Verletzungen von iome (HG/SS-Story mit viel Drama, Action und auch ein bisschen Mystery) ================================================================================ 6.-10. Kapitel -------------- @venus007: Herzlich willkommen, bei meiner (gar nicht so) neuen Geschichte. Das war die erste, die ich überhaupt geschrieben habe und ich freue mich, dass Du Gefallen daran findest. Der erste Teil ist 79 Kapitel lang und der zweite hat nochmal 43. Kapitel. Es wird also noch viel passieren, worauf Du Dich freuen kannst. 6. Reden ist Silber Die nächsten Tage verliefen ruhig und besonnen, wie sich das für die Weihnachtsfeiertage gehörte. Hermine war fast so weit, dass sie die Geschehnisse vor den Ferien verdrängen konnte. Fast. Doch zu den unpassendsten Momenten fiel ihr immer wieder ein, wie Snape sie angeschrien hatte und auch wie finster sein Blick gewesen war, als er ihr am Weihnachtsmorgen gegenüber saß. Schlimm war daran hauptsächlich, dass sie diesen Snape nicht mit jenem in Einklang bringen konnte, der sie so liebevoll geküsst und verführt hatte. Die schönsten waren so auch Hermines schlimmste Erinnerungen. Snape, wie er sich während der letzen Strafarbeit ganz dicht hinter sie stellte und ihr über die Schulter zuschaute, wie sie den Wolfsbanntrank braute. Snape, wie er ihr in den Nacken hauchte, ihr sagte, dass sie das gut könne. Und Snape, die er ihr die Hände auf Schulter und Hüfte legte, sie zu sich herumdrehte und ihr tief in die Augen schaute. Schließlich Snape, wie er die Augen schloss und sie sanft küsste. Immer wenn sie daran dachte, lief alles wie ein Film vor ihr ab und unweigerlich kamen ihr bei diesen Erinnerungen immer noch die Tränen. Es war nicht nur die Enttäuschung, die sie so fertig machte, es war vielmehr, dass sie es nicht verstand. Das sie ihn nicht verstand. Bis zum Samstag trug sie diese Ungewissheit tapfer mit sich herum, aber dann hielt sie es nicht mehr aus. Hermine beschloss, am Samstagabend etwas dagegen zu tun. Sie ging, wie immer gegen 23 Uhr nach oben. Dann wartete sie bis sie die Tür des Jungenschlafsaals hörte. Sehr, sehr leise schlich sie sich wenig später hinaus und stieg an der Fetten Dame vorbei hinaus in den Flur. Die Gefahr heute beim Herumschleichen entdeckt zu werden war äußerst gering, auf Grund der wenigen Anwesenden. Hermine schlich leise vom Gryffindorturm, lief durch einige Flure vorbei an Klassenzimmern, weiter nach unten, bis sie schließlich vor dem Ziel ihres Ausfluges stand. Der Kerker wirkte um diese Zeit noch düsterer, als tagsüber. Sie zitterte, obwohl sie warm angezogen war. Ihre Aufregung war so groß, dass sie sich wieder zurückzog, sich gegen eine Säule lehnte und mehrere Male tief durchatmete. Schließlich glaubte sie, halbwegs auf das Kommende vorbereitet zu sein und begab sich wieder vor die Tür. Sie klopfte zweimal und betete, dass er noch wach war. Minutenlang war nichts zu hören und Hermine wollte sich gerade wieder umdrehen und wegrennen, doch dann vernahm sie ein leises Gerumpel in Snapes Gemächern. Er brummte durch die Tür „Wer ist da?“ „Ich bin es, Hermine Granger.“ antwortete sie ängstlich, aber mit klarer Stimme. „Verschwinden Sie! Oder soll ich Sie erst wieder anschreien, damit Sie mich endlich in Ruhe lassen?