Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 2: Das erste Jahr ------------------------- Kapitel 1 Das erste Jahr James Potter S ie bringen mich mit großer Zeremonie zum Kings Cross Bahnhof auf das Gleis 9 ¾. Alle sollen sehen, dass ein Sohn aus dem Hause Black nach Hogwarts geht. So ein Blödsinn, wer sollte sich schon davon beeindrucken lassen? Mir ist das ganze Spektakel auf jeden Fall zuwider. Eine rote Dampflok wartet auf ein paar hundert Jugendliche, um sie nach Hogwarts zu bringen. Ich bin aufgeregt und fest entschlossen, das Beste aus meiner neuen Lage zu machen. Schließlich gibt es in Hogwarts vier Häuser und nicht nur das selbstherrliche Slytherin. Ich steige mit Sack und Pack in ein Abteil und mache es mir dort bequem. Es ist voll besetzt und es gibt ein großes Hallo. Nur ein ungepflegter Junge am Fenster gibt keinen Laut von sich und starrt schlecht gelaunt durch die Scheibe nach draußen. Aber er interessiert mich nicht. Der Junge mir gegenüber ist wesentlich interessanter. Schelmisch blitzende braune Augen hinter einer komischen Brille mustern mich neugierig. Himmel, der Knabe hat anstelle von Haaren etwas wie einen schwarzen Wischmop am Kopf. So was Wirres habe ich noch nie gesehen. „Oy“, sagt er neugierig. „Mein Name ist James Potter. Wer bist du?“ „Black, Sirius Black“, stelle ich mich vor. Der Bursche gefällt mir. Er scheint recht gut drauf zu sein. „Black. Ja, von deiner Familie habe ich schon gehört“, er rümpft verächtlich die Nase. „Schwarze Magier, schwärzer als schwarz.“ Er kennt mich doch noch gar nicht, warum beleidigt er mich dann? Ich werde plötzlich stinksauer. „Du weist nicht, wovon du redest, Potter“, fauche ich. Ich werde laut und funkle alle anderen im Abteil an. Der Junge am Fenster starrt mich unverwandt an, der kommt mir gerade Recht. Dem werd ich… „Was starrst du so?“ blaffe ich ihn an. „Potter und Black“, sagt er, als würde das die Sache klären und schnieft. Himmel, ist der Kerl ungepflegt. Seine Robe sieht aus, als hätte sie schon Merlin getragen und als unbrauchbar entsorgt. Seine Haare könnten dringend eine Wäsche vertragen, denn sie triefen vor Fett. Und mit der enormen Nase könnte er problemlos eine Flasche öffnen. „Und wer bist du?“ Ich will wenigstens den Namen meines Gegenübers wissen. „Severus Snape“, sagt er und schnieft erneut. „Snivellus Snape“, platze ich heraus. Ich finde diesen Spitznamen urkomisch. Schnüffelnase. Plötzlich fängt auch Potter an zu lachen und sagt: „Yeah, der Name passt. So werden wir dich in Zukunft nennen. Snivellus.“ Plötzlich scheinen wir einer Meinung zu sein und der Streit von vorhin ist vergessen. Der andere Junge wendet sich ohne ein weiteres Wort ab und starrt wieder aus dem Fenster. Ich vergesse seine Anwesenheit sofort und fange an, mich mit Potter zu unterhalten. „Weist du Potter, ich mag meine Familie nicht. Die ganze Schwarze Magie, das blöde Gefasel von reinblütig und edel, nur um die Grausamkeit und den Eigendünkel zu begründen. Nee du, das ist nichts für mich…“ „Hhm. Dann will ich dir das mal glauben. Was meinst du, in welches Haus du kommst?“ „Keine Ahnung. Ist mir auch egal, solange es nicht Slytherin ist“, erwidere ich. „Nee. Slytherin ist auch nicht mein Ding. Gryffindor wäre echt cool, was meinst du?“ „Yeah, voll cool. Sag mal, weist du was über den schmierigen Knaben am Fenster?“ „Nee, nur dass er mir unsympathisch ist und natürlich kenne ich den Namen, da gab´s mal vor ein paar Jahren nen Skandal – irgendwas mit Gift und seinem Vater – denke wenigstens, dass es um den ging. Aber was Genaues weis ich auch nicht. Egal - solange er Ruhe gibt, lass ich ihn auch in Ruhe.“ „Yeah, aber ich weis nicht, er ist echt widerlich. Ich möchte ihm nur zu gerne das Fett aus den Haaren zaubern oder ihn baden schicken…“ Wir reden miteinander, plaudern und freunden uns irgendwie an. Die Zeit vergeht wie im Flug. Es ist schon beinahe dunkel, als wir am Hogsmeade Bahnhof ankommen. Es herrscht ein gewaltiges Gedränge beim Aussteigen und James und ich schubsen uns ein bisschen durch die Gegend und fegen uns an. Wir sind nicht sauer aufeinander oder so. Es ist eine Art Machtkampf, wir wollen einfach herausfinden, wer der Stärkere ist. Nur so für die Unterlagen … Saublöde Idee. RUMS! Vor uns steht der größte Kerl, den ich je in meinem Leben gesehen habe und er knallt James und mir die Köpfe so fest zusammen, dass wir Sterne sehen. Dann wettert er in einem Dialekt los, den ich fast nicht verstehe. Soviel ist jedoch klar, wir sollen aufhören uns zu streiten und in die Boote steigen. Das verstehe ich auch ohne Worte, denn er stößt uns so vehement in die entsprechende Richtung, dass wir die Strecke zurücklegen, ohne dass unsere Füße auch nur den Rasen berühren. James kommt neben mir zum Sitzen und reibt sich stöhnend den Kopf. Wenn ihm der Schädel weniger brummt als mir, dann hat er mit Sicherheit die härtere Birne. „War ´ne blöde Idee, was Sirius?“ „Yeah. Keine Kloppereien mehr, oder?“ „Nee. Freunde?“ Er streckt mir die Hand hin. „Freunde“, sage ich und schlage ein. Hätte ich auch eingeschlagen, wenn ich gewusst hätte, wohin das alles führen wird? Ja, ich glaube schon. Nein, ich bin mir sicher. Wir hatten miteinander die beste Zeit der Welt … Freunde und mehr als nur das… Bis zum Ende und darüber hinaus… Ein großes Fest heißt uns neue Schüler willkommen. Wir müssen einen alten Zauberhut aufsetzen und er wählt uns in die einzelnen Häuser. Als ich ihn wieder abnehme, juble ich. Gryffindor! Jetzt heißt es warten, in welches Haus James kommt. Die Reihe der neuen Schüler scheint mir nahezu endlos. Endlich kommt James dran und ich drücke sämtliche Daumen und Zehen. „Gryffindor!“ ruft der Hut. Ich juble und klatsche mit dem Rest unseres Haustisches. James grinst und seine Augen funkeln. Er quetscht sich neben mich auf einen freien Stuhl. „Geschafft!“ strahlt er mich an. „Yeah, im gleichen Haus…“ „...und nicht in Slytherin!“ Anderthalb Stunden später gehen wir in unsere Himmelbetten im Gryffindor Turm. Wir sind so satt und mit bestem Essen so voll gestopft, dass wir fast zu träge sind, die drei anderen Jungen im Raum genauer zu mustern. Dennoch erregt der Eine unsere Aufmerksamkeit. Mittelgroß, hellbraune Augen, hellbraune Haare. Muss in unserem Alter sein. Er sieht sehr jung und gleichzeitig schrecklich erschöpft und verbraucht aus. Er bemerkt meinen neugierigen Blick und lächelt mich freundlich an. Ein furchtbar trauriges, schiefes und irgendwie geheimnisvolles Lächeln. Dann nickt er mir und auch James zu und zieht die Vorhänge vor sein Himmelbett. Scheint zu den schweigsamen Typen zu gehören. James ist eher ein Anführer und das war wohl auch der Grund für unsere kleine Kabbelei bei den Booten. Ich befehle auch lieber, als zu gehorchen. Hhm, „Freunde“ hat er gesagt und ich habe eingeschlagen. Freunde… Was bedeutet das? Meinen Leuten war nie jemand gut genug und so hatte ich noch nie welche. Immer nur dieses finstere, unheimliche, freudlose Haus voller schwarzer Kreaturen. Eigentlich bin ich ein recht fröhlicher Kerl. Wäre ich es nicht, hätte ich mich sicher längst umgebracht. Auch Potter scheint gut drauf zu sein, ein Typ mit dem man einen Hippogreif stehlen kann. Könnte echt Spaß machen, mit dem Knaben abzuhängen. Ich bin müde. Die Fahrt war lang und das Essen mehr als nur reichlich. Ich wälze mich auf die andere Seite und kaum habe ich mir Decke und Kissen bequem hingerichtet, bin ich auch schon eingeschlafen. Ich hatte Recht, James ist wirklich der Kumpel, den man erfinden müsste, wenn es ihn nicht gäbe. Er ist immer gut gelaunt und hat die verrücktesten Ideen, was man in Hogwarts anstellen kann. Er ist nicht besonders tiefsinnig oder nachdenklich, aber von Tiefsinnigkeiten hatte ich zu Hause genug. Jetzt will ich einfach alles genießen und meinen Spaß haben. Das Schloss ist uralt und riesig und es ist schwer, sich darin zu Recht zu finden. Es ist Wochenende und schon sehr spät am Abend. Eigentlich sollten wir alle schlafen. Aber James hat sich zu mir ans Bett gesetzt und wir tuscheln miteinander. „Was meinst du, Kumpel, sollen wir…?