Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 13: Ferien mit Remus ---------------------------- Ferien mit Remus Am nächsten Tag beginnen wir das Haus nach unseren Bedürfnissen umzuräumen und einzurichten. Remus verschwindet kurz, um Lebensmittel zu besorgen. Er kennt sich dabei besser aus als ich. Mit Mühe kann ich ihn dazu bringen, Gold von mir dafür mitzunehmen. Ich kann doch nicht von ihm verlangen, dass er sein bisschen Gold auch noch dafür verschwendet. Remus war nicht recht zufrieden, hat sich aber von mir breitschlagen lassen. Inzwischen appariere ich nach Godrics Hollow und hole dort mein Motorrad ab. Ich habe sowohl einen Schlüssel für den Schuppen als auch einen fürs Haus selbst. James hat sie mir überlassen, da er von meinen Plänen wusste. Durchs Feuer kehre ich nach Blacks Spot zurück. Moony ist bereits wieder da und dabei die Vorräte zu verstauen. „Wo warst du?“ will er wissen. „Hab meine Kiste aus Godrics Hollow geholt. Was hältst du davon, wenn wir damit nach Cornwall hoch rauschen?“ „Hmm, dann müssten wir aber schon früher los. Ich glaube kaum, dass die Fahrt an einem Tag zu schaffen ist, oder?“ erwidert er. „Yeah, oder hast du was Besseres vor?“ „Du liebst deine Schüssel wirklich, stimmt´s?“ „Klar. Du, Remus, ich wollte noch schnell ins Ministerium, wegen der Apparations Prüfung.“ „Du warst schon wieder illegal unterwegs, oder?“ seufzt er. Ich zucke die Achseln. „Komm schon, Mann, was sollte schon passieren?“ erwidere ich. „Aber ins Ministerium gehst du durchs Feuer, OK?“ drängt er. „Nee. Wir sind in London, ich fahr mit meiner Kiste hin“, gebe ich zurück. „Na gut, aber sei vorsichtig…“ „Himmel, Dad, hast du dich aber verändert“, spotte ich. Remus grinst sein schiefes Grinsen. „Sorry, Mann, ich mach mir einfach Sorgen, dass was schief gehen könnte“, erwidert er. „Schon gut, Moony. Ich bin vorsichtig, versprochen…“ Ich bringe mein Motorrad vor die Tür und schwinge mich in den Sattel, dann brause ich zum Ministerium für Magie. Es ist schwieriger, die richtige Abteilung zu finden, als meine Prüfung abzulegen. Ich suche über eine Stunde nach dem richtigen Ort, bin aber nach fünf Minuten schon wieder draußen und habe meine Berechtigung zum Apparieren. Ich kann Bürokratie nicht ausstehen, sie ist so furchtbar langsam… Als ich wieder nach Blacks Spot zurückkomme, hat Remus bereits wieder gekocht. „Warum hast du nicht gewartet?“ frage ich ihn. „Ich hätte dir doch geholfen.“ „Ist doch kein Problem, oder?“ erwidert er. „Kann ich doch tun, solange du unterwegs bist.“ „Danke, Mann“, gebe ich zurück. „Wann denkst du, sollen wir nach Cornwall aufbrechen?“ „Morgen oder Übermorgen. Ich hab keine Ahnung, wie lange wir auf der Straße unterwegs sein werden. Wir sollten auch Schlafsäcke mitnehmen, oder?“ „Yeah, klar. Wenn wir zu lange brauchen sollten, apparieren wir einfach in Morties Wald, oder Moony?“ „Gute Idee“, erwidert er und stellt seinen Auflauf auf den Tisch. Es ist lecker, wie alles, was Moony kocht. Aber es passt mir nicht ganz, dass er den Haushalt dauernd alleine machen will, also helfe ich ihm beim Aufräumen. Eine wirklich eigenartige Sache, sich um alles selbst kümmern zu müssen. Ich stelle fest, dass wir von Hogwarts ganz schön verwöhnt sind. Hätte Remus nicht einen recht guten Sinn für Ordnung, würde ich hier schon bald nichts mehr finden, denn in dieser Hinsicht bin ich leider Ted recht ähnlich…  Motorradreise Wir haben unsere Campingsachen gepackt und machen uns auf den Weg nach Cornwall. Das Wetter ist herrlich und die Straßen sind frei. Remus sitzt hinter mir und hält sich fest. Ich lasse meine Maschine einfach laufen und sie frisst geradezu die Meilen. Moony scheint die Fahrt genauso zu genießen wie ich. Wir sind den ganzen Tag unterwegs und halten nicht an, bis es dunkel wird. Ein kleines Wäldchen bietet uns den geeigneten Platz zum Übernachten. Remus will absteigen, aber es gelingt ihm nicht so Recht. Er taumelt und fällt schwer auf den Hintern. „Moony, was hast du?“ rufe ich. „Zu lange gesessen“, murmelt er. „Meine Beine sind ganz steif.“ Er beginnt seine Oberschenkel zu massieren. Ich grinse und bocke meine Kiste auf. Dann vergeht mir aber ganz schnell mein Grinsen, denn es geht mir nicht besser als Remus. Meine Beine tragen mich nicht, sie verkrampfen sich und ich lande neben Moony am Boden. „Shit, Remus, du hast Recht, war wohl wirklich ein bisschen lang, die Fahrt“, entgegne ich. Jetzt ist es an ihm zu grinsen. „Komm“, meint er. „Sehen wir zu, dass wir unser Lager aufschlagen und ein bisschen was in den Magen bekommen.“ Ich nicke, dann helfen wir uns gegenseitig hoch. Meine Muskeln schmerzen fast so sehr, wie damals als ich James nach Hause geschleppt habe. Wir beide bewegen uns recht eckig, schaffen es aber dennoch, unsere Würstchen auf den Grillrost zu werfen und die Schlafsäcke auszurollen. Eine Stunde später ist es bis auf das flackernde Feuer völlig dunkel geworden. Wir haben unsere Würstchen heißhungrig verschlungen und liegen in unseren Schlafsäcken. Über uns funkeln die Sterne und der nahezu volle Mond. Ein leichter Wind weht durch die Bäume. Es ist noch recht frisch, immerhin ist es erst April, aber wir haben uns fest eingepackt und es ist warm genug am Feuer. „War trotzdem eine gute Idee“, meint Remus. „Es hat schon was, den ganzen Tag über die Straße zu brettern und nachts im Freien zu schlafen.“ „Yeah“, erwidere ich. „Ich mag einfach das Gefühl, im Sattel zu sitzen, die Sonne im Gesicht zu spüren und den Wind in den Haaren. Es ist so ein wahnsinniges Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Ich kann einfach nicht verstehen, warum es James nicht genauso sehr gefällt, wie uns.“ Remus murmelt gähnend etwas, das ich nicht verstehen kann. Als er keine Antwort von mir bekommt, wiederholt er es etwas lauter. „Vielleicht mag er das Kribbeln in den Eiern nicht…“ Ich lache. „Yeah, kann schon sein. Aber gerade das gefällt mir. Das unglaubliche Kribbeln im Unterleib, wenn man auf der Maschine sitzt…“ „Stimmt“, erwidert er. „Aber ich kann mir vorstellen, dass da nicht jeder drauf steht. Kann mit der Zeit ganz schön unangenehm werden. Aber mit sowas hattest du noch nie Probleme, oder?“ „Nee“, entgegne ich. „Wenn mir danach war, fand ich immer eine Möglichkeit, damit fertig zu werden.“ „Egal wann und wie?“ „Na ja, manchmal musste ich schon recht dringend auf ein Klo verschwinden…“ Remus lacht leise in sich hinein. „Yeah“, murmelt er und gähnt. „Manchmal ist so ein Klo echt die letzte Rettung.“ „Ey, Mann, tu was du für richtig hältst. Es ist bald Vollmond und ich bin echt müde. Ich bin gleich weg, wenn ich mich einrolle, OK?“ „OK“, erwidert er. „Und danke. Es wäre mir dann doch etwas peinlich, wenn du noch wach bist…“ „Alles Klar“, erwidere ich, drehe mich um und bin wirklich schon kurz darauf eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen wach werde, ist Remus bereits dabei Kaffee zu kochen und ein paar Brötchen aufzubacken. Ich gähne und strecke mich. Meine Muskeln fühlen sich wieder in Ordnung an. Remus wirft mir einen Blick zu und fragt: „Ausgeschlafen?“ „Yeah und du, alles wieder OK?“ „Sicher, nur noch ein bisschen weich in den Knien. War gestern wirklich eine lange Fahrt.“ Mit Remus war das schon immer so eine Sache. Man kann sich stundenlang mit ihm über alles Mögliche unterhalten, aber er kann genauso gut stundenlang schweigen und seinen Gedanken nachhängen. Besonders wenn sich der Vollmond nähert, wird er häufig sehr still. Ich habe schon lange gelernt, diese Eigenheit zu respektieren. Jetzt fällt sie mir nur wieder mal stärker auf, denn sonst war immer noch James in der Nähe, mit dem ich mich unterhalten konnte. Wir essen unser Frühstück, räumen alles auf und packen zusammen. Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Heute jedoch halte ich alle zwei Stunden an, damit wir uns ein bisschen die Beine vertreten können. Nochmal braucht keiner von uns so verkrampfte Muskeln. Remus sieht müde aus, aber auch das bin ich von ihm gewohnt. Er ist erst neunzehn, sieht gewöhnlich aus, als wäre er gerade mal sechzehn, aber irgendwie ist er vor der Zeit gealtert. Bereits jetzt ziehen sich dünne graue Fäden durch sein hellbraunes Haar. Es fällt mir nur auf, weil ich ihn so gut kenne, denn er trägt es sehr kurz. Mir wäre noch nie aufgefallen, dass Moony irgendwie eitel wäre. Gut, er ist sehr ordentlich und reinlich, aber das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern gehört einfach zu seinem Charakter. Du wirst nie jemanden wirklich kennen, hat er mal gesagt, es gibt bei jedem ein Wenn und Aber. Dennoch denke ich, dass ich ihn recht gut kenne und dass er einfach nur ein anständiger Kerl ist. Jetzt lerne ich ihn noch von einer ganz anderen Seite kennen. Beim Fahren muss er sich ganz auf mich verlassen, denn er beherrscht das Motorrad nicht gut genug, um mit einem anderen hinter sich zu fahren. Aber sonst übernimmt er für alles andere die Verantwortung. Es steht uns noch eine Nacht im Freien bevor, da wir heute wegen unserer Pausen nur eine kürzere Strecke geschafft haben. Aber die verkrampften Beine bleiben uns erspart. Immerhin etwas… Moony hat den ganzen Tag kaum ein Wort gesagt und ich mache mir Sorgen um ihn. „Alles klar, Remus?