“ Noch immer hatte er die Tür nicht geöffnet. Hermine nahm all ihren Mut zusammen. „Ich werde nicht verwinden, aber wenn Sie dieses Thema gern durch die Tür hindurch diskutieren wollen, dann ist es mir auch recht. Ganz wie Sie wünschen, Professor!“ Die Tür öffnete sich einen Spalt und Snape zog sie zu sich hinein. Kaum war die Tür wieder zu, war er ihr sehr nahe. Er beugte sich über sie und blickte drohend auf sie hinab. „Was um alles in der Welt wollen Sie hier mitten in der Nacht? Habe ich Ihnen nicht klar machen können, dass Sie hier nichts zu suchen haben?“ Er redete weiter, ohne sie auch nur antworten zu lassen. „Vielleicht habe ich mich das letzte Mal nicht klar genug ausgedrückt: Ich will sie außerhalb des Unterrichts nicht mal auf zehn Meter Entfernung in meiner Nähe sehen. Ist das jetzt endlich in Ihrem sonst so schlauen Köpfchen angekommen?“ zischte er ihr nun ins Ohr. Hermine hatte das Gefühl sich einfach nach unten sinken lassen zu müssen um diesem Blick, dieser Verachtung in seinen Augen zu entkommen. Doch diese Ausweichmöglichkeit hatte sie nicht. Dafür stand er zu dicht vor ihr. Tränen sammelten sich in ihren Augen, doch sie ließ nicht zu, dass sie sie übermannten. Sie hob den Kopf und sah ihn nun direkt an. „Ich bin nicht hier um mit Ihnen ins Bett zu springen. Ich will nur wissen warum. Warum haben Sie mich verführt? Und warum um alles in der Welt behandeln Sie mich jetzt wie den letzte Dreck?“ Er schnaufte und sein Blick wurde – falls das überhaupt möglich war – noch verächtlicher. Sie fuhr unbeirrt und in forderndem Ton fort „ Ich werde nicht eher gehen, bevor Sie mir diese Fragen beantwortet haben. Geben Sie mir eine Antwort und ich verschwinde. Dann können wir beide so tun, als ob nie etwas geschehen wäre.“ Er stieß sich von der Tür ab und lief ein paar Schritte in den Raum hinein. „Sind sie wirklich so dumm, Miss Granger?“ Seine Körperhaltung strahlte Wut und Verachtung aus. „Glauben Sie ernsthaft ich hätte irgendein wie auch immer geartetes Interesse an Ihnen? Meinen Sie vielleicht Sie sind die erste Schülerin, die ich flachgelegt habe? Wenn Sie das denken müssen Sie sehr viel einfältiger sein, als ich bisher immer von Ihnen angenommen habe.“ Er tigerte durch den Raum, während er weiter sprach. „Sie sind nicht die erste und werden nicht die letzte Schülerin sein, mit der ich Sex hatte. Und jetzt dürfen Sie dreimal raten, warum ich Sie verführt habe! Ja, richtig, weil ich Sex wollte!“ Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus, als er fort fuhr. „Aber Sie kleine Besserwisserin haben es einfach nicht verstanden, nicht wahr? Sie haben geglaubt, ich würde Sie attraktiv finden oder hätte mich sogar in Sie verliebt. Das erste Mal, dass Sie mit etwas so grundsätzlich falsch liegen, Miss Granger.“ Hermine sank nun, da er sie nicht mehr gegen die Tür presste, an ihr herab und sah ihn einfach nur entsetzt an. Er jedoch schien sich in Rage geredet zu haben. „Und jetzt wollen Sie tatsächlich noch wissen, warum ich Sie so verachte? Kommen Sie wirklich nicht drauf?“ Hermine schaffte es, den Kopf zu schütteln. Er kam auf sie zu und ging vor ihr in die Hocke, ließ lässig einen Arm vom linken Knie baumeln und legte schließlich die Hände ineinander. „Weil Sie eine kleine Schlampe sind, die mich rangelassen hat. Mich, den Menschen, den Sie wohl am aller meisten hassen.