“ fragt er abenteuerlustig. „Es juckt mich in den Fingern. Die ganzen Gänge und Treppen, Zimmer und Räume … Yeah. Machen wir es“, erwidere ich ohne lange zu überlegen. James steht auf und ich schwinge die Beine aus dem Bett. Er steht neben mir und hält mir grinsend meinen Morgenmantel hin. Ich grinse zurück und schlüpfe in das Ding hinein. Auf leisen Sohlen schleichen wir uns an den zwei schlafenden Jungen vorbei. Es sind nur zwei, denn der seltsame Junge - er heißt Remus Lupin - ist krank. Dachte mir gleich, dass mit dem was nicht stimmen kann, obwohl er nett ist. Die Treppen hinunter schleichen wir und durch den Gemeinschaftsraum. Das Porträt der Fetten Dame bewacht den Turm, aber sie schläft in ihrem Rahmen und wir huschen an ihr vorbei. Wir stehlen uns durch die Korridore. Der Vollmond scheint durch die hohen Fenster und wirft tanzende Schatten auf die Böden. Plötzlich packt mich James an der Schulter und zieht mich hinter eine Statue. Gerade noch rechtzeitig. Einer der Geister gleitet vorbei. Sieht nach dem Fetten Mönch aus – dem Hausgeist von Huffelpuff - und der ist harmlos - aber wir haben um diese Zeit nichts in den Gängen verloren und es würde Ärger geben, wenn uns jemand erwischt. „Wo willst du eigentlich hin?“ flüstere ich James ins Ohr. Nicht, dass ich Angst hätte, aber ein Ziel sollten wir uns schon ausdenken. „Die Küche suchen.“ Die Küche. Typisch James. Der kann essen, dass es nahezu unglaublich ist. (Trotzdem ist er recht schlank, fast dünn und nicht besonders groß.) Wir huschen weiter durch die Gänge. Keiner von uns Beiden hat auch nur die leiseste Ahnung, wo sich die Küche befinden mag. Aber irgendwie ist es auch egal. Es ist einfach schrecklich aufregend, heimlich durch das Schloss zu strolchen. Da höre ich schlappende Schritte. „Pst“, zische ich und ziehe James in den Schatten einer Fensterbank. Ein Junge schleicht vorbei. Severus Snape. Was macht der denn hier? Meine Hände zucken nach meinem Stab, aber der ist nicht da. „Snivellus?“ haucht James. „Yeah“, gebe ich flüsternd zurück. „Hast du deinen Zauberstab dabei? Ich möchte ihm zu gerne was hinterher schicken…“ „Nee. Den hab ich oben gelassen.“ Finster starren wir dem anderen Jungen nach. Wir sind schon in der ersten Woche mit ihm aneinander geraten und er ist uns einfach unsympathisch. Ein Wort gab das andere und am Ende sprühten unsere Stäbe Funken. Snivellus kann mehr, als den seinen nur Funken sprühen zu lassen. Er kennt recht gemeine Flüche und setzt sie auch bedenkenlos ein. So eine erstklassige Gelegenheit zur Rache und wir haben unsere Stäbe im Schlafsaal gelassen … Shit! Mit einem einzigen Blickwechsel entscheiden wir, dass es für heute genügend unliebsame Begegnungen waren und schleichen uns in den Gemeinschaftsraum zurück. Wir sitzen am verlöschenden Feuer und sind in unsere Gedanken versunken. „Also sind wir nicht die Einzigen, die nachts durch das Schloss schleichen“, meint James schließlich. „Der alte Snivellus ist auch unterwegs.“ „Yeah. Scheint es recht gewohnt zu sein, in der Nacht die Verliese zu verlassen. Wenn der auch immer rum schleicht, bekommen wir wohl früher oder später mit ihm Probleme.“ James starrt sinnend ins Feuer. Plötzlich schaut er auf und grinst mich an. „Da gäb´s schon ne Lösung. Wir müssen nur auf die nächsten Ferien warten. Zu Hause hab ich ein Erbstück, das uns sehr helfen wird.“ „Ein Erbstück? Was denn?“ „Einen Unsichtbarkeits Umhang.“ „Wow. Yeah. Damit sind wir bestimmt auf der sicheren Seite.“ Jetzt grinsen wir beide. James gähnt breit und auch meine Augen werden schwer. „Gehen wir schlafen?“ frage ich ihn. Er gähnt nochmals und nickt. „Yeah. Ich glaube, für heute reicht es und morgen haben wir die erste Flugstunde. Da sollten wir ausgeschlafen sein.“ Wir stehen auf und schleichen uns in den Schlafsaal zurück.  Remus Lupin B esenflugstunde. Gemeinsam mit den Slytherin. Es besteht eine Art natürliche Konkurrenz zwischen den einzelnen Häusern von Hogwarts. Doch nirgends ist sie stärker als zwischen Slytherin und uns. Es gibt immer genügend gute Gründe den Anderen eins auszuwischen und jetzt bietet sich die Gelegenheit des Tages. Fliegen kann noch keiner von uns besonders gut und nur die Wenigsten haben schon mal auf einem Besen gesessen. Auf Geheiß der jungen Lehrerin, Madame Hooch, beschäftigen wir uns mit den Geräten. Alle sind voll konzentriert. Na ja, zu mindestens tun wir so. In Wirklichkeit jedoch werfen wir heimliche Seitenblicke auf die Anderen. Wie werden sie sich anstellen? Nun, die heimlichen Blicke werden belohnt. Snivellus kann es wohl gar nicht erwarten, aufzusteigen. Wie ist es sonst zu erklären, dass sein Besen wie eine Rakete in die Höhe schießt. Aber er kann das Ding nicht beherrschen. Es bockt und schleudert und schneller als er oben war, liegt er auch schon wieder unten. Ein Mädchen kichert hämisch. „Jetzt nur nichts anmerken lassen“, denke ich. „Nachher stellst du dich noch dämlicher an als der und dann lachen sie über dich.“ Aber zu komisch ist es schon. Snivellus liegt am Boden, wie eine weggeworfene Robe. Viel kann ihm aber nicht passiert sein, denn er steht gleich wieder auf. Doch bevor ich noch einen weiteren Gedanken an Snape verschwenden kann, stößt sich James vom Boden ab und steigt auf. So was von Fliegen habe ich noch nicht gesehen. Entweder er hat zu Hause schon heimlich geübt oder er ist ein Naturtalent. Die anderen scheinen mit mir einer Meinung zu sein, denn sie klatschen und jubeln. Schließlich landet er wieder, sehr lässig und elegant. Danach versuchen wir anderen unser Glück. Keiner fliegt so brillant wie James, aber keiner stellt sich so jämmerlich an wie Snivellus. Der schlurft nach der Stunde vor uns zum Schloss zurück und ich lasse es mir nicht nehmen, James seinen Absturz recht dramatisch vorzuspielen. Der biegt sich vor Lachen und nickt aufgekratzt. Auch er hat natürlich alles mitbekommen. Snivellus hört unser Lachen und wirft uns einen Blick zu, der uns zu Asche verbrannt hätte, wäre das möglich. Dann wendet er sich ab und trabt mit gesenkten Schultern zum Schlosstor. Doch noch jemand scheint nicht ganz einverstanden mit meiner Vorstellung zu sein. Remus. „Das ist nicht komisch, Sirius“, meint er ernst. „Dem Kerl hätte sonst was passieren können.“ „Ach sei doch kein Spielverderber, Lupin“, erwidert James verständnislos. „Es sah doch wirklich zu komisch aus.“ Plötzlich fangen auch Lupins Augen an zu funkeln und er kichert. „Yeah. Zu komisch, aber trotzdem ist es nicht nett, jemanden für seine Ungeschicklichkeit auszulachen.