Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 6: Das dritte Jahr -------------------------- Kapitel 3 Das Dritte Jahr Morchie Lang waren diese Sommerferien, länger als alle anderen, an die ich mich erinnern kann. Es ist so viel geschehen und wir haben eine Unmenge gelernt. (Wir beherrschen eine große Anzahl von Duellzaubern und auch die Patronusse gehorchen uns nun vollständig und in jeder Situation). Es hat auch jede Menge Spaß gemacht, obwohl wir ja Magie und Selbstverteidigung geübt haben und uns nur sehr wenig wirkliche Freizeit genommen haben. Doch das, was wir dabei unternommen haben, war so intensiv, dass es leicht bis zu den nächsten Ferien reicht. Wir sitzen im Zug und Peter erzählt uns von seinem Urlaub am Meer. Moony sitzt am Fenster und träumt vor sich hin, er hat Godrics Hollow natürlich rechtzeitig zum näch-sten Vollmond verlassen und hat sich uns erst wieder im Hogwarts Express angeschlossen. Ich weis nicht, warum er momentan so verträumt ist, das ist sonst gar nicht seine Art. „…und dann sagt meine Mum zu mir“, erzählt Peter gerade, „Siehst du, wir haben die schönste Sandburg vom ganzen Strand gebaut…“ Wir drei anderen werfen uns einen amüsierten Blick zu. Peter hat einen richtigen Urlaub für kleine Kinder verbracht und wir… …wir sind etwas reifer geworden… Peter erzählt uns haarklein alles, was er erlebt hat. Erst als der Zug schon in Hogsmeade einfährt, fragt er uns: „Und was habt ihr in den Ferien so gemacht?“ James und ich wechseln uns mit zum Teil erfundenen Erzählungen ab. Peter muss nun wirklich nicht alles wissen… Plaudernd steigen wir aus, plaudernd gehen wir zu den pferdelosen Kutschen. Peter hüpft wie gewohnt um uns herum. Plötzlich stupst er uns an. „Snape hängt in unserem Kielwasser“, flüstert er begeistert. Wir wirbeln herum. Tatsächlich, da ist Snivellus, aber er ist nicht alleine. Ich habe ihn schon ein paar Mal mit dem anderen Jungen gesehen. Ich kenne auch dessen Namen. Er heißt Hieratus Morch und seine Familie ist mit der meinen gut bekannt, nicht dass ich ihn näher kennen würde… „Snivelly, alter Schleimball“, rufe ich und meine Augen blitzen. Nur zu gut habe ich noch unsere Duellübungen im Kopf. Wenn er etwas plant… Nun, wir sind gewappnet. „Auch wieder da?“ Himmel, der Kerl sieht noch ungepflegter und schäbiger aus, als sonst. Tatsächlich trägt er sogar immer noch die zerrissene Robe vom letzten Jahr. Sie ist ihm nun mehr als nur viel zu kurz. Auch James sieht das natürlich und kann es nicht lassen, darüber zu spotten. „Und immer noch in den alten Klamotten“, feixt er. „Ist Yorkshire denn so am Arsch der Welt, dass man dort weder was kaufen, noch sich ordentlich waschen kann?“ „Klar“, ruft Peter. „Dort laufen sie gewöhnlich noch in Tierfellen rum und Snapes Haare sind auch noch so fettig, wie immer!“ Remus ist mit den Vorgängen natürlich wieder mal nicht einverstanden, aber er sagt nichts dazu, nur seine Augen, die sprechen Bände und die steile Falte furcht erneut seine Stirn. Plötzlich huscht Peter zwischen uns durch und zupft an Snapes Robe. Das Ding stammt wirklich aus alt-ehrwürdigen Zeiten, denn es reißt sofort an den Schultern auf und Snivelly steht mal wieder im Freien. Er trägt sogar noch immer die Selbe alte Unterhose, wie damals, wo wir ihm diesen Streich das erste Mal gespielt haben. Doch dieses Mal haben wir noch mehr Publikum, es fehlen jedoch die Lehrer. „Großer Gott“, ruft James und zeigt auf die im Wind flatternde Unterhose, „Snivellus, wechselst du die denn nie?“ „Himmel, du bist ein richtiger schmieriger Oger, Snivelly. Widerlich, echt widerlich!“ füge ich an. Alle Zuschauer lachen sich schief. Unvermittelt tritt Morchie neben ihn und legt ihm mit einer beschwichtigenden Geste seinen eigenen Umhang um die nackten Schultern. Dann packt er ihn am Arm und führt ihn weg zu einer leeren Kutsche. Ich dachte, an diesem Burschen wäre nicht viel dran, aber das war jetzt echt edel… Remus packt uns an den Schultern und schiebt uns in die Kutsche, vor der wir stehen. Er sagt nichts weiter zu dem Thema, bis wir beide uns wenig später unter vier Ohren unterhalten können. „Ich will nicht wieder davon anfangen, Padfoot“, meint er flüsternd, während wir der Auswahlzeremonie in der Großen Halle zusehen, „aber du weist, was ich von solchen Aktionen halte.“ „Yeah. Peter übertreibt es mal wieder. Aber du weist, dass ich es einfach nicht lassen kann, Snape durch den Kürbissaft zu ziehen… Aber was anderes. Weist du, wer mich heute echt beeindruckt hat?“ Remus hängt an meinen Lippen und zieht fragend die Augenbrauen hoch. „Morchie.“ „Morchie?“ „Hieratus Morch, der andere Junge, der Snape den Umhang über die Schultern gelegt hat. Ich fand die Geste echt Klasse“, meine ich. „Es ist wirklich stark rüber gekommen. So einen klasse Freund hätte ich dem alten Snivelly nie und nimmer zugetraut…“ „Yeah“, murmelt Moony. „Ich hoffe für ihn, dass er merkt, was er an dem Anderen hat. Wäre schade drum, Perlen vor die Trolle geworfen…“ „Egal. Aber du hast Recht, Peter hat echt wieder mal übertrieben, auch wenn es schon irgendwie komisch war.“ Moony grinst sein übliches schiefes Grinsen und meint noch als Nachgedanken: „Dann sind wir uns ja einig, oder?“ Und ich nicke einfach nur dazu, denn in diesem Moment erscheint das Festmahl vor uns und ich habe einen Bärenhunger… Große Gedanken um das Wohlbefinden von Snape habe ich mir damals natürlich keine gemacht, aber diese beeindruckende Geste von Morchie blieb mir lange im Gedächtnis… Wir begegnen den Beiden wieder, als wir zu Leech in Zaubertränke gehen und erstaunlicher Weise trägt Snape nun plötzlich anständige Roben. Sie sind ihm zwar etwas zu weit, sehen aber um Welten besser aus, als die alten Fetzen von früher. Peter findet das komisch und macht abfällige Bemerkungen darüber, aber momentan langweilt mich das entsetzlich und James hat kein Interesse an seinen Späßen, denn seine Augen folgen in den ersten Wochen des Schuljahrs ausschließlich Lily. Sie hat etwas mit ihren Haaren gemacht und ist ein ganzes Stück gewachsen. Sie war schon immer recht hübsch, aber jetzt ist sie wirklich Klasse. Ich kann James verstehen, aber ich finde die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die er Lily schenkt, echt zu komisch. Ich wollte schon lange mit Moony über diese Sache reden und da die Quidditch Saison wieder begonnen hat, bietet sich auch schon bald die Gelegenheit dazu. Es ist Wochenende und kurz nach dem Vollmond. Das Wetter ist immer noch schön und ich strolche mit Remus übers Gelände. „Moony, ich muss dich mal was fragen“, setze ich tastend an. „Um was geht es?“ erwidert er versonnen. Er ist die meiste Zeit immer noch so verträumt, wie damals im Zug. „Um James und Lily. Ich möchte wissen, was du dazu meinst.“ „Hmm, James und Lily. Yeah. James ist schon in Lily verknallt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hat, aber das ist dir doch wohl klar, oder?“ „Yeah. Aber hast du eine Ahnung, was sie denkt?“ dränge ich. „Nun, ich bin nicht gerade ein Spezialist für das, was Mädchen denken. Aber ich glaube, dass sie ihn auch sehr gern hat. Ob sie aber in ihn verknallt ist, das kann ich dir echt nicht sagen.“ „Weist du, ich denke an die dauernden Kabbeleien der Beiden. Ich halte das nicht für echten Streit, sondern für eine Art liebevollen Machtkampf, wenn es sowas gibt…“ Remus kichert. „Ich glaube, da hast du genau die richtige Bezeichnung gefunden. Sie sind beide sehr starke und dominante Persönlichkeiten und jeder will Recht haben. Yeah. Liebevoller Machtkampf…“ Ich nicke. Dann hatte ich also wohl recht mit meinen Vermutungen. OK, Prongs, mein Freund, das Mädel ist und bleibt deine Sache. Ich werfe einen Blick auf meinen anderen Freund und merke, dass er mit seinen Gedanken schon wieder mal weit weg ist. Jetzt möchte ich aber doch langsam mal wissen, was mit ihm los ist. „Moony? Wo bist du?“ frage ich daher. „Oh, äh, Sorry.“ Er wirft mir einen eigenartig prüfenden Blick zu. Dann seufzt er resignierend. „Es war diesen Sommer“, beginnt er zu erzählen. „Ich war wieder in Cornwall und der Vollmond war auch mal wieder an mir vorüber gegangen. Meine Eltern wollten mir meinen Freiraum lassen und so zog ich alleine durch die Botanik. Nach Godrics Hollow wollte ich auch nicht wieder, damit meine Eltern nicht glauben, dass sie mir egal geworden sind. Ich hoffe du verstehst mich?“ Ich überlege. Yeah. Wenn ich etwas für meine Eltern übrig hätte, würde ich auch einen Teil der Ferien bei ihnen verbringen wollen. „Yeah. Ich kann dir folgen. Aber was hat das mit deinem eigenartigen Verhalten zu tun?“ „Nun in den letzten Jahren hat man in unserer Gegend eine neue Verdienstquelle entdeckt. Ich habe dir doch erzählt, dass es dort sehr schön ist. Also vermieten einige Bauern Ferienwohnungen an Gäste aus den großen Städten… …da habe ich sie kennen gelernt…“ „Wen kennen gelernt?“ „Miranda. Ein Mädchen, das mit ihren Eltern in unserem Dorf Urlaub gemacht hat… Muggel natürlich…“ „Und sie hat dir – äh - gefallen?“ „Yeah. Mehr als nur das. Ich hab dir doch gesagt, dass ich durch die Gegend gestrolcht bin. Und sie hat das Gleiche getan. Uns war beiden langweilig und wir haben angefangen, uns miteinander zu unterhalten. Sie war nett, witzig und etwas jünger als ich. Wirklich hübsch, lange dunkelbraune Locken und die blausten Augen, die du dir nur vorstellen kannst. Es war einfach nur schön. Sie hatte viel zu erzählen, aber die meiste Zeit sind wir nur schweigend miteinander spazieren gegangen. Und mit der Zeit habe ich – habe ich mich in sie verliebt…“ „Moony…?!“ platze ich heraus. Es ist nicht so, dass ich mir nicht vorstellen könnte, mich zu verlieben. Aber Remus mit seinem Problem und er kennt die Konsequenzen… „Ich weis, Sirius. Aber der nächste Vollmond war weit weg und ich wusste auch, dass ich Miranda wohl nie wieder sehen werde. Also habe ich die kurze Zeit, die wir miteinander hatten, einfach genossen.“ „Du hast dich also in sie verliebt?“ dränge ich. Das Thema ist spannend und solche Gedanken gehen mir schon seit einiger Zeit häufig durch den Kopf, geistern auch manchmal durch meine Träume... „Yeah. Ich … nun … wir sind zusammen rum gezogen und waren recht abgeschieden. Sie hat mit mir geflirtet und mir das Gefühl gegeben, der tollste Kerl der Welt zu sein. Heute weis ich, dass ihr auch klar war, dass sie mich nach diesem Sommer wohl nicht mehr wieder sehen würde. Eines Tages sind wir über die Wiesen gewandert und haben uns in die Sonne gesetzt. Wir träumten beide vor uns hin… Plötzlich hat sie sich bei mir angelehnt und sagte: ‚Du bist ein so anständiger, ernster Junge, Remus. Die meisten anderen Kerle hätten schon versucht, mich zu küssen oder auch mehr…’ Dabei hat sie mich mit ihren wundervollen blauen Augen angeschaut und ich … ich bin regelrecht darin – nun – ertrunken… ‚Ich finde dich echt Spitze, Miranda, und ich mag dich wirklich’, habe ich zu ihr gesagt. ‚Warum willst du mich dann nicht küssen?’ war ihre Gegenfrage. Und dann habe ich sie einfach geküsst… Sirius, ich kann dir nicht erklären, was ich dabei empfunden habe. Du musst das erst selbst erleben, bevor du verstehst… Nun, sie hat meinen Kuss erwidert und wir saßen eng umschlungen in dieser Wiese. Stundenlang. Am nächsten Tag ist sie wieder heimgefahren. Aber nun geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf, obwohl ich weis, dass nie etwas Ernsteres hätte daraus werden können. Sei mir also jetzt nicht böse, wenn ich zurzeit ein bisschen verträumt bin, denn die Chancen, dass ich etwas Derartiges nochmal erleben darf, sind sehr gering…“ Ich starre ihn mit offenem Mund an und meine Hand hebt sich wie von selbst und legt sich auf seine Schulter. „Klar. Nee. Ich bin nicht böse. Aber zum ersten Mal ist mir wirklich klar geworden, dass du um einiges älter bist als wir.“ „Danke“, murmelt er. „Ich möchte nicht, dass meine Träumereien unsere Freundschaft zerstören. Echt nicht.“ „Nee, bestimmt nicht. Irgendwann habe ich vielleicht auch mal ´ne Freundin und dann möchte ich dich auch nicht verlieren.