Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 9: In den Straßen von London ------------------------------------ In den Straßen von London Wir machen uns auf den Weg zum Tropfenden Kessel, damit wir mit dem Flohpuder zu Andromeda zurück können. „Du sagst mir in letzter Zeit vieles nicht mehr“, meint James und klingt enttäuscht. „Was für Bedenken?“ „Sei nicht eingeschnappt. Ich will versuchen, es dir zu erklären: Du weist, wie wir zueinander stehen und wie ich dir gegenüber empfinde, oder?“ „Klar, du bist mein bester Freund, mein großer Bruder, oder was meinst du?“ „Yeah und ich liebe deine Eltern, als wären sie meine eigenen. Und genau da liegt mein Problem. Sie sind es nicht. Es sind deine Eltern, verstehst du, nicht meine. Hätte ich auch noch begonnen deine Mutter Mum zu nennen, wäre dieses miese Gefühl in mir noch stärker geworden…“ „Welches miese Gefühl?“ Es ist klar, dass James mich nicht versteht. Ich muss er ihm ausführlich erklären. Nun gut… „Ich habs dir nie gesagt, aber ich war immer eifersüchtig auf dich. Wegen deiner tollen Eltern. Neidisch, dass es direkt wehtat. Aber du bist mein Freund, du bedeutest mir sehr viel. Immer wenn dieses elende Gefühl in mir aufkam, fühlte ich mich deswegen noch mieser. Wie kann ich auf meinen besten Freund so eifersüchtig sein, verstehst du? Wenn ich mich dann auch noch zwischen dich und deine Eltern dränge, wäre es doch so gewesen, als wolle ich sie dir wegnehmen…“ „Ich habs schon immer gewusst, Padfoot“, wirft er ein. „Du hast ´nen satten Knall. Deswegen mag ich dich auch so. Jetzt hör mir mal genau zu, großer Bruder, Mum und Dad wollten immer viele Kinder haben, das hab ich dir doch schon vor Jahren gesagt. Es ist doch völlig egal, ob es ihre eigenen sind, oder ob sie sie einfach angenommen haben. Ich hätte auch immer gerne Geschwister gehabt und ein Bruder wie du kommt mir nur Recht. Du nimmst mir nichts weg, wenn du meine Mutter Mum nennst, verstehst du. Du gibst mir was damit. Erst mal habe ich dadurch einen Bruder. Dann ist Mum glücklich, weil sie noch einen Sohn hat und Dad ist glücklich, weil Mum glücklich ist. Begreif doch, es gibt keinen Grund für Neid oder Eifersucht, Mum und Dad sind die Eltern von uns beiden, weil wir alle es so wollen.“ So hat James noch nie mit mir geredet. Ich darf also die Potters lieben - ich darf es und muss mir keine Vorwürfe deswegen machen. „Danke“, murmle ich. „Jetzt hast du was in meinem Kopf zu Recht gerückt. Jetzt ist alles OK.“ „Was anderes“, meint James in meine Gedanken hinein. „Was hast du gestern mit Andromeda geredet, wie ich geschlafen habe – über diesen Voldemort?“ „Nun, sie hat damit angefangen, aber sie hat den Namen nicht benutzt, sie nannte ihn Du-weist-schon-Wer. Und ich wusste nicht gleich, von wem sie sprach. Und als sie mir das erklärt hat, musste ich an deinen Dad denken… Was er über die Angst, einen Namen zu nennen, gesagt hat und ich habe ihr deutlich erklärt, dass ich mich nicht von einem Schatten ins Bockshorn jagen lasse.“ James nickt eindringlich. „Ich auch nicht“, meint er. „Wäre doch Blödsinn. Der Kerl soll nur kommen, ich lass mich nicht unterkriegen.“ „Ich denke, wir sollten noch stärker unsere Selbstverteidigung weiter üben und die Duelle“, füge ich hinzu. „Klar, Ted wird begeistert sein, wenn ein paar Flüche durch sein Wohnzimmer zischen“, erwidert James zweifelnd. „Muss ja nicht bei Andromeda sein. Die wollte uns ohnehin die Erscheine Zauber beibringen. Nee, wenn wir wieder in Hogwarts sind.“ „Du, was wollte eigentlich Dad von dir, wie ich zuerst bei Mum war?“ Ich erzähle es ihm. „…kein großes Problem, du fährst einfach mit deinen Leuten mit und ich bleibe über Ostern in Hogwarts. In den großen Ferien sind wir ja dann wieder zusammen. Könnte ganz schön Klasse werden, weil Moony dann bereits volljährig ist…“ „Yeah, stimmt ja. Könnte eine Menge Spaß machen. Er darf, wir noch nicht…“ Wir grinsen uns an und machen Pläne. Wir sind angeregt plaudernd durch die Straßen gezogen und unsere Schritte haben uns doch tatsächlich wie von selbst zum Tropfenden Kessel geführt. Durchs Feuer reisen wir zu Andromeda…  Erscheine! Andromeda steht kopfschüttelnd in der Küche und scheint gerade erst aufgestanden zu sein, als ich aus dem Feuer trete. „Dieser Ted“, murmelt sie. „So ein liebenswerter Schlamper.“ „Lass mal, Cousinchen“, meine ich. „Ich hab schon mit James besprochen, dass wir in diesem Katastrophengebiet wieder klar Schiff machen. Du sollst schließlich nicht bereuen, dass du uns aufgenommen hast.“ In diesem Moment kommt James aus dem Feuer und hat meine letzen Worte noch gehört. „Klar, Andromeda“, setzt er hinzu. „Wir haben da schon Übung drin. Dad und Moony haben es uns beigebracht…“ „Wie geht es deinen Leuten?“ will Andromeda wissen und James berichtet. „Dann wird es ihnen bald wieder besser gehen, oder?“ schließt sie. „Yeah“, meine ich. „Denke schon, aber ich hoffe, wir können die ganzen Ferien bei dir bleiben, denn ich möchte ihnen nicht zur Last fallen, solange sie noch nicht wirklich wieder ganz gesund sind.“ „Klar“, erwidert sie. „Kein Problem.“ Als die Wohnung wieder normal aussieht schlägt sie uns vor, in ein leeres Zimmer zu gehen, um dort die Zauber zu üben. „Wie wollt ihr eigentlich verhindern, dass das Ministerium Wind von euren Übungen bekommt? Ihr wisst schon, das Gesetz zur Vernunftbeschränkten Magie Minderjähriger.“ „Das ist schon seit Jahren kein Problem mehr für uns“, meint James, murmelt den Tarnzauber und wedelt mit seinem Stab. Andromeda nickt. „Ihr beherrscht die Verschwinde Zauber, oder?“ Wir bestätigen. „Dann lasst mal sehen. Lasst mal diesen Stuhl verschwinden.“ Sie wedelt mit ihrem Stab und ein Stuhl erscheint. James grinst mich an. „Du“, meint er knapp. Ich schwinge meinen Stab und der Stuhl ist wieder weg. Dann lässt sie sich dasselbe von James demonstrieren. Ihm fällt es genauso leicht wie mir. „Könnt ihr das auch mit Lebewesen?“ will meine Cousine wissen. „Damit haben wir es gelernt“, meint James. „Mit unseren Hautieren. Hin und zurück.“ „Dann beherrscht ihr ja bereits einen Teil der Erscheine Zauber“, erwidert sie. „Nun, dann zu den anderen Stufen, etwas aus dem Nichts zu erschaffen…“ Sie erklärt uns ausführlich die Theorie und nennt uns die richtigen Sprüche. Dann lässt sie es uns versuchen. Es bereitet uns keine größeren Schwierigkeiten, ihren Anweisungen zu folgen. Wir haben schon zu viele Sachen gemacht, als dass es noch großer Anstrengungen bedarf, auch diese Zauber zu beherrschen. „Wow“, meint sie. „Ich dachte, Sirius hätte gestern ein wenig angegeben, aber er hatte Recht. Wenn ihr euch was in den Kopf setzt, dann schafft ihr das auch.“ James nickt. „Wir wissen was wir können und daher haben wir auch das nötige Selbstvertrauen, zu tun, was auch immer wir uns in den Kopf setzten…“ Die nächsten Tage bis Weihnachten vergehen mit diesen Übungen und wir besuchen auch wieder die Potters in St Mungos. Nur in Teds Auto haben wir uns nicht mehr gesetzt… Mit der Zeit wird es immer schwieriger, weitere Ausreden zu finden, warum wir lieber auf magischen Wegen ins Krankenhaus gehen. Es gibt ein herrliches Chaos, als Ted darauf besteht, den Baum zu schmücken und uns bittet ihm dabei zu helfen, weil Andromeda sich doch schonen soll. Zuerst will das Ding nicht in seinem Ständer stehen bleiben und kippt immer wieder um. James wird die Sache zu schließlich zu dumm und er murmelt einen leisen Zauber, der den Baum befestigt. Ted holt sich einen Stuhl, stolpert damit prompt über eine Teppichfalte und kracht in den Esstisch. Wir klauben ihn aus den Trümmern. „Danke, Jungs, danke“, murmelt er. „Es geht schon wieder.“ Andromeda ist mit eiserner Selbstbeherrschung im Schlafzimmer geblieben und wirft jetzt einen erschrockenen Blick durch die Wohnzimmertür. Ohne, dass Ted es bemerkt, bedeute ich ihr, wieder dorthin zurück zu gehen. „Reparo!“ murmle ich und die Trümmer fügen sich wieder zusammen. Ted holt einen Karton mit Christbaumkugeln und kurz darauf darf James die bunten Scherben wieder miteinander verbinden. Lametta fliegt in der ganzen Wohnung herum. Später finden wir sogar noch was davon in der Badewanne und im Abendessen. Ted ist wirklich schlimm. Er ist so schrecklich hilfsbereit, doch wenn man ihn lässt, braucht man echt selbst bald Hilfe. Er muss wirklich das berühmte Glück der Narren haben, denn er fügt weder sich noch uns ernsthaftere Verletzungen zu. Es dauert Stunden, bis der Baum endlich geschmückt ist und kaum ein Möbel hat diese Aktion unbeschadet überstanden. Nur gut, dass wir den Reparo so gut beherrschen. Ted strahlt uns an. „Danke Jungs“, meint er. „Alleine hätte ich das nie geschafft. Und Magie ist gar nicht so schlecht…“ Er poltert durch die Wohnzimmertür. Wir hörten, wie er im Gang stolpert und durch die Schlafzimmertür fällt. Dann seine Stimme: „Liebling, kommst du, wir sind soweit.“ „Sie muss ihn echt lieben“, flüstert James mir zu. „Wäre sie keine Hexe, würden sie echt in Trümmern hausen.“ „Yeah“, erwidere ich. „Wenn er nur nicht so schrecklich hilfsbereit wäre. Ohne ihn hätten wir es schneller geschafft und mit wesentlich weniger Verwüstung…“ Ted kommt mit Andromeda zurück und sie strahlt uns dankbar an. Sie weis wohl nur zu genau, dass es nicht Teds Verdienst ist, dass die Bude noch heil ist. „Großartig, Jungs“, freut sie sich. „Lasst uns schlafen gehen. Morgen gibt’s Geschenke…“ Der Weihnachtstag vergeht ohne größere Zwischenfälle, sieht man davon ab, dass Ted mir Bratensoße über die Jeans kippt und James seine Haare löschen muss, weil Ted unbedingt die Kerzen am Christbaum anzünden wollte…  Nymphadora Wir sind alle erleichtert, als die Feiertage vorbei sind und Ted wieder arbeiten muss. Remus schneit auch herein und mit seiner Hilfe, fällt es uns viel leichter, Andromeda die Arbeit abzunehmen. Sie ist in den letzten Tagen sehr schwerfällig geworden und die Geburt scheint echt bald bevorzustehen. Auf unsere Frage meint sie: „Es dauert mindestens noch bis Mitte Januar, keine Sorge, dann seid ihr längst wieder in Hogwarts.“ Nun, sie muss es wohl am besten wissen und wir glauben ihr. Kurz vor dem Ende der Ferien, kommen wir gerade aus St Mungos zurück, als Andromeda beginnt vor Schmerzen zu stöhnen. „Was fehlt dir?