“ Von diesem Tag an gehört Remus zu unserer Bande. Er ist ein Junge mit einem Geheimnis und wir werden nicht recht schlau aus ihm. Er ist der netteste und freundlichste Kerl, den man sich nur vorstellen kann und wenn es einem nicht so toll geht, ist er der beste Kumpel, den man sich nur wünschen kann, aber er kann ein ganz schöner Spaßverderber werden, wenn wir zu sehr über die Stränge schlagen. Wir tun trotzdem immer das, was wir für richtig halten. Heute würde ich Remus Lupin als das Gewissen unserer Gruppe bezeichnen. Damals haben wir uns zuerst nur gewundert, warum er so oft krank ist. Die Zeit vergeht schnell und schon bald kommt Halloween. Doch bis es soweit ist, schleichen wir nachts weiter durch die Schule. Jetzt zu dritt. Nun ja, meistens, denn Remus ist so verflixt oft krank. Eigentlich halte ich ja James für meinen besten Freund, aber wenn es mir echt mal mies geht, will ich ihm das nicht eingestehen. Er würde mich doch glatt für ein Weichei halten und das bin ich nicht. Doch wie gesagt, er ist nicht besonders tiefgründig und mit einem blöden Witz oder einer schrägen Bemerkung, kann man ihn immer zum Lachen bringen und er stellt keine weiteren Fragen mehr. Remus ist anders. Es ist geradezu unheimlich, wie schnell und genau er merkt, wenn etwas mit einem nicht stimmt. Ich habe einen Brief von zu Hause bekommen und meine Mutter schreibt, wie unzufrieden sie mit mir ist, weil ich in Gryffindor bin. Ich soll mit dem Direktor reden, dass ich nach Slytherin wechseln will. Will ich aber nicht. Der Brief ist voller unterschwelliger Drohungen und ich mag ihn gar nicht zu Ende lesen. Es geht mir wirklich ziemlich mies. Wir wandern zu Pflanzenkunde hinunter ins Gelände, gemeinsam mit den Huffelpuffs. James flachst mit dem kleinen Rattengesicht aus unserem Schlafsaal herum, Peter Pettigrew. Er ist so damit beschäftigt, dass er gar nicht merkt, dass mich etwas bedrückt. Plötzlich legt sich eine sanfte Hand auf meine Schulter und ich schaue nach, wem sie gehört. Es ist Lupin und er hält mich zurück. „Sirius, geh langsamer“, sagt er leise. „Warum? Die Stunde fängt gleich an.“ „Weil mit dir was nicht in Ordnung ist. War was mit dem Brief, den du heute beim Frühstück bekommen hast?“ Ich schaue ihn groß an. Er kann nicht wissen, was in dem Brief stand, ich habe ihn am Klo gelesen und dann runtergespült. „Yeah“, antworte ich unwillig. Ich bin eigentlich gewohnt, mit meinen Problemen alleine fertig zu werden. Anderseits weis ich aber auch, dass Remus immer ein offenes Ohr hat. „Also, was ist?“ fragt er nach. Freundlich. Anteilnehmend. Nicht neugierig. Ich überlege, aber nur kurz. „Du weist doch, dass ich mit meiner Familie nicht besonders gut klar komme. Jetzt hat meine irre Mutter geschrieben, dass ich nach Slytherin wechseln soll. Sauber garniert mit hässlichen Drohungen. Verstehst du Remus, kein ‚Wie geht’s dir?’ kein ‚Gefällt´s dir in Hogwarts?’ und schon gar kein ‚Brauchst du was?’ Ich finde das so echt voll Scheiße!“ spucke ich regelrecht aus. Er hat mich mit seinen gelbbraunen Augen aufmerksam angesehen und ich merke, wie sein Gehirn zu arbeiten beginnt. „Das ist echt traurig“, meint er. „Was soll ich dazu sagen? Hör mal, weist du was, ich bin dein Freund, ehrlich, und James ist es mit Sicherheit auch…“ „Mit James mag ich nicht über dieses Thema reden“, unterbreche ich ihn. „Er ist ein Kumpel zum Greifen stehlen, echt, aber so was? Nee, da rede ich lieber mit dir drüber.“ „Danke für die Blumen“, meint er und grinst mich schief an. „Aber so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte damit sagen: Pfeif auf deine Familie und schaff dir hier deine eigene. Gute Freunde können dir jede Familie ersetzten, besonders wenn es keine Gute ist.“ Ich grinse schief zurück und nicke. Recht hat er. Freunde… „Danke“, sage ich leise. Gemeinsam gehen wir zum Unterricht und kommen gerade noch rechtzeitig, bevor es Ärger mit Professor Sprout gegeben kann.  Lily Evans H alloween Morgen. Eine Neue kommt nach Hogwarts – Lily Evans - sie war krank, hat Dumbledore gesagt und der Sprechende Hut hat sie zu uns nach Gryffindor geschickt. James starrt sie an, als hätte er noch nie ein Mädchen gesehen. Zugegeben sie ist recht hübsch, aber so hübsch, dass man nicht mehr die Augen von ihr lassen kann? Na ja, James scheint nicht der Einzige zu sein, der so empfindet. Drüben am Slytherin Tisch fallen dem alten Snivellus schier die Augen aus dem Kopf. Ich stupse James in die Rippen und nicke zu Snivellus hinüber. „Schau mal, James, dort drüben, da geifert wer…“ „Wie? Was? Wen meinst du?“ Er ist völlig perplex und seine Augen huschen über den Slytherin Tisch. „Oh … Snivellus … Der dämliche Schleimbeutel … Na so was … Dem fallen gleich seine Augen ins Frühstück…“ Er ist voll durch den Wind und spricht total abgehackt. Schließlich lacht er verlegen auf und schüttelt den Kopf. „Also echt … diese Lily Evans … die sieht schon Klasse aus…“ Ich lache mit ihm mit und eigentlich weis ich gar nicht recht, worüber ich überhaupt lache. Aber Snivellus scheint es ganz genau zu wissen. Er wirft schon wieder mal diese mörderischen Blicke zu uns rüber. Wir gehen nach dem Frühstück in die Verließe hinunter zu Zaubertränke. James trottet neben mir und gibt abgerissene Halbsätze von sich. Das Mädchen scheint ihn wirklich schwer beeindruckt zu haben. Remus latscht an seiner anderen Seite und grinst sein übliches schiefes Grinsen. Plötzlich zuckt James zusammen und kann nicht mehr richtig gehen. Seine Knie sind so weich wie gekochte Nudeln. Ein Zauber? Ich wirble herum. Tatsächlich, da steht Snape und lacht sich schief. In der Hand hält er seinen Zauberstab. Den meinen habe ich augenblicklich auch in der Hand. Dieser Bastard! Nicht noch so ein Fluch! „Expelliarmus!“ rufe ich, sein Stab wirbelt davon und seine Nase beginnt zu bluten - recht heftig. Bevor jedoch noch irgendwer irgendwas tun kann, geht die Tür zu unserem Klassenzimmer auf und heraus kommt Professor Leech. Er ist unser Lehrer für Zaubertränke und unheimlich bis zum geht nicht mehr. Lange weiße Haare, rote Augen, eine Figur, wie ein Skelett, das frisch aus seiner Gruft geflohen ist. Er lässt seinen furchterregenden Blick über unsere Gruppe schweifen. „Finite incantatem!“ krächzt er und James kann wieder gerade gehen. „Fünf Punkte von Gryffindor!“ schnarrt er weiter. Na klar, jetzt waren wir es wieder! Verdammter Snivellus! Wart ab, bis ich dich mal erwische, zwischen dunkel und siehst mich nicht. Der Unterricht ist nicht uninteressant, aber Lily ist interessanter. Sie ist muggelstämmig, eine Hexe, deren Eltern über keinerlei Magie verfügen und hat daher tausend Fragen an uns, die wir aus Magierfamilien stammen. Das Mädchen ist witzig und schlau und es macht echt Spaß, sich mit ihr zu unterhalten. Das finde nicht nur ich, auch Remus ist dieser Meinung und James sowieso. Ich glaube, sie könnte den größten Blödsinn erzählen und James hielte es immer noch für der Weisheit letzten Schluss. Ich glaube, dass mein Freund sich verknallt hat. An den beiden tuschelnden Gestalten vorbei grinse ich Remus an und er grinst zurück. Wir zwinkern uns zu. Zu komisch, unser cooler Kumpel. Das Fest am Abend ist wirklich großartig und das Essen besonders köstlich. Lily sitzt bei uns und lacht über James Witze. Er dreht auf, wie noch nie und erzählt ihr jeglichen Unsinn, der ihm nur in den Sinn kommt. „…und da sagt der Vampir zur Banshee, ‚wenn du nicht schreist, beiße ich nicht’.“ Lily lacht. Ihr Lachen ist echt toll. So fröhlich, so unbeschwert. Das Mädchen scheint Probleme, wie ich sie habe, gar nicht zu kennen. Ich denke, auch sie könnte ein ganz guter Kumpel werden. Mehr lasse ich mir wohl besser erst gar nicht in den Sinn kommen, sonst könnte ich echt Ärger mit meinem Freund bekommen. Der Unterricht an Hogwarts fällt mir so unglaublich leicht, nur James ist genau so gut wie ich. Lupin fällt alles etwas schwerer, er muss sehr viel lernen und noch mehr nachholen, er ist so oft krank…  Nächtlicher Ausflug W ieder einmal ist Lupin nicht da, als wir beim Abendessen sitzen. „Wo Remus wohl schon wieder steckt?“ meint James während er sich mit seinem Stew voll stopft. Lily hat ein paar Freundinnen in Gryffindor gefunden und schnattert mit denen. Wir können also ungestört reden. „Weis nicht“, antworte ich. „Aber du hast Recht, seltsam ist das schon. Versteh mich nicht falsch. Ich mag Remus wirklich, aber irgendwie hat er ein Geheimnis und das bedeutet, dass er uns nicht so ganz vertraut. Ich finde das nicht richtig, wir sind doch seine Freunde, oder?“ „Yeah. Weist du was: Wir schleichen uns heute Nacht in den Krankenflügel. Besuchen ihn und stellen ihn zur Rede. Mal sehen, wie er reagiert.