Ein schmaler Grad... von Seranita (- Zwischen Liebe und Hass steht nur ein Wort -) ================================================================================ Kapitel 5: Schatten der Vergangenheit ------------------------------------- Kapitel 6: Schatten der Vergangenheit Itachi wartete schon im Haus auf ihn. Er hatte einen Verbandskasten auf den Tisch in der Küche gestellt. Wortlos nahm Sasuke das Verbandszeug und begann, sich selbst zu versorgen. Die kleine Wunde schien tiefer zu sein, als er zunächst gedacht hatte, denn es hörte gar nicht auf zu bluten, auch wenn es sich um keine schlimmere Verletzung handelte. Es fiel Sasuke schwer, sich selbst zu verbinden, denn er konnte ja schließlich die Wunde nicht sehen. Etwas unbeholfen hantierte er deshalb mit den Bandagen herum. Sasuke schoss das Blut ins Gesicht. Es war ihm irgendwie peinlich vor Itachi so schwach auszusehen. Der ältere Uchiha hingegen betrachtete sich die Prozedur schweigend. Schließlich stand er auf und trat zu seinem kleinen Bruder. Entschieden wurde Sasuke auf einen Stuhl gedrückt. Er wollte gerade aufbegehren, als er zwei kalte Hände an seinem Hals fühlte. Sofort erstarrten seine Bewegungen und Sasuke spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als Itachi damit begann, ihn zu verbinden. Itachi hatte offensichtlich nicht vor, ihn zu töten, das hatte er gerade eindrucksvoll bewiesen, dennoch konnte Sasuke sich nicht einfach so entspannen. Über Jahre antrainiertes Misstrauen gegenüber jedermann – und besonders seinem Bruder gegenüber – ließ sich nicht einfach so ablegen. Und er wollte es auch nicht ablegen. Das Misstrauen schützte ihn. Vor fremden Menschen, die sich in sein Herz schlichen und dort breit machten, nur um ihn dann zu verraten und diese alles zermürbende Einsamkeit zurückzulassen – wie Itachi damals. Ein schmales Lächeln erschien auf Sasukes Gesicht, während er die ruhigen Bewegungen seines Bruders über sich ergehen ließ. Wie er es auch drehte und wendete, am Ende landete er immer wieder bei Itachi, nicht wahr?! Er lebte nur noch für seine Rache. Für die Rache an seinem Bruder. Sein Leben drehte sich vollkommen um Itachi. Itachi war sein Leben! Bei dieser Erkenntnis zuckte Sasuke zusammen. Gleichzeitig ging ihm auf, wie wahr seine Gedanken doch waren. Es war so grausam, dass ihm fast schon wieder nach lachen zumute war. Nach einer halben Ewigkeit ließ der ältere Uchiha von Sasuke ab. „Das sollte genügen“ Sasuke antwortete nicht. Sein Kopf war gesenkt und er vermied den Augenkontakt zu seinem Bruder. Es war seltsam. Sasuke ließ sich doch schon lange nicht mehr von ihm einschüchtern. Itachi vermisste diesen glühenden Hass an seinem Bruder. Die unbändige Lebendigkeit. In diesem Moment sah Sasuke aus wie eine leblose Puppe, deren Fäden man durchgeschnitten hatte... Stirnrunzelnd trat Itachi ein paar Schritte zur Seite, um seinen Bruder besser ansehen zu können. „... Sasuke?!“ Sasuke reagierte nicht. Erst als er hörte, wie sein Bruder sich ihm erneut nähern wollte, hob er den Kopf. Ausdruckslos sah er Itachi in die Augen. „Warum?!“ Der Bruder, den er geliebt hatte. Er existierte niemals, war nur eine Lüge. Wie gerne hätte Sasuke die Lüge gelebt! „Warum was?!“ „Warum mussten sie sterben?!“ Ohne es zu beabsichtigen, war Sasuke wieder lauter geworden. „Das weißt du. Ich habe es dir gesagt.“ „Ich weiß gar nichts.“, rief Sasuke laut. Seine Augen funkelten zornig auf. „Ich verstehe dich nicht. Also hör endlich auf, mir auszuweichen, Itachi Uchiha!“ „... Du solltest endlich mit der Vergangenheit abschließen, Sasuke. Vergangenes ist vergangen.