“ frage ich erschrocken. „Es ist soweit“ zischt sie durch zusammengebissene Zähne. „Wir müssen sie ins Bett bringen“, meint Remus geistesgegenwärtig. „So wie ich das sehe, schaffen wir es nicht bis nach St Mungos mit ihr.“ Er packt sie unter den Armen und bringt sie in eine aufrechte Stellung. „Nehm ihre Beine“, befiehlt er, „und helft mir, sie zu tragen.“ Gemeinsam schleppen wir meine Cousine ins Schlafzimmer und legen sie dort ins Bett. „Was sollen wir tun?“ murmelt James vollkommen durcheinander. „Jemand sollte Ted holen“, schlage ich vor. „Nee, blos nicht“, keucht Andromeda. „Nicht bevor das Kind da ist. Teds Hilfsbereitschaft ist das Letzte, was ich jetzt brauche…“ dann stöhnt sie wieder auf. Insgeheim muss ich ihr Recht geben. Ted würde alles nur noch schlimmer machen. Mit abgehackten, keuchenden Sätzen gibt uns Andromeda Anweisungen, was wir tun sollen. Sie schickt James in die Küche, wo er Wasser heiß machen soll. Mich lässt sie Leintücher aus dem Schrank holen und Remus behält sie bei sich. Kluge Wahl, Moony war schon immer der beste Tröster von uns. Er setzt sich neben sie ans Bett und hält ihr einfach die Hand. „Wie soll´s jetzt weiter gehen, Andromeda?“ murmelt er. „Bleib nur bei mir, dann geht´s schon“, murmelt sie schwach. „Du bist der Älteste und ich denke, du kippst nicht so leicht aus den Latschen.“ „Ich hoffe, ich verdiene dein Vertrauen“, murmelt er etwas unsicher. Ich wage es nicht, einen Blick auf das Bett zu werfen, denn Andromeda schindet sich furchtbar, dennoch scheint Remus zu wissen, was er zu tun hat. „Du warst noch nie bei einer Geburt dabei, oder?“ keucht sie. „Bei einem Menschen noch nicht, nein. Aber ich bin ein Bauernjunge und hab schon einer Menge Jungtiere auf die Welt geholfen“, erwidert er. Nanu, davon hat er noch nie was erzählt und seine Eltern haben keine Viehzucht, nur ihre magischen Pflanzen. Aber jetzt ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt um nachzufragen. Mir wird ganz komisch zu Mute und ich verziehe mich lieber in die Küche zu James. Ich bin jederzeit bereit, mich den schlimmsten Flüchen zu stellen und ich habe kaum Angst davor, aber das, was da jetzt im Schlafzimmer geschieht, läßt mich regelrecht in Angstschweiß ausbrechen. James steht völlig verloren am Herd und schaut belämmert dem Wasser beim Kochen zu. Er wirft mir einen entsetzten Blick zu und findet keine Worte. Auch ich weis nicht, was ich zu ihm sagen soll. Wir stehen in der Küche und werfen uns weitere hilflose Blicke zu. Das Stöhnen und Keuchen, das aus dem Schlafzimmer dringt, wird immer lauter und schriller und plötzlich dringt ein heller, spitzer Schrei zu uns in die Küche, dann das Weinen eines Babys. Wir zucken zusammen. Dann ertönt Remus Stimme. „Bringt mir mal das heiße Wasser und die Leintücher, macht schon.“ Wir folgen seiner Anweisung mit weichen Knien. Moony steht neben Andromedas Bett und hält ein winziges, blutiges Etwas in den Armen. „Schüttet das Wasser in die Plastikwanne“, kommandiert er. „Und seht zu, dass es nur lauwarm ist.“ Wie betäubt folgen wir seinen Anleitungen. Er kommt mit dem blutigen Bündel herüber und senkt es vorsichtig in die Wanne, nachdem er die Temperatur überprüft hat. Er stützt das Baby mit einer Hand ab und lässt ungemein sanft und vorsichtig Wasser über das Kind rinnen, bis er das ganze Blut entfernt hat. „Gebt mir mal ein Laken“, meint er. James stolpert fast über seine eigenen Füße, als er der Bitte nachkommt. Remus wickelt die Kleine – Andromeda hat nämlich eine Tochter geboren – in das Leintuch und trägt das Bündel dann wieder zu ihr hinüber. „Da hast du deine Tochter“, murmelt er. „Alles dran, soweit ich das beurteilen kann und echt hübsch, ganz die Mutter.“ „Wie willst du sie nennen“, stammle ich. Andromeda wirft einen müden Blick auf ihr Kind und murmelt: „Sie sieht wie eine kleine Nymphe aus. Nymphadora…“ Sie schlingt ihre Arme liebevoll um das Bündel und kurz darauf ist sie auch schon eingeschlafen. Wir verlassen leise das Schlafzimmer.  Teds ganzer Stolz Wir sind in die Küche gegangen und haben uns was zu Essen gesucht. Remus ist sich umziehen gegangen, weil seine ganzen Klamotten voller Blut waren und schließt sich uns jetzt an. Er hat einen eigenartigen Gesichtsausdruck, als er sich zu uns setzt. Wir schämen uns ein bisschen, weil wir ihn alleine gelassen haben. „Mensch, Moony, ohne dich wären wir aufgeschmissen gewesen“, platzt James heraus. „Bist du sauer, weil wir dir nicht geholfen haben“, plappere ich gleichzeitig los. „Nee, ich bin nicht sauer“, meint er und als er unsere zweifelnden, entschuldigenden Blicke sieht. „Echt nicht. Es ist einfach so, dass ich vorhin etwas erlebt habe, von dem ich nie gehofft hatte, es je erleben zu dürfen. Es ist, als wäre die kleine Nymphadora irgendwie meine eigene Tochter, versteht ihr. Ich habs euch doch schon mal erklärt, ich werde es nie wagen dürfen, ein eigenes Kind zu haben, noch nicht mal eine Frau, was das betrifft und jetzt habe ich dabei geholfen, eins auf die Welt zu bringen… Das ist – das ist so – großartig, phantastisch, einzigartig. Warum meint ihr, hat Andromeda euch aus dem Zimmer geschickt und euch beschäftigt gehalten? Ich weis wenigstes, wie eine Geburt sein kann. Als ich das erste Mal gesehen habe, wie eine Kuh gekalbt hat, bin ich umgekippt. Das ganze Blut, die eigenartigen Gerüche und Frauen gebären schwerer als Tiere. Ich hab darüber mal was gelesen… Mir war klar, dass es euch wahrscheinlich auch nicht besser gehen würde, als mir damals und ich konnte mich nicht auch noch um euch kümmern… Drum war ich froh, dass ihr in der Küche und aus dem Weg wart…“ „Du überraschst mich immer wieder, Moony“, meine ich. „Du hast Fähigkeiten, die weit über das Übliche hinausgehen…“ „Ich habs damals schon Peter gesagt, ich muss alles lernen, was ich nur kann und seien es noch so abwegige Dinge. Ich habe keine Ahnung, welchen Beruf ich mal ergreifen kann, was unsere Gesellschaft überhaupt zulässt. Ein Werwolf – ich bitte euch…“ Wir schütteln den Kopf. „Du magst ein Werwolf sein“, murmelt James. „Aber du bist ein so feiner, anständiger und vielseitig begabter Mensch … Die Gesellschaft ist einfach blöde, wenn sie dich nicht als was auch immer arbeiten lässt.“ „Danke, Prongs“, erwidert Moony. „Aber die Wenigsten denken wie du… Nun, wir werden sehen… Wäre einer von euch so nett, Ted zu holen? Ich denke er sollte wissen, dass er Vater geworden ist…“ „Mach ich“, erwidert James und springt auf. „Bleibt ihr hier und schaut nach Andromeda“ und draußen ist er bei der Tür. Moony grinst sein übliches schiefes Grinsen. „Hat es ganz schön eilig, der gute Prongs?“ lacht er in sich hinein. „War ganz schön schwer für euch, oder?“ „Yeah“, erwidere ich. „Andromeda hatte so schreckliche Schmerzen. Ich wusste nicht, dass eine Geburt so – so – qualvoll ist.“ „War halb so schlimm“, meint Moony. „Ich hab gelesen, dass eine Geburt einen ganzen Tag oder noch länger dauern kann. Das waren jetzt noch nicht mal zwei Stunden.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich sowas mal einer Frau, die ich liebe, antun möchte“, gebe ich zurück. „Diese Schmerzen, diese Last … ich weis nicht…“ „Frag mal Mrs Potter, ob sie das nicht nochmal gerne in Kauf genommen hätte, um weitere Kinder zu bekommen“, erwidert er. „Es heißt Frauen vergessen dieses Schmerzen sehr schnell und sind dann einfach nur glücklich, wenn sie ihre Kinder erst mal haben.“ „Ich bin Onkel“, murmle ich. „Ich hab `ne kleine Nichte und ich darf sie lieben. Andromeda ist anständig, sie gehört nicht zu den schwarzen Blacks.“ Die furchtbare Anspannung von vorher fällt von mir ab und ich kann wieder klar denken. „Weist du, Remus, vorhin habe ich gedacht, dass ich mich lieber mit den Unverzeihlichen Flüchen rumschlage, als nochmal bei einer Geburt dabei zu sein, aber jetzt denke ich, dass es schon was Tolles ist, wenn neues Leben auf die Welt kommt.“ „Yeah“, erwidert Moony. „War auch für mich nicht leicht, aber jemand musste deiner Cousine doch helfen und ihr wart sicher nicht dazu in der Lage.“ „Nee, das hätten wir sicher gewaltig verbockt.“ Dann sitzen wir eine ganze Weile einfach schweigend beieinander. Plötzlich poltert Ted so eilig zur Tür herein, dass diese schief in ihrem Rahmen hängen bleibt. Seine Augen blitzen und er ist voll durch den Wind. James folgt ihm auf den Fersen und bringt die Tür wieder in Ordnung. Ted hastet weiter durch die Räume und ins Schlafzimmer. Wortlos beschließen wir, die beiden erstmal alleine zu lassen. „War ganz schön schwer ihn zu überreden, dass er sein Auto stehen lässt“, meint James seufzend. „Er wollte unbedingt fahren, aber er fährt schon unter normalen Umständen wie ein Bekloppter. Hätte er jetzt den Wagen genommen, hätte er ihn sicher um den nächsten Baum gewickelt.“ „Nun“, meint Remus, „du hast es offensichtlich geschafft, ihn heil herzubringen.“ „Yeah, hab ihn einfach am Arm gepackt und in den nächsten Bus gesetzt. Er hat dauernd sinnloses Zeug vor sich hin geplappert und ich musste neugierigen Muggel erklären, dass er soeben Vater geworden ist. Das haben sie verstanden und uns nicht weiter belästigt.“ Ted kommt zurück und murmelt vor sich hin: „Ich bin Vater … Ich bin Vater … ich hab eine Tochter … so eine wunderschöne Tochter …“ Er läuft ziellos durch die Wohnung, zu Abwechslung mal ohne über alles zu stolpern. Remus geht zur Anrichte hinüber und schüttet Whiskey in ein Glas. „Da“, meint er an Ted gewandt, „trink erst mal `nen Schluck, auf deine Tochter, dann geht es dir wieder besser.