“ Er seufzt. „Wir werden langsam erwachsen…“ „Aber ich hoffe, nur sehr langsam. Ich bin ganz gerne ein Junge und mache mit meinen Freunden Blödsinn und auch andere Sachen…“ Er grinst mich mit diesem schiefen, sehnsüchtigen Grinsen an, das ich so gut von ihm kenne. Er ist kein Junge mehr, erkenne ich plötzlich. Er ist ein Jugendlicher und kein halbes Kind mehr. Plötzlich weis ich sein Vertrauen und seine Freundschaft zu schätzen, wie noch nie. „Ey, Moony“, sage ich daher. „Danke für dein Vertrauen. Ich finde das wirklich stark von dir, dass du mir alles erzählt hast, denn dir gegenüber, bin ich nur ein kleiner Junge…“ Er schaut mich erstaunt an. „Du? Ein kleiner Junge? Nee, echt nicht. Ich habe dich nie als einen kleinen Jungen angesehen. Du hast mir damals diesen guten Rat gegeben, der mir mein Leben um einiges erleichtert hat … und wie du denkst und sprichst … und auch die Pläne, die du mit James wegen meines Problems gemacht hast … Nee … kein kleiner Junge kann so sein … ich weis, dass ihr beide jünger seid als ich, aber für mich sind wir gleichaltrig und einfach echte Freunde…“ „Danke“, murmle ich und komme mir gleich ein ganzes Stück erwachsener vor. Ich halte sehr viel von Remus und er scheint eine Menge von mir zu halten und auch von James. Ich kenne ihn jetzt schon über zwei Jahre, aber manchmal werde ich nicht ganz schlau aus ihm. Er ist geistig so reif und denkt so erwachsen, dass er noch viel älter zu sein scheint, als er eigentlich ist. Andererseits hat er so viele Zweifel und Sorgen, weint so leicht und hat ein so junges Gesicht, dass er mir manchmal viel jünger erscheint. Aber er hat wohl einfach eine andere Erziehung genossen als ich… Er bemerkt meinen nachdenklichen Blick. „Was ist?“ fragt er und ich versuche, ihm meine Gedanken zu erklären. Er nickt nur. „Du wirst niemals jemand wirklich kennen. Kein Mensch ist aus einem Guss und bei jedem gibt es ein Wenn und Aber. Du hast Recht, ich weine sehr leicht. Aber das ist oft das einzige Ventil, das ich habe. Du hast dir oft schon Gedanken darüber gemacht, dass dich jemand für ein Weichei halten könnte, wenn du weinen musst, aber du hast mich nie für eins gehalten, wenn ich geheult habe, oder?“ Moony hatte schon immer eine ganz eigene Art, die Dinge zu betrachten. „Nee - Shit – Moony - niemand, der bei jedem Vollmond als Werwolf rumlaufen muss, kann ein Weichei sein…“ Er schaut mich lange und eindringlich an, dann nickt er. „Du verstehst also?“ „Weis nicht. Ich versuche es zumindest. Du hast oft so – so einzigartige Ideen und bringst mich dazu, meine vorgefasste Meinung nochmal zu überdenken. Das ist eine gute Sache und ich lerne viel dazu. Über Personen, über ihre Reaktionen, warum sie das tun, was sie tun. Und ich möchte verstehen…“ „Ich bin froh, dass du mich nicht einfach als Spinner abtust…“ „Du bist kein Spinner!“ rufe ich fast entrüstet. „Du bist mein Freund!“ „Deswegen habe ich aber noch lange nicht immer Recht.“ „Nee, vielleicht nicht“, meine ich mit schiefem Grinsen, „aber meistens…“ Er grinst dankbar zurück und wir entschließen uns, zum Essen ins Schloss zurück zu gehen…  Unterricht Es ist nicht so, dass wir unsere Tage nur damit verbringen das Leben zu genießen. Es gibt viel zu lernen, nicht dass James und ich mehr machen würden, als unsere Hausaufgaben. Die neuen Fächer, die wir belegt haben, fallen uns auch nicht schwer. Gut, die Alten Runen wollen erstmal in die Köpfe hinein und Arithmantik benötigt auch eine satte Portion Gehirnschmalz, aber Pflege magischer Geschöpfe ist das reinste Vergnügen und Professor Kettleburn ein wirklich komischer Vogel. Wir haben dieses Fach gemeinsam mit den Slytherin und es ist ein Leichtes, den Kleinkrieg zwischen unseren Häusern in diesem Fach erschöpfend auszutragen. Kettleburn bekommt nie was davon mit… Kurz vor Halloween nehmen wir in Verteidigung gegen die schwarzen Künste den Boggart durch. Kein Problem für Remus, James und mich. Mr Potter hat uns im Sommer selbstverständlich auch beigebracht, wie man mit dem Boggart als Solchem umzugehen hat. Professor Asmodeo bringt die Kreatur in den Unterricht mit und läßt uns den Gegenzauber erst mal trocken üben. Die Theorie hat er uns bereits in der letzten Stunde erläutert. Kein Problem „Riddikulus!“ Aber Peter kann das Wort noch nicht mal richtig aussprechen. Er murmelt nur tonlos vor sich hin. Asmodeo lässt seinen Blick über seine Klasse schweifen, er sieht die Mundbewegungen seiner Schüler und nickt zufrieden. Dann lässt er den Boggart auf uns los. Peter steht so ungünstig, dass ihn die Kreatur als ersten erwischt. Sie kommt auf ihn zu und verwandelt sich seltsamer Weise in Snivellus. Aber in was für einen Snivellus… Er sieht aus, als wäre er vor langer Zeit eines unsagbar grausamen Todes gestorben und nun aus seiner Gruft gekrochen, um den armen Peter als sein schlimmster Alptraum heimzusuchen. Das fettige schwarze Haar ist so lang, dass es fast am Boden schleift. Die schwarzen Augen sind riesig, leer, bodenlos. Die gelben Zähne teilweise abgebrochen und gefletscht. Und Snivellus sieht alt aus, uralt. Er hat seine langen Finger zu grausamen Klauen verbogen und seine schmutzigen, eingebrochenen Fingernägel fahren wie spitze Dolche vor Peters Gesicht durch die Luft. Der stolpert zurück und sofort springt Remus vor ihn. Der Boggart verwandelt sich in einen silbern schimmernden Vollmond. „Riddikulus!“ ruft Remus entschlossen. Sofort verwandelt sich das Wesen in eine riesige Kakerlake und stürzt - hilflos auf den Rücken fallend - zu Boden. „Ha!“ ruft Moony und seine Augen beginnen zufrieden zu funkeln. James huscht nach vorne und der Boggart wird zu einem schwarz gekleideten Vampir. Er kommt mit blutunterlaufenen Augen und nach seinem Blut lechzend auf ihn zu. „Riddikulus!“ sagt James regelrecht lässig und dem Vampir fällt ein Zahn nach dem anderen aus, die Reißzähne zuerst. Er wirft einen selten dämlichen Blick auf sein Gegenüber. Ich trete vor James und der Boggart verwandelt sich in meine Mutter. Sie kommt mit ihren irr blitzenden Augen auf mich zu und auf ihren Lippen liegt der Cruciatus Fluch. Ihr schwarzes Haar fliegt um ihren Kopf, als würde ein wütender Wind es zerzausen. „Riddikulus!“ fauche ich und ihr Haar wickelt sich um ihren Kopf und erstickt jeden Laut. Sie beginnt mit ihren messerscharfen Fingernägeln daran zu zerren. Aber da tritt schon der Nächste vor mich und eine erneute Verwandlung setzt ein. Einer nach dem anderen kommen die anderen Schüler nach vorne und legen sich mit dem Boggart an. Immer seltsamer und konfuser werden sie Gestalten, die er annimmt. Langsam wirken seine Verwandlungen nur noch komisch, so wie es sein soll. Einige von uns fangen an zu kichern, schließlich schallend zu lachen und der Formwandler zerplatzt in eine feine Staubwolke. Asmodeo ist mit den Leistungen der Klasse sehr zufrieden und entlässt uns einige Minuten früher in die Mittagspause. „Ihr habt heimlich geübt!“ mault Peter beim Essen. „Das sah bei euch so leicht aus…“ „Deine Mutter, nicht wahr, Padfoot?“ murmelt Moony mir zu. „Yeah. Schlimmer als der Dementor. Hast du gesehen, was sie sagen wollte?“ Wir beachten Peter kaum, der jammernd und quengelnd auf James einredet. „Yeah. Davor hast du also mehr Angst, als vor den anderen Biestern?“ „Wenn du den Fluch einmal am eigenen Leib erlebt hast, dann fürchtest du nichts mehr, als ihn nochmal zu erleiden…“ murmle ich. Moony nickt nachdenklich und wendet sich dem maulenden Peter zu. „Wurmschwanz, jetzt hör endlich auf zu nörgeln“, sagt er scharf zu ihm und benutzt zum ersten Mal Peters Animagus Spitznamen. „Du hättest dich nur vorbereiten müssen. Du kannst dich nicht immer drauf verlassen, dass einer von uns da ist und dir aus der Patsche hilft.“ „Aber ... aber ... Remus... “ „Nichts, aber Remus“ Moony klingt fast sauer und redet sehr leise. So kenne ich ihn gar nicht. „Ich weis, wie sehr du James und Sirius mit der Animagi Verwandlung in den Ohren liegst. Wie kannst du erwarten, dass sie dir dabei helfen, wenn du nicht mal mit einem Boggart fertig wirst. Shit, Peter, es gibt Sachen, die musst du selbst lernen, die kann kein anderer für dich übernehmen.“ „Aber Moony, woher weist du davon …“ quiekt Peter verzweifelt, auch er hat Remus noch nie so sauer erlebt. „Wir haben im Sommer davon gesprochen und dabei fiel auch dein Namen. Mensch, ich würde mich echt freuen, Gesellschaft zu haben, wenn ich in diesem beschissenen Zustand bin, aber James und Sirius können sich mir erst dann anschließen, wenn du auch so weit bist. Du willst ja unbedingt dabei sein, also tu zum Teufel auch was dafür!“ Dann steht er auf, nickt uns zu und geht alleine zur nächsten Stunde. „W-w-was war denn mit M-m-moony?“ stammelt Peter verblüfft. James zuckt die Schultern und wirft mir einen fragenden Blick zu. „Er ist einsam, ihr wisst schon, wann ich meine. Und Peter, echt, wir sind deine Freunde, aber wir können dir nicht bei allem Händchen halten. Du darfst dich nicht beschweren, wenn du nicht bereit bist, selbst etwas zu tun.“ Plötzlich weint er. „H-h-helft ihr mir, wenn ich übe?“ schnieft er. James klopft ihm auf die Schulter. „Yeah“, meint er, „dann gleich heute Abend im Bedarfs Raum. Dort findet uns keiner.“ Sein Vater hat diesen Raum zufällig entdeckt, als er an Hogwarts war und uns im Sommer davon erzählt, als wir ihn gefragt haben, ob er einen Ort kennen würde, wo wir in Hogwarts ungestört weiter üben können. Heute Abend scheint Peter etwas sehr kurzfristig zu sein, aber er wagt es nicht, James zu widersprechen. Dem fällt Peters Reaktion nicht weiter auf, da Lily sich gerade zu ihm setzt und ihn in ein Gespräch verwickelt.  Hogsmeade Am Halloween Tag ist unser erstes Wochenende in Hogsmeade und James plant einen umfangreichen Einkaufbummel in Zonkos, dem Scherartikel Laden. „Was willst du blos mit dem Mist?“ fragt Remus zweifelnd. „Ich stelle es mir herrlich vor, einen Kracher in einen von Leechs Kesseln zu werfen oder Niespulver an eins von Kettleburns Ungeheuern zu verfüttern oder…“ Wir fangen an, laut zu lachen. „Yeah“, meine ich. „Ich glaube, wenn wir das Zeug erst mal haben, fallen uns genügend Verwendungsmöglikeiten dafür ein…“ Wir machen uns auf den Weg ins Dorf hinunter. James hat blendende Laune und auch Remus hat seinen Ausbruch vor Peter schon lange bereut. Er war mit dabei, als wir Peter im Bedarfs Raum unterrichtet haben und er tat ihm furchtbar leid, als er mitbekam, wie schwer es Peter fällt, auch nur die einfachste Verwandlung zu vollbringen. Auf eventuelle Duellierübungen haben James und ich nach einem kurzen Blickwechsel ohnehin bis auf weiteres verzichtet. Moony hatte sogar die Courage, sich bei Peter zu entschuldigen – was der nicht unbedingt verdient hat – und so ist alles wieder in bester Ordnung. Erst in Zonkos sehe ich, wieviel Gold James wirklich zur Verfügung hat, denn er kauft alles, was ihm unter die Finger kommt. Er benimmt sich wie ein Kind in einem Spielwarenladen, nachdem man ihm gesagt hat: „Nimm alles mit, was du willst!“ Er hat ein Päckchen braungrünes Pulver in der Hand und spielt nachdenklich damit. „Was hast du da?“ frage ich ihn. Er drückt mir das Tütchen in die Hand und ich lese: Cat-on-the-Run. Jede Katze, die auch nur einen Hauch davon abbekommt, wird nie wieder gesehen. „Du hast doch nichts gegen Orion, oder?“ frage ich misstrauisch. „Dann hätte ich dir das wohl kaum gezeigt. Nee, aber Filchs Katze nervt mich schon die längste Zeit und sie ist schon ewig dafür reif, dass jemand etwas gegen sie unternimmt.