Time after Time von April_Eagle_Wilcox (A Smallville-Story) ================================================================================ Kapitel 16: Scherben -------------------- Clark wurde schlagartig aus seinen Gedanken gerissen. 'Mummy?!' ’ Dieses Wort – es hallte immer wieder nach in seinem Kopf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu dem kleinen Mädchen und dann auf Lana und wieder zurück zum Kind. Sämtliche Gesichtzüge entglitten dem Farmerjungen. Aber nun wurde ihm einiges klar. Natürlich! Wie sollte es auch anderes sein??? Warum hatte er nicht gleich, in diesem Gesicht, die Ähnlichkeiten mit seiner großen Liebe entdeckt? Dass sie auch sehr viele Dinge von ihm hatte, sah er gar nicht. Dafür war er einfach noch zu blind. Mrs. Kent erschrak. Schnell eilte sie hinter Laura her, hob sie schnell auf den Arm und legte ihren Finger auf den kleinen Kindermund. „Pssssssst“, gab sie ihr eindringlich zu verstehen. Schnell warf sie einen Blick auf Lana auf dem Sofa. Sie regte sich und drehte sich um. Clark war wie in Trance, erst als Lana unruhig wurde und „Laura“ murmelte, kam er wieder in die Realität zurück. Er sah aus den Augenwinkeln, wie seine Mutter mit dem Kleinkind verschwand. Reflexartig legte er ihr seine Hand an den Haaransatz und begann sie sanft zu streicheln. Wie weich ihr Haar doch war… das hatte er fast vergessen… Mitleidig betrachtete er die schlafende Schönheit. Sie brauchte dringend ihren Schlaf und den sollte sie bekommen. Sanft flüsterte er zu Lana während er sachte über ihre Wange strich und ihr eine freche Strähne aus dem elfenbeinfarbenen Gesicht strich. Sie wurde wieder ruhiger. „Wir wollten die Mummy doch schlafen lassen, oder Laura?“, sprach die Farmerin zu Laura. „Sie soll doch nicht krank werden und bald wieder mit Dir spielen können, oder?“ fragte sie sie, als sie mit ihr im Bad verschwand. „Entschuldigung“, kam es ganz kleinlaut von ihr und sie sah Mrs. Kent von unten her mit großen, beschämten Augen an. Mrs. Kent war begeistert, wie mitfühlend die Kleine schon jetzt war. „Schon okay Laura – einfach nur ein wenig aufpassen okay?“, lächelte sie das Kind an. „Okay, mach ich!“, rief sie vergnügt und Martha musste bei so einem putzigen Mädchen einfach nur lächeln. „So aber nun darfst Du erstmal in die Wanne, kleiner Dreckspatz“, grinste sie und ließ das Wasser ein. „Dreckspatz?!“ rief Laura empört, lege den Kopf schief und guckte Mrs. Kent fragend an. „Ja, Dreckspatz! Guck, Du hast `nen ganzen Sandkasten in den Schuhen“, vorsichtig zog sie ihr die Schühchen ab und schon rieselte der Sand auf den Boden. „Hoppala!“ staunte Laura nicht schlecht und musste dann lachen. Und auch Martha konnte nicht anders, als sie ihr aus der restlichen Kleidung half. „Clark?“ murmelte Lana plötzlich im Schlaf. Im ersten Moment hielt Clark in seiner Bewegung inne und betrachtete sie kurz. Lana kuschelte sich im Schlaf regelrecht gegen seine Hand. Sofort fuhr es ihm heiß durch den Körper und die Schmetterlinge in seinem Bauch schwebten sofort wieder ein einer Riesenformation. Seine Hände wurden leicht feucht und sein Herz fing im selben Moment an zu galoppieren. Empfand sie noch etwas für ihn? Sollte er diese Regung so deuten oder war es nur ein Wunschdenken? Sollte sie ihn doch nicht hassen, für das was er ihr angetan hatte? Er hasste sich selbst dafür und konnte sich selbst nicht verzeihen. Zärtlich bewegte er seine Finger und streichelte Lana, während diese sich wieder leicht entspannte. Wieder und wieder drifteten Clarks Gedanken zu Laura. ‚Mummy’, hatte sie gesagt. Lana war somit nicht mehr alleine. Sie war Mutter geworden – und das schon vor geraumer Zeit. Clark versuchte abzuschätzen, wie alt das Kind wohl sein mochte. War Lana vielleicht gar nicht mehr Single und allein stehend? Hatte sie etwas auch einen Ehemann?! Bei diesem Gedanken stockte ihm das Blut in den Adern und brachte ihn gleichzeitig zum Schwitzen und zum Frösteln. Die unzähligen Gefühle prasselten auf ihn ein. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, suchte ihr nach ihrer Hand. Er hob sie sachte an: Kein Ring. Clark atmete tief durch und war mehr als nur erleichtert. Aber wie kam sie dann zu einer Tochter? Fragen über Fragen türmten sich zusätzlich in ihm, zu den Fragen, die er ihr sowieso stellen wollte. Aber er wusste, dass er sie weder überfallen noch zuviel zumuten durfte. Er wollte sie auf keinen Fall wieder verschrecken. Nochmals würde er es nicht überstehen, sie zu verlieren und nicht zu wissen was mit ihr war. Auch Jonathan war inzwischen wieder im Haus und sah seinem Sohn eine Weile zu, bis er zu ihm ging und seine Hand auf seine Schulter legte. „Komm, lass sie etwas in Ruhe“, sprach er ihn leise an. Schweren Herzens ließ er ihre Hand los und löste sich von ihr. Nochmals änderte Lana ihre Schlafposition, blieb jedoch dann ruhig liegen. Der Hausherr zog seinen Sprössling mit in die Küche. „Keine Sorge Clark – sie wird auch nachher noch da sein“, lächelte er ihn an. „Ich weiß Dad, ich kann es nur einfach nicht glauben, sie endlich wieder zu haben“, gestand er mit wehmütigem Blick ins Wohnzimmer. „Gib ihr einfach Zeit – das wird schon wieder“, sprach er zuversichtlich und schenkte ihm und sich etwas zu trinken ein. Nach einer Weile kamen Martha und eine in ein Handtuch gewickelte Laura wieder hinunter. „Na, ihr beiden – habt ihr Spaß gehabt?“, lächelte er seine Frau und das Kind an. Mrs. Kent war nicht ohne Waschspuren davon bekommen, und war ziemlich nass gespritzt. „Jaaa, das war lustig!“ rief Laura quietschend. Mahnend legte Martha den Finger auf die Lippen. „Was haben wir beiden ausgemacht?“ Schnell schlug Laura beide kleinen Händchen vor ihren Mund und machte eine „Uuups-Gesicht“. Nun musste die ganze Familie Kent mit ihr schmunzeln. „Nun haben wir nur ein Problem. Kinderanziehsachen haben wir schon lang nicht mehr im Haus“, meinte Martha. „Meine Sachen sind im Auto – irgendwo“, sprach Laura ganz klug. „Na, dann wird ich die mal suchen gehen, was“, wuschelte Clark der Kleinen durchs nasse Haar. Das kam ihm gerade gelegen. Er kam sich noch etwas komisch vor, vor der Tochter seiner großen Liebe und so konnte er entfliehen. Außerdem hatte er so die Gelegenheit nachzudenken. „Duhuuu, Mrs. Kent? Machen wir jetzt dann den Kuchen?“, fragte Laura wissbegierig. „Ja, mein Engelchen – wenn wir Dich wieder angezogen haben, kann es losgehen Du hilfst mir doch, oder?“, antwortete diese und rubbelte das Mädchen noch mit dem Handtuch über den dunkeln Schopf. „JA! Und ob ich helfe und ich will die Schüssel auslecken“, grinste sie. Jonathan musste lachen. „Also nun ist es eindeutig von wem sie abstammt“, und passte gar nicht auf, dass er dies vor dem Kind sagte. Sofort blickte Martha in strafend ein und ihm wurde bewusst was er fast gesagt hätte. „Abstammen?“, blinzelte Laura ungläubig den Farmer an. „Was ist das?