Ein schmaler Grad... von Seranita (- Zwischen Liebe und Hass steht nur ein Wort -) ================================================================================ Kapitel 2: Spiegel einer Seele ------------------------------ Hi^^ Hier ist dann auch schon wieder ein neues Kapitel. Zum Inhalt sage ich jetzt mal lieber nichts, ich fürchte, ich würde mich eh nur wiederholen.^^° Dabei möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die mir bisher Kritik und Lob hinterlassen haben. Ich habe mich über jeden Kommentar gefreut und werde versuchen, Fehler in Zukunft zu vermeiden. Tja, gehören tut mir hier leider immer noch nichts und jetzt noch viel Spaß beim Lesen.^^ 3. Kapitel Das Haus bot nicht besonders viel Abwechslung. Ziellos streifte Sasuke durch die einzelnen Räume und versuchte, sich alles möglichst genau einzuprägen. Für seine Fluchtpläne! Natürlich besaß er in der jetzigen Situation den Vorteil, dass sich nahe seines Bruders vielleicht die Gelegenheit ergab, Rache für seinen Klan zu nehmen. Und wenn es eine Möglichkeit gäbe, würde Sasuke auch keine Sekunde zögern. Aber innerlich bezweifelte er, dass Itachi sich ihm gegenüber eine Blöße erlaubte. So naiv war sein Bruder nicht. Ihm musste klar sein, dass Sasuke noch immer auf Rache sann. Besonders nachdem er es eben deutlich bewiesen hatte. Nach kurzer Zeit hatte er das kleine Haus vollständig ausgekundschaftet. Es war nicht sonderlich groß. Das Zimmer mit dem Bett, in dem er aufgewacht war, ein weiteres kleines Zimmer und ein Flur. Auf der anderen Seite befanden sich noch ein Bad und eine Küche. Alles war sehr spärlich eingerichtet. Sasuke sah sich in dem kleinen Raum um, in dem er sich befand. Ein Schrank, ein Stuhl, ein Tisch. Keine Bilder an den Wänden, keine Teppiche, keine Blumen. Und er hatte gedacht, er lebte bescheiden. Seine Lippen verzogen sich bei dem Gedanken zu einem ironischen Grinsen. Doch es lag keine Freude darin. Er hatte einmal von Sakura gehört, das Zimmer spiegelte die Seele einer Person wieder. Wie passend, dachte Sasuke. Noch einmal ließ er seinen Blick durch den leeren Raum schweifen. Leer, kalt, herzlos. Wie sein Bruder… Ein Gefühl der Leere machte sich in Sasuke breit. Unwillkürlich fühlte er sich an die Vergangenheit erinnert. War sein Bruder auch schon damals ein eiskalter Killer gewesen?! War wirklich sämtliche Zuneigung, die er ihm gegenüber gezeigt hatte, nur gespielt gewesen?! Weshalb mussten sie alle sterben? Dumpf schüttelte Sasuke den Kopf. In den letzten Jahren hatte er sich diese Fragen so oft gestellt, obwohl er die Antworten bereits kannte. Ein kleiner, unmerklicher Teil in ihm konnte immer noch nicht glauben, dass sein eigener Bruder solch ein Monster war. Ein winziger Teil, den er zu ignorieren gelernt hatte. Denn diese Überlegungen waren umsonst. Die Schmerzen an seinem Körper, die Itachi ihm bei ihrem kurzen Kampf vor einigen Minuten zugefügt hatte, zeigten ihm die harte Realität. Den Bruder, den er in seiner naiven Art verehrt hatte, gab es nicht mehr. Hatte es nie gegeben. Die Illusion war mit seinen Eltern gestorben. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, drehte sich Sasuke um und ging. Er hatte genug gesehen! Etwas unentschlossen stand Sasuke schließlich auf dem Flur. Vor ihm lag, wie ein Tor zur Freiheit, die Tür. Aber Itachi würde wohl kaum so leichtsinnig sein, ihn einfach so hinausspazieren zu lassen. Andererseits spürte er Itachi hier nirgendwo in der Nähe. Probeweise legte Sasuke seine Hand auf den Griff und zog die Tür auf. Sie war unverschlossen. Wortlos blickte Sasuke nach draußen. Ein kleiner Pfad, der zu dem Haus führte, zeichnete sich im Gras ab. Dahinter befand