“ Ich lache in mich hinein und nicke zustimmend. Das Biest nervt echt. Sie ist uns schon unzählige Male begegnet, wenn wir nachts durchs Schloss gestreunt sind. James drückt jedem von uns eine der vollen Papiertüten in die Hand, weil er soviel gekauft hat, dass er es alleine nicht mehr tragen kann. Dann schleppt er uns in den Honigtopf. Dort tobt er sich genauso aus, wie in Zonkos. Jetzt hat jeder von uns zwei Tüten in der Hand. „Gehen wir was trinken“, meint er fröhlich. Wir gehen in die Drei Besen und nehmen uns einen Tisch mitten im Raum. Ich habe erst einmal Butterbier getrunken, letztes Jahr, als Gryffindor den Quidditch Pokal gewonnen hatte. Das Zeug schmeckt heiß noch besser als damals, wo es lauwarm war. Wir quatschen, blödeln, lachen und trinken. Es wird eine ganze Menge, aber keiner von uns spürt etwas von dem Alkohol. Dann kommt Lily mit ein paar Mädels aus Gryffindor herein und mit James Interesse für uns ist es aus. Er hat nur noch Augen für Lily. Ich grinse Remus schief an und der grinst zurück, dann zuckt er die Schultern. Es macht auch ohne James aktive Beteiligung Spaß, in Hogsmeade zu sein. Erst jetzt sehe ich, dass wir auch an diesem Tag von einem schwarzen Augenpaar aufmerksam beobachtet worden sind. Snape! Ich hätte nie gedacht, dass Snivelly ein ernsthaftes Interesse für Lily gehabt haben könnte. Er hat nie - von einer einzigen Ausnahme am Ende unseres fünften Jahres abgesehen - auch nur ein Wort mit ihr gewechselt. Erst jetzt weis ich, was er für sie empfunden haben muss und plötzlich tut er mir schrecklich leid. Er hatte nie auch nur die geringste Chance bei Lily…  Nochmal Hogsmeade James setzt seine Ausbeute aus Zonkos bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten ein. Mit der Zeit bekommen wir den Ruf als Unruhestifter und Tunichtgute, nicht dass uns die Lehrer oft erwischen würden… Bestimmt bekommen unsere Mitschüler davon eine Menge mit und haben sicherlich auch ihren Spaß daran. Wenn Filchs Katze auch nur ein Haar von uns sieht, läuft sie um ihr Leben, das Zeug ist wirklich gemein… Wir unternehmen jetzt fast jede Nacht Ausflüge, um mit Peter zu üben, Remus ist mit dabei, wenn er kann. Es ist eine gewaltige Ochsentour, Peter auch nur die Grundlagen einzutrichtern, aber auch wir lernen viel dabei. Ist Peter wirklich einmal zu müde, um mitzukommen, übe ich mit James alleine. Wir schlafen kaum noch vier oder fünf Stunden pro Nacht, aber wir sind jung und es reicht, es muss einfach reichen… Langsam lernen wir, uns aus eigener Kraft in Tatze und Krone zu verwandeln. Als es mir zum ersten Mal gelingt, bin ich darüber so aufgeregt, dass ich die Rückverwandlung nicht mehr hinbekomme. James starrt mich nur verblüfft an und reagiert erst, als ich mich aufrichte und ihm meine dicken Pfoten auf die Schultern lege. Er verwandelt mich wieder in einen Menschen. „Klasse, Padfoot“, meint er. „Na ja, so Klasse dann doch wieder nicht. Ich konnte nicht mehr zum Menschen werden, weil ich so begeistert über die erfolgreiche Verwandlung in Tatze war.“ James schlägt sich mit der Hand an die Stirn. „Ich war so überrascht, als es dir wirklich gelungen ist, dass ich dich nur anstarren konnte. Sorry…“ „Macht nichts, du hast ja dann doch verstanden, was ich von dir wollte“, gebe ich zurück. „Willst du es jetzt versuchen.“ Er nickt und ist etwas überdreht. Er konzentriert sich und es gelingt ihm tatsächlich zu Krone zu werden. Er kommt auf mich zu galoppiert und bremst gerade noch ab, bevor er mich zu Boden wirft. „Soll ich dich zurück verwandeln?“ frage ich und er neigt seinen Hirschkopf. Es macht keine Probleme, ihm den Gefallen zu tun. Sofort steht er wieder in seiner Jungengestalt vor mir. „Dad hatte Recht. Die Rückverwandlung aus der Tiergestalt ist echt schwer. Wir sollten das wirklich noch sehr üben, bevor wir beide gleichzeitig zu Animagi werden.“ „Yeah und bevor wir versuchen, Peter auch das beizubringen…“ James nickt mit einem schuldbewussten Grinsen. Peter hat heute nur vorgegeben, müde zu sein, weil James das letzte Mal die Geduld mit ihm verloren hat, als er eine Interspezies Verwandlung zum zehnten Mal verbockt hatte. Er hat ihn ziemlich angeblafft und Peter war heulend aus dem Zimmer gelaufen. James hat sich zwar später bei ihm entschuldigt, aber Peter schmollt trotzdem noch. Über unsere ganzen Übungen, dem Unterricht, James Quidditch Training und sonstigen Aktivitäten, vergeht die Zeit schnell und schon bald kommen die Weihnachtsferien. Doch zuvor geht es noch mal nach Hogsmeade, Wir sind alle vier unterwegs ins Dorf, als wir vor uns zwei Gestalten durch den Schnee stapfen sehen. Snivellus und Morchie. James bückt sich und nimmt einen Patzen Schnee auf, formt einen Ball daraus. Dann grinst er uns an, deutet auf seine Kugel und dann auf die Beiden vor uns. Ich grinse, Moonys Augen beginnen zu funkeln (offensichtlich hat er gegen eine freundliche Schneeballschlacht keine Einwände) und Peter bückt sich einfach und formt seinen eigenen Schneeball. Nur Sekunden später fliegen die nassen Kugeln auf die beiden Jungen vor uns zu. KLATSCH! PATSCH! – Volltreffer. Die beiden wirbeln herum und teilen sich. Wir werfen weitere Bälle, die auch ihr Ziel treffen. Aber jetzt sind unsere Gegner gewarnt und wehren sich. Ein regelrechter Hagel aus Schneebällen fliegt hin und her. Einige unserer Geschosse treffen die Bäume, unter denen unsere Widersacher stehen und machen sie zu Schneemännern. Wir lachen und gehen immer weiter auf sie zu. „Die beiden könnten ein Bad vertragen“, ruft James fröhlich. Wir werfen uns auf unsere Kontrahenten. James und ich auf Snivellus, Peter und Remus auf Morchie. Wir seifen sie regelrecht mit dem nassen Schnee ein, aber das genügt mir noch nicht und ich stopfe Snivelly das nasse Zeug unter die Kleidung. Himmel, dass der nicht friert, er hat noch nicht mal mitten im Winter mehr unter seiner Robe an, als die alte Unterhose… Aber irgendwie ist es mir dann doch egal und ich stopfe ihm weiter Schnee unter die Kleidung. Ich erinnere mich an unseren letzten Zusammenstoß vor ein paar Tagen vor dem Verließ in dem wir Zaubertränke haben. Snivellus war an der Seite von Morchie daher gehinkt gekommen und wir haben uns über seinen Gang lustig gemacht. Ich hatte ihn gefragt, ob er für Quidditch trainiert hätte, weil ich weis, wie sehr er sich darüber ärgert, dass er so jämmerlich fliegt. Er hat mit seiner üblichen trocken-schnippischen Art geantwortet, doch ich habe gar nicht auf die Worte geachtet, seine Stimme hatte sich verändert und klang wie die eines jungen Erwachsenen. James machte natürlich sofort eine freche Bemerkung, ob er im Stimmbruch sei und ich fand das so komisch, dass ich ihn gefragt habe, ob er versucht hätte zu singen und ob seine Kollegen etwas dagegen gehabt hätten. Während des ganzen Wortwechsels war Morchie drauf und dran, sich einzumischen, aber ein sehr ausführlicher Blickwechsel mit Snivellus hielt ihn zurück. Scheinbar glaubt dieser, dass wir nicht bemerkt haben, dass er sich mit Morchie angefreundet hat. Nun, soll er denken was es will… Jetzt erst verstehe ich, was er für eine schreckliche Kindheit Snivelly verbracht haben muss. Sie war wohl noch schlimmer als meine. Er kannte nur Kälte und Hass, hat sich wohl häufig selbst gehasst und hat kaum jemanden je vertraut… Er kannte nie Freundschaft, kannte nie Liebe und wusste mit Morchies Anhänglichkeit nie richtig etwas anzufangen. Hat er diese Freundschaft je als das angesehen, was sie war? Echt und gut und vielleicht das Beste, was ihm je in seinem Leben geschehen war? Ich hoffe es für ihn, denn sonst wäre er ein noch ärmerer Kerl, als der, für den ich ihn heute halten muss… Ich hätte nie gedacht, dass ich je für Snivellus Mitgefühl empfinden würde, aber ich tue es. Auch Respekt, ja. Aber in diesem Augenblick überwiegt das Mitgefühl… Ich hoffe für ihn, dass er an dieser Schneeballschlacht soviel Spaß hatte wie wir… Nur ein einsamer, schäbiger, ungepflegter Junge… Wir haben ihn so verabscheut, ja regelrecht gehasst… Wäre es anders gewesen, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weis? Ich wünschte, ich könnte es aus ganzem Herzen wahrheitsgemäß bejahen. Aber ich glaube - nein, ich fürchte - damals hätte mich das nicht gekümmert. Ich musste erst viele, schreckliche Jahre erleben und durchleben, um zu begreifen… Zu begreifen, was es wirklich bedeutet, einsam zu sein… Nun, genug mit den Erinnerungen an das, was vor ein paar Tagen war. Inzwischen sind unsere Gegner nass genug und wir trollen uns fröhlich in Richtung Drei Besen…  Animagi! Wir fahren zu James und kein böser Brief meiner Mutter belastet mich. Wir haben keinen Kontakt mehr miteinander und ich bin alles andere als böse darüber… Peter verspricht uns hochheilig, sich in den Ferien mit seinen Büchern zu befassen, damit wir im nächsten Trimester mit unseren Übungen weiter machen können. Remus wird wieder nach Hause fahren, denn er ist der Meinung, dass man die Feiertage bei seiner Familie verbringen sollte, wenn man es will und kann… Die Potters erwarten uns, wie gewohnt am Bahnsteig. Peter eilt sofort zu seiner Mutter und die betüttelt ihn, wie schon das letzte Mal. Egal. James Eltern begrüßen auch Remus und er freut sich sehr darüber, das sehe ich ihm genau an. Wieder in Godrics Hollow ziehe ich mich mit James sofort in sein Dachzimmer zurück und wir packen aus. Es dauert nicht lange und James Dad kommt herauf und fragt nach, warum wir so schnell verschwunden sind. „Ihr seht müde aus, Jungs“, meint er. „Ist es denn so schwer in der Schule geworden?“ James grinst ihn an. „Nee, Dad“, erwidert er. „Wir haben es geschafft Dad, wir haben es wirklich geschafft! Wir können zu Krone und Tatze werden!“ Der Alte strahlt uns an. „Großartig, Jungs.“ „Nur die Rückverwandlung klappt noch nicht ganz, Mr Potter“, füge ich an. „Wir wollen das hier üben.“ „Habt ihr es Remus inzwischen gesagt?“ will er wissen. „Yeah, Dad. Wir haben schon letzten Sommer mit ihm darüber geredet. Wir konnten es nicht länger für uns behalten, es wollte einfach raus.“ „Er war so oft so schrecklich traurig, Sir“, füge ich an. „Wir wollten ihm einfach Hoffnung geben, dass es besser für ihn werden wird.“ „Und eure Sorgen?“ „Ach komm schon, Dad, es wird sicher klappen. Es klappt ja jetzt schon fast. Dann sind die Sorgen unnötig, weil sie ja keine Grundlage mehr haben…“ Der brummt nachdenklich. „Gut, dann übt. Aber versucht, leise zu sein. Ich möchte nicht, dass deine Mutter etwas davon erfährt, mein Sohn, und das lässt sich kaum vermeiden, wenn hier ein Hirsch durchpoltert.“ Wir grinsen ihn an. Wenn man ihn so reden hört, dann weis man genau, woher James seinen schrägen Sinn für Humor und seine Abenteuerlust hat. Wir sind aufgeregt und aufgedreht, als ich mich wieder in Tatze verwandle. Der Körper fühlt sich von Mal zu Mal besser an. Ich versuche, die Rückverwandlung einzuleiten und es klappt… Nun, es klappt fast, meine Hose reißt hinten auf und ein schwarzer Hundeschwanz baumelt aus meinem Hosenboden. James sieht es natürlich sofort, zeigt auf das wedelnde Ding und lacht sich kaputt. Ich verrenke mich und schaue mir der Schlamassel an. „So hilf mir doch, James“, rufe ich verzweifelt. Doch der kann sich vor Lachen nur noch die Seiten halten. Ich greife nach meinem Stab und versuche, wieder ganz zum Menschen zu werden. Nach einigen weiteren Verrenkungen, schaffe ich es auch. Ich werfe ihm einen etwas beleidigten Blick zu und er versucht, sich wieder einzukriegen. „Sorry“, keucht er unter Lachtränen, „aber das sah zu komisch aus. Du hast direkt mit dem Ding gewedelt.“ Jetzt, da mein Schrecken überstanden ist, muss ich einfach mitlachen. James hat Recht. Ein Junge, der mit einem Hundeschwanz wedelt ist echt witzig… Es dauert eine Weile, bis James in der Lage ist, seine Verwandlung zu versuchen. Sie gelingt ihm. Er wird zu Krone. Er setzt seine Hufe, so leise er kann, auf den Holzboden. Ich sehe ihm an, dass er die Rückverwandlung probiert. Langsam schmilzt die Tiergestalt und die Jungengestalt erscheint. Zum ersten Mal, hatte James dieses Mal ein kleines Geweih und das wird ihm zum Verhängnis. Er wird wieder zum Menschen, aber die Hörner bleiben. Nun ist es an mir, mich schief zu lachen. „Schau mal in den Spiegel, Prongs. Ein bisschen was von Krone ist noch da“, pruste ich. Er latscht etwas betreten vor den Spiegel und schaut hinein. Dann beginnt auch er erneut zu Lachen, zeigt auf sein Spiegelbild und seine Brille verrutscht, so sehr lacht er. Schließlich greift er nach seinem Zauberstab und bringt die Überreste von Krone ganz zum Verschwinden. „Wir sollten runter gehen und was essen“, schlägt er vor, als er wieder reden kann, ohne vor Lachen zu keuchen. „Dann können wir es nochmal probieren.“ Zwei völlig überdrehte Jungen gehen zu Mrs Potters Küche hinunter. James Vater hält uns im Gang auf. „Ich habe euer Gelächter bis ins Wohnzimmer gehört. Was war denn?“ Wir erzählen es ihm. Abwechselnd und ausführlich. Seine Augen beginnen zu funkeln und wir wissen, er denkt mal wieder an eine Geschichte, die er erlebt hat. „Habt ihr Lust, nach dem Abendessen ein bisschen ins Wohnzimmer zu kommen. Mir ist eine Geschichte über Animagi eingefallen…“ Wir nicken begeistert und gehen gemeinsam mit ihm in die Küche zum Essen.  