“ 7. Was mich nicht umbringt … Hermine sah Snape durch den Tränenschleier an und war unfähig auch nur ein einziges Wort zu sagen. Ihre Kehle war trocken und wie zugeschnürt. Sie schluchzte einfach nur auf. Snape langte unterdessen nach ihren Ellbogen und zog sie beim Aufstehen heftig mit nach oben. Er hatte sehr viel mehr Kraft, als es den Anschein machte. Bevor sie wusste, was mit ihr geschah, drückte er sie wieder gegen die Tür. „Eines, Miss Granger, sollten Sie allerdings wissen. Ich bin kein Mensch, der etwas auf sich zukommen lässt. Ich plane voraus. Doch wie es mir scheint sind Sie kein großer Fan von Schokoladenkeksen, richtig?“ Hermine schaute, trotz der merkwürdigen Situation, sehr verwundert. Snape fuhr in seinem Redeschwall fort. „Hätten Sie die Kekse gegessen, die ich Ihnen zu Weihnachten geschenkt habe, würden Sie jetzt friedlich in ihrem Bettchen schlummern und sich an nichts erinnern können. Nun ja, dann werden wir der Sache eben auf andere Art und Weise ein Ende machen. Ich werde Ihnen jetzt ein nettes Mittelchen geben und dann ist diese Affäre ein für alle mal beendet.“ Er ging zu seinem Vorratsschrank, schloss ihn auf und griff nach einem blauen Fläschchen. Bei dem Versuch es herauszunehmen, zuckte seine Hand jedoch, als ob ihn eine Schlange gebissen hätte. Das Fläschchen fiel zu Boden und zerbrach in tausend Stücke. Mit wutverzerrtem Gesicht schlug er die Tür des Schranks zu. Hermine, der Snapes Worte, nur langsam, wie durch einen Schleier ins Gehirn drangen, ging auf ihn zu. „Sie brauchen mir keinen Trank zu geben. Das erste, was ich gleich machen werde, ist diese Plätzchen zu verzehren. Und wagen Sie es sich nicht, daran zu zweifeln, dass ich das tun werde, Professor, denn ich habe nicht vor, mich mein Leben lang mit diesen Erinnerungen herumzuplagen. So gut war es ganz bestimmt nicht mit Ihnen!“ Sie ließ ihn stehen und ging zur Tür. Mit einem Schritt war er bei ihr und hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt. Er hielt sie zurück bevor sie die Tür öffnen konnte. „Miss Granger, ich habe noch nie an Ihnen gezweifelt!“ Dann ließ er sie los und öffnete die Tür. Hermine schaute sich nicht um, als er die Tür leise hinter ihr schloss. Sie konnte nicht sehen, wie ihr Professor sich an die Wand lehnte, sich langsam daran herunter gleiten ließ und den Kopf in die Hände legte. 8. …macht mich stark Diesmal hielt Hermine die Tränen nicht zurück, als sie auf dem Weg in den Gryffindorturm war. Die heulte unkontrolliert und nahm sich nur kurz zusammen, als sie den Gemeinschaftsraum durchquerte, damit die Jungs nicht wach wurden. Im Schlafsaal ließ sie sich auf ihr Bett fallen und legte die Arme auf ihre Augen. Sie versuchte sich zu beruhigen, aber es gelang ihr nicht. Schließlich zog sie sich aber aus und ging ins Bad. In der Dusche ließ sie so lange kaltes Wasser über sich laufen, bis ihre Augen etwas abgeschwollen waren. Die Dusche half ihr auch wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Sie schwor sich, nicht weiter zu heulen und endlich schlafen zu gehen. Im Bett fand sie jedoch keine Ruhe. Wann immer Sie die Augen schloss, sah sie Severus, wie er ihr sagte, dass sie eine kleine Schlampe sei. Wie konnte er nur so etwas von ihr denken. Sie hatte vorher noch mit keinem Mann geschlafen. Vor ihm war sie nur mit Krum zusammen gewesen und zwischen ihnen gab es keine Intimität. Schließlich