“ frage ich ihn. „Yeah, sicher. Warum fragst du?“ erwidert er. „Weil du heute mal wieder soviel geredet hast.“ „Ach das. Kennst du doch von mir, oder? Hab ich doch immer, wenn der Mond voll wird. Bin dann immer müde, schlapp und hab keine große Lust, viel zu sagen.“ „Weis ich, aber so schweigsam wie jetzt, warst du noch nie.“ „Kann schon sein“, ist die knappe Antwort. Nun, man konnte noch nie viel aus Moony raus kriegen, wenn der nicht wollte. „Die Potters immer noch?“ will ich wissen. „Auch“, erwidert er. „Aber noch was anderes. Ich habe versucht, eine Stelle zu finden, bevor wir uns im Kessel getroffen haben. Hab einfach mal ein bisschen rumgefragt, was sich nach Hogwarts so anbieten würde. Aber immer kam die Frage: ‚Sie sehen nicht gesund aus. Welche Krankheit haben sie?’ und ich hatte keine Antwort darauf. Ich konnte ja schlecht sagen: ‚Oh, es ist bald Vollmond und dann laufe ich immer als Werwolf rum.’ Ganz schön frustrierend, oder?“ „Yeah“, meine ich. „Kann ich verstehen. Aber musst du es denn sagen?“ „Ich möchte nicht lügen und es käme über kurz oder lang sowieso raus. Es ist nämlich nicht nur so, dass die Leute Werwölfe fürchten, weil sie Angst haben, sie könnten gebissen werden. Es ist vielmehr so, dass Werwölfe als schwarze Kreaturen gelten und dass keiner ihnen traut…“ „Aber, Moony, du bist ein hoch anständiger Kerl und…“ falle ich ihm ins Wort. „Es spielt kaum eine Rolle, wie nett ich als Mensch bin“, meint er traurig. „Alle sehen in mir nur den Werwolf und nicht Remus Lupin.“ „Shit. Das ist echt eine dumme Sache“, erwidere ich. „Was wirst du tun?“ „Nun, ich habe eine Art Job entdeckt, den ich machen kann. Ich werde in St Mungos Proband, in der Forschung für Heilmittel. Ich kann es zwar wahrscheinlich nicht lange machen, aber es ist immerhin sowas wie ein Job und wird auch ganz gut bezahlt.“ „Mann“, platze ich heraus. „Du bist doch kein Versuchskarnickel…“ Er zuckt traurig die Achseln. „Ich werde natürlich weiter suchen, aber im Augenblick sieht es so aus, als hätte ich kaum Alternativen…“ „Du kannst nach Hogwarts jedenfalls erst mal bei mir wohnen, OK“, schlage ich ihm vor. „Danke, Padfoot, das ist schon mal eine große Hilfe und ich gerate nicht so in Zeitdruck.“ „Komm schon, Moony, wozu sind Freunde da…“  Das Grab der Lupins Nach der weiten Reise ist der Vollmond in Morties Wald das reinste Vergnügen. Wir laufen unter den Bäumen, dösen auf der Lichtung, spüren interessanten Gerüchen nach. Keiner stört uns dabei, denn der Wald gilt immer noch als verflucht. Den nächsten Tag und die nächste Nacht verschlafen wir unter dem dichten Blätterdach, dann geht es Remus wieder besser. „Ich möchte das Grab meiner Eltern besuchen“, murmelt er. „War noch nie dort. Wollte nicht alleine dorthin…“ Ich nicke und klopfe ihm auf die Schulter. „Ich begleite dich, OK?“, erwidere ich. „Kein Problem.“ Das Dorf hat einen uralten Friedhof und unzählige Generationen von Dorfbewohnern liegen hier begraben. Viele Grabhügel sind mit Unkraut überwuchert und Efeu rankt sich über altertümliche Steine und Kreuze. Wir suchen den ganzen Friedhof ab, bis wir das Grab seiner Familie finden. Ein liebloses Holzkreuz bezeichnet die Stelle, wo nahezu die ganze Familie Lupin begraben liegt. Keine Blumen schmücken den kleinen Hügel, nur Unkraut hat ihn überwuchert. „Nicht mal soviel hatte irgendwer für sie übrig“, murmelt er traurig. Dann kniet er sich vor das Grab, pult sein Taschenmesser aus der Jeans und beginnt das Unkraut zu jäten. Wieder nehmen seine Augen diesen brennenden Ausdruck an und ich weis, er würde gerne weinen, kann es aber nicht mehr. „Ich helf dir, wenn du willst“, murmle ich. „Du könntest mir einen Riesengefallen tun, Sirius“, meint er leise. „Was auch immer du willst“, erwidere ich. „Du kennst doch die magischen Kräuter, oder? Kannst du mir ein paar besonders hübsche besorgen? Sie haben für diese Pflanzen geliebt und ich denke, es würde ihnen gefallen, unter ihnen auf ewig zu ruhen…“ „Mach ich, Mann“, erwidere ich knapp und gehe. Ich habe natürlich sofort bemerkt, dass er hier ein wenig alleine sein möchte und ich will mich nicht in seinen ganz privaten Kummer einmischen. Ich gehe zum Wald, dort habe ich eine Menge von den Pflanzen gesehen, von denen er gesprochen hat. Ich kenne ihr Aussehen und ihren Geruch. Ich werde zu Tatze, da ich sie so leichter aufspüren kann. Hier kann ohnehin niemand die Verwandlung sehen. Meinen Umhang nehme ich zwischen die Zähne, weil ich die Pflanzen dort hinein tun will. Es fällt Tatze nicht schwer, die Pflanzen auszugraben und auf den Umhang fallen zu lassen. Es werden recht viele, bis ich mich entschließe, zu Remus zurückzukehren. Ich werde wieder zum Menschen und gehe zum Grab zurück. Remus kniet immer noch mit gesenktem Kopf davor und murmelt vor sich hin. Ich will seine Andacht nicht stören und bleibe etwas entfernt stehen. Trotzdem kann ich seine Worte hören. „…Mum, Dad ich habe euch so sehr geliebt. Ich dachte immer, ihr würdet mich genauso lieben. Doch ihr habt mich wohl immer mehr gefürchtet als geliebt. Habt immer gefürchtet, der Fluch würde auch über euch kommen. Ich bin traurig, so schrecklich traurig, dass ihr mich nicht mehr als euren Sohn haben wolltet, als Mum ein weiteres Kind erwartet hat. Ich hätte mein Geschwisterchen so gerne kennengelernt und jetzt wird niemand sie oder ihn kennen, niemand… Ach Mum, Dad, ich hätte mir eher das Leben genommen, als meiner Familie etwas anzutun. Aber es ist zu spät. Wir konnten das nicht mehr bereinigen, weil ihr euch für eure verflixten Pflanzen geopfert habt, euch und das ungeborene Kind. Das ist alles so verdammt schade. Hätte ich nicht meine Freunde, wäre ich euch schon längst gefolgt, dann hätten wir die Sache hinter dem letzten Schleier ins Reine bringen können und ich könnte endlich meinen Frieden finden und ihr auch…“ Er seufzt tief und kehrt aus seiner Versunkenheit ins hier und jetzt zurück. Zeit mich zu nähern, bevor er merkt, dass ich alles gehört habe. „Moony?“ frage ich leise und gehe auf ihn zu. „Sirius, hast du was gefunden?“ erwidert er und seine Stimme ist heiserer denn je. „Yeah“, erwidere ich und zeige ihm meine Ausbeute. „Da war noch eine Alraune im Wald, aber ich hab mich nicht getraut, sie auszugraben. Ich war als Tatze unterwegs.“ „Alraune, hmm, die hätte ich wirklich gerne für das Grab“, murmelt er. „Würdest du sie mir noch holen?“ „Wenn du willst, klar“, erwidere ich und mache mich erneut auf. Ich finde einen alten Blumentopf hinter einem anderen Grab und nehme ihn mit. Am Waldrand fülle ich ihn mit Erde. Ein bisschen Moos für die Ohren und es kann losgehen… Die Mutterpflanze ist uralt und riesig. Ich wage es nicht, sie auszugraben. Ihr Schrei würde mich mit Sicherheit töten oder zumindest in den Wahnsinn treiben, aber sie hat unzählige Ableger und von denen kann ich relativ gefahrlos einen nehmen. Vorsichtig lockere ich die Erde um eine kleine Pflanze. Dann packe ich sie an den Kopfblättern, wie wir es in Pflanzenkunde gelernt haben und zerre sie aus dem Boden. Die hässliche, babyartige Wurzel schreit wie am Spieß, aber das Moos hält das Schlimmste von meinen Ohren ab. Entschlossen stopfe ich sie in den Blumentopf und bedecke sie wieder mit Erde. Das stoppt ihre hohen Schreie. Mit meiner Beute kehre ich zu Moony zurück. Er hat bereits die meisten Pflanzen eingesetzt und nur in der Mitte einen Platz für die Alraune frei gelassen. „Du hast sie?“ fragt er. „Yeah“, erwidere ich. „Aber stopf dir erst mal ein bisschen Moos in die Ohren, die Kleine hat ein ganz schönes Organ.“ Moony nickt und kommt meiner Aufforderung nach. Dann gebe ich ihm den Blumentopf. Auch er packt die Alraune fest bei ihrem grünen Schopf und zerrt sie aus dem Behältnis. Er stopft sie in das Loch, das er für sie vorgesehen hat und bedeckt sie mit Erde. Gut dass es hier so einsam ist, sonst hätten die wilden, kreischenden Schreie jemanden schaden können. Remus steht auf und klopft sich die Erde von Händen und Jeans. „Gehen wir“, murmelt er. „Hier habe ich alles erledigt, was ich tun wollte. Danke, Mann, dass du meinen Wunsch nach Alleinsein respektiert hast. Ich wollte nicht ganz alleine hier her, aber ich wollte ungestört hier am Grab sein.“ „Schon gut, Moony“, erwidere ich und lasse durch nichts erkennen, dass ich etwas von dem mitbekommen habe, was er hier am Grab gesagt hat. „Lass uns wieder nach London zurückfahren, OK?