sich nur Wald. Deshalb also das Vogelzwitschern, das er gehört hatte, als er wieder zu sich kam. Skeptisch sah er nach draußen. Ist Itachi tatsächlich dermaßen nachlässig geworden, fragte er sich. Das war absolut untypisch. Man konnte Itachi einiges nachsagen, immerhin war er ein wahnsinniger und skrupelloser Mörder, aber nachlässig war er tatsächlich noch nie gewesen. Im Gegenteil. Seine Missionen hatte er mit geradezu penibler Genauigkeit ausgeführt. So erzählte es zumindest immer Sasukes Vater, als er noch lebte Nach einer weiteren Minute schweigenden Hinausstarrens trat Sasuke einen Schritt zurück. Die Freiheit schien zum Greifen nah, aber die Idylle war trügerisch. Sasuke drehte sich um und war nicht überrascht, seinen Bruder hinter sich stehen zu sehen. Beinahe sofort fühlte er den altbekannten und wohlvertrauten Hass in sich aufsteigen. Irgendwo war er erleichtert. Erst der Hass erfüllte ihn wieder mit Leben und verdrängte die deprimierende Leere, die ihn bis dahin ausgefüllt hatte. Seine größte Angst war, dass der Hass einmal verschwinden würde. Dann würde er nicht mehr leben, dann hätte er nur noch diese Leere… Unwirsch verbannte er den Gedanken. Stattdessen blickte er trotzig in die durchdringenden Augen seines Gegenübers, nicht bereit, nachzugeben. „Weise Entscheidung, Sasuke“, sagte Itachi schließlich in der kühlen, distanzierten Art, die Sasukes Zorn nur noch vergrößerte… Der jüngere Uchiha war drauf und dran, noch einmal anzugreifen, obgleich er um dessen Sinnlosigkeit wusste. Stattdessen beherrschte er sich. Mit zusammengepressten Lippen ging er an dem Mörder seiner Familie vorbei. Da er nicht wusste, wohin, betrat er die Küche. Er musste sich ohnehin stärken. Ein leichtes Schwindelgefühl ergriff Besitz von ihm und zwang ihn, kurz stehen zubleiben. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Wenn er sich recht erinnerte, im Krankenhaus, als er aufgewachte. Sakura hatte ihm etwas gebracht und ihr zuliebe aß er es, auch wenn er keinen Hunger verspürte. Das war Tage her – kein Wunder, dass er hungrig war. Es zeigte sich allerdings, dass Itachis Küche genauso leer war wie der Rest des Hauses. Sasuke fand zwar einiges, aber man konnte wirklich nicht sagen, dass Itachi verschwenderisch lebte. Schließlich packte er die Brote, die er sich zubereitet hatte, auf einen Teller. Als er sich umdrehte, erkannte er, dass Itachi ihm offensichtlich in die Küche gefolgt war. Der Akatsuki saß bereits an einem Platz an dem Tisch in der Mitte der Küche und beobachtete Sasuke unablässig. Dieser konnte nicht anders, als sich unter dem strengen Blick unbehaglich zu fühlen. Dennoch setzte er sich stur auf den anderen Stuhl im Raum, fest entschlossen, den Mörder seiner Familie zu ignorieren. Die Stille in dem Raum war erdrückend. Sasuke bemerkte nebenbei, dass Itachi sich selbst nichts zu essen holte. Aß er denn nie etwas? Oder vielleicht wollte er nur nichts von den Sachen im Haus essen?! Misstrauisch warf Sasuke einen Blick auf die Brote, die er sich selbst zubereitet hatte. Sie sahen in Ordnung aus, aber Nachlässigkeit oder Vertrauensseligkeit konnten in der verzwickten Situation, in welcher er sich befand, seinen Tod bedeuten. Wie so oft schon schien Itachi seine Gedanken lesen zu können. „Sie sind essbar“, merkte er an. „Warum isst du dann nichts?“, fragte Sasuke skeptisch. „Wenn ich dich töten wollte, gäbe es bessere Methoden als dich zu vergiften.