war es zwei Jahre her und da hatte sie noch nicht mal an so etwas gedacht. Snape wusste, dass er sie entjungfert hatte. Als sie das erste Mal mit einander schliefen hatte sie kurz wegen dem Schmerz gezuckt und er hatte innegehalten, damit der Schmerz verging und sie sich an ihn gewöhnen konnte. Wieso um alles in der Welt nannte er sie also Schlampe? Meistgehasster Mensch! Glaubte er wirklich, dass er das für jeden auf der Welt war? Seine Selbstverachtung musste grenzenlos sein. Und was um alles in der Welt hatte es zu bedeuten, dass er gesagt hatte, er hätte noch nie an ihr gezweifelt? Da hatte er nicht mehr wütend geklungen. Noch nicht mal sarkastisch. Hermine beschloss gegen 3.00 Uhr morgens dass es keinen Sinn hatte, sich weiter den Kopf zu zerbrechen und zwang sich schon beinahe dazu endlich einzuschlafen. Gegen 9.30 Uhr wachte sie auf. Für das Frühstück war es zu spät, aber Hermine wäre sowieso nicht hingegangen, denn man sah ihrem Gesicht noch sehr deutlich an, wie sie die Nacht verbracht hatte. Nach dem Kurzbesuch im Bad wendete sie einen Abschwellzauber auf sich selbst an und ihr Gesicht schien wieder normal. Sie setzte sich aufs Bett und zog die Keksdose unter ihren anderen Geschenken hervor. Damit hatte Snape also vorgehabt, ihr klammheimlich die Erinnerung zu nehmen. Sie öffnete die Dose. Darin lagen vier handtellergroße Plätzchen. Sie sahen köstlich aus. Hermine nahm eines heraus, führte es an die Lippen ... und ließ es wieder sinken. Sie schloss die Keksdose und schob sie entschlossen unter das Bett. Ihre Entscheidung stand fest. Sie wollte nicht vergessen, wie ihr erstes Mal gewesen war. Es war schön, egal, wie Severus im Nachhinein versuchte es zu besudeln. Sie würde sich zusammen reißen und ihm nicht zeigen, dass sie noch wusste, was zwischen ihnen passiert war. Sie würde die Mischung aus Zuneigung zu ihm und Wut über sein Verhalten, einfach beiseite schieben und ihm entgegentreten wie eh und je. Hermine hatte schon bei anderen Gelegenheiten gelogen. Das tat sie nicht gern, aber wenn es sein musste, konnte sie es recht gut. Das war so eine Gelegenheit, bei der es sein musste. Sie zwang sich dazu, sich unterschiedliche Situationen vorzustellen, in denen sie ihm ganz gewiss begegnen würde. Auf dem Flur, in der Großen Halle und natürlich im Unterricht. Hermine stellte sich vor, wie sie auf ihn reagieren beziehungsweise nicht reagieren würde. Er würde keinen Anhaltspunkt finden, zu glauben, dass sie die Kekse nicht gegessen hatte. Als es Zeit wurde zum Mittagessen zu gehen, straffte Hermine, wie schon vor zwei Wochen, die Schultern, setzte ein Lächeln auf und ging in den Gemeinschaftsraum. Er war leer, doch im nächsten Moment wurde das Porträtloch geöffnet und vier Gryffindors aus den jüngeren Jahrgängen kamen schwatzend herein. Hermine wusste nicht, ob Harry und Ron schon beim Mittagessen waren, doch sie vertraute darauf und ging los. Die Vorstellung gleich wieder Snape gegenüberzusitzen war ihr ein Greul, doch dann fiel ihr ein, dass die restlichen Schüler ja auch nach und nach wieder kamen und die Tischanordnung in der Halle bestimmt wieder normal sein würde. So war es dann auch und ihre beiden Freunde saßen schon beim Essen. Neville hatte sich dazu gesellt und auch Ginny war wieder da. Hermine wurde überschwänglich von ihr begrüßt und bekam