“ Schnell musste ihnen etwas einfallen. Da kam Martha die rettende Idee: „Na Jonathan spricht von Deiner Mama. Wir kennen sie schon seit sie genauso klein war, wie Du jetzt und schon damals hat sie liebend gern Teigschüsseln leer geleckt“, lächelte sie die Farmerin an und ihr Gatte war wieder mal mehr als froh, so eine kreative und schlagfertige Frau zu haben. Dankend lächelte er ihr zu, während Laura nur kicherte. Clark öffnete Lanas Wagen und fand im Kofferraum noch eine Reisetasche. Lana hatte nicht alles in die Pension gebracht. Erst wollte Clark sofort wieder hinein, aber dann holten ihn die Gedanken ein. Er setzte sich unter die geöffnete Kofferraumklappe und dachte nach. Lana hatte ein Kind. Sie musste 2-3 Jahre alt sein, so wie er sie schätzte. Hatte Lana nach so kurzer Zeit einen neuen Partner gefunden gehabt? Sie war doch nicht eigentlich der Typ für so schnelle Beziehungen. Oder war Laura ein klassischer „Unfall“ gewesen. Warum war sie so plötzlich geflohen? Warum in Smallville aufgetaucht? Wurde sie vielleicht nicht nur von Lex beschattet, sondern auch vom Vater des Kindes verflogt? Aber wie passte Lex in die Geschichte? War er vielleicht der Vater? Bei diesem Gedanken schüttelte sich Clark vor Ekel. Nein das konnte und durfte nicht sein! Und Lana hätte sich nie auf Lex eingelassen, da war er sicher! Schnell versuchte er diesen Gedanken zu verdrängen und erhob sich aus dem Wagen. Er schloss die Tür und ging mit der Tasche zurück zu seinen Eltern. „Hier bitte“, reichte er die Sachen an seine Mutter weiter. Diese setzte Laura am Boden ab und nahm die Tasche entgegen. „Na, dann noch mal ab mit Dir nach oben – anziehen“, trieb sie das Kind spielerisch an. „Fang mich doch!“ lachte sie und rannte die hintere Treppe hoch und Mrs. Kent eilte dem Kind hinterher. Jonathan schmunzelte. Wie seine Frau doch aufging, seit das Kind im Haus war. Er merkte wie glücklich sie dieses Mädchen doch machte. Auch Clark war dies nicht entgangen. „Mum scheint die Kleine sehr zu mögen“, sprach er seinen Vater an. „Ja, ich hab sie schon lange nicht mehr so strahlen gesehen“, antwortete er seinem Sohn. „Ich sehe es. Nur sollte sie nicht eine zu große Bindung aufbauen, wer weiß, ob Lana hier bleibt“, sprach er seine Befürchtungen aus. Mr. Kent hob den Kopf und legte seinem Sprössling die Hand auf den Arm. „Mach Dich nicht schon vorher verrückt und noch hat sie sich nicht geäußert“, Mut machend klopfte er ihm auf den Rücken. „Ich sehe noch eben nach den beiden trächtigen Kühen Clark – ich denke es geht bald los“, verabschiedete er sich nochmals in die Stallungen. Clark blieb noch eine Weile an Ort und Stelle stehen und dachte über die Worte seines Vaters nach. Er hatte ja recht, aber wie sollte er die Angst abschalten, sie wieder zu verlieren. Er wünschte er hätte so einen Knopf, aber er suchte ihn noch immer vergeblich. Plötzlich dran ein dumpfer Knall, als wäre jemand vom Stuhl gefallen, vom ersten Stock nach unten. Fast Zeitgleich vernahm man ein lautes Klirren, dass sehr viele Scherben hindeutete Clark erschrak und stürmte im Highspeed noch oben. Jedoch fand er nur seine Mutter und Laura vor, die ganz betreten und mit schuldigem Gesicht daneben stand. „Das…das wollt ich … nicht“, schniefte sie und dicken Tränchen kullerten über ihr Gesicht. „Alles okay bei Euch?