“ „Klasse Idee. Wir müssen nur aufpassen, dass uns keiner dabei erwischt.“ Er lacht leise in sich hinein und seine Augen funkeln spitzbübisch. „Ich hab nicht gewartet, bis ich wieder heimkomme. Dad ist zu jeder Schandtat bereit und ich hab ihn gebeten, mir den Unsichtbarkeits Umhang zu schicken. Heute hat ihn mir meine Eule, die alte Schuhu, gebracht. War fast zu groß für das Käuzchen. Keiner wird uns also sehen, wenn wir durchs Schloss geistern, wir müssen nur leise sein…“ Ich kann es kaum erwarten, dass endlich alle im Schlafsaal in Morpheus Armen liegen. Unruhig drehe ich mich im Bett hin und her und auch James scheint Hummeln im Hintern zu haben. Endlich teilen uns die gleichmäßigen, ruhigen Atemzüge der anderen Jungen mit, dass sie friedlich schlummern. Ich höre das Rascheln von James Bettvorhängen, dann tappende Schritte und kurz darauf werden die Meinen zurückgezogen. „Mach schon, Sirius, wach auf“, haucht er und rüttelt an meiner Schulter. „Hör auf, James, ich bin ja wach“, wispere ich zurück und schwinge die Beine aus dem Bett. Er hat etwas Schimmerndes, Fließendes, Silbriges in der Hand. Den Unsichtbarkeits Umhang. „Komm ganz dicht neben mich, damit wir beide drunter passen“, flüstert er mir zu. Ich schlüpfe in meine Schlappen und dränge mich an James. Mit einer eleganten, beinahe theatralischen Bewegung lässt er den Umhang über unsere Köpfe und Schultern gleiten. Erst jetzt bemerke ich, dass ich ein ganzes Stück größer bin als mein Kumpel. Na ja, dann muss ich mich halt ein bisschen klein machen. Zur Tür hinaus, durch den verlassenen Gemeinschaftsraum und durchs Porträtloch können wir noch üben, so dicht nebeneinander zu schleichen und in den Gängen beherrschen wir es bereits ziemlich gut. Es ist recht unheimlich, zu sehen, ohne gesehen zu werden. Der Nahezu Kopflose Nick – der Hausgeist von Gryffindor - schwebt an uns vorbei und schaut sich verwirrt um. Er spürt wohl, dass er nicht alleine ist, aber nicht einmal er (und er ist immerhin ein Geist) kann uns sehen. Auf Zehenspitzen schleichen wir uns an ihm vorbei und durch die mehr oder weniger verlassenen Korridore. Wir kennen eine Unmenge Abkürzungen und Geheimgänge durchs Schloss und so dauert es nicht lange, bis wir beim Krankenflügel ankommen. James greift behutsam nach der Türklinke, aber die lässt sich nicht bewegen. „Hast du deinen Stab dabei?“ flüstert er mir zu. „Ich habe den meinen schon wieder vergessen.“ „Yeah“, gebe ich zurück und lasse das Ding aus meinem Ärmel gleiten. „Alohomora!“ wedle ich damit in Richtung Tür. Diese klickt leise und springt einladend auf. Auf Katzenpfoten schleichen wir uns hindurch. Ein ziemlich großer Schlafsaal. Viele Krankenbetten. Der Vollmond scheint durch hohe Fenster und bietet genug Licht, um alles genau sehen zu können. Unsichtbar schleichen wir uns von einem Bett zum nächsten. Eins ist so leer, wie das andere. „Wo, zum Teufel, steckt Remus?“ stößt James ein lautes, erstauntes Keuchen aus. „Pst, sei doch leise, bevor uns noch jemand hört“, zische ich zurück und gebe ihm mit dem Ellenbogen einen leichten Stoß in die Rippen. „Autsch! Ich habs ja kapiert“, jappst er und reibt sich die Seite. „Was jetzt?“ „Wieder zurück. Hier ist nichts zu finden. Das nächste Mal müssen wir ihm früher nach, damit wir mitbekommen, wo er hin geht, wenn er verschwindet“, ist mein Vorschlag. „Yeah, lass uns von hier abhauen, bevor uns noch jemand erwischt“, gibt er zurück. Wir wenden uns zum Gehen, da wir uns aber nicht abgesprochen haben, wie wir uns bewegen wollen, stolpern wir übereinander und krachen in ein Regal voller Bettpfannen. WAMM! BAMM! PENG! Es klirrt, kracht und scheppert. Es ist, als wäre die Hölle los gebrochen. Wir hören das Schlurfen von Pantoffeln und die Krankenschwester, Madame Pom-frey, kommt schlaftrunken in den Saal. Bevor sie Licht machen kann, habe ich mich mit James blitzschnell unter eins der Betten gerollt. James fummelt am Umhang herum und deckt uns damit zu. „Lumos!“ ruft sie in den Raum und es wird hell um sie herum. „Ist da wer?“ Und nach einigen Sekunden, recht aufgebracht: „Wer war das? – PEEVES!“ Sie muss das Durcheinander, für das wir verantwortlich sind, gesehen haben. Gott sei Dank schiebt sie es auf den Poltergeist von Hogwarts. Nun ja, so was sieht ihm normaler Weise auch ähnlich. Sie schlurft durch den Saal, schaut prüfend zur Decke und unter jedes Bett, aber sie findet uns nicht, wir haben ja James genialen Umhang und sind unsichtbar. Mürrisch vor sich hin murmelnd und mit misstrauischen Blicken schlappt sie wieder aus dem Schlafsaal. Es dauert eine Weile, bis wir es wagen, uns wieder zu bewegen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, so dicht neben James unter dem Bett zu liegen. Ich bin es nicht gewohnt, jemanden so nahe zu kommen und wir liegen fast aufeinander. „Glaubst du wir können…?“ raunt mir James ins Ohr. „Yeah, lass uns zusehen, dass wir Land gewinnen“, flüstere ich zurück. Wir quetschen uns wieder unter dem Bett hervor und wirbeln dabei Staubflusen auf, die uns in die Nasen dringen. Wir werfen uns einen entsetzten Blick zu, dann beginnen unsere Augen zu tränen und wir niesen … und niesen … und niesen. Schleunigst haben wir unsere Gesichter in der Zudecke des Bettes verborgen, unter dem wir gelegen haben, um das durchdringend hallende Geräusch zu dämpfen. Es dauert, bis wir endlich den Staub wieder aus unseren Nasen bekommen haben und es wagen, die Gesichter von neuem aus dem Bett zu heben. Recht unzeremoniell winkt James mich zu sich hin und wirft den Umhang über uns. So schnell und leise, wie wir nur können, laufen wir wieder in den Gryffindor Turm zurück. Wir sind beide zu aufgedreht, um jetzt schlafen zu können und lassen uns daher einfach in zwei Lehnstühle am verlöschenden Feuer im Gemeinschaftsraum fallen und schnappen nach Luft, so schnell sind wir durch das nächtliche Schloss gerannt. Etwas verlegen schauen wir uns in die Augen, fangen plötzlich an zu grinsen, dann lauthals zu Lachen. „Wer war das? – PEEVES!“ keucht James in einer echt guten Nachahmung von Madame Pomfreys Aufschrei. „Yeah. Peeves!“ gebe ich spöttisch zurück. „James, bist du plötzlich zum Poltergeist geworden?“ „Klar. Vor Schreck - du, das mit dem Umhang müssen wir wohl noch etwas üben.“ Wir lachen und flachsen noch eine Weile weiter. Dann wird James wieder etwas ernster. „Du, sag mal, hast du an Weihnachten schon was Bestimmtes vor?“ „Nee, heim will ich aber auch nicht. Du weist, wie ich zu meiner Familie stehe…“ „Yeah, deswegen frage ich ja. Meine Leute lieben es, wenn eine Menge Kids an Weihnachten da sind, je mehr desto besser. Also wenn du Lust hast, bist du zu mir nach Godrics Hollow eingeladen.“ Ein spitzenmäßiges Angebot. Aber… „Gerne, aber ich weis nicht, was meine Eltern dazu sagen, ob sie es erlauben.“ „Sag doch einfach, du bleibst in Hogwarts - es bleiben immer ein paar Leute da – und in Wirklichkeit kommst du mit zu mir nach Hause.“ Ich überlege. Nun, nach Hause wollte ich ohnehin nicht und habe das auch meiner Mutter schon geschrieben. Sie wird wohl kaum nachfragen, ob ich wirklich hier geblieben bin. Also antworte ich: „Klasse Idee, ich komme mit und wenn es hinterher rauskommt … Nun, den letzten fressen die Trolle…“ James lacht und nickt, dann gähnt er. „Lass uns schlafen gehen und Morgen schauen wir nach, was mit Remus ist.“ Ich nicke und Seite an Seite gehen wir die Wendeltreppe zum Jungenschlafsaal hinauf.  Weihnachten in Godrics Hollow E inen Monat später ist Weihnachten und wir fahren zusammen zu James. Remus ist wieder mal nicht bei uns. Wir haben ihn gefragt, wo er gesteckt hat, wenn er doch krank war und nicht im Krankenflügel gelegen hat. „Da müsst ihr was falsch verstanden haben“, war seine Antwort. „Nicht ich war krank, meine Mutter war es und ich musste kurz nach Hause. Ich kann sie doch nicht allein lassen, wenn es ihr nicht gut geht, oder?