“ „Yeah, fahren wir heim…“ Die Rückfahrt ist ohne Zwischenfälle und zwei Tage später sind wir wieder in Blacks Spot zurück. Die Ferien sind fast vorbei und schon bald fahren wir nach Hogwarts zurück.  James Osterferien Am Bahnsteig treffen wir auf Prongs und Lily. Sie sehen verliebter aus denn je, aber nicht besonders glücklich oder zufrieden. Wir nehmen uns ein gemeinsames Abteil und sind sehr neugierig, was die beiden erlebt haben. Wir werfen ihnen fragende Blicke zu, aber James scheint nicht so recht mit der Sprache raus rücken zu wollen. Lily wirft ihm ein schiefes Grinsen zu und meint: „Dann erzähle ich es ihnen eben. Nun, ihr wisst, dass meine Eltern Muggel sind und sie fanden es damals toll, als sie erfuhren, dass ich eine Hexe bin. Das hat sich im Lauf der Jahre auch nicht geändert, aber ich habe mich verändert. Ich gehöre irgendwie nicht mehr zu ihnen, ich gehöre in eure magische Welt. Nun, auch damit konnten sie sich irgendwie abfinden. Doch eine in unserer Familie konnte das nie. Weder damit, dass ich eine Hexe bin, noch dass es mir gefällt, noch dass ich nun zu einer anderen Welt gehöre. Es handelt sich um meine Schwester Petunia, sie ist sowas von muggelhaft, dass es höher nicht mehr geht. Sie weigert sich zu glauben, dass es unsere Welt überhaupt gibt und mich – mich hält sie für einen Freak.“ Sie seufzt schwer. „Nun, das lässt sich nicht ändern. Meine Eltern haben James freundlich aufgenommen, obwohl sie um ihn herumgeschlichen sind, als könne er jeden Moment explodieren oder sowas. Petunia hat ihn jedoch behandelt, als wäre er ein Asozialer oder als würde er aus der Gosse stammen. Als wisse er nicht, wie man mit Messer und Gabel isst oder zu dumm dazu sei, eine Dusche zu benutzen oder elektrisches Licht anzumachen.“ „Yeah“, fällt James ihr ins Wort. „Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich mir vorgekommen, als sei ich geistig minderbemittelt oder so…“ „Das bist du aber nicht, mein Schatz“, erwidert sie. „Ich denke, du bist mit allem besser klar gekommen, als ich zu hoffen gewagt habe.“ „Peter letztes Jahr“, erwidert der. „Wir haben Muggelkunde mit ihm gepaukt und daher weis ich einiges über Muggel und konnte mich darauf einstellen.“ „Wie auch immer, du hast dich vorbildlich verhalten. Nur, was auch immer James tat, meine Schwester hat das nicht von ihrer vorgefassten Meinung abgebracht und sie hat es ihn und auch mich spüren lassen.“ „Nur gut, dass ich noch keine Magie ausüben darf“, erwidert der. „Es hätte mich doch sehr in Versuchung geführt, ihr irgendeinen kleinen Fluch nachzuschicken…“ „Hat dich doch sonst nie gestört“, werfe ich ein. „Na ja, es ist doch noch was anderes Magie direkt vor Muggel auszuüben, als dort, wo es auch andere Magier gibt…“ „Na ja“, fährt Lily fort. „Wir hätten wirklich schöne Ferien gehabt, hätte nicht meine Schwester alles daran gesetzt, sie uns zu verderben. Wollten wir mit einander spazieren gehen, war sie dabei. Waren wir im Garten, trieb sie sich in der Nähe herum. Und nachts bestand sie darauf in meinem Zimmer zu schlafen, da sie ja das ihre großzügiger Weise James überlassen hatte. Wir hatten keine einzige Minute für uns allein.“ „Bis es Lil zu blöd wurde’“, fährt James fort. „Nun, ich wollte nicht zaubern, aber meine Kleine hier hat mich solange genervt, bis ich ihr den Tarnzauber gezeigt habe.“ „Wie konnte Lily dich nerven, wenn doch immer Petunia dabei war“, will Remus wissen. „Alte Runen“, kichert die. „Wir beherrschen beide diese Sprache gut genug, um uns darin halbwegs unterhalten zu können. Petunia verstand natürlich nur Bahnhof. Nun, ich habe sie schlafen geschickt und wir hatten unsere Ruhe.“ „Solange bis das erhöhte Ruhebedürfnis Lils Eltern auffiel…“ „…aber da waren die Ferien auch schon fast vorbei. Und in der Zwischenzeit hatten wir eine Menge Spaß miteinander.“ „Wenigstens konnte Petunia nicht mehr nerven.“ Er klingt nicht ganz glücklich, aber dennoch irgendwie zufrieden. Nun, mehr werden wir im Augenblick wohl nicht aus ihm raus bringen. Doch wir werden ihn später sicher noch eingehend ausfragen, wie mir ein Blick auf Moony zeigt. Auch er will mehr wissen, da bin ich mir ganz sicher. „Wo steckt eigentlich Peter?“ meint Lily. „Er hängt doch sonst immer bei euch ab.“ „Macht sich in letzter Zeit wieder mal etwas rar“, erwidert Moony. „Ich denke, er hat sich wieder mit Sara versöhnt. Ihr wisst schon, während der Zeit, wo wir Lily ausgebildet haben.“ James zuckt die Achseln. Die Antwort genügt ihm wohl. „Und was habt ihr angestellt?“ will er wissen. Wir erzählen es ihm eingehend. „Wäre in Blacks Spot auch noch ein Plätzchen für mich frei?“ fragt Lily etwas schüchtern nach. „Ich habe keine Lust, den Sommer wieder in Petunias Gesellschaft zu verbringen.“ „Platz ist genug da“, erwidere ich. „Du hast sogar dein eigenes Zimmer“, fügt Moony an. „Wir haben drei Betten ins Gästezimmer gestellt und das Schlafzimmer ist frei.“ „Wenn ich euch nicht auf den Wecker falle, würde ich gerne mitkommen.“ „Was werden deine Eltern dazu sagen?“ will James wissen. „Sie haben mich zwar fast schon wie einen Schwiegersohn in spe behandelt, aber ich denke kaum, dass sie davon begeistert sein werden, wenn du die großen Ferien alleine mit drei Männern verbringst.“ Lily lacht nur. „Was sie nicht wissen, macht sie auch nicht heiß. Ich werd ihnen erzählen, dass ich die großen Ferien im Gegenzug bei deinen Eltern verbringen werde.“ „Aber – aber, was, wenn sie bei meinen Leuten nachfragen? Wie du weist, ist mein Vater irgendwo im Ausland und meine Mutter liegt in St Mungos. Sie sind beide kaum irgendwie zu erreichen.“ „Na und?“ meint sie abenteuerlustig. „Dann können meine Eltern sie auch nicht fragen.“ James lacht in sich hinein. „Hört ihr das Mädel? Meine Lil, die passt schon zu uns…“ Ich werfe Remus einen Blick zu. Für so abenteuerlustig hätte ich Lily nie gehalten. Eher für jemanden, der sich immer an die Regeln hält. Sie passt noch besser zu James, als ich erwartet hätte. Auch sie hat diese wilde, tollkühne Ader, aber sie setzt sich noch stärker für Schwächere ein, als wir es je getan haben. Ihre Gründe, ich unserem Bund anzuschließen, waren noch etwas anders gelagert, als die unseren. Uns trieb eher eine Art Rache gepaart mit Abenteuerlust. Sie treibt ihr Gerechtigkeitssinn… „Yeah“, murmeln wir beide. „Lily ist schon richtig…“  Gespräch mit James Als wir wieder in Hogwarts sind, suche ich nach einer Gelegenheit, alleine mit James zu reden. Wegen Lily kann Remus ruhig dabei sein, aber ich will auch wegen ihm mit James reden. Die Gelegenheit bietet sich am Tag nach dem nächsten Vollmond, als wir im Gemeinschaftsraum auf Moony warten. Lily ist bereits schlafen gegangen und Peter hängt wirklich wieder mit Sara ab. Wir sind also endlich mal alleine. „Prongs, ich muss mit dir über Remus reden“, setze ich an. „Was ist mit Moony?“ erwidert er. „Mehrere Dinge. Einmal ist er so gut wie pleite. Ich möchte dich bitten, mir dabei zu helfen, wenn wir in einem Pub sind. Ich möchte, dass wir in Zukunft die Getränke zahlen. Wenn wir im Sommer in Blacks Spot sind, sollten wir die Lebensmittel zahlen, überhaupt alles, was irgendwie möglich ist, ohne dass er es merkt.“ „Yeah, sicher, kein Problem“, meint er. „Was sonst noch?“ „Wir waren an Vollmond oben in Cornwall und Remus hat das Grab seiner Familie besucht. Das weist du ja bereits, aber was du noch nicht weist, ist, was er dort am Grab gesagt hat…“ Ich erzähle ihm alles, an was ich mich erinnern kann. „…er weis nicht, dass ich es gehört habe, aber ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat schon wieder Selbstmordgedanken. Er sagte etwas von wegen, er hätte sich schon längst seinen Leuten hinter dem schwarzen Schleier angeschlossen, wenn er uns nicht hätte. Es ist auch so, dass er auf der ganzen Reise recht schweigsam war und ich dachte es käme vom Vollmond, aber es war wohl auch noch was anderes. Er hat nach einem Job gesucht und keinen gefunden. Stell dir vor, Prongs, er will Versuchskaninchen in St Mungos spielen, um so sein Gold zu verdienen.“ „Spinnt der?“ platzt James heraus. „Das ist brandheiß. Dabei kann sonst was passieren.“ „Es ist echt verzweifelt und ich hab ihm angeboten nach Hogwarts erst mal bei mir in Blacks Spot zu wohnen. Gott sei Dank hat er angenommen. Da kann ich mich dann um ihn kümmern und aufpassen, dass er nichts tut, was er später bereut.“ „Gut“, seufzt James. „Ich hätte nie gedacht, dass es einmal eine Rolle spielen würde, dass du ein halbes Jahr älter bist als ich, aber nun tut es das. Du kannst über dein Vermögen bereits verfügen, ich noch nicht. Aber ich habe auch so genug Gold, um Moony unauffällig zu unterstützen. Und dann sie Sache mit Lil im Sommer…“ „Willst du nicht, dass sie mitkommt?