“ Ted greift nach dem Glas und kippt es in einem Zug hinunter. Dann besteht er darauf, dass wir mit ihm auf Nymphadora anstoßen. Keiner von uns hat je was Stärkeres als Butterbier getrunken und der scharfe Alkohol brennt uns die Kehle hinunter und bringt uns gewaltig zum Husten. Ted schenkt uns dauernd nach und wir suchen nach Möglichkeiten das Zeug los zu werden, ohne es zu trinken. Gut, dass wir die Verschwinde Zauber beherrschen, denn Ted ist schon bald zu betrunken, um zu merken dass wir Magie verwenden. Mit der Zeit werden seine Augen glasig und er sinkt in sich zusammen, er hat einen satten Rausch. Sein Kopf fällt auf die Tischplatte und er beginnt leise zu schnarchen. „Legen wir ihn auf die Couch“, meint Remus. „Da kann er seinen Rausch ausschlafen, ohne dass er Andromeda stört…“  Nochmal Lily Nach einem letzten Besuch bei den Potters in St Mungos fahren wir wieder nach Hogwarts zurück. Wir sind uns einig, dass es dieses Mal wirklich noch ereignisreichere Ferien gewesen waren als üblich. Irgendwie komme ich mir als Onkel schrecklich erwachsen vor und James scheint es auch nicht viel anders zu gehen. Wir sind alle drei recht schweigsam und hängen unseren Gedanken nach. Peter spielt sich wieder mal auf und plappert eine Menge Unsinn darüber, wie er mit seiner Mum die Ferien verbracht hat. Wir können ihn kaum mehr für voll nehmen und hören ihm fast nicht mehr zu. Schließlich wird mir sein Brabbeln zu viel und ich murmle was von wegen ich müsse auf Klo. Ich gehe ein paar Schritte, bis man mich von unserem Abteil aus nicht mehr sehen kann und starre aus dem Fenster. Die Gegend fliegt regelrecht vorbei… „Sirius? Sirius, träumst du?“ Lily! Himmel, die hatte ich ganz vergessen. „Hi, was gibt’s?“ erwidere ich und gebe mich unschuldig. „Ich habe unsere Unterhaltung letztens die ganzen Ferien nicht aus dem Kopf bekommen“, meint sie nachdenklich. „Sei bitte leise, Lily. Das wovon wir geredet haben, ist nicht allgemein bekannt und soll es auch nicht werden.“ „Klar, klar doch, sicher“, stammelt sie und zieht mich in ein leeres Abteil. „Ich hab überlegt“, setzt sie an. „Wenn euer Kumpel ein so gewaltiges Problem hat, werdet ihr ihn sicher nicht im Stich lassen. Was unternehmt ihr dagegen?“ Die Frage ist verdammt direkt und ich finde erst Mal keine Worte. „Ihr tut doch was, oder?“ drängt sie. „Yeah – yeah, aber wohl nicht so, wie du es dir vorstellst“, erwidere ich. „Ihr sucht kein Heilmittel?“ platzt sie heraus. „Es gibt kein Heilmittel, Lily, und wir sind keine Heiler und nur mittelmäßige Trankbrauer, was das betrifft. Sicher, wir kommen mit dem Unterricht absolut klar, aber selber sowas ausprobieren? Nee, du, das liegt keinem von uns.“ „Ihr seid besser in verbaler Magie, oder?“ fragt sie nach. „Yeah.“ „Also, was dann?“ „Lily, das darf ich dir nicht sagen, ich würde mich und meine Freunde in gewaltige Schwierigkeiten bringen, wenn es raus kommt“, versuche ich sie abzubringen. „Von mir erfährt keiner was“, erklärt sie bestimmt. „Lily, es ist nicht legal, was wir tun“ und als sie erschrocken aufkeucht: „Nee, wir tun keinem was an, echt nicht. Aber es ist mit Sicherheit gegen das Gesetz.“ „Ihr – ihr – ihr werdet noch von der Schule fliegen“, platzt sie entsetzt heraus. „Das wäre noch das Geringste. Wir könnten dafür ins Gefängnis kommen…“ „Mensch, Sirius, die Gefahr…“ „Kein Risiko, kein Spaß… Aber im Ernst, darum ging es vielleicht mal am Anfang. Jetzt geht es alleine um Remus. Er ist unser Freund und er leidet, leidet mehr als du dir auch nur vorstellen kannst. Die Verwandlung ist einfach entsetzlich und wahnsinnig schmerzhaft. Und es ist auch alles andere als witzig, jeden Vollmond zum Biest zu werden…“ „Du scheinst es recht genau zu wissen, nicht wahr?“ wirft sie ein. „Yeah – yeah – ich hab ihn erlebt, letzten Sommer bei den Potters. Es ist so grausam. Remus ist ein so anständiger Mensch und dann dieser Fluch - es ist einfach nicht gerecht.“ „Du hast ihn schon als Werwolf gesehen?“ „Schon vor drei Jahren, so lange wissen wir es schon.“ „Und euch ist nichts geschehen?“ „Nee, wir waren schneller als der Wolf. Wir hatten Glück, dass ein Bann ihn dort hält, wo er sich in diesem Zustand versteckt hält“, beruhige ich sie. „Jetzt hast du mir zwar eine Menge erzählt, aber meine Frage hast du nicht beantwortet.“ „Lily, bitte…“ Plötzlich geht die Tür auf und Remus kommt hereingeplatzt: „Da steckst du also - Hi, Lily. Hältst du das für schlau, Padfoot? Wenn James euch so sieht, rastet er aus.“ „Da bist du auf dem falschen Hippogreifen. Es geht nämlich um dich“, erwidere ich. „Lily ist zu schlau, um nicht zu merken, dass mit dir etwas nicht stimmt. Sie hat mich schon vor den Ferien danach gefragt. Ich hab vergessen, mit dir darüber zu reden, du weist selbst, dass wir andere Sachen im Kopf hatten…“ „Yeah, sicher, schon gut“, erwidert er und fährt dann an Lily gewandt fort. „Du weist also, was ich bin, oder?“ Lily schaut ihn eindringlich an, als wolle sie überprüfen, ob sich etwas von dem Wolf in Remus müden Zügen zeigt und nickt. „Keine Sorge, ich bin jetzt nicht gefährlich, ich bin jetzt nur ein Junge…“ „Ein Junge?“ unterbreche ich ihn. „Nee Moony, du bist kein Junge mehr, nicht nachdem, was du an Weihnachten geleistet hast. Du bist ein Mann…“ Er grinst mich schief und etwas traurig an. „Vielleicht hast du ja Recht. Aber in Hinsicht auf den Wolf, spielt das ohnehin keine Rolle, wie du genau weist, der ist schon lange ausgewachsen. Nee, ich wollte Lily nur beruhigen, damit sie sich keine unnötigen Sorgen macht.“ „Ihr redet beide eine Menge“, fährt sie dazwischen, „aber ihr sagt nichts, wenigstens nicht das, was ich hören möchte.“ Remus wirft mir einen fragenden Blick zu. „Kannst es dir doch denken, oder? Lily ist zu schlau und wenn sie überlegt, kommt sie schon auf die richtige Fährte.“ „Und willst du ihr es sagen?“ „Weis nicht recht…“ „Jetzt redet doch nicht über mich, als ob ich nicht da wäre“, platzt sie heraus. „Sorry Lily. Aber die Sache ist wirklich heiß“, erwidert Remus. „Versprich uns, dass du uns nicht verrätst, weder mich, noch meine Freunde.“ „Ich verspreche es, sonst sagt ihr mir nie was und ich komme noch vor Neugierde um“, erwidert sie drängend. „Das wollen wir sicher nicht“, murmle ich. „Lass mich“, meint Remus und ich nicke. Dann erklärt er ihr ausführlich die Sache mit den Animagi. Ihre Augen werden immer größer und sie keucht ein um das andere Mal überrascht auf oder schüttelt ungläubig den Kopf. „Das habt ihr also getan“, meint sie, als Remus geendet hat. „Ihr seid ganz anders, als ich dachte. Ihr habt ein Verantwortungsbewusstsein, das viel weiter geht, als ich mir vorstellen konnte – wenn ich so an die Dinger denke, die ihr gewöhnlich dreht…“ „Es ist was anderes, wenn es um unsere Freunde geht“, erwidere ich. „Für die tut jeder von uns alles…“ „Yeah“, murmelt Moony. „Und mehr als das…“ „Ich glaube“, erwidert Lily leise, „ich muss mal wieder schwer nachdenken und meine Gedanken ordnen … Bis später…“ und weg ist sie. „Nun, dieses Treffen sollten wir wohl besser für uns behalten“, meine ich zu Remus. „Yeah, wäre wohl besser“, erwidert er. „Weist du, ich habe das Gefühl bekommen, dass Lily echt auf James steht, aber sich nicht sicher ist, ob er wirklich der Richtige ist. Die ist nämlich ein Mädel, das nur einmal liebt und dann will sie sicher gehen, dass es nicht der Falsche ist, für den sie sich entscheidet.“ „Hmm, da könntest du Recht haben“, überlege ich. „Sie mag James, aber sie will keinen Angeber und wir nennen ihn sicher nicht umsonst Prongs, oder? Du weist, wie sehr ich ihn mag, aber er kann sich wirklich unglaublich aufspielen. Andererseits, ist er ein echt feiner Kerl und er tut für seine Freunde alles. Lily kennt ihn einfach nicht so gut, wie wir und sie möchte Informationen.“ „Yeah, denke ich auch. Weist du, ich würde mich echt freuen, wenn sie mit Prongs zusammenkäme, sie ist schon ein tolles Mädchen.“ „Yeah, ich auch. Schade, dass sie solche Mädels wie Lily nicht in Serie herstellen.“ Remus lacht leise und etwas traurig in sich hinein: „Gott sei Dank, ist das nicht so, sonst käme ich echt in Versuchung…“ „Das hast du letzten Sommer schon gesagt. Aber wie stellst du dir dann dein Leben als Erwachsener vor? So ganz ohne Frau?“ „Nun, ich habe meine Freunde und so bin ich nicht allein. Aber was eine Beziehung mit einer Frau betrifft, nun…“ er zuckt die Schultern. „Die wird wohl immer ein unerreichbarer Traum für mich bleiben… Lass uns zurückgehen, bevor James uns mehr Fragen stellt, als wir beantworten wollen…“  Snivelly geht Baden Wieder in Hogwarts werden James und ich plötzlich stärker eingespannt. Dumbledore scheint unserem Versprechen nicht ganz zu trauen und hat Hagrid beauftragt, sich ein wenig um uns zu kümmern, dass wir nicht auf dumme Gedanken kommen. Das tut der ausgiebig. Kaum bringt er in Erfahrung, dass wir nichts Besonderes vorhaben, holt er uns zu sich hinunter und lässt uns mitarbeiten. Einen Vorteil hat die Sache ja, wir lernen das Hogwartsgelände und den Verbotenen Wald auf eine Art kennen, wie wir es alleine nie geschafft hatten. Hagrid stellt uns den Zentauren vor und wir finden endlich heraus, wo sich ihr Lager befindet. Gut zu wissen, denn sie haben uns ja verboten, uns mit Remus dort blicken zu lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns als die Animagi erkennen, die ihnen damals begegnet sind. Sie verlieren jedenfalls kein Wort darüber, aber sie werfen uns neugierige Blicke zu, wenn sie glauben, dass wir es nicht sehen. James muss auch wieder häufiger für Quidditch trainieren und da sind dann auch noch die Vollmondnächte… Die Zeit vergeht rasend schnell und es wird Frühling. Es wird schon bald sehr warm und das Wetter ruft mich ins Freie. Remus erholt sich wieder mal vom Vollmond und Peter ist mit James beim Training. Lässt der sich nie nehmen, wenn er es verhindern kann. Ich strolche übers Gelände und überlege gerade, ob ich zu Hagrid gehen soll, als mir eine einsame Gestalt unter der Birke am See ins Auge fällt. Mir ist so stinklangweilig, dass ich alle guten Vorsätze vergesse, denn bei der Gestalt handelt es sich um Snivellus. Den wollte ich schon lange Mal baden schicken und eine bessere Gelegenheit wird sich mir wohl nie wieder bieten. Ich schleiche mich leise näher und zücke meinen Stab. „Mobilicorpus!“ rufe ich und Snivelly hängt hilflos in der Luft. Er wedelt ziellos mit den Armen herum, aber ich sorge dafür, dass er nirgends Halt findet. „Lass mich runter, Black!“ faucht er. „Sofort, Snivelly, sofort“, gebe ich zurück und lasse ihn hinaus über den See fliegen, dann hebe ich den Zauber auf. „Geh mal baden!