“ Aber bei seinen Worten war er etwas blass um die Nase und wir sind uns einig, dass er lügt. Weil er jetzt nicht bei uns ist, können wir ungestört über dieses Thema reden. „Seine Mutter ist aber verflixt oft krank“, meint James gerade. „Yeah“, bestätige ich. „Mindestens einmal im Monat.“ - Hhm, einmal im Monat - „Warte Mal. Es war Vollmond, als wir im Krankenflügel das Regal umgeworfen haben. Das weis ich ganz genau, weil wir kein Licht gebraucht haben, um die Betten zu überprüfen. Es war auch damals Vollmond, als wir die Küche gesucht haben und auch da lag Remus nicht in seinem Bett…“ „Vollmond? – Vollmond! – Sirius, das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?“ „Ich weis nicht, was ich glauben soll, James. Wenn du dir die Mondtabellen anschaust, war gestern wieder Vollmond und heute ist Remus unauffindbar.“ „Du meinst wirklich, er ist ein - “ „- Werwolf. Yeah. Könnte hinkommen.“ „Dann sollten wir ihn beim nächsten Vollmond genau im Auge behalten und sehen, wohin er geht“, schlägt er vor. Wir planen unser Vorgehen und lachen und flachsen miteinander. James ist schon ein verrückter Vogel und ich habe jede Menge Spaß an jeglicher Art von Unsinn. Wenn wir etwas planen, schaukeln wir uns gegenseitig immer weiter hoch, lassen uns immer wildere Pläne einfallen. Wir haben beide die riskante Neigung, anderen, die uns aus irgendeinem Grund nicht passen, oder die es verdient haben, recht boshafte Streiche zu spielen. Remus bremst uns, wenn wir es gar zu toll treiben, aber jetzt ist er nicht da und wir spinnen uns Sachen zusammen, für die wir von ihm einen dunkelfinsteren Blick eingefangen hätten. „Weist du, einen Werwolf zum Kumpel zu haben, wäre echt cool“, meint James. „Yeah cool schon, aber auch brandheiß. Wenn wir nicht höllisch aufpassen, können wir gemeinsam mit Remus den Mond anheulen.“ „Den Mond anheulen“, prustet James. „Sirius, du bist echt ein verrückter Hund.“ „Und du bist ein blöder Hirsch – zumindest wenn es um Lily geht…“ Er wird rot und winkt verlegen ab. „Du musst doch selbst zugeben, dass das Mädel echt Klasse ist“, nuschelt er. „Yeah. Klasse. Spitze. Erste Sahne. Aber das Vergnügen, sie zu erobern, überlasse ich lieber dir.“ Er wirft mir einen etwas finsteren Blick zu. „Yeah“, sagt er und klingt etwas knurrig. „Ich hoffe, du willst wirklich nichts von ihr. Du bist mein Freund, aber in Bezug auf Lily könntest du nur zu schnell zum Rivalen werden.“ „Ich sag doch, Lily ist deine Sache. Mach dir keinen Kopf – du Hirsch.“ „Verrückter Hund!“ „Willst du mir jetzt den Spitznamen Dog oder Hound geben?“ will ich wissen. „Nee, ich dachte eher an Padfoot. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du lachst, wie ein Hund bellt, wenn du plötzlich etwas lustig findest? Padfoot – Tatze – finde ich gerade richtig.“ „Padfoot ist OK! Und du bist ein Hirsch.“ „Nee, Stag finde ich doof.“ „Ich dachte eher an Prongs für Gablung, Krone.“ „Solange du mir keins aufsetzt, bin ich damit einverstanden. Und wie nennen wir Remus?“ „Na wie wohl – Moony!“ „Moony passt – wenn er wirklich ein Werwolf ist“, lacht er zustimmend. Wir kichern, lachen und blödeln rum. James hat Recht, mein Lachen klingt wirklich wie das Kläffen eines Hundes. Ein älteres Paar holt uns in Kings Cross ab und wir wandern, vergnügt plaudernd, zum Tropfenden Kessel. Von dort aus reisen wir mit Flohpuder nach Godrics Hollow. Es ist ein hübsches Einfamilienhaus. Viel kleiner als mein Zuhause, aber irgendwie licht, hell, freundlich – und – voller Liebe. Mr und Mrs Potter haben mich begrüßt, als sei ich ein lang vermisster Verwandter. James hat ihnen Bescheid gegeben, dass er mich mitbringt, denn sie haben ein Klappbett in seinem Zimmer aufgestellt und Mrs Potter meint, wir sollen uns frisch machen und dann gäbe es auch gleich Abendessen. James Zimmer ist so behaglich und gemütlich, dass ich es am liebsten gar nicht mehr verlassen würde. „Tolle Bude“, meine ich zu ihm. „Gefällt´s dir?“ Ich nicke mit einem schiefen Grinsen. Wenn ich Zuhause so ein Zimmer hätte, würde ich viel lieber dorthin zurückkehren. Bei uns ist alles so finster, uralt und – schwarz. „Deine Leute sind auch so freundlich, so warmherzig. Ich kenne nur - Kälte…“ die letzten Worte habe ich fast geflüstert. James versteht mich trotzdem. Er wirft mir einen eigenartigen Blick zu, dann beginnt er zu erklären: „Meine Eltern sind schon über dreißig Jahre verheiratet und sie haben sich immer viele Kinder gewünscht. Es hat ewig gedauert, bis sie mich bekamen und weitere Kinder wird es nicht geben. Beide finden das schrecklich traurig und so war jeder Kumpel, den ich nach Hause geschleppt habe, willkommen - mehr als das. Mom hat mal zu mir gesagt, dass wenn ich jemand mitbringe, es fast so ist, als hätte sie noch weitere Kinder. Bitte, Sirius, sei so freundlich zu ihnen, wie du nur kannst. Ihnen liegt viel daran – und mir auch.“ „Klar, Prongs. Sicher bin ich freundlich zu deinen Eltern. Ich mag zwar aus einem miesen Stall stammen, aber ich kann mich durchaus benehmen und ich weis es sehr zu schätzen, dass ich herkommen durfte.“ „Dann sag ihnen das bitte und zeig es ihnen auch, das ist noch wichtiger. Wenn du zu viel Aufhebens machst, wird ihnen das peinlich sein. Aber ein nettes Wort zur rechten Zeit oder ein freundliches Lächeln…“ „Verstehe schon, nicht danke sagen, sondern zeigen, dass ich dankbar bin.“ „Yeah. Weist du, ich rede nicht viel von meinen Eltern, aber ich liebe sie wirklich sehr. Halt mich jetzt blos nicht für rührselig.“ „Nee“, sage ich traurig. „Ich wünschte, ich könnte meine Eltern lieben, aber ich kann es nicht. Sie sind zu…“ Ich schüttle den Kopf. James nickt. Er hat verstanden. „Komm Padfoot“, sagt er einfach, „Mum wartet mit dem Abendessen…“ Hätte ich schon früher gewusst, wie anständig die Potters sind, wäre ich schon vor Jahren von Grimmauld Platz abgehauen – mit Sack und Pack - und hier her geflohen. Ich treibe mich James in der verschneiten Kleinstadt herum. In zwei Tagen ist Weihnachten und ich möchte seinen Eltern etwas schenken. Gold habe ich nur sehr wenig. Meine Eltern meinen, ich brauche nicht mehr – wofür auch? Ich habe auch keine Eule, aber James hat eine und ich habe ihn gebeten, sie mir zu leihen. Ich habe sie in die Winkelgasse geschickt, damit sie mir ein paar Ewig Blühende Blumen für Mrs Potter und eine besonders hübsche Pfeife für Mr Potter besorgt. Der ist ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher. Ich finde es so gemütlich, wenn er am Kamin sitzt und vor sich hin qualmt. Er liebt es dann, alte Geschichten zu erzählen. James hat mir eingestanden, dass er die schon so oft gehört hat, dass er sie auswendig kennt. Aber für mich sind sie neu und ich finde, es gibt kaum etwas Schöneres, als James Vater zuzuhören – es sei denn, die liebevolle Behandlung von Mrs Potter zu genießen. Ich schlurfe durch den Schnee und vergnüge mich damit, Bahnen in das Weiß zu ziehen. Ich bin völlig in meine Gedanken versunken. Plötzlich trifft mich ein Schneeball am Kopf. Ich wirble herum. Hinter mir steht James und grinst verschmitzt. „Na warte, Prongs!“ rufe ich und raffe eine Handvoll Schnee vom Boden zusammen, forme eine Kugel daraus. KLATSCH! Ein weiterer Ball hat mich mitten ins Gesicht getroffen. Aber jetzt bin ich dran. PATSCH! Meine Kugel trifft den Baum unter dem James steht und gleich darauf sieht der aus, wie ein Schneemann. Die Äste haben ihre kalte Last auf ihn abgeladen. „PADFOOT!