Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 10: Das fünfte Jahr --------------------------- Kapitel 5 Das fünfte Jahr Verflixter Snivellus Kaum sind wir wieder in Hogwarts zurück, erreicht unser Kleinkrieg mit Snape ungeahnte neue Ausmaße. Wir, das heißt James und ich, können kaum durch einen Korridor gehen, ohne dass uns einer seiner Flüche erwischt. Wir wehren uns natürlich fleißig. Eigenartiger Weise geht er weder auf Peter noch auf Remus los. Er sieht nicht mehr so zerstört aus, wie letztes Jahr, aber eine eigenartige Leere geht von ihm aus, eine Qual, die ich mir nicht erklären kann. Selbst wenn es ihm Mal gelingt, uns kalt zu erwischen, tritt kein Leuchten in seine Augen und sie bleiben leer und bodenlos. Er ist irgendwie so unbeteiligt an allem und er scheint den Kleinkrieg mit uns nur aus einem einzigen Grund weiter zuführen, weil er es schon so lange tut und nichts Besseres mit sich anzufangen weis. Kein Morchie weit und breit, der – nun - was auch immer mit ihm unternimmt. Snivellus huscht wie eine übergroße Fledermaus durch Hogwarts und viele der jüngeren Schüler beginnen ihn zu fürchten und - obwohl ich noch nie gesehen habe, dass er sich mit einem anderen angelegt hätte, als mit uns - hat er einen schrecklichen Ruf bekommen… Keiner von uns hat je erfahren, was ihm in diesem Sommer zugestoßen war. Ich bin mir nicht sicher, ob Morchie überhaupt davon wusste. Severus war bei seiner Heimkehr auf seinen toten, halbverwesten Vater gestoßen und hatte ihn begraben. Es muss einfach unsäglich entsetzlich für ihn gewesen sein. Er hat seinen Vater nie geliebt, aber nun hatte er keinerlei Familie mehr – seine Mutter war schon seit zwei Jahren tot. Wenn ich mir vorstelle, einen ganzen langen heißen Sommer lang, alleine in einer Hütte abhängen zu müssen. Ohne Hilfe, ohne auch nur eine einzige Person, mit der er reden konnte… Einsam, verlassen und hilflos… Er war nicht der Mensch, irgendwen um Hilfe zu bitten. Und ich bin mir sicher, wenigstes Dumbledore hätte ihm geholfen, wenn schon sonst keiner. Aber er ist durch diesen ganzen Mist alleine durch. Ich kann ihn für diese unglaubliche Stärke nur bewundern. Ich hätte nie gedacht, dass er so ist. Aber wie schon gesagt, ich kannte ihn – sein wirkliches Ich – viel zu wenig. Ja, wenn man es richtig betrachtet, eigentlich überhaupt nicht. Es war also zu dieser Zeit so, dass drei von uns – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – keine Familie mehr hatten… Die gegenseitige Verflucherei geht unvermindert bis Halloween weiter und wir beschließen, ihm im Dorf einen Denkzettel zu verpassen, wenn sich uns eine günstige Gelegenheit dazu bietet. In der Schule wird es langsam zu gefährlich und die Strafandrohung gegen Zauberei in den Gängen wird immer höher. Nicht, dass auch nur einer von uns je dabei erwischt worden wäre… Remus ist zum Vertrauensschüler ernannt worden und hat noch eine Besprechung, er hat aber versprochen, später nachzukommen. Wir sind da gar nicht böse drüber, denn wir wissen nur zu genau, was er davon hält, wenn wir auf Snivelly losgehen. Aber der hat wirklich eine Abreibung verdient… Peter weiss natürlich, was wir vorhaben und sein Gesicht hat einen wirklich gemeinen Ausdruck angenommen. Er scheint eigene Pläne zu haben, die er uns jedoch nicht verrät. Nun, egal, er kommt schon noch früh genug damit daher. Und wirklich, die Gelegenheit, auf die wir gehofft haben, bietet sich uns schneller, als wir es erwartet hätten. Wir sehen Snivellus vor uns, aber er geht nicht auf dem normalen Weg nach Hogsmeade hinunter, er geht querfeldein. Er scheint völlig in seine finsteren Gedanken versunken zu sein – wie sollten die auch anders sein, als finster…? Peter ist sofort ganz aus dem Häuschen und prescht vor. Wir hinterher. Er läuft Snivelly vor die Beine und bringt ihn zu Fall. Snape will seinen Stab zücken, aber James ist schneller und packt ihn an den Handgelenken. Vergeblich versucht er den Griff meines Freundes zu brechen, aber seine Beine werden wieder gefährlich. Ich werfe mich auf ihn und nagle ihn am Boden fest. Er kann sich nicht mehr rühren. Peter hüpft aufgeregt um unser Trio herum. „Was machen wir“ piepst er. „Was, Padfoot, Prongs, was?“ Wir werfen uns einen bedripsten Blick zu. Na Klasse, jetzt haben wir Snivelly am Boden, aber ihn einfach zu verprügeln, scheint uns nicht das Richtige zu sein. Wäre nicht unser Stil. „James, `ne Idee?“ will ich wissen. Der zuckt die Schultern. „Sollte schon was sein, an das er sich erinnert. Seine Flüche werden von Mal zu Mal fieser.“ Da mischt sich Peter ein. „Ich hab was mitgebracht“, quiekt er und zieht einen recht großen Lederbeutel aus seiner Robe. „Und was soll das sein, Wurmschwanz?“ frage ich interessiert, jetzt erfahren wir wohl sein Geheimnis. Und wirklich… „Och, nur ein paar einfache Sachen“, feixt er. „Ratteneingeweide, Aalaugen, Froschlaich, schön klein geschnitten und verquirlt. Schön schmierig, schön schleimig und ein bisschen vergammelt…“ „Schleim für den Schleimbeutel“, platze ich heraus. Der Witz kommt echt gut… „Das passt“, ruft James aufgedreht. „Her mit dem Zeug!“ Peter kommt mit seinem Beutel auf uns zu und kippt ihn über den hilflosen Snivellus aus. Wir weichen dem stinkenden Zeug aus, aber es läuft uns dennoch was über die Hände und das wird mir zum Verhängnis. Snivellys Handgelenke rutschen aus James Händen, denn er hat natürlich nicht aufgehört sich zu wehren. Er schnellt hoch und verpasst mir einen rechten Haken, der sich gewaschen hat. Ich schmecke Blut und falle nach hinten. Snivellus ist frei und stinksauer. Der Glibber tropft an seinem ganzen Körper hinunter, seine Haare hängen in stinkenden Strängen in sein Gesicht und er scheint was von dem Mist geschluckt zu haben, denn er spuckt aus. Auch ich komme wieder auf die Beine und das ist auch gut so, denn Snivelly scheint sich mit uns prügeln zu wollen, obwohl es nicht so aussieht, als hätte er Übung darin. „Willst du dich prügeln?“ frage ich und wische mir Blut vom Kinn. Es fühlt sich dick und geschwollen an. „Ja“, keucht er und spuckt nochmal aus. „Ja, komm her Black, dann poliere ich dir die Fresse.“ „Nanu, Snivellus, alter Schleimbeutel“, wirft James ein, „auf einmal gar keine Angst, du Weichei?“ „Angst?“ gibt er schnaubend zurück. „Ich hab keine Angst, nicht vor dir, Potter, nicht vor Black und schon gar nicht vor Pettigrew, dem kleinen Rattenschwanz…“ Wenn ich so seine Augen sehe, denke ich, dass er wirklich keine Angst hat - vor nichts und niemand… „Mutig, mutig“, spottet James. „komm, hau her“ und deutet auf sein Kinn. Snivellus lässt sich das nicht zweimal sagen und stürmt auf Prongs los. Aber wir haben nicht umsonst stundenlang Ausweichmanöver geübt und James geleitet mit unnachahmlicher Eleganz zur Seite. Snivellus rauscht vorbei und Peter stellt ihm ein Bein. Er strauchelt und fällt. Aber genauso schnell ist er wieder auf den Beinen. In seinen Augen funkelt pure Mordlust. Jetzt geht er auf mich los. Nun, wenn er meint, er wird schon sehen, was er davon hat. Ich erwarte ihn mit geballten Fäusten. Er rast auf mich zu und ich tänzle zur Seite. Meine Faust kollidiert mit seiner Schläfe. Ich blute immer noch aus dem Mund und das Echo hat er sich verdient. Er strauchelt und taumelt, kann sich aber abfangen. Peter findet das unheimlich witzig und lacht ihn aus. Das hätte er besser nicht getan. Schon einem normal temperierten Snivellus, geht man besser aus dem Weg, wenn man sich nicht seiner Haut zu wehren weiss, noch viel mehr einem, dem Mordlust in den Augen steht. Und ich weis, wie sehr Peter ihn fürchtet, ich brauche mich nur an den Boggart zu erinnern… „Jetzt bist du mutig, du Ratte“, faucht Snivelly Peter an. „Hast ja deine tollen Freunde dabei. Wenn du alleine bist, sehe ich immer nur eine Staubwolke von dir…“ Peter huscht auf uns zu und versteckt sich hinter unseren Rücken. Er wirft ängstliche Blicke dahinter hervor und piepst. „P-p-padfoot, P-p-prongs, helft mir, er will mir was antun.“ „Feige Ratte!“ faucht Snivelly erneut und steht immer noch kampfbereit vor uns. Peters feiges Verhalten nervt mich im Augenblick mehr denn je und ich kann mir ein verächtliches Schnauben nicht verkneifen. Snivellus musste von Anfang an gewusst haben, dass er uns unterlegen ist, aber er hat wenigstens gekämpft und sich nicht hinter irgendwem verkrochen… Auch James geht dieses Gewinsel auf den Wecker, denn er sagt: „Mach dir nicht ins Hemd Wurmschwanz, wir passen schon auf - Lass uns gehen“, wendet er sich an mich. „Peter pisst sich sonst noch wirklich an. Und er alte Snivelly ist wirklich zu ungeschickt…“ Aber ich höre einen gewissen Respekt im letzten Satz, den er sich nicht anmerken lassen will und ihn daher lieber in eine Beleidigung verpackt. „Yeah“, meine ich. „Krieg dich wieder ein, Peter, wir passen schon auf, dass der große, böse Snivellus dir nichts antut.“ Er zittert fast vor Angst und ich will ihn hier wegbringen, bevor er sich wirklich noch nass macht. Peter wird knallrot und wir sehen zu, dass wir wegkommen, bevor Snivellus noch einfällt, dass er eigentlich einen Zauberstab hat… Als ich mich kurz umdrehe, sehe ich, wie er gedemütigt, triefnass und wahrscheinlich auch stinkend ins Schloss zurück schleicht.  