“ rufe ich ihm nach, als er ins Wasser klatscht. Ich grinse vor mich hin. Es hat zu komisch ausgesehen, wie er so gottjämmerlich in der Luft hing und er ist wie ein Stein ins Wasser gefallen. Witzig, echt witzig. Doch was ist das? Er kommt nicht wieder hoch. Gerade will ich ihm nach, denn absaufen soll er nun wirklich nicht, da schießt eine riesige Gestalt an mir vorbei und stürzt sich ins Wasser. Hagrid krault wie ein Wilder auf den See hinaus und bringt Snivellus wieder zum Vorschein. Der hustet und spuckt literweise Wasser aus. Hagrid bringt ihn ans Ufer und lässt ihn wie eine nasse Ratte zu Boden gleiten. Ich muss schon wieder grinsen. Es sieht wirklich zu bühnenreif aus. „Sirius, du bleeda Hund“, faucht Hagrid mich an. „Du kannst an andan Buam doch ned in an See schmeiß´n.“ „Ich dachte, er könne ein Bad brauchen“, gebe knapp ich zurück. War wohl doch keine so gute Idee. Ich grinse Hagrid etwas schuldbewusst an. „Schaug jetzad blos, dass de schleichst“, faucht er. „Mir red´n uns spada…“ Ich trolle mich, denn er wirft mir einen derartig drohenden Blick zu, dass ich nicht weis, was er tun wird, wenn ich seiner Anweisung nicht umgehend folge… Nun, heute weis ich, dass Severus damals nicht viel zugestoßen ist. Es war wirklich keine so tolle Idee, ihn in den See zu werfen, nur weil mir langweilig war. Ich hatte noch nicht mal daran gedacht, ob er überhaupt schwimmen kann. Und da hielt Lily uns für verantwortungsbewusst. Na ja… Jung und dumm wäre manchmal wohl die bessere Bezeichnung gewesen… Gegen Abend entschließe ich mich, zu Hagrid hinunter zu gehen. Alleine - Weder James noch Remus müssen etwas davon wissen. Das Ganze ist mir dann doch ein bisschen peinlich… „Da bist ja“, meint Hagrid, als er die Tür öffnet. „Kimm eini, mia miass´n red´n.“ Er lässt mich an seinen Tisch hinsetzen und stellt einen Eimer Tee vor mich hin. „Ich weis selber, dass das heute Nachmittag nicht das Wahre war“, gebe ich zu. „Es ist nur so, dass es mich schon ewig in den Fingern juckt, Snape ein Bad zu verpassen. Er ist so ungepflegt und schmierig. Ich fand die Idee einfach witzig und hab nicht weiter über die Konsequenzen nachgedacht.“ „Du häddads eam glatt absauf´n lass´n“, grollt er düster. „Nee, Hagrid, echt nicht. Ich wollte ihn grade raus holen, als du an mir vorbei geschossen bist. Du weist, ich mag ihn echt nicht, aber umbringen will ich ihn dann doch nicht.“ Hagrid schaut mir lange und eindringlich in die Augen, dann nickt er. „Mach ned no amoi so an Mist“, grummelt er. „Des hod koan Wert. A wennst eam ned mogst, so vakehrt is ea aa wieda ned. Lass eam hoit, wenn ea da nix tuat.“ „Getan hat er mir dieses Mal wirklich nichts, aber oft genug…“ murmle ich. „Lass as, lass as einfach, Sirius. Du bist doch sonst ned so a Depp. So a Rache, de fliegt hi und hea und es wird imma schlimma und dann g´schieht was, des kona ned woin häd…“ „Nun, Hagrid, ich verspreche dir, ich denke das nächste Mal erst bevor ich handele. Stell dir vor, ich hätte ihm doch tatsächlich fast das Leben retten müssen.“ „Häd eam vielleicht mea g´stunga als ois andas, was´d eam hädst ootoa kenna“, erwidert Hagrid nachdenklich. Ich zucke die Schultern und es ist mir eigentlich egal. „Gut Hagrid, dann ist das wohl geklärt, oder?“ Er nickt. „Druck de, du Schlingl. Werst scho as rechte toa...“  Ein schlimmer Brief Ostern kommt und zum ersten Mal bleibe ich alleine in Hogwarts. Remus will nach Hause, bevor der Vollmond kommt und James will, wie gesagt, mit seinen Eltern nach Italien. Peter verschwindet wie immer zu seiner Mum. Es ist der erste Tag der Osterferien und es ist stinklangweilig in der leeren Schule. Gegen Abend pocht etwas an das Fenster des Gemeinschaftsraums und eine Eule flattert herein, als ich das Fenster öffne. Es ist der Vorabend meines fünfzehnten Geburtstags und ich vermute Post von James, Remus oder sogar Peter, obwohl es sich bei der Eule keineswegs um Schuhu handelt. Aufgeregt reiße ich die Pergamentrolle auf und streiche sie glatt. Die grausamem Schriftzüge meiner Mutter springen mir entgegen: Sirius, nicht länger bist du ein Mitglied dieses Hauses. Behalte den Namen, er wird dir kein Glück bringen, dafür habe ich schon gesorgt… Zu lange schon vermeidest du nach Hause zu kommen und ich sehe, dass du nicht länger zum edlen und uralten Haus der Black gehörst. Du bist enterbt und dein Bruder Regulus wird das Alleinerbe antreten, wenn er erst einmal volljährig ist. Trete nie wieder über meine Schwelle. Du bist nicht mein Sohn, du bist nicht länger ein Black. Es ist mir egal, was aus dir wird. Morgen erhältst du deine Privatsachen. Ich will nicht, dass dieser Dreck noch länger unser edles Haus beschmutzt. Solltest du sterbend auf meiner Türschwelle liegen, werde ich auf dich spucken. Verflucht sollst du sein - Geh zur Hölle… Kassiopeia Black Sprachlos starre ich auf diese gemeinen Zeilen. Onkel Alphard hat mich gewarnt, dass das geschehen würde. Aber ich hätte nicht so früh damit gerechnet. Alphard war über zwanzig, als sie ihn verstießen und auch Andromeda war schon erwachsen, als sie enterbt wurde. Ich bin noch minderjährig. Himmel, jetzt bleiben mir wirklich nur noch die Potters… Ich starre aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Der Vollmond scheint über dem Gelände, aber Moony ist nicht da, der ist in Cornwall. Gerade heute würde ich gerne laufen, rennen… Weg… Weg von diesem Brief. Weg von meinen Gedanken. Weg von mir selbst… Nicht mal Orions Schnurren hilft mir heute… Ich will einfach nur raus aus dem Schloss… Nicht als Tatze. Tatze ist immer nur mit Freunden unterwegs. Sirius will laufen. Ich starre nochmal auf den Brief, dann knülle ich ihn zusammen und werfe ihn ins Feuer. Es ist keiner mehr im Gemeinschaftsraum, die Kids, die nicht nach Hause gefahren sind, haben sich schon schlafen gelegt. Gedankenverloren stehe ich auf, dabei fällt Orion von meinem Schoss und wirft mir einen beleidigten Blick zu, dann trotte ich los. Einfach durchs Porträtloch, dann leises weiter durch die Gänge, hinunter in die Eingangshalle. Der Umhang ist bei James, ich bin also nicht unsichtbar. Trotzdem mache ich mir keine Gedanken darüber, dass jemand mich sehen könnte. Irgendwie wäre es mir auch egal. Ich fühle mich leerer als je zuvor in meinem ganzen Leben. Meine langen Beine tragen mich in den Verbotenen Wald und den Pfad zur Quelle entlang. Mein Kopf summt und eine schreckliche Verzweiflung überkommt mich. Ich fühle mich dreckig, beschmutzt von dem gemeinen Brief. Hilflos. Die Quelle kommt vor mir im Licht des Vollmonds in Sicht. Sie hat eine so magische Ausstrahlung, sie kann mich reinigen, schießt mir durch den Kopf. Gut … Gute Idee… Ich werfe einfach meine Kleidung ab und steige in diese heilige Quelle. Plötzlich bricht alles aus mir heraus und ich schreie – weinend und trotzig – lauthals in die Nacht hinein: „Verdammt sei das edle und uralte Haus der Black. Nie wieder will ich mit ihnen etwas zu tun haben. Ich bin kein schwarzer Magier. Verdammt sei der Brief, mit dem sie mich enterbt haben. Ich brauche ihr Gold nicht. Verdammt seien meine Mutter, mein Vater und auch Regulus, mein dummer Bruder, der soviel besser sein soll, als ich. Ich brauche ihre Zustimmung nicht. Verdammt sei das Blut, das in meinen Adern fließt, ich will es nicht!“ Dieses schwarze, üble Blut, das in meinen Adern fließt, kotzt mich plötzlich unsäglich an. Ich will es loswerden, will es fließen sehen. Meine Fingernägel sind sehr scharf und ich reiße mir damit die Brust auf. Das verhasste Blut rinnt in breiten Strömen an meiner Brust hinunter. Plötzlich packt mich der Wahnsinn meiner Familie und immer weiter reiße ich mir die Haut auf. Die ganze Zeit rinnen mir Tränen übers Gesicht. Ich bin wütend, verzweifelt, beinahe verrückt. Es braucht einige Zeit, bis ich bemerke wie kalt das Quellwasser eigentlich ist. ‚Ich will nicht sterben!’, schießt es mir plötzlich durch den Sinn. ‚Dann haben sie gewonnen und ich bin der Narr! Ich will leben, leben damit ich ihnen beweisen kann, dass ich sie nicht brauche!’ Mit klammen Gliedern klettere ich aus dem Wasser und taumle zu meiner abgelegten Kleidung hinüber. Ich sinke in mich zusammen. Immer noch rinnt mein Blut an mir hinunter und die tiefen Kratzer beginnen zu schmerzen. Ich will mich aufrichten und mich anziehen, denn ich friere entsetzlich. Doch bevor der Gedanke meinen Körper erreicht, breche ich zusammen und weis bis zum Morgengrauen von nichts mehr… Und nun widerfährt mir die größte Überraschung meines Lebens… Ich wäre in dieser Nacht in diesem Wald verblutet, hätte sich nicht mein erklärter Feind meiner erbarmt. Auch Severus hatte der strahlende Mond in den Wald gelockt und er hat alles mit angesehen. Was muss er nur von mir gedacht haben? Hat er mich für schwach gehalten, für eine Heulsuse? Sieht nicht so aus. Kaum war ich zusammengebrochen, war er zu mir herübergekommen und hat mich verarztet. Hat meine Wunden mit einem Trank behandelt. Und was er dann tat, verstehe ich auch jetzt noch nicht. Er hat mich berührt, mich gestreichelt. Sehr ungeschickt, aber auch sehr zärtlich… Warum nur, das alles? Er hat mich doch genauso gehasst und verabscheut wie ich ihn, oder? Hat er, wird mir klar. Aber aus irgendeinem obskuren Grund hat er mich auch verzweifelt geliebt. Wie lange und wie sehr muss er unter dieser komplizierten Hassliebe gelitten haben… Wie sehr muss ihn das zerrissen haben… Es ist Wahnsinn, zu versuchen dieselbe Person gleichzeitig zu hassen und zu lieben… Ach Severus, es ist so sonderbar. Du bist so sonderbar. Damals hätte ich dir wohl sonst was angetan, wenn ich davon gewusst hätte. Deine Hände an mir… Ich wäre eine Woche nicht mehr unter der Dusche herausgekommen, so sehr hätte es mich davor geekelt… Heute jedoch tut es mir wirklich leid, dass wir nie vernünftig miteinander gesprochen haben. Wir hätten Freunde sein können. Liebende wohl eher nicht. Du warst nicht mein Typ und ich stehe nicht auf Männer, aber eigentlich habe ich dich immer zu schlecht gekannt. Habe mich immer nur von meinen Vorurteilen leiten lassen, egal wer auch immer versucht hat, mich davon abzubringen… Wer weis, was hätte sein können, wären wir Freunde gewesen. Mädchen haben mich nämlich auch nie besonders interessiert. Meine Freunde waren mir immer wichtiger… Als ich wieder zu mir komme, ist die Nacht fast vorbei und ich bin fünfzehn. Meine Wunden haben sich