“ Sasuke meinte, seinen Ohren nicht trauen zu können. „ Ich soll WAS? Hast du eine Ahnung, was du da sagst? Du verstehst nichts! Gar nichts! Was weißt du schon über meine Qualen? Ich kann nicht abschließen. Meine Vergangenheit ist alles, was ich habe. Alles andere hast du mir genommen.“ Anklagend wies er mit einem Finger auf seinen Bruder. „Sie verfolgen mich, Bruder - bis in meine Träume. Es sind lautlose Schatten, die immer anwesend sind. Auch jetzt. Sie sind hier, überall um uns herum. Ich kann sie nicht vergessen, dann sie lassen mich nicht. Sie werden immer da sein. Und deshalb habe ich das Recht auf eine Antwort. Warum?! Warum hast du sie getötet?!“ Warum hast du mir das angetan? Seine Wut war inzwischen Verzweiflung gewichen. All die Gefühle, die er über die Jahre hinter einer kalten Maske vergraben hatte, drohten ihn zu überwältigen. In Itachis Gegenwart bröckelte der Schutzwall, den er sich aufgebaut hatte – er spürte den altbekannten Schmerz wieder. Und er wollte das nicht. Es machte ihn verletzlich, schwach. Sasuke wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Itachi jäh einen Schritt nach vorne trat und ihn am Kinn packte, so dass Sasuke keine Chance hatte, Itachis stechendem Blick auszuweichen. Er versuchte energisch, sich dem festen Griff zu entziehen, doch Itachi war unnachgiebig. „Das ist es nicht, was du wissen willst.“, entgegnete er. „Was?!“, schrie Sasuke aufgebracht. Itachi musterte ihn kühl. „Stell die Frage, die dich wirklich interessiert, Sasuke.“ Mit einem Mal war Sasukes Verstand wie leergefegt. Sämtliche Wut verschwand und hinterließ eine ernüchternde Klarheit. Ohne jegliche Regung sah Sasuke seinem großen Bruder in die Augen. In die ausdruckslosen Gesichtszüge, die den seinen so ähnelten. Er fühlte sich seltsam, doch wie genau, konnte er sich nicht erklären. „Warum hast du mich nicht getötet?“ Der kleine Junge starrte regungslos auf die Gräber seiner Eltern. Noch begriff er nicht völlig, was hier Grausames geschehen war. Es ging alles viel zu schnell. Tränen strömten über sein Gesicht, denn sein Körper hatte längst verstanden, was das Herz nicht wahrhaben wollte. Er wusste, er würde Rache nehmen müssen, auch wenn sein Verstand die volle Bedeutung dieses Satzes noch nicht erfasst hatte. Denn er war der Einzige, der übrig war. Die Worte seines Bruders hallten in seinem Kopf wieder. „Klammere dich an das Leben“ Doch alles, was er in diesem Moment wollte, war sterben. Eine gnädige Ohnmacht überkam ihn und entriss ihn der Einsamkeit, die ihn sein ganzes weiteres Leben verfolgen sollte... Itachi ließ das Kinn seines Bruders los und drehte sich etwas von ihm weg. Warum hatte er Sasuke nicht getötet? Warum tötete er ihn nicht jetzt? Nicht nur Sasuke stellte sich diese Fragen. „Damals...“, begann er, zögerte jedoch. Wieder etwas sehr Seltsames für ihn, stellte er fest. „Was?“ Sasuke war inzwischen aufgestanden. Undurchdringlich sah er Itachi ins Gesicht. Was er jetzt wohl dachte?! Zum ersten Mal seit langem gelang es Itachi nicht, die Gedanken seines Bruders zu lesen. Sasuke näherte sich noch ein paar Schritte. Weniger als ein Meter trennte die beiden Brüder und doch lagen Welten zwischen ihnen. „Es ist wie ich es dir gesagt habe. Ich habe sie getötet, um meine Fähigkeiten zu testen. Ich habe sie weder gehasst noch geliebt. Sie bedeuteten mir einfach nichts. Ich bereue nichts.“ Bei dieser Aussage verzog sich Sasukes Gesicht wie unter Schmerzen, doch Itachi verzog keine Miene. Sasuke hatte die Antwort gekannt, er sollte nicht allzu überrascht sein. Hatte er gedacht, Itachi würde nach all den Jahren plötzlich Reue empfinden?! „... Du weichst noch immer aus, Bruder.