“ Schweigend nahm Sasuke die Aussage hin und widmete sich dem Essen. Er war selbst schon zu diesem Schluss gekommen. Zumindest vorläufig drohte ihm keine weitere Gefahr vor dem älteren Uchiha. Trotzdem fragte Sasuke sich, was sich Itachi von seiner Entführung versprach. Solange er Sasuke nicht jedes Mal fesselte, wenn er das Haus verließ, würde er ihn wohl kaum halten können. Und das musste Itachi klar sein. Oder wusste er etwas, was Sasuke noch verborgen blieb? Außerdem wusste Sasuke noch immer nicht, warum sein Bruder ihn hier festhielt. Eine Weile lang aß er schweigend. Diese merkwürdige Atmosphäre in der Küche nahm Sasuke mehr mit, als er es bereit war zuzugeben. Die Stille machte ihn nervös. Doch seinen Bruder schien dies nicht zu stören. Ungerührt beobachtete er Sasuke weiter. Sasuke mochte dieses Schweigen nicht. Plötzlich fiel ihm die Ironie der Situation auf. Normalerweise war er derjenige, der die Stille und Einsamkeit suchte. Dennoch waren immer entweder Sakura oder Naruto in seiner Nähe gewesen, um ihm etwas zu erzählen. Doch jetzt, so unglaublich es auch klang, war er der Gesprächigste im Raum. „Wo sind wir hier?“ Schließlich durchbrach Sasuke die Stille, weil er es nicht länger aushielt. Vielleicht bekam er ja so wenigstens ein paar Informationen. Ein paar Sekunden verstrichen, ohne dass sich einer von beiden rührte. „In einem Haus im Wald“ „Was du nicht sagst.“, erwiderte Sasuke sarkastisch. „Das habe ich auch schon herausgefunden“ „Dann stell keine dummen Fragen“ „…“ Wütend funkelte Sasuke seinen Bruder an, doch er merkte bald, dass er so nicht weiter kam. Also fragte er weiter. „Wo ist dein Partner?“ „Kisame? Er hat einen Auftrag. Er weiß auch nichts von diesem Unterschlupf. Genauso wenig wie der Rest der Akatsuki. Das Haus ist sicher“ „Die Akatsuki weiß nichts davon? Was bedeutet das?“ Hatte sein Bruder etwa auch die Akatsuki verraten?! So wie er ihre Familie verraten hatte?! Jetzt erst wurde Sasuke klar, was das bedeutete. Er war hier völlig alleine mit seinem Bruder. Niemand, nicht einmal die Akatsuki wusste, wo sie sich befanden. Und Sasuke war mit einem unberechenbaren Mörder zusammen, ohne selbst zu wissen, wo er sich befand. Nicht gerade die rosigsten Aussichten, wenn man ihn fragte. „Ich arbeite noch immer für die Akatsuki, wenn es das ist, was du wissen willst.“, bemerkte Itachi abfällig. Sasuke biss sich auf die Zunge. Waren seine Gedanken wirklich so offensichtlich?! Für Itachi war es schon immer ein Leichtes gewesen, aus seinem Gesicht seine Gedanken zu lesen. Aber das es selbst nach all diesen Jahren noch funktionierte… Seine Sicht verschwamm, als Sasuke an die Vergangenheit zurückdachte. „Bruder“ Ein kleiner Junge im Alter von acht Jahren stürmte ausgelassen auf einen anderen Jungen zu. Dunkle Augen, die absolut nichts nach außen dringen ließen, wandten sich ihm zu. „Ich bin zurück“, sagte Itachi kurz statt einer Begrüßung. Sasuke stoppte kurz vor seinem Bruder und das Lächeln drohte von seinem Gesicht zu verschwinden. Freute sich Itachi denn gar nicht ihn zu sehen? Schnell erneuerte er sein Lächeln und strahlte seinen Bruder wieder an. „Ich bin froh, das du wieder da bist, Bruder. Wie war deine Mission?“ „Erfolgreich.“ Sasuke war die Einsilbigkeit von seinem älteren Bruder schon längst gewöhnt, dennoch betrübte sie ihn immer wieder. Nach den Missionen, deren Inhalt Sasuke noch nicht erfahren durfte, war es stets besonders schlimm. Itachi schien dann noch schweigsamer als sonst. Obgleich er auch sonst nicht viel redete, verhielt er sich Sasuke aus irgendeinem Grund offener gegenüber als anderen. Jetzt jedoch war er verschlossen. Sasuke war es unmöglich, in diesem ausdruckslosem Gesicht zu lesen. Und das machte ihn traurig. Aber er verbat sich, es zu zeigen. Er wollte nicht, das man ihn für schwach hielt. Das sein Bruder ihn für schwach hielt. „Mutter wartet bereits mit dem Essen auf uns“, meinte der Kleinere noch und wollte gerade schon mal in die Küche vorlaufen, als er plötzlich eine Hand auf seinem Kopf spürte, die ihn zurückhielt. Fragend wandte er den Kopf. Itachi vermied normalerweise Körperkontakt. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht seines Bruders. „Natürlich habe ich dich auch vermisst, Sasuke.“ Ohne, dass er es merkte, wurde Sasukes Lächeln breiter. Hatte er es doch gewusst, Itachi war auch froh, ihn zu sehen. Er dachte nicht darüber nach, dass Itachi sofort erkannt hatte, was ihn störte, so als hätte er seine Gedanken gelesen. Itachi war stark und daher war es völlig normal, dass er alles konnte. Letztlich war Sasuke eben doch noch ein Kind. „Gehen wir.“, sagte der ältere Uchiha und lief zielstrebig in Richtung Küche. Glücklich eilte ihm sein kleiner Bruder hinterher... Natürlich, früher war ein recht offener Junge gewesen - bevor Itachi sein Massaker anrichtete. Seitdem hatte Sasuke sich selbst verschlossen, sein Gesicht in eine ausdruckslose Maske verwandelt. Die meisten seiner Mitmenschen wussten nicht, was er gerade dachte, nicht einmal seine ehemaligen Teamkameraden. Dennoch schien es Itachi immer noch so leicht zu fallen wie als kleines Kind, ihn zu durchschauen. Als hätte sich nichts geändert. Das war nicht fair… „Die Akatsuki ist mein Auftraggeber, aber sie bestimmen nicht meinen Willen. Solange ich nicht gegen sie arbeite, lassen sie mir freie Hand.“ Ein feines Lächeln umspielte Itachis Lippen. Es gab seinem Gesicht etwas Fremdes, fand Sasuke. Er fragte sich, was es war. Mit einem Mal dämmerte Sasuke, warum Itachi so ungewohnt wirkte. Dieses Lächeln verlieh ihm so etwas... menschliches. Itachi sah ja nicht schlecht aus, das wusste er. Wenn er kein Massenmörder gewesen wäre, hätte er vermutlich viele Verehrerinnen haben können. Aber das Lächeln veränderte sein Gesicht erheblich. Ganz im Gegensatz zu der starren Maske, die sein Bruder sonst immer aufsetzte. Trotzdem wirkte es unpassend, geradezu grotesk. Es war kein warmes Lächeln. Es war kalt und verächtlich. „Ich bezweifle, dass sie die Möglichkeiten haben, meinen Willen überhaupt zu bestimmen. Sie sind angeschlagen, seit Orochimaru die Akatsuki verließ“ Sasuke meinte, seinen Ohren nicht trauen zu können. „Orochimaru hat für die Akatsuki gearbeitet?!“ Itachi sparte sich die Antwort. „Eigentlich, kleiner Bruder, wollte er mich in seiner Organisation haben, aber wenn ich das Recht sehe, ist er zu feige, seine Kräfte mit mir zu messen, besonders seitdem er kein Jutsu mehr anwenden kann. Stattdessen will er nun dich.“ „Und warum willst du das unbedingt verhindern? Ich werde dich töten, ob nun durch Orochimaru oder nicht“, sagte Sasuke zornentbrannt. Die Art, wie sein Bruder das sagte, klang, als wäre er lediglich ein billiger Ersatz. Wie früher auch schon. Immer stand Itachi im Vordergrund, während er nur eine Last war. Sein Vater hatte nur Augen für Itachi. Dies hatte Sasuke verletzt, auch wenn ihm klar war, dass dies wohl eines der wenigen Dinge war, an denen Itachi keine Schuld trug. Itachi ging nicht darauf ein. „Ich werde nicht zulassen, das Orochimaru dich zu seiner Puppe macht und die Macht der Sharingan bekommt.“ „Darum geht es dir?! Um die Sharingan?