Moonys Meinung zu Mädchen Wir vergnügen uns auf unserer üblichen Einkauftour und gehen schließlich auf ein paar Butterbier in die Drei Besen. Lily setzt sich mit ein paar Freundinnen zu uns und James ist für nichts mehr rechtes zu gebrauchen. Diese Mal ist auch Peter beschäftigt, er hat sich in Sara McCorry – noch ein Mädchen aus Gryffindor, aber im vierten Jahr - verkuckt und sie scheint seine Vorliebe zu erwidern. Die beiden haben nur noch Augen füreinander. Irgendwie gönne ich es ihnen. Die anderen Mädels haben die Köpfe zusammengesteckt und tuscheln angeregt miteinander. Hin und wieder werfen sie mir glühende Blicke zu. Ich habe jedoch keinerlei Lust, mich näher mit ihnen zu befassen, ich stehe nämlich nicht auf tuschelnde Kichermädchen und außerdem schmerzt mein Kinn immer noch. Gott sei Dank kommt endlich Moony und nimmt mich in Beschlag. „Lass uns ein bisschen durch Hogsmeade gehen“, meint er und zwischen seinen Augen steht wieder diese steile Falte. Ich nicke und folge ihm einfach nach draußen. Die beiden anderen bemerken es noch nicht mal und es sieht so aus, als wolle Remus ohnehin mit mir alleine reden. Ich winke den anderen Mädels kurz zu und fühle ihre schmachtenden Blicke in meinem Rücken brennen. Wir gehen in Richtung Heulende Hütte. „Du hast mich gerettet; Moony“, seufze ich, „Soviel weibliche Aufmerksamkeit kommt gar nicht gut…“ Er lacht leise in sich hinein und die steile Falte ist verschwunden. „Eigentlich wollte ich ja was anderes mit dir besprechen“, erwidert er. Ich kann mir schon denken, was er will. Wahrscheinlich ist er dem triefenden Snivellus begegnet, als der ins Schloss zurück ist. „Snivelly, oder?“ meine ich nur. „Yeah“, gibt er zurück. „Sah mal wieder ganz nach einer von Peters Gemeinheiten aus, stimmt´s?“ „Stimmt, aber dieses Mal hatte ich nicht viel dagegen einzuwenden. Du bist ja nie das Ziel seiner Flüche, er jagt sie ja nur immer James und mir hinterher und es sieht so aus, als hätte er in den Sommerferien Schwarze Magie für Fortgeschrittene studiert. Wir waren der Meinung, er hätte eine Abreibung verdient…“ „Was war es dieses Mal?“ will Moony wissen. „Er hat gestunken wie eine ganze Senkgrube.“ „Irgendeine Spezialmischung von Peter und das Zeug hatte es wirklich in sich…“ ich reibe mein Kinn, das immer noch von dem rechten Haken schmerzt. „Er hat mir eine verpasst, die sich gewaschen hat.“ „Er hat dich geschlagen?“ fragt Remus erstaunt. „Sonst benutzt er doch immer nur Magie.“ „Yeah, aber so schnell kam er wohl nicht an seinen Zauberstab ran. Wir haben ihn festgehalten, aber er konnte sich befreien als der ganze Glibber auf ihm drauf war. Wollte sich mit uns prügeln, hatte aber keinen Erfolg damit. Dein Training war zu gut…“ „Wenn ich gewusst hätte, dass ihr es benutzt um Snape zu verprügeln, hätte ich es euch nicht beigebracht…“ „Ey, wir haben ihn nicht verprügelt, wir haben ihn nur ins Leere laufen lassen, OK?“ Remus seufzt. „Na gut. Ihr werdet wohl nie damit aufhören, oder?“ „Nur, wenn er uns in Ruhe lässt. Bitte rede nicht drüber. Ich möchte nicht, dass James wieder mit Lily Streit kriegt. Die beiden amüsieren sich gerade so schön.“ „Na gut, mein Name ist Moony, ich weis von nichts… Was anderes, was hast du vorhin genau mit gerettet gemeint?“ „Die Mädels, die mit Lily abhängen, die werfen mir dauernd Blicke zu, kann ich dir sagen, da wird mir ganz anders. Eine – wenn es die richtige ist – wäre ja OK, aber diese geballte Ladung Weiblichkeit, ist doch zuviel des Guten.“ „Warum, du kannst es dir doch raussuchen, mit welcher du dich näher befassen willst…“ Jetzt ist es an mir zu seufzen. Ich werfe einen Blick zum Himmel, als stünde dort die Antwort geschrieben und setze mich auf einen Zaun an der Heulenden Hütte. „Weis nicht, Moony. Wenn es um eine normale Unterhaltung geht, dann habe ich keine Probleme, aber die wollen doch nur von mir hören, wie schön und lieb und niedlich sie sind… Und du weist, was ich von zu schönen Leuten halte…“ „Hast du überhaupt schon mal mit einer geredet?“ will Moony wissen. „Yeah. Damals mit Nora und die wollte genau diese Dinge von mir hören. Mensch, Remus, das ist mir echt zu oberflächlich. Ich möchte einfach nur mit einem Mädel reden, um herauszufinden wie sie wirklich ist, nicht ihr Honig ums Maul schmieren…“ „Willst du nicht mal mehr von ´nem Mädchen?“ „Schon, aber ich mag keine oberflächlichen Menschen, die öden mich an“, erwidere ich achselzuckend. Moony lacht wieder in sich hinein. „Ich habs dir schon mal gesagt, du stellst einfach zu hohe Ansprüche. Flirte mit den Mädels, schmier ihnen Honig ums Maul, sag ihnen, sie sind schön wie `ne Feenkönigin. Was macht das schon, dann bekommst du wenigstens heraus, ob mehr hinter der Fassade steckt. Warum auch nicht? Du bist jung, du siehst Klasse aus und du darfst dich verlieben…“ „Mensch, Remus, du doch auch. Und vom küssen ist noch keine schwanger geworden…“ Er murmelt etwas vor sich hin, das ich wieder mal nicht verstehe und ich werfe ihn einen fragenden Blick zu. „Was meinst du, wie toll es ist, mit ´nem Mädel rum zumachen und wenn du ein bisschen mehr willst, rennt sie davon und lässt dich mit stechendem Unterleib zurück…“ „Die Kleine von vor zwei Jahren mit den wunderbaren blauen Augen?“ frage ich nach. „Yeah“, grummelt er. „Yeah. Es war wirklich schön mit ihr, aber…“ „Ach komm, so schlimm kann´s doch nicht gewesen sein, oder?“ „Hast du eine Ahnung, warts nur ab, bis du mal mit blauen Eiern rum läufst. Da hilft nämlich auf die Schnelle nämlich nichts mehr.“ Er schüttelt mit einem gequälten Lächeln den Kopf. „Du wirst schon sehen…“ „Und trotzdem meinst du, ich soll mich mit diesen Mädels einlassen?“ „Warum nicht? Wenn die Richtige dabei ist? Wie willst du es sonst raus finden?“ meint er. „Auch wieder wahr. Wollen wir zu den anderen zurückgehen?“ „Yeah. Du kannst ja dann schon mal deinen Charme spielen lassen“, meint er und wir gehen zu den Drei Besen zurück. „Meinst du den habe ich?“ will ich wissen. Ich bin mir in dieser Sache alles andere als sicher, bisher habe ich Mädels immer wie Kumpels behandelt. Wieder lacht Remus in sich hinein. „Warum glaubst, dass sie sonst so auf dich fliegen…?“ Als wir im Pub zurück sind, nehme ich mir Moonys Rat zu Herzen und beginne mit Kara zu sprechen. Ich mache ihr Komplimente und sie fährt voll drauf ab. Die anderen Mädchen werfen ihr giftige Blicke zu, aber das soll mich im Moment nicht kümmern. Kara beginnt sich sichtlich unwohl zu fühlen und meint schließlich: „Begleitest du mich zu Schloss hoch, Sirius?“ „Wenn du willst“, erwidere ich und an meine Freunde gewandt. „Ich seh euch dann beim Festmahl, OK?“ Moony nickt nur mit einem feinen Grinsen, aber weder James noch Peter reagieren auf meine Worte. „Ich sag´s ihnen“, meint er knapp und sein Grinsen vertieft sich. Er scheint die ganze Situation einfach zu witzig zu finden… Kara hakt sich bei mir unter und wir schlendern nach Hogwarts hinauf. „Du bist ein klasse Typ“, meint sie. „Und du ein nettes Mädchen“, erwidere ich. Sie wirft mir einen weiteren glühenden Blick zu und plötzlich brennt er sich unter meine Haut. Jetzt verstehe ich was Moony damit gemeint hat, in den Augen eines Mädchens zu ertrinken. Vielleicht sollte ich sie küssen, vielleicht erwartet sie das. Ich wende mich ihr ganz zu und umarme sie schüchtern und sie lässt ihren Kopf gegen meine Schulter sinken. „Sirius“, seufzt sie und meine Lippen finden die ihren. Auch hier hatte Remus Recht, man muss es erlebt haben, um zu verstehen… Es wird ein langer Kuss, aber plötzlich reißt sie sich von mir los und läuft davon. Ich stehe ziemlich belämmert am Weg und weis nicht, was überhaupt los ist. War ich zu ungestüm? Ich glaube kaum. Sie schien es doch gewollt zu haben, aber vielleicht war sie von ihrer eigenen Courage überrascht. Vielleicht ist sie genau so verwirrt, wie ich… Nach dem Halloween Festmahl geraten wir noch mal mit Snivellus aneinander, als wir in unsere Gemeinschaftsräume gehen wollen. Eigentlich bin ich mit meinen Gedanken ganz wo anders, aber ich muss das Ganze erst Mal verarbeiten, bevor ich mit jemanden darüber reden kann. Snivelly kommt mir gerade Recht, um mich abzulenken. „Oy, Snivellus“, rufe ich daher so laut, dass es alle hören können. „Wieder sauber? Den Weg zur Dusche ganz alleine gefunden?“ Sofort sind sämtliche Augen mit äußerstem Interesse auf uns gerichtet. „Halt Maul, Black!“ gibt er zurück. Er scheint noch immer recht sauer zu sein. „War höchste Zeit, dass du dich mal wieder wäschst“, fügt James an und grinst feixend. Ihm hat die Sache wohl mehr Spaß gemacht als mir. Mein Kiefer tut mir noch immer so weh, dass ich kaum kauen konnte. „Hat, dir die Seife gefallen“, mischt sich Peter ein. Jetzt kann er ja sicher sein, dass Snape ihm nichts antun wird, nicht vor der halben Schule. „Wir haben noch mehr davon.“ Remus spielt inzwischen die ahnungslose Unschuld, ist auch besser so, er ist immerhin Vertrauensschüler… Snivellus wirft seine Dolchblicke von einem zum anderen und faucht: „Lasst mich in Ruhe! Lasst mich einfach nur in Ruhe!“ „Nee“, meint James. „Wir lassen dich erst in Ruhe, wenn du kein Schleimbeutel mehr bist…“ Dann geht er einfach die Treppe hoch. „Vergebliche Hoffnung, Prongs“, rufe ich ihm so laut nach, dass alle es hören können. „Der ist ein Schleimbeutel und wird sich auch nicht ändern.