“, sagte Sasuke, äußerlich recht gefasst. Ob Sasuke überhaupt merkte, wie er ihn ansprach?! Damals war er als Bruder für Sasuke gestorben. Sasuke hatte sich nur noch erlaubt, von ihm als Mörder zu denken, sonst wäre er zerbrochen. Itachi wusste das. In all den Jahren hatte er Sasuke nie wirklich aus den Augen gelassen. Dies war keine Geschichte in der Gegenwart. Hier ging es um ihre Vergangenheit. Und so einfach es Itachi geschafft hatte, sie hinter sich zu lassen, so schwer fiel es Sasuke offenbar. Es wurde Zeit, diese Fragen ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Sasuke wollte gerade noch einmal nachhaken, da bemerkte er die leichte Veränderung im Gesicht seines Bruders. Jedoch war er zu sehr in seinen eigenen schmerzhaften Erinnerungen gefangen, als das er ermessen könnte, was sie zu bedeuten hatte. „Ich konnte es nicht“, bekannte Itachi schließlich. Was immer Sasuke erwartet hatte, das war es jedenfalls nicht. „Du konntest es nicht?“, wiederholte er ungläubig. „Warum nicht? Hätte es dein Gewissen zu sehr belastet, wenn du den ‚ganzen’ Klan ausgerottet hättest? Brauchtest du noch jemanden, den du quälen kannst?“ Seine Hände ballten sich vor Frust und mühsam zurückgehaltener Wut. Er hielt inne, als er zwei kräftige Hände auf seinen Schultern spürte. „Das ist es nicht.“, entgegnete Itachi. Seine Stimme war monoton wie immer, doch wenn Sasuke es nicht besser gewusst hätte, er hätte geschworen aus ihr einen Hauch von Ratlosigkeit zu hören. „Ich wollte einen Gegner. Jemand, der sich mir stellt und mir in nichts nachsteht. Vielleicht auch jemanden, der mich stellt. Wer weiß?! Ich ließ dich leben, weil ich dich zu diesem Gegner erwählt habe.“ „Warum ich? Warum konntest du nicht einen anderen nehmen?!“ Es klang, als würde Sasuke mit sich selbst reden. Seine Züge waren verzerrt, als leide er Schmerzen, und Itachi vermutete, das er gerade Tränen unterdrückte. „Wenn du sie umbringen musstest, warum hast du dann ausgerechnet mich am Leben gelassen. Hasst du mich so sehr?“ Es verwunderte Itachi. Empfand Sasuke sein Leben wirklich als so schrecklich, dass er den Tod vorgezogen hätte? Vielleicht zum ersten Mal seit dem Mord an seiner Familie empfand er etwas wie Mitleid, ja, vielleicht sogar Bedauern, dass es so kommen musste. „... Sasuke, ich habe dich nie gehasst.“, antwortete er, den ungläubigen Blick seines jüngeren Bruders einfach ignorierend. Er sprach die Wahrheit. Gehasst hatte er Sasuke nie. Es hatte zwar eine Zeit gegeben, in der er glaubte, dass Sasuke ihm gleichgültig sei, doch die Lüge, die er sich selbst verinnerlicht hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase in der Sekunde, in der er hörte, dass Sasuke im Begriff war, zu Orochimaru zu gehen. Nein, früher. In dem Moment, in dem Sasuke in den kleinen Hotelzimmer auftauchte um den Kyuubi zu retten. So gut Itachi darin war, andere anzulügen, so wenig gelang ihm das bei sich selbst. „Du bist begabt. Ich wusste, du bist einer der wenigen, welche die Mangekyou Sharingan beherrschen könnten. Doch das war nicht der einzige Grund.“ Schnell fuhr er fort, als er die verletzte Miene von Sasuke sah. „Die Wahrheit ist, dass du der Einzige ist, der mich jemals stoppen konnte.“ Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war auch dies nicht die volle Wahrheit. Aber Itachi war aus dem Konzept geraten. Er musste erst nachdenken, bevor er seine nächsten Schritte plante. Der Unglauben wich langsam aus Sasukes Gesicht. Er schnaubte verächtlich. „Wann habe ich dich je von etwas abgehalten? Du warst schließlich schon immer derjenige, der die Fäden in der Hand hielt. Ich war doch nur eine Marionette, ich habe dich nie beeinflusst. Ich habe dich nicht mal davon abhalten können, meine – nein, unsere – Familie zu ermorden.“ „Nein, das hast du nicht“, sagte Itachi ruhig. „Aber das hätte niemand geschafft.“ Er sprach mit gerade zu provozierender Selbstverständlichkeit. „Du hast mein Leben und meine Handlungen mehr beeinflusst, als dir vielleicht selbst klar ist, Sasuke.“ „Ach, wirklich?! Was für eine Ehre.“ Der sarkastische Unterton war nicht zu überhören. „Du verstehst noch immer nicht, Sasuke“ Itachi verstummte und schien nachzudenken. „Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem ich des Mordes an Shisui verdächtigt wurde?“, fragte er plötzlich. Sasuke nickte, überrascht von der plötzlichen Wendung des Gesprächs. Wie hätte er das auch vergessen können?! Es war das erste Mal gewesen – zumindest soweit es Sasuke wusste – dass Itachi sich offen gegen den Clan stellte. Itachis Kameraden waren gekommen um ihm von dem angeblichen Selbstmord Shisuis zu berichten. Sasuke erinnerte sich noch immer an die versteckte Spannung, die damals in der Luft lag. Die Männer hatten ihre Zweifel an Itachis Unschuld deutlich zum Ausdruck gebracht und die Situation hatte sich immer weiter zugespitzt. Ihr Vater hatte Itachi zwar den Befehl gegeben, aufzuhören, doch Itachi verweigerte seinen Gehorsam. Es war wie ein Bruch zwischen Vater und Sohn. Die gesamte Situation drohte zu eskalieren... „Wenn du nicht kooperierst, werden wir dich ins Gefängnis werfen lassen“, drohte einer der Männer, während er sich vom Boden aufrappelte, auf den er geschleudert worden war. Itachi erwiderte nichts darauf, doch seine Züge spannten sich unmerklich an. Sasuke befand sich hinter seinem Bruder und konnte deshalb sein Gesicht nicht sehen, dennoch spürte er Itachis plötzliche Entschlossenheit. Sie konnte nichts Gutes bedeuten. Sasuke wusste, etwas Schreckliches würde geschehen, wenn niemand eingriff. Er spürte es. In dem Moment, in dem Itachi zu einer Bewegung ansetzte durchbrach seine Stimme das angespannte Schweigen. „Hör auf, Bruder“, schrie er verzweifelt. Mit einem Mal zuckte Itachi zurück. Die Stimme seines Bruders hatte ihn wieder in die Gegenwart zurückgeholt... „Verstehst du?!“ Itachi unterbrach die mit erdrückenden Erinnerungen gefüllte Stille, die auf ihnen beiden lastete. Sasuke verharrte still, abwartend was folgen mochte. Sein Bruder maß ihn mit einem unergründlichen Blick, der nichts über seine Gedanken verriet. „Ich hatte nicht geplant, so auszurasten. Ich hatte die Kontrolle verloren. Vater... konnte mich nicht stoppen.“ Schlanke Finger wanderten über Sasukes blasse Haut und blieben dann wie zufällig auf dessen Wange liegen. „Der Einzige, der mich jemals aufhalten konnte... warst du!“ So... und wieder ein Kapitel geschafft^^ Muss ich es überhaupt noch erwähnen?! Natürlich wäre es schön, wenn ihr ein paar Kommis hinterlassen würdet. Gleichzeitig habe ich auch noch etwas zu verkünden. Es wird die nächsten zwei Wochen erst mal kein weiteres Kapitel geben, weil ich in dieser Zeit wegfahre und nicht an einen Computer komme. Aber gleich danach geht es weiter...^^ Und als zweites möchte ich noch ein wenig Eigenwerbng machen. Ich habe noch eine weitere Fanfic angefangen, wieder über Naruto. Die Hauptpersonen sind diesmal allerdings Sasuke und Sakura. Wer möchte, kann ja mal vorbei schauen.^.~ Seranita Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)