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Morgen 1-3

Der erste und der letzte Morgen
von

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Morgen 1

Titel: Morgen 1-3 - Der erste und der letzte Morgen

Teil: 1/3

Fandom: Blame!
 

Disclaimer: Blame! gehört nicht mir, sondern Tsutomu Nihei. Ich mache kein Geld hiermit.
 

Morgen 1
 

Strahlen von oben.
 

0457. Er hatte exakt 5 Stunden geschlafen. Optimal für seinen Körper. Komplikationen: Keine.
 

Seine Beine taten etwas weh, als die Dunkelheit verschwand und sich schwarze und graue Blöcke in sein Sichtfeld schoben, was ungewöhnlich war.

Sein Rücken war trotz Schutzanzug kalt. Auch das war ungewöhnlich.
 

Er wollte gerade den Anzug aus schwarzen... gummiartigen Matierial überprüfen, als...
 

Killy hielt inne. Es gab doch einen Ausdruck für das Matrial, aus dem der Schutzanzug angefertigt war. Warum erinnerte er sich nicht daran ? War diese Vokabel so unwichtig geworden, dass er sie vergessen- gelöscht hatte?

Doch sie war nicht unwichtig, er beschäftigte sich jeden Tag damit und Daten konnte er nur bewusst löschen oder bei einem Unfall verlieren. Hatte er einen Unfall gehabt? Das einzige, was noch präsent war, waren ferne Kämpfe, die so etwas nicht ausgelöst haben konnten und das ewige Geräusch seiner Schritte durch ewige, endlose Gänge, Treppen, Stege, auf unzähligen Ebenen.
 

Er fühlte sich seltsam. Unkonzentriert.

Er konnte nichts richtig erfassen und keine Eindrücke filtern. Die erdrückenden Wände stürzten auf ihn ein, er verlor die Orientierung,

Das war nicht richtig.
 

Killy presste die Hand an seine Stirn, hinter der sich alles seltsam verschwommen und leer anfühlte. Was war nur los? Er verlor völlig die Kontrolle.
 

Plötzlich hörte er es.

Ein sirrendes, tiefes Geräusch,

Es ließ sich mit keinen zuvor gehörten Sequenzen vergleichen.

Dem war er sich gewiss, auch ohne auf seine Daten zugreifen zu können.
 

Irgendwie fühlte er sich seltsam.

Sein System schien total deaktiviert zu sein. Fühlten so die "normalen" Bewohner, wie in dem Dorf der Fischer?

Bisher hatte er seinen "Seiens"-Zustand, als normal angesehen, obwohl er durch Interaktion wusste, dass es ihm ähnliche Lebensformen gab, die Fähigkeiten wie er nicht hatten.
 

Sein Zustand, sich gerade nicht einmal gegen schwächere Siliziumleben wehren zu können, beunruhigte ihn.
 

Eine Vokabel schoss ihm in den Kopf.

//Hilflosigkeit//

Er verwarf sie wieder.

Nur ein sinnleeres Wort in einem Buch, unpassend in dieser Welt.
 

Lautlos stand er auf

Etwas stimmte nicht.

Der Druck hinter seinen Ohren, das ewig präsente Dröhnen an ihnen, war verstummt.
 

Alle Maschinen standen still.

Zirp

Er ging auf das Geräusch zu.

Raues Zirpen in der neu entstandenen Stille, mischte sich mit den dumpfen Schall seiner Schritte.
 

Klack. Zirp. Klack. Zirp. Klack.
 

Er kniete sich nieder.
 

Es war nicht länger als das obere Glied seines Mittelfingers, bräunlich grün. 2/3 machte das Hinterteil aus, 1/3 der Kopf mit langen Fühlern. 6 Beine, von denen ein Paar seltsame Borsten besaß, mit dem es offensichtlich dieses seltsame Geräusch verursachte. Ein Insekt, dachte er verwundert. Er hatte Bilder gesehen, Vorlagen für Maschinen, Präparate, aber noch nie ein Lebendiges.
 

Plötzlich hörte er eine Stimme, von weit weg. Sie kam ihm bekannt vor. Sie hatte ihn auf seiner Reise eine Weile begleitet, obwohl sie meist geschwiegen hatte.
 

Cibo.
 

//Nimm die Treppe links von dir nach oben, in die nächste Ebene//.
 

Er lauschte der Stimme. Dem Zirpen.
 

Er tat das Lebewesen in seine Tasche, verschloss sie, um dieses seltsame Subjekt nicht entkommen zu lassen und tat das, was er immer tat.
 