dann alle Einzelheiten ihres Weihnachtsurlaubs bei Charlie zu hören. Die Zeit verging und Hermine vergaß völlig, was sie bedrückte. Erst als sie ihre Bücher und Hefte für den ersten Schultag heraussuchte, wurde ihr klar, dass sie morgen zwei Stunden Zaubertränke hatte. Trotz dieser niederschmetternden Tatsache schlief sie dieses Mal überraschend schnell ein. Vermutlich lag es daran, dass sie von der letzten fast schlaflosen Nacht so erschöpft war. 9. Was Du denkst, dass ich nicht weißt, macht Dich nicht heiß Montagmorgen erfüllte ein geschäftiges Treiben den Mädchenschlafsaal, weil nun auch die letzten Nachzügler wieder eintrafen und ihre Taschen auspackten. Hermine blieb noch etwas im Bett sitzen und versuchte sich im letzen Augenblick noch auf die Verwandlungsstunde vorzubereiten. Eigentlich hatte sie in den Weihnachtsferien einige Bücher noch mal durcharbeiten wollen, doch sie war emotional zu abgelenkt, um sich konzentrieren zu können und so hatte sie es schnell sein lassen. Nun versuchte sie das nachzuholen und blieb bis zum letzten Moment im Bett und las. Erst, als alle anderen schon auf dem Weg in die Große Halle waren, schnappte sie sich ihre Sachen und ging ins Bad. Sie brauchte nicht lange und rannte den anderen hinterher. Ron und Harry warteten auf dem Flur auf sie. Gemeinsam gingen sie hinunter zum Frühstück. Hermines Blick wanderte an diesem Morgen mehrfach kurz zum Lehrertisch, doch Snapes Platz blieb unbesetzt. Auch am Vorabend war er nicht in der Halle gewesen. Nicht das Hermine sich Sorgen machte. Momentan wünschte sie ihm die Pest an den Hals. Aber halt! Sie hatte sich ja vorgenommen, ihm neutral - so neutral wie es bei ihm überhaupt möglich war - gegenüber zu treten. Okay, daran würde sie noch feilen müssen. In den ersten zwei Stunden hatten die Gryffindors gemeinsam mit den Hufflepuffs Verwandlungen, anschließend Pflege magischer Geschöpfe, dann Geschichte der Zauberkunst und schließlich und endlich standen die beiden Stunden Zaubertränke an. Hermine war sehr flau im Magen und ihr wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht, als sich daran dachte, dass sie ihn jetzt zwei Stunden würde sehen müssen. Sie setzte sich auf ihren gewohnten Platz, als er auch schon zur Tür herein stürmte und sie hinter sich zuschmiss. ‚Alles wie immer.’ dachte Hermine und vertiefte sich so schnell wie möglich in „Zaubertränke – Gifte und ihre Gegengifte“. Snape forderte die Klasse auf Seite 415 aufzuschlagen und das dort beschriebene Gegengift für blauen Eisenhut herzustellen. Hermine überflog die Seite und stand auf, um sich ihre Zutaten zu holen. Als sie alles hatte und zu ihrem Platz zurückkehren wollte, stand Snape ihr im Weg. Hermine war nicht im Mindesten verwundert. Sie hatte damit gerechnet, dass er sie irgendwann prüfen würde, wissen wollte, ob der Vergessenszauber wirkte. So war es für Hermine keine Überraschung, dass er da nun mit verschränkten Armen im Weg stand und ihr mit verkniffener Miene in die Augen sah. Hermine wusste, dass sie diesem Blick standhalten konnte. Sie blickte ihm ebenfalls in die Augen und sage nach ein paar Sekunden mit ihrem charmantesten Lächeln auf den Lippen. „Professor?“ „Miss Granger?“ zischte er mit zusammengebissenen Zähnen zurück. „Würden Sie mich bitte kurz vorbei lassen, damit ich an meinen Platz zurück kann?