geschlossen und mein Glibber klebt zwischen meinen Beine. Plötzlich finde ich alles nur noch amüsant. Ich werfe einen Blick in die Dunkelheit, aber die ist immer noch undurchdringlich. Ich zucke die Achseln, beschließe mich sauber zu machen, mir wieder was anzuziehen und noch ein paar Stunden im Turm zu schlafen… Als ich in meinem Himmelbett wieder wach werde, ist der Wahnsinn der Nacht völlig aus meinem Bewusstsein verschwunden. Ich habe mein altes, fröhliches Selbst wieder und der Brief ist vergessen… …bis ich eine alte Holzkiste am Fußende meines Bettes entdecke. Das Familienwappen der Black ist in ihren Deckel gebrannt. Neugierig gehe ich hin und mache sie auf. Drinnen befinden sich ein paar alte Sachen von mir. Kindheitserinnerungen, ein paar Bücher, altes Spielzeug. ‚Tolles Geburtstagsgeschenk’, denke ich sauer. Und plötzlich wird mir klar, dass ich nun nicht mehr besitze, als diese alte Kiste und meinen Koffer. Das ist alles, was nun noch Sirius Black ausmacht. Es stinkt mir unsäglich und ich mache mich schlecht gelaunt zum Frühstück auf. Am Tisch gegenüber sitzt Snivellus und öffnet ein Päckchen. Wer sollte dem schon was schicken? Kann eigentlich nur ein Ostergeschenk von Morchie sein… Ich schlendere zu ihm hinüber und will stänkern. Warum sollte es ihm gut gehen, wenn es mir so mies geht? Ich funkle ihn an und er funkelt zurück, aber er scheint eigenartig gute Laune zu haben. Die will ich ihm umgehend verderben, will meinen Frust an ihm auslassen… „Oy, Snivelly“, fege ich ihn daher an. „Ein Geschenk bekommen? Wer würde dir schon was schenken.“ Ich lache abfällig auf, will ihn reizen, will einen Streit anfangen… Irgendwas, um diese hilflose Wut in mir los zu werden… „Das geht dich einen feuchten Schmutz an, Black“, faucht er mich an und irgendwie scheint er es zu genießen, mich ohne meine Freunde vor sich zu haben. Nun, mit ihm werde ich sicher alleine fertig… Vor ihm liegt eine Packung mit Bertie Botts Bohnen und eigentlich mag ich die Dinger nicht. Man weis nämlich nie, was man für einen Geschmack erwischt und ich hatte schon so Sachen wie Chili, Popel und Haarwachs. Danach habe ich darauf verzichtet. Aber jetzt reizt es mich, ihm die Bohnen wegzuessen. Ich greife nach der Packung, reiße sie auf und schütte mir den ganzer Inhalt in den Mund. Hätte ich besser bleiben lassen sollen. Die Bohnen verraten mich auch dieses Mal und der Geschmack ist einfach ekelhaft. Ich kann das unmöglich schlucken und spucke alles in meine Hand. Als wäre es die Schuld von Snivelly, schleudre ich das Zeug vor ihn auf den Tisch. „Whä“, platzt es aus mir heraus. „Ohrenschmalz.“ Snivellus will sich ausschütten vor Lachen. „In die eigene Grube gefallen“ feixt er. „Tut mir ja so schrecklich leid.“ Ich werfe ihm einem Blick zu, der seinen üblichen Dolchblicken um nichts nachsteht und trolle mich beleidigt. Ging ja mal wieder nach hinten los… Dieses Mal hat er wirklich gewonnen…  Mädchen Erst als meine Freunde wieder da sind, geht es mir wieder etwas besser. Ich erzähle ihnen nichts von diesem elenden Brief, aber ich fange einen regen Schriftwechsel mit Onkel Alphard und Andromeda an. Die wissen, wie es ist, verstoßen zu sein und vielleicht wird es mit der Zeit auch leichter für mich… Als der nächste Vollmond kommt, bin ich fast so wie immer und genieße das Laufen und Rennen im Wald und im Gelände. Aber schon bald überfallen mich erneut quälende Zweifel und mein Schlaf wird sehr unruhig. Ich versuche meine schlechte Laune mit Ausbrüchen manischer Fröhlichkeit zu kompensieren, aber die kleinste Kleinigkeit, zieht mich wieder runter und ich ziehe mich in mich selbst zurück. James fällt scheinbar nichts auf und er ist auch wieder sehr mit Quidditch beschäftigt. Remus wirft mir fragende Blicke zu, sagt aber nichts und Peter bekommt ohnehin nichts mit. Viel passiert in den Wochen bis zu den Prüfungen nicht. Wir machen Blödsinn, hängen miteinander ab, lernen auch mal, wenn wir Lust dazu haben und gehen zu Hagrid hinunter. Allerdings ist nun ein neues Thema aufgetaucht – Mädchen. Wir sitzen zu dritt am See und diskutieren diesen Gegenstand eingehend. Peter ist im Turm und büffelt. James steht schon seit Ewigkeiten auf Lily und er fabuliert immer stärker über sie. „Ich möchte jetzt doch mal wissen, warum sie sich immer weigert, mit mir auszugehen“, meint er, da er sich schon zum x-ten Mal einen Korb von ihr geholt hat. Remus und ich grinsen uns an. Wir wissen es, aber wir können es James nicht sagen. Nicht, wenn wir Streß mit ihm vermieden wollen. Mit ihm ist einfach nicht vernünftig zu reden, wenn es um Lily geht. „Vielleicht bist du nicht ihr Typ“, schlage ich vor. Er zerstrubbelt verlegen sein Haar und wirft mir einen brennenden Blick zu. „Warum nicht?“ will er wissen. „Was weis ich? Vielleicht steht sie nicht so drauf. wenn du wieder mal alle möglichen Leute in den Gängen verhext“, meint Remus und kommt der Wahrheit damit so nahe, wie er nur kann, ohne ihm von unserem Gespräch mit Lily zu erzählen. Wir wissen, wir bewegen uns auf sehr dünnen Eis, aber uns würde es echt gefallen, wenn er mit Lily beisammen wäre. Wir mögen sie nämlich auch recht gern. „Was ist mit euch beiden?“ will er wissen. „Kein Mädel in Sicht?“ Remus zuckt die Schultern. „Mir würde schon die eine oder andere zusagen, aber du weist, warum ich es nicht drauf ankommen lassen will.“ „Aber du musst doch nicht gleich mit ihr schlafen“, erwidert James. „Und vom küssen ist noch niemand schwanger geworden.“ Remus wirft ihm einen gequälten Blick zu. „Yeah“, meint er. „Yeah, aber was ist, wenn ich die Kontrolle über mich verliere. Du weist schon, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist noch williger…“ James kichert. „Ach komm schon. Du bist ein Muster an Selbstbeherrschung…“ „Hast du eine Ahnung“, murmelt er. „Was willst du damit sagen?“ werfe ich ein. „Dein guter Rat von damals, Padfoot, was meinst du, wie oft ich dem nicht inzwischen nachkommen muss, nur um überhaupt schlafen zu können.“ „Na ja“, meine ich mit schiefem Grinsen. „So anders geht es mir da auch nicht. Na und, auch kein Beinbruch, oder?“ Remus murmelt etwas, das ich nicht verstehe. „Was?“ frage ich nach. „Aber doch nicht drei bis fünf Mal pro Nacht“, wiederholt er etwas lauter. Ich zucke die Schultern. „Manchmal schon“, gebe ich zu. Dieses Geständnis scheint Moony aufzuheitern. „Und ich dachte schon ich wäre nicht normal.“ „Komm schon, Alter, bei den flotten Käfern, die hier an Hogwarts rumschwirren, müsstest du schon ein Eunuch sein, um nicht darauf zu reagieren“, meine ich. James hat unserer freundschaftlichen Flachserei wortlos zugehört. „Du meinst wirklich, es ist normal, wenn man es sich so oft selbst macht?“ fragt er tastend nach. „Was ist schon normal, kleiner Bruder? Wenn du es so oft brauchst, brauchst du es halt so oft“, gebe ich zurück. „Brauche ich aber nicht. Nur hin und wieder. Jetzt dachte ich schon, mir fehlt was, ich habe da irgendeine Macke“, murmelt er. „Nee“, meint Remus. „Einmal bist du noch ein bisschen jünger und es wurde erst mit der Zeit heftiger und zum anderen schätze ich, ist es wohl bei jedem ein bisschen anders.“ „Du meinst es wird noch unangenehmer?“ „Kann sein, muss aber nicht“, erwidere ich. „Mach dir keinen Kopf, Prongs, ich hab auf jeden Fall kein Problem damit…“ „Ich hab da noch ein Problem“, gibt er zu und wird rot. „Wo?“ „Was wo?“ frage ich nach. „Es wäre mir entsetzlich peinlich, wenn jemand das mitbekommt“, murmelt er. „Also, wo macht ihr es?“ „Im Schlafsaal, wenn alle pennen“, wirft Remus ein. „Oder am Klo.“ „Unter der Dusche oder in der Badewanne“, meine ich. „Aber wenn euch wer sieht?“ meint James erschrocken. „Wer sollte uns denn schon sehen, Peter vielleicht?“ erwidere ich. „Oder Jeff?“ (Jeffrey Dyer ist der fünfte Junge in unserem Schlafsaal, aber er bleibt lieber für sich und hängt gewöhnlich mit seinen älteren Geschwistern aus Ravenclaw ab. Manchmal scheint es, als würde er nur bei uns im Schlafsaal pennen und wäre sonst selbst ein Ravenclaw). James nickt. „Nun, Jeff hat noch nie was von dem mitbekommen, was wir tun“, meint Remus bestimmt. „Und was Peter betrifft, was meinst du, was der die halbe Nacht tut?“ füge ich hinzu. „Peter auch?“ fragt James und klingt verblüfft. Er hat Wurmschwanz noch nie für voll genommen. Genauso wenig wie ich, nebenbei bemerkt. „Na ja“, erwidere ich. „Er ist so alt wie wir und wird auch in dieser Hinsicht auch kaum anders sein. Außerdem habe ich ihn auch schon öfter gehört, wenn er zu Gange war.“ Wir grinsen uns an und scheinen alle sehr zufrieden mit uns zu sein. Die Prüfungen sind geschrieben und bestanden. Remus ist siebzehn geworden und gilt nun als Erwachsener. Er hat beschlossen, nicht nach Hause zu fahren. Seine Eltern seien zu beschäftigt, meinte er nur. Er will mit zu James und bei Gelegenheit die Appationsprüfung ablegen, damit er sich freier bewegen kann. James plant einige Zeit mit uns am See zu zelten – keine schlechte Idee. Moony gefällt der Gedanke auch. „Aber nicht gerade bei Vollmond, OK?“ meint er knapp. Und ich? Ich will alles genießen, was auch immer kommt und meine miesen Gedanken endlich vergessen...  Geständnis Die Potters holen uns mal wieder gemeinsam vom Zug ab. Beide sehen um Welten besser aus, als letzte Weihnachten, aber sie sind älter geworden. Ein halbes Jahr kann manchmal vieles ändern… Sie befragen uns nach unseren Plänen während wir zu Tropfenden Kessel gehen und James erzählt es ihnen aufgeregt. Ich bin ein wenig schweigsam, denn plötzlich geht mir der Brief von Ostern wieder durch den Kopf und macht mich erneut traurig. Es weis noch immer keiner meiner Freunde davon. Die Sache liegt mir zwar quer im Magen, will mir aber nicht über die Lippen kommen. Godrics Hollow hat sich nicht verändert und das Dachzimmer ist behaglich wie eh und je. Wir packen aus und machen es uns gemütlich. „Wann willst du zum See?“ fragt Remus. „Am liebsten gleich“, erwidert James. „Das Wetter soll noch vierzehn Tage halten und dann ist eh Vollmond und da wolltest du ja nicht dort sein, oder?“ „Na ja, sicher ist sicher“, meint Remus. „Aber wir werden sehen…“ James grinst und die alte Abenteuerlust funkelt in seinen Augen. „Also, heute noch raus oder erst morgen früh?