“ grölt er, beutelt sich und wirft weitere Schneebälle auf mich, aber ich bin bereit und wehre mich nach Kräften. In kürzester Zeit sind wir beide pudelnass. Wir sind immer weiter aufeinander zugegangen. Schließlich stehen wir uns fast Nase an Nase gegenüber. James grinst, ich grinse zurück, dann liegen wir uns lachend in den Armen und schlagen uns gegenseitig auf den Rücken. Ein tolles Gefühl so zu lachen und soviel Spaß mit meinem Kumpel zu haben. Als wir so triefend nass in Godrics Hollow ankommen, schimpft uns Mrs Potter etwas aus, aber ihre Augen funkeln amüsiert. Ich merke, dass sie keineswegs wütend oder böse ist, als sie uns in James Zimmer hinauf zum Umziehen schickt, aber ich verstehe nicht. James scheint meinen abwesenden Blick zu bemerken, denn er fragt: „Was los, Padfoot? Bist du sauer? Hab ich dir wehgetan oder was?“ „Nee, nichts davon. Nur nachdenklich.“ „Über was denkst du nach? Hat dir die Schneeballschlacht keinen Spaß gemacht?“ „Doch und wie! Nee, das ist es nicht. Ich verstehe deine Mutter nicht. Sie schimpft und lacht gleichzeitig, aber ich verspüre keine finstere Freude oder kalte Wut in ihrem Verhalten. Ist sie nun sauer auf uns oder nicht?“ „Finstere Freude? Kalte Wut? Nee, bestimmt nicht. Ich werd versuchen, es dir zu erklären: Meine Mum will eine gute Mutter sein und sie ist es auch. Echt. Eine gute Mutter schimpft mit ihrem Sohn, wenn er so klatschnass heimkommt, wie wir vorhin. Also hat sie geschimpft. Aber andererseits ist sie so glücklich, zwei Rabauken, wie uns im Haus zu haben, dass sie dauernd lachen und singen könnte und Rabauken kommen nun mal ab und an klatschnass heim…“ Langsam beginne ich zu begreifen. Sie freut sich, dass wir so sind, wie wir sind. Andererseits fühlt sie sich dazu verpflichtet uns zu erziehen. Ich nicke James zu. „Ich glaube ich verstehe, was du meinst. Es ist nur so, dass ich sowas nicht kenne. Wäre ich in einem solchen Zustand nach Hause gekommen, hätte meine Mutter auch gelacht, aber hämisch und dann wäre ich umgehend in den Keller zu unserem Boggart gewandert, wo ich den Rest der Ferien verbracht hätte…“ James schaut mich groß an und schüttelt betroffen den Kopf. „Ich wusste nicht, dass es bei dir so zugeht. Du hast zwar gesagt, dass du nicht heim willst, aber dass es so ist…“ Ich nicke bedrückt. „Ich mag nicht darüber reden, OK? Aber es ist daheim wirklich schlimm. Weist du, du bist ein Einzelkind, aber ich habe noch einen jüngeren Bruder und der ist so folgsam – auf ihren schwarzen Wegen – und so beschränkt, dass er mir dauernd als leuchtendes Beispiel vorgehalten wird … Lassen wir das. Ich bin einfach nur froh, dass ich hier sein darf.“ „Gut Padfoot, lassen wir das. Gehen wir runter. Mum hat uns sicher heißen Kakao gemacht…“ Weihnachtsmorgen. James rüttelt mich wach. Dazu braucht er eine Weile, denn wenn ich schlafe, schlafe ich, dann kann ein Kessel neben mir explodieren und ich bekomme nichts davon mit. „Hey, Padfoot, wach auf – Geschenke!“ Ich gähne, strecke mich und blinzle ihn schlaftrunken an, sehe vor den Fenstern nur undurchdringliche Dunkelheit. „Himmel, Prongs es ist doch noch mitten in der Nacht, lass mich weiter pennen!“ „Nee, wach auf. Unten sind die Geschenke unterm Weihnachtsbaum. Mom und Dad haben ihn die ganze Nacht geschmückt. Du willst sie doch nicht enttäuschen, oder?“ „Nee, bestimmt nicht. Aber die freuen sich doch sicher auch dann noch über meine Freude, wenn ich ganz wach bin…“ Ich bin ein wenig knurrig, noch nicht ausgeschlafen und gereizt, weil James einfach keine Ruhe geben will. Der lacht, zieht mir die Decke weg und haut mir sein Kissen um die Ohren. Shit! – Jetzt bin ich wach. Ich packe den Zipfel meines Kissens und schlage zurück. Kurz darauf stehen wir uns gegenüber, hauen mit unseren Kissen auf jede Körperstelle des anderen, die wir erwischen können und die Federn aus den Kissen fliegen nur so durchs ganze Zimmer. Das reinste Federngestöber, Wir lachen und lärmen. Die Tür geht auf und ein schlaftrunkenes Gesicht hinter einer Nickelbrille schiebt sich durch den Spalt. „Also Jungs“, grummelt Mr Potter. „Es ist noch nicht mal hell. Lasst uns leben.“ Aber auch seine Augen funkeln belustigt. James schaut verlegen auf. „Sorry, Dad. Aber es ist doch Weihnachtsmorgen und ich wollte mit Sirius rechtzeitig runter kommen…“ Der schüttelt amüsiert den Kopf. „Sohn, sieh lieber zu, dass du die Federn weg bekommst. Deine Mutter bekommt Zustände, wenn sie dieses Chaos sieht.“ James grinst seinen Vater entschuldigend an, stupst mich in die Rippen und nickt mir zu. „Wir räumen gleich auf, Mr Potter“, sage ich zu James Vater. Er wirft uns beiden noch einen beschwörenden Blick zu, brummelt etwas und schlurft in sein Schlafzimmer zurück. Vorsichtig klauben wir die Federn vom Boden … den Betten … den Stühlen … den Vorhängen ... Sie schlüpfen uns unter die Schlafanzüge, in Nase und Mund, bleiben uns in den Augenwinkeln kleben. Wir husten, niesen, spucken, reiben uns die Augen. „War wohl doch keine so tolle Idee“, meint James unter Niesen und Spucken. Ich lache, huste, spotze und zupfe mir Federn aus den Haaren. „Nee, aber Spaß hat es trotzdem gemacht…“ Es dauert eine ganze Weile, bis man das Zimmer wieder betreten kann, ohne sich vorzukommen, als wäre man in einen ganzen Schwarm durchgedrehter Eulen geraten. Schließlich sind wir so weit, dass wir uns anziehen und hinuntergehen können. Inzwischen ist es wirklich hell und auch James Eltern sind nun wach. Ich höre Mrs Potter in der Küche herumwerken und Mr Potter summt im Wohnzimmer vor sich hin. Wir gehen in die Küche zum Frühstück. Mrs Potter strahlt mich an. „Sirius, mein Junge, vielen Dank für die wundervollen Blumen. Ich wollte schon immer solche haben.“ Ich lächle etwas verlegen zurück. Jetzt weis ich, was James gemeint hat, als er gesagt hat, offener Dank würde seinen Eltern peinlich sein. Auch habe ich noch nie erlebt, dass sich jemand über ein Geschenk von mir so gefreut hätte. „Gern geschehen Mrs Potter“, stammle ich schüchtern und werde rot. „Setzt euch, Jungs und esst erst mal was“, meint sie mit einem liebevollen Lächeln. „Dad hat noch im Wohnzimmer zu tun. Wir sind gestern nicht ganz fertig geworden.“ „Yeah, Mom. Ich verhungre“, lässt James sich vernehmen. Sie stellt eine riesige Auswahl von leckeren Sachen vor uns auf den Tisch und wir lassen es uns schmecken. Nach ein paar Minuten kommt auch Mr Potter in die Küche. Er schmunzelt uns fröhlich an. „Nun, habt ihr das Katastrophengebiet wieder in Ordnung gebracht?“ „Yeah, Dad, klar doch“, grinst James und ich nicke zu seinen Worten. „Dann ist es ja gut. Sirius, mein Lieber, danke für die schöne Pfeife. Ich werde sie mir gleich heute Abend in meinem Lieblingslehnstuhl vergönnen.“ Beim zweiten Mal fällt es mir leichter, eine angemessene Antwort zu geben. „Gern geschehen, Mr Potter. Es freut mich, dass sie ihnen gefällt…“ Wir sind voll, wie nur was, als uns Mr Potter ins Wohnzimmer winkt. Dort steht ein gigantischer Weihnachtsbaum, der vom Boden bis zur Decke reicht. Seine Krone ist etwas schief und die Spitze in Form eines feuerspeienden Drachen neigt sich in einem steilen Winkel nach vorne, weil der Baum etwas zu hoch für das Zimmer ist. Geschmückt ist er mit goldenen, sprühenden Kugeln, silbernen belebten Eulen, die leise schuhuhen, funkelnden, glitzernden Eiskristallen und regenbogenbuntem Lametta. Wunderschön! Zu Hause gab es nie einen Baum. Meine Leute mögen solche Feste nicht und daher wurden sie auch nie gefeiert, James stürzt sich auf die Geschenke unter den ausladenden Zweigen. Seine Eltern haben ihm ein Zauberbuch mit dem Titel Schwere Zauber leicht gemacht geschenkt (Nicht, dass er das brauchen würde) und einen Besen, einen Silber Arrow, ein echt cooles Teil… Plötzlich legt sich eine schwere, aber freundliche Hand auf meine Schulter und ich drehe mich zu Mr Potter um. „Sirius, mein Junge, dein Geschenk konnten wir nicht unter den Baum legen. Es wäre nicht dort geblieben.