Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 7: Überlegungen ----------------------- Überlegungen Wir trollen uns nach draußen. James Vater hat schon Recht, es war wirklich Zeit ins Freie zu kommen. Meine Muskeln sind von der Anstrengung verkrampft, dem Fluch zu widerstehen. James reibt sich die Arme und Remus geht ein wenig ungelenk. „Warum war dein Dad so fertig?“ frage ich James. „Geht es ihm nicht gut?“ „Nee. Er ist einfach nicht mehr der Jüngste. Er sagt immer, wenn man jung ist, hat man Kraft ohne Ende, aber wenn man älter wird, lässt das schwer nach.“ „Kann nicht ganz stimmen“, erwidert Remus. „Dum-bledore ist mit Sicherheit um einiges älter als dein Dad und er gilt schon seit vielen Jahren als der mächtigste weiße Magier unseres Jahrhunderts.“ „Kommt vielleicht auf die Person an“, meine ich achselzuckend. „Wisst ihr, seit ich weis, dass James Mum nicht ganz gesund ist, mache ich mir einfach Sorgen um alle beide, wenn mir was seltsam vorkommt.“ „Musst du nicht“, antwortet James. „Wir leben schon so lange mit Mum Krankheit, dass wir immer mit allem rechnen.“ „Na ja“, grinse ich schief. „Ich mag deine Leute halt und ich möchte nicht, dass ihnen was zustößt, verstehst du?“ „Klar, ich mag sie doch auch“, meint er. „Aber wie es kommt, so kommt es. Man kann einfach immer nur das Beste aus den Umständen machen.“ „Stimmt“, erwidert Moony. „Man kann oft nichts ändern und muss mit manchen Sachen einfach leben…“ Er klingt traurig und ich weis, dass er an den nächsten Vollmond denkt. „Dieses Mal wird es anders“, versuche ich ihn zu trösten. „Du wirst nicht alleine im Keller der Potters sitzen…“ „…nee, echt nicht“, fährt James fort. „Dieses Mal machen wir gemeinsam Godrics Hollow unsicher.“ Remus grinst schief und gleichzeitig erscheint wieder diese steile Falte auf seiner Stirn. „Haltet ihr das für echt gut?“ murmelt er. „Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Es könnte sonst was geschehen…“ „Schiss?“ fragt James. „Nee, das nicht, aber der Werwolf ist nicht gerade ein Schoßhündchen.“ „Mensch, Moony“, versuche ich ihn zu überzeugen, „wir sind doch dabei und wir sind groß genug, dich aufzuhalten, wenn du auf dumme Gedanken kommst.“ „Klar“, wirft James ein. „Krone nimmt dich auf die Hörner, wenn du versuchst abzuhauen…“ „…und Tatze fängt dich wieder ein, wenn es dir doch gelingt“, setze ich hinzu. Wir wollen diesen Vollmond wirklich dazu nutzen, Spaß zu haben. „Vielleicht ist sowieso alles hinfällig“, murmelt Remus, „wenn Mr Potter wirklich einen Bann auf den Keller legt.“ „Den können wir leicht brechen oder umgehen“, meint James geheimnisvoll. „Woher willst du das wissen?“ gebe ich zurück. Über den Bann habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht. „Ich kenne Dads Art zu zaubern, ich weis auch wie man einen Bann von ihm aufhebt.“ James grinst versonnen. „Hab ich mir beigebracht, als er mich daran hindern wollte, dass ich mir seinen Besen - nun - ausleihe.“ „Ach deswegen konntest du bereits so stark fliegen, als wir es im ersten Jahr lernen sollten“ platze ich heraus. „Klar. So ein Naturtalent bin ich dann auch wieder nicht, obwohl ich nie große Probleme mit Dads Besen hatte“, erwidert James. Wir sind durch die Stadt gestrolcht, ohne zu bemerken, wohin wir eigentlich gehen. Unsere Schritte haben uns zum zerstörten Fabrikgelände getragen. Plötzlich bleibt James auf der Stelle stehen. „Nee, oder?“ murmelt er. „Hier wollte ich eigentlich nicht so schnell wieder her. Der blöde Unfall von letzten Mal reicht mir.“ „Unfall?“ fragt Remus erstaunt nach und wir erzählen ihm die Geschichte. Keinem von uns ist sie als so wichtig erschienen, als dass wir viel darüber geredet hätten … Aber vielleicht war uns das Missgeschick ja auch nur peinlich. „Na ja“, meint er nachdenklich, „sowas kann schon mal passieren. Aber ich finde es echt stark von dir Padfoot, wie du dich um James gekümmert hast.“ „Yeah“, fügt James an. „Padfoot hat mich heimgeschleppt. Ich weis bis heute nicht, wie er das ohne Magie auf die Reihe gekriegt hat.“ „Nun, ich musste dich aus der Kälte raus bringen, was hätte ich sonst tun können?“ „Trotzdem. Ich hab mich damals noch nicht mal richtig bedankt.“ Ich zucke die Achseln. „Hast du schon, außerdem hat uns dein Dad unterbrochen… Du warst verletzt, bist mein Freund und da habe ich dir einfach geholfen. Mann, Prongs, du bist für mich wie ein Bruder und du hättest das Selbe für mich getan…“ „Yeah. Zumindest versucht. Ich glaube kaum, dass ich dich hätte schleppen können.“ „Versuchs doch mal“, werfe ich ein und grinse ihn interessiert an. James grinst zurück, kommt auf mich zu und versucht mich hoch zu heben. Er schlingt seine Arme um meine Hüften und hievt… „Uff, Padfoot, du bist echt schwer“, ächzt er. Moonys Augen funkeln. „Lass mich mal“, sagt er. James lässt mich wieder zu Boden gleiten und ich lande auf den Füßen. Dann kommt Remus auf mich zu. Er bückt sich etwas, packt mich mit einem Arm am Oberschenkel und schlingt den anderen um meine Schultern, dann richtet er sich wieder auf. Ich liege wie ein Mehlsack über seinen Schultern und er trägt mich ein ganzes Stück durch die Gegend, bis er mich wieder runter lässt. Er atmet noch nicht einmal schwerer. „Wow, bist du stark“, staunt James. Moony schüttelt den Kopf. „Auch nicht stärker als du. Ich weis nur, wie ich zufassen muss.“ „Kannst du mir das beibringen?“ will Prongs wissen. „Klar, euch beiden, wenn ihr wollt. Könnte vielleicht mal wichtig werden.“ In der nächsten halben Stunde spielen Remus, James und ich abwechselnd den Mehlsack und wir probieren aus, wie wir die jeweils anderen am besten tragen können. Moony hat ganz Recht, man muss nur wissen wie… Als wir davon genug haben streunen wir weiter über das Ruinengrundstück. Es ist viel wärmer als beim letzten Mal und es macht Spaß, über die Betonklötze zu klettern und an den Stahlträgern herum zu turnen. Der Ort hat an diesem warmen Frühlingstag viel von seiner eigenartig düsteren Ausstrahlung verloren. Obwohl wir uns häufig so erwachsen vorkommen und auch im magischen Bereich so fähig wie die meisten Erwachsenen sind, ist keiner von uns älter als fünfzehn und nun toben wir wie die kleinen Kinder übers Gelände. Wir spielen verstecken, johlen, lachen, brüllen, kreischen. Die ganze Anstrengung des Vormittags fällt von uns ab. Schließlich lassen wir uns ziemlich erschöpft auf ein paar Betonklötze fallen und schnappen regelrecht nach Luft. „Gehen wir heim“, meint James schließlich. „Ich hab schon wieder Hunger…“  Vollmond Streunereien Über unserem Training mit James Vater vergeht die Zeit sehr schnell und er hatte Recht, zum Apparatieren fehlt uns danach nun wirklich die Kraft… Die Vollmondnacht ist da. Mr Potter hat Remus in den Keller gebracht und die Tür nicht nur zugesperrt, sondern auch magisch verriegelt. Er hat uns erklärt, müde zu sein und so sieht er auch aus. Er zieht sich schon früh zurück. Wir beide liegen wach in unseren Betten und starren aus dem Fenster. Wir beobachten den Himmel, gleichzeitig lauschen wir nach Geräuschen aus dem Schlafzimmer unter uns. Der Nachthimmel ist pechschwarz und langsam geht der Mond auf. In Mr Potters Schlafzimmer ist es völlig ruhig geworden. Wir wechseln einen fragenden Blick. „Sollen wir?“ murmelt James. „Bist du sicher, dass dein Dad schläft?“ gebe ich zurück. „Yeah. Denke schon, aber wir können unten an der Tür lauschen.“ „Dann los“, flüstere ich und schwinge meine Beine aus dem Bett. James folgt meinem Beispiel. Auf Katzenpfoten schleichen wir die Treppe hinunter, huschen zu Mr Potters Schlafzimmertür und lauschen aufmerksam. Ein leises, regelmäßiges Schnarchen dringt durch das dicke Holz. James grinst mich an, nickt und bedeutet mir, weiter die Treppe hinunter zu gehen. Wir huschen leise in den Keller. Ein knisterndes, knackendes Geräusch dringt durch die verschlossene Tür. Wir hören ein Scharren und Hecheln, ein leises Jaulen und weitere kratzende, beißende Laute. Ich schaue James an und hebe fragend die Augenbraue. Er nickt und zückt seinen Stab. Dann murmelt er etwas und deutet auf die Tür. Ein leises Knacken beweist, dass sie nun offen ist. „Animagi, rasch jetzt“, murmelt James und wir werden zu Tatze und Krone. Mit meiner Hundeschnauze öffne ich die Türe ganz. Drinnen springt Moony auf die Beine. Wahnsinn… Er ist noch größer geworden, als damals, wo wir ihn das erste Mal in diesem Zustand gesehen haben. Doch dieses Mal bekomme ich einen ganz anderen Eindruck von ihm. Ich habe immer noch meinen menschlichen Verstand, aber meine Sinne und mein Körper sind die eines Hundes. Ich laufe auf meinen vier dicken Pfoten auf ihn zu und beschnüffle ihn. Er steht auf zwei Beinen, hält aber seinen Körper recht weit nach vorne gebeugt. Seine monströse Schnauze stößt zu mir herunter und er schnüffelt an mir. Krone schreitet auf uns zu und Moony schnüffelt auch an ihm. Dann stößt er ein leises Jaulen aus. Es ist eigenartig, in unserer Tiergestalt können wir natürlich nicht sprechen, aber es kommt durchaus zu einer Verständigung. Wir schubsen Remus aus dem Keller und zur Hintertür aus dem Haus. Voll, rund, silbern steht der Mond über uns. Moonys Blick richtet sich zum Himmel und plötzlich beginnt er laut zu heulen. Verdammt laut. James stupst ihm mit seinem Geweih in die Rippen und treibt ihn, so rasch wie möglich, in Richtung See. Zu dritt laufen wir unter dem strahlenden Vollmond dahin. Es ist einfach herrlich. Frei, wild, berauschend. Die Tierkörper scheinen überhaupt keine Müdigkeit zu kennen. Wir huschen unter den Weiden umher. Hier ist kein Mensch außer uns. Der See glitzert unter dem Sternenhimmel und wir verständigen uns irgendwie, dass wir Lust haben zu schwimmen. Drei Tierwesen springen einfach ins Wasser und wir paddeln durch den Teich. Es ist zwar kalt, aber nicht so eisig, wie ich es erwartet hätte. Schließlich steigen wir wieder aus dem Gewässer und laufen weiter, weiter, immer weiter. James und ich sorgen dafür, dass Moony keinem Menschen nahe kommen kann. Die Nacht ist sehr lang, aber irgendwann beginnt der Mond am Horizont zu verschwinden und der Himmel wird heller. Wir laufen wieder nach Godrics Hollow zurück und schleichen uns ins Haus. Wir schieben und schubsen Remus in den Keller zurück, dann werden wir wieder zu Menschen und verschließen die Tür, schleichen ins Dachzimmer hinauf. Erst dort wagen wir es, wieder zu sprechen. „Wow“, murmelt James. „Das war das Schärfste, was ich je erlebt habe.“ „Yeah, rattenscharf!“ gebe ich zurück. „Mann, nun bin ich aber müde und mir ist verflixt kalt, jetzt, wo ich wieder ein Mensch bin.“ Er wirft sich auf sein Bett, angelt nach seiner Decke und wickelt sich fest hinein. Er gähnt weit und richtet sein Kopfkissen. Ich bin seinem Beispiel gefolgt und auch mir fallen fast schon die Augen zu. „Nacht“, murmle ich noch bevor ich die Augen wirklich schließe und kurz darauf bin ich auch schon eingeschlafen. Ein paar Stunden später werden wir von einem sehr müden Remus geweckt, der zur Tür herein stolpert. Wir werfen ihm neugierige Blicke zu. „James Dad hat mich raus gelassen“, gähnt er. „Er hat gemeint, heute kein Training. Ich glaube er weis, was ihr getan habt… Ihr habt nämlich vergessen, den Bann wieder auf die Tür zu legen…“ „Schlechte Arbeit, Jungs“, kommt die Stimme von Mr Potter von der Tür. „Dad!