Weitergehen.

Morgen 2

Morgen 2
 

Sie erschauderte.

Ihre Augen wurden geblendet von dieser Art von Licht und sie wand einen Moment den Kopf zur Seite. Das Licht war nicht weiß, keine ausgewogene Mischung aus allen Farbspektren, wie die wenigen nicht farbigen Lichtquellen in der Welt aus Stegen, Formen, Etagen, organischer und anorganischer Existenz und nicht Existenz, die keinen Namen hatte, weil es nichts Anderes gab.
 

Sie hatte sich manches Mal, in ihrem Labor, in ihrem Gefängnis, in dem sie ihrem Körper beim verrotten beobachtet hatte und auch auf der Reise mit ihrem Reisekamerad Killy, wenn sie stundenlang schweigend vorangingen und das Rauschen und Klacken der Maschinen nur von ihren Schritten durchbrochen wurde, gefragt, ob sie diese stille Welt nicht einfach nur erträumte.
 

In der Siedlung, in der sie aufgewachsen war, versteckt vor den Konstrukteuren und Siliziumleben aber nicht geschützt von menschlicher Gewalt und Stumpfsinn, hatte sie sich als kleines Kind oft gewünscht, dass es leiser sein sollte. Still. Ohne Leben. Absoluter Frieden. Selbst ohne Maschinen.
 

Und auf ihrer Reise wurde ihr dieser Wunsch fast erfüllt.
 

Doch das gelbliche Licht, der kühle Wind, der richtungslos ihre langen, weißen Haare umherwehte, in ihr Gesicht, und die Wärme die von einer glühenden Kugel am Horizont herkam und sich trotz gefährlicher UV-Strahlen gut auf dem einzigen Bereich ungeschützter Haut, ihrem Gesicht, anfühlte und das was sie sah, obwohl es nicht völlig still war, um diesen Anblick in einen paradiesischen Traum zu verwandeln.
 

"Schau dir das an Killy..", flüsterte sie, als der weit kleinere Mann mit unbewegter Mimik neben ihr stehen blieb und über die Ebene aus brauner Erde, Steinen, Sand und hier und da herumkrabbelnden Insekten sah.
 

"Ist es echt oder nur ein Hologramm?"
 

"Ich weiß, es ist unglaublich. Aber vielleicht ist alles, was wir bisher gesehen haben nur ein Hologramm.. und die Technik ist endlich ausgefallen und wir sind in der Realität."
 

"Das hätten die Sensoren gemerkt."
 

"Vielleicht sind auch die nicht echt, vielleicht... wie war das Wort noch einmal? Ruhen? Es könnte sich genau so gut in unseren Unterbewusstsein abgespielt haben, so wie die Netzwerksphäre. Das hier fühlt sich so real an..."
 

Er sagte nichts.

Sie beobachtete die rote Kugel, die sich zu bewegen schien und die nun vor ihnen Stück für Stück über den Horizont schob. Aber vielleicht war es gar keine Kugel, sondern länglich?

Anspannung.

Wie vor einem ihrer Experimente.

Nur dieses Mal ging es nicht um eine bestätigte oder falsche Hypothese. Diesmal bestand alles nur aus unbekannten Variablen.
 

"Was ist das?"
 

Nur träge konnte sie sich von ihrem Experiment losreißen und sehen, wie der heftige Wind etwas Sand und andere Partikel in Killys Gesicht und Haare wehte.
 

"Ich weiß es nicht."

"Analysiere es."

"Geht nicht. Alles ist ausgeschaltet."

"Das ist ungewöhnlich."

"Ja.
 

Ich habe so etwas schon mal in Aufnahmen von der Netzwerksphäre gesehen. Nur war es dort grüner aber genau so wunderschön."
 

Hohe Gräser, unendlicher Horizont. Alles was hier war, war ein angenehmes, unendliches Braun in hunderten Nuancen.
 

"Schön ist es hier." Tief atmete sie ein.

Dreck und Wind und Regen spürte sie in ihren Lungen.

Doch es fühlte sich besser, richtiger, an, als die gereinigte Stoffmixtur, die es unten zu atmen gab.
 

Sie hörte Schritte und drehte sich nun ganz zu ihrem Begleiter um, starrte auf seinen Rücken.
 

"Killy?
 

Du gehst zurück?"
 

"Ja."
 

"Weshalb?"
 

Sein Gesicht war immer noch unbewegt. Er mochte ihre Fragerei nicht.... zu laut.
 

"Es handelt sich nicht um die Netzwerksphäre."
 

"Nein.."
 