“ fragte er besser nach. „Ja Clark, Laura ist nur mit dem Stuhl umgekippt und damit ging auch die Vase zu Bruch, aber alles noch dran“, lächelte sie das Kind an und musterte sie ob ihr auch nichts geschehen war. Aber bis auf `nen Schreck schien sie nichts abbekommen zu haben. Erleichtert ließ auch die Anspannung in Clark nach. Martha stellte sich wieder auf die Beine und hob Laura hoch: „Hier Clark beruhige Du sie bitte, ich seh zu dass die Scherben weg kommen und nicht sie oder Shelby hinein treten“. Mit diesen Worten überreichte sie ihrem Sohn die kleine Lady mit den dicken Tränen und wandte sich einfach den Scherben zu. Clark sah seine Mutter mit offen stehendem Mund an. Hilfesuchend sah er sich um, doch außer ihm und seiner Mum war keiner hier oben. Nur das Mädchen, dem noch immer Krokodilstränen über die Wangen kullerten. Beklemmt sah er sie an und brachte mit Müh und Not ein vermasseltes Grinsen zustande. Für ihn war Laura wie ein rohes Ei. Unsicher hielt er sie an der Taille ausgestreckt vor ihm. Laura weinte aber nur noch mehr und strampelte leicht. Außerdem legte sie eine Hand immer wieder auf den Hinterkopf. „Clark, bring sie in Dein Zimmer und beruhige sie etwas“, bat Mrs. Kent ihren Sohn über die Schulter hinweg. Wie stellte sie sich das so einfach vor? Wie sollte er das nur anstellen? Aber es blieb ihm ja nichts anders übrig und so brachte er das Kind in sein Zimmer und setze es auf dem Bett ab. Er griff nach einem Taschentuch und setzte sich vor Laura auf den Boden. „Hey“, sprach er sanft und legte den Kopf schief. Er versuchte irgendwie ihr in die Augen zu blickten, jedoch wich Laura ihm immer wieder verstohlen und beschämt aus. „Das nicht schlimm Laura“, sprach er weiter leise mit ihr, jedoch war er immer noch sehr unsicher mit dem, was er tat. „Außerdem bringen Scherben doch Glück!“ versuchte er sie anzugrinsen und erhaschte kurz mal ihre Augen. „Wirklich?“ fragte Laura dann zwischen zwei Schluchzern und ihre Hand ging erneut an den Kopf. „Ja, wirklich – Scherben bringen Glück!“, wiederholte Clark diesmal mit einem warmen Lächelnd und Laura hob langsam ihr Köpfchen. „Na, so ist das doch schon viel besser“, nahm er das Taschentuch und tupfte ihr vorsichtig die Tränchen vom Gesicht. „Du brauchst wirklich nicht weinen, Kleines“, versuchte er sie weiter zu trösten und langsam wurde das Geschluchze weniger und auch die Tränen versiegten. Erst jetzt bemerkte Clark, dass sich Laura immer noch den Kopf hielt und das beunruhigte ihn nun doch. „Tut Dir was weh?“, fragte er sanft nach. Nur ein scheues Nicken kam von ihr. Clark stand auf und setzte sich hinter sie auf sein Bett. „Keine Angst Laura, ich will mir das nur mal kurz ansehen, ich tut Dir nicht weh“, sprach er beruhigend auf das Kind ein. Ängstlich saß sie vor ihm und ließ sich erst durch einige Versuche, die schützende Hand vom Schopf nehmen. Sachte begann Clark, ihr langes, braunes Haar etwas zu Seite zu schieben. Gott sei Dank war es weniger schlimm, als er zunächst gedacht hatte. Es war nur eine ordentliche Beule, aber nichts war offen. „Alles okay Laura, das keine offene Wunde. Das hat nur ordentlich Rumps gemacht und nun hast Du eine kleine Beule. Das wird wieder“, kam er wieder um das Kind herum und lächelte sie aufmunternd an. „Bist jetzt ein kleines Einhorn“. Nun musste sogar Laura grinsen, während noch der ein oder andere Schluchzer sie schüttelte. Zur gleichen Zeit regte sich auch etwas im Wohnzimmer. Durch den dumpfen Knall und das Splittern danach, war auch Lana aus ihrem Tiefschlaf gerissen worden. Sie braucht einen kleinen Moment, ehe sich ihre Augen klärten. Fragend blickte sie sich um. Wo war sie nur? Erst nach und nach fiel ihr wieder ein, wo sie war: auf der Kent Farm. Die Szenen von heute Nachmittag wiederholten sich in ihrem Kopf. Doch plötzlich ging ein Ruck durch den jungen Frauenkörper und ihr wurde alles bewusst: Wo war ihre Tochter? Was hatte eben so geknallt? Erschrocken warf sie die leichte Decke zurück und schwang ihre schlanken Beine auf den Boden. Es war so still im Haus. Wo waren nur alle? „Laura?!