“ frage ich erstaunt. „Doch, schon, aber ich traue mir selbst nicht. Wenn sie im Nebenzimmer schläft … du weist schon. Bei ihr daheim war das was anderes. Da waren ihre Eltern und die ätzende, neugierige Petunia, aber in Blacks Spot, da sind nur wir…“ „Komm, Mann, du bist bis jetzt nicht über sie her gefallen und wirst es wohl auch kaum tun, wenn wir bei mir sind, oder?“ „Außerdem gehören dazu immer zwei“, mischt sich plötzlich Moonys Stimme ins Gespräch. „Seit wann bist du wieder da?“ platzt James heraus. „Grade eben gekommen, hab nur das mit Lily gehört“, erwidert der. „Jetzt erzähl mal was wirklich in den Ferien war.“ „Ihr seid vielleicht neugierig“, brummt James. „Klar“, erwidere ich. „Du bist schließlich der einzige von uns, der `ne feste Freundin hat.“ „Schon gut, schon gut“, murmelt er, aber er ist nicht so unwillig, wie er klingen möchte. „Die erste Woche hing uns dauernd die dämliche Petunia im Kielwasser, bis Lil der Kragen geplatzt ist und sie sie verhext hat. Dann konnten wir endlich ein bisschen alleine sein. Jetzt kuckt nicht so, wir haben nicht miteinander geschlafen, klar? Mehr als ein bisschen knutschen, Händchenhalten und streicheln war nicht. Das wolltet ihr doch wohl wissen, oder?“ Wir laufen beide etwas rot an, aber das Thema ist einfach zu interessant. „Wenn du nicht davon reden willst…“ murmelt Moony. „Nee. Ich möchte schon, aber ich weis nicht, ob es richtig Lil gegenüber ist, klar?“ Wir nicken. Soviel Taktgefühl hätten wir ihm nur nicht zugetraut, aber er liebt das Mädel echt über alles. „Was wollt ihr wissen?“ setzt er hinzu. „Wie es war? Schön, einfach wunderschön. Aber ich musste mich wirklich sehr zurückhalten, als sie mich so gestreichelt hat…“ „Schlimmer Fall von blauen Eiern…“ murmelt Remus. „Woher weist du?“ platzt James heraus. „Genau das ist passiert. Ich schwöre euch, das ist sowas von übel … Wenn ich Lil nicht so sehr lieben würde, dann hätte ich sonst was mit ihr angestellt.“ „Du würdest dem Mädel nie Gewalt antun“, erwidert Remus. „Und wenn ihr es beide wollt, ist es doch auch OK.“ „Wenn wir es beide wollen…“ murmelt James. „Ihr würdet es im Sommer taktvoll übersehen, wenn ich mal nicht bei euch im Zimmer schlafe, stimmt´s?“ Remus lacht in sich hinein. „Padfoot kann sehr taktvoll sein und er schläft wie ein Stein, habe ich in den Ferien gesehen.“ „Was meinst du jetzt damit?“ fragt James. „Du weist doch, dass wir kurz vor dem Vollmond mit Sirius Kiste nach Cornwall rauf sind und du weist, was ich kurz vor Vollmond immer tue, damit ich als Werwolf nicht den Hündinnen nachlaufe, oder?“ „Ach das meinst du“, entgegnet James. „Und du hast einfach gepennt, Padfoot?“ grinst er mich an. „Klar“, erwidere ich. „Ich hab´s dir schon mal gesagt: Was der Körper braucht, muss er haben und ich denke, keiner von uns braucht dabei neugierige Zeugen, oder?“ „Nee, sicher nicht…“ „Hör mal“, meint Remus. „Alleine Lilys Vorschlag, dass sie den Sommer bei uns in Blacks Spot verbringen will, legt doch nahe, dass sie mehr von dir will, oder? Wenn du sie nicht überrollst, dann kommt schon alles in Ordnung.“ „Du meinst, sie will auch?“ stammelt James. „Keine Ahnung, Prongs. Ich denke, du solltest soweit gehen, bis sie nein sagt und dann hörst du einfach auf…“ entgegnet Remus. „…hörst einfach auf“, murmelt James. „Du hast leicht reden… Das gibt wieder dicke Eier und das ist echt nicht nett…“ „Na und?“ erwidere ich. „Mein Haus hat auch ein Klo und dort kann man dicke Eier recht gut loswerden…“ James lacht laut auf. „Ihr seid mir schon zwei…“ prustet er. „Na gut, dann freu ich mich halt einfach mal auf den Sommer…“  Schlimme Neuigkeiten Wenige Tage später erreichen uns unabhängig von einander zwei Briefe. Einer schlimmer als der andere. Eines Morgens, an einem sonnigen Wochenende schwebt eine uns unbekannte Adlereule zu James und liefert einen Brief ab. Er ist an uns alle drei adressiert und so beugen wir uns interessiert über das Pergament: Sehr geehrte Herren Potter, Black, Lupin, ich weis nicht, wie ich es ihnen schonend beibringen soll Gestern Nacht ist Mrs Potter von uns gegangen. Sie war den ganzen Tag bei klarem Verstand und hat liebevoll über ihre drei prachtvollen Söhne gesprochen, die noch an Hogwarts seien und von denen man noch große Dinge erwarten könne. Sie meinte noch, vielleicht sei es doch möglich, ihre Söhne nochmals zu sehen. Es schien ihr um Welten besser zu gehen und wir hatten bereits die Hoffnung, sie könne sich noch einmal erholen. Am Abend schlief sie ein und als die Schwester gegen Mitternacht nach ihr sehen wollte, hatte sie unsere Welt bereits verlassen. Mein herzliches Beileid ihnen dreien. Mehr Trost kann ich ihnen leider nicht bieten… Mit freundlichen Grüßen Heiler Farwick James Augen werden plötzlich leer. Er steht wie eine Marionette auf und rennt aus der Großen Halle, durch die Eingangshalle und ins Gelände hinaus auf den See zu. Ich bin ebenfalls wie vom Donner gerührt und kann kaum mehr denken. Ich weis nur eins, mein kleiner Bruder braucht Hilfe. Moonys Gesicht ist wieder wie aus Stein gemeißelt, aber er scheint seinen Verstand noch beisammen zu haben. „Komm, Padfoot“, stößt er mich an. „Nicht, dass er sich noch was antut.“ Gemeinsam eilen wir ihm nach. Auch Lily hat ihn gesehen, wie er aus dem Schloss gerannt ist und schließt sich uns an. „Was ist los?“ keucht sie im Rennen. „Mum“, nuschle ich und kann kaum reden. „Mrs Potter ist letzte Nacht gestorben“, meint Remus heiser. „James ist echt fertig und wir beide auch.“ James rennt ein ganzes Stück vor uns. Er ist schon fast am See, bremst ab, reißt sich die Kleidung vom Leib und stürzt sich ins Wasser. Wir beide wie die Wilden hinterher. Es macht fast den Eindruck, als wolle er sich ertränken. Er krault auf den See hinaus. Leider konnte er schon immer besser schwimmen als wir und wir können ihn nicht so schnell einholen, wie wir es wollen. Mitten im See hört er plötzlich auf sich zu bewegen und sinkt wie ein Stein in die Tiefe. Lily ist draußen geblieben und wir tragen noch unsere Kleidung, aber dennoch tauchen wir verzweifelt hinter ihm her. James ist weit unter uns und sinkt immer tiefer. Wie macht er das blos? Lebende Körper treiben gewöhnlich. Mit gewaltigen Armschlägen tauchen wir ihm hinterher. Meine Lungen beginnen nach zu brennen und zu stechen, aber ich lasse mich davon nicht abhalten, meinem Freund zu folgen. Remus ist neben mir und silbrige Luftblasen quellen aus seinem Mund. Ich strecke meinen Arm soweit ich kann und erwische James wirren, schwarzen Haarschopf. Remus Hand ist neben der meinen und er packt James Schulter mit eisernem Griff. Mit letzter Kraft stoßen wir uns wieder nach oben. Meine Lungen scheinen zu platzen und die Wasseroberfläche ist unendlich weit über uns. Es dauert eine schiere Ewigkeit, bis es wir sie durchstoßen. Köstliche Luft füllt meine Lunge und ich keuche und huste. Neben mir geht es Moony auch nicht besser. Aber wir haben James. Seine Augen sind geschlossen und sein Kopf rollt kraftlos hin und her. „Bringen wir ihn raus“, hustet Remus. Wir stellen uns sehr ungeschickt dabei an, ihn durchs Wasser zu schleppen, aber wir schaffen es, ihn ans Ufer zu bringen. Lily steht aufgeregt dort und hilft uns, ihn aus dem See zu ziehen. Remus rollt ihn auf den Bauch und klopft ihm auf den Rücken, aber er atmet scheinbar nicht mehr. „Lass mich, Moony“, schiebt Lily ihn weg. Sie rollt James wieder auf den Rücken und beginnt mit seinen Armen Pumpbewegungen zu vollziehen. Aber auch das scheint nicht viel zu bringen. „Nehmt seine Arme“, keucht sie „und macht mit diesen Bewegungen weiter. Ich versuch was anderes.“ Wir kommen der Aufforderung nach. Sie holt tief Luft, presst ihre Lippen auf die seinen und atmet in seinen Mund. Immer wieder und wieder, bis sich sein Brustkorb plötzlich hebt und er zu husten beginnt. „Schnell“, keucht sie. „Dreht ihn zur Seite, dass er das Wasser ausspucken kann.“ Wieder folgen wir ihrer Anweisung… Und James hustet weiter, erbricht einen gewaltigen Schwall Wasser, ringt keuchend nach Luft. „Himmel, kleiner Bruder“, murmle ich. „Das hat doch keinen Sinn. Auch wenn Mum nicht mehr ist, du musst weiter leben…“ „Ich kann nicht mehr“, hustet er. „Es ist zuviel. Ich komme nicht klar damit. Ich pack´s einfach nicht. Ich kann noch nicht mal weinen. Ich hasse mich dafür. Mum ist tot und ich kann noch nicht mal drüber weinen.“ „Konnte ich auch nicht, als ich vom Tod meiner Eltern erfuhr“, flüstert Moony. „Es gibt Dinge, die zu schlimm für Tränen sind…“ Lily ist die Einzige von uns, die noch trocken ist. sie greift nach James Robe und wickelt ihn hinein, dann nimmt sie ihn fest in die Arme. Tränen rinnen über ihr Gesicht… Sie war die ganze Zeit so stark und ohne ihre Hilfe, wäre es mit James aus gewesen und jetzt weint sie herzzerreißend. „Du dummer Kerl, was hast du dir nur dabei gedacht“, schluchzt sie. „Willst dich einfach umbringen. Was hätte ich ohne dich machen sollen. Ich liebe dich doch so sehr…“ James scheint seinen Kopf wieder zusammen zu bekommen. „Lil“, murmelt er. „Meine geliebte Lil. Nein, das wollte ich dir nicht antun. Ich konnte nicht mehr denken. Es war nur diese qualvolle Pein in mir, ein Leid, ein Kummer, stärker als jede Vernunft. Ich wollte sie im See ertränken, wollte, dass der Schmerz aufhört, einfach irgendwie endet…“ Remus stupst mich an und nickt in Richtung Schloss. „Gehen wir uns trocken legen. Lily wird hiermit schon fertig und besser als wir…“ Ich nicke und folge ihm in unserem Turm. Peter fängt uns in der Eingangshalle ab. „Was war denn mit Prongs?