufschlägen und am Kragen, sowie auf der Brust großzügige Goldstickereien, die Schultertressen waren ebenfalls aus goldfarbigen Kordeln. Quer über ihren Oberkörper hatte sie sich eine hellblaue Seidenschärpe gebunden, an ihrer Hüfte hing ihr Degen. Unter der Jacke lugten die Spitzenärmel ihres Seidenhemdes hervor. Ebenfalls weiß war ihre Hose und die schwarzen, knie hohen Stiefel blitzten. Ihr leicht gelocktes blondes Haar fiel ihr wie flüssiges Gold über die Schultern und umrahmte zart ihr wunderschönes Gesicht, aus dem zwei saphir-blaue Augen blickten. André war, wie die anderen Leute, von ihr so fasziniert, dass er für einen kurzen Moment alles um sich herum vergaß. –Ach Oscar, ich tanze hier zwar auf einem königlichen Ball auf Versailles. Trotzdem bin ich ein bürgerlicher und du wirst für mich immer unerreichbar sein.-

Mit einem etwas traurigen Blick sah er, wie Oscar und Graf de Girodel den Saal verließen. Er seufzte noch einmal leise und drehte sich zu Rosalie um. Er reichte ihr die Hand. „Willst du tanzen?“ Sofort schlug ihr Herz schneller. Sie hatte schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt, dass er sie fragen würde. Ohne zu zögern ergriff sie seine große, aber schöne und feingliedrige Hand und ging mit ihm auf die Tanzfläche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-04-14T13:57:29+00:00 14.04.2008 15:57
also ich finde deinen schreibstil toll. bitte schreib doch weiter an deiner fic du lässt uns schon sooo lange warten! bitte bitte. ich bin schon so gespannt wie es weiter geht.

lg
Von: abgemeldet
2006-07-19T11:30:42+00:00 19.07.2006 13:30
man man man, ich hatte gar nicht so recht mitbekommen, dass du bereits ein zweites kapitel on gestellt hast, zum glück hab ich nochmal richtig nachgeschaut^^ und es hat sich in jedem falle gelohnt! deine beschreibungen der umgebung der kleidung ist faszinierend... so detailgetreu... ich könnte nicht so schreiben :o( das kapi beginnt wirklich sehr vielversprechend und ich finde es interessant, dass du dich auch auf rosalie konzentrierst... bin sehr gespannt, was weiter passieren wird, lass uns nicht zu lang warten :o)
liebe grüße,
dkrisi
Von: abgemeldet
2006-07-17T18:12:23+00:00 17.07.2006 20:12
Du kannst so schön schreiben. Bin schon sooo gespannt wie es weiter geht. Bitte nicht zu lange warten lassen *anfleh*


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