“ Dann folge ich meinem Freund. Remus greift sich Peter und zieht ihn hinter uns her. Auch er weiss, dass der Kleine keine Chance gegen Snivelly hat, sollte der echt gemein werden. Aber Snape tut nichts dergleichen und durchbohrt nur weiterhin unsere Rücken mit seinen Dolchblicken… Shit, muß es Severus damals dreckig gegangen sein, wenn ihm diese hinterhältige Sache in Hogsmeade aufgeheitert hat. Das hat sie nämlich, sehe ich jetzt. Sicher zuerst war er echt sauer, aber danach war er wieder mehr oder weniger er selbst und nicht länger diese hohle, finstere, leere Gestalt, die er seit dem Sommer war. Auch seine Flüche sind danach weniger geworden. Wir dachten damals, wir hätten ihm eine satte Lektion erteilt, aber seine Beweggründe waren gänzlich andere… Und kurz darauf hatte er wohl auch andere Dinge im Sinn… Wie wir übrigens auch…  Fluffy Lange mache ich mir keine großen Gedanken um Kara, denn es geschieht etwas, das sie völlig aus meinem Geist verdrängt. Es ist kaum eine Woche später am Wochenende, als Hagrid beim Frühstück bei uns am Tisch erscheint. „Servus, Buam“, grummelt er. „Wenn´s nacha Lust habt´s kemmts zua meina Hüttn obi. Ich mecht eich was zoag´n.“ „Was denn?“ platzt James heraus. „Kemmts obi und i zoag´s eich“, erwidert er und seine Augen funkeln aufgeregt. „Mach´s nicht so spannend, Hagrid“, versuche ich etwas aus ihm heraus zu bekommen. „Naa, kemmts und ia werds as seg´n…“ Und weg ist er. James zuckt die Schultern. „Ich hatte ohnehin nichts besseres vor“, meint er. „Gehen wir zu ihm runter, was meint ihr?“ Remus nickt, aber Peter macht Ausflüchte. Besuche bei Hagrid arten häufig in Arbeit aus und davon hält er nur wenig. „Ich wollte mich doch mit Sara treffen“, gibt er schließlich zu, da er nur zu genau weis, dass wir ihn dann nicht mehr weiter drängen werden. James zuckt die Schultern. „Dann viel Spaß mit Sara“, meint er nur. „Fang aber blos nicht an zu maulen“, füge ich hinzu, „wenn du später erfährst, dass wir eine Menge Spaß hatten und du nicht.“ Peter nickt und macht sich sicherheitshalber vom Acker. Wir beenden unser Frühstück und latschen zu Hagrid runter. Hätten wir gewusst, was uns dort erwartet, wären uns wohl auch dringende Verabredungen eingefallen… Wir klopfen und sein bärtiges Gesicht erscheint im Türspalt. „Guad“, meint er, „kemmts eini Buam und passt´s auf, dass ea ned ausi laft.“ Neugierig schieben wir uns an ihm vorbei und erstarren: Vor seinem Kamin hockt ein riesiges Vieh und funkelt uns mit sechs Augen an. Sechs – das Ungeheuer hat nämlich drei Köpfe. „Hagrid?“ murmelt Remus erschrocken. „Hagrid, was ist das?“ James und mir fehlen einfach nur die Worte. „Des is da Fluffy. Den woit i eich zoag´n. Weil i den jetzad erscht kriagt hob. De san selt´n, de dreiköpfigan Hund…“ Das Biest knurrt uns in drei unterschiedlichen Tonlagen an, zerrt an seiner Leine und geifert. „Brav sei, Fluffy“, grummelt Hagrid dem Biest zu. „Des san Freind. Sei a brava Hund.“ „Hagrid, bist du wahnsinnig“, platze ich heraus. „So ein Riesenvieh in der kleinen Hütte!“ „Aba i muas eam doch herinnad hoit´n. Es wird koit und ea is doch no a kloans Baby.“ „Baby?“ stammelt James. „Yeah, Baby, klar Hagrid, Baby…“ „Und jetzt sollen wir dir helfen, ihn stubenrein zu kriegen, oder was?“ meint Remus und klingt erschöpft. Wir wissen alle drei, wenn Hagrid sich was in den Kopf gesetzt hat, bringt man das nicht mehr raus, dazu kennen wir ihn zu gut. Es ist allgemein bekannt, dass er eine Vorliebe für alle Arten von Ungeheuern hat und sie niedlich findet, aber es ist das erste Mal, dass er uns mit einer derartigen Kreatur konfrontiert. „Ja“, erwidert er auf Remus Frage. „Hob ma denkt, ia megt´s vielleicht a weng mit eam Gassi geh oda so?“ „Yeah, Hagrid“, murmle ich. „Wir sind ja auch zu dritt und wenn er unterwegs Hunger bekommt, hat er für jedes Maul ein Häppchen…“ „Aba ea is doch no so kloa“, erwidert Hagrid und scheint traurig über unseren mangelnden Enthusiasmus zu sein. „I hob denkt, ia find´s eam so guad wia i, hob denkt, ia tadads ma helfa.“ Der gewaltige Mann sieht aus, als würde er vor lauter Enttäuschung gleich anfangen zu weinen. „Schon gut, Hagrid“, murmelt James, weil er nicht sehen will, wie Hagrid weint. „Wir helfen dir ja auch…“ „Aber wie muss man mit dem Vieh umgehen?“ will Moony wissen. „Ea mog Musik, wenns eam was vorsingts, dann is ea ganz friedlich…“ Das ist ein Problem: James und ich sind im Stimmbruch und Moony kann nicht singen. „Und du meinst, das wird was?“ platzt James heraus. „Wir sind alle drei nicht recht bei Stimme, weist du.“ „Dann pfeifts hoit oda summts. Ea is ned wählerisch…“ Wir geben uns geschlagen und in nächster Zeit werden unsere Gedanken nur noch von diesem riesigen dreiköpfigen Biest beherrscht, das – zumindest bei mir - auch durch die Träume geistert… Heute sind wir mit Fluffy im Verbotenen Wald unterwegs. Plötzlich scheint ihm ein Geruch in die Nase zu steigen, denn er rast einfach los. Alle drei hängen wir verzweifelt an seiner Leine und er schleift uns hinter sich her. „Schnell Animagi!“ keucht Remus, bevor er gegen einen Baum kracht und die Leine loslassen muss. Einen Sekundenbruchteil später sind wir zu Tatze und Krone geworden. James überholt Fluffy, stemmt sich mit aller Gewalt in den Boden und richtet sein Geweih auf ihn. Ich springe Fluffy von der Seite an, um ihn zu stoppen. Drei geifernde Kiefer schnappen nach mir. Einem davon kann ich entgehen, doch drei sind doch ein bisschen viel. Einer erwischt mich in der Flanke, der andere an der Schnauze und sie beißen zu – sehr fest. Ich jaule auf. Doch ein Gutes hat das Ganze, Fluffy ist stehen geblieben. James senkt seinen Kopf noch tiefer und rammt sein Geweih in den Leib des dreiköpfigen Hundes. Der lässt erschrocken von mir ab und ich falle blutend und hechelnd zu Boden. Remus hat sich inzwischen wieder hochgerappelt und kommt auf uns zugehinkt. Er blutet aus Nase und Mund. Trotzdem packt er die Leine und bindet sie an einem Baum fest. Fluffy ist sauer, dass er dem interessanten Geruch nicht mehr nachspüren kann und gebärdet sich wie wild. Krone rammt ihm erneut sein Geweih entgegen und gibt ein drohendes Röhren von sich. Das Biest scheint davon so verblüfft zu sein, dass er sich einfach auf seine Hinterläufe fallen lässt und still sitzen bleibt. James wird wieder zum Menschen. „Padfoot“, ruft er. „Alles OK?“ Auch ich werde wieder zum Menschen, blute im Gesicht und an meiner Seite. Es tut verflixt weh. „Nee, nicht so ganz“, stöhne ich. „Das Mistvieh hat mir die Visage zerbissen und wollte sich aus meinen Eingeweiden Sockenhalter machen.“ Remus wischt sich mit seinem Ärmel das Blut aus dem Gesicht und kommt zu mir rüber. „Lass mal sehen, was deine Heilzauber bewirken können“, meint er knapp, zückt seinen Zauberstab und schwingt ihn während er die Sprüche murmelt. Dann fährt er damit an meinem Gesicht entlang und sich spüre, wie das Bluten aufhört, die Bisse sich schließen und der Schmerz nachlässt. Danach behandelt er meine Seite genau so. „Ich glaube nicht, dass du im Gesicht Narben behalten wirst“, meint er. „Die Verletzungen sind nur oberflächlich, aber die am Bauch sind ganz schön tief gewesen. Geht’s wieder?“ „Yeah, besser“, erwidere ich. „Können wir zurückgehen?“ fragt James. „Soll Hagrid sich doch um seine Töle kümmern…“ November und Dezember vergehen wie Kleister und jeder Tag mit dem Vieh macht alles nur noch schlimmer, auch wenn es von derartigen Alleingängen absieht und es zu keinen weiteren ernsthaften Verletzungen mehr kommt. Mein Gesicht ist wirklich ohne Narben verheilt. Glück gehabt… Wir sind alle drei heilfroh, als die Ferien kommen und wir nach Godrics Hollow verduften können. …und ich muss wohl nicht erst erwähnen, dass Peter sich schief gelacht hat und sich beharrlich weigert, mit runter zu Hagrid zu kommen…  Eigenartige Begegnung Doch bevor uns der Zug nach Hause bringt, geht es nochmal nach Hogsmeade hinunter. Wieder kleben die Mädles an mir, aber Kara scheint ihren Mund nicht mehr aufzubringen. Egal, die anderen sind auch nicht schlecht und so flirte ich halt mir denen. Es geschieht nichts Aufregenderes, als dass Moony ein langes Gespräch mit Nora hat und schließlich mit ihr alleine zum Schloss hinauf verschwindet. Na warte, Remus, auf das Interview später bin ich gespannt… James verschwindet schon recht früh, weil er noch Training hat und Peter begleitet ihn wie üblich. Ich plaudere noch ein wenig mit den Mädels, bis ein interessantes Gespräch an meine Ohren dringt. Rodolphus Lestrange unterhält sich mit meiner Cousine Bellatrix. Sie sitzen an einem Tisch in der Nähe und scheinen mich gar nicht zu bemerken. „…und dann hab ich zu ihm gesagt“, meint Lestrange gerade. „Lass mich aber nicht zu lange warten, Snape und er meinte, er würde es machen, hätte er ja versprochen.“ „Er hat dir also die Gedächtnislösung gebraut?“ will meine Cousine wissen. „Ja, sag ich doch. Hab eine Menge dafür bezahlt, aber der Trank ist jede einzelne Galleone davon wert. Kann dir Snape nur empfehlen, er ist ein erstklassiger Trankbrauer.“ „Meinst du er würde auch etwas Hinterhältiges brauen?“ will sie wissen. „Sicher. Du zahlst, er braut. So einfach ist das. Liegt in seiner Familie, sein Vater war immer großartig, haben meine Eltern gemeint, aber der ist nicht mehr im Geschäft. Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr. Hat sich wohl tot gesoffen, meinte mein Vater.“ „Und du denkst, der Junge ist so gut wie der Alte?