“ rief Lana aufgebracht. Die Sorge in ihr wurde größer. Sie machte sich Vorwürfe – wie hatte sie nur einschlafen können. Wenn ihrem Kind etwas zu gestoßen ist! „Laura, warte hier bitte. Geh nicht raus, da sind noch überall Scherben, okay?“, bat er das Mädchen. „Ich hol nur eben was zum Kühlen und bin gleich wieder hier“. „Okay“, kam es nur leise aus dem Kindermund. Clark wollte auf direktem Weg zur Küche um etwas Eis in einen Beutel zu füllen. Er nutzte erneut seinen Highspeed, da Lana ja schlief, so wie er dachte und Laura in seinem Zimmer war. Schon stand er am Kühlschrank und öffnete das Eisfach. Dies war genau in dem Moment als Lana die Küche betrat. Sie hörte leise Geräusche von oben und so ging ihr Blick erstmal die Treppe hinauf und sie merkte nicht, dass jemand in der Küche stand. Erst als das Geräusch zu hören war, das andeutete, dass jemand den Kühlschrank schloss, wand sie den Kopf in jene Richtung. Da stand er: Clark. Sofort gefror ihr das Blut in den Adern und sie starrte nur auf den Rücken ihres Exfreundes. Lana musste schwer schlucken. Ihre Instinkte schlugen Purzelbaum und sie wusste nicht ein noch aus. Wegrennen ging nicht wegen Laura. dabei wäre genau das es gewesen, was ihren Empfindungen am Meisten nahe gekommen wäre. Ihr Hals war mit einem Mal trocken und sie fühlte kalten Schweiß auf ihrer Stirn. Da stand tatsächlich der Mann, den sie in ihrem ganzen Leben hatte nicht noch einmal sehen wollen. Und sie konnte nicht weg. Sie war gefangen wie ein Tier im Käfig. Ihr Herz raste vor Panik, vor Angst und vor Wut. Wut auf den Mistkerl, der ihr Leben zu solch einer Qual gemacht hatte. Leider musste sie sich eingestehen, dass er noch immer ihren Magen zum Rebellieren brachte, so irrsinnig es auch schien. Und genau das brach ihr erneut das Herz. Lana verfluchte sich selbst. Warum konnte sie ihn einfach nicht nur hassen. Warum spielte immer wieder Liebe mit hinein. Schon allein jetzt – wo er wenige Meter vor ihr stand, zog er sie schon wieder in seinen Bann. Am Liebsten hätte sie sich selbst dafür geohrfeigt, doch gerade in diesem Moment drehte sich Clark um, da er wieder zu Laura wollte. Plötzlich sah er, dass er nicht mehr alleine war. Gerade noch bevor er in den Highspeed wechselte hatte er sie gesehen. Abrupt blieb er stehen und ließ vor Schreck den Eisbeutel zu Boden fallen: „Lana?!“ Diese starrte ihn nur mit großen Augen an und konnte sich weder bewegen noch einen Ton heraus bringen. Clark bückte sich nach dem Eisbeutel und ging dann langsam Schritt für Schritt auf Lana zu, ohne den Blick in ihre Augen zu unterbrechen. Oh diese Augen. Wie sehr er sie vermisst hatte. Jedoch merkte er deutlich die Verletztheit, die Verwirrtheit und den Schmerz in ihnen und ihm zerriss es dabei selbst fast das Herz. Am Liebsten wäre er zu ihr gelaufen, hätte sie herzlich an sich gedrückt – aber er durfte nicht und so musste er sich sehr zügeln. Nun stand er nur noch wenige Meter vor ihr und hielt an. Er wollte sie nicht bedrängen. Unsicher blickte er sie an. Ihr Blick war starr und kalt, und gleichzeitig doch voller Gefühl – traurigen, verletzten Gefühlen. Ein kleines, fast schüchternes „Hi“, kam über seine Lippen. Auch