“ will er wissen. Moony grinst schief und nickt. „Packen wir zusammen und verschwinden wir…“ James hat im Keller ein uraltes Zelt aufgetrieben, das seinem Dad gehört. Er hat es früher gebraucht, wenn er in Freien unterwegs war. Es ist zerrissen, staubig und mürbe, aber mit einigen beiläufigen Zaubern lässt es sich reparieren. Ein paar Erscheine Zauber sorgen für den Rest. Moony ist beeindruckt. Er war ja nicht dabei, als wir die an Weihnachen mit Andromeda geübt haben. Bepackt, wie für eine Expedition ins unbekannte Nepal wollen wir das Haus verlassen, als die Potters uns aufhalten. „Schon so weit?“ meint James Dad. „Yeah“, erwidert James. „Das Große Abenteuer ruft…“ „Nun, dann lass es mal nicht zu laut schreien“, schmunzelt sein Dad. „Macht keinen Unsinn und bleibt vorsichtig, ja?“ „Remus“, mischt sich Mrs Potter ein. „Du bist erwachsen, pass auf die beiden Rabauken auf, OK?“ „Aber sicher Ma´am“, sagt er laut und murmelt dann so, dass nur wir beide es hören können: „Als ob ihr euch beaufsichtigen lassen würdet und es bleibt die Frage, wer auf wen aufpassen muss…“ Wir lachen in uns hinein. Auch Moony kennt uns nur zu gut. Mrs Potter hat Vorräte für uns vorbereitet und lässt uns die nun in unsere Rucksäcke packen. „Ihr kommt schon wieder heim“, meint sie lächelnd, „wenn euch das Essen ausgeht oder ihr genug von eurer Kocherei habt.“ Wir grinsen sie an. „Wahrscheinlich, Mum“, erwidere ich und sie freut sich sichtlich, dass ich sie immer noch so nenne. Die Sonne ist am Untergehen als wir durch die sommerlichen Straßen von Godrics Hollow wandern. Es ist wirklich ein großartiges Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Sogar Moony lässt sich davon anstecken, obwohl er eigentlich erwachsen ist. Nicht, dass er uns diese Tatsache unter die Nase reiben würde, er benimmt sich wie immer, ist nur ein wenig ernster geworden… Wir kommen bei den Weiden am See an und beginnen unser Zelt aufzubauen. Zuerst versuchen wir es ohne Magie, aber wir stellen uns entsetzlich ungeschickt an. Nicht mal Remus hat Ahnung, wie man das macht. Schließlich seufzt er resignierend. Die Zeltstangen neigen sich in alle Richtungen, nur nicht dorthin wo sie sollen, die Leinwand lässt sich auch mit Gewalt nicht darüber spannen, die Strippen haben sich eher um uns gewickelt, als dass sie sonst was halten würden. Moony schüttelt resignierend den Kopf. „Dann halt doch mit Magie“, meint er und schwingt seinen Stab. „Jetzt darf ich ja.“ Die Stangen stellen sich vorbildlich hin, die Leinwand flattert darüber und die Strippen zurren alles fest. Er wirft uns einen unsäglichen Blick zu und James und ich fangen an, hilflos zu lachen. Moonys Gesichtsausdruck ist einfach zu komisch. „Was lacht ihr?“ fragt er und kann sich selbst kaum mehr zurückhalten. Seine Mimik ist wirklich sehenswert. Seine Nase zuckt, er kneift die Augen zusammen und er versucht gewaltsam seine Mundwinkel vom Grinsen abzuhalten. Wir lachen nur noch lauter und wenigstens mir tut langsam der Bauch davon weh. James ringt nach Luft und hält sich die Seiten, er bricht zusammen und kugelt sich am Boden. „Nun sagt schon“, wiederholt Moony, „was ist so komisch?“ „Du!“ pruste ich. „Dein Gesicht!“ Da gibt er seine Bemühungen auf, ernst zu bleiben und schließt sich unserem Gelächter an. Es dauert einige Zeit, bis wir uns von unserem Ausbruch erholt haben. „Sollen wir die Würstchen grillen?“ fragt James schließlich. „Ich bekomme Hunger.“ „Yeah“, erwidere ich. „Ich geh Holz sammeln.“ Dann trolle ich mich unter die Bäume. Als ich wieder zurückkomme, höre ich die Stimmen meiner Freunde. „Erklär mir mal, Moony, was mit Padfoot los ist“, sagt James gerade. „Er benimmt sich seit Ostern so eigenartig. Entweder er hat derartige Ausbrüche von Fröhlichkeit, dass man nur noch über ihn lachen kann oder er brütet alleine vor sich hin. Meinst du er ist sauer, dass er Ostern in Hogwarts bleiben musste.“ „Glaub ich nicht“, erwidert Moony. „Wenn er hätte nach Hause müssen, dann könnte ich es mir vorstellen, aber gegen Hogwarts hatte er noch nie was einzuwenden.“ Ich stehe mit meinem Holzbündel in der Dunkelheit und weis nicht, was ich tun soll. Es würgt mich. Meine zwei besten Freunde machen sich große Sorgen um mich und ich stehe hilflos im Wald und… „Padfoot?“ ertönt plötzlich Remus Stimme neben mir. Ich habe noch nicht mal gemerkt, dass er sich genähert hat. „Ich wollte dich gerade suchen.“ Ich werfe ihm einen unglücklichen Blick zu und nicke. „Komme schon“, murmle ich. Kurz darauf brennt ein Feuer und die Würstchen brutzeln vor sich hin. Ich starre einfach in die Flammen und hänge wieder meinen Gedanken nach. „Verdammt, Sirius“, bricht es plötzlich aus James heraus. „Was ist mit dir in letzter Zeit los, großer Bruder.“ Dass er mich jetzt als Bruder bezeichnet, ist mehr, als ich ertragen kann. Die beiden sind meine besten Freunde und ich war in letzter Zeit wirklich seltsam. Ich werfe ihnen einen gequälten Blick zu und die Last der letzten Monate bricht aus mir heraus. Ich kann mich nicht beherrschen und Tränen beginnen über mein Gesicht zu fließen. „Um Gottes Willen, Padfoot“, stößt James aus, rutscht neben mich und legt den Arm um mich. „Was ist nur mit dir los?“ Ich kann nicht sprechen, mir steckt ein Klos in der Kehle und schüttle nur den Kopf. „Jetzt red schon“, drängt mich Remus und rutscht auf meine andere Seite. „Du muss dich nicht schämen oder was, wir sind doch deine Freunde.“ „Sie haben mich enterbt“, spucke ich regelrecht aus. „Das uralte und edle Haus der Black hat mich ausgestoßen. Haben mir den Rest meines Besitzes geschickt und sie wünscht mir die Hölle an den Hals…“ „Aber du willst doch ohnehin nichts von ihnen wissen…“ erwidert James. „Das ist es nicht“, versuche ich zu erklären. „Aber jetzt bin ich völlig allein. Zehntausend Gedanken und wilde Pläne, einer verrückter als der andere, wirbeln in meinen Gedanken durcheinander. Dauernd versuche ich einfach zur Tagesordnung zurück zu kehren, wie es Remus mir mal geraten hat und wenn ich denke, es ist mir gelungen, überfällt mich der ganze Mist erneut. Ich versuche Witze zu machen, komisch zu sein, auf andere Gedanken zu kommen, aber immer wieder steht dieser scheußliche Brief vor meinem inneren Auge. Ich wollte nicht mit euch darüber reden, weil ich nicht wusste, was ich eigentlich sagen sollte, versteht ihr? Für dich, James, bin ich dein Bruder und für dich, Remus, dein bester Freund. Ihr hättet nur wieder gesagt, was ich für euch bin. Aber das ist es nicht, was ich hören wollte. In mir ist ein Gefühl, als wäre ich eine Pflanze und jemand hätte mich gepackt und mit der Wurzel ausgerissen, als hinge ich in der Luft und fände keinen Halt mehr. Dann kommt die Furcht dazu, dass ich vielleicht dem Wahnsinn meiner Familie verfalle…“ Ich erzähle ihnen, was ich im verbotenen Wald getan habe, von den Gefühlen, dem Wahnsinn, der mich dabei gepackt hatte und erwähne auch die Narben, die ich mir damals zugefügt habe. Die ganze Qual, das ganze Entsetzen, die hilflose Wut, der grenzenlose Frust, rinnen aus mir heraus, wie das Blut damals aus meiner Brust. Und endlich, endlich lässt die grässliche Anspannung, die ich seit Ostern empfinde nach. Remus wirft mir einen ernsten Blick zu. „Du hättest schon längst mit uns darüber reden sollen, Padfoot“, meint er bestimmt, aber in seiner Stimme klingt kein Vorwurf. „Du solltest doch wissen, dass wir dich nie im Stich lassen. Ich will jetzt nicht wieder von unserer Freundschaft anfangen, denn du hast ja gesagt, dass du das jetzt nicht hören willst, aber sie existiert, begreif das…“ „Mensch, Alter“, murmelt James. „Wie auch immer, was auch immer, wir sind für dich da…“ „Versteht mich doch, ich habe wirklich Angst, dass ich wahnsinnig werde, nach meinem Anfall damals. Wahnsinn liegt in meiner Blutlinie. Ihr braucht euch doch nur meine Mutter ansehen und meine Cousine Bellatrix ist um keinen Deut besser und die sind nicht die einzigen…“ „Aber das muss doch noch lange nicht heißen, dass es dich auch erwischt“, unterbricht mich James. Ich schüttle den Kopf. „Bis Ostern hatte ich das auch gedacht, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein entsetzliches Gefühl es war, mir selbst die Brust aufzureißen und einerseits zu wissen, dass das völlig irre ist und andererseits einfach nicht damit aufhören zu können, ja es sogar zu genießen…“ „Mensch, Brüderchen“, meint James und klopft mir auf die Schulter, „dich kann man echt nicht alleine lassen, wenn du solche Sachen machst…“ Ich werfe ihm ein schiefes Grinsen zu. „Ich glaube, das hätte keine Rolle gespielt. Es war Vollmond und normaler Weise wären wir miteinander unterwegs gewesen. Ich weis nicht, was ich dann getan hätte. Vielleicht hätte ich eine Rauferei mit Moony angefangen oder mich absichtlich zu früh in einen Menschen zurückverwandelt, damit er mich beißt… Ich weis nicht…“ „Komm“, erwidert Remus. „So einen Blödsinn hättest du nie gemacht und so eine kleine Rangelei wäre nicht so schlimm gewesen.“ „Tatzes Zähne sind sehr scharf. Ich hätte dich schwer verletzen können…“ „Moonys Zähne sind es auch und ich bin es gewohnt, alles nicht so wild.“ „Essen wir was“, fährt James dazwischen. „Die Würstchen sind schon bald Kohle und ich habe Hunger. Außerdem sieht mit vollem Magen alles sowieso anders aus.“ Ich muss einfach über Prongs Kommentar lachen. Irgendwie hat er Recht. Mit vollem Magen sieht wirklich alles anders aus… Als wir uns gemeinsam in unseren Schlafsäcken im Zelt verrollen, schlafe ich besser als seit zwei Monaten… Es hilft also doch, sich auszusprechen.  Camping James will am nächsten Morgen nach einem recht mangelhaften Frühstück zum Schwimmen gehen. Es kann also nicht ausbleiben, dass meine beiden Freunde meine neuen Narben sehen. Vor ein paar Jahren hätte ich sonst was drum gegeben, solche interessante Narben vorweisen zu können. Jetzt denke ich jedoch etwas anders. „Himmel“, meint James kopfschüttelnd. „Da hast du dich ja sauber zugerichtet.“ „Yeah“, setzt Remus hinzu. „Siehst fast so Klasse aus wie ich…“ „Hört schon auf, ihr zwei“, entgegne ich. „Ich weis doch selbst, dass ich da Mist gebaut habe.