“ Er veränderte seine Körperhaltung nicht und wandte auch den Blick nicht von ihr ab, aber er ging zwei Schritte zur Seite, so dass Sie an ihm vorbei gehen konnte. Sie setzte sich hin und konnte noch immer seinen Blick auf sich spüren. Der Rest der Stunde verlief normal. Snape zog Punkte ab, wo er nur konnte, bevorzugt natürlich bei den Gryffindors und schnauzte Neville an, weil er seinen Trank nicht hinbekam. Als es endlich läutete, verließen alle, einschließlich Hermine, so schnell wie möglich den Raum. Als sie draußen waren, atmete Hermine tief durch. Wenn sie das richtig einschätzte, glaubte Snape nun, dass sie die Kekse zu sich genommen und alles vergessen hatte. Hoffentlich! Den Nachmittag verbrachte Hermine damit zwei Aufsätze für Astronomie und Geschichte der Zauberkunst zu schreiben und den Stoff nachzuholen, den sie über Weihnachten noch einmal hatte durchgehen wollen. Harry ging ihr dabei ziemlich auf den Nerv, weil er die ganze Zeit über verkündete, dass sie das doch eh alles schon könne und doch gar nicht mehr lernen müsste. Schließlich ertrug sie es nach dem fünften Mal nicht mehr und sprang auf. „Harry, wenn Du nicht lernen willst, dann geh wo anders hin, aber halt mich nicht vom wiederholen ab!“ „Mensch Hermine, wie kann man den nur so stur sein und den ganzen Tag hier drinnen hocken. Draußen ist das schönste Wetter für eine Schneeballschlacht und Du schreibst einen Aufsatz nach dem anderen.“ kam prompt Harrys Antwort. „Vielleicht mache ich das, damit ich den Rest der Woche frei hab und dann auch mal raus kann. Ich kann es nun mal nicht ab, wenn ich noch Arbeit im Rücken haben, okay? Und wenn Du und Ron eure Aufsätze jetzt endlich auch mal schreiben würdet, dann könnten wir nachher vielleicht sogar noch Malfoy einseifen.“ Harry grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und ging zu Ron hinüber. „Du, Ron, schreiben wir schnell die beiden Aufsätze?“ Ron spielte gerade eine Partie Schach mit Dean und war, wie immer, dabei sie zu gewinnen. „Jetzt nicht Harry, ich muss das hier erst beenden. Dean ist viel besser geworden in den Ferien.“ „Ja, mag sein, aber du wirst gewinnen, wie immer. Das seh sogar ich. Also komm.“ Ron blickte zu Dean, der nur nickte und dann aufstand. „Kannst Du mir mal sagen, warum Du jetzt so wild darauf bist, Hausaufgaben zu machen?“ „Weil Mine Recht hat.“ Ron schaute ihn etwas misstrauisch an. „Also erstens hat Mine fast immer Recht und zweitens: Von was redest Du eigentlich?“ „Sie hat gesagt, wenn wir drei jetzt alle unsere Hausaufgaben machen, können wir nachher Malfoy und sein Gefolge noch mit Schnee einseifen. Nun komm und vergeude nicht unsere Zeit.“ Ron grinste breit und holte sein Schulzeug. Nach zwei Stunden hatten sie zwei ähnliche, aber zumindest nicht identische Aufsätze. Hermine war in der Zwischenzeit mit ihren Wiederholungen so weit gekommen, dass sie sich eine Pause zugestand. Wenige Minuten später standen alle dick eingepackt vor den Toren von Hogwarts. Malfoy hatte vor circa einer Stunde die kluge Entscheidung getroffen, dass er für heute genug von der weißen Pracht hätte. Lavender und Cho waren draußen und liefen Ski. Die beiden hätten unterschiedlicher nicht sein können, aber sie hatten sich im Verlauf des letzten Jahres angefreundet. Hinter ihnen ging die Tür gerade noch mal auf und Ginny kam