“ stöhnt James. „Ihr braucht nicht zu glauben, dass ich nichts von euren Plänen wusste. Es war mir klar, dass ihr euren Animagi Auslauf geben wolltet, nun, da ihr sie beherrscht. Ging alles glatt oder ist etwas passiert?“ Wir schütteln verneinend den Kopf. „Es ist alles glatt gegangen, Mr Potter“, murmle ich etwas beschämt. „Gut“, erwidert er. „Dann ruht euch jetzt aus. Kommt einfach runter, wenn ihr was zum Essen haben wollt.“ Er sieht kein bisschen sauer aus, scheint sich eher über diese gelungene Eskapade genau so zu freuen, wie wir. Er wirft uns ein schnelles Grinsen zu und verlässt dann das Zimmer. „Moony“, meint James. „Alles klar mit dir?“ Remus grinst und sieht dabei aus, als sei es ihm noch nie so gut gegangen. „Mehr als nur das“, erwidert er. „Keine Wunden, keine Schmerzen und der Werwolf war regelrecht zahm…“ „Dir geht es also gut?“ frage ich nach. „Gut? Himmel, Padfoot, gut? Ich hab noch nie einen so starken Vollmond erlebt. Das Laufen, das Rennen, dieses Gefühl von Freiheit. Wahnsinn…“ Seine Augen funkeln und blitzen. „Mensch, Jungs, ich bin glücklich, einfach nur glücklich … Danke…“ Er lässt sich auf sein Bett fallen und gähnt. „Müde?“ will James wissen. „Yeah, aber auch nicht so wie sonst. Gut, die Verwandlung war nicht anders als sonst auch, aber danach… Ich war immer so verzweifelt, so hilflos wütend, wenn ich mich wegschließen lassen musste… Aber dieses Mal… Ich konnte mich so richtig austoben. Es war das Schönste, was ich je empfunden habe, heute Nacht mit euch herum zu streunen…“ Wir beschließen, so lange zu Schlafen, bis wir wirklich ausgeschlafen haben. Den Rest der Ferien verbringen wir mit weiteren Verteidigungsübungen. Schließlich können wir alle drei den Imperius abwerfen und danach immer noch handlungsfähig sein und wir wissen auch, wie man mit dem Cruciatus umzugehen hat. Verdammt anstrengend und irgendwann bricht man trotzdem zusammen. Aber es ist immerhin ein Vorteil zu wissen, dass man ihm nicht völlig hilflos gegenübersteht. An den Nachmittagen, setzt Remus gewöhnlich das körperliche Training fort. Es erscheint uns als die einzige Möglichkeit - mit einem gewissen Erfolg - dem Averda Kedavra zu entkommen. Wenn ich heute sehe, wie jung, frei und gut drauf wir damals waren, scheint mir mein Leben nicht vergebens gewesen zu sein. Zwei Jungs haben es tatsächlich geschafft, einem dritten eine schreckliche Last zu erleichtern, ihn für einige Zeit regelrecht glücklich zu machen…  Wurmschwanz Nur ungern wollen wir auf unsere nächtlichen Streifzüge mit Moony verzichten, als wir wieder in Hogwarts zurück sind. „Nein“, meint dieser jedoch bestimmt. „So sehr ich diese Nacht auch genossen habe, ich möchte nicht, dass ihr mich wieder begleitet, solange Peter noch nicht so weit ist. Der schiebt dann nur wieder Frust und wird unausstehlich…“ Das Gespräch findet natürlich ohne den Genannten statt. Er sitzt in Wahrsagen und wir in Arithmantik. „Aber, Moony“, murmle ich. „Dann sitzt du wieder alleine unter der Peitschenden Weide.“ „Macht nichts. Ich weis jetzt ja, dass es nicht für immer sein wird“, erwidert er. „Und was ist in den Ferien?“ wirft James ein. Moony grinst sein schiefes Grinsen. „Was Wurmschwanz nicht weis, macht ihn nicht heiß…“ flüstert er. Wir nicken zustimmend. Dann ruft uns Professor Vector zur Ruhe und wir konzentrieren uns wieder auf die komplexen Rechnungen… Unsere nächtlichen Ausflüge nehmen immer weiter zu. James und ich drängen darauf, dass Peter weiter kommt. Wir spielen bereits mit dem Gedanken, ihn einfach in Wurmschwanz zu verwandeln, damit er mitkommen kann. Doch Moony rät uns ab. „Warum sollte er dann noch lernen, die Verwandlung selbst zu schaffen, wenn ihr es ihm schon wieder abnehmt?“ Zähneknirschend müssen wir ihm Recht geben. Wir hatten uns schon vorgestellt, beim nächsten Vollmond durch den Verbotenen Wald zu streifen und jetzt das. Aber es ist leider wirklich so, wie Remus sagt, Peter ist so stinkfaul, dass er nicht mehr weiter üben würde, wenn wir ihm die Verwandlung abnehmen… „Shit, Peter, jetzt konzentrier dich endlich mal“, flucht James. „So wird das nie was.“ Peter klammert sich krampfhaft an seinen Zauberstab und versucht unglücklich, mich in eine Katze zu verwandeln. Ich habe Schnurrhaare und pelzige Hände, meine Augen haben sich gelb verfärbt, aber sonst ist nicht viel mit mir geschehen. „Nochmal“, piepst er verzweifelt. „Sirius, ich versuch´s nochmal.“ Wieder schwingt er seinen Stab und murmelt den Zauber. Mein Körper beginnt zu schrumpfen, mein Rücken krümmt sich und ich sinke auf alle Viere. Bei James ging die Verwandlung ruckzuck, bei Peter jedoch läuft sie regelrecht in Zeitlupe ab. „Na siehst du“, meint James erleichtert. „Du kannst es doch … und jetzt die Rückverwandlung.“ Peter stöhnt leise und schwitzt. Ich kann in meinem Katzenkörper seine Angst regelrecht riechen. Seine Hände zittern und er wischt sich mit dem Ärmel verzweifelt über seine feuchte Stirn. Sein dünnes Haar hängt ihm wirr in die Augen. Er schwingt erneut seinen Stab. Mein Körper wird wieder größer, das Fell zieht sich in meine Haut zurück, meine Augen fangen weniger Licht ein. Immer noch auf allen Vieren werde ich wieder zum Menschen, allerdings habe ich immer noch die Katzenohren zusätzlich zu meinen eigenen und den langen, biegsamen Schwanz. Ich stelle mich wieder auf die Füße. James lacht leise in sich hinein, aber Peter schaut todunglücklich aus der Wäsche. „Hast was vergessen, Wurmschwanz“, kichert er. „Versuch, auch noch Schwanz und Ohren weg zu bringen.“ Mit einer hastigen, ungeschickten Bewegung richtet er erneut seinen Stab auf mich. Ohren und Schwanz schrumpfen nicht in meinen Körper zurück, wie es eigentlich sein sollte, sondern fallen einfach ab. Mein Hintern schmerzt und an meinem Kopf pochen die Stellen, wo vorher noch die Katzenohren saßen. „Na ja“, murmle ich und reibe mir das Steißbein. „Genial war das jetzt nicht gerade, aber wenigstens bin ich wieder vollständig ein Mensch. Das nächste Mal spielst du aber das Versuchskaninchen, Prongs.“ James lacht noch immer in sich hinein. „Klar. Aber Peter, du musst dich wirklich, so stark du nur kannst, konzentrieren, wenn du eine Humanverwandlung versuchst.“ Der Angesprochene wirft ihm einen gequälten, verzweifelten Blick zu. „Tu ich doch“, wimmert er. „Aber besser geht es einfach nicht.“ Wir schütteln wortlos den Kopf. So kann es nicht weiter gehen, Peter muss sich einfach noch mehr anstrengen. An einen Animagus ist so gar nicht zu denken. Er würde es vermasseln… „Genug für heute“, seufze ich. „Gehen wir schlafen…“ „Yeah“, erwidert James. „Ich bin alle.“ Peter schnieft vor sich hin und folgt uns wortlos in den Turm zurück. Die nächsten Wochen verbringen wir mit weiteren nächtlichen Übungsstunden, bis das Quidditch Finale näher kommt und James jede freie Minute zum trainieren braucht. Auch die Prüfungen kommen immer näher. Aber Peter ist endlich so weit, dass er Humanverwandlungen hin und zurück ohne größere Probleme bewältigt. Sein eigener Animagus – Wurmschwanz – wird jedoch bis zum nächsten Jahr warten müssen. Schade, aber nicht zu ändern. In den wenigen freien Stunden, die uns jetzt noch bleiben, planen wir unsere Ferien. Peter sitzt in einer ruhigen Ecke des Gemeinschaftsraums und büffelt so sehr, dass ihm regelrecht der Schädel raucht. Wir haben im Moment keine Lust mehr zum lernen und nur Remus hat seine Nase immer noch in einem Lehrbuch. „Dieses Mal müssen wir uns was einfallen lassen“, meint James gerade. „Dad hat mir geschrieben, dass ihn das Ministerium wieder Mal ins Ausland schickt und ihr wisst, wie das mit Mum ist. Ich mache mir so meine Gedanken... Klar würde sie uns alle drei wieder aufnehmen, aber ich mache mir Sorgen, dass es ihr zu viel werden könnte…“ „Dann muss ich halt mal wieder nach Hause nach Grimmauld Platz“, erwidere ich bedrückt. Es würgt mich regelrecht bei diesem Gedanken. James wirft mir einen elenden Blick zu. „Sorry“, murmelt er. „Kein Grund“, gebe ich zurück. „Du weist, wie sehr ich deine Mum mag… Ich will wirklich nicht, dass sie sich zu viel zumutet.“ Plötzlich klappt Remus sein Buch zu und lässt es auf den Tisch fallen. Wir schrecken zusammen. „Was ist Moony?“ fragt James. „Ich habe eine klasse Idee“, meint dieser und seine Augen beginnen zu funkeln. „Ich war jetzt schon so oft bei dir, Prongs. Warum kommt ihr nicht mal mit zu mir nach Cornwall?“ Mein Herz beginnt bei diesem Gedanken regelrecht zu hüpfen. Zu Moony … Nicht nach Hause, das wäre erste Sahne! „Werden deine Eltern damit einverstanden sein?“ platze ich heraus. Remus zuckt die Achseln. „Keine Ahnung. Denke schon. Ich schick ihnen ´ne Eule.“ Er greift in seine Schultasche und zieht ein leeres Pergament heraus. Dann beginnt er zu schreiben. Nur wenige Zeilen, schließlich wirft er uns ein schiefes Grinsen zu und macht sich auf den Weg in die Eulerei. James schaut mich nachdenklich an. „Cornwall“, meint er. „Wäre schon cool.“ „Yeah. Vielleicht lernen wir dann auch den alten Mortie kennen“, erwidere ich. Er lacht leise in sich hinein. „Yeah … Vollmond … dunkle Wälder … das Meer … Yeah…“ murmelt er vor sich hin. Er macht bereits Pläne. Wenige Minuten später ist Remus bereits wieder zurück und setzt sich zu uns ans Feuer. „Jetzt müssen wir einfach warten“, murmelt er. „Meine Leute sind echt OK, aber wir werden mehr selbst machen müssen, als in Godrics Hollow. Ihr wisst schon der Hof… Mein Zimmer ist auch viel kleiner, als das von James, sogar kleiner als das alte. Aber wenn es uns zu klein wird, zelten wir halt einfach unten im Hof. Könnte auch Spaß machen…“ „Wir werden uns auch mit unserer Magie etwas zurückhalten müssen, oder?“ frage ich ihn. „Nun, den Schutzzauber, werden wir wohl kaum so gut hinbekommen, wie James Dad“, erwidert er zweifelnd. James grinst. „Dann muss es halt unser alter Tarnzauber tun. Klar, er ist nicht so Klasse, wie der von Dad, aber er war auch nicht schlecht.“ „Dann ist ja alles klar“, meint Moony. „Yeah“, antworten wir gleichzeitig. „Aber was machen wir bei Vollmond?“ fragt er zweifelnd. „Ich möchte meinen Leuten keine Schwierigkeiten machen.“ „Es war doch auch bei mir daheim ganz OK. Und Cornwall ist noch viel einsamer“, brummt James abenteuerlustig. „Sei kein Frosch, Moony“, setze ich hinzu. „Wir können es immer noch entscheiden, wenn wir erst mal bei dir sind.