Liebe...oder doch nicht? von Lunatik ((Puppyshipping)) ================================================================================ Kapitel 5: Daily Life --------------------- Er hatte eigentlich alles erwartet, aber das? Ein friedlich schlafender Seto schmiegte sich an seine Brust! Ein tiefes Rot stieg augenblicklich in Joeys Gesicht. Was hatte er da mit diesem Mann getan? Und doch war er ihm dankbar. Denn nun fühlte er sich erleichtert. Als könnte er nach langer Zeit endlich wieder frische Luft holen. Diese tief einatmen, um die Frische in seinem ganzen Körper zu verteilen. Natürlich hatte er nicht ganz vergessen, was sie zusammengeführt hatte. Weswegen der gestrige Abend passiert war. Doch jetzt wollte er nicht mehr darüber nachdenken, jetzt wollte er dieses schlafende Gesicht beobachten. Es konnte noch nicht so spät sein, denn es dämmerte erst ganz leicht. Doch reichte das Licht, um die entspannten Gesichtszüge Setos zu sehen. Auf einmal spielte Zeit wieder eine Rolle. Er strich sanft eine verirrte Strähne Setos zurück. Ein Finger wanderte über die Wange des Schlafenden. Wieso fühlte er sich zu diesem Mann hingezogen? Er hatte ihm Wärme gegeben, nach der er sich schon so lange gesehnt hatte. Er hatte ihn mitten in der Stadt gefunden, bei Regen, ohne Regenschirm. Er hatte ihn schützend in seine Arme geholt. Ihn aus den Tiefen der Verzweiflung und Ausweglosigkeit zurück ins Leben getrieben. Und dadurch an sich gebunden. Doch… war es schon nicht vorher so gewesen? Seto war immer derjenige, der ihm wirklich Aufmerksamkeit schenkte. In ihren ununterbrochenen Streitereien war Seto immer nur auf ihn fixiert gewesen. In ihren Zankereien gab es nur sie zwei. Irgendwie war Setos Verhalten gegenüber Joey schon immer „anders“ als zum Rest. Er war gewissermaßen besonders. Ein leises Lachen drang aus der Kehle Joeys. Ein merkwürdiger Gedanke. Nun suchte er schon nach einem Anfang für diese merkwürdigen Gefühle in ihm. Und auch für das Verlangen. Er hatte sich nach dem Körper des anderen, nach dessen Berührungen gesehnt. Dies konnte man nicht an irgendwas anderem festmachen, oder mit irgendwas anderem erklären als mit Lust. Er war schwul. Oder zumindest stand er auf Seto, der zweifellos ein Mann war. Nunja, er schwamm schon immer gegen den Strom, wie? Doch… war dies schon Liebe? Oder noch lange nicht? „Morgen“ – ein undeutliches Nuscheln unterbrach Joeys Gedanken und entlockte ihm stattdessen ein vernarrtes Lächeln. „Morgen.“ „Wie lange willst du noch rumtrödeln? Das Mittagessen ist schon fertig und danach fahre ich dich Heim.“ Im Türrahmen stand so elegant und arrogant wie immer der junge Firmenchef. „Hast du was zu essen da? Ich nehme mal an nicht, ich lass dir was mitgeben. Morgen ist übrigens Schule, vergiss das nicht!“ „Ja…“ Er fühlte sich wie ein Kind – wie er sich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Trotz des strengen und kalten Tonfalls umsorgte Seto ihn nun schon seit dem Aufwachen. Er hatte ihn die ganze Zeit mit Fragen wie „Tee, oder lieber Kaffee? Willst du nicht gleich unter die Dusche, das wird dir gut tun? Deine Sachen sind trocken, hast du daheim frische Wäsche, oder soll ich dir lieber welche mitgeben?“ überrannt. Irgendwie… lustig und schön. Und doch war er sich alles andere als sicher darüber, wie es weiter gehen würde. Würden sie sich in der Schule wieder streiten? Ignorieren? Dass es kein öffentliches Techtelmechtel geben würde, war Joey gewiss klar. Doch würde da trotzdem etwas Unscheinbares und für sie beide bedeutsames geben? Würde es zwischen ihnen anders sein? Nach dem ‚einfachen’ Mittagessen ließ Seto seine Limousine vorfahren und Joey erklärte dem Fahrer den Weg zu seiner kleinen Wohnung. Die ganze Fahrt über schwiegen die beiden. Erwartete sie ein Abschied, oder ein 'Auf Wiedersehen'? Angekommen, stiegen beide genau so schweigend aus und Seto begleitete Joey nach oben, in ein kleines Einzimmerappartement in einem schäbigen Haus in einer schäbigen Gegend. Das ganze Haus sah wie von außen so auch von innen dreckig-grau aus und die hässliche Tapete ging schon langsam ab und hing im weg. Nun Joeys Wohnung sah etwas besser aus. Zwar war sie ungemütlich klein und das Licht drängte kaum durch die kleinen schmutzigen Fenster herein, aber trotzdem war sie irgendwie häuslich. Oder versuchte zumindest mit allen Mitteln es zu sein. „Nun sind wir da, das ist zwar nichts im Vergleich zu deiner Villa, aber hier wohne ich…“ „Sieht besser aus als ich erwartet habe. Obwohl eine Hundehütte wohl besser zu dir passen würde.