“ murmelt Bellatrix. „Besser. Der hat seinen Kopf beisammen, der säuft nämlich nicht…“ Mehr höre ich von dieser Unterhaltung nicht, da ein allgemeiner Aufbruch stattfindet. Es ist nämlich höchste Zeit zum Abendessen ins Schloss zurück zu kehren. James Dad hatte also Recht, was den alten Ravenous Snape betraf. Schwarze Tränke… Und Snivellus scheint in seine Fußstapfen zu treten. Wo er die Dinger wohl herstellt? Wohl irgendwo unten in den Verließen. Mal sehen, ob ich was rausfinden kann… Keiner meiner Freunde taucht zum Abendessen auf, die haben wohl was Besseres vor. Alleine macht es keinen Spaß, aber ich sehe, dass auch Snivellus fehlt und ich weis, dass er nicht nach Hause gefahren sein kann. Es gehen nämlich Gerüchte um, dass er das schon seit Jahren nur noch im Sommer macht. Nun, er wird seine Gründe haben, aber jetzt ist die Gelegenheit günstig, etwas über seinen Trankhandel herauszufinden. Ich verlasse einfach die große Halle und schleiche mich in die Verließe hinunter. Es ist totenstill hier unten, kein Mensch ist unterwegs, alle die noch da sind, sitzen wohl oben beim Essen. Plötzlich höre ich hinter einer Tür Wasser rauschen und werde sehr neugierig. Vielleicht ist Snivelly ja duschen gegangen… Ich schleiche mich näher und stoße die Tür auf. Tatsächlich, er ist es und er steht nackt unter der Dusche. Ich bin doch etwas verblüfft, ihn in diesem kalten, ansonsten leeren Raum zu sehen. „Dacht ich mir doch“, platze ich heraus, „dass du hier unten irgendwo abhängst, wenn du nicht beim Essen bist. Und, na sowas, jetzt duschst du sogar mal. Sogar deine eigenen Leute rätseln, ob du das überhaupt mal tust.“ „Wie du siehst“, knurrt er mich an, „ist dem durchaus so. Lass mich jetzt einfach in Ruhe.“ Seine kühle Art reizt mich erneut und ich beginne ihn zu verspotten. „Nee“, meine ich. „Wär doch ´n verlorener Tag, wenn ich dich nicht triezen könnte.“ Ich setze mich auf seine Kleidung, damit er nicht auf die Idee kommt, abzuhauen. Er wirkt so dürr, so einsam, da im Wasserstrahl, dass ich nicht anders kann, als ihn genau zu mustern. Er ist kleiner und leichter als ich. Mir ist nie aufgefallen, wie überschlank er wirklich ist, man kann fast seine Rippen zählen, aber eigentlich hat er gar keine schlechte Figur. Er muss so alt sein wie ich, wird mir klar, aber er scheint mir schon um einiges erwachsener zu sein, denn er ist viel stärker behaart. Er scheint sich unter meinem neugierigen Blick regelrecht zu winden. Er könnte mir einfach seinen Rücken zuwenden und mich damit aus seiner persönlichen Welt ausschließen, aber das tut er nicht. Jetzt will ich es genauer wissen, stehe auf, packe seine Klamotten und gleite auf ihn zu. Ich will um ihn herumgehen, aber er wendet mir stur das Gesicht zu. Sein Kopf ist halb gesenkt und er wirft mir von unter den Wimpern scharfe Blicke zu. Ich muss ihn einfach zu einer Reaktion reizen. „Himmel“, sage ich daher. „bist du ein hässliches Knochengestell.“ Er reißt den Kopf hoch und fixiert mich, aber in seinen Augen ist ein Ausdruck, den ich noch nie in ihnen gesehen habe. Leid, Sehnsucht, Traurigkeit, Einsamkeit… Ich kann es nicht recht beschreiben… „Was geht dich das an, Black“, faucht er mich an, aber die Wut klingt nicht ganz echt. Ich will jetzt wirklich wissen, was in ihm vorgeht und stichle weiter. „Och, ich wollte nur wissen, ob du wirklich so dürr bist wie ich dachte.“ Das scheint getroffen zu haben, denn er wendet sich ab. Sofort wird mit klar, warum er mir nicht den Rücken zuwenden wollte. Ich habe zwar mal die Narben auf seinem Hintern gesehen, aber gegen die, die er am Rücken hat, waren das die reinsten Mückenstiche. Ein unfassbares, silbriges, wulstiges Narbengewebe zieht sich über seine Haut. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, muss so wahnsinnig sein, wie meine Mutter. „Und?“ murmelt er auf meine spöttische Frage. „Zufrieden?“ Ich kann nur keuchend Luft holen. „Sag mal, Snivelly“, bricht es aus mir heraus. „Sind sie in Yorkshire so arm, dass sie Jungs wie dich als Ackergäule benutzen müssen?“ und sie dabei halb tot prügeln, denke ich bei mir. „Lass mich in Ruhe!“ faucht er mich erneut an, aber mir fehlen weitere Worte und ich schweige einfach. Er verharrt einige Augenblicke in einer geduckten Haltung unter dem Wasserstrahl. Dann scheint er wohl zu glauben, ich wäre gegangen und wendet sich wieder um. Jetzt sehe ich, warum er sich trotz der Narben, die er zuerst so dringend verbergen wollte, umgedreht hatte. Er schleppt einen Steifen mit sich rum, der gewaltige Ausmaße hat. Wäre mir auch peinlich, so erwischt zu werden, noch dazu von einem erklärten Feind… „Nun, den geeigneten Schwanz für einen Gaul hast du ja“, platze ich heraus. Will ich ihn beleidigen? Nee, eigentlich nicht. Ich will nur das letzte Wort haben, denn ich will von hier verschwinden und ihm seine Privatsphäre gewähren. Doch ich will das Schlachtfeld nicht als Verlierer verlassen und so werfe ich seine Klamotten ins Duschbecken und gehe hocherhobenen Hauptes. Schon damals war mir klar, dass ich nicht der Sieger war. Ich hatte mir nur ein Beispiel an Severus genommen. Der wusste nämlich schon immer, dass die richtige Haltung alles ist. Wie hätte ich auch der Sieger sein können, gegenüber einem Jungen, der aussah, als wäre er einer grässlichen Folterkammer entkommen… Jetzt erfahre ich, dass er sich einen Teil dieser Verletzungen selbst beigebracht hatte, aber nicht alle, noch nicht einmal die meisten davon. Sein Vater hatte ihn jahrelang so geschunden, bevor er ihn regelmäßig vergewaltigt hat. Da braucht es mich wirklich nicht zu wundern, dass er immer so anders war, dass er kaum jemand vertraut hat, dass er keinen an sich ran ließ… Shit! – Und da dachte ich immer, meine Kindheitserfahrungen mit dem Boggart im Keller seien schrecklich gewesen… Ich trotte völlig aus dem Konzept gebracht in unseren Turm hinauf. Ich muss jetzt ein bisschen alleine sein und nachdenken. Keiner hält mich auf, als ich in unseren Schlafsaal hinauf latsche, mich dort ans Fenster setze und hinausstarre. Eigentlich hatte ich den alten Snivellus ja dabei erwischen wollen, wie er illegale Tränke braut. Aber diese bizarre Begegnung im Duschraum hat mich völlig auf andere Gedanken gebracht. Diese Narben kann ich sicher nicht mehr auf ein paar Brombeerranken schieben. Sie sahen einfach zu grausam aus. Mich wundert, dass er überhaupt noch grade stehen und gehen kann. Kein Wunder, dass er lieber alleine duscht, wenn keiner es sehen kann… Und dann seine Reaktion bevor ich gegangen bin… Was hat ihn so erregt? Denn als ich hereinkam, war noch nichts davon zu sehen. Steht er vielleicht auf Jungs? Nun, mit einem Mädel habe ich ihn noch nie gesehen, noch nicht mal in der Nähe von einer. Da ist nur Lily, aber da ist er zu schüchtern, auch nur ein Wort zu sagen. Andererseits ist Morchie sein einziger Freund und von dem ist es ein offenes Geheimnis, dass er auf Jungs steht. Er ist das, was ich nie würde sein wollen – niedlich. Hat er was mit Snivellus? Sieht nicht danach aus. Sie haben sich nie so benommen, als wären sie mehr als nur Freunde. Mir fällt auch ein, dass Snivelly es nicht leiden kann, wenn ihn jemand berührt. Nur zu oft habe ich gesehen, wie er zurückzuckt, wenn ihn jemand auch nur zufällig streift. Auch bei Morchie war die Reaktion dieselbe… Ich werde aus dem alten Snape wirklich nicht schlau. Einerseits ist er irgendwie ein echter Sonderling und benimmt sich so anders als die meisten anderen Leute. Dann ist da aber diese seltsame Stärke, über die er mit Sicherheit verfügen muss, denn sonst hätte er sich längst das Leben genommen. Eine Stärke, die nichts mit körperlicher Kraft oder mit magischen Fähigkeiten zu tun hat. Obwohl er mir in dieser Hinsicht auch alles andere als schwach erscheint. Mein Kinn hat nach dem Ding von Halloween noch über eine Woche wehgetan… Und seine magischen Fähigkeiten? Nun, was ich über die Lestranges weis, würde keiner aus dieser Familie ein Lob aussprechen, dass nicht mindestes fünfmal verdient ist. Und was seine Flüche betrifft, sind die zwar hundsgemein, aber er beherrscht sie aus dem FF und es ist Macht dahinter… Nee, ich werde echt nicht schlau aus ihm. Sollte ich vielleicht anfangen, ihn zu respektieren, wie Remus und Lily es schon die ganze Zeit wollen? Wie könnte ich das, wenn er doch ein schwarzer Magier ist und jetzt auch noch diese Tränke braut… Denn daran zweifle ich nicht im Geringsten… Lange, lange habe ich jetzt in die Nacht hinaus gestarrt und bin zu keinem Schluss gekommen. Was soll ich tun? Nun, ich werde wohl weiter nachforschen, wo er seine Tränke braut. Und wenn er mir einen Fluch nachjagt, werde ich mich wehren. Aber sonst…? Plötzlich geht die Tür auf und herein kommen, fröhlich plaudernd, Remus und James. „Ey, Sirius“, meint Prongs als er mich am Fenster sieht. „Wo hast du gesteckt?“ „Hier und noch wo anders…“ erwidere ich gedankenverloren. „Wo?“ will Moony wissen. „Du hast einen so nachdenklichen Blick…“ „Yeah“, wirft James ein. „Bist du auch mit `nem Mädel hoch zum Schloss?“ „Nee, das nicht“, erwidere ich. „Die sind mir heute echt auf den Senkel gegangen und dann habe ich ein verdammt interessantes Gespräch belauscht…“ Ich erzähle meinen Freunden, was ich von der Unterhaltung zwischen Bellatrix und Lestrange mitbekommen habe. „…und als ihr dann nicht beim Essen aufgetaucht seit, ebenso wenig wie der alte Snivellus, dachte ich, ich könnte vielleicht was darüber rausbekommen, was er unten in den Verließen so treibt…“ Dann erzähle ich ihnen ziemlich stockend, von meinem Erlebnis in den Duschräumen der Slytherin. James saugt überrascht Luft ein, als ich ihnen von den Narben berichte und Remus schüttelt nachdenklich den Kopf. Sie lassen mich meine Geschichte jedoch zu Ende erzählen, bevor sie anfangen zu reden. „Und du sagst seine Narben sind noch übler, als die von Moony?“ murmelt James. „Moonys Narben sind echt schlimm, aber die von Snivellus … nee, Jungs, sowas Gemeines hab ich noch nie gesehen. Fingerdicke Wülste. Schon lange verheilt, klar. Aber wer dafür verantwortlich ist, der muss mindestens so irre sein, wie meine Mutter. Er muss ihn mit sonst was verdroschen haben, immer wieder und wieder…“ „Tut er dir Leid?