“ Er zuckt die Achseln. „Auch wieder wahr“, murmelt er. „Andererseits wäre es schon was, mit euch durch Morties Wald zu rennen…“ Wir grinsen ihn an. Klar, Moony ist meistens sehr vorsichtig, bei allem was er tut, aber er ist im Grunde genommen genau so abenteuerlustig wie wir…  Bei den Lupins Endlich sind die Prüfungen geschrieben und die Ferien beginnen. Es ist alles geklärt. Wir werden den ersten Monat bei Remus Leuten verbringen und den zweiten in Godrics Hollow. Eine Menge Briefe sind hin und her gegangen – natürlich habe ich keinen davon geschrieben. Meine Eltern interessiert es schon lange nicht mehr, wo ich mich aufhalte, wenn ich nicht in Hogwarts bin – aber James Mum hat darauf bestanden, dass wir wenigstes ein bisschen Zeit in Godrics Hollow verbringen. Sie schreibt, sie hoffe, James Dad werde dann wieder zurück sein. Nun, wir werden sehen… Wir sitzen im Zug und die üblichen Witze fliegen hin und her. Peter schwärmt wieder mal von Ferien am Meer mit seiner Mum und wir legen ihm nahe, seine Übungen nicht zu vernachlässigen. „Nicht, dass du alles wieder vergisst“, legt Moony ihm ans Herz. Aber ich habe den Eindruck, dass er ihm gar nicht mehr zuhört, sondern schon ganz im Urlaub ist. Ich werfe James einen skeptischen Blick zu. Er zuckt die Schultern. „Dann halt das Ganze noch mal von vorne“, murmelt er seufzend. Es scheint ihn inzwischen ganz schön zu nerven, wie unzuverlässig und faul Peter ist, wenn man ihm nicht andauernd in den Hintern tritt. Lily kommt herein und setzt sich zu uns. Wir sind gezwungen, das Thema zu wechseln. Keiner von uns hält es für eine geniale Idee, sie zu viel wissen zu lassen. Sie wäre mit unseren wilden Plänen nie einverstanden, auch hat sie keine Ahnung von Moonys Problem. Wir haben ihr nie was davon erzählt. Keiner erwartet uns in Kings Cross. „Wir müssen zum Tropfenden Kessel“, erklärt Remus. „Der Wirt gibt uns Flohpuder und wir reisen durchs Feuer nach Cornwall.“ „Stimmt“, wirft James ein. „Ich habe deine Leute noch nie hier gesehen.“ „Es ist zu kompliziert, wenn sie mitten unter ihrer Arbeit einen ganzen Tag verlieren, nur um mich abzuholen“, erwidert Remus. „Ich bin es gewohnt auf diese Art hin und her zukommen. Alles kein Problem.“ Wir schleppen unsere Koffer quer durch Muggel London zum Tropfenden Kessel. Tom, der Wirt grinst Remus freundlich an. „Dieses Mal zu dritt?“ meint er. „Yeah“, nickt Remus. „Wir machen bei mir daheim gemeinsam Urlaub.“ Tom gibt uns eine kleine Schale mit dem Zauberpulver und einer nach dem anderen tritt in die Flammen. Remus zuerst. „Cornwall zu den Lupins“, sagt er. Grüne Flammen flackern auf, es blitzt und Moony ist verschwunden. „Du!“ meint James. Ich trete mit meinem Gepäck in die Flammen und wiederhole Remus Worte. Die Flammen flackern smaragdgrün auf und ich beginne mich, sehr schnell um mich selbst zu drehen. Ein widerliches Gefühl krampft meinen Magen zusammen. Ich bin noch nie besonders gern durch das Floh-netzwerk gereist, aber es ist die einzige Möglichkeit zu Moony zu kommen. Etwas schwindlig, schließe ich meine Augen. Als das Herumwirbeln endlich aufhört, öffne ich sie wieder. Remus hilft mir aus einem engen, rußgeschwärzten Kamin. „Komm da raus, Padfoot, James folgt dir sicher gleich“, meint er. Das Haus ist recht klein und einfach. Seine Eltern sehe ich nirgends. Er bemerkt meinen fragenden Blick. „Sie sind draußen – kümmern sich um die Ernte. Sie kommen erst später heim. Kein Problem. Ich zeige euch alles, wenn James da ist.“ Es dauert keine Minute und der verstrubbelte Kopf unseres Freundes erscheint im Feuer. „Wow“, hustet er. „Der Ruß – ich hab ihn eingeatmet, als ich die Adresse gesagt habe.“ Wir helfen auch ihm aus den Flammen. „Kommt mit“, meint Remus. „Mein Zimmer ist oben unterm Dach.“ Wir nehmen unsere Koffer und bringen sie eine schmale Treppe hinauf. Remus hatte Recht, das Zimmer ist echt klein, aber wir finden Platz. Seine Leute haben für uns drei ein richtiges Matratzenlager hergerichtet und Schlafsäcke darauf gelegt. „Ah“, sagt Moony. „Sie haben mein Bett raus gebracht, dann haben wir etwas mehr Platz. Ich hoffe, es macht euch nichts aus, am Boden zu schlafen.“ Er klingt etwas peinlich berührt, wohl weil hier alles etwas bescheiden ist. Mich stört das nicht im Geringsten und auch James scheint es nichts auszumachen, denn er sagt: „Ist doch cool. Ich wollte schon immer mal so pennen. Matratzen am Boden, Schlafsäcke… Mum war nie damit einverstanden. Sie meinte immer, ich hätte mein Bett und solle es auch benutzen.“ Er grinst. „Ich erinnere mich als ich mal meine Matratze auf den Boden geworfen habe, weil ich dort pennen wollte. Mann, war die sauer…“ „Sauer? Deine Mum?“ erwidere ich zweifelnd. „Na ja, vielleicht nicht direkt sauer, aber mit Sicherheit auch nicht einverstanden mit meinen verrückten Ideen…“ „Es gefällt euch also?“ fragt Remus unsicher. „Yeah, klar“, ist die Antwort. „Kommt ihr mit runter? Ich hab versprochen, was zu kochen, sobald ich daheim bin.“ „Du kannst kochen?“ platzt James überrascht heraus. Er denkt wohl genau wie ich an unsere doch recht mangelhaften Versuche damals, als Mrs Potter krank war. „Nicht so Klasse wie Mum, aber man kann es durchaus essen“, grinst Moony schief. „Dann kannst du es uns ja beibringen“, murmle ich. „Denn das, was wir in dieses Hinsicht leisten, ist mehr als nur jämmerlich…“ Remus zeigt uns die Küche und fängt an zu kochen. Ganz ohne Magie. Er lässt uns Gemüse putzen und Kartoffeln schälen. „Soll ein Eintopf werden“, meint er. „Ist nicht besonders schwierig, schmeckt gut und macht auch satt.“ Remus benimmt sich hier in Cornwall anders als sonst. Er scheint viel erwachsener und selbstbewusster, als wir ihn kennen. Der jugendliche Überschwang, den er zumindest hin und wieder an den Tag legt, ist hier fast verschwunden. Nicht, dass er weniger OK wäre als sonst, aber der Unterschied ist eindeutig nicht zu übersehen. Ein gewaltiger Kessel mit Eintopf brodelt und blubbert am Herd. Es riecht verführerisch. Er kann wirklich kochen… Es ist schon spät, als seine Eltern endlich nach Hause kommen. Ich bin überrascht, als ich sie sehe, beide scheinen kaum alt genug zu sein, um einen halbwüchsigen Sohn wie Remus zu haben. „Du hast gekocht, Remus?“ fragt seine Mutter. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sie fragen, ob sie auch ein Werwolf ist. Ihre ganzen Züge haben etwas von einer Wölfin, aber sie ist trotzdem eine gut aussehende Frau. Nicht wirklich schön, aber irgendwie Klasse. Sie hat dasselbe hellbraune Haar und dieselben gelbbraunen Augen, wie unser Freund. Sie bietet einen so ungewöhnlichen Anblick, dass es mir schwer fällt die Augen von ihr ab zu wenden. „Und ihr seid die Freunde von Remus?“ fragt sein Vater in meine Gedanken hinein. „Ja, Sir“, murmeln wir etwas verlegen. Auch er ist ein recht beeindruckender Mann. Er ist weder besonders groß, noch vierschrötig, aber seine Arme unter den hochgekrempelten Ärmeln, weisen drahtige Muskeln auf. Er ist weißblond und hat graublaue Augen. Doch der Gesamteindruck ist einzigartig. Wenn ich es recht bedenke, ist auch unser Freund Moony ein ziemlich gut aussehender Kerl, oder vielmehr er wäre es, würde er nicht immer so müde und kränklich aussehen. Die beiden Erwachsenen lächeln über meine eindringliche Musterung. Es ist dasselbe schiefe Grinsen, das Moony immer hat. „Wollen wir essen?“ fragt Remus in die verlegene Stille hinein. Wir nicken und fühlen uns aus unseren Gedanken gerissen. James hat Remus Eltern nicht weniger eindringlich angestarrt als ich. Wir setzen uns alle an den Küchentisch und Moony teilt den Eintopf aus. Verlegen beginnen wir zu essen. Die Lupins sind so anders als die Potters. Nicht weniger freundlich, oder so. Aber recht schweigsam und anders. „Ihr wisst von Remus Problem?“ fragt dessen Vater etwas unsicher. Wir nicken. „Ja“, meint James. „Sicher, Sir, schon seit über zwei Jahren.“ „Warst du unvorsichtig, mein Sohn?“ fragt Moonys Mutter. „Nein, Ma´am, war er nicht“, werfe ich ein. „Nur, wenn wir entschlossen sind, etwas heraus zu bekommen, dann schaffen wir das auch…“ „Weist du, Mum“, erwidert Remus mit seinem schiefen Grinsen. „Die beiden sind neugieriger als zwei junge Katzen, aber ich bin wirklich stolz darauf, dass sie meine Freunde sind.“ Sein Vater nickt zustimmend. „Ich bin froh, dass du nicht mehr alleine sein mußt, trotz dieses Fluchs.“ „Warum sollte er das sein“, platzt James heraus. „Moony ist ein Klasse Typ und jeder, der das nicht erkennt, muss ein echter Trottel sein.“ „Moony?!“ fragt Remus Mutter und ihre Augen funkeln interessiert. Sie hat wirklich eindeutig etwas von einer Wölfin. „Mein Spitznamen, Mum“, erwidert Remus. „James heißt Prongs und Sirius nennen wir Padfoot. Eine Art Witz.“ „Wo ist der Witz?“ will sein Vater wissen. Remus schaut uns an. „Erklärt ihr es“, bittet er. „Nun“, erwidere ich. „Wenn ich lache, klingt es manchmal wie Hundegebell, daher der Name Padfoot.“ James wird knallrot und versucht zu erläutern: „Es gibt in Hogwarts ein Mädchen, dass ich echt Klasse finde und Sirius meint, dass ich mich wie ein blöder Hirsch aufführe, wenn es um sie geht. Vielleicht hat er Recht…“ „Sicher habe ich Recht“, werfe ich spöttisch ein. „Du benimmst dich wie ein Platzhirsch und vertreibst jeden, der es auch nur wagt, sie anzusehen. Ich muss nur an Snivelly damals denken…“ Remus kichert in sich hinein. „Hör auf, Padfoot. Siehst du nicht, wie peinlich Prongs das Ganze ist…“ Plötzlich beginnen wir alle drei schallend zu lachen. Die ganze Situation ist zu komisch. Die Erwachsenen werfen Blicke von einem zum andern und entscheiden sich dann einfach mitzulachen. „Was habt ihr in den Ferien vor?“ fragt Mr Lupin schließlich, als wir mit dem Essen fertig sind und Remus beim Abspülen helfen. „Ein bisschen durch die Botanik ziehen, Dad“, erwidert Remus. „Schwimmen, vielleicht in den Klippen klettern, vielleicht ein bisschen mit den Besen fliegen - die beiden haben welche dabei – mal sehen.“ „Gut, aber seid vorsichtig. Ich verlass mich drauf, mein Sohn, dass du auf deine Freunde aufpasst. Ich möchte dich in den Ferien nicht zu sehr einspannen, aber du würdest uns wirklich helfen, wenn du dich ein bisschen ums Kochen kümmern würdest. Dieses Jahr haben wir Probleme mit dem Wetter, es ist so unbeständig. Wir müssen uns mit der Ernte beeilen, oder wir verlieren alles.“ „Gibt es auch andere Probleme?“ fragt Remus. „Du weist schon mit der Finanzierung.“ „Das ist es ja“, erwidert seine Mutter. „Wir wissen es noch nicht. Wir können dieses Jahr einen gewaltigen Gewinn erwirtschaften oder alles verlieren. Hängt alles davon ab, wie schnell wir auf einen Wetterumschwung reagieren können. Ihr müsst wissen“, fährt sie an uns gewand fort, „dass wir magische Pflanzen im großen Stil anbauen. Es gibt einen immer größeren Markt dafür. Doch sie sind empfindlich und brauchen eine Menge besonderer Pflege. Ich möchte, dass ihr hier genau so schöne Ferien habt, wie bei den Potters, aber wir haben leider nur wenig Zeit…“ „Mach dir keine Sorgen um uns, Mum“, erwidert Remus, „wir kommen schon klar. Ich bin schon froh, dass wir alle drei herkommen durften. Sirius hätte sonst nach Hause müssen, und das wollte keiner von uns…“ „Black, nicht wahr?