heraus. Sie sah aus, als ob sie gerade 20 Pfund zugenommen hatte, aber natürlich war alles nur Wolle und mehrere Lagen Schals und Pullover. Harry und Ron lachten und auch Hermine konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie sah, wie Ginny sich durch den Schnee kämpfte und schließlich ausrutschte und umplumpste. Ginny hörte sie lachen, griff neben sich und beschmiss sie mit Schnee. Bevor die vier überhaupt wussten, was los war, waren sie in eine wunderbare Schneeballschlacht verwickelt. Eine halbe Stunde rasten sie hintereinander her und versuchten sich gegenseitig zu bewerfen, die Kapuzen mit Schnee zu füllen oder den Gegner zu Fall zu bringen. Durchgefroren, aber gutgelaunt gingen sie bei Sonnenuntergang zurück in die Schule. Oben auf dem Astronomieturm stand Severus Snape. Er hatte sich eng in seinen Mantel gehüllt und mit einem Wärmezauber belegt. Mit wehendem Haar schaute er über die Ländereien von Hogwarts. Vor dem Schloss fand eine Schneeballschlacht statt. Mit Adleraugen erkannte er Hermine Granger. Er hatte heute versucht zu erkunden, ob sie es noch wusste. Für einen Bruchteil einer Sekunde war es ihm so vorgekommen, doch das konnte Einbildung gewesen sein, musste Einbildung gewesen sein, denn sie hätte ihm sonst niemals in die Augen blicken können. Nicht nach dem, was er zu ihr gesagt hatte. Severus war dankbar, dass sie vergessen hatte. Zumindest ein Teil von ihm freute sich, darüber, dass sie da unten unbeschwert mit ihren Freunden ihre Jugend genoss. Ein anderer Teil trauerte. 10. Ein merkwürdiges Benehmen In den nächsten Tagen fiel so viel Schnee vom Himmel, dass das unterste Stockwerk des Schlosses darin verschwand. Die Stürme wurden immer schlimmer und es schien gar nicht mehr aufhören zu wollen zu schneien. Weil sie bei diesem Wetter unmöglich raus konnten, saßen alle Schüler in den Gemeinschaftsräumen ihrer Häuser fest. Hermine, die es genoss, bis zum nächsten Montag, Snape nur während der Mahlzeiten zu sehen, lernte eifrig, wie sie es immer getan hatte. Doch im Gegensatz zu früher schweiften ihre Gedanken jetzt häufiger ab und es kam mehrmals vor, dass einer ihrer Klassenkameraden sie ansprach und keine Antwort erhielt. Harry und Ron stupsten sie bei solchen Gelegenheiten an und wann immer sie nach dem Grund für ihre Tagträumerei fragten, bekamen sie nur zu hören, sie sei so in das Thema vertieft gewesen. Bald gaben es die beiden auf zu fragen. Unterdessen wusste Hermine sehr wohl, dass den anderen ihr komisches Verhalten auffiel, doch sie konnte nichts dagegen tun. Wann immer sie für Zaubertränke lernte, oder auch nur ein Blick auf ihr Schulbuch fiel, sah sie Snape vor sich. Manchmal den Snape, der sie am ganzen Körper küsste und sie wohlig erschaudern ließ, manchmal den, der sie anschrie, sie sei eine Schlampe. So oder so wanderten ihre Gedanken immer wieder zu ihm. Am Ende der Woche nahm es solche Ausmaße an, dass sie sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren konnte und in Verwandlungen 5 Punkte Abzug von Professor McGonagall erhielt, weil sie nicht zugehört hatte. Das brachte Harry und Ron schließlich auch dazu, sie ernsthaft ins Gebet zu nehmen. Nach der Stunde, die die letzte für diese Woche gewesen war, nahmen sie Hermine bei Seite. „Hermine, was um alles in der Welt ist los mit Dir? Du bist immerzu wo anders mit Deinen Gedanken und träumst vor Dich hin.