Björn und Lars Wir haben uns die Bäuche voll geschlagen und sitzen nun mit Mr Potter am gemütlichen Kaminfeuer. Er stopft sich seine Pfeife und macht eine große Zeremonie daraus. Es dauert ein paar Minuten bis sie richtig brennt und er sich bequem in seinen Sessel zurückgelehnt hat. „Es liegt schon über zwanzig Jahre zurück“, beginnt er seine Erzählung, „als ich auf eine Mission nach Norwegen geschickt wurde. Ich hatte schon einige Erfahrung im Ausland gesammelt und galt als erste Wahl, wenn es um sowas ging. Es handelte sich um eine problematische Situation mit den Eisriesen, die dort leben. Sie hatten sich in mehreren Fjorden verbarrikadiert und machten es schwer für die Muggel, diese Buchten zu benutzen. Sogar die Geheimhaltung unserer magischen Welt geriet in Gefahr… Ich reiste also nach Norwegen, wo mich zwei Magier bereits erwarteten. Björn Jarlson und Lars Renjek. Björn war ein gewaltiger Mann, kaum kleiner als Hagrid, den ihr beide sicher kennt. Lars war klein und hatte derartig rotes Haar, dass man im Sonnenlicht meinen konnte es stünde in Flammen. Sie nahmen mich freundlich auf und zeigten mir die Wege zu den Horten der Riesen. Eines Nachts, ich schlief schon am Lagerfeuer, wurde ich durch ein Geräusch geweckt. Ein leises Geräusch, viel zu leise, um von einem Riesen zu stammen. Björn hatte es verursacht. Ich wollte mich gerade aufsetzten und ihn fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, als ich vor Überraschung blinzeln musste. Ich verhielt mich ganz ruhig – um ehrlich zu sein, war ich vor Staunen erstarrt – denn ich konnte zusehen, wie meine beiden Begleiter begannen, sich in Tiere zu verwandeln. Keiner hatte mir mitgeteilt, dass meine Gefährten Animagi waren. Vielleicht wusste es auch keiner von meinen Leuten zu Hause… Björn wurde zum Bären und Lars zum Fuchs. Ihr könnt euch sicher meine Gedanken vorstellen, als ich die beiden Seite an Seite in den Wand traben sah…“ Mr Potter erzählt weiter von seinen Abenteuern mit den beiden Animagi. Wie er versuchte ihnen zu verheimlichen, dass er ihr Geheimnis kannte und wie er sich im Angesicht größter Gefahr gezwungen sah, die beiden zu bitten, sie möchten doch ihre Tiergestalt annehmen, da es ihnen sonst ans Leder gegangen wäre. Wie er auf Björns breiten Rücken vor den Riesen fliehen konnte und wie es Lars in seiner Fuchsgestalt gelang, doch alles noch zum Guten zu wenden. „…gut für uns Magier und die Muggel“, schließt er etwas traurig seine Erzählung. „Weniger gut für die Riesen, beinahe alle ertranken in den eisigen Fluten der Fjorde. Jene Riesen, die dieses Armageddon überlebten, wanderten aus und wurden nie wieder in Norwegen gesehen.“ Wir beide starren ihn mit glänzenden Augen an. Plötzlich grinst James und meint: „Deine Storys werden immer besser, Dad.“ „Mein lieber Sohn und auch du Sirius, ich kenne euch zu gut. Eure Abenteuerlust, euren Wagemut und auch eure verrückten Ideen. Du warst schon immer so, James. Ich brauche mich da nur an Kirschbaum der Nachbarn zu erinnern. Ich wollte deiner Phantasie früher nicht noch mehr Stoff für verwegene Taten liefern. Deine Mutter hätte mir einen Fluch angehängt, den ich nicht so leicht wieder losgeworden wäre. Aber jetzt, da mir immer deutlicher bewusst wird, dass man dir unmöglich die Flügel stutzen kann, erzähle ich dieses Geschichten lieber, vielleicht lernt ihr ja was draus…“ Wir nicken beide eindringlich. Natürlich lernen wir was draus. Wir lernen, dass man nichts voraussetzen soll. Wir lernen, dass man an den unmöglichsten Orten Verbündete findet und dass man oft nicht sicher sein kann, wer ein Freund ist und wer ein Feind. Wir lernen aber noch etwas anderes – und ich weis nicht, ob das wirklich die Absicht von James Dad war – wir lernen, dass er ein genauso verrückter und wilder Hund war, wie wir beide… „Cool, Dad“, grinst James mit blitzenden Augen. „Da soll noch einer sagen, dass ich nicht nach dir komme.“ Ein etwas verlegenes Lächeln spielt um Mr Potter Lippen und er seufzt nachdenklich. „Seid vorsichtig, Jungs. Versprecht mir das, ja?“ „Versprochen!“ rufen wir einstimmig und er nickt besänftigt. Und wir machen weiter… Nach einigen weiteren Übungsstunden wird die Verwandlung und Rückverwandlung zum Animagus selbstverständlich, wird regelrecht zum Reflex. Ein einziger Gedanke genügt nun, uns zu Tatze und Krone zu machen, ein weiterer, um wieder zu Sirius und James zu werden. Ohne zusätzliche Schwänze oder Geweihe. Wir sind sehr zufrieden mit uns und beschließen, den Rest der Ferien so richtig zu genießen. Die Potters haben mir nämlich etwas echt Starkes zu Weihnachten geschenkt. Auch ich besitze jetzt meinen eigenen Besen. Einen Silber Arrow, genau wie James.  Die verfallene Fabrik „Alphard kann dich leider schon wieder nicht besuchen kommen, mein Junge“, hatte Mr Potter zu mir gesagt, als er mir den Besen überreicht hat. „Du sollst nicht böse sein und es täte ihm wirklich leid, soll ich dir ausrichten. Dann hat er mir einen Beutel Gold gegeben und gesagt, wir sollen dir einen Besen dafür kaufen. Nun, wir haben beschlossen, noch etwas drauf zu legen und dir einen wirklich guten Besen zu kaufen. Ich hoffe, er gefällt dir.“ Ich war ziemlich sprachlos vor Staunen und habe nur mit einem strahlenden Grinsen genickt. Mein eigener Besen! Das ist erste Sahne. Ich fliege nämlich wirklich gern, auch wenn mir an Quidditch nicht besonders viel liegt. Es ist zwar verflixt kalt, aber dennoch beschließen wir in der ersten Woche des neuen Jahres fliegen zu gehen. Die Bäume am See sind kahl, das verlassene Grundstück schon lange bebaut und wir müssen schon scharf überlegen, wo wir fliegen wollen. „Es gibt eine alte, verfallene Fabrik am anderen Ende des Ortes“, meint James schließlich, nachdem er sein gesamtes Gehirnschmalz aktiviert hat. „Dort drinnen können wir vielleicht fliegen, ohne gesehen zu werden.“ Ich zucke die Achseln. „Gehen wir hin und sehen nach“, meine ich einfach. Mich friert, mein Gesicht ist klamm und meine Nase und meine Ohren fühlen sich wie Eis am Stiel an. Wenn ich noch lange hier mit James quatschend auf der Straße stehe, werde ich auf Stelle festfrieren. Wir beschließen ein bisschen zu laufen, um wieder warm zu werden, denn mein Kumpel friert nicht weniger als ich. Es dauert nicht lange und wir erreichen ein vollkommen verlassenes Industriegelände. Ein Drahtzaun mit verrosteten „Betreten Verboten“ Schildern hält uns nicht lange auf. Wir haben ihn sofort überwunden, weil er mehr Löcher hat als ein Schweizer Käse. Zerbrochene Betonklötze und verbogenen Stahlteile liegen am Boden herum und in der Ferne ragt eine gewaltige steinerne Fabrikhalle mit eingeworfenen Fensterscheiben auf. „Dort drüben ist es“, sagt James und sein Atem raucht in der eisigen Luft vor seinem Gesicht. Wir stolpern vorsichtig über den unebenen Boden. Überall liegen diese Betonklötze herum und die Stahlträger ragen in eigenartigen Winkeln über die schmalen Schleichwege, die sich über das Gelände ziehen wie Tierpfade. Es ist ein eigenartiges Gefühl über diese zerstörte Hinterlassenschaft der Muggel zu gehen. Aber es ist irgendwie auch sehr aufregend. „Wie hat es Moony damals beschrieben…“ murmelt James. „…so aufregend, dass du dir fast in die Hose pisst“, gebe ich zurück. „Yeah. Genau das…“ Das ganze Gelände hat eine so verlassene, unheimliche und doch irgendwie abenteuerliche Ausstrahlung, dass wir dauernd unsichere Blicke über die Schultern werfen, denn es sind manchmal auch Geräusche zu hören, die es hier eigentlich gar nicht geben dürfte. „Ratten und Vögel“, murmelt James nervös. „Nur Ratten und Vögel…“ „Yeah“, flüstere ich zurück. Wir wissen nur zu genau, dass wir hier etwas echt Verbotenes tun… Immer näher kommen wir dem Gebäude, das unser Ziel ist, bis wir schließlich davor stehen. Alle offensichtlichen Zugänge sind fest verschlossen und die zerstörten Fensterscheiben sind zu hoch über dem Boden, als dass wir sie hätten so einfach benutzen können. „Sollen wir auf den Besen da hoch fliegen?“ frage ich James zweifelnd. „Yeah“, antwortet er nachdenklich. „Vielleicht ist es drinnen ein bisschen wärmer. Mir ist es nämlich saukalt.“ Wir schwingen uns auf die Silber Arrows und sie tragen uns zu den eingeschlagenen Fensterscheiben hinauf. Blitzschnell wollen wir durchflitzen, doch wir bemerken nicht, dass nicht das ganze Glas aus dem Rahmen gebrochen ist. Einige spritze, messerscharfe Scherben ragen immer noch in die Öffnung hinein. Wir haben es so eilig, in das Gebäude zu kommen, dass wir gleichzeitig versuchen durch das Fenster zu flitzen. Plötzlich schreit James schrill auf und landet taumelnd am schuttübersäten, zerklüfteten Hallenboden. „Was ist los, Prongs?“ rufe ich erschrocken und lande neben ihm. Er taumelt vom Besen und kauert sich schmerzerfüllt zusammen. Seine rechte Hand hat er krampfhaft an den linken Oberarm gepresst. „Shit, Padfoot, ich hab mich furchtbar aufgeschlitzt“, keucht er. „Zeig mal“, erwidere ich und versuche seine Hand von seinem Arm wegzuziehen. Blut fließt unter seinen Fingern heraus, seine ganze Hand ist voll damit und er will nicht los lassen. „James, du musst mir die Wunde zeigen, sonst kann ich dir nicht helfen“, dränge ich ihn. Er schaut mich gequält an und Tränen fließen über sein schmerzverzerrtes Gesicht. „Ich trau mich einfach nicht“, schnieft er, „ich hab Angst, dass ich dann verblute.“ „Nee. Lass mich sehen, dann kann ich dir vielleicht helfen.“ Vorsichtig löse ich James verkrampfte Finger von seinem Arm. Dann helfe ich ihm die völlig zerfetzte Jacke auszuziehen und reiße ihm vorsichtig den Ärmel seines Sweatshirts auf. Eine lange, gezackte Wunde zieht sich über seinen Oberarm und blutet entsetzlich. Er wirft einen zaghaften Blick darauf und schluckt schwer. „Shit“, murmelt er. „Das sieht ja noch schlimmer aus, als es sich anfühlt. Wenn Mum das rauskriegt, sperrt sie mich ein, bis ich alt und grau bin…“ „Muss sie ja nicht erfahren, oder?“ erwidere ich. „Lass mich mal mit meinem Zauberstab dran.“ Ich hole meinen Stab aus der Jeans und murmle den Tarnzauber. Das Blut quillt in dicken, dunkelroten Schlieren aus der Wunde und tropft auf den Boden. Ich habe auch schon mal etwas über Heilungen gelesen, als ich in der Bibliothek rumgestöbert habe, wie ich damals alleine abgehangen bin und kenne daher die richtigen Sprüche, aber ausprobiert habe ich sie noch nie. Ich zucke innerlich die Schultern und versuche es einfach. Ich habe keine andere Wahl, denn mein Freund verliert immer mehr Blut. Vorsichtig drücke ich die tiefen Schnitte zusammen, murmle den Zauber und fahre mit dem Zauberstab an den Wundrändern entlang. Meine Magie funktioniert und die zerfetzte Haut fügt sich fast nahtlos zusammen. Aber es werden wohl Narben bleiben… Ein weiterer Zauber ist nötig, denn James keucht immer noch vor Schmerzen. Auch von dem habe ich gelesen und versuche mich daran. Erfolgreich! „Puh“, seufzt James. „Am schönsten ist es wenn, der Schmerz nachlässt.“ Ich bin vor Schreck so überdreht, dass ich bei diesem blöden Spruch von Prongs beginne, hysterisch zu lachen. Auch James bekommt einen Lachkrampf. Er prustet und heult gleichzeitig. Er sitzt am kalten Beton und sein ganzer Körper zittert unkontrolliert. Er ist in einem schrecklichen Zustand und dieser Anblick bringt mich schnell wieder zur Besinnung. „Ey, Prongs, krieg dich wieder ein“, murmle ich beschwichtigend und lege den Arm um meinen Freund. „Wir sollten zusehen, dass wir wieder nach Hause kommen. Es ist scheißkalt und dein Sweatshirt ist genauso kaputt wie deine Jacke.“ James beutelt sich nochmals, als wolle er das Geschehene abschütteln. „Wir können nicht einfach so Heim, unsere ganze Kleidung ist völlig mit Blut verkrustet und wenn Mum das sieht, stellt sie Fragen…“ „Mach dich nicht verrückt, Mann, wir müssen nur einen Reinigungszauber verwenden.“ James kichert in sich hinein. Er ist voll durch den Wind. Er tatstet mit seinem gesunden Arm nach seinem Zauberstab. „Scourgify!“ stößt er aus und seine Kleidung ist wieder halbwegs sauber. Ich nicke zustimmend und benutze denselben Zauber, um auch mich zu säubern. James versucht aufzustehen, aber seine Beine tragen ihn nicht richtig. Er hat verdammt viel Blut verloren und wankt nun hin und her. „Ist dir schwindlig?