“ will er wissen. „Mrs Potter ist gestorben“, erwidert Remus in einem Tonfall, der Wurmschwanz veranlasst, keine weiteren Fragen zu stellen. Wir haben echt Glück, dass sonst keiner diese Szene mitbekommen hat… Doch leider war das noch nicht alles, was das Schicksal an Schlägen für uns bereithält. Am selben Abend sitzen wir vier im Gemeinschaftsraum zusammen und Lily versucht uns zu trösten. Peter steckt schon wieder mal sonst wo und darüber bin ich alles andere als böse. Wir hätten ihn hierbei echt nicht brauchen können. Er hat sich die Karte des Herumtreibers ausgeliehen und meinte, er würde sie brauchen. Wir haben sie ihm nur zu gerne geliehen, um ihn loszuwerden. Lily redet beruhigend auf uns ein und wir hängen unseren Erinnerungen an Mum nach. Wir erzählen ihr viel von unseren Aufenthalten von Godrics Hollow. Die Geschichten beruhigen uns und die Trauer sickert irgendwie aus uns heraus. Plötzlich ertönt ein Klappern an der Fensterscheibe und Lily springt auf. Sie lässt eine sehr zerzauste, fast mottenzerfressene Schreieule herein. Sie hüpft vor uns auf den Tisch und streckt ein Bein aus. Remus nimmt ihr das Pergament ab, sie schüttelt sich, sträubt ihr Gefieder und hebt wieder ab, fliegt zum Fenster hinaus. Der Brief ist an uns drei Jungs adressiert und trägt eine unbekannte, klobige Handschrift: Jungs, Ihr kennt mich nicht, aber ich weis eine Menge von euch. Mein Name ist Alastor Moody und ich bin Auror. Ich habe euren Dad auf seiner Reise begleitet, auf seinem letzten Großen Abenteuer, wie er es immer nannte. Und es war ein großes Abenteuer. Wir haben jenen verfolgt, der sich als Dunkler Lord bezeichnet. Nahe, sehr nahe kamen wir an ihn heran. Ach, Jungs, er hat so verdammt viele Schwarze Magier um sich geschart. Zu viele für uns beide… Sie haben uns erwischt und es kam zum Kampf. Ich hätte nie gedacht, dass euer Dad noch soviel Macht hat. Er kämpfte wie ein Held und hat ein paar von den Bastarden in den Orkus geblasen, aber es waren zu viele. Genau genommen nur einer zuviel… Er hat eurem Dad den Averda Kedavra entgegen geschickt und der konnte sich nicht mehr rechtzeitig ducken. Ich weis, dass ihr den Fluch kennt… Ein einziger grüner Blitz und alles ist vorbei. Nun, der Kerl, der das getan hat, sitzt bereits in Askaban. Fand ich die bessere Strafe, als ihn einfach umzulegen. Ich habe mich oft mit dem alten Potter unterhalten und weis daher, dass er so sterben wollte. Im Kampf, nicht im Bett. Er war bereit, mit einem letzten großen Knall abzutreten. Das hat er immer gesagt und das hat er auch geschafft … Er hat mich gebeten, euch zu benachrichtigen, wenn es geschehen ist. Das habe ich hiermit getan. Tut mir leid für euch, Jungs, ich weis, was der Alte euch allen dreien bedeutet hat. Aber vielleicht tröstet es euch, dass es immer sein Wunsch war, so zu gehen… Alastor Moody „Jetzt auch noch Dad“, murmelt James hohl. „Jetzt haben wir wirklich nur noch uns…“ „Wölfe“, murmelt Lily und streckt ihre Hand nach ihm aus. Er legt die seine hinein. „Wölfe“, gibt er zurück. Remus legt eine Hand darauf, gefolgt von der meinen. „Wölfe“, murmeln auch wir. Wir sind nicht verwandt, aber unser Pakt bindet uns stärker als Blut und diese nahezu stumme Bestätigung, dass wir füreinander da sind, tröstet uns auf eine seltsame Art. Plötzlich wird unser bedrücktes Schweigen von Peter unterbrochen, der zum Porträtloch hereinstolpert. Er sieht ganz derangiert und atemlos aus. Seine wässrigen Augen funkeln entsetzt. „Was ist denn mit dir los?“ will Lily wissen. Sie ist im Moment die einzige von uns, die ihren Kopf noch richtig beisammen hat. „Filch hat mich erwischt“ stammelt er. „Auf dem Rückweg zum Turm. War ein bisschen spät dran und wollte gerade auf die Karte schauen, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Da stand er plötzlich vor mir. Ich hatte keine Zeit mehr, die Schrift zu aktivieren, aber er hat mir das alte Pergament trotzdem abgenommen … Sara hatte sich versteckt. Sie muss gleich kommen…“ Der Verlust der Karte ist zwar alles andere als schön, aber bei den schlechten Nachrichten, die wir heute bekommen haben, ist es kaum der Rede wert… „Macht nichts, Peter“, brummt James. „Geh schlafen, alles halb so wild…“ Wurmschwanz wirft ihm einen verblüfften Blick zu - er hatte wohl erwartet, dass wir ihm halb den Kopf abreißen – aber er sagt nichts mehr und trollt sich die Treppe hinauf. Schweigend sitzen wir noch eine Weile beieinander und spenden uns Trost. Dann entschließen sich Remus und ich schlafen zu gehen und Lily noch ein wenig mit James alleine zu lassen. Die Prüfungen kommen näher, aber keiner von und hat großes Interesse daran zu lernen. Peter sitzt mit Sara zusammen und paukt für ihre OZE. Sie weiss jetzt wohl, was es mit dem fünften Jahr auf sich hat, denn sie wirft ihm häufig entschuldigende Blicke zu. Wir sind jetzt eher mit Lily zusammen als mit Peter, sie ist eine wesentlich angenehmere Gesellschaft und nervt nie. Mit unseren dummen Streichen haben wir völlig aufgehört und nicht mal Snivellus bringt uns noch dazu Flüche durch die Gegend zu schicken, denn er ist kaum mehr in unserer Nähe. Vielleicht auch, weil er sich jetzt keine Hoffnung mehr auf Lily macht… Es ist das erste Jahr in dem wir nicht gelernt oder geübt haben, abgesehen von dem Training für Lily, aber wir beherrschen unseren ganzen Stoff trotzdem im Schlaf. Zu viele Jahre lang haben wir den ganzen Mist geübt. Dieses Jahr hatten wir wirklich andere Dinge im Kopf… Die Prüfungen sind schnell geschrieben und wohl auch bestanden. Doch bevor wir uns in die Ferien aufmachen, will Dumbledore uns nochmal sprechen.  Dumbledore stimmt zu Wir sitzen in seinem Büro und warten ab, was er uns zu sagen hat. „Ihr seid jetzt also wirklich mit Lily zusammen“, meint er. „Ich bin froh, dass ihr miteinander auskommt. Wie weit habt ihr Lily eingeweiht?“ „In alles, Sir“, erwidert Remus knapp. „Wir haben die Zeit genutzt, sie auszubilden und sie ist eine brillante Schülerin und Hexe.“ „Gut, sehr gut“, nickt der. „Was habt ihr für den Sommer geplant?“ „Wir werden alle zu mir nach Hause fahren“, erwidere ich. „Nicht nach Grimmauld Platz, nach Blacks Spot. Mein Onkel hat mir die Hütte hinterlassen.“ „Warum nicht wie üblich zu den Potters?“ „Sie wissen es nicht?“ stammelt James. „Nun ich weis, dass Mrs Potter in St Mungos ist und Mr Potter im Ausland, aber nichts desto trotz gibt es doch noch immer das Haus in Godrics Hollow.“ „Mum und Dad sind beide tot“, murmelt James und gibt Dumbledore die beiden Briefe, die er immer bei sich hat. „Das wusste ich nicht“, murmelt der, nachdem er sie gelesen hat. „Moody ist noch nicht wieder zurück und wir haben keine Nachricht von ihm erhalten…“ „Sie kennen Alastor Moody?“ will Remus wissen. „Er ist ein alter Freund von mir und ein sehr zuverlässiger Mann. Wenn er sich nicht meldet, dann ist er entweder sehr dicht an etwas dran oder er steckt in großen Schwierigkeiten. Aber jetzt weiter mit euren Angelegenheiten. Warum nicht nach Godrics Hollow?“ „Das Haus gehört mir erst, wenn ich volljährig bin und das werde ich erst im Oktober“, erwidert James. „Mein Dad meinte, Remus und Sirius sollten sich so lange um mich kümmern.“ „Nun gut. Ich denke, das kann ich akzeptieren. Die beiden sind schließlich erwachsen. Aber wie ist das mit dir, Lily?“ „Ich will diesen Sommer nicht nach Hause, Sir“, ist ihre Antwort. „Meine Eltern sind zwar Muggel, aber dennoch ganz OK. Es geht eher um meine Schwester und die ist eine echte Zimtzicke. Ich habe keine Lust, mir von der wieder die Ferien verderben zu lassen. Ich gehe mit nach Blacks Spot.“ „Sind deine Eltern damit einverstanden?“ will Dum-bledore wissen. Lily entschließt sich sofort, ehrlich zu sein. Wir alle wissen, dass Dumbledore es sofort merkt, wenn man ihn anlügt. „Die denken, ich fahre nach Godrics Hollow zu den Potters, weil doch James die Osterferien bei uns war. Sie denken auch, dass sie den Potters nicht schreiben können, weil sie doch Magier sind und keine Ahnung von Muggel haben, was natürlich nicht stimmt, aber sie wissen es nicht besser. Die Wahrheit würden sie wohl kaum verstehen. Ihr kleines Töchterchen mit drei Männern in einem Haus und keine Erwachsenen dabei, ich bitte sie, Sir…“ Der wirft uns einen strengen Blick zu, dann seufzt er. „Ich denke, ihr seid alt genug, um für euch selbst zu entscheiden und ich denke auch, dass ich mich auf euch verlassen kann, oder?