“ wirft sein Vater ein und ich nicke. „Nun, wenn du ein Freund meines Sohnes bist, dann ist das OK. Remus weis, wem er trauen kann und wem nicht. Aber deine Familie…“ „Dad“, meint Moony. „Sirius kann seine Familie nicht leiden und du hast mir schon als kleines Kind beigebracht, dass die Person wichtig ist, nicht die Abstammung, dafür kann keiner…“ Mr Lupin brummt zustimmend und nickt. „Richtig“, erwidert er knapp. „Hör auf, mein Lieber“, mischt sich Mrs Lupin in das Gespräch. „Die Jungs sollen sich eine schöne Zeit machen und sich nicht Sorgen wegen irgendwelcher verrückten Gerüchte über schwarze Magier machen… Wie ist es, Jungs? Seid ihr müde?“ Wir nicken, obwohl uns die „verrückten Gerüchte“ natürlich brennend interessieren, aber keiner der beiden Erwachsenen sieht so aus, als würde er darüber reden wollen.  Cornwall Wir haben uns oben auf unsere Schlafsäcke geworfen. Es ist sehr warm und wir haben alles bis auf unsere Unterhosen ausgezogen. Das Thema sind natürlich die „verrückten Gerüchte“. „Was meinst du, James“, frage ich. „Kann das der Grund sein, warum dein Dad so plötzlich ins Ausland musste?“ „Hmm, gut möglich“, erwidert der. „Es muss was dran sein, worum auch immer es sich handeln mag. Ihr erinnert euch an die letzen Ferien, wo Dad darauf bestand, uns gegen die Unverzeihlichen zu wappnen. Würde dazu passen.“ „Weist du was Genaueres, Moony?“ wende ich mich an Remus. „Nee. Nicht mehr als ihr. Aber es muss ganz schön – nun, drastisch – sein, wenn meine Eltern davon wissen. Sie geben gewöhnlich nichts um Gerüchte und kümmern sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten.“ Wir diskutieren eine Weile hin und her, aber kommen zu keinem rechten Ergebnis. „Nun“, meint James schließlich, „wenn wir später dann wieder in Godrics Hollow sind, werde ich Dad mal ein bisschen interviewen. Mal sehen, was er weis und ich bin sicher, dass er was weis…“ Wir nicken. James hat Recht, wenn jemand mehr weis, dann sein Vater. Aber ich habe auch noch eine Idee. „Prongs, leihst du mir die alte Schuhu?“ „Klar, aber was willst du mit ihr?“ „Mein Onkel Alphard, der arbeitet auch fürs Ministerium, vielleicht weis er was.“ „Gute Idee“, brummt Moony. Er klingt müde und mir wird klar, dass schon in drei Tagen wieder mal Vollmond ist. „Lasst uns schlafen“, meine ich daher. „Morgen ist auch noch ein Tag. Dann kann ich meinem Onkel schreiben…“ Da die Lupins mehr als genug mit ihrem Hof zu tun haben, lassen sie uns an der langen Leine laufen und Remus sorgt dafür, dass keiner von uns verhungert. Moony kann mehr, als ich jemals vermutet hätte. Wir mögen die besseren Zauberer sein (obwohl man keinen Unterschied bemerkt, wenn er geübt hat), aber solche Mahlzeiten wie er hätte keiner von uns beiden zu Stande gebracht… Aber wir lernen dazu… Wie ich es mir vorgenommen hatte, schreibe ich schon am nächsten Morgen an Onkel Alphard: Lieber Onkel Alphard, ich habe Dir noch nie geschrieben, da ich mir nicht sicher bin, ob es dir – wegen deiner Arbeit – recht ist. Aber dieses Mal brennt mir eine Frage auf den Nägeln und ich weis nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Was hat es mit diesen wilden Gerüchten über diesen schwarzen Magier auf sich? Sogar die Eltern von Remus – und wir sind hier im hintersten Cornwall – reden in Rätseln darüber. Keiner weis was Genaues. James Dad ist auf einer Mission im Ausland und so können wir ihn nicht fragen. Gib einfach der Eule deine Antwort mit, wenn es dir möglich ist. Sie wird mich hier finden, aber ich hoffe sie findet dich – wo auch immer du sein magst. Bitte antworte uns schnell. Dein Neffe Sirius Doch bevor wir die Antwort bekommen, ist der Vollmond da. Moonys Eltern kommen ungewöhnlich früh nach Hause, es ist noch nicht Mal später Nachmittag. Sie werfen ihm bedrückte Blicke zu, aber sie sagen nichts. Remus bemerkt es natürlich, wirft uns einen flehendlichen Blick zu, nichts zu verraten und sagt: „Mum, Dad, macht euch doch keine Sorgen. Meine Freunde wissen vom Werwolf. Sie sind ihm sogar schon Mal begegnet. Keine Sorge, es ist nichts geschehen…“ „Das ist es nicht“, erwidert sein Vater. „Wir fürchten nur, dass dich das Schloss unten nicht hält, wie schon letztes Jahr und du bist noch gewachsen und auch stärker geworden…“ „James, bekommst du den Bann von deinem Dad hin?“ fragt Remus. „Yeah. Er hat ihn uns letztes Mal noch beigebracht“, meint der. „Ein Bann?“ fragt Remus Mum. „Ja, Ma´am. Mein Dad hat ihn angewandt, als Remus letztens bei Vollmond in Godrics Hollow war“, erwidert James. „So weit ich weis, ist es derselbe, der Moony in Hogwarts unter der Peitschenden Weide hält“, füge ich hinzu. „Und ihr beherrscht ihn?“ fragt sein Dad nach. Wir nicken wild. „Und was ist mit der Vernunftgemäßen Beschränkung der Magie Minderjähriger?“ will Mrs Lupin wissen. „Keine Fragen, keine Lügen Mum“, grinst Remus sie schief an. „Wir wissen ganz genau, was wir tun, keine Sorge.“ „Deine Freude scheinen dir gut zu tun, Remus“, meint sein Dad. „Du klingst richtig erwachsen.“ „Himmel, Dad, ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich bin sechzehn, in einem Jahr bin ich volljährig. Ich muss erwachsen werden und was meine Freunde betrifft, die sind die besten Magier, die Hogwarts seit Jahren - ich würde sogar sagen, seit Dumbledores Zeiten - gesehen hat.“ „Hör auf, Moony, du machst uns ganz verlegen“, murmelt James und wird rot. „Nicht, Remus, das ist peinlich“, platze ich gleichzeitig heraus. „Ach kommt schon, Jungs, ist doch wahr!“ gibt der bestimmt zurück. „Was soll´s. Es ist Zeit für den Keller und vergesst nicht den Bann…“ Er steigt etwas verloren in den Keller hinunter und plötzlich tut er mir mal wieder schrecklich leid. Wir können ihn erst dort raus holen, wenn seine Leute schlafen. Wir trappen hinterher. Remus tritt in einen Raum, hinter eine massive Tür. „Vergesst morgen früh nicht wieder den Bann“, murmelt er. „Meine Leute wissen nichts von den Animagi. Sie werden sich in ihrem Schlafzimmer verbarrikadieren. Ihr habt also freie Bahn, sobald sie schlafen, aber bleibt trotzdem vorsichtig, OK?“ „OK“, bestätigen wir nickend. Ich murmle den Tarnzauber, James flüstert den Zauberbann und die Tür wird versiegelt. „Lass uns nach oben gehen“, meint er. „und warten, bis es so weit ist. Als wir wieder in der Küche sind, wollen Moonys Eltern jedoch noch mit uns reden. „Seid ihr euch wirklich ganz sicher, bei dem was ihr getan habt?“ will Mr Lupin wissen. „Ganz sicher, Sir“, erwidert James. „Mein Dad ist sehr gründlich, wenn er uns was zeigt. Sie müssen wissen, er war ein Auror und kennt seine Zaubersprüche.“ Er nickt zufrieden. „Dann ist es ja gut.“ „Eine andere Frage, Jungs, was findet ihr an unserem Sohn?“ will seine Mum wissen. „Tut er euch nur leid, oder ist es mehr?“ „Viel mehr, Ma´am“, erwidere ich. „Remus war schon unser Freund als wir noch nichts vom Werwolf wussten. Er ist einfach schwer OK…“ „…mehr als das“, fügt James an. „Er ist das Gewissen unserer Bande, wenn Moony sagt ‚besser nicht’, ist es immer gut, auf ihn zu hören. Er ist echt schlau.“ „Aber er ist doch kein so großartiger Magier“, wirft sein Dad ein. „Vielleicht kein großartiger“, meine ich. „Aber wenn er so viel lernt, wie er das immer tut, ist er so gut wie wir. Er verliert nur immer Zeit durch seinen Fluch und muss jedes Mal eine Menge aufholen.“ „Aber selbst, wenn er kein so toller Magier wäre“, fügt James an. „wäre er immer noch unser Freund, denn er kann wirklich gut denken.“ „Er hat eine eigene Art die Dinge zu sehen und das bringt uns dazu, nochmal nachzudenken“, meine ich. „Ihr mögt ihn also wirklich, meinen verfluchten Sohn“, sagt Mrs Lupin abwägend. „Er ist unser bester Freund“, sagen wir bestimmt im Chor. Seine Eltern nicken zufrieden. „Und was seid ihr beide für einander?“ fragt Mr Lupin neugierig. „Brüder“, ist die gemeinsame Antwort. „Ich möchte es ihnen erklären“, füge ich an. „Wissen sie, ich komme mit meinen Eltern nicht klar. Sie sind böse - Schwarze Magier - Ich denke, das ist ihnen bekannt?“ Ich warte das Nicken der Lupins ab. „Seit dem ersten Jahr an Hogwarts war ich nicht mehr zu Hause. Ich war immer bei James und seine Leute sehen mich als etwas wie einen zweiten Sohn an. Darüber bin ich unsagbar glücklich.“ „Letzten Winter“, fügt James an. „Hatte ich einen dummen Unfall und Sirius hat mir das Leben gerettet. Ich wäre sonst wahrscheinlich verblutet.“ Er schiebt seinen T-Shirt Ärmel hoch und zeigt den Lupins die gezackte Narbe, die sich dort immer noch abzeichnet. „Seitdem sind wir wie Brüder und Remus ist unser bester Freund…“ Die beiden scheinen mit unseren Antworten zufrieden zu sein. Wir sagen noch gute Nacht und steigen nach oben. Es dauert nicht lange, bis sich auch die Lupins zurückziehen. Aber wir wollen noch etwas warten, bis wir ganz sicher sind, dass sie schlafen. „Die beiden sehen so jung aus“, meint James plötzlich. „Yeah, verflixt jung. Noch keine dreißig, schätze ich.“ „Müssen sie aber sein. Moony ist schließlich schon sechzehn. Dann hätten sie ihn ja schon als Teenager gehabt.“ „Stimmt auch wieder, Prongs, aber möglich ist alles.“ „Sie kommen mir so unsicher vor, was Remus betrifft“, meint James. „Yeah. Er hat doch mal gesagt, sie seien mit einem lebhaften Jungen wie ihm überfordert gewesen und jetzt auch noch der Werwolf, ich bitte dich … Ich finde sie nett, aber so ganz anders als deine Leute.“ „Nun“, erwidert James. „Meine Eltern könnten genauso gut meine Großeltern sein. Moonys Eltern, fast schon unsere älteren Geschwister, vielleicht ist es das.“ „Yeah. Kann sein.“ „Du, was anderes, wenn wir schon von Geschwistern reden. Wann kommt eigentlich dein Bruder nach Hogwarts?“ „Nächstes Jahr, aber ich schätze er wird gar nicht nach Hogwarts kommen. Sie werden ihn wohl nach Dumstrang schicken. Bei mir hat meine Mutter die Diskussion mit meinem Vater verloren. Nochmal wird sie nicht nachgeben. Also heißt es wohl bye-bye Regulus, hättest was Besseres werden können“, erwidere ich schulterzuckend. „Du magst ihn wohl nicht besonders, oder?“ ist die Rückfrage. Ich zucke erneut die Schultern. „Als ich von zu Hause weg bin, war er echt noch ein kleiner Junge und alles, was er damals sagen konnte war ‚Ja, Mum. Mach ich, Mum. Du hast ganz Recht, Mum’. Du kannst dir vorstellen, was ich davon halte. Und dass er mir immer als leuchtendes Beispiel vorgehalten wurde, hat die Sache auch nicht gerade besser gemacht. Ich mag kaum einen aus meiner Familie und will auch nicht gerne über meine Verwandtschaft reden. Ich habe zum Beispiel noch eine Cousine in Hogwarts, eine Schwester von Andromeda, die Onkel Alphard erwähnt hat. Bellatrix. Sie ist im fünften oder sechsten Jahr in Slytherin. Nicht mal das weis ich genau. Da siehst du, wie sehr mich meine Verwandtschaft interessiert, wenn ich noch nicht mal das weis… Lassen wir das Thema, das frustriert mich nur…“ „Gut“, meint James. „Aber du solltest wirklich wissen, dass du für mich mein Bruder bist und nicht der von Regulus…“ „Danke Prongs - Sollen wir los? Es scheint mir schon spät genug zu sein.