“ Ein eiskalter Satz, der ihn wirklich traf. Seine Wutzellen. „Und zu dir passt gar nichts, du arroganter, arroganter…“ Lüsterne Lippen ließen Joey nicht ausreden, starke Arme raubten ihm die Freiheit und leise Worte schenkten ihm Hoffnung. „Die Schule fängt erst Morgen an, nicht heute… und sie endet jeden Tag, sie ist nicht ewig… sie nicht und die Zeit dort auch nicht.“ Zwei erregte Körper sanken langsam auf das Sofa nieder in der Abenddämmerung mit der Hoffnung, die Zeit würde für sie stehen bleiben. Jetzt war er sich sicher, es würde anders sein. Alles würde sich ändern. Am nächsten Morgen wachte Joey mal früh genug auf, um auch ausnahmsweise zu frühstücken. Er fühlte sich müde und trotzdem wie neu geboren. Sein altes Leben lag in einer mit sieben Siegeln verschlossenen Kiste irgendwo in der hintersten Ecke seines Bewusstseins. Oder schon seines Unterbewusstseins. Seine Schultasche hatte er vor der Tür gefunden, Yugi musste sie dort gelassen haben, nachdem er an den Versuchen ihn zu erreichen verzweifelt war. Yugi. Er würde sich bei ihm entschuldigen müssen für all die Sorgen. Und sollte er es ihm erzählen? Vielleicht. Er wusste es noch nicht. Er würde es wahrscheinlich spontan entscheiden. Wie meistens in seinem Leben. In seine Überlegungen vertieft hatte der Blonde nicht auf die Zeit geachtet. Schwer atmend erreichte Joey die Schule kurz vor dem Gong. Am Eingangstor stand Yugi und wartete sichtlich darauf, dass ein gewisser Jemand endlich wieder in der Schule erschien. Yugis Gesicht hellte in einem fröhlichen Lächeln auf als er seine Hoffnung erfüllt sah: vor ihm stand keuchend und sich an einem Baum stützend sein bester Freund. „Endlich bist du wieder da. Du hast Schule geschwänzt!“ „Ja, ich weiß. Tut mir leid, aber…“ „Schon gut. Geht es dir wieder besser?“, fragte Yugi vorsichtig. Er wusste, dass es vielleicht unangebracht war jetzt danach zu fragen, aber er konnte nicht anders. Die ganzen Tage lang ging es seinem besten Freund offensichtlich nicht gut und er konnte nichts tun, rein gar nichts, seine Worte hatten Joey nicht mal erreicht. So war die Erleichterung riesengroß als Joey Yugi etwas verlegen anlächelte. Ein Schamgefühl und auch ein leises Schuldgefühl beschlichen den Blonden. Es war nicht gut seinen besten Freund in solcher Unwissenheit zu lassen. „Sorry, dass ich mal wieder solchen Mist gebaut habe. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, echt, sorry.“ „Macht nichts, dazu sind doch Freunde da. Es tut mir leid, dass ich dir nicht helfen konnte…“ Yugis Stimme klang ebenfalls schuldbewusst. Und ehrlich. Etwas, wofür Joey sehr dankbar war. Es gab doch mehr auf das er vertrauen konnte. „Hey, vergiss es. Es geht mir wieder ganz gut.“ „Schön!“ Die Freude war ebenfalls ehrlich und groß und doch schien noch etwas an Yugi zu nagen. „Aber wie?“ Auch diese Frage war unpassend, aber Yugi konnte es nicht recht glauben, dass sein Freund gerade einfach da vor ihm stand und meinte er hätte alles hinter sich gelassen. Irgendwas musste passiert sein. Irgendwie musste der andere seine Gefühle freigelassen haben. Irgendwie. „Weißt du,… da gab es…“ Er wusste immer noch nicht, ob er es sagen sollte, oder nicht. Eine unangenehme Unsicherheit nagte an ihm und ließ ihn Zweifeln. An der Richtigkeit dessen, was er getan hatte. An der Richtigkeit dessen, was er nun geworden war. Aus seinen Gedanken und dieser unangenehmer Situation wurde Joey von einer kühlen Stimme gerissen: „Will das Köterchen schon wieder zu spät kommen? Na ja, das war ja auch klar… Aber von dem streberischen Yugi hätte ich das nicht erwartet.“ „Lass uns in Ruhe Seto“, bei dem Wort „streberisch“ kam Yugi langsam die Wut hoch. „Und was meinst du überhaupt mit zu spät kommen?“ „Es hat schon längst geläutet, ihr Dummköpfe.“ „Was!? Oh nein, wir kommen zu spät, Joey, starr keine Löcher in die Luft, sondern lauf! Ich komme wegen dir zu spät!“ „Sorry…“ „Ja, Köterchen, lauf! So gehört es sich.“ „Ich bin KEIN KÖTER! Du arroganter Arsch!“ „Nein? Siehst aber so aus…“ „Hey Leute, wir kommen alle ZU SPÄT!“, Yugi konnte nicht mehr länger warten und zog beide zur Schule. Eigentlich hatte Yugi Angst, dass ein Treffen auf Seto Kaiba Joeys Laune wieder verschlechtern würde, aber wie es aussah waren seine Befürchtungen umsonst. Was ihn erleichterte. Vielleicht brauchte Joey bloß wieder Gewohnheit in seinem Leben? „Als Strafe werdet ihr jetzt alle bis zum Ende der ersten Stunde vor der Tür stehen!“ „Draußen, vor der Tür, so wie es sich für einen Köter gehört!“ „Ah ja? Und wieso bist du auch hier? Draußen.“ „Das Herrchen muss leider mitverantworten was sein Hündchen anstellt…“ „Was!?“ „Jetzt beruhigt euch doch mal, wir sind alle zu spät gekommen.“ „Beruhigen? Noch was!? Dieser arroganter…“ „RUHE DA DRAUSSEN, SONST GIBT’S HEUTE KOLLEKTIVES NACHSITZEN ALS STRAFE!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)