“ Wir nicken. „Es wird nichts geschehen, womit nicht alle einverstanden sind“, meint Remus. „Das versprechen wir ihnen, Sir.“ Moony ist schlau genug, um uns ein Schlupfloch offen zu lassen. „Nun gut. Ich halte zwar nicht viel davon, dass Lily ihre Eltern belügt, aber ich bin froh, dass ihr den Sommer zusammen verbringt. Ich halte es für sicherer. Wenigstens zwei von euch sind vollwertige Magier und dürfen ihre Magie auch benutzen und ich denke, auch Lily und James sind alles andere als wehrlos.“ „Wir können uns wehren, Sir“, erwidert James. „Schon seit vielen Jahren und wir passen schon auf, dass keine Muggel etwas davon mitbekommen.“ „Remus, was wirst du in den Vollmondnächten tun?“ will er von Moony wissen. „Nach Cornwall apparieren und dort den Wolf durch Morties Wald toben lassen. Der Wald gilt als verflucht und ich bin dort sicher.“ „Du machst das schon länger, oder?“ „Ja, Sir, schon seit ich erwachsen bin. Es ist leichter, den Werwolf zu ertragen, wenn ich dann rennen und laufen kann. Das weis ich schon, seit ich vor Jahren einmal aus meiner Zelle zu Hause entkommen bin und seither nutze ich dazu jede Gelegenheit, die sich mir bietet.“ Er lügt nicht, sagt aber auch nicht die ganze Wahrheit und Dumbledore stellt nicht die richtigen Fragen… „Gut, dann verlasse ich mich auf euch. Bitte bereitet euch gut aufs nächste Jahr vor. Ich habe die seltsame Ahnung, dass wir es noch dringend brauchen werden und… Schöne Ferien…“  Lilys Überraschung Wir sitzen im Zug und fahren heim. Peter macht sich immer noch rar und ist jetzt fast dauernd mit Sara zusammen, aber uns ist das nur Recht. „Also“, meint Lily. „Was genau habt ihr in den Ferien vor?“ „Nun, wie schon gesagt“, erwidert Moony. „Zu den Vollmonden nach Cornwall.“ „Motorradfahren“, ist meine Antwort. „Mit dir abhängen“, entgegnet James. „Können wir auch ein bisschen durch London bummeln?“ will Lily wissen. „Es laufen ein paar Klasse Filme im Kino, die ich mir gerne ansehen würde.“ „Warum nicht“, meint James, „aber woher bekommen wir die richtige Währung?“ „Bei Gringotts“, erwidert sie. „Die tauschen auch in die andere Richtung.“ James wirft einen kurzen Blick auf Moony und zieht dann eine Augenbraue fragend in meine Richtung hoch, Ich verstehe ihn sofort und nicke bestimmt. Er wollte wissen, ob das ein Fall von Wir zahlen für Remus ist. Wir vier stehen uns inzwischen so nahe, dass wir auch schweigend beieinander sitzen können, ohne uns zu langweilen. Wir sind alle im letzten Jahr viel ruhiger geworden. Die ganze Blödelei hat aufgehört und Remus Frage von damals: Wann wollt ihr endlich erwachsen werden? Ist keine Frage mehr, wir sind es nämlich geworden. Eigentlich, ohne es richtig zu merken, der Lauf der Dinge hat uns einfach dazu gemacht. Als wir in London sind, reisen wir durch den Tropfenden Kessel nach Blacks Spot. Lily ist von dem Haus begeistert. „Ist ja scharf“, ruft sie. „So eine irre Bude, Padfoot!“ „Komm mit“, meine ich. „Ich zeig dir, wo du schlafen kannst.“ Und führe sie in das eigentliche Schlafzimmer. Sie macht große Augen und scheint sich hier sofort wohl zu fühlen. Sie stellt ihren Koffer in die Ecke und macht sich daran auszupacken. Wir haben an Ostern Onkel Alphards alte Klamotten weitgehend entsorgt und der Schrank steht leer. Lily nutzt das und packt ihre Sachen hinein. „Komm, Prongs“, meint Moony. „Wir zeigen dir unser Zimmer.“ James kann sich kaum von Lily losreißen, aber er folgt uns trotzdem. „Starke Bude, Padfoot!“ meint er. „Gefällt mir echt.“ Auch wir bringen unsere Sachen unter. „Ich geh kochen“, sagt Moony schließlich und trollt sich in die Küche. „Himmel“, murmelt James. „Das war jetzt ein eigenartiges Gefühl, zu sehen, wie Lil ihren Koffer auspackt. Irgendwie so – intim.“ „Warum meinst du, hat Moony dich hier rüber gelotst?“ entgegne ich. „Er hat einen recht feinen Sinn für sowas.“ „Was er wohl kocht?“ wundert sich James. „Ich schätze seinen Eintopf, weil er weis, dass wir ihn beide mögen.“ „Yeah, mit dem Zeug kann man sich so richtig schön voll stopfen“, grinst er zurück. Wir gehen in die Küche hinüber und richtig, dort ist Moony mit Lily und sie schälen Kartoffeln. Wir schließen uns ihnen an und putzen das Gemüse. „Ich hoffe ihr seid einverstanden damit“, meint Remus. „Aber wir müssen erst einkaufen, bevor ich was anderes kochen kann.“ „Ich kann auch ein bisschen kochen“, wirft Lily ein. „wenn wir die richtigen Sachen besorgen, aber eine tolle Hausfrau bin ich nicht.“ „Apropos Hausfrau“, meine ich. „Wie wär´s wenn wir mal wieder Andromeda besuchen?“ Remus fängt an zu strahlen. „Und Nymphchen…“ „Wieso fällt euch beim Stichwort Hausfrau Andromeda ein?“ will Lily wissen. James erklärt es ihr und sie lacht sich über seine Schilderung des Tonks´schen Haushalts kaputt. „Also die Familie möchte ich echt gerne kennen lernen, schickst du ihr ´ne Eule Sirius?“ „Mach ich“, gebe ich zurück. „Aber erst nach dem nächsten Vollmond“, meint Moony. „Es ist schon in drei Tagen wieder soweit. Wie wollen wir es dieses Mal halten?“ „Ich will mitkommen“, platzt Lily heraus. „Lil, du bist kein Animagus und als Mensch ist es viel zu gefährlich“, gibt James zurück. Lil grinst ihn an und plötzlich sitzt eine wunderschöne Schleiereule auf ihrem Stuhl. Sie ist ebenfalls ein Animagus. „Wie – wie – wie“, stammelt James. Sie wird wieder zum Menschen. „Ich habe das schon geübt, seit ich davon weis, dass ihr welche seid. Es war ziemlich schwer, aber schließlich habe ich es letztes Jahr geschafft. Dann musste ich aber noch lernen zu fliegen. Das ist nämlich eine ganz spezielle Fähigkeit und liegt nicht im Animagus selbst. Ich wollte mich mit meinen ungeschickten Versuchen nicht vor euch blamieren.“ Sie schaut unsere erstaunten Gesichter an und grinst. „Ist mir gelungen, oder, meine Überraschung?“ „Du weist, dass du das geheim halten musst, oder?“ wirft Moony ein. „Nur Andromeda weis noch davon, sonst keine lebende Seele außer uns. Noch nicht mal Dumbledore hat die geringste Ahnung davon.“ „Das war mir schon von Anfang an klar“, winkt sie ab. „Aber die Vorstellung, vor meiner Schwester zur Eule zu werden ist zu schön.“ James beginnt prustend zu lachen. „Yeah“, kichert er. „Die olle Petunia kippt dir garantiert aus den Latschen…“ „Nun bring sie doch nicht auch noch auf dumme Gedanken“, meint Moony stirnrunzelnd und beginnt mit dem Kochen. „Keine Sorge, Remus, die Vorstellung ist echt stark, aber tun würde ich es dann doch nie“, beruhigt ihn Lily. „Aber was anderes, wie kommen wir nach Cornwall?“ „Wir apparieren“, erwidert James. „Du auch?“ „Yeah, sicher. Schon seit einiger Zeit.“ „Aber ich kann es noch nicht“, meint sie enttäuscht. „Das bringen wir dir bis dahin zuverlässig bei“, beruhige ich sie. „Du bist eine so tolle Hexe, da dürfte das kein Problem sein.“ Sie nickt mir dankbar zu.  Ferien mit Lily Und Lily lernt wirklich schnell. Bereits drei Tage später ist sie tatsächlich in der Lage, mit uns nach Cornwall zu apparieren. Wir drei werden zu Animagi und warten den Mondaufgang ab, der Remus zum Werwolf macht. Lily sieht zum ersten Mal die Verwandlung. Sie sitzt auf einem Ast und schaut mit ihren funkelnden Eulenaugen auf unsere Gruppe herunter. Sie muss zu Tiefst beeindruckt sein, denn sie schüttelt sich selbst in ihrer Tiergestalt. Kaum ist Remus Verwandlung beendet, beginnen wir, wie gewohnt durch den Wald zu laufen. Lily segelt in ihrer Eulengestalt über uns dahin. Sie muss wirklich sehr viel geübt haben, denn sie fliegt beinahe so gut, wie ein echter Vogel. Die Vollmondnacht macht noch mehr Spaß als sonst, denn Lily ist als Eule wirklich witzig. Manchmal fliegt sie so knapp über uns hinweg, dass uns ihre Flügelspitzen streifen. Schließlich lässt sie sich auf James Schulter nieder und reitet auf ihm durch den Wald. Es ist mitten im Sommer und die Nacht ist sehr kurz. Schon bald dämmert der Morgen herauf. „Wow“, meint Lily. „Das macht ihr also immer bei Vollmond. Echt stark.“ Ihre Augen funkeln und sie strahlt. „Was machen wir jetzt?“ will sie wissen. „Pennen“, erwidert James knapp und gähnt. „Lasst uns nach Blacks Spot zurückkehren“, schlägt Moony heiser und müde vor. Ich nicke nur und wir apparieren nach Hause. Wie wir es gewohnt sind, frühstücken wir erst mal, bevor wir uns schlafen legen. Remus döst bereits im Sitzen vor sich hin. „Komm, Moony“, meine ich. „Gehen wir uns ablegen, du siehst todmüde aus.