“ „Yeah gehen wir…“  Morties Wald Wir schleichen uns die Treppen hinunter und lauschen an der Schlafzimmertür der Lupins. Die schlafen zwar noch nicht, sind aber offensichtlich anderweitig beschäftigt und werden uns kaum hören. James wirft mir ein verlegenes Grinsen zu und ich grinse genauso verlegen zurück. Das hätten wir jetzt wohl besser nicht mitkriegen sollen... Weiter huschen wir hinunter in den Keller und unter den üblichen Vorsichtsmaßnahmen lassen wir Moony raus. Es ist offensichtlich, dass der Werwolf bereits auf uns gewartet hat. Er schnüffelt ganz aufgeregt an Tatze und Krone, folgt uns ohne Probleme aus dem Haus und rennt dann voraus in Richtung Wald. Moony hatte Recht, wo auch immer man sich in Cornwall befindet, hört man das Meer rauschen. Auch der Vollmond scheint hier ein ganz anderes Licht zu werfen. Wir rennen und rennen. Der Wald kommt immer näher, aber Remus zeigt keine Angst, obwohl er selbst als Werwolf wissen muss, dass Mortie ihn sicher finden wird. Vielleicht ist er heute wirklich auf eine kleine Rangelei aus. Er scheint sich nicht besonders gut im Wald auszukennen, denn er schnüffelt nach Spuren. Dann rennt, läuft und springt er so schnell durch den Wald, wie es das Unterholz nur zulässt. Wir folgen ihm. Als Menschen hätten wir das nie geschafft. Immer tiefer führt er uns unter die Bäume hinein, bis wir zu einer kleinen Lichtung kommen. Er springt auf einen uralten Baum zu und deutet mit seinen Klauen darauf. Es muss sich um den Baum handeln, wo er sich damals vor Mortie versteckt hat. Ich gebe zur Bestätigung einen kläffenden Laut von mir. James senkt kurz sein Geweih. Weiter eilt Moony durch den Wald, immer mit der Nase am Boden. Er scheint wirklich etwas zu suchen. Wir beide hinterher. Plötzlich scheint er es gefunden zu haben, denn er stößt ein mächtiges Geheul aus. Ein zweiter Werwolf erscheint. Doch es scheint etwas nicht mit ihm zu stimmen. Er ist völlig weiß und schrecklich gebeugt. Auch hat er noch viel von einem Menschen, viel mehr als Remus. Er beginnt mit fast menschlicher, irgendwie heulender Stimme zu sprechen. „Jungchen“, sagt er. „Remus. Es ist das letzte Mal, dass der alte Mortie zum Ungeheuer wird. Er wird nie wieder die Sonne sehen. Schön dir nochmal zu begegnen. Ich weis, du kannst jetzt nicht sprechen, kein echter Werwolf kann das, aber weil es das letzte Mal für mich ist, bin ich zu menschlicher Rede fähig. Hast du deine Freunde mitgebracht?“ Remus nickt und stößt eine Mischung aus Heulen und Bellen aus. „Du wolltest sie Mortie zeigen, ja? Animagi, tolle Sache, wirklich gut, Jungchen. Wenn der alte Mortie nicht mehr ist, kannst du den Wald haben, wenn du ihn brauchst. Tu mir nur den einen Gefallen. Komm wieder zurück, wenn die Sonne scheint und begrab mich wie einen Menschen, ja? Ich hab wie ein Tier im Wald gelebt, ich möchte wenigstens wie ein Mensch begraben sein. Machst du das Jungchen? Und ihr zwei Animagi, tut ihr dem alten Mortie diesen letzten Gefallen?“ Remus heult wild und nickt fanatisch. Ich kläffe laut und James senkt erneut sein Geweih. „Danke Jungs, danke. Der alte Mortie ist froh, euch noch kennengelernt zu haben. Lauft jetzt mit dem Mond und lasst den alten Mortie zufrieden sterben…“ Ein Zittern läuft durch den Körper des Verwandelten und er bricht zusammen. Seine Arme und Beine zucken, dann wird sein Körper schlaff und er wird wieder völlig zum Menschen. Der Tod hat den Fluch aufgehoben… Moony stoßt ein wildes, verzweifeltes Geheul aus, eine Totenklage für den alten Mortie. Ich falle mit einem Hundejaulen ein und James gibt ein lautes Röhren von sich. Dann beginne ich mit meinen Pfoten eine Grube zu buddeln und Remus hilft mir mit seinen Pranken, James schiebt mit seinem Geweih die Erde zur Seite. Keiner von uns achtet darauf, dass die Nacht rasch voranschreitet. Die Bäume stehen sehr dicht und der Wald ist so dunkel, dass keiner von uns bemerkt, dass es langsam hell wird. Erst als Remus wieder zum Menschen wird, erkennen wir, dass es Morgen ist. „Begraben wir ihn“, sagt er heiser. „Er hat mir zwar seinen Fluch weiter gegeben, aber er verdient doch ein anständiges Begräbnis.“ Wir werden wieder zu Menschen und helfen Moony den alten Mortie in die Grube zu hieven. Remus weint. „Einsam gelebt“, sagt er, „aber wenigstens nicht einsam gestorben. Himmel, wenn ich euch nicht hätte, könnte das auch einmal mein Schicksal sein. Mir ist, als wäre ein Teil von mir gestorben…“ Mühsam schieben wir die Erde in die Grube, James wird erneut zu Krone, weil er so größere Erdmassen bewegen kann. „Helft mir mal mit dem Felsen dort drüben“, murmelt Remus und klingt furchtbar traurig. Und wir wälzen gemeinsam einen gewaltigen Felsbrocken über das Grab. Remus zieht sein altes Taschenmesser aus der Hosentasche. Dann beginnt er auf dem Stein herum zukratzen. Es dauert eine Weile, bis er wieder aufsteht. „Hier liegt der alte Mortie. Möge er seinen verdienten Frieden finden“, hat er in den Felsen geritzt. „Gehen wir“, murmelt er rauh und wendet sich ab. Wir folgen ihm. Eine ganze Zeit gehen wir schweigend durch den Wald, bis James sich räuspert und meint: „Du hast uns den Baum gezeigt, wo du dich damals versteckt hast, oder?“ „Yeah“, antwortet Moony. Er klingt immer noch heiser. Kommt vielleicht vom Heulen. „Wisst ihr, dieses Mal habe ich meinen Verstand behalten. Klar, mein Körper war der eines Werwolfs, aber mein Geist blieb menschlich. Ich konnte zwar nicht sprechen, aber ich war völlig ich selbst.“ „Echt?“ frage ich nach. „Mir schien auch, als wüsstest du letzte Nacht genau, was du tust.“ „Yeah“, meint James. „aber was erzählen wir deinen Eltern, wenn sie uns erwischen, wenn wir heimkommen?“ „Die Wahrheit, erwidert Moony. „Oder soviel von der Wahrheit, wie sie ertragen können und das auch nur, wenn sie fragen. Aber es ist noch sehr früh und vielleicht schaffen wir es noch, bevor sie wach werden.“ Wir laufen schneller durch den Wald und schaffen es tatsächlich, rechtzeitig bei den Lupins anzukommen, um vorzugeben, wir hätten Moony erst im Morgengrauen aus dem Keller geholt.  Onkel Alphards Brief Die Nacht war lang und wir sind müde, daher beschließen wir, an den Strand hinunter zu gehen und dort eine Runde zu schlafen. Ich werde wach als die alte Schuhu mich an den Haaren zupft. „Ey, Post!“ rufe ich und wecke damit die beiden anderen. „Lies vor!“ meint James aufgeregt. „Yeah, mach schon!“ setzt Moony hinzu. Seine Stimme kratzt noch immer. Ich reiße den Brief auf und lese vor: Mein lieber Sirius, zuerst: Du darfst mir natürlich immer schreiben, wenn du willst, nur besuchen kannst du mich leider erst, wenn du siebzehn bist. Nun Jungs, zu eurer Frage: Ich weis dass, James Dad nicht daheim ist, wir sind nämlich gemeinsam unterwegs. Wir haben uns besprochen, was wir euch sagen wollen und wir stimmen überein, euch zu erzählen, was wir wissen, aber nicht alles, was wir vermuten… Nun, die Sache ist die, es geht um einen schwarzen Magier, den seine Anhänger als Dunkeln Lord bezeichnen. Wir kennen immer noch nicht seinen wahren Namen. So weit wir es beurteilen können, sammelt er reinblütige Magier um sich und plädiert dafür, dass nur diese einen Wert haben und auch nur diese ausgebildet werden sollten. Damit findet er in gewissen Kreisen durchaus Anhänger. Ich wette, mein Junge, unsere liebe Familie, findet das rattenscharf (um eure Worte zu benutzen). Wir halten diese Haltung jedoch für sehr gefährlich. Wo kämen wir hin, wenn fähige Magier nicht ausgebildet würden und mit ihren besonderen Fähigkeiten ganz alleine da stünden? Wir glauben auch, dass es nur ein Vorwand ist, um Leute auf seine Seite zu ziehen, die dumm genug sind, um an einen solchen Mist zu glauben. Wir halten es eher für eine leere Phrase, damit er an Macht gelangen kann und machtgierige Personen sind immer gefährlich. Potter meint, ich soll euch in diesem Zusammenhang nur an Grindelwald erinnern… Nun, so ist die momentane Lage und das Ministerium und auch die magische Gemeinschaft sind natürlich beunruhigt und es gibt eine Menge wilder Gerüchte. Was davon den Tatsachen entspricht? Wir wissen es leider noch nicht so genau. Ihr sollt vorsichtig sein und eure Übungen fortsetzen, meint Potter. Er wird versuchen, Anfang August wieder zu Hause zu sein, damit er weiter mit euch trainieren kann. Wenn ihr noch Fragen habt oder auch nur mit uns in Kontakt bleiben wollt, schreibt uns einfach wieder. Machts Gut. Alphard Black. „Du lieber Himmel“, stöhnt James. „Dad wird doch nicht wieder als Auror arbeiten? Mum hat mir mal erzählt, dass er ihr bei meiner Geburt versprochen hat, das nicht mehr zu tun. Wenn er sein Versprechen jetzt bricht, ist die Kacke echt am dampfen.“ „Hat er dir nicht gesagt, was er im Ausland macht?“ fragt Moony. „Nee. Er meinte nur streng geheim“, erwidert James nachdenklich. „Wisst ihr was? Onkel Alphard war doch auch Auror und hat erzählt, er würde jetzt was anderes machen. Was, wenn sie die ehemaligen Auroren wieder aktiviert haben? Das klingt alles gar nicht gut…“ „Und die Ermahnung von James Dad, wir sollen mit unseren Übungen weiter machen…“ meint Remus kopfschüttelnd. „In dem Brief steht zwischen den Zeilen mehr als im eigentlichen Text.“ „Moony hat Recht. Mein Onkel hat uns zwar eine Menge gesagt, aber das was er nur angedeutet hat, ist fast interessanter“, überlege ich. „Yeah“, gibt James zu. „Was meint ihr? Gehen wir schwimmen und suchen uns später ein ruhiges Plätzchen, wo wir Duelle üben können?“ Wir sind einverstanden und stürzen uns fröhlich ins Meer. Wir waren damals einfach noch so jung, dass uns selbst so eigenartige Nachrichten nicht lange bedrücken konnten. Nicht dass wir den Brief so einfach aus unseren Gedanken verbannt hätten, wie ich ihn zur Seite gelegt hatte. Wir mussten die Neuigkeit nur erst richtig verarbeiten… Da der alte Mortie nicht mehr lebt, ist der Wald nun ungefährlich und wir strolchen darin herum, bis wir dort einen geeigneten Platz für unsere Übungen finden. Ein kleiner Tarnzauber und es kann losgehen. James und ich beherrschen inzwischen den Imperius Fluch, auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind, ob wir ihn wirklich zu Übungszwecken einsetzen sollen. Askaban steht immer noch als schweigende Drohung in unseren Hinterköpfen. „Es muss sein“, meint James, „wie sollen wir denn sonst üben?“ „Aber sollen wir dann vielleicht auch den Cruciatus zu Übungszwecken einsetzen?“ meine ich gequält. „Du fürchtest ihn noch immer?“ fragt Remus. „Yeah und wie. Ich kann mich zwar dagegen wehren, aber ich habe trotzdem Angst davor.“ „Nee“, erwidert James. „Ich halte nichts davon, meine Freunde nur zur Übung einfach mal ein bisschen zu foltern, nee, echt nicht.“ „Es gibt ähnliche Flüche“, schlägt Moony vor. „Sie sind nicht ganz so gemein, aber zum Üben müssten auch die reichen.“ „Klasse Idee“, erwidert James. „Beherrschst du sie und wenn ja, kannst du sie uns beibringen?“ „Yeah, mach ich“, meint Remus. So haben wir eine Möglichkeit gefunden, uns vorzubereiten, ohne Askaban zu riskieren. Die Tage vergehen und wir halten es so, wie wir es schon in Godrics Hollow immer gemacht haben. Am Vormittag unsere magischen Übungen, am Nach-mittag schwimmen und dann Remus körperliches Training. Er hat seltsamer Weise nach dem letzten Vollmond diese heisere Stimme nicht mehr verloren und wir vermuten, dass er im Stimmbruch ist oder dass dieser bereits vorbei ist und er als Erwachsener nun mal eine heisere Stimme hat. James ist zurzeit manchmal seltsam gereizt, wie ich es gar nicht von ihm kenne und auch Remus fällt das auf. „Was hat er nur?