“ will Remus wissen. „Weis nicht … Nee, nicht so. Mitleid bringt nichts, das wissen wir wohl alle drei. Aber irgendwie empfinde ich plötzlich einen eigenartigen Respekt für ihn…“ „Respekt?“ platzt James heraus. „Mann, du redest immerhin von Snivellus und nicht von irgendeinem Heiligen Märtyrer…“ „Immer mit der Ruhe, James“, wirft Moony ein. „Was schadet es, einen Gegner zu respektieren?“ „Weis nicht, wenn ich ihn respektiere, kann ich ihn nicht mehr so schön schikanieren“, erwidert der. „und das macht immer unheimlich Spaß…“ „Yeah“, werfe ich ein. „Es macht Spaß und ich werde auch nicht damit aufhören, aber ich denke, dass wir kein Wort über das, was ich heute Abend zufällig gesehen habe, verlieren sollten. Ich finde, wir sollten das einfach als seine Privatsphäre respektieren.“ „OK“, erwidert James. „Reden wir nicht drüber…“ „Meine Meinung kennt ihr ohnehin“, meint Remus. „Ich werd mich nicht einmischen, aber treibt es nicht zu bunt mir ihm, sonst muss ich, ob ich will oder nicht…“ er tippt auf sein Vertrauensschülerabzeichen. Insgeheim hatten wir ohnehin schon die ganze Zeit die Vermutung, dass Dumbledore ihm das Ding nur gegeben hat, damit er uns ein bisschen – nun – im Zaun hält…  Der letzte der Lupins Die Potters holen uns nicht ab. Sie wissen, dass wir sehr wohl alleine in der Lage sind, nach Godrics Hollow zu kommen und damit haben sie völlig Recht. Beide sehen aus, als seinen sie seit den großen Ferien um mehrere Jahre gealtert. Schon wenige Minuten später erfahren wir, warum sie so traurig und müde aussehen. „Kommt ins Wohnzimmer, alle drei“ seufzt Mr Potter. „Wir müssen dringend reden. Es gibt sehr schlechte Nachrichten.“ „Schon wieder meine Mutter?“ platze ich heraus. „Setzt euch erst mal, Jungs“, erwidert er. Mr Potter sieht aus, als wäre es wirklich etwas Schwerwiegendes über das er sprechen will. „Der Dunkle Lord?“ überlegt James. „Voldemort, meine ich…“ „Auch. Es hängt alles mehr oder weniger zusammen… Nun, wo soll ich anfangen? „Nun Sirius, deine Mutter gibt kein Sterbenswörtchen von sich, also liegt hier kein Grund zur Sorge…“ Es fällt ihm so wahnsinnig schwer, zu reden, das spüren wir alle drei ganz genau. „Dad“, drängt James, „so sprich doch…“ Der seufzt erneut und schüttelt nachdenklich den Kopf. „Nun, Voldemort…“ murmelt er. „Er wird stärker, er wird gefährlicher und er hat begonnen, Magier zu ermorden, die sich ihm nicht anschließen wollen oder ihm einfach nur im Weg sind. Ja, er hat begonnen zu morden… Ach, Sirius, mein Junge, ich weis nicht, wie ich es leichter für dich machen soll… Sirius, dein Onkel Alphard ist Voldemort zum Opfer gefallen…“ Ich schaue ihn groß an. „Onkel Alphard ist … ist tot?“ stammle ich. Ich kann es nicht glauben. Ich habe doch erst vor ein paar Tagen einen Brief von ihm bekommen. Er war fröhlich, glücklich, zuversichtlich… „Er konnte dem Averda Kadevra nicht entkommen. Er war zu langsam, er war zu mutig…“ Ich kann nicht antworten, weine nur leise vor mich hin. Derjenige aus meiner Familie, der mir am meisten bedeutet hat, ist tot. Ich werde ihn nie besuchen können, werde nie sehen wo und wie er gelebt hat. Ich werde nie wieder einen Brief von ihm erhalten… Doch da irre ich mich, einen Brief von meinem Onkel bekomme ich noch. „Sirius“, reißt mich mein Pflegevater aus meinen Gedanken. „Alphard hat mir den gegeben, als wir begannen, wieder als Autoren zu arbeiten.“ Und gibt mir einen Brief. Lieber Sirius, wenn du diesen Brief vom alten Potter bekommst, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Nicht, dass ich mir große Sorgen machen würde, aber die Arbeit als Auror ist gefährlich und man weis nie… Mein lieber Junge, ich war so froh, dich kennengelernt zu haben. Ich wünschte du wärst mein Sohn gewesen, denn eigene Kinder habe ich nicht. Der alte Potter spricht immer so lobend von dir, so freundlich und liebevoll. Sie werden sich um dich kümmern, wenn du, wie ich es erwarte, von deinen Eltern enterbt wirst. Nun, ich möchte nicht, dass ein Verwandter von mir in der Gosse landet, nur weil er kein Gold hat. Ich habe ein Testament verfasst, das dich zu meinem Alleinerben macht. Du erhältst eine angemessene Summe, solange du noch minderjährig bist. An deinem siebzehnten Geburtstag, erhältst du das Verfügungsrecht über meinen ganzen Besitz. Auch eine Wohnung gehört dazu. Die Adresse wird jedoch erst an deinem siebzehnten Geburtstag sichtbar werden. Bewahre also den Brief gut auf… Mach das Beste draus und lass dich nie unterkriegen. Aber eigentlich mache ich mir keine Sorgen, du bist schon in Ordnung. Alphard Black „Er … er“, stammle ich. „Hat mich zu seinem Alleinerben eingesetzt…“ „Ja. Er wollte das so. Er fand es immer sehr schade, nicht mehr Zeit mit dir verbringen zu können, denn er hatte dich wirklich sehr gern…“ Er seufzt schon wieder. „Das war doch noch nicht alles, oder Dad?“ meint James leise nach einen prüfenden Blick in dessen Gesicht. „Nein … nein, leider nicht. Die schlechten Nachrichten reißen in letzter Zeit kaum ab…“ murmelt der. „Remus, mein Lieber, die andere Neuigkeit betrifft dich und sie ist um keinen Deut besser… Wie sag ich es dir nur? Es ist so verdammt schwer… Es gab ein schreckliches Unwetter in Cornwall und deine Eltern wollten ihre Ernte an Winterkräutern retten… Es hagelte Körner so groß wie ein Snatsch. Deine Leute, konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen und wurden davon erschlagen…“ „Und das Kind?“ bricht es aus Remus heraus. „Meine Mutter war schwanger…“ Mr Potter schüttelt traurig den Kopf. „Sie hatte eine Fehlgeburt, als sie starb und das Kind starb mit ihr…“ Plötzlich heult Remus auf, als würde er zum Werwolf werden. Er ist aufgesprungen und hat seine Fäuste zur Decke gestreckt. Nochmals scheit er wortlos und verzweifelt auf. James und ich springen auf und versuchen ihn zu beruhigen. „Moony“, murmelt James. „Du bist nicht alleine, wir sind bei dir, so beruhige dich doch…“ Gemeinsam bringen wir ihn dazu, sich wieder in den Sessel zu setzen. Er starrt ins Leere und murmelt: „Jetzt kann ich mich nie wieder mit ihnen versöhnen…“ dann kippt er einfach um. „Was meint er?“ will James wissen. „Letzten Sommer“, erwidere ich. „Letzen Sommer, als wir bei Vollmond in Cornwall waren. Da hat er doch kurz seine Eltern besucht und dann…“ Remus kommt wieder zu sich. „…dann haben sie gemeint, dass ich zu Hause nicht mehr erwünscht bin. Ich bin volljährig und sie bekommen ein Kind. Ein gesundes Kind. Kein verfluchter Werwolf…“ faucht er regelrecht. „Moony“, murmelt James. „Das wusste ich nicht. Shit, Mann. Das ist ein solcher Mist.“ „Yeah. Ich wollte die Sache wieder in Ordnung bringen, aber jetzt ist es zu spät…“ erwidert Remus todtraurig. „Zu spät, wieder zu meinen Eltern zu finden. Zu spät, mein Geschwisterchen kennen zu lernen. Zu spät für einfach alles… Zu spät…“ und erneut verliert er das Bewusstsein. „Himmel, dem geht es aber dreckig…“ murmelt James. Mr Potter nickt und seufzt schon wieder. „Tut mir Leid für ihn, so schrecklich Leid. Er ist der Letzte seiner Familie…“ murmelt er. „Es gibt keine weiteren Verwandten. Jetzt müsst ihr beide seine Familie sein, Jungs.“ „Aber klar, Dad“, erwidert James. „Sicher, Dad“, meine ich. „Er ist schon so lange unser Freund. Jetzt ist er auch unser Bruder.“ Ein glückliches Blitzen erscheint kurz in Mr Potters Augen. Es ist das erste Mal, dass ich ihn Dad genannt habe… Die Tür geht auf und Mrs Potter kommt herein. „Du hast es ihm also gesagt?“ wendet sie sich an ihren Mann. „Du hast ihn doch gehört, oder?“ erwidert der. „Der Schrei…“ murmelt sie. „Ich dachte, eine verdammte Seele würde zur Hölle fahren…“ Sie kommt zu uns herüber und scheint erst jetzt zu bemerken, dass Moony nicht mehr bei Bewusstsein ist. „Armer Junge“, flüstert sie. „Ist dir alles zu viel geworden?“ dann etwas lauter an uns gewandt: „Bringt ihn nach oben, Jungs, damit er sich ausruhen kann und seid bitte für ihn da.“ Wir nehmen ihn einfach und tragen ihn die Treppe hoch ins Dachzimmer.  Lagebesprechung Gemeinsam ziehen wir ihn aus und packen ihn unter die Decke. „So ein Mist“, murmelt James. „Na dann, fröhliche Weihnachten…“ „Yeah. Was machen wir jetzt?“ erwidere ich. „Wie geht es dir eigentlich?“ will er wissen. Ich zucke die Schultern. „Traurig. Yeah – traurig“, meine ich. „Aber eigenartiger Weise auch froh. Du weist schon, der Brief. Er hat mir alles vermacht. Ich muss mir keine Gedanken mehr machen, dass alles, was Sirius Black ausmacht, in einen Koffer und eine Holzkiste passt…“ „Du bist echt ein blöder Hund“, fährt mir James ins Wort. „Sirius Black ist nicht das, was er besitzt, sondern das, was er aus sich macht, das was er anderen bedeutet, das was er für seine Freunde tut.“ James Einwurf ist sehr erwachsen und ich starre ihn an, als hätte ich ihn noch nie gesehen. Ausgerechnet James, der normaler Weise lieber Blödsinn macht, als sich tiefsinnige Gedanken. „Himmel, großer Bruder, wie oft muss ich dir noch sagen, was du mir bedeutest. Ich schreib es dir mal auf, dann kannst du es einrahmen und übers Bett hängen, damit du es nie vergisst. Aber vielleicht musst du es einfach wieder und wieder hören, damit du es endlich mal glaubst. Für mich bist du mein bester Freund, bist mein Bruder. Und ich hab dich wirklich gern, ich liebe dich genauso, wie ich meine Eltern liebe… Einfach nur, weil du so bist, wie du bist. Weil ich mich in jeder Situation auf dich verlassen kann, weil du mich nie im Stich lassen würdest, weil ich dir mein Leben anvertrauen würde, jetzt und jederzeit. Oder meinst du, ich mag dich nur wegen deines hübschen Gesichts und deiner funkelnden, schwarzen Augen? Du bist einfach schwer OK. Versteh das doch endlich…“ „Ich verstehe es doch. Nur manchmal scheint das einfach nicht zu genügen… Manchmal scheint es zu wenig zu sein…“ „Mensch, zu wenig – Blödsinn. Es ist alles, was zählt!