“ Ron sah sie fragend und zugleich besorgt an. „Ja, und wenn man Dich fragt, über was Du gerade grübelst, dann sagt Du immer nur, dass es der Schulstoff ist, aber früher hast Du auch gelernt und hast Dich nicht so verhalten. Also rück endlich raus mit der Sprache. Wir sind schließlich Deine besten Freunde, Mine.“ setzte Harry dazu. Beide standen da, mit den Händen in die Seite gestemmt, und warteten auf eine Antwort. Hermine sah von einem zum anderen und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie freute sich, dass die beiden sich solche Sorgen um sie machten, aber vor Schreck, wusste sie gar nicht, was sie ihnen antworten sollte. Und so stammelte sie „Also wisst ihr, dass ist so. Ähm ich … ich hab einen … einen Brief von meinen Eltern erhalten, und es geht meinem Vater derzeit nicht so gut. Äh, ich mach mir Gedanken um ihn und … das … das lenkt mich halt ein bisschen ab. Okay?“ Ron und Harry sahen sie bestürzt an. Harry sprach als erstes. „Mensch Mine, und warum hast Du uns das nicht längst gesagt? Wir hätten Dich dann auch nicht dauernd mit Fragen gelöchert.“ bitte keine Sorgen um mich. Das mit meinem Vater wird schon wieder. Er wird operiert und dann soll es ihm in den nächsten Tagen wieder besser gehen. Ich warte schon auf eine Nachricht meiner Mutter.“ Zu Hermines Überraschung glaubten die beiden ihr jedes Wort ihrer gerade erfundenen Ausrede. Um Harry und Ron, aber auch Ginny nicht weiter auf ihren Gemütszustand aufmerksam zu machen, riss Hermine sich am Wochenende enorm zusammen. Wenn ihr beim Lernen Snape einfiel, verdrängte sie den Gedanken ganz schnell wieder. Ihre Konzentration auf die Bücher und ihre Freunde sorgte letztlich sogar dafür, dass sie tatsächlich weniger an ihn dachte. Am Montagnachmittag jedoch hatte sie wieder eine Doppelstunde Zaubertränke und somit ließ sich eine Begegnung mit Snape nicht vermeiden. Die Stunde begann normal und nachdem er ihnen die Zutaten für den Astoria-Trank (ein Gegengift für Fliegenpilze) genannt hatte, fingen alle an, zusammen zu suchen, was sie brauchten und dann den Trank zu brauen. Nach wenigen Minuten jedoch sprang Snape geradezu panisch auf und lief zur Tür seines privaten Labors. „Sie werden ihren Trank zusammenbrauen und ihn dann mit Ihrem Namen beschriften. Bis zur nächsten Stunde schreiben Sie jeder eine Pergamentrolle über die Wirkung des Tranks, die Sie mir dann abgeben werden. Trank und Aufsatz werde ich benoten und das wird 30 Prozent ihrer Jahresnote ausmachen.“ schnaubte er, die Türklinge schon in der Hand. „Und in Übrigen werde ich merken, wenn jemand zu viel Hilfe hatte. Ist das klar?“ Dabei schaute er Neville an. Die ganze Klasse nickte. Snape riss die Tür zum Labor auf, verschwand in Windeseile darin und ließ sich bis zum Ende des Unterrichts nicht wieder sehen. Hermine starrte ihm ein paar Sekunden nach. Was um alles in der Welt war denn jetzt los? Konnte er sogar ihren Anblick nicht ertragen, dass er so davon stürmte? Sie wandte sich wieder ihrem Trank zu und schaffte es sogar noch innerhalb der Doppelstunde den Aufsatz zu schreiben, doch ihr ging nicht aus dem Kopf, wie wütend und panisch Snape ausgesehen hatte, als er den Raum verließ. TBC Schenkt ihr mir ein kleines Review? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)