“ meint er, als James gerade weit draußen im Meer schwimmt. „Weis nicht. Vielleicht fehlt ihm Lily“, erwidere ich etwas spöttisch. „Hmm, Lily … Warte mal … Wie alt ist er jetzt eigentlich?“ überlegt Remus. „Dreizehn, wird im Oktober vierzehn. Er ist der jüng-ste von uns“, meine ich. Remus lacht plötzlich in sich hinein. „Weist du was, er kommt jetzt auch in den Pubertät, hat feuchte Träume und so und hat keine Ahnung, was eigentlich mit ihm los ist. Wahrscheinlich ist ihm das Ganze auch noch so schrecklich peinlich, wie mir damals.“ „Könntest Recht haben. Sollen wir mit ihn reden, oder soll er alleine da durch?“ „Weis nicht. Mir hat es damals geholfen, aber James ist nicht ich und mit war es echt unangenehm, darüber zu reden. Wie bist du eigentlich damit klar gekommen?“ „Nun, ich wusste ja was mit mir los war und hab mir weiter keine großen Gedanken darüber gemacht. Hatte ich einen solchen Traum, hat halt am nächsten Morgen meine Pyjamahose geklebt … Auch kein Problem.“ „Was ist mit Mädchen?“ will Moony wissen. „Hmm, mir ist noch keine über den Weg gelaufen, die mich mehr interessiert hätte. Sie müsste schon mehr sein, als einfach nur hübsch oder so. Sie müsste was im Kopf haben und nicht zu kichern beginnen, wenn ich mich mit ihr unterhalten will. Ich kann keine dämliche Pute brauchen, die nur gut aussieht und mit der man sonst nichts anfangen kann. Eher ein richtiger Kumpel, versteht du?“ „Yeah. Du stellst ganz schön große Ansprüche.“ „Na ja, meine Mutter sieht großartig aus und auch meine Cousine Bellatrix ist eine echte Schönheit, aber wenn man an ihren Charakter denkt, nee danke, da bin ich lieber vorsichtig mit schönen Menschen.“ „Aber du siehst selbst auch nicht gerade eben schlecht aus, oder?“ „Yeah und ich weis nicht, ob ich darüber glücklich sein soll. Ich denke oft, wenn ich in den Spiegel schaue, hübsche Verpackung, aber was ist dahinter?“ „Ein intelligenter Kerl, ein klasse Kumpel, ein großartiger Magier…“ meint Remus und grinst mich schief an. Ich werde rot. „Danke für die Blumen, aber bin ich wirklich so? Ist das nicht nur Fassade?“ „Komm schon, Mann, du hast ´n gutes Herz. Wir ham oft genug miteinander geredet. Das is keine Fassade, das is echt.“ Plötzlich spricht er nicht mehr in dem reinen Englisch, das ich von ihm kenne, sondern benutzt den schweren Cornwall Akzent, den auch seine Eltern haben. „Danke“, murmle ich und hänge ein wenig meinen Gedanken nach. Normaler Weise halte ich mehr davon, einfach nur Spaß zu haben, aber manchmal überfallen mich solche Zweifel und eigenartige Gedanken, meist dann, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Plötzlich kommt James aus dem Wasser, beutelt sich und spritzt uns nass. Wir werfen uns einen Blick zu und machen bei der Wasserschlacht einfach mit… Es ist ein Abend Ende Juli und wir liegen schwitzend in Moonys winzigem Zimmer. Wir sind träge, faul, aber es ist zu heiß zum Schlafen. „Gehen wir runter zum Meer“, schlägt Remus vor. „Dort geht immer ein bisschen Wind.“ Wir schnappen uns die Schlafsäcke, trappen die Treppe hinunter und aus dem Haus. Wir legen uns an den Strand. Über uns der schimmernde Sternenhimmel und der zunehmende Mond. Die Wellen rauschen und es weht tatsächlich ein leichter Wind, der unsere verschwitzten Leiber kühlt. „Kann ich mal mit euch reden?“ fragt James und klingt ungewohnt unsicher. „Klar“, erwiderte ich. „Immer“, setzt Remus hinzu. „Du hast mal zu mir gesagt, Sirius, dass sich in der Pubertät alles ändert. Ich glaube, bei mir ist es jetzt so weit… Gereizt, schlecht gelaunt, komische Träume. Meistens geistert Lily darin rum. Ich schlafe schlecht und das kenne ich gar nicht.“ Ich werfe Remus einen Blick zu. Der nickt. Wir lagen also mit unserer Vermutung richtig. „Mach dich damit blos nicht verrückt, Prongs“, meine ich. „Was auch immer mit dir geschieht, ist völlig normal.“ „Normal? Wenn ich von Lily träume und dann lauter Glibber zwischen meinen Beinen klebt?“ stößt er fast angewidert aus. „Klar“, meint Remus. „Ich dachte Padfoot hat letztes Jahr mit dir da drüber geredet?“ „Hat er, aber ich habs damals nicht verstanden, jetzt passiert mir das selbst und es ist echt seltsam. Ich bin so komisch drauf. Ich mag mich manchmal selbst nicht.“ „Nun“, meine ich, „ich kann dir nur denselben Tipp geben, wie Moony.“ „Yeah“, murmelt der, „mir hats geholfen.“ „Das klingt so eklig“, schaudert James. „Dann musst du mit deiner miesen Laune leben“, erwidere ich schulterzuckend. „Und was machst du? Ich meine, wenn du in dieser Stimmung bist?“ will James wissen. Jetzt wird´s echt ein bisschen peinlich, aber ich entschließe mich, ehrlich zu sein. „Dann halte ich mich an meinen eigenen Rat“, murmle ich. „Was sonst? Ich hab dir´s damals schon gesagt, ausschwitzen kommt nicht so gut und ´ne kalte Dusche ist auch nicht das Wahre.“ James lacht. „Yeah, hast du gesagt. Nun, ich überleg´s mir. Aber danke, dass ihr mich nicht auslacht.“ „Warum sollten wir“, erwidert Moony. „Uns geht´s ja auch nicht anders und manchmal ist es wirklich alles andere als witzig. Außerdem hast du´s besser als wir, du hast wenigstens ein Mädel, wir nicht. Ich darf nicht und Sirius stellt zu hohe Ansprüche…“ „Zu hoch? Meinst du?“ unterbreche ich ihn. „Na ja, vielleicht…“ grinst er mich an. „Aber bei dir kann man nur sagen, gekochte Kröte scheut den Kessel.“ „Yeah“, erwidere ich. „Aber irgendwie habe ich es auch nicht so eilig damit. Wenn ich ein Mädel hätte, würde ich mit der abhängen wollen. Momentan hänge ich aber lieber mit euch ab. Das macht mehr Spaß.“ „Meint ihr beides geht nicht“, will James wissen. „Keine Ahnung“, meint Moony. „Du solltest es auf jeden Fall versuchen, weil ein Mädel wie Lily sollte man sich echt nicht entgehen lassen. Die ist schwer OK.“ „Willst du was von ihr?“ fährt James auf. „Nee. Du kennst die Gründe. Aber wenn ich dürfte, hättest du wahrscheinlich einen Konkurrenten.“ „Zwei“, werfe ich ein. „Wenn ich dir nicht schon vor Jahren versprochen hätte, dass Lily deine Sache ist. Die ist nämlich genau das, was ich mir unter einer Gefährtin vorstelle.“ „Und dann wäre da noch Snivellus“, meint James nachdenklich. „Der!“ stoße ich aus. „Mensch Prongs, hast du noch nie gemerkt, dass er sich nie trauen würde, sie auch nur anzusprechen…“ „Und wenn er von ihr träumt“, meint Remus. „Was schadet es schon. Sie steht auf dich, nicht auf ihn.“ „Warum stellt sie sich dann immer vor ihn?“ will James wissen. „Sie mag es halt nicht, wenn du dich wie ein Trottel aufführst“, erwidere ich. „Ich bin kein Trottel und du gehst ja selbst auch auf ihn los“, wirft er ein. „Hast ja Recht, ich mag ihn einfach nicht. Er ist irgendwie `ne wandelnde, lebende Beleidigung, so wie er rum läuft“, gebe ich zu. „Mir ist er auch nicht besonders sympathisch“ meint Moony. „Aber irgendwie tut er mir auch leid. So schäbig, so ungepflegt, so alleine. Nur Morchie steht ihm zur Seite. Severus ist fast immer mies drauf und zum Lachen geht er wahrscheinlich in den Keller.“ „Was man wohl wortwörtlich nehmen kann“, füge ich an. „Schließlich lebt er in Hogwarts in den Verließen.“ „Nun, ich werde kaum aufhören ihn zu triezen“, meint James schließlich. „Er ist ein zu gutes Opfer und er wird sicher nicht aufhören uns Flüche hinterherzuschicken. Und das lasse ich mir bestimmt nicht gefallen.“ „Dann bekommst du wieder Ärger mit Lily“, wirft Remus ein. „Macht nichts. Mit ihr zu streiten macht fast so viel Spaß, wie sich mit ihr zu unterhalten…“  Mrs Potters Kummer Es wird August und eine Eule von Mr Potter trifft ein. Jungs, ich bin noch nicht zu Hause, aber ich rechne fest damit, bis zum dritten, wieder daheim zu sein. Meine Frau meint, ihr sollt eure Sachen packen und nach Godrics Hollow kommen. Sie schafft es die paar Tage auch alleine. Bitte macht es und denkt nicht, ihr müsstet sie schonen. Sie fühlt sich etwas einsam und könnte Gesellschaft brauchen. Ich verlasse mich drauf, dass ihr Mum unauffällig ein wenig helft. Dad Wir zeigen den Brief Remus Eltern und sie scheinen fast erleichtert zu sein, ihren problematischen Sohn für den Rest der Ferien los zu sein. Es ist ganz offensichtlich, dass sie ihr wirklich lieben, aber ebenso offensichtlich fürchten sie ihn auch. Eine komplizierte Situation, aber Moony scheint ganz gut damit klar zu kommen. Wir packen unsere Sachen zusammen und reisen mit Flohpuder nach Godrics Hollow. Mrs Potter erwartet uns schon und ich erschrecke bei ihrem Anblick. Das letzte Mal als wir hier waren, war sie bei ihrer Cousine und so haben wir sie nicht gesehen. Irgendwie sieht sie alt, traurig und müde aus. „Mum!“ ruft James und klingt erschrocken. „Geht´s dir nicht gut?“ „Keine Sorge Jungs“, erwidert sie. „Es geht mir schon wieder besser.“ „Sie waren krank, Mrs Potter?“ platze ich beunruhigt heraus. „Nicht direkt, nur ein bisschen mau“, erwidert sie entschuldigend. „Warum haben sie uns nichts gesagt“, meint Remus. „Wir wären doch früher gekommen und hätten ihnen geholfen.“ „Ihr habt Ferien und müsst in der Schule schon genug arbeiten“, ist die Antwort. „Da will ich nicht auch noch eine Last sein.“ „Mum, du bist nie eine Last“, murmelt James. „Immer willst alles alleine machen. Das muss doch nicht sein, wenn drei halbwüchsige Jungs da sind, die dir helfen können.“ „Aber wer soll für euch kochen? Von euren kläglichen Bemühungen im letzten Jahr hat Dad mir eingehend erzählt…“ „Remus kann kochen, Mum“ erwidert James. „Hat er jetzt die ganze Zeit bei sich zu Hause auch schon gemacht.“ „Und wir sind dabei sicher nicht verhungert“, füge ich an. „und geschmeckt hat es auch immer verdammt gut.“ „Und abspülen und saubermachen haben wir an Ostern zur Genüge gelernt“, setzt James hinzu. „Mum, schon dich bitte, wir wollen dich wirklich nicht verlieren.“ „Ich mache mir solche Sorgen um deinen Dad“, murmelt sie plötzlich, lässt sich bleiern auf einen Küchenstuhl sinken und seufzt schwer. „Er arbeitet wieder als Auror…“ Wir wechseln einen schnellen Blick. Wir hatten also Recht. Irgendwie ist in der magischen Welt die Kacke gewaltig am dampfen. „Mach dir keine Sorgen Mum, Dad hat uns geschrieben, dass er bis zum dritten wieder zu Hause sein will.“ „Aber der Job ist doch so gefährlich. Dad hatte mir versprochen, nur noch am Schreitisch zu arbeiten…“ erwidert sie. „Mrs Potter“, meint Moony. „Wir wissen ein bisschen davon und haben uns so unsere Gedanken darüber gemacht…“ „Ihr wisst? Aber woher?“ unterbricht sie ihn. „Onkel Alphard“, erkläre ich. „Wir haben ihn gefragt und er hat geantwortet, wobei das, was er nicht geschrieben hat, interessanter war als der eigentliche Brief. Er ist mit ihrem Mann unterwegs und er ist auch schon lange kein Auror mehr. Wenn er diesen Job wieder macht, dann muss es echt wichtig sein.“ „Mum, Dad ist ein großartiger Magier. Er kennt seine Gegenzauber ganz genau“, versucht James sie zu beruhigen. „Aber er ist doch schon so lange aus der Übung.