“ erwidert James und packt mich an der Schulter. Er drückt fest zu. Tröstend, bestätigend, brüderlich… Remus wird unruhig und scheint wieder zu sich zu kommen. Er richtet sich erschrocken auf und scheint für einige Augenblicke nicht zu wissen, wo er ist. Doch dann sieht er uns. „Jungs“, murmelt er, „wie komme ich ins Bett?“ „Du bist zusammengebrochen“, erwidere ich, „und Mum meinte, wir sollen dich hochbringen, damit du dich ausruhen kannst.“ „Meine Kehle ist ganz rau. Habe ich geschrieen?“ wispert er heiser. „Yeah“, meint James. „wie ein tollwütiger Werwolf.“ Remus schüttelt den Kopf und will aufstehen. „Liegen bleiben“, sage ich und drücke ihn in seine Kissen zurück. „Dir geht’s echt nicht gut, Moony.“ „Yeah“, wirft James ein. „nicht, dass du uns nochmal umkippst oder ausrastest. Wir konnten dich unten fast nicht bändigen…“ „Bin voll ausgerastet, oder?“ murmelt Moony. „Yeah“, gibt James zurück. „Würd ich aber auch, wenn es um meine Eltern ginge…“ „Es ist wirklich zu spät…“ flüstert Remus. „So schade, so verdammt schade. Jetzt bin ich wirklich ganz allein…“ „Bist du nicht“, gebe ich zurück. „Du hast immer noch uns und die Potters. Und für Nymphadora bist du sowas wie ein Onkel, genau wie ich. Immerhin hast du sie auf die Welt gebracht.“ „Andromedas Kleine … sie wird an Heilig Drei König ein Jahr alt … ob wir Andromeda besuchen können?“ fragt Remus sehnsüchtig. „Ich schreib ihr, wenn James mir Schuhu leiht und frage nach“, erwidere ich. „Danke“, murmelt er und seufzt. „Aber trotzdem komme ich mir plötzlich entsetzlich einsam vor. Wie Padfoot mal gesagt hat – wurzellos.“ „Yeah“, erwidere ich. „So ist das Gefühl, wenn du meinst keinen mehr zu haben. Aber so ist es nicht, Moony. Du hast noch uns beide. Wir sind deine Freunde. Wir drei stehen uns so unendlich nahe, dass wir wie Brüder sind und mehr als das. Wir haben die gleichen Ideen, die gleichen Ansichten und auch die gleichen Ziele. Jetzt mehr denn je, Moony. Ich habe einmal gesagt, dass ich kämpfen werde, wenn Voldemort sich an meinen Leuten vergreift. Genau das hat er jetzt getan. Er hat sich an meinem Onkel vergriffen. Steht ihr zu mir?“ Ich will nicht nur Remus auf andere Gedanken bringen, mir sind auch eben erst wieder Mr Potters Worte über Voldemort eingefallen und wenn wir schon Brüder sind, sollten wir das Ganze irgendwie offiziell machen…  Pakt der Wolfsbrüder Meine beiden Freunde starren mich an. „Yeah, sicher mache ich mit“, erwidert James. „Du kannst auf mich zählen“, sagt Remus sehr ernst. „Jetzt und immer.“ „Ein Pakt“, murmle ich. „Ein Eid, dass wir die dunklen Mächte bekämpfen werden, wo auch immer wir ihnen begegnen…“ James ist sofort Feuer und Flamme und auch Moonys Augen beginnen wieder zu leuchten. „Wir brauchen einen Namen für unsere Gruppe“, meint Remus. „Wolfsbrüder“, meint James knapp. „Wie sonst. Remus, du bist ein Wolf und wir beide begleiten dich immer wenn der Vollmond scheint.“ James will ihm ebenso eindringlich, wie schon zuvor mir, klar machen, dass er nicht alleine steht, nun da er keine eigene Familie mehr hat. „Klasse“, meine ich daher. „Das passt - Wolfsbrüder…“ „Ihr beide mögt mich wirklich, oder?“ murmelt Remus. „Es ist nicht nur Mitleid, oder?“ „Nee, Remus“, erwidere ich. „Ich empfinde kein Mitleid für dich. Mitgefühl, Anteilnahme, ja, bestimmt, aber niemals Mitleid. Moony, du bist mein Freund und Mitleid kann nie eine Grundlage für Freundschaft sein. Mitleid würde dich herabwürdigen zu einem jämmerlichen Wesen und das bist du mit Sicherheit nicht. Du bist ein anständiger Mensch, einer der Besten, die ich kenne…“ „…yeah“, wirft James ein. „Padfoot spricht mir aus der Seele. Hör Mal, wir sind nicht zu Animagi geworden, weil du uns Leid tust, sondern weil wir sehr viel für dich empfinden und unser Freund bist…“ „…außerdem hattet ihr eine Menge Spaß dabei“, meint Remus mit schiefem Grinsen. „Klar, sicher“, gibt James zu, „aber das war nur am Anfang ein Grund. Später würde es einfach zur Notwendigkeit, weil du dich jeden Monat so entsetzlich geschunden hast. Du hättest Sirius damals hören sollen, wie er Wurmschwanz zusammengeschissen hat, als der nur noch Mist gebaut hat. War echt hörenswert. So sauer habe ich ihn noch nie erlebt.“ „Peter“, murmelt Remus plötzlich. „Was ist mit Peter? Soll er auch ein Wolfsbruder werden? Ich meine, immerhin ist er auch häufig bei Vollmond mit dabei…“ „Nicht so gerne“, werfe ich ein, „und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Er ist ein jämmerlicher Duellant und ich möchte ihn nicht in Gefahr bringen…“ „Er wird aber mitmachen wollen, wenn er was mitkriegt“, wirft James ein. „Muss er doch nicht, oder?“ erwidere ich. „Peter ist nicht der Schnellste, wenn es darum geht, etwas mitzukriegen…“ „Aber er hat damals die Sache mit den Animagi auch mitbekommen, oder?“ meint Moony. „Yeah“, sagt James. „Aber damals waren wir in Hogwarts und jetzt sind wir hier, in Godrics Hollow. Er kann uns also nicht belauschen.“ „Dann also nur wir drei?“ erwidert Moony. „Vorerst schon, denke ich“, ist meine Antwort. „Yeah, vorerst“, fügt James an. „Man weis nie was kommt…“ „Wir sind uns einig?“ will ich von meinen Freunden wissen. „Yeah“, kommt die gemeinsame Antwort. „Wir sollten irgendwie formulieren, was unsere Ziele sind“, meint Remus. „Richtig“, erwidere ich. „Wir wollen gegen Schwarze Magier vorgehen, erstmal.“ „Klar“, meint James. „Aber wir wollen auch zusammenhalten, oder?“ „Yeah“, fügt Remus an. „Freunde und Brüder durch dick und dünn…“ „…gegen alle Widrigkeiten…“ ist mein Vorschlag. „…was auch immer geschieht…“ setzt James hinzu. „…und Unschuldige wollen wir schützen…“ meint Remus noch. „Also keine Verhexerei mehr, Prongs, nur weil dich jemand nervt.“ „OK, OK“, erwidert der. „Ich halte mich zurück. Es sein denn es geht um Snivellus.“ „Da kannst du“, grinse ich. „Der ist nämlich sicherlich nicht eben ein Unschuldiger...“ Remus lacht in sich hinein, „Ich dachte mir schon, dass ihr dieses Schlupfloch findet… Aber nur, wenn er es verdient hat, OK?“ „Hat er doch immer“, murmelt James. „Wir sollten es irgendwie feierlich machen“, meine ich. „Damit wir uns ganz sicher sein können, dass wir es wirklich ernst meinen.“ „Yeah“, meint James und seine Augen funkeln. Seine alte Abenteuerlust macht sich wieder mal bemerkbar und das Ganze klingt wirklich sehr tollkühn. Man muss sich das nur vorstellen, drei Kids, immer noch in der Schule, schließen einen Pakt gegen die Schwarzen Mächte, eigentlich gegen Voldemort. Wenn das kein Abenteuer ist… Plötzlich hören wir schwere Schritte auf der Treppe und Mr Potter kommt herein. Früher hat man ihn nie gehört, er scheint wirklich langsam alt zu werden… „Nun, Jungs“, fragt er. „Alles klar?“ Wir nicken bestätigend. „Mum meint, ihr sollt runterkommen, wenn ihr wach seid und erst mal was essen…“ Viel später sind wir satt und wesentlich ruhiger wieder im Dachzimmer zurück und bereiten die Feierlichkeit für unseren Pakt vor. Ich dekoriere den ganzen Raum mit Kerzen und Remus zieht einen flammenden Kreis auf dem Boden. James ist im Keller und sucht etwas. Wenig später kehrt er mit drei uralten, aber wunderschönen Roben und drei ebensolchen Zaubererhüten zurück. „Familienerbstücke“, meint er. „Ich dachte, wir sollten sie tragen, damit wir uns wirklich wie Brüder fühlen.“ „Gute Idee“, erwidere ich und Remus nickt. Wir ziehen uns die Sachen an. Sie passen uns ausgezeichnet und lassen uns aussehen wie drei mittelalterliche Magier. Wie mächtige Magier… Wir schreiben unseren Eid zusammen und benutzen dazu die Sprache, die wir in alte Runen gelernt haben. Wir wollen dem Ganzen irgendwie Macht und Bedeutung verleihen. Ein Gutes hat die Sache bereits, Remus und ich haben uns wieder völlig beruhigt und haben uns von unserem Kummer abgelenkt. Es ist genau Mitternacht, als wir gemeinsam den flammenden Kreis betreten und folgenden Eid sprechen. Wir sprechen ihn in Englisch, aber Moony hat drei Ausfertigungen des Pakts für uns in den alten Schriftzeichen gemalt: „Dies ist der Pakt der Wolfsbrüder: Wir geloben feierlich als Freunde und Brüder zusammen zu stehen so lange wir leben und auch darüber hinaus, sollte das möglich sein. Weiterhin geloben wir, schwarze Magier zu bekämpfen, wo auch immer wir sie antreffen und immer für das Gute zu kämpfen. Die Unschuldigen wollen wir schützen und sei es mit unserem Leben. Besonders jener, der sich Voldemort oder auch Dunkler Lord nennt, sei unser erklärter Gegner. Jeder, der einem der Unseren etwas antut, sei unserem Zorn ausgeliefert. Dies schwören wir bei unserem Leben, unserer Seele und unserer Hoffnung auf eine Zukunft hinter dem letzten Schleier.