“ Bitterkeit schlich sich in Sasukes Stimme, doch er konnte es nicht verhindern. Er fühlte sich seltsam enttäuscht. Hatte er wirklich geglaubt, sein Bruder entwickelte auf einmal Zuneigung zu ihm?! Itachi gab keine Antwort, aber Sasuke wunderte sich nicht. Für seine Verhältnisse hatte sein Bruder bereits überdurchschnittlich viel geredet. Und er selbst hatte auch genug gehört. Er wollte hier nur noch weg! Abrupt stand er auf und verließ den Raum. Ihm war egal, ob sein Bruder ihm folgte. Er ging direkt zu dem Zimmer, in welchem er aufgewacht war und warf sich frustriert auf das Bett. Gequält schloss er die Augen. In ihm tobte ein Sturm der Gefühle wie schon lange nicht mehr. Bitterkeit, Zorn, Trauer und ohnmächtige Wut wechselten in einer raschen Reihenfolge. Sasuke spürte, wie sich seine Hände in das weiche Laken krallten und er biss sich auf die Lippe. Er wollte nicht länger in diesem Haus bleiben. Nicht bei seinem Bruder. All das hier erinnerte ihn viel zu sehr an die Vergangenheit. Er wollte nicht noch einmal alles erleben. Die Bilder seiner toten Eltern und Verwandten verfolgten ihn ohnehin schon bis in seine Träume. Sie zehrten an seinen Nerven, forderten Rache. Ihre Gesichter klagten Sasuke unaufhörlich an. Zum wohl tausendsten Mal fragte sich Sasuke, ob er damals etwas hätte tun können, ihnen hätte helfen können. Aber insgeheim wusste er genau, dass er sich nicht anders verhalten konnte. Er war so hilflos gewesen. Und jetzt, Jahre später, nachdem er nur für seinen Hass gelebt hatte und alles für mehr Macht und Stärke gegeben hatte, fand er sich schon wieder in der selben Situation wieder. Er konnte nicht fliehen. Erneut war er seinem Bruder hilflos ausgeliefert. Wozu habe ich all die Jahre trainiert?! All die Schmerzen auf mich genommen?! Meine Freunde verraten?! Noch immer war er zu schwach um seinen Bruder zu besiegen. Sasuke wusste das, doch er konnte es nicht akzeptieren. Niemals. Er würde stärker werden und dann seinen Bruder töten. Mit aller Kraft klammerte sich Sasuke an diesen Gedanken und verdrängte so entschlossen die Verzweiflung, die langsam aber sicher seinen Verstand betäubte. Es war zu schaffen! Er musste nur von hier fliehen und zu Orochimaru gehen. Wenn Orochimaru seinen Körper wollte, nun gut. Er sollte ihn haben, sobald er Itachi getötet hatte. Sollte er Itachi damit auch noch einen Strich durch die Rechnung machen, so war ihm das mehr als nur Recht. Und solange er nicht von hier wegkam, konnte er immerhin die Vorteile aus seiner Lage nutzen. Vielleicht würde Itachi unachtsam werden und er könnte ihn töten. Oder er entdeckte sogar einen Schwachpunkt von Itachi. Sasuke wusste, dass solche Vorstellungen unwahrscheinlich waren, wenn nicht gar kindliche Träumerei. Aber es half ihm dabei, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und die Schatten seiner Vergangenheit abzuwerfen. Endlich öffnete Sasuke seine Augen wieder. Er drehte sich auf den Rücken und versuchte sich zu entspannen. Noch immer war er geschwächt von seinem Kampf mit Naruto und dem anschließenden Angriff auf Itachi. Wenn er sich wirklich eine Chance erhoffte, zu entkommen, musste er wieder zu Kräften kommen. Sasuke wusste nicht, wie lange er einfach nur auf dem Bett lag und die Decke ansah. Die beruhigende Stille innerhalb und außerhalb der Hütte schläferte ihn langsam aber sicher ein. Sie war nicht unangenehm, wie bei seinem Bruder. Sasuke spürte, wie seine Ruhe und seine Kräfte allmählich zu ihm zurückkehrten. Nach einer Weile fand er sich sogar damit ab, dass dies das Haus seines erklärten Feindes war. Plötzlich jedoch riss ein leises Geräusch Sasuke aus seinem Dämmerzustand. Sofort schalteten sich seine Sinne wieder ein und ruckartig fuhr Sasukes Kopf zu der Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Er erkannte Itachi, welcher gerade eintrat. Reflexartig richtete er sich auf und ging in eine Art Kampfstellung. Itachi warf ihm nur kurz einen Blick zu und schloss dann die Tür hinter sich. „Was willst du?!