“ frage ich. „Yeah“, murmelt er. „Und kotzübel…“ Ich springe auf die Beine und greife nach ihm. Er klammert sich an mir fest, dann dreht er seinen Kopf zur Seite und erbricht sich auf den Boden. Er hustet gequält und ein weiterer Schwall klatscht auf den Beton. Er würde zu Boden sinken, hätte ich ihn nicht so fest umklammert. „Komm, setz dich dort drüben nochmal hin und ruh dich ein bisschen aus. So kommen wir nie bis zu eurem Haus“, meine ich und führe ihn zu einem Betonklotz in der richtigen Höhe. James läst sich darauf sinken. „Was ist nur mit mir los? So dreckig ist es mir noch nie gegangen. Alles dreht sich vor meinen Augen. Kennst du keinen Zauber, dass es mir wieder besser geht, Padfoot?“ Er klingt echt fertig. „Nee. Ich bin schon froh, dass die geklappt haben und ich bin nicht Madame Pomfrey…“ „…und auch nicht Leech, was das betrifft“, murmelt James. „Der würde sicher den richtigen Trank kennen.“ „Im Augenblick wäre ich schon froh, Snivelly zu sein. Der hat in Zaubertränke einiges drauf.“ James kichert. „Nee, dazu wäschst du dir zu oft die Haare…“ Ich habe mich neben meinen Freund gesetzt und halte ihn fest, da er auch im Sitzen immer noch wankt. Sein nackter Arm fühlt sich eiskalt an. Ich friere zwar auch, aber James Jacke besteht wirklich nur noch aus Fetzen. Eine Erinnerung an Morchie blitzt in mir auf und ich ziehe meine Jacke aus und lege sie James um die Schultern. Der schaudert erneut. Was soll ich nur tun? Wir müssen hier raus und so schnell wie möglich ins Warme kommen. James sollte sich unbedingt hinlegen und sich ausruhen. „Prongs, glaubst du, du kannst dich an mir festhalten, wenn ich mit dir am Besen sitze?“ „Wir dürfen draußen am Tag nicht fliegen“, murmelt er. „Es ist verboten … wenn man uns sieht … das gibt furchtbaren Ärger…“ Immer leiser wird seine Stimme und immer schwerer sinkt er gegen mich. Leider hat er nur zu Recht, mein schöner Plan bringt nichts. Aber was dann? Ich muss ihn tragen. Könnte gehen, er ist kleiner und leichter als ich. Aber was mache ich mit unseren Besen? Nun, es gibt einen Schrumpfzauber und dann kann ich sie einfach in die Tasche stopfen. Gedacht, getan. James ist inzwischen völlig auf dem Betonklotz zusammengesunken, hat die Augen verdreht und ist kaum mehr bei Bewusstsein. Irgendwie schaffe ich es, mir meinen Freund auf die Schulter zu laden. Jetzt muss ich nur noch aus diesem verflixten Gebäude kommen. „Alohomora!“ und eine der gewaltigen Stahltüren öffnet sich knarrend. Ich schleppe den reglosen Körper meines Gefährten hinaus, wanke unter seinem Gewicht die schmalen Gassen zwischen den Trümmern entlang. James und leicht? Der wiegt mindestens wenn nicht mehr… Der Weg nach Hause scheint mir endlos zu sein. Ich friere nicht mehr, obwohl James nun meine Jacke trägt. Ich schwitze wie ein Affe. Immer schwerer wird mein Freund, aber ich habe keinen anderen Gedanken mehr, als ihn zu den Potters zu bringen. Einen Schritt nach dem anderen, die verschneiten Straßen entlang. Das Wetter hat sich so sehr verschlechtert, dass sie wie ausgestorben sind und so fallen wir keinem auf. Nach Hause … nach Hause… Zu einem anderen Gedanken bin ich nicht mehr fähig und mit dem letzten Rest meiner Kraft schaffe ich es bis an die Türschwelle der Potters. Dort geben meine überanstrengten Beine nach und ich krache polternd gegen die Tür. Dann weis ich eine Weile nichts mehr…  Die Konsequenzen Als ich wieder zu mir komme, liege ich warm eingepackt in meinem Bett. Jeder einzelne Muskel tut mir entsetzlich weh. Ich fühle mich immer noch schrecklich erschöpft und kann mich kaum bewegen. Langsam drehe ich mich um und versuche aufzustehen, denn ich muss dringend ins Bad. Das ist wohl auch der Grund, warum ich wach geworden bin. Jede einzelne Bewegung fühlt sich an, als würde jemand mit einem sehr scharfen, spitzen Messer meine Muskeln traktieren und ich ächze leise. „Uhh, Padfoot“, murmelt James und setzt sich schlaftrunken auf. „Wie kommen wir hier her?“ „Hab dich getragen. Bis zur Tür. Dann weis ich auch nichts mehr“, gebe ich zurück und mühe mich weiter ab, aus dem Bett zu kommen. Wenn ich es nicht bald schaffe aufzustehen, pisse ich mir noch in die Hose. „Was ist mit dir?“ fragt James, als er meine vergeblichen Bemühungen bemerkt. „Muss aufs Klo“, murmle ich und versuche es erneut. James schwingt die Beine aus dem Bett und hilft mir hoch. Er muss mich stützen, damit ich es schaffe ins Bad zu wanken. So einen Muskelkater hatte ich noch nie, noch nicht mal nach den anstrengenden Übungen im letzten Sommer mit Remus. James muss mich sogar stützen, damit ich im Stehen pissen kann. Ist mir ganz schön peinlich. Aber es hilft nichts, ich schaffe es einfach nicht, ohne seine Hilfe grade stehen zu bleiben. Mein Freund bringt mich wieder in unser Zimmer zurück. Erst jetzt wird mir bewusst, dass mit James wieder alles in Ordnung sein muss, wenn er mir so sehr helfen konnte. Ich knautsche mir mein Kissen unterm Arm zusammen, damit ich ihn ansehen kann. „Mit dir wieder alles klar?“ frage ich. „Yeah. Mensch, Padfoot, ich glaube, ohne dich wäre ich in dieser Fabrik echt draufgegangen.“ „Da haben wir hochkarätig Mist gebaut“, erwidere ich. „Tut dir dein Arm noch sehr weh?“ „Nee. So gut wie neu. Und schwindlig ist mir auch nicht mehr. Mensch, Sirius, du hast mir echt das Leben gerettet…“ Ich werde rot. „Du bist doch fast sowas wie mein Bruder“, murmle ich verlegen. „Du hättest dasselbe für mich getan.“ „Klar“, gibt er zurück und klingt genauso verlegen, wie ich mich fühle. „Was sollen wir nur Mum und Dad erzählen?“ „Wie wär´s mit der Wahrheit?“ ertönt plötzlich Mr Potters Stimme von der Tür. „Dad“, stöhnt James betroffen. Keiner von uns hat gehört, dass er in der Nähe ist. Ich habe noch nicht mal eine Ahnung, wie spät es überhaupt ist. Aber James Vater trägt noch seine Tageskleidung, es kann also noch nicht allzu spät sein. Mr Potter kommt ganz herein, nimmt sich einen Stuhl und setzt sich zwischen unsere Betten. „Also Jungs, was ist geschehen? Vor drei Stunden hat es laut gegen die Haustür geschlagen und als ich hinausgegangen bin, seid ihr zwei bewußtlos vor der Tür gelegen. Ihr habt Glück, dass Mum bei ihrer Freundin zu Besuch ist. Ich musste ihr also nichts erklären, sondern habe euch einfach in eure Betten gepackt. Und jetzt müsst ihr mir eure Geschichte erzählen. Den Anfang, den Schluss kenne ich ja schon.“ Ich sehe James Augen im Halbdunkel aufblitzen und nicke. Wir erzählen seinem Vater alles und wechseln uns dabei ab. „…und dann hatte ich nur noch den Gedanken, es bis hier her zu schaffen“, ende ich. Mr Potters Augen sind während unseres Berichts dauernd von einem zum anderen gewandert. Jetzt schaut er zur Decke und sein Gesicht ist nachdenklich verzogen. „Nun…“ meint er. „Was soll ich jetzt dazu sagen … Ihr habt ziemlichen Mist gebaut, aber es ist nochmal gut gegangen…“ „Dad“, fällt ihm James in den Gedankengang, „es ist doch nicht wirklich was passiert. Müssen wir es echt Mum sagen? Die macht sich doch immer solche Sorgen und das möchte ich bestimmt nicht…“ Sein Vater stößt einen langen Seufzer aus und wiegt sinnend den Kopf. „Nun … Nein …“ murmelt er. „Vielleicht ist es wirklich besser, ihr nichts zu sagen … Na gut, schlaft jetzt … Morgen sehen wir weiter…“ Er beugt sich über seinen Sohn und gibt ihm einen Kuss, dann kommt er zu mir rüber und wuschelt mein Haar. „Gut gemacht, mein Junge“, murmelt er. „Vergiss nie, wenn man jemanden das Leben gerettet hat - besonders, wenn es sich um Magier handelt – dann wird ein besonderes Band zwischen diesen Menschen geformt. Jetzt seid ihr wirklich Brüder… Gute Nacht.“ Und draußen ist er bei der Tür. Jetzt seid ihr wirklich Brüder, hat er gesagt. Nicht nur Freunde, Brüder. „Jetzt habe ich endlich einen Bruder“, reißt mich James aus meinen Gedanken. „Wenn es nach mir geht, dann hast du den schon lange…“ gebe ich zurück. „Mensch, Sirius, es ist gut zu wissen, dass ich mich voll auf dich verlassen kann, wenn es hart auf hart kommt.“ „Klar kannst du das, Prongs. Immer und auf jedem Fall…“ James gähnt und auch ich bin inzwischen todmüde. „Lass uns schlafen“, murmelt er. „Yeah“, meine ich und kaum habe ich mir das Kissen unter den Kopf gestopft, bin ich auch schon eingeschlafen… Am nächsten Tag haben wir beide das Schlimmste überstanden, nur meine Bewegungen sind noch etwas steif, als wir gegen Mittag aufwachen und in die Küche hinunter gehen. „Nun, ausgeschlafen?“ fragt Mr Potter, der dort anscheinend auf uns gewartet hat. „Yeah, Dad“, murmelt James noch etwas verpennt und ich nicke. Wir setzen uns an den Tisch, wo noch unser Frühstück auf uns wartet. „Wo ist Mum?“ fragt James und reibt sich die Augen. „Hat bei ihrer Freundin übernachtet. Die Gute ist ein wenig krank und Mum kümmert sich etwas um sie. Ich hab ihr gesagt, sie soll bleiben. Wir werden hier schon alleine fertig.“ James seufzt. „Na, du weist doch wohl am besten wie Mum ist. Sie ist am glücklichsten, wenn sie sich um jemanden kümmern kann… Ich hab nur immer ein bisschen Angst, dass sie sich übernimmt…“ Ich werfe einen fragenden Blick von einem Potter zum anderen. „Weist du mein Junge, meine Frau ist nicht ganz gesund, sie war es noch nie. Darum haben wir ja auch nur einen Sohn. Sie will sich immer um alles kümmern und manchmal, ist es einfach zu viel für sie. Aber sie will sich das nicht anmerken lassen und macht trotzdem weiter. Ich mache mir oft große Sorgen um sie.“ „Sie ist krank?“ platze ich heraus. „Prongs, du hast mir nie was davon gesagt!“ Der zuckt nur die Achseln. „Was hätte das gebracht, Padfoot. Sie hätte dein Mitgefühl nicht angenommen und es wäre ihr nur peinlich gewesen.“ „Aber du weist doch, wie gerne ich deine Mum habe, ich hätte ihr doch…“ „Was geschenkt? Geholfen? Oder was? Nee, Alter, geschenkt hast du ihr ohnehin immer wieder mal was und etwas anderes hätte sie nie angenommen. Wir müssen meine Mum einfach so nehmen, wie sie ist. Dad und ich haben das schon vor Jahren gelernt.“ Der alte Potter nickt ein wenig traurig bei den Worten seines Sohnes. „Was anderes Jungs, habt ihr in den Ferien noch was Besonderes vor?“ Wir schauen uns an und schütteln den Kopf. Nee, für dieses Mal haben wir genug von tollkühnen Abenteuern. „Dann hätte ich einen Vorschlag für euch“, meint Mr Potter. „Was?“ fragt James und seine Augen beginnen zu funkeln. „Nun“, ist die Antwort und ich merke, er will uns auf andere Gedanken bringen. „Das ist noch illegaler als eure Animagi, aber ich halte es für sinnvoll, dass ihr es jetzt schon lernt, obwohl ihr es offiziell erst benutzen dürft, wenn ihr volljährig seid und es euch in Hogwarts ohnehin nichts nützt.“ Wir spüren beide, dass der Alte sich diebisch freut und uns ein bisschen auf die Folter spannen möchte. „Was ist es Mr Potter?“ frage ich daher, da ich ihm den Spaß nicht verderben will, obwohl ich eine gewisse Vorstellung davon habe, was es sein könnte. „Ratet“, meint er und seine Augen funkeln wie die seines Sohnes, wenn der mal wieder einen wilden Plan ausheckt. „Hmm“, sinniert James. „Sicher ein Zauber.“ Sein Vater grinst. „Was sonst? Los weiter! Fällt dir was ein, Sirius, mein Junge?“ „Hmm“, mache ich ebenfalls und bin bereit, jetzt Mr Potter ein wenig aufzuziehen. „Was Verbotenes … Etwas, das man erst tun darf, wenn man erwachsen ist … und was, das man lernen muss … Hmm, Animagi können wir schon … den Patronus auch … wir können uns duellieren wie die Weltmeister … Hhm…“ James beginnt spitzbübisch zu grinsen. „Nee, Dad, nicht, oder? Doch nicht Apparatieren?“ Sein Vater lacht laut auf und das Funkeln in seinen Augen steht dem in den unseren um nichts nach. Er wirkt jetzt plötzlich nicht wie ein Erwachsener im mittleren Alter, sondern wie ein Lausejunge auf dem Weg in sein größtes Abenteuer. „Ja“, meint er. „Ja. Ich hätte es nicht vorgeschlagen, wenn ich nicht wüsste, was ihr leisten könnt…“ Die letzten Ferientage verbringen wir damit, die Theorie der Apparations Kunst zu lernen…  Zwischenfall bei Kettleburn Wir haben also extrem gute Laune, als wir wieder den Hogwarts Express besteigen. Und flachsen mit Remus und Peter, dass sich die Balken biegen. Unser überlautes Gelächter macht Lily auf uns aufmerksam und sie wirft einen Blick in unser Abteil. „Wem habt ihr jetzt schon wieder eins ausgewischt?