“ Er nickt und gähnt, folgt mir taumelnd in unser Schlafzimmer. James und Lily bleiben zurück. Sollen sie doch. Das geht mich überhaupt nichts an. Kaum liegen wir auf unseren Betten hat uns auch schon der Schlaf überrollt… Als ich wieder wach werde, ist es schon später Nachmittag. Remus schläft noch und ich entscheide, dass ich mal was kochen könnte. Ein Blick auf James Bett zeigt mir, dass er da sicher keine Minute drin gelegen hat. Na ja, mit sowas hatten wir ja auch gerechnet. Ich finde Prongs in der Küche, wo er gedankenverloren in einer Tasse Tee herumrührt. „Lil schläft noch“, murmelt er. „bin auch erst grade wach geworden…“ Ich setze mich zu ihm und schenke mir auch eine Tasse Tee ein. Wenn er reden will, wird er das schon tun. Wenn ich ihn zu sehr dränge stammelt er nur rum. „Was ist mit Moony?“ will er wissen. „Pennt auch noch“, erwidere ich. „War heute morgen echt müde und ich auch.“ James brummt bestätigend. „Hab noch eine ganze Weile mit Lil gequatscht“, meint er. „Bis wir beide vor lauter Gähnen kaum mehr ein Wort raus bekamen. Hat gemeint, ich soll doch in ihr Zimmer mitkommen. War mir echt nicht sicher, was ich tun soll, bin dann aber doch mitgegangen. Lil hat sich einfach mit ihren Klamotten aufs Bett gelegt und mich aufgefordert, dass ich mich neben sie lege. Hat sich an meine Schulter gekuschelt und bevor noch mehr geschehen konnte, waren wir beide tief und fest eingeschlafen…“ Er lacht leise in sich hinein. „Weist du, Padfoot, ich hätte nie gedacht, dass es so schön sein kann, einfach nur neben Lil zu schlafen und neben ihr aufzuwachen. Blos das … Und es war einfach mehr als nur OK.“ Mein kleiner Bruder sieht aus, als sei er heute um ein paar Jahre erwachsener geworden. Nichts passiert, hat er gesagt. Ich denke in gewisser Weise ist eine ganze Menge geschehen. „Siehst du“, meine ich daher. „Keine Probleme mit Blauen Eiern, oder?“ „Nee. Bin viel zu schnell eingepennt“, entgegnet er. „Trotzdem war das schon was Besonderes.“ Lily kommt gähnend herein gewankt. „Hi, Jungs“, murmelt sie. „Ausgeschlafen?“ Wir nicken. „Ist man immer so müde, nach einer solchen Nacht?“ will sie wissen. „Nee, Lily, nicht immer“, erwidere ich. „Wir dösen meistens in unserer Tiergestalt und dann geht es am nächsten Tag besser. Ginge ja auch gar nicht anders, wenn wir zum Unterricht müssen. Würde verdammt schnell auffallen, stimmt´s?“ Sie nickt. Da kommt auch Remus herein. „Dann sind wir ja wieder komplett“, meint James. „Was wollen wir kochen?“ Schnell bekommen wir unser Leben in Blacks Spot in den Griff und eine gewisse Routine spielt sich ein. Irgendeiner kocht. Ein anderer kauft ein, wieder ein anderer räumt auf. James verbringt die meisten Nächte doch bei uns im Zimmer. Er scheint auf eine erneute Einladung seiner Angebeteten zu warten und sie scheint auf eine Frage von ihm zu warten. Remus und ich finden das echt amüsant, aber wir sagen nichts dazu. Ich gase wieder mit meinem Motorrad durch die Gegend, fahre in die Winkelgasse, Gold umtauschen, denn Lily will unbedingt mit uns ins Kino. Sie ist viel mit James in Muggel London unterwegs und Moony hat die Vorzüge von Onkel Alphards Bibliothek entdeckt. Man bringt ihn kaum hinter den alten Büchern hervor. An den Abenden sitzen wir oft zusammen und Moony berichtet uns begeistert von Zaubern von denen er tagsüber gelesen hat. Es sind wirklich interessante Dinge dabei. Unter anderem hat er in einem Buch gelesen, wie man sich selbst im Notfall einen Zauberstab herstellen kann. Coole Sache, denn man weis ja nie… Eines Abends kommen James und Lily mit Kinokarten daher und fordern uns auf, mitzukommen. Zum ersten Mal wird wirklich klar, dass Lily aus einer anderen Welt stammt. Sie kennt sich echt aus und führt uns zu einem Kino. Es ist eine völlig neue Erfahrung für mich, einen Film anzusehen. Ich wusste gar nicht, dass auch die Muggel bewegte Bilder kennen, dachte das gäbe es nur in unserer Welt… Der Film heißt Tommy und wird von hämmernden Rhythmen einer britischen Rockband begleitet. Mir gefällt er, aber ich denke nicht, dass James und Lily viel davon mit bekommen, denn deren Lippen kleben unentwegt aneinander. Remus starrt wie gebannt auf die Leinwand und wiegt sich im Takt. Der Raum ist sehr dunkel und meine Freunde sind nicht das einzige Pärchen. Wirklich eine eigenartige Erfahrung, aber eine gute… Als der Film zu Ende ist, schlendern wir durch das nächtliche London. Es hat schon was. Die dunklen Straßen, die vielen Lichter, die vielen Menschen, die unterwegs sind… „Hat dir gefallen, was Moony?“ frage ich Remus. „Klasse“, erwidert der. „Muss Lily fragen, ob es noch mehr solche Filme gibt, wenn sie wieder ansprechbar ist…“ Lily und James gehen nämlich eng umschlungen vor uns und scheinen sich in ihrer eigenen Welt zu befinden. Wir wollen sie dabei nicht stören. „Ich finde es schön“, sage ich leise zu Remus. „Es freut mich echt, dass die beiden endlich zusammen sind.“ „Mich doch auch“, erwidert er. „Und ohne, das unsere Freundschaft kaputt gegangen ist. Im Gegenteil.“ „Ich finde es nur witzig, wie die beiden in Blacks Spot umeinander herumschleichen“, füge ich an. „Jeder wartet, dass der andere was sagt.“ „Yeah. Hast du eine Ahnung, was nach dem Vollmond zwischen den beiden war?“ will er wissen. „Nichts“, erwidere ich. „Sie waren beide zu müde und haben nur nebeneinander geschlafen. Aber ich habe so ein Gefühl, als würde heute Nacht wieder mal ein Bett leer stehen.“ Remus lacht leise in sich hinein. „Yeah, da könntest du Recht haben. Du was anderes … Hast du schon an Andromeda geschrieben?“ „Oh, yeah, hab ich ganz vergessen“, erwidere ich. „Sie hat gemeint. Sie sei im Urlaub an der Küste und würde Mitte August wieder zurück sein, dann könnten wir gerne vorbeikommen.“ „Gut“, meint Moony. „Ich freu mich schon auf Nymphchen.“ „Du magst die Kleine echt gern, oder?“ „Yeah. Für mich ist sie ganz was Besonderes, wo ich doch geholfen habe, sie auf die Welt zu bringen. Fast sowas, wie eine kleine Schwester oder Tochter.“ „Na ja, viel Familie haben wir wohl alle nicht mehr, stimmt´s?“ meine ich etwas traurig. „Yeah“, erwidert er. „Aber wir haben immer noch uns und das ist auch eine ganze Menge.“ Ich nicke und schiebe die trüben Gedanken, die mich schon wieder Mal überfallen wollten, rasch bei Seite. Ich will mir den schönen Abend nicht verderben lassen. Wir hatten Recht, mit unserer Vermutung, dass das dritte Bett in unserem Zimmer in dieser Nacht leer bleiben würde. Die Beiden gehen ganz selbstverständlich in Lilys Zimmer als wir nach Hause kommen. Remus und ich grinsen uns an. Da wir noch nicht recht müde sind, hängen wir noch ein bisschen im Salon ab und genehmigen uns ein Butterbier. „Lust auf ein paar Partien Schach“, meint Moony. „Ich bin noch zu wach zum Schlafen.“ „Yeah, gute Idee.“ Wir spielen die halbe Nacht, bis uns die Augen zufallen. Langsam werde ich richtig gut, aber Moony kann ich immer noch nicht schlagen. Schließlich gehen auch wir beide zu Bett.  Besuch bei Andromeda Es ist wirklich seltsam, so eigenverantwortlich als Erwachsener zu leben. Nichts hat mich darauf richtig vorbereitet, aber wenn man einen Schritt nach dem anderen macht und sich genau überlegt, was man tun will, dann klappt das schon alles. Die Zeit vergeht rasch und den nächsten Vollmond verbringen wir wieder in Cornwall. Auch gehen wir wieder miteinander ins Kino und Moony genießt jeden einzelnen der Musikfilme, die wir uns ansehen. Immer seltener schläft James noch bei uns im Zimmer, aber weder Moony noch ich bekommen etwas von dem aus ihm heraus, was in dem anderen Zimmer geschieht. Wir wollen aber auch nicht zu neugierig nachbohren, denn schließlich geht die Sache nur die beiden was an… Es wird Mitte August und eine Eule von Andromeda kommt an, die uns mitteilt, dass sie wieder zu Hause ist. Schon am nächsten Tag reisen wir durchs Feuer zu ihr. „Schön euch wieder mal zu sehen, Jungs“, begrüßt sie uns freundlich. „Und wer ist die nette junge Dame, die ihr mitgebracht habt?“ „Lily Evans, Ma´am“, murmelt die. „Nichts Ma´am, einfach nur Andromeda, wie für die anderen auch, meine Liebe“, erwidert die. Lily lächelt sie freundlich an. Die Wohnung hat sich nicht sehr verändert. Man sieht nur, dass wieder eine Menge Reparaturen angefallen sind. Ted und Nymphadora, schätze ich… „Wo ist Nymphchen?“ will Moony wissen. „Sie schläft Gott sei Dank“, erwidert Andromeda. „Das letzte Mal als ihr da wart, war sie noch sehr klein, aber sie ist gewachsen und damit auch das Chaos, das sie regelmäßig anrichtet. In Verbindung mit Ted ist es eine riesige Verantwortung und ich kann noch immer nicht meiner Arbeit nachgehen. Tut mir zwar Leid, aber meine Familie ist mir wichtiger. Langsam kann ich deinen Dad verstehen, James. Wie geht es eigentlich deinen Leuten?“ Sie stellt die Frage ganz unschuldig und möchte es einfach nur wissen. Wir werfen ihr alle drei einen doch sehr bedrückten Blick zu. „Was ist?“ fragt sie nach. „Weist du es den nicht?“ murmelt James. „Bitte Moony, mach du, du kannst das besser.“ „Sie sind beide schon vor Ostern gestorben. Tut mir leid Andromeda. Mrs Potter litt an einer degenerativen Erkrankung und hat Stück um Stück ihr Gedächtnis verloren und Mr Potter war hinter Voldemort her und wurde von dessen Anhängern ermordet.