“ Die beiden flachsen noch ein bisschen rum, bis ich James untertauche und Remus einen Schwall Wasser ins Gesicht spritze. Sofort ist wieder die schönste Rangelei im Gange. Von wegen erwachsen, Moony treibt es noch bunter als wir beide… Der letzte Rest von meinem Frust schwindet bei diesem Spaß und endlich, endlich bin ich wieder ich selbst. Wir quatschen, rangeln miteinander und bleiben mit unserer Magie in Übung (der Tarnzauber wirkt auch hier) und die Zeit bis zum nächsten Vollmond vergeht rasend schnell. Remus wird müde und blass. Er will sich mehr ausruhen und weniger Blödsinn machen. So war es schon immer, wenn seine Verwandlung bevorstand, wir haben es nur noch nie so sehr bemerkt wie jetzt. Unsere Vorräte gehen aus und er drängt uns, wieder zu den Potters zurückzukehren. „Aber nicht, dass du meinst, wir müssten dich wieder im Keller lassen“, meint James. „Nee, du, Moony, das wäre keine gute Idee“, setze ich hinzu. „Mum – Mrs Potter – kriegt einen Anfall, wenn du nochmal so in ihrem Keller tobst…“ „Schon gut, schon gut“, gibt er sich geschlagen. „Ich freu mich ja auch, wieder mit euch durch die Nacht zu strolchen.“ Wir packen und bringen das ganze Zeug wieder nach Hause. Die Potters haben schon auf uns gewartet. „Das ihr euch auch Mal wieder blicken lasst“, meint James Dad. „Ich dachte schon ihr wärt ausgewandert.“ Wir grinsen ihn an, sind sonnenverbrannt, von den Zweigen im Wald zerkratzt und von Mücken zerstochen, die sich durch nichts abweisen ließen, aber wir sind verdammt gut drauf und der Meinung, wir hätten die beste Zeit unseres Lebens gehabt. „Hat euch Spaß gemacht, oder?“ schmunzelt er. „Yeah, Dad und wie“, erwidert James. „War ´ne feine Sache dort unten am See“, füge ich hinzu. Remus nickt nur. Plötzlich gibt es einen Donnerschlag, dass wir alle zusammenzucken und es blitzt grell. Nur Sekunden später pladdert ein Regenguss herunter, dass man vor den Fenstern nur noch einen undurchdringlichen Wasservorhang sehen kann. „Da seid ihr ja gerade noch rechtzeitig heim gekommen“, meint Mrs Potter. „Du meine Güte“, setzt sie hinzu. „Ihr seht alle drei aus, als hättet ihr die ganzen zwei Wochen kein Wasser mehr gesehen. Ich dachte, ihr wärt am See gewesen.“ „Waren wir auch, Mum“, erwidert James. „Ab mit euch, unter die Dusche, ihr seht aus, wie Kobolde“, schimpft sie ein wenig, aber sie lächelt glücklich. „Aber degenerierte“, setzt Mr Potter hinzu. Lachend verziehen wir uns ins Bad und wollen uns in einen vorzeigbaren Zustand versetzen. Ich kann mich mit James nicht einigen, wer als erstes dran ist, unter die Dusche zu steigen und Moony wird es recht bald zu blöde unserer Kabbelei zuzuhören. Er schubst uns zusammen ins Duschbecken und dreht einfach das Wasser auf. Es plätschert eiskalt auf uns hinunter und dämpft unsere Streitlust. „Shit! Moony, was tust du?“ platze ich heraus. „Remus, das ist saukalt“, ruft James gleichzeitig. „Ich dachte, ihr könntet etwas Abkühlung brauchen“, meint der mit schiefem Grinsen. „Padfoot hat das schon seit Jahren bei mir gut…“ Weiter kommt er nicht, denn wir packen ihn ohne ein weiteres Wort und ziehen ihn auch unter die Dusche. Nun ist es so eng, dass wir uns gegenseitig auf die Füße treten. Remus Hände fuchteln in der Luft herum, bis er den Wasserhahn erwischt und die Temperatur erträglicher machen kann. Es macht mir inzwischen längst nichts mehr aus, mich vor meinen Kumpels nackt zu zeigen und die scheinen sich ohnehin keine Gedanken darüber zu machen. James erwischt eine raue Wurzelbürste und schrubbt mich damit ab. Ich habe das Gefühl, er will mir die Haut abziehen und entringe ihm das Ding. Dann revangiere ich mich. Moony hält sich raus. Er lehnt an der Wand und lacht in sich hinein. „Lach du nur“, meint James und schnappt sich eine zweite Bürste. Dann gehen wir gemeinsam auf Remus los. „Hört auf, ihr zwei - ich brauch meine Haut noch – autsch, das tut weh – Gnade…!“ keucht er. Doch wir lassen uns von unserem Vorhaben nicht abbringen. Als wir endlich genug haben, schwimmt das Bad und ein großer Teil unserer Sonnenbräune hat sich als solide Dreckschicht entpuppt. Wir ziehen uns was über und Remus schwingt kurz seinen Stab, um das Bad wieder in Ordnung zu bringen. Dann gehen wir zusammen in die Küche hinunter. Draußen tobt ein regelrechter Sturm. Mr Potter fängt uns ab. „Kommt einstweilen ins Wohnzimmer. Mum hat es sich in den Kopf gesetzt, euch ein fünf Gänge Menü zu kochen und ihr solltet sie nicht stören“, meint er. Wir folgen ihm hinein. „Nun“, setzt er an. „es ist Vollmond, aber dort draußen regnet es junge Kniesel. Wollt ihr trotzdem heute Nacht raus?“ „Yeah, Dad“, meint James. „Das bisschen Regen macht uns nichts aus.“ „Wir sind ja nicht aus Zucker“, fügt Moony an. „Nicht nochmal“, murmle ich gedankenverloren. „Nee, nicht nochmal…“ „Was? Nicht nochmal?“ will James Dad wissen. „Nicht nochmal, das, was das letzte Mal war, als wir Moony im Keller lassen wollten…“ erwidere ich bedrückt. Mr Potter nickt. Seine Frau hat ihm die Geschichte sicher in den dunkelsten Farben erzählt. Es muss damals für sie noch schrecklicher gewesen sein, als für uns. „Na gut“, gibt Mr Potter nach. „Aber…“ „…seid vorsichtig“, beendet James den Satz. „Klar doch, Dad.“ „Sind wir, Sir, sind wir immer“, füge ich hinzu. Remus sagt nichts. Er weiss genau, er kann nicht vorsichtig sein, wir müssen es für ihn sein. Er kann sich als Werwolf immer noch nicht kontrollieren…  „Du bist unser Sohn“ Wir legen uns noch eine Weile aufs Ohr, um für die Nacht ausgeruht zu sein, aber es wird nur ein kurzes Nickerchen, denn Mrs Potter ist schon bald mit ihrem Essen so weit. Erst jetzt merken wir, wie unzureichend wir uns die letzten zwei Wochen ernährt haben, denn wir hauen rein, wie die Wilden. Es schmeckt großartig, ist weder halb verbrannt noch halb roh, wie es unsere Brutzelei am Lagerfeuer meistens war. Wir hatten das Zeug nämlich entweder am Grillrost vergessen, oder es bereits hungrig verschlungen, obwohl es kaum darauf gelegen hatte. Aber wir sind jung und gesund und diese kleine Unannehmlichkeit hatte unseren Spaß nicht im Geringsten beeinträchtigt. Durch den starken Regen wird es schon früh dunkel, aber man kann den Mond nicht sehen. Remus beschließt, sich schon jetzt in den Keller zurückzuziehen. Wir wollen ihn erst holen, wenn es wirklich Nacht ist. Die beiden Potters holen uns ins Wohnzimmer und wollen reden. „Wir haben vor zwei Tagen einen Brief von deiner Mutter bekommen, Sirius, mein Lieber“, setzt Mr Potter an. „Er war so voller Gift und Galle – sie hatte wohl auch eine Art Fluch hineingepackt – dass wir es für besser hielten, ihn sofort zu verbrennen, nachdem wir ihn gelesen hatten“, fügt seine Mum an. „Warum hast du nichts davon gesagt, dass sie dich rausgeworfen und enterbt hat, mein Junge?“ will Mr Potter wissen. „Uns hat er es auch erst letztens erzählt“, wirft James ein. „Ich wollte nicht darüber reden“, murmle ich. „Blödsinn“, fällt mir James ins Wort. „Es lag dir wie ein Stein im Magen und hat dich halb erstickt.“ „Stimmt“, brummle ich. „Aber ich dachte, ich hätte euch meine Gründe erklärt.“ „Hast du ja auch. Nur Mum und Dad sollten sie jetzt endlich auch mal kennen.“ Erneut erkläre ich, was mit mir los war. Den Potters nicht ganz so ehrlich und ausführlich, wie meinen Freunden. Die irre Aktion im Verbotenen Wald verschwiege ich völlig, aber die beiden verstehen trotzdem. „Wann wirst du volljährig?“ will Mr Potter wissen. „In ungefähr anderthalb Jahren“, antworte ich. „Gut“, erwidert er. „Wir haben uns besprochen und wenn es dir Recht ist, übernehmen wir so lange die Vormundschaft für dich. Jemand muss es tun, sonst steckt dich das Ministerium in ein Waisenhaus. Alphard darf es nicht tun, wegen seiner geheimen Arbeit und Andromeda kann nicht, weil sie sich um ihre eigene Familie kümmern muss. Ihr wisst, wie Ted ist und jetzt auch noch ihr Baby…“ „Wie ist es, mein Junge“, unterbricht ihn Mrs Potter. „Bist du einverstanden?“ „Von Herzen gern“, erwidere ich. „Ich bin echt froh…“ Ich seufze tief und eine Last von der ich gar nicht gewusst hatte, wie schwer sie eigentlich war, fällt von mir ab. „Danke“, murmle ich und umarme zuerst Mrs Potter, dann ihren Mann. „Danke, ohne euch wüsste ich nicht, was ich hätte tun sollen…“ „Schon gut, mein Junge“, erwidert er. „Für mich bist du schon seit Jahren mein Sohn. Mindestens seit damals, als du James das Leben gerettet hast…“ Seine Frau wirft ihm einen fragenden Blick zu. „Frag besser nicht“, meint er. „Du machst dir nur Sorgen über etwas, das schon lange vorbei ist…“ „Ich möchte es dennoch gern wissen“, drängt sie und da ich merke, dass sie beginnt sich über unser Schweigen aufzuregen, erzähle ich ihr die ganze Geschichte. Sie seufzt schwer. „Ihr hättet es mir schon früher sagen sollen. Himmel, mein Sohn, du wärst beinahe gestorben und ich wusste nichts davon.“ „Ich bin aber nicht tot und warum hätten wir dir Sorgen machen sollen?“ erwidert James. „Lassen wir das, Mum, das mit Sirius ist jetzt wichtiger. Ihr wollt ihn adoptieren oder was?“ „Das können wir nicht“, erwidert sein Vater. „Mrs Black besteht darauf, dass Sirius den Namen weiter trägt und gibt dazu keine Zustimmung. Ich versteh es zwar nicht ganz, aber ich kann nichts dagegen unternehmen.“ „Sie hat geschrieben, ich solle den Namen weiter tragen, er würde mir kein Glück bringen“, werfe ich ein, „Ich denke, sie hat mir einen Fluch der alten Sorte hineingelegt oder so was. Sie will, dass ich nie wieder glücklich bin. Nun, das werde ich ihr gründlich verderben. Ich werde meinen eigenen Weg gehen, wenn ich erst mal erwachsen bin und nichts und niemand – schon gar nicht meine irre Mutter – werden mich daran hindern…“ „Reg dich nicht auf, mein Lieber“, versucht Mrs Potter mich zu beruhigen, denn die letzten Sätze habe ich beinahe geschrieen. „Du bleibst bei uns, solange es nötig ist und dann führst du dein eigenes Leben, obwohl ich hoffe, dass du uns dann auch noch besuchen kommst…“ Ich nehme sie nochmal in den Arm und gebe ihr einen Kuss. „Sicher, Mum, ihr seid jetzt meine Eltern“, beruhige ich sie. „Auch wenn ich nicht euren Namen trage und als meine Eltern werde ich euch so lange besuchen, wie ich willkommen bin.