“ fragt sie streng. „Keinem“, meint James knapp. „Ich sollte wohl besser nachsehen gehen, ob Snape wieder mal in einer Ecke hockt und an den Nachwirkungen eurer Angriffe leidet“, erwidert sie forsch. „Snivellus … pah … der … komm schon … na so was … Padfoot, sag was…“ James stammelt und stottert und sein Blick sagt mir, dass ich jetzt etwas wirklich Überzeugendes sagen muss. „Mensch, Lily, keiner von uns hat an den alten Snivellus auch nur gedacht. Wir hatten einfach nur tolle Ferien und haben den beiden anderen davon erzählt. Das ist alles. Du musst uns doch nicht immer irgendwelcher Hinterhältigkeiten verdächtigen, nur weil wir gut drauf sind.“ „Ich hab´s schon mal gesagt und ich sag’s jetzt wieder: Du würdest ihm jedes Alibi geben. Du bist sein Freund.“ Spricht´s und ist verschwunden. „Was sollte das?“ fragt James völlig baff in den Raum hinein. Wir zucken alle drei ahnungslos die Achseln. „Ich glaube, sie mag es einfach nicht, wenn du jemanden triezt, Prongs“, meint Remus nachdenklich. „Sie wird doch nicht was an Snape finden?“ schlägt Peter zögerlich vor. „Nee, glaube ich nicht“, beruhige ich meinen Freund. „Snivelly ist einfach nur unser bevorzugtes Opfer…“ Doch der Stachel bleibt in James sitzen… Die Zeit vergeht mit nächtlichen Übungen und Peter wird langsam - quälend langsam – besser. Wenn er einen guten Tag hat, schafft er eine Interspezies Verwandlung. Hat er keinen, kann er noch nicht mal eine Stecknadel in ein Streichholz verwandeln. Wir sind häufig genervt, weil wir wissen, wie Moony sich an jedem Vollmond schindet und wir ihm endlich Gesellschaft leisten wollen. Tatze und Krone beherrschen wir aus dem FF und schließlich kommen wir überein, Peter in Wurmschwanz zu verwandeln, damit er sich schon mal an den Rattenkörper gewöhnen kann. Er wuselt durch den Bedarfsraum und es scheint ihm zu gefallen. Aber er ist noch weit davon entfernt, die Verwandlung selbst zu schaffen… Das Wetter wird dieses Jahr bereits Ende Februar wirklich schön und es macht Spaß, Unterricht im Freien zu haben. Eines Tages latschen wir mal wieder zum alten Kettleburn hinunter zu Pflege magischer Geschöpfe. Er zeigt uns Einhörner und ich finde diese Kreaturen wirklich stark. James und Remus sind erstaunlicher Weise auch ganz bei der Sache, nur Peter zappelt wie üblich ein bisschen herum. Plötzlich geschieht es. Meine Ohren beginnen zu jucken und zu zwicken, meine Hände fahren wie von selbst an meinen Kopf und ich höre Peters gellende Schreie. „Meine Ohren! Meine Ohren! MEINE OHREN!“ Es bricht das totale Chaos aus, die Hälfte der Jungen beginnt verrückt zu spielen. Lange Pflanzententakel wachsen uns aus den Ohren und wickeln sich um unsere Köpfe und Hälse, beginnen uns zu würgen. Ich zerre und reiße an den Ranken, die meine Kehle immer fester einschnüren. Das Grünzeug wird immer wilder und die Betroffenen toben wie die Irren über den Rasen. Kettleburn braucht eine Weile, um zu reagieren. Er ist ganz aufgeregt und aus dem Häuschen und treibt uns in den Krankenflügel. Es hat sechs aus unserer Klasse erwischt. Unsere ganze Bande aus Gryffindor, Macnair und – tatsächlich Snivellus - aus Slytherin. Madame Pomfrey tut, was sie kann. Aber wer auch immer für dieses Grünzeug verantwortlich ist, hat ganze Arbeit geleistet. Sie kann die Pflanzen nur betäuben, aber aus unseren Ohren bringt sie sie nicht so schnell heraus. Shit! Das war schon wieder mal ein Anschlag von Snivellus! Wir haben es zu Lebzeiten nie erfahren. Wirklich genial von ihm, sich das Unkraut auch selbst anzuhängen, denn ich muss erkennen, dass es kein Versehen war, dass er auch davon befallen wurde. Ich habe seine besonderen Fähigkeiten wohl immer unterschätzt. Vielleicht habe ich den ganzen Menschen falsch eingeschätzt… Vielleicht wäre manches anders gekommen, wenn wir ihn zu unserem Freund gemacht hätten… Für ihn, wie für uns… Wir hängen solange in der Krankenstation fest, dass wir vor Langweile beinahe eingehen. Was liegt näher, als Snivellus zu verspotten, der ärgert sich immer so schön. Doch den Gefallen tut er uns dieses Mal nicht. Er reagiert einfach nicht auf unsere Anspielungen. Nur einmal sieht er etwas beleidigt aus, als wir uns über die Ranken amüsieren. Wir dürfen keinen Besuch bekommen, bis Madame Pomfrey sicher ist, dass das Grünzeug nicht ansteckend ist. Kaum ist es so weit, hat Snivelly auch schon einen Besucher. Morchie. Moony hat ganz Recht, es wäre Perlen vor die Trolle geworfen, wenn Snivellus nicht bemerkt, wieviel er Morchie bedeutet. Aber auch wenn er sonst alles anderes als dumm ist, habe ich jedoch Schwierigkeiten, ihm echte Freundschaft zuzutrauen. Von ihm kommen immer nur negative Gefühle. Darum fällt mir jetzt auch nichts Besseres ein, als ihn wieder zu verspotten. Mich interessiert, wie er reagiert. Er hat mit Morchie geflüstert, als ich herausplatze: „Nanu, Snivellus, Besuch?“ Er wirft wieder mal seine berühmten Dolchblicke, also muss ihm doch was an Morchie liegen. Auch James kann es nicht lassen und meint: „Das Grünzeug bewirkt eine echte Verbesserung bei deinem Aussehen. Man sieht deine fettigen Haare nicht mehr so gut.“ „Yeah. Sogar sein krummer Zinken wirkt kleiner“, piepst Peter. Wir wollen uns regelrecht ausschütten vor Lachen, aber zwischen Moonys Augen erscheint schon wieder diese steile Falte. Dem geht es mal wieder echt mies. Gestern war Vollmond und so sagt er erst mal nichts. Snivellus ist nicht gerade auf den Mund gefallen und macht mal wieder ein paar beißende Bemerkungen über James, was mich natürlich sofort dazu bringt, zurück zu fauchen. „Lasst es“, murmelt Remus schließlich, „das bringt nichts.“ Und weil es ihm so schlecht geht und er kaum sprechen kann, hören wir auf und spielen lieber eine Runde Karten. Ich habe nie gewusst, was damals in jener letzten Nacht im Krankenflügel geschehen ist. Ich habe nur am nächsten Morgen den Glibber nach einem feuchten Traum in meiner Hose gefunden und mir nichts weiter dabei gedacht. Ich wusste auch nie, dass Severus – und so will ich ihn ab jetzt in meiner Reflektion nennen – etwas anderes als Hass und Abneigung für mich empfand. Er muss sein ganzes Leben in einer derartig alles umfassenden Einsamkeit verbracht haben, dass es mich eigentlich nicht wundern darf, dass er von mir – seinem erklärten Gegner – geträumt hat, wie von einem heimlichen Geliebten… Hätte ich damals schon davon gewusst, wäre mir dieses Wissen wohl äußerst unangenehm und peinlich gewesen. Aber jetzt meine ich, dass es immer noch besser war, als diese endlose Leere, unter der er fast immer gelitten haben muss… Nun, ich weis es nicht … Selbst jetzt noch nicht … Wir hätten damals vielleicht unseren Frieden mit ihm machen sollten, aber wir daran hatten kein Interesse. Er war ein zu gutes Opfer, zu leicht erreichbar, zu anders … Obwohl ich im Nachhinein sagen muss, dass wir einen genialen Trankbrauer wie ihn in unserer Bande gut hätten brauchen können. Ich hätte mir damit auch einige schnippische Bemerkungen erspart, die - unter anderen Dingen - meinen Tod herbeigeführt haben. Und Severus hätte sich auch einige sehr dunkle, üble Jahre ersparen können… Vertan, leider vertan… Nun, schließlich können wir den Krankenflügel wieder verlassen und wir holen die verlorene Zeit rasch wieder auf.  Gespräche Das Jahr schreitet rasch voran und ehe wir es uns versehen, naht schon wieder Ostern. Bevor wir zu James fahren, wollen wir noch mal nach Hogsmeade. Doch zuvor findet noch folgendes Gespräch statt: James sitzt eines Abends recht verdrießlich am Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum. Peter hat sich unter dem Vorwand, er sei müde, bereits nach oben verzogen. In Wahrheit will er mal eine Pause in unseren endlosen Übungen einlegen. Na ja, wenn er meint… Aber nicht Peter ist der Grund für die miese Laune von James. Es ist mal wieder Lily in Verbindung mit Snivelly. „Dauernd hält sie mir vor, dass ich dem armen Severus was angetan haben soll“, beklagt er sich bei uns. „Wenn ich ihm was antue, hat er es auch verdient. Was findet sie denn blos an dem Kerl? Er ist doch einfach widerlich, so schmierig und ungepflegt…“ „Ich glaube nicht, dass sie überhaupt was an ihm findet“, meint Remus. „Sie mag es nur nicht, wenn du jemanden schlecht behandelst und Severus ist nun mal dein bevorzugtes Opfer. Warum eigentlich?“ Er wirft einen fragenden Blick auf uns beide. „Wir mögen ihn einfach nicht“, antworte ich, „er ist irgendwie eine lebende Beleidigung…“ „Yeah“, fügt James an. „Er stellt all das dar, was ich verabscheue. Er ist ein schwarzer Magier – ihr braucht euch nur seine Flüche anschauen, er kannte schon im ersten Jahr mehr schwarze Zauber, als die meisten von uns im siebten – dann diese schäbige, schmierige Erscheinung – sogar die Slytherin rätseln, ob er überhaupt mal unter die Dusche geht – er hat nichts an sich, was irgendwie sympathisch ist.“ „Nun, ich glaube nicht, dass viel davon wirklich seine Schuld ist“, meint Remus. „Er stammt halt aus miesen Verhältnissen…“ „Das tut Sirius doch auch!“ erwidert James empört. „Aber er benimmt sich trotzdem nicht so – so unmöglich!“ „Danke“, murmle ich. „Aber du darfst nicht vergessen, dass ich euch zu Freunden habe und nichts von meiner Familie halte. Snivelly hat keinen, außer Morchie und dem sein Elternhaus ist um keinen Deut besser als das meine.“ „Sag blos, er tut dir leid?“ meint James und klingt regelrecht entrüstet. „Nee. Jeder ist das, was er aus sich macht. Er hatte die Wahl, genau wie ich, und er muss sie wohl auch irgendwann getroffen haben. Nee. Leid tut er mir nicht. Aber wir sollten trotzdem gerecht bleiben.“ „Gerecht? Der Scheißkerl soll blos seine schmierigen Finger von Lily lassen und seine Augen auch, was das betrifft…“ platzt Prongs heraus. „Warum sagst du ihm dann das nicht einfach?“ meint Remus, um die Sache zu beenden. „Er hat doch nie auch nur ein Wort mit Lily gewechselt.“ „Ich will einfach nicht, dass sie sich für ihn einsetzt. Er ist es einfach nicht wert, dass sie ihm auch nur die geringste Beachtung schenkt. Aber danke für deinen Rat, ich werd ihm sagen, was Sache ist… Nun, Jungs, ich geh pennen. Wir wollen morgen noch ein bisschen trainieren, bevor es nach Hogsmeade geht.“ Er nickt uns zu und steigt die Treppe zum Schlafsaal hinauf. Ich werfe Remus einen skeptischen Blick zu. „Ich stehe hinter ihm. Du?“ „Klar. Er ist mein Freund. Aber er ist so eifersüchtig, dass es fast schon weh tut.“ „Yeah. Aber wie heißt es so schön ‚Liebe macht blöd’.“ Remus prustet los. „Yeah. Da könntest du Recht haben. Was anderes. Ich möchte gerne auch dieses Mal wieder in den Osterferien nach Godrics Hollow kommen. Doch in der zweiten Woche ist Vollmond. Wie siehst du die Sache?“ „Nun da sind zwei Punkte. Die Potters haben einen soliden Keller und James und ich beherrschen die Animagi. Nur wir beide, Peter ist noch nicht so weit, doch das spielt in Godrics Hollow keine Rolle. Peter ist ohnehin nie dabei.“ Remus glotzt mich sprachlos an. „Ihr seid … ihr könnt … Animagi!“ stammelt er. „Yeah. Es klappt seit den Weihnachtsferien, aber wir haben es wegen Peter noch nicht gemacht. Der fühlt sich schon mies genug, auch ohne, dass wir uns vor ihm aufspielen.“ „Du meinst, wir könnten beim Ostervollmond durch Godrics Hollow streunen?“ fragt er sehnsüchtig. „Wenn wir es heimlich tun und gut aufpassen … Klar, warum nicht“, erwidere ich lässig. „Und was sagt James dazu?“ „Nun, du hast erst jetzt was davon gesagt, aber ich glaube nicht, dass Prongs groß dazu überredet werden muss. Ein Wort und er ist dabei. Du kennst ihn doch…“ Er grinst sein schiefes Grinsen und nickt. Seine Augen nehmen einen verträumten Ausdruck an. Zum ersten Mal seit ich ihn kenne, scheint er wirklich glücklich zu sein. Er spricht kein Wort und schaut mich einfach nur an. Über sein Gesicht ziehen unglaublich viele Gefühle. Gute Gefühle, glückliche Gefühle… Er ist schon so lange mein Freund, aber ich habe nie gemerkt, wie einsam er trotzdem ist. Er muss sich in den Vollmondnächten wirklich schrecklich fühlen, wenn er jetzt wegen dieser einfachen Aussage, dass wir die Animagi schaffen, so glücklich sein kann. „Remus“, wispere ich und lege ihm die Hand auf die Schulter. „Alles klar?