“ In der Hand hält er ein winziges, schwarzes Etwas, das er mir in die Arme drückt und ich schaue nach, um was es sich handelt. Es ist ein pechschwarzes Kätzchen mit einem sternförmigen, silberweißen Fleck auf der Stirn. Ich streichle es vorsichtig und es beginnt sofort behaglich zu schnurren. „Vielen Dank, Sir“, stammle ich. Ich hätte schon immer gerne eine Katze gehabt. Woher weis er das? Noch nicht mal James weiss davon. „Das ist Klasse. Echt stark.“ „Ein kleines Katerchen aus einer erstklassigen, magischen Zucht. James hat uns geschrieben, dass du kein Haustier hast und da haben wir uns gedacht, das könnte das Richtige sein“, meint Mrs Potter und klingt etwas verlegen. „Mehr als nur das Richtige - Mrs Potter, Mr Potter - Ich habe mir schon immer eine Katze gewünscht, aber meine Eltern mögen keine Katzen, überhaupt keine Tiere, nur Schlangen.“ „Nun“, antwortet Mr Potter, „wenn du ihn nicht mit nach Hause nehmen kannst, dann gibst du ihn in den Ferien einfach James mit, wenn du nicht zu uns mitkommst. Wie willst du ihn nennen?“ Ich streichle mein Katerchen weiter und überlege. Er ist schwarz, aber Blacky finde ich nicht gut, schließlich heiße ich selbst Black. Nun, ich heiße auch Sirius und mein Bruder heißt Regulus. Namen von Sternen sind in unserer Familie sehr beliebt. Warum dann dem Katerchen nicht auch den Namen eines Sterns oder Sternbildes geben? Aber welchen, es gibt so viele. Ich sinne weiter nach, bis James mich aus meinen Gedanken reißt. „Nun mach´s nicht so spannend, Padfoot, wie willst du ihn nennen?“ „Weis noch nicht, Prongs. Nach irgendeinem Stern, aber es gibt doch so viele…“ James Eltern lächeln uns glücklich an. Sie haben natürlich bemerkt, wie sehr ich mich über ihr Geschenk gefreut habe. „Er wird viel länger leben, als eine gewöhnliche Katze und er wird dich immer schützen und dich warnen, wenn Gefahr droht“, erklärt mir Mr Potter. „Und wenn es dir mal nicht gut geht, wird er dich trösten“, fügt Mrs Potter an. Ich lächle die Beiden freudestrahlend an und überlege weiter. Orion! Warum nicht. Der Name ist kurz und prägnant und ich habe dieses Sternbild immer besonders gern gemocht. „Orion“, sagte ich also. „Ich werde das Katerchen Orion nennen.“ Alle Drei lachen und nicken bestätigend. James hat eine so großartige Familie, dass ich fast neidisch bin, aber sie behandeln mich beinahe so, als wäre ich ihr eigener Sohn. Ich würde mich gerne dafür bedanken, aber das würde die Beiden nur wieder verlegen machen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, als einfach nur danke zu sagen. Ich mache einen Schritt zu Mrs Potter hinüber und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Sie wird rot und ihre Hand fährt zu der Stelle, auf die ich sie geküsst habe. Sie lächelt mich liebevoll an und sagt: „Sirius, mein Junge, womit habe ich das verdient?“ „Einfach nur so, Mrs Potter. Danke, danke für alles.“ James wirft mir einen Blick zu, grinst zustimmend und nickt. Es sieht so aus, als hätte ich den richtigen Ton getroffen. Auch Mr Potter lächelt zufrieden. Wir sind wieder oben in James Zimmer, damit wir den Erwachsenen aus dem Weg sind. Mrs Potter will kochen und Mr Potter will die Zeit nutzen, um seine liegen gebliebene Arbeit zu erledigen. „Das war echt nett von dir, Padfoot, meiner Mutter einen Kuss zu geben“, meint James. „Weist du, Prongs, deine Leute sind so nett, so lieb zu mir, als wäre ich ihr eigener Sohn. Ich kenne so was nicht. Bei mir zu Hause gibt es keine Freundlichkeit. Ich kenne es seit frühster Jugend nicht anders, als dass ich wegen jedem Mist beschimpft werde und dass alles, was auch immer ich tue, das Falsche ist. Deine Eltern haben sich so über meine Geschenke gefreut und dann Orion … Ich hab mir schon immer eine Katze gewünscht und durfte nie eine haben. Und Weihnachten haben wir auch nie gefeiert. Da wollte ich mich halt bedanken und ich dachte einfach, das wäre der richtige Weg.“ „Einen Besseren hättest du kaum finden können. Mum hat sich riesig gefreut und Dad auch. Wenn du willst, kannst du immer die Ferien bei uns verbringen. Meine Eltern mögen dich wirklich sehr.“ Viel zu bald ist die schöne Zeit bei den Potters in Godrics Hollow zu Ende und es geht wieder zurück nach Hogwarts. Nicht, dass es dort weniger gut wäre. Alles ist besser, als das Leben bei mir zu Hause.  Werwolf W ir sitzen im Zug und unterhalten uns über die Ferien. Orion schnurrt in meinem Schoß und döst vor sich hin. Bei uns sitzt Peter Pettigrew und hört interessiert unserem Gespräch zu. Seine Augen huschen von einem zum Anderen und er nickt zu jedem unserer Sätze, als wären es Perlen der Weisheit. Dauernd ruft er Sachen wie „Klasse“ oder „Stark“ oder „Cool“. James scheint sich davon sehr geschmeichelt zu fühlen und ich finde es auch irgendwie gut, so sehr bewundert zu werden. Auch Lily sitzt bei uns im Abteil, aber sie runzelt die Stirn über Peters Verhalten. Als er kurz aufs Klo geht, sagt sie: „Findet ihr das gut, euch von dem kleinen Peter so – so hofieren zu lassen?“ „Wenn er will, soll er doch“, meint James kurz angebunden. „Pft“, schnaubt Lily, wendet sich von uns ab und starrt entschlossen aus dem Fenster. James grinst mich überlegen an und meint leise: „Soll sie doch schmollen. Ich gehe mit Peter so um, wie ich es für richtig halte und nicht so wie Lily meint.“ Ich zucke die Schultern. „Deine Sache. Aber Peter ist echt witzig, wenn er sich so benimmt.“ „Yeah. Zu komisch.“ Das Thema unsere Unterhaltung kommt zurück und setzt sich zu wieder uns. Wir verarschen ihn die ganze Reise nach Hogwarts und er scheint es regelrecht zu genießen. Vielleicht meint er, dadurch irgendwie im Mittelpunkt zu stehen. Peter wurde zu unserem Freund. Doch es war eine schlechte Wahl. Wir waren damals so arrogant und selbstgefällig, dass wir gar nicht gemerkt haben, wie Peter wirklich ist. Wir fühlten uns so geschmeichelt und bestätigt, durch sein Benehmen, dass wir uns nichts weiter dabei gedacht haben. Wir waren jung und dumm und der Preis, den wir später dafür zahlen mussten, war hoch … Unermesslich hoch. Hat er das damals schon alles geplant? Ich glaube kaum. Es kann nicht sein. Ich glaube selbst jetzt noch, dass er damals einfach nur starke Freunde gesucht hat, die ihm helfen und ihn beschützen. Aber irgendwann wollte er wohl selbst Bedeutung haben … Doch das kam alles erst viel später… Hogwarts ist wie immer. Viel Spaß, viel zu Lernen und Vieles, was man unternehmen kann. Heimlich und verbotener Weise natürlich, das macht viel mehr Spaß. Es wird wieder Vollmond und James und ich belauern Remus. Verschwindet er wieder oder… Unser Freund sieht elend und krank aus. Er drückt sich durch den Gemeinschaftsraum und wirft misstrauische Blicke über die Schulter, ob ihn jemand beobachtet. Wir tun so, als wäre das Feuer im Kamin unendlich interessant. James hat seinen Unsichtbarkeits Umhang unter seiner Robe versteckt und wir schleichen Remus hinterher, als er durch das Porträtloch verschwindet. Er wandert durch die leeren Gänge in Richtung Krankenflügel und schaut sich immer wieder um, ob ihm jemand folgt. Wir verbergen uns in Nischen und hinter Rüstungen, bis wir uns den Umhang überwerfen können, ohne dabei gesehen zu werden. Auf leisen Sohlen folgen wir Remus. Tatsächlich betritt er den Krankenflügel und wir lauschen dort an der Tür. „Ah, Remus, ist es wieder so weit?“ Die Stimme von Madame Pomfrey. „Ja, leider“ – Remus Stimme – „Ich habe das so satt, Madame Pomfrey, gibt es denn gar keinen anderen Weg?“ „Leider nicht, mein Lieber. Ich wünschte für uns alle, es wäre anders. Nun, wollen wir gehen?“ „Wenn`s denn sein muss.