“ Es ist, als würde sich ein unglaublich mächtiger Zauber auf uns legen und uns irgendwie zusammenschweißen, uns wirklich zu Brüdern machen. Es kostet uns auch eine Menge Kraft in diesem Kreis zu stehen und die Worte zu sprechen. Kaum sind wir zu Ende taumeln wir regelrecht heraus und die Flammen gehen aus. Ein seltsamer Windhauch aus dem Nichts bringt die Kerzen zum Verlöschen. Wir taumeln in unsere Betten und schlafen ein, ohne die alte Kleidung abzulegen, ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Gedanken an was auch immer… Ohne es zu wissen, haben wir an jenem Abend uralte Magie beschworen. Wir waren noch Kids, selbst Remus, aber wir haben etwas getan, wovor sich selbst viele erwachsene Magier gefürchtet hätten. Kaum einer wagte auch nur diesen Namen zu nennen: Voldemort. Aber wir nannten ihn nicht nur, sondern sprachen uns sogar ausdrücklich gegen ihn aus. Freunde und Brüder. Das waren wir im Grunde genommen schon lange, aber wir hatten es noch nie zuvor so klar formuliert. War es das alles wert? Ja. Ich denke schon, auch wenn nun Remus der einzige Wolfsbruder ist, der nun noch lebt. James ist schon vierzehn Jahre tot und ich bin es auch seit ein paar Stunden. Remus ist der Letzte, der den Eid jetzt noch halten kann, in dieser Welt der Lebenden. Ach Remus, alter Werwolf, wie einsam wirst du jetzt wieder sein… Aber halt! Da gibt es doch noch die Kids, unsere Erben. Da sind Harry, Hermine und Ron. Da sind ihre Freunde. Sie haben Dumbledores Armee gegründet und tragen die Fackel weiter, die wir vor so vielen Jahren entzündet haben… Weiter und weiter, von einer Generation zur nächsten… Bis in alle Ewigkeit…  Diskussion über Lily Schon am nächsten Morgen schicke ich Andromeda einen Brief und frage sie, ob es ihr Recht ist, wenn wir alle sie besuchen kommen. Als wir so in James Zimmer abhängen, fällt mir plötzlich etwas ein, das ich über die letzten Ereignisse völlig vergessen hatte. „Remus, was war das eigentlich mit Nora?“ will ich daher von Moony wissen. Der wirft mir zuerst einen verblüfften Blick zu, dann beginnt er, in sich hineinzulachen. „Was ist so komisch?“ fragt James. „Nora“, erwidert Remus. „Sie wollte sich nur mit mir unterhalten, weil sie weis, dass ich ein Freund von Sirius bin. Wisst ihr was? Sie ist echt in dich verknallt, Padfoot. Du hast dich damals nach dem ersten Gespräch mit ihr völlig zurückgezogen und jetzt wollte sie von mir wissen, wie sie an dich rankommen kann…“ „Und was hast du gesagt?“ platze ich heraus. „Du kennst mich doch“, grinst der. „Wenn ich nichts sagen will, bekommt auch kaum einer was aus mir raus…“ „Du warst doch nicht unfreundlich zu ihr, oder?“ will James wissen. „Komm, denk doch nach“, erwidere ich. „Moony und unfreundlich…“ „Nein, war ich sicher nicht“, wirft Remus ein. „Ich habe eine Menge geredet, aber nichts gesagt. Hinterher war sie nicht schlauer als zuvor.“ Wir lachen. „Was ist, hast du ´ne Neue?“ fragt mich James. „Nee. Keine dabei, die ich näher kennen lernen möchte. Noch quatschen sie mir alle zuviel Unsinn. Die einzige, von der ich weis, dass sie das nicht tut ist Lily und ich habe James schon von Anfang an versprochen, dass sie alleine seine Angelegenheit ist.“ Der brummt zufrieden. „Dann ist ja alles klar“, meint er kurz angebunden. „Mensch, Prongs“, wirft Remus ein. „Auf uns beide musst du echt nicht eifersüchtig sein. Keiner von uns nimmt dir dein Mädel weg. Krieg das endlich mal in deinen Kopf.“ „Du musst nicht gleich auf uns losgehen, nur weil wir uns mal mit ihr unterhalten“, setze ich hinzu. „Es ist nur so, dass sie das einzige Mädel ist, das keinen Müll redet. Sie ist schau, witzig, amüsant und nett. Und man kann mit ihr über alles Mögliche reden…“ „Woher weist du das?“ feuert James ab. „Sagen wir es ihm“, murmelt Remus. „Klar, warum nicht…“ „James, Lily hat uns vor ungefähr einem Jahr gestellt und wollte wissen, was mit Remus los ist, weil er doch so oft so mies aussieht.“ „Warum habt ihr mir nie davon erzählt“, will er völlig baff wissen. „Wegen deiner verflixten Eifersucht“, erwidert Remus. „Du flippst immer total aus, wenn es um Lily geht. Kein anderer Junge darf sie auch nur ansehen, ohne dass du gleich aus der Robe platzt…“ „Ich … ich … ich liebe dieses Mädchen“, flüstert James und klingt beschämt. „Sie ist die Frau, die ich mal heiraten möchte…“ „Ich denke, sie hat dich auch sehr gern“, erwidert Moony. „Die ganzen Fragen über mich dienten nur dazu, mehr über dich heraus zu finden. Darüber, wie du wirklich bist.“ „Du darfst nie vergessen, dass die anderen Schüler von Hogwarts dich nicht so kennen wie wir“, werfe ich ein. „Sie kennen dich als brillanten Quidditch Sucher oder als Witzbold, der sich alles traut, vielleicht auch noch als genialen Magier. Keiner weis, wie du bist, wenn du mal Sorgen oder Probleme hast. Keiner weis, wie du deine Freunde wirklich behandelst. Keiner, außer Remus und mir.“ „Lily ist alles andere als dumm“, fährt Moony fort. „Sie wusste nur zu genau, wen sie fragen muss und wie sie fragen muss. Ich hab mal zu Sirius gesagt, sie sei ein Mädchen, das nur einmal liebt. Aber dann mit allem, was sie zu bieten hat. Und ich denke, sie sucht einen Partner, mit dem sie – nun – ihre Seele teilen kann.“ „Sie hat dich mit Sicherheit näher ins Auge gefasst, aber sie will sicher gehen“, setzte ich hinzu. „Sie hat damals gesagt, sie würde es nicht mögen, dass du auf Schwächere losgehst, weil du dir selbst dann etwas nimmst. Deine Ehre, vielleicht…“ „…oder deine Würde“, fügt Remus an. „Sie möchte dich achten können, denke ich und ich bezweifle, dass sie das kann, wenn du dich nicht entsprechend benimmst…“ „Keine Hexereien mehr in den Gängen, oder?“ seufzt James. „Aber Snivelly…“ „Komm schon, kleiner Bruder“, erwidere ich. „So schwer wird dir das doch kaum fallen. Und was Snivellus betrifft, dem musst du ja nicht gerade dann einen Fluch nachjagen, wenn sie es sieht, oder?“ James lacht in sich hinein. „Auch wieder richtig“, meint er. Plötzlich schlägt etwas gegen das Fenster und beendet unsere Diskussion. Wir schrecken zusammen und werfen einen Blick in die entsprechende Richtung. Es ist Schuhu und sie hat die Antwort von Andromeda…  Besuch bei den Tonks Lieber Sirius, Lieber Remus, Lieber James, jetzt muss ich schon drei Anreden wählen, Jungs, damit keiner beleidigt ist. Aber im Ernst. Ihr könnt mich und die kleine Nymphadora gerne besuchen kommen. Am besten dann, wenn Ted gerade in der Arbeit ist. Meine Kleine hat eine unerwartete Fähigkeit, das glaubt ihr erst, wenn ihr es seht… Jetzt hab ich euch neugierig gemacht, oder? Kommt einfach vorbei. Andromeda „Wann wollen wir zu ihr?“ fragt James ganz aufgeregt. „Remus?“ wende ich mich an Moony. „Nun, so bald wie möglich“, erwidert er. „Ich möchte nur zuvor in die Winkelgasse, Geschenke…“ Plötzlich sinkt er in sich zusammen und starrt in den Boden. „Was ist los, Moony?“ frage ich sofort. „Ich wollte … ich wollte…“ er stammelt und bringt den Satz nicht zu Ende. Es sieht beinahe aus, als würde er sich schämen oder so. „Remus?“ platzt James heraus. „Moony, was ist? Nun sag schon, fehlt dir was?“ „Ich hab kein Gold…“ murmelt der und klingt peinlich berührt. „Aber … aber“, stammelt James. „…du hattest doch immer welches.“ „Ich habe schon seit letzte Ostern keins mehr bekommen. Zuerst dachte ich, meine Eltern hätten Probleme mit dem Hof und bin einfach sparsam mit dem umgegangen, was ich noch hatte. Aber jetzt ist auch das weg. Ich bin völlig mittellos…“ „Hat der Hof deinen Leuten gehört?“ will ich wissen. „Yeah. Das denke ich zumindest. Ich weis nicht, wie weit sie sich bei den Kobolden von Gringotts verschuldet haben“, erwidert er. „Du solltest mit Dad darüber reden“, wirft James ein. „Er meinte gestern, du wärst der letzte der Lupins. Das heißt aber auch, dass du der Alleinerbe bist…“ „Ja“, entfährt es Remus. „Ich gehe gleich runter und rede mit ihm“ und weg ist er. „Das war jetzt nicht besonders taktvoll von dir, James“, meine ich. „Ihn wieder an den Verlust seiner ganzen Familie zu erinnern.“ „Taktlos? Oh, yeah, vielleicht hast du Recht. Das wollte ich nicht. Aber erschien sich doch solche Sorgen zu machen, weil er kein Gold hat. Ich meine, es muss doch was da sein, von seinen Eltern.“ Mum kommt herein. „Ich soll euch von Remus ausrichten, dass er Dad vom Ministerium abholt und dann mit ihm zu Gringotts geht“, meint sie. „Er schien ziemlich durcheinander zu sein.“ James setzt ihr die Sache auseinander. „Wir würden ihm sofort was geben“, setzt er hinzu. „Aber ich kenne Moony. Er würde es nie annehmen.“ „Stimmt Mum, er wollte noch nicht mal was von James Süßigkeiten nehmen, wenn der sich wieder mal im Honigtopf ausgetobt hatte.“ „Der arme Junge, bei ihm hört das Unglück nie auf. Zuerst der Werwolf, dann die Sache mit seinen Eltern und jetzt das… Aber wenigstens hat er euch zu Freunden…“ Dann geht sie wieder. Wir vertreiben uns die Zeit bis Remus wieder kommt mit Zaubererschach. Wir sind beide keine besonders guten Spieler und spielen nur, weil James gestern das Schachbrett gefunden hat, als er die alten Roben gesucht hat. Es dauert, bis unser Freund wieder hereinkommt. „Und? Was ist?“ wollen wir gleichzeitig von ihm wissen. „Nun, es ist kaum Vermögen da. Der Hof ist hoch verschuldet, gehört mir aber noch. Mr Potter hat mir geholfen, mit den Kobolden einen Handel abzuschließen. Der Hof wird verpachtet, um die Schulden abzubezahlen – sie wollten ihn sich zuerst ganz unter den Nagel reißen – wenn ich mit Hogwarts fertig bin, sollte die Sache geregelt sein. Unsere Möbel werde ich verkaufen, um bis dahin Gold zum Leben zu haben. Dem Himmel sei Dank, dass ich volljährig bin. Ich hätte das sonst gar nicht regeln können und hätte alles verloren.“ „Und dann?“ will James wissen. „Gehst du dann nach Cornwall zurück. Ich meine nach Hogwarts?“ Moony schüttelt den Kopf. „Höchstens bei Vollmond in Morties Wald. Ich bin kein Bauer und wollte nie einer werden. Wahrscheinlich werde ich den Besitz weiter verpachten und nach London ziehen. Vielleicht finde ich ja auch Arbeit…“ Man sieht ihm genau an, dass er sich wieder die alten Sorgen macht, dass niemand einen Werwolf beschäftigen will. Er seufzt. „Was anderes, Jungs, seht mal was ich für die kleine Nymphadora gefunden habe.