“ „Yeah … yeah, sicher … es geht mir besser als seit zehn Jahren … zum ersten Mal seit dieser verdammten Nacht habe ich wirklich wieder Hoffnung…“ Sein Blick reicht in die Unendlichkeit. „… Hoffnung…“ murmelt er nochmal. „Ey, Moony, du hattest doch nicht wieder diese komischen Ideen, oder?“ frage ich nach. Sein Blick kehrt wieder ins hier und jetzt zurück und er schaut mich scharf an. „Aber nicht bei James petzen, ja?“ „Sicher nicht. Was ist los?“ „Die Vollmondnächte sind in letzter Zeit immer schlimmer geworden. Nicht die Sache mit den Mädchen. Nein, das nicht, da hat dein Rat geholfen… Aber die Einsamkeit wird immer schlimmer. Die Leere, der Drang zu rennen und zu laufen, unter dem strahlenden Vollmond dahin zu eilen. Die Heulende Hütte wird mir immer enger und ich wüte immer schlimmer, wenn ich dort eingesperrt bin. Du hast damals die Narben gesehen. Inzwischen sind es doppelt so viele. Ich reiße, kratze und beiße mich wie ein Irrer, wenn ich ein Werwolf bin. Und dann kommen dir halt seltsame Gedanken, wenn du dich am nächsten Tag wieder zusammenflickst. Manchmal bekommst du zuviel und manchmal hast du einfach genug… Genug von diesen endlosen Nächten, von der Einsamkeit und den Schmerzen. Genug von deinem ganzen Leben…“ „Remus, nein … bitte … du bist unser Freund und wir brauchen dich, wir brauchen deine Freundschaft, deinen Verstand, deine Besonnenheit. Bitte … hör auf damit … wir sind für dich da … wir helfen dir, wo wir nur können…“ „…und dafür bin ich euch so unendlich dankbar. Der Gedanke an euch ist oft das Einzige, was mich weiter machen lässt…“ „Mensch, Remus, was muss ich denn noch tun, damit es dir besser geht. Sag´s mir, dann mach ich es. Echt…!“ „Du hast schon so viel getan und auch James. Du bist fast schon erwachsen, so wie du denkst und sprichst, aber James ist manchmal so ein richtiger Lausebengel und ich fürchte, er würde vieles nicht verstehen. Du hast mal gesagt, er würde dich nur anschauen und einfach nicht verstehen. Ich fürchte, mir würde es genau so gehen, wenn ich versuche ihm meine Gedanken zu erklären.“ „Yeah. James ist nicht der nachdenkliche Typ, aber er ist auch nicht dumm. Er versteht schon, wenn man es ihm richtig erklärt. Inzwischen denke ich etwas anders über ihn. Er wird langsam auch zu einem Jugendlichen. Du musst doch nur schauen, wie eifersüchtig er beim Thema Lily reagiert.“ „Auch richtig. Yeah. Er wird erwachsen.“ Plötzlich muss ich in mich hinein lachen. „Was ist?“ fragt Remus. „Was geht dir so Komisches durch den Kopf?“ „Animagi“, antworte ich. „Als wir mit unseren Übungen angefangen hatten, haben wir uns gegenseitig in unsere Animagi Gestalten verwandelt. James wurde zu einem Hirschkalb. Echt niedlich. Aber als er die Rückverwandlung zum ersten Mal völlig alleine geschafft hatte, trug er ein Geweih. Es blieb nämlich übrig, als er wieder zum Menschen wurde. Yeah, man könnte sagen, auch er wird langsam erwachsen…“ „Ihm ist das Geweih geblieben?“ fragt Remus und muss auch grinsen. „Yeah, und bei mir blieb die Hunderute übrig…“ Remus wirft mir einen erschrockenen Blick zu, doch dann beginnt er zu kichern. „Da ihr beide wieder normal ausseht, habt ihr das Problem wohl gelöst, oder?“ „Yeah, war kein Drama, aber zuerst bin ich ganz schön erschrocken und James hat sich krumm gelacht.“ „Und?“ „Na ja, dann hab ich mich über sein Geweih kaputt gelacht…“ „Aber jetzt klappt die Verwandlung in beide Richtungen, oder?“ „Yeah. Im Halbschlaf…“ „Apropos Schlaf, wie wär´s? Gehen wir hoch?“ „Yeah!“ gähne ich und wir steigen die Wendeltreppe hinauf.  James klärt die Fronten Ostern kommt und damit auch das Wochenende in Hogsmeade. James mault immer noch rum und ist fest entschlossen, Snape zur Rede zu stellen. Es ist mein vierzehnter Geburtstag und ich komme mir nach meinem langen Gespräch mit Moony richtig erwachsen vor. „Wo meint ihr, dass wir Snivellus finden werden?“ grummelt James. „Wir müssen nur suchen. So groß ist das Dorf nicht“, erwidert Remus. „Dann erst mal zu Zonkos“, quiekt Peter. Ich schüttle sinnend den Kopf, Snivelly habe ich noch nie in Zonkos gesehen, aber wenn Peter meint… James braucht ohnehin neue Ware von dort, vielleicht wird dann seine Laune wieder besser. Das wird sie. Mein Kumpel tobt sich wieder mal so richtig aus und kauft alles was ihm geeignet erscheint. „Keine Spur von Snivellus“, brummt er. „Na dann, weiter in den Honigtopf“, meine ich. Die anderen nicken. Ich bin nicht scharf darauf, dass James hier in Hogs-meade öffentlich einen Streit mit Snivelly anfängt, aber ich kann ihn nicht daran hindern, wenn er es wirklich will. Im Honigtopf geht es zwar zu, wie beim jährlichen Besenausverkauf, aber wieder ist kein einziges fettiges Haar von Snivellus zu sehen. „Gehen wir in die Drei Besen“, schlägt Remus vor. Auch er hat mit Sicherheit null Bock auf Stress, aber er kennt James genau so gut wie ich und er weis, dass ihm nur die Möglichkeit bleibt, schlichtend einzugreifen, sollte die Sache zu sehr ausufern. Und tatsächlich: Kaum betreten wir das Pub, sehen wir auch schon, wie Snivelly sich in einem Eck mit Morchie unterhält. Sie scheinen ein recht ernstes Gespräch zu führen, denn beide schrecken überrascht auf, als James auf sie zugeht und uns die freien Stühle am Tisch besetzen lässt. Wir drängen das Duo regelrecht an die Wand. „Auf ein Wort“, grollt er Snivellus an. „Was willst du, Potter?“ faucht der zurück. Wir haben in letzter Zeit nicht viel von ihm gesehen, keine Ahnung, wo er gesteckt hat. Das war wohl auch der Grund für Lilys verbale Angriffe auf James. „Du starrst Lily dauernd an. Das mag ich nicht. Die ist mein Mädel. Lass deine schmierigen Finger von ihr“, platzt James abgehackt heraus. „Weis sie das auch?“ schnappt Snivellus hämisch. „Dass sie dein Mädel ist?“ „Das ist meine Sache. Halt dich da raus. Das bringe ich schon auf die Reihe. Ich mach ihr das schon noch klar.“ Snivellys Augen blitzen eigenartig und er erwidert, erstaunlich ruhig: „Ich halte Lily nicht für einen Menschen, der sich von dir was sagen lässt.“ James ist wie vom Donner gerührt und bringt kein Wort heraus. Ich muss einspringen, sonst läuft die Sache aus dem Ruder. „Hör dir das an, James, wie der von Lily spricht. Du machst dir doch keine Hoffnungen auf eine solche Perle, was Snivelly?“ gehe ich auf ihn los. Er wird knallrot und seine Augen nehmen einen eigenartigen Ausdruck an. Er scheint sich für ein paar Sekunden ganz in seine Gedanken zu verlieren, dann spielt plötzlich ein seltsames Lächeln um seine Lippen. James bemerkt natürlich diesen sonderbaren Gesichtsausdruck. „Dann stimmt es also“, bricht es aus ihm heraus. „Lass du deine dreckigen Finger von Lily oder ich mach dir das Leben zur Hölle.“ Snape wirft ihm einen festen Blick zu und sagt nichts mehr. Er hat so eine Art drauf, den Sieger zu spielen, obwohl er eigentlich der Unterlegene ist. Eine Haltung, die man nur bewundern kann. James nickt, als wäre nun alles geregelt, versichert sich mit einigen schnellen Blicken unserer Zustimmung, dann nickt er nochmals. Wir stehen auf und verlassen den Pub. Nur Peter bleibt zurück. Ich kann hören, dass er leise noch etwas zu Snape sagt, kann die Worte aber nicht verstehen. Nur zu genau höre ich jedoch Snivellys Antwort: „Du kleine, miese Ratte, da fürchte ich mich aber. Sieh mal, ich zittere schon vor Angst…“ Peter kommt uns nach und man sieht ihm deutlich an, dass er stinksauer ist. Da will er schon mal mutig sein und sein Gegenüber vermasselt ihm dann den tollen Auftritt. Na ja, es wäre ja nicht so, dass Peter dem alten Snivellus noch nie was vermasselt hätte… Es ist nicht so, dass ich plötzlich Zuneigung zu Snivellus gefasst hätte, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich vor mir selbst zugeben, dass er in meinen Augen gewaltig an Format gewonnen hat, seit er mit Morchie abhängt. Irgendwie juckt es mich in den Fingern, diesen seltsamen Respekt, den ich plötzlich für ihn empfinde durch eine kleine Gemeinheit zu zerstören. Aber mir fällt auf die Schnelle nichts Geeignetes ein. Nun, was soll´s, kommt Zeit kommt Rat…  Befremdliche Mitteilung Wie schon besprochen, kommt Remus dieses Mal sofort mit nach Godrics Hollow. James hat ein paar Mal die alte Schuhu zu seinen Eltern geschickt und sie so lange genervt, bis sie eine Lösung gefunden haben, wo Remus bei Vollmond bleiben kann. Nach langem hin und her hat sein Vater zugestimmt, den Keller zu verwenden und Remus war damit natürlich einverstanden. Wir sitzen im Zug und müssen uns zusammenreißen, keine Bemerkung vor Peter fallen zu lassen. Er ist einfach noch nicht so weit und wir wollen nicht, dass er sich noch mieser fühlt, als er es ohnehin schon tut. Wir blödeln rum und quatschen Unsinn, um Peter zum Lachen zu bringen und ihn abzulenken. Lily sitzt wieder mal dabei und wirft skeptische Blicke auf mich und James, aber im Grunde genommen hat sie dieses Mal nichts gegen unser Benehmen einzuwenden. Ihre Mundwinkel fangen mit der Zeit an zu zucken und schließlich lacht sie genau so laut wie wir anderen auch. James und ich können einfach zu albern werden, wenn wir es darauf anlegen. Die Zeit vergeht wie im Flug und uns kommt es dieses Mal sehr schnell vor, bis wir in Kings Cross ankommen. Wieder einmal werden wir nur von Mr Potter abgeholt. James Mutter ist auf Erholung zu ihrer Cousine nach Italien gefahren und er muss mit uns Jungs alleine zu recht kommen. „Aber, Sir, wir wären doch in Hogwarts geblieben, wenn sie uns das gesagt hätten“, platzt Remus heraus. „Yeah, Dad, warum hast du uns nichts davon geschrieben?“ meint James gleichzeitig. „Wir helfen ihnen natürlich, Mr Potter“, füge ich hinzu. „Immer langsam mit den jungen Hippogreifen, Jungs“, erwidert der. „Zum einen kam die Reise meiner Frau recht plötzlich. Ihr seid schon im Zug gesessen, als sie sich dazu entschlossen hat. Des Weiteren ist es so, dass ich euch trotzdem in Godrics Hollow haben wollte. Ich höre im Ministerium Dinge, die euch die Haare zu Berge stehen lassen würden… Reden wir zu Hause weiter. Hier ist es mir zu unsicher…“ Mr Potter hat uns ins Wohnzimmer geholt und fängt an zu erklären. Wir sitzen aufmerksam bei ihm und sind völlig baff über seine Worte. „Also Jungs, ich weis nicht, wie sehr die Gerüchteküche in Hogwarts bereits kocht, aber ich habe noch nicht viel von Dumbledore darüber gehört. Also denke ich, dass ihr nur wenig wisst… Ihr erinnert euch an meine Geschichte über den schwarzen Magier Grindelwald?“ Wir nicken zustimmend. „Nun, es sieht so aus, als gäbe es einen neuen, wirklich üblen Erzbösewicht am Spielfeld. Wir kennen seinen Namen noch nicht, aber unsere Informanten sprechen von einem schwarzen Magier, der sich selbst ‚Dunkler Lord’ nennt. Der Mann scheint noch viel gefährlicher zu sein, als damals Grindelwald. Wie gesagt, unsere Informationen sind nicht allzu genau, aber was wir wissen, klingt sehr gefährlich… Ich kenne euch drei nur zu genau: Eure Abenteuerlust, euren Hang die Regeln – nun – etwas zu verbiegen. Ihr seid mutig und kühn, lasst euch fast nichts verbieten und seid hochintelligent, manchmal geradezu genial.“ „Nicht, Dad, das ist peinlich, wenn du uns so lobst…“ unterbricht ihn James. „Das sollte jetzt kein Lob sein. Es ist nun Mal einfach eure Art… Nun, wie auch immer, ich kenne euch und ich weis, wenn es hart auf hart kommt, werdet ihr kämpfen wollen. Ich möchte daher, dass ihr so gut wie nur möglich ausgebildet seid. Alleine euer regulärer Unterricht ist mir im Augenblick zu wenig. Ich will tun, was ich kann, damit ihr bereit seid, sollte es zum Schlimmsten kommen.“ „Das klingt echt nicht gut, Sir“, murmelt Remus. „Ich weis es nicht“, erwidert Mr Potter. „Das ist es ja, ich weis es einfach nicht…“ „Und was hast du dir für die Osterferien vorgestellt Dad?“ wirft James ein. „Nun, ich will euch, so gut ich nur kann, die Verteidigung gegen die unverzeihlichen Flüche beibringen. Tut mir leid, Jungs, das Apparieren muss erst mal warten. Das ist wichtiger…“ „Apparieren?“ fragt Remus überrascht nach. „Yeah“, meine ich. „James Dad hat uns letzte Ferien die Theorie beigebracht und wir wollten eigentlich jetzt damit weiter machen.“ James nickt mit leuchtenden Augen. „Nun“, reißt uns Mr Potter aus unserer Diskussion. „Ich halte das andere momentan für viel wichtiger und beides wird kaum gehen. Es strengt euch zu sehr an, aber wenn ihr meint…“ „Fangen wir erst mal an, Dad, dann sehen wir schon, wieviel wir leisten können“, erwidert James entschlossen. „Ich denke, wenn du zu solchen Mitteln greifst, dann ist es dir mehr als nur wichtig.