Sorgen von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 1: wie man Kaoru am besten Sorgen bereitet -------------------------------------------------- Du stehst da, neben mir und schreist. Schreist die Schmerzen, deine Gedanken heraus. Die Menge feiert dich… oder uns? Wieder hebst du die Hand zu deiner nackten Brust, zerkratzt und verletzt dich. Ich kann es nicht mehr mit ansehen und wende meinen Blick ab. Mir tut es wahrscheinlich mehr weh, als dir selbst oder jemanden anderen. Ist das wirklich nur Show? Ich denke nicht… Ich versuche mich wieder auf meine Gitarre zu konzentrieren, doch ich kann nicht. Nur gut, dass ich die Akkorde unserer Song im Schlaf spielen könnte. Gleich ist es vorbei. Das ist die letzte Zugabe. Du gibst noch einmal alles, schreist ins Mikrofon und rennst dann fast dramatisch von der Bühne. Nach einer kurzen Verbeugung und verabschiedenden Winken zu unseren Fans folgen wir anderen dir schließlich. Man hört das Publikum auch noch hinter Bühne johlen, sie wollen, dass wir noch einmal erscheinen, doch das werden wir nicht. Für heute reicht es. Einer nach dem anderen lässt sich in einen der Sessel im Backstage-Bereich fallen und von den Staffmitarbeitern mit nassen Handtüchern und Wasser versorgen. Ich seufze. Diese kurze Entspannungsphase tut wahrlich gut. Meine Beine schmerzen, die Fingern tun weh und doch herrscht eine wohltuende Leere in mir. Ich weiß, dass wir zeitnah ins Hotel aufbrechen müssen, doch schließe ich für einen Moment die Augen und folge den Gesprächen um mich herum leicht geistig abwesend. „Kaoru?“ Ich schrecke auf und blicke fragend in Dies Gesicht. „Ja?“ „Alles okay? Du warst vorhin ziemlich abwesend. Hast noch nicht mal gemerkt, dass Toshi hinter dir stand und versucht hat, dich aufzuwecken…“, kommt es lachend von unserem Rotschopf. „Vielleicht, aber wenigstens verspiel ich mich nicht, wenn ich in Gedanken bin, wie manch anderer Jemand!“ Die grinst nur breit und geht nicht weiter auf meine Worte ein. „ Ach ja, Toshi, Shinya und ich gehen schon mal vor. Viel Spaß!“ Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. Scheinbar habe ich irgendetwas verpasst, denn ich kann gerade nicht ganz folgen. „Viel Spaß? Wobei denn?“ „Na, beim Warumono-Suchen… Haben wir doch vorhin gerade darüber gesprochen und du hast sogar genickt." Hab ich das? Kann mich nicht erinnern. Vermutlich war das, als ich nicht ganz geistig anwesend hier vor mich hingelungert und versucht habe, ab und zu Aufmerksamkeit vorzutäuschen, während ich gegen die Erschöpfung kämpfte. „Also man sieht sich, Kao! Bin dann weg, die anderen beiden warten schon draußen." „Aber...", setze ich an, doch Die unterbricht gleich wieder. „Ach und Tsukki nimmt euch dann im zweiten Van mit. Bye!" Er winkt mir noch einmal über die Schulter zu und ist schneller aus der Tür verschwunden, als ich schauen kann. Ich stöhne auf. Bringt ja alles nichts. Also erhebe ich mich langsam aus dem gemütlichen Sessel und begebe ich mich auf die Suche nach dir. Eigentlich sollte das nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen, es gibt schließlich nur ein paar Orte, an denen du dich nach einem Konzert wie diesem flüchten würdest. Und mittlerweile bin ich auch im Aufspüren von dir geübt. Ich folge den unangenehm hell beleuchteten Flur Richtung Toiletten. Solltest du nicht hier sein, könnte ich mich wenigstens kurz frisch machen und dann meine Suche fortsetzen. Doch ich habe Glück. Da sitzt du, in einer der Kabinen auf einem geschlossenen Klodeckel. Die Tür hast du offen gelassen, dein Blick ist starr geradeaus gerichtet und bewegst dich nicht. „Kyo?“ Du blickst nicht auf, zeigst keine Regung. Ich knie mich vorsichtig vor dich nieder und begutachte die unzähligen Kratzer auf deiner Haut. Ein Seufzen kommt mir über die Lippen. Sie sehen schlimmer aus als sonst. „Ach, Kyo… Warum machst du das?“, flüstere ich leise, doch du antwortest, rührst dich nicht. An sich hatte ich auch keine Antwort erwartet. Ich greife zum Verbandskasten, den ich vorsorglich mitgenommen habe und beginne dich zu verarzten. Mit einem Desinfektionstuch tupfe ich umsichtig deine Wunden ab und entferne das mittlerweile schon halb getrocknete Blut. Hast du keine Angst, dass die Narben für immer bleiben? Vermutlich ist es dir egal, so wie ich dich einschätze. Deine emotionale Verfassung ist dabei sicher die größere Herausforderung. Ich fange an, die frischen Wunden mit Pflaster abzudecken, damit sie sauber bleiben und später nicht wieder aufreißen. „Kaoru?“ Ich sehe auf. Du sitzt immer noch unverändert da. „Ja?“ Wieder Schweigen. Ich fahre mit meiner Arbeit fort. Schlussendlich dekorieren 6 mal mehr, mal weniger große Pflaster deinen Oberkörper. So endlich fertig. Ich bleibe noch kurz hocken und besehe mir mein Werk, als deine leise Stimme an mein Ohr dringt. „Machst du dir Sorgen?“ Ich muss lächeln. „Klar, mache ich mir Sorgen... wenn es danach geht, sogar eine Menge Sorgen.“ Plötzlich siehst du mir direkt in die Augen, ohne deinen Kopf zu bewegt zu haben. Tonlos fragst du: „Auch um mich?“ „Natürlich…wahrscheinlich sogar am meisten um dich.“ „Gut, dann mach sie dir auch weiter hin.“ Ich stutze und sehe dich fragend an. „Kyo?“ Du lächelst, stehst auf und streckst dich kurz. Du wirkst mit einem Mal viel wacher und entspannter. Was war das denn für eine Aussage gerade gewesen? Du drängst dich an mir vorbei Richtung Tür, doch bevor du durch diese verschwindest, drehst du dich noch einmal um und kommst auf mich zu. Dein Atem streift leicht mein Gesicht und ich spüre, wie deine Lippen sanft über meine streichen. Als du dich löst, sehe ich ein schelmisches Grinsen in deinem Gesicht. Dann bist du weg. Wie versteinert hocke ich immer noch in der gleichen Position da. Ich schnaube kurz und fange an leise zu lachen. „Ja, Kyo. Jetzt werde ich mir auf alle Fälle welche machen.“ OWARI Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)