“, fragte Sasuke wachsam. Seine körperliche Stärke war zwar wieder da, aber er konnte noch immer kein Jutsu verwenden. Itachi war ihm noch immer überlegen. Aber er würde sich vor seinem Bruder dennoch keine Blöße erlauben. „Schlafen“, antwortete Itachi schließlich. „Es ist schon dunkel“ Automatisch wollte Sasuke aus dem Fenster sehen, um sich davon zu überzeugen, doch das Zimmer besaß keines. Misstrauisch beobachtete er seinen Bruder. „Und was willst du dann hier?!“ „Das ist mein Bett. Dieser Unterschlupf ist nur für mich, deshalb gibt es hier kein Zweites.“ Damit deutete Itachi direkt auf das Bett, auf welchem Sasuke saß. „Willst du damit sagen, wir sollen in einem Bett schlafen?!“ Sasuke konnte es nicht fassen. Er hielt es normal schon keine zwei Minuten in der Gegenwart seines Bruders aus und nun sollte er neben ihm schlafen?! Niemals. Resolut stand Sasuke auf wollte an Itachi vorbeigehen. „Du kannst es haben. Lieber schlafe ich irgendwo auf dem Boden als neben dir.“ Damit beabsichtigte er, das Zimmer zu verlassen, doch zu seinem Unglück packte Itachi ihn an der Schulter und hielt ihn so zurück. „Normal wäre mir das egal, aber ich fürchte dir wird keine Wahl bleiben.“ „Und warum?!“, fragte Sasuke trotzig, blieb aber stehen. Inzwischen wusste er, dass es momentan sinnlos war, sich gegen Itachi zu wehren. „Weil ich keine Lust habe, die ganze Nacht wach zu bleiben, nur um aufzupassen, dass du mir nicht davonrennst.“, antwortete Itachi knapp. Wütend kniff der jüngere Uchiha die Augen zusammen. Aber ihm war bewusst, dass er keine Wahl hatte. Energisch befreite er sich aus dem Griff seines Bruders und wich ein wenig in das Zimmer zurück. „Schön“, fauchte er. „Von mir aus“ So unbeteiligt wie möglich ging Sasuke zurück und sah seinem Bruder zu, wie der seinen Akatsuki Mantel ablegte. Etwas in Sasuke schrie vor ohnmächtigem Zorn auf. Sein Bruder stand mit dem Rücken zu ihm, es wäre ein Leichtes, ihn jetzt anzugreifen. Sasuke wusste zwar, dass es keinen Sinn hatte, dass die scheinbare Angriffslücke keine war, trotzdem machte es ihn fast verrückt, hier in einem Raum mit seinem Todfeind zu stehen und nichts tun zu können. Vielleicht sollte er es einfach versuchen...? Jäh drehte sich der ältere Uchiha um und Sasuke zuckte zusammen. „Im Schrank liegt noch eine Decke“, teilte Itachi seinem Bruder mit. Schweigend ging Sasuke zu dem Schrank in einer Ecke des Zimmers und nahm die Decke raus. Wenigstens das mussten sie nicht teilen. Schnell zog er sich sein Hemd über den Kopf und legte sich anschließend in das Bett, mit dem Rücken zu seinem Bruder. Er würde ihn ganz sicher nicht um Klamotten zum Schlafen bitten. Nach einer Weile bemerkte er, wie das Bett nach unten gedrückt wurde, als sein Bruder sich neben ihn legte. Automatisch spannte sich Sasuke an. Wie sollte er auch so ruhig bleiben?! Ohne noch etwas zu sagen, löschte Itachi das Licht. Sasuke war immer noch verkrampft. Die Anwesenheit seines Bruders ließ seine sämtlichen inneren Warnsysteme anspringen. So würde er nie schlafen können. Sasuke versuchte, sich vorzustellen, Itachi wäre nicht da. Es klappte nicht, denn er konnte seinen Bruder geradezu spüren, auch wenn er ihn nicht sah. Dennoch merkte er, wie er langsam aber sicher in den Schlaf wegdriftete. Obgleich er sich den ganzen Tag ausgeruht hatte, benötigte sein Körper immer noch Erholung. Kurz bevor er einschlief hörte er noch die Stimme seines Bruders: „Schlaf gut, Sasuke.“ Er presste die Lippen zusammen und erwiderte nichts. Im nächsten Moment forderte auch schon sein Körper seinen Tribut und er versank in einem tiefen Schlaf. Nun, ich hoffe, es ist mir gelungen, Sasukes Zwiespalt einigermaßen darzustellen. Wie immer ist jede Art von Rückmeldung erwünscht.^^ Seranita Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)