“ „Ist es mein Sohn. Die Lage ist so unsicher, dass ich alles tun will, was nur möglich ist.“ Er wirkt so ernst und regelrecht bedrückt, dass wir ihn nur anstarren können. Nach einigem Schweigen, schüttelt er den Kopf, wie um sich von seinen Gedanken zu befreien. „Nun zu Remus“, meint er schließlich. „Ich war mir bei dieser Sache nicht sicher. Einerseits, wollte ich euch wirklich alle drei hier haben. Andererseits, nun du bist ein Werwolf… Glaubst du, dass ein einfaches Schloss dich im Keller halten wird?“ Remus wiegt sinnend den Kopf. „Yeah. Normaler Weise schon. Aber vielleicht legen sie noch einen zusätzlichen Schutzbann auf den Raum. Als Werwolf kann ich keine Magie ausüben. Das dürfte sicherer sein.“ Mr Potter stimmt nachdenklich zu. „Ja, das kann ich tun. Wie lange brauchst du, um dich von deiner Verwandlung zu erholen?“ „Nur den nächsten Tag, aber sobald es hell ist, bin ich nicht mehr gefährlich. Gewöhnlich verschlafe ich den folgenden Tag und warte, bis meine Wunden verheilt sind.“ „Wunden?“ fragt Mr Potter nach. „Yeah“, murmelt Remus. „James und Sirius wissen darüber Bescheid. Ich kratze und beiße mich selbst, wenn ich als Werwolf alleine bin. Es ist ziemlich fies, aber die Wunden heilen schnell.“ „Sollte ich noch etwas wissen?“ Remus denkt nach. „Nein, ich glaube das ist alles. Ich habe meine Murtlap Essenz dabei und ich bin es inzwischen wirklich gewohnt, mit dem Werwolf umzugehen…“ „Nun gut, mein Junge, dann ist das geklärt. Also, was ist? Seid ihr mit meinem anderen Vorschlag einverstanden?“ Wir nicken und sind eigentlich begeistert. Verteidigung gegen die übelsten Flüche zu lernen, die es gibt, das hat schon was…  Drastisches Training Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kommt Mr Potter mit zu uns ins Zimmer hinauf. Wir haben sowas schon erwartet und sind zu allem bereit. „Nun“, setzt er an. „Eigentlich bin ich kein so toller Lehrer, aber ich werde versuchen, euch alles genau zu erklären. Die Tarnung in diesem Raum ermöglicht es mir, euch die unverzeihlichen Flüche vorzuführen, ohne dass es jemand erfährt, der besser nichts davon wissen sollte. Da ich ein Auror war, kenne und beherrsche ich diese Flüche natürlich, auch wenn mich das nicht von dem Verbot entbindet. Sie sind grausam, gemein und hinterhältig. Darum bezeichnet man sie ja auch als unverzeihliche Flüche… Ich war heute Nacht im Keller und habe ein paar Ratten gefangen, damit ich euch ihre Wirkung vorführen kann, aber ich muss euch eindringlich bitten, nur untereinander darüber zu reden, was hier in diesem Zimmer geschehen wird…“ „Klar, Dad!“ bestätigt James. „Versprochen, Sir“, sagt Remus. „Sicher, Mr Potter“, füge ich an. „Gut, dann fangen wir an. Der erste Fluch ist der Imperius. Beherrscht man den, kann man andere Lebewesen dazu bringen, alles zu tun, was auch immer man von ihnen will. Sie haben keinerlei freien Willen mehr und sind sich ihrer selbst kaum mehr bewusst. Es ist möglich, ihn abzuschütteln, wenn man einen sehr starken Willen hat. Der zweite Fluch ist der Cruciatus. Er erzeugt im Opfer die schrecklichsten Schmerzen, die man sich nur vorstellen kann. Man kann ihn nicht abwerfen, aber man kann ihn mildern…“ „Wie?“ platze ich heraus und in meinen Augen muss eine derartige Panik stehen, dass Mr Potter aufhorcht. „Sirius, was ist? Macht dir mein Vortrag Angst?“ fragt er überrascht. „Nein – nein, das ist es nicht – nur…“ „Sag´s ihm“, murmelt Remus und legt mir die Hand besänftigend auf die Schulter. „Was anderes hat jetzt keinen Sinn mehr.“ „Was?“ James Augen huschen neugierig zwischen uns hin und her. „Der Cruciatus...“ murmle ich. „Ich kenne seine Wirkung. Ich habe sie am eigenen Leib erfahren. Darum will ich ganz dringend wissen, wie man damit fertig werden kann…“ „Du hast nie etwas davon gesagt“, meint James und klingt fast ein wenig beleidigt. „Nur Moony weis davon und das auch nur, weil ich mich verplappert habe… Prongs, das hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertrauen würde oder so. Ich wollte eigentlich keinem was davon sagen.“ „Aber warum nicht, mein Junge?“ fragt Mr Potter. „Du weist, was darauf steht, oder?“ „Das ist ja der Grund. Ich weis es ganz genau. Darum wollte ich ja auch nicht, dass jemand davon weis… Es war meine Mutter, meine eigene, verrückte Mutter, die ihn gegen mich eingesetzt hat und ich kann sie doch nicht einfach so nach Askaban schicken, oder?“ Ich bin ziemlich verzweifelt. Hoffentlich versteht Mr Potter meine Gründe und auch James… „Deine Mutter?“ keucht James. „Wann denn? Du warst doch schon ewig nicht mehr zu Hause.“ „In den Sommerferien, nach unserem ersten Jahr, bevor ihr mich damals aus Grimmauld Platz befreit habt.“ „Und du weist seitdem davon, Moony?“ will James wissen. „Yeah. Aber Sirius hat mich eindringlich gebeten, dass ich darüber schweige. Versteh doch, Prongs, du hättest dich verpflichtet gefühlt, mit deinem Dad darüber zu sprechen. Und Padfoot wollte nicht, dass es Ärger gibt. Mrs Black mag wahnsinnig oder sonst was sein, aber sie ist immer noch seine Mutter…“ „Danke, Moony“, murmele ich. Mr Potter und sein Sohn nicken. „Gut, das kann ich akzeptieren“, meint Mr Potter. „Schön finde ich es nicht, aber ich kann es akzeptieren. Mach dir keine Sorgen, mein Junge, ich werde nichts unternehmen, aber sollte noch mal sowas geschehen, dann sag es mir, um Himmels willen. Man darf keinen mit sowas durchkommen lassen. Einverstanden?“ Ich weis nicht, was ich sagen soll. Ja? Nein? „Padfoot“, murmelt Remus. „Denk an deinen Boggart … Willst du ewig darunter leiden?“ Ich werfe ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Hast Recht, Moony“, seufze ich. „Gut, Mr Potter, ich werde es ihnen sagen, sollte meine Mutter nochmal so ausflippen.“ „Gut, dann ist das geklärt. Nun, weiter mit meinem Unterricht. Ich werde euch später beibringen, wie man sich richtig wehrt. Jetzt aber zum letzten Fluch. Das ist der Averda Kedavra und der ist tödlich. Sofort, unmittelbar, unabänderlich. Nichts und niemand kann das ändern und es gibt auch keine Gegenwehr. Man kann nur versuchen, ihm auszuweichen, mehr nicht…“ Alle drei keuchen wir entsetzt. Keiner von uns hatte das gewusst, es scheint nicht allgemein bekannt zu sein. „Nun weiter“, unterbricht Mr Potter unser fassungsloses Schweigen. „Ich werde euch jetzt die drei Flüche an den Ratten vorführen - Passt genau auf.“ Er holt eine Ratte aus der Tasche seiner Robe und setzt sie auf den Tisch. Sie versucht, zu entkommen, aber ein Bann scheint sie daran zu hindern. „Imperio!“ flüstert er und deutet mit seinem Stab auf das Tier. Es wird plötzlich ganz ruhig und versucht nicht mehr davon zu laufen. Mr Potter schwingt erneut seinen Stab und die Ratte beginnt kuriose Kunststückchen zu machen. Sie läuft aufrecht auf den Hinterbeinen, dann macht sie einen Handstand auf den Vorderbeinen, schließlich führt sie eine Art kunstvollen Tanz auf. „Ihr seht also, was der Imperius bewirkt. Es ist offensichtlich, dass die Ratte diese Dinge nie aus eigenem Antrieb tun könnte. Allein der Fluch zwingt sie dazu. Ich werde euch später zeigen, wie man sich dagegen wehrt. Vielleicht können diese Übungen Remus sogar dabei helfen, seinen Werwolf besser zu kontrollieren, möglich wäre es. Nun der zweite Fluch…“ Er packt die behexte Ratte weg und zieht eine andere aus der Tasche. Auch sie ist offensichtlich gebannt. „Erschreckt jetzt nicht“, meint er. „Er ist unglaublich gemein und es ist furchtbar, ihn auch nur mit anzusehen - Crucio!“ Die Ratte beginnt augenblicklich sich zu winden, zu kreischen und zu toben. Er hat Recht, es ist wirklich noch um Einiges schlimmer, den Fluch als unbeteiligter Beobachter zu sehen, als ihn selbst zu erleiden. „Hör auf, Dad, hör bitte auf“, ächzt James. Mr Potter hebt den Fluch auf und die Ratte bleibt keuchend auf der Tischplatte liegen. „Ich musste es euch zeigen, sonst könnt ihr es einfach nicht begreifen. Nicht einmal Sirius, der diesen Fluch bereits am eigenen Leib erlebt hat. Jetzt aber weiter, mit dem letzten der Drei Unverzeihlichen.“ Wieder tauscht er die Ratten aus. „Averda Kadevra!“ sagt er ohne jegliches Vorwort. Ein grüner Lichtblitz schießt aus seinem Stab und die Ratte fällt um und regt sich nicht mehr. Sie ist tot, einfach so. Nun werfen wir uns wirklich entsetzte Blicke zu. „Einfach … einfach … so“ stammelt James. „Dad, das ist … das ist …“ „Ja Jungs, genau das. Keine Gegenwehr, nur die Flucht. In diesem Fall ist Vorsicht wirklich der bessere Teil der Tapferkeit. Hört ihr, wie ein schwarzer Magier diese Worte formt, duckt euch und dann nichts wie weg. Versucht, euren Gegner zum Verstummen zu bringen, ihn zu lähmen oder sonst was. Aber zuerst ducken und dann nichts wie in Deckung! Der Protego hilft in diesem Fall überhaupt nichts – er ist zu schwach - Verstanden?“ Wir nicken mit glasigen Augen. Das war einfach fürchterlich. Ein grüner Lichtblitz und dann nichts mehr. Keine Verletzungen, keine wilden Zuckungen, kein spritzendes Blut … Nur die tote Ratte am Tisch, völlig heil und unverletzt… „Habt ihr für heute genug gesehen oder sollen wir weiter machen?“ Wir schlucken alle drei schwer, aber nach dem, was wir gerade gesehen haben… „Weiter!“ murmeln wir gleichzeitig. „Nun gut. Ich habe mir überlegt, euch nacheinander mit dem Imperius zu belegen und ihr tut was ihr könnt, um ihn abzuschütteln. Ihr braucht eure gesamte geistige Kraft, um diesem Fluch zu widerstehen. Wer möchte anfangen?“ Nun. das ist ein kleines Problem… Sicher möchten wir lernen, wie wir uns wehren können, aber uns diesem Fluch stellen? Nun ja, scharf sind wir nicht gerade darauf… „Machen sie es, Sir!“ murmelt Remus schicksalsergeben und nimmt uns damit die schwere Entscheidung ab. Mr Potter nickt. „Gut, mein Junge. Imperio!“ Moonys Augen werden leer, seine Gesichtszüge erschlaffen, seine Arme hängen locker an seinen Seiten herunter. „Mach einen Handstand“, befiehlt Mr Potter. Remus steht wie eine Marionette auf und folgt dem Befehl. Einfach so. Doch plötzlich beginnen seine Muskeln zu zittern und er kracht lautstark auf den Boden. „Gut, sehr gut Remus, du hast gegen meinen Befehl angekämpft!“ ruft Mr Potter. „Kleine Pause, dann versuchen wir es nochmal.“ Moony sitzt keuchend am Boden und schwitzt wie verrückt. „Puh“, schnauft er. „Das war hart…“ „Bereit?“ fragt Mr Potter. „Yeah“, murmelt Remus und steht wieder auf. Erneut spricht Mr Potter den Fluch, aber dieses Mal wehrt sich Moony schneller. Er macht keinen Handstand, sondern bricht einfach wieder zusammen… Wir üben den ganzen Vormittag abwechselnd, dem Imperius zu widerstehen, bis wir völlig erschöpft sind. „Genug!“ meint Mr Potter schließlich. „Wir sind alle völlig fertig und ich wette, ihr könntet einen Drachen roh verschlingen. Nun, den kann ich euch nicht anbieten, aber ich habe eine Pastete unten im Ofen und ich hoffe, die ist noch nicht völlig verkohlt. Wir haben länger gearbeitet, als ich es eigentlich wollte.“ Wir grinsen ihn entkräftet an und nicken. Die Kruste der Pastete ist zwar ein wenig dunkel, aber das Ding ist durchaus noch genießbar. Natürlich ist sie ein wenig exotisch, wie alles, was Mr Potter kocht. Die Kombination von Karotten, Bananen, Käse und Schellfisch, würde ich dann doch als etwas skurril bezeichnen, aber nichts desto trotz schmeckt es uns echt Klasse. Wir stopfen das Essen nur so in uns hinein, weil wir regelrecht ausgehungert sind. „Nun“, meint James Vater. „Ich denke ihr verbringt den Nachmittag lieber im Freien und erholt euch. Wir können morgen weiter machen, nicht wahr?“ „Können wir nicht schon heute weiter üben, Dad?“ fragt James erwartungsvoll. „Seid ihr nicht zu müde?“ erwidert sein Vater. „Nee“, rufen wir alle drei wie aus einem Mund. „Nun, ihr mögt noch fit sein, aber ich bin es nicht mehr. Das waren heute Morgen eine Menge anstrengende Zauber und ich muss mich erst einmal richtig erholen, OK?“ Etwas enttäuscht stimmen wir zu. „Also dann, raus mit euch. Ich kümmere mich hier schon um alles. Jetzt, da meine Frau nicht da ist, neige ich etwas zur Junggesellen Wirtschaft. Wir werden gründlich aufräumen müssen, bevor sie wieder heimkommt…“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)