er hatte sofort schweißnasse Hände und sein Herz drohte aus seiner Brust zu springen. Er war sicher, dass sie es wild klopfen hören musste, so stark fühlte er es. Lanas Zunge war so schwer und belegt. Sie hatte schon längst wenigstens antworten wollen, aber es war ihr einfach nicht geglückt. Eine Weile starrte sie ihn nur weiter an. Diese Stille war so erdrückend. Konnte sie nicht irgendetwas sagen? Alles konnte sie tun: schreien, toben, ihm eine Ohrfeige verpassen – aber nicht schweigen und ihn mit diesem Blick durchdringen. Die Luft wurde mit einem Mal dick und stickig, so als ob man sie mit einem Messer schneiden hätte können. Lana öffnete die Lippen und ein kleines, fast geflüstertes „Hi“ kam aus ihrem Mund. Erst jetzt wagte Clark es wieder auszuatmen. Er versuchte sie anzulächeln, aber irgendwie wirkte alles sehr verkrampft. Die junge Mutter war auch an ihren Grenzen und unterbrach als erste den Augenkontakt. „Hast Du gut geschlafen?“ fragte Clark um nur irgendwas zu fragen und biss sich danach schon wieder auf die Lippen. ‚Sehr gut Clark, frag sie doch noch so etwas Bescheuertes’, schalt er sich selbst in Gedanken. „Es geht“, kam es kurz und kalt über ihre Lippen. Oh wie er ihre Stimme vermisst hatte, aber nun klang sie einfach nur verachtend und verletzt. Wieder fühlte er sich wie der Abschaum, und das zu Recht. „Wo ist Laura?“ fragte sie plötzlich, denn die Unruhe in ihr wurde größer. Sie wusste nicht wo ihr Kind war und was passiert war. „Ist was passiert?“ „Wie? Was? Passiert? Nein – nein nicht wirklich. Sie ist nur mit dem Stuhl oben umgekippt und eine Vase flog mit ihr um“, versuchte er Lana zu beruhigen. Aber schon bei den Worten „ mit Stuhl umgekippt“ sah er die Angst auf ihrem Gesicht – sofort war die Wut auf ihn verfolgen und machte der Besorgnis einer Mutter platz. Lanas Augen wurden ganz groß und sie sah sich fragend um. Wo war ihr Kind? Clark erkannte die stumme Frage sofort. „Sie… sie ist oben, aber es geh….“ weiter kam Clark nicht, denn Lana rannte sofort die Treppen hoch. Erst sah Clark ihr einen Moment hinterher und seufzte. Dann jedoch viel ihm ein, dass Lana noch immer barfuss war und sie sich vielleicht an den Scherben verletzen würde. Schnell eilte er ihr hinterher. Kurz vor der gefährlichen Stelle schnappte er sie ungefragt, hob sie auf den Arm und trug sie über den Scherbenteppich, wo seine Mutter die größten Splitter gerade entfernt hatte und gerade den Staubsauger für die Kleineren holte. Vor der Zimmertür blieb er stehen und sah Lana, auf seinen Armen, tief in die Augen. Eine innere Sehnsucht erfasste ihn mit einem Schlag. Wie gern wollte er sie nun drücken und küssen. Ihr hingegen war das Ganze mehr als unangenehm und ging ihr mehr als zu weit. Sie war empört und nach einer kurzen Zeit der Lähmung, verging ihre Starre. „Lass mich sofort los!“, schoss es aus ihr heraus und sie wand sich aus seinem Griff, wobei sie ihm fast entglitten wäre. Wütend blitzte sie ihn an und verlor letztendlich wirklich die Kontrolle über sich. Clark erkannte die Gefahr, die ihm drohte noch nicht. So setzte er sie ab. Kaum hatte sie den Boden wieder unter den Füßen, spürte Clark einen Schlag mit ihrer Hand an seine Wange. Sein Kopf drehte sich schnell nach rechts, ehe er realisierte was eben passiert war. Damit hatte er niemals gerechnet! Natürlich spürte er keinen Schmerz, zumindest nicht an seiner Wange, aber in seinem Herzen. Wie weh es tat zu spüren, wie sehr sie ihn doch verachtete. Er wollte doch nur, dass sie sich nicht tat. Reflexartig legte er seine Hand an die Stelle die Lana eben getroffen hatte. Seine Gefühle spielten leicht verrückt und er wusste nicht sofort, was er tun sollte. Wirklich böse konnte er ihr einfach nicht sein – verdient hatte er so etwas schon sehr viel länger. Er durfte sich nicht beschweren. Lana jedoch wartete gar nicht auf ihn und eine Antwort, sondern lief in sein Zimmer und fand dort ihr Töchterchen, mit geröteten Augen, vor. „Laura, mein Schatz! Bist Du okay?