Liebe...oder doch nicht? von Lunatik ((Puppyshipping)) ================================================================================ Kapitel 2: Rain --------------- Seto starrte aus dem Fenster auf den verregneten Schulhof, erwartend, dass ein Blondschopf doch auftauchen würde. Aber es war vergeblich. Der Schulhof blieb weiterhin leer und böses Augenfunkeln seitens Kaiba änderte diese Tatsache auch nicht. Der Wunsch Joey zu sehen drohte den jungen Firmenchef zu verschlingen. Trieb ihn in den Wahnsinn. In der vierten Stunde gab er endlich nach und meldete sich mit den Worten: "Ich habe einen wichtigen Termin!" ab. Das einzige was er zurück ließ waren ein verwirrter Klassenlehrer und ein Stück seines Stolzes. Nun irrte er in der Stadt herum in der Hoffnung seinem Hündchen zufällig zu begegnen. Wo Joey wohnte wusste Seto nicht. Wahrscheinlich konnte er dies schnell herausfinden, aber sein Gefühl bestand darauf, dass der Blonde sich irgendwo in der Stadt herumtrieb. Irgendwo auf einer einsamen Straße. Verirrt. Verwirrt. Der Himmel war mit dunklen Regenwolken bedeckt und Wasser ergoss sich in Strömen auf die Stadt. Seto, der keinen Regenschirm mit sich führte, war schon nach wenigen Minuten völlig durchnässt. Nach über einer Stunde sinnlosem Herumirren, kurz davor aufzugeben, blieb er in einem Park vor einer Laterne stehen. Da saß er, im Regen, auf dem kalten Boden, angelehnt an die Laterne. Mit so leeren und ausdruckslosen Augen, welche er schon lange nicht mehr bei jemanden gesehen hatte. Welche ihn so sehr erinnerten… ~~~ Er ging durch die Straßen ohne zu achten wohin. Es regnete. Es regnete stark. Aber er merkte es nur am Rande. Nahm es mit Gleichgültigkeit hin. Er ging einfach Schritt für Schritt die grauen Straßen entlang. Wieder einmal hatte sein Verstand aufgegeben. Doch auch die sonst immer so starken und ergreifenden Gefühle waren verschwunden. Versiegelt, versteckten sie sich hinter der Leere. Hinter dem Eis, das sich schützend über seine innere Welt gelegt hatte. Bald schon fand er sich im Park wieder. Seine Füße hatten ihn einfach hingetragen. Und wieder kamen Erinnerungen hoch. Der einzige Funken Leben in ihm. In diesem Park war er mehrmals die Woche mit seinen Freunden, immer wenn er sich mit seinen Vater stritt. Sie hatten sich hier oft duelliert. Hier hatte er sich eines Abends aufgebracht mit Tristan geprügelt. Hier hatte er zum ersten Mal vor seinen Freunden eine Träne vergossen. Hier hatte er oft mit Serenety gespielt. Jetzt gab es keinen Anlass seine Emotionen hier heraus zulassen. Sich hier mit den anderen zu treffen. Nun würde er sich nie mehr mit ihm streiten. Eigentlich sollte er doch froh sein, oder? Sein Vater hatte ihn nie geliebt, er hatte ihn nur geschlagen und angeschrien, oder er hatte Joey Tagelang überhaupt nicht beachtet. Erholsame und doch immer quälende Tage. Jetzt würde sein Vater für immer schweigen. Warum? Warum tat es so weh, dass er gegangen war? Warum? Joey konnte es sich nicht erklären. Tot. Einfach gestorben. Wieso trieben ihn diese Gedanken in eine Ohnmacht? Ließen ihn nicht los, stachen sein Inneres mit säuerlichen Nadeln?! Wieso musste dieser Scheißkerl sich überfahren lassen! Resignation. Irgendwo tief im Inneren hatte er wohl noch eine letzte kleine Hoffnung gehabt. Dass er seinem Vater nicht egal sei, dass sich irgendwann mal etwas ändern würde. Aber nun war auch diese Hoffnung gestorben, zusammen mit seinem Vater. Joey saß da, bemerkte nichts von seiner Umwelt, bis zwei schwarze Lackschuhe genau vor ihm stehen blieben. Langsam blickte er hoch. „Aber… Du?“, Joey konnte nicht recht glauben, was er sah. War es wieder eine Erinnerung? Aber wieso dachte er dann bloß jetzt an ihn? Durchnässt stand Seto vor seinem Gesuchten. Kurz sah er eine Regung in dessen Augen. Einen Hauch Verwunderung. Aber nun waren Joeys Augen wieder leer und so unendlich traurig. Setos Bauch zog sich zusammen. Ein gequälter Ausdruck. Nein. So nicht. So wollte er den Blonden nicht sehen. Er wollte nicht in diese Augen blicken, die nichts außer Schmerz ihm zeigten. Schmerz, der sein Herz gefrieren ließ. Schmerz, der von einer Gleichgültigkeit überdeckt wurde, und doch so deutlich aus Joeys Augen sprach. Er wusste, dass die Welt grausam war. Doch wieso war sie auch zu diesem Sonnenschein genauso grausam, wie zu ihm selbst? Er wollte diese bodenlose Trauer nicht sehen. Nein, er wollte es nicht. Doch was sollte er dagegen tun? Joey sah Seto an und warme Tränen fanden endlich ihren Weg nach draußen. Daheim, in seiner kalten Wohnung konnte er nicht weinen. Hier, allein, konnte er nicht weinen. Es war so bitter einsame Tränen zu vergießen. So beängstigend. Doch nun war Seto da. Der Drache, der schützend seine Flügel über ihn legte. Warme Tränen rannten seine Wangen herunter, vermischten sich mit den kalten Regentropfen. Er konnte das Salz auf seinen Lippen schmecken und ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in dem Blonden aus, doch wollte die Dunkelheit ihr Opfer nicht aus ihren Fängen lassen. Seto sah die Tränen Joeys und in seiner Brust schmerzte es bei dem Anblick. Was sollte er bloß tun? Wie konnte er denn helfen? Wie konnte er den anderen in die Realität zurückholen? Seto kniete nieder, so dass er auf Augenhöhe mit seinem Sonnenschein war. Seine Hand wanderte langsam zu Joeys Gesicht. Sanft streichelte Seto über dessen Wange. Bei der unerwartet zärtlichen Berührung zuckte Joey zusammen. Dann nahm der junge Firmenchef den Blonden am Kinn und zog sein Gesicht zu seinem eigenen. Sanft legte er die Lippen auf die des anderes. Er wollte ihn einfach nicht weinen sehen. Joey war verwirrt. Verängstigt. Geschockt. Traurig. Und ungemein glücklich. Seine Hände legten sich um Setos Hals wie von selbst. Er brauchte ihn. Jetzt brauchte er nur ihn, nur Seto. Verzweifelt klammerte er sich an die letzte Vertrautheit. An das, was mit seinem Vater nichts zu tun hatte. Er spürte Setos weiche Lippen, spürte wie dieser ihm über die Lippen leckte und Joey öffnete leicht seinen Mund. Zart stupste Setos Zunge seine eigene an und er erwiderte die Berührung. Vergessen. Sie verschmolzen in einem unvergesslichen Kuss, die Welt um sich komplett vergessend. Und niemand sah sie. Niemand wusste es. Niemand konnte es nur ahnen. Nur die kalten Regentropfen prasselten auf das Paar. Waren ihre Zeugen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)