“ Andromeda keucht. „Das wusste ich nicht. Keiner hat mir was gesagt und mit dem Ministerium stehe ich kaum mehr in Verbindung. Himmel, das tut mir so leid für euch. Wie kommt ihr jetzt zu Recht?“ „Geht schon“, erwidert Moony. „Ich bin schon neunzehn und Sirius ist auch erwachsen. Mr Potter hat uns die Verantwortung für James übergeben, bis auch er volljährig ist. Wir wohnen in den Ferien in Alphards alter Wohnung.“ „Und Lily?“ fragt Andromeda nach. Sie wollte schon immer alles ganz genau wissen. „Wohnt auch bei mir“, antworte ich. „Allein mit drei Männern, Lily?“ wendet sich meine Cousine an sie. „Warum nicht“, entgegnet sie. „Remus und Sirius sind wie Brüder für mich und James werde ich später mal heiraten - Also, wo liegt das Problem?“ Andromeda schüttelt den Kopf. „Ihr seid mir schon welche … Aber ich denke es ist schon OK. Schließlich habe ich auch erst mal ein paar Jahre mit Ted zusammengelebt, bevor wir geheiratet haben…“ KRACH „Nymphchen ist wach“, rufen wir drei Jungs im Chor. Lily versucht erfolglos, sich ein Lachen zu verkneifen und Andromeda seufzt wieder mal. „Gehen wir rüber“, meint sie knapp. Wir folgen ihr ins Kinderzimmer. Hier hat sich dann doch einiges geändert. Am Boden liegen dicke Matten und alle Regale und Schränke sind sicher an den Wänden befestigt. Alles was irgendwelche Verletzungen verursachen könnte, jegliche spitze Kante oder Ecke ist aus dem Zimmer verschwunden. Selbst das Bett ist abgerundet. „Ich hatte es satt, meine Kleine dauernd zusammenflicken zu müssen. Nicht mal die Zauber haben gereicht, um sie erfolgreich zu schützen“, murmelt meine Cousine. „Nymphchen, Besuch!“ wendet sie sich an das Mädchen. Die Kleine ist sehr gewachsen und hält sich inzwischen etwas mit ihren Verwandlungen zurück. Sie scheint es gelernt zu haben. Wer weis, wieviel Nerven es Andromeda gekostet haben mag, sie soweit zu bringen… „Meine Onkels!“ ruft das Mädchen. „Besuch für Nymphy!“ sie klatscht in die Hände und hüpft durchs Zimmer. „Bist du meine Tante?“ hoppelt sie auf Lily zu. „Ja, ich denke, so könnte man sagen“, erwidert Lily verblüfft und hebt die Kleine hoch. „Du bist aber eine ganz Niedliche“, meint sie. Stimmt. Nymphadora sieht heute aus, wie ein kleiner Engel, mit goldenen Löckchen, einem herzförmigen Gesichtchen und himmelblauen Augen. Aber kaum hat Lily zu ihr gesagt, sie sei niedlich, verzieht sie ihr Gesicht und es verändert sich. Ihr Haar wird so rotbraun, wie das von Lily und ihre Augen nehmen ebenfalls Lilys Form und Farbe an. „Wow“, meint die. „Metamorphmagus. Ihr habt mir gar nichts davon gesagt, Jungs…“ „Hättest du eh nicht geglaubt, oder Lil?“ erwidert James. „Nee, nicht so ganz. Ich hab zwar mal was davon gelesen, aber das glaubt man wirklich erst wenn man es sieht“, gibt sie zur Antwort. „Nymphchen“, meint Andromeda streng. „Du sollst das doch nicht tun, wenn Leute da sind.“ „Aber Tante ist so schön, Nymphy, will so aussehen, wie die Tante“, piepst die Kleine. „Tante, lass Nymphy runter“, meint sie zu Lily und beginnt zu zappeln. „Spielst du mit meinem Dachen und meinem Fliegpferdchen?“ „Sie liebt die Viecher, die ihr damals angeschleppt habt“, murmelt Andromeda uns zu. „Sie sind schon ganz abgekaut und räudig, aber sie gibt sie nicht her.“ „Lil hat mit mir eine Puppe mit Kleidchen für Nymphchen besorgt“, erwidert James und zieht die Sachen aus seiner Robe. Wir wussten davon und haben Lily Gold mitgegeben, damit sie auch genug besorgen kann. „Nymphchen“, wendet sich James an das Kind. „Schau mal, wir haben dir was mitgebracht.“ „Oh, Puppe, Puppe und Kleidchen“, jubelt die Kleine und stürzt auf uns zu. Sie ist so schnell, dass es keiner verhindern kann, dass sie wieder mal über ihre eigenen Beine stolpert und der Länge lang hinschlägt. Remus beugt sich sofort über sie und stellt sie wieder auf die Beine. Sie schaut ihn nur an und weint noch nicht mal. „Danke, Onkel“, piepst sie. „Du bist lieb.“ In Remus Augen steht ein eigenartiger Ausdruck. Ich weis, dass ihm die Kleine viel bedeutet, aber jetzt wird mir klar, dass er sie regelrecht liebt … Er liebt ein Mädchen von noch nicht mal drei Jahren… Nun, es ist seine Sache. Nymphadora läuft mit der Puppe wieder zu Lily hinüber und beginnt äußerst angeregt mit ihr zu spielen. „Lassen wir die beiden“, meint Andromeda “und gehen wir ins Wohnzimmer. Lily? Kann ich dich mit Nymphchen alleine lassen?“ „Sicher“, erwidert die geistesabwesend. „Kein Problem. Stimmt´s Nymphchen. Wir spielen grade so schön…“ Wir folgen meiner Cousine ohne weitere Worte in den anderen Raum. „Eine tolles Mädel hast du da, James“, meint sie nach dem sie uns Tee serviert hat. „Hat ja auch lang genug gedauert, bis er sie endlich erobert hatte“, gebe ich zurück. „Er ist schon in sie verknallt, seit er sie kennt.“ „Zieh mich nicht wieder auf, Padfoot“, grummelt James. „Du weist, was sie mir bedeutet…“ „Komm schon, kleiner Bruder“, wirft Remus ein. „Nicht schmollen. Wissen wir doch, aber manchmal bist du einfach zu verliebt, da müssen wir dich mal wieder aus deinen rosa Wölkchen runter holen.“ James lacht in sich hinein und winkt ab. „Und was ist mit euch beiden?“ will Andromeda wissen. „Keine große Liebe in Sicht?“ Remus schüttelt den Kopf. „Kannst dir doch denken, warum, oder?“ entgegnet er. Sie wirft ihm einen fragenden Blick zu. „Der Werwolf“, antwortet er. „Ich darf mich mit keinem Mädel einlassen. Zu riskant.“ „Oh, Mist“, meint sie. „Daran habe ich gar nicht gedacht. Und was ist mit dir Sirius?“ „Hab noch keine gefunden, die Lily das Wasser reichen könnte. Und die war schon immer James Angelegenheit.“ „Aber es gibt doch sicher eine Menge hübsche Mädchen in Hogwarts“, entgegnet Andromeda. „Schon, aber es geht mir nicht um Schönheit. Ich erwarte mehr, von einer Frau, als dass sie nur schön ist. Du musst doch nur an Bellatrix denken. Die ist echt schön, aber es gibt kaum ein größeres Miststück als sie, abgesehen vielleicht von meiner Mutter, oder?“ Andromeda nickt. „Yeah, stimmt schon, aber du kannst doch nicht einfach Leute ablehnen, nur weil sie gut aussehen, Sirius.“ „Nee, tu ich auch nicht. Aber wenn ich mich mit den hübschen Mädels in Hogwarts unterhalte, dann kommt nichts rüber, verstehst du? Nichts, was ich bei ´ner Freundin erwarte. Keine Kameradschaft, keine – nun – ich weis nicht recht, Brillanz… Ich meine ich möchte mich mit einem Mädel auch über andere Sachen unterhalten können als über hübsche Kleider oder interessante Frisuren. Nee, Andromeda, solange es nicht echt passt, hänge ich lieber mit meinen Freunden ab, das bringt mir mehr.“ Moony grinst. „Ich hab´s dir schon gesagt und ich sag´s dir wieder: Du stellst einfach zu hohe Ansprüche.“ „Warum auch nicht. James hat Lily gefunden und erobert. Warum sollte nicht auch für mich irgendwo so ein Mädel rumlaufen? Ich hab viel Zeit, ich kann warten…“ Andromeda lacht. „Ich wusste schon immer, dass du was im Kopf hast, aber dass du so denkst … Nun die meisten Männer in deinem Alter gehen eher auf eine hübsche Schale und der Kern ist ihnen egal. Respekt, Cousin, du bist schon richtig…“ Lily kommt wieder herüber. „Sag mal, Andromeda, ist das normal?“ will sie wissen. „Nymphchen hat gemeint sie sei müde, hat sich hingelegt und war sofort eingeschlafen.“ Andromeda nickt. „Gott sei Dank. Sonst wäre ich inzwischen wahnsinnig geworden. Sie und Ted kosten nämlich ganz schön Nerven…“ „Aber du liebst ihn noch immer, oder?“ frage ich. „Ja, sicher liebe ich meinen alten Tollpatsch“, entgegnet sie. „Aber ich würde wirklich gerne wieder arbeiten, gerade jetzt … Ich denke ihr kennt die Lage, aber ich kann doch Ted nicht mit der Kleinen alleine lassen…“ „Vielleicht wächst er ja mit den Aufgaben“, meint Remus. „Kannst du nicht erst mal ganz langsam anfangen? Einen oder zwei Tage in der Woche?“ „Auror ist nicht gerade ein Teilzeitjob“, erwidert sie traurig. „Und wenn du erst mal einfach im Büro arbeitest?“ schlage ich vor. „Einfach, um wieder rein zu kommen und wenn es klappt, dann kannst du ja wieder mehr machen.“ „Hmm“, meint sie. „Kann ich versuchen. Wisst ihr, schön langsam fällt mir hier nämlich die Decke auf den Kopf.“ „Kann ich mir vorstellen“, erwidert Lily. „Ich möchte auch mal Kinder haben, aber nur Hausfrau und Mutter zu sein, nee, ich denke das ist nichts für mich.“ „Ich helf dir schon mit unseren Kindern“, murmelt James. „Dafür wirst du wohl Zeit haben, wenn du wirklich Profi beim Quidditch wirst“, wirft sie ein. Nun ja, ich wusste schon immer, dass Lily eine Dame ist, die ganz genau weis, was sie will. Andromeda lacht in sich hinein. „Yeah, ihr seid schon richtig…“ Es ist schon spät, als wir Andromeda wieder verlassen, aber sie drängt uns freundlich, zu gehen, bevor Ted heimkommt. Denn wo Ted ist, herrscht das Chaos…  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)