“ Sie hat Angst, das merkt man genau. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es ihr so mies gegangen ist. Nur Sorgen und keiner mit dem sie drüber reden konnte… „Ist er nicht“, erwidere ich daher. „Er hat jede Ferien mit uns geübt, damit wir es richtig lernen können.“ „Yeah, Mum. Schien ihm sehr wichtig zu sein“, fügt James hinzu. Er hat sich neben sie auf den Boden gekniet und umarmt sie. Sie beginnt leise zu weinen. „Mum … nicht…“ murmelt er. „Ich bin so froh, dass ihr da seid“, schnieft sie. „Ich dachte ihr wärt zu jung, um euch mit meinen Sorgen zu belasten … und jetzt … und jetzt … seid ihr mir ein echter Trost.“ „Wir sind zwar jung, Ma´am“, meint Remus, geht zu ihr hin und nimmt tröstend ihre Hand. „Aber das heißt noch lange nicht, dass wir nicht verstehen und auch nicht, dass wir kein Mitgefühl hätten oder uns nur um uns selbst kümmern würden. Wir nehmen Anteil an unseren Freunden und an Leuten, die wir mögen … und sie mögen wir alle mit Sicherheit… James ist ihr einziger Sohn und er liebt sie gewiss. Für Sirius sind sie eine Ersatzmutter, weil seine eigene - nun – nichts taugt. Und mich haben sie wie einen Lieblingsneffen aufgenommen, trotz meines gefährlichen Problems. Sie können mir ruhig glauben, dass wir das außerordentlich zu schätzen wissen…“ Remus kann so ernst und eindringlich reden, dass man ihn wirklich für einen Erwachsenen halten kann. Er hat schon so eine Art einem zu trösten… Mir hat er auch schon verdammt oft damit geholfen. „Danke, mein Junge“, murmelt sie und zieht ein Taschentuch aus ihrer Robe. Sie schnaubt und wischt sich die Tränen vom Gesicht. „Ihr seid alle drei so prachtvolle Jungs. Wilde Schlingel, aber prachtvoll…“ „Nun, Mum, du hast schon Recht, wir sind noch jung und wir sind auch wild, warum auch nicht. Aber wir können auch ernst sein, wenn es die Lage erfordert…“ „Dad hat eine so hohe Meinung von euch. Er will mir nicht sagen warum, aber er hält wirklich große Stücke auf euch“, erwidert sie. Wir wechseln einen schnellen Blick und sind uns einig, ihr die Wahrheit zu sagen. „Wir erklären es dir, Mum“, setzt James an. „Aber sie müssen uns versprechen, dass sie sich nicht darüber aufregen“, setze ich hinzu. Sie wirft uns einen fragenden Blick zu und Remus erzählt ihr die ganze Geschichte. Wir überlassen ihm das nur zu gern, denn er findet leichter die richtigen Worte, damit sie sich nicht noch zusätzliche Sorgen macht. Er erklärt ihr nochmal die Sache mit dem Werwolf, unserem Entschluss, deswegen zu Animagi zu werden, Mr Potters Rat Duelle zu üben, die Patronusse und die Sache mit den unverzeihlichen Flüchen. Wie wichtig es Mr Potter war, dass wir uns wirklich verteidigen können und dass sein Wissen um die verzwickte Lage in der magischen Welt ihn wohl auch dazu gebracht hat, wieder als Auror zu arbeiten. Sie starrt ihn regelrecht an und vergisst vor lauter Überraschung weiter zu weinen. „Aber … aber … ihr seid doch noch so jung … James ist erst dreizehn, Sirius vierzehn und du, Remus, bist gerade mal sechzehn … und dann solche Magie …“ platzt sie heraus. „Mum, wir sind dazu in der Lage“, versucht James zu erklären. „Warum sollten wir dann nicht alles lernen, wo es Dad doch so wichtig ist.“ „Aber die Gefahr …“ stammelt sie. „Es wäre viel gefährlicher unvorbereitet einem Schwarzen Magier gegenüber zu stehen“, versucht Remus sie zu beschwichtigen. „Besser jetzt die ganzen Sachen lernen, als später nicht zu wissen, was man tun soll.“ „Bitte, Mum, behalte das mit den Animagi für dich. Es ist nicht ganz legal, aber Remus ist einfach unser Freund und wir wollen ihn nicht im Stich lassen…“ „Heißt das, ihr seid bereits mit dem Werwolf unterwegs gewesen?“ fragt sie scharf. Wir wechseln erneut einen Blick und nicken. Wenn schon, denn schon … die ganze Wahrheit. „Ja, Mrs Potter“, gebe ich zu. „Aber wir sind vorsichtig, ehrlich.“ „Ma´am“, fügt Remus an. „Der Werwolf ist zahmer und weniger gefährlich, wenn er Gesellschaft hat. Das haben wir alle drei schon bemerkt und für mich ist das Ganze wesentlich einfacher, wenn ich in diesem Zustand nicht alleine sein muss. Ich bin meinen Freunden so unendlich dankbar, dass sie das für mich getan haben, ich kann gar nicht sagen wie sehr. Aber wenn es ihnen lieber ist, bleibe ich das nächste Mal im Keller…“ setzt er wie als Nachgedanken hinzu. Sie mustert uns eindringlich. „Ich muss wirklich aufhören, euch für Kinder zu halten … Ihr seid keine mehr … niemand, der so denkt und handelt, wie ihr, kann noch ein Kind sein … aber…“ „Mum“, unterbricht sie James. Er scheint ihre Besorgnis zu erkennen „Egal wie oder was, ich bleibe dein Sohn und auch Sirius und Remus, sehen etwas wie eine Mutter in dir. Du verlierst uns nicht, nur weil wir keine Kinder mehr sind und langsam selbständig werden.“ Sie umarmt ihren Sohn und gibt ihm einen Kuss, dann winkt sie auch mich zu sich hin. Sie umarmt uns alle drei und murmelt: „Drei Söhne, auf die ich so unendlich stolz sein kann…“ Dann weint sie noch ein bisschen mehr. Als sie uns wieder loslässt, steht Remus auf und meint fast geschäftsmäßig, um die etwas rührselige Szene zu überspielen: „Ich kümmre mich ums Essen, macht ihr zwei den restlichen Haushalt. Mrs Potter, wenn sie mir bitte nur zeigen, wo alles steht, komme ich schon klar. Ruhen sie sich einfach aus. Sie sind jetzt nicht mehr alleine und wir kümmern uns schon um alles. Bitte machen sie sich nicht verrückt und Mr Potter wird auch schon bald wieder da sein…“ Es gelingt uns, Mrs Potter unter die Arme zu greifen, ohne dass sie sich überflüssig fühlt. Sie ist zwar noch immer der Meinung, alles ganz alleine in der Hand zu haben, aber in Wahrheit kümmern wir uns um die meisten Dinge... Eine Kunst für sich… Die Tage vergehen rasch und es wird wieder Vollmond. „Dieses Mal bleibe ich im Keller“, meint Remus. „James Mum wäre das wohl lieber, auch wenn sie nichts gesagt hat.“ „Und wenn es dir dann wieder mies geht?“ fragt James zweifelnd. „Dann muss ich halt damit leben, wie früher auch.“ Ist die lakonische Antwort. „Bitte, versprecht es mir. Lasst den Werwolf im Keller…“ Ziemlich ungern geben wir ihm unser Wort.  Vollmondnacht Es wird eine echt üble Nacht. Remus heult und tobt hinter der verschlossenen Tür und die wahnsinnigen Geräusche zerren an unseren Nerven. Wir liegen ruhelos in James Zimmer und machen uns schreckliche Sorgen um unseren Freund. Plötzlich geht die Tür auf und Mrs Potter kommt herein. Ihre Augen sind rot und verweint. Ihr Haar steht so wild um ihren Kopf, als sei sie mehrmals gedankenlos durch gefahren. Eine Angewohnheit, die James wohl von ihr hat. „Schlaft ihr, Jungs?“ flüstert sie in die Dunkelheit hinein. „Nee, Mum, komm rein“, erwidert James. Sie kommt ganz ins Zimmer und setzt sich seufzend ans Bett ihres Sohnes. „Ist das immer so schlimm?“ fragt sie und klingt verzweifelt. „Keine Ahnung“, murmelt James. „Wir waren noch nie dabei, wenn er eingesperrt werden musste.“ „Kann man denn gar nichts dagegen tun?“ fragt sie und ihre Hände fahren aus einem Reflex heraus an ihre Ohren. „Schon“, erwidere ich. „Aber wir mussten ihm versprechen, es nicht zu tun, damit sie sich nicht noch mehr Sorgen machen.“ „Was? Die Animagi?“ fragt sie und ich sehe, dass sie angefangen hat zu zittern. James muss es auch bemerkt haben, denn er nimmt seine Decke und legt sie seiner Mutter um die Schultern. „Yeah, Mum, die Animagi“, sagt er. „Wir holen ihn dort raus und rennen gemeinsam durch die Nacht. Das beruhigt ihn immer und macht den Fluch für ihn erträglich.“ „Dann macht es, holt ihn raus und lauft“, stößt sie verzweifelt aus. „Ich mache mir zwar Sorgen um euch, aber es ist schrecklich zu hören, wie euer Freund in meinem Keller leidet.“ Wie von der Feder geschnellt sind wir aus den Betten und angezogen. „Bleib hier oben, Mum“, meint James, „bis du unten die Tür zufallen hörst. Hier bist du sicher und bitte, mach dich nicht verrückt, wir sind im Morgengrauen zurück.“ „Geht, Jungs, geht“, murmelt sie. „Und seid um Himmels Willen vorsichtig.“ „Sind wir“, versprechen wir im Chor. Wir eilen die Treppe hinunter. Der Lärm im Keller wird immer lauter und lauter. Remus heult wahnsinnig und gleichzeitig herzzerreißend. Wieder spreche ich den Tarnzauber und James hebt seinen Bann auf. Unmittelbar darauf werden wir zu Animagi und stoßen die Tür auf. Remus steht mitten im Raum und seine Augen funkeln uns an. Nochmal heult er laut auf. Er sieht entsetzlich aus. Große Fellfetzen hängen von seinem ganzen Körper und er blutet scheußlich. Sein eigenes Blut klebt an seinen Zähnen und er stinkt entsetzlich. Er schlurft auf uns zu und jault leise. Wir schubsen ihn zur Tür hinaus und aus dem Haus. So rasch wir können drängen wir ihn in Richtung See. Er rennt, läuft mit großen Sprüngen durch den Ort. Wir folgen ihm. Als wir den See erreichen, stürzt er sich hinein, als wolle er sich ertränken. Er schwimmt mit langen Zügen hin und her. Wir bleiben dicht bei ihm. Schließlich klettert er wieder ans Ufer und atmet schwer. Das Wasser hat das Blut von seinem Körper abgewaschen, aber dadurch wirkt er nur noch entstellter. Ich trabe auf ihn zu, richte mich auf und lege ihm meine Tatzen auf die Schultern, das nächste zu einer Umarmung, das ich in dieser Gestalt zu Stande bringe. Er hebt seine Klauenhand und streicht mir über den Kopf. Dann jault er wieder leise. James ist zu uns heran gekommen und reibt seine weiche Hirschnase an Moonys Schulter. Der legt seine andere Klaue auf James wirres Haarbüschel und jault erneut. Langsam wird sein Atem ruhiger und regelmäßiger. Er scheint sich zu beruhigen. Wir schaffen es, dass er sich unter den Weiden einrollt und zu dösen beginnt. Abwechselnd halten wir neben unserem Freund Wache. Einer döst, der andere passt auf. Sollte Moony weglaufen wollen, sind wir bereit. Die Nacht vergeht nur langsam, aber es ist Sommer und es wird schon früh hell. Er scheint eingeschlafen zu sein, denn er schreckt hoch, als er wieder zum Menschen wird. Dieses Mal scheint auch die Rückverwandlung mit gewaltigen Schmerzen verbunden zu sein. Erst als wirklich wieder Remus vor uns liegt, geben auch wir unsere Tiergestalt auf. Er weint. „Ihr hattet es doch versprochen“, schluchzt er. „Ihr hattet es doch versprochen…“ „Und wir hätten unser Versprechen auch gehalten“, erwidert James, „aber Mum hat uns so sehr gebeten, dir zu helfen.“ „Es war entsetzlich Moony“, füge ich hinzu. „Du bist im Keller völlig ausgetastet.“ Er wirft einen Blick auf seinen zerfetzten Körper, der nun in menschlicher Gestalt wieder angefangen hat zu bluten. Er sinkt in sich zusammen und weint, als wolle er nie wieder damit aufhören. „Hast du das Murtlap Zeug dabei?“ murmle ich. Er kramt in seiner zerfetzten Jeans herum und zieht einen Flachmann heraus. „Da“, schnieft er. Ich wühle in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch und als ich eins gefunden habe, schütte ich die Flüssigkeit darauf. Dann beginne ich meinen Freund zu verarzten. James murmelt den Tarnzauber und meint: „Benutz den Stab, Sirius, die Risse sind zu tief für das Zeug.