“ So unwillig habe ich Remus noch nie gehört. Schritte nähern sich der Tür und wir huschen zur Seite. Die Beiden kommen heraus. Madame Pomfrey hat die Hand tröstend auf Remus Schulter gelegt und führt ihn die Treppen hinunter. Wir lautlos hinterher, durch die Eingangshalle und ins Gelände hinaus. Es ist schon beinahe dunkel und graue Wolkenfetzen treiben über den stürmischen Abendhimmel. Die Beiden vor uns lenken ihre Schritte zur Peitschenden Weide. Die Äste greifen nach ihnen und versuchen, sie vom Stamm abzuhalten. Remus bückt sich und hebt einen langen Ast auf. Damit stochert er zwischen den Zweigen an den Wurzeln herum. Plötzlich friert der Baum regelrecht ein. Unser Kumpel gleitet in ein Loch zwischen den Wurzeln und verschwindet unter der Weide. Madame Pomfrey nickt, wendet sich ab und geht zum Schloss zurück. „Was machen wir, Prongs?“ fragte ich meinen Freund. „Hinterher oder auf Nummer Sicher?“ „Hinterher! Was sonst. Kein Risiko, kein Spaß!“ ist die Antwort. James hat wirklich vor nichts Angst und ein echt ungemeines Selbstvertrauen. Nicht, dass ich Angst hätte. Ich bin jegliche Horrorgestalt durch den Boggart in unserem Keller gewohnt, aber fragen muss ich doch, oder? Wir schleichen uns auf den Baum zu und seine Zweige schlagen nach uns, obwohl wir unsichtbar sind. Irgendwie kann uns die Pflanze wohl doch wahrnehmen. James bückt sich und greift nach dem Ast, den Remus schon vorher benutzt hat und wie dieser stochert er an den Baumwurzeln herum. Schließlich scheint er die richtige Stelle gefunden zu haben und die Weide friert erneut ein. Wir müssen den Umhang ablegen, denn der Eingang ist sehr schmal, so dass wir nur einzeln durchpassen. Nacheinander gleiten wir in den Erdtunnel unter dem Baum. Es ist eng und recht dunkel, Wurzelstränge reichen in ihn hinein und verfangen sich in unseren Roben und Haaren. Erdklumpen bröckeln uns in die Augen. James muss seine Brille abnehmen und sich das Gesicht abwischen. Hintereinander kriechen wir den Gang entlang - James voraus. Plötzlich ist er verschwunden. „James?“ rufe ich leise. „Ist dir was passiert?“ „Nee, komm einfach weiter. Hier kann man stehen, es ist ein richtiger Korridor.“ Ich krabble weiter, dann greifen meine Hände ins Leere und ich purzle aus dem Tunnel. James zieht mich wieder auf die Beine. „Schau mal, Padfoot, hier ist viel mehr Platz. Es fühlt sich an, wie in einem richtigen Haus.“ „Lumos!“ flüstere ich und wir können besser sehen, denn auch James lässt seinen Stab aufflammen. Er hat Recht, der Korridor sieht wirklich so aus, als würde er zu einem Gebäude gehören. „Gehen wir weiter?“ fragt er. Ich nicke. Das Ganze kommt mir wie ein unheimlich spannendes Abenteuer vor. James hat wirklich vollkommen Recht, kein Risiko, kein Spaß. Wir schleichen weiter durch den Korridor. Das Licht unserer Stäbe flackert unheimlich an den Wänden entlang und es dauert nicht lange, bis wir zu einer Türe kommen, die zu einem Haus oder ähnlichem zu führen scheint. „Da rein?“ frage ich James. „Yeah. Schauen wir nach, was es zu sehen gibt.“ Ich öffne die Tür. Dahinter befindet sich ein halb verwüstetes Zimmer, in dem eine weitere Tür zu einer Treppe führt und wir schleichen uns näher. Der Umhang liegt halb vergessen in James Hand und schleift über den staubigen Boden. Ich nicke fragend zur Treppe und James nickt bestätigend. Leise steigen wir die Stufen hinauf. Leise? - Ha! - Das Ding ächzt und knarrt entsetzlich. Plötzlich erscheint Remus am oberen Ende und aus seinen Augen spricht blankes Entsetzen. „Großer Merlin, was macht ihr beide denn hier?“ keucht er erschrocken. „Wir wollten nur wissen, wohin du gehst, wenn du mal wieder verschwindest“, antwortet James. „Bitte, geht hier weg, so schnell ihr könnt. Ich erkläre euch Morgen alles, auch wenn ich dann sicher eure Freundschaft verliere.“ „Du bist also ein Werwolf?“ frage ich neugierig. Er wirft mir einen gehetzten Blick zu. „Ja, ja, ja! Aber jetzt raus hier. Der Mond wird jeden Moment aufgehen und dann bin ich mörderisch gefährlich. Geht, geht, um Himmels Willen - geht …!“ Ein qualvolles Zittern fährt durch seinen Körper und er verändert sich. Er wird größer, sein Kopf zieht sich in die Länge, seine Kiefer verformen sich zu einer Schnauze. Sein Gesicht wird zur Wolfsfratze und in seinem Maul wachsen spitze, lange, messerscharfe Fänge. Er fängt an zu geifern und zu jaulen. Die Verwandlung muss wohl sehr schmerzhaft sein. Seine Füße und Hände dehnen sich, seine Fingernägel werden zu langen, scharfen Klauen. Seine Augen färben sich in einem unheimlichen gelb und beginnen unheilvoll zu glühen. Er heult und duckt sich drohend, begehrlich zum Sprung … und wir rennen los. Rennen um unser nacktes Leben. Den Korridor entlang und in den Erdgang hinein. Der Werwolf ist nur knapp hinter uns und wir können seinen heißen Atem im Nacken spüren. Wie die Verrückten krabbeln wir durch den Tunnel. Wir sind so schnell, dass uns die Zweige der Weide nicht mehr richtig erwischen. Nur ein paar unbedeutende Kratzer an Gesicht und Händen bekommen wir ab. Keuchend hasten wir von der Weide weg und ins dunkle Gelände hinaus. James hat immer noch den Umhang umklammert. In unserem Schrecken laufen wir nicht in Richtung Schloss hinauf, sondern zum See hinunter. Als wir den Mut aufbringen, uns umzudrehen, sehen wir, dass der Werwolf uns nicht weiter verfolgt. Schwer atmend lassen wir uns unter einer Birke ins feuchte Gras fallen. „Wow“, jappst James. „Das war knapp.“ „Wie hast du vorher nochmal gesagt?“ keuche ich. „Kein Risiko, kein Spaß.“ James beginnt schallend zu Lachen, obwohl er immer noch keuchend nach Luft schnappt. „Verrückter Hund!“ prustet er. „Blöder Hirsch!“ gebe ich zurück. Wir rappeln uns ein wenig auf und lehnen uns gegen den Baum. Es ist immer noch Winter und recht kalt, aber wir sind von der Aufregung und dem schnellen Laufen so erhitzt, dass wir es gar nicht bemerken. „Er ist also wirklich ein Werwolf“, meine ich, als ich wieder richtig atmen kann. „Yeah“, antwortet James. „So habe ich mir einen Werwolf nicht vorgestellt. Zumindest keinen so jungen.“ „Er ist echt gewaltig.“ „Riesig. Monströs.“ „Was denkst du?“ frage ich ihn. „Ich denke, er ist immer noch Remus und der ist ein echt feiner Kerl.“ „Yeah. Einer der Besten, die ich kenne.“ „Ich bin und bleibe sein Freund. Du?“ „Klar, bleibe ich sein Freund. Wir sind uns doch einig, Prongs, dass es cool ist, mit einem Werwolf befreundet zu sein.“ „Yeah. Er scheint aber ganz und gar nicht von dieser Tatsache begeistert zu sein.“ „Nee. Er klang bei Madame Pomfrey echt todunglücklich“, stimme ich ihm zu. „Es muss doch was geben, wie wir ihm beistehen können, wenn er in diesem Zustand ist.“ Ich denke nach. Plötzlich habe ich einen regelrechten Geistesblitz. „Animagi“, flüstere ich aufgeregt. „James - Animagi – ein Werwolf tut Tieren nichts an. Wenn wir Animagi wären, könnten wir bei ihm sein, wenn er ein Werwolf ist.“ „Animagi“, wiederholt James nachdenklich. „Aber der Zauber gehört zu den Schwierigsten, die es gibt - das ist dir doch hoffentlich klar?“ „Das schaffen wir schon. Du weist, dass wir die Besten in unserem Jahrgang sind.“ „Wahrscheinlich. Aber du verstehst doch sicher, dass es sich nicht gerade darum handelt ein Streichholz in eine Stecknadel zu verwandeln, oder?“ So zögernd kenne ich meinen Freund gar nicht. „Traust du dir das nicht zu oder hast du Angst?“ „Nee. Keins von beidem, aber es kann schrecklich schief gehen, wenn man einen Fehler bei der Verwandlung macht. Ich hab mal was über eine misslungene Verwandlung gelesen und es klang echt grässlich.“ „Klar, weis ich. Dann dürfen wir halt keinen Fehler machen und müssen uns so gut wie möglich darauf vorbereiten.“ „Trotzdem sollten wir Remus nichts von diesem Plan sagen, bis es uns gelungen ist. Ich möchte ihm keine falschen Hoffungen machen.“ „Gut. Da hast du Recht. Er täte mir echt Leid, wenn er meint, dass er als Werwolf Gesellschaft haben wird und dann klappt es doch nicht.“ „Yeah. Gehen wir zurück? Langsam wird es mir echt zu kalt hier.“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)