“ Erst jetzt bemerke ich wie klein sie doch ist und wie hoch ich über sie aufrage. Erwachsene schienen mir immer so viel größer zu sein als ich und jetzt bin ich der Größere. Ich werde wohl langsam selbst erwachsen. „Ich bin so froh, dass ich euch alle habe. Eine liebevolle, großherzige Mutter, einen weisen, gutmütigen Vater und einen tollkühnen, wilden Bruder. Auch wenn wir nicht dasselbe Blut haben, verbindet mich viel mehr mit euch, als mit jenen, mit denen ich das Blut teile. Ich danke euch allen. Ich danke euch…“ Ich bin erregt im Zimmer herumgelaufen und habe gesprochen, als wolle ich es der ganzen Welt mitteilen, dass ich mich nun wirklich als Sohn der Potters betrachte. Es muss schrecklich pathetisch aussehen, aber keiner lacht darüber. Sie alle merken, wie ernst es mir damit ist. „Du hast wirklich sehr darunter gelitten, oder?“ fragt James leise und scheint erst jetzt wirklich zu verstehen, was mich in den letzten drei Monaten so eigenartig hat werden lassen. „Yeah, kleiner Bruder, yeah“, murmle ich. „Ich hatte keine Worte für meine Empfindungen, wusste nicht, wie ich ausdrücken soll, was mich bewegt…“ „Solange hast du es alleine mit dir rum getragen?“ will Mrs Potter bekümmert wissen. „Schon seit Ostern?“ Ich nicke. „Es war nicht mangelndes Vertrauen, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, ich müsse alleine damit fertig werden.“ „Letztendlich musst du das auch“, meint Mr Potter. „Aber das heißt nicht, dass du mit keinem darüber reden darfst. Wir helfen dir alle und wenn es auch nur Worte sind, die wir zu bieten haben, so hilft es doch und du hast zumindest nicht mehr das Gefühl, es alleine mit der ganzen Welt aufnehmen zu müssen.“ „Nun“, wirft Mrs Potter ein, um das Thema zu einem Ende zu bringen. „Es wird dunkel und wir werden schlafen gehen. Viel Spaß bei eurem Ausflug und passt auf euch auf…“  Das war knapp Es ist wirklich schon spät geworden und es ist Zeit, Remus aus seinem Kerker zu befreien, bevor er wieder ausrastet. Wir traben in den Keller hinunter, öffnen die Tür und werden gleichzeitig zu Tatze und Krone. Dann laufen wir mit Moony in die Nacht hinaus. Es regnet noch immer in Strömen und wir werden alle drei klatschnass. Der Boden am See ist vom Regen durchweicht und sehr schlammig. Trotzdem laufen und rennen wir herum, wie wir es gewohnt sind. Der Dreck spritzt an uns hoch und verklebt unser Fell. Ich stinke nach nassem Hund, genau wie Remus. Es macht trotzdem Spaß und nach dem ernsten Gespräch mit den Potters ist es genas das, was ich jetzt brauche. Der dichte Regenvorhang verhindert eine klare Sicht und auch alle Gerüche sind schal. So kommt es, dass wir beinahe über einen Landstreicher gestolpert wären, der es sich unter einem der Bäume bequem gemacht hat. Gerade noch rechtzeitig bemerken wir, wie Remus erstarrt und beginnt laut zu heulen. Plötzlich bricht seine Werwolfnatur durch und er duckt sich geifernd zum Sprung. James reagiert sofort, galoppiert auf ihn zu und wirft ihn von den Beinen. Ich springe dazu, packe ihn im Nacken und zerre ihn aus der Gefahrenzone. Der Tramp schläft einfach weiter, ohne etwas von der Gefahr mitzubekommen, in der er geschwebt hat. Gemeinsam treiben wir Remus auf die andere Seite des Sees, wo wir ihn dazu bringen, sich unter einem Busch einzurollen und etwas zu dösen, auch wenn wir immer nasser und dreckiger werden und es alles andere als angenehm ist. Die Nacht dauert in meinen Augen schrecklich lange, aber irgendwann geht doch die Sonne auf und Remus wird wieder zum Menschen. Wir trotten zusammen nach Hause. Es regnet immer noch und unsere Menschenkleidung wird ebenfalls völlig durchnässt. Remus wirft uns bedrückte Blicke zu, sagt aber nichts. Er scheint sich irgendwie zu schämen. Es dauert nicht allzu lange, bis wir zu Hause und im Warmen sind. Wir sind alle drei nass, dreckig und wir frieren entsetzlich. „Unter die Dusche“, murmelt James mit klappernden Zähnen. „Ich glaube, mir wird nie wieder warm.“ „Seht euch nur den Deck an, den wir reingeschleppt haben“, brummt Moony vor sich hin. „Machen wir nachher sauber“, nuschle ich. „Erst mal wieder warm werden.“ Dieses Mal gibt es keinen Streit, wer als erstes unter die Brause darf. Wir stellen uns einfach gleichzeitig darunter und drehen den Strahl so heiß auf, wie wir es nur ertragen können. Mindestens eine halbe Stunde genießen wir nahezu reglos die Wärme. „Ich krieg Hunger“, murmelt James schließlich. „Yeah, lass uns Frühstück machen“, erwidere ich. „Ich mach den Dreck unten weg“, bietet Remus an. Gesagt, getan. Es dauert nicht lange und wir sitzen zusammen in der Küche und genießen unser Frühstück. „Das war verdammt knapp“, murmelt Remus. „Shit, wäre ich alleine gewesen, gäbe es jetzt einen Toten oder einen weiteren Werwolf.“ Er klingt sehr bedrückt. „Mann“, platzt James heraus, „darum sind wir ja dabei, dass du nichts anstellen kannst.“ „Ich denke, alleine würdest du nie diesen Mondscheinspaziergang, machen, oder?“ füge ich an. „Nur in Cornwall, in Morties Wald“, gibt er zu. „Dort geht keiner freiwillig rein. Er gilt immer noch als verflucht, obwohl Mortie ja nicht mehr lebt…“ „Yeah“, erwidere ich. „Außerdem hat er dir ja den Wald vermacht, oder?“ „Stimmt und darüber bin ich sehr froh“, meint Remus. „Wenn ich erstmal apparieren darf und aus der Schule bin, werde ich die Vollmondnächte dort ver-bringen. Ihr seid herzlich eingeladen, mir dorthin zu folgen.“ Wir sind von der Idee begeistert, dort werden wir völlig sicher sein, wenn wir nicht mehr die Möglichkeiten von heute haben. Es war wirklich verdammt knapp letzte Nacht und ich weis nicht, ob ich es nochmal riskieren möchte, nicht hier in Godrics Hollow. Mit Hogwarts ist das eine andere Sache. „Weist du was“, meine ich daher, „wir dürfen zwar noch nicht offiziell apparieren, aber wir beherrschen es zuverlässig und wir können ja auch noch einen Monat lang üben… Beim nächsten Vollmond apparieren wir nach Cornwall, das ist sicherer.“ Moony sieht aus, als fiele ihm ein gewaltiger Stein vom Herzen. Er seufzt. „Gut“, meint er knapp. „Machen wir das.“ „Du kannst ja mal mit Dad mit zur Arbeit gehen und deine Prüfung ablegen“, setzt James hinzu. „Wenn dir dann wohler ist. Du bist alt genug…“ Der letzte Satz klang etwas neidisch, aber wir haben uns noch nie sehr darum gekümmert, ob etwas legal ist, wenn wir es wirklich tun wollten… Wir machen unsere Pläne wahr. Moony legt seinen Test erfolgreich ab. Wir üben noch ein bisschen, obwohl es eigentlich nicht nötig ist und lassen es schließlich ganz bleiben, weil es uns mit der Zeit dann doch sehr langweilt, es immer nur im Haus zu tun. Dann schleppt James alle Zauberbücher seines Vaters an und wir lernen eine Menge Sprüche, die wir noch nicht kannten. Davon gibt es immer welche und man weis nie welcher nützlich sein könnte. Den nächsten Vollmond verbringen wir in der Sicherheit von Morties Wald und nichts Aufregendes geschieht. Am Morgen macht Remus allein einen kurzen Besuch bei seinen Eltern und kommt nicht besonders glücklich zurück. Dann apparieren wir nach Godrics Hollow in unser Dachzimmer. James hat natürlich wieder mal Hunger und verschwindet sofort in die Küche. Ich will jedoch wissen, was die eigenartigen Blicke von Remus zu bedeuten haben. „War was?“ frage ich ihn. „Bei deinen Leuten, meine ich.“ „Sie haben mich zwar nicht raus geworfen oder enterbt oder so, aber sie haben mir deutlich gezeigt, dass ich zu Hause nicht mehr sehr willkommen bin. Haben gemeint, ich sei jetzt erwachsen und solle mein eigenes Leben führen. …und meine Mutter war schwanger…“ Ich glotze ihn mit offenem Mund an. „Was zum magenkranken Geier…“ stammle ich. „Sie lieben mich immer noch haben sie gemeint, aber jetzt, wo sie ein gesundes Kind haben können, ist ihnen ein Werwolf in der Familie zu gefährlich. - Shit!“ Remus ist schrecklich enttäuscht von seinen Leuten, das kann ich ihm ansehen. Ist ja auch eine Scheißhaltung: Du bist erwachsen und wir bekommen ein gesundes Kind, also verschwinde jetzt einfach, du Werwolf… „Mensch, Moony, du bist wenigstens erwachsen, im Gegensatz zum mir. Komm, mach dir nichts draus, du hast ja immer noch uns…“ Er schüttelt den Kopf. „Jetzt weis ich erst wirklich, was du damals gemeint hast. Ich dachte ich hätte verstanden, aber dem war nicht so. Es ist wirklich ein Scheißgefühl…“ „Yeah, yeah, ist es…“ „Verstehst du, ich werde einen Bruder oder eine Schwester haben, aber ich werde sie nie kennen lernen, weil meine Eltern es nie zulassen werden und ich denke, du weist, was für mich Kinder bedeuten…“ „Yeah, weis ich, ein unerfüllbarer Traum, stimmt´s?“ Er nickt und eigentlich hätte ich gedacht er würde wieder mal weinen, aber seine Augen bleiben trocken. Sie brennen nur in einem unheimlichen gelben Licht und sein Blick ist kurze Zeit so, wie der von Snivellus damals im Zug – Glühende Kohlen… „Moony“, bricht es aus mir heraus. „So weine doch, bitte, deine Augen…“ Er schüttelt den Kopf. „Ich kann nicht“, murmelt er. „Das ist jenseits von Tränen. Da dachte ich immer, sie lieben mich wirklich, auch wenn ich unter diesem Fluch leide. Ich dachte ich bin ihr Sohn und sie sind meine Eltern. Ich dachte…“ „Vielleicht waren sie zu jung und sind immer noch zu jung, um mit einer Persönlichkeit wie dir klar zu kommen. Vielleicht bist du ihnen zu schnell erwachsen geworden und sie verstehen dich nicht mehr. Vielleicht…“ „Ja sie sind noch jung. Meine Mutter hat mich bekommen, kaum dass sie aus der Schule raus war und mein Dad ist auch nicht älter. Aber dadurch müssten wir uns im Alter doch noch näher stehen und sie müssten mich doch begreifen … müssten begreifen, dass ich alles tun würde, damit ich keinen verletze, wenn ich dem Fluch unterliege.“ Er spricht so unendlich traurig und seine Augen sind leer geworden, scheinen in die Unendlichkeit zu blicken. Ich lege einfach meinen Arm um ihn und sage nichts mehr. Mr Potter hat Recht: Letztendlich muss man mit sowas alleine fertig werden… Einige Zeit vergeht. Dann schüttelt Moony sich plötzlich, als wolle er seine Gedanken loswerden und sein Blick kehrt ins hier und jetzt zurück. „Lass uns runter gehen und was essen“, meint er. „Ich hab Hunger und ich bin schrecklich müde…“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)