“ Ich nicke, polke den Stab aus meiner Tasche und benutze dieselben Heilzauber, wie damals bei James. Langsam beruhigt sich Remus wieder und hört auf zu weinen. „Gehen wir heim“, meint James. „Mum wartet sicher noch auf uns und ich habe versprochen, im Morgengrauen zurück zu sein.“ Wir stehen auf und wollen uns auf den Heimweg machen. Moony hinkt entsetzlich und wir müssen ihn stützen, denn alleine kann er kaum mehr gehen. Schweigend gehen wir durch den schlafenden Ort. Keiner von uns weis so recht, was er sagen soll. Ich kann nur hoffen, dass wir Moony nicht zu sehr enttäuscht haben… Mrs Potter hat tatsächlich in der Küche auf uns gewartet. Sie springt regelrecht auf die Beine, als wir zur Hintertür herein kommen. „Da seid ihr ja endlich“, seufzt sie. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Alles OK, Mum“, erwidert James. „Nur Moony geht es echt dreckig. Wir bringen ihn hoch, damit er sich ausruhen kann.“ Sie nickt und murmelt: „Ich mache Frühstück.“ Remus kommt alleine nicht mehr die Treppen hoch und so tragen wir ihn einfach hinauf. Wir legen ihn in sein Klappbett und er grummelt schlaftrunken: „Danke, Freunde, reden wir später, ich kann nicht mehr, muss jetzt einfach schlafen…“ und weg ist er. Wir gehen wieder in die Küche hinunter. James Mum hat das Frühstück schon auf den Tisch gestellt. „Wie geht es Remus?“ fragt sie und klingt müde. „Er schläft“, erwidert James. „Das solltet du auch tun, Mum.“ „Später“, erwidert sie. „Ich bin noch zu überdreht zum Schlafen - Himmel, was soll ich sagen? Was habt ihr heute Nacht gemacht?“ „Mit Moony gelaufen“, antworte ich. „Runter zum See. Dort sind wir geschwommen, dann haben wir abwechselnd unter den Weiden gedöst, bis er wieder zum Menschen wurde.“ „Mum, keine Angst, er wird erst wieder zum Werwolf werden, wenn wir zurück in Hogwarts sind…“ versucht James sie zu beruhigen. „Angst? Nein, ich habe keine Angst. Er tut mir nur so schrecklich leid“, seufzt sie. „Uns doch auch, Mrs Potter“, erwidere ich. „Wir wären sofort mit ihm los, wenn er uns nicht darum gebeten hätte, es dieses Mal nicht zu tun.“ „Es ist für ihn nicht so schlimm, wenn er uns zur Gesellschaft hat“, setzt James hinzu. „Dann ist er ruhiger, weniger wölfisch und er behält auch seinen menschlichen Verstand.“ „Ihr habt euch da eine ganz schöne Last aufgeladen“, murmelt sie. „Nee, Mum, echt nicht“, erwidert James. „Normaler Weise ist es ein riesiger Spaß.“ „Er ist einfach nur unser Freund“, füge ich hinzu. „Und für Freunde tut ihr alles, oder?“ meint sie. „Ach, James, du bist ganz wie dein Dad … Ihr beide seid die besten Freunde, die man nur haben kann. Ich bin stolz, dass ihr so großartige Menschen seid…“ „Danke Mum“, murmelt James etwas verlegen. Wir haben gedankenverloren in unserem Frühstück herum gestochert und nur wenig von unserem Tee getrunken. „Wir sollten alle noch ein bisschen schlafen“ schlage ich vor und James gähnt weit. „Yeah“, murmelt er. „Pennen wir noch ein bisschen, du auch, Mum.“ Sie nickt, steht auf und geht mit uns die Treppe hoch. „Schlaft gut“, sagt sie noch und geht in ihr Schlafzimmer. „Hoffentlich kommt dein Dad bald heim“, meine ich zu James. „Yeah“, gibt er zurück. „Hoffentlich…“  Gespräche Wir schlafen, bis es schon fast wieder Abend ist. Ich werde wach, weil mein Magen fürchterlich knurrt. Remus ist bereits auf. Er sitzt auf einem Stuhl und starrt aus dem Fenster. „Moony?“ murmle ich. Er wirft mir einen Blick zu und hinkt dann zu mir herüber. „Ich bin nicht sauer“, meint er knapp und setzt sich zu mir ans Bett. „Ich habe es gestern schon nach ein paar Minuten bereut, dass ich euch habe versprechen lassen, mich nicht aus dem Keller zu holen.“ In seinen Augen stehen wieder Tränen und er sieht wirklich verzweifelt aus. „Uns hat das von vorne herein nicht gefallen, aber in Bezug auf James Mum, haben wir deine Einwände verstanden. Wir hätten uns wirklich daran gehalten, aber es war gestern einfach zu schrecklich. Mrs Potter hat uns gebeten, dir zu helfen…“ Moony nickt. „So schlimm wie gestern war´s noch nie. Dieses Mal habe ich völlig meinen Verstand verloren. Ich hatte nicht mehr die geringste Kontrolle über den Werwolf, dort unten im Keller. Ein kleiner Teil von mir war immer noch menschlich und musste hilflos, diese irrsinnige Wut mit ansehen, musste die entsetzlichen Schmerzen erleiden und ich konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Dann ging plötzlich die Tür auf und ihr habt mich raus geholt. Es war, als hättet ihr mich aus der Hölle befreit und mein Verstand kam wieder zurück…“ James ist durch unsere Stimmen wach geworden und hört Moony nun schweigend zu. „…ich wollte nur noch rennen und rennen und als wir an den See kamen, hätte ich mich am liebsten darin ertränkt. Nur eure Gegenwart hat mich davon abgehalten. Und als ich dann unter den Weiden stand und ihr habt mich in euerer Tiergestalt – nun - umarmt, da ließ diese schreckliche Anspannung, diese grausame Qual nach und ich wurde wieder ruhig. Ich konnte mich zusammenrollen und dösen, auch wenn die Wunden immer noch entsetzlich schmerzten. Als ich dann wieder zum Menschen wurde, konnte ich vor lauter Verzweiflung nur noch weinen. So furchtbar habe ich mich noch nie zugerichtet. Dein Zauber war wirklich Klasse Padfoot. Die Kratzer und Bisse sind fast verheilt und tun auch nicht mehr weh… Es geht auch nichts über einen guten Schlaf. Bringst du mir das bei? Die Heilzauber, meine ich.“ „Klar“, erwidere ich. „Und du bist echt nicht sauer?“ Plötzlich umarmt er mich heftig und kurz darauf auch James. „Nein“, sagt er. „Nein, niemals, ich glaube, ich hätte mich letzte Nacht wirklich umgebracht, wärt ihr nicht gekommen. Ich hätte mich einfach selbst zerfleischt…“ Plötzlich geht die Tür auf und Mr Potter kommt herein. „Dad!“ ruft James überrascht. „Himmel, bin ich froh, dass du wieder da bist.“ Der begrüßt uns alle drei aufgeräumt, dann fragt er: „Was war letzte Nacht los? Mum ist ziemlich aufgelöst“ und als er unsere erschrockenen Minen sieht. „Nein, nein, keine Sorge, es geht ihr gut. Sie schläft jetzt endlich…“ Wir erzählen ihm die ganze Geschichte. „So schlimm, mein Junge?“ wendet er sich schließlich an Remus. „Ja, dieses Mal schon“, erwidert der. „Aber jetzt ist es ja für vier Wochen wieder vorbei. Aber erzählen sie doch, Sir, wie ist es ihnen ergangen?“ Auch wir sind neugierig und schauen James Dad erst jetzt genauer an. Er sieht erschöpft und dünn aus, halb verhungert, um genau zu sein. Seine Kleidung ist staubig und abgetragen und tiefe Falten haben sich in sein Gesicht eingegraben. „Später“, meint er. „Jetzt sollten wir alle erst mal was essen…“ Eine Stunde später sitzen wir alle satt und zufrieden in den Lehnstühlen im Wohnzimmer auch Mrs Potter hat sich uns angeschlossen, auch sie ist neugierig, von den Erlebnissen ihres Mannes zu hören. „Es begann alles mit den Gerüchten, von denen ich euch bereits erzählt habe“, fängt er an zu berichten. „Gerüchte über einen Dunkeln Lord, der reinblütige Magier – nun, schwarze Magier – um sich sammelt. Der alte Streit um die Reinheit des Blutes flammte wieder auf. Dieser hatte schon vor tausend Jahren zur Trennung von Gryffindor und Slytherin geführt und er ist nie ganz verstummt. Nun, es ist schlicht und ergreifend Unsinn, jemanden vom Erlernen der wahren Magie auszuschließen, nur weil er nicht die richtigen Vorfahren hat. Es sollte immer nur um Fähigkeiten gehen und nicht um Blut. Nebenbei, es gibt zwar nicht viele von ihnen, aber es gibt sie immerhin, reinblütige Squibs. Was sollte man dann mit denen machen, wo sie doch nicht in der Lage sind, Magie auszuüben? Aber weiter mit diesem dunklen Lord. Alphard und ich wurden losgeschickt, um herauszufinden, woher er kommt. Nur wenn wir etwas über seine Herkunft erfahren, wissen wir mit wem wir es wirklich zu tun haben. Wir haben seine Spur quer durch halb Europa verfolgt und er ist echt verdammt weit rumgekommen. Albanien, Bulgarien, Griechenland, die Türkei… Überall hörten wir Gerüchte über ihn. Es war nicht einfach, denn wir konnten uns nicht als Auroren zu erkennen geben und wir benahmen uns, als seien wir zwei alte Wandervögel, die der zweite Frühling erwischt hat. Nicht immer fanden wir ein Gasthaus, nur selten hatten wir genug zu Essen. Dieser Dunkle Lord hat sich in sehr einsamen und abgelegenen Gegenden herum getrieben. Lange Zeit hielten wir ihn für einen Ausländer, Osteuropäer oder so. Schließlich stießen wir auf einen alten Ghoul, der eine interessante Geschichte zu erzählen hatte, nachdem wir ihn gebannt hatten, natürlich. Vor fast dreißig Jahren, noch zu der Zeit von Grindelwald, sei ein junger britischer Magier in dieser Gegend aufgetaucht und habe überall nach altem Wissen gesucht, nach mächtiger schwarzer Magie. Anfangs habe er noch wie ein Mensch ausgesehen, doch später sei eine entsetzliche Verwandlung bei ihm eingetreten. Er sei immer schlangenartiger geworden, immer unmenschlicher… Und er nannte einen Namen … Lord Voldemort … Nicht einmal seine Anhänger würden es wagen, diesen Namen laut auszusprechen, meinte der Ghoul unter Zetern und Zittern… Lasst euch von sowas nie beeindrucken. Es gab schon immer Leute, die ihren Namen zu etwas unheimlichen, zu etwas machtvollen hochstilisieren wollten. Früher sagte man, sie ließen ihren Schatten wachsen, wie einen Bart. Nun, das tut wohl auch dieser Voldemort. Ich kann euch nur raten, ihn immer bei seinem richtigen Namen zu nennen. Denn die Furcht davor, verleiht ihm Macht über euch. Ihr dürft nie zulassen, dass eine solche Person Macht über euch erhält…“ Wir haben ihm regelrecht gebannt zugehört. „Aber was hat er nun vor, Dad, dieser Lord Voldemort?“ fragt James. „Wir wissen es immer noch nicht genau, aber es kann nichts Gutes sein, nach allem, was wir in Erfahrung gebracht haben. Er scheint jedoch noch nicht ganz so weit zu sein, um wirklich an die Öffentlichkeit zu treten. Wir können uns nur auf das Schlimmste vorbereiten und auf das Beste hoffen“, seufzt er. „Nun, Jungs, wie wollen wir es halten, habt ihr noch Lust zu trainieren?“ „Wieder die Unverzeihlichen, Dad? Oder dieses Mal auch das Apparieren? Remus ist immerhin schon sechzehn und darf es bald offiziell.“ „Und da wollt ihr ihm nicht nachstehen, oder?“ schmunzelt sein Vater. Wir nicken aufgeregt. „Gut, dann werde ich den Schutzbann auf das ganze Haus ausweiten, damit ihr ungestört üben könnt.“ Das Apparieren erweist sich nicht als so einfach, wie es geklungen hat. Die ersten paar Male landen wir sonst wo im Haus, nur nicht dort, wo wir eigentlich ihn wollten. Wir haben Glück, dass wir nicht in Wänden stecken bleiben oder uns aufsplitten. Aber Übung macht den Meister und es dauert nur zwei Wochen, bis wir es punktgenau beherrschen. Mr Potter schüttelt den Kopf. „Ihr setzt mich immer wieder in Erstaunen, Jungs. Es gibt viele ausgewachsene Magier, die diese Kunst nie hinreichend beherrschen und lieber ihren Besen benutzen. Es ist sicherer…“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)