Auch sie sehnte sich nach der neu gefundenen Stille unten zurück. Doch noch mehr nach der Wärme, die sich in Form einer roten, vielleicht runden, Kugel über den Horizont stahl. Ob dieses Licht wirklich die Wellenlänge hatte oder ob es von Partikeln in der Luft rot gebrochen wurde?
 

Es war ihr egal.

Sie würde es eh nie erforschen können. Hier gab es nichts, was sie nähren konnte und auch ohne Sensoren spürte sie, dass die Temperatur zu hoch für ihre Lebensfähigkeit wäre.
 

Sie hörte Killy wieder heruntersteigen.

Hörte den Wind und das leise Zirpen um sie herum, von dem eines zurück mit Killy in die Dunkelheit stieg.
 

"Wonach willst du dort unten noch suchen Killy?", flüsterte sie Minuten später gegen eine unendliche Wüste aus Braun und Stein.
 

Hitze.
 

Und sie lief los.

Hier gab es wenigstens etwas zu finden.

Nicht wie unten.

Sie suchten schon viel zu lange.
 

Laufen und suchen, ihre Schritte wurden schneller im ersten Licht des ersten Morgens.
 

Und die Grillen zirpten.

Morgen 3

Morgen 3
 

Die tatsächlich kugelförmige Lichtquelle vollendete sich, das letzte längliche Flackern löste sich vom Horizont und verschmolz mit der Kugel.
 

Noch hatte sie ihren Zenit nicht erreicht, doch schon strahlte sie heiß auf ein Loch in der Erde, die heiße Luft flimmerte. Die Grillen und Eidechsen hatten sich längst in ihre dunklen, kühlen Erdlöcher zurück gezogen und Stille lag über der öden Landschaft.
 

Eine Hand, lange Finger krallten sich unsicher in Erde.
 

Eine Gliedmaße folgte, noch eine, noch eine, noch eine. Schwarze Augen betrachteten die neue Umgebung, sie spiegelte sich in alles absorbierendem Schwarz.
 

Ausschalten der Geräte.
 

Haare flackerten im Wind, Klauen fuhren über erhitzten Sand. Ein seltsames Signal, als es hoch zur Sonne sah.
 

So etwas wie Faszination.
 

Befreiung von dieser unpassenden Welt.

Es gab noch keine Bezeichnung für diese. Nun mussten 2 Namen gefunden werden, um sie zu unterscheiden.
 

Der Schutzanzug des geschlechtslosen Wesens fiel zu Boden, wo bereits ein zweiter lag.
 

Es stank nach Mensch.
 

Doch das Gefühl, dessen Namen es nicht kennt, namens Ärger, verlung, als ein Siliziumkörper den Boden berührte.
 

Warm.
 

Lebendig.
 

Es hört die Steine knackten, krachen, die Grillen unter der Erde und fern, tief, Wasser. Es war leicht für die Gemeinschaft einen Zugang dazu zu schaffen und es zu verwenden.
 

Dieses Gefühl brauchte eine Vokabel, die ihm zugeordnet werden kann, denkt das Wesen, suchte Laute, Zeichen und strich mit Fingerspitzen, 15 an der Zahl, an langen, scharfen, tödlichen Gliedmaßen über den Boden: Erde.
 

Das Gefühl: Frieden.
 

Das hörte sich passend an, der Klang spiegelte den Eindruck wieder.
 

Stunden ging es bereits und es wurde schon wieder kühler.

Die rote Kugel wanderte und auch es selbst, bis es den Körper fand.
 

Die blasse Anatomie eines funktionslosen Menschen.
 

Lebensfunktionen erloschen.
 

Es verband sich, loggte sich ein und fand in diesem verbrannten Körper eine Bezeichnung für diese Welt: Paradies.
 

Es hörte sich richtig an.
 

Der Moment seiner Ankunft und damit der Anfang der Neubesiedelung des "Paradieses" durch die Siliziumleben:
 

"Morgen“.
 

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Kommentar: So, das ist das Ende. So etwas kommt dabei raus, wenn ich 3 1/2 Stunden in einer Affenhitze in einem RE mit schreienden Kindern eingesperrt bin ^^;

Hab mir schon seit seit Jahren vorgenommen, etwas über Blame! zu schreiben aber nie wollte es mir von der Hand gehen. Nun, hier das Resultat.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Greater_Good
2007-03-25T16:57:05+00:00 25.03.2007 18:57
eine sehr schöne FF

so könnte man sich das Ende von Blame vorstellen

ist die letzte Person Sanakan?


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