“ Er zeigt uns ein knuddeliges Stofftier, das einen wunderschönen Hippogreifen darstellt. Es ist flauschig und weich und kann von selbst durch die Luft fliegen. „Meint ihr, es wird der Kleinen gefallen?“ fragt er besorgt. „Also ich find es Klasse“, meint James. „Yeah, aber da fällt mir was ein. Ich hatte als kleiner Junge einen Stoffdrachen, den ich heiß und innig geliebt habe. Er muss irgendwo in meiner Holzkiste sein…“ Ich gehe zu dem Ding hinüber, das ich überall mit hinschleppe und fange an darin herum zu wühlen. Tatsächlich ist er drinnen, nur schrecklich verstaubt und abgegriffen. „Da ist er ja!“ rufe ich dennoch erfreut. „Willst du den zu Andromeda mitnehmen?“ fragt James zweifelnd. „Yeah. Meine Nichte sollte ein Erbstück von mir haben. Ich mach ihn nur noch ein bisschen sauber und heil.“ Zwei, drei gemurmelte Sprüche und das Ding ist wieder wie neu. Auch James beginnt nun in seinen Sachen herum zu wühlen und bringt eine Babydecke zum Vorschein, die er auf dieselbe Art wie ich wieder in Ordnung bringt. Remus lacht leise in sich hinein. „Ihr seid mir schon zwei“, meint er. „Aber um ehrlich zu sein, hätte ich als Kind auf sowas auch gestanden … Morgen dann zu Andromeda?“ Wir nicken und beschließen jetzt zum Essen in die Küche runter zu gehen. Am nächsten Nachmittag reisen wir mit Flohpuder zu den Tonks. Andromeda begrüßt uns erfreut, aber mir einer gewissen Traurigkeit im Blick. „Onkel Alphard, stimmt´s?“ frage ich sie. „Yeah, er war einer der Verwandten, die ich besonders gern hatte. Er war für mich ein guter Freund und er war ein guter Mann…“ „Yeah“, erwidere ich. „Wusstest du, dass er mir alles vermacht hat?“ „Ja, es war so abgesprochen. Ich habe mein Auskommen, aber du hast gar nichts mehr“, meint sie nur. „Das ist schon OK so. Weist du, dass auch eine kleine Wohnung dazu gehört?“ „Yeah“, entgegne ich. „Dann hab ich wenigstens ein Zuhause, wenn ich mit Hogwarts fertig bin…“ „Schon früher“, meint sie. „Du kannst dort einziehen, sobald du volljährig bist. Es stehen dort eine Menge interessante Sachen rum, die er auf seinen Reisen gesammelt hat. Es gehört auch noch was ganz Besonderes dazu. Er hat immer gesagt, dass er dir das Ding geben will, sobald du alt genug bist. Natürlich hatte er die begründete Hoffnung, dann noch am Leben zu sein. Nun, es kam anders…“ „Sei nicht traurig, Cousinchen. Ich denke es war ihm lieber im Kampf zu sterben, als alt und krank im Bett dahin zu siechen. Mich jedenfalls beruhigt diese Vorstellung…“ „Du hast Recht, das hat etwas Tröstliches…“ erwidert sie und dann an uns alle gewandt: „Kommt, gehen wir zu Nymphadora.“ Sie führt uns in ein neu ausgestattetes Kinderzimmer, wo ein niedliches kleines Mädchen am Boden sitzt und mit Bauklötzen spielt. „Nymphchen, Besuch für dich“, spricht sie die Kleine an. „Deine drei Onkels sind gekommen.“ Nymphadora wirft uns einen Blick zu und plötzlich beginnt sie die Stirn zu runzeln und zu schielen. Hatte sie zuerst weißblondes Haar und blaue Augen, so ist ihr Haar jetzt plötzlich so schwarz wie Rabenschwingen und ihre Augen sind ebenso dunkel geworden, auch ihre Gesichtsform hat sich verändert. „Du großer Merlin“, platzt es aus Remus heraus. „Die Kleine ist ein Metamorphmagus.“ James und ich können das Kind nur mit offenem Mund anstarren. „Ted bekam Schreikrämpfe, als sie das das erste Mal gemacht hat“, meint Andromeda. „Ich musste ihm erst lang und breit erklären, was das zu bedeuten hat. Schließlich hat er sich wieder beruhigt und findet es jetzt ganz stark, wenn sie das macht.“ Sie seufzt. „Jetzt muss ich ihr nur noch beibringen, das nicht vor Muggeln zu tun…“ „Nymphchen“, sagt Remus leise und freundlich zu der Kleinen. „Ich hab dir was mitgebracht.“ Er gibt ihr den Hippogreifen. Sie lässt ihn prompt fallen und er hebt ab. „Ui“, piepst sie. „Pferdchen fliegt. Schau, Mammi, Pferdchen fliegt.“ Sie hüpft und tanzt durch das Zimmer, immer dem Stofftier hinterher. Dabei stolpert sie über alles Mögliche inklusive ihrer eigenen Füße. „Dabei kommt sie leider nach Ted“, seufzt Andromeda. Sie das scheint neuerdings recht oft zu tun. „Nymphchen sei doch vorsichtig, nein, Liebling nicht das Regal hochklettern…!“ WUMM! Das Wandregal ist umgestürzt und hat die Kleine unter sich begraben. Andromeda seufzt schon wieder, zückt ihren Zauberstab und bringt das Debakel wieder in Ordnung. Nymphadora sitzt am Boden und weint. Viel scheint ihr jedoch nicht geschehen zu sein, sie ist eher erschrocken als verletzt. Ich gehe zu ihr hinüber und sage: „Kuck mal, Kleines, ich hab auch was für dich“ und gebe ihr den Drachen. Sofort sind die Tränen vergessen und sie jubelt. „Dache, Dache, kuck Mammi, Dache!“ Andromeda schüttelt den Kopf. „Seit ich weis, dass sie so ungeschickt ist, wie Ted, habe ich auf alles einen Zauber gelegt, damit sie sich nicht verletzt.“ Erneut seufzt sie. „Was sie allerdings nicht daran hindert, sich trotzdem überall blaue Flecke zu holen.“ „Nymphy müde Mammi, Nymphy schlafen“, piepst das Thema von Andromedas Seufzern. „Dann komm, Liebes, Mammi legt dich in dein Bettchen…“ „Nymphchen“, meint James. „Ich hab da auch noch was für dich…“ Er geht zu ihr hinüber und deckt sie mit seiner Decke zu. „Das is fein, dante, Ontel“, piepst sie und schlingt ihre Arme um einen Deckenzipfel. Sie schließt sie Augen und scheint sofort eingeschlafen zu sein. Andromeda winkt uns ins Wohnzimmer zurück. „Ein Glück, dass sie so schnell einschläft“, murmelt sie. „Sonst hätte ich überhaupt keine Ruhe mehr. Wisst ihr, Jungs, ich würde gerne wieder anfangen zu arbeiten, aber wenn ich Nymphchen mit Ted alleine lasse, können wir unsere Wohnung nach zwei Stunden zum Katastrophengebiet erklären. Ted alleine ist schon schlimm genug, aber zusammen mit der Kleinen … nun die Verwüstungen, die ein Tornado anrichtet, sind Pippifax dagegen…“ Wir lachen leise in uns hinein. „Arme Andromeda“, entfährt es mir. „So sehen also Mutterfreuden aus, was Moony?“ „Nun, ich dachte…“ will der sich entschuldigen. „Lasst mal, Jungs“, fällt ihm Andromeda ins Wort. „Natürlich bin ich glücklich, dass ich Nymphchen habe, aber dass sie soviel Arbeit macht, hätte ich mir nicht vorgestellt.“ „Was anderes, Cousinchen: Du hast vorhin gesagt, Onkel Alphard hätte mir noch etwas besonders schenken wollen…?“ „Yeah, wollte er. Es steht bei uns in der Garage, weil er nicht in Versuchung kommen wollte, es weiter zu benutzen. Er wurde langsam alt, der Gute, und seine Reflexe waren nicht mehr das, was sie mal waren. Wenn ihr zwei heroben bleibt und ein Ohr auf Nymphchen habt, kann ich es Sirius zeigen, OK?“ fügt sie an. Die beiden nicken und Andromeda geht mit mir zur Garage hinunter. „Da ist es“, meint sie und zieht eine Decke von einem Teil in der hintersten Ecke der Garage. Mir fällt die Kinnlade herunter. Dort steht ein Motorrad, wie ich noch nie eins gesehen habe. Schwarz, Chrom – glänzend und blitzend. „Rattenscharf!“ platze ich heraus. „Es kann natürlich fliegen. Alphard hat es verzaubert, aber du darfst es erst fahren, wenn du volljährig bist…“ Ich höre ihr nur mit einem halben Ohr zu und gehe zu der Maschine hinüber und streiche sanft mit der Hand über den glänzenden Lack. Andromeda lacht leise in sich hinein. „Zeig einem Kerl ein Motorrad und alles andere wird unwichtig“, grinst sie. „Ted hat genauso reagiert. Er wollte es unbedingt fahren und als ich es ihm verboten habe, hat er es heimlich getan. Aber nur einmal, denn er kam an den Flughebel und hob ab. Als er es wieder auf den Boden zurückgebracht hatte, zitterten ihm die Beine und er schwor, er würde nie wieder aufsteigen.“ „Er hat es geflogen und ihm ist nichts zugestoßen?“ frage ich verwundert, denn nur zu genau erinnere ich mich an Teds Fahrkünste. „Es liegen alle möglichen Sicherheitszauber darauf, Kollisionsschutz, Absturzsicherung und so weiter… Aber du hast Recht, es ist ein Wunder, dass das gut gegangen ist…“ „Kann ich es mal anlassen?“ dränge ich. „Nur mal den Motor hören. Bitte Andromeda…“ „Na gut“, gibt sie nach. „Aber nicht aus der Garage raus fahren, OK?“ Ich nicke wild. Das Gerät ist schärfer als alles, was ich je besessen habe, sogar heißer als mein Silber Arrow. Ich kicke die Maschine an und der Sound ist einfach geil. Ich kann nicht anders, als mich drauf zu setzen und mir vorzustellen, ich würde damit durch die Gegend rauschen. Es vibriert unter meinem Körper, dass mir ganz anders wird. Das Gefühl ist so scharf, wie ein feuchter Traum. Ich muss einen eigenartigen Gesichtsausdruck haben, denn Andromeda meint. „Komm wieder runter von dem Ding, Sirius, sonst hebst du mir noch ab. Du kannst es zu den Potters mitnehmen, dann haben die die Verantwortung dafür. Hilf mir es raufzuschaffen, dann könnt ihr es durchs Feuer mitnehmen.“ „Mensch, Cousinchen, das ist das Heißeste, was ich je geschenkt bekommen habe“, murmle ich vor mich hin. Sie grinst und nickt. „Ich sehe es. Mobilimotorrad!“ und das Ding schwebt vor uns her, die Treppen hinauf und in Andromedas Wohnzimmer. „Wow!“ ruft James mit großen Augen. „Das hat dir dein Onkel also überlassen?“ Remus nickt nur. „Tolles Ding…“ murmelt er. Die nächste halbe Stunde untersuchen wir drei die Maschine ganz genau. Bis… KRACH! „Oh“, meint Andromeda knapp. „Nymphchen ist wieder wach…“ Lange bleiben wir nicht mehr, sondern reisen durchs Feuer wieder nach Hause zurück. Andromeda hat mit ihren Lieben genug am Hals, als dass wir ihr auch noch auf den Wecker fallen wollen…  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)