“, ließ sie sich vor ihr auf die Knie fallen. Ihre Augen glänzten vor Panik und Mitgefühl. „Mummy!“ rief Laura und fiel ihr in die Arme. Nun, in den geborgenen Armen ihrer Mutter, schossen die Tränen nochmals über die kleinen Wangen. Sanft wog Lana ihre Tochter auf ihrem Schoß und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Shhhhhhhh, Laura. Ich bin ja da, alles wird gut mein Engel“, sprach sie sanft zu ihr. „Ich ….. ich.. das war nicht mit Absicht…“ schluchzte sie. „Das weiß ich doch Mäuschen – keiner ist Dir böse. Shhhhhhh…“, küsste sie ihr Mädchen auf die Stirn und fuhr weiter an ihrem Rücken auf und ab. Langsam folgte auch Clark ihr ins Zimmer und blieb an der Türe stehen. Er beobachtete gerührt, wie Lana mit ihrer Tochter umging und sie zu beruhigen versuchte. Wie liebvoll sie doch war! Er war sich sicher, dass Lana eine sehr gute Mutter war. Er hätte sich niemals eine andere Mutter für seine Kinder gewünscht als sie. Aber dies würde wohl nie mehr eintreten, dazu hatte er zuviel zerstört. Nur nach und nach beruhigte sich Laura und schniefte nur ab und an noch an die Brust ihrer Mutter. Nun traute auch Clark sich weiter hinein und ging neben den beiden in die Knie. „Sie hat am Hinterkopf eine Beule. Hier Lana, das wird ihre Schmerzen lindern“, sprach er sanft und nahm ihre Hand, bevor er dort den Eisbeutel hinein legte. Seine Augen blickten liebevoll und doch zurückhaltend. Etwas irritiert blickte Lana ihn für einen Moment lang an, bevor sie ihn fest in die Hand nahm und ein flüchtiges, aber ehrliches „Danke“, an Clark schickte. Lange konnte sie ihm einfach nicht in die Augen sehen. Das wühlte sie zu sehr auf. „Spatz, es wird gleich ein wenig kalt am Kopf, aber das ist gut gegen die Beule“, versuchte sie ihrem Kind klar zu machen, was sie machen würde. „Aber…. aber mit … tut doch nix mehr …weh…“ stammelte Laura zwischen den Schluchzern. Fragend blickte die junge Mutter auf ihr Kind, dann zu Clark und zurück auf Laura. „Wirklich nicht? Lass mich bitte mal nachsehen“, bat sie ihr Kind und legte den Eisbeutel neben sich, bevor sie sachte eine Haarsträhne nach der Anderen zur Seite schob: Nichts. Clark kam näher. Er konnte es nicht fassen. Er hatte doch deutlich eine, nicht gerade kleine, Beule gesehen und gefühlt. Sanft legte er auch zwei seiner Finger auf den Hinterkopf des Mädchens und glaubte nicht, was er fühlte – nämlich nichts. Was ging denn hier vor? „Das gibt es doch nicht?!“, schüttelte er den Kopf. Es sah so aus, als hätte das Kind niemals eine Schwellung gehabt, nichts war gerötet oder dergleichen. Clark verstand die Welt nicht mehr. Ja wenn das bei ihm gewesen wäre, dann wusste er ja die Erklärung warum – aber sonstige Spontanheilungen innerhalb so kurzer Zeit, gab es bei Menschen einfach nicht. Wie war das nur möglich